Marine - Strategie und Technik

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Marine - Strategie und Technik
Marine
Marine
Bordhubschrauber
der Marine
Aufgaben im Einsatz –
Vielfalt und Wandel
Sönke Nielsen
In den 1980er Jahren erhielten erstmals deutsche Fregatten der Klasse 122 Bordhubschrauber (BHS) vom
Typ Sea Lynx Mk 88. Sie dienten vorrangig zur U-Jagd, doch in den folgenden Jahren wurde ihr Einsatz- und
Aufgabenspektrum erweitert. Das galt auch für den landgestützten Hubschrauber vom Typ Sea King Mk 41.
Beide Hubschraubertypen besitzen heute ein vielseitiges und umfangreiches Einsatzspektrum. Ein Nachfolgehubschrauber als Mehrzweckhubschrauber wird von der Deutschen Marine dringend gefordert.
wurde ihr Einsatzprofil um die Fähigkeit zur
Seeraumüberwachung und Lagebilderstellung sowie -übermittlung erweitert.
Einsätze
Nach Ende des ersten Golfkrieges 1991
wurden die Sea Kings im Rahmen der Mi-
nenräumoperation „Südflanke“ erstmals
außerhalb Deutschlands/Nordeuropas
im Arabischen Golf eingesetzt. Drei Hubschrauber versorgten vom Abstützpunkt
Manama/Bahrain aus die in See stehenden
multinationalen Minenabwehrfahrzeuge
vor der Küste Kuwaits. Der Einsatz bedeutete ein Fliegen unter extremen Bedin(Foto: SuT Archiv)
A
m 1. Oktober 1981 wurde die
3. Staffel des Marinefliegergeschwaders 3 „Graf Zeppelin“
(MFG 3) einsatzbereit und konnte den
Fregatten die BHS vorrangig für die Einsatzrolle U-Jagd bereitstellen. Später
wurde das Einsatzspektrum der Sea Lynx
um Transport von Personal und Material, Lagebilderstellung sowie Einsatz als
Fremdorter für den Flugkörperverschuss
der Überwassereinheiten erweitert. Der
Falklandkrieg 1982 zeigte erweiterte Einsatzmöglichkeiten von Bordhubschraubern auf: Bekämpfung von Überwasserzielen mit dem Lenkflugkörper vom Typ
Sea Skua.
Mitte 1987 wurden die landgestützten 22 Hubschrauber vom Typ Sea King
Mk 41 des Marinefliegergeschwaders 5
(MFG 5) kampfwertgesteigert. Neben ihren ursprünglichen Aufgaben SAR (Search
and Rescue) und Transport erhielten sie
den Lenkflugkörper Sea Skua sowie neue
Radargeräte. Damit konnten sie Überwasserziele bekämpfen und dienten damals
den Schnellbooten als Fremdorter (Over
The Horizon Targeting, OTHT). Ab 1990
Autor
Kapitänleutnant Sönke Nielsen ist
Hubschrauberpilot im Marinefliegergeschwader 5 (MFG 5) in Kiel.
Anfang der 1980er Jahre erhielten die Fregatten der Klasse 122 erstmals
Bordhubschrauber Sea Lynx Mk88; hier zwei Sea Lynx im Hangar bzw. auf
dem Flugdeck der Fregatte BREMEN
Strategie & Technik · Oktober 2011
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(Foto: PIZ/M)
Marine
Der Sea King bei einer SAR-Übung vor Helgoland
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360° Seeraumüberwachungsradar wurde
ein EO/IR-Sensor integriert und ferner die
Verschussmöglichkeit von Seezielflugkörpern Sea Skua realisiert. Zudem wurden ein
schweres Maschinengewehr (sMG M3M)
und Vorkehrungen für einen modularen
ballistischen Schutz eingerüstet.
Mit der Planung der Einsatzgruppenversorger (EGV) als Konsequenz aus den jetzt
länger andauernden und nunmehr weltweiten Einsätzen der Flotte sowie aufgrund
der in den vergangenen Einsätzen gewonnen Erkenntnisse, begann 1997 im MFG 5
die Ausbildung mit dem Sea King im Bord(Foto: PIZ/M)
gungen (u.a. Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit,
Sandstürme). Getankt wurde während der
achtstündigen Flüge nur auf Schiffen befreundeter Nationen, u.a. amerikanischen
Hubschrauberträgern, britischen Landungsschiffen oder auch japanischen Versorgern. Die Erfahrungen aus dem Einsatz
führten zu einer Ergänzung der Ausstattung der Hubschrauber; Sandfilter (Engine
Air Particle Separation, EAPS), modernere
Navigations- und Kommunikationsausstattung sowie Anpassungen in der Ausbildung waren angezeigt.
1993 begannen in der Adria die Embargoeinsätze gegen Restjugoslawien unter
Beteiligung deutscher Fregatten. Dieser
Einsatz erweiterte erneut das Einsatzspektrum der BHS. Die intensive weiträumige
Seeraumüberwachung und das Verbringen
von Boardingteams zur Kontrolle von Handelsschiffen wurde Einsatzrealität. Mit der
Evakuierung deutscher Heeressoldaten aus
Somalia 1993, durchgeführt von Sea Lynx
Mk88, begann erstmals eine seegestützte
Evakuierungsoperation mit Hubschraubern. Mittlerweile sind die Hubschrauber
Sea King fester Bestandteil in der Planung
und Durchführung militärischer Evakuierungsoperationen.
Mit der Einführung der Fregatten der Klasse
123 ergab sich 1995 ein weiterer Bedarf an
BHS, da die Beschaffung des Hubschraubers MH90 sich absehrbar verzögerte. So
wurden sieben zusätzliche Sea Lynx Mk
88A beschafft, die dem MFG 3 ab dem
Jahr 2000 zur Verfügung standen. Die bereits vorhandenen Hubschrauber wurden
auf den Ausrüstungsstand Mk 88A modifiziert. Neben einem modernen, digitalen
flugbetrieb. Mit der Indienststellung des
EGV BERLIN im Jahr 2001 wurde der Sea
King Mk41 integraler Bestandteil des EGV.
Die Einsatzoption der Marinehubschrauber
wurde um die Schnittstelle See-Land für
den taktischen Lufttransport ergänzt. Damit konnte die sonst landgebundene Transportkomponente dem Einsatzverband der
Flotte direkt zur Verfügung gestellt werden.
Das Verbringen von Boardingteams und das
Absetzen von Spezialkräften in unterschiedlichen Verfahren erweitern hier die Einsatzmöglichkeiten der Streitkräfte. Mit dem Marineeinsatzrettungszentrum (MERZ) an Bord
wird die sanitätsdienstliche Versorgung der
Soldaten im Einsatz verbessert. Es werden
damit aber auch Kapazitäten für die humanitäre Hilfe und den Katastrophenschutz unmittelbar, flexibel und schnell vorgehalten.
Während der Tsunami-Hilfe in Indonesien
2004/ 2005 konnten diese Fähigkeiten mit
den BHS belegt werden. Auch jüngst vor
der libyschen Küste stand diese Option im
Einsatzverband bereit.
Die Anforderungen an Mensch und Material im Bordflugbetrieb sind extrem,
reichen doch die Einsätze von den kalten
und stürmischen nördlichen Breiten des
Atlantiks bis in tropische Gewässer mit
Temperaturen von weit über 35° C und einer Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent.
„Fliegen, wo die Flotte fährt“ ist das Motto
der Marineflieger. Heutige asymmetrische
Bedrohungen stellen dabei ein unkalkulierbares Risiko dar. Dies erfordert u.a die
Ausstattung des Hubschraubers mit passiven und aktiven Eigenschutzmitteln zur
Überlebensfähigkeit im Einsatz.
Sea Lynx beim Boarding-Einsatz während der Operation „Enduring Freedom“
am Horn von Afrika
(Foto: PIZ/M)
Aus der Marine
Flugkörper RBS15 Mk3
(Foto: PIZ/M)
Die Ausrüstung der Korvetten K130 mit
den hochmodernen Flugkörpern RBS15
Mk3 ist angelaufen. Am 22. September
2011 fand in Kiel das sogenannte „Rollout“, d.h. die Übergabe der Flugkörper
an die Deutsche Marine statt. Die seeund landzielfähigen Flugkörper werden
auf allen Korvetten der Klasse 130 einge-
Mit der Indienststellung der Einsatzgruppenversorger (EGV) wurde der Sea
King integraler Bestandteil des Schiffes
Bordhubschrauber stellen ein unverzichtbares Seekriegsmittel dar, da sie flexibel in
unterschiedlichen Rollen eingesetzt werden. Mit ihren Einsatzoptionen und der
Reichweite ihrer Sensoren und Effektoren
vergrößern sie den Wirkungsbereich der
seegehenden Einheiten. Zudem stellen sie
die Fähigkeit des schnellen Lufttransportes
zur Verfügung.
Unterwasserseekriegführung (ASW)
Ortung und Bekämpfung von U-Booten
sind eine Grundbefähigung für die BHS
der Fregatten. Der Einsatz von Tauchsonargeräten muss zukünftig durch einen
zeitgleichen Sono-Bojen-Einsatz ergänzt
werden. Diese multistatische U-Jagd ist
besonders in küstennahen Gewässern eine
Herausforderung. Aufgrund seiner großen
Sensorreichweite muss der BHS befähigt
werden, zeitgleich Effektoren mitzuführen,
um reaktionsschnell die Bekämpfung eines
erkanntes Ziels aufnehmen zu können. Eine
Trennung von Sensorträger und Effektorträger ist nicht mehr bedrohungsgerecht,
da die Fähigkeiten von konventionellen
U-Booten zur weitreichenden Seezielbekämpfung ein unverzügliches Bekämpfen
eines entdeckten U-Bootes erforderlich
machen.
Überwasserseekriegsführung
(ASuW)
Der Überwasserseekrieg beginnt bereits
mit der Seeraumüberwachung, d.h. mit
der Klassifizierung und Identifizierung von
Schiffen. Dabei muss ein tageszeitunabhängiges Lagebild erstellt und gehalten
werden. Dafür wird eine permanente taktische Datenlinkanbindung (i.d.R. Link 11)
und eine kontinuierliche 360° Radarabdeckung benötigt. Eine weitere Aufgabe ist
das Beobachten von Kontakten mit modernen, leistungsstarken EO/IR-Sensoren.
Bordhubschrauber mit langen Flugzeiten
eignen sich hierfür besonders, da große
Seegebiete bei Tag und Nacht aufgeklärt
und beobachtet werden können. Die Sensorik und die Sensorkorrelation (Datenverarbeitung) muss dazu ausgelegt sein,
ein erstelltes Lagebild sicher über einen
langen Zeitraum zu halten. Der BHS ermöglicht den Fregatten, ein großes Seegebiet zu überwachen und zielgerichtet zu
agieren. Die aktuellen Einsätze im Rahmen
der EU-geführten Operation „Atalanta“
zur Piratenbekämpfung belegen die gewaltige Ausdehnung der zu überwachenden Seeräume. Beim Anti-Piraterie-Einsatz
steht bei beiden Bordhubschraubertypen
das sMG als Wirkmittel zur Verfügung.
Auch eine moderne Flugkörperbewaffnung für den Kampf gegen größere Überwassereinheiten ist heute für den BHS ein
erforderliches Wirkmittel.
Personal-/Materialtransport
Personal- und Materialtransport ist Bestandteil sowohl des Grundbetriebes als
auch von Stabilisierungs- und Eingreifoperationen der Flotte. Transportaufgaben
werden innerhalb eines Einsatzverbandes, wie auch an der Schnittstelle SeeLand (z.B. Besatzungstausch bei Schiffen)
wahrgenommen. Der Materialtransport
(als Innen- und/oder Außenlast) dient
zur Versorgung der Einheiten mit Verbrauchsgütern und Ersatzteilen. Zukünftig
wird hier der Transport von palletierten
Gütern/Boxpaletten angestrebt, der den
rüstet. Die Korvette BRAUNSCHWEIG ist
das erste Schiff ihrer Klasse, das die Flugkörper bereits an Bord geladen hat. Im
Sommer 2012 ist ein Flugkörperschießen
mit dem RBS15 Mk3 in schwedischen
Schießgebieten vorgesehen.
Flottenchef von Bord
Seit 1956 gab es 18 Befehlshaber der Flotte im Flottenkommando. Der letzte Befehlshaber, Vizeadmiral Manfred Nielson,
hat seinen Dienstposten in Glücksburg
nunmehr verlassen, um in Berlin in der Reformkommission als Leiter Planung/Rüstung die Neuausrichtung der Bundeswehr
maßgeblich mitzugestalten. Die Führung
der Flotte hat der bisherige Stellvertreter
des Flottenchefs, Konteradmiral Michael
Mollenhauer, übernommen. Mollenhauer wird das Flottenkommando in das
vorgesehene neue Marinekommando
überführen, das in Kiel oder in Rostock
aufgebaut werden soll. Die Flotte unterhält zur Zeit noch 73 Schiffe und Boote.
Die künftige Flotte soll nur noch 50 Einheiten umfassen.
Aktueller Einsatz der Flotte
EU-Operation „Atalanta“:
s&REGATTE"!9%2.
s&REGATTE+¾,.
UNIFIL-Verband:
s4ENDER-/3%,
s3CHNELLBOOTE:/"%,UND(9¯.%
Standing NATO MCM Groups:
s-INENJAGDBOOTÄ"%2(%22.
s-INENJAGDBOOT"!$"%6%.3%.
Standing NATO Maritime Group 2:
s&REGATTE.)%$%23!#(3%.
DS
Strategie & Technik · Oktober 2011
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des Luftfahrzeugs angezeigt. Unabhängig
vom Operationsraum (See, Küstenvorfeld)
werden folgende Einsatzoptionen unterschieden.
Verbringen von Boarding Teams
Bei Maritime lnterdiction Operations
(MIO), wie sie im Golf von Aden bei der
Operation Enduring Freedom (OEF) praktiziert wurden, werden komplette BoardingTeams (14 Soldaten) an Bord verdächtiger
Schiffe verbracht. Das Risiko für BoardingTeam und Hubschrauber bis zur Sicherung
des Fahrzeugs erfordert eine adäquate
Bewaffnung des Hubschraubers und einen
eingerüsteten ballistischen Schutz mindestens für die Besatzung. Mit den Piratenüberfällen auf Schiffe zeichnet sich ab, dass
Boardingmaßnahmen auch unter konkreter Bedrohung durchgeführt werden müssen. Sogenannte „Citadel Boarding Operations“, in der ein Handelsschiff, dessen
Besatzung sich sicher in einem Schutzraum
befindet, aus der Hand von Piraten befreit
werden soll, erfordern neben der reinen
Transport- auch eine Unterstützungsleistung (u.a. durch Scharfschützenüberwachung aus dem Hubschrauber).
Sea Lynx in der U-Jagdrolle; Einsatz eines Tauchsonars
Umschlag/Transport erleichtert. Beim
Lufttransport an der Schnittstelle SeeLand kann es durchaus auch notwendig
werden, in ein Gebirge einzufliegen. Dies
stellt für Besatzung und Hubschrauber
eine besondere Herausforderung dar, da
Wetter- und vor allem Windbedingungen
im Gebirge schwer einzuschätzen sind
und ein erhebliches Risiko darstellen können. Das MFG 5 konnte in den vergangenen Jahren bei Ausbildungsabschnitten in
Norwegen in Kooperation mit den Heeresfliegern umfangreiche Erfahrungen im
Gebirgsflug gewinnen.
Taktischer Lufttransport
Der taktische Lufttransport beschreibt den
Transport von Personal/Material unter taktischen Einsatzbedingungen/Bedrohungen. Die jeweiligen Einsatzgrenzen bzgl.
Reichweite und Transportkapazität sind
sehr unterschiedlich und werden durch
die einsatzspezifischen Ausrüstungsvarianten bestimmt. In Abhängigkeit der Bedrohungslage ist taktischer Lufttransport
vor dem Hintergrund der Bedrohungsminimierung und Reduzierung der Entdeckungswahrscheinlichkeit vorzugsweise
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bei Nacht durchzuführen, d.h. unter Nutzung von Nachtsichtgeräten. Gleichwohl
ist eine umfangreiche Eigenschutzausstattung zum Schutz der Besatzungen und
Militärische Evakuierungsoperationen
Einsatzgruppenversorger sind für militärische Evakuierungsmaßnahmen geeignete
Plattformen. Neben ihrer langen Stehzeit
im Einsatzgebiet können sie viele Menschen an Bord unterbringen und versorgen. Die Einrüstung des MERZ ermöglicht
hierbei eine adäquate sanitätsdienstliche
Versorgung. Der BHS fungiert hierbei als
Lufttransportkomponente. Je mehr Perso(Foto: Frank Findler)
(Foto: PIZ/M)
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Zwei Sea-Lynx mit dem Flugkörper Sea Skua
(Foto: PIZ/M)
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Sea Lynx im Landeanflug auf eine Fregatte
nen auf einem Flug transportiert werden
können, desto weniger Flüge und geringere Gefährdung.
Unterstützung/Zusammenarbeit
mit Spezialkräften
Mit der Fregatte Klasse 125 bieten sich der
Marine neue Einsatzoptionen. Das Schiff
ist für Stabilisierungsoperationen ausgelegt und dient auch der Unterstützung von
Operationen der Landstreitkräfte. Dabei
spielt die Verbringung von Spezial- und
spezialisierten Kräften inkl. einsatzrelevanter Ausrüstung mit BHS an der Schnittstelle
See-Land zur Vorbereitung, Durchführung
und Beendigung von Operationen eine besondere Rolle. BHS werden damit zur direkten taktischen Unterstützung eingesetzt.
Hierbei werden spezielle Absetzverfahren
für Personal und Ausrüstung angewandt.
Die im MFG 5 mit dem Sea King Mk41 aufgebaute, derzeit aber nicht zur Verfügung
stehende Fähigkeit, soll mit der Einführung
des Nachfolgemusters u.a. auf der Fregatte
F 125 umfassend für die Streitkräfte verfügbar werden.
SAR und medizinische Versorgung
Ein BHS ist immer auch ein hervorragendes SAR-Mittel. Für das eigene Schiff bei
„Mann über Bord“, innerhalb des Verbandes in See, aber auch für akute Notlagen
von Schiffen im Einsatzgebiet. Die Unvorhersehbarkeit und häufige Dringlichkeit
eines Notfalls erfordern die ständige Bereitschaft des BHS zur SAR-Rolle auch im
Fluge. Eine Rettungswinde zum Abbergen
ist somit permanente Ausstattung eines
BHS. Damit kann dann ggf. auch die erste
schnelle medizinische Versorgung für die
betroffenen Personen bereitgestellt werden. Im Einsatz an Bord der EGV dient der
Sea King als schnelles Transportmittel für
den Kranken- und Verwundetentransport
(FwdTacAirMedEvac), z.B. zum Marineeinsatzrettungszentrum (MERZ), um die
weiterführende medizinische Betreuung
auf dem Niveau eines Kreiskrankenhauses
sicherzustellen; ferner für den Transport
von versorgten Patienten oder Intensivpatienten zum nächsten Krankenhaus an Land
(TacAirMedEvac) und/oder für den weiteren Transport mit einem MedEvac-Airbus
der Luftwaffe nach Deutschland (StratAirMedEvac).
Diese Fähigkeiten zur Sicherstellung der
sanitätsdienstlichen Versorgung von Soldaten im Einsatz stehen auch für zivile
Hilfs- und Katastropheneinsätze zur Verfügung. Die Leistungsfähigkeit im Zusammenspiel BHS- Einsatzgruppenversorger
und Feldkrankenhaus wurde während der
Tsunami-Hilfe in Südostasien eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Unter den dortigen klimatischen Bedingungen zeigten
sich dabei aber auch die Leistungsgrenzen
des Hubschraubers.
Ausblick
Das umfangreiche Aufgabenfeld und die
begrenzte Anzahl von verfügbaren Hubschraubern fordern einen mehrrollenfähigen Marinehubschrauber. Neben dem
kleineren, wendigen, für den Waffeneinsatz optimierten Hubschrauber wie der in
Verbindung mit der Fregatte F 123 bis in
die nächste Dekade einzusetzenden Sea
Lynx Mk 88A, wird ein mehrrollenfähiger Hubschrauber benötigt. Neben dem
Waffeneinsatz über und unter Wasser ist
auch das vielseitige Aufgabenspektrum
in der Transportrolle und in der Unterstützung von Spezialkräften wahrzuneh-
men. Die vor über 20 Jahren begonnene
Konzeption und Entwicklung des MH90 spiegelt nicht mehr die jetzige und
zukünftig zu erwartende Einsatzrealität
wider. Der Beginn der Auslieferung an
andere Nationen darf hier nicht den Blick
verstellen. Als Ersatz für einen Hubschraubertyp Sea Lynx, AB 212 und andere
stellt er für die Nationen (z.B. Niederlande, Frankreich, Italien) einen Leistungsgewinn dar. Mit der kleinen BHS-Flotte
kann sich Deutschland leider nicht den
Luxus leisten, mehrere unterschiedlich
spezialisierte Hubschrauber zu betreiben.
So stehen der italienischen Marine z.B.
auch noch die Leistungsträger AW101
zur Verfügung; Transportprobleme stellen sich hier nicht. Die Rahmenbedingungen und die Forderungen an einen
Marinehubschrauber, der den heutigen
und zukünftigen Einsatzanforderungen
gerecht wird, wurden in einem streitkräftegemeinsamen Forderungskatalog
formuliert. Dieser diente nach Billigung
durch das Bundesministerium der Verteidigung als Grundlage für die im Frühjahr
2010 durchgeführte Ausschreibung. Eine
Bewertung der Angebote erfolgte. Für
die Marine zeigte sich ein klares Ergebnis
gespiegelt an den Forderungen. Durch
die jetzt anstehende Reform der Bundeswehr wurden alle Projekte auf den Prüfstand gestellt und werden neu priorisiert.
Dazu gehört auch die Auswahlentscheidung für den Marinehubschrauber, die
noch Ende 2011 erwartet werden könnte. Die Deutschen Marine plant, 30 Marinehubschrauber eines Typs zu betreiben.
Daher ist die Auslegung als mehrrollenfähiger Marinehubschrauber, besonders
für die zulaufende Schiffsklasse F 125
zwingend erforderlich.
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