Fastenmeditation III RIECHEN

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Fastenmeditation III RIECHEN
Fastenmeditation III
RIECHEN
LIED: GL 621, 1+3
Liebe Schwestern und Brüder,
zum dritten Mal sind wir auf der Spur eines Sinnes;
das heißt auf der Spur eines Weges, der ein Weg zu unserem Inneren ist.
Hören, Sehen und nun Riechen sind Wege der Außenwelt in unseren Körper.
Doch das Wort „Sinn“ ist in unserer Sprache doppeldeutig.
Es meint nicht nur die klassischen fünf Sinne, mit denen wir die Außenwelt in unseren physischen Leib
aufnehmen. Das Wort Sinn beinhaltet in unserer Sprache auch den Weg zur Fülle des Lebens, zum Sinn
des Lebens, einer Fülle die nicht körperlich begrenzt ist, sondern „ewiges Leben in einer unendlichen
persönlichen Liebe“ meint.
Einer der fünf Sinne, der uns auch eine Ahnung von Lebensfülle geben soll, ist der Geruchsinn.
Riechen gehört untrennbar zum natürlichen Atmen, auf das fast alle höheren Lebewesen angewiesen
sind. Allein diese Verquickung macht bewusst, dass der Geruchssinn eine ganz wichtige Funktion für
das Leben hat. Denn „gut duften“ – also: Wohlgeruch – geht nur vom Lebendigen aus.
Sterbendes, Verwesendes, Totes stinkt.
So hören wir schon in der Zweiten Schöpfungserzählung vom Zusammenhang des „Atmens durch die
Nase“ und „dem vollen Leben, das Gott gibt“.
LESUNG aus dem Buch Genesis:
Zurzeit, als Gott, JAHWE, Erde und Himmel machte,
gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen;
denn Gott, JAHWE, hatte es auf der Erde noch nicht regnen lassen,
und es gab noch keinen Menschen, der den Ackerboden bestellte;
aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens.
Da formte Gott, JAHWE, den Menschen aus Erde vom Ackerboden
und blies in seine Nase den Lebensodem.
So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
LIED: 242, 1+2
Keine 5 Minuten kommen wir ohne Atmung aus.
Ohne Atem kein Leben.
Die Nase ist mehr als nur ein Riechorgan.
Sie nimmt das Lebensnotwendigste, den Lebensatem auf.
Sie ist wie ein Weg, auf dem das Leben zu uns kommt.
Vor allen Gerüchen nimmt sie das Leben für uns auf.
Unsere Nase ist wirklich ein „Weg des Lebens“.
Ich möchte uns daher einladen, einmal bewusst zu atmen.
Bewusst „Atmen“ ist: sich seines Lebens aktiv bewusst zu werden.
Setzen wir uns aufrecht hin.
Am besten die Hände in den Schoß gelegt.
Die Füße bewusst auf dem Boden.
Die Augen geschlossen, wie auch den Mund.
Und dann langsam und bewusst einatmen, langsam bis wir spüren:
die Luft hat uns ganz erfüllt…, und dann ausatmen
und solange im Ausatmen ruhen,
bis wir merken: der Körper will atmen, will Lebensatem aufnehmen.
Ruhen im Leben das einströmt: ein- und ausatmen.
Nehmen wir uns dazu etwas Zeit – bewusst zu leben.
Jede/r wie er/sie es braucht.
 Atem-zeit /MUSIKEINSPIELUNG
Am Ende unserer Atemübung öffnen wir die Augen.
Wir treten wieder hinaus ins Weite.
Wir können nun wieder unbewusst weiteratmen.
Denn nicht wir geben uns das Leben. Wir werden geatmet!
Wir werden mit Lebensatem beschenkt.
So ist unser Leib aufgebaut.
Huub Oosterhuis hat in seiner „Ballade vom Menschen“ einen Text verfasst,
den wir - etwas umgestaltet - gemeinsam vom Begleitzettel lesen:
Am Tage, als ER machte
den Himmel und die Erde es gab keine Bäume,
nicht Gräser, keinen Halm auf Erden,
und es fiel kein Regen.
Als ER machte uns, den Menschen,
damals, im Anfang
formte ER
nicht aus dem Lichte seines Himmels,
sondern aus dem Staub der Erde:
mich aus Staub vom Erdengrund
und blies den Atem voll von Leben
ein in meine Nase.
Da wurde ICH, lebendige Seele
ein Menschlein, Erdling, hauchbeseelt
von Gott beatmet, von IHM erfüllt.
(nach Huub Oosterhuis)
So wurde der Duft das zarteste Symbol der göttlichen Nähe.
Im Duft ist die Gottheit nicht als äußeres Bild für den Menschen sichtbar, sondern sowohl unfassbar als
auch unmittelbar nah, unbegreiflich und doch lebendig in der Empfindung; aufgelöst und doch erfahrbar.
Darum ist der Duft, der Wohlgeruch, diejenige Form der Gotteserscheinung, die der biblischen
Gottesoffenbarung am meisten entspricht. Denn in der Bibel offenbart sich Gott im Gestaltlosen, in
Wolke, Wind, Rauch und Feuer.
Leibhafte Gotteserscheinungen JHWEs in festen Körpern sind in der Bibel undenkbar.
Der Duft aber wird zur sinnlichsten Form, die Gegenwart Gottes zu genießen.
LIED: 932, 1+2+3
Doch in der christlichen Symbolik ist Duft nicht nur einfach „Wohlgeruch“.
Wahrer Wohlgeruch geht zuvor durch das Feuer des Todes, um dann als Auferstehungsduft die Nase
des Menschen zu erreichen, um ihn mit dem „verwandelten Lebensatem“ zu erfüllen.
Wahrer Duft, wahrer Wohlgeruch entsteht aus Hingabe.
Darum wird in unserer Kirche der Duft nicht durch Versprühen von fertigem Parfüme erzeugt, sondern
durch den Vorgang der Verbrennung…, durch den Feuertod hindurch, in dem die Weihrauchkörner auf
glühenden Kohlen gelegt werden. Aber nicht nur das. Die Weihrauchkörner selbst stammen aus der
Verletzung von Bäumen.
Wenn ein Baum verletzt wird, tritt das Harz nach außen.
Das Harz fließt aus den Wunden der Bäume.
An der Luft wird es hart.
So verschließt das Harz die Verletzung und schützt den Baum.
Darum bitte ich Sie, jetzt einmal ganz bewusst Ihr Weihrauchkorn in die Hand zu nehmen.
Wir wollen es betrachten und auch mit ihm handeln.
 Weihrauchkorn nehmen
Was Sie jetzt in der Hand halten ist nicht nur ein Weihrauchkorn.
Es ist eine hartgewordene Wunde.
Ja, so ein Weihrauchkorn hat einen tiefen Sinn.
Es ist mehr als ein Stoff für unseren Geruchssinn.
Es ist eine hartgewordene Wunde.
Jedes Korn hat seine eigene Größe, Form und Farbe.
Jedes Korn ist für sich zu einem kleinen, harten Schutzpanzer geworden.
Wir selbst haben auf unsere Weise das Gleiche erfahren:
Wenn wir enttäuscht oder verletzt wurden, wenn wir schuldig wurden, blieb manchmal eine harte Stelle
zurück. Diese harten Stellen sind da, aber oft verdrängt.
Wir sehen sie nicht gerne an; wir suchen nicht nach ihnen.
Menschen sagen, dass sie hart geworden sind in ihrem Leben.
Die vielen Verletzungen haben sie hart gemacht.
Wir sind manchmal hart geworden wie die Bäume, die sich mit festem Harz schützen
und damit ihre Wunden abdecken.
Bei den Bäumen mit ihren Wunden und Verhärtungen geschieht dann Folgendes:
Das Harz der Bäume wird gesammelt und verbrannt.
Aus dem „Wundharz“ wird ein wunderbarer Duft.
Wie ist das bei uns?
Was wird aus unseren Narben, Wunden und Verhärtungen…:
aus Neid, Wut, Bitterkeit, Minderwertigkeitsgefühl, Beleidigt Sein, Zerrissenheit, Süchte, Ängste?
Wir sehen unsere wunden Punkte und können sie nicht selbst heilen.
Gibt es den Arzt, den Retter, den Heiland?
Die Bibel sagt: Ja!
Es ist der, der auf den Gelähmten zugeht, der die verdorrte Hand heilt,
der den Weg der Heilung durch den Tod hindurch geht,
der jeden annimmt wie er ist und ihn liebt…, einfach bedingungslos liebt.
Gott wendet sich unserer Verlorenheit zu, um uns niemals aufzugeben.
Die Heilung liegt nicht in unserer Umkehr, sondern in seiner Zuwendung!
Unsere Umkehr liegt in nichts anderem als im Sich-Öffnen-für-seine-Liebe.
„Umkehr“ im christlichen Sinne beginnt damit – und nur damit:
die Verwundungen und Zerrissenheit unseres Lebens Gott hinzuhalten.
Das Zeichen des Weihrauchs kann uns zeigen:
Das kleine, harte und unnachgiebige Weihrauchkorn ist nicht das, was vom Leben übrig bleibt.
Verwundetes Leben ist nicht das Letzte!
Die glühende Kohle macht es wieder weich.
So auch die glühende Liebe Gottes.
Sie verwandelt auch das verhärtete Leben durch die Liebe, die keinen Menschen aufgibt.
So lade ich uns ein, nach vorn zu kommen und das Weihrauchkorn auf die glühenden Kohlen zu legen.
Wir dürfen Gottes glühender Liebe trauen und den Duft der Verwandlung einatmen: als duftenden Atem,
der verwandeltes neues Leben schenkt, … neues Leben wie am Anfang der Schöpfung.
Denn Lebensatem ist nicht einfach nur Sauerstoff.
Göttlicher Lebensatem ist Sauerstoff vereint mit ewiger Liebe.
Nachdem Sie dann Ihr Weihrauchkorn geopfert haben, nehmen Sie bitte eine der links und rechts
ausgelegten Herzdosen mit.
 Gang zum Weihrauchgefäß
 Dabei: Gesang: Ubi Caritas/ mit CD-EINSPIELUNG?
Giffits Gmbh (Art.Nr.: 163256)
„Auf ewig geliebt zu sein“ –
das ist der eigentliche Duft und Wohlgeruch der Kirche.
Wenn unser Versagen, unsere Schuld auch manchmal zum Himmel stinkt:
wir dürfen den Duft seiner Liebe einatmen.
Um das Einatmen der Liebe Gottes – darum geht es beim Duft in der Gemeinschaft Jesu Christi
Gemeinsames Gebet:
Wie Weihrauch steige mein Gebet zu Dir auf,
Herr, Du mein Gott!
Der Duft Deiner Liebe
erfülle mein Herz so wie der Weihrauch den Raum Deines Hauses.
Deine Liebe und Güte
sind wie Duft von Blumen und Kräutern,
wie Wohlgeruch von Salböl
Du erquickst meine Seele und bereitest meinem Herzen Ruhe und Frieden.
Atme in uns Heiliger Geist
und entzünde in uns das Feuer Deiner Liebe.
Nach ihrem Gang zum Weihrauchopfer konnten sie sich eine „Herzdose“ mitnehmen,
in der eine Duftkerze enthalten ist.
Ich möchte Sie einladen, sich in der verbleibenden Fastenzeit immer mal wieder einige Minuten Zeit zu
nehmen, und mit Ruhe den Atem Gott in sich zu zulassen.
Vielleicht einfach nur ruhig sitzen und zunächst atmen:
einatmen von Leben, einatmen von Gottes Odem, Gottes Geist.
So werden wir selbst zum Duft wie der Heilige Paulus schreibt:
LESUNG aus dem Zweiten Korintherbrief:
2.Kor 2, 14-16
Von ganzem Herzen danke ich Gott dafür, dass er uns überall im Dienst für Christus
wie in einem Triumphzug mit sich führt.
Wohin wir auch kommen, verbreitet sich die Erkenntnis Gottes wie ein angenehmer, köstlicher
Duft, dem sich niemand entziehen kann.
Ob die Menschen nun die Botschaft annehmen und gerettet werden
oder sie ablehnen und als sinnlos Verlorene dastehen.
Unser Leben als Christen ist wie ein Wohlgeruch für Gott;
er geht von Christus aus und erreicht alle Menschen.
Gottes Liebe einatmen…, das macht uns zum Duft Gottes.
Seine Liebe bewirkt das.
So können wir im Frieden gehen: Wer Gottes Liebe einatmet, wer davon lebt und daraus Kraft bekommt,
der wird zum Wohlgeruch dieser Erkenntnis – auch für andere. So sind wir dazu berufen, Seine Liebe
aus zu strömen, in dem wir sie zuvor in uns einströmen lassen.
Wer Jesus Christus glaubt und vertraut, der wird zum Duft Gottes.
Wer Mund zu Mund beatmen will, wer Leben retten will, muss selbst zuvor einatmen.
So beten wir wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:
VATERUNSER
SEGEN:
Der Herr erfülle Euch mit seinem Geist.
Er schenke Euch den Lebensatem des Glaubens und Vertrauens, wenn Sorgen und Nöte
Euch die Kehle zuschnüren wollen.
Er umgebe Euch mit dem Wohlgeruch seiner Liebe
und führe Euch so durch allen Unfrieden zum Frieden.
Das gewähre Euch der Dreieinige Gott…
Lied: Das DUDELE
Wo ich gehe - du!
Wo ich stehe - du!
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!
Ergeht's mir gut - du!
Wenn's weh mir tut - du!
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!
Himmel - du, Erde - du,
Oben - du, unten - du,
Wohin ich mich wende, an jedem Ende
Nur du, wieder du, immer du!
Du, du, du!
Martin Buber
Ferdinand Rauch als Pfarrer
www.katholische-kirche-poppenhausen.de