Viehzucht - Claudia Beck
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Viehzucht - Claudia Beck
Treibhausgase und Viehzucht Es ist schon länger bekannt, dass die globale Viehzucht grosse Auswirkungen auf den momentanen Klimawandel haben. Genauer gesagt ist die Tierproduktion weltweit für 18% aller Treibhausgase verantwortlich; das ist mehr als das gesamte Transportwesen. Dabei stammen etwa 8-9 % von Wiederkäuern, die Methan ausstossen - ein Treibhausgas, das die 23-fache Wärmewirkung aufzeigt als CO2. Ausserdem findet man im Kot der Tiere Stickoxide mit der 296-fachen Wirkung. Dies sind erschreckende Zahlen, deshalb wurde an der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 eine globale Forschungsallianz gegründet, die sich mit dieser Thematik befasst. Die Allianz umfasst 28 Länder, darunter auch die Schweiz. Die Viehzucht ist doch aber fast so alt wie die Menschheit, wie kann es sein, dass diese nun plötzlich für den Klimawandel verantwortlich sein soll? Das Problem liegt darin, dass es früher längst nicht so viele Abbildung 1: Verschiedene Methanquellen, Angaben in Teragramm = Wiederkäuer gab wie heute. Im 6 10 Tonnen Moment steigen die Methanemissionen gleichermassen wie die Weltbevölkerung. Ein Lösungsansatz wurde an der ETH getestet. Dem Futter werden verschiedene Zusätze beigemischt und anschliessend in einer Respirationskammer, wo die Kuh frisst und gemolken wird, getestet. Die Zugabe von Tanninpulver aus Arkazien hat eine Reduktion des Methanausstosses um 30-40% erzielt, was ein sehr gutes Resultat ist. Geschrotete Leinsamen haben einen ähnlichen Effekt, wobei diese noch dazu die Milch mit Omega-3Fettsäuren aufwerten. Dabei entstehen aber nicht nur Vorteile. Je nach Zusatz wird die Milchleistung gedrosselt und manche Zusätze wie zum Beispiel Knoblauch finden sich dann auch wieder in der Milch oder im Fleisch. Bei Tannin ist dies nicht der Fall. Alternative Zusätze wie Antibiotika und gentechnisch veränderte Mikroorganismen werden bereits in einigen Ländern eingesetzt, sind in Europa aber verboten. Auch der Einsatz von Kraftfutter statt Gras würde den Methanausstoss erheblich reduzieren, da das Methan vor allem beim Abbau der Cellulose im Gras durch Mikroorganismen entsteht. Dafür würden aber solch grosse Mengen an Kraftfutter benötigt Abbildung 2: Jähricher Konsum von Deutschland, umgerechnet in Autokilometer Claudia Beck 2.11.10 werden, dass der Import klimaschädlicher wäre als die Kühe einfach das Gras fressen zu lassen. Eine andere Lösung wäre aber auch, weniger Fleisch zu essen. Denn die Produktion von einem halben Kilogramm Rindfleisch schadet dem Klima gleichermassen wie eine 44 Kilometer lange Fahrt mit einem Mittelklassewagen. Im Gegensatz dazu entspricht ein halbes Kilogramm Kartoffeln nur einer Fahrt von 0.6 Kilometer. Umgerechnet auf den Jahreskonsum erhalt man die Zahlen aus Abbildung 1. Dazu kommt auch noch der hohe Wasser- und Landverbrauch. Die Fleischproduktion benötigt weltweit 80% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) wird der Regenwald vor allem wegen dem schnellen Wachstum der Nutztierhaltung abgeholzt. Ausserdem ist und bleibt Fleisch ein Statussymbol. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch liegt in der Schweiz bei 72.3 Kilogramm pro Jahr, in den USA sogar bei 126.6 Kilogramm. Und der Fleischkonsum wird sich bis 2050 verdoppeln, sagt die FAO. Dies stellt vor allem für Kleinbauern ein Problem dar. Durch die zunehmende Verstädterung werden immer mehr Konsumzentren entstehen. Das ganze Methan kann aber auch seine positiven Seiten haben, denn darin stecken etwa 79% der Energie des verzehrten Futters. Das heisst die Kuh ist ein kleines Kraftwerk, würde man nämlich den Mist und die Gülle aller Schweizer Kühe in Strom umwandelt, entspräche das einem Atomkraftwerk. Zum Vergleich: 1.6 Millionen Kühe produzieren ein theoretisches Potential von 4854 GWh, das Atomkraftwerk Mühleberg produziert etwa 3000 GWh pro Jahr. Das Beste an der Energie, die von der Kuh stammt: Sie ist sauber, also CO2-neutral. Doch dazu braucht es Biogasanlagen, die den Mist in Energie umwandeln. Eine solche Anlage kann die 80 Liter Gülle und 5 Kilogramm Mist, die eine Kuh täglich produziert, in 8.3 Kilowattstunden umwandeln, was etwa den täglichen Strombedarf eines durchschnittlichen Haushalts decken würde. In der Schweiz gibt es momentan 80 Biogasanlagen, die jährlich 33 GWh Energie produzieren – dies ist äquivalent zum Verbrauch von etwa 7300 Haushalten. Das Methan bringt viele negative Aspekte mit sich, es sind aber auch ein paar positive. Das Potential für Biogasanlagen ist in der Schweiz noch lange nicht ausgeschöpft, aber im Moment steht die Entwicklung still. Die Zahl der Anlagen ist in den letzten drei Jahren stagniert. Neunanmeldungen für weitere Biogasanlagen gibt es viele, doch das Geld zur Förderung fehlt. Weitere Zuschüsse für die Landwirtschaft werden sich in der Politik aber nur schwer durchsetzen können. Quellen http://klimaforschung.net/cgi-bin/weblog_basic/index.php?page_id=42, 26.10.2010 Sündiger Sonntagsbraten, Tages-Anzeiger, 4.5.2010 http://www.cash.ch/news/newletter/die_kuh_ein_verkanntes_krafwerk, 16.2.2010 Damit die Kühe weniger rülpsen, Bernerzeitung, 21.6.2010 Claudia Beck 2.11.10