Zum Glühlampen-Ausstieg - Deutsche Physikalische Gesellschaft

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Zum Glühlampen-Ausstieg - Deutsche Physikalische Gesellschaft
PHYSIKonkret
Zum Glühlampen-Ausstieg
Seit dem 1. September 2009 gilt eine Verordnung der EU-Kommission, die die schrittweise Abschaffung von Glühlampen bis Ende 2012 eingeleitet hat [1, 2]. An deren Stelle sollen effizientere
Leuchten treten, insbesondere Kompakt-Leuchtstofflampen, die gemeinhin „Energiesparlampen“
genannt werden [3]: Sie sind zwar teurer als Glühlampen, aber langlebiger [4] und verbrauchen
bis zu 80 Prozent weniger Energie. Die europaweite Umstellung verspricht Jahreseinsparungen von
nahezu 40 Milliarden Kilowattstunden, was ungefähr dem jährlichen Stromverbrauch von Hessen
gleichkommt [5]. Für Deutschland wird das Einsparpotential auf 7,5 Milliarden Kilowattstunden [6]
beziehungsweise auf 1,4 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs veranschlagt. Das ist in etwa die
Energiemenge, die ein Kohlekraftwerk im Jahr bereitstellt [7].
Der Wirkungsgrad (siehe Tabelle) beschreibt, welcher Bruch­teil der elektrischen Energie in
(sichtbares) Licht umgewandelt wird. Der Rest verpufft als Wärme. Bei gleicher Leuchtkraft
verbrauchen Energiesparlampen nur ein Fünftel bis ein Viertel der Energie einer Glühlampe,
beziehungsweise 75 bis 80 Prozent weniger Energie. Demnach erreicht eine 11-Watt-Energiesparlampe ungefähr die Leuchtkraft einer 60-Watt-Glühlampe. Beim Kauf einer Energiesparlampe ist
aber vor allem auf die Helligkeit (angegeben in „Lumen“) und die Lichtfarbe zu achten [8].
Eckdaten
Nr. 8
April 2010
„Beim Energie­
sparen gibt es
keinen Königs­
weg. Doch die
Diskussion
über den
Einsatz von
Energiespar­
lampen schafft ein Bewusstsein
dafür, dass wir alle sorgsamer
mit Energie umgehen sollten.
Tatsache ist aber auch, dass wir
viel stärker in die Energiefor­
schung investieren müssen.“
Gerd Litfin, Präsident
der Deutschen Physikalischen
Gesellschaft
Stromverbrauch in Deutschland 2007 [10]
Glüh­lampe
Energie­spar­lampe
Wirkungsgrad
5 Prozent
20 - 25 Prozent
Lebensdauer
1.000 Stunden
1.500 - 15.000 Stunden
Leucht­prinzip
Glühdraht
Gasentladung (Plasma)
Insgesamt:
529 Mrd. Kilowattstunden
10,3 %
Beleuchtung
(Haushalte 2,2 %)
1,4 %
Einsparpotential durch
Energiesparlampen
89,7 %
Andere
esamt:Insgesamt:
529 Mrd. Kilowattstunden
Mrd. Kilowattstunden
140
120
120
100
80
60
20
0
80
60
40
20
1,7
5,0
5,0
4,5
4,5
4,0
4,0
3,5
3,5
130
130
100
40
80,0
Milligramm
140
540
540
80,0
3,3 1,7
3,3
0
Produktion Produktion
Nutzung
Nutzung
54 Watt (x 10)
Glühlampe,Glühlampe,
54 Watt (x 10)
Energiesparlampe,
13 Watt
Energiesparlampe,
13 Watt
7
80
7 60
20
7
Milligramm
100
40
Abbildung Energieverbrauch
80,0
Für die Produktion einer
Energie­
5,0
sparlampe wird das 20-fache
4,5
der Energie zur Herstellung
einer
Glühlampe benötigt [12],
4,0 betrachtet
130man 10 Glühlampen (siehe Abbil3,5
dung), ändert sich der Energie3,0
verbrauch dementsprechend. Die
2,5fällt den­­­
gesamte Energiebilanz
noch zu­­gunsten der Ener­
2,0 giespar­
lampe aus, weil sie wesentlich
spar1,5
samer leuchtet als eine Glühlampe.
5
5
1,7
1,0
0,5
3,3
0,02 0,04
0
Abbildung Quecksilber-Emission
Produktion
Nutz
Energiesparlampen enthalten gifti­
*Neue Energiesparlampen enthalt
potentiell
Glühlampe,
54 Wattpotentiell
(x 10)
3,0
ges Quecksilber [9, 11,
13],
das
in
3,0
Quecksilber, Markenprodukte etwa
freisetzbare freisetzbare
die Umwelt gelangen kann, falls die
Energiesparlampe,
13
Watt
Höchstmenge*
2,5
Höchstmenge*
2,5
Lampe zerbricht oder nicht fachge2,0
2,0
recht entsorgt wird [14]. Quecksil1,7
1,5
ber ist ebenfalls in Kohle enthalten
1,7
1,5
und wird daher auch bei der Kohle1,0
1,0
verbrennung zur Stromerzeugung
0,5
0,5
freigesetzt. Zur Berechnung der
0,02 0,040,02 0,04
0,0
0,0
0
Quecksilber-Emission während der
0
Entsorgung Entsorgung
Produktion Produktion
Nutzung Nutzung
Produktion- und Nutzungsphasen
*Neue Energiesparlampen
enthalten
maximal 5 Milligramm
*Neue Energiesparlampen
enthalten maximal
5 Milligramm
wurde von einem gemittelten Wert
Markenprodukte
etwa 2 bis 4 Milligramm.
Quecksilber, Quecksilber,
Markenprodukte
etwa 2 bis 4 Milligramm.
von 0,013 Milligramm pro Kilowattstunde ausgegangen.
Quellen/Fußnoten: [1] – [15] Ausführliche Angaben unter www.physikkonkret.de
www.physikkonkret.de
Kilowattstunden
540
540
Quecksilber-Emission
Milligramm
Energieverbrauch
Kilowattstunden
Kilowattstunden
%
ere
10,3 % 10,3 %
Beleuchtung
Beleuchtung
Ökobilanz über die gesamte Lebensdauer (Modellrechnung)
(Haushalte(Haushalte
2,2 %) 2,2 %)
540
Über 90 Prozent der Umweltbelastungen durch Lampen fallen während
Nutzung
% an [11, 12]. Die Auswirkungen
540
1,4 % ihrer1,4
durch
zwar vergleichsweise
in den folgenden Diagrammen denEinsparpotential
durch
89,7
% Produktion, Transport und Entsorgung sind
Einsparpotential
durch gering,
Andere
Energiesparlampen
noch teilweise aufgeführt. Gegenübergestellt werden
eine langlebige
Energiesparlampe und
10 Glühlampen, weil
Energiesparlampen
140
eine Energiesparlampe aufgrund ihrer Lebensdauer (hier wurden 10.000 Stunden angenommen), je nach Modell,
faktisch mehrere Glühlampen ersetzt – in der Weise, dass letztlich die gleiche Lichtmenge120
abgegeben wird [15].
0
Produktion
Nutzung
Deutsche Physikalische Gesellschaft
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste und mit mehr
als 58.000 Mitgliedern auch die größte physikalische Fachgesellschaft weltweit. Sie versteht sich als Forum und Sprachrohr der
Physik und verfolgt als gemeinnütziger Verein keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG unterstützt den Gedankenaustausch
innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft mit Tagungen
und Publikationen. Sie engagiert sich in der gesellschaftspolitischen Diskussion zu Themen wie Nachwuchsförderung, Chancen­
gleichheit, Klimaschutz, Energie­­versorgung und Rüstungskontrolle. Sie fördert den Physikunterricht und möchte darüber
hinaus allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen.
In der DPG sind Professorinnen und Professoren, Studierende,
Lehrerinnen und Lehrer, in der Industrie tätige oder einfach nur an
Physik interessierte Personen ebenso vertreten wie Wissenschaftsjournalisten und Patentanwälte. Gegenwärtig hat die DPG
zehn Nobelpreisträger in ihren Reihen. Weltberühmte Mitglieder
hatte die DPG immer schon. So waren Albert Einstein, Hermann
von Helmholtz und Max Planck einst Präsidenten der DPG.
Die DPG finanziert sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen.
Ihre Aktivitäten werden außerdem von Bundes- und Landesseite
sowie von gemeinnützigen Organisationen gefördert. Besonders
eng kooperiert die DPG mit der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung.
Die DPG-Geschäftsstelle hat ihren Sitz im Physikzentrum Bad
Honnef in unmittelbarer Nähe zur Universitäts- und Bundesstadt
Bonn. Das Physikzentrum ist nicht nur ein Begegnungs- und Diskussionsforum von herausragender Bedeutung für die Physik in
Deutschland, sondern auch Markenzeichen der Physik auf internationalem Niveau. Hier treffen sich Studierende und Spitzenwissenschaftler bis hin zum Nobelpreisträger zum wissenschaftlichen Gedankenaustausch. Auch Lehrerinnen und Lehrer reisen
immer wieder gerne nach Bad Honnef, um sich in den Seminaren
der DPG fachlich und didaktisch fortzubilden.
In der Bundeshauptstadt ist die DPG ebenfalls präsent. Denn seit
ihrer Vereinigung mit der Physikalischen Gesellschaft der DDR
im Jahre 1990 unterhält sie das Berliner Magnus-Haus. Dieses
1760 vollendete Stadtpalais, das den Namen des Naturforschers
Gustav Magnus trägt, ist eng mit der Geschichte der DPG verbunden: Aus einem Gelehrtentreffen, das hier regelmäßig stattfand,
ging im Jahre 1845 die „Physikalische Gesellschaft zu Berlin“,
später die DPG hervor. Heute finden hier Kolloquien und Vorträge zu physikalischen und gesellschaftspolitischen Themen
statt. Gleichzeitig befindet sich im Magnus-Haus auch das historische Archiv der DPG.
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