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I CHARTER KANALINSELN Karibik des Nordens – mit dem entscheidenden Unterschied des Tidenhubs, der bis zu zwölf Meter beträgt Im Banne der Gezeiten Die Kanalinseln werden von Touristen wegen ihrer Schönheit gerühmt, von Seglern dagegen wegen ihrer extremen Tiden nur allzu oft gemieden. Zu Unrecht, wie jeder bestätigen wird, der sich in die navigatorischen Geheimnisse dieses Reviers einführen ließ. Carl Victor (Text und Fotos) über die „Karibik des Nordens“ B evor man uns auf die Kanalinseln loslässt, steht erst einmal Navigation in Tidengewässern auf dem Törnplan. Nicht auf den kleinen Kartentischen unserer Boote, sondern im geräumigen Saal des bretonischen Port des Bas Sablons dürfen wir mit Gezeitentafeln und Stromkarten die im Laufe ach so vieler Jahre entstandenen Lücken in unserem theoretischen Segelschein-Wissen mit Praxis auffüllen. Manch gestandenem Ostsee- oder Mittelmeersegler geht erst jetzt das Licht der Erkenntnis auf, dass er weder aus St. Malos Yachthafen auslaufen kann, wann es ihm gefällt, noch in St. Heliers Marina auf Jersey festmachen kann, wann es ihm beliebt. Schuld daran sind die in den Einfahrten der Yachthäfen künstlich angelegten Sülls, die bei einem Tidenhub von bis zu zwölf Metern dafür sorgen, dass immer eine Hand- breit Wasser unter den Kielen verbleibt. Je nach Tiefgang steht den fünf Schiffen unserer Flotte ein Zeitfenster von zwei bis zweieinhalb Stunden vor und nach Hochwasser offen. Erst nachdem wir unsere Berechnungen mit MEZ, auf die sich die Tafeln im „Bloc Marine“ beziehen, statt mit der MESZ, die unsere Uhren anzeigen, gefüttert haben, kommen wir zu dem Ergebnis, dass wir entweder vor fünf Uhr morgens auslaufen müssen oder erst nach zehn Uhr wieder können. Der Kommodore outet sich als einziger Frühaufsteher, der Rest der Flotte als Morgenmuffel. Motto: „Hart Segeln ja, aber so hart nun auch wieder nicht!“ Alle entscheiden sich, nach getaner Navigationsarbeit einem französischen Dinner zu huldigen, dann sich einen ausgiebigen Bordschlaf zu gönnen und erst nach einem deutschen Früh- stück auszulaufen. Als nach einem flauen Segeltag die Ampeln der Signalstation von St. Helier uns grünes Licht für die Einfahrt in den Vorhafen geben, hätte wegen dieser Vorgaben das Wasser über dem Süll der Marina sich schon auf zu niedrigem Niveau befinden müssen. Doch die elektronische Anzeige ermutigt immer noch Schiffe mit bis zu 2,8 Metern Tiefgang, in das von mächtigen Mauern beschützte Yachtgehege einzulaufen. Ohne viel zu fragen warum, nutzen die Skipper unserer Flotte diese unerwartete Gunst der eigentlich schon zu späten Stunde. Obwohl es bei Südwest unruhig werden kann, gehen wir am Steg des Vorhafens längsseits, wo wir von keinem Süll in ein Zeitfenster gezwängt werden und ausreichende Wassertiefen verhindern, dass wir bei Ebbe trocken fallen. ¢ 1/2007 segeln 79 I CHARTER KANALINSELN Hier finden wir jene Muße, die wir brauchen, um den Rechenfehler in unserer Tidennavigation aufzuspüren. Wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellt, hat uns die Zeit einen Streich gespielt, richten sich doch Jerseys Gezeiten nicht nach der um eine Stunde berichtigten MESZ sondern nach MEZ, weil diese der auf der Insel geltenden britischen Sommerzeit entspricht. Noch komplizierter wird die Sache, als einer der Skipper zum Briefing mit Reeds Nautical Almanac – von ihm liebevoll „The Bible“ genannt – anrückt. Diese britische Bibel orientiert sich im Gegensatz zur französischen nicht an den Wasserständen von St. Malo, sondern an denen von Dover und auch nicht an MEZ, sondern an UTC. Dass einige versuchen, mit den vom Hafenamt herausgerückten und auf Ortszeit getrimmten Gezeitentafeln zu rechnen, sorgt für zusätzliche Würze im zeitlichen Geschehen. Als Zeiten und Bezugspunkte schließlich aufeinander abgestimmt sind, bieten sich für den Törn nach Alderney zwei Möglichkeiten an. Der Kommodore wählt die früh morgendliche, um auf Schiebestrom Jerseys Südküste westwärts reiten zu können. Den Yachten in der Marina bleibt nichts anderes übrig, als sich für die spätere zu entscheiden, weil ihnen das Wasser vor 10.30 Uhr nicht ausreichend hoch über dem Süll stehen wird. 80 segeln 1/2007 Sie werden sich an der Südküste mit Gegenstrom herumschlagen müssen, können aber schon ab dem Corbière Leuchtturm mit Schiebestrom rechnen. Eigentlich müssten wir in diesem Stromund Gezeitenpoker die besseren Karten haben. Doch grauer noch als der Himmel an diesem Tag ist alle Theorie, da Rasmus nicht so will wie die Wetterfrösche es ihm vorzuschreiben wagten. Zwar sendet er uns hohe Dünung aus Südwest, doch das Lüftchen aus derselben Richtung wird ihr nicht gerecht und lässt uns im Gegenstrom an Jerseys Westküste verhungern. Erst als ihm zwei Mitglieder der Crew ihr Frühstück geopfert haben, scheint seine Eitelkeit befriedigt zu sein. Brüderlich vereint, mit dem mittlerweile gekenterten Strom, legt er sich so ins Zeug, dass sich der GPS schon mal zu acht Knoten und mehr über Grund hinreißen lässt. Mit all der Herrlichkeit ist es vorbei, als zwischen Alderney und den Burhou Inseln der Strom verrückt zu spielen beginnt. Wirbelnd und kabbelnd wirft er eine Sturmsee auf, die den Bug unseres Schiffes Wasser schaufeln lässt. Als der Stromspuk vorbei ist, will das Revier beweisen, dass es noch andere Spezialitäten zu bieten hat. Zwar ist mir die in der Seekarte weit nach Nordost ausladende Untiefe vor der Mole von Braye Grand Ile, die vergessene Kanalinsel. Das Vogelschutzreservat gehört zu Frankreich Harbour nicht entgangen, doch glaube ich sie ignorieren zu können. Der Kommodore ist anderer Meinung. Weil die Tide in Alderney ihren um viereinhalb Meter niedrigeren Höchststand auch noch einige Stunden später als in St. Maló erreicht, will er auf Nummer sicher und außen herum gehen. In Braye Harbour gibt es weder Süll noch Yachthafen. Wir könnten uns vor Anker legen, vertrauen unser Boot dann aber doch einer der Mooringbojen an. Obwohl dies eine lange Fahrt mit dem Dingi bedeutet, lassen wir uns Alderney davon nicht vermiesen. Schon gar nicht St. Anne. Was für eine Wohltat ist es doch, auf der Suche nach einem Restaurant durch die heimeligen Gassen von Alderneys einzigem Städtchen zu schlendern. In Jersey waren wir einer sicher gut gemeinten, aber leider britischen Empfehlung gefolgt und in einem italienischen Restaurant gestrandet. Dessen Köche brüllten zwar immer wieder: „Mama mia!“, doch leider war dies das einzig Italienische, was aus der Küche kam. Kurz – ein Reinfall. Um so wichtiger ist in diesem Zusammenhang eine Faustregel: Wer auf den französisch geprägten Inseln mit britischer Flagge verwöhnt werden will, sollte sich nur auf die französische Küche einlassen. Die ist – wenn auch nicht billig – in der Regel überdurchschnittlich. Selbst Franzosen reisen nur zum Speisen vom Festland an. Weiß der Teufel, warum wir an diesem Tag als erstes Schiff der Flotte in Alderney die Mooringleine loswerfen und doch als Letztes in St. Peter Port auf Guernsey einlaufen. Zu unserer Ehrenrettung: Wir hielten die seglerische Ethik hoch und trugen das Kreuz der Kreuz so lange, bis der zwischen Guernsey und Herm nördlich setzende Strom uns rückwärts segeln ließ. Aber das soll keine Ausrede sein. Schon in St. Helier war mir das unbritische, weil saloppe Einklarieren aufgefallen. Auch in St. Peter Port macht man aus dieser Zeremonie kein Zeremoniell. Da auf den Geldscheinen das Portrait Elisabeths II. prangt, nahm ich an, die Kanalinseln wären ein mit Privilegien verwöhnter Teil des Königreiches. Doch weit gefehlt. Nicht als Königin von England steht sie für Guernseys und Jerseys Pfundnoten gerade, sondern als Herzogin der Normandie und Nachfolgerin von Wilhelm dem Eroberer, jenem Herzog der Normandie und damit auch der Kanalinseln, der 1066 die Angeln und Sachsen bei Hastings vernichtend schlug. Heute sind sowohl Jersey als auch Guernsey, zu dem Alderney, Sark und Herm gehören, souveräne und so unabhängige Staaten, dass sie sich weder Großbritannien verpflichtet fühlen noch der EU, der sie – wohl um ihre Steuerparadiese nicht zu Spezielles zum Einlaufen in den Hafen von St. Helier auf Jersey: Nachdem Sie sich über UKW bei der Hafenbehörde angemeldet haben, sollten Sie auf folgende Signale achten: alle blinkend: Gefahr! Alle Schiffe stoppen und Instruktionen abwarten. Nicht einlaufen! Einlaufen / Einbahnverkehr Einlaufen / Gegenverkehr Einlaufen nur nach speziellen Anweisungen. gefährden – erst gar nicht angehören. Wahrhaft karibische Zustände herrschen hier inmitten Europas. Da druckt jeder Inselstaat sein eigenes Geld, das aber nur innerhalb seiner Küstenlinien jenen Wert hat, den die Notenpresse ihm verlieh. Jerseys Briefmarken dürfen nicht auf Postkarten von Guernsey geklebt werden, sollen diese ankommen. Und wer mit einer Telefonwertkarte von Guernsey versucht, einen Automaten in Jersey zu füttern, wird vergeblich auf eine Verbindung hoffen. Obwohl zu Guernsey gehörend, entscheiden doch in Alderney das Parlament und auf Sark der „Seigneur“, wie sich der Herr dieses in mittelalterlicher Feudalmanier ¢ Guernsey, St. Peter Port. Die Insel gilt als „englischste“ der Kanalinseln 1/2007 segeln 81 CHARTER KANALINSELN regierten Inselchens titulieren lässt, allein über das Wohl ihrer Insulaner. Nur bei allem, was richtig Geld kostet, wie InselVerteidigung und Außenpolitik, lässt man sich gerne von den Briten vertreten. Auch wird der Bank von England gestattet, den Kurswert der Inselwährungen zu garantieren. Das „Old Library“ verwöhnt uns an diesem Abend nicht nur mit gediegener Pubatmosphäre, sondern auch mit einer Speisekarte, deren Preise ebenso verführerisch sind wie das darauf Angebotene. Liebeshafen oder nicht Liebeshafen, das ist zum Ende des Törns die Frage. Der Wetterbericht sagt Wind aus Südwest, drehend auf West und abflauend voraus; der Strom stünde fast den ganzen Törn über gegenan. Das würde bedeuten, dass wir die ganze lange Strecke bis zum Port d’Amour an der Nordküste der Bretagne den Tank leer segeln müssten und nur hoffen könnten, dass ausreichend Diesel für all die Meilen zurück nach St. Malo verbliebe, auf denen sich der Strom ebenfalls gegen uns stellen würde. Unter diesen Bedingungen wäre es besser, nach Granville zu segeln, einer Stadt, die mit zum Schönsten gehört, was die Küste der Normandie zu bieten hat. Wieder einmal bestimmt die Tide unsere Törnplanung. Etwas unerwartet landen wir daher auf der Iles Chausey, ein Vogelparadies vor der Küste. Nicht gerade schlecht, um Abschied von den Kanalinseln zu nehmen. REVIER-INFOS Alderney, Braye Harbour: Hier findet jeder einen Ankerplatz – und vor allem Schutz BEWERTUNG DER CHARTERYACHT ALLGEMEINES: • Charterfirma: SO LONG Yachting • Zeitpunkt: . . . . . . 17. bis 23.6.06 • Yacht: . . . . . . . . . . . Feeling 39DI • Preis: . . . . . . . . . . . . . . . 2.291 € . . . . . . . . . . . . Kojencharter 495 € • Rabatte: für Frühbucher (bis 31.12.) fünf Prozent • Extras:. . . . . . Endreinigung 80 € • Selbstbehalt/Kaution:2.439 € bei Kojencharter 200 € • Kautionsvers.. . . . . . . . ca.190 €. ANREISE: • Erreichbarkeit: • Transfer: STÜTZPUNKT: • Freundlichkeit: • Komfort: • Sanitärräume: • Sicherheit: UMFELD: • Restaurants/Cafés: • Versorgung • Preisniveau: ÜBERGABE: • Kompetenz: • Ausstattung: • Sauberkeit: TECHNISCHER ZUSTAND: • Motor: • Technik: • Rigg: • Segel: • Decksausrüstung: • Navigation: • Elektronik: • Dingi: • Außenborder: KOMFORT: • Pantry: • Sanitärraum: • Bettwäsche: 0 Punkte • Hand- & Badetücher: 0 Punkte • Basisset Pantry: 0 Punkte • Schnorchelausrüstung: 0 Punkte FAZIT: Abgesehen vom Wellenlager, das die Welle ruppig laufen ließ, war das Schiff in einem perfekten Zustand, zudem bestens ausgestattet und recht preiswert. Trotzdem sollten Decken, Kissen, Bettwäsche sowie Hand- und Badetücher, vielleicht auch noch ein Basisset für die Pantry, auf einem Charterschiff zur Standardausrüstung gehören. Ungewöhnlich war auch, dass die Crew nicht nur für Diesel und Endreinigung, sondern auch für Gas und Gerätebatterien aufkommen musste. DAS SCHIFF: Das „DI“ kennzeichnete die Feeling 39 als Kielschwerter. Das hatte den Vorteil, dass wir mit unserem Schiff hätten trocken fallen können. Da wir jedoch immer den Versuchungen der jeden Komfort bietenden Marinas und Häfen erlagen, ließen wir diese löbliche Eigenschaft ungenützt. Hingegen ließen wir uns, wann immer sich Gelegenheit dazu bot, von seiner gut geschnittenen Garderobe zum Segeln verführen. Leider wurde uns dieses Vergnügen von einem, für dieses Revier ungewohnt schwachen Wind manchmal vermiest. Dann musste der Motor herhalten, der bei Marschfahrt immer klaglos lief. Eher ruppig waren dagegen die Geräusche der Propellerwelle, was mich vermuten ließ, dass sie vom Wellenlager schon mehr schlecht als recht geführt wurde. Lobenswert fand ich das fast schon antiquiert anmutende Reffsystem des Großsegels mit Reffhaken und über eine Winsch am Mast geführten Reffleinen, was für mich immer noch das Beste ist. Auch an den Winschen und Beschlägen, die alle ausreichend dimensioniert und gut positioniert waren, gab es nichts auszusetzen. Unter Deck schuf der in hellem Holz gehaltene Innenausbau einen optisch größer wirkenden Raum. Perfekt integriert in die Sitzgruppe, an der wir zu sechst immer ausreichend Platz fanden, war der Schwertkasten. Ihm gegenüber erstreckt sich die Pantry, groß genug, um auch mehrgängige Menüs auf den Salontisch zu zaubern. Ausreichend groß war auch der funktionell ausgestattete Navigationsbereich, obwohl ich mir in diesem Revier Plotter und Radar durchaus hätte vorstellen können. Genügend Platz bot auch der Sanitärraum, wohl weil er der einzige an Bord war, was bei voller Belegung zu Engpässen führt. Der Rest des Innenraumes blieb den in dieser Größenordnung üblichen drei Kabinen vorbehalten. Jene im Vorschiff wirkte ebenso geräumig wie die beiden im Achterschiff, doch war die Breite ihrer Doppelkoje eher für ein liebendes Paar ausgelegt als für eine Belegung durch zwei gestandene Männer. Bewiesen hatte mir diese Feeling 39DI, dass ein Schiff selbst nach sechs Jahren im Chartergeschäft keineswegs alt aussehen muss. CHARTERFIRMA: SO LONG Yachting im Wassersportzentrum A.W. Niemeyer, Holstenkamp 58, D22525 Hamburg, Tel.: +49 40 211571, Fax: +49 40 216084, EMail: [email protected], Internet: www.so-long-yachting.de. SCHIFFE & PREISE: Angeboten werden Einrumpfyachten von 32 bis 49 Fuß, zu Preisen von 1.585 bis 3.806 Euro, sowie Katamarane von 39 und 47 Fuß zu 3.100 bzw. 3.806 Euro. Diese Preise gelten für die Charterweek vom 16.–22.6.2007. REVIER: Die Inselwelt vor der Küste der Normandie ist ebenso schön wie navigatorisch und seglerisch anspruchsvoll. Seekarten: Französische Sportbootkarten 4233, 6930, 6938, 6966, 7134, 7152, 7154, 7155, 7156, 7157, 7158, 7159, 7160, 7161. NAUTISCHE LITERATUR: „Bloc Marine, Atlantic – Mer du Nord“ (Französisch/Englisch); „MacmillanReeds-Channel Almanac“ (Englisch). Beide Führer erscheinen jährlich und enthalten alles, was Sie zum Segeln in diesem Revier benötigen. WIND & WETTER: In den Sommermonaten können Sie mit Hochdruckwetterlagen rechnen, die ihnen Wind aus N bis NE bescheren sollten. In der Vor- und Nachsaison könnten Ihnen Fronten aber auch Nebel, der in diesem Revier mit seinem beständig kalten Wasser jederzeit einfallen kann, das Seglerleben schwer machen. WETTERBERICHTE: Jersey Radio sendet auf 1659 kHz und UKW Kanal 25/82 nach Ankündigung auf Kanal 16 um 0645, 0745, 0845 Lokalzeit vom 1.5. bis 31.8. (sonst 1245, 1845, 2245 UTC) einen Wetterbericht in englischer Sprache für die Kanalinseln sowie die normannische und bretonische Küste. Außerdem hängen Wetterberichte bei allen Hafenämtern aus. LEUCHTFEUER & SEEZEICHEN: Das gesamte Revier ist bestens betonnt und befeuert. Es gilt Lateral System A (Rot an Backbord, Grün an Steuerbord). Gezeiten & Strom: Der Tidenhub in St. Maló kann bis zu 12 m betragen, Strom mit bis 10 Knoten kann im Raz Blanchard vor Cap de la Hague laufen. NAVIGATION: In diesem Revier sollten Sie von Gezeitennavigation nicht bloß etwas gehört haben: Sie sollten sie beherrschen! Auf manchen Törns werden Sie mit terrestrischer Navigation auskommen, bei anderen wiederum werden Sie über einen GPS oder Plotter froh sein. Fällt Nebel ein, hilft Ihnen nur mehr Radar weiter. BESTE ZEIT: Da die Inseln im Sommer sehr überlaufen sind, halte ich die zweite Juni- und die erste Septemberhälfte für die beste Segelzeit. ANREISE: Auto, Bahn oder Flug nach Rennes via Paris. Auch Flug nach Paris und TGV nach St. Maló bieten sich an. EINREISE & ZOLL: Da sich jede Insel als eigener Staat sieht, müssten Sie in jedem Hafen einklarieren. Da dies eher locker gehandhabt wird, reicht es, wenn Sie sich mit Crewliste und Pässen (oder Personalausweis) beim Hafenamt melden. Nicht immer will man diese sehen. Vom Zoll wurden wir ignoriert, auch bei unserer Rückkehr nach Frankreich. SPRACHE: Englisch, Französisch RESTAURANTS: Fast alle können sich gehobener Preise, nicht jedoch gehobener Kochkünste rühmen, vor allem, wenn man deutschen Essgewohnheiten frönt. Pizza und Co. sind hier sicher nicht der Hit. Besser ist man auf jeden Fall bedient, wenn man die einheimische, also französische Küche bevorzugt. Diese gilt auch unter Kennern oftmals als der des Festlandes überlegen. Das bedeutet freilich nicht, dass man die heimeligen Pubs meiden sollte – im Gegenteil. Was für ein Bier gut ist, muss ja nicht unbedingt für ein BarFood herhalten. STROM: 240V. Sie benötigen einen dreipoligen Adapter. HAUSTIERE: Hier gelten dieselben Quarantäne-Bestimmungen wie in England. Daher rate ich Ihnen, den vierbeinigen Liebling zu Hause zu lassen. REISE LINIENFLUG ca. 500 € (Paris-Rennes) REISEPAPIERE Personalausweis/Pass DEVISEN 1 Pfund = € 1,50 NOTARZT/POLIZEI Notarzt/Notruf: 999 ZEITUNTERSCHIED MEZ + MESZ - 1 h HAFEN ESSEN & TRINKEN 30,- € LIEGEPLATZ/KOSTEN 33,- bis 42,- € TIDENHUB bis 12 m (St. Maló) HAFENSCHUTZ AMBIENTE SEGELN WINDVORKOMMEN GELDSORGEN Die Bankomaten auf den Inseln spucken Jersey oder Guernsey Pfunde aus. Mit diesem Geld können Sie nur auf den jeweiligen Inseln bezahlen. Vor der Abreise sollten Sie diese Barschaft ausgeben oder in Pfunde der Bank von England umtauschen, die selbstverständlich auch als Zahlungsmittel gelten. Euro wurden nicht immer, Kreditkarten dagegen fast immer akzeptiert. ¢ sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft 82 segeln 1/2007 1/2007 segeln 83 KANALINSELN Alderney Braye Harbour 49°43,7’N 2°11,7’W Guernsey Victoria Marina Ank erti efe/ -gru nd Die sel/T reib Wa stof sser fe Stro m Dus che n Läd en Res tau ran ts Anm erku nge n Ma rina Haf en Ank erp latz Pos itio n Nam e I CHARTER KANALINSELN G G G G Offen nach NE. Hier können Sie an den gelben Mooringbojen festmachen oder sich im südlichen oder östlichen Teil der Bucht auf 3 bis 5 Meter Wasser über Sand mit Gras vor Anker legen. 49°27,3’N G 2°32,1’W G G G G G G In diesem wohl stimmungsvollsten Hafen der Kanalinseln wird Ihnen der Liegeplatz angewiesen. Bei einem Tiefgang bis zu 1,8 Meter können Sie in der Marina festmachen, sonst müssen Sie sich an die Stege im Vorhafen legen. Guernsey Beaucette Marina 49°30,2’N G 2°30,2’W G G G G G Bei dieser rundum geschützten, privaten Marina steht das Wasser über dem Süll maximal 2,37 Meter hoch. Sark Creux Harbour 49°25,9’N 2°20,5’W G G Offen nach SSE. Wenn Sie in diesem Hafen gehen wollen, sollten Sie mit der Festmachtechnik bei großem Tidenhub vertraut sein, da Sie hier keine speziellen Einrichtungen für Yachten erwarten dürfen. Sark, La Greve de la Ville 49°26,4’N 2°21,0’W G 5m Sand, Fels Ein von N bis E weit offener Ankerplatz, der bei SW-lichen Winden guten Schutz bietet. Nur erfahrenen Seglern zu empfehlen. Sark Havre Gosselin 49°25,8’N 2°22,5’W G 5-8 m Sand, Fels Offen nach WSW. Haben Sie die Landmarken ausgemacht, lässt sich die Einfahrt gut ansteuern. Jersey St. Helier 49°10,9’N G 2°07,1’W Jersey Gorey 49°11,9’N 2°01,2’W Jersey Saint Catherine 49°13,3’N 2°00,9’W G 4-7 m Sand, Fels Jersey Bouley Bay 49°14,5’N 2°04,3’W G 5-8 m Sand Jersey St. Aubin Bay 49°11,0’N 2°08,6’W G 3-4 m Sand G G Ein nach S weit offener Ankerplatz für jene, die nicht in den trocken fallenden Hafen von St. Aubin gehen können oder wollen. Iles Chausey Grande Ile 48°52,5’N 1°19,3’W G 2-3 m Sand G G In diesem rundum beschützten Ankerplatz können Sie ihr Schiff auch an freie Mooringbojen hängen. Hier können sowohl Flut- als auch Ebbstrom kräftig laufen. G G G G G G G G G Melden Sie sich auf Kanal 14 an und achten Sie auf die Einfahrtssignale. Im Außenhafen können Sie festmachen und warten, bis das Wasser über dem Süll der Marina hoch genug steht. G G G G Ein nach Süd offener Hafen, in dem Sie bei Niedrigwasser trocken fallen. Achten Sie bei der Einfahrt auf Stromwirbel und –rippen. Offen nach SE. Die Reede wird von einem Wellenbrecher beschützt, der kleine Hafen vor dem Ort fällt trocken. Offen von NNW bis ENE. Ein hübscher Zwischenstopp für alle, die rund Jersey segeln wollen. Chartertörn rund um die Kanalinseln? Warum nicht – die Charterweek Bretagne macht’s möglich Stellen Sie sich vor, Sie haben sich im Mittelmeer oder in der Ostsee schon Ihre ersten Segelschuhe abgetreten und streben nun nach Höherem. Ein Bretagne-Törn würde Sie locken, vielleicht mehr noch einer an der Küste der Normandie oder den ihr vorgelagerten Inseln. Sie machen sich schlau und lesen von zwölf Meter Tidenhub und von Gezeitenströmen bis zu zehn Knoten, von Begriffen wie Gezeitenverschiebungen und Zeitfenstern. Hinzu kommen noch Berechnungen, die Ihnen schon am Wohnzimmertisch nicht immer leicht fallen. Könnte es da nicht sein, dass Sie sich von den Anforderungen, die solch ein Revier an Sie als Skipper stellt, überfordert fühlen? Hans-Joachim „Achim“ Görgens, Inhaber der Charterfirma und weltweiten Charteragentur SO LONG Yachting, will bei seinen „Charterweeks“ so ambitionierte Segler wie Sie schrittweise in die navigatorischen Geheimnisse einführen, bis Sie selbst in schwierigsten Tidenrevieren Ihren Skipper stehen können. 84 segeln 1/2007 Erster Schritt wird meist ein Kojencharter auf dem Begleitboot sein. Ein Angebot, das aber auch von Seglern genutzt werden kann, die zwar schon ein Schiff führen könnten, denen aber die Crew dazu fehlt. Zweiter Schritt wäre ein Bare Boat Charter im Verband der Charterweek. Hier können Sie als Skipper Entscheidungen treffen, ohne sich dabei ganz auf sich allein gestellt fühlen zu müssen, denn mit Ratschläge werden Sie über UKW jederzeit versorgt. Dritter Schritt ist das selbständige Führen Ihrer eigenen oder einer Charterjacht in navigatorisch schwierigen Revieren, wozu Sie, wenn Sie sich bei den ersten beiden Schritten bewährt haben, auch fähig sein müssten. Erreicht wird dieses Ziel nicht durch frontal gepaukten Navigationsunterricht, sondern durch gemeinsames Erarbeiten. Erst wird bei einem Einführungsvortrag am Beginn der Charterweek das Revier vorgestellt und auf seine Tücken hingewiesen. Dann haben sowohl die Crew des Begleitbootes als auch die Skipper selbständig den Plan für den täglichen Törn zu erarbeiten. Erst danach werden mit „Kommodore Achim“ die Ergebnisse ausdiskutiert, um die beste Lösung zu finden. Bieten sich mehrere Möglichkeiten an, steht es Ihnen als Skipper frei, sich selbst zu verwirklichen, denn schließlich haben Sie eine Charterweek und kein Flottillensegeln gebucht. Möchten auch Sie sich mit Tiden und Gezeitenströmen anfreunden? Bei der nächsten Charterweek Bretagne vom 16. bis 22. Juni 2007 bietet sich die Möglichkeit dazu. Infos finden Sie unter www.so-long-yachting.de, „Charterweek Bretagne“. I