Zahnpastadosierung durch Kindergartenkinder im Kreis Groß

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Zahnpastadosierung durch Kindergartenkinder im Kreis Groß
ORIGINALARBEIT
M. Stoye-Herzog, M. Herzog, I. Hauf
Zahnpastadosierung durch Kindergartenkinder
im Kreis Groß-Gerau
Ziel der Studie war es, von Kindergartenkindern, die vorher weder informiert noch instruiert waren, die zu Hause
verwendete Zahnpastamenge zu erfahren. Die Ergebnisse sollten zeigen, wie weit die Dosierungsempfehlungen
„ein Hauch“ oder „eine höchstens erbsengroße Menge“
bisher in den Alltag umgesetzt werden und wie groß der
Aufklärungsbedarf noch ist. Die Studie erfolgte in fünf
Kindergärten des Kreises Groß-Gerau, insgesamt 317
Vier- bis Sechsjährige nahmen daran teil. Die Kinder wurden einzeln aufgefordert, Zahnpasta wie zu Hause üblich, auf eine vorher gewogene Bürste zu dosieren. Die
Zahnpastamenge wurde danach als Gewichtsdifferenz
bestimmt. Wir erhielten 312 gültige Datensätze. Die Kinder portionierten im Mittel 0,54 g Zahnpasta auf die
Bürste, das Maximum betrug 1,95 g, das Minimum
0,04 g. Lediglich 24 % der Kinder dosierten im empfohlenen Bereich bis 0,3 g, 46 % lagen gar über 0,5 g. Das
Ergebnis zeigt, dass im Kreis Groß-Gerau noch erheblicher Aufklärungsbedarf besteht. Was „ein Hauch“ oder
„höchstens erbsengroß“ ist, sollten Zahnarzt und Prophylaxepersonal den Eltern und Kindern demonstrieren.
Bei kleineren Kindern sollte zudem die Zahnpastadosierung überwacht werden.
Schlüsselwörter: Zahnpastadosierung, Kindergartenkinder
Toothpaste dosage by kindergarten kids in
the Groß-Gerau district
Goal of the study was to find out what quantity of toothpaste kindergarten kids – who have neither been informed nor instructed accordingly prior to the study – are
using at home. The results should indicate to what extent the suggestions for dosage – "a smear" or a "peasized quantity at most" – have been implemented in
their daily routine and to what extent education is still
required. The study was conducted throughout five kindergartens in the Groß-Gerau district with a total of 317
four- to six-year-olds participating. The kids were
prompted separately to portion out toothpaste like they
do at home onto a previously weighed toothbrush.
Thereafter, the quantity of toothpaste was determined
by the difference in weight. We obtained 312 valid data
sets. On average, the kids portioned out 0.54 g toothpaste onto their brush, the maximum being 1.95 g, the
minimum 0.04 g. Only 24 % of the children portioned
within the range recommended, i.e. up to 0.3 g, 46 %
even exceeded 0.5 g. The result shows that the GroßGerau district requires a large amount of education.
Dentists and prophylaxis staff should demonstrate to the
kids, how big "a smear" or a "pea-sized quantity at most"
really is. Moreover and for smaller kids, dosing of toothpaste should be supervised.
Keywords: toothpaste dosage, preschool children
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Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 31 (2009) 1
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M. Stoye-Herzog et al.: Zahnpastadosierung durch Kindergartenkinder im Kreis Groß-Gerau
Abbildung 1 Anzahl der Kinder pro Mengenkategorie Zahnpasta.
Kat.1: < 0,1 g, Kat.2: 0,1–0,2 g, Kat.3: 0,2–0,3 g, ..., Kat.20: 1,9–2,0 g.
Figure 1 Number of children per quantity category of tooth paste.
Cat.1: < 0.1 g, cat.2: 0.1–0.2 g, cat.3: 0.2–0.3 g, ..., cat.20: 1.9–2.0 g.
Einleitung
Kleinkinder verschlucken beim Zähneputzen einen großen Teil der Zahnpasta. Mit zunehmendem Alter wird dieser
Anteil geringer, vollständiges Ausspucken gelingt jedoch in der Regel erst im
Schulalter. Konkrete Angaben zu den
verschluckten Anteilen schwanken in
der Literatur je nach Untersuchung erheblich. Für Ein- bis Dreijährige werden
Werte zwischen 40 und 80 % angegeben [1, 7, 8, 13, 14–18], für Vier- bis
Fünfjährige zwischen 30 und 60 % [7,
12, 14, 15, 18, 19] und für Sechsjährige
immerhin noch zwischen 10 bis 30 %
[3, 15]. So wird über viele Jahre täglich
ein Teil der Zahnpasta aufgenommen.
Dazu gehören außer Fluorid viele weitere Inhaltsstoffe, deren gesundheitliche
Verträglichkeit bei Langzeitverwendung zum Teil noch unbekannt sein
soll [5]. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch jedoch sind keine Gesundheitsschäden zu befürchten, denn Zahnpasten unterliegen der Kosmetikverordnung und werden entsprechend den
Vorgaben des Lebensmittelgesetzes hergestellt.
Fluorid schützt die Zähne, allerdings sind bei Kleinkindern Grenzen zu
beachten, denn bei zu hoher Dosierung
wächst auch das Fluoroserisiko. Die
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„Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen“
[9] empfiehlt, für Kinder unter sechs
Jahren die tägliche Gesamtaufnahme
von 0,05–0,07 mg F/kg Körpergewicht
nicht zu überschreiten. Etliche neuere
Arbeiten weisen darauf hin, dass die
Obergrenze möglicherweise schon bei
0,05 mg F/kg oder gar noch niedriger
anzusetzen ist [2, 6, 10, 11]. Nun ist die
Zahl der Fluoridquellen seit Bekanntwerden der kariesprotektiven Fluoridwirkung kontinuierlich gestiegen. Neben dem Fluorid in Nahrung, Trinkwasser und Mineralwasser stehen Kleinkindern fluoridierte Zahnpasta, Fluoridtabletten, fluoridiertes Speisesalz und
Fluoridlacke zur Verfügung. Damit
kann je nach Exposition die Obergrenze überschritten werden. Da aber nicht
jedes Kind allen Fluoridquellen ausgesetzt ist, werden heute für diese Altersgruppe individuelle Fluoridempfehlungen nach Fluoridanamnese gefordert, zu der auch das beim Zähneputzen
mit der Zahnpasta aufgenommene
Fluorid gehört.
Die Menge der verschluckten Zahnpasta ist vom Alter des Kindes und zudem von der anfangs auf die Bürste gebrachten Portion abhängig [1]. Weil es
nicht nur im Sinne der Fluoridbilanz
wünschenswert ist, die verschluckte
Menge möglichst gering zu halten, wird
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heute für die Zahnpastadosierung in
den ersten Lebensjahren „ein Hauch“
und später eine „höchstens erbsengroße Menge“ empfohlen. Die Deutsche
Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt sogar, bei Säuglingen und Kleinstkindern ganz auf Zahnpasta zu verzichten [5].
Solche Empfehlungen sind bisher
längst nicht überall angekommen, die
verwendeten Zahnpastamengen sind
häufig noch zu groß [1, 3, 4, 7, 8,
12–19]. Die meisten Studien hierzu waren allerdings so angelegt, dass Vorinformationen an Eltern und Kinder gegeben und Einverständnisse eingeholt
werden mussten. Kinder und Eltern
bzw. Betreuungspersonen waren also
schon vorher über Inhalt und Ablauf
der Experimente informiert. Dabei
wollten es die kleinen Probanden möglicherweise „richtig“ oder „gut“ machen bzw. wurden dazu beeinflusst. Eine Studie mit unvorbereiteten Probanden ist uns nicht bekannt.
Ziel dieser im Kreis Groß-Gerau
durchgeführten Studie war es, von unvorbereiteten und unbeeinflussten Kindergartenkindern die zu Hause verwendete Zahnpastamenge zu erfahren.
Vier- bis Sechsjährige sollten spontan
zeigen, wie viel Zahnpasta sie für die
Zahnpflege zu Hause auf die Bürste
bringen. Da bei dieser Untersuchung lediglich die Menge der verwendeten
Zahnpasta ermittelt werden sollte, das
Experiment also nur im Vorgang der
Dosierung bestand, war keinerlei Vorinformation von Kindern und/oder Eltern notwendig.
Probanden und Methode
Die Studie erfolgte in fünf nicht randomisiert ausgewählten Kindergärten des
Kreises Groß-Gerau. Alle jeweils anwesenden Vier- bis Sechsjährigen nahmen
daran teil, das waren 105 Vierjährige,
120 Fünfjährige und 92 Sechsjährige,
also insgesamt 317 Kinder. Weder Eltern noch Kinder erhielten irgendwelche Vorinformationen zum Experiment.
Allen Kindern wurde die gleiche
Zahnpasta und die gleiche Zahnbürste
(derzeit gebräuchliche Kinderzahnbürsten des Arbeitskreises Jugendzahnpflege) angeboten. Bei der Zahnpasta
fiel nach Tests mit verschiedenen Mar-
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Kinder portionieren
Alter
Gesamt
selbst
nicht selbst
4
70
32
102
5
101
17
118
6
91
1
92
Gesamt
262
50
312
Tabelle 1 Anzahl der Kinder je Altersklasse, jeweils unterteilt danach, ob sie selbst oder nicht selbst Zahnpasta portionieren.
Table 1 Number of children according to age group, split into self-servers or supervised apportioning of tooth paste.
ken die Wahl auf „Elmex Kinderzahnpasta“. Die relativ kleine Tubenöffnung
und die Konsistenz erwiesen sich als
günstig für die Dosierung, die weiße
Farbe war gut sichtbar, die kleine Tube
günstig für die Handhabung. Die Kinder wurden gefragt, wer zu Hause Zahnpasta auf die Bürste bringt (Mama, Papa, Oma, Opa oder sie selbst). Kinder,
die immer oder zum Teil die Zahnpasta
selbst portionieren erhielten einen
Aufkleber mit „S“ für „selbst“, die anderen einen mit „N“ für „nicht selbst“.
Die Kinder kamen dann einzeln in einen separaten Raum. S-Kinder wurden
gebeten, auf die vor ihnen liegende
Bürste genau so viel Zahnpasta zu portionieren wie zu Hause beim Zähneputzen. Den N-Kindern sagte eine Mitarbeiterin, sie würde nun einmal Mama/Papa spielen und Zahnpasta auf die
Bürste bringen und sie sollten schauen,
ob das zu viel oder zu wenig ist. Gegebenenfalls änderte sie die Menge bis
das Kind es richtig fand. Jede Zahnbürste wurde vor dem Versuch in einen
nummerierten und verschließbaren
Beutel eingebracht und mit der Waage
ELB 120 der Firma Shimadzu (Genauigkeit 0,01 g) gewogen. Durch vergleichendes Wiegen direkt nach dem Experiment wurde die von den Kindern aufgebrachte Zahnpastamenge bestimmt.
Statistische Berechnungen erfolgten
mit dem Programm SPSS 10.0.
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Ergebnisse
Das Experiment gestaltete sich erstaunlich unproblematisch. Jegliche Bedenken bezüglich der Mitarbeit der Probanden erwiesen sich als unbegründet. Die
Kinder traten teils freudig, teils schüchtern, aber fast immer neugierig in den
Versuchsraum. Nur wenige zeigten sich
ängstlich. Nach Formulierung der Aufgabe signalisierte ein entspanntes Lächeln fast durchweg, dass sie verstanden hatten. Sie griffen routiniert zu
Zahnpasta und Bürste und erledigten
zügig ihre Aufgabe. Fast alle waren sich
der Menge sicher und bestätigten dies
hinterher auf Nachfrage noch einmal
klar. Bei 317 teilnehmenden Kindern
waren nur fünf Ergebnisse nicht verwendbar, weil die Aussage zur Menge
unklar blieb oder die Mitarbeit ganz
verweigert wurde. Somit erhielten wir
312 Datensätze.
Tabelle 1 zeigt die Verteilung der
Kinder auf die drei Altersklassen. Es verblieben 102 Vierjährige, 118 Fünfjährige und 92 Sechsjährige. Diese sind
noch einmal unterteilt nach Kindern,
die selbst oder nicht selbst Zahnpasta
portionieren entsprechend den Kategorien S und N. In Abbildung 1 ist das Ergebnis des Experimentes graphisch dargestellt. Dabei wurden die von den Kindern verwendeten Zahnpastamengen
in 20 Kategorien unterteilt, die Pasten-
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mengen von < 0,1 g bis 1,9–2,0 g entsprachen. Den jeweiligen Kategorien
sind die entsprechenden Kinderzahlen
zugeordnet. Die 312 Vier- bis Sechsjährigen aus fünf Kindergärten portionierten im Mittel 0,54 g Zahnpasta auf die
Bürste. Das Maximum betrug 1,95 g
und das Minimum 0,04 g.
Zwischen den einzelnen Kindergärten und zwischen den Altersklassen
gibt es bezüglich des Mittelwertes keine
signifikanten Unterschiede. Anders verhält sich dies bei den S- und N-Kindern.
Über alle Altersklassen liegt der Mittelwert bei denen, die selbst portionieren
bei 0,58 g und bei denen, die nicht
selbst portionieren bei 0,35 g. Am deutlichsten ist der Unterschied in der Klasse der Vierjährigen. Hier kommen
S-Kinder im Mittel auf 0,63 g Zahnpasta
und N-Kinder auf 0,32 g.
Diskussion
In Deutschland wird als Zahnpastamenge für Kleinkinder anfangs „ein
Hauch“ und später „höchstens erbsengroß“ empfohlen, im englischsprachigen Raum lauten die Empfehlungen „a
smear“ (ein Schmierfleck), „a small
amount“ (eine kleine Menge) oder „pea
size“ (erbsengroß). Solche Mengenempfehlungen werden in der Literatur nur
selten mit Gewichtsangaben in Verbin-
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dung gebracht. Zwei Studien fanden,
dass Mütter bei der Vorgabe „pea size“
im Mittel 0,30 g portionierten [4,12].
Bei der Vorgabe „a smear“ wurden in einer dieser Studien [4] etwa 0,22 g auf die
Bürste gebracht. Eigene Tests ergaben
für „höchstens erbsengroß“ 0,25 bis
0,30 g und für „ein Hauch“ maximal
0,1 g.
In unserer Studie wurde die mittlere
Zahnpastamenge von 312 Vier- bis
Sechsjährigen zu 0,54 g ermittelt bei einem Maximum von 1,95 g und einem
Minimum von 0,04 g. Mittelwertangaben in der Literatur für diese Altersklassen liegen zwischen 0,37 und 0,78 g [3,
7, 12, 14, 15, 16] und schließen damit
unser Ergebnis ein. Zahnpastamengen
bis 0,1 g („ein Hauch“) wurden in unserer Studie lediglich von etwa 2 % der
Kinder portioniert. Noch im empfohlenen Bereich, also bei Werten bis 0,3 g,
liegen 24 % der Kinder. Das bedeutet,
dass 76 % der Kinder mehr Zahnpasta
als empfohlen verwenden und damit
auch mehr als unbedingt nötig schlucken. 46 % der Kinder verwenden mehr
als 0,5 g und etwa 10 % liegen gar über
1,0 g. In Übereinstimmung mit anderen
Autoren [1, 3, 4, 6, 8, 12–19] wird auch
hier deutlich, dass bezüglich der verwendeten Mengen noch reichlich Aufklärungsbedarf besteht.
Interessant ist der Unterschied in
der mittleren Zahnpastamenge von
Kindern, die nicht selbst portionieren
(N-Kinder) und solchen, die selbst portionieren (S-Kinder). Bei den Vierjährigen, wo der Anteil der N-Kinder naturgemäß am größten ist, fällt der Unterschied am deutlichsten aus. Hier liegt
der Mittelwert der N-Kinder mit 0,32 g
deutlich unter dem der S-Kinder mit
0,63 g. Die Tatsache, dass S-Kinder hier
im Mittel fast die doppelte Zahnpastamenge auf die Bürste bringen, weist darauf hin, dass sich Eltern nicht zu früh
aus der Verantwortung ziehen dürfen.
Die Portionierung von Zahnpasta muss
von Kindern in diesem Alter in der Regel noch geübt und überwacht werden.
Dass niedrige Dosierung selbst von
Vierjährigen erlernt werden kann, ließ
sich im Experiment gut beobachten.
Auch in dieser Altersgruppe gab es Kinder, die schnell und geschickt „einen
Hauch“ oder maximal „eine Erbse“ auf
die Bürste brachten. Dabei fiel auf, dass
Kinder, die ihre Zahnbürste von der Seite beschickten, fast immer niedrig do-
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sierten. Dieser Effekt wurde bereits beschrieben [20]. Offenbar verleitet es dazu, größere Portionen zu verwenden,
wenn die ganze Länge der Bürste zur
Verfügung steht. Dies sollte genutzt
werden, indem die Kinder von Anfang
an lernen, ihre Zahnbürsten von der
Seite zu beschicken. Selbstverständlich
sollten Eltern auch eine Zahnpasta
wählen, deren Geschmack nicht zum
Naschen verleitet.
Wie kritisch die verwendete Zahnpastamenge in Bezug auf die Fluoridaufnahme anzusehen ist, zeigt die folgende Rechnung. Nehmen wir an, ein
vierjähriges Kind mit 16 kg Körpergewicht nimmt die maximal empfohlene Menge von 0,3 g Zahnpasta auf die
Bürste und verschluckt beim Zähneputzen altersentsprechend die Hälfte, dann
sind das bei zweimaligem Zähneputzen
0,3 g am Tag. Bei einem Fluoridgehalt
der Zahnpasta von 500 ppm nimmt das
Kind damit 0,15 mg Fluorid auf – das
sind 0,01 mg F/kg Körpergewicht. Dieser Wert, der in der Fluoridbilanz berücksichtigt werden sollte, trägt lediglich mit einem Fünftel zur angenommenen
Fluorid-Obergrenze
von
0,05 mg F/kg Körpergewicht bei. Bei
Verwendung der doppelten Zahnpastamenge von 0,6 g, was etwa dem von uns
gefundenen Mittelwert entspricht,
nimmt das Kind 0,02 mg F/kg Körpergewicht auf. Bei der dreifachen Menge
(0,9 g), was etwa einer vollen Zahnbürste entspricht, sind es 0,03 mg F/kg Körpergewicht. Somit liefert zweimaliges
Putzen am Tag mit einer vollen Zahnbürste Kinderzahnpasta bereits 60 %
der zulässigen Fluoridmenge. Verwendet das Kind nun gar eine Erwachsenenzahnpasta mit 1000 ppm Fluoridgehalt,
verdoppeln sich diese Werte, was im
letzten Fall 0,06 mg F/kg Körpergewicht
ergibt. Damit würde die Obergrenze
schon allein durch die verschluckte Erwachsenenzahnpasta überschritten. Eine Dosiserhöhung kann aber auch
durch mehr als zweimaliges Zähneputzen entstehen, etwa dann, wenn beispielsweise zusätzlich in Kindergärten
täglich geputzt wird.
Zusammenfassend kann festgestellt
werden, dass im Kreis Groß-Gerau noch
immer Aufklärungsbedarf besteht,
denn der größte Teil der Kinder bringt
zu viel Zahnpasta auf die Bürste. Was
„ein Hauch“ oder „höchstens erbsengroß“ ist, sollten Zahnarzt und Prophy© Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
laxepersonal den Eltern und Kindern
demonstrieren. Dabei erleichtert die
seitliche Beschickung der Bürsten die
Zuteilung kleiner Portionen. Bei Kleinkindern sollten die Eltern oder die Erzieherinnen im Kindergarten die Zahnpasta portionieren oder zumindest die
Menge überwachen.
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E-Mail: [email protected]
NOTIZEN
Nachfolge von Jörg Scheffler:
Michael Mohr ist neuer Vorsitzender des Vereins für Zahnhygiene e.V.
Der neue Vorsitzende löst damit Jörg
Scheffler ab, der dieses Amt seit 2006 inne hatte und aufgrund einer beruflichen Veränderung nicht mehr für eine
Wiederwahl zur Verfügung stand. Michael Mohr wurde bereits im Frühjahr
2008 vom Vorstand als Nachfolger von
Jörg Scheffler für den Vorsitz des VFZ
vorgeschlagen. Mohr war nach seiner
Ausbildung zum Industriekaufmann
Anfang der 80er Jahre bei der Braun AG
in leitenden Positionen und im Vertrieb
der Mundpflegeanbieter Oral-B und
Colgate tätig, bevor er im Jahr 2000 zur
GABA GmbH stieß. Dort ist er nach verschiedenen führenden Positionen im
Dental- und Apothekenvertrieb im
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Lehr
Seit über 50 Jahren fördert der Verein für Zahnhygiene e.V. (VFZ) die
Mundgesundheit von Kindern und
Jugendlichen in Deutschland. An
seiner Spitze steht jetzt Michael
Mohr: Der Direktor des Dentalbereichs der GABA GmbH wurde im
Rahmen einer Mitgliederversammlung am 7. November 2008 in Frankfurt am Main zum neuen Vorstandsvorsitzenden des VFZ gewählt.
Der neue Vorsitzende Michael Mohr (links)
der Mitgliederversammlung bekleidet
er nun zusätzlich das Ehrenamt des
Vorstandsvorsitzenden des 1957 gegründeten VFZ. Zu den Aufgaben des
Vereins für Zahnhygiene e.V. zählen
die Aufklärung der Öffentlichkeit über
die Bedeutung der Zahn- und Mundgesundheit sowie über die Möglichkeiten zu ihrer Erhaltung, die Motivierung von Kindern und Jugendlichen
zu verbesserter Zahn- und Mundhygiene sowie die Aufklärung über die Notwendigkeit des regelmäßigen Zahnarztbesuches. Die gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft unterstützt dabei
gleichgerichtete Aktivitäten zuständiger Stellen, indem sie Aufklärungs-,
Lehr- und Lernmaterial für die Gruppenprophylaxe entwickelt und Interessierten zur Verfügung stellt.
und Jörg Scheffler.
■
Verein für Zahnhygiene e.V.
Dr. Matthias Lehr
Liebigstraße 25
64293 Darmstadt
April 2007 zum Direktor des Bereichs
Dental der GmbH ernannt worden.
Nach seiner Wahl durch die Mitgliedsfirmen des Vereins im Rahmen
Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 31 (2009) 1
Tel.: 0 61 51 / 1 37 37–10
Fax: 0 61 51 / 1 37 37–30
E-Mail: [email protected]
www.zahnhygiene.de
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