Digitalkameras: Brennweite nach Mass

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Digitalkameras: Brennweite nach Mass
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Publisher 5 · 2002
Fokus
Digitalkameras: Nikons neuste Spiegelreflex und Minoltas Topmodell im Systemvergleich
Brennweite nach Mass
Mit der D100 weitet auch Nikon das Angebot an digitalen Spiegelreflexkameras (SLR) mit
Wechselobjektivanschluss in günstigere Preisregionen aus. Derweil lanciert Minolta die
verbesserte Farbbildsucherkamera DiMAGE 7i, deren fest integriertes Zoomobjektiv einen
beachtlichen Brennweitenbereich umfasst.
 MARKUS ZITT Die gewaltige und
stete Neuheitenflut digitaler Fotoapparate schwemmte bislang grösstenteils kompakte Sucherkameras mit
allerlei Automatikfunktionen und fest
integrierten Dreifachzooms auf den
Markt. Ambitionierte Fotografen und
manche fotografische Einsatzgebiete
verlangen aber nach mehr Möglichkeiten und mehr gestalterischer Kontrolle
bei der Aufnahme, als sie die kleinen
automatischen Schnappschusskameras
bieten.
Ein Anschluss für Wechselobjektive
oder ein grosser Brennweitenbereich
eines integrierten Objektivs erlauben
es, den unterschiedlichsten Fotomotiven und Gestaltungsabsichten gerecht
zu werden. Auch das gezielte manuelle
Einstellen von Belichtung und Distanz
(Fokussierung bzw. Scharfeinstellung),
die Beeinflussung der Bilddaten durch
Vorgabe von Kontrast, Farbsättigung,
Schärfungsgrad etc. sowie das Speichern in verschiedenen Dateiformaten
(kompaktes JPEG, verlustfreies und
universelles TIFF, verlustfreies und
kompaktes Rohdatenformat mit hoher
Farbtiefe) gehören zum Katalog einer
Kamera für den bewusst gestaltenden
Fotografen. Als fotografisches Werkzeug sollten all diese Funktionen nicht
zeitraubend in Menüs am Kameramonitor verschachtelt, sondern direkt über
Bedienelemente am Kameragehäuse
zugänglich sein.
Die Nikon D100 und die Minolta
DiMAGE 7i gehören zu den Kameras,
die solchen Ansprüchen versierter
Fotografen gerecht werden wollen.
Direkt vergleichbar sind beide Modelle
allerdings nicht. Die Nikon D100 ist
eine Spiegelreflex mit Anschluss für
Wechselobjektive und einer Auflösung von 6 Megapixeln (Mpx). Mit
einem Listenpreis von 4200 Franken
ist sie zudem das derzeit günstigste
Modell dieser Kameraklasse über alle
Marken hinweg. Die Minolta DiMAGE
7i ist dagegen eine All-In-One-Kamera
mit fest integriertem 28–200-mmZoomobjektiv, Farbbildsucher mit
Spiegelreflex-Feeling und umfassender Funktionalität. Das Topmodell in
Minoltas Sortiment bewegt sich mit
einem Preis von rund 2000 Franken
in den oberen Preisregionen digitaler
Kompaktkameras, wobei die Bezeichnung «kompakt» hier vor allem für
die umfassende Ausstattung mit integriertem Blitz und Objektiv gilt und
weniger für die gar nicht so geringen
Abmessungen.
Indem wir die zwei Kameras einander
gegenüberstellen, wollen wir die Vorund Nachteile dieser Kameratypen
aufzeigen, die beide um eine ähnliche
Käuferschicht buhlen.
Nikon D100:
Digi-SLR für jedermann
Wie die in der letzten Ausgabe vorgestellte Canon EOS D60 richtet sich
auch die Nikon D100 durch Preis und
Ausführung in erster Linie an Amateurfotografen und berufliche Anwender,
aber weniger an Berufsfotografen. Für
Letztere bietet Nikon weiterhin zwei
unterschiedliche D1-Modelle an, die
etwa das Zweifache der D100 kosten.
Die D1H «Highspeed» ist für rund 8000
Franken zu haben und schiesst mit ihrer
2,6 MPx-Auflösung bis zu 40 Bilder in
Folge bei einer Geschwindigkeit von 5
Bildern pro Sekunde. Die D1H richtet
sich vor allem an den typischen Fotoreporter (Sport, Action, Promis etc.),
während die 10 000 Franken teure
D1X «eXtended resolution» mit hoher
5,5 Mpx-Auflösung für sonstige Fotoarbeiten (Mode, People, Architektur,
Sachaufnahmen etc.) gedacht ist
Ein Objektiv für alle Fälle:
Mit dem Siebenfachzoom
und vielen Einstellmöglichkeiten bietet die
Minolta DiMAGE 7i eine
Komplettausstattung für
alle Aufgaben.
und bei niedrigerer Geschwindigkeit
(3 fps) gerade 9 Aufnahmen in Folge
schiessen kann.
Die D100 ist hinsichtlich Auflösung
(6 Mpx) und Geschwindigkeit (3 fps)
eher mit der D1X vergleichbar, vermag
jedoch nur 6 Fotos in kontinuierlicher
Folge aufzuzeichnen. In der Praxis
sind allerdings die Fotos aus dem
Pufferspeicher der D100 derart rasch
gesichert, dass ein siebtes Bild mit
nur kurzer Verzögerung geschossen
werden kann.
Während die D1-Modelle von Grund
auf neu als Digitalkameras geschaffen
wurden, ihr Design aber dennoch an
die analogen Modelle F5 und F100
erinnert, basiert die D100 auf der analogen F80. Die F80 ist eine Mittelklassekamera, die durch ein schlichtes und
elegantes Design gefällt, extrem klein
und leicht ist und sich als ideale Reisespiegelreflexkamera erweist. Diese
Vorzüge verliert die Kamera auch nicht
als Digicam, obwohl sie etwas grösser
und schwerer ist. Wie bei der Canon
EOS D60 kann unten ein zusätzliches
Batteriegehäuse angeschraubt werden,
das bis zu zwei Lithium-Ionen-Akkus
oder auch sechs «gewöhnliche» Rundzellen (NiMH-Akkus oder Batterien)
des AA/Mignon-Typs aufnimmt, einen
Auslöser für Hochformataufnahmen
aufweist und das Aufzeichnen von
Audiokommentaren erlaubt. Verglichen mit den robusten und schnelleren
D1-Modellen ist die D100 deutlich
kleiner und gerade mal halb so schwer.
Auch die leistungsstarke Ladestation
und die Akkus der D100 sind kaum
halb so gross wie die der D1-Modelle.
Dennoch reichte der LithiumIonenAkku (2000 mAh) der D100 im Test
mit intensiver LCD-benutzung für etwa
350 Aufnahmen (Nikon spricht von
1600 Fotos) und somit deutlich weiter
als ein NiMH-Akku (2000 mAh) für die
D1-Modelle. Anders als bei den D1Modellen sind übrigens ein Akku und
die Ladestation im Preis inbegriffen.
Erwähnenswert ist, dass mit der
FinePix Pro S2 von Fujifilm noch eine
zweite neue Digicam auf der Basis
der analogen Nikon F80 erhältlich
ist, deren Digitaltechnik allerdings
vollständig auf Fuji-Technik basiert.
Der 6 Mpx-Fotochip (SuperCCD) der
6100 Franken teuren Kamera liefert
– typisch Fuji – nicht nur Bilder bis
zu 3024 x 2016 px, sondern ebenso
im interpolierten Format von 4256 x
2848 px (12 Mpx) (Beschreibung der
Besonderheiten des Fuji-Fotochips in
Publisher 06/2000).
Die Nikon D100 bietet drei Auflösungen (3008 x 2000 px, 2240 x 1488
Fokus
Mit dem rechten Zeigefinger werden
der Auslöser und das vordere
Einstellrad (Blendeneinstellungen)
bedient, aber auch die allfällige Über/Unterbelichtung und der Blitzmodus.
Der Knopf für die LCD-Beleuchtung
muss zusammen mit einer zweiten
Taste zum schnellen Formatieren
gedrückt werden.
px, 1504 x 1000 px) und speichert
die Fotos als JPEG (drei Qualitätsstufen), als 17,3 MB grosses TIFF oder im
NEF-Rohdatenformat (Nikon Electronic
Format) auf CompactFlash-Speicherkarten der Typen I und II (3,3 mm und
5 mm Dicke).
Als digitale Amateurkamera besitzt
die D100 neben dem ISO-Schuh für
Blitzgeräte einen integrierten, automatisch herausklappbaren Blitz sowie
eine langsame, dafür sehr verbreitete
USB1.1-Schnittstelle mit 12 Mbps. Profikameras wie die D1-Modelle verzichten auf einen internen Blitz und bieten
statt der USB- eine 400 Mbps schnelle
FireWire-Schnittstelle (IEEE1394a).
Die erwähnte Fuji S2 ist dagegen mit
beiden Schnittstellen ausgestattet.
Praktische Bedienung
Angenehm bei der D100 ist die Möglichkeit, viele Einstellungen aussen an
der Kamera über Bedienelemente statt
über Menüs am LCD vorzunehmen.
Oft bieten die betreffenden Menüs
jedoch zusätzliche Einstellungen zu
Feinabstimmungen. So können etwa
die verschiedenen Weissabgleich-Voreinstellungen zusätzlich um drei Stufen
wärmer oder kühler eingestellt werden.
Als Beispiel für die praktische «externe»
Bedienung lässt sich das Formatieren
von Speicherkarten nennen. Dies lässt
sich auch ohne einen Menübefehl
aufzurufen bewerkstelligen. Werden
für zwei Sekunden zwei Tasten, eine
rechts beim Auslöser und eine zweite
links hinten (siehe Bilder oben), gleichzeitig gedrückt, so erscheint ein Dialog
auf dem oberen Datendisplay, der
durch nochmaliges Drücken der Tasten
bestätigt wird. In der Praxis erweist
sich dies als angenehm unkompliziert
und birgt auch nicht das Risiko eines
versehentlichen Formatierens.
Nicht überall gelang es Nikon, die
Bedienerfreundlichkeit so optimal
zu gestalten. So werden der Weissabgleich (WB), die Empfindlichkeit
(ISO), die Bildqualität und der Autofokusmodus (dynamische Wahl des
Fokuspunktes oder einzelner Punkt)
mittels Wählrad eingestellt, das sich
links auf der Kamera neben dem
Sucher befindet und das auch die
Betriebsmodi (manuelle Einstellung
von Zeit und Blende, Programm-, Zeitund Blendenautomatik) enthält. Das
Rad muss z.B. für die Einstellung einer
WB-Voreinstellung wie Kunstlicht erst
in die entsprechende Position gebracht
werden, damit die Einstellung mittels
Daumenrad vorgenommen werden
kann. Danach muss das Wählrad
wieder auf den vorherigen Betriebsmodus zurückgestellt werden. Hier sind
entschieden zu viele Schritte nötig.
Der Weissableich, die Empfindlichkeit
oder die Qualität lassen sich schneller
übers Menü einstellen. Praktischer geht
dies an einer D1-Kamera, die separate
Tasten für Weissabgleich, ISO-Einstellung und für die Wahl der Bildqualität
bzw. des Dateiformats besitzt.
Das Menü der D100 entspricht übrigens dem typischen Nikon-Schema
und wird über eine Vierwegtaste neben
dem LCD per Daumen bedient. Wird
das Menü aufgerufen, stehen stets alle
vier vertikal angeordneten Registerkarten (Aufnahme, Wiedergabe, KameraSetUp und individuelle Konfiguration)
bereit. In diesen Registerkarten lassen
sich verschiedene Einstellungen durch
vertikales Scrollen anwählen und
schliesslich durch seitliches Kippen
einer Vierwegtaste die gewünschte
Option auswählen. Die Verteilung der
Einstellungen ist wesentlich übersichtlicher und logischer als bei der D1X
bzw. H, welche zu viele Kameraeinstellungen (z.B. Bildschärfung, Farbmodus)
in den Individualeinstellungen führt.
Beide erwähnten Einstellbeispiele sind
in der D100 im Register Kameraeinstellung zu finden. Als Farbmodus kennt
die Kamera nicht nur die Farbprofile
«sRGB» und «Adobe 1998», sondern ein
zweites «sRGB»-Profil, das an Farbfilme
angelehnt ist und sich für Landschaftsaufnahmen eignet, da es mehr in die
blauen und grünen Farben ausgedehnt
ist. Die D1H und D1X oder auch die
EOS 1d kennen hier nur die ersten zwei
Einstellungen, während sich das Gros
der Digicams, darunter die EOS D60
oder DiMAGE 7i, ausschliesslich eines
sRGB-Profils bedient.
Die Grundempfindlichkeit der D100
beträgt wie bei der D1H 200 ISO und
kann in Drittelstufen bis 1600 ISO
angehoben werden, während bei der
D1X das Spektrum von 125 bis 800
ISO reicht. Zusätzlich lässt sich die
Empfindlichkeit der D100 um zwei
weitere Stufen erhöhen, wobei das
Rauschen dann ein störendes Mass
erreicht. Ansonsten ist das Rauschen
gering, nimmt aber kontinuierlich und
nicht erst bei Erreichen eines bestimmten Wertes schwellenartig zu.
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Mit dem Wählrad wird der Aufnahmemodus (z.B. A = Zeitautomatik) festgelegt. Darunter ist der Schalter für Einzel-,
Serien- oder Selbstauslöseraufnahmen.
Auf der Rückseite sind die Tasten für
Belichtungsreihe (BKT = Bracketing)
und Blitzleistungsregelung. Letztere wird
auch für die Zwei-Tasten-Formatierung
genutzt.
dar. Grösster Nachteil der D100 gegenüber den D1-Modellen ist ihre eingeschränkte Kompatibilität zum grossen
Objektivangebot (aktuelle Objektive
und alte Occasionen von Nikon und
Fremdherstellern). Zwar passen selbst
die ältesten Objektive mechanisch auf
die D100, doch je nach Generation
des Objektivs ist die Funktionalität
mehr oder weniger eingeschränkt. Zu
empfehlen sind nur Autofokus-Objektive und neue Manualfokus-Objektive
mit integrierter CPU von Nikon und
Fremdherstellern. Mit allen anderen
begibt man sich auf Blindflug, weil die
Belichtungsmessung nicht arbeitet.
Belichtung und Schärfe können nur
von Hand eingestellt werden. Gemeinsam ist allen digitalen SLRs von Nikon,
dass ihre Brennweitenverlängerung
1,5x beträgt und somit zum Beispiel
ein 50-mm-Normalobjektiv den gleichen Ausschnitt wie ein 75-mm-Tele
auf einer analogen Kleinbildkamera
zeigt.
Minolta DiMAGE 7i:
Autofokus verbessert
Die 7i ist eigentlich ein Update der vor
einem Jahr lancierten DiMAGE 7 und
weist gegenüber ihrer Vorgängerin
lediglich kleinere Verbesserungen auf.
So ist die 7i mit einem schnelleren
Autofokus und einem besseren Energiemanagement ausgestattet. Neu
beträgt die kürzeste Verschlusszeit nun
nur noch eine Viertausendstel- statt
einer Zweitausendstelsekunde.
Vergleichbare Kameras sind die
schon etwas ältere Sony DCS-F707
und die brandneue Nikon Coolpix
5700. Typisch für die Klasse der All-
In-One-Kameras ist die Bauweise der
DiMAGE 7i, die von oben betrachtet
dem Buchstaben «L» ähnelt. Die Länge
wird bestimmt durch das grosse Zoomobjektiv mit seinem grossen Brennweitenbereich. Im Fall der 7i handelt
es sich um ein Siebenfach-Zoom, das
vom echten 28-mm-Weitwinkel bis
zum starken 200-mm-Tele reicht. Gut
ist in Anbetracht des Zoombereichs
die Lichtstärke (grösste Blendenöffnung), welche in Weitwinkelstellung
2,8 und in 200-mm-Stellung 3,5
beträgt. Anders als bei den meisten
All-In-One-Konkurrenzmodellen und
den sonstigen Digicams wird die
Brennweite nicht motorisch, sondern
per Handarbeit mittels Drehring am
Objektiv verstellt. Dadurch ist auch
das Zoomen während einer Videoaufzeichnung möglich.
Das silberne Metallgehäuse mit etlichen Plastikteilen wirkt mit seinen
Kanten und der Vielzahl von verschieden geformten Bedienelementen
weder zeitgemäss noch ergonomisch.
Tatsächlich ist es aber bis auf einige
Details doch recht bedienungsfreundlich. Während mit der linken Hand
das Objektiv gehalten und dabei
gezoomt oder allenfalls auch manuell
die Schärfe eingestellt wird, fügt sich
der rechte Teil des Kameragehäuses
mitsamt Griff in die rechte Hand des
Fotografen. Besonderen Halt bietet
die Griffleiste allerdings nicht, und
zudem stört eine Öse für den Tragriemen, die beim Speicherkartenwechsel
der Klappe in die Quere kommt. Die
Kamera in der rechten Hand, liegt
der Zeigefinger auf dem Auslöser oder
einem Einstellrad (z.B. für Blende bei
Vergleich mit D1
Die D100 dürfte nicht nur für Besitzer
einer analogen Nikon-Ausrüstung
interessant sein, sondern auch für
manchen D1-Besitzer, da die Kamera
kompakter ist und einen deutlich leistungsfähigeren Akku nutzt. Dank ähnlicher Auflösung und Geschwindigkeit
ist die D100 eine günstige, kompakte
Alternative zur D1X. Verglichen mit
der D1 von 1999 und der D1H stellt
die langsamere, dafür hochauflösende
kompakte D100 eher eine Ergänzung
D100 mit Schutzkappe für das Farb-LCD: Links daneben sind Tasten für Bildanzeige,
Menü, Indexanzeige, Löschschutz und Eingabe zu finden. Rechts neben den Sucher
und umgeben vom Drehring für den Lichtmessmodus befindet sich die Fokus-/
Messwertspeicher, darunter eine Vierweg- und eine Löschtaste. Ganz aussen sind das
hintere Einstellrad und der Deckel für CF-Karten untergebracht.
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Zeitautomatik, Weissabgleichwerte
etc.), während in Reichweite des
Daumens sieben Knöpfe, Tasten und
Schalter liegen.
Die mangelnde Geschwindigkeit des
Autofokus war beim Vorgängermodell
ein häufig geäusserter Kritikpunkt, soll
nun aber mehr als verdoppelt worden
sein. In der Tat bietet das Autofokus
nun keinen Anlass zur Kritik – es
könnte natürlich immer noch schneller
und genauer sein. Ein interessantes
Ausstattungsmerkmal ist im Zusammenhang mit dem Autofokus zu
erwähnen: Die 7i bietet wie schon die
erste «7» einen flexiblen Fokuspunkt.
Mit anderen Worten, die Stelle, auf
welche die Kamera automatisch scharf
stellt, lässt sich manuell wählen. Dies
dauert einen Augenblick und ist nicht
so schnell, wie wenn dies blickgesteuert (Beispiel: analoge Canon Spiegelreflex) oder per Automatik geschieht,
ist aber für präzises Arbeiten eine
nützliche Hilfe.
Klar ist ohnehin, dass die Kamera mit
einer Bildfrequenz von zwei Bildern
pro Sekunde (2 fps, DiMAGE 7: 1.2
fps) nichts für Sportreportagen oder
sonstige Actionfotos ist. Dafür wäre
eine SLR-Kamera wie die Nikon D100
besser geeignet, wobei besonders ProfiSLRs sich durch schnelles Autofokus
und hohe Aufnahmefrequenz profilieren. Die DiMAGE 7i schafft diese
Geschwindigkeit in höchster Auflösung
nur im JPEG-Format und für 4 Bilder in
Folge. Für eine Bildfrequenz von 4 fps
bei bis zu 7 Fotos muss die Auflösung
auf 1280 x 960 px gesenkt werden.
Funktionsvielfalt
Fotos mit bis 2568 x 1928 px speichert
die DiMAGE 7i als JPEG-, TIFF- oder
RAW-Datei. Daneben kann die Minolta
auch kleine Videoclips als QuickTimeMovie (Motion-JPEG) mit den üblichen
320 x 240 px aufzeichnen, was einem
Viertel der TV-Auflösung entspricht.
Auch Audiokommentare können zu
den Fotos aufgenommen werden. Als
Fokus
Speichermedium nutzt die Minolta
DiMAGE 7i CompactFlash-Festspeicherkarten der Typen I und II sowie die
Microdrive-Minifestplatte.
Die Kamera besitzt einen herausklappbaren internen Blitz sowie einen
speziellen Blitzschuh, kann aber mittels
optionalem Adapter auch an Studioblitzanlagen angeschlossen werden.
Mit dem Zusatzblitz ist übrigens auch
drahtloses TTL-Blitzen möglich, d.h.
die Blitzleistung wird während der
Aufnahme durch das Objektiv (Thru
The Lens) gesteuert. Die Energieversorgung erfolgt über vier Rundzellen
des Formfaktors AA bzw. Mignon. Dies
hat den Vorteil, dass die Kamera mit
überall erhältlichen leistungsstarken
Batterien (Alkaline oder teure Lithium)
oder wiederaufladbaren NiMH-Akkus
betrieben werden kann. Mitgeliefert
wird ein Set Akkus (4 Stück à 1850
mAh) samt einer sehr kompakten
Ladestation. Trotz den erwähnten
Vorteilen von AA-Akkus bzw. Batterien
wäre ein Lithiumionen-Akku die sinnvollere Energieversorgung – generell
und im Besonderen bei der 7i. Der
Stromverbrauch des Vorgängermodells
war hoch und mit früheren Digicams
vergleichbar. So liess sich mit dem letztjährigen Modell nicht wirklich munter
drauflos fotografieren. Beim aktuellen
Modell wurde dies nun spürbar verbessert und gleichzeitig kam der DiMAGE
7i die allgemein erhöhte Kapazität von
Nickel-MetallHydrid entgegen, so dass
sich nun im Feld fotografieren lässt.
Einen Vergleich zu anderen Kameras muss die 7i allerdings dennoch
scheuen.
Als Sucher dient bei der 7i ein Farbbildsucher, d.h. wie bei einem Videocamcorder ein kleines Farb-LCD hinter einer
Sucherlupe mit Dioptrienausgleich.
Alternativ kann das LCD (4,6 cm
Diagonale) auf der Kamerarückseite
auch als Sucher benutzt werden. Der
Farbsucher kann nach oben geklappt
werden, was bei tieferen Kamerapositionen angenehm ist, jedoch weniger
DiMAGE 7i mit eingeschaltetem Blitz,
hochgeschwenktem
Sucher sowie zwei
Wahlrädern mit
Aktivierungstasten
in der Mitte. Am
oberen Rand lassen
sich Weissabgleich,
ISO-Werte, Kontrast,
Sättigung etc. einstellen. Am Objektiv sind
der silberne Fokusund der gummierte
Brennweitenring zu
sehen.
bringt als ein herausklappbares LCDisplay auf der Kamerarückseite, das
aus Distanz betrachtet werden kann
und so bequem Aufnahmen aus der
Froschperspektive erlaubt. Der Sucher
erweist sich auch für Menüeinstellungen und Bildbegutachtung bei hellem
Umgebungslicht als vorteilhaft. Als
Besonderheit kann zwischen den
beiden Suchern nicht nur manuell
umgeschaltet werden, sondern auch
per Automatik. Sobald Sensoren am
Sucher abgedeckt werden, wird im
Automatikbetrieb der Farbsucher,
ansonsten der LCD, aktiviert. Lästiges
manuelles Umschalten entfällt.
Das Sucherbild kann unterschiedlich
konfiguriert werden. Wie bei vielen
Digicams kann nur das Bild oder das
Bild mit den wichtigsten Aufnahmedaten am Bildrand angezeigt werden.
Zusätzlich kann aber auch ein LiveHistogramm, ein Fadenkreuz oder ein
Gitter, das die Gestaltung erleichtert,
eingeblendet werden.
Auf der linken Kameraseite (s. Bild
oben) gibt es zwei Wahlräder mit
Drucktasten. Wird das obere Rad auf
ISO eingestellt und der Knopf gedrückt,
lässt sich per Daumen am rechten
Einstellrad die Lichtempfindlichkeit
zwischen Automatikwahl und den
vier ISO-Stufen (100, 200, 400, 800)
umschalten. So werden auch Betriebsmodus, Weissabgleich und Bildqualität
eingestellt. Ein zweiter Drehschalter
weiter unten stellt zusammen mit dem
Daumendrehrad Belichtungskorrektur,
Farbsättigung, Farbfilter etc. zur Verfügung.
Fotografieren lässt sich mit Programm-,
Zeit-, Blendeautomatik oder manuellem
Einstellen einer Verschlusszeit-BlendenKombination. Als Motivprogramme
stehen Porträt, Nachtportrait, Sport
und Sonnenuntergang sowie eine Einstellung für das Reprofotografieren von
Texten zur Verfügung.
Hinsichtlich der Bildqualität scheint
die Kamera keine Verbesserungen
erfahren zu haben und ist im Vergleich
zur neueren besseren Konkurrenz nicht
ganz up-to-date. Die Bilder wirken über
alle ISO-Werte hinweg etwas pixelig im
Vergleich zu anderen aktuellen 5 MpxKameras, ab 400 ISO beginnt das
Rauschen zu stören. Der automatische
Weissabgleich arbeitet gut und sorgt
für sehr neutrale, etwas unterkühlt wirkende Fotos. Besser gefallen die Fotos
mit dem Color-Filtereinstellung «Vivid
Color» durch kräftigere Farben.
Zwei Welten
Die Unterschiede zwischen den beiden
Kameras liegen vorwiegend in ihrer
Kurzvergleich
Minolta DiMAGE 7i
 gute Bildqualität (ausgegelichener Weissabgleich,
etwas hell, scharf, Farben etwas kühl)  grosser Brennweitenbereich im Preis inbegriffen  Objektiv gut für
Brennweitenbereich  reichhaltiger Funktionsumfang
(Live- Histogramm, Video mit und ohne Ton, Audioaufzeichung, Audiokommentare, Farbfilter, freier Fokuspunkt)
 Motivbelichtungsprogramme  gute externe Bedienung
trotz Funktionsvielfalt und vielen Tasten rund um Kamera
 Bilder pixelig (im Vergleich zu Konkurrenz stärkeres
Nachteile
(modellRauschen)  mässige Betriebsdauer  klobiges Gehäuse
bedingt)
mit leichten Mängeln beim Handling (Kartenfachdeckel,
Batteriefach widerspenstig)  nur Minolta-Viewer-Software (Bilderbrowser und -editor)
All-In-One mit Farbbildsucher
 Sucher dient auch für Playback und Menüs  Objektiv
Vorteile
(konstruk(mit grossem Brennweitenbereich) im Preis inbegriffen
tionsbedingt)  Objektiv für Kamera bzw. Chip konstruiert
 Sucher pixelig (lässt Details nur per Zoomlupe beurteiNachteile
(konstruklen)  Objektiv fix (nur begrenzter Brennweitenbereich)
tionsbedingt)  kein optischer Sucher (hoher Energiebedarf)
Vorteile
(modellbedingt)
Nikon D100
 sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und günstigste Spiegelreflex für Wechselobjektive  sehr gute Bildqualität (ausgegelichener Weissabgleich, minimale Tendenz zur Unterbelichtung, sehr scharf, lebendige Farben, Bilder minimal pixelig)
 gutes Energiemanagement mit opt. Batteriegriff  schnell (Autofokus, Bildfolgen)  grosser Empfindlichkeitsbereich bis 1600 ISO + 2 Push-Stufen  3 Farbräume  guter Softwareumfang (Nikon-View 5: leistungsstarker Bilder-Browser
mit Editor und Kamera-Fernbedienung, Fotostation-Bilddatenbank, Photoshop
Elements)  gute Bedienung bis auf einige Schwachstellen
 Nikon-View-Browser langsam (baut Miniaturen andauernd von Neuem auf)
 leistungsstarke Nikon-Capture-Software (RAW-Editor) nur optional, teuer und
langsam  Nicht mit allen Nikon-Obektiven voll kompatibel (nur AF- und neuere
MF-Objektive mit CPU)  langsame USB1.1-Schnittstelle
Spiegelreflex mit Wechselobjektiv
 klares, detailgenaues Sucherbild  Sucher benötigt keine Energie  viele
Brennweiten / per Wechselobjektive für viele Aufgaben optimierbar (grosse
Objektivauswahl von Nikon und Fremdherstellern)
 vergleichsweise teuer (Objektive kosten zusätzlich)  Sucherbild zeigt nur
Belichtungswerte (nicht, ob Motiv richtig belichtet ist)  Chip staubanfällig
(verlangt Retusche vieler Bilder, aufwändige Reinigung mit Gefahr der Beschädigung)  keine Videoclips
Fokus
Bauweise bzw. Konzeption begründet.
Bei der (Nikon D100-)Spiegelreflexkamera blickt der Fotograf durch die
Optik und das rückseitige LCDisplay
dient lediglich zur Bildkontrolle oder
um Menüeinstellungen vorzunehmen.
Anders als bei einer SLR kann bei der
DiMAGE 7i das LCD auch als Sucher
genutzt werden, während der Farbbildsucher ebenfalls die Wiedergabe und
die Anzeige von Menüeinstellungen
beherrscht. Das Sucherprinzip der
Minolta ist aber auch mit zwei Nachteilen behaftet. So benötigt es Strom,
wenn auch weniger als das grosse LCD
auf der Kamerarückseite. Gravierender
ist jedoch die gepixelte Anzeige des
Monitorsuchers, was eine präzise
Scharfstellung und genaue Bildbeurteilung schwierig macht. Bei einer Reflexkamera wie der Nikon D100 steht da
der Spiegel einer Videoaufzeichnung
im Wege. Da müsste die Kamera schon
mit einem feststehenden, teildurchlässigen Spiegel ausgestattet sein. Allerdings wäre eine Videoaufzeichnung
beim Einstieg in die Profiliga nicht
ganz standesgemäss.
Wechselobjektiv versus
integriertes Objektiv
Auch das integrierte Objektiv und der
Wechselobjektivanschluss bieten Vorund Nachteile. Dank Wechselobjektiv
kann die Kamera mit dem für jede Aufgabe geeigneten Objektiv ausgestattet
werden, sei es mit einer Extrembrennweite oder mit einem Spezialobjektiv.
Das Sortiment von Nikon umfasst
über 40 verschiedene Autofokus und
noch mehr Manual-Objektive und
wird ergänzt durch das Angebot viel
Fremdobjektiv-Hersteller. Die Minolta
DiMAGE 7i bietet hier immerhin einen
recht grossen Brennweitenbereich, mit
dem sich die meisten fotografischen
Aufgaben bewältigen lassen. Ein nach
unten erweiterter Bereich würde eine
aufwändigere, teurere Objektivkonstruktion bedingen und Einbussen
bei der Bildqualität bringen. Mehr
Telebrennweite würde ein Stativ oder
einen (optischen) Bildstabilisator verlangen, der ohnehin bei Kameras der
All-In-One-Klasse wünschenswert wäre.
Vorteilhaft am integrierten Objektiv
ist, dass es optimal für die Kamera
entwickelt werden kann. Gerade bei
Digitalkameras ist dies umso wichtiger,
je mehr und entsprechend kleinere Elemente sich auf den Fotochips drängen
und nach besonders hoch auflösenden
Objektiven verlangen. Ebenfalls punkten kann das fest integrierte Objektiv
dadurch, dass ohne Objektivwechsel
nie Staub auf den Fotochip gelangt,
der bei SLR-Kameras nicht zu vermeiden und nur schwer zu entfernen ist.
Welche Kamera bzw. welcher Kameratypus die bessere Wahl ist, hängt
sicherlich vom Budget und den Bedürfnissen ab. Alleine von der Bildqualität
her betrachtet, ist die Nikon D100 der
Minolta DiMAGE 7i überlegen.
Software
Beiden Kameras liegt jeweils ein
Bilder-Browser zum Onlineverwalten
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von Fotos bei, der alle nötigen Optimierungsfunktionen bietet und Rohdatenbilder konvertiert. Das Softwarepaket
zur D100 umfasst noch die Fotostation Easy (Bilddatenbank), CumulusPlugIns und Photoshop Elements 1.0.
Optional ist von Nikon noch für 300
Franken ein sehr leistungsfähiger RAWEditor (Nikon Capture 3) erhältlich, der
aber wie der Nikon-View-Browser den
Arbeitsfluss bremst.
Oben: Objektiv voll
ausgefahren (200-mmStellung).
Fazit
Die Minolta bietet zwar ein recht gutes
Preis-Leistungs-Verhältnis, kann sich
jedoch gegenüber der wachsenden
Konkurrenz in ihrer Kameraklasse
kaum profilieren. Gelungen ist trotz
vieler Tasten und Schalter die Bedienfreundlichkeit. Rasch und ohne grosse
Umstände kann so der immense Funktionsumfang der DiMAGE 7i genutzt
werden
Die Nikon D100 bietet ein gutes Energiemanagement, vereint eine sehr gute
Bildqualität und Schärfe mit grösster
Flexibilität und stellt punkto Preis-Leistungs-Verhältnis in ihrer Kameraklasse
alles in den Schatten.

Links: Am Rand des DatenLCD sind die Symbole
der Motivprogramme
zu sehen, dahinter der
silberne Auslöser und das
Drehrad. Im Vordergrund
das Einstellrad für die
Betriebsmodi und den
Spotbelichtungsmesser.
Technische Daten
Minolta DIMAGE 7i
Nikon D100
Suchersystem
Farbbildsucher und LCD
Spiegelreflex 95%
Chip: Auflösung/Grösse
CCD-Sensor 5,24 Mpx
CCD-Sensor mit 6,31Mpx/23,7x15,6
mm
Bildauflösung (in px)
2568x1928 (4,9 Mpx), 1600x1200, 3008x2000 (6,0 Mpx), 2240x1488,
1280x960, 640x480
1504x1000
Dateiformate
JPEG, TIFF, RAW, QTMOV, Wave
Speicherkarte
(mitgeliefert)
CompactFlash Typ I + II inkl. Microdrive CompactFlash Typ I + II inkl. Micro(16 MB)
drive (32 MB)
LCD-Anzeige
1.8-Zoll-TFT, Sucher und Bildwieder- 1,8-Zoll-TFT (120000 px), nur Bildwiegabe (zeigt Bild, Bild mit Infos, 9 oder 4 dergabe (zeigt Bild, 9 Bilder, Bild mit
Bilder) und Menüs
Infos, Diaschau) und Menüs
Objektiv: Anschluss/
Brennweitenverlängerung
28–200mm (7,2–50,8 mm physika- Nikon F-Bajonett/1,5x
lisch), 2x Digitalzoom
Bildfrequenz (JPEG beste
Qualiät)/Anzahl in Folge
2 fps (JPEG)/maximal 4 (Ultra High 3 fps (JPEG)/maximal 6 Bilder
Speed 7fps bei 1280x960px)
Kürzeste Verschlusszeiten
1/4000 s
1/4000 s und 1/180 s Blitzsynchronisation
Lichtempfindlichkeit
100, 200, 400 und 800 ISO
200–1600 ISO in Drittelsstufen,
zusätzlich zwei Steigerungsstufen
Weissabgleich
6 Einstellungen (Auto, Tageslicht, 8 Einstellungen (Auto, Tageslicht,
bewölkt, Kunstlicht, Fluoreszenzlicht, bewölkt, Schatten, Kunstlicht, Fluoresmanuelle Messung)
zenzlicht, Blitz, manuelle Messung)
Stromversorgung
4 AA-Batterien oder NiNH-Akkus
1 (mit Batteriegriff 2) Akku, Netzteil
Besonderes
integrierter Blitz, Videoclips, frei
wählbarer Fokusstelle, schwenkbarer
Farbsucher, automat. Umschaltung zw.
Sucher und LCD, Datumeinbelichtung,
Intervall, Gitter, Live-Histogramm oder
Fadenkreuz einblenden
integrierter Blitz, Batteriegriff als
Zubehör (Fr. 600.–), Rauschunterdrückung, Audiokommentar mit
Batterieteil, Gitter einblenden, optionaler leistungsstarker RAW-Bildeditor
(Nikon Capture, Fr. 283.–)
Schnittstelle
USB 1.1 mit 12 Mbps, Video
USB 1.1 mit 12 Mbps, Video
Masse,
Gewicht
117 x 90,5 x112,5 mm
525 g ohne Batterie
144 x 116 x 80 mm
700 g ohne Akku
Katalogpreis
Fr. 1998.–
Fr. 4198.– (ohne Objektiv)
JPEG, TIFF, NEF (Nikon RAW unkomprimiert und komprimiert), Wave
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