In allen Lagen fest im Sattel: Reiten hält fit und macht
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In allen Lagen fest im Sattel: Reiten hält fit und macht
28 Nummer 109 • Donnerstag, 12. Mai 2011 Sport vor Ort Judo-Frauen mit Generationen-Mix In allen Lagen fest im Sattel: Reiten hält fit und macht Spaß Die Ladies vom KSV Esslingen starten in die neue Bundesliga-Saison Von Petra Muzenhardt ESSLINGEN. Den Männern des KSV Esslingen ist mit drei Siegen ein Traumstart in die Judo-Bundesliga gelungen. Jetzt wollen die Frauen nachziehen. Das Team von Trainer Ralf Heiler muss bei den ersten beiden Kämpfen der Saison auswärts auf die Matte. Beim JSV Speyer kommt es am Samstag fernab der Heimat zum Lokalderby gegen die TSG Backnang. Danach fordert der Gastgeber die Mannschaft des KSV Esslingen heraus. „Wir wollen den Männern in nichts nachstehen und werden zweimal voll auf Sieg kämpfen“, sagt Ralf Heiler. Wie in den letzten Jahren baut der KSV Esslingen auf den Generationen-Mix, auf eine Mannschaft mit erfahrenen Kämpferinnen wie Marie Muller (25), Hannah Brück (21), Hanna Sanders (23) und Stephanie Panitz (23). Gezielt wurde das Team aber auch mit erfolgreichen Nachwuchskräften verstärkt. Vom BC Hemsbach kommen Irina Mora-Hernandez und Claudia Kozma (beide 17), die bei den deutschen Junioren-Meisterschaften den ersten und zweiten Platz belegten. Außerdem schnuppert Sappho Coban (16/BC Karlsruhe), größtes Talent in Deutschland in der Klasse bis 48 kg, Bundesligaluft. Lea Püschl (17/Judo Crocodiles Osnabrück) und Franziska Zellner (18/FC Schweitenkirchen) ergänzen den Kader. Die Sportart trainiert verschiedene Muskelpartien und sorgt für eine bessere Körperhaltung – Kinder starten mit Voltigieren Reiten macht glücklich, Reiten ist gesund, Reiten ist ein Sport für (fast) jedes Alter – und nicht nur für Mädchen. Der Einstieg ist allerdings mühsam. Von Elke Rutschmann STUTTGART. Es sieht so einfach aus, wenn Eva Gehrig in den Steigbügel tritt und sich in den Sattel ihres schwarzen Pferds schwingt. Sechs Tage die Woche verbringt die 13-Jährige auf der Anlage des Stuttgarter Reit- und Fahrvereins. Eva möchte später gerne auf Turnieren reiten. „Ich habe noch nicht entschieden, ob es Springreiten oder Dressur wird“, sagt sie. Der Teenager zählt zu den 540 Mitgliedern des Traditionsvereins am Kräherwald, der sich nach wie vor über konstante Mitgliederzahlen freuen kann. „Wir bieten für alle Generationen etwas an, sind nach vielen Seiten offen und haben auch die Vielseitigkeitsreiterei wieder belebt“, sagt der Reitlehrer Ulrich Ruopp. Club-Service Bundesweiter Mitgliedereinbruch: Der Rückgang der Mitglieder bei der Reiterlichen Vereinigung (FN) in Deutschland ist dramatisch. Nur noch 736 870 Reiter waren 2010 in Vereinen gemeldet – 12 000 weniger als im Jahr zuvor. Damit verlor die FN in einem Jahr so viele Mitglieder wie zuvor in fünf Jahren zusammen. Es gibt immer weniger Vereine mit Schulpferden, und hinzu kommt die Konkurrenz durch immer mehr Ganztagsschulen. Mit dem Projekt der FN „Vorreiter 2010 – Rauf aufs Pferd“ sollen vor allem junge Menschen für den Reitsport gewonnen werden. Der Reit- und Fahrverein Stuttgart pflegt seit einem Jahr eine Kooperation mit zwei Gymnasien in Stuttgart, bei der einmal in der Woche 20 Kinder- und Jugendliche auf der Anlage reiten können. Die Helme werden dabei von der FN sogar gesponsert. HTC Stuttgarter Kickers Am kommenden Wochenende trägt der Hockey-Zweitligist seine ersten Heimspiele in der Rückserie der Feldsaison aus: Am Samstag (15 Uhr) geht es gegen die Zehlendorfer Wespen, am Sonntag (12 Uhr) gegen die HG Nürnberg. Gespielt wird auf dem Sportgelände Hohe Eiche in Hoffeld. TV Nellingen Der Frauen-Handball-Zweitligist hat den Aufstieg noch nicht abgeschrieben. „Wir wollen versuchen, das 30:34 noch umzubiegen“, sagt Trainer Stefan Haigis vor dem Relegations-Rückspiel am kommenden Samstag (19.30 Uhr) beim SVG Celle. www.schwabenhornets.de. Ein Sport für (fast) jedes Alter: Reiten ist ein Sport, den man nahezu in jedem Alter beginnen kann. Viele Kinder träumen von der Magie der großen, sanft schauenden Pferde, dem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl und vielleicht auch von Turniersiegen. Reiten ist aber keineswegs nur ein Teeniesport: Zwar fangen die meisten Pferdesportler früh an, aber die Zahl der Späteinsteiger steigt. Rund die Hälfte der Reiter und Reiterinnen bleiben ihrem Sport mindestens zehn Jahre lang treu, viele von ihnen bringen es sogar auf 20 Jahre und mehr. Beim RFV Stuttgart ist der älteste aktive Reiter 92 Jahre alt. Auch Karl Meidinger (90) ist geritten bis er 86 war, und ihn trifft man immer freitags auf der Anlage, wenn er den Nachwuchs beobachtet. „Wer keine Angst vorm Runterfallen hat, kann bis ins hohe Alter reiten“, sagt er. Sportvg Feuerbach Rhönradturner Tim Reiter wurde Süddeutscher Jugendmeister und qualifizierte sich für die deutschen Meisterschaften in drei Wochen. Dort startet auch seine Clubkollegin Stefanie Weiss. LG Filder Die Leichtathleten der LG kämpfen an diesem Samstag erstmals um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. In Hannover treten die acht besten Mannschaften der DMM-Bundesliga in 18 Disziplinen gegeneinander an. Bewegungsgefühl wird gefördert: Klassi- Kanu-Gesellschaft Stuttgart Kanusport-Interessierte lädt der Club am 14. Mai (13 bis 17 Uhr) auf sein Vereinsgelände in der Talstraße 207 in Stuttgart ein. Es gibt Schnupperfahrten, Kanushows und eine Bootsausstellung. Grün-Weiß Sommerrain Am Samstag (19 Uhr) findet rund um das neue Beachvolleyballfeld die Eröffnung des Sommerrainer Strandparks in der Masurenstraße statt. Nähere Informationen: www.strandpark-sommerrain.de. Eva Gehrig vom RFV Stuttgart: Reiten ist ihre große Leidenschaft Foto: Baumann scher Reitunterricht wird üblicherweise ab dem Vorschulalter erteilt, wenn der Verein, wie etwa der Reit-und Fahrverein Leonberg, eine Ponyreitgruppe anbietet. Viele Stunden an der Longe liegen vor den kleinen Reitern, bevor sie wirklich fest im Sattel sitzen und frei traben und galoppieren können. „Man muss ein gutes Bewegungsgefühl mitbringen, sportlich sein und natürlich auch Vertrauen zum Tier besitzen“, sagt Ulrich Ruopp. Er will seinen Schülern Spaß am Reiten und eine solide Grundausbildung vermitteln. „Wir sind hier keine Kaderschmiede“, sagt Ruopp. Der 58-Jährige ist seit 1977 als hauptamtlicher Reitlehrer in Stuttgart tätig und spürt schnell, ob ein Anfänger das Zeug zum Reiter hat. Die meisten Reitvereine bieten deshalb für Anfänger (40 Euro/Monat) und Kinder (25 Euro) Gastmitgliedschaften an. Entscheidet man sich für den Sport, kostet die Mitgliedschaft für ein Kind pro Jahr 140 Euro, für Erwachsene 320 Euro. Schulpferde stehen zur Verfügung. Ausrüstung ist günstiger geworden: Internetshops, Angebote bei Discountern und neue Materialien haben dazu geführt, dass die Grundausstattung fürs Reiten günstiger geworden ist. Das wichtigste Utensil ist der Reithelm, schon ab 29 Euro erhältlich, für einen Helm mit zusätzlichem Nackenschutz muss man 59 Euro ausgeben. Gerade wenn Kinder reiten, sollte auf ein erhöhtes Maß an Sicherheit geachtet werden. Eine Sicherheitsweste ist ab 48 Euro zu haben, ein Sicherheitsset mit Protektoren und Schulterpolstern ab 69 Euro. Für hohe Reitstiefel muss man rund 69 Euro berappen, Jodhpur-Stiefel (PVC) sind ab 24 Euro zu bekommen. Reiten ist gut für die Körperhaltung: Kinder, die Reiten als Sport betreiben, tun etwas für ihren Körper. Sie haben durch den aufrechten Sitz zum Teil nicht nur eine bessere Körperhaltung, sondern auch besser trainierte Muskelpartien in den Waden und Oberschenkeln. Bereits mit drei Jahren können Kinder das Voltigieren erlernen. Hierbei werden auf dem Pferderücken gymnastische Übungen durchgeführt, die den Gleichgewichtssinn und das Körpergefühl schulen. Voltigieren ist relativ preiswert, da sich mehrere Kinder ein Pferd teilen. Der Monatsbeitrag für einmal Training pro Woche liegt bei 15 Euro. „Leider ist die Zahl derer, die dann auch beim Reiten bleiben, bei uns relativ gering“, sagt Susanne Beck, die Pressereferentin des RFV Stuttgart. Der therapeutische Aspekt: Neben der körperlich-sportlichen Komponente birgt der Umgang mit Pferden auch einen therapeutischen Aspekt. Kinder mit Downsyndrom profitieren von der Kommunikation mit den Tieren ebenso wie verhaltensauffällige oder sprachbehinderte Kinder. Reittherapeuten und Naturpädagogen unterstützen hier die Weiterentwicklung und die Stärkung der Persönlichkeit. Info Reiten für Anfänger In und um Stuttgart verfügen unter anderem folgende Reitvereine über Schulpferde und bieten Schnupperkurse sowie Reitstunden für Anfänger an. ¡ Stuttgarter Reit- und Fahrverein Am Kräherwald 110 70192 Stuttgart Telefon 07 11 / 2 57 31 62 www.stuttgarter-reit-und-fahrverein.de ¡ Reitanlage Stuttgart am Schwarzbach Handwerkerstr. 39 70565 Stuttgart Telefon 01 77 / 6 32 95 11 www.reitanlage-stuttgart.de ¡ RFV Leinfelden-Echterdingen Brühlhofstr. 8 70771 Leinfelden-Echterdingen Telefon 07 11 / 7 97 80 44 www.reitverein-le.de ¡ Reit- und Fahrverein Leonberg Reiterzentrum Tilgshäusle 71299 Leonberg Telefon 0 71 52 / 2 75 75 www.reitverein-leonberg.de (eru) RKV Denkendorf Internationales Flair in der Denkendorfer Sporthalle bei der Albert-Schweitzer-Schule: Der Rad-Weltverband UCI hat den RKV mit der Austragung eines Turniers mit zehn Spitzenteams im Rahmen des Radball-World-Cups betraut. Vorrundenbeginn: Samstag,14 Uhr. Um 18 Uhr startet die Finalrunde. Service Jürgen Frey Sport-Vor-Ort-Redaktion Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an folgende E-Mail: [email protected] Volleyball-Asse von morgen peilen den Aufstieg an Erstklassige Förderung in der zweiten Liga: Smart Allianz Stuttgart legt großen Wert auf sein Nachwuchskonzept Von Sven Sattler STUTTGART. Sara Stängele ist eine der wenigen, die es geschafft haben. Die 18-jährige Außenangreiferin ist die Lokalmatadorin im Bundesliga-Team von Smart Allianz Stuttgart. Geboren in Sindelfingen, hat Stängele das Nachwuchskonzept des VC Stuttgart durchlaufen und steht mittlerweile entweder im Kader der BundesligaMannschaft oder im Kreise des Regionalliga-Teams, das unter dem Namen MTV Stuttgart II am Spielbetrieb teilnimmt. Geht es nach den Verantwortlichen des VC Stuttgart, soll die Zweitvertretung in der kommenden Saison sogar noch eine Liga weiter oben antreten – in der Südstaffel der Zweiten Volleyball-Bundesliga. „Für den Verein wäre es wichtig, eine zweite Mannschaft in der zweiten Liga zu haben“, sagt Tim Zimmermann, Manager der MTV-Zweiten. Es wäre ein Aufstieg fürs Nachwuchskonzept. Zimmermann: „Unser Ziel ist es, Spielerinnen aus der eigenen Jugend in die erste Liga zu bringen. Und um da wirklich erfolgreich zu sein, brauchen wir ein Team, das in der zweiten Liga richtig gefordert wird.“ Allein, der Volleyball ist kein Wunschkonzert. Wollen die Stuttgarterinnen dem „enormen Leistungsgefälle“ (Zimmermann) in der Regionalliga aus dem Weg gehen, müssen sie am kommenden Wochenende erst einmal den FTSV Straubing und den TSV Speyer aus dem Weg räumen. Beide Teams haben sich in den anderen RegionalligaStaffeln für das Aufstiegsturnier qualifiziert – und sind die große Unbekannte für die VC-Zweite. „Unsere Gegner kennen wir gar nicht“, sagt Manager Zimmermann. Daniel Riedl, Trainer der Stuttgarter Zweitvertretung, ergänzt: „Wir werden uns nicht besonders auf die Gegner vorbereiten, sondern auf uns selbst schauen. Das haben wir auch in der regulären Saison oft so gemacht – und sind damit immer gut gefahren.“ Morgen (20 Uhr) treffen die Stuttgarterinnen in der Nordhalle Speyer auf den Gastgeber, am Samstag steht um 19 Uhr dann das Spiel gegen den FTSV Straubing an. Da zwei der drei Teams in Liga zwei aufsteigen, könnten die Stuttgarterinnen bei zwei Siegen schon die Sektkorken knallen lassen. Sollte eine der beiden Partien verloren gehen, entscheidet der Ausgang des Spiels zwischen Speyer und Straubing (Sonntag, 14 Uhr) über Aufstieg oder Nichtaufstieg. Die Souveränität, um den Aufstieg zu packen, sollte die VC-Zweitvertretung haben: In der Punktrunde der Regionalliga Süd haben die Stuttgarterinnen in 18 Spielen nur 13 Sätze abgegeben und wurden ungeschlagen Meister. Außenangreiferin Sabine Perrin ist mit 30 Jahren die Älteste im Team, viele Spielerinnen sind erst 18 oder 19 Jahre alt. Dass Jugendspielerinnen schon früh an die Frauenmannschaften herangeführt werden, ist beim VC nicht ungewöhnlich. „Wir haben zwei Stützpunktmannschaften in der Oberliga und in der Bezirksliga, die weder auf- noch absteigen können“, sagt Jugendkoordinator Karl Kaden. Das OberligaTeam ist identisch mit der U 18, das Bezirksliga-Team entspricht der U 16. Sogar die U 14 tritt schon im aktiven Bereich an und spielt in der B-Klasse. Auch bei den JugendWettbewerben ist der VC erfolgreich: Die U 20, die U 18 und die U 14 sind Süddeutscher Meister, die U 16 holte bei den Süddeutschen Meisterschaften Platz drei. Doch spielen in diesen Mannschaften die Bundesligaspielerinnen von morgen? Tim Zimmermann sagt es deutlich: „Der Sprung in die erste Liga ist sehr schwer.“ Eine neue Kandidatin hat sich aber schon aufgetan: Weil das Personal auf der Libero-Position fehlte, durfte Lena Heinrichs, Jahrgang 1995, im März beim Spiel von Smart Allianz Stuttgart gegen den VCO Berlin ran – und wurde prompt zur wertvollsten Akteurin auf dem Feld gekürt. Wenn das kein Ansporn ist für den Nachwuchs ist.