IGF-Vordruck der AiF [4.1.5]
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IGF-Vordruck der AiF [4.1.5]
Zwischenergebnisse 2014 Mitoskopie: Mitochondriales Monitoring von Stoffwechseländerungen bei neurologischen Erkrankungen mittels optischer Systeme (18239 N) Projektziel Ziel dieses interdisziplinären Verbundprojektes, welches von den beiden Forschungsstellen Core Facility für konfokale und Multiphotonen Mikroskopie der Universität Ulm und der Abteilung Neurologie des Universitätsklinikums Ulm gemeinsam durchgeführt wird, ist das in vitro und in vivo Monitoring von mitochondrialen Stoffwechselveränderungen in Zell- und Tiermodellen für neurodegenerative Erkrankungen. Dem zu Grunde liegt die Arbeitshypothese, dass die parallele optische Messung mehrerer Stoffwechselparameter zur verbesserten Analyse in der Diagnostik und Therapie einer Vielzahl volkswirtschaftlich relevanter Erkrankungen beitragen kann. Das übergeordnete Ziel ist die Evaluation eines in vivo FLIM/PLIM Systems, das das Monitoring verschiedener Aspekte des mitochondrialen Stoffwechsels sowohl im Zellmodell, in murinen ex vivo Hirn-Schnitten als auch in vivo durch ein Glasfenster im Schädelknochen (cranial window) in transgenen Tieren ermöglicht. Das angestrebte Produkt leistet einen innovativen Beitrag zur Erforschung der Krankheit AD und anderen neurodegenerativen Erkrankungen und eignet sich zur Entwicklung neuer Therapeutika. Als Ergebnis soll ein in vivo Imaging System mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung entstehen, das die Analyse mitochondrialer Stoffwechsel-Marker sowohl im Zellmodell, in primären hippokampalen Neuronen, als auch letztendlich in transgenen Tieren einfach und zuverlässig ermöglicht. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, durch ein in vivo Screening System neue potentielle Medikamente (wie z. B. Methylenblau) gegen mitochondriale Störungen zu testen, was von hoher klinischer und auch wirtschaftlicher Relevanz ist. Ergebnisse Zu Beginn des Projektes sollten die optimalen Parameter für FLIM von NADH und FAD+ in Monolayer-Zellkulturen neuronalen Ursprungs (Neuro2a (murin) und HEK293 (human)) getestet und mit den bisherigen Ergebnissen aus Karzinom- und Plattenepithelzellen vergleichend evaluiert werden. Als Anregungsquelle diente ein Mai Tai® Ti:Sapphire Laser von Spectra-Physics. Im ersten Schritt wurden verschiedene Anregungswellenlängen miteinander verglichen. Den besten Kompromiss aus Fluoreszenzintensität und "Signal to Noise ratio" liefert die Anregung mit 730 nm für NADH, welche in den nachfolgenden Messungen verwendet wird. Da für gebundenes (Emission: 436 nm) und freies (Emission: 470 nm) NADH unterschiedliche Emissionsmaxima beschrieben sind, wurden zusätzlich verschiedene Bandpass-Filter (436/20, 470/20, 460/60) zur Detektion des NADH-Signals miteinander verglichen. Die Intensität des NADH Signals ist bei Verwendung des 460/60 Filters am größten. Um auszuschließen, dass durch die Breite des Bandpassfilters außer NADH andere Fluoreszenz-Signale mit detektiert werden, wurde ein NADH-Spektrum aufgenommen. Dabei wurden neben unbehandelten Zellen auch mit 1 mM Rotenon behandelte HEK293 Zellen gemessen. Da Rotenon den Komplex 1 der Atmungskette inhibiert, erwartet man in diesen Zellen einen Anstieg der IGF-Projekt Mitoskopie (18239 N) Zwischenergebnisse 2014 1/5 Glykolyse und dadurch eine Zunahme von freiem NADH. Eine Zunahme von freiem NADH führt zu einem Anstieg der Fluoreszenzintensität. Die Gabe führt von Rotenon zu dem erwarteten Intensitätsanstieg. Da die Spektren abgesehen von der Intensität identisch sind, konnte eine Detektion von nicht NADH-Fluoreszenz-Signalen ausgeschlossen werden. Zur weiteren Optimierung der FLIM-Messungen wurde der Einfluss der Laserleistung und der Aufnahmezeit auf das NADH-Fluoreszenzsignal untersucht. Eine Erhöhung der Laserleistung führt bei konstanter Aufnahmezeit zu einer erhöhten Abnahme der NADHFluoreszenzintensität. Eine Verlängerung der Aufnahmezeit bei konstanter Laserleistung hingegen verringert den Intensitätsverlust. Daher empfiehlt sich zur Verbesserung der Signalstärke eine verlängerte Aufnahmezeit anstatt einer Erhöhung der Laserleistung. Die Messung der Sauerstoffkonzentration über die Phosphoreszenzabklingzeit eines zur Phosphoreszenz befähigten Markers (z. B. Pd oder Ru Komplexe) wurde zur direkten Beobachtung des Zellmetabolismus ebenfalls zuerst isoliert für Plattenepithelkarzinom Zellen optimiert und soll später auf neuronale Zellen angewendet werden. Des Weiteren erfolgte die Evaluation neuer Anregungswellenlängen. Weitere technische Modifikationen zur Anpassung von Hard- und Software an die Anforderungen neuronaler Zellen bei simultaner Durchführung von FLIM- und PLIM-Messungen wurden durchgeführt. Dazu musste zunächst das zwei-Kanal FLIM/PLIM System für die relevanten Fragestellungen optimiert und ein entsprechender Phosphoreszenz Marker evaluiert werden. Letztendlich fiel die Wahl auf einen Ruthenium Komplex, Ruthenium Tris-Bipyridyne Ru(bpy)32+. In Abb. 1 ist das Zwei-Kanal FLIM/PLIM System schematisch skizziert. FLIM von NADH wird im Bereich 460/60 nm mit dem Detektor HPM-100-40 detektiert, PLIM von Ru(bpy)32+ oberhalb von 615 nm mit dem Detektor HPM-100-50. Abb. 1: Schematische Darstellung des zwei-Kanal FLIM/PLIM Systems. Die Darstellung von FLIM-NADH (links) und PLIM-Ru(bpy)32+ (rechts) in SCC4 Zellen ist in Abb. 2 dargestellt und zwar unter normalen Sauerstoffbedingungen (oben) und erniedrigter Sauerstoffkonzentration (unten). Die Zellen wurden mit 780 nm des Ti:Sa Lasers angeregt. Wie zu erwarten wird die Phosphoreszenzabklingzeit bei niedriger Sauerstoffkonzentration länger, im Gegensatz dazu wird die Fluoreszenzabklingzeit von NADH kürzer. Ob dies mit einer erhöhten Glykolyse korreliert, muss noch geprüft werden. IGF-Projekt Mitoskopie (18239 N) Zwischenergebnisse 2014 2/5 Abb. 2: NADH-FLIM (links) und Ru(bpy)32+ -PLIM (rechts) in SCC4 Zelen bei normaler Sauerstoffkonzentration (obern) und erniedrigter Sauerstoffkonzentration (unten). Parallel zur Evaluierung und Anpassung des technischen Systems wurde durch Versuchsreihen mit Sauerstoffänderung unter Hypoxiebedingungen zur Induktion der Glykolyse und durch Experimente mit Substanzen zur Modulation der Atmungsketten-Leistung (Rotenon, Antimycin A, FCCP) die Sensitivität der NADH, FAD+ und der O2-Verbrauchs- Messungen unter definierten Bedingungen evaluiert. Auch hier wurden verschiedenen Zelllinien parallel ausgetestet und die Bedingungen entsprechend angepasst. Ziel war die Optimierung der Bedingungen zur vergleichenden Messung von oxidativer Phosphorylierung und Glykolyse. Um Kontrollen für eine gesteigerte oxydative Phosphorylierung bzw. Glykolyse zu generieren, wurden HEK293 Zellen mit Antimycin A bzw. Carbonylcyanid-p-trifluoromethoxyphenylhydrazon (FCCP) behandelt und mit unbehandelten Zellen verglichen. Antimycin A blockiert den Komplex 3 der Atmungskette und führt dadurch zum Anstieg der Glykolyse. Im FLIM erwartet man daher einen Anstieg von freiem NADH und eine Intensitätszunahme der NADH-Fluoreszenz bei gleichzeitiger Verkürzung der Fluoreszenzlebenszeit. FCCP hingegen entkoppelt die Atmungskette und ermöglicht einen Transport von Protonen über die innere Mitochondrienmembran. Dadurch, dass Protonen nicht mehr gegen einen elektrochemischen Gradienten transloziert werden müssen, laufen die Oxidationsschritte in den Komplexen I bis IV viel schneller ab. Dies führt zu einer Reduzierung von freiem NADH und gleichzeitig zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch. Im FLIM sollte dies durch die Abnahme der Fluoreszenzintensität bei gleichzeitiger Verlängerung der Fluoreszenzlebenszeit sichtbar sein. Zur Bestimmung der optimalen Antimycin A und FCCP Konzentrationen wurde ein Oxygraph2K (Oroboros Instruments) verwendet. Wie in Abb. 3 dargestellt, führt die Behandlung mit Antimycin A im Vergleich zur Kontrolle zum Anstieg der NADH Fluoreszenzintensität bei gleichzeitiger Verkürzung der Fluoreszenzlebenszeit, während FCCP Gabe die NADH-Fluoreszenzintensität bei gleichzeitiger Verlängerung der Fluoreszenzlebenszeit reduziert. Die Veränderungen der Fluoreszenzlebenszeit und -intensität von NADH nach Behandlung mit Substanzen zur Modifikation der zellulären Atmung sind vor allem in den Bereichen der Zellen zu finden, in denen Mitochondrien angereichert sind während sich Änderungen der Glykolyse im Zellkern und im Zytoplasma zeigen. IGF-Projekt Mitoskopie (18239 N) Zwischenergebnisse 2014 3/5 Abb. 3: A-C: NADH-Fluoreszenzintensität nimmt bei Blockade der oxydativen Phosphorylierung (Antimycin A) [a] im Vergleich zur Kontrolle [b] zu, während eine Entkopplung der Atmungskette (FCCP) [c] eine Reduktion der Intensität bewirkt. D-F: Antimycin A Behandlung [d] erhöht die Level von freiem NADH und bewirkt dadurch eine verkürzte Fluoreszenzlebenszeit im Vergleich zur Kontrolle [e]. Eine Behandlung mit FCCP [f] hat den gegenteiligen Effekt. G+H: Veränderungen von NADH Intensität und Lebenszeit durch Gabe von Antimycin A und FCCP sind am deutlichsten in Zellarealen mit hoher Mitochondrien-Konzentration. Zusätzlich zur Optimierung der Messmethoden erfolgte die Anpassung der bei uns bereits etablierten FLIM/PLIM-Analyse-Softwaremethoden. Eine Implementierung zuverlässiger Auswertealgorithmen erfolgt durch vergleichende Analyse zwischen B&H-Software (SPCImage) und Phasor-Methode. Für die Optimierung der Auswertung des NADH FLIM mittels SPCImage, wurde zunächst eine Konzentrationsreihe von freiem NADH in Lösung (Sigma-Aldrich) vermessen. Mit SPCImage kann die NADH Fluoreszenzintensität linear zur Konzentrationen von freiem NADH bis in den mMol Bereich detektiert werden. Zur weiteren Optimierung der Auswertung wurden unter Verwendung der NADH Standard-Lösung verschiedene Parameter der SPCImage Software getestet. Es wurden monoexponentielle und biexponentielle Anpassungen verglichen. Außerdem wurden verschiedene "Binning" und "Threshold" Einstellungen getestet. IGF-Projekt Mitoskopie (18239 N) Zwischenergebnisse 2014 4/5 Als beste Einstellung für die nachfolgenden Experimente erweist sich eine biexponentielle Anpassung mit fixiertem t1 und t2, die eine Messung von NADH-Fluoreszenzlebenszeiten schon bei geringen NADH Konzentrationen und Intensitäten ermöglicht. Auch in Experimenten mit HEK293 Zellen ist mit den gewählten Einstellungen ein NADH-FLIM schon bei geringer Intensität möglich. Am Beispiel der Alzheimer Erkrankung soll mittels dieses Verfahrens die gleichzeitige optische Erfassung veränderter Parameter des zellulären Energiestoffwechsels (NADH, FAD+ und pO2) durch parallele FLIM/PLIM Messungen in neuronalen Zellkulturlinien (SH-SY5Y, Neuro-2a, HEK) durchgeführt werden. Es wurden zunächst die im Labor bereits vorhandenen Vektoren von APP und BACE1 in neuronalen Zellkulturlinien (Neuro-2a, HEK293) exprimiert. Zur Messung des oxidativen Stoffwechsels wurde eine hochauflösende Respirometrie mittels eines Oroboros Oxygraph-2K durchgeführt. Dabei zeigte sich sowohl bei APP transfizierten N2A als auch HEK293 Zellen eine Abnahme der Routineatmung als auch der maximalen Kapazität der Elektronentransportkette. Die Expression von BACE1 hingegen zeigte in keiner der Zelllinien eine Veränderung des mitochondrialen Stoffwechsels. In folgenden Experimenten sollen die Veränderungen in der Atmung durch APP Expression in FLIM Analysen untersucht werden. In einem weiteren Versuchsschritt erfolgt die Präparation verschiedener, extrazellulärer Aβ Spezies, die im Rahmen einer gemeinsamen Publikation mit Böhringer Ingelheim etabliert und charakterisiert wurden (Monomere, Oligomere, Fibrillen). Damit soll die Behandlung der Zelllinien erfolgen und anschließend Änderungen des oxidativen Stoffwechsels gemessen werden. IGF-Projekt Mitoskopie (18239 N) Zwischenergebnisse 2014 5/5