Neue Lebensenergie tanken
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32 | 7. Januar 2016 Style Topfit Ulrike Myrzig/Schloss Elmau Die «Handelszeitung» kürt die 50 besten Spa-Hotels in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Gesamtsieger: «Schloss Elmau» mit 69 von 70 Punkten. S Claus Schweitzer pa-Gäste lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Einerseits die Genussmenschen, welche einen stilvollen Zufluchtsort zum Entspannen und Auftanken suchen und in sinnbetörendem Ambiente ihre Vitalität zurückgewinnen wollen. Anderseits die Selbstoptimierer, welche körperlich und emotional richtig berührt werden möchten und von einem Spa-Aufenthalt individuelle und nachhaltig wirkende Lösungen für ihre Zipperlein erwarten. Ganz egal, ob Verwöhnoase oder Gesundheitstempel: «Erholungsuchende wollen ein Wow-Erlebnis für Body und Soul», erklärt Jay Gauer, Gastgeber im Hôtel des Trois Couronnes in Vevey. «Jede einzelne Massage muss heute so gut sein, dass man sich im Idealfall den Namen des Therapeuten merkt – ganz egal, ob man für ein genussorientiertes Wellness-Wochenende oder für eine zehntägige Detox-Kur angereist ist.» Ohne das Versprechen auf hohe therapeutische Kompetenz geht es auch in Wellbeing-Hotels nicht mehr. Dem ge genüber legen Health-Retreats punkto atmosphärischen Flairs und Gaumen freuden zu (siehe Artikel auf Seite 35). Spa-Ranking 2016 So wurde bewertet Methodik Grundlagen der beiden Ranglisten sind eine Umfrage bei 35 Spa-Experten und Hotelprofis, die Wertungen bedeutender Fachpublikationen und Testportale sowie die Erfahrungen des Autors vor Ort. Berücksichtigt wurden alle relevanten Spa-Hotels in der Schweiz, in Süddeutschland, in Westösterreich, im Südtirol und im grenznahen Frankreich. Maximum pro Bewertungskriterium: 10 Punkte; Total: 70 Punkte. Spa-Ranking 2016 Kategorie «Hotels für Genussmenschen» Neue Lebensenergie tanken E in Blick auf die Bestenliste der führenden Wellbeing-Oasen in der Schweiz und im benachbarten Ausland genügt für die Feststellung, dass jedes der 30 in dieser Kategorie gerankten Hotels auf seine ganz eigene Art für WowErlebnisse sorgt (siehe Tabelle auf Seite 33). Doch nur ein Haus erzielt die Maximalpunktzahl in sechs von sieben Bewertungskriterien im grossen Spa-Ranking der «Handelszeitung»: Schloss Elmau in den bayrischen Alpen. In diesem weltweit unvergleichlichen Hideaway trifft man nicht nur auf neue Sichtweisen zeitgemässer Hotellerie, sondern auch auf eine kosmopolitische Angebotsvielfalt und ein hochkarätiges, fast täglich stattfindendes Konzert- und Kulturprogramm. Zudem wählt der Hotelgast jederzeit zwischen fünf verschiedenen Spas, drei davon sind nur für Erwachsene zugänglich, und überall gibt es feine Rückzugsbereiche. Einzigartig ist auch der Yoga-Pavillon auf der Dachterrasse der neuen Dépendance «Schloss Elmau Retreat» – und so manches Weitere, das hier jedoch verschwiegen sei, weil das Traumhotel seit dem letzten G7-Gipfel Gefahr läuft, vor lauter medialer Aufmerksamkeit seinen Charme zu verlieren. Die Wochenzeitung «Die Zeit» formuliert es so: «Wir befürchten, dass das Universum implodiert, wenn der Name dieses Etablissements nur noch ein einziges Mal irgendwo genannt wird.» Das zweitplatzierte The Alpina Gstaad schärft sein Profil als Spa-Destination und perfektioniert das Angebot. Hier kann man sich darauf verlassen, dass eine Thai-Massage immer so ist, wie eine Thai-Massage zu sein hat: Nämlich mindestens so gut wie bei den Spa-Meistern in Thailand und mit dem zusätzlichen Vorteil, stark auf den einzelnen Gast abgestimmt zu sein – was im Land des Lächelns oft nicht der Fall ist. Wer einmal eine Thai-, Shiatsu- oder Tuina-Behandlung bei Antonis Sarris erfahren hat, will eigentlich nie wieder einen anderen Therapeuten und bedauert es, nicht in Gstaad zu leben. Sarris, dessen sanfte Stimme geschickt von seinen gnadenlosen Händen ablenkt, führt im «Alpina» auch mehrtägige Tibet-Retreats durch, bei denen es nicht nur um tibetanische Heilbehandlungen geht, sondern die Körper, Geist und Seele wieder in Balance bringen. Für normale Spa-Gäste gibt es täglich um 9 und 16 Uhr Yoga- und Pilates-Gruppenlek tionen – im tadellos geführten Alpenpalast alles von einer Aura der guten Laune ergriffen. Sieben Schweizer unter den Wellbeing Top Ten Im Tschuggen Grand Hotel (Rang 4) in Arosa mag der erste Eindruck etwas hoch hausig sein, doch hat man das beim Betreten der Lobby schon vergessen. Die mit riesigem Aufwand in den Fels hineingebaute und von farbig illuminierten Glassegeln gekrönte Bergoase sammelt internationale Preise und muss nicht mehr erklärt werden, ebenso wenig der hauseigene «Tschuggen Express», der in drei Minuten ins Skigebiet führt. Das Spa-Team zählt konstant zu den Besten der Schweiz. Wer sich beispielsweise einer ayurvedischen Abhyanga-Massage hingibt, meint Das «Schloss Elmau» setzt den Standard im Wellbeing. danach zu schweben. Überdies bietet eine Fachärztin aus dem Bereich der Schönheitsmedizin breitgefächerte Behandlungen von kleinen Botox-Faltenglättungen bis zu um fassenden Anti-Aging-Programmen an. Im Schatten dieser Highlights geht beinahe vergessen, wie sehr hier die Servicekultur überzeugt. Bei allem Ehrgeiz von Gastgeber Leo Maissen spürt man immer zuerst dessen Freude an der Hotellerie. Man kann nicht anders, als sich mit ihm zu freuen – auch über das umgebaute Untergeschoss mit dem neuen Restaurant The Basement und Skiraum. Zweitbestes Haus Süddeutschlands in der Kategorie «Spa-Hotels für Genussmenschen» ist das Bareiss (8), ein Gesamtkunstwerk der Schwarzwälder Gastlichkeit im heimeligen Landhausstil, derzeit auf inspiriertem Sprung in die dritte Generation. «Altes neu gedacht» lautet das Motto von Vater Hermann und Sohn Hannes Bareiss. Der hohe Aufwand, den sie auf allen Ebenen betreiben, kommt mit leiser Selbstverständlichkeit daher – nichts geschieht übertrieben oder beifallheischend. Auffallend: Im qualitativen Gesamtvergleich der «Handelszeitung» ist die Schweiz mit sieben Häusern in den Wellbeing Top Ten vertreten, darunter The Dolder Grand (3) und die Gstaader Vorzeigehäuser Gstaad Palace (6) und Le Grand Bellevue (8). Die gefürchtete Konkurrenz aus Westösterreich landet mit dem Posthotel Achenkirch, dem InteralpenHotel Tyrol, dem Jungbrunn und dem Jagdhof etwas abgeschlagen auf den Rängen 9, 21, 22 und 25 – dies jedoch auch, weil das SpaRanking lediglich die Regionen Vorarlberg und Tirol berücksichtigt. Fährt man weiter ins Salzburgerland, bieten etwa das Wiesergut in Saalbach-Hinterglemm und Das Goldberg in Bad Hofgastein smarte Interpretationen in zeitgemäss arrangierter Ländlichkeit. Das Posthotel Achenkirch war vor rund 30 Jahren der Pionier der sinnlich inszenierten Wellness. Ein rasant gewachsener Familienbetrieb, der in den 1990er- und 2000er-Jahren immer wieder neue Massstäbe setzte, von Quadratmeter gross ist der Spa-Bereich des «The Alpina Gstaad» mit 56 Zimmern und Suiten im Berner Oberland. ngezählten Wellness-Hotels im ganzen u Alpenraum teilweise unverschämt kopiert wurde und dennoch den anderen stets einen Schritt voraus war. Bis heute erkennt man den Ursprung und die Originalität; doch was die Ferienanlage an Grösse zulegte, verlor sie an Charme und Individualität. Um dem Trubel im Spa und in den Restaurants entgegenzusteuern und Freiräume für Ruhesuchende zu schaffen, beschloss Hotelier Karl C. Reiter als einer der Ersten in ganz Europa, Gäste erst ab 14 Jahren zu akzeptieren. Das kommt gut an. Rang 2: Der Alpenpalast The Alpina Gstaad mit einem Six Senses Spa im Berner Oberland. Rang 3: Zürichs glamouröses City-Resort The Dolder Grand mit einem öffentlichen Day Spa. Der Trend geht von «high tech» zu «high Touch». 4000 Quadratmeter gross ist der Spa-Bereich des «The Dolder Grand» mit 176 Zimmern und Suiten auf dem Zürichberg. 5500 Quadratmeter gross ist der Spa-Bereich des «Grand Resort Bad Ragaz» mit 267 Zimmern und Suiten im Sarganserland. So manche Klassiker der Tiroler WellnessHotellerie – zu ihnen zählen das Schalber in Serfaus, das Stock im Zillertal, der Stanglwirt bei Kitzbühel oder das Alpenresort Schwarz in Mieming – haben immer und immer wieder angebaut, mit labyrinthischen Grundrissen, grotesken Verbindungsgängen und Schreckmomenten fürs Auge. Auch sind die Zimmer und Suiten oftmals in die Jahre gekommen, und an den endlosen Buffets und in den überfüllten Spas fühlt man sich eher auf einem Clubschiff als im Wohlfühlparadies. Trotz vergleichsweise tiefem Preisniveau denkt man eher «Uii» als «Wow». Besser punkten können die Österreicher in der Kategorie «Spa-Hotels für Selbstoptimierer» (siehe Tabelle auf Seite 35), insbesondere mit dem Hotel Post Bezau (6) im Bregenzerwald, dem Quellenhof Leutasch (7) auf dem Seefelder Plateau und dem Ayurveda Resort Sonnhof (9) im Thierseetal. «Die Menschen vital und schön machen» Hierzulande im Aufwind ist das Kulm Hotel St. Moritz (7), das unter anderem mit 26 neuen Zimmern des französischen Stararchitekten Pierre-Yves Rochon begeistert. Und das Vic toria-Jungfrau (19) in Interlaken holt Anlauf zu einer neuen Spa-Vision: Hans-Peter Veit, eine Koryphäe in der Branche, übernimmt die Leitung des Wellness-Bereichs mit 50 Mitarbeitenden. Weitere Neuerungen wie die komplette architektonische und kulinarische Umgestaltung des Hauptrestaurants La Terrasse folgen noch in diesem Jahr. Im guten Mittelfeld der Schweizer Wellbeing-Oasen liegen das Ermitage Chalet Resort in Schönried (14), der Lenkerhof im Simmental (16) und das Grand Hotel Kronen hof (18) in Pontresina. Ein idealer Ort, um ganz in der Nähe und in unprätentiös luxuriöser Atmosphäre die Akkus aufzuladen, bleibt das Park Weggis (9). Die fabelhaften Therapeuten aus Tibet, das beste Grillrestaurant im Land und das nette Hotelteam machen den bunten Stilmix wieder wett. Einzigartig sind die sechs geräumigen Spa-Cottages, in denen man sich allein, zu zweit oder mit der Familie im privaten Rahmen erholen kann. Vom dampfenden Aussenpool blickt man auf den gegenüberliegenden Bürgenstock, dessen Silhouette derzeit von zahlreichen Baukranen geprägt wird. Das dort vom Emirat Katar für über eine halbe Milliarde Franken hochgezogene Resort soll 2017 eröffnet werden. Wohin geht der Trend in der Spa-Welt? «High touch statt high tech», sagt Susan Christian Kerber/laif 2000 Rang 1: Das «Schloss Elmau» in Oberbayern ist unangefochtener Sieger in der Kategorie «Die 30 besten Spa-Hotels für Genussmenschen – zum Relaxen und Entschleunigen». Harmsworth, Gründerin von ESPA, und meint damit eine Rückkehr zu vorwiegend manuellen Behandlungen, die nach holistischem Konzept den ganzen Körper mit einbeziehen – vom Rücken bis zum Hautbild. Dieselbe Entwicklung beobachtet Corinne Denzler, Chefin der Tschuggen Hotel Group, zu der das Eden Roc (11) in Ascona gehört: «Tendenziell geht es zurück zu den Basics. Weg von einem überlangen, komplizierten Spa-Angebot und hin zu klassischen, kunstgerecht ausgeführten Körper- und Beautybehandlungen. Der SpaGast informiert den Therapeuten über seine Problemzonen und lässt diese gleich behandeln.» Stéphane Reumont, Spa-Leiter im Beau-Rivage Palace (11) in Lausanne, nennt ein weiteres wichtiges Grundbedürfnis: «SpaGäste wollen spüren, menschlich umsorgt zu sein. Das sollte den Therapeuten aber leichtfallen, denn sie haben ja den dankbarsten Job der Welt: Die Menschen glücklich, vital und schön zu machen.» Top 30 in der Kategorie «Die besten Spa-Hotels für Genussmenschen – zum Relaxen und Entschleunigen» Stil und Wellness- Gesundheits- Lage und Zimmer Total RangHotel Ort, Region Ambiente Infrastruktur angebot Umgebung und Suiten Küche Service Punkte 1 Schloss Elmau Elmau, Oberbayern 10 10 10 10 9 1010 69 2 The Alpina Gstaad Gstaad 9 9 10 10 10 10 9 67 3 The Dolder Grand Zürich 10 8 9 10 10 10 9 66 4 Tschuggen Grand Hotel Arosa 9 10 10 9 9 8 10 65 5 Bareiss Baiersbronn, Schwarzwald 10 10 10 4 8 10 10 62 6 Gstaad Palace Gstaad 10 7 9 9 9 9 8 61 7 Kulm Hotel St. Moritz St. Moritz 9 8 9 8 9 8 9 60 8 Le Grand Bellevue Gstaad 9 9 9 6 8 8 10 59 9 Park Weggis Weggis 8 5 10 9 8 9 9 58 9 Posthotel Achenkirch Achenkirch, Tirol 9 10 10 3 8 9 9 58 11 Eden Roc Ascona 8 3 10 10 8 10 8 57 11 Beau-Rivage Palace Lausanne 9 2 10 9 9 9 9 57 11 Park Hotel Vitznau Vitznau 8 4 7 10 9 10 9 57 14 Fairmont Le Montreux Palace Montreux 9 4 9 8 9 8 9 56 14 Ermitage Chalet Resort Schönried ob Gstaad 8 10 8 5 8 8956 16 Lenkerhof Lenk im Simmental 8 9 7 7 7 8 9 55 16 Meisters Hotel Irma Meran, Südtirol 8 7 8 8 7 7 10 55 18 Grand Hotel Kronenhof Pontresina 10 4 8 8 7 8 9 54 19 Victoria-Jungfrau Interlaken 8 8 8 6 6 8 8 52 19 Lefay Resort Gargnano, Gardasee 7 8 7 10 7 6 7 52 21 Interalpen-Hotel Tyrol Telfs-Buchen, Tirol 5 7 6 10 8 7 8 51 22 Beatus Merligen am Thunersee 5 8 7 10 6 5 9 50 22 Jungbrunn Tannheim, Tirol 8 8 5 7 7 7 8 50 24 Parkhotel Bellevue Adelboden 8 4 6 7 6 7 9 47 25 Jagdhof Neustift,Tirol 7 7 7 4 6 7 8 46 25 Das Kranzbach Kranzbach, Oberbayern7 9 6 10 6 3 5 46 27 7132 Hotel Vals 6 6 7 3 4 10 9 45 28 Hubertus Balderschwang, Allgäu 8 4 7 4 7 7 7 44 29 La Clairière La Petite Pierre, Elsass 5 4 7 8 4 7 8 43 30 Wellnesshotel Golf Panorama Lipperswil 4 5 5 9 5 6 8 42 Methodik: Siehe Kasten auf Seite 32 Zusammenstellung: Claus Schweitzer Style | 35 handelszeitung | Nr. 1 | 7. Januar 2016 Spa-Ranking 2016 Kategorie «Hotels für Selbstoptimierer» Das Gegenteil von Burnout Investition in seine eigene Gesundheit Seit anderthalb Jahren blickt der Meraner Palast des gesunden Lebens verschärfter Kon kurrenz entgegen. Der puristisch coole Lanserhof Tegernsee (Rang 2) bei München, der sich als eine Art Kloster für die gesundheits bewusste Avantgarde versteht, hat selbstüber zeugt den Anspruch, «Europas erste Adresse für innovative Vitalmedizin» zu sein. Und könnte es auch werden, wenn es einmal eine so grosse Anzahl von engagierten Mitarbei tenden quer durch sämtliche Abteilungen hätte wie das «Palace Merano». Geboten wird Askese auf hohem Niveau, basierend auf einer modernen Interpretation der F.X.-MayrMethode zum Entgiften, Entschlacken und Entsäuern, ergänzt durch leistungssteigernde Therapien und energetische Anwendungen. Man wohnt in ästhetisch makelloser Umge bung inmitten der oberbayerischen Land schaftsidylle, die allein bereits einen wertvol len Beitrag zur seelischen wie körperlichen Entspannung leistet. Allerdings muss man sich die Zeit nehmen, diese Szenerie zu ge niessen. Denn der individuelle Therapieplan entpuppt sich als intensives Gesundheits regime, das von ganzheitlicher Diagnostik ZVG M anchmal hilft alles nichts mehr, und wir fühlen uns angesichts des ruhelosen, ungesunden und hyperaktiven Alltags wie eine bis zum Rand mit Müll vollgestopfte Tonne. B evor unser Leben und unser Körper überschnap pen, entscheiden wir uns, etwas dagegen zu unternehmen und unserem Körper das zu rückzugeben, was ihm vom täglichen Wahn sinn geraubt wurde. Es gibt praktisch nichts, was ein Aufenthalt in einem Gesundheits tempel nicht wieder richten könnte, und die besten unter ihnen machen den Weg zu neuer Vitalität zu einer lustvollen Erfahrung. Einer der Ersten, die es verstanden haben, medizinischen Ferien den Anstrich von Sexi ness und Eleganz zu verleihen, war Henri Chenot. Bis heute ist sein Palace Merano im Südtirol das Mass der Dinge, wenn es um Detox-Kuren in heiter stimmendem BelleEpoque-Ambiente geht – und der Sieger in der Kategorie «Spa-Hotels für Selbstoptimierer». Die einwöchigen Gesundheitsprogramme kosten zwar rasch hohe vierstellige Beträge, sind aber eine Offenbarung für jeden, den die Burnout-Titel-Warnungen der grossen Print magazine einschüchtern. Obwohl rund 80 Ärzte und Therapeuten verschiedenster Dis ziplinen eingebunden sind, fühlt man sich im einstigen Grandhotel jederzeit als Gast und nicht als Patient. «Healing mit Feeling», um schreibt Gastgeber Maximilian Newiger die Philosophie des Hauses. Empathie und Nähe sind wesentlicher Teil der Kur, ebenso das kulinarische Konzept, welches die an Kalorien und Volumen eher karge Kost zu geschmack lichen wie optischen Highlights gestaltet. Hat man die ersten drei entbehrungsreichen Ent giftungstage hinter sich gebracht und gelernt, bewussten Verzicht nicht als Selbstkasteiung zu betrachten, sondern als ein Geschenk, um den Kopf frei zu kriegen und den Körper auf Trab zu bringen, fühlt man sich wie neugebo ren. Noch Wochen später könnte man Bäume ausreissen und ist bestens für einen Wandel seiner Gewohnheiten motiviert und fast süch tig nach der nächsten Detox-Kur. Die Quote wiederkehrender Gäste ist jedenfalls hoch. Rang 1: Das «Palace Merano» ist Sieger in der Kategorie «Die 20 besten Spa-Hotels für Selbstoptimierer – zum Revitalisieren und Entgiften». über viele Massagen bis zu Laser-Biostimula tion reicht. Nutzt er alle Möglichkeiten, kostet das den Gast schnell mehr als 1000 Euro pro Tag. Aber wer fragt schon nach dem Preis, wenn am Ende der Kur das Glück von mehr Gesundheit und weniger Gewicht steht ... Das Podest der besten Gesundheitstempel komplettiert das Grand Resort Bad Ragaz, welches den zweiten Rang mit dem «Lanser hof Tegernsee» teilt. Die Ärzte und Spezialis ten zählen zu den profiliertesten Köpfen ihres Fachs, hinzu kommen die 175 Jahre lange Thermalwasser-Tradition und ein vielfältiges Wellbeing-, Sport- und Freizeitangebot inklu sive zweier eigener Golfplätze. Soeben hat Spitzenkoch Andreas Caminada das Restau rant Igniv in der früheren Äbtestube eröffnet, mit «plates to share» als neuem kulinarischem Konzept. Konkret: Ein Tisch kann entweder 14 oder 18 Gerichte in einem Drei- oder Vier gangmenü (138 respektive 156 Franken pro Person) miteinander teilen. Die Frischzellen kur der Ostschweizer Gesundheitsbastion treibt Geschäftsführer Peter P. Tschirky weiter voran. Bald soll das integrierte «Grand Hotel Quellenhof» komplett erneuert werden. Im Park des Brenners Park-Hotel in BadenBaden zieht derzeit die Villa Stéphanie (4) die Aufmerksamkeit der internationalen Entschleunigungsreisenden auf sich. Sie ver steht sich als holistisches Destination-Spa mit maximalem Individualisierungsgrad. Bereits vor der Ankunft klärt ein «personal host» ab, welche Bedürfnisse und Ziele der Gast hat, und begleitet diesen dann durch alle Sta tionen des massgeschneiderten Programms. Das Spa-Team hat ein sicheres Gespür für die Anforderungen des Moments und kultiviert dieses Gefühl von körperlicher und geistiger Vollständigkeit, das den Selbstoptimierer vom ersten Moment an aufatmen lässt. Für Gäste, die abnehmen möchten, wird im Sterne Restaurant ein Diätplan kreiert, der möglichst viele ihrer Lieblingsspeisen enthält. Smart phone-Zombies und Laptop-Süchtlinge kön nen darüber hinaus ein bisschen Digital Detox machen, indem sie per Knopfdruck das gesamte Zimmer vom Strom- und/oder Wlan-Netz trennen und sich damit für ein paar Stunden von Elektrosmog und der Online-Versklavung befreien. Hoteldirektor Frank Marrenbach sagt: «Wer wirklich wichtig ist, kann sich den Luxus gönnen, zwischen durch mal offline zu sein.» Drei Schweizer unter den Medical Top Ten Rang 2: Der «Lanserhof Tegernsee» sieht sich als «das modernste Gesundheitsresort Europas». Rang 2: Das «Grand Resort Bad Ragaz» nennt sich «führendes Medical Health Resort Europas». Der Tiroler «Sonnhof» ist ein Geheimtipp für Ayurveda. Eine hohe Dichte an stilvollen Gesund heitshotels für alle gewünschten Regenera tionsgrade findet sich in der Genferseeregion. Top sind La Réserve Genève (5), das Hôtel des Trois Couronnes (11) in Vevey, die Clinique La Prairie (13) in Montreux, das Lausanne Palace (14), Le Mirador Kempinski (15) hoch über dem Lavaux sowie die Lonhea Alpine Clinic (18) in Villars-sur-Ollon. Ein Geheimtipp für Normalverdiener ist das Ayurveda Resort Sonnhof (9) im Tirol. In diesem engagierten Familienbetrieb wird Ayurveda nicht gemacht, hier ist es. Von der ersten Begrüssung an ist das zu spüren. Die Achtsamkeit, die jedem Gast entgegen gebracht wird, ist bemerkenswert und nicht bloss höfliche Form. Sie kommt von innen und offenbart sich auch bei der Untersuchung durch den jungen indischen Hausarzt: Die Haare zu dünn, die Zunge zu weiss, die Augenringe zu tief, der Puls zu schnell. Doch ab jetzt wird alles gut – Vata, Pitta und Kapha, die drei sogenannten Doshas, die nach der uralten indischen Gesundheitslehre für das Wohlbefinden zuständig sind, können aus balanciert werden. Dies mit der passenden Ernährung und einem Parcours von Kopfmas sagen, Ganzkörpermassagen und Fussmassa gen. Der Gast wird durchgeknetet wie kaum zuvor im Leben, meist mit viel bis sehr viel Öl, und mit dem puddingweich massierten Kör per gleitet auch die Seele langsam in andere Sphären. Der Genuss liegt im Ziel, den Blick für das Wesentliche wiederzugewinnen, und das bedeutet hier: Mit seinem Körper wieder per Du zu sein. Ewige Jugend? Überschätzt. Schönes Altern ist bei Weitem spannender. Top 20 in der Kategorie «Die besten Spa-Hotels für Selbstoptimierer – zum Revitalisieren und Entgiften» Stil und Wellness- Gesundheits- Lage und Zimmer Total RangHotel Ort, Region Ambiente Infrastruktur Angebot Umgebung und Suiten Küche Service Punkte 1 Palace Merano Meran, Südtirol 10 6 10 7 9 9 10 61 2 Lanserhof Tegernsee Marienstein, Oberbayern 9 6 1010107 8 60 2 Grand Resort Bad Ragaz Bad Ragaz 7 10 10 5 9 10 9 60 4 Villa Stéphanie Baden-Baden 97 81089 8 59 5 La Réserve Genève Genf-Bellevue 10 6 659 9 9 54 6 Hotel Post Bezau, Bregenzerwald 95 976 8 9 53 7 Quellenhof Leutasch Leutasch, Tirol 87 777 7 9 52 8 Hof Weissbad Weissbad bei Appenzell 55 985 9 10 51 9 Ayurveda Resort Sonnhof Hinterthiersee, Tirol 85 775 7 10 49 9 Adler Balance Val Gardena, Südtirol 78 866 5 9 49 11 Hôtel des Trois Couronnes Vevey 10 3 497 7 8 48 12 Kurhaus Cademario Cademario bei Lugano 65 797 5 8 47 13 Clinique La Prairie Montreux 73 887 5 8 46 14 Lausanne Palace Lausanne 85 465 10 6 44 15 Le Mirador KempinskiMont-Pèlerin bei Vevey 53 41085 8 43 16 Haubers Alpenresort Oberstaufen, Allgäu 56 675 5 8 42 17 Tannerhof Bayrischzell, Oberbayern 63 783 4 9 40 18 Lonhea Alpine Clinic Villars-sur-Ollon 62 866 5 5 38 19 Parkhotel Igls Igls bei Innsbruck43 764 3 9 36 20 Oberwaid Kurhotel & Privatklinik St. Gallen 32 774 4 8 35 Methodik: Siehe Kasten auf Seite 32 Zusammenstellung: Claus Schweitzer