Frei.Wild hat eine Welle losgetreten, auf welcher
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Frei.Wild hat eine Welle losgetreten, auf welcher
Ende April 2015 erscheint ein monumentales Werk über „Frei.Wild. Südtirols konservative Antifaschisten“ und die Deutschrock-Szene (siehe www.facebook.com/Frei.Wild.DasBuch?ref=hl bzw. http://shop.jugendkulturen.de/375-freiwild.html). Autor ist Klaus Farin, Gründer des Berliner Archiv der Jugendkulturen und Autor u. a. von „Buch der Erinnerungen. Die Fans der Böhsen Onkelz“. Für dieses Buch hat Farin nicht nur mit Frei.Wild selbst Interviews geführt, sondern auch mit 59 (!) weiteren Deutschrock-Bands. Dabei selbstverständlich auch wir! Das Interview mit uns könnt Ihr schon hier exklusiv vorab und ungekürzt lesen: „Frei.Wild hat eine Welle losgetreten, auf welcher viele andere Bands mitschwimmen.“ Interview mit HämmerTrupp Zur Band: Gegründet 2010 in Lana/Südtirol. Besetzt ist die Band folgendermaßen: Hannes „Hons“ Innerhofer, 33 – Schlagzeug Patrick Sozzi, 23 – Gesang Markus „Magge“ Sader, 32 – Gitarre Martin „Tschampi“ Garber, 29 – Bass www.haemmertrupp.net; www.facebook.com/haemmertrupp; www.youtube.com/haemmertrupp. Die Fragen beantworteten: alle. Wie kam es eigentlich zu eurem Bandnamen? Einige Fans waren der Meinung, dass wir auf unseren Instrumente hämmern. So kam es kurzerhand zum Namen HämmerTrupp. Was ist euer beruflicher Hintergrund, was seid ihr von der Ausbildung her? Quer durch die Bank: Magge – Speiseeishersteller, Hons – Landwirt im Obst und Weinbau, Sozzi – Mechatronik Student, Tschampi – System Engineer Senior. Seid ihr Profi-Musiker, lebt ihr also von eurer Musik? Leider hat‘s bis zum Profi Musiker noch nicht gerreicht, aber wir arbeiten daran. Was sind eure eigenen musikalischen Wurzeln? Klassischer Werdegang. Angefangen hat‘s mit AC/DC im Kindergartenalter. In der Pubertät kamen die Onkelz dazu. Irgendwann landeten wir dann in Wacken. Die (Deutsch-)Punk-Szene und Deutschrock vertragen sich ja nicht immer gut … Wie kommt das? Da manche Menschen immer noch nicht verstanden haben, dass die Deutschrock-Szene nichts mit der rechten Szene zu tun hat, ist dies leider der Fall. Die ganze Meinungsverschiedenheit zwischen Punk und Deutschrock basiert auf Vorurteilen gegenüber der Deutschrock-Szene, welche es auszumerzen gilt. Solange die Punk-Szene mit Scheuklappen durch die Welt geht, ist dies leider ein schwieriges Unterfangen. Klingt so, als wärt ihr nicht gerade Punk-Fans? Gibt’s in Südtirol überhaupt eine Punk-Szene? Unsere Aussage hat nichts damit zu tun, dass wir keine Punk-Fans sind. Es gibt jedoch in jeder Szene einige schwarze Schafe, die immer wieder die gleiche Leier von sich geben und somit die Szene nach unten ziehen. „Deutschrock“: Was ist das eigentlich für euch? Rock-Musik mit deutschen Texten, welche sich auf alle möglichen Situationen des Lebens bezieht. Identisch wie jedes andere Genre. Deutschrock ist auch ein Marketingbegriff, eine verkaufsfördernde Schublade geworden, oder? Absolut. Frei.Wild hat eine Welle losgetreten, auf welcher viele andere Bands mitschwimmen. Nützt ihr diese Welle auch? Aber sicher doch. Wer würde das nicht? Ist die Deutschrock-Welle eher ein Thema in Deutschland oder auch in Südtirol? In Südtirol ist Deutschrock sehr wohl ein Thema. In Südtirol gibt es viele auch in Deutschland bekannte Deutschrock Bands. Wie ist das mit euch: Hat der deutsche Markt für euch auch eine hohe Bedeutung? Habt ihr den Sprung über die Alpen geschafft? Der Markt blieb uns leider bisher verschlossen. Wir hatten jedoch schon einige Konzerte in Deutschland. Frei.Wild ist der Headliner des heutigen Deutschrock. Welche Bands gehören für euch noch dazu? Böhse Onkelz, Kärbholz, Unantastbar, KrawallBrüder ... und natürlich auch HämmerTrupp. Was haben Deutschrock-Bands noch gemeinsam – außer der deutschen Sprache in ihren Songs? Gibt es musikalische Gemeinsamkeiten? Definitiv. Der Songaufbau ist einfach und ähnlich strukturiert. Gibt es gemeinsame Einstellungen der Deutschrock-Szene? Natürlich, sonst wäre es ja keine eigene Szene. Ist Deutschrock nur ein Untergenre des Hardrock oder schon eine eigene Szene mit eigenen Erkennungsmerkmalen? Teils teils. Wobei man es mittlerweile schon als eigenes Genre bezeichnen muss, da es schon viele Bands gibt, welche in den großen Musikhäusern in einem eigenen Regal geführt werden. Deutschrock hat nicht nur aus der Hardrock-Szene Einflüsse, sondern auch aus Metal, Volksmusik, Pop usw. Aus der Volksmusik? Ja. Zum Beispiel die heimatliebenden patriotischen Texte von Frei.Wild spiegeln sich auch in der Volksmusik wider. Gibt es den typischen Deutschrock-Fan? Was ist das für ‘ne Frage? Ja klar! Und was charakterisiert den? Er war schon mindestens einmal im Leben auf einem Onkelz- oder Frei.Wild-Konzert. Unterscheiden sich Metal- und Deutschrock-Fans voneinander? Ja, in Aussehen und Frisur. Ist die Beschreibung der Deutschrock-Szene als „Familie“ nicht eher ein etwas kitschiger Mythos als Realität? Nein. In unseren Augen ist es die pure Realität. Aber es gibt auch viele Konkurrenzen, Abneigungen, Distanzierungen unter den Bands, oder? Ja, natürlich. Wer Erfolg hat, hat auch Neider. Leider gibt es viele Menschen auf der Welt, die immer das haben wollen, was andere haben. Anstatt sich selber auf die Hinterbeine zu stellen, zeigen sie nur mit den Finger auf einen. Solche Menschen gibt es in jeder Familie. Ist der öffentliche Druck auf Frei.Wild und die Deutschrock-Szene allgemein ein Grund für Distanzierungen? Ja, leider schon, da alle Deutschrock-Bands immer wieder in die rechte Ecke gedrängt werden. Habt ihr eigene Erfahrungen mit so was gemacht? Ja, leider schon. Es wurden uns schon Konzerte gecancelt, weil uns ein rechtradikaler Hintergrund nachgesagt wurde, welcher absolut aus der Luft gegriffen war. Können Sponsoren und die öffentliche Kritik Festivalveranstalter dazu zwingen, eine Band wie Frei.Wild wieder auszuladen? Wie man sieht, leider ja. Ob es gerechtfertigt ist oder nicht, sei dahingestellt. In der politischen Auseinandersetzung wohl der wichtigste Begriff ist „Grauzone“. Ein sinnvoller Begriff? Nein. Es ist eine Frechheit, da Grauzone immer mit etwas Illegalem behaftet ist und wir nichts Illegales betreiben. Frei.Wild und andere Deutschrock-Bands werden von Kritikern oft sogar als „Rechtsrock“-Band bezeichnet. Was sind für euch die Unterschiede zwischen Frei.Wild und Rechtsrock-Bands? Frei.Wild besingt unter anderem die Heimat. Rechtsrock-Bands verherrlichen den Extremismus, was mit Patrtiotismus nicht gleichzustellen ist. Aber so trennscharf sind die Unterschiede zwischen dem Deutschrock und dem Rechtsrock ja auch nicht, oder? Immerhin gibt es eine Schnittmenge in den Fanbases. Seht ihr gar keine Gemeinsamkeiten in den Grundeinstellungen, im Auftreten, in den Gefühlen und Stimmungslagen, die beide Gruppen auslösen können? Gemeinsamkeiten kann man überall finden, wenn man sie sucht. Extremismus findet man leider überall. Eine Band kann sich ihre Fans nicht aussuchen. Was interessiert eurer Meinung nach ‚Rechte‘ an einer Band wie Frei.Wild oder am Deutschrock allgemein? Können wir nicht beurteilen. Warum seid ihr selbst keine Neonazis geworden? Weil wir was im Hirn haben. Habt ihr – oder Einzelne von euch – Erfahrungen mit der rechten Szene gemacht? Gott sei Dank nicht. Was sind eure privaten Lieblingsbands? AC/DC, Onkelz, Frei.Wild, Children of Bodom, Slipknot, Stonesour, Unantastbar, Broilers und viele mehr. Die Metal-Szene, hat der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs neulich erklärt, sei eine „spießige, konservative Musikkultur“ [vgl. www.faz.net/aktuell/feuilleton/metal-ist-eine-spiessige-konservativemusikkultur-12994516.html]. Ist da was dran? Und lässt sich das auf die Deutschrock-Szene übertragen? Größere Spießer wie einige Metaler gibt es nicht. In der Deutschrock-Szene ist dies gottseidank nicht der Fall. Auffallend finde ich, dass es so gut wie keine Musikerinnen in dieser Szene gibt. Habt ihr eine Erklärung dafür? Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Könnt ihr euch eine Musikerin in eurer eigenen Band vorstellen? Nein. Warum nicht? Eine Frau würde unsere After-Show-Party niemals überleben. Ist ‚Heimat‘ ein rechtes Thema? Oder gibt es auch eine linke ‚Heimatliebe‘? Was hat Heimatliebe mit Politik zu tun??? Onkelz und Frei.Wild – worin unterscheiden sich die beiden Bands eurer Meinung nach, was haben sie gemeinsam? Die Onkelz besingen vieles, was im Leben schief gegangen ist. Die Texte von Frei.Wild behandeln meist die positiven Aspekte im Leben. Sie haben einen gemeinsamen Feind: die Presse. Wie seht ihr den derzeitigen Konflikt zwischen den beiden Bands? Bescheuert, da man die beiden Bands nicht miteinander vergleichen kann. Die Onkelz prägten eine andere Generation als Frei.Wild. Warum ist Frei.Wild so erfolgreich? Etwas Glück, etwas Können und zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wie beurteilt ihr selbst Frei.Wild? Hut ab vor ihrer Leistung. Vermutlich kennt ihr sie ja sogar persönlich, oder? So groß ist Südtirol ja nicht … Wir hatten schon das ein oder andere Mal das Vergnügen, uns mit dem ein oder anderen von Frei.Wild zu unterhalten. Was gefällt euch an Frei.Wild? Die erfolgreiche und vielseitige Bandgeschichte. Was stört euch, was kritisiert ihr an Frei.Wild? Nichts. Frei.Wild hat bis jetzt alles richtig gemacht. Viele Deutschrock-Bands beharren darauf, „unpolitisch“ zu sein. Weshalb eigentlich? Da man, egal, welche Aussage man trifft, immer in die rechte Ecke gestellt wird, hat man irgendwann keine Lust mehr, sich dazu zu äußern. Wie ist das bei euch? Seid ihr ‚unpolitisch‘? Wir versuchen, in unserer Musik das Politische außen vor zu lassen. Ist das nicht 1. unlogisch, wenn ein Teil der Bands, die sich als „unpolitisch“ bezeichnen, sich zugleich ja doch selbst politisch äußern oder sogar engagieren, z. B. „Gegen Rassismus und Extremismus“ wie Frei.Wild, und 2. kontraproduktiv, wenn die Szene immer politisch (als „rechts“) angegriffen wird und sich positionieren muss? Klar ist es unlogisch, aber wir werden genau durch solche Fragen ja immer wieder dazu gezwungen, uns politisch zu äußern, ob wir wollen oder nicht. Gerade erfolgreiche Künstler_innen haben auch die Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen, sie stehen – ob sie es wollen oder nicht – als Vorbilder für viele in der Öffentlichkeit. Wäre es deshalb nicht wünschenswert, wenn sich möglichst viele Musiker_innen politisch engagierten, durch klare Worte und Taten, zum Beispiel bei Themen wie Rassismus, Rechtsextremismus, Gewalt, Armut usw.? Wenn man erfolgreich ist und sich immer wieder zu diesen Thema äußert, ist dies kontraproduktiv, da dies meistens ein Boomerang-Effekt nach sich zieht.