regional - Kreisverband Aichach-Friedberg
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Fahren ohne Alkohol Kampagne „BOB im Disco-Fieber“ (S. III) Kleine Rotkreuzgeschichte, Teil 2 Die Genfer Abkommen (S. IV) Jahresbericht 2010 Wie Ihr Geld eingesetzt wurde (S. IV) REGIONAL AICHACH-FRIEDBERG FotoS: BRK AIchach-Friedberg Liebes Rotkreuz-Mitglied, Verkehrsunfälle mit Folgen wie lebenslanger Behinderung oder gar Tod sind vor allem für die betroffenen Familien dramatisch. Wenn Alkohol mit im Spiel war, stellt sich immer wieder die Frage: Musste das sein? Begrüßenswert sind daher die Kampagnen „Disco-Fieber“ und „BOB“ (lesen Sie mehr dazu auf Seite 2/3), die für null Promille am Steuer werben. Die Aufklärungsund Präventionsarbeit soll die Zielgruppe – in erster Linie Jugendliche – so direkt wie möglich erreichen und arbeitet eng mit Schulen zusammen. Die Arbeit lohnt sich: Die Zahl der sogenannten „Disco-Unfälle“ ist seit 1995 stark zurückgegangen und lag im Jahr 2009 im Landkreis Aichach-Friedberg erfreulicherweise sogar bei null. Disco-Unfälle ereignen sich in den frühen Morgenstunden eines Wochenendes. In der Regel sind an ihnen 18- bis 25-jährige Fahranfänger beteiligt. Solche Unfälle beschäftigen unsere Rettungskräfte in ganz besonderem Maße. Doch wenn sie die Verletzten versorgen, müssen unsere Helfer ihre Emotionen zurückstellen, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können. In dieser Zeit müssen sie perfekt „funktionieren“. Erst wenn alles vorbei ist und ihr Adrenalinspiegel wieder abgesunken ist, können sie das Ereignis auf sich wirken lassen, darüber nachdenken und ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Im Jahr 2010 engagierten sich im Landkreis Aichach-Friedberg im Rettungsdienst mehr als 100 Ehrenamtliche mit weit über 60 000 Stunden für die Bürger. Sie leisten mit ihrer Tatkraft und zusätzlichen Fahrzeugen wertvolle Hilfe. Wir alle wünschen uns, dass die Zahl der Disco-Unfälle weiterhin so niedrig bleibt und wir in diesem Bereich so selten wie g möglich gebraucht werden. Ihr Thomas Winter Leiter Rettungsdienst Aichach-Friedberg 3_11 brk aichach-friedberg I rotkreuz regional | aichach-friedberg Die Realität nachgespielt: Die Simulation eines Unfalls verschafft jungen Leuten wie hier während der „BOB im DiscoFieber“-Aktion einen Einblick, wie furchtbar Unfälle, verursacht durch Alkohol, sind. Ohne Promille gut nach Hause Zwei Kampagnen gegen sogenannte „Disco-Unfälle“ haben im Landkreis Aichach-Friedberg großen Erfolg. Die ersten zwei Jahre nach dem Führerscheinerwerb sind die gefährlichsten: Besonders junge Fahrer werden in dieser Zeit in schwere Verkehrsunfälle verwickelt – alle acht Stunden stirbt ein junger Mensch im Straßenverkehr. Kommt Alkohol mit ins Spiel, verschlechtert sich die Statistik. Rund die Hälfte aller Unfälle von 18- bis 25-Jährigen ereignen sich am Wochenende oder in der Nacht, viele davon auf dem Heimweg von einer Disco. So endet oft ein fröhlicher Abend mit Freunden in einer Katastrophe. Die häufig alkoholisierten Jugendlichen überschätzen sich, beginnen zu rasen und landen im Krankenhaus oder gar auf dem Friedhof. Die sogenannten „Disco-Unfälle“ kommen vermehrt auf dem Land vor, da junge Leute dort II brk aichach-friedberg 3_11 unweigerlich auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen sind. „Disco-Fieber“ klärt auch mit Liveberichten auf Im Jahr 2000 initiierte der Schrobenhausener Zahnarzt Dr. Anton Euba ein Präventionsprojekt mit dem Ziel „Null Promille am Steuer“. Bald wurde das Projekt auch von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern gefördert: Die Kampagne „DiscoFieber“ mit ihrem Slogan „Wir brauchen Dich auch morgen“ war geboren. Den Initiatoren war bei der Konzeption klar, dass sich Alkohol nicht verbieten lässt. Vielmehr gilt es, den Jugendlichen klar zu machen, dass sie innerhalb ihrer Clique regeln müssen, wer trinkt und wer – nüchtern – fährt. Die Kampagne funktioniert so: Im Rahmen eines Aktions- tags sehen Jugendliche in ihren Schulen betroffen machende Kurzfilme, die sie auf der emotionalen Ebene ansprechen sollen. Rettungskräfte und Unfallopfer berichten live von ihren traurigen Erlebnissen. Ein nachgestellter Unfall mit Polizei, BRK-Rettungsdienst und Feuerwehr lässt die Schüler im Blaulicht der Rettungsfahrzeuge die Dramatik einer Rettungsaktion hautnah miterleben. All dies regt zum Nachund Umdenken an. Inzwischen hat die Kampagne Erfolg: So gab es im Landkreis AichachFriedberg 2009 keinen DiscoUnfall mehr, in Bayern sank die Rate in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel. „BOB“ fährt nüchtern Eine weitere erfolgreiche Aktion gegen Alkohol am Steuer Spaß haben auch ohne Alkohol: Das Plakat der BOB-Aktion ruft junge Leute auf, sich dem Projekt freiwillig anzuschließen. aichach-friedberg | rotkreuz regional FotoS: BRK AIchach-Friedberg (3); Carmen Kreutmeier nennt sich „BOB“. „BOB“ ist keine Abkürzung, sondern ein leicht zu merkender Fantasiename. Die Aktion richtet sich besonders an Autofahrer zwischen 18 und 25 Jahren. Jeder aus der Clique hat mal die Verantwortung Die Devise lautet: Feiern ist erlaubt, aber einer in der Gruppe muss nüchtern bleiben und die Freunde sicher nach Hause fahren. Er oder sie verkörpert „BOB“, der für sicheres Fahren ohne Alkohol steht. Dabei ist jeder aus dem Freundeskreis mal dran, übernimmt die volle Verantwortung und verdient daher Respekt sowie Anerkennung. Damit ihn jeder gleich erkennt, trägt er den knallgelben „BOB“-Schlüsselanhänger bei sich, der Feierlustigen und Gastwirten deutlich zeigt, wer gerade mit Nüchtern sein an der Reihe ist. Unterstützt wird das Projekt von den teilnehmenden Gastwirten: „BOB“ erhält mindestens das erste alkoholfreie Getränk kostenlos beziehungsweise günstiger. Im Landkreis Aichach-Friedberg beteiligen sich bereits etliche Lokale und Diskotheken an der Kampagne. Mit großem Erfolg, denn die Aktion wird g genutzt. i Weitere Informationen zur Kampagne „Disco-Fieber“ unter: www.disco-fieber.de, zu „BOB“ unter: bobbayern.web Eine aktuelle Liste der Gastwirte und Discos sowie weitere Informationen gibt es unter www.kreisverkehrswacht-aicfdb.de.vu Der Schlüssel zu weiterem Erfolg Bei der Schul-Aktion „BOB im Disco-Fieber“ gibt es den gelben Anhänger gleich vor Ort. Berichteten von ihren Gefühlen bei „Disco-Unfällen“: Carin Bialas, Christoph Fischer, Michael Sieber, Thomas Winter und Sandra Leicht. Mehr dazu siehe unten! Die beiden Präventionsprojekte „BOB“ und „Disco-Fieber“ treten seit diesem Jahr erstmals zusammen als „BOB im Disco-Fieber“ auf. Das Pilotprojekt der Kreisverkehrswacht Aichach-Friedberg setzt die Aufklärungsarbeit fürs Fahren ohne Alkohol fort und möchte die teilnehmenden Jugendlichen weiterhin dazu motivieren, verantwortungsvoll zu handeln. Neu dabei ist, dass zum Abschluss eines „Disco-Fieber“-Aktionstags der gelbe „BOB“-Schlüsselanhänger direkt in den Schulen verteilt wird, damit die Schüler sofort Lust bekommen, mitzumachen. Bei der Auftaktveranstaltung im April in der Aichacher Grundschule Nord berichteten Rettungskräfte, was sie bei tödlichen Verkehrsunfällen am Einsatzort erleben und fühlen. Thomas Winter, Leiter Rettungsdienst BRK Aichach-Friedberg: Wenn der Piepser Alarm schlägt, erhöht sich mein Herzschlag und mein Adrenalin-Spiegel steigt. Dann frage ich mich, was dieses Mal passiert ist und mich erwartet. Die furchtbaren Bilder von Verletzten und Toten brennen sich in mein Gedächtnis ein. Besonders schlimm ist es, wenn man die Betroffenen kennt. Oft denke ich, warum musste das passieren? Ist das nächste Mal etwa mein Kind betroffen? Viele winken ab mit der Aussage „Was kümmerst du dich darum, das ist doch mein Leben“, doch das ist nur bedingt richtig. Zu viele Menschen – Rettungskräfte, Verwandte, Freunde – sind an einem Unfall emotional beteiligt. Umso unverständlicher, wenn er durch Alkohol verursacht wurde. Carin Bialas, 26 Jahre, Polizeihauptmeisterin in Aichach: Total demolierte Fahrzeuge, Blut, Verletzte, Tote – ein Bild des Grauens. Für uns Rettungskräfte sind die Eindrücke nur schwer zu verarbeiten und werden niemals zur Routine. Michael Sieber, Kommandant der Feuerwehr Aichach: Bei uns gibt es aus guten Gründen Extra-Schulungen, wie man mit solchen Einsätzen psychisch am besten umgeht. Denn die Erlebnisse lassen uns nie mehr los. Christoph Fischer, 23 Jahre, Feuerwehr und BRK-Rettungssanitäter: Man verdrängt die Unfall-Bilder, vergessen kann man sie aber nicht. Es riecht immer so merkwürdig am Unfallort. Wahrscheinlich ist es das Pulver im Airbag. Oder ist das der Geruch vom Tod? Sandra Leicht, Kriseninterventionsteam: Es ist immer wieder ein tragisches Ereignis, den Eltern die Nachricht vom Unfalltod ihres Kindes zu überbringen. Wir wählen ganz bewusst exakte Worte wie „tot“, oder „verstorben“, damit die Betroffenen die Endgültigkeit der Situation begreifen. Impressum rotkreuzmagazin KV Aichach-Friedberg Verantwortlich: Robert Erdin Redaktion: Claudia Bayer, Telefon: 0821 26076-25, Fax: -30, [email protected] Herausgeber: Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband Aichach-Friedberg, HansSeemüller-Straße 1, 86316 Friedberg, Telefon: 0821 26076-0, Fax: -30 www. kvaichach-friedberg.brk.de Auflage: 11 000 Exemplare 3_11 brk aichach-friedberg III rotkreuz regional | aichach-friedberg Kleine Rotkreuz-Geschichte: Teil 2 Die Genfer Abkommen – Schutz für Opfer und Helfer Die Ideen Henry Dunants werden nur vier Jahre nach der Schlacht von Solferino zu einem Meilenstein in der humanitären Hilfe und führen zur Gründung des Roten Kreuzes in Genf. Medizinische Behandlung auch für feindliche Soldaten Im selben Jahr treffen sich Politiker und Militäroberhäupter aus 15 europäischen Ländern und der USA zu einem Kongress und fassen den Beschluss, freiwillige nationale Hilfsgesellschaften zu gründen. Sie berufen für den 8. August 1864 eine internationale Staatenkonferenz in Genf ein. Delegierte aus 12 Staaten unterzeichnen schließlich am 22. August ein Abkommen, das in internationalen Konflikten das Schicksal aller verwundeten Soldaten des Schlachtfelds unabhängig von ihrer Nationalität regeln soll. Das I. Genfer Abkommen, eine „Konvention zur Verbesserung des Loses der verwundeten Soldaten der Armeen im Felde“, wird verabschiedet; in zehn Artikeln wird der Schutz der Opfer und ihrer Helfer geregelt sowie das rote Kreuz auf weißem Grund zum offiziellen Schutzzeichen. Weitere Abkommen folgen: Das II. Genfer Abkommen regelt die Situation der IV brk aichach-friedberg 3_11 Marinesoldaten (1907), das III. Abkommen die Behandlung der Kriegsgefangenen (1929), das IV. Abkommen schließlich beschreibt 1949 den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten und formuliert die drei vorausgegangenen Abkommen neu. 1977 beinhalten Zusatzprotokolle Ergänzungen zum Schutz der Opfer internationaler, bewaffneter Konflikte (I. Zusatzprotokoll) Der betagte Dunant: Seine Büste ist im schweizerischen Heiden zu sehen sowie Regelungen über den Schutz der Opfer in Bürgerkriegen (II. Zusatzprotokoll). Regelverletzungen werden vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag geahndet. Dunant, der durch unglückliche Geschäfte gesellschaftlich ruiniert war, wurde öffentlich erst wieder rehabilitiert, als er 1901 für sein innovatives und nachhaltiges Wirken den allerersten Friedensnobelpreis erhalten hatte. Dennoch starb er 1910 allein und g einsam im Bezirksspital in Heiden. i Was es mit dem Rotkreuzzeichen und den anderen Schutzzeichen auf sich hat, lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe von rotkreuz regional! Jahresbericht 2010 Damit Sie auch erfahren, wohin das Geld im Kreisverband Aichach-Friedberg fließt, veröffentlichen wir an dieser Stelle unseren Jahresbericht 2010. Falls Sie Fragen dazu haben, steht Ihnen Kreisgeschäftsführer Robert Erdin unter Telefon 0821 260760 gerne zur Verfügung! Foto: BRK Aichach-Friedberg 1863 wird in Dunants Geburtsstadt das „Genfer Komitee der Fünf “ gebildet, eine internationale Kommission, die die Ideen des Schweizers zur neutralen und freiwilligen humanitären Hilfe im Krieg prüfen und verbreiten sollte. Gründungsmitglieder sind Dunant selbst sowie Männer ersten Ranges: der Jurist Gustave Moynier, die erfahrenen Kriegsärzte Dr. Louis Appia und Dr. Théodore Maunoir sowie der Schweizer General Guillaume-Henri Dufour. Die Mitglieder der Kommission, die als Vorläufer des internationalen Roten Kreuzes (IKRK) gilt, sind bald vom Erfolg des Projekts überzeugt und beschließen, es weltweit zu verbreiten.