HäuscHen

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Bei den meisten Fertigkanzeln kann
der Gerüstbock in eigener Regie erstellt werden. Er kann aber auch
dazu erworben werden. Im
Durchschnitt müssen
wir für eine fertig
vorbereitete Kanzel
mit Gerüstbock mindestens 1.000,– Euro einkalkulieren. Geliefert wird dann ein Bausatz,
den wir im Revier dann noch
selbst aufstellen müssen.
Also stellen wir eine Kanzel selbst her.
Die Materialkosten für die komplette Kanzel mit Gerüstbock liegen unter 300,– Euro. Unsere Arbeitszeit berechnen wir natürlich nicht, denn Kanzelbau gehört zur
Jagd. Jagd macht Spaß, und Spaß müs-
U
A
B
ANLEITUNG
Jäger
Häuschen
Der Ansitz auf Sau oder
auf Fuchs in einer kalten
Winternacht, insbesondere bei Wind, wird erst
durch eine geschlossene
Kanzel mit Fenstern möglich. Wie solch eine Reviereinrichtung einfach
nachzubauen ist, erläutert ein Wildmeister.
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Zunächst stellen wir ein Seitenteil her. Wir
legen eine Platte auf Arbeitsböcke. Für unsere Kanzel genügt ein Dachgefälle von zehn
Zentimeter. Wir sägen die Platte mit der Handkreissäge auf die Maße 120 x 190 bzw. 200 Zentimeter. Um die Fensteröffnung auszuschneiden, gehen wir davon aus, dass sich die Unterkante des Fensters in 105 Zentimeter Höhe befindet. Die Fensterscheibe aus einfachem Glas
ist 60 x 30 Zentimeter groß. Nun bauen wir
dazu einen winddichten Rahmen. Dazu zeichnen wir zwei Rechtecke auf. Das erste, größere
Rechteck (66 x 36 cm) errichten wir mittig über
der Linie der Fensterunterkante. Das zweite,
kleinere Rechteck (58 x 28 cm) platzieren wir
genau in der Mitte des großen Rechtecks.
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Zuerst schneiden wir mit der Stichsäge das
kleinere Rechteck aus. Um mit der Säge ansetzen zu können, bohren wir in zwei diagonal
gegenüber liegende Eckpunkte zehn Millimeter
starke Löcher. Auf die gleiche Weise schneiden
wir dann das große Rechteck aus. Nun haben
wir schon einmal den Grundstock für unseren
Fensterrahmen geschaffen – ein winkliges
Mittelteil!
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Auf diese Weise schneiden wir mit der
Handkreissäge die Platte zu.
Wir legen unsere vorbereitete Glasscheibe
auf den Rahmen, so dass die Scheibe rings
herum zehn Millimeter aufliegt.
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Um die Scheibe herum basteln wir einen
2,5 Zentimeter breiten Rahmen aus zehn
Millimeter starken Leisten. Um die Ecken ordentlich hinzubekommen, verwenden wir eine Gehrungslehre und schneiden die Leisten
für die Außenseite des Fensterrahmens auf 90
Grad Gehrung zu. Wir legen die Leiste an die
Scheibe. Mit einem Bleistift markieren wir die
Schnittstellen auf der Leiste.
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Die Leisten bohren wir vor, damit das Holz
beim Festschrauben nicht platzt. Mit einem
kleinen Fräsaufsatz fräsen wir flache Mulden in
die Löcher, damit die Schraubenköpfe versenkt
werden können.
sen wir nicht berechnen. Wir fertigen eine sturmsichere, wetterfeste Kanzel mit
einfachsten Mitteln und simplen Werkzeugen an. Außerdem: der Jagdaufseher muss
schließlich etwas zu tun haben. Als Material verwenden wir wasserfest verleimtes
Bausperrholz in der Stärke 20 oder 21 Millimeter. Der Neupreis für Bausperrholz beträgt etwa 12,– Euro pro Quadratmeter. In
diesem Fall benutzen wir bereits einmal als
Betonschalung gebrauchte Platten, die waren noch erheblich preiswerter. W. Siebern
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So schrauben wir die Leisten mit dreißiger
Holzschrauben am Rahmenteil fest. Die
weitere Bearbeitung findet ohne Scheibe statt!
Wir sägen mit der Tischkreissäge rings herum
die Unebenheiten des Rahmens weg. Dadurch
wird der ganze Rahmen etwa einen Zentimeter
kleiner und passt besser in die Fensteröffnung.
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Wir drehen unser Werkstück um und
schrauben auf der Rückseite Leisten von
sechs Zentimeter Breite und zehn Millimeter
Stärke an. Diese Leisten verarbeiten wir ebenfalls auf Gehrung. Dazu legen wir die Leisten
auf den Rahmen und markieren immer die
Innenecken des Rahmens.
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Die Leisten an der Innenseite des Rahmens schrauben wir nach dem Vorbohren
mit 30er Schrauben fest.
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Wir passen den Rahmen in die Fensteröffnung der Seitenwand ein, so dass
er links und rechts die Fensteröffnung nicht
berührt, jedoch nach unten anliegt. Aus der
gleichen Leiste wie beim Innenrahmen schneiden wir ein 60 Zentimeter langes Stück ab und
legen es mittig von unten an den Fensterrahmen. Nun schrauben wir leichte Scharniere an
den Rahmen.
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Mit der Tischkreissäge schneiden wir uns
einen Knebel zu, der später das Fenster
nach oben festhält. Wir müssen dem Knebel
etwas Luft lassen, damit er sich drehen und
somit entriegeln lässt. Wir bohren ein Loch vor
und schrauben den Knebel derart fest, dass er
sich völlig leise bewegen lässt.
haltbarer als Fensterkitt. Das Silikon geben wir
in den äußeren Fensterrahmen.
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Nun verteilen wir eine weitere Bahn
Silikon und streichen sie mit dem feuchten Finger zwischen Rahmen und Fenster glatt.
Nach nur einigen Stunden Aushärtezeit ist das
Fenster bereits gebrauchsfertig.
Nachdem wir den fertigen Fensterrahmen mit Lasur gestrichen haben und die
Farbe trocken ist, setzen wir das Glas ein. Dafür benutzen wir Silikon. Das lässt sich leichter
verarbeiten, und es ist zugleich elastischer und
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Wir setzen die Scheibe ein und drücken
sie anschließend vorsichtig leicht an.
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Zurück zu unserer Seitenwand: Alle
Wände sollen später den Fußboden um
fünf Zentimeter überlappen, damit Regenwasser oder Taunässe abtropfen kann. Wir zeichnen mit einem langen Lineal und dem Bleistift
einen Strich unten (an der Innenseite) in fünf
Zentimeter Höhe. Links und rechts davon legen wir ein 4 x 6 Zentimeter Kantholz mit der
Stirnseite auf und markieren dessen Stärke
mit unserem Stift. Links und rechts je sechs
Zentimeter. Da Holz ein Naturmaterial ist und
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it zunehmendem Alter sehen
wir immer mehr Sinn in einer
Kanzel, die vor Witterungsunbilden schützt. Gegen Kälte können
wir uns gut einkleiden, aber gegen starken
Wind ist kaum etwas zu machen. Auch
wenn die Kleidung angeblich keinen Wind
durchlässt, irgendwie ist die gefühlte Temperatur doch erheblich kälter. Wir könnten
fertige Kanzeln im Fachhandel oder beim
Hersteller erwerben. Der Preis ist vermutlich gerechtfertigt, denn es ist eine Menge
Arbeit, eine geschlossene Kanzel zu bauen.
Fotos: Beate Siebern
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Bauanleitung für eine geschlossene Kanzel
selbst auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit
schon durch Verziehen reagiert, messen wir
nicht haargenau ab, sondern schneiden unser Kantholz auf 107 Zentimeter zu.
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Nach Vorbohren schrauben wir mit
zwei 80er Schrauben das 107 Zentimeter lange Kantholz mittig auf. Dieses Stück
soll später auf dem Fußboden aufliegen und
der Seitenteilbefestigung nach unten dienen.
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Nach dem Umdrehen unserer Seitenwand markieren wir die Mitte des
Kantholzes, nämlich sieben Zentimeter höher
als der untere Rand der Seite. Hier schrauben wir nun das Kantholz mit einigen 50er
Holzschrauben richtig fest. Eine Holzverbindung stellen wir am besten her, indem wir das
dünnere an das dickere Material schrauben.
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Eines unserer 4 x 6 Kanthölzer, 80
Zentimeter lang, trennen wir der Länge nach diagonal mit der Kreissäge auf und
schrauben eine Hälfte davon als Traufüberhang oberhalb der Fensteröffnung fest.
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Wir beginnen nun mit der Einstiegsseite. Dazu schneiden wir uns mit der
Handkreissäge eine Platte mit den Maßen
200 x 120 Zentimeter zu. Nachdem wir unten
den fünf Zentimeter Abstand markiert haben,
zeichnen wir je eine Markierung an beiden
Seiten in Stärke unseres Plattenmaßes an, hier
sind es 21 Millimeter.
wird, wird die Tür später rechts sein. Sie ist
60 Zentimeter breit und 188 Zentimeter hoch.
Auch die beiden Fenster zeichnen wir sofort
ein. Sie haben die gleiche Schießhöhe wie beim
Seitenfenster. Dass Innenmaß des Rahmens
beträgt 28 x 28 Zentimeter, das Außenmaß 36
x 36 Zentimeter bei einer Fensterglasgröße von
30 x 30 Zentimeter. Die Fenster stellen wir, wie
beim Seitenteil beschrieben, her.
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Zuerst sägen wir die Fenster mit der
Stichsäge aus, dann folgt die Tür. Für
den Türausschnitt verwenden wir die Handkreissäge. Nur die Ecken schneiden wir mit der
Stichsäge aus. Wir achten immer darauf, dass
wir nicht unsere Arbeitsböcke zerschneiden.
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Wir schrauben zur Befestigung dieser
Wand am Boden und zur Befestigung
der Seitenteile an dieser Wand einen Rahmen
aus 4 x 6 Zentimeter Kanthölzern hochkant ein,
jedoch nur mit je zwei 80er Heftschrauben. An
den Seiten und unten achten wir auf unsere
Markierungsstriche. Oben schrauben wir das
Kantholz so ein, dass es das Türloch zwei Zentimeter überlappt. So haben wir oben und unten
gleich einen Anschlag für die Tür.
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Nun schrauben wir mit 50er Schrauben
die Platte an den Kanthölzern richtig
fest. Die ausgesägte Tür kürzen wir auf der
Tischkreissäge in der Höhe um zwei Zentimeter
und in der Breite um einen Zentimeter. So wird
sie später nie klemmen.
Zentimeter lang sein und wenigstens drei
Zentimeter stark. Wir legen den Fußboden
auf einer winkligen Unterlage, also auf einer unserer Kanzelwände zurecht. Vor dem
Aufnageln der Bretter mit 130er Nägeln
bohren wir die Nagellöcher in den Brettern
vor, damit die Bretter nicht reißen.
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Wir passen die Tür ein. Dabei lassen
wir unten und gegenüber den Scharnieren etwas Luft. Die Scharniere befestigen
wir mit je zwei Schlossschrauben und weiteren
Holzschrauben. Ein Holzgriff zum Öffnen der
Tür und ein Riegel zum Verriegeln der Tür innen
und außen komplettiert das Ganze. Innen im
Rahmen bringen wir oberhalb und unterhalb
vom Riegel noch ein dünnes Brett an – als Anschlag für die Tür und als Windschutz.
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Den zweiten Fußboden fertigen
wir aus Brettern gleicher Stärke
(115 cm). Als Unterlage können wir 4 x 6
Zentimeter Kanthölzer verwenden, zwei
Stück von 65 Zentimeter Länge.
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Das Frontteil fertigen wir analog
zu dem Eingangsteil an. Wir verzichten aber auf das obere Kantholz. Die
Gesamthöhe beträgt hier 190 Zentimeter.
Das zweite Seitenteil fertigen wir passend
zum ersten Seitenteil an. Dabei achten wir
darauf, dass die Kanthölzer innen liegen
und dass das Gefälle in der gleichen Richtung verläuft. Alle Kanthölzer an unseren
vier Seitenteilen versehen wir alle 20 Zentimeter mit sechs Millimeter starken Bohrungen. Bei der späteren Montage der Wände
haben wir es dann erheblich einfacher.
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Den Fußboden stellen wir zweiteilig
her. Ein Teil für das Kanzelhäuschen,
den zweiten Teil für das Podest. Das hat den
Vorteil, dass die Kanzelwände den Fußboden
überlappen können. Außerdem lassen sich
zwei Fußböden besser tragen und einbauen.
Das Innenmaß unserer Kanzel beträgt 119
x 115 Zentimeter. Bei dieser Maßangabe
wurde bereits je ein Zentimeter jeder Seite
abgezogen, so dass die Wände auf jeden
Fall problemlos auf den Fußboden passen,
besonders wenn die Kanthölzer sich mal
etwas verzogen haben. Für die Herstellung
benötigen wir zwei je 115 Zentimeter lange
Kanthölzer von wenigstens 10 x 5 Zentimeter Stärke. Die Fußbodenbretter müssen 119
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Auf einer ebenen Unterlage bauen
wir den großen Fußboden mit den
vier Wänden schon mal provisorisch auf.
Wir legen die Dachplatte mit einer Größe
von 140 x 140 Zentimeter passend auf und
zeichnen mit einem Stift von innen den
Rand ein. Nun schrauben wir Kanthölzer
an die Unterseite der Dachplatte. Wie bei
den Wänden heften wir die Kanthölzer
nur an, dann drehen wir die Platte um und
schrauben die Platte an die Kanthölzer.
Auch hier das Vorbohren nicht vergessen!
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Es folgt der Wetterschutz. Wir können normale Dachpappe aufnageln.
Die muss fast immer nach sechs/sieben Jahren
erneuert werden. Alternativ können wir auch
Kunststoff-Dachplatten aufschrauben. Die sind
recht preiswert und halten erheblich länger.
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So sieht unser fertiges Kanzelhäuschen
aus. Wir haben keine Sitzbank geplant,
denn es geht nichts über einen Drehstuhl. Sicher fällt uns die Entscheidung für einen neuen Bürostuhl leichter, da wir wissen, dass der
alte uns im Hochsitz noch lange erhalten bleibt.
Falls wir günstig in einer Möbelfundgrube einen Bürostuhl erwerben, sprühen wir diesen
mit Farbe bunt an. Das ist dann die Diebstahlsicherung. Den Fußboden der Kanzel kleiden
wir mit Teppich aus. So werden die Geräusche
erheblich gedämmt. Unsere Kanzel ist einerseits so undicht, dass wir darin auch bei geschlossenen Fenstern nicht ersticken. Andererseits ist sie so dicht, dass keine Hornissen einziehen, um ihre gewaltigen Nester zu bauen.
Material- und Werkzeugliste
Material: 10 m2 Bausperrholz (alternativ: Schalungsplatten, Siebdruckplatten, filmbeschichtete Platten); verschiedene Holzleisten und Bretter; 18 m Kanthölzer (4 x 6 cm);
2 Kanthölzer (5 x 10 x 115 cm; Fußboden-Kanzelhäuschen); Bohlen (119 x 115 x 3 cm und
65 x 115 x 3 cm); 3 Glasscheiben (60 x 30 cm); 2 Glasscheiben (30 x 30 cm); Silikon; 10 kleine Scharniere (Fenster); 2 große Scharniere (Tür); 1 kleiner Riegel, 1 großer Riegel (Tür);
5 Knebel (Fenster); 1 Griff (Tür); Holzschrauben: 80er, 50er, 40er, 30er, 20er; Dachpappe
und Pappnägel (20er); Teppichboden; Bürostuhl.
Werkzeug: Arbeitsböcke, Winkel, Bleistift, Zollstock, Hammer (groß und klein), Bohrmaschine, Akkuschrauber, Handkreissäge, Tischkreissäge, Stichsäge, Gehrungslehre, Silikonpresse.
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Wir entscheiden uns, ob die Tür rechts
oder links sein soll. Wir kommen normalerweise mit einer Türbreite von 60 Zentimeter aus. Solch eine leichte Tür hat den Vorteil, dass sie auf Dauer nicht herabhängt und
klemmt. Hier zeichnen wir die Tür links ein. Da
auf der hellen Innenseite der Platte gezeichnet
Fotos: Beate Siebern
Revierpraxis
Bauanleitung für eine geschlossene Kanzel

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