Keine schwarzen Babys nach Uganda-Spiel
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Keine schwarzen Babys nach Uganda-Spiel
Sport 29.06.2007 / General-Anzeiger Keine schwarzen Babys nach Uganda-Spiel TuRa 07 Westrhauderfehn besteht in diesem Jahr hundert Jahre. Zu diesem stolzen Jubiläum lässt der General-Anzeiger die Geschichte des Traditionsvereins mit seinen denkwürdigen Ereignissen in einer Serie in der Freitagsausgabe Revue passieren. GA-SERIE Teil 9: Nationalelf aus Afrika spielte 1970 an der Werftstraße / „Bild“ suchte nach Skandal-Story _autor_von horst Kruse westrhauderfehn - Herausragende Ereignisse in der Geschichte von TuRa 07 waren Fußball-Freundschaftsspiele gegen prominente Mannschaften. Auktionator Theo Düring (1924-2002) , viele Jahre auch 2. Vorsitzender des Traditionsvereins, hatte gute Kontakte zum DFB und zu Werder Bremen. Düring gelang es, erstmals eine Bundesliga-Mannschaft nach Ostfriesland zu holen. Am 9. August 1967, einem Mittwoch, spielte Werder Bremen bei den TuRanern. Das Freundschaftsspiel lockte die Massen. 5000 Zuschauer sahen einen standesgemäßen 10:1-Sieg der Bremer, für die damals der Leeraner Sepp Piontek spielte. Mit einem Bankett im Vereinslokal Plümer klang der Abend aus. Nur ein Jahr, später holte Theo Düring mit Eintracht Braunschweig den Deutschen Meister von 1967 nach Westrhauderfehn. Erneut kamen 5000 Zuschauer, die sahen an der Werftstraße einen 8:0-Sieg des Bundesligisten gegen die damals in der Bezirksliga spielenden Fehntjer. Spektakulär war im August 1970 der Auftritt der Nationalelf von Uganda in Westrhauderfehn. Es war der erste Auftritt einer afrikanischen Auswahlmannschaft in Ostfriesland. Uganda hatte zuvor ein 1:1 gegen die deutsche B-Nationalelf erreicht und siegte vor 3000 Zuschauern gegen die TuRaner nur knapp mit 2:0. Die Männer vom schwarzen Kontinent übernachteten anschließend in Potshausen. Danach brodelte die Gerüchteküche. Hatten die Afrikaner nicht nur Fußball gespielt, sondern sich auch an einheimische Frauen herangemacht? Die Bild-Zeitung schickte sogar Reporter nach Westrhauderfehn, um mit Theo Düring über „schwarze Babys auf dem Fehn“ zu sprechen. „Die standen eines Tages bei uns im Büro“, erinnert sich Auktionator Jürgen Düring, damals Libero der TuRaner, noch genau. „Sie luden meinen Vater und mich zum Essen ein, in der Hoffnung, wir würden etwas erzählen können. Das Essen haben wir mitgenommen, die Bild-Reporter aber keine Geschichte, denn es sind neun Monate nach dem Uganda-Spiel keine schwarzen Babys in Westrhauderfehn und Umgebung geboren worden“, sagt Jürgen Düring und lacht. „Alles nur Gerüchte.“ Die TuRaner wurden von den Afrikanern zu einem Rückspiel eingeladen. Dazu kam es aber nicht mehr. „Es war schon alles geplant“, erinnert sich Jürgen Düring. Doch nach der Machtübernahme durch Diktator Idi Amin 1971 wurde es in Uganda zu unsicher für Ausländer. „Auch die Nationalspieler, es waren überwiegend Soldaten, die bei uns waren, wurden ermordet“, hat Düring erfahren. So spielte TuRa 1971 nicht in Uganda, sondern an der Werftstraße. Zur Einweihung der Flutlichtanlage kam erneut Werder Bremen nach Westrhauderfehn. Der Bundesligist siegte vor 2500 Zuschauern mit 7:0 (3:0). Das bislang letzte Gastspiel einer Bundesligamannschaft auf dem Fehn gab es im Juli.1994. Der Hamburger SV mit Trainer Benno Möhlmann besiegte TuRa mit 19:0 (8:0).