Vorbemerkung - Bauhaus

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Vorbemerkung - Bauhaus
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Bauingenieurwesen
Weiterbildendes Studium Wasser und Umwelt
Aufgabenstellung für die Masterarbeit
Im Weiterbildenden Studium – Wasser und Umwelt –
Thema:
Entwicklung eines modular strukturierten Fernstudienganges der Fachrichtung Abfall/Abwassertechnik
auf der Qualifikationsebene eines „Staatlich geprüften
Technikers/einer Staatlich geprüften Technikerin“ unter didaktisch-methodischer Nutzung einer
E-Learning-Plattform.
eingereicht von:
Dipl.-Ing. Norbert Arning
geb. am 4.Mai 1950 in Gelsenkirchen-Buer
Reg.-Nr.:
WU-MA 05/02
Erstprüfer:
Prof. Dr. Londong
Zweitprüfer:
Prof. Dr. Orth
Ausgabedatum:
1.April 2002
Abgabedatum:
1.Dezember 2002
Bestätigt durch den Prüfungsausschuss:
Norbert Arning Fernstudiengang:
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INHALTSVERZEICHNIS
VORBEMERKUNG
4
1
EINLEITUNG
6
2
BESTEHENDES WEITERBILDUNGSKONZEPT
8
2.1
Wandel der Qualifikationsanforderungen
10
2.2
Überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen
13
2.3
Einsatz- und Tätigkeitsbereiche von Technikern
14
2.4
Ziele der Fachschule für Technik
15
2.5
Didaktische Struktur der Fachschule für Technik
16
2.6
Unterrichtorganisation
20
2.7
Berufsbild der Abfalltechnikerin/des Abfalltechnikers
21
2.8
Berufsbild der Abwassertechnikerin/des Abwassertechnikers
25
2.9
Fächerbeschreibung
28
3
RECHTLICHER RAHMEN
41
3.1
Schulischer Rechtsrahmen
41
3.2
Rechtsrahmen für den Fernunterricht
47
4
DIDAKTIK DES FERNSTUDIUMS
51
4.1
Besonderheiten des Fernunterricht
51
4.2
Begriffsbestimmung der Didaktik
53
4.3
Bestandsaufnahme der Fernstudiendidaktik
54
4.4
Distanzüberwindung
55
4.5
Die „Transaktionale Distanz“
57
5
E-LEARNING-PLATTFORM
63
5.1
Drei gute Gründe für E-Learning
64
5.2
Begriffsbestimmung
65
5.3
Vorteile des E-Learnings
66
5.4
Nachteile des E-Learnings
67
Norbert Arning Fernstudiengang:
Seite -3-
5.5
Abgrenzung der Bildungsdomänen
68
5.6
Entwicklungstools für Lernumgebungen
69
5.7
Informations- und Kommunikationstechnologien
69
6
MODULARER AUFBAU
87
7
AUSGESTALTUNGSHINWEISE
90
8
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG
92
VERZEICHNISSE
93
Literaturverzeichnis
93
Tabellenverzeichnis
95
Abbildungsverzeichnis
95
ANLAGEN
96
Anlage 1 „Modulstruktur“
96
Anlage 2 „Auszug aus der APO-BK“
96
Anlage 3 „Zulassungsantrag für einen Fernlehrgang“
96
ERKLÄRUNG
97
Norbert Arning Fernstudiengang:
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Vorbemerkung
Wie schaffen Sie das alles – und jetzt noch die Masterarbeit? Dieser Frage musste ich mich
in der letzten Zeit oft stellen.
Die Themenwahl der Masterarbeit ist gewissermaßen die Beantwortung dieser Frage in
Kurzform.
Als Fachlehrer für Abwassertechnik an der Fachschule für Technik mit der Weiterbildung
künftiger Abfall- und Abwassertechniker betraut, ist die fachliche Fortbildung für mich
selbstverständlich. Die künftigen Absolventen der Fachschule sollen sich mit zukunftsfähigem Wissen ausgestattet in der Berufswelt behaupten können.
Als Projektleiter der E-Learning-Arbeitsgruppe am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg in
Werne, bin ich federführend damit beauftragt, E-Learning-Plattformen auf ihre Anwendbarkeit für das System Berufskolleg miteinander zu vergleichen. Darüber hinaus wird diskutiert, welche vorhandenen oder neu anzubietenden Bildungsgänge sich für ein Lernen
unter Einbeziehung einer E-Learning-Plattform besonders eignen.
Im Auftrag des Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, bin ich zum Mitglied der Lehrplangruppe “Umwelttechnische Berufe“
benannt worden. Diese Lehrplangruppe erstellt einen Landeslehrplan für die Neuordnung
des Berufs, Ver- und Entsorger, der als einschlägiger Zugangsberuf für die Weiterbildung
zum “Staatlich geprüften Techniker“, der Fachrichtung Abfalltechnik und Abwassertechnik gilt.
Das Thema der Masterarbeit hat Berührungspunkte zu allen meinen Aufgabenbereichen
und bildet die Schnittstelle zwischen diesen Tätigkeiten. Aus der Bearbeitung der Masterarbeit ergeben sich neue Impulse für meine schulische Tätigkeit, aber auch umgekehrt,
Erfahrungen der beruflichen Arbeit bereichern die Masterarbeit.
Aber da ist noch etwas. Sehr früh in das Korsett des Berufsbeamtentums gezwängt, hatte
ich immer das Gefühl, mit meiner Kreativität, meinen Ideen, meiner Begeisterungsfähigkeit, in einer Wettbewerbsgesellschaft benachteiligt zu sein. Mit der Entwicklung eines
Fernstudienganges zum Abfall- bzw. Abwassertechnikers erstelle ich ein Konzept, dessen
Idee mich schon längere Zeit beschäftigt und von dessen Verwertungschancen ich voll
überzeugt bin.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Vorbemerkung
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Wenn von Abfalltechnikern, Abwassertechnikern, Schülern usw. die rede ist, sind natürlich
auch Abfalltechnikerinnen, Abwassertechnikerinnen, Schülerinnen usw. gemeint. Das
ständige Aufführen der männlichen und weiblichen Form finde ich lästig, die Mischform
gar sprachfremd.
Die möglichen Teilnehmer an diesem hier konzipierten Fernstudiengang werden Teilnehmer, Teilnehmende, Studierende, Schüler oder künftige Abwassertechniker und weiteres
mehr genannt. Auf einen fest definierten Ausdruck wollte ich mich nicht festlegen.
Der Begriff “e-learning“ wird in der Literatur nicht einheitlich geschrieben; ich habe mich
konsequent zu der Schreibweise “E-Learning“ durchgerungen.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Einleitung
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1 Einleitung
Bereits 1996 kam Michael Tenter vom Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft im Rahmen seines Vortrages: „Brauchen wir die Technikerausbildung?“, auf
der ATV-Bundestagung in Leipzig zu dem klaren Votum: „Doch, ja wir brauchen den
Techniker.“1
Aufgrund dieser Aussage, aber auch auf Grund der vorliegenden positiven Erfahrungen
über die Arbeitsmarktsituation für Abfall- und Abwassertechniker, sollte eigentlich ein
ausreichendes Weiterbildungsangebot bestehen.
Nach Recherchen, die im 2.Kapitel zusammengestellt sind, gibt es in Deutschland nur wenige Schulen, die eine Technikerausbildung im Bereich Abfalltechnik oder Abwassertechnik anbieten. Eine Weiterbildung zum “Staatlich geprüften Techniker“ im Bereich Abfalltechnik oder Abwassertechnik, als neben dem Beruf durchzuführendes Fernstudium, gibt
es überhaupt nicht.
Mit dieser Arbeit soll diese Lücke geschlossen werden.
Im 2.Kapitel wird der methodisch-didaktische Hintergrund der aktuellen Weiterbildung
zum Abfall- bzw. Abwassertechniker an Fachschulen für Technik dargestellt.
Es wird in dieser Arbeit ein Weiterbildungsangebot zum Abfall- oder Abwassertechniker
konzipiert. Im Rahmen einer Externenprüfung können die Teilnehmer dieser Weiterbildung eine staatliche Prüfung ablegen, die mit dem Abschluss „Staatlich geprüfter Techniker“ abschließt.
Die hierbei zu beachtenden rechtlichen Normen werden im 3.Kapitel der Arbeit angesprochen.
Bei der Konzeption zu einem Fernstudiengang für zukünftige Techniker kann Erfahrungen
anderer Fernstudiengänge aufgebaut werden. Im vierten Kapitel werden Erkenntnisse aus
der Didaktik, speziell Fernstudiendidaktik vorgestellt.
Die Existenz des Internets mit seinen vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten, die
Entwicklung von Lernplattformen und Ansätzen einer „Telelearning-Didaktik“ werden bei
der didaktischen Ausgestaltung berücksichtigt. Im Kapitel 5 wird unter dem Schlagwort
„E-Learning“ auf die Möglichkeiten und realistischen Bezüge zu einem Fernstudium auf
Technikerniveau eingegangen. Wichtig ist hierbei ein praktikabler und realistischer Ansatz, der auf die Bedürfnisse der potentiellen Weiterbildungsteilnehmer Rücksicht nimmt.
1
Tenter,M.: Brauchen wir die Technikerausbildung? ATV-Schriftenreihe 04. Hennef 1996
Norbert Arning Fernstudiengang:
Einleitung
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Im 6. Kapitel wird die modulare Struktur mit ihren Inhalten und zeitlichen Aufeinanderfolgen vorgestellt. Gerade in der heutigen Zeit wird die Zukunftsorientierung von Lerninhalten für die Arbeitsplatzsuche immer wichtiger. In Rücksprache mit Fachlehrern der Berufskollegs sind die gültigen Rahmenlehrpläne auf ihre Zukunftsorientierung überprüft
worden.
Der sich überschneidende Aufgabenbereich des Abfall- und Abwassertechnikers im Umweltbereich ermöglicht es innerhalb einer modular aufgebauten didaktischen Konzeption
eine größere Zahl von Modulen zu entwickeln, die gemeinsam zu bearbeiten sind.
Die einzelnen Module müssen von den jeweiligen Fachdozenten in einem Dozententeam
nach dem hier vorgelegten Konzept ausgestaltet werden. Ausgestaltungshinweise zur Modulentwicklung finden Sie im 7. Kapitel. Die Idee, eine konkretere Ausgestaltung eines
Modules in Form einer mustergültigen Lehreinheit vorzustellen hätte den Rahmen dieser
Arbeit bei weitem gesprengt. Die konkrete Ausgestaltung der Module anhand der skizzierten Ausgestaltungshinweise sei im Rahmen der Verwertung dieses Konzeptes einem Dozententeam überlassen.
Abschließend sind im 8. Kapitel die Ergebnisse zusammengefasst. In der Anlage sind die
Modulstruktur, einige Auszüge aus der Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg
sowie ein Antragsformular zur Zulassung eines Fernstudienganges beigefügt.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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2 Bestehendes Weiterbildungskonzept
Während Technikerausbildungen in den klassischen Bereichen wie Maschinentechnik,
Elektrotechnik oder Bautechnik auf eine lange Tradition zurückblicken können, ist die
Technikerausbildung im Bereich der Abfalltechnik und Abwassertechnik noch sehr jung.
In der Zeit vom 1.2.1989 bis zum 31.12.1993 wurde im Rahmen eines Modellversuches
unter Trägerschaft des Regierungspräsidenten in Münster an der Berufsschule für Landesfachklassen und Fachschule für Technik in Gelsenkirchen der Rahmenlehrplan für die
Technikerausbildung in den Bereichen Abfalltechnik und Abwassertechnik entwickelt und
erprobt. [7] Bis heute wird die Weiterbildung zum Abfall- bzw. Abwassertechniker in Gelsenkirchen in der Vollzeitform angeboten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt,
dass neben diesen beiden Rahmenlehrplänen auch die Entwicklung von Rahmenlehrplänen
für die Bereiche Wasserversorgungstechnik und Kältetechnik entwickelt wurden.
Der von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung
genehmigte Modellversuch hatte zum Ziel, Qualifizierungsprofile, Qualifizierungsinhalte
und didaktisch-methodische Verfahren für die betriebliche Funktionsebene zwischen Facharbeiter/Meister einerseits und Hochschulabsolventen andererseits zu entwickeln und zu
erproben. Es gab zwar den Ausbildungsberuf „Ver- und Entsorger“ doch darüber hinaus
gab es keine speziellen schulischen, umweltspezifischen bzw. ökologietechnischen Weiterbildungsmöglichkeiten außerhalb der Hochschule.
Die für diesen Modellversuch notwendigen Ausbildungskonzepte sind u.a. in Absprache
zwischen dem Kultusministerium und dem Ministerium für Umwelt, Raumplanung und
Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt worden.
Mit der Entwicklung des Ausbildungsganges zum Staatlich geprüften Technikers der
Fachrichtung Abfalltechnik bzw. Abwassertechnik wurde eine Qualifikation geschaffen,
die der Abfall- und Abwasserwirtschaft die dringend benötigten Fachkräfte der mittleren
Funktionsebene zuführen sollte. Aufgrund des Nachholbedarfs an Beschäftigten der mittleren Führungsebene und der gewachsenen Sensibilität gegenüber der Umweltproblematik,
ging man von guten und sehr guten beruflichen Möglichkeiten für die künftigen Techniker
aus. Absolventenbefragungen an Berufskollegs in Gelsenkirchen und Werne haben die
guten Berufsaussichten sowohl der Abfall- als auch der Abwassertechniker voll bestätigt.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Nach Auskunft der Schulen haben alle Absolventen einen adäquaten Arbeitsplatz besetzen
können.
Dafür sprachen insbesondere personalwirtschaftliche Vorteile der ausgebildeten Techniker:
·
Ein hoher Spezialisierungsgrad
·
Eine mindestens fünfjährige berufliche Praxis
·
Eine auf zwei Jahre optimierte Ausbildungszeit mit fachpraktischen und theoretischen Anteilen in der Fachschule
·
Eine hohe Umsetzungskompetenz fachpraktischer und fachtheoretischer Erfahrungen
Die Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten des Modellversuches waren zu verstehen vor
dem Hintergrund der generellen Neuordnung der Fachschulen auf Bundes- und Landesebene. Während des Versuchszeitraumes wurde die Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit zweijähriger Ausbildungsdauer verabschiedet (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.6.1992). Auf der Ebene des Landes Nordrhein-Westfalen begann die Neuordnung der Fachschul-Bildungsgänge durch den Entwurf der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in der Fachschule (Ausbildungs- und Prüfungsordnung gemäß § 26 b
SchVG-APO-FS) [3] und durch die Erstellung vorläufiger curricularer Vorgaben für die
einzelnen Bildungsgänge.
Diese allgemeindidaktischen und rechtlichen Neuorientierungen führten zu weitreichenden Entscheidungen über Bildungsauftrag und die didaktische Struktur der Fachschule für
Technik.
Für die Konzeption eines zeitgemäßen Ausbildungsganges zum Abfall- und Abwassertechniker musste insbesondere der Wandel in den Qualifikationsanforderungen und der
mögliche Einsatz- und Tätigkeitsbereich von Abfall- und Abwassertechnikern berücksichtigt werden. Dies führte zu Zielformulierungen für die Fachschule und entsprechenden
didaktischen Strukturen, unterrichtsmethodischen Leitlinien und einer entsprechenden Unterrichtsorganisation.
Norbert Arning Fernstudiengang:
2.1
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Wandel der Qualifikationsanforderungen
Die heutige Situation der hochtechnisierten Industrienationen ist u.a. geprägt durch einen
rasanten technologischen und arbeitsorganisatorischen Wandel. Die immer kürzer werdenden Innovationszyklen in der Technikentwicklung, aber auch im Bereich der Management, und Organisationsmodelle führen zu ständigen Veränderungen in Industrie, Handwerk,
Verwaltung, und Dienstleistungssektoren.
Staatlich geprüfte Techniker greifen hier bei der betriebspraktischen Auseinandersetzung
mit den Technologien gestaltend ein.
Die genannten Modernisierungs- und Wandlungsprozesse haben einschneidende Auswirkungen auf das von Technikern geforderte Qualifikationsprofil. Wesentliche Tendenzen
lassen sich nach gegenwärtigen Erkenntnissen in etwa folgendermaßen zusammenfassen:
·
Betriebswirtschaftliche, arbeitswissenschaftliche und pädagogische Kompetenzen ergänzen technisches Fachwissen
Auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind in zunehmendem Maße erforderlich, da Kosten- und Marketingaspekte an Bedeutung gewinnen und vielfach
die Richtschnur der Entscheidung für das Design von Produkten und deren
Marktplatzierung bilden.
·
Interkulturelle und Sprachkompetenz verbessern die Chancen im internationalen Wettbewerb
Die zunehmende Globalisierung von Produktion und Märkten auch für kleine
und mittelständische Unternehmen verlangt die Beachtung und Kenntnis fremder Kulturen und Denkweisen. Eine Voraussetzung für das Handeln auf ausländischen Märkten ist die Berücksichtigung der Mentalität der dortigen Partner
und Kunden, vor allem wenn es um langfristige Geschäftsbeziehungen geht, die
längere Anwesenheit im Partnerland und eine Eingliederung in zwischenmenschliche und institutionelle Beziehungen erfordern. Kenntnisse der englischen Sprache als der Verständigungssprache der modernen Technologien und
der internationalen Geschäftswelt sind heute für Techniker und Ingenieure in
beinahe allen exportorientierten Betrieben und Unternehmen selbstverständliche Kompetenzen.
Norbert Arning Fernstudiengang:
·
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Soziale Kompetenz, Verantwortungsbereitschaft und Entscheidungsfähigkeit in Wechselwirkung mit der Umsetzung neuer Organisationsformen
Veränderte Formen und Methoden der inner- und zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit erfordern heute Teamfähigkeit aller an einer Aufgabe beteiligten
Personen. Das interdisziplinäre Zusammenwirken in Teams erweist sich in vielen Fällen als das Kriterium, das über Erfolg oder Misserfolg von Projekten entscheidet. Die flacher werdenden Entscheidungshierarchien verlagern die Verantwortung zunehmend auf die Teams, wodurch neue Führungsaufgaben auf
Techniker und Ingenieure zukommen. Sie müssen Mitarbeiter motivieren und
sie zur Entfaltung ihrer Kreativität anregen und befähigen. Dabei wird ein hohes Maß an Führungswissen und psychologischem Geschick gefordert.
·
Dienstleistungen erhöhen Marktgängigkeit materieller Produkte
Der Dienstleistungssektor hat weltweit die höchsten Wachstumsraten zu verzeichnen. Auch für das produzierende Gewerbe geht der Trend weg von der
rein materiellen Produktion hin zu einem hybriden Angebot aus Produkten,
Dienstleistungen und Informationen. Hybride Produkte beinhalten dabei klassische und neuartige produktbezogene Dienstleistungen (Reparatur, Ersatzteiledienst, Wartung, Beratungen, Schulungen) sowie kundenbezogene Dienstleistungen, die den Rahmen bisherigen Dienstleistungsverständnisses sprengen.
Dazu gehören Marketingkonzepte für den Kunden, Beschaffungsunterstützung,
Recycling der Produkte, Rationalisierungsunterstützung oder die Übernahme
von Kommissionierung und Lagermanagement beim Kunden. Die Erhebung
des Kundennutzens, der Entwurf und die betriebswirtschaftliche Kalkulation
sowie die logistische Abwicklung solcher produkt- oder kundenorientierten
Dienstleistungen wird immer mehr Aufgabe von Technikern und Ingenieuren
sein. Da diese hybriden Produkte weltweit angeboten und betreut werden müssen, werden nicht nur neue Kenntnisse im Bereich des Produktdesigns und –
managements, sondern zunehmend auch Kompetenzen im Bereich der Fremdsprachen und des interkulturellen Managements erforderlich werden.
Norbert Arning Fernstudiengang:
·
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Es zeigt sich immer deutlicher eine Vertikalisierung und Anreicherung der
Berufsprofile.
Bisher gewohnte Hierarchien in den betrieblichen Funktionsbereichen werden
zunehmend aufgehoben zugunsten überlappender Tätigkeitsprofile, bei Technikern einerseits mit der Ebene der Hochschulabsolventen, andererseits mit der
Ebene der im dualen System ausgebildeten Fachkräfte. Damit entstehen neue
Chancen, aber auch neue Konkurrenzsituationen.
·
Immer häufiger übernehmen technische Automatisierungssysteme Aufgaben, die bisher vom Menschen selbst bewältigt wurden.
Das Qualifikationsprofil der Techniker orientiert sich von daher an Tätigkeitsbereichen, die für ihre Bewältigung ein hohes Maß an Planungs-, Methodenund Organisationsfähigkeit erfordern. Summarisches Wissen und das Beherrschen fest vorgegebener Arbeitsabläufe werden immer entbehrlicher. Gefragt
bleiben demgegenüber z.B. Ideenreichtum, Initiative und Kooperationsfähigkeit.
·
In immer stärkerem Maße sind eigenverantwortliches Handeln und Gestaltungsfähigkeit mit Blick auf die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Implikationen technischer Systeme und Prozesse sowie arbeitsorganisatorische Strukturen und dergleichen erforderlich.
Dies setzt die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und zur permanenten Weiterbildung voraus.
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2.2
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen
Im Juli 1999 begann die erste Welle der Hauptuntersuchung der Stellenanzeigenanalysen
des BIBB, die jährlich fortgesetzt werden soll. Die Datenerhebungen wurden von der Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH in Nürnberg durchgeführt. Insgesamt konnten 23.433 Anzeigen aus fünf überregionalen und 26 regionalen Zeitungen, die jeweils eine
Auflagenhöhe von mindestens 50.000 Exemplaren haben, aufgenommen werden. Die hohe
Zahl der regional breit gestreuten Anzeigen ist erforderlich, um statistische Zusammenhänge analysieren zu können und um Hinweise für neuartige Qualifikationsbündelungen in
ausreichender Zahl erhalten zu können.
Ergebnisse der ersten Welle der Stellenanzeigenanalysen im Rahmen des Früherkennungssystems Qualifikationsentwicklung sind unter folgender Internetadresse einzusehen.
http://www.bibb.de/beruf/quo/infoqua/biste99zwi.pdf.
Einen großen Stellenwert nehmen überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen ein, wenn
es um die Anforderungen einer Stellenbesetzung geht; dies ergab nicht nur die Vorstudie, aus
der die hier verwendeten Dimensionen von überfachlichen Qualifikationen übernommen wurden, sondern auch die ersten qualitativen Analysen des im Volltext vorliegenden Datenmaterials. Während in allen erhobenen Annoncen (n=23.433) großer Wert auch auf andere als „nur“
fachliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten gelegt wird, wird bei als neu einzustufenden Tätigkeitsfeldern dieser Kompetenzbereich in noch größerem Umfang gefordert. An erster
Stelle werden Leistung, Motivation und persönliche Disposition gefordert, dies bei den so genannten neuen Tätigkeiten mit 60%, gefolgt von Teamfähigkeit, Kooperation und Kommunikation mit 49,1%.
Gerade für die Weiterbildung zum Abfall- bzw. Abwassertechniker sind auch solche Untersuchungsergebnisse relevant, zumal viele ausgeschriebene Stellen dem Bereich „neu einzustufende Tätigkeitsfelder“ zuzuordnen sind.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
Überfachliche Qualifikatio- Alle ausgewerteten Stellennen (Mehrfachnennungen
anzeigen n=23.433
möglich)
Leistung, Motivation und per- 46,4%
sönliche Disposition
Team, Kooperation und Kom- 33,4%
munikation
Mitwirkung und Gestaltung
20,9%
Kognitive Fähigkeiten und
22,7%
Problemlösungskompetenzen
Kunden- und Dienstleistungs- 14,3%
orientierungen
Unternehmerisches Denken
3,8%
und Handeln
Wandel, Innovation und Ler13,5%
nen
Erfahrung und Professionalität 27,8%
Persönlichkeit
2,9%
Seite -14-
Nicht unmittelbar klassifizierbare Tätigkeiten
n=3.519
60,0%
49,1%
34,0%
36,2%
23,9%
6,7%
21,4%
35,2%
4,3%
Tabelle 2-1 BEDEUTUNG ÜBERFACHLICHER QUALIFIKATIONEN
2.3
Einsatz- und Tätigkeitsbereiche von Technikern
Der Bildungsauftrag und die Zielsetzung der Fachschule für Technik hängen entscheidend
von den zu erwartenden Einsatz- und Tätigkeitsbereichen der zukünftigen Staatlich geprüften Techniker ab. Kennzeichnend ist für die gegenwärtige Entwicklung, dass die möglichen Tätigkeitsbereiche immer weniger klar definiert sind und die Grenzen immer fließender werden. So zeigt sich beispielsweise in der letzten Zeit generell eine Verschiebung des
Arbeitskräftebedarfs weg vom Produktionsbereich und hin zum Beratungs- und Servicebereich. Dennoch lassen sich die wesentlichen Strukturen der Einsatzmöglichkeiten und Berufschancen von Technikern durch folgende Merkmale beschreiben:
·
Techniker übernehmen in der Regel Aufgaben im mittleren Funktionsbereich zwischen Hochschulabsolventen einerseits und Facharbeitern andererseits.
·
Sie sind führende Mitarbeiter u.a. in der Konstruktion und Fertigung, in Betriebsorganisation und Marketing, in Service und Kundendienst.
Norbert Arning Fernstudiengang:
·
Bestehendes Weiterbildungskonzept
Seite -15-
Insgesamt sind die vielfältigen Verantwortungsbereiche dadurch zu umschreiben, dass Techniker Sachverständige für Technikgestaltung sind und
diese mittragen.
2.4
Ziele der Fachschule für Technik
Bei der Bestimmung ihrer Bildungsziele muss sich die Fachschule an den beschriebenen
Qualifikationsanforderungen
und
Einsatzbereichen
orientieren.
Die
KMK-
Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit zweijähriger Ausbildungsdauer führt dazu aus:
„Die berufliche Weiterbildung an Fachschulen hat zum Ziel, Fachkräfte mit beruflicher
Erfahrung zu befähigen, in der Regel Aufgaben im mittleren Funktionsbereich zu übernehmen.
Fachschülern und Fachschülerinnen kann darüber hinaus durch zusätzliche Lernangebote
die Möglichkeit eröffnet werden, weitere Abschlüsse zu erreichen.“ Die entsprechenden
Bestimmungen auf Länderebene lauten ähnlich.
Die Gesamtheit der Zielsetzungen lässt sich zusammenfassen unter dem Leitkonzept „Erwerb beruflicher Handlungskompetenz“. Berufliche Handlungskompetenz ist die Fähigkeit
und Bereitschaft des Menschen, in beruflichen Situationen sach- und fachgerecht, persönlich durchdacht und in gesellschaftlicher Verantwortung zu handeln, d.h. anstehende Probleme zielorientiert auf der Basis von Wissen und Erfahrungen sowie durch eigene Ideen
selbständig zu lösen, die gefundenen Lösungen zu bewerten und seine Handlungsfähigkeit
weiterzuentwickeln. Berufliche Handlungskompetenz umschließt die Kompetenzen Fachkompetenz, Human(Personal)kompetenz und Sozialkompetenz.
Fachkompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgabenstellungen selbständig, fachlich richtig und methodengeleitet zu bearbeiten und das Ergebnis zu beurteilen. Hierzu
gehören auch „extrafunktionale Qualifikationen“ wie logisches, analytisches, abstrahierendes, integrierendes Denken sowie das Erkennen von System- und Prozesszusammenhängen.
Human(Personal)kompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, als
Individuum die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Beruf, Familie und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Hierzu gehören
insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Sozialkompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, soziale Beziehungen und Interessenlagen, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen und zu verstehen sowie sich mit
Anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen und zu verständigen.
Hierzu gehört insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und Solidarität.
2.5
Didaktische Struktur der Fachschule für Technik
Aus den im vorigen Abschnitt beschriebenen weitreichenden Anforderungen an handlungskompetente Techniker ergeben sich wichtige Konsequenzen für die didaktische
Struktur der Fachschulbildungsgänge.
·
Gliederung und Eingangsvoraussetzungen
Die Fachschulen gliedern sich nach
-
Typen (z.B. Technik)
-
Fachrichtungen (z.B. Abfalltechnik; Abwassertechnik)
-
ggf. Schwerpunkten
Die jeweilige Fachrichtung kennzeichnet einen eigenständigen Bildungsgang der beruflichen Weiterbildung. Eingangsvoraussetzungen sind in der Regel mindestens der Hauptschulabschluss sowie eine geeignete Berufsausbildung und eine sich daran anschließende
Berufstätigkeit. Das Bestehen der staatlichen Abschlussprüfung berechtigt zur Führung der
entsprechenden Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte Technikerin/Staatlich geprüfter
Techniker, Fachrichtung Abfalltechnik bzw. Abwassertechnik.
In dem Modellversuch wurde eine Liste von einschlägigen und bedingt einschlägigen Zugangsberufen bestimmt. (Anlage erstellen)
In der Praxis hat diese Liste keine abschließende Funktion, weil in Einzelfallentscheidungen jede Fachschule über die Zulassung von Bewerbern entscheiden kann.
·
Fächerschneidung
Im Zusammenhang der Neuordnung aller Fachschulen in Nordrhein-Westfalen wurde der
Entwicklung einer adäquaten Fächerstruktur in den Bildungsgängen besonderes Augenmerk gewidmet. Der Modellversuch hat diese Ansätze berücksichtigt und auf die Bildungsgänge Abfalltechnik und Abwassertechnik umgesetzt. Für die jetzige Fächerstruktur
ist wie bei allen anderen Fachrichtungen der Fachschule für Technik ein integrativer Ansatz bestimmend. Naturwissenschaftliche und technologische Grundlagen werden nicht
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Bestehendes Weiterbildungskonzept
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mehr im Sinne der Ansammlung eines Vorratswissens vermittelt, sondern im Zusammenhang mit anwendungsbezogenen Aufgaben- und Problemstellungen erarbeitet. Die Fächerstruktur insgesamt ist stärker an den Tätigkeitsbereichen der angehenden Techniker orientiert und nicht mehr primär an Fachdisziplinen, etwa den Ingenieurwissenschaften oder den
Naturwissenschaften.
·
Unterrichtsmethodische Leitlinien
Fachschüler haben aufgrund ihres beruflichen Werdegangs bis zum Eintritt in die Fachschulausbildung bereits spezifisch ausgeprägte Handlungsfähigkeiten und individuelle Erfahrungen im beruflichen und sozialen Bereich. Deshalb ist vor allem solchen methodischen Konzepten der Vorzug zu geben, die das Alter, die Lebensumstände und die beruflichen Erfahrungen der Fachschüler berücksichtigen..
Aktivitätsfördernde Unterrichtsmethoden verstärken die Eigeninitiative und Fähigkeit zur
Selbsttätigkeit bei der Strukturierung von Lernprozessen. Es sollen solche Sozialformen
des Unterrichts eingesetzt werden, die die Fähigkeit zur Kooperation und Teamarbeit fördern.
Um eine überdauernde Lernkompetenz zu fördern, sind Selbststeuerung und Selbstreflexion über die eigenen Lernprozesse zu initiieren. Wesentliches Prinzip aller Lernorganisationsformen ist die Handlungsorientierung. Die Komplexität der jeweiligen Handlungssituation steigt dabei vom Anfangsniveau zu Beginn der Ausbildung , das durch die Eingangsvoraussetzungen der Fachschule und den Umfang der bereits erworbenen Handlungskompetenz bestimmt ist, bis zu dem Niveau, das den Anforderungen an Techniker in den Tätigkeitsbereichen entspricht.
Zu realisieren sind vor allem solche Unterrichtsmethoden, die selbständiges Lernen und
Arbeiten fördern. Dies sind fächerübergreifende, auf problemlösendes Denken hin angelegte Methodenkonzepte, wie z.B. technisches Experiment, technische Konstruktion, Planspiel und Rollenspiel. Zur Umsetzung dieser und anderer Methodenkonzepte wurden im
Modellversuch u.a. die Fachpraxistage eingeführt und Laborgebäude errichtet, ausgestattet
und in die didaktische Bildungsgangplanung einbezogen.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Das Projekt ist aufgrund seiner konstitutiven Elemente eine Unterrichtsmethode, die den
zuvor dargestellten Prinzipien in besonderem Maße entspricht. Konstitutive Elemente eines
Projektes sind:
-
Offenheit in Bezug auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Lernenden hinsichtlich Zielsetzung, Vorbereitung und Durchführung der Aufgabe
-
Theorie-Praxis-Verknüpfung
-
Fächerübergreifendes Arbeiten
-
Kommunikation in der Gruppe
Das Projekt ist die komplexeste Form zur Entwicklung von Handlungskompetenz. Die
anderen Methoden-Konzepte zwischen den Polen lehrgangsorientierter Fachunterricht einerseits und projektorientierter /Fächerübergreifender Unterricht andererseits schaffen in
unterschiedlicher Intensität und Ausprägung die Grundlage für eine erfolgreiche Projektarbeit. Wesentliches Prinzip aller Lernorganisationsformen ist die Handlungsorientierung;
Differenzierungen ergeben sich aus unterschiedlichen Graden der Vorstrukturierung von
Unterricht. Die folgende Darstellung zeigt das Kontinuum möglicher Methoden. Es darf
nicht als zeitliche Folge verstanden werden. Die Grafik zeigt die Leistungsfähigkeit der
unterschiedlichen Methodenkonzepte in Bezug auf die Entwicklung von Handlungskompetenz. In der Unterrichtspraxis sind vielfältige Methodenverschränkungen notwendig.
Norbert Arning Fernstudiengang:
Bestehendes Weiterbildungskonzept
Abbildung 2-1 Bezugspunkte der Projektarbeit
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Norbert Arning Fernstudiengang:
2.6
Bestehendes Weiterbildungskonzept
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Unterrichtorganisation
Ausgangspunkt eines handlungsorientierten Unterrichts ist eine komplexe, mehrdimensionale Problemstellung, die an den Erfahrungen der Lernenden anknüpft. Die Phasen des
Lernprozesses, z.B. von der Identifikation mit dem Handlungsziel über die Klärung und
Beurteilung der Ausgangslage, die Aufgaben- bzw., Problemstrukturierung, die Arbeitsbzw. Lösungsplanungsentwicklung und Ausführung bis zur Kontrolle und Bewertung ,
sollen nach Möglichkeit zeitlich zusammenhängend realisiert werden.
Zumindest sollte die Arbeits- bzw. Lösungsplanausführung – verbunden mit Planungskorrekturen sowie Kontrolle und Optimierung - zeitlich nicht unterbrochen sein. Dies gilt
insbesondere dann, wenn eine Unterbrechung mit dem Abbau von Teillösungen und der
erneuten Ausführung zu einem späteren Zeitpunkt verbunden ist. (z.B. Realisierung einer
Schaltung, einer Steuerung bzw. Regelung, eines Experiments).
Die Projektarbeit zeichnet sich durch eine verstärkte Auseinandersetzung der Lernenden
mit der realen Berufssituation aus. Demnach sind Aufgaben aus der Berufswelt Gegenstand des Unterrichtsvorhabens. Die im Abschnitt „Unterrichtsmethodische Leitlinien“ genannten Methoden finden hier ihre Anwendung. Dem Projekt kommt jedoch darüber hinaus eine besondere Bedeutung zu. Es ist Ausgangspunkt für eine komplexe Zielstellung
und beinhaltet den Sachzwang zur Gruppen- und Teamarbeit.
Projektgegenstand und Projektziel müssen mit den Schülerinnen und Schülern abgestimmt
werden. Die Projektabwicklung verlangt von den Lernenden, selbständig Probleme zu erkennen, zu analysieren, zu strukturieren, zu beurteilen und Lösungsstrategien zu entwickeln sowie Lösungen zu dokumentieren und zu präsentieren. Die Projektdurchführung
kann sich an folgende Phasen orientieren:
·
Projektaufgabendefinition
·
Projektplanung
·
Projektsteuerung und –überwachung
·
Projektinformation (Berichte)
·
Projektdokumentation
·
Projektpräsentation
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Ausgestaltungshinweise
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7 Ausgestaltungshinweise
Die einzelnen im Kapitel 6 vorgestellten Module müssen von einem Dozententeam ihre
didaktisch-methodische Ausgestaltung erfahren. In diesem Kapitel werden Ausgestaltungshinweise gegeben, die sich aus den fernstudiendidaktischen Überlegungen des Kapitels 4 als auch aus Erfahrungen aus der eigenen Lehrpraxis aus der Erwachsenenbildung
als auch aus Erfahrungen als selbst Fernstudierender ergeben
Die prinzipielle Ausgestaltung eines Moduls sollte nach folgendem Schema erfolgen:
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnisse, Erläuterungen, Legenden
Literaturverzeichnis
Lehrziele/Lernziele
Lehrtext mit Übungsbeispielen und Übungsaufgaben
Anhang
Lösungen zu Übungsaufgaben
Einsendeaufgaben
Der eigentliche Lehrtext soll aktuell sein, sich an neuesten technischen Normen und Regeln orientieren und didaktisch-methodisch motivierend aufgebaut sein. Die Lehrinhalte
sollten von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet werden. Die im Lehrtext zu vermittelnden Inhalte sind in der Modulbeschreibung wiedergegeben. Diese Inhalte sind im
Rahmen einer Abteilungskonferenz der Umweltschutzabteilung des Freiherr-vom-Stein
Berufskollegs in Werne von den entsprechenden Fachlehrern als vollständig und momentan gültig verabschiedet worden. Die didaktisch aufbereiteten Lehrinhalte der Studienbriefe
enthalten Schnittpunkte und Verweise (Links) zu zusätzlichen Informationen auch aus anderen Quellen. Praxisbezüge sollen durch Hyperlinks auf entsprechende Internetseiten hergestellt werden. Im Abwasser- bzw. Abfallbereich tätigen Firmen, Zulieferfirmen, Behörden und Organisationen verfügen heute in aller Regel über informative Internetseiten.
Die Lehrtexte können durch Multimedia CD′s ergänzt werden, wie z.B. „Die gläserne
Kläranlage“ der Fa. Dr. Lange u.ä.
Die Lernenden sollten nach Möglichkeit mit den dargebotenen Lerninhalten interagieren
können. Eine wesentliche Funktion erfüllen die Einsendeaufgaben. Die Bewertung der
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Einsendeaufgaben geht zusammen mit der zum Abschluss der Präsenzphase erreichten
Klausurnote in die Gesamtbewertung ein. Dadurch ist eine hohe extrinsische Motivation
sichergestellt. Die Einsendeaufgaben sollten zu ihrer Lösung die Erarbeitung und Kenntnis
des Lehrtextes befördern. Einsendeaufgaben, dürfen nicht nur reproduktiven Charakter
haben. Um die heute so wichtige Qualifikation der Teamfähigkeit zu entwickeln sollten die
Einsendeaufgaben teamorientiert gestellt werden. Eine komplexe Aufgabe sollte von einem
Studierendenteam gelöst werden müssen. Das Team könnte während der EinführungsPräsenzphase gebildet werden. Die Kommunikation innerhalb des Teams kann über die
Internetplattform, aber auch durch Telefonate und Gruppentreffs organisiert werden. Durch
diese Organisationsform kann m.E. auch die Abbrecherquote stark gesenkt werden, weil
sich die Teammitglieder untereinander stützen und motivieren.
Die im Lehrtext verankerten Lösungsaufgaben sollten durch Beispielaufgaben vorbereitet
sein und mit Hilfe des Lehrtextes in Eigenarbeit zu lösen sein. Die Lösungsaufgaben sollten Ähnlichkeiten zu den Einsendeaufgaben besitzen, um Frustrationen und unnötige
Nachfragen zur Lösung der Einsendeaufgabe einzugrenzen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen das bei Problemen eine tutorielle Hilfe schnell möglich sein muss. Der Fernstudierende fühlt sich dadurch ernstgenommen und Frustrationen und Motivationsverluste werden vermieden. Mit Hilfe z.B.
einer integrierten mailbox sollten die Lernenden jederzeit Verbindung zu den zuständigen
Lehrenden aufnehmen können.
Viele Fernstudierender wollen sicherlich in einer ersten Phase des Studiums sich des Telefons bedienen.
Die Arbeit mit einer Internetplattform sollte behutsam vorbereitet werden. Dozenten und
Studierende sollten Schritt für Schritt die Benutzung der Internetplattform vervollkommnen. Der Einstieg über den BSCW-Server mit anschließendem Übergang zur ILIASPlattform dürfte ein realistisches und in der Praxis gangbares Konzept sein.
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8 Zusammenfassung und Schlussbemerkung
Die Weiterbildung zum Abfalltechniker und Abwassertechniker erfolgt in Deutschland nur
an den beiden Schulstandorten in Gelsenkirchen und Werne. Entgegen dem Trend in den
meisten Bereichen haben die Absolventen dieser Weiterbildungsgänge hervorragende Berufsaussichten.
Für Berufstätige, die neben ihrem Beruf eine vierjährige Weiterbildung in der Teilzeitform,
sprich durch Abendunterricht, zum Abfall- oder Abwassertechniker absolvieren wollen,
bietet ausschließlich die Fachschule in Werne an der Lippe diese Möglichkeit an. Berufstätige aus anderen Regionen in Deutschland haben keine Möglichkeit diese zukunftsorientierte Weiterbildung mit Beruf und Familie vereinbaren zu können. Ein vorübergehender
Wohnortswechsel wäre unumgänglich. Ein Fernstudienangebot in diesem Bereich existiert
bisher nicht.
Mit dieser Arbeit wird diese Lücke geschlossen. Es wird ein umsetzungsfähiges Fernstudienkonzept vorgestellt, dass es den Teilnehmenden ermöglicht, die Lerninhalte der Fachschule in einem Zeitraum von vier Jahren anzueignen. Im Anschluss an den Fernlehrgang
erfolgt die Externenprüfung an einer Fachschule.
Die Lerninhalte sind in Module aufgeteilt. Jedes Modul entspricht einer Studiensequenz in
Form einer vierwöchigen Lehreinheit. Der größte Teil der Module ist von Abfalltechnikern
und Abwassertechnikern gleichermaßen zu bearbeiten. Für die Kursorganisation ist dies
ein enormer Vorteil. Lediglich 12 Module (plus ein Modul “Umweltschutztechnik“) sind
ausschließlich von künftigen Abfalltechnikern bzw. Abwassertechnikern belegbar. Zur
Ausgestaltung der Module zu Lehreinheiten sind didaktische Hinweise gegeben, so dass es
einem Autorenteam erleichtert wird dieses Konzept umzusetzen. Es wird ein vorsichtiges
Heranführen an die Benutzung einer Internetplattform empfohlen. Als Einstieg eignet sich
auf Grund der leichten Bedienbarkeit die BSCW-Plattform. Zur Nutzung der Autorenwerkzeuge wird auf Dauer die Arbeit mit der Plattform ILIAS empfohlen.
Mit dieser Arbeit ist ein praktikables und realisierbares Fernstudienkonzept zur Weiterbildung zu Abfall- und Abwassertechnikern vorgestellt. Bei seiner Umsetzung in die Praxis
wird es einem größeren Kreis von Interessierten ermöglicht, diese zukunftsorientierte berufliche Weiterbildung zu seinem eigenen aber auch zum Vorteil der Gesamtgesellschaft
zu nutzen.
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Verzeichnisse
Literaturverzeichnis
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Tabellenverzeichnis
Tabelle 2-1 BEDEUTUNG ÜBERFACHLICHER QUALIFIKATIONEN ..................... 14
Tabelle 3-1 Bildungsgänge der Fachschule für Technik ................................................... 45
Tabelle 4-1 Die konstitutiven Konzepte Dialog, Struktur und Autonomie....................... 58
Tabelle 4-2 Didaktische Wirkfaktoren des Fernstudiums ................................................. 59
Tabelle 4-3 Die implizite Struktur einer Kurseinheit ........................................................ 60
Tabelle 4-4 Die explizite Struktur einer Kurseinheit......................................................... 61
Tabelle 5-1 Asynchrone Informations- und Kommunikationsmedien .............................. 69
Tabelle 5-2 Spezifische Entwicklungstools für Lernumgebungen.................................... 76
Tabelle 5-3 Vergleich zwischen BSCW und eGroups ...................................................... 86
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1
Abbildung 2-2
Abbildung 2-3
Abbildung 5-1
Abbildung 5-2
Bezugspunkte der Projektarbeit ................................................................ 19
Kommunikationspentagramm: Sprachliche Kompetenzbereiche ............. 30
Methodenorientierte Qualifikationssteigerung ......................................... 32
Bildungskonzepte im Umfeld neuer Anforderungen [15] ........................ 63
Abgrenzung verschiedener Bildungsdomänen.......................................... 68

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