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Blick vom Fernsehturm
II
Nr. 90
Freitag, 7. August 2015
Kurz berichtet
Degerloch
Ausflug zur Villa Berg
Die Naturfreunde Degerloch laden am Sonntag, 16. August, zu einem Ausflug zur Villa Berg
im Stuttgarter Osten. Abfahrt ist an der Stadtbahn-Haltestelle „Degerloch“ um 14.30 Uhr. Es
wird um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 76 59 90 gebeten. cr
Degerloch
Kaffeetreff für Ältere
Die Ortsgruppe Degerloch des Schwäbischen
Albvereins lädt am Samstag, 8. August, zum
„Fröhlichen Albvereins-Kaffeetreff für Ältere“
in den Treffpunkt Degerloch, Mittlere Straße 17.
Beginn ist um 15 Uhr im großen Saal im Obergeschoss. Die Organisation des Treffs haben
Erika und Herbert Uhl mit ihrem Team übernommen. eve
Heumaden
Wandern bei Korb
Die Ortsgruppe Heumaden des Schwäbischen
Albvereins bietet am Donnerstag, 13. August,
eine Seniorenwanderung zu den „Köpfen am
Korber Kopf“ an. Der Treffpunkt ist die Stadtbahn-Haltestelle „Heumaden“ um 8.50 Uhr.
Mit Bahn und Bus geht es dann nach Korb, wo
die Teilnehmer durch die Rebhänge wandern
und die Aussicht und Skulpturen betrachten. Es
gibt eine Mittagseinkehr, außerdem ist ein kleiner Spaziergang durch die Waiblinger Altstadt
geplant. eve
Hohenheim
Faszinierende Fleischfresser
Am nächsten Sonntag, 9. August, gibt es von
14 Uhr an im Exotischen Garten der Universität
Hohenheim eine Führung zum Thema fleischfressende Pflanzen. Der Treffpunkt ist das
Spielhaus. cr
Riedenberg
Emile Zola mit Cembalo
„Die Muscheln von Monsieur Chabre“ ist eine
erotische Erzählung aus der Feder des Schriftstellers Emile Zola. Sie handelt von einem
Mann, der alles hat – bis auf einen Stammhalter. Am Mittwoch, 12. August, liest Götz van
Ooyen im Wohnstift Augustinum, Florentiner
Straße 20, daraus vor, los geht es um 19 Uhr.
Amelie Gruner begleitet ihn dabei am Cembalo. Stiftsbewohner zahlen sieben Euro Eintritt,
Gäste neun Euro. ana
Lesermeinung
Abbau ist keine Lösung
Zu Dem Spielschiff droht der Untergang
vom 3. August. In dem Artikel ging es um
den Spielplatz des Bau- und Heimstättenvereins im Riedenberger Klara-Neuburger-Gebiet, der in einem schlechten Zustand ist.
Herzlichen Dank Eveline Blohmer für diesen
Artikel. Jetzt besteht noch mehr Hoffnung,
dass der Bau- und Heimstättenverein aktiv
wird und den Spielplatz herrichten lässt, damit er wieder eine Heimstätte für die Kinder
und Jugendliche wird. Schon vor längerer
Zeit wies ich in einer Bezirksbeiratssitzung
als Sprecher der FDP im Sillenbucher Bezirksbeirat auf den desolaten Zustand dieses
Spielplatzes hin, nachdem in einer Sitzung
des Fördervereins der Mobilen Jugendarbeit
hier im Stadtbezirk auch auf die Gefahrenmomente auf diesem Kinderspielplatz von
den Sozialarbeitern hingewiesen wurde.
Das Bezirksamt wurde auch tätig, nur erfuhren wir Bezirksbeiräte wenig über das Prozedere, wie sich nämlich der Bau- und Heimstättenverein als Verantwortlicher die Restaurierung dieses Spielplatzes vorstellt.
Denn nur ein Abbau des Spielschiffes kann
doch nicht die Lösung sein.
Daher war es hoch erfreulich, dass sich Vertreter des Jugendhauses, der Mobilen Jugendarbeit und des Cafés Alberta gemeinsam in der Bezirksbeiratssitzung für unsere
Kinder und Jugendlichen zu Wort meldeten.
An diesem Beispiel erkennt man wieder, wie
wichtig die Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in unserem Stadtbezirk sind, und
man kann nur hoffen, dass noch mehr Mitbewohner aus Heumaden, Riedenberg und
Sillenbuch tatkräftig – zum Beispiel durch
Mitgliedschaft in den jeweiligen Fördervereinen – und unterstützend unserem Nachwuchs helfen.
Knut Krüger, Sillenbuch
Radeln, bis der Reifen platzt
Asemwald Ulrike Werner fährt in
diesem Jahr von Paris nach Brest
und zurück. Sie ist darauf bestens
vorbereitet. Von Saskia Dreßler
ahrradfahren wird immer populärer
in Stuttgart. Manch einer ist gemütlich unterwegs, andere hingegen
schnell. Für Ulrike Werner ist das Fahrrad
nicht nur ein Verkehrsmittel, um von
einem Ort zum anderen zu kommen und
neue Landschaften kennenzulernen. Für
sie ist es Hobby und Leidenschaft, große
Distanzen mit dem Fahrrad zurückzulegen.
In diesem Jahr will sie vom 16. August
bis zum 20. August am Brevet Paris – Brest
– Paris teilnehmen, das es zum 18. Mal gibt.
Als Brevet bezeichnet man im Radsport
eine Langstreckenfahrt, bei der eine vorgegebene Strecke inner„Ich wurde
halb eines bestimmfrüher immer ten Zeitraums zu fahren ist.
Polidor
Ulrike
Werner
gennant. Das
muss in diesem Fall
1200 Kilometer und
ist ein
10 000 Höhenmeter
bekannter
in 90 Stunden oder
französicher
weniger bewältigen.
Alle vier Jahre gibt es
Radfahrer.“
dieses Rennen und
Ulrike Werner
bei dem letzten, im
Jahr 2011, radelten
6000 Menschen mit.
„Ich fahre zum ersten Mal mit und bin
schon ziemlich aufgeregt“, sagt Werner.
Ihre größte Angst besteht darin, dass das
Material versagt und ihr Rad während der
Fahrt kaputt geht. Das ist ihr schon einmal
bei einer 2000 Kilometer langen Strecke
passiert. „Seitdem plane ich im Voraus, was
alles passieren kann. Das Einzige, auf das
ich nicht vorbereitet bin, ist ein Rahmenbruch“, sagt Ulrike Werner.
In der Regel repariert die 48-jährige Industriemechanikerin, die an der Universität Hohenheim arbeitet, ihre insgesamt
acht Räder selbst. „Das Herumschrauben
am Fahrrad macht mir fast so viel Spaß wie
das Fahren selbst“, sagt sie. Die AsemwaldBewohnerin besitzt Fahrräder der verschiedensten Typen: Vom Mountainbike
über das Stadtfahrrad bis zum Rennrad ist
alles dabei. „Wichtig ist mir nur, dass sie genau auf mich angepasst sind“, sagt sie.
„Zum einen wegen meiner Größe – ich bin
oft zu klein für die gängigen Modelle –, zum
anderen möchte ich das Material selbst
mitbestimmen.“
Woher sie ihre Leidenschaft für das
Radfahren hat, dass weiß sie selbst nicht.
„Meine Familie ist nicht sportlich. Ich bin
die Einzige, die bei uns Sport treibt“, erzählt Ulrike Werner, die schon als Kind viel
F
Fahrrad gefahren ist. Das Langstreckenfahren hat sie 2012 angefangen. Ihr Fahrradhändler riet ihr, diese Sportart einmal auszuprobieren. „Und ich habe Gefallen gefunden“, sagt Werner und lacht.
Ein besonderes Training für das Brevet
und seine Vorprüfungen, bei welchen sie jeweils 200, 300, 400 und 600 Kilometer fahren musste, habe sie nicht absolviert. Für
Werner sind drei bis vier Touren in der Woche normal. Nach Feierabend ist eine 50Kilometer-Tour für sie eine Kleinigkeit, am
Wochenende fährt sie zwischen 200 und
400 Kilometern.
„Als ich früher bei der französischen Armee als Sekretärin gearbeitet habe, wurde
ich immer Polidor, nach einem berühmten
Fahrradfahrer, genannt, weil ich täglich mit
dem Fahrrad gekommen bin“, erzählt Werner. Für sie ist das Überwinden der langen
Strecken eine reine Kopfsache. Man müsste sich bloß sagen, dass man es schaffe,
dann würde es auch klappen, erklärt sie.
Dass es sehr heiß werden könnte, darüber macht sich die 48-Jährige keine Sorgen.
„Ich muss nur ausreichend trinken und Mineraltabletten nehmen“, sagt die Langstreckenfahrerin aus dem Asemwald. „Aber Regen wäre mir doch lieber.“ Ulrike Werner
ist nässeerprobt. Bei einer 600-KilometerStrecke fuhr sie 30 Stunden lang bei Regen.
Die 15 Etappen der Tour Paris - Brest – Paris möchte Werner in ungefähr 88 Stunden
schaffen.
Foto: Saskia Dreßler
Das Brevet ist in Frankreich beliebt. Vor
allem in den kleinen Dörfern feiern die Bewohner das Rennen volksfestartig und
spendieren den Radfahrern Essen und
Trinken. An den Kontrollstelle gibt es
Schlafplätze, und Wegweiser zeigen den
Radfahrern die Richtung. „Ich werde aber
ein GPS-Gerät mitnehmen. Letztes Mal
wurden die Schilder als Souvenir auf dem
Rückweg geklaut“, sagt Werner.
Egal was passieren kann, Ulrike Werner
ist optimistisch. „Mir geht es um den Spaß,
nicht um das Gewinnen. Ich möchte dabei
sein und das Teamgefühl erleben.“
// Mehr Informationen übers Rad-Brevet
unter www.audax-randonneure.de
Ganz gechillt dem Ball hinterher
Sillenbuch Bei den American Sports Camps lernen die Jungen und
Mädchen auch ganz nebenbei Englisch. Von Cedric Rehman
anchmal verstehen sich die Menschen auch ohne Worte. Zum Beispiel, wenn sie einen Ball fangen
sollen. Da reichen die Reflexe aus. Doch die
Regeln des Baseballspiels sind eben komplizierter, und der in den USA beliebte
Sport besteht nicht nur darin, einem kleinen weißen Ball hinterherzuspringen.
Dann hilft es, dass ein Hüne wie der Belgier
Thomas de Wolf zumindest eine ganz eigene Mischung aus Deutsch und amerikanischem Englisch beherrscht. „I can speak
Englisch sehr gut“, sagt der Belgier.
Er spielt den amerikanischen Sport bei
dem Cannstatter Baseballverein Stuttgart
Reds. Zusammen mit anderen Profis, etwa
des American-Football-Vereins Stuttgart
Scorpions, steht er auf dem Rasen der Spi-
M
Bitte schreiben Sie uns, wenn Sie Kritik üben
oder Anregungen loswerden wollen. Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Das Recht auf Kürzungen
behalten wir uns vor.
Unsere Anschrift
Redaktion Blick vom Fernsehturm
Plieninger Straße 150
70567 Stuttgart
E-Mail:
[email protected]
Alles gut vorbereitet: Ulrike Werner mit ihrem Langstreckenfahrrad.
...und schlagen beim Baseball.
talwaldhalle und leitet beim American
Sports Camp des SV Sillenbuch einen Haufen von deutschen Jungen und Mädchen
an, sich in amerikanischen Sportarten zu
üben. Er und seine Mitstreiter trainieren
mit den Teilnehmern der Stuttgarter Sport
Camps Baseball, American Football und
Basketball. In den USA sind das die populärsten Disziplinen. Viele Europäer kennen
dagegen nur Fußball, wenn sie eine beliebte
Sportart nennen sollen. In Belgien sei das
auch nicht anders, sagt Thomas de Wolf.
„Aber es geht ja auch darum, dass die Kinder mal etwas Neues kennenlernen“, sagt
der Baseballspieler.
Ein paar Jungen ruhen sich gerade auf
der Bank aus, während sie darauf warten,
mit dem Schläger zu üben oder mit einem
riesigen Handschuh den weißen Ball aufzufangen. „Ich habe von Baseball noch nie etwas gehört. Deswegen finde ich es auch voll
cool“, sagt einer. Seinen deutschen Namen
spricht der Junge aus, als wäre er englischer Muttersprachler. Das hat er wohl so
in den vergangenen Tagen von seinen amerikanischen Trainern gehört, die meist nur
Englisch mit den Kindern reden.
Die Kommunikation in der Fremdsprache sei durchaus so gewollt, sagt der Trainer Corey Chapman. Er organisiert das
American Sports Camp für den SV Sillenbuch. Die Kinder und Jugendlichen, die
unter Anleitung der amerikanischen Profis
trainieren und schwitzen, hätten also einen
doppelten Vorteil von ihrer Teilnahme an
dem Camp, erklärt Chapman. Die Kinder
sollen Spaß an der Bewegung haben und dabei Englisch mit Muttersprachlern reden.
„Schon die Drittklässler kommen morgens
an und sprechen Englisch mit unseren
Trainern, das ist faszinierend“, sagt Corey
Die Teilnehmer des American Sport Camps üben den Ball fangen....
Chapman. Dass die Kinder und Jugendlichen etwas freiwillig tun, was sie vielleicht
im Schulunterricht langweilt, hängt auch
mit dem Auftreten der Trainer zusammen.
Zum einen stellen sie sich bewusst auf
eine Stufe mit den Kindern, in dem sie mit
ihnen bisweilen auch in einem nicht ganz
fehlerfreien Deutsch sprechen. „Ich sage
am Anfang immer ein paar Sätze auf
Deutsch. Wenn sie dann meine Fehler hören, wissen sie, dass es ihnen nicht peinlich
sein muss, wenn sie mal vor mir etwas
falsch sagen auf Englisch“, sagt Jermaine
Fotos: Cedric Rehman
Guynn von den Stuttgart Scorpions. Außerdem ist da die viel beschworene amerikanische Lockerheit. Sie nimmt den Kindern
offenbar die Hemmungen, sich in der
Fremdsprache zu äußern. „Die Trainer sind
total chillig“, meint der 13-Jährige Jonas
Bühler. Das Jugendwort aus dem Englischen beschreibt einen entspannten Gemütszustand. Den legen die Amerikaner zu
Tage, obwohl die Sonne über dem Sportgelände brennt. Die Kinder lassen sich anstecken und chillen mit, während sie beim
Sport schwitzen.