Express-Pakete
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Express-Pakete
NETZE Express-Pakete Technologiekonvergenz für den IP-Transport in Carrier-Netzen Wolfgang Frohberg Derzeit vollzieht sich ein grundlegender technologischer Wandel bei den Transportnetzen. Seine Ursache hat er im starken Wachstum von Telekommunikationsdiensten, deren Daten als IP-Pakete (Internet Protocol) vorliegen. Dienste im Privatnutzerbereich sind IP-basierte Videodienste (IPTV) und der massenweise Dateitransfer über das Internet (Peer-to-PeerAnwendungen). Sie werden wegen des häufigen PrivatkundenNetzzugangs über DSL oder Kabelmodem auch als Triple-PlayDienste bezeichnet – wobei die dritte Komponente die paketorientierte Sprachübertragung (Telefoniedienst) ist. Für Triple-Play-Dienste ist charakteristisch, dass ihre Daten mit einem Übermittlungsprinzip (IPPakete) über ein Medium (meist DSL oder Kabelmodem) transportiert werden. Dr. Wolfgang Frohberg ist Fachautor und Experte für Telekommunikationsnetze 40 Gegenwärtig wächst der IP-Verkehr, den private Nutzer erzeugen, exponentiell an, und zwar mit einer Rate von ca. 60 % pro Jahr (das entspricht dem Moore'schen Gesetz für das Wachstum der Leistungsfähigkeit von elektronischen Schaltkreisen [1]). Videodienste weisen ein noch stärkeres Wachstum auf: um 100 %, teilweise sogar um bis zu 150 % pro Jahr. Aber auch für geschäftlich genutzte Dienste wie die Verbindung von Unternehmensstandorten oder das sog. Mobile Backhauling für die Abwicklung des zunehmend paketorientierten Verkehrs von Mobilkommunikationsnetzen müssen immer mehr Paketdaten transportiert werden. Alle diese Daten fallen am Rand der Netze an und werden je nach der Lage ihres Ziels durch Metronetze und Core-Netze transportiert. In allen in Bild 1 genannten Netzbereichen vollzieht sich der angesprochene Wandel in der Übertragungstechnik. Neben dem Transport der Paketdaten ist auch der Diensteaspekt für die genutzte Technik wichtig. Teilnehmer müssen verwaltet, ihr Verkehr zusammengefasst (aggregiert) werden, und bei der gleichzeitigen Nutzung verschiedener Dienste sind die Daten der Dienste voneinander zu separieren, um Quality of Service (QoS) gewährleisten zu können. Übertragungstechniken Bild 2 enthält eine Einordnung der hier betrachteten Techniken in ein Schichtenmodell und in die in Bild 1 skizzierten Netzbereiche. Nachfolgend werden sie kurz beschrieben. Ethernet-PON (EPON) Passive optische Netze (PON) entwickeln sich mehr und mehr zur verbreiteten glasfaserbasierten Zugangstechnik (Fiber to the Home – FTTH). Auf diesen Netzen werden im Fall von EPON Ethernet-Frames (Fast Ethernet oder Gigabit Ethernet) im optischen Format (IEEE 802.3ah) transportiert. Bild 1: Darstellung der für den Datentransport relevanten Netzbereiche WDM-PON Passives optisches Netz mit mehreren Wellenlängen auf einer Faser, die pro Teilnehmer, aber auch gebündelt verwendet werden können (WDM – Wavelength Division Multiplexing). WDM-PONs sind für die Schicht 1 transparent, es handelt sich um keine paketspezifische Technik. Der Hauptvorteil von WDM-PONs ist die große zur Verfügung stehende Bandbreite, darüber hinaus können WDM-PONs die geografische Reichweite des Access ausdehnen und dadurch zu einer Reduzierung der Hierarchiestufen im Netz und zu einer Reduzierung von Standorten für Netzelemente beitragen. Hauptnachteil ist die schlechte Flexibilität beim Netzmanagement (gegenseitige Beeinflussung der Wellenlängen). Das Thema in Kürze Konvergenz im Sinn eines Universalnetzes als künftiges Transportnetz wird es in absehbarer Zeit kaum geben. Dafür sind die Anforderungen der Dienste, aber auch die der Netzbetreiber und die Vor- und Nachteile, die einzelne Techniken aufweisen, zu verschieden. Doch ist der Blick des Autors auf die Tendenzen in diese Richtung lohnenswert – so auf eine übergreifende Control Plane als ein Schlüssel zur Konvergenz. NET 9/08 Express-Pakete Flexibles WDM mit ROADMs in Metronetzen Durch rekonfigurierbare optische Add-Drop-Multiplexer (ROADMs) – es müssen bei der Neukonfigurierung von Wellenlängen keine Transponder vor Ort am ROADM getauscht werden – erhöht sich die Flexibilität von WDM-Systemen. Allerdings erreichen sie nicht die Flexibilität von klassischer Übertragungstechnik im Hinblick auf Ersatzschaltungen (keine automatische Ersatzschaltung in der ROADMbasierten WDM-Schicht möglich), die Flexibilität der Wellenlängenvergabe (Blockierungen sind möglich) und das Netzmanagement (analoge optische Parameter wie die Sendeleistung müssen bei jeder Neukonfigurierung für viele Wellenlängen neu eingestellt werden). Im Hinblick auf die Lösung dieser physikalischen Probleme steckt die Optik – verglichen mit der Elektronik – noch in den Kinderschuhen. Im Betrieb haben sich daher ROADMs teurer als erwartet herausgestellt, obwohl neue Entwicklungen zu sog. Multi-DegreeROADMs die Flexibilität dieser Netzelemente bezüglich der Netztopologie verbessern. Das liegt an der Wellenlängenblockierung, dem Bedarf an externem Switching für die Bandbreitenverwaltung, GMPLS-Limitierungen (Generalized Multiprotocol Label Switching) und dem fehlenden robusten Performance-Management. Abhilfe schaffen sogenannte digitale ROADMs (DROADM), sie haben folgende Eigenschaften: • Terminierung des unflexiblen photonischen Layers, das heißt, Probleme der photonischen Schicht beschränken sich auf die Strecke zwischen benachbarten Knoten im Netz; • topologisch flexibel, es kann jeder Wellenlängenservice an jedem Knoten aufgeschaltet oder abgezweigt werden; aufgeschaltete und abgezweigte Wellenlängen können in jede beliebige Richtung gehen (Directionless ROADM); • aufgeschaltete und abgezweigte Wellenlängen können aus dem gesamten Wellenlängenspektrum stammen (Colorless ROADM); • es gibt keine Wellenlängenblockierungen. NET 9/08 OTH-Netze (Optical Transport Hierarchy) Sie erweitern TDM-Hierarchien (SDH oder Sonet; Time Division Multiplexing, Synchronous Digital Hierarchy) in der Servicebitrate nach oben und kombinieren elektrisches Framing, Overhead und Überwachungskanäle mit photonischem Overhead und Überwachungskanal (Optical Channel Overhead). Allerdings werden damit noch nicht die Probleme der inkompatiblen Bandbreite zwischen der TDMWelt und der Ethernet-Welt (10, 100, 1.000, 10.000 Mbit/s) gelöst. Es werden derzeit Anstrengungen in der ITU-T-Standardisierung unternommen, um durch die Neudefinition von Client-Bitraten und die Anpassung Verfügbarkeit usw. Carrier Ethernet wird hauptsächlich in Metronetzen eingesetzt. • Wird das Ethernet direkt auf einer Glasfaser (Ethernet over Fiber) transportiert, liegt der Hauptvorteil in den geringen Kosten. Nachteil ist, dass die im Metrobereich verbreiteten Ringstrukturen nicht genutzt werden können. • Wird das Ethernet über WDM geführt, liegt der Vorteil in der hohen Bandbreite. Nachteilig ist, dass nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen möglich sind und die Bandbreitenskalierung im Bereich von Wellenlängen liegt. Ethernet über WDM wird hauptsächlich im Metrobereich angewendet. Bild 2: Einordnung von Techniken, die zur Paketübertragung beitragen, in ein Schichtenmodell und in Netzbereiche von Transportbitraten die Inkompatibilitäten zu beseitigen. Wenn dies gelingt, wird mit dem sogenannten New OTN (Optical Transport Network) eine Multiplexhierarchie zur Verfügung stehen, über die Ethernet-Signale wie auch TDM-Signale transportiert werden können und die alle Eigenschaften klassischer Transportnetze auf TDM-Basis bereitstellen (Management, Ersatzschaltungen, Synchronität, Zuverlässigkeit usw.). Carrier Class Ethernet Es ist die Ergänzung der EthernetÜbertragung um Managementprotokolle (Ethernet OAM – Operation, Administration and Maintenance), die der Ethernet-Übertragung Eigenschaften verleihen, die aus der TDM-Transportwelt bekannt sind: Netzmanagement, Verbindungsorientierung, Skalierbarkeit (Anzahl der Services und Adressvorrat), Trennung von Ressourcen für Dienste mit verschiedenen QoS-Anforderungen, Zuverlässigkeit, • Der Transport von Ethernet über ein MPLS-fähiges Netz (EoMPLS) bietet eine stabile standardisierte Lösung und stellt Dienste wie E-Line, E-LAN (Ethernet-Line- bzw. LAN-Services) oder VPLS (Virtual Private LAN Services) zur Verfügung. Viele Protokolle und Dienste werden unterstützt, es gibt Traffic Engineering (für QoS). Allerdings ist EoMPLS sehr teuer, da es auf IP/MPLS (Layer 3) basiert. Zudem ist die Skalierbarkeit des Netzmanagements eingeschränkt. Provider Backbone Transport/Provider Backbone Bridging mit Traffic Engineering (PBT/PBB-TE) Dies ist ein Ethernet-zentrischer Ansatz zum Ersetzen des Layer-3-Routings (siehe EoMPLS) durch Layer-2Switching. Die Technik adressiert den Ethernet-Transport in Aggregation/Metro und bietet Verbindungsorientierung, OAM-Fähigkeit sowie Ausfallsicherheit durch Ersatzschaltungen. PBB-TE ist in IEEE P802.Qay standardi41 Express-Pakete siert, baut auf der Benutzung von QTags auf und erweitert „Q in Q“ auf 16 Mio. mögliche Tags mittels PBB. PBT schließlich behebt das Problem des Lernprozesses, der beim Ansprechen nicht bekannter MAC-Adressen (Media Access Control) bei der Nutzung des PBB-Protokolls auftritt und zu Störungen führen kann. Im Fall der Anwendung von PBT müssen Wege durch das Netz auf Administrationsebene konfiguriert werden, vergleichbar mit dem Betrieb eines SDH-Netzes. Diese Offline-Konfiguration der Verbindungen ist Traffic Engineering, daher auch die Bezeichnung Provider Backbone Bridging with Traffic Engineering. Vorteile von PBT/PBB-TE sind das einfache und damit kostengünstige Konzept sowie einfaches Management. Nachteile liegen darin, dass nur Punkt-zu-Punkt-Verbindungen möglich sind, in der Skalierbarkeit der Nutzverbindungen und in der Skalierbarkeit des Managements. Hauptverfechter von PBT/PBB-TE ist Nortel. Transport-MPLS (T-MPLS) Dies ist der MPLS-zentrische Ansatz zum Ersetzen des Layer-3-Routings (siehe EoMPLS) durch Layer-2-Switching. Vereinfacht dargestellt ist TMPLS das ursprüngliche IP/MPLS ohne IP. Auch T-MPLS adressiert ausschließlich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen – das sind aber 90 % aller EthernetDienste. T-MPLS ist für diese Dienste eine wirtschaftliche Alternative zu IP/MPLS mit dem Vorteil, dass es weniger komplex ist und eine durch IETF und ITU-T standardisierte Lösung darstellt. Hauptverfechter von T-MPLS ist Alcatel-Lucent. Provider VLAN Transport (PVT) Stellt eine weitere Alternative dar, von Huawei und Siemens in die Standardisierung eingebracht. Sie baut auf der Architektur von Virtual LANs (VLAN) auf. Allerdings gibt es wenig Interesse für diese parallel zu T-MPLS und PBT/PBB-TE existierende Alternative. IP/MPLS Dies ist die ursprünglich für IP entwickelte verbindungsorientierte Übertragung von Paketen. Dabei werden für Flows von IP-Paketen Pfade (Label Switches Paths – LSPs) eingerichtet, und die Weitergabe der Pakete erfolgt anhand von Labels, die für diese Pfade 42 anstelle der IP-Adresse temporär vergeben werden. IP/MPLS ist mit dem IP Multimedia Subsystem (IMS) kompatibel, welches Dienste verwaltet (QoS, Nutzerverwaltung). Daher wird IP/MPLS vorteilhaft im Core angewendet, wo auch die IP-Funktionalität für die Dienste bereitgestellt wird. Die folgenden beiden Techniken stellen jeweils eine schichtenübergreifende Kombination von Einzeltechniken dar. IP über WDM (IPoWDM) Das ist die Übertragung von IP-Paketen bzw. MPLS-Paketen (siehe IP/MPLS) über eine WDM-Infrastruktur. Dabei kann es sich um herkömmliches WDM handeln oder um auf ROADMs beruhendem flexiblerem WDM. Ein effizienter Betrieb von IP über WDM (z.B. für Ersatzschaltungen auf der optischen Ebene) erfordert die Zusammenarbeit zwischen IP Layer (L3) und WDM-Layer (L1). Wegen der Komplexität dieser Zusammenarbeit wird dies auch von starken Befürwortern von IPoWDM wie Cisco eher als langfristiges Ziel gesehen [2]. Weitere Nachteile sind die aus dem Verbleib der Signale in der photonischen Ebene bekannten (siehe flexibles WDM mit ROADMs). Außerdem überschreitet die Kombination zwischen IP/MPLS und WDM die traditionelle Grenze zwischen der Datenorganisation und der Transportorganisation bei Netzbetreibern. Layer 2 über OTN Diese Technik kombiniert die Vorteile des Pakettransports auf Layer 2 (TMPLS oder PBT/PBB-TE) mit der Flexibilität, die ein „New OTN“ auf der Granularitätsebene der OTH in Layer 1 bereitstellt. Allerdings sind auch hier noch nicht alle Fragen im Zusammenhang mit der schichtenübergreifenden Steuerung gelöst. Layer 2 über OTN wird derzeit von der Deutschen Telekom sehr intensiv untersucht. Layer 2 über OTN kann sowohl im Metroals auch im Core-Bereich angewendet werden. Im Core verspricht es deutlich niedrigere Kosten als IP über WDM, wenn sogenannte Packet-Optical Transport Systems (P-OTS) benutzt werden. P-OTS sind Netzelemente, welche die WDM-Schicht und die Schicht 2 integrieren (Bild 3) [3]. Hier nicht weiter betrachtet werden sollen Techniken wie Ethernet über SDH oder SDH over Sonet (EoS). In der langfristigen Entwicklung der Übertragungsnetze wird diese Technik einen stark schwindenden Anteil haben. Das Gleiche trifft für ATM zu. Bewertung Mit Sicherheit wird es bei den Techniken des Datentransports – grob betrachtet – zwei Netzschichten geben: • eine Schicht für die Aggregation und den Transport von Paketverkehr sowie die Trennung zwischen Nutzern und Diensten (QoS). Diese Schicht muss sehr gut skalierbar sein (Verkehrs- und Netzwachstum), einen breiten Granularitätsbereich abdecken (unterschiedliche Nutzer mit unterschiedlichen Diensten, die extrem weit auseinanderliegende Bandbreitenanforderungen haben), über ein optimales Netzmanagement verfügen und Vermittlungsvorgänge möglichst effizient ausführen; • eine Schicht für die flexible Bereitstellung von Gesamtübertragungskapazität zwischen den Netzknoten. Diese Schicht muss hauptsächlich große Bandbreiten schalten können (oberhalb der SDH-Dienste) und sollte effizient und schnell auf Fehler in den optischen Übertragungsstrecken reagieren. In der oberen Netzschicht kommen im Core IP/MPLS und im Aggregationsbereich PBB-TE und T-MPLS zum Einsatz. Das bedeutet, dass IP/MPLS und die beiden anderen Ethernet-basierten Transporttechniken keine Entscheidungsalternativen darstellen, sondern in unterschiedlichen Netzbereichen zur Anwendung kommen. Es bleibt abzuwarten, wie weit IP/MPLS in den Metrobereich vordringt und wie weit PBB-TE oder T-MPLS den Core-Bereich besetzen. Zwischen PBB-TE und T-MPLS gibt es zur Zeit keinen deutlichen technisch begründeten Favoriten. Entsprechend Kundenwünschen wird entwickelt, was in bereits vorhandene Infrastrukturen am besten integriert werden kann. PBB-TE hat derzeit einen beachtlichen Zuspruch, trotz späterem NET9/08 Express-Pakete Start als T-MPLS. So sprechen sich bei Umfragen ca. doppelt so viele Netzbetreiber für eine Nutzung von PBT/PBBTE im Aggregationsbereich aus als für die Nutzung von T-MPLS. Das liegt an versprochenen Kostenvorteilen aufgrund des einfachen Konzeptes, denn Kosten sind in dem Preiskampfmarkt für Transportnetze entscheidend. In der unteren Netzschicht konzentrierte sich die Entwicklung bisher hauptsächlich auf die Bereitstellung von flexiblen photonischen Netzen (ROADM-Netze). Der Verbleib in der photonischen Ebene verspricht dabei abgewogen werden, welche Kombination von Techniken die geringsten Gesamtkosten (TCO) verursacht. Das Bild 3 zeigt eine Übersicht der wahrscheinlichen Architektur zukünftiger Transportnetze. Durch eine Kombination von Pakettechnik und flexiblem WDM in einem beide Netzschichten überstreichenden Netzelement, dem P-OTS, entsteht derzeit ein neues Marktsegment „Packet Optical“. Nach der Definition von CurrentAnalysis sollten kombinierte Produkte folgende Funktionen beinhalten: Bild 3: Eine mögliche künftige Transportnetzarchitektur zunächst Kostenvorteile. Aufgrund der physikalischen Probleme beim Verbleib in der photonischen Ebene gibt es jedoch zunehmend eine Rückkehr zu elektrischen Schaltvorgängen in dieser Netzschicht. Es gibt zwei grundlegende Entwicklungsrichtungen unter Einbeziehung des elektrischen Schaltens: erstens digitale ROADMs. Sie basieren hauptsächlich auf der kostengünstigen optoelektrischen Wandlung von integrierten photonischen Schaltkreisen (Photonic Integrated Circuits – PICs). Zweitens die optische Transporthierarchie OTH (Optical Transport Hierarchy), die derzeit neu definiert und an die Erfordernisse des Transports von Ethernet-Signalen angepasst wird. Sowohl flexibles WDM als auch OTH kommen in den beiden Netzbereichen Metro und Core zum Einsatz. Obwohl eine Bulk-Schicht aus photonischen Netzelementen zunächst geringere Kosten verursacht als OEO-Netze (Optical-Electrical-Optical), muss anhand der Daten eines konkreten Netzes, seiner operationellen Randbedingungen und seiner Diensteanforderungen NET 9/08 • rekonfigurierbaren WDM-Transport; • verbindungsorientiertes L2-Switching und Aggregation; • Carrier Class OAM; • integrierten Sonet/SDH-Support. Während sich die ersten drei Eigenschaften aus der Positionierung solcher Netzelemente logisch ergeben (siehe Bild 3), ist die Forderung nach SDH-Unterstützung fragwürdig, wenn man die abnehmende Rolle von SDH und Sonet in zukünftigen Transportnetzen beachtet. Für den All-in-One-Ansatz in PacketOptical-Netzelementen sprechen eine vereinfachte Netzarchitektur, weniger Netzelemente, ein übersichtlicheres Netzmanagement sowie eine Netzmigration entsprechend der Entwicklung der Anforderungen. Andererseits kann bei der getrennten Optimierung jeweils des flexiblen WDM-Layers und der Schicht 2 bereits installierte Infrastruktur weiterentwickelt werden (Investitionsschutz), was ebenfalls Kostenvorteile verspricht. Die Vision der Deutschen Telekom AG [4] konkretisiert eine mögliche Ausprägung der zukünftigen Architektur: • eine Paketplattform (Switching und Routing) über OTN; • Ethernet und Layer-2-MPLS (das ist im Prinzip Transport-MPLS) über WDM im Metrobereich; • IP/MPLS über WDM im Core; • Multiserviceeigenschaften in der Paketschicht; • Paketschicht und photonische Schicht bleiben getrennte Plattformen, werden aber stärker als bisher integriert. Unter OTN wird eine Kombination aus OTH und flexiblem WDM verstanden. Das OTN stellt dabei Verbindungen auf der Ebene von Wellenlängen zur Verfügung und dient als Transportlayer für „Lambda Services“. Zudem gewährleistet es ein Offloading der Paketschicht, indem es eine andere Topologie als das Pakettransportnetz hat. Interessant ist die Rolle der ASON/GMPLS Control Plane (ASON – Automatically Switched Optical Network) bei der Entwicklung zukünftiger konvergenter Transportnetze. Obwohl für ein schichtenübergreifendes Netzmanagement entwickelt, wird GMPLS derzeit hauptsächlich für moderne Ausfallsicherheitskonzepte (Restoration) in TDM-Netzen verwendet. Mit der Herausbildung von flexiblem WDM und OTH als untere Netzschicht wird GMPLS zunehmend wirklich schichtenübergreifend eingesetzt werden. Diese übergreifende Control Plane wird der Schlüssel zu einer funktionierenden Konvergenz sein, welche die obere und untere Netzschicht integriert. (we) Literatur [1] Frohberg, W.: Parallelen: Entwicklung von IP-Datenverkehr und Mikroelektronik ähneln sich; NET 1-2/08, S. 35-37. [2] Gerstel, O.; Paraschis, L.: IP over DWDM in core networks: near term and long term goals; ECOC 2007. [3] LightReading: Webinar „Migration from Sonet/SDH to High-Performance Carrier Ethernet Transport“, gesendet am 12.06.2008. [4] Fricke, M.: Network Development and Evolution; IIR-Konferenz WDM and Next Generation Optical Networking; Cannes, 23.-27.06.2008. 43