KV-Blatt 09/2014 - VerschiedenesII: Eine Information von XENION
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KV-Blatt 09/2014 - VerschiedenesII: Eine Information von XENION
30 Verschiedenes KVBlatt 09.2014 Eine Information von XENION: Flüchtlinge brauchen dringend medizinische Unterstützung Seit zwei Jahren kommen vermehrt Flüchtlinge aus den Krisenherden der Welt nach Deutschland. Im Südwesten Berlins wird seit August eine große Zahl von Flüchtlingen in neuen Aufnahmeeinrichtungen erwartet, in denen sie untergebracht werden. Es werden dringend Ärzte und Ärztinnen aller Fachrichtungen gesucht, die bereit sind, sich zu engagieren, damit traumatisierte Flüchtlinge die benötigte Behandlung erhalten. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen wird viel über „Willkommenskultur“ gesprochen, obwohl die medizinische und psychologische Betreuung für Flüchtlinge im gesamten Bundesge biet – so auch in Berlin – völlig unzu reichend ist. Zu befürchten ist zudem, dass die reguläre medizinische Ver sorgung – nach der Novellierung des Gesetzes zur Neubestimmung des Bleiberechts und der Aufenthaltsbeen digung – weiter auf eine Notfallversor gung reduziert wird. Hier ist das Engagement aller Mediziner und Psychotherapeuten erforderlich, um auf die politischen Ent scheidungen Einfluss hinsichtlich der medizinischen Versorgungslage zu neh men, so wie es der Menschenrechtsbe auftragte der Berliner Ärztekammer in einem Schreiben am 22.06.2014 an den Regierenden Bürgermeister und den Senator für Gesundheit bereits getan hat. Um auf diesen Notstand zu reagieren, bemühen sich XENION, ein psychoso ziales Beratungs und Behandlungszen trum für traumatisierte Flüchtlinge und Überlebende von Folter, und engagierte Ärzt(e)innen und Psychotherapeut(en) innen um eine verbesserte Koordina tion der gesundheitlichen Versorgung von traumatisierten und behandlungs bedürftigen Flüchtlingen. Mit von der Partie sind auch die Menschen rechtsvertretungen der Ärzte und der Psychotherapeutenkammer. Es soll ein Netzwerk von Ärzten und Therapeuten etabliert werden, die bereit sind, Flücht linge zu versorgen. Es fliehen Menschen z. B. vor dem Bür gerkrieg in Syrien, neuerdings auch vor dem Terror im Irak, vor Folter, aber auch vor einem perspektivlosen Leben in bitterer Armut, oft als Folge von Diskri minierung ethnischer Minderheiten in Südosteuropa oder auch in Afrika. Wer vor Tod oder Elend flieht, ist auch durch restriktive Flüchtlingspolitik in Europa nicht davon abzuhalten. Wir haben ver mehrt mit Menschen zu tun, die jah relang auf der Flucht waren, verbun den mit Bedrohung, Todesangst und Entbehrungen. Das bedeutet für diese Menschen, dass sie kumulativ Trauma tisierungen in mehreren Sequenzen erlebt haben, die mit hoher Komorbidi tät einhergehen. Zivilgesellschaftliches Engagement Die Kollegen, die bislang im Netzwerk „Gesundheit und Menschenrechte“ haupt und ehrenamtlich mitarbeiteten, erfahren immer wieder, dass die Betreu ung von Menschen, die vor Krieg und Verfolgung aus ihrer Heimat geflohen sind, eine besondere Herausforderung darstellt. So muss neben der sozialpä dagogischen Betreuung fundierte Dia gnostik, psychotherapeutische und fast immer auch medizinische Versorgung der betroffenen Menschen sichergestellt werden. Oft werden Psychotherapeuten und Ärzte auch mit Aufenthaltsfragen ihrer Klienten konfrontiert oder müs sen – für sie ungewohnt – mit Dolmet schern zusammenarbeiten. XENION bietet interessierten Ärzt(en)innen eine Zusammenarbeit in einem Netzwerk und bei Bedarf auch Fortbildungen an. Da staatliche Behörden bisher noch kei nen Weg gefunden haben, den neuen Entwicklungen adäquat zu begegnen, ist vorerst dringend zivilgesellschaftliches Engagement gefragt. Dipl.-Psych. Sibylle Rothkegel Psychologische Psychotherapeutin Vorstand von XENION Ärzte und Psychotherapeuten zur Mitarbeit gesucht Wir bitten Fachärzt(e)innen und Psychotherapeut(en)innen, die bereit sind, Geflüch tete zu behandeln, sich bei XENION zu melden. Bitte melden sie sich bei Interesse: r wenn sie Behandlungsoder Therapieangebote zur Verfügung stellen wollen: Eva WaitzmannSamulowski, Dipl. Psych: [email protected] r wenn sie Interesse an der Mitarbeit im Netzwerk haben: Elise Bittenbinder (Stellvertr. Leitung) XENION, Paulsenstr. 55 – 56, 12163 Berlin; Tel. 030 / 323 29 33, www.xenion.org, [email protected] Wir laden alle interessierten Kolleg(en)innen zu einem Treffen bei XENION ein am Mittwoch, dem 15. Oktober 2014 um 15 Uhr, um Fragen der Zusammenarbeit in einem Netzwerk „Gesundheit und Menschen rechte“ und Aufbau einer Koordinierungsstelle zu besprechen und über die akute Situation der Flüchtlinge und die unzureichende medizinische Versorgung zu infor mieren. Dr. Indina Niggemann