Corsa A - ALT-OPEL
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Corsa A - ALT-OPEL
HISTORIE Corsa A – der erste Kleinwagen von Opel mit Frontantrieb I m August 1982 startete die Produktion des Opel Corsa im neuen Werk in Zaragoza (Spanien), mit dem Opel endlich den anderen Herstellern Paroli bieten konnte. Von Anfang an konnte der Corsa durch seine kompakte Karosserie mit den markanten Kotflügelverbreiterungen, seinen großzügigen Innenraum und die sehr gute Aerodynamik überzeugen. Technisch überzeugte der frontgetriebene Opel Corsa A vor allem durch neu entwickelte, sparsame und wartungsarme Motoren und sein sicheres Fahrverhalten. Schnell wurde ein hoher Marktanteil von bis zu 10% in Südeuropa erreicht, bis zu 270.000 Käufer entschieden sich jährlich für einen neuen Corsa. Bis Mitte 1993 wurde der Corsa über 3 Millionen Mal verkauft und war somit omnipräsent im Alltagsverkehr. Die Entwicklung Die ersten Studien zu einem Opel dieser Größe entstanden bereits 1969. Da die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Modelle im GM-Konzern fast alle Heckantrieb besaßen, machte sich eine Abteilung Gedanken über zukünftige Modelle mit Frontantrieb. Es gab zwar ein Modell, den Oldsmobile Toronado, nur konnte dieses Konzept nicht für einen frontgetriebenen Kleinwagen übernommen werden. Die Entwickler nahmen also Maß am Leitbild aller Kleinwagen, dem Mini, und kauften sich auf einem Schrottplatz in der Umgebung von Rüsselheim die Überreste eines Mini. Die gesamte Mechanik der Vorderachse mit Motor und Getriebe wurde ausgebaut und daraus entstand eine erste Design-Studie. Da in diesem Stadium der Entwicklung kein fahrbereites Auto notwendig war, deuteten die Techniker nur eine Karosserie aus Draht an. Dieser Drahtkäfig besaß aber schon eine Ähnlichkeit zum Corsa Die ersten Versuchsfahrzeuge wurden in einer Kadett-A-Karosserie getarnt und hatten teilweise Frontantrieb und teilweise noch Heckantrieb. Alle diese Versuchsautos hatten aber ein gemeinsames Merkmal: Die bauchigen Verbreiterungen der Kotflügel. Das Projekt wurde vom damaligen Opel-Boss Elliot Estes befür- wortet, nur sahen weder amerikanische Manager noch der Rest des Konzernvorstandes Platz für eine 5. Modellreihe bei Opel. Es gab erstens keine Produktionsanlagen und zweitens wurde kein ausreichend großes Verkaufsvolumen angenommen. Das Projekt "Mini-Opel" verschwand in der Schublade. Die Techniker bedienten sich aber weiterhin der Ideen. Der 1978 präsentierte Kadett D, der erste Serien-Opel mit Quermotor und Frontantrieb, verdankt seine Konstruktion auch den Experimenten der Noch einmal der Dreitürer, ein Pressebild von 1982 Der TR war eher in Südeuropa gefragt, wo der Corsa als Familienauto gesehen wurde Corsa A Luxus als Dreitürer 1983. Bei uns war der praktische Dreitürer mit der Heckklappe das meistverkaufte Modell Dezent sportlich – der SR von 1984 Clubmagazin Nr. 220 51 HISTORIE Vier- und Fünftürer wurden ab 1985 nachgereicht. Hier ein viertüriger TR mit GL-Ausstattung frühen siebziger Jahre. Da sich bei der Entwicklung herausstellte, dass sich eine Einzelradaufhängung mit Schräglenkern als Hinterachse nicht sehr harmonisch mit dem Frontantrieb verhielt, wurde die Entwicklung der Verbundlenkerachse vorangetrieben.1977 wurde dann grünes Licht von der Konzernleitung für einen kleinen Opel gegeben und die eigentliche Entwicklungsarbeit am S-Car – der Name Corsa stand noch nicht fest, anfangs wurde er Junior genannt – begann. Hierbei gab es eigentlich zwei Entwicklungsaufträge: zum 1. einen Kleinwagen und zum 2. ein neues Werk in Zaragoza (Spanien). Für die Fahrzeugentwicklung wurde ein Budget von 300 Millionen Euro festgelegt. Eine Vorgabe für die Entwicklung war, dass der neue Wagen eine bessere Aerodynamik als der Kadett D (cw 0.39) und Ascona (cw 0.38) erhalten sollte. Dies war auch mit der Schrägheckversion gelungen (cw 0.36, beim SR cw 0.35). Nur die Stufenheckversion hatte einen cw-Wert von 0.38. Der bessere cw-Wert beim SR wurde durch die Bugschürze und den Heckspoiler an der Heckklappe erreicht. Gunter Zech, zuständig bei Opel für die passive Sicherheit, setzte auch voraus, dass der kleine Opel den gleichen Sicherheitsstandard bieten sollte wie größere Autos. Der Opel Corsa A verfügte daher über eine der sichersten Kompakt-Karosserien mit formstabiler Fahrgastzelle und definierten Verformungszonen im Frontund Heckbereich. Auch hatte man bei ihm die Sitze und das Gurtsystem optimiert. Erstmals verhindern Stützrampen in den Vordersitzen und direkt am Sitzrahmen befestigte Gurtschlösser das Abtauchen der Passagiere unter dem Beckengurt bei Frontalkollisionen. Das Werk Nachdem das Projekt zu einem OpelKleinwagen abgesegnet war, unterschrieb Opel ein Abkommen mit der spanischen Regierung, um ein neues Montagewerk für die Produktion des Corsas in Spanien zu bauen. Dies geschah auch aus Marketinggründen, da zu diesem Zeitpunkt der Marktanteil der kleinen Klasse in Deutschland nur 12% ausmachte, hingegen in Spanien und Italien 44% und in Frankreich 34%. Hierzu wurde ein Standort in Figueruelas bei Zaragoza ausgewählt. Im neuen Werk wurden 8.200 Arbeitsstellen geschaffen. Da die Arbeitslosenzahl in dieser Region bei 15% lag, war die Begeisterung bei der Bevölkerung so groß, dass sich 80.000 Leute für diese Stellen meldeten Am 14. Mai 1982 fuhr F. Beickler, Präsident der Adam Opel AG, den ersten von 20 Pilot-Corsa aus der Montagehalle. Diese 20 Autos wurden dazu verwendet, alle Einstellarbeiten an der Produktionslinie vorzunehmen. Ab dem 7. Juni 1982 wurden 1.500 Vorserienmodelle produziert. Am 30. August 1982 lief die Produktion regulär an. Die Modelle 1. Serie, August 1982 – April 1985 Modelle: Basis, Luxus, Berlina und SR Der Corsa 1.3SR war nur in der dreitürigen Schrägheckversion erhältlich, alle anderen Modelle sowohl als dreitüriges Schrägheck als auch zweitüriges Stufenheck. Der SR verfügte als das Sportmodell über einen braunen Innenraum mit Sportsitzen, alle anderen Modelle waren mit beigem, grünem oder rotem Innenraum erhältlich. Motoren: 10S (33kW), 12ST (40kW), 13SB (51kW) Ab Dezember 1984 wurde zusätzlich die Sonderserie „Swing“ mit preisgünstiger Ausstattung angeboten. Spider-Umbauten gab es von Irmscher… 52 Clubmagazin Nr. 220 …und von Michalak HISTORIE Tennisspielerin Steffi Graf verschaffte dem Corsa Popularität – woraus allerdings in Deutschland das Image des Mädchenautos resultieren sollte. Berechtigt, der Corsa wurde besonders häufig auf Erstbesitzerinnen zugelassen Große Beliebtheit erlangte das Sondermodell Steffi Special 2. Serie, Mai 1985 – August 1987 Modelle: LS, GL, GLS und GT Im Mai 1985 wurden die fünftürigen Schrägheck- und die viertürigen Stufenheckmodelle eingeführt. Das sportliche Modell 1.3GT war wieder nur in der dreitürigen Schrägheckversion mit wahlweise grauem oder braunem Innenraum mit Sportsitzen verfügbar, alle anderen Modelle dagegen in allen Karosserievarianten mit wahlweise grauem, beigen oder braunem Innenraum verfügbar. Motoren: 10S (33kW), 12ST (40kW), 13SB (51kW) Ab September 1987 wurde ein kleines Facelift am Corsa durchgeführt. Hierbei wurde die einteilige Stoßstange des Schrägheckmodells durch eine mit separatem Kühlergrill und die Heckklappe durch eine mit Griffleiste ersetzt. Die Stufenheckmodelle (TR) wurden in Deutschland aus dem Programm gestrichen, da die Nachfrage stark gesunken war. In Südeuropa erfreute sich diese Karosserievariante nach wie vor einer hohen Nachfrage. Motoren: 10S (33kW), 12ST (33kW), C13N (44kW), C14NZ (44kW), C16NZ (55kW), E16SE (74kW), 4EC1 Diesel (37kW), T4EC1 (49kW) Ein sehr populäres Sondermodell war das „Steffi Graf“ Modell, das in der ersten Phase nur in Casablancaweiß mit lackierten Anbauteilen, mit passenden Sitzbezügen und (auf Wunsch) mit Faltdach ausgeliefert wurde. 1988 wurde zudem der Corsa City eingeführt, ein günstiges Einsteigermodell mit reduzierter Ausstattung und Basismotorisierung 4. Serie (Facelift, MK2), September 1990 – 1993 Modelle: City, Swing, SwingIn, Eco, Joy und Gsi Zur Fußball-WM 1986 war das Sondermodell CUP für kurze Zeit verfügbar, das nur in Polarweiß mit lackierten Anbauteilen erhältlich war. Außerdem waren spezielle Türverkleidungen und Sitzbezüge verbaut. Ab Februar 1987 wurde das Modell CUP als preiswertes Einstiegsmodell eingeführt. 3. Serie, September 1987 – August 1990 Modelle: Swing, GL, GT und Gsi Opel konterte mit dem GSi, einem echten Knaller! Dieses Modell ist bereits gesucht Clubmagazin Nr. 220 53 HISTORIE Bei den Standard Modellen waren die Innenräume in grau ausgeführt und wurden bei den Joy Ausstattungen mit farblich abgesetzten Schaltern und Sitzbezügen verschönert. Beim GSi war dagegen der Innenraum in schwarz ausgeführt, wodurch die sportliche Note betont wurde. Motoren: C12NZ (33kW), C14NZ (44kW), C14SE (60kW), C16NZ (55kW), C16Sei (72kW), C16SE (74kW), 4EC1 Diesel (37kW), T4EC1 (49kW) Nach dem Facelift 1990 wirkte der Corsa nicht mehr so jugendlich und frisch wie zuvor. Die Sondermodelle wurden zu Modellen aufgewertet. Hier ein Corsa Joy Bei Einführung der 1990er Modelle wurde ein umfangreiches Facelift durchgeführt: Die Front wurde komplett überarbeitet, schmalere Scheinwerfer und Blinker mit passendem Kühlergrill sorgten für ein moderne- res Aussehen und ließen den Corsa mit geglätteten und abgerundeten Stoßstangen dynamischer Aussehen. Im Innenraum sorgte ein neues aufgeschäumtes Armaturenbrett für besseres Aussehen. Der GSi behielt seinen Status auch nach 1990 54 Clubmagazin Nr. 220 Umbauten Wie fast alle Opel Modelle aus den achtziger Jahren blieb auch der Corsa A von Tuningmaßnahmen nicht verschont. Einige Tuner wie z.B. SFJ, Stritt und Zender hatten nur einzelne Anbauteile im Programm, während Firmen wie Mattig und Lexmaul auch Komplettumbauten angeboten haben. Einige Firmen wie Irmscher, Michalak, Hintermeier und Bieber boten sogar Spider und Cabrio Umbauten HISTORIE an, wobei die von Irmscher und Michalak am populärsten waren. Vom zweisitzigen Michalak Spider mit Glasfaser Klappverdeck wurden lediglich 99 Stück gebaut, der Irmscher Spider ist dagegen mit 1500 Einheiten schon eher keine Kleinserie mehr gewesen. Beide Umbauten konnten beim Opel Händler bestellt werden. Irmscher hatte auch die Sprint Modelle im Programm, welche im Werk Remshalden umgebaut und über die Opel-Händler verkauft wurden: Der Sprint R basierte auf dem Corsa Swing und erhielt mittels einer Irmscher Einspritzung am 13SB Motor eine Leistungssteigerung auf 83 PS. Der Sprint DR wurde mit Irmscher Karosserieanbauteilen ausgestattet und gegen Aufpreis mit der Einspritzung ausgerüstet. Das Topmodell Sprint C verfügte über einen kompletten Karosseriebausatz inklusive Kotflügelverbreiterungen, Alufelgen mit Breitreifen und Irmscher-Einspritzung. Von diesem Modell wurden nur 50 Einheiten produziert. Die Marktlage Bei über drei Millionen verkauften Exemplaren war der Corsa A lange Zeit täglich im Straßenverkehr anzutreffen. Auch über 20 Jahre nach Produktionsende befinden sich immer noch viele Gebrauchtwagen auf dem Markt, wobei der Zustand von sehr gut bis sehr schlecht geht, vom Original mit geringer Laufleistung bis zum komplett umgebauten Fahrzeug, vom gepflegten Rentnerwagen bis zum ungepflegten Alltagswagen aus 5. Hand. Die Facelift-Modelle sind noch häufig in allen möglichen Ausstattungen zu finden. Schwieriger wird die Suche nach Modellen der ersten Serie wie z.B. 1.3 SR oder Berlina in Originalzustand. Hierbei gilt allgemein: je älter und seltener das gesuchte Modell ist, desto mehr Geduld muss aufgebracht werden, um fündig zu werden. Bei der Suche nach seltenen Modellen sollte auch der Gebrauchtwagenmarkt in Südeuropa mit einbezogen werden. Die Wagen sind zwar weni- ger vom Rost betroffen, können aber mehr Bagatelleschäden aufweisen. Beim Begutachten eines Fahrzeugs sollte auf jeden Fall auf schlecht reparierte Unfall- und Rostschäden geachtet werden, die möglicherweise mit Spachtelmasse vertuscht wurden. Die Schwachstellen Wie bei vielen Fahrzeugen der achtziger Jahre ist das Hauptproblem beim Corsa A der Rost. Obwohl teilweise verzinkte Bleche im Werk verwendet wurden, bleiben im Laufe der Jahre die Durchrostungen an den typischen Stellen meistens nicht aus. Es sei denn, der Erstbesitzer hatte beim Kauf oder nachträglich in eine Hohlraumversiegelung investiert. Generell ist anzumerken, dass die Facelift-Modelle stärker vom Rost befallen sind als die Autos der ersten Serien. Beim Corsa A kann leider fast jedes Karosserieblech von Korrosion betroffen sein. Die Technik des Corsa A ist einfach aufgebaut und wenig störanfällig, wodurch sich die Wagen als Alltagsautos bewährt haben. Warum Corsa A? Corsa A fahre ich seit 1995. Der erste Ein Corsa Swing von 2002 Sichtlich stolz präsentiert der Filius von Hartmut Kunz den Michalak-Spider Clubmagazin Nr. 220 55 HISTORIE Corsa wurde aus 1. Hand gekauft und bis 2003 als Alltagsauto benutzt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine wahre Leidenschaft zu diesem knuffigen Kleinwagen, so dass bis heute eine sehr umfangreiche Sammlung an Unterlagen und Merchandise-Artikeln zusammengetragen wurde. Heute befinden sich sieben mehr oder weniger serienmäßige Corsa A in meinem Besitz. Viele Unterlagen sind auch auf meiner Internetseite www.opel-corsa-a.com 56 Clubmagazin Nr. 220 aufgelistet und einsehbar. Die Seite hat sich in den letzten Jahren in der Opel Corsa A/ Vauxhall Nova Szene zu einer Referenzseite entwickelt. Steve Armeni *3434 Hallo Stefan, ich habe zur Vervollständigung des Spider-Themas anbei drei Fotos, die zeigen auch einen Corsa Spider, allerdings einen der Firma Michalak aus Wiesbaden. Dies war eine Studie, die Herr Michalak vorzeigte, um ins Geschäft mit Opel und anderen zu kommen. Hartmut Kunz lieh sich diese Studie zu seinem Firmenjubiläum aus, am Steuer des Spider einer der Söhne von Hartmut Kunz. Es gab für dieses Auto sogar einen Prospekt und die Firma Michalak hatte dieselbe Adresse wie die Firma Steinmetz. Carsten D. Brink *212