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FREIES WORT Seite 1 von 2 Ressort Ilmenau Erschienen am 15.09.2010 00:00 Senioren vor Wohnfalle? Von Thomas Klämt Eine "graue Wohnungsnot" prophezeiht das Pestel-Institut dem Ilm-Kreis in 15 Jahren. Senioren hätten schlechte Chancen, in eigenen vier Wänden alt zu werden. Steht auch Ilmenau vor solcher Falle? Ilmenau/Hannover - Bereits in 15 Jahren werden im Ilm-Kreis 2 990 altengerechte Wohnungen benötigt. Das geht aus einer aktuellen Regional-Untersuchung zur "Wohnsituation im Alter" hervor. Damit haben Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft gemeinsam mit der IG Bau erstmals den Wohnbedarf älterer Menschen für Kommunen in Deutschland in der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" ermittelt. Die vom PestelInstitut durchgeführte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es im IlmKreis einen enormen Bedarf an seniorengerechten Wohnungen gibt. Das bedeute neben Sanieren auch Neubau von altengerechten Wohnungen. Denn ein Teil der Altbausubstanz lasse sich nicht mehr wirtschaftlich barrierearm umbauen: ohne Stufen in den Wohnungen und mit einem Aufzug im Haus. Das Pestel-Institut hat errechnet, dass es im Jahr 2025 im Ilm-Kreis etwa 24 Prozent mehr Haushalte mit einem Über-70-Jährigen geben wird als heute. Wenn man davon ausgehe, dass nur jeder Fünfte der dann 14 920 SeniorenHaushalte auf eine Wohnung ohne Barrieren angewiesen sei, müsse dringend saniert und neu gebaut werden - mit Türen, durch die ein Rollator oder Rollstuhl passt, und mit schwellenfreien Duschen. "Es kann nicht sein, dass ältere Menschen nur deswegen ins Heim müssen, weil sie zu Hause keine altengerecht ausgebaute Wohnung haben", sagt Matthias Günther vom Pestel -Institut. Knapp 3 000 altengerechte Wohnungen braucht der Ilm-Kreis in 15 Jahren. In Ilmenau wollen die großen Wohnungsanbieter vor allem Fahrstühle nachrüsten. Eine Studie belegt aber, dass auch komplette Neubauten nötig werden, weil manche Bäder gar nicht für Rollstühle passen. Bild: Klämt Die beiden großen Ilmenauer Wohnungsgesellschaften IWG und WbG sehen sich für Ilmenau selbst allerdings gut aufgestellt, setzen ihre Sanierungen hin zu mehr altengerechtem Wohnraum kontinuierlich fort, wie es gestern auf Anfrage von Freies Wort hieß. Peter Sattler, Vorstandsvorsitzender der WbG, sagte, das Problem sei erkannt und werde "eine große Aufgabe für die Zukunft sein". Dass der Bedarf für Betreutes Wohnen etwa weiterhin gegeben sei, zeige die inzwischen volle Vermietung der neuen Wohnanlage Sophienhütte. Aber natürlich müsse auch jenen, die in ihrem Heim wohnen bleiben wollen, auch die Möglichkeit dazu gegeben werden. "Wir haben letzte Jahre über 30 Fahrstühle in Plattenbauten installiert und werden das jedes Jahr weiter fortsetzen", sicherte er gestern zu. Damit werde allmählich eine gute Durchdringung erreicht. Die WbG habe auch Musterwohnungen eingerichtet, die das Benutzen der Zimmer ohne Schwellen mit Rollatoren ermöglichen. Balkonschwellen könnten teils durch Haltegriff und Bodenaufbauten überwunden werden. Sattler setzt aber auch auf die immer fitter werdenden Senioren. "Jemand, der in 15 Jahren 70 ist, wird nicht so gebrechlich sein, wie 70-Jährige vor 50 Jahren", hofft er. Auch IWG-Geschäftsführer Hermann Töpfer sieht die Gesamtproblematik mit altengerechtem Wohnraum in Ilmenau "nicht ganz so kritisch", wie er gestern sagte. Auch die IWG setze ihr Fahrstuhlkonzept fort. Für 2013 ist der Wohnblock Humboldtstraße 20 bis 36 mit einer Nachrüstung vorgesehen, erklärt er. Das Objekt liege nahe am Einkaufsmarkt und ermögliche, mit Rollator waagerecht ins Haus zu kommen, weshalb es ein nächstes Gebäude für seniorengerechtes Wohnen werde. Die IWG habe aber auch weiteres Engagement geplant. So sollen im Quartier Weimarer Straße/Poststraße weitere seniorengerechte Wohnungen geschaffen werden, sagte Töpfer gestern. "Ich denke, Ilmenau ist sich seiner Aufgabe bewusst", sagte der Geschäftsführer des kommunalen Großvermieters. Allerdings bestätigten beide Anbieter - WbG und IWG - dass sie bislang keine Untersuchungen zur Altersentwicklung der Bevölkerung und keine darauf ausgerichteten Projektplanungen zur Absicherung des Bedarfs altersgerechten Wohnraums aufgestellt haben. "Jeder stürzt sich jetzt auf altersgerechten Wohnraum", kritisiert zudem der IWG-Geschäftsführer, es gebe ein viel größeres Problem in Zukunft, das Altersarmut heiße. Bei der jetzigen Arbeitslosigkeit und der letzter Jahre fehle vielen Ilmenauern später einmal Geld für den zu erwartenden hohen Pflegestand, befürchtete er, dass es für manchen dann auch schwierig werde, für Mieten in modernsten Wohnanlagen aufzukommen. http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/ilmenau/ilmenaulokal/art2447,124719... 16.09.2010 FREIES WORT Drucken | Seite 2 von 2 Speichern | Versenden Kommentare zum Artikel Zu diesem Artikel sind keine Beiträge vorhanden. Um Beiträge schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein! Login/-out Benutzername: Passwort: c Login über Cookie merken d e f g http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/ilmenau/ilmenaulokal/art2447,124719... 16.09.2010