Der Wolf - Wildtier Schweiz

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Der Wolf - Wildtier Schweiz
Der Wolf
Ein Märchen nicht von den Gebrüder Grimm
Herr Wolf und die fiesen Geisslein
Es war einmal eine junge schöne Geiss, die
hatte wahrlich vier stramme Keulen, die den
Geissenmännern sehr gefielen. Da sie aber nun
mal wenig bis gar keine Ahnung von der Empfängnisverhütung hatte, setzte sie in kürzester
Zeit so einfach hintereinander sieben kleine
Geisslein auf die Welt. Diese vergrösserten
sich mit der Zeit und wurden durchschnittliche
blöde Mistplagen.
Eines Tages, als die Mutter sich wieder mal in
der Bar bis spät in die Nacht abrackerte, damit
sie ihren verwöhnten Rotzviechern alles Unmögliche kaufen konnte, langweilten sich daheim die frechen Lämmer ganz schön lange. Da sagten sie: “Ha ha ha, ha ha ha, ha
haha ha! Jetzt spielen wir der Mutter aber mal einen Streich.” Und so versteckten sich
die sieben Rotznasen überall im Haus und schrieben auf einen Zettel “Hallo, Mutter!
Wurden gefressen. Sind im Bauch von dem Herrn Wolf. Hol uns hier schnell raus!
-STOP- Alles Liebe, Deine braven Geisselein.”
Oi-oi-oi-oi-oi-oiiiii, da fuhr ihr aber ein Schrecken in ihre Glieder hinein und im ganzen
Körper rum, als sie das las. Sie raste wie ein Blitz durchs Dorf, bis sie zum Hause
des Wolfes kam. Sie hämmerte und polterte an die Tür, so lange, bis dieser öffnete.
“Bauch auf, oder ich mach dich tot!”, schrie die Mutter Geiss und noch bevor er auch
nur “Guten Tag, Frau Nachbarin”, sagen konnte, da war sie auch schon am Wühlen in
seinen Innereien. Sie machte ihm eine ganz schöne Unordnung dort drinnen, hi hi.
Da wurde er aber doch langsam etwas unwirsch und schrie: “Hör mal, alte Zicke, mein
Bauch gehört mir”, und rief nach der Polizei. Diese verhaftete die immer noch wie wild
in den Gedärmen wühlende Geiss und schmiss sie wegen Bauchfriedensbruch in den
Knast, ja so war es!
In der Zwischenzeit aber versteckten sich die kleinen Bengel immer noch. Doch da kam
plötzlich ein Mann vom Tiefkühl-Service an ihre Tür. Da die doofen Viecher nun mal
ein bisschen blöde waren und sich nur schlecht versteckten, so auf dem Tisch, hinter
dem Vorhang oder vor dem Schrank, erspähte der Mann sie sofort. Schnell dachte er
sich: “Hmm, hmm, hmm, hmm. Das schaut mir doch nach ein paar leckeren Döner-
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Der Wolf
Kebabs aus.” Und schwuppdiwupp landeten die dämlichen Lämmer in seiner
tiefen Kühltruhe und verwandelten sich in Kebab.
Nur eines der fiesen Geisslein konnte der erbarmungslosen Frostkälte entkommen, denn es hatte sich
gewitzt in der grossen, grossen Stehuhr verborgen.
“Ja, welch schlauer Fuchs,
dieses Lamm”, denkt ihr
jetzt sicherlich. Aber es war
trotzdem ganz schön bescheuert, denn die Uhrentüre
ging fieserweise von innen
nicht auf. Da die ganze Restfamilie ja inzwischen im Knast war oder auf putzig rotierenden Imbiss-Drehspiessen drehte, konnte es keiner jemals herauslassen, das arme
dumme Ding.
Tja, Kinder, da seht ihr mal wieder, dass im Leben so manches Spiel statt mega geil,
voll schroff enden kann. Und falls ihr mal irgendwann zufällig so eine alte Stehuhr kauft,
und euch darüber wundert, warum denn da bloss dieses alte, vertrocknete GeissenTeil drin rumliegt, ja, dann versteht ihr jetzt endlich mal die Zusammenhänge. Jawoll!
Der Text basiert auf einer Geschichte von Onkel Hotte (alias Oliver Kalkofe)
aus dem FRÜHSTYXRADIO - dem grössten Kulturmagazin der Welt!
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