Vorbemerkung - Bauhaus
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Vorbemerkung - Bauhaus
Bauhaus-Universität Weimar Fakultät Bauingenieurwesen Weiterbildendes Studium Wasser und Umwelt Aufgabenstellung für die Masterarbeit Im Weiterbildenden Studium – Wasser und Umwelt – Thema: Entwicklung eines modular strukturierten Fernstudienganges der Fachrichtung Abfall/Abwassertechnik auf der Qualifikationsebene eines „Staatlich geprüften Technikers/einer Staatlich geprüften Technikerin“ unter didaktisch-methodischer Nutzung einer E-Learning-Plattform. eingereicht von: Dipl.-Ing. Norbert Arning geb. am 4.Mai 1950 in Gelsenkirchen-Buer Reg.-Nr.: WU-MA 05/02 Erstprüfer: Prof. Dr. Londong Zweitprüfer: Prof. Dr. Orth Ausgabedatum: 1.April 2002 Abgabedatum: 1.Dezember 2002 Bestätigt durch den Prüfungsausschuss: Norbert Arning Fernstudiengang: Seite -2- INHALTSVERZEICHNIS VORBEMERKUNG 4 1 EINLEITUNG 6 2 BESTEHENDES WEITERBILDUNGSKONZEPT 8 2.1 Wandel der Qualifikationsanforderungen 10 2.2 Überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen 13 2.3 Einsatz- und Tätigkeitsbereiche von Technikern 14 2.4 Ziele der Fachschule für Technik 15 2.5 Didaktische Struktur der Fachschule für Technik 16 2.6 Unterrichtorganisation 20 2.7 Berufsbild der Abfalltechnikerin/des Abfalltechnikers 21 2.8 Berufsbild der Abwassertechnikerin/des Abwassertechnikers 25 2.9 Fächerbeschreibung 28 3 RECHTLICHER RAHMEN 41 3.1 Schulischer Rechtsrahmen 41 3.2 Rechtsrahmen für den Fernunterricht 47 4 DIDAKTIK DES FERNSTUDIUMS 51 4.1 Besonderheiten des Fernunterricht 51 4.2 Begriffsbestimmung der Didaktik 53 4.3 Bestandsaufnahme der Fernstudiendidaktik 54 4.4 Distanzüberwindung 55 4.5 Die „Transaktionale Distanz“ 57 5 E-LEARNING-PLATTFORM 63 5.1 Drei gute Gründe für E-Learning 64 5.2 Begriffsbestimmung 65 5.3 Vorteile des E-Learnings 66 5.4 Nachteile des E-Learnings 67 Norbert Arning Fernstudiengang: Seite -3- 5.5 Abgrenzung der Bildungsdomänen 68 5.6 Entwicklungstools für Lernumgebungen 69 5.7 Informations- und Kommunikationstechnologien 69 6 MODULARER AUFBAU 87 7 AUSGESTALTUNGSHINWEISE 90 8 ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSBEMERKUNG 92 VERZEICHNISSE 93 Literaturverzeichnis 93 Tabellenverzeichnis 95 Abbildungsverzeichnis 95 ANLAGEN 96 Anlage 1 „Modulstruktur“ 96 Anlage 2 „Auszug aus der APO-BK“ 96 Anlage 3 „Zulassungsantrag für einen Fernlehrgang“ 96 ERKLÄRUNG 97 Norbert Arning Fernstudiengang: Seite -4- Vorbemerkung Wie schaffen Sie das alles – und jetzt noch die Masterarbeit? Dieser Frage musste ich mich in der letzten Zeit oft stellen. Die Themenwahl der Masterarbeit ist gewissermaßen die Beantwortung dieser Frage in Kurzform. Als Fachlehrer für Abwassertechnik an der Fachschule für Technik mit der Weiterbildung künftiger Abfall- und Abwassertechniker betraut, ist die fachliche Fortbildung für mich selbstverständlich. Die künftigen Absolventen der Fachschule sollen sich mit zukunftsfähigem Wissen ausgestattet in der Berufswelt behaupten können. Als Projektleiter der E-Learning-Arbeitsgruppe am Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg in Werne, bin ich federführend damit beauftragt, E-Learning-Plattformen auf ihre Anwendbarkeit für das System Berufskolleg miteinander zu vergleichen. Darüber hinaus wird diskutiert, welche vorhandenen oder neu anzubietenden Bildungsgänge sich für ein Lernen unter Einbeziehung einer E-Learning-Plattform besonders eignen. Im Auftrag des Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, bin ich zum Mitglied der Lehrplangruppe “Umwelttechnische Berufe“ benannt worden. Diese Lehrplangruppe erstellt einen Landeslehrplan für die Neuordnung des Berufs, Ver- und Entsorger, der als einschlägiger Zugangsberuf für die Weiterbildung zum “Staatlich geprüften Techniker“, der Fachrichtung Abfalltechnik und Abwassertechnik gilt. Das Thema der Masterarbeit hat Berührungspunkte zu allen meinen Aufgabenbereichen und bildet die Schnittstelle zwischen diesen Tätigkeiten. Aus der Bearbeitung der Masterarbeit ergeben sich neue Impulse für meine schulische Tätigkeit, aber auch umgekehrt, Erfahrungen der beruflichen Arbeit bereichern die Masterarbeit. Aber da ist noch etwas. Sehr früh in das Korsett des Berufsbeamtentums gezwängt, hatte ich immer das Gefühl, mit meiner Kreativität, meinen Ideen, meiner Begeisterungsfähigkeit, in einer Wettbewerbsgesellschaft benachteiligt zu sein. Mit der Entwicklung eines Fernstudienganges zum Abfall- bzw. Abwassertechnikers erstelle ich ein Konzept, dessen Idee mich schon längere Zeit beschäftigt und von dessen Verwertungschancen ich voll überzeugt bin. Norbert Arning Fernstudiengang: Vorbemerkung Seite -5- Wenn von Abfalltechnikern, Abwassertechnikern, Schülern usw. die rede ist, sind natürlich auch Abfalltechnikerinnen, Abwassertechnikerinnen, Schülerinnen usw. gemeint. Das ständige Aufführen der männlichen und weiblichen Form finde ich lästig, die Mischform gar sprachfremd. Die möglichen Teilnehmer an diesem hier konzipierten Fernstudiengang werden Teilnehmer, Teilnehmende, Studierende, Schüler oder künftige Abwassertechniker und weiteres mehr genannt. Auf einen fest definierten Ausdruck wollte ich mich nicht festlegen. Der Begriff “e-learning“ wird in der Literatur nicht einheitlich geschrieben; ich habe mich konsequent zu der Schreibweise “E-Learning“ durchgerungen. Norbert Arning Fernstudiengang: Einleitung Seite -6- 1 Einleitung Bereits 1996 kam Michael Tenter vom Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft im Rahmen seines Vortrages: „Brauchen wir die Technikerausbildung?“, auf der ATV-Bundestagung in Leipzig zu dem klaren Votum: „Doch, ja wir brauchen den Techniker.“1 Aufgrund dieser Aussage, aber auch auf Grund der vorliegenden positiven Erfahrungen über die Arbeitsmarktsituation für Abfall- und Abwassertechniker, sollte eigentlich ein ausreichendes Weiterbildungsangebot bestehen. Nach Recherchen, die im 2.Kapitel zusammengestellt sind, gibt es in Deutschland nur wenige Schulen, die eine Technikerausbildung im Bereich Abfalltechnik oder Abwassertechnik anbieten. Eine Weiterbildung zum “Staatlich geprüften Techniker“ im Bereich Abfalltechnik oder Abwassertechnik, als neben dem Beruf durchzuführendes Fernstudium, gibt es überhaupt nicht. Mit dieser Arbeit soll diese Lücke geschlossen werden. Im 2.Kapitel wird der methodisch-didaktische Hintergrund der aktuellen Weiterbildung zum Abfall- bzw. Abwassertechniker an Fachschulen für Technik dargestellt. Es wird in dieser Arbeit ein Weiterbildungsangebot zum Abfall- oder Abwassertechniker konzipiert. Im Rahmen einer Externenprüfung können die Teilnehmer dieser Weiterbildung eine staatliche Prüfung ablegen, die mit dem Abschluss „Staatlich geprüfter Techniker“ abschließt. Die hierbei zu beachtenden rechtlichen Normen werden im 3.Kapitel der Arbeit angesprochen. Bei der Konzeption zu einem Fernstudiengang für zukünftige Techniker kann Erfahrungen anderer Fernstudiengänge aufgebaut werden. Im vierten Kapitel werden Erkenntnisse aus der Didaktik, speziell Fernstudiendidaktik vorgestellt. Die Existenz des Internets mit seinen vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten, die Entwicklung von Lernplattformen und Ansätzen einer „Telelearning-Didaktik“ werden bei der didaktischen Ausgestaltung berücksichtigt. Im Kapitel 5 wird unter dem Schlagwort „E-Learning“ auf die Möglichkeiten und realistischen Bezüge zu einem Fernstudium auf Technikerniveau eingegangen. Wichtig ist hierbei ein praktikabler und realistischer Ansatz, der auf die Bedürfnisse der potentiellen Weiterbildungsteilnehmer Rücksicht nimmt. 1 Tenter,M.: Brauchen wir die Technikerausbildung? ATV-Schriftenreihe 04. Hennef 1996 Norbert Arning Fernstudiengang: Einleitung Seite -7- Im 6. Kapitel wird die modulare Struktur mit ihren Inhalten und zeitlichen Aufeinanderfolgen vorgestellt. Gerade in der heutigen Zeit wird die Zukunftsorientierung von Lerninhalten für die Arbeitsplatzsuche immer wichtiger. In Rücksprache mit Fachlehrern der Berufskollegs sind die gültigen Rahmenlehrpläne auf ihre Zukunftsorientierung überprüft worden. Der sich überschneidende Aufgabenbereich des Abfall- und Abwassertechnikers im Umweltbereich ermöglicht es innerhalb einer modular aufgebauten didaktischen Konzeption eine größere Zahl von Modulen zu entwickeln, die gemeinsam zu bearbeiten sind. Die einzelnen Module müssen von den jeweiligen Fachdozenten in einem Dozententeam nach dem hier vorgelegten Konzept ausgestaltet werden. Ausgestaltungshinweise zur Modulentwicklung finden Sie im 7. Kapitel. Die Idee, eine konkretere Ausgestaltung eines Modules in Form einer mustergültigen Lehreinheit vorzustellen hätte den Rahmen dieser Arbeit bei weitem gesprengt. Die konkrete Ausgestaltung der Module anhand der skizzierten Ausgestaltungshinweise sei im Rahmen der Verwertung dieses Konzeptes einem Dozententeam überlassen. Abschließend sind im 8. Kapitel die Ergebnisse zusammengefasst. In der Anlage sind die Modulstruktur, einige Auszüge aus der Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg sowie ein Antragsformular zur Zulassung eines Fernstudienganges beigefügt. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -8- 2 Bestehendes Weiterbildungskonzept Während Technikerausbildungen in den klassischen Bereichen wie Maschinentechnik, Elektrotechnik oder Bautechnik auf eine lange Tradition zurückblicken können, ist die Technikerausbildung im Bereich der Abfalltechnik und Abwassertechnik noch sehr jung. In der Zeit vom 1.2.1989 bis zum 31.12.1993 wurde im Rahmen eines Modellversuches unter Trägerschaft des Regierungspräsidenten in Münster an der Berufsschule für Landesfachklassen und Fachschule für Technik in Gelsenkirchen der Rahmenlehrplan für die Technikerausbildung in den Bereichen Abfalltechnik und Abwassertechnik entwickelt und erprobt. [7] Bis heute wird die Weiterbildung zum Abfall- bzw. Abwassertechniker in Gelsenkirchen in der Vollzeitform angeboten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass neben diesen beiden Rahmenlehrplänen auch die Entwicklung von Rahmenlehrplänen für die Bereiche Wasserversorgungstechnik und Kältetechnik entwickelt wurden. Der von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung genehmigte Modellversuch hatte zum Ziel, Qualifizierungsprofile, Qualifizierungsinhalte und didaktisch-methodische Verfahren für die betriebliche Funktionsebene zwischen Facharbeiter/Meister einerseits und Hochschulabsolventen andererseits zu entwickeln und zu erproben. Es gab zwar den Ausbildungsberuf „Ver- und Entsorger“ doch darüber hinaus gab es keine speziellen schulischen, umweltspezifischen bzw. ökologietechnischen Weiterbildungsmöglichkeiten außerhalb der Hochschule. Die für diesen Modellversuch notwendigen Ausbildungskonzepte sind u.a. in Absprache zwischen dem Kultusministerium und dem Ministerium für Umwelt, Raumplanung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt worden. Mit der Entwicklung des Ausbildungsganges zum Staatlich geprüften Technikers der Fachrichtung Abfalltechnik bzw. Abwassertechnik wurde eine Qualifikation geschaffen, die der Abfall- und Abwasserwirtschaft die dringend benötigten Fachkräfte der mittleren Funktionsebene zuführen sollte. Aufgrund des Nachholbedarfs an Beschäftigten der mittleren Führungsebene und der gewachsenen Sensibilität gegenüber der Umweltproblematik, ging man von guten und sehr guten beruflichen Möglichkeiten für die künftigen Techniker aus. Absolventenbefragungen an Berufskollegs in Gelsenkirchen und Werne haben die guten Berufsaussichten sowohl der Abfall- als auch der Abwassertechniker voll bestätigt. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -9- Nach Auskunft der Schulen haben alle Absolventen einen adäquaten Arbeitsplatz besetzen können. Dafür sprachen insbesondere personalwirtschaftliche Vorteile der ausgebildeten Techniker: · Ein hoher Spezialisierungsgrad · Eine mindestens fünfjährige berufliche Praxis · Eine auf zwei Jahre optimierte Ausbildungszeit mit fachpraktischen und theoretischen Anteilen in der Fachschule · Eine hohe Umsetzungskompetenz fachpraktischer und fachtheoretischer Erfahrungen Die Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten des Modellversuches waren zu verstehen vor dem Hintergrund der generellen Neuordnung der Fachschulen auf Bundes- und Landesebene. Während des Versuchszeitraumes wurde die Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit zweijähriger Ausbildungsdauer verabschiedet (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.6.1992). Auf der Ebene des Landes Nordrhein-Westfalen begann die Neuordnung der Fachschul-Bildungsgänge durch den Entwurf der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in der Fachschule (Ausbildungs- und Prüfungsordnung gemäß § 26 b SchVG-APO-FS) [3] und durch die Erstellung vorläufiger curricularer Vorgaben für die einzelnen Bildungsgänge. Diese allgemeindidaktischen und rechtlichen Neuorientierungen führten zu weitreichenden Entscheidungen über Bildungsauftrag und die didaktische Struktur der Fachschule für Technik. Für die Konzeption eines zeitgemäßen Ausbildungsganges zum Abfall- und Abwassertechniker musste insbesondere der Wandel in den Qualifikationsanforderungen und der mögliche Einsatz- und Tätigkeitsbereich von Abfall- und Abwassertechnikern berücksichtigt werden. Dies führte zu Zielformulierungen für die Fachschule und entsprechenden didaktischen Strukturen, unterrichtsmethodischen Leitlinien und einer entsprechenden Unterrichtsorganisation. Norbert Arning Fernstudiengang: 2.1 Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -10- Wandel der Qualifikationsanforderungen Die heutige Situation der hochtechnisierten Industrienationen ist u.a. geprägt durch einen rasanten technologischen und arbeitsorganisatorischen Wandel. Die immer kürzer werdenden Innovationszyklen in der Technikentwicklung, aber auch im Bereich der Management, und Organisationsmodelle führen zu ständigen Veränderungen in Industrie, Handwerk, Verwaltung, und Dienstleistungssektoren. Staatlich geprüfte Techniker greifen hier bei der betriebspraktischen Auseinandersetzung mit den Technologien gestaltend ein. Die genannten Modernisierungs- und Wandlungsprozesse haben einschneidende Auswirkungen auf das von Technikern geforderte Qualifikationsprofil. Wesentliche Tendenzen lassen sich nach gegenwärtigen Erkenntnissen in etwa folgendermaßen zusammenfassen: · Betriebswirtschaftliche, arbeitswissenschaftliche und pädagogische Kompetenzen ergänzen technisches Fachwissen Auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind in zunehmendem Maße erforderlich, da Kosten- und Marketingaspekte an Bedeutung gewinnen und vielfach die Richtschnur der Entscheidung für das Design von Produkten und deren Marktplatzierung bilden. · Interkulturelle und Sprachkompetenz verbessern die Chancen im internationalen Wettbewerb Die zunehmende Globalisierung von Produktion und Märkten auch für kleine und mittelständische Unternehmen verlangt die Beachtung und Kenntnis fremder Kulturen und Denkweisen. Eine Voraussetzung für das Handeln auf ausländischen Märkten ist die Berücksichtigung der Mentalität der dortigen Partner und Kunden, vor allem wenn es um langfristige Geschäftsbeziehungen geht, die längere Anwesenheit im Partnerland und eine Eingliederung in zwischenmenschliche und institutionelle Beziehungen erfordern. Kenntnisse der englischen Sprache als der Verständigungssprache der modernen Technologien und der internationalen Geschäftswelt sind heute für Techniker und Ingenieure in beinahe allen exportorientierten Betrieben und Unternehmen selbstverständliche Kompetenzen. Norbert Arning Fernstudiengang: · Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -11- Soziale Kompetenz, Verantwortungsbereitschaft und Entscheidungsfähigkeit in Wechselwirkung mit der Umsetzung neuer Organisationsformen Veränderte Formen und Methoden der inner- und zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit erfordern heute Teamfähigkeit aller an einer Aufgabe beteiligten Personen. Das interdisziplinäre Zusammenwirken in Teams erweist sich in vielen Fällen als das Kriterium, das über Erfolg oder Misserfolg von Projekten entscheidet. Die flacher werdenden Entscheidungshierarchien verlagern die Verantwortung zunehmend auf die Teams, wodurch neue Führungsaufgaben auf Techniker und Ingenieure zukommen. Sie müssen Mitarbeiter motivieren und sie zur Entfaltung ihrer Kreativität anregen und befähigen. Dabei wird ein hohes Maß an Führungswissen und psychologischem Geschick gefordert. · Dienstleistungen erhöhen Marktgängigkeit materieller Produkte Der Dienstleistungssektor hat weltweit die höchsten Wachstumsraten zu verzeichnen. Auch für das produzierende Gewerbe geht der Trend weg von der rein materiellen Produktion hin zu einem hybriden Angebot aus Produkten, Dienstleistungen und Informationen. Hybride Produkte beinhalten dabei klassische und neuartige produktbezogene Dienstleistungen (Reparatur, Ersatzteiledienst, Wartung, Beratungen, Schulungen) sowie kundenbezogene Dienstleistungen, die den Rahmen bisherigen Dienstleistungsverständnisses sprengen. Dazu gehören Marketingkonzepte für den Kunden, Beschaffungsunterstützung, Recycling der Produkte, Rationalisierungsunterstützung oder die Übernahme von Kommissionierung und Lagermanagement beim Kunden. Die Erhebung des Kundennutzens, der Entwurf und die betriebswirtschaftliche Kalkulation sowie die logistische Abwicklung solcher produkt- oder kundenorientierten Dienstleistungen wird immer mehr Aufgabe von Technikern und Ingenieuren sein. Da diese hybriden Produkte weltweit angeboten und betreut werden müssen, werden nicht nur neue Kenntnisse im Bereich des Produktdesigns und – managements, sondern zunehmend auch Kompetenzen im Bereich der Fremdsprachen und des interkulturellen Managements erforderlich werden. Norbert Arning Fernstudiengang: · Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -12- Es zeigt sich immer deutlicher eine Vertikalisierung und Anreicherung der Berufsprofile. Bisher gewohnte Hierarchien in den betrieblichen Funktionsbereichen werden zunehmend aufgehoben zugunsten überlappender Tätigkeitsprofile, bei Technikern einerseits mit der Ebene der Hochschulabsolventen, andererseits mit der Ebene der im dualen System ausgebildeten Fachkräfte. Damit entstehen neue Chancen, aber auch neue Konkurrenzsituationen. · Immer häufiger übernehmen technische Automatisierungssysteme Aufgaben, die bisher vom Menschen selbst bewältigt wurden. Das Qualifikationsprofil der Techniker orientiert sich von daher an Tätigkeitsbereichen, die für ihre Bewältigung ein hohes Maß an Planungs-, Methodenund Organisationsfähigkeit erfordern. Summarisches Wissen und das Beherrschen fest vorgegebener Arbeitsabläufe werden immer entbehrlicher. Gefragt bleiben demgegenüber z.B. Ideenreichtum, Initiative und Kooperationsfähigkeit. · In immer stärkerem Maße sind eigenverantwortliches Handeln und Gestaltungsfähigkeit mit Blick auf die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Implikationen technischer Systeme und Prozesse sowie arbeitsorganisatorische Strukturen und dergleichen erforderlich. Dies setzt die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und zur permanenten Weiterbildung voraus. Norbert Arning Fernstudiengang: 2.2 Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -13- Überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen Im Juli 1999 begann die erste Welle der Hauptuntersuchung der Stellenanzeigenanalysen des BIBB, die jährlich fortgesetzt werden soll. Die Datenerhebungen wurden von der Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH in Nürnberg durchgeführt. Insgesamt konnten 23.433 Anzeigen aus fünf überregionalen und 26 regionalen Zeitungen, die jeweils eine Auflagenhöhe von mindestens 50.000 Exemplaren haben, aufgenommen werden. Die hohe Zahl der regional breit gestreuten Anzeigen ist erforderlich, um statistische Zusammenhänge analysieren zu können und um Hinweise für neuartige Qualifikationsbündelungen in ausreichender Zahl erhalten zu können. Ergebnisse der ersten Welle der Stellenanzeigenanalysen im Rahmen des Früherkennungssystems Qualifikationsentwicklung sind unter folgender Internetadresse einzusehen. http://www.bibb.de/beruf/quo/infoqua/biste99zwi.pdf. Einen großen Stellenwert nehmen überfachliche Qualifikationen und Kompetenzen ein, wenn es um die Anforderungen einer Stellenbesetzung geht; dies ergab nicht nur die Vorstudie, aus der die hier verwendeten Dimensionen von überfachlichen Qualifikationen übernommen wurden, sondern auch die ersten qualitativen Analysen des im Volltext vorliegenden Datenmaterials. Während in allen erhobenen Annoncen (n=23.433) großer Wert auch auf andere als „nur“ fachliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten gelegt wird, wird bei als neu einzustufenden Tätigkeitsfeldern dieser Kompetenzbereich in noch größerem Umfang gefordert. An erster Stelle werden Leistung, Motivation und persönliche Disposition gefordert, dies bei den so genannten neuen Tätigkeiten mit 60%, gefolgt von Teamfähigkeit, Kooperation und Kommunikation mit 49,1%. Gerade für die Weiterbildung zum Abfall- bzw. Abwassertechniker sind auch solche Untersuchungsergebnisse relevant, zumal viele ausgeschriebene Stellen dem Bereich „neu einzustufende Tätigkeitsfelder“ zuzuordnen sind. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Überfachliche Qualifikatio- Alle ausgewerteten Stellennen (Mehrfachnennungen anzeigen n=23.433 möglich) Leistung, Motivation und per- 46,4% sönliche Disposition Team, Kooperation und Kom- 33,4% munikation Mitwirkung und Gestaltung 20,9% Kognitive Fähigkeiten und 22,7% Problemlösungskompetenzen Kunden- und Dienstleistungs- 14,3% orientierungen Unternehmerisches Denken 3,8% und Handeln Wandel, Innovation und Ler13,5% nen Erfahrung und Professionalität 27,8% Persönlichkeit 2,9% Seite -14- Nicht unmittelbar klassifizierbare Tätigkeiten n=3.519 60,0% 49,1% 34,0% 36,2% 23,9% 6,7% 21,4% 35,2% 4,3% Tabelle 2-1 BEDEUTUNG ÜBERFACHLICHER QUALIFIKATIONEN 2.3 Einsatz- und Tätigkeitsbereiche von Technikern Der Bildungsauftrag und die Zielsetzung der Fachschule für Technik hängen entscheidend von den zu erwartenden Einsatz- und Tätigkeitsbereichen der zukünftigen Staatlich geprüften Techniker ab. Kennzeichnend ist für die gegenwärtige Entwicklung, dass die möglichen Tätigkeitsbereiche immer weniger klar definiert sind und die Grenzen immer fließender werden. So zeigt sich beispielsweise in der letzten Zeit generell eine Verschiebung des Arbeitskräftebedarfs weg vom Produktionsbereich und hin zum Beratungs- und Servicebereich. Dennoch lassen sich die wesentlichen Strukturen der Einsatzmöglichkeiten und Berufschancen von Technikern durch folgende Merkmale beschreiben: · Techniker übernehmen in der Regel Aufgaben im mittleren Funktionsbereich zwischen Hochschulabsolventen einerseits und Facharbeitern andererseits. · Sie sind führende Mitarbeiter u.a. in der Konstruktion und Fertigung, in Betriebsorganisation und Marketing, in Service und Kundendienst. Norbert Arning Fernstudiengang: · Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -15- Insgesamt sind die vielfältigen Verantwortungsbereiche dadurch zu umschreiben, dass Techniker Sachverständige für Technikgestaltung sind und diese mittragen. 2.4 Ziele der Fachschule für Technik Bei der Bestimmung ihrer Bildungsziele muss sich die Fachschule an den beschriebenen Qualifikationsanforderungen und Einsatzbereichen orientieren. Die KMK- Rahmenvereinbarung über Fachschulen mit zweijähriger Ausbildungsdauer führt dazu aus: „Die berufliche Weiterbildung an Fachschulen hat zum Ziel, Fachkräfte mit beruflicher Erfahrung zu befähigen, in der Regel Aufgaben im mittleren Funktionsbereich zu übernehmen. Fachschülern und Fachschülerinnen kann darüber hinaus durch zusätzliche Lernangebote die Möglichkeit eröffnet werden, weitere Abschlüsse zu erreichen.“ Die entsprechenden Bestimmungen auf Länderebene lauten ähnlich. Die Gesamtheit der Zielsetzungen lässt sich zusammenfassen unter dem Leitkonzept „Erwerb beruflicher Handlungskompetenz“. Berufliche Handlungskompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, in beruflichen Situationen sach- und fachgerecht, persönlich durchdacht und in gesellschaftlicher Verantwortung zu handeln, d.h. anstehende Probleme zielorientiert auf der Basis von Wissen und Erfahrungen sowie durch eigene Ideen selbständig zu lösen, die gefundenen Lösungen zu bewerten und seine Handlungsfähigkeit weiterzuentwickeln. Berufliche Handlungskompetenz umschließt die Kompetenzen Fachkompetenz, Human(Personal)kompetenz und Sozialkompetenz. Fachkompetenz ist die Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgabenstellungen selbständig, fachlich richtig und methodengeleitet zu bearbeiten und das Ergebnis zu beurteilen. Hierzu gehören auch „extrafunktionale Qualifikationen“ wie logisches, analytisches, abstrahierendes, integrierendes Denken sowie das Erkennen von System- und Prozesszusammenhängen. Human(Personal)kompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, als Individuum die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Beruf, Familie und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Hierzu gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -16- Sozialkompetenz bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, soziale Beziehungen und Interessenlagen, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen und zu verstehen sowie sich mit Anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen und zu verständigen. Hierzu gehört insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und Solidarität. 2.5 Didaktische Struktur der Fachschule für Technik Aus den im vorigen Abschnitt beschriebenen weitreichenden Anforderungen an handlungskompetente Techniker ergeben sich wichtige Konsequenzen für die didaktische Struktur der Fachschulbildungsgänge. · Gliederung und Eingangsvoraussetzungen Die Fachschulen gliedern sich nach - Typen (z.B. Technik) - Fachrichtungen (z.B. Abfalltechnik; Abwassertechnik) - ggf. Schwerpunkten Die jeweilige Fachrichtung kennzeichnet einen eigenständigen Bildungsgang der beruflichen Weiterbildung. Eingangsvoraussetzungen sind in der Regel mindestens der Hauptschulabschluss sowie eine geeignete Berufsausbildung und eine sich daran anschließende Berufstätigkeit. Das Bestehen der staatlichen Abschlussprüfung berechtigt zur Führung der entsprechenden Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte Technikerin/Staatlich geprüfter Techniker, Fachrichtung Abfalltechnik bzw. Abwassertechnik. In dem Modellversuch wurde eine Liste von einschlägigen und bedingt einschlägigen Zugangsberufen bestimmt. (Anlage erstellen) In der Praxis hat diese Liste keine abschließende Funktion, weil in Einzelfallentscheidungen jede Fachschule über die Zulassung von Bewerbern entscheiden kann. · Fächerschneidung Im Zusammenhang der Neuordnung aller Fachschulen in Nordrhein-Westfalen wurde der Entwicklung einer adäquaten Fächerstruktur in den Bildungsgängen besonderes Augenmerk gewidmet. Der Modellversuch hat diese Ansätze berücksichtigt und auf die Bildungsgänge Abfalltechnik und Abwassertechnik umgesetzt. Für die jetzige Fächerstruktur ist wie bei allen anderen Fachrichtungen der Fachschule für Technik ein integrativer Ansatz bestimmend. Naturwissenschaftliche und technologische Grundlagen werden nicht Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -17- mehr im Sinne der Ansammlung eines Vorratswissens vermittelt, sondern im Zusammenhang mit anwendungsbezogenen Aufgaben- und Problemstellungen erarbeitet. Die Fächerstruktur insgesamt ist stärker an den Tätigkeitsbereichen der angehenden Techniker orientiert und nicht mehr primär an Fachdisziplinen, etwa den Ingenieurwissenschaften oder den Naturwissenschaften. · Unterrichtsmethodische Leitlinien Fachschüler haben aufgrund ihres beruflichen Werdegangs bis zum Eintritt in die Fachschulausbildung bereits spezifisch ausgeprägte Handlungsfähigkeiten und individuelle Erfahrungen im beruflichen und sozialen Bereich. Deshalb ist vor allem solchen methodischen Konzepten der Vorzug zu geben, die das Alter, die Lebensumstände und die beruflichen Erfahrungen der Fachschüler berücksichtigen.. Aktivitätsfördernde Unterrichtsmethoden verstärken die Eigeninitiative und Fähigkeit zur Selbsttätigkeit bei der Strukturierung von Lernprozessen. Es sollen solche Sozialformen des Unterrichts eingesetzt werden, die die Fähigkeit zur Kooperation und Teamarbeit fördern. Um eine überdauernde Lernkompetenz zu fördern, sind Selbststeuerung und Selbstreflexion über die eigenen Lernprozesse zu initiieren. Wesentliches Prinzip aller Lernorganisationsformen ist die Handlungsorientierung. Die Komplexität der jeweiligen Handlungssituation steigt dabei vom Anfangsniveau zu Beginn der Ausbildung , das durch die Eingangsvoraussetzungen der Fachschule und den Umfang der bereits erworbenen Handlungskompetenz bestimmt ist, bis zu dem Niveau, das den Anforderungen an Techniker in den Tätigkeitsbereichen entspricht. Zu realisieren sind vor allem solche Unterrichtsmethoden, die selbständiges Lernen und Arbeiten fördern. Dies sind fächerübergreifende, auf problemlösendes Denken hin angelegte Methodenkonzepte, wie z.B. technisches Experiment, technische Konstruktion, Planspiel und Rollenspiel. Zur Umsetzung dieser und anderer Methodenkonzepte wurden im Modellversuch u.a. die Fachpraxistage eingeführt und Laborgebäude errichtet, ausgestattet und in die didaktische Bildungsgangplanung einbezogen. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -18- Das Projekt ist aufgrund seiner konstitutiven Elemente eine Unterrichtsmethode, die den zuvor dargestellten Prinzipien in besonderem Maße entspricht. Konstitutive Elemente eines Projektes sind: - Offenheit in Bezug auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Lernenden hinsichtlich Zielsetzung, Vorbereitung und Durchführung der Aufgabe - Theorie-Praxis-Verknüpfung - Fächerübergreifendes Arbeiten - Kommunikation in der Gruppe Das Projekt ist die komplexeste Form zur Entwicklung von Handlungskompetenz. Die anderen Methoden-Konzepte zwischen den Polen lehrgangsorientierter Fachunterricht einerseits und projektorientierter /Fächerübergreifender Unterricht andererseits schaffen in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung die Grundlage für eine erfolgreiche Projektarbeit. Wesentliches Prinzip aller Lernorganisationsformen ist die Handlungsorientierung; Differenzierungen ergeben sich aus unterschiedlichen Graden der Vorstrukturierung von Unterricht. Die folgende Darstellung zeigt das Kontinuum möglicher Methoden. Es darf nicht als zeitliche Folge verstanden werden. Die Grafik zeigt die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Methodenkonzepte in Bezug auf die Entwicklung von Handlungskompetenz. In der Unterrichtspraxis sind vielfältige Methodenverschränkungen notwendig. Norbert Arning Fernstudiengang: Bestehendes Weiterbildungskonzept Abbildung 2-1 Bezugspunkte der Projektarbeit Seite -19- Norbert Arning Fernstudiengang: 2.6 Bestehendes Weiterbildungskonzept Seite -20- Unterrichtorganisation Ausgangspunkt eines handlungsorientierten Unterrichts ist eine komplexe, mehrdimensionale Problemstellung, die an den Erfahrungen der Lernenden anknüpft. Die Phasen des Lernprozesses, z.B. von der Identifikation mit dem Handlungsziel über die Klärung und Beurteilung der Ausgangslage, die Aufgaben- bzw., Problemstrukturierung, die Arbeitsbzw. Lösungsplanungsentwicklung und Ausführung bis zur Kontrolle und Bewertung , sollen nach Möglichkeit zeitlich zusammenhängend realisiert werden. Zumindest sollte die Arbeits- bzw. Lösungsplanausführung – verbunden mit Planungskorrekturen sowie Kontrolle und Optimierung - zeitlich nicht unterbrochen sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Unterbrechung mit dem Abbau von Teillösungen und der erneuten Ausführung zu einem späteren Zeitpunkt verbunden ist. (z.B. Realisierung einer Schaltung, einer Steuerung bzw. Regelung, eines Experiments). Die Projektarbeit zeichnet sich durch eine verstärkte Auseinandersetzung der Lernenden mit der realen Berufssituation aus. Demnach sind Aufgaben aus der Berufswelt Gegenstand des Unterrichtsvorhabens. Die im Abschnitt „Unterrichtsmethodische Leitlinien“ genannten Methoden finden hier ihre Anwendung. Dem Projekt kommt jedoch darüber hinaus eine besondere Bedeutung zu. Es ist Ausgangspunkt für eine komplexe Zielstellung und beinhaltet den Sachzwang zur Gruppen- und Teamarbeit. Projektgegenstand und Projektziel müssen mit den Schülerinnen und Schülern abgestimmt werden. Die Projektabwicklung verlangt von den Lernenden, selbständig Probleme zu erkennen, zu analysieren, zu strukturieren, zu beurteilen und Lösungsstrategien zu entwickeln sowie Lösungen zu dokumentieren und zu präsentieren. Die Projektdurchführung kann sich an folgende Phasen orientieren: · Projektaufgabendefinition · Projektplanung · Projektsteuerung und –überwachung · Projektinformation (Berichte) · Projektdokumentation · Projektpräsentation Norbert Arning Fernstudiengang: Ausgestaltungshinweise Seite -90- 7 Ausgestaltungshinweise Die einzelnen im Kapitel 6 vorgestellten Module müssen von einem Dozententeam ihre didaktisch-methodische Ausgestaltung erfahren. In diesem Kapitel werden Ausgestaltungshinweise gegeben, die sich aus den fernstudiendidaktischen Überlegungen des Kapitels 4 als auch aus Erfahrungen aus der eigenen Lehrpraxis aus der Erwachsenenbildung als auch aus Erfahrungen als selbst Fernstudierender ergeben Die prinzipielle Ausgestaltung eines Moduls sollte nach folgendem Schema erfolgen: Inhaltsverzeichnis Verzeichnisse, Erläuterungen, Legenden Literaturverzeichnis Lehrziele/Lernziele Lehrtext mit Übungsbeispielen und Übungsaufgaben Anhang Lösungen zu Übungsaufgaben Einsendeaufgaben Der eigentliche Lehrtext soll aktuell sein, sich an neuesten technischen Normen und Regeln orientieren und didaktisch-methodisch motivierend aufgebaut sein. Die Lehrinhalte sollten von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet werden. Die im Lehrtext zu vermittelnden Inhalte sind in der Modulbeschreibung wiedergegeben. Diese Inhalte sind im Rahmen einer Abteilungskonferenz der Umweltschutzabteilung des Freiherr-vom-Stein Berufskollegs in Werne von den entsprechenden Fachlehrern als vollständig und momentan gültig verabschiedet worden. Die didaktisch aufbereiteten Lehrinhalte der Studienbriefe enthalten Schnittpunkte und Verweise (Links) zu zusätzlichen Informationen auch aus anderen Quellen. Praxisbezüge sollen durch Hyperlinks auf entsprechende Internetseiten hergestellt werden. Im Abwasser- bzw. Abfallbereich tätigen Firmen, Zulieferfirmen, Behörden und Organisationen verfügen heute in aller Regel über informative Internetseiten. Die Lehrtexte können durch Multimedia CD′s ergänzt werden, wie z.B. „Die gläserne Kläranlage“ der Fa. Dr. Lange u.ä. Die Lernenden sollten nach Möglichkeit mit den dargebotenen Lerninhalten interagieren können. Eine wesentliche Funktion erfüllen die Einsendeaufgaben. Die Bewertung der Norbert Arning Fernstudiengang: Ausgestaltungshinweise Seite -91- Einsendeaufgaben geht zusammen mit der zum Abschluss der Präsenzphase erreichten Klausurnote in die Gesamtbewertung ein. Dadurch ist eine hohe extrinsische Motivation sichergestellt. Die Einsendeaufgaben sollten zu ihrer Lösung die Erarbeitung und Kenntnis des Lehrtextes befördern. Einsendeaufgaben, dürfen nicht nur reproduktiven Charakter haben. Um die heute so wichtige Qualifikation der Teamfähigkeit zu entwickeln sollten die Einsendeaufgaben teamorientiert gestellt werden. Eine komplexe Aufgabe sollte von einem Studierendenteam gelöst werden müssen. Das Team könnte während der EinführungsPräsenzphase gebildet werden. Die Kommunikation innerhalb des Teams kann über die Internetplattform, aber auch durch Telefonate und Gruppentreffs organisiert werden. Durch diese Organisationsform kann m.E. auch die Abbrecherquote stark gesenkt werden, weil sich die Teammitglieder untereinander stützen und motivieren. Die im Lehrtext verankerten Lösungsaufgaben sollten durch Beispielaufgaben vorbereitet sein und mit Hilfe des Lehrtextes in Eigenarbeit zu lösen sein. Die Lösungsaufgaben sollten Ähnlichkeiten zu den Einsendeaufgaben besitzen, um Frustrationen und unnötige Nachfragen zur Lösung der Einsendeaufgabe einzugrenzen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen das bei Problemen eine tutorielle Hilfe schnell möglich sein muss. Der Fernstudierende fühlt sich dadurch ernstgenommen und Frustrationen und Motivationsverluste werden vermieden. Mit Hilfe z.B. einer integrierten mailbox sollten die Lernenden jederzeit Verbindung zu den zuständigen Lehrenden aufnehmen können. Viele Fernstudierender wollen sicherlich in einer ersten Phase des Studiums sich des Telefons bedienen. Die Arbeit mit einer Internetplattform sollte behutsam vorbereitet werden. Dozenten und Studierende sollten Schritt für Schritt die Benutzung der Internetplattform vervollkommnen. Der Einstieg über den BSCW-Server mit anschließendem Übergang zur ILIASPlattform dürfte ein realistisches und in der Praxis gangbares Konzept sein. Norbert Arning Fernstudiengang: Zusammenfassung und SchlussbemerkungSeite -92- 8 Zusammenfassung und Schlussbemerkung Die Weiterbildung zum Abfalltechniker und Abwassertechniker erfolgt in Deutschland nur an den beiden Schulstandorten in Gelsenkirchen und Werne. Entgegen dem Trend in den meisten Bereichen haben die Absolventen dieser Weiterbildungsgänge hervorragende Berufsaussichten. Für Berufstätige, die neben ihrem Beruf eine vierjährige Weiterbildung in der Teilzeitform, sprich durch Abendunterricht, zum Abfall- oder Abwassertechniker absolvieren wollen, bietet ausschließlich die Fachschule in Werne an der Lippe diese Möglichkeit an. Berufstätige aus anderen Regionen in Deutschland haben keine Möglichkeit diese zukunftsorientierte Weiterbildung mit Beruf und Familie vereinbaren zu können. Ein vorübergehender Wohnortswechsel wäre unumgänglich. Ein Fernstudienangebot in diesem Bereich existiert bisher nicht. Mit dieser Arbeit wird diese Lücke geschlossen. Es wird ein umsetzungsfähiges Fernstudienkonzept vorgestellt, dass es den Teilnehmenden ermöglicht, die Lerninhalte der Fachschule in einem Zeitraum von vier Jahren anzueignen. Im Anschluss an den Fernlehrgang erfolgt die Externenprüfung an einer Fachschule. Die Lerninhalte sind in Module aufgeteilt. Jedes Modul entspricht einer Studiensequenz in Form einer vierwöchigen Lehreinheit. Der größte Teil der Module ist von Abfalltechnikern und Abwassertechnikern gleichermaßen zu bearbeiten. Für die Kursorganisation ist dies ein enormer Vorteil. Lediglich 12 Module (plus ein Modul “Umweltschutztechnik“) sind ausschließlich von künftigen Abfalltechnikern bzw. Abwassertechnikern belegbar. Zur Ausgestaltung der Module zu Lehreinheiten sind didaktische Hinweise gegeben, so dass es einem Autorenteam erleichtert wird dieses Konzept umzusetzen. Es wird ein vorsichtiges Heranführen an die Benutzung einer Internetplattform empfohlen. Als Einstieg eignet sich auf Grund der leichten Bedienbarkeit die BSCW-Plattform. Zur Nutzung der Autorenwerkzeuge wird auf Dauer die Arbeit mit der Plattform ILIAS empfohlen. Mit dieser Arbeit ist ein praktikables und realisierbares Fernstudienkonzept zur Weiterbildung zu Abfall- und Abwassertechnikern vorgestellt. Bei seiner Umsetzung in die Praxis wird es einem größeren Kreis von Interessierten ermöglicht, diese zukunftsorientierte berufliche Weiterbildung zu seinem eigenen aber auch zum Vorteil der Gesamtgesellschaft zu nutzen. Norbert Arning Fernstudiengang: Verzeichnisse Seite -93- Verzeichnisse Literaturverzeichnis [1] Abwassertechnische Vereinigung e.V. (ATV), (Hrsg.): Abwasser- und Abfallwirtschaft/ Umweltschutz vor neuen Aufgaben. Hennef: Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e.V. (GFA), 1996. [2] Arbeitsstab Forum Bildung in der Geschäftsstelle der Bund Länder Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung ( Hrsg.) : Neue Lern- und Lehrkultur. Bonn: Forum Bildung, 2001. [3] Ausbildungsordnung Berufskolleg (APO-BK), 26.Mai 1999, Land NRW [4] Bauer, Robert; Philippi, Tillmann: Einstieg ins E- Learning. Nürnberg: BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, 2001. [5] Badry/ Buchka/ Knapp, (Hrsg.): Pädagogik/ Grundlagen und Arbeitsfelder. Neuwied, Kriftel, Berlin: Hermann Luchterhand Verlag GmbH & Co KG. 1992. [6] Dohmann, M., Prof.Dr.- Ing. (Hrsg.):Gewässerschutz- Wasser- Abwasser (GWA) 177. Aachen: Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Aachen e.V., 2000. [7] Geschäftsstelle des Modellversuchs beim Regierungspräsidenten Münster, (Hrsg.): Entwicklung von Curricula und Erprobung der Bildungsgänge Fachschule für Technik mit den Fachrichtungen Abfalltechnik, Wasserversorgungstechnik, Abwassertechnik, Kältetechnik. Münster: Geschäftsstelle des Modellversuchs beim Regierungspräsidenten Münster, 1991 und 1993 ( Abschlussbericht). [8] Hehlmann, Wilhelm: Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag. 1971. [9] Holz, Heinz; Zimmer, Gerhard, Dr. (Hrsg.):Didaktik des computerunterstützten Lernens. Nürnberg: BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, 1992. [10] Kerres, M.: Multimediale und telemediale Lernumgebungen. München; Wien: Oldenbourg, 2001. [11] Peters, Otto: Didaktik des Fernstudiums. Neuwied; Kriftel; Berlin: Luchterhand, 1997. Norbert Arning Fernstudiengang: Verzeichnisse Seite -94- [12] Reimann- Rothmeier, Gabi; Mandl, Heinz: Virtuelle Seminare in Hochschule und Weiterbildung. Bern: Hans Huber Verlag, 2001. [13] Rose, Colin; Nicholl, Malcom J.: M*A*S*T*E*R- Learning. Landsberg am Lech: mvg-verlag, 2000. [14] Schulmeister, Rolf: Virtuelle Universität / Virtuelles Lernen. München; Wien: Oldenbourg, 2001. [15] Seufert, Sabine; Back, Andrea; Häusler, Martin: E- Learning / Weiterbildung im Internet. Kilchberg: SmartBooks Publishing AG, 2001. [16] Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), (Hrsg.): Ratgeber für Fernunterricht. Köln: Alpha Informations – GmbH, 2001. [17] Standop, Ewald: Die Form der wissenschaftlichen Arbeit. Heidelberg: Quelle & Meyer, 1973. Norbert Arning Fernstudiengang: Verzeichnisse Seite -95- Tabellenverzeichnis Tabelle 2-1 BEDEUTUNG ÜBERFACHLICHER QUALIFIKATIONEN ..................... 14 Tabelle 3-1 Bildungsgänge der Fachschule für Technik ................................................... 45 Tabelle 4-1 Die konstitutiven Konzepte Dialog, Struktur und Autonomie....................... 58 Tabelle 4-2 Didaktische Wirkfaktoren des Fernstudiums ................................................. 59 Tabelle 4-3 Die implizite Struktur einer Kurseinheit ........................................................ 60 Tabelle 4-4 Die explizite Struktur einer Kurseinheit......................................................... 61 Tabelle 5-1 Asynchrone Informations- und Kommunikationsmedien .............................. 69 Tabelle 5-2 Spezifische Entwicklungstools für Lernumgebungen.................................... 76 Tabelle 5-3 Vergleich zwischen BSCW und eGroups ...................................................... 86 Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1 Abbildung 2-2 Abbildung 2-3 Abbildung 5-1 Abbildung 5-2 Bezugspunkte der Projektarbeit ................................................................ 19 Kommunikationspentagramm: Sprachliche Kompetenzbereiche ............. 30 Methodenorientierte Qualifikationssteigerung ......................................... 32 Bildungskonzepte im Umfeld neuer Anforderungen [15] ........................ 63 Abgrenzung verschiedener Bildungsdomänen.......................................... 68