In allen Lagen fest im Sattel: Reiten hält fit und macht

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In allen Lagen fest im Sattel: Reiten hält fit und macht
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Nummer 109 • Donnerstag, 12. Mai 2011
Sport vor Ort
Judo-Frauen mit
Generationen-Mix
In allen Lagen fest
im Sattel: Reiten hält
fit und macht Spaß
Die Ladies vom KSV Esslingen
starten in die neue Bundesliga-Saison
Von Petra Muzenhardt
ESSLINGEN. Den Männern des KSV Esslingen ist mit drei Siegen ein Traumstart in
die Judo-Bundesliga gelungen. Jetzt wollen die Frauen nachziehen. Das Team von
Trainer Ralf Heiler muss bei den ersten
beiden Kämpfen der Saison auswärts auf
die Matte. Beim JSV Speyer kommt es am
Samstag fernab der Heimat zum Lokalderby gegen die TSG Backnang. Danach
fordert der Gastgeber die Mannschaft des
KSV Esslingen heraus. „Wir wollen den
Männern in nichts nachstehen und werden zweimal voll auf Sieg kämpfen“, sagt
Ralf Heiler.
Wie in den letzten Jahren baut der KSV
Esslingen auf den Generationen-Mix, auf
eine Mannschaft mit erfahrenen Kämpferinnen wie Marie Muller (25), Hannah
Brück (21), Hanna Sanders (23) und Stephanie Panitz (23). Gezielt wurde das
Team aber auch mit erfolgreichen Nachwuchskräften verstärkt. Vom BC Hemsbach kommen Irina Mora-Hernandez und
Claudia Kozma (beide 17), die bei den
deutschen Junioren-Meisterschaften den
ersten und zweiten Platz belegten. Außerdem schnuppert Sappho Coban (16/BC
Karlsruhe), größtes Talent in Deutschland in der Klasse bis 48 kg, Bundesligaluft. Lea Püschl (17/Judo Crocodiles Osnabrück) und Franziska Zellner (18/FC
Schweitenkirchen) ergänzen den Kader.
Die Sportart trainiert verschiedene Muskelpartien und sorgt
für eine bessere Körperhaltung – Kinder starten mit Voltigieren
Reiten macht glücklich, Reiten ist
gesund, Reiten ist ein Sport für (fast) jedes Alter – und nicht nur für Mädchen.
Der Einstieg ist allerdings mühsam.
Von Elke Rutschmann
STUTTGART. Es sieht so einfach aus, wenn
Eva Gehrig in den Steigbügel tritt und sich
in den Sattel ihres schwarzen Pferds
schwingt. Sechs Tage die Woche verbringt
die 13-Jährige auf der Anlage des Stuttgarter Reit- und Fahrvereins. Eva möchte später gerne auf Turnieren reiten. „Ich habe
noch nicht entschieden, ob es Springreiten
oder Dressur wird“, sagt sie. Der Teenager
zählt zu den 540 Mitgliedern des Traditionsvereins am Kräherwald, der sich nach wie
vor über konstante Mitgliederzahlen freuen
kann. „Wir bieten für alle Generationen etwas an, sind nach vielen Seiten offen und haben auch die Vielseitigkeitsreiterei wieder
belebt“, sagt der Reitlehrer Ulrich Ruopp.
Club-Service
Bundesweiter
Mitgliedereinbruch: Der
Rückgang der Mitglieder bei der Reiterlichen Vereinigung (FN) in Deutschland ist
dramatisch. Nur noch 736 870 Reiter waren
2010 in Vereinen gemeldet – 12 000 weniger
als im Jahr zuvor. Damit verlor die FN in einem Jahr so viele Mitglieder wie zuvor in
fünf Jahren zusammen. Es gibt immer weniger Vereine mit Schulpferden, und hinzu
kommt die Konkurrenz durch immer mehr
Ganztagsschulen. Mit dem Projekt der FN
„Vorreiter 2010 – Rauf aufs Pferd“ sollen
vor allem junge Menschen für den Reitsport
gewonnen werden. Der Reit- und Fahrverein Stuttgart pflegt seit einem Jahr eine Kooperation mit zwei Gymnasien in Stuttgart,
bei der einmal in der Woche 20 Kinder- und
Jugendliche auf der Anlage reiten können.
Die Helme werden dabei von der FN sogar
gesponsert.
HTC Stuttgarter Kickers
Am kommenden Wochenende trägt der
Hockey-Zweitligist seine ersten Heimspiele in der Rückserie der Feldsaison
aus: Am Samstag (15 Uhr) geht es gegen
die Zehlendorfer Wespen, am Sonntag
(12 Uhr) gegen die HG Nürnberg.
Gespielt wird auf dem Sportgelände
Hohe Eiche in Hoffeld.
TV Nellingen
Der Frauen-Handball-Zweitligist hat
den Aufstieg noch nicht abgeschrieben.
„Wir wollen versuchen, das 30:34 noch
umzubiegen“, sagt Trainer Stefan Haigis
vor dem Relegations-Rückspiel am kommenden Samstag (19.30 Uhr) beim SVG
Celle. www.schwabenhornets.de.
Ein Sport für (fast) jedes Alter: Reiten ist ein
Sport, den man nahezu in jedem Alter
beginnen kann. Viele Kinder träumen von
der Magie der großen, sanft schauenden
Pferde, dem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl und vielleicht auch von Turniersiegen.
Reiten ist aber keineswegs nur ein Teeniesport: Zwar fangen die meisten Pferdesportler früh an, aber die Zahl der Späteinsteiger
steigt. Rund die Hälfte der Reiter und Reiterinnen bleiben ihrem Sport mindestens
zehn Jahre lang treu, viele von ihnen bringen es sogar auf 20 Jahre und mehr. Beim
RFV Stuttgart ist der älteste aktive Reiter
92 Jahre alt. Auch Karl Meidinger (90) ist geritten bis er 86 war, und ihn trifft man immer freitags auf der Anlage, wenn er den
Nachwuchs beobachtet. „Wer keine Angst
vorm Runterfallen hat, kann bis ins hohe
Alter reiten“, sagt er.
Sportvg Feuerbach
Rhönradturner Tim Reiter wurde Süddeutscher Jugendmeister und qualifizierte sich für die deutschen Meisterschaften in drei Wochen. Dort startet
auch seine Clubkollegin Stefanie Weiss.
LG Filder
Die Leichtathleten der LG kämpfen an
diesem Samstag erstmals um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. In Hannover treten die acht besten Mannschaften der DMM-Bundesliga in 18 Disziplinen gegeneinander an.
Bewegungsgefühl wird gefördert: Klassi-
Kanu-Gesellschaft Stuttgart
Kanusport-Interessierte lädt der Club
am 14. Mai (13 bis 17 Uhr) auf sein Vereinsgelände in der Talstraße 207 in Stuttgart ein. Es gibt Schnupperfahrten, Kanushows und eine Bootsausstellung.
Grün-Weiß Sommerrain
Am Samstag (19 Uhr) findet rund um das
neue Beachvolleyballfeld die Eröffnung
des Sommerrainer Strandparks in der
Masurenstraße statt. Nähere Informationen: www.strandpark-sommerrain.de.
Eva Gehrig vom RFV Stuttgart: Reiten ist ihre große Leidenschaft
Foto: Baumann
scher Reitunterricht wird üblicherweise ab
dem Vorschulalter erteilt, wenn der Verein,
wie etwa der Reit-und Fahrverein Leonberg,
eine Ponyreitgruppe anbietet. Viele Stunden
an der Longe liegen vor den kleinen Reitern,
bevor sie wirklich fest im Sattel sitzen und
frei traben und galoppieren können. „Man
muss ein gutes Bewegungsgefühl mitbringen, sportlich sein und natürlich auch Vertrauen zum Tier besitzen“, sagt Ulrich
Ruopp. Er will seinen Schülern Spaß am Reiten und eine solide Grundausbildung vermitteln. „Wir sind hier keine Kaderschmiede“,
sagt Ruopp. Der 58-Jährige ist seit 1977 als
hauptamtlicher Reitlehrer in Stuttgart tätig
und spürt schnell, ob ein Anfänger das Zeug
zum Reiter hat. Die meisten Reitvereine bieten deshalb für Anfänger (40 Euro/Monat)
und Kinder (25 Euro) Gastmitgliedschaften
an. Entscheidet man sich für den Sport, kostet die Mitgliedschaft für ein Kind pro Jahr
140 Euro, für Erwachsene 320 Euro. Schulpferde stehen zur Verfügung.
Ausrüstung ist günstiger geworden: Internetshops, Angebote bei Discountern und neue
Materialien haben dazu geführt, dass die
Grundausstattung fürs Reiten günstiger
geworden ist. Das wichtigste Utensil ist der
Reithelm, schon ab 29 Euro erhältlich, für
einen Helm mit zusätzlichem Nackenschutz
muss man 59 Euro ausgeben. Gerade wenn
Kinder reiten, sollte auf ein erhöhtes Maß
an Sicherheit geachtet werden. Eine
Sicherheitsweste ist ab 48 Euro zu haben,
ein Sicherheitsset mit Protektoren und
Schulterpolstern ab 69 Euro. Für hohe Reitstiefel muss man rund 69 Euro berappen,
Jodhpur-Stiefel (PVC) sind ab 24 Euro zu
bekommen.
Reiten ist gut für die Körperhaltung: Kinder,
die Reiten als Sport betreiben, tun etwas für
ihren Körper. Sie haben durch den aufrechten Sitz zum Teil nicht nur eine bessere Körperhaltung, sondern auch besser trainierte
Muskelpartien in den Waden und Oberschenkeln. Bereits mit drei Jahren können
Kinder das Voltigieren erlernen. Hierbei
werden auf dem Pferderücken gymnastische Übungen durchgeführt, die den Gleichgewichtssinn und das Körpergefühl schulen. Voltigieren ist relativ preiswert, da sich
mehrere Kinder ein Pferd teilen. Der Monatsbeitrag für einmal Training pro Woche
liegt bei 15 Euro. „Leider ist die Zahl derer,
die dann auch beim Reiten bleiben, bei uns
relativ gering“, sagt Susanne Beck, die
Pressereferentin des RFV Stuttgart.
Der therapeutische Aspekt: Neben der körperlich-sportlichen Komponente birgt der
Umgang mit Pferden auch einen therapeutischen Aspekt. Kinder mit Downsyndrom
profitieren von der Kommunikation mit den
Tieren ebenso wie verhaltensauffällige oder
sprachbehinderte Kinder. Reittherapeuten
und Naturpädagogen unterstützen hier die
Weiterentwicklung und die Stärkung der
Persönlichkeit.
Info
Reiten für Anfänger
In und um Stuttgart verfügen unter anderem
folgende Reitvereine über Schulpferde und
bieten Schnupperkurse sowie Reitstunden
für Anfänger an.
¡ Stuttgarter Reit- und Fahrverein
Am Kräherwald 110
70192 Stuttgart
Telefon 07 11 / 2 57 31 62
www.stuttgarter-reit-und-fahrverein.de
¡ Reitanlage Stuttgart am Schwarzbach
Handwerkerstr. 39
70565 Stuttgart
Telefon 01 77 / 6 32 95 11
www.reitanlage-stuttgart.de
¡ RFV Leinfelden-Echterdingen
Brühlhofstr. 8
70771 Leinfelden-Echterdingen
Telefon 07 11 / 7 97 80 44
www.reitverein-le.de
¡ Reit- und Fahrverein Leonberg
Reiterzentrum Tilgshäusle
71299 Leonberg
Telefon 0 71 52 / 2 75 75
www.reitverein-leonberg.de (eru)
RKV Denkendorf
Internationales Flair in der Denkendorfer Sporthalle bei der Albert-Schweitzer-Schule: Der Rad-Weltverband UCI
hat den RKV mit der Austragung eines
Turniers mit zehn Spitzenteams im Rahmen des Radball-World-Cups betraut.
Vorrundenbeginn: Samstag,14 Uhr. Um
18 Uhr startet die Finalrunde.
Service
Jürgen Frey
Sport-Vor-Ort-Redaktion
Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an folgende E-Mail: [email protected]
Volleyball-Asse von morgen peilen den Aufstieg an
Erstklassige Förderung in der zweiten Liga: Smart Allianz Stuttgart legt großen Wert auf sein Nachwuchskonzept
Von Sven Sattler
STUTTGART. Sara Stängele ist eine der wenigen, die es geschafft haben. Die 18-jährige
Außenangreiferin ist die Lokalmatadorin
im Bundesliga-Team von Smart Allianz
Stuttgart. Geboren in Sindelfingen, hat
Stängele das Nachwuchskonzept des VC
Stuttgart durchlaufen und steht mittlerweile entweder im Kader der BundesligaMannschaft oder im Kreise des Regionalliga-Teams, das unter dem Namen MTV
Stuttgart II am Spielbetrieb teilnimmt.
Geht es nach den Verantwortlichen des
VC Stuttgart, soll die Zweitvertretung in
der kommenden Saison sogar noch eine
Liga weiter oben antreten – in der Südstaffel der Zweiten Volleyball-Bundesliga.
„Für den Verein wäre es wichtig, eine
zweite Mannschaft in der zweiten Liga zu
haben“, sagt Tim Zimmermann, Manager
der MTV-Zweiten. Es wäre ein Aufstieg fürs
Nachwuchskonzept. Zimmermann: „Unser
Ziel ist es, Spielerinnen aus der eigenen
Jugend in die erste Liga zu bringen. Und um
da wirklich erfolgreich zu sein, brauchen
wir ein Team, das in der zweiten Liga
richtig gefordert wird.“
Allein, der Volleyball ist kein Wunschkonzert. Wollen die Stuttgarterinnen dem „enormen Leistungsgefälle“ (Zimmermann) in
der Regionalliga aus dem Weg gehen, müssen sie am kommenden Wochenende erst einmal den FTSV Straubing und den TSV
Speyer aus dem Weg räumen. Beide Teams
haben sich in den anderen RegionalligaStaffeln für das Aufstiegsturnier qualifiziert – und sind die große Unbekannte für
die VC-Zweite. „Unsere Gegner kennen wir
gar nicht“, sagt Manager Zimmermann. Daniel Riedl, Trainer der Stuttgarter Zweitvertretung, ergänzt: „Wir werden uns nicht besonders auf die Gegner vorbereiten, sondern
auf uns selbst schauen. Das haben wir auch
in der regulären Saison oft so gemacht – und
sind damit immer gut gefahren.“
Morgen (20 Uhr) treffen die Stuttgarterinnen in der Nordhalle Speyer auf den Gastgeber, am Samstag steht um 19 Uhr dann das
Spiel gegen den FTSV Straubing an. Da
zwei der drei Teams in Liga zwei aufsteigen,
könnten die Stuttgarterinnen bei zwei Siegen schon die Sektkorken knallen lassen.
Sollte eine der beiden Partien verloren gehen, entscheidet der Ausgang des Spiels zwischen Speyer und Straubing (Sonntag, 14
Uhr) über Aufstieg oder Nichtaufstieg.
Die Souveränität, um den Aufstieg zu packen, sollte die VC-Zweitvertretung haben:
In der Punktrunde der Regionalliga Süd haben die Stuttgarterinnen in 18 Spielen nur
13 Sätze abgegeben und wurden ungeschlagen Meister. Außenangreiferin Sabine Perrin ist mit 30 Jahren die Älteste im Team,
viele Spielerinnen sind erst 18 oder 19 Jahre
alt. Dass Jugendspielerinnen schon früh an
die Frauenmannschaften herangeführt werden, ist beim VC nicht ungewöhnlich. „Wir
haben zwei Stützpunktmannschaften in der
Oberliga und in der Bezirksliga, die weder
auf- noch absteigen können“, sagt Jugendkoordinator Karl Kaden. Das OberligaTeam ist identisch mit der U 18, das Bezirksliga-Team entspricht der U 16. Sogar die
U 14 tritt schon im aktiven Bereich an und
spielt in der B-Klasse. Auch bei den JugendWettbewerben ist der VC erfolgreich: Die
U 20, die U 18 und die U 14 sind Süddeutscher Meister, die U 16 holte bei den
Süddeutschen Meisterschaften Platz drei.
Doch spielen in diesen Mannschaften die
Bundesligaspielerinnen von morgen? Tim
Zimmermann sagt es deutlich: „Der Sprung
in die erste Liga ist sehr schwer.“ Eine neue
Kandidatin hat sich aber schon aufgetan:
Weil das Personal auf der Libero-Position
fehlte, durfte Lena Heinrichs, Jahrgang
1995, im März beim Spiel von Smart Allianz
Stuttgart gegen den VCO Berlin ran – und
wurde prompt zur wertvollsten Akteurin
auf dem Feld gekürt. Wenn das kein
Ansporn ist für den Nachwuchs ist.