Die Pfälzer Glückskugel gedeiht in Hartkirchen
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Die Pfälzer Glückskugel gedeiht in Hartkirchen
3 Wochenende Samstag, 18. August 2007 Maximilian wird den Hof übernehmen, seinem gleichnamigen Vater und Mutter Maria wird dennoch die Arbeit nicht ausgehen. Dazu schmunzelt Freundin Niki. Fotos: ari Die Pfälzer Glückskugel gedeiht in Hartkirchen Seit rund 30 Jahren hat sich die Familie Arthofer in Hartkirchen der Idee der Bio-Landwirtschaft verschrieben. Zustande gekommen ist dabei im Laufe der Jahre ein vielseitiger Betrieb. VON ALEXANDER RITZINGER H err Schicklgruber tanzt vor den beiden Arthofer-Männern Maximilian und Maximilian junior herum. Überaus freundlich wirkt er zunächst nicht, leicht fletscht er die Zähne. Aber immerhin gehört es ja zu seinen Aufgaben, Autorität zu zeigen. Herr Schicklgruber ist nach der ersten Begrüßung dann doch ziemlich freundlich, wedelt lustig mit seinem Schwanz und lässt mit einem verträumten Blick erkennen, dass er auf einem der besten Bauernhöfe der Welt lebt. Seit rund zehn Jahren übt er hier die verantwortungsvolle Tätigkeit des Hofhundes aus, der mit vielen anderen Tieren das Anwesen hoch auf den Hü- Hier verläuft ein Energiestrom. Bauernhöfe in Oberösterreich Teil 10 geln über Hartkirchen bevölkert. Dort flattert etwa der Pfau Hansi um seine Damen herum, und ein Rudel vietnamesischer Hängebauchschweine übt sich im besten Familienleben, wenn Maximilian senior langgezogen ruft: „Fredi, Bärli, Lisa, kuumts, kuumts!“ Sie kommen tatsächlich flott herbei mit den putzigen elf Jungen, die am 2. Juli geboren worden sind. Die Hängebauch- beziehungsweise Zierschweine, wie sie bei den Arthofers heißen, sind eine Attraktion für die Gäste des Hauses, das sich an Sonn- und Feiertagen jeweils ab 15 Uhr in eine Jausenstation verwandelt. Eine Wonne Dort wird einem bewusst, was „Bio“ bedeutet. Der traumhafte Geschmack der Paradeiser und Gurken, die zarte Versuchung namens Speck, der „Kniafetza“-Most, ach es ist eine Wonne! Leider aber auch ein Problem: Wem schmecken dann noch die Produkte, die es im Supermarkt zu kaufen gibt? Die Arthofers haben vor rund 30 Jahren mit dem Aufbau ihrer Bio-Landwirtschaft begonnen, als eine der ersten in Österreich. Damals waren sie damit krasse Außenseiter, und obwohl ihre Arbeit mittlerweile auch von den Kollegen anerkannt wird, ist die Familie nach wie vor in einer ungewöhnlichen Situation. Denn sie passen in kein gängiges Schema. Sie pflegen nämlich eine eigene Meinung zur Landwirtschaft und zum Leben allgemein. Gut, wenn Maximilian senior über die Schaffung des Menschen referiert, von den Göttern und Halbgöttern, vom zwölf Planeten, von der Sterblichkeit des Menschen, der in unserer Form lediglich als Arbeitsinstrument geschaffen worden sein soll, könnte man schon ganz anderer Meinung sein. Aber andererseits: Was wir glauben zu wissen, ist ja auch oft nur das, was uns verschiedene Institutionen seit Jahrhunderten predigen. Für die Arthofers ist jedenfalls wichtig, dass die Bauernschaft ihre Kultur und ihr Wissen pflegt, erweitert und weitergibt. Und Vielseitigkeit bewahrt. Während die hochintelligente indische Laufente Ottilie neugierig vorbeiwatschelt, schauen wir uns diese Vielseitigkeit an. Das Arthofer-Gut ist wohl die größte lebendige Genbank weit und breit. Verfügbar sind 250 Apfelsorten, 60 Varianten Steinobst und 50 Birnengewächse. Kosten Sie einmal einen Pfirsich namens „Pfälzer Glückskugel“, dann wissen Sie, wie Qualität schmeckt. Die Arthofers verkaufen neben den diversen Bäumchen aber beispielsweise auch Rosen oder Moorbeetpflanzen ab Hof und die kulinarischen Feinheiten auf dem Aschacher Wochenmarkt. Begnadete Köchin Für deren Produktion ist Maria Arthofer zuständig, und wer weiß, dass sie eine begnadete Köchin ist, wird den Weg nach Aschach immer öfter einschlagen. Neuerdings widmen sich die Arthofers auch dem Anbau von Kräutern. Dafür wurde eine eigene Pyramide mit Aussichtswarte angelegt, von der aus ein faszinierender Blick über das halbe Mühlviertel zu genießen ist. Um die Pyramide wird demnächst ein keltischer Baumkreis gepflanzt, dort können Besucher feststellen, welchem „Baumzeichen“ sie entsprechen. Die Gäste können auch Bekanntschaft mit Kraftplätzen machen, und wer sich in eine „Energiepyramide“ stellt, macht seine Aura für Maximilian Arthofer sichtbar. Gegen Impotenz Der sagt einem dann auf den Kopf zu, welche Krankheiten man schon durchgemacht hat und welche demnächst ausbrechen könnten. Für kleinere Beschwerden wie etwa Impotenz oder Altersflecken wird dann die Haut des Apfelessigs angeboten, die wirklich nicht gut ausschaut, aber immerhin nach Senfgurken schmeckt. Angesetzt wird der Apfelessig in großen Fässern in einem Mostkeller, dort reift auch die Landessäure heran. Der aktuelle „Kniafetza“ stammt aus 1998 und ist derzeit in Bestform. In diesem Keller hält Maximilian junior auch einige Flusskrebse, die künftig für Nachwuchs in den Arthofer'schen Teichen sorgen sollen. Möglicherweise kann daraus ja einmal ein einträglicher Erwerbszweig werden. Jedenfalls passt die Krebsgeschichte gut zur Idee der vielfältigen Mischkultur, die auf diesem Hof so konsequent gefördert wird. Biogärtnerei und Jausenstation Arthofer, 4081 Hartkirchen, Tel. 07273 /61 66 Der Vierbeiner hat ein wachsames Auge auf den Hof. Der Innenhof mit wehrhaften Symbolen Die Hängebauchschwein-Familie ist lustig unterwegs. Im Gewächshaus werden vielfältigste Pflanzen gezogen.