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Aus der Medizinischen Universitätsklinik Abteilung Innere Medizin IV Nephrologie der Albert-Ludwigs - Universität Freiburg im Breisgau Identifizierung von Kidney Injury Molecule (KIM 1) als neuer Interaktor von Polycystin 2 und Charakterisierung der Intrazellulärdomäne in Bezug auf die ziliäre Funktion von KIM 1 INAUGURAL - DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert- Ludwigs- Universität Freiburg i. B. vorgelegt 2008 von: Anne-Katharina John geboren in Waldkirch Dekan: Prof. Dr.med. Christoph Peters Erstgutachter: Prof. Dr.med. Gerd Walz Zweitgutachter: PD Dr. Thomas Günther Jahr der Promotion: 2009 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1. Polyzystische Nierenerkrankung ...................................................................... 1 1.1.1. Krankheitsbild und Ätiologie ...................................................................... 1 1.1.2. Molekulare Hintergründe von ADPKD ....................................................... 3 1.2. ADPKD und die Rolle von Zilien....................................................................... 8 1.3. Das Kidney Injury Molecule 1 (KIM 1) ............................................................ 10 1.3.1. Die Familie der TIM Proteine ................................................................... 10 1.3.2. Funktionelle Eigenschaften von KIM 1 .................................................... 11 1.3.3 Molekulare Eigenschaften von KIM 1 ....................................................... 11 1.4. Fragestellung und Zielsetzung dieser Arbeit .................................................. 13 2. Material und Methoden ......................................................................................... 14 2.1. Materialien und Lösungen .............................................................................. 14 2.1.1. DNA-Technologien .................................................................................. 14 2.1.2. Plasmide .................................................................................................. 14 2.1.3. Retrovirale Vektoren ................................................................................ 15 2.1.4. Zellkultur .................................................................................................. 15 2.1.5 Transfektion .............................................................................................. 16 2.1.6. Immunopräzipitation ................................................................................ 16 2.1.7 SDS-Gelelektrophorese und Immunoblot ................................................. 17 2.1.8. Immunfluoreszenz ................................................................................... 18 2.2. Methoden ....................................................................................................... 19 2.2.1 DNA Technologien und Klonierung .......................................................... 19 2.2.1.1 Ligation und Transformation .............................................................. 19 2.2.1.2 Amplifikation....................................................................................... 19 2.2.3. Zellkultur .................................................................................................. 20 2.2.3.1 Subkultivierung von Zellen ................................................................. 20 2.2.3.2. Herstellung stabil transfizierter Zelllinien ........................................... 20 2.2.4. Immunfluoreszenz ................................................................................... 21 2.2.5. Konfokale Mikroskopie ............................................................................ 21 2.2.6. Koimmunopräzipitation ............................................................................ 22 2.2.7. SDS Polyacrylamid-Gelelktrophorese und Immunoblot ........................... 22 3. Ergebnisse............................................................................................................ 24 3.1.Die Zilienlokalisation von KIM 1 ist abhängig von der zytoplasmatischen Domäne ................................................................................................................ 24 3.3.1. Generierung von KIM 1 Trunkationen...................................................... 24 3.1.2 Die ersten sechs intrazellulären Aminosäuren bestimmen die Membranund Zilienlokalisation von KIM 1 ........................................................................ 25 3.1.3 Der intrazelluläre Teil von KIM 1 ist in der Lage ein membran-verankertes Fusionsprotein in das Zilium zu lokalisieren. ..................................................... 30 3.2 Interaktion von KIM 1 und Polycystin 2 ........................................................... 31 3.2.1 SIg 7 KIM 1 interagiert mit PC 2 V5 in zilientragenden HEK 293t Zellen .. 31 3.2.2. KIM 1 interagiert mit PC 2 V5 .................................................................. 34 3.2.3 KIM Y 350.F interagiert nicht mit PC 2V5 ................................................. 36 3.3 Weitere Interaktionspartner von KIM 1 ............................................................ 38 3.3.1 TRPV4 interagiert mit KIM 1 ..................................................................... 38 4. Diskussion und Ausblick ....................................................................................... 41 4.1. Die Intrazellulärdomäne von KIM 1 in Bezug auf seine ziliäre Lokalisation.... 41 4.2 Die Interaktion von KIM 1 und Polycystin 2 ..................................................... 44 4.3 KIM 1 als Interaktionspartner von TRP Kanälen ............................................. 48 5. Zusammenfassung ............................................................................................... 50 6. Literaturverzeichnis............................................................................................... 51 7. Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................... 60 8. Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 62 9. Danksagung ......................................................................................................... 63 10. Lebenslauf .......................................................................................................... 64 -1- 1. Einleitung 1.1. Polyzystische Nierenerkrankung 1.1.1. Krankheitsbild und Ätiologie Der Begriff der polyzystischen Nierenerkrankung beschreibt eine heterogene Gruppe von erblichen Krankheiten, die durch eine progredienten Zystenentwicklung in den Nieren charakterisiert sind. Die autosomal dominant polyzystische (ADPKD, ADPN) und die autosomal rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD, ARPN, PKDH1) stehen in dieser Gruppe im Vordergrund. Krankheitsbilder, welche ebenfalls mit der Entwicklung von Nierenzysten einhergehen, sind die Nephronophtise und das Bardet – Biedl – Syndrom sowie einer Reihe anderer pleiotropischer Syndrome. Die rezessive Form der autosomalen polyzystischen Nierenerkrankung, ARPKD, ist relativ selten. Sie tritt in 1:20000 Lebendgeburten auf (Guay-Woodford, 2003). Bei der ARPKD liegt eine Mutation des Gens PKDH1 auf dem Genlocus 6p21.1-p12 vor (Onuchic, 2002). Die ARPKD ist eine Erkrankung des Kindesalters, und kann gelegentlich bereits pränatal diagnostiziert werden. Bei einer sehr schweren Krankheitsausprägung kommt es bereits intrauterin zu einer massiven Zystenentwicklung an den Nieren. In diesen Fällen kann der Krankheitsverlauf bereits im Perinatalstadium mit einer infausten Prognose einhergehen. Das Krankheitsbild der ARPKD manifestiert sich hauptsächlich in den Nieren. Eine kongenitale hepatische Fibrose ist jedoch in vielen Fällen mit der ARPKD vergesellschaftet, da das mutierte Protein PKDH1 auch in der Leber exprimiert wird. Bei Neugeborenen oder abgestorbenen Föten, die bereits mit massiven Zysten zur Welt kommen, kann eine schwerste Lungenhypoplasie vorliegen. Als Folge der abnormen Größe, welche die zystischen Nieren im Abdomen einnehmen, ist in diesen Fällen eine regelrechte Lungenentwicklung behindert (Guay-Woodford, 2003). Wesentlich häufiger tritt die dominante Form, ADPKD, mit einer Inzidenz von 1:400 bis 1:1000 Lebendgeburten auf. Die Ursache für ADPKD liegt bei Mutationen an den zwei Genen, welche für Polycystin 1 und Polycystin 2 codieren (PC 1 / PC 2 oder PKD 1 / PKD 2 oder TRPP1 / TRPP2) (Germino, 1992; Mochizuki, 1996). Phänotypisch ist jedoch kein wesentlicher Unterschied zwischen einer Mutation im PC 1 Gen oder im PC 2 Gen zu erkennen, was als Hinweis für einen gemeinsamen Signalweg beider Proteine gesehen wird (Sutters, 2003). Ein mutiertes PC 1 Gen ist -2in etwa 85% der Fälle für die Krankheit verantwortlich (Ong, 2005). Ein weiterer entscheidender Pathomechanismus scheint das durch die Mutation entstehende Missverhältnis zwischen Polycystin 1 und Polycystin 2 zu sein (Giamarchi, 2006). Das für Polycystin 1 kodierende PC 1 ist auf dem kurzen Arm des Chromosoms 16 lokalisiert auf dem Genlocus 16p13.3. Polycystin 1 ist ein sehr großes Protein mit 4302 Aminosäuren. Das PC 2 Gen ist in der Chromosomen Region 4q22 lokalisiert. Polycystin 2, ist mit 968 Aminosäuren wesentlich kleiner (Ong, 2005). Ist eines der beiden Gene mutiert, so dass die Proteine Polycystin 1 oder Polycystin 2 nicht funktionsfähig sind oder ein Missverhältnis zwischen den beiden Proteinen entsteht, so kommt es zum Krankheitsbild der ADPKD. Nach der so genannten „second-hithypothese“ sind die mutierten Gene allerdings nicht alleine für den Phänotyp verantwortlich. Eine zusätzliche somatische Mutation triggert nach dieser Hypothese die phänotypischen Manifestationen (Devuyst, 2003; Pei, 2001). Erst wenn beide Gene mutiert sind und somit zwei dysfunktionelle Proteine vorliegen (sog: „loss of heterezygoty“), macht sich die Krankheit phänotypisch bemerkbar. Die Polyzystische Nierenerkrankung ist charakterisiert durch die Entstehung multipler mit Flüssigkeit gefüllter Zysten, verteilt über das gesamte Nephron. Im Gegensatz dazu sind die Zysten bei der ARPKD vorwiegend im Sammelrohr zu finden (Guay-Woodford, 2003). In vielen Fällen von ADPKD sind auch andere Organe wie die Leber, das Pankreas und die Hirnbasisarterien von Zysten befallen. Bei Befall der Hirnbasisarterien sind diese aneurysmatisch erweitert. In derartigen Fällen besteht die Gefahr einer Ruptur des Aneurysmas, welche zu einer Subarachnoidalblutung führt und für einen Teil der frühen Todesfälle verantwortlich ist. Im Endstadium der Erkrankung sind die Nieren stark deformiert, das Gewicht einer Niere kann bei bis zu acht Kilogramm liegen. Die Symptomatik ergibt sich aus der durch die Zysten stark veränderten Architektur des Nierenparenchyms und einer daraus resultierenden eingeschränkten Nierenfunktion. Die Mehrzahl der Erkrankten leidet an arterieller Hypertonie, rezidivierenden Harnwegsinfektionen, Nierensteinen, Hämaturie, Schmerzen und progredient fortschreitender Nierenfunktionseinschränkung, die in der Regel zu einer terminalen Niereninsuffizienz führt. Die Symptomatik sowie der klinische Verlauf sind sehr variabel, bei Patienten mit einer Mutation des PC 2 Gen wurde eine etwas schwächere Ausprägung beobachtet. Ist das PC 1 Gen mutiert, so liegt das Durchschnittsalter für das Auftreten der terminalen Niereninsuffizienz bei 53 Jahren. Mit durchschnittlich 69 Jahren erreichen Patienten mit einer Mutation im PC 2 Gen -3das Stadium der terminalen Niereninsuffizienz. Frauen haben eine deutlich längere mittlere Lebenserwartung als Männer (Hateboer, 1999). ADPKD ist eine progrediente Systemerkrankung, da wie oben beschrieben, mehrere Organsysteme betroffen sein können. Zu schweren Komplikationen mit eventueller Todesfolge können intrakranielle Aneurysmata, renale Hypertonie, Aortendissektion sowie Hernien führen (Perrone, 1997). Das Manifestationsalter der dominanten Form liegt überwiegend zwischen dem 20. bis zum 30. Lebensjahr. Die klinischen Zeichen sind bei vielen der Erkrankten eine leichtgradige Proteinurie und ein auffälliger Sonographiebefund sowie in manchen Fällen ein klopfschmerzhaftes Nierenlager. Eine Evidenz – basierte, kausale Therapie der polyzystischen Nierenerkrankung ist derzeit noch nicht möglich. Eine symptomatische Therapie der Krankheitsfolgen ist allerdings unerlässlich. Beispiele hierfür sind die laparoskopische Zystotomie und die obligatorische Behandlung der arteriellen Hypertonie. Neuere Untersuchungen an Tiermodellen ergaben, dass sich durch Immunsupressiva wie Rapamycin die Größe der Zysten und somit die Größenzunahme der gesamten Niere verringern lässt (Shillingford, 2006). Ebenso aussichtsreich könnte eine Behandlung mit dem Protein Kinase Inhibitor Roscovitine sein (Bukanov, 2006; Kuehn, 2007). Dieses Medikament konnte im Mausmodell eine Progredienz im Zystenwachstum verhindern. Des Weiteren werden eine totale Blockade des Renin – Angiotensin – Aldosteron Systems, eine Blockade der cAMP Entstehung durch Vasopressin (V2) Antagonisten oder Somatostatin Analoga als Therapieoptionen diskutiert. Die Inhibition des Ras/Raf Signalweges wird im diesem Zusammenhang ebenfalls als Möglichkeit zur Therapie gesehen. (Chapman, 2007) Diese neuen Entwicklungen haben dazu geführt, dass mTOR Inhibitoren und Vasopressin-Rezeptorantagonisten in kontrollierten klinischen Studien mit ADPKD Patienten erprobt werden. 1.1.2. Molekulare Hintergründe von ADPKD Im Zuge der Entstehung der polyzystischen Nierenerkrankung macht das physiologischerweise resorbierende Tublusepithel eine Umwandlung zu einem sezernierenden Epithel durch. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass die Sekretion von apikalen Chlorid Kanälen abhängig ist (Greger, 1996; Barrett, 2000). Diese Kanäle werden bei ADPKD vermutlich übermäßig stimuliert, so dass es zu einer vermehrten Flüssigkeitssekretion kommt. Ein anderer Weg welcher zu der Entstehung von Zysten führen könnte, zeigte die Arbeitsgruppe um Olteanu (Olteanu, -42006). Im orpk Maus Modell konnte von dieser Arbeitsgruppe gezeigt werden, dass eine Veränderung der Natrium Absorption und nicht der Chlorid Sekretion den zystischen Phänotyp verursachen. Welcher Pathomechanismus letztlich der entscheidende ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt werden. Die Proteine Polycystin 1 und Polycystin 2, welche die ADPKD verursachen sind integrale Membranproteine. Ihre molekulare Struktur ist jedoch von unterschiedlicher Morphologie. Abbildung 1: Schematisierte Darstellung von Polycystin 1 und 2. Intrazellulär findet eine Interaktion beider Polycystine über eine coild – coil Domäne statt (Pfeil). (nachempfunden: Yoder, 2006) -5- Polycystin 1 ist ein sehr großes, komplexes Protein mit einer molekularen Masse von 406 kDa. Es verfügt über 11 transmembranäre Domänen sowie eine große NH – terminale, extrazelluläre Domäne (Sutters, 2003). Die extrazelluläre Domäne ist essentiell für Zell - Zell sowie Zell - Matrix Interaktionen (Hughes, 1995; Gallagher, 2000). Der intrazelluläre COOH-Terminus ist kurz und enthält eine coiled - coil Domäne. Derartige Domänen bestehen aus zwei alphahelikalen Proteinsträngen, welche sich heptadenförmig umeinander winden wobei die Form durch hydrophobe Aminosäuren aufrechterhalten wird. Dem c - terminalem Ende von Polycystin 1 werden wichtige Funktionen bezüglich der Morphogenese und der Regulation von epithelialen Nierenzellen zugeschrieben (Sutters, 2001; Nickel, 2002). Hierbei werden wichtige intrazelluläre Signalwege wie der Wnt - Signalweg, der JAK/STAT Signalweg, cAMP- sowie Protein C und G - Protein gekoppelte Signalwege aktiviert (Arnould, 1998). Eine Phosphorylierung ist über Proteinkinase A und eine srcähnliche Tyrosinkinase möglich (Li, 1999). Polycystin 1 unterliegt einer, für die Funktion unerlässlichen, proteolytischen Spaltung der intrazellulären c – terminalen Domäne (Qian, 2003; Chauvet, 2004). Am c - terminalen Abschnitt bildet Polycystin einen Komplex mit dem Koaktivator P100 und STAT6, einem Regulator der Transkription. Bei der proteolytischen Abspaltung des c – terminalen Endes, unterliegt dieser Komplex einer Translokation zum Nukleus. Im weiteren Verlauf wird die Transkription initiiert. Dieser Signalweg ist bei fehlendem oder defektem Polycystin 1 hochreguliert, so kommt es zu einem Zellwachstum und zur Entstehung von Zysten. (Low, 2006). Polycystin 1 ist in der Lage über seine coiled – coil Domäne mit Polycystin 2 einen funktionellen Komplex zu bilden. Polycystin 2 ist ein wesentlich kleineres Protein (107 kDa), mit sechs transmembranären Domänen. Sowohl der C wie auch der N - Terminus liegen bei Polycystin 2 intrazellulär. Polycystin 2 fungiert als Calcium - permeabler Kationenkanal und wird kategorisch den TRP – Kanälen (Transient Receptor Potential) zugeordnet (Mochizuki, 1996). TRP – Kanäle sind zelluläre Ionenkanäle welche in sechs Unterfamilien gegliedert werden. In diversen sensorischen Signalwegen spielen TRP – Kanäle eine wichtige Rolle (Ishimaru, 2006). Die TRPP Unterfamilie der Polycystine stellt eine eigene Untergruppe der Familie der TRP - Kanäle dar. -6Die Gliederung der TRP – Kanäle sieht folgendermaßen aus: Klassische Untergruppe (TRPC) Vanilloid-Rezeptor Untergruppe (TRPV) Melastatin Untergruppe (TRPM) Mucolipin Untergruppe (TRPML) Polycystin Untergruppe (TRPP) ANKTM1 (TRPA) Die Gemeinsamkeit aller TRP- Kanäle ist, dass sie 6 transmembranäre Domänen besitzen und für Kationen durchlässig sind. Polycystin 2 wird in der Systematik der TRP – Kanäle auch als TRPP2 bezeichnet (Huang, 2004). Alle TRP – Kanäle besitzen eine Sequenzhomologie von etwa 20 %. Innerhalb der Subfamilien sind Homologien wesentlich häufiger. Polycystin 2 (TRPP2) zeigt eine große Ähnlichkeit mit TRPC3 und TRPC6. Eine Homologie besteht zu den letzten sechs transmembranären Domänen von PC 1 (TRPP1). Unlängst konnten zwei Mitglieder der TRPP Untergruppe als Geschmacksrezeptoren für sauer identifiziert werden, TRPP1L3 und TRPP2L1 (Huang, 2006; Ishimaru, 2006). -7- Abbildung 2: Systematik der TRP - Kanäle (modifiziert aus: Huang, 2004) Hinsichtlich der polyzystischen Nierenerkrankung ist TRPV4 als ein Mitglied der TRPV Untergruppe zu erwähnen. TRPV4 wird in den verschiedenen Tubulussegmenten unterschiedlich stark exprimiert. Das Verteilungsmuster ähnelt dem von Polycystin 2 (Strotmann, 2000). Die Aktivierung des Kanals geschieht durch Reize wie Wärme, Fettsäuren und Hypotonizität (Cohen, 2005). Unveröffentlichte Daten aus dem Labor von Prof. Walz zeigen, dass TRPV4 mit Polycystin 2, wahrscheinlich in Form von Heterotetrameren, interagiert. Eine funktionelle Interaktion konnte sowohl genetisch in der Maus, als auch elektrophysiologisch im Xenopus Oozyten nachgewiesen werden (Koettgen et al, Abstract ASN 2005). -8- 1.2. ADPKD und die Rolle von Zilien Zilien nehmen einen zentralen Stellenwert in der Pathogenese der polyzystischen Nierenerkrankung ein (Yoder, 2007). Nahezu alle epithelialen Zellen besitzen ein einzelnes Primärzilium (Praetorius, 2003). Diese fadenförmige Organelle, welche ca. 2 bis 10 µm aus der Apikalmembran der Epithelzelle herausragt, dient unter anderem als Mechanosensor für Fließgeschwindigkeiten von Flüssigkeiten. Beim Abknicken eines Ziliums von kultivierten Zellen kommt es von extrazellulär zum Calciumeinstrom, durch diesen wird ein intrazellulärer Calciumeinstrom ausgelöst (Praetorius, 2001). Zilien sind von der Plasmamembran umgebene Strukturen, die im Inneren das Axonem enthalten. Das Axonem besteht aus Mikrotubuli, die sich bei beweglichen Zilien in einem speziellen 9 x 2 + 2 Muster anordnen. Dieses charakteristische Muster entsteht durch die Bildung von Doppeltubuli (Duplet) von je zwei Mikrotubuli. In der Mitte liegt ein Paar zentraler Tubuli. Das Primärzilium ist nicht beweglich, ihm fehlt das zentrale Tubuluspaar; daher liegt ein 9 x 2 + 0 Muster vor. Das Axonem ist mit dem Basalkörper (auch Kinetosom) der Zelle verankert. Vom Basalkörper gehen so genannte Übergangs – Fasern aus, welche die Duplets mit der Plasmamembran verbinden (Praetorius, 2003 Rosenbaum, 2002). Im Inneren der Zilie existiert eine Transportmaschinerie, der sogenannte IFT (Intraflagellaren Transport), welcher entlang der Mikrotubuli verläuft. Über IFT werden mit Hilfe der Proteine Kinesin und Dynein große Proteinkomplexe (IFT Partikel) innerhalb des Ziliums transportiert (Pazour, 2002; Rosenbaum, 2002). Kinesin transportiert Partikel in Richtung der Zilienspitze, Dynein dagegen in Richtung Zellkörper. Ein korrekt ablaufender IFT ist insbesondere für die Ziliogenese von großer Bedeutung. Ein Beispiel hierfür stellt das Gen TG737 dar. Dieses Gen kodiert für das IFT Partikel Protein 88. Protein 88 wird in Chlamydomonas reinardtii exprimiert, einer einzelligen Grünalge mit zwei Flagellen. Im Mausmodell heißt das entsprechende Protein Polaris. In Chlamydomonas führt die Mutation von IFT88 zum Verlust des Flagellums. Das Gen TG737 beziehungsweise das Protein Polaris wurde in den 90er Jahren auch im Mausmodell untersucht. Die ORPK Maus (Oak Ridge Polycystic Kidney Disease) verdeutlicht den Zusammenhang zwischen pathologischer Zilienfunktion und Nierenzysten. Die ORPK Maus ist durch ein hypomorphes Allel auf dem TG737 Locus gekennzeichnet (Moyer, 1994; Yoder, 1995). Phänotypisch weisen diese Mäuse neben morphologisch verkürzten Zilien, polyzystische Nieren und einen situs -9inversus auf. Cystin ist ein weiteres ziliäres Protein, welches im Fall einer Mutation polyzystische Nieren verursachen kann. Cystin wurde im Mausmodell mit der CPK Maus (congenital polycystic kidney disease) identifiziert. Phänotypisch liegt bei der CPK – Maus ein massiver Zystenbefall der Nieren und eine progrediente Niereninsuffizienz vor, ähnlich zu ARPKD (Preminger, 1982; Fry, 1985, GuayWoodford, 2003). Ein weiteres ziliäres Protein, das eine zentrale Stellung in der Beziehung von Zilien und Nierenzysten innehat, ist Inversin. Mutationen dieses Proteins verursachen im Mausmodell Nephronophtise Typ II, eine rezessive polyzystische Nierenerkrankung sowie einen situs inversus (Simons, 2005; Otto, 2003; Mochizuki, 1998). Die Entstehung eines situs inversus hat ihren Ursprung in der Embryonalentwicklung. Bei Mausembryos konnte nachgewiesen werden, dass hunderte von Monozilien im Embryonalknoten einen Fluss in Linksrichtung generieren. Wenn dieser Linksfluss aufgrund ziliärer Dysfunktion gestört ist, kommt es zu einer Links – Rechts Asymmetrie und im ausgeprägtesten Fall zu einem situs inversus. (Ibanez-Tallon, 2003; Yamamoto, 2003; Nonaka, 2005). Vor einigen Jahren konnten auch die für ADPKD verantwortlichen Proteine Polycystin 1 und Polycystin 2 im Primärzilium nachgewiesen werden (Yoder, 2002; Pazour, 2002). Man geht davon aus, dass die beiden Proteine im Zilium einen Komplex bilden, wobei Polycystin 2 als Calciumkanal für den ziliären Calcium - Einstrom verantwortlich ist (Nauli, 2003). Polycystin 2 konnte allerdings auch intrazellulär am endoplasmatischen Reticulum nachgewiesen werden (Qamar, 2007). Der Mechanismus, mit dem Polycystin 2 vom ER zur Plasmamembran transportiert wird, konnte entschlüsselt werden. Hierbei scheint ein Abschnitt im C-terminalen Ende von Polycystin 2 Ausschlag gebend zu sein (Kottgen, 2005). So hat Polycystin 2 als Calciumkanal am ER eine weitere bedeutsame Rolle inne. In Versuchen an Nierenepithelzellen konnte gezeigt werden, dass Polycystin 2 am Calciumausstrom aus dem ER im Rahmen der Inositoltriphosphat abhängigen ‚Calcium induzierten Calcium Freisetzung’ beteiligt ist. (Koulen, 2002; Giamarchi, 2006). Im Folgenden soll jedoch die ziliäre Lokalisation von Polycystin 2 im Mittelpunkt stehen. Die Frage, wie wichtig die Anwesenheit von Polycystin 1 für die Funktionsfähigkeit des Calciumkanals Polycystin 2 ist, stellt immer wieder den Inhalt verschiedener Forschungsprojekte dar. Die Arbeitsgruppe um Stefan Somlo konnte vor kurzem feststellen, dass Polycystin 2 in der Lage ist, unabhängig von Polycystin 1 ins Zilium zu gelangen (Geng, 2006). Diese Beobachtung spricht dafür, dass Polycystin 1 für den Transport von Polycystin 2 - 10 entbehrlich ist. Die Frage, welche Bedeutung Polycystin 1 für die Funktionalität des Kanalkomplexes hat, ist weiterhin unklar. (Delmas 2006; Koulen 2001; Cai, 1999). 1.3. Das Kidney Injury Molecule 1 (KIM 1) 1.3.1. Die Familie der TIM Proteine Das Kidney Injury Molecule 1 (KIM 1) gehört zur Immunglobulin Gen Superfamilie und wird der Familie der T – Zell Immunoglobulin Mucin Proteine (TIM Familie) zugeordnet. Initial wurde es als Hepatitis A Virus zellulärer Rezeptor (HAVcr) kloniert (Kaplan, 1996). Dieser Rezeptor nimmt das Hepatitis A Virus in die Zelle auf. In der immunologischen Literatur wird HAVcr als TIM 1 bezeichnet (Kuchroo, 2003; Meyers, 2005). Die gesamte Familie gehört wiederum zu der Familie der cell adhesion molecules: (CAM). In diese Gruppe gehören auch Selektine, Cadherine und Integrine. Das Mucosal Adressin Cell Adhesion Molecule 1 (MAdCAM 1) besitzt eine Struktur, die den TIM Proteinen besonders ähnlich ist. Dieses Adhäsionsmolekül reguliert auf der Schleimhaut den Eintritt von Lymphozyten (Briskin 1993). TIM 1 und 3 werden auf TH1 - Zellen exprimiert und regulieren die durch T - Zellen initiierte Immunantwort. KIM 1 interagiert mit KIM 4, welches sich strukturell vor allem intrazellulär von KIM 1 unterscheidet (Shakhov, 2004). Durch diese Interaktion kommt es zur Proliferation und Differenzierung von TH2 - Zellen. Das für KIM 1 kodierende Gen liegt auf dem Chromosomen Abschnitt 5q23-35. Auf dem gleichen Chromosomenabschnitt liegen auch Gene für andere Mitglieder der TIM – Familie sowie für die IL2 – induzierbare TZell Kinase ITK (Graves, 2005). Der Chromosomen Abschnitt 5q33.3 wird mit der Immunantwort sowie der Entstehung von Atopien, Ekzemen und Asthma in Verbindung gebracht (Graves, 2005). Strukturell besitzen alle Mitglieder der TIM – Familie eine Immunglobulin Domäne, eine Mucin Domäne und eine transmembranäre Domäne sowie einen kurzen intrazellulären Abschnitt (Meyers, 2005; Graves, 2005; Kuehn, 2002). Die Immunglobulin Domäne ist einem V – Immunglobulin ähnlich und besitzt 6 Cysteine. An der Mucin Domäne, die reich an Threonin, Serin und Prolin ist, findet eine posttranslationale O-Glykosilierung statt. - 11 - 1.3.2. Funktionelle Eigenschaften von KIM 1 Die KIM 1 Expression ist in dedifferenzierten Zellen sowie in replizierenden Zellen stark hochreguliert. So ist KIM 1 in der Niere nach Ischämie, beim Nierenzellkarzinom und bei der zystischen Nierenerkrankung nachzuweisen. Hierbei zeigt sich dieses Protein vor allem an der luminalen Seite der beschädigten Tubuli. Die Menge von KIM 1 korreliert mit dem Ausmaß der Parenchymzerstörung der Niere (van Timmeren, 2007). Im Mausmodell für ADPKD konnte die Hochregulation von KIM 1 in einigen, wenn auch nicht in allen, Nierenzysten dargestellt werden (Kuehn, 2002). In Zellkulturen konnte beobachtet werden, dass der extrazelluläre Teil von KIM 1 in Membrannähe abgespalten wird (Bailly, 2002). Abgespaltene KIM 1 Fragmente konnten auch im Urin von Patienten mit akuter tubulären Schäden nachgewiesen werden (Han, 2002). Hierbei kann mit einer Quantifizierung von KIM 1 Fragmenten Aufschluss über das Ausmaß der Niernenschädigung gegeben werden, da eine Korrelation besteht. Auch bei Patienten mit malignen Nierentumoren (RCC) konnte das abgespaltene KIM 1 Fragment im Urin nachgewiesen werden. Daher könnte KIM 1 als Marker für Tubulusschäden und sogar als früher Tumormarker in Betracht kommen (Han, 2002; Bonventre, 2007; Bagshaw, 2007). Die physiologische Funktion von KIM 1 in der Niere ist allerdings weiterhin unklar. 1.3.3 Molekulare Eigenschaften von KIM 1 Die Proteine KIM 1, KIM 2 und KIM 3 enthalten ein hoch konserviertes intrazelluläres Tyrosinkinase Phosphorylierungsmotiv (Kuchroo, 2003). Humanes KIM 1 besitzt diese hochkonservierte Tyrosindomänen im intrazellulären Teil an Position 350. Diese konservierte Domäne konnten in verschiedenen Spezies nachgewiesen werden (de Souza, 2005). Neueren Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe zufolge, ist das Tyrosin 350 im Gegensatz zu dem ebenfalls intrazellulär gelegenen Tyrosin 314 essentiell wichtig für bestimmte Interaktionen und darauf folgende Signaltransduktionen. Bei KIM 1 wird dieses Tyrosin über die induzierbare T – Zell Kinase (ITK) phosphoryliert. Ist das Tyrosin an der Position 350 allerdings zu Phenylalanin mutiert, findet keine Phosphorylierung statt. Die Tyrosin Phosphorylierung von KIM 1 führt dazu, dass Bindungsstellen für SH 2 Domänen von Bindungspartnern wie p 85, einer regulatorischen Untereinheit der Phosphoinositol 3 - 12 Kinase, generiert werden. Die Tyrosin Phosphorylierung von KIM 2 ist von der Bindung des transmembranären Proteins Semaphorin 4a abhängig (Kumanogoh, 2002). Diese Bindung ist wiederum für die TH1 Antwort verantwortlich (Kuchroo, 2003). KIM 2 ist bislang nur bei der Maus identifiziert worden. KIM 3 wird auf TH1 Zellen und wie man seit kurzem weiß, auch in epithelialen Geweben exprimiert (Monney, 2002: 536-41; van de Weyer, 2006). KIM 3 besitzt ein hochkonserviertes Tyrosin an Position 265, welches wie bei KIM 1 von der ITK phosphoryliert wird. Die Phosphorylierung von KIM 3 ist von Galectin 9 abhängig. Galectin 9 ist der physiologische Bindungspartner von KIM 3 und induziert die Apoptose von TH1 Zellen (Monney, 2002; Sabatos, 2003; Sanchez-Fueyo, 2003; van de Weyer, 2006). In der Arbeitsgruppe um Wolfgang Kühn konnte endogenes KIM 1 in Kolokalisation mit acetyliertem Tubulin mittels konfokaler Mikroskopie im Zilium von MDCK – Zellen nachgewiesen werden. Auch in Tubuli von Mäusenieren war eine ziliäre Lokalisation von KIM 1 nachweisbar. Hierbei wurde ein spezifischer Antikörper gegen den c – Terminus von KIM 1 verwendet. Sowohl eine Mutation von KIM 1, welche nur die ersten 343 Aminosäuren enthält, wie auch eine KIM 1 Version mit zu Phenylalanin mutiertem Tyrosin, sind ebenfalls im Zilium nachweisbar. Dem Tyrosin 350 kommt demnach keine Bedeutung bezüglich der Lokalisation im Zilium zu. Trotz der ziliären Lokalisation konnte in Knock - Down Experimenten keine Beeinflussung der Ziliogenese durch KIM 1 Depletion nachgewiesen werden. Wie in Kap 1.2. beschrieben, reagieren Zilien von MDCK Zellen auf Abknicken mit einem kurzen Calciumeinstrom (Praetorius, 2001; Praetorius, 2003; Davenport, 2005). Da KIM 1 ein ziliäres Protein ist, stellt sich die Frage, ob KIM 1 die mechanosensorische Funktion der Zilien beeinflusst. Flusskammer Untersuchungen von MDCK Zellen mit Expression von am Tyrosin 350 mutierten KIM 1 zeigten, dass bei derartigen Zellen der für Flussbedingungen spezifischen, vorübergehenden Calciumstroms ausbleibt. Bei der Kontrolle mit am Tyrosin 314 mutiertem KIM 1 kam es zu einem, dem Wildtyp ähnlichen, Calciumeinstrom (Kotsis, 2007). Diesen Ergebnissen zufolge, scheint das KIM 1 und vor allem das Tyrosin 350 eine wichtige Funktion im Bezug auf die ziliäre Mechanosensorik zu haben. - 13 - 1.4. Fragestellung und Zielsetzung dieser Arbeit Zilien funktionieren als epitheliale Flusssensoren an der apikalen Tubulusmembran. Liegt eine ziliäre Dysfunktion vor, so ist dies entscheidend für die Entstehung von Nierenzysten (Han, 2002). Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht das ziliäre Molekül KIM 1. Da KIM 1 in Zystenepithelzellen bei der ADPKD hochreguliert ist und die Überexpression von KIM 1 Mutanten mit defekter Tyrosinbindungsdomäne die ziliäre Funktion als Flusssensor unterbindet, sollte die ziliäre Funktion von KIM 1 genauer untersucht werden. Für KIM 1 war nicht bekannt durch welche intrazellulären Aminosäureresiduen die ziliäre Lokalisation determiniert ist. Das für den ziliären Calcium Signalweg wichtige Tyrosin 350 hat keinen Einfluss auf die Lokalisation von KIM 1 im Zilium. Das erste Ziel dieser Arbeit war es zu überprüfen, ob der c-Terminus von KIM 1 Aminosäuremotive enthält, welche essentiell für die Lokalisation im Zilium sind. Sowohl Polycystin 2 als auch KIM 1 sind am flussinduzierten ziliären Calcium Signalweg beteiligt. Polycystin 2 fungiert hierbei als Calcium Kanal. Daher sollte im Zuge dieser Arbeit überprüft werden, ob KIM 1 mit Polycystin 2 interagiert. Zudem sollte KIM 1 auf weitere mögliche, im Zilium lokalisierte Interaktionspartner, getestet werden. - 14 - 2. Material und Methoden 2.1. Materialien und Lösungen 2.1.1. DNA-Technologien DMSO: Dimethylsulfoxide PCR Puffer: 10x Ultra Pfu Puffer; Stratgene Pfu Ultra DNA Polymerase: Stratgene; 2,5 U/µl dNTP Mix: 100 mM, Stratgene Min Elute PCR Purification Kit: Qiagen Restriktionsenzyme: New England Biolabs Puffer für Restriktionsenzyme: New England Biolabs T4 DNA Ligase: Fermentas T4 DNA Ligase Puffer: 10x, Fermentas Kompetenter Bakterienstamm: E-Coli DH10 SOC Medium: 2 % Trypton, 0,5 % Hefeextrakt, 10 mM NaCl, 2,5 mM KCl, 10 mM MgCl2, 20 mM Glukose Plasmid Mini Kit: Qiagen LB Medium: 20 g LB auf 1000 ml H2O; 100 µg/ml Ampicillin; 0,25 µg/ml Tetrazyklin (Resistenz abhängig) Maxiprep Lösung 1: 10 mM EDTA; pH 8,0 Maxiprep Lösung 2: 0,2 M NaOH/ 1 % SDS Maxiprep Lösung 3: 5 M Kaliumazetat 2.1.2. Plasmide pcDNA3 hKIM 1-F: cDNA Sequenz des open reading frame von humanem KIM 1. fusioniert mit C - terminalem Flag pcDNA3 hKIM 1-350YF-F: Mutation von hKIM 1-F am Tyrosin 350 zu Phenylalanin - 15 sIg 7 KIM 1-F: zytoplasmatischer Teil von hKIM 1-F fusioniert mit transmembranärer und extrazellulärer Ig-Domäne sIg 7 KIM-Y350-F: Mutation von sIg 7 KIM 1-F am Tyrosin 350 plxsn hKIM 1-1-311-venus: Trunkation von hKIM 1 in plxsn, enthält die erste intrazelluläre Aminosäure von hKIM 1 plxsn hKim-1-1-322-venus: Trunkation von hKIM 1 in plxsn, enthält die ersten 12 intrazellulären Aminosäuren von hKIM 1 plxsn hKim-1-1-343-venus: Trunkation von hKIM 1 in plxsn, enthält die ersten 33 intrazellulären Aminosäuren von hKIM 1 plxsn hKim-1-1-316-venus: Trunkation von hKIM 1 in plxsn, enthält die ersten 6 intrazellulären Aminosäuren von hKIM 1 Eine genauere Beschreibung dieser Trunkationen findet sich in Kap 3.1 plxsn sIg 7-Venus-hKIM 1: intrazellulärer Teil vom hKIM 1, fusioniert mit transmembranärer und extrazellulärer IgDomäne, mit Venus markiert. pcDNA6 PC 2 V5: PC 2 mit c – terminaler V5 - Markierung pcDNA3 TRPV4 V5: TRPV4 mit c – terminaler V5 - Markierung 2.1.3. Retrovirale Vektoren plxsn: retroviraler Leervektor pMD-G: retrovirales Hilfsplasmid: kodiert für Virushülle pMD-g/p: kodiert für gruppenspezifische Antigene und Polymerase 2.1.4. Zellkultur HEK 293t: Human Embryonic Kidney Zellen; Humane, immortalisierte Zelllinie aus Embryonalnieren - 16 MDCK: Mardin Darby Canine Kidney Zellen; immortalisierte Epithelzelllinie, aus dem distalen Tubulus von Hundenieren DMEM: Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium; Bio Whittaker; 4,5 g/l Glucose, 2,5 mM L-Glutamine; Zusatz von 10 % fetalem Kälberserum (FBS) HAMS: DMEM F 12; Biochrom; Zusatz von 10 % fetalem Kälberserum PBS: 136 mM NaCl; 2,7 mM KCl; 8,1 mM Na2HPO4; 1,5 mM KH2PO4 Trypsin EDTA: 2,5 g/l Trypsin, 0, 38 g/l EDTA*4Na in Hank`s Balanced Salt Solution HEPES Puffer: 1 M, pH 7-7,6; Sigma Polybrene: Hexadimethrinbromid; Sigma Geneticin: 50 mg/ml, Sigma 2.1.5 Transfektion 2xHEBS: 4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinethansulfonat) mit pH 7,05; 50 mM Hepes; 280 mM NaCl; 10 mM KCl; 1,5 mM Na2HPO4; 12 mM Dextrose Calciumchlorid: 0,25 M 2.1.6. Immunopräzipitation PBS: 136 mM NaCl; 2,7 mM KCl; 8,1 mM Na2HPO4; 1,5 mM KH2PO4 IP Puffer: 1 % Triton X-100; 20 mM Tris (pH 7,5) 50 mM NaCl; 50 mM NaF; 15 mM Na4P2O7; 0,1 mM EDTA; 2 mM Na3VO4; 0,25 mM PMSF (Phenylmethylsulfonylfluorid) Complete Protease-Inhibitor-Tbl. 1 Tbl in 2 ml H2O (25x Stock); Roche Protein G Beads: Amersham - 17 M2 Beads: Sigma 2x Läemmli-Puffer: Läemmli-Stammlösung: 125 ml Tris 1M pH 6,8; 20 g SDS; 100 ml Glycerol; 5 mg Bromphenol Blau; 270 ml H20; Gebrauchslösung: 900 μl Stammlösung plus 100 μl DTT (Dithiothreitol) 6x Läemmli-Puffer: 100 ml Tris 1 M pH 6,8; 48 g SDS; 200 ml Glycerol; 50 mg Bromphenolblau; 100 ml β-Mercaptoethanol (14,7 M) 2.1.7 SDS-Gelelektrophorese und Immunoblot Polyacrylamidgel: Trenngelpuffer: 90 ml 2 M Tris HCl, 285 ml 2 M Tris Base 10 ml 20 % SDS, 115 ml H20; pH 8,8 Sammelgelpuffer: 121 ml 2 M Tris HCl, 4 ml 2 M Tris Base, 10 ml 20 % SDS, 365 ml H20 Laufpuffer: 191,8 mM Glycin; 3,5 mM SDS; 247,7 mM Tris Base Transferpuffer: 24, 7 mM Tris Base; 3,5 mM SDS; 187,8 mM Glycin; 15 Vol % Methanol Waschpuffer: 9 ml Tris pH 7.5; 18 ml 5 M NaCl; 0.9 ml Tween 20 - 18 BSA: Bovines Serum Albumin; Sigma; 5% in Waschpuffer Membran: PolyScreen PVDF Transfer Membran; Life Science ECL: enhanced chemiluminescence; Lösung A: (100 mM Tris pH 8,5; 2,5 mM Luminol; 0,4 mM Coumarin in H20) Lösung B: (100 mM Tris pH 8,5; 1,5 % H2O2 in H20) Verhältnis 1:1 Film: Fudji Medical X-Ray Film Primärantikörper: anti V5; monoclonal; Serotec (1:1000); Anti Flag M2; monoclonal; Sigma (1:3000) Sekundärantikörper: anti mouse HRP; Dako (1:10000); Anti human IgG HRP: (1:10000) 2.1.8. Immunfluoreszenz PBS: 136 mM NaCl; 2,7 mM KCl; 8,1 mM Na2HPO4; 1,5 mM KH2PO4 Fixierlösung: 3 % Paraformaldehyd, 5 % Sucrose in PBS Blockierlösung: 5 % Ziegenserum, 0,1 % Triton in PBS Primärantikörper: anti acetyliertes Tubulin; monoklonal;Sigma Sekundärantikörper: anti mouse Cy 3 (488 nm) Hoechst Stain 33342: Kernfärbung; Molecular Probes ProLong-Antifade Kit: Molecular Probes - 19 - 2.2. Methoden 2.2.1 DNA Technologien und Klonierung 2.2.1.1 Ligation und Transformation Für die Klonierung eines Plamides wurden sowohl der Vektor wie auch das Insert mit den, in der Regel gleichen, Restriktionsenzymen verdaut. Das Insert wurde meist mittels PCR aus einem bereits vorhandenen Plasmid gewonnen. Mit dieser Methode konnten mit sequenzspezifischen Primern auch im Vergleich zum Orginalprotein kürzere Proteinfragmente so genannte Trunkationen gewonnen werden. Nach einer Gelelektophorese mit 1,5 % niedrig schmelzendem Nusieve - Gel, wurden die verdauten und aufgetrennten DNA – Fragmente aus dem Gel ausgeschnitten. Diese Gelstückchen wurden bei 70°C verflüssigt. Anschliessend erfolgte die zweistündige Ligation nach Zugabe des Enzyms Ligase sowie des dazugehörigen Puffers und Wasser bei Raumtemperatur. Im nächsten Schritt folgte die Transformation in den Bakterienstamm E. coli DH10. Bei der Transformation wurde der Vektor in welchem sich nun das gewünschte Insert befand von den kompetenten Bakterien internalisiert. Es folgte die Ausplattierung der Bakterien auf eine mit Antibiotikum versetzte Agarplatte. Über die Induktion des Resistenzgens des jeweiligen Vektors wurde sichergestellt, dass sich lediglich Bakterien vermehren konnten, bei denen die Transformation erfolgreich war. 2.2.1.2 Amplifikation Nach erfolgter Klonierung wurden Einzelkolonien in 3 ml flüssigem LB - Medium mit entsprechendem Antibiotikum über Nacht zu kleinvolumigen Kulturen, sogenannte Minikulturen, angezogen. Aus diesen Bakterienkulturen wurde entweder nach laboreigenem Minipräparations - Protokoll oder mit dem Qiagen® Plasmid Mini Kit die Plasmid-DNA gewonnen. Eine dem Kontrollverdau, mit den zur Klonierung verwendeten Restriktionsenzymen, folgende Gelelektrophorese zeigte, ob Vektor und Insert die richtige Größe hatten. Um die Menge an Plasmid DNA zu vermehren, wurden positive Minikulturen in einem 1 Liter-Ansatz über Nacht zu so genannten Maxikulturen angezogen. Die Bakterien wurden abzentrifugiert. Es folgten mehrere Schritte welche die Zellen sowie Zellbestandteile zerstörten und im letzten Schritt die Plasmid DNA freisetzen. Mittels - 20 der Cäsiumchlorid - Ethidiumbromid - Methode erfolgte die auf einem Gradienten beruhende Aufreinigung der Plasmid DNA. Ein positiver Kontrollverdau bestätigte den Erfolg der Amplifikation. Die DNA-Konzentration wurde mittels Photometer gemessen. Die Berechnung erfolgt nach folgender Formel: C = A260 * V * 40 [µg/ml] A= Absorption; V = Verdünnungsfaktor. Um eventuelle Spontanmutationen ausschließen zu können, wurden alle PCR klonierten Konstrukte sequenziert. Der Ansatz bestand aus DNA, Primer, BigDye-Mix und H2O. Die Reaktion fand mit einem 26 zyklischen Programm im PCR-Cycler statt. Die folgenden Arbeitsschritte wurden von der Sequencing Core Facility ausgeführt. Diese Methode basiert auf der von F. Sanger im Jahr 1977 beschriebenen Methode der Didesoxynukleotidterminationsmethode (Sanger, 1977). 2.2.3. Zellkultur 2.2.3.1 Subkultivierung von Zellen Die zwei Zelllinien, HEK 293t und MDCK, wurden in einem befeuchteten, 37°C warmen und mit 5% CO2 begastem Brutschrank, sowie in 10 cm Gewebekulturschalen kultiviert. IMCD - Zellen wurden in HAMS Medium plus 10 % FBS, die anderen beiden Zelllinien DMEM Medium plus 10% FBS kultiviert. Zur Subkultivierung wurden die Zellen in der Regel alle zwei Tage passagiert. Dazu wurden die Zellen nach dem Absaugen des alten Mediums sowie einem Waschschritt mit sterilem, warmem PBS, mit 1 ml Trypsin bedeckt und zurück in den Brutschrank gestellt. Nach ~ 10 Minuten konnten die Zellen mit frischem, sterilem, warmen Medium aufgenommen, sanft resuspendiert und entsprechend dem Passagierverhältnis auf neue Schalen verteilt werden. Die Wirkung des Trypsins wurde durch die des FBS sofort neutralisiert. Um Kontaminationen zu vermeiden, wurde unter einem sterilen Abzug und sterilen Bedingungen gearbeitet. 2.2.3.2. Herstellung stabil transfizierter Zelllinien Alle stabil transfizierten Zelllinien, welche ein gewünschtes Protein exprimieren, wurden mit Hilfe von Retroviren hergestellt. Als erstes wurde nach transienter Transfektion in HEK293t Zellen Virus produziert. Am Vortag im Verhältnis 1:6 - 21 gesplittete 293t Zellen wurden mit 10 µg Expressionsplasmid + 7,5 µg pMD g/p + 2,5 µg pMD g gemischt mit 500 µl CaCl und 500 µl 2 x Hebs beträufelt. Diese Methode der transienten Transfektion wurde bereits 1987 von Chen, C. & Okayama, H (Chen, 1987). beschrieben. Nach acht Stunden konnte die Transfektion mit 8 ml DMEM + 160 µl Hepes-Puffer gestoppt werden. drei Tage später wurde der Überstand, d.h. das Medium welches sich auf den Zellen befand, gesammelt und filtriert. Nach einer anschließenden vierstündigen Zentrifugation, entstand ein Viruspellet, das in 3 ml DMEM reuspendiert wurde. Subkonfluente MDCK - Zellen wurden mit diesem Viruskonzentrat und Polybrene an drei aufeinander folgenden Tagen transduziert. Die Selektion der erfolgreich transfizierten Zellen erfolgte mit Geneticin. 2.2.4. Immunfluoreszenz Mit Hilfe von fluoreszierenden, an den Primärantikörper bindenden Sekundärantikörpern können intrazelluläre Proteine sichtbar gemacht werden. Das Prinzip beruht auf der Erkennung von Epitopen auf dem Zielprotein durch den Primärantikörper. Zellen wurden hierfür auf sterile Glasplättchen in einer 6-well-Platte ausgesät und über variable Zeiträume kultiviert. Die Zellen auf den Glasplättchen wurden mit PBS gewaschen und anschließend mit einer PFA - haltigen Lösung fixiert. Nach weiteren Waschschritten erfolgte eine Permeabilisierung mit einer Triton haltigen Lösung. Die Inkubation mit dem Primärantikörper erfolgte für eine Stunde bei Raumtemperatur und vorgegebener Verdünnung (s. Kap 2.1.8.). Zum Sekundärantikörper wurde immer Hoechst 33342 in einer 1:1000 Verdünnung zur Kernfärbung hinzugefügt. Die Inkubation dauerte eine halbe Stunde. Abschließend wurde das Glasplättchen, mit der Zellseite nach unten und einem Tropfen Antifade®, welches das Ausbleichen verhindert, fixiert. Die Analyse erfolgte unter einem Epi Fluoreszenzmikroskop (Zeiss Axioplan 2) mit Hilfe eines Zeiss Plan Neofluar 63x/1.2 Ölobjektivs. 2.2.5. Konfokale Mikroskopie MDCK SIg 7 KIM 1 Venus Zellen sowie die Venus – markierten KIM-1 Trunkationen wurden unter Lebendbedingungen, mittels konfokaler Mikroskopie untersucht. Die Mikroskopie von lebenden Zellen eignet sich besonders gut für die Untersuchung von - 22 Zilien. Für diese Art der Mikroskopie werden lebende Zellen in eine spezielle Kammer gesetzt und mit Ringerlösung umspült. Ein Plan Neofluar 100 / 1.3 Ölobjektiv (LSM 510 Meta, Carl Zeiss GmbH, AIM, Jena) wurde für die Betrachtung der Zellen eingesetzt. Das fluoreszierende Molekül Venus (eine Variante des Yellow Fluorescent Protein YFP) wurde mit 514 nm angeregt. Um die Emission wurde mit Hilfe des Meta – Detektor aufgenommen. Die Analyse der Bilder wurde mit der LSM 5 Software durchgeführt. Die Bildbearbeitung erfolgte mit dem Photoshop 7.01 von Adobe. 2.2.6. Koimmunopräzipitation Um beurteilen zu können, ob zwei Proteine miteinander interagieren, bedient man sich des Verfahrens der Koimmunopräzipitation. Hierbei wurden HEK293t Zellen mit je 4,5 µg der beiden im Interesse stehenden Plasmide, nach der oben beschriebenen Methode transient transfiziert. Nach zwei bis drei Tagen wurden die Zellen mit eiskaltem PBS geerntet. Die Lyse erfolgte für eine halbe Stunde mit Proteaseinhibitor - haltigem IP-Puffer. Nach einem Zentrifugationsschritt, wurden 50 µl proteinreiches Lysat abgenommen und mit 10 µl 6x Lämmli versetzt. die Lysate inkubierten für 10 Minuten im 37°C Heizblock. Die restlichen 950 µl wurden mit Beads versetzt. Für die Versuche in denen hKIM 1.F präzipitiert werden sollte, fanden M2 Beads Verwendung. Bei M2 Beads ist der anti - Flag Antikörper kovalent an Agarosekügelchen gebunden, daher sind diese Beads in der Lage Flag - makierte Proteine direkt zu präzipitieren. Für die Versuche mit sIg 7 / sIg 7 KIM 1 wurde mit Protein G Beads gearbeitet. Protein G Beads können an den Fc-Teil von verschiedenen Immunglobulinen binden und sind daher ideal für die sIg 7 Konstrukte. Die Beads wurden eine Stunde langsam bei 4°C über – Kopf - geschüttelt. Nach mehreren Waschschritten wurden die an die Beads gekoppelten Proteine mit 2x Läemmli versetzt und bei 95°C für 5 Minuten denaturiert. 2.2.7. SDS Polyacrylamid-Gelelktrophorese und Immunoblot Ein Proteingemisch mit Proteinen verschiedener Größe kann mittels Gelelektrophorese aufgetrennt werden. Dies geschieht unter denaturierenden Bedingungen in einem SDS haltigen Gel. Die Gele bestanden aus zwei Phasen, wobei die Proben (10 bis 20 µl) in die Taschen des Sammelgels pipettiert wurden - 23 und 30 Minuten bei 70 Volt durch dieses hindurch wanderten. Das Trenngel wurde bei einer anliegenden Stromstärke von 20 mA über einen Zeitraum von zwei Stunden durchwandert. Nach der Elektrophorese wurden die Proteine mit dem so genannten semi-dryVerfahren auf eine PVDF-Membran transferiert. Bevor die Membran mit dem Primärantikörper inkubiert werden konnte, wurden sämtliche unspezifische Bindungsstellen mit BSA abgesättigt. Der Primärantikörper wurde für mindestens eine Stunde, der Sekundärantikörper für eine halbe Stunde mit der Membran inkubiert. Zwischenzeitlich wurden mit Waschpuffer die nötigen Waschschritte durchgeführt. Der Sekundärantiköper ist gegen den Fc-Teil des Primärantikörper gerichtet und an die Meerettichperoxidase (HRP engl: horse radich peroxidase) gekoppelt. Die Visualisierung ist HRP und Luminol abhängig. Luminol führt in Anwesenheit bestimmter Katalysatoren zur Chemolumineszenz. Um die Lichtemission sichtbar machen zu können, wurden die ECL-Lösungen auf der Membran gemischt. Anschließend wurde die Membran in einer Kassette unter den Röntgenfilm gelegt und mehrere Sekunden belichtet. - 24 - 3. Ergebnisse 3.1.Die Zilienlokalisation von KIM 1 ist abhängig von der zytoplasmatischen Domäne 3.3.1. Generierung von KIM 1 Trunkationen KIM 1 ist ein transmembranäres Zilienprotein. Zilien spielen eine wichtige Rolle für die Zellpolarität. Liegt eine Ziliendysfunktion, z.B. durch gestörten intraflagellaren Transportvor, so kann dies zu Zystennieren und anderen schwerwiegenden Schäden führen. Diese Tatsache warf die Frage auf, welche Lokalisationssequenzen den Transport von KIM 1 in das ziliäre Kompartiment steuern. Es ist bereits bekannt, dass der ziliär lokalisierte Rezeptor des Sonic Hedgehog Signalweges, Smoothened eine ziliäre Lokalisationssequenz aus Tryptophan und Arginin (WR) im membrannahen Cterminalen Anteil besitzt (Corbit, 2005). Allerdings konnte bei KIM 1 bislang kein ähnliches Motiv entdeckt werden. Um untersuchen zu können, welcher Teil der zytoplasmatischen Domäne von KIM 1 für die Lokalisation im Primärzilium eine wichtige Rolle spielt, wurden am c - terminalen, intrazellulären Ende gekürzte Proteinfragmente, so genannte Trunkationen generiert. Hierbei handelt es sich im Speziellen um die retroviralen Konstrukte: plxsn.hKIM 1-1-311.venus (Terminierung an der ersten intrazellulären Aminosäure), plxsn.hKIM 1-1-316.venus (enthält die ersten sechs intrazelluläre Aminosäuren) und plxsn.hKIM 1-1-322.venus (enthält die ersten 12 intrazellulären Aminosäuren), sowie plxsn.hKIM 1-1-343.venus (enthält die ersten 33 intrazellulären Aminosäuren). Der intrazelluläre Anteil von KIM 1 umfasst gesamt folgende 49 Aminosäuren: AKKYFFKKEV QQLSVSFSSL QIKALQNAVE KEVQAEDNIY IENSLYATD Daraus ergibt sich für die Trunkationen folgende Aminosäuresequenz für die intrazelluläre Domäne: plxsn.hKIM 1-1-311.venus: A plxsn.hKIM 1-1-316.venus: AKKYFF plxsn.hKIM 1-1-322.venus: AKKYFFKKEV QQ plxsn.hKIM 1-1-343.venus: AKKYFFKKEV QQLSVSFSSL QIKALQNAVE KEV - 25 - Alle diese Konstrukte waren C - terminal mit Venus gekoppelt, einem modifizierten Yellow Fluorescent Protein (YFP), um sie sichtbar machen zu können. MDCK – Zellen, die diese Konstrukte nach retroviraler Transduktion stabil exprimierten, wurden bis zum Zilienstadium kultiviert und unter Lebendbedingungen mittels konfokaler Mikroskopie untersucht. Die Analyse unter Lebendbedingungen erleichtert die Aufnahme der Zilien, da sie im Gegensatz zum fixierten Material senkrecht nach oben stehen. Auf diese Weise konnten die Zellen und die Lokalisation des jeweiligen KIM 1 - Konstruktes dreidimensional dargestellt werden. Bei allen unten abgebildeten, mittels konfokaler Mikroskopie hergestellten Zilienbildern gibt es drei Versionen pro Konstrukt. Als erstes wird ein durchlichtoptisch erzeugtes DIC Bild (engl: Diferential Interference Contrast) erstellt. Damit können Zellstrukturen wie das Zilium erkannt werden und plastisch dargestellt werden. Das zweite Bild zeigt das mit Venus markierte Konstrukt. Dieses erscheint grün im Bild. Das dritte Bild entsteht durch eine Überlagerung der ersten beiden Bilder und vermittelt somit einen Eindruck über die Verteilung des Konstruktes in der Zelle. 3.1.2 Die ersten sechs intrazellulären Aminosäuren bestimmen die Membranund Zilienlokalisation von KIM 1 Das zelluläre Verteilungsmuster der längsten KIM 1 Trunkation hKIM 1-1-343, welche die ersten 33 intrazellulären Aminosäuren enthält, wurde als erstes mikroskopisch untersucht. Dieses Konstrukt zeigt eine Verteilung, die sich streng auf die apikale Zellmembran und auf das Zilium beschränkt. Weder an der lateralen noch an der basalen Zellseite sind fluoreszierende Signale dieser KIM 1 Trunkation zu sehen. Dieses Verteilungsmuster entspricht der ziliären und membranären Verteilung von KIM 1 Wildtyp (Abb.3). - 26 a) b) c) d) Abbildung 3: a) hKIM 1-1-343.venus exprimierende MDCK Zellen, konfokal mikroskopiert, gezeigt sind die x/y, x/z und y/z – Felder; b) DIC – Aufnahme des x/z – Feldes; c) hKIM 1-1343.venus; d) Überlagerungsbild; Der rote Pfeil markiert das Zilium. Die Trunkation hKIM 1-1-322 unterscheidet sich hinsichtlich ihrer Verteilung in der Zelle von KIM 1 Wildtyp und der Trunkation plxsn hKIM 1-1-343 venus. Das Konstrukt ist nicht nur an der apikalen Zellmembran und in den Zilien lokalisiert, sondern auch an der lateralen Zellmembran (Abb4). - 27 - a) c) b) d) e) f) Abbildung 4: a) hKIM 1-1-322 venus exprimierende MDCK Zellen, Übersicht über konfluente Zellen, venus; b) Ausschnitt, vergrößert, venus; c) DIC Aufnahme der z – Achse; d) venus; e) Überlagerungsbild; f) Vergleichsbild KIM wt nach 8 Tagen. Der rote Pfeil markiert das Zilium. Der blaue Pfeil markiert die laterale Zellmembran. Eine laterale Lokalisation von Wildtyp KIM 1 wird im zilientragenden Stadium nicht beobachtet (Abb. 5F) und zeigt somit, dass diese Trunkation veränderte Eigenschaften im Vergleich zum Wildtyp aufweist. Eine laterale Lokalisation des Konstrukts könnte auch ein Hinweis für eine veränderte Zellpolarität dieser Zellen sein, dagegen spricht allerdings die ungestörte Ziliogenese. Die ersten 12 intrazellulären Aminosäuren reichen diesem Ergebnis zufolge nicht aus, um eine korrekte apikale und ziliäre Lokalisation des Proteins zu determinieren. - 28 Die kürzeste der vier Trunkationen, hKIM 1-1-311, enthält lediglich die erste intrazelluläre Aminosäure, ein Alanin. Hier zeigt sich ein vollkommen verändertes zelluläres Verteilungsmuster (Abb 5). a) a) b) c) Abbildung 5: a) hKIM 1-1-311.venus exprimierende MDCK Zellen, Übersicht; b) DIC Aufnahme der x/z – Ebene; c) venus; d) Überlappung; Der rote Pfeil markiert das Zilium. Es zeigt sich eine diffuse Verteilung in der Zelle, jedoch keine membrannahe oder ziliäre Lokalisation des Konstruktes. Die erste intrazelluläre Aminosäure ist demnach nicht alleine in der Lage eine für KIM 1 Wildtyp typische, apikale und ziliäre Verteilung in der Zelle zu schaffen. Wiederum eine apikale, laterale, und ziliäre Lokalisation ist bei der Trunkation hKIM 1-1-316 zu beobachten. Die Trunkation, welche die ersten sechs intrazellulären Aminosäuren enthält, ist in der Lage ein ähnliches Verteilungsmuster wie die Trunkation plxsn hKIM 1-1-322 venus mit den ersten 12 Aminosäuren zu generieren (Abb 6). - 29 - a) b) a) b) c) Abbildung 6: a) hKIM 1-1-316 .venus exprimierend MDCK Zellen Übersicht, venus; b) Ausschnitt, vergrößert, venus, c) DIC Aufnahme der z – Achse; d) venus; e) Überlagerungsbild; Der rote Pfeil markiert das Zilium, der blaue die laterale Zellmembran Die Summe dieser Beobachtungen zeigt, dass mit zunehmender Kürzung des intrazellulären Teiles von KIM 1, eine Ungenauigkeit bezüglich des apikalen und ziliären Verteilungsmusters auftritt. Die ziliäre Lokalisation scheint eng mit einem Vorhandensein des Konstruktes an der apikalen Zellmembran gekoppelt zu sein. Der deutliche Unterschied der Verteilungsmuster zwischen plxsn hKIM 1-1-311 venus und plxsn hKIM 1-1-316 venus zeigt, dass innerhalb der ersten sechs membrannahen Aminosäuren die Sequenz für die membranäre und ziliäre Lokalisation enthalten sein muss. - 30 - 3.1.3 Der intrazelluläre Teil von KIM 1 ist in der Lage ein membran-verankertes Fusionsprotein in das Zilium zu lokalisieren. Um zu eruieren, ob die Extrazellulärdomäne von KIM 1 für die ziliäre Lokalisation wichtig ist, wurde der intrazelluläre Teil von KIM 1 mit einem unverwandten Transmembranmolekül fusioniert. Hierfür wurde das Fusionsprotein sIg 7 verwendet. Dieses Konstrukt kodiert für eine membranverankerte Fc - Domäne von humanem IgG. Die intrazelluläre KIM 1 Domäne ist wie in den KIM 1-venus Konstrukten C terminal mit venus fusioniert. Die Fusion mit venus diente in diesem Fall erneut der Auswertung unter Lebendbedingungen. MDCK - Zellen wurden mit diesem Konstrukt stabil transduziert und im zilientragenden Stadium unter dem konfokalen Mikroskop analysiert. Wie in der Abbildung 7 zu sehen, ist dieses Konstrukt ebenfalls in der Zilie lokalisiert. Das Protein sIg 7KIM 1 enthält nur die intrazelluläre Domäne von KIM 1. Auf diese Weise konnte gezeigt werden, dass diese Domäne alleine für die ziliäre Lokalisation entscheidend ist. a) b) c) Abbildung 7: sIg 7.KIM 1.venus exprimierend MDCK Zellen a) DIC Aufnahme der z – Achse; b) venus; c) Überlagerungsbild; Der rote Pfeil markiert das Zilium - 31 - 3.2 Interaktion von KIM 1 und Polycystin 2 3.2.1 SIg 7 KIM 1 interagiert mit PC 2 V5 in zilientragenden HEK 293t Zellen KIM 1 ist ein ziliäres Protein mit einer Rezeptor Struktur. Flusskammerversuche mit KIM 1-venus exprimierenden Zellen weisen darauf hin, dass KIM 1 eine Rolle in der ziliären Funktion des Flusssensors spielt. Bisher ist bekannt, dass diese Funktion durch einen mechanosensorischen Komplex vermittelt wird, der aus Polycystin 1 und 2 besteht (Nauli, 2003). Basierend auf diesen Beobachtungen stellte sich die Frage, ob KIM 1 Teil dieses Komplexes ist. Für die geplanten Versuche war es von großer Bedeutung, dass die verwendeten Zellen Zilien tragen. Um dies vorab sicherstellen zu können, wurden HEK 293t Zellen in einer Versuchsreihe auf Zilien untersucht. HEK 293t Zellen sind für Interaktionsstudien sehr gut geeignet, da sie sich unkompliziert und schnell kultivieren lassen und effizient mit der Calciummethode transfizierbar sind. Für die Versuchsreihe wurden die Zellen über mehrere Tage kultiviert und mittels Immunfluoreszenz im Zeitverlauf auf Zilienentwicklung überprüft. Bei der Immunfluoreszens wurden die zytoskelettalen Bestandteile mit acetyliertem Tubulin angefärbt. Bei der mikroskopischen Auswertung (Abb.8) waren eindeutig Zilien zu sehen. - 32 a) b) c) Abbildung 8: HEK 293t Zellen a) anti acetyliertes Tubulin; b)Dapi; c)Überlagerungsbild; Der Antikörper gegen acetyliertes Tubulin (rot) markiert die Zilien (Pfeil) Da HEK 293t Zellen den oben beschriebenen Ergebnissen zufolge die Fähigkeit zur Zilienbildung besitzen, wurden die Interaktionen zwischen KIM 1 und PC 2 in diesen Zellen getestet. Intial wurde die Interaktion mit dem sIg 7.KIM 1 Konstrukt getestet, da es sich sehr gut mit Protein G präzipitieren lässt. Dieses Konstrukt codiert für die wichtige intrazelluläre Domäne von KIM 1 mit seiner darin enthaltenen konservierten Tyrosin Bindungsstelle. Die Versuche wurden mittels Transfektion von sIg 7.KIM 1 und PC 2.V5, welches für Polycystin 2 in voller Länge kodiert und c - terminal mit V5 markiert ist in HEK 293T Zellen durchgeführt. Nach drei Tagen wurden die Zellen geerntet. Nach Koimmunopräzipitation und Western Blot zeigte sich im Ansatz mit sIg 7.KIM eine Bande bei 107 kDa für PC 2.V5. - 33 PC 2 V5 150 Präzipitate 150 Lysate Anti - Ig Lysate 100 sIg 7 sIg 7 KIM 1 Abbildung 9: Western Blot der Koimmunopräzipitation sIg 7 KIM 1 und PC 2 V5, Kontrolle sIg 7 Leervektor plus PC 2 V5 Der Kontrollansatz mit dem sIg 7 Leervektor zeigte keine entsprechende Bande. In den Lysaten zeigte sich für beide Ansätze eine annähernd gleiche Konzentration von PC 2.V5. Auch die sIg 7 Konstrukte waren im Kontroll Blot mit humanem IgG gleich stark exprimiert. Aus diesem Ergebnis lässt sich ableiten, dass der intrazelluläre Schwanz von KIM 1 mit PC 2 einen Komplex bildet. Da diese Interaktion in zilientragenden Zellen nachgewiesen werden konnte und da beide Interaktionspartner im Zilium lokalisiert sind, ist es möglich, dass diese Interaktion im Zilium stattfindet. - 34 - 3.2.2. KIM 1 interagiert mit PC 2 V5 In einem weiteren Versuch sollte überprüft werden, ob full length KIM 1.F mit PC 2.V5 interagiert. KIM 1.F codiert für humanes KIM in voller Länge mit c terminalem Flag. Durch diesen Versuch sollte die Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass im Versuch 3.2.1 die sIg 7 Domäne die Interaktion mit PC 2 beeinflusst hat. Für dieses Experiment wurden erneut HEK 293t Zellen transient transfiziert, mit M2 Beads koimmunopräzipitiert sowie per Gelelektrophorese und Western Blot analysiert. Die verwendeten M2 Beads binden an die Flag Markierung und präzipitieren dadurch das KIM 1 Konstrukt. Im Western Blot wurde mit dem anti V5 Antikörper PC 2.V5 im KIM 1.F Präzipitat detektiert und es ist, wie im Versuch mit sIg 7 KIM 1 eine gut sichtbare Bande bei 107 kDa zu erkennen (Abb 10). Kontrolliert wurde in diesem Versuch mit Flag markiertem GFP, dort zeigte sich keine Interaktion. Die Expressionskontrolle bezüglich KIM 1 wurde mit anti Flag (M2) Antikörper durchgeführt - 35 PC 2 V5 150 Präzipitate 150 Lysate Anti - Flag 100 Lysate 25 F.GFP KIM 1.F Abbildung 10: Western Blot der Koimmunopräzipitation von KIM 1.F plus PC 2.V5. In der Expressionskontrolle liegt KIM 1 in zwei Banden vor, die obere ist stärker glykosiliert - 36 - 3.2.3 KIM Y 350.F interagiert nicht mit PC 2V5 Das konservierte Tyrosin 350 in der zytoplasmatischen Domäne von KIM 1, hat eine wichtige Funktion im ziliären Flusssensor. Expression einer Mutante, bei der Tyrosin 350 zu Phenylalanin mutiert ist, unterbindet die flussinduzierte Calciumantwort. Daher stellte sich die Frage ob die Y350 F Mutation die Interaktion zwischen KIM 1 und Polycystin 2 aufhebt. Eine mögliche Interaktion zwischen Flag markiertem KIM 1.Y350 F und PC 2.V5 wurde abermals mittels Koimmunopräzipitation überprüft. Für die Positivkontrolle wurde KIM 1.F eingesetzt. Als Negativkontrolle diente Flag markiertes GFP. Die Expressionskontrolle wurde mit einem anti Flag (M2) Antikörper durchgeführt. Abbildung 11 zeigt dass keine mit der Positivkontrolle vergleichbare Interaktion nachzuweisen ist. Die Probe gleicht der Negativkontrolle. Diese Tatsache bestärkt die Hypothese dass dem Tyrosin 350 eine Schlüsselstellung innerhalb des KIM 1 Proteins zukommt. Es scheint die Interaktionsfähigkeit modifizieren zu können und ist somit in der Lage die Eigenschaften von KIM 1 durch Phosphorylierung zu verändern. - 37 PC 2 V5 Präzipitate 150 Lysate 150 Anti - Flag 100 Lysate 25 F.GFP KIM 1 Y350 F KIM 1.F Abbildung 11: Western Blot der Koimmunopräzipitation KIM 1.Y350 F mit PC 2.V5 (zweite Bahn), Positivkontrolle wildtyp KIM 1 plus PC 2.V5 (erste Bahn), Negativkontrolle F.GFP plus PC 2.V5 (dritte Bahn). Die Lysate sind in der gleichen Reihenfolge. Die Expressionskontrolle von KIM 1. F.GFP ist nicht dargestellt. - 38 - 3.3 Weitere Interaktionspartner von KIM 1 3.3.1 TRPV4 interagiert mit KIM 1 TRPV4, ein Mitglied der Familie der TRP - Kanäle, (Transient Recptor Potential) zu der auch Polycystin 2 gehört (TRPP2), konnte ebenfalls als neuer Interaktionspartner für KIM 1 identifiziert werden. Das Konstrukt TRPV4.V5 kodiert für einen nicht selektiven Ionenkanal, der sowohl mechanosensorische als auch osmosensitive Eigenschaften hat und der mit PC 2 interagiert (s. Kap.1.1.2). Auch in diesem Versuch wurden Zellen transient transfiziert, koimmunopräzipitiert und mittels SDSPage und Western Blot analysiert. Im ersten Teil wurde eine mögliche Interaktion von TRPV4.V5 mit sIg 7.KIM überprüft. Hierzu wurde sIg 7 KIM mit Protein G präzipitiert, im Western Blot detektierte ein V5 Antikörper das V5 markierte TRPV4. TRPV4 V5 150 Präzipitate 150 Lysate Anti Ig Lysate 100 sIg 7 KIM 1 sIg 7 Abbildung 12: Western Blot der Koimmunopräzipitation sIg 7 KIM 1 mit TRPV4 V5 - 39 Der Re - Blot mit anti humanem IgG diente als Expressionskontrolle für sIg 7. Die Negativkontrolle wurde mit dem sIg 7 Leervektor plus TRPV4.V5 durchgeführt. Im Western Blot war eine deutliche Interaktion von sIg 7.KIM 1 und TRPV4.V5 im Vergleich zur Kontrolle mit dem sIg 7 Leervektor zu sehen. Um die Interaktion zu verifizieren, wurde der gleiche Versuch statt mit sIg 7 KIM mit Flag markiertem KIM 1 durchgeführt. KIM 1.F F.GFP 150 Präzipitate 150 Lysate Anti Flag 100 Lysate 25 TPV4 V5+F.GFP PC 2 V5+ KIM 1.F TRPV4 V5+KIM 1.F Abbildung 13: Western Blot der Koimmunopräzipitation KIM 1.F mit TRPV4.V5 (erste Bahn), Positivkontrolle KIM 1.F plus PC 2.V5 (zweite Bahn), Negativkontrolle F.GFP plus TRPV4.V5 (dritte Bahn). Die Expressionskontrolle von KIM 1. F.GFP ist nicht dargestellt - 40 - Für die Präzipitation von KIM 1.Flag wurden wie im vorherigen Versuch M2- Beads eingesetzt. Die Expressionskontrolle wurde bei diesem Versuch mit dem M2 Antikörper durchgeführt. Als Positivkontrolle diente die Interaktion zwischen KIM 1.Flag und PC 2.V5, die Negativkontrolle war Flag – GFP plus TRPV4.V5. In Abb. 14 ist eine sehr starke Kopräzipitation von KIM 1.F mit TRPV4.V5 zu sehen, was auf eine Interaktion der beiden Moleküle schließen lässt. Da TRPV4 wie auch KIM 1 unter anderem auch im Zilium lokalisiert ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Interaktion der beiden Moleküle im Zilium stattfindet. - 41 - 4. Diskussion und Ausblick 4.1. Die Intrazellulärdomäne von KIM 1 in Bezug auf seine ziliäre Lokalisation Zilien und ihre Bedeutung für die Entstehung von Krankheiten sind in den letzten Jahren zunehmend Gegenstand intensiver Forschung (Davenport, 2005). So konnten in den letzten Jahren eine Vielzahl krankheitsrelevanter Proteine im Zilium nachgewiesen werden. Die Zilie agiert als Flusssensor wobei die Biegung des Ziliums durch einen Flüssigkeitsstrom einen intrazellulären Calciumanstieg hervorruft. Zudem ist das Zilium nachweisbar in diverse Signalwege involviert (Bisgrove, 2006). Zu diesen Signalwegen, gehören unter anderem der Sonic Hedghog Signalweg, sowie der Wnt Signalweg, der in der Form des non – canonical Wnt Signalweg wiederum mit der planaren Zell Polarität (PCP) in Verbindung steht (Haycraft, 2005; Corbit, 2005; Park, 2005). Die polyzystische Nierenerkrankung steht in einem direkten Zusammenhang mit der Dysfunktion ziliär lokalisierter Proteine (s. Kap 1.2). Die für die autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung verantwortlichen Proteine Polycystin 1 und Polycystin 2 konnten im Jahr 2002 erstmalig im Zilium dargestellt werden (Pazour, 2002). Beide Proteine sind für die ziliäre Flussantwort notwendig. Neben Fibrocystin dem PKHD1 Genprodukt, welches bei der autosomal rezessiven polycystischen Nierenerkrankung mutiert ist, stellt KIM 1 ein weiteres Protein dar, welches eine Rolle in der ziliären Flussantwort spielt (Kotsis, 2007). KIM 1 ist ein ziliäres Protein, dessen Expression in Nierenzysten hochreguliert ist, während die Überexpression von KIM 1 Mutanten mit defektem Tyrosin 350 die ziliäre Flussantwort unterbindet. Diese Beobachtungen legen eine wichtige physiologische Funktion von KIM 1 im Zilium nahe. In dieser Arbeit wurde die Bedeutung intrazellulärer Residuen von KIM 1 für seine ziliäre Funktion untersucht. Im Speziellen wurden in der vorliegenden Arbeit Versuche hinsichtlich der ziliären Lokalisation sowie eines vermuteten gemeinsamen Signalwegs von Polycystin 2 und KIM 1 gemacht. Fluoreszenz gekoppeltes überexprimiertes KIM 1 konnte schon vor geraumer Zeit im Zilium von MDCK Zellen (Kotsis, 2007) nachgewiesen werden. Dieser Ansatz eignet sich für die Untersuchung der Lokalisation von fluoreszenzmarkierten KIM 1 Mutanten. Die Frage nach der ziliären Lokalisation und die daraufhin durchgeführten Versuche deuteten auf die Wichtigkeit der intrazellulären Domäne hin. Mit Hilfe der in Kap 3.3.1 und 3.3.2 beschriebenen Versuche konnte gezeigt werden, dass der intrazelluläre Teil von KIM 1. für die - 42 Lokalisierung in der ziliären und der apikalen Membran essentiell wichtig ist. Dabei zeigte sich auch, dass der Transport von KIM 1 in das Zilium eng mit der Lokalisation an der Plasmamembran vergesellschaftet ist. Ist der intrazelluläre Teil von KIM 1 mit sIg 7 gekoppelt, so zeigen mit diesem Konstrukt transfizierte MDCK Zellen eine ziliäre Lokalisation von sIg 7.KIM 1. Daraus kann geschlossen werden, dass die KIM 1-Intrazellulärdomäne alleine die ziliäre Lokalisation ermöglicht und die extrazellulär gelegene Muzin und Ig-Domäne diesbezüglich keine Rolle spielen. Die in Kap 3.3.1 untersuchten KIM 1 Trunkationen waren so konzipiert, dass sie entweder nur die erste Aminosäure enthielten, die ersten sechs Aminosäuren inklusive des konservierten Tyrosin 314, die ersten 12 Aminosäuren inklusive des konservierten basischen Doublets Lysin 317 und - 18 oder die ersten 32 Aminosäuren inklusive des konservierten Serin 324 und des Clusters LQNA 335-8 (Leucin-Glutamin-Asparagin-Alanin) (Abb. 14). Abbildung 14: Intrazelluläre Aminosäurenabfolge von KIM 1, in verschiedenen Spezies Alle Trunkationen, welche die ersten sechs Aminosäuren enthielten, waren im Zilium und an der apikalen Membran lokalisiert. Diesen Ergebnissen zufolge ist die für die Lokalisation wichtige Sequenz innerhalb der ersten sechs Aminosäuren AKKYFF (Alanin-Lysin-Lysin-Tyrosin-Phenylalanin-Phenylalanin) zu finden. In der Literatur sind diverse Hinweise auf ziliäre Signalsequenzen zu finden. Als Sequenz, welche für eine ziliäre Lokalisation transmembranärer Proteine verantwortlich ist, wurde für Polycystin 2 das konservierte N-terminale RVxP Motiv beschrieben (Geng, 2006). Dieses Motiv stellt möglicherweise eine Interaktionsstelle für Proteine dar. Am CTerminus von Polycystin 2 modulieren Proteine wie PACS 1 und PACS 2 durch - 43 Interaktion an einem acidic cluster die Verteilung des Proteins zwischen ER und Plasmamembran (Kottgen, 2005). In C. elegans konnte eine Interaktion von einem Polycystin 2 Homolog und dem Kinesin KLP-6 nachgewiesen werden. Diese Interaktion hat Einfluss auf die ziliäre Verteilung des Polycystin Komplexes und ist möglicherweise über verschiedene Spezies konserviert (Peden, 2005). In neueren Untersuchungen des Tiermodells C. elegans konnte gezeigt werden, dass der transmembranäre Teil von dem Polycystin 2 Homolog wichtig für die ziliäre Lokalisation in vivo ist. Der C-terminale Abschnitt enthält bei C. elegans eine spezielle ER Retentionssequenz, allerdings kein Acidic Cluster wie SäugerPolycystin 2. Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass es innerhalb der TRP Kanäle diverse Lokalisationssequenzen gibt. (Knobel, 2007). Ein Motiv aus Histidin, Leucin, Alanin (HLA) wurde in einem Aktin ähnlichen Protein von Trypanosoma brucei entdeckt. Dieses Motiv kommt auch in dem Protein PFRA vor, welches im Flagellum von Trypanosoma vorhanden ist. Eine Deletion des HLA Motivs führt zu einer Misslokalisation der beiden Proteine (Ersfeld, 2000). Ein weiteres Protein mit einer ziliären Signalsequenz ist Smoothened, ein bedeutendes Protein des Hedgehog Signalweg. Eine c-terminal lokalisierte konservierte Sequenz (WR Motiv) aus hydrophoben und basischen Aminosäuren (… Tryptophan-Arginin-Arginin…) ist gleichsam wichtig für die ziliäre Lokalisation von Smoothened wie auch für die Aktivität des Proteins (Corbit, 2005). Sowohl beim HLA Motiv, wie auch beim WR Motiv sind basische Aminosäuren mit großer Hydrophobizität vorhanden: Histidin und Arginin. Das Lysin, das in der vermuteten ziliären Sequenz von KIM 1 doppelt vorhanden ist, besitzt ebenfalls diese Eigenschaften. Es ist daher anzunehmen, dass im unmittelbar membannahen Teil die drei basischen, hydrophoben Aminosäuren wie Arginin, Histidin und Lysin essentiell für eine ziliäre Signalsequenz sind. Inwieweit das doppelte Vorkommen der basischen Aminosäuren von Bedeutung ist, muss noch geklärt werden. Interessanterweise geht aus den hier gezeigten, sowie bereits veröffentlichten Daten hervor, dass weder die konservierten Tyrosine an Position 314 und 350, noch das konservierte Serin 324 eine Rolle für die ziliäre Lokalisation spielen. Darüberhinaus fällt auf, dass die Sortierung der Trunkationen 1-316 und 1322 trotz korrekter Lokalisation an der apikalen Membran und im Zilium eine aberrante Lokalisation an der lateralen Membran zeigen. Diese Beobachtung lässt eine Fehlsortierung dieser Mutanten vermuten und legt nahe, dass die Sortierung - 44 von KIM 1 keinem alles – oder - nichts – Prinzip folgt, sondern einem ‚fine tuning’ entspricht, für das verschiedene intrazelluläre Residuen eine Rolle spielen. 4.2 Die Interaktion von KIM 1 und Polycystin 2 Die Tatsache, dass KIM 1 im Zilium lokalisiert ist und eine Rolle in der ziliären Flussantwort spielt warf die Frage auf, ob eine mögliche Interaktion zwischen KIM 1 und dem ebenfalls ziliär lokalisiertem Komplex aus Polycystin 1 und Polycystin 2 besteht. Eine Interaktion dieser Proteine könnte die Rolle von KIM 1 in der ziliären Flussantwort erklären. Publizierte Daten zeigen, dass Polycystin 1 und Polycystin 2 für den flussinduzierten Calcium Einstrom notwendig sind (Qamar, 2007). Polycystin 2 fungiert hierbei als Calcium durchlässiger Kationen Kanal. In Zellen aus Zysten von ADPKD Patienten konnte beobachtet werden, dass es unter Flussbedingungen nicht zu der erwarteten signifikanten Erhöhung der intrazellulären Calcium Konzentration kommt. Auch der Calciumspiegel im endoplasmatischen Reticulum ist in Zystenzellen erniedrigt (Xu, 2007) und neuere Untersuchungen zeigen, dass Polycystin 2 mit dem Ryanodin Rezeptor ko-immunopräzipitiert und Einfluss auf die Regulation dieses Rezeptors zu haben scheint (Anyatonwu, 2007). Polycystin 2 hat als Calcium durchlässiger Kationenkanal vermutlich einen direkten Einfluss auf den Calcium Signalweg. Wie in Kap 3.2. beschrieben interagieren KIM 1 und Polycystin 2 miteinander. Zunächst konnte PC 2 mit sIg 7.KIM 1, einem membranständigen Fusionskonstrukt mit der KIM 1-Intrazellulärdomäne, ko- immunpräzipitiert werden. In folgenden Versuchen konnte auch die Interaktion von full length KIM 1 mit PC 2 nachgewiesen werden. Leider konnte diese Interaktion nicht als endogene Interaktion in der Mausniere nachgewiesen werden, da keine hochaffinen Antikörper gegen die endogenen Proteine zur Verfügung standen. Die Ergebnisse von Flusskammer Versuchen aus unserer Arbeitsgruppe (Kotsis, 2007) zeigen, dass MDCK Zellen, welche Y350 mutiertes KIM 1 exprimieren, unter Flussbedingungen nicht mit einem transienten Calciumeinstrom reagieren. Da KIM 1 mit PC 2 interagiert, besteht die Möglichkeit, dass Y350 von KIM 1 eine Rolle in der Interaktion mit Polycystin 2 spielt. Diese Hypothese wird dadurch untermauert, dass die Interaktion beider Proteine über die KIM 1 Intrazellulärdomäne stattfindet. Y350 ist Teil einer hoch konservierten SH2 Bindungsstelle (siehe Abb. 15). Bisher unveröffentlichte Daten zeigen, dass Y350 durch die induzierbare T-Zell Kinase - 45 phosphoryliert werden kann und somit wahrscheinlich die Interaktion mit Adaptormolekülen reguliert. In Koimmunopräzipitationen, bei denen an Stelle von KIM 1 das mutierte KIM 1.Y350F verwendet wurde, konnte in der Tat keine Interaktion der beiden Proteine festgestellt werden. Somit spielt die konservierte Region um Y350 in KIM 1 eine entscheidende Rolle für die Interaktion von KIM 1 und PC 2. Der Mechanismus wie die Interaktion von KIM 1 und Polycystin 2 den zilienabhängigen Calciumsignalweg reguliert, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungeklärt. Das Zilium als gemeinsamer Expressionsort nimmt eine zentrale Stellung in der Verbindung zwischen KIM 1 und Polycystin 2 ein. Da sowohl Polycystin 2 wie auch KIM 1 ziliär lokalisiert sind ist es denkbar, dass die Interaktion im Zilium stattfindet. Die Rolle von KIM 1 beim flussinduzierten Calciumanstieg lässt vermuten, dass die ziliäre Flussantwort chemosensorische Komponenten aufweist. Diese chemosensorische Komponente lässt sich an den Zilien des Ventralknotens beschreiben. Untersuchungen über den Ventralknoten haben gezeigt, dass Mäuse mit einem homozygoten Defekt am pkd 2 Gen (PC 2-/-), in den frühen Entwicklungsstadien Normabweichungen aufzeigen. Nachzuweisen ist sowohl ein teilweiser bis hin zum kompletten situs inversus (Pennekamp, 2002), wie auch eine fehlende Calciumerhöhung auf der linken Seite des Ventralknotens (McGrath, 2003). Polycystin 2 ist mit seiner Funktion als Calciumkanal also auch am Ventralknoten während der frühen Embryonalentwicklung von großer Bedeutung. Für die ziliär vermittelte Signalübertagung am Ventralknoten existieren unterschiedliche Erklärungsansätze. Das klassische Modell ist das der Mechanosensorik. Über das durch Flussbedingungen hervorgerufene Abknicken des Ziliums kommt es zu einer Calciumerhöhung (Praetorius, 2001). Neue Untersuchungen legen jedoch den Grundstein für eine andere Hypothese. Am Ventralknoten konnte dargestellt werden, dass die spezifische linksseitige Calciumerhöhung durch die Zugabe von einem Inhibitor des fiboblast growth factors rezeptors (FGFR) nahezu komplett verhindert werden kann (Tanaka, 2005). Durch Zugabe von N-terminalen Fragmenten von Sonic Hedgehoc (Shh) und Retinolsäure kann dieser Effekt allerdings wiederum komplett aufgehoben werden, so dass die charakteristische Calciumerhöhung linksseitig des Ventralknotens wieder nachweisbar ist. Diese Daten legen die Vermutung nahe, dass die ziliäre Flussantwort und damit auch Polycystin 2 als ziliärer Calciumkanal durch chemosensorisch Stimulation (Ma, 2005) moduliert - 46 werden kann. KIM 1 fungiert ebenfalls als Chemosensor: in differenzierten TH2 Zellen findet eine Interaktion von KIM 1 und TIM 4 statt (Meyers, 2005). Darüber hinaus agiert KIM 1 neuen Untersuchungen zufolge als Phosphatidylserin -Rezeptor (Miyanishi 2007). Phophatidylserin dient auf apoptotischen Zellen als prophagozytisches Signal, so dass diese Zellen phagozytiert werden. Die KIM 1 Expression ist während der akuten Tubulus Nekrose erhöht, so dass eine der physiologischen Funktionen von KIM 1 in der Beseitigung von apoptotischen Zellen liegen könnte. Phosphatidylserine sind auch auf Exosomen exprimiert. Interessanterweise wurden im Embryonalknoten exosomenartige, mikrovesikuläre Strukturen entdeckt, welche durch Fluss transportiert werden (Tanaka 2005). Es wurde postuliert, dass sie Wachstumsfaktoren und chemosensorische Botenstoffe transportieren, welche an den lateralen Zilien freigesetzt werden, um dort Signalwege zu aktivieren. Analog zu dieser Theorie wäre es denkbar, dass KIM 1 im renalen Zilium Exosomen erkennt und für die ziliäre Signaltransduktion rekrutiert. Tatsächlich enthält das Proteom des Urins weit über 1000 verschiedene Proteine. Unter den im Urin ausgeschieden Proteinen sind in Exosomen verpackte und sezernierte Membranproteine aus Nierenzellen Kationenkanäle wie Aquaporine, (Adachi, 2006). und Auch verschiedene Polycystin 2 spannungsgesteuerte wurde als sezerniertes Membranprotein in Exosomen beschrieben (Pisitkun, 2004). Es ist denkbar, dass Exosomen im Urin chemosensorische Liganden transportieren, um von KIM 1 ziliär an einen PC 2 enthaltenden Komplex rekrutiert zu werden und zilienabhängige Signaltransduktion zu aktivieren. Zukünftige Untersuchungen werden klären, ob ziliäres KIM 1 in der Lage ist harnständige Exosomen zu binden. - 47 - andere Proteine KIM 1 Calcium m PC2 Bindung von Exosomen Calcium Freisetzung von Mediatoren Calcium Calciumeinstrom und Aktivierung der Signalkaskade Abbildung 15: Schematische Darstellung der Aktivierung der ziliären Signalkaskade über PC 2 durch die Bindung von Exosomen an KIM 1. Interessant wird es sein zu untersuchen, ob die Überexpression von Fusionskonstrukten der KIM 1 Intrazellulärdomäne mit Extrazellulärdomänen, welche nicht an Exosomen binden können, die ziliäre Flussantwort unterdrückt. Von großem Interesse wird auch die Frage sein, ob KIM 1 im Embryonalknoten exprimiert ist, was eine Rolle bei der Exosomenerkennung untermauern würde. - 48 - 4.3 KIM 1 als Interaktionspartner von TRP Kanälen Die Familie der TRP Kanäle (transient receptor potential) zu denen Polycystin 2 als spannungsabhängiger Calciumkanal gehört, besteht aus einer heterogenen Gruppe von spannungsgesteuerten Kationen Kanälen (s.Kap: 1). Mutationen an Vertretern dieser Gruppe verursachen Krankheitsbilder wie beispielsweise Mukopolysaccharidose Typ IV (Morquio-Syndrom) (TRPML1), Familiäre fokalsegmentale Glomerulonephritis (TRPC6), Hypomagnesiämie mit sekundärer Hypocalciämie (TRPM6) und ADPKD (TRPP2) (Winn, 2005; Reiser 2005; Bassi 2000; Sun, 2000; Schlingmann 2002). Im Zuge dieser Arbeit wurde getestet, ob neben Polycystin 2 (TRPP2) eine Interaktion von KIM 1 mit einem Vertreter der TRPV Unterfamilie, TRPV4 besteht. Die TRPV Kanäle sind charakterisiert durch die Reaktion auf mechanische, osmotische und chemische Stimuli wie saure Fettsäuren, wobei die Kanäle teilweise auch über weitere Signalkaskaden wie Tyrosinkinasen aktiviert werden. (Cohen, 2005). Die Kanäle TRPV1, TRPV2, TRPV3, TRPV4 werden als sogenannte „thermo- TRP`s“ bezeichnet, da sie speziell auch auf thermische Stimulation reagieren. Als erster Vertreter dieser Gruppe wurde im Jahr 1997 TRPV1 als Rezeptor für Caspaicin entdeckt (Caterina, 1997). TRPV4 wurde im Jahr 2000 zum ersten Mal als ein aus vier Untereinheiten bestehender Kanal beschrieben (Liedtke, 2000; Strotmann, 2000; Wissenbach, 2000). Dieser Kanal ist ein Homolog zum Caenorrhabditis elegans Protein Osm 9, das für die Mechanosensorik und somit für die Sensibilität dieses Organismus verantwortlich ist (Goodman, 2003) und interessanterweise mit Polycystin 2 interagiert (Knobel, 2007). TRPV4 spielt als nicht selektiver Kationen Kanal für die osmotische Homöostase, Mechanosensation, Thermosensibilität, Gefäßregulation, und vielleicht für das Hörvermögen eine bedeutende Rolle (Liedtke, 2005; Liedtke, 2005; Strotmann, 2000). Die Verteilung von TRPV4 im Organismus erstreckt sich von den Tubuli der Niere, zu Endothelien der Gefäße, bis zu Neuronen des Hypothalamus (Caterina, 2003). Bisher unveröffentlichte Daten aus der Gruppe von Prof. Walz zeigen, dass Polycystin 2 mit TRPV4 interagiert und dessen Kanaleigenschaften beeinflusst. In der Tat konnte in dieser Arbeit TRPV4 als Interaktionspartner von KIM 1 etabliert werden. Für TRPV4 /- Mäuse ist beschrieben worden, dass ein Defekt in der flussabhängigen Kaliumsekretion vorliegt, so dass eine funktionelle Relevanz von TRPV4 in der ziliären Signaltransduktion durchaus denkbar ist (Taniguchi, 2007). Die hier - 49 vorgestellten Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass KIM 1 mit dem ziliären Flusssensorkomplex interagiert. KIM 1 besitzt den hier vorgestellten Ergebnissen zufolge, die Fähigkeiten mit zwei unterschiedlichen Vertretern aus der Familie der TRP Kanälen Interaktionen einzugehen. Es wäre nun interessant zu wissen, ob TRP Kanäle generell eine spezielle konservierte Sequenz besitzen, die sie mit KIM 1 interagieren lässt. Dazu müssten die Interaktionsstelle durch Mapping bestimmt und Versuche mit anderen Vertretern der TRP Kanäle durchgeführt werden. Umgekehrt stellt sich die Frage, inwiefern TRP Kanäle in ihrer Funktion auf andere Transmembranmoleküle angewiesen sind und ob Mitglieder der Familie der TIM Proteine generell in Verbindung mit TRP Kanälen agieren. Die im Zuge dieser Arbeit gewonnenen Ergebnisse weisen einen molekularen Mechanismus für die Rolle von KIM 1 als Interaktor von Polycystin 2 in der ziliären Flussantwort auf. Sie untermauern die Hypothese, dass die flussinduzierte Signaltransduktion über mechanische Vorgänge hinaus eine chemosensorische Komponente aufweist. In Verbindung mit der kürzlich publizierten Erkenntnis, dass KIM 1 als Phsophatidylserin-Rezeptor fungiert ergeben sich neue, testbare Konzepte, in welcher Art die ziliäre Signaltransduktion aktiviert wird. Die Interaktion von KIM 1 mit TRPV4 als weiterem TRP Kanal wirft die grundsätzliche Frage nach der Rolle von nicht zur TRP Familie gehörenden Transmembranmolekülen in der Funktion von TRP Kanälen auf. Zukünftige Untersuchungen in unterschiedlichen Modellsystemen werden notwendig sein, um die physiologische Funktion dieser wichtigen Rezeptorfamilie eingehend zu klären. - 50 - 5. Zusammenfassung Die Gruppe der Polyzystische Nierenerkrankungen wird durch die Dysfunktion ziliär lokalisierter Proteine verursacht. Von besonderer Bedeutung für die ADPKD sind die beiden Polycystine PC 1 und PC 2, beide Proteine sind über ihre ziliär vermittelten mechanosensorische Eigenschaften in den Calciumsignalweg involviert. Polycystin 2 ist ein Calciumkanal und gehört zu der Familie der TRP-Kanäle. Das Zilium nimmt in der wissenschaftlichen Betrachtung der Polycystischen Nierenerkrankung eine zentrale Rolle ein. KIM 1 ist ein ebenfalls ziliär lokalisiertes Protein, welches bei einer ischämischen Schädigung des Nierengewebes eine verstärkte Expression aufweist. Zudem ist KIM 1 auch in zystisch verändertem Nierengewebe nachweisbar. Am Zilium wirkt KIM 1, wie die Polycystine, auf den Calciumsignalweg ein und besitzt chemosensorische Eigenschaften. Die ziliäre Lokalisation von KIM 1 ist essentiell für die mechanosensorischen Eigenschaften dieses Proteins. Mit Hilfe von Trunkationen konnte gezeigt werden, dass die ziliäre Lokalisation von KIM 1 durch eine Sequenz innerhalb der ersten sechs intrazellulären Aminosäuren festgelegt wird. Die Vermutung liegt nahe, dass wie bei anderen ziliären Signalsequenzen auch hier besonders basische, hydrophobe Aminosäuren, in diesem Fall Lysin, Arginin und Histidin entscheidend sein könnte. Zwischen KIM 1 und Polycystin 2 konnte mittels Koimmunopräzipitationen eine Interaktion nachgewiesen werden. Diese Interaktion könnte auf eine direkte Verbindung von KIM 1 zu ADPKD hinweisen. Dies hätte eine Bedeutung für die Diagnostik von akuten, wie auch heriditären Nierenerkrankungen. Des Weiteren könnte KIM 1 zukünftig als Biomarker an Bedeutung gewinnen, da eine abgespaltene Ektodomäne vom KIM 1 im Urin von Patienten mit Nierenparenchymschäden nachgewiesen werden konnte. Zudem existieren Hinweise, dass KIM 1 eine Rolle als Exosomenfänger im renalen Tubulus innehaben könnte. Im Zuge dieser Arbeit gelang die Identifikation eines weiterer Interaktionspartner von KIM 1. KIM 1 zeigte in Koimmunopräzipitationen eine Interaktion mit TRPV4. TRPV4 ist wie Polycystin 2, ein ziliär lokalisierter Kationenkanal, der Familie der TRP-Kanäle. Die Betrachtung dieser Ergebnisse legt die Vermutung nahe, dass KIM 1 über eine spezifische Sequenz Interaktionen mit weiteren TRP Kanälen eingehen könnte. - 51 - 6. Literaturverzeichnis 1. Adachi, J., Kumar, C., Zhang, Y., Olsen, J. V. & Mann (2006), M. The human urinary proteome contains more than 1500 proteins, including a large proportion of membrane proteins. Genome Biol 7, R80. 2. Anyatonwu, G. 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Abkürzungsverzeichnis Abb Abbildung ADPKD englisch: Autosomal Dominant Polycystic Kidney Disease ADPN Autosomal Dominante Polyzystische Nierenerkrankung ARPKD englisch: Autosomal Recessive Polycystic Kidney Disease ARPN Autosomal Rezessive Polyzystische Nierenerkrankung BSA Bovines Serum Albumin bzw beziehungsweise Ca Calcium CAM englisch: Cell Adhesion Molecule cAMP zyklisches Adenosin Monophosphat CPK englisch: Congenital Polycystic Kidney Disease d.h. das heisst DIC Differential Interference Contrast DMEM Dubelcco`s Modified Eagel Medium DNA Desoxyribonucleic Acid = Desoxyribonukleinsäure ECL englisch: enhanced chemiluminescence EDTA Ethylamin-N,N,N’,N’-Tetraessigsäure E – coli Escherichia Coli et.al latein: et altera .F Flag FBS Fetales Bovines Serum g Gramm GFP englisch: Green Fluorescent Protein HAVCR englisch: Hepatitis A Virus Cellular Receptor HEBS 4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinethansulfonat HEK englisch: Human Embryonic Kidney HRP englisch: Horseradish peroxidase IFT Intraflagellarer Transport Ig Immunglobulin Il Interleukin IP Immunpräzipitation - 61 ITK Induzierbare Tyrosinkinase Jak Janus Kinase Kap Kapitel KCl Kaliumchlorid kDa Kilodalton Kg Kilogramm KIM englisch: Kidney Injury Molecule M Molar mA Miliampere MgCl Magnessiumchlorid mM Milimolar MADCAM englisch: Mucosal Adressin Cell Adhesion Molecule MDCK englisch: Madin Darby Canine Kidney NaCl Natriumchlorid NaOH Natriumhydroxid ORPK englisch: Oak Rich Polycystic Kidney PC 1 / 2 Polycystin 1 / 2 PCR englisch: Polymerase Chain Reaction PKD Polycystic Kidney Disease RCC englisch: Renal Cell Carcinoma SDS Sodium Dodecyl Sulfat s.u. siehe unten Tbl Tablette TEMED N,N,N’,N’-Tetramethylethylendiamin TIM englisch: Tissue Injury Molecule TRP englisch: Transient Receptor Potential U Unit = internationale Einheit µg Microgramm µl Microliter YFP englisch: Yellow Fluorescent Proteine - 62 - 8. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Schematisierte Darstellung von Polycystin 1 und 2 ............................... 4 Abbildung 2: Systematik der TRP - Kanäle................................................................. 7 Abbildung 3: hKIM 1-1-343.venus exprimierende MDCK Zellen............................... 26 Abbildung 4: hKIM 1-1-322 venus exprimierende MDCK Zellen............................... 27 Abbildung 5: hKIM 1-1-311.venus exprimierende MDCK Zellen............................... 28 Abbildung 6: hKIM 1-1-316 .venus exprimierend MDCK Zellen................................ 29 Abbildung 7: sIg 7.KIM 1.venus exprimierend MDCK Zellen .................................... 30 Abbildung 8: HEK 293t Zellen................................................................................... 32 Abbildung 9: Western Blot der Koimmunopräzipitation sIg 7 KIM 1 und PC 2 V5 .... 33 Abbildung 10: Western Blot der Koimmunopräzipitation von KIM 1.F plus PC 2.V5. 35 Abbildung 11: Western Blot der Koimmunopräzipitation KIM 1.Y350 F mit PC 2.V5 37 Abbildung 12: Western Blot der Koimmunopräzipitation sIg 7 KIM 1 mit TRPV4 V5 38 Abbildung 13: Western Blot der Koimmunopräzipitation KIM 1.F mit TRPV4.V5...... 39 Abbildung 14: Intrazelluläre Aminosäurenabfolge von KIM 1 ................................... 42 Abbildung 15: Schematische Darstellung der Aktivierung der ziliären Signalkaskade über PC 2 durch die Bindung von Exosomen an KIM 1. ........................................... 47 - 63 - 9. Danksagung An erster Stelle möchte ich Herrn Professor Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Abteilung IV der medizinischen Universitätsklinik Freiburg für die Überlassung des Dissertationsthemas danken. In seinem herausragenden Labor konnte ich sieben überaus lehrreiche Monate verbringen und bereichernde Einblicke in das wissenschaftliche Denken und Arbeiten bekommen. Ein besonderer Dank gilt dem Betreuer dieser Arbeit, Dr. Wolfgang Kühn, der mit seiner großen Geduld und seinem Vertrauen den größten Anteil zum Gelingen dieser Doktorarbeit beigetragen hat. Auch in schwierigen Phasen schaffte er es mit seiner Begeisterung für die Wissenschaft die Motivation aufrecht zu erhalten und neue Impulse zu geben. Vor allem auch während der schriftlichen Ausarbeitung dieser Arbeit stellte er eine große Unterstützung dar. Des Weiteren möchte ich allen MitarbeiterInnen des Labors für wertvolle Ratschläge und hilfreiche Anregungen danken, besonders genannt sei hierbei Frau Simone Bräg. Meinen Mitdoktoranden Petra Mühlenhardt und Philipp van de Weyer danke ich für wertvolle Anregungen und motivierende Gespräche. Ein spezieller Dank geht an meine Eltern die mir mein Studium ermöglichen und mir mit ihrem immerwährenden Vertrauen eine besondere Unterstützung waren. Ein letzter Dank geht an meinem Freund Patrick Zipfel, der mir während meines ganzen Studiums zur Seite gestanden ist. - 64 - 10. Lebenslauf Anne- Katharina John, geboren am 19.07.1982 in Waldkirch Bildungsweg: 06/02: Abitur am Friedrich-Gymnasium, Freiburg 09/02: Medizinstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br 09/04: Ärztliche Vorprüfung 02/08 bis 12/08: Praktisches Jahr 04/09: 2. Ärztliche Prüfung Praktika, Famulaturen und Kurse: 03/05: Famulatur in hausärztlicher Praxis Dr. med. Eisele, Waldkirch 09/05: Famulatur, AKH, Wien, Abteilung für Kardiologie 09/06: Famulatur, Helios Klinik Müllheim, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe 10/06 bis 10/07: Arbeit als Nachtwache Dialysezentrum, Emmendingen 05/07: Famulatur, Praxis für Gynäkologie & Geburtshilfe Dr. med. Birmelin, Freiburg 07/07: Teilnahme an der „International Summer School on Reproduktive Health“, Groningen, NL 08/07: Famulatur, Herzzentrum, Bad Krozingen Abteilung für Anästhesiologie & Intensivmedizin 02/08: 1.Tertial des PJ, Gynäkologie & Geburtshilfe Luzerner Kantonsspital, Dep.Wolhusen, CH 06/08: 2.Tertial des PJ, Chirurgie Kantonsspital Liestal, CH 09/08: 3. Tertial des PJ, Innere Medizin Medizinische Klinik der UKL Freiburg