Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und

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Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und
Züchtungskunde, 79, (2) S. 111 – 118, 2007, ISSN 0044-5401
© Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und
Einflussfaktoren auf die Preisbildung
Wiebke Icken1, J. Bennewitz2 und E. Kalm2
1 Einleitung
Die Entwicklung des Bestandes an Reitpferdezuchtstuten und -hengsten in der Bundesrepublik Deutschland ist seit Mitte der neunziger Jahre stark rückläufig. Von 1995 bis
ins Jahr 2005 hat er sich um über 18.000 Tiere auf 70.766 Pferde verringert (Jahresbericht 2005 der Deutschen Reiterlichen Vereinigung). Zurückzuführen ist dieser Rückgang auf die bestehenden Absatzprobleme bei Reitpferden, die in engem Zusammenhang mit der derzeit stagnierenden wirtschaftlichen Gesamtsituation stehen. Zur Förderung des Absatzes der deutschen Reitpferde haben die einzelnen Zuchtverbände so genannte Absatzveranstaltungen ins Leben gerufen. Der Verband hannoverscher Warmblutzüchter e.V. veranstaltet jährlich acht verschiedene Auktionen. Dazu zählen unter
anderem die im April und Oktober stattfindenden Eliteauktionen sowie die im Frühjahr,
Sommer, Herbst und Winter veranstalteten vier Zwischenauktionen. Junge Reitpferde,
die abhängig von ihren Qualitäten die Zulassung zu den Elite- oder Zwischenauktionen
bekommen, werden in der Regel getrennt von Fohlen, Zuchtstuten und Junghengsten
in Verden an der Aller zum Verkauf angeboten. Alle zur Versteigerung freigegebenen
Pferde werden zuvor von einer Kommission, die die Tiere hinsichtlich ihres Exterieurs
sowie ihrer Dressur- und Springveranlagung beurteilt, aus dem gesamten Zuchtgebiet
ausgewählt. Die Auktionspreise dieser qualitativ überdurchschnittlichen „Deutschen
Reitpferde“ stellen die Grundlage der folgenden Untersuchung dar.
Das Ziel dieser Studie ist es, der praktischen Reitpferdezucht Informationen über die
Faktoren der Preisbildung auf dem Reitpferdemarkt zu geben und den Züchtern als Entscheidungshilfe für die Zuchtplanung zur Verfügung zu stehen.
2 Material und Methode
Zur Schätzung der Einflussfaktoren auf die Preisbildung von Reitpferden wurden vom
Verband hannoverscher Warmblutzüchter e.V. Daten von den Auktionen aus den
Jahren 1994 – 2004 zur Verfügung gestellt. Die ausgewählten Variablen waren der Auktionstyp, das Auktionsjahr, die Benotungen bzw. Leistungsdaten (Trab, Galopp, Schritt,
Rittigkeit, Freispringen – Manier und Vermögen) von den Sichtungsterminen der Auktionsauswahl, die Größe, die Röntgenklasse, die Abstammung, die Zuchtwerte aus der
integrierten sowie der verbandsinternen Zuchtwertschätzung, das Geschlecht und die
Farbe. Im Vordergrund dieser Untersuchungen stand der Verkaufspreis als Bezugsgröße. Insgesamt lagen 1.215 Beobachtungen vor, deren Werte linkssteil verteilt waren.
Für die Schätzung der fixen und zufälligen Effekte in einem linearen Modell ist die Normalverteilung Voraussetzung, so dass die einzelnen Verkaufspreise logarithmiert wurden (dekadischer Logarithmus). Die Gesamtbeobachtungen verteilten sich auf mehrere
1 Lohmann Tierzucht GmbH, Am Seedeich 9-11, 27454 Cuxhaven; [email protected]
2 Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Olshausenstr. 40, 24118 Kiel
2 Die Untersuchungen wurden mit dankenswerter Unterstützung des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter e.V., der VIT Verden und der FN Warendorf durchgeführt.
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Auktionstypen, wobei die Daten für diese Studie aus den 6 Reitpferdeauktionen aus den
Jahren 2000 – 2004 (90 %) herangezogen wurden (siehe Tabelle1).
Die erzielten Durchschnittspreise der Reitpferde auf den Auktionen in den Jahren
2000 bis 2003 sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Eliteauktionspferde erzielten in den Jahren 2000 – 2003 einen Durchschnittspreis, der zwischen 23.676 € und 27.047 € schwankt.
Die Werte der gemittelten Verkaufspreise für die Zwischenauktionen lagen zwischen
9.338 € und 11.918 € (Tabelle 2).
Tab. 1. Anzahl verauktionierter Reitpferde je Auktionstyp in den Jahren 2000 – 2004
Number of the auctioned horses from 2000 to 2004
Auktionstyp
gesamt
2000
2001
2002
2003
2004
Elite Reitpferde-April
Elite Reitpferde-Okt.
Zwischenauktion – Sommer
Zwischenauktion – Mai
Zwischenauktion – Nov.
Zwischenauktion – Winter
124
119
247
159
135
314
34
27
60
50
19
86
25
28
45
26
29
70
26
24
71
32
33
66
36
40
68
42
54
70
3
0
3
9
0
22
Eliteauktion-gesamt
243
61
53
50
76
3
Zwischenauktion-gesamt
855
215
170
202
234
34
Tab. 2. Anzahl der zur Verfügung stehenden Daten verauktionierter Pferde (n), sowie deren
durchschnittlich erzielter Preis (x– in €), die Standardabweichungen (s), die mindest
(min) und maximal (max) erzielten Preise (€)
Number of the auctioned horses, their average selling price (x– in €), standard deviation (s)
as well as the minimum and maximum price
Auktionstyp
Auktionsjahr
n
x–
s
min
max
Eliteauktion
2000
2001
2002
2003
61
53
50
76
23.676
27.047
24.580
25.467
17.952
21.953
18.961
25.671
8.500
10.000
8.500
8.500
95.000
130.000
115.000
190.000
Zwischenauktion
2000
2001
2002
2003
215
170
202
234
9.338
10.445
10.686
11.918
48.83
59.49
65.40
6.422
4.250
4.250
4.300
4.500
34.000
41.000
53.000
43.000
Der Großteil der verauktionierten Reitpferde hatte eine Größe zwischen 160 cm und
171 cm Stockmaß. Der durchschnittlich erzielte Auktionspreis lag für die etwas größeren Pferde (zwischen 167 – 171 cm) höher, wies allerdings auch eine deutlich größere
Standardabweichung auf als die der Reitpferde mit einer Größe zwischen 160 – 166 cm.
Seit 1996 wird u.a. für den Verband hannoverscher Warmblutzüchter e.V. eine verbandsinterne Zuchtwertschätzung durchgeführt, die neben der integrierten Zuchtwertschätzung für den Züchter wertvolle Informationen liefert (siehe auch: www.vit.de). In Verden wurden in den letzten Jahren mehr Pferde mit einem hohen Dressurzuchtwert als
mit einem hohen Springzuchtwert verauktioniert (Abbildung 1). Es gibt keine Auktionspferde (weder auf den Zwischen- noch auf den Eliteauktionen), die sowohl im Gesamtzuchtwert-Springen als auch im Gesamtzuchtwert-Dressur der höchsten Gruppe angehörten, jedoch einige wenige Pferde von überdurchschnittlicher Qualität, die in beiden
Disziplinen in der 3.Gruppe (110 < Punkte ≤ 130) rangierten.
Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und Einflussfaktoren auf die Preisbildung
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Abb. 1. Prozentuale Verteilung der Auktionspferde je Zuchtwertklasse
Percentage of auctioned horses according to group of breeding values
Fast 60 % der Auktionspferde waren männlichen und 40 % weiblichen Geschlechts.
Der Anteil der Hengste an denen des männlichen Geschlechts variierte zwischen 35%
(auf den Eliteauktionen) und 48% (auf den Zwischenauktionen).
Auf den Auktionsveranstaltungen dominierten die braunen, dann die fuchsfarbenen,
die dunkelbraunen und rappfarbenen Pferde. Die Farben hellbraun, dunkelfuchs,
schwarzbraun und schimmel waren mit weit unter 10% nur schwach besetzt.
Zur näheren Bestimmung der Einflussfaktoren auf den Verkaufspreis wurden mehrere
lineare Modelle (Modell 1 – 6) mit Hilfe des Statistikprogramms SAS und der Prozedur
MIXED getestet, die nachfolgend aufgelistet sind:
Modell 1: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, ZwDre, ZwSpr, auk, Vat),
Elite- und Zwischenauktionspferde
Modell 2: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, ZwDre, ZwSpr, Vat),
nur Zwischenauktionspferde
Modell 3: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, ZwDre, ZwSpr, Vat),
nur Eliteauktionspferde
Modell 4: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, auk, Vat),
Elite- und Zwischenauktionspferde
Modell 5: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, Vat),
nur Zwischenauktionspferde
Modell 6: y = f (spr, tra, gal, sex, farbe, Vat),
nur Eliteauktionspferde
Dabei bedeuten:
y
= dekadisch logarithmierter Auktionspreis
spr
= fixer Effekt der Wertnote für die Springanlage (3 Klassen)
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tra
gal
sex
farbe
ZwDre
= fixer Effekt für die Wertnote der Grundgangart Trab (3 Klassen)
= fixer Effekt für die Wertnote des Galopps (3 Klassen)
= fixer Effekt Geschlecht (3 Klassen)
= fixer Effekt Farbe (8 Klassen)
= Gesamtzuchtwert Dressur aus der integrierten Zuchtwertschätzung
(als Regressionsvariable ins Modell aufgenommen)
ZwSpr = Gesamtzuchtwert Springen aus der integrierten Zuchtwertschtäzung
(als Regressionsvariable ins Modell aufgenommen)
Auk
= fixer Effekt Auktionstyp (Elite- oder Zwischenauktion)
Vat
= zufälliger Effekt Vater
Die Modelle wurden nach dem Auktionstyp gegliedert. In Modell 1 und 4 wurden beide
Auktionstypen in einem Modell geschätzt, während in Modell 2 und 5 nur die Auktionspferde von den Zwischenauktionen und in Modell 3 und 6 nur die Eliteauktionspferde
berücksichtigt wurden. Des Weiteren unterschieden sich die ersten drei Modelle von
den Modellen 4, 5 und 6 durch die fixen Effekte. In alle Modelle gingen die in jeweils
drei Klassen eingeteilten Benotungen für die Springveranlagung, den Trab und den Galopp ein, ferner die fixen Effekte Geschlecht (Hengst, Wallach oder Stute) und Fellfarbe. Die Einteilung der Benotungsklassen war wie folgt:
Klasse 1: Benotungen < 7
Klasse 2: 7 ≤ Benotungen < 8
Klasse 3: Benotungen ≥ 8
Die Gesamtzuchtwerte für Dressur und Springen aus der integrierten Zuchtwertschätzung fanden als Regressionsvariable Berücksichtigung und wurden nur in den ersten
drei Modellen geschätzt. Der „Vater“ ging als zufälliger Effekt in jedes der Modelle ein.
3 Ergebnisse
Die Prüfung der fixen und zufälligen Einflussfaktoren auf ihre jeweilige Signifikanz erfolgte mit Hilfe gemischter Modelle. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 zusammengefasst
dargestellt.
Die Faktoren Auktionsjahr, die Bewertungen für das Freispringen (Manier und Vermögen), den Schritt und die Rittigkeit, die Größe, die Röntgenklasse, die Einzel- und
Teilzuchtwerte sowie die Gewinnsummen aus der integrierten Zuchtwertschätzung und
die Zuchtwerte aus der verbandsinternen Zuchtwertschätzung hatten in allen Modellvarianten keinen signifikanten Einfluss auf den Verkaufspreis. Das Modell 1 war das vollständigste lineare Modell und eignet sich deshalb am besten zur Beschreibung der Einflussfaktoren auf den Auktionspreis. Als hoch signifikant (p < 0,0001) zeigen sich hier
der Gesamtzuchtwert Dressur aus der integrierten Zuchtwertschätzung sowie der Auktionstyp. Bei einem Signifikanzniveau von 5% waren der Gesamtzuchtwert Springen,
die Farbe und das Geschlecht signifikant. Die Galoppnote erwies sich als schwach signifikant (p = 0,07). Die Irrtumswahrscheinlichkeiten der Trab- und Springbenotungen lagen über 0,1 und waren somit nicht signifikant. Der zufällige Effekt Vater hat einen bedeutenden Einfluss auf den Verkaufspreis. Für keines der Modelle konnten Interaktionen festgestellt werden.
Bei den in das Modell eingeflossenen Daten handelte es sich um logarithmierte Werte, die im Gegensatz zu den nicht transformierten Daten die erforderliche Normalverteilung aufwiesen. Die für das Modell 1 berechneten „Least Square Means“-Werte wurden
zurücktransformiert und in Tabelle 4 dargestellt. Eine Rücktransformation (log zur Basis 10) ist für die Standardfehler nicht sinnvoll. Aus diesem Grund wurden die jeweiligen oberen und unteren Grenzen des 95% Konfidenzintervalls berechnet und tabellarisch dargestellt.
Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und Einflussfaktoren auf die Preisbildung
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Tab. 3. Auflistung der Irrtumswahrscheinlichkeiten (p) der verschiedenen Einflussfaktoren in
den einzelnen Modellen
Probability of error (p) of the different effects for the individual model
Modell 1 Modell 2 Modell 3 Modell 4 Modell 5 Modell 6
p
p
p
p
p
p
fixe Effekte
Springnote
0,4163
Trabnote
0,6483
Galoppnote
0,07
Geschlecht
0,0239
Farbe
0,0269
Auktionstyp
< 0,0001
Gesamtzuchtwert-Dressur < 0,0001
Gesamtzuchtwert-Springen 0,0267
0,6289
0,8388
0,09
0,0003
0,0575
0,1872
0,2188
0,2305
0,3075
0,1733
<0,0001
0,0635
0,062
0,2684
0,4598
0,2509
< 0,0001
0,0581
0,0488
< 0,0001
0,6453
0,2615
0,004
0,014
0,1175
0,7978
0,2425
0,0068
0,9914
0,2724
Tab 4. LSQ-Mittelwerte und Konfidenzintervalle der verschiedenen Einflussfaktoren auf den Verkaufspreis
Least Square Means and confidence interval for the different effects on the selling price
95% Konfidenzintervall
Klasse*
n
LSM (€)
untere Grenze
obere Grenze
Springnote
1
2
3
755
195
86
15.772
16.826
15.486
14.380
14.878
13.201
17.298
19.028
18.164
Trabnote
1
2
3
504
437
95
16.368
15.702
15.992
14.733
14.060
13.456
18.171
17.537
19.009
Galopp
1
2
3
388
536
112
15.187
15.099
17.920
13.429
13.588
15.562
17.176
16.777
20.634
Hengst
Stute
Wallach
271
423
342
18.251
14.638
15.381
15.263
13.342
13.957
21.824
16.060
16.951
braun
dunkelbraun
dunkelfuchs
fuchs
rappe
schimmel
schwarzbraun
328
163
55
259
123
43
60
14.904
14.025
15.598
14.610
15.770
19.494
18.468
13.351
12.251
12.747
12.983
13.659
15.800
15.132
16.637
16.053
19.087
16.440
18.207
24.052
22.541
Eliteauktion
Zwischenauktion
255
811
22.258
11.526
19.900
10.359
24.896
12.824
Einflussfaktor
Geschlecht
Farbe
Auktionstyp
*Klasse
1: Benotungen < 7; Klasse 2: 7 ≤ Benotungen < 8; Klasse 3: Benotungen ≥ 8
In Tabelle 4 sind die Least-Squares-Means (LSM)-Werte für die Einflussfaktoren der
verschiedenen Klassen, Geschlechter und Farben dargestellt. Diese LSM-Werte zeigen,
wie sich der geschätzte Verkaufspreis innerhalb der einzelnen Klassen verändert. Der
hoch signifikante Einflussfaktor „Auktionstyp“ zeigt einen deutlichen Unterschied in
den LSM-Werten zwischen den Elite- und Zwischenauktionen. Die Eliteauktionspferde
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Wiebke Icken, J. Bennewitz und E. Kalm
erreichten einen fast doppelt so hohen Verkaufserlös wie die Reitpferde der Zwischenauktionen. Für das Geschlecht ist ebenfalls eine eindeutige Aussage hinsichtlich des Verkaufspreises zu treffen. Hengste lassen den höchsten Verkaufspreis erwarten. Der LSMWert für Hengste liegt 3.613 € über dem für Wallache und Stuten. Der höchste Verkaufspreis ist für Schimmel zu erwarten. Die Klassen der Galoppbewertungen lassen keine
eindeutige Reihenfolge erkennen. Die Klasse mit den besten Bewertungen (Klasse 3) hat
den größten LSM-Wert. Keine Tendenzen sind für die Trab- und Springbewertungen
zwischen den jeweiligen Klassen zu verzeichnen. Die Pferde mit den schlechtesten Benotungen im Trab erzielten den höchsten Verkaufspreis, während Reitpferde mit einer
mittleren Springbewertung – im Bereich zwischen 7 und 8 – zu den am besten bezahlten Auktionspferden zählten.
4 Diskussion
Ein wichtiger Einflussfaktor auf den erzielten Verkaufserlös für Reitpferde war der Gesamtzuchtwert-Dressur. Dieser hochsignifikante Effekt, der als Regression in das ausgewertete Modell einfloss, ließ erkennen, dass ein hoher Gesamtzuchtwert-Dressur konform mit einem hohen Verkaufspreis war. Die Regressionskoeffizienten wurden mit
dem Modell 1 berechnet, ohne die Werte für den Verkaufspreis vorher zu logarithmieren (bGesamtzuchtwert-Dressur = 28,22 €; bGesamtzuchtwert-Springen = 25,52 €). Eine Einteilung der
Pferde in verschiedene Zuchtwertklassen zeigte, dass bei Reitpferden mit einem unterdurchschnittlichen Gesamtzuchtwert-Dressur (< 90 Punkten) mit einem um ca. 4.000 €
niedrigeren Verkaufserlös zu rechnen war als bei Auktionspferden mit einem geschätzten Gesamtzuchtwert-Dressur von mehr als 110 Punkten. Der Regressionskoeffizient für
den Gesamtzuchtwert–Springen war ebenfalls positiv, die Unterschiede im zu erwartenden Verkaufspreis zwischen den über- und unterdurchschnittlichen Zuchtwerten waren
allerdings nicht so extrem. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Zuchtwerte ein guter Bewertungsmaßstab für Reitpferde und deren Verkaufserlös waren. Die potenziellen Käufer sollten sich deshalb bereits im Vorfeld der Auktion über die Zuchtwerte eines Auktionspferdes und seiner vorangehenden Generationen ein Bild machen.
Die große Differenz zwischen den zwei Auktionstypen lag in der Verschiedenheit der
Pferde und der Käuferschicht. Aus diesem Grund wurde das verwendete Modell noch
einmal für den jeweiligen Auktionstyp (Elite- und Zwischenauktion) aufgestellt. Die
LSM-Werte des Modells 3 (Eliteauktionsmodell) lagen höher als die des Zwischenauktionsmodells, tendierten innerhalb des Merkmals zwischen den Klassen jedoch in die gleiche Richtung. Die einzige Ausnahme bestand zwischen den Geschlechtern im Eliteauktionsmodell. Hier kosten die Stuten – gefolgt von den Wallachen – deutlich mehr als die
Hengste. In früheren Untersuchungen von Bruns et al. (1978) erzielten ebenfalls die
Stuten einen höheren Preis als die Wallache. Im Gegensatz zu den eigenen Untersuchungen galt der Einfluss hier als hoch signifikant. Entgegengesetzt den eigenen Untersuchungen, konnten Bruns et al. (1978) keine Signifikanz für die Farbe herausstellen,
während sich in dem oben beschriebenen Modell 1 der Einfluss der Farbe bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,05 als signifikant zeigt. Die Farbe des Reitpferdes beeinflusste den Käufer und damit den erzielten Preis. Schimmel und schwarzbraune Auktionspferde sicherten einen höheren Verkaufserlös. Dieses Phänomen war durch das geringe Angebot an Pferden mit dieser Fellfarbe auf den Auktionsveranstaltungen zu erklären. Je geringer das Angebot, desto höher der Preis bei unveränderter Nachfrage, in
diesem Fall Anzahl der Kaufinteressenten (vergleiche Koester, 1992). Auch die anderen Farben wurden zum Teil nach diesem Prinzip „bezahlt“. In der Reihenfolge Rappen,
Dunkelfüchse, Braune, Füchse nahm der Verkaufserlös ab. Eine Ausnahme stellen die
dunkelbraunen Auktionspferde. Ihr LSM-Wert lag 585 € unter dem der Füchse. Entgegen den Erwartungen stieg der Verkaufspreis eines Auktionspferdes nicht zwingend
mit einer besseren Bewertung in einer der Grundgangarten oder bei Springvermögen/
Analyse von Auktionsdaten der Pferdezucht und Einflussfaktoren auf die Preisbildung
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Springmanier an. Für die nicht signifikanten Merkmale Spring- und Trabbenotungen
war keine eindeutige Tendenz zwischen den Klassen erkennbar. Eine Steigerung im Verkaufspreis um 2.821 € wurde hingegen innerhalb der Galoppbewertungen von der Klasse 2 zur Klasse 3 ermittelt. Die Klasse 1, zu der die Pferde mit einer Benotung im Galopp
< 7 gehörten, lag mit einem LSM-Wert von 15.187 € leicht über dem der Klasse 2. Dies
kann dadurch erklärt werden, dass die Pferde aus der Klasse 1 ihre Qualitäten nicht in
der Grundgangart Galopp, sondern im Springvermögen und ihrer Springmanier hatten.
Bestätigung fand diese Erklärung in Auswertungen von Bruns et al. (1978). Diese hatten ergeben, dass zwischen den drei Grundgangarten und der Springveranlagung negative Beziehungen bestanden. In späteren Untersuchungen von Preisinger (1993)
schlossen sich Spring- und Dressureignung allerdings nicht mehr gegenseitig aus. Sie
wurden vielmehr als unabhängige Merkmale betrachtet, da ihre genetischen Korrelationen im Bereich von Null lagen. Er gab aber auch zu bedenken, dass viele Richter noch
die Grundeinstellung hätten, dass negative Beziehungen bestünden und sie deshalb bei
der subjektiven Bewertung der Pferde in Grenzfällen leicht zu einer niedrigeren Benotung der Grundgangarten tendierten, wenn die Pferde eine überdurchschnittliche
Springeignung zeigten. Für den zufälligen Effekt „Vater“ wurde ein Schätzwert für die
Varianz angegeben. Der Name des Vaters sowie dessen Bekanntheitsgrad und Image
waren ebenfalls ein bedeutendes Kriterium für den Kaufinteressenten und den Verkaufserlös. Dies stellten bereits Wosnitza (1991) sowie Bornemann und Meinardus
(1988) in ihren Untersuchungen fest. So gab es Väter, die auf den Auktionen des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter e.V. in den Vordergrund traten, weil sie besonders viele oder teure Nachkommen auf den Absatzveranstaltungen stellten.
Der Züchter eines Reitpferdes sollte bei der Anpaarung seiner Stute besonders die Gesamtzuchtwerte der im Pedigree befindlichen Väter und Mütter berücksichtigen. In diese geschätzten Zuchtwerte gehen die Eigen- und Nachkommenleistungen eines Tieres
ein und somit auch indirekt das bereits erwähnte Image eines Hengstes. Des Weiteren
hat der Pferdebesitzer die Möglichkeit, den Wert seines Tieres über die Zulassung zu
einer der Auktionen genauer einzuschätzen. Die Galoppbewertung durch die Auswahlkommission war hierbei entscheidender als die Einstufung der Grundgangart Trab oder
der Springveranlagung. Nicht unbedeutend für den zu erwartenden Verkaufspreis sind
das Geschlecht und die Farbe. Pferde mit einer Fellfarbe, die seltener auf dem Markt
vertreten war wie z. B. Rappen, Dunkelfüchse oder Schimmel lassen einen höheren Erlös erwarten, genauso wie Reitpferde des männlichen Geschlechts.
Zusammenfassung
Das Ziel dieser Untersuchung ist es, dem Pferdezüchter Informationen darüber zu geben, welche Eigenschaften von Reitpferden ausschlaggebend für den Verkaufspreis
sind. Hierzu wurden Daten von den Auktionen des Verbandes Hannoverscher Warmblutzüchter e.V. aus den Jahren 1994 bis 2004 analysiert. Verschiedene Einflussfaktoren auf den erzielten Verkaufspreis eines Reitpferdes, wie das Auktionsjahr, der Auktionstyp, das Geschlecht, die Farbe, die Größe, die Röntgenklasse, die Zuchtwerte aus der
integrierten und verbandsinternen Zuchtwertschätzung, das Pedigree sowie die Bewertungen für die Grundgangarten, die Springveranlagung und die Rittigkeit von den Auswahlterminen wurden geprüft. Einen hochsignifikanten Einfluss zeigten der Auktionstyp und der Gesamtzuchtwert-Dressur. Je höher der Gesamtzuchtwert eines Pferdes
war, desto höher war auch der später gezahlte Preis für ein Reitpferd. Hinsichtlich des
Geschlechtes zeigte sich klar, dass Hengste – gefolgt von Wallachen und Stuten – die
höheren Erlöse erwarten ließen. Nicht unbedeutend ist außerdem die Farbe eines Reitpferdes. Die Käufer bevorzugen Fellfarben, die in geringerer Menge auf dem Markt vertreten sind. Hierzu gehörten Rappen, Dunkelfüchse, Schwarzbraune und Schimmel.
Von den drei Grundgangarten war die Galoppbewertung am interessantesten. Hohe Ga-
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Wiebke Icken, J. Bennewitz und E. Kalm
loppnoten wurden von dem Käufer in größerem Ausmaß preislich honoriert als ein guter Trab oder eine bessere Springveranlagung, die für den Interessenten eher unbedeutend waren.
Schlüsselwörter: Reitpferd, Preisbildung, Auktion
Literatur
Bornemann, T. und Meinardus, H. (1988): Markt, Werbung, Pferdean- und verkauf.
In: Betriebswirtschaftslehre für Reitbetriebe, Reit- und Fahrvereine und Reit- und
Fahrschulen, Deutsche Reiterliche Vereinigung, Warendorf.
Bruns, E., Bierbaum, M., Freese, D. und Haring, H. J. F. (1978): Die Entwicklung von
Selektionskriterien für die Reitpferdezucht. IV. Schätzung relativer ökonomischer Gewichte anhand von Auktionsergebnissen. Züchtungskunde, 50 (2), 93-100.
Koester, U. (1992): Grundzüge der landwirtschaftlichen Marktlehre. Verlag Franz Vahlen GmbH, München, 2. Auflage.
Preisinger, R. (1993): Schließen sich Dressur- und Springeignung gegenseitig aus?
Pferde-Workshop, Uelzen, 8. und 9. Februar 1993.
Wosnitza, K. (1991): Determinanten der Preisbildung auf Pferdeauktionen. Diplomarbeit, Kiel, 1991.
Analysis of auction data for horses and influence factors on pricing
by Wiebke Icken, J. Bennewitz und E. Kalm
The aim of this investigation was to give the horse breeder information on how the selling price for a riding horse is calculated, based on its attributes. Therefore we analysed
data from the auctions of the Hanoverian Association from 1994 to 2004. The paid price
for a riding horse was based on different factors such as the auction year, the auction
type, the sex, the colour, the body size, the health status based on the x-ray results, the
estimated breeding values, the pedigree and the evaluations of the movements, rideability and jumping performance from the selection dates. Highly significant were the
auction type and the total estimated breeding value for dressage. The higher the estimated breeding value, the higher the paid price for a riding horse. Concerning the sex,
stallions followed by geldings and mares attained the best revenue. The colour of a
horse was also of relevance for the customer, favoured were rare coats which are sparsely offered on the market. These are horses with a black, dark chestnut, dark brown or
white coat. The most important movement was the canter. Customers paid the most for
horses with high values in canter. Unexpectedly, there was no big influence from the
trot and jumping performance on the paid price for a riding horse.
Keywords: Riding horse, selling price, auction

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