Inhaltsverzeichnis

Transcription

Inhaltsverzeichnis
Dualseelen.
Abwarten. Tee trinken. Transformieren.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Wie alles begann
Der Crash
Aufwachen
Abwarten und Tee trinken
Transformieren
Literaturhinweise
Vorwort
Liebe Leserin. Lieber Leser.
Ich freue mich, dass wir uns heute hier in meinem Ratgeber über Dualseelen treffen. Als selbst
Betroffene wühlte ich mich in der Vergangenheit durch unzählige Bücher und Foren und es gab
Zeiten, in denen ich mächtig verzweifelt war.
Nun habe ich dieses Minibuch verfasst; es entstand aus der eigenen Erfahrung heraus. Und ich
möchte Sie gleich vorwarnen: Dies ist keine Anleitung, wie Sie Ihre Dualseele in eine Beziehung
locken. Denn darum geht es in der Dualseelenthematik nicht. Es geht ausschließlich darum, endlich in
Beziehung zu sich selbst zu treten. Das ist meine ganz persönliche Auslegung und ich bin damit
bestens gefahren.
Dieses Büchlein ist auch keine wissenschaftliche Abhandlung darüber, wie Dualseelen entstanden
sein können und ob unser begehrtes Gegenüber nun eine Dualseele, eine Zwillingsflamme, ein
Dualbruder oder was auch immer ist.
Ich bin Journalistin von Beruf und darauf getrimmt, alles sehr kurz, deutlich und klar wiederzugeben.
Der Ratgeber ist deshalb bewusst knapp gehalten. Ich möchte mit „Dualseele – Abwarten. Tee
trinken. Transformieren.“ Allen Interessierten für kleines Geld die Möglichkeit geben, die Chance,
die in der Dualseelenbegegnung für einen selbst steckt, zu erkennen und für sich zu verwandeln.
Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Transformationsprozess alles erdenklich Gute!
Beste Grüße. Sandra Silber (www.meine-dualseele.de)
...Und vollendet
ist mein Wirken, wenn dein Wesen,
erdgenesen
mit dem meinen
sich zu einem glockenreinen
Einklang bindet.
Denn da oben,
einverwoben
den Akkorden ew'gen Seins,
sind wir Eins.
Nur mit dir kann ich durchschreiten
Aller Zeiten
Letze Pforte.
Dieses ist's, was ohne Worte
sich im Licht mir offenbarte.
Komm, ich warte!
Ephides
Widmung
Ich widme dieses Büchlein meiner geliebten Dualseele, die mich auf die wunderbare Reise zu mir
selbst schickte. Und ich wünsche meiner Dualseele auch auf ihrer Reise alles erdenklich Gute.
In Liebe.
Rechtlicher Hinweis:
Der Inhalt dieses Ratgebers ist urheberrechtlich geschützt. Abdrucke und Vervielfältigung, auch
auszugsweise, bedürfen einer vorherigen Genehmigung. Nachdruck verboten.
Wie alles begann
Ich werde diesen Novemberdienstag im Jahr 2008 niemals vergessen. Es war der Tag, an dem ich
Manuel zum ersten Mal begegnete. Ich bin Journalistin von Beruf, habe viele Außentermine, und so
verschlug es mich an einem nasskalten Abend in ein badisches Dorf, wo ein großes
Gemeindebauprojekt entstehen sollte und ich musste darüber berichten. Während einer
Gemeinderatssitzung wurde das Vorhaben vorgestellt und Manuel war der Planer. Ich kam ein paar
Augenblicke zu spät und als ich eiligen Schrittes in den Sitzungssaal lief, blickten mich alle an. Auch
Manuel. Ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen, aber mich durchfuhr es heiß und kalt, als ich ihn da
vorne an der Beamerleinwand sah. Ich entschuldigte mich höflich für mein Zuspätkommen. Die
Sitzung wurde fortgesetzt. Ich war noch immer ganz verwirrt, betrachtete den großen, fremden,
attraktiven Mann und rätselte: „Was ist das? Was ist mit mir los?“ Manuel war für meinen
Geschmack außergewöhnlich attraktiv: Breitschultrig, dunkle Augen, eine tiefe, feste Stimme, groß
gewachsen und so ein gewisses „Etwas“, das ich mir nicht erklären konnte. An seinen Händen blitzte
kein Ehering. Ein begehrenswerter Single? Ich musste in mich hineinlächeln und zügelte meine
Gedanken im gleichen Augenblick, denn ich war ja mit Christian liiert, meiner Fernbeziehung aus
Hamburg.
Die Sitzung ging viel zu schnell vorbei, Manuel bekam viel Beifall für seinen Projektvortrag und ich
brauchte für meine journalistische Arbeit unbedingt seine Powerpointpräsentation. Ehe er aus dem
Ratssaal schlüpfen konnte, stand ich auf und drückte ihm zwischen Tür und Angel meine Visitenkarte
in die Hand mit der Bitte, dass er mir die besagte Präsentation bitte mailen solle. Das tat er auch am
nächsten Tag. Mit freundlichen Grüßen. Mehr nicht. Ich unternahm nichts weiter.
Die Wochen vergingen. Immer wieder dachte ich an diesen schönen Unbekannten, aber ich lebte
selbst in einer unkomplizierten Beziehung – was sollte ich schon ändern? Hin und wieder lief ich
Manuel in der Folge dienstlich über den Weg. Es ging immer um das Bauprojekt. Mal musste der Rat
neu darüber entscheiden, dann gab es irgendwann einen Spatenstich, über den ich berichtete, dann
musste ich einen Zwischenstandsbericht über die Bauarbeiten machen. Manuel blieb höflich,
freundlich und unverbindlich. Meine Beziehung zu Christian hatte die weite Distanz doch nicht
überlebt, ich war Single und genoss das Leben. Manuel war jedoch für mich irgendwie unerreichbar.
Ich wusste weder, wo er wohnte. Noch, ob er liiert war. In diversen sozialen Netzwerken fand ich ihn
nicht. Und jemanden anbaggern – das ist nicht mein Stil.
Inzwischen war längst 2009 angebrochen. Ich hatte hin und wieder kleine Briefchen und Kärtchen
geschrieben. Sie waren an Manuel adressiert. Aber ich schickte sie nie weg (wohin auch?), sondern
legte sie in eine kleine, bunte Schachtel. Ich schrieb ihm beispielsweise an Ostern ein paar Grüße.
Oder ich gratulierte ihm zum Geburtstag, obwohl ich nicht mal wusste, wann er Geburtstag hat.
Seltsam – ich gestand einem wildfremden Mann meine Gefühle auf nicht abgesendeten Postkarten.
Ganz schön romantisch… In der Zwischenzeit machte ich wieder ein paar Bekanntschaften, ließ mich
hier und da auf ein nicht ernst gemeintes Techtel-Mechtel ein. Und dann kam das Jahr 2010. Und mit
diesem Jahr kam die große Wende.
Ich war wieder oder immer noch Single und recht vergnügt und ging meiner Arbeit als Pressefrau
nach. Während eines Termins checkte ich aus Langeweile eine alte Mailadresse, die ich schon über
ein halbes Jahr lang nicht mehr nutzte. Eigentlich wollte ich alles blindlings löschen – da stach mir
Manuels Name in die Augen. Er bat – höflich und freundlich – um Übersendung der Pressefotos, die
ich ihm Rahmen seines Bauprojekts gemacht hatte. Für sein Archiv. Versehen mit einem freundlichen
„Danke“.
Mein Herz klopfte so laut, dass ich den Fasnachtsrummel um mich herum gar nicht mehr wahrnahm.
Die Mail hatte er schon Wochen zuvor abgesendet und ich hatte sie nicht registriert…weil ich
inzwischen ja meine Mailadresse gewechselt hatte. Ich schrieb ihm postwendend zurück und
übersendete ihm mit Kusshand alle meine Fotos. Es passierte zwei Tage lang nichts. Dann antwortete
er. Er bedankte sich höflich für mein Bilderwerk. Mit freundlichen Grüßen. Gefolgt von einem „PS: Sie
sind schon was ganz Besonderes!“
WOW! Ich drehte fast am Rad…Das war für mich schon wie eine Liebeserklärung. Ich schrieb flink
was zurück, nämlich ein „Danke, gleichfalls…“
Und dann passierte nichts. Keine Reaktion. Ich rief Tage lang meine Mails im Minutentakt ab. Manuel
blieb stumm.
In meinem Kopf jagte eine Frage die nächste: „Hatte ich etwas Falsches geschrieben?“, „War ich zu
aufdringlich?“, „Ist ihm etwas passiert?“ und noch viel mehr.
Dabei zeigte sich in genau dieser Konstellation das erste von vielen Phänomenen in einer
Dualseelenbegegnung:
Der eine zieht sich immer meist dann zurück, wenn der andere einen Schritt auf ihn zumacht.
Zum damaligen Zeitpunkt wusste ich von Dualseelen noch nichts und wenn mir jemand davon
berichtet hätte, hätte ich ihm den Vogel gezeigt.
Manuel blieb also stumm. Ich war völlig durch den Wind. Und surfte in der Verzweiflung wieder die
sozialen Netzwerke ab, in der Hoffnung, ihn endlich zu finden. Da!! Ich konnte es kaum
fassen…Manuel hatte sich tatsächlich ein Profil bei einem Freundenetzwerk angelegt, und zwar ein
Tag, nachdem ich ihm auf seine letzte Mail geantwortet hatte! Sein melancholischer Blick auf dem
Foto ließ mein Herz laut klopfen – wie sehr ich doch diesen Mann begehrte… Ich schüttelte
gleichzeitig den Kopf, weil ich so etwas noch nie erlebt hatte und ich befürchtete, einer Art Obsession
verfallen zu sein, da ich solch extreme Gefühle für einen mir quasi unbekannten Mann hegte.
Aber auch das gehört zu einer Dualseelenbegegnung:
Man fühlt ein nie dagewesenes Begehren gegenüber einer fast völlig fremden Person.
Ich sendete Manuel eine Freundschaftsanfrage, die er kurz darauf bestätigte. Natürlich
durschnüffelte ich sein Profil – von Freundin oder Frau keine Spur…allerdings gab er überhaupt
keinen Beziehungsstatus an, aber das übersah ich großzügig. Ich schrieb ihm eine Mail, in der ich zum
Ausdruck brachte, dass ich mich freue, dass wir auch in dieser Form nun Kontakt haben können. Er
antwortete prompt – offensichtlich war er gerade im Internet.
So ging das ein paar Tage hin und her und dann fasste ich mir ein Herz und schrieb ihm, dass er mir
seit unserer ersten Begegnung nicht aus dem Kopf ging. Seine Antwort: „Mir geht es genauso!“ Und
er sendete mir die Telefonnummer seines Büros, damit wir telefonieren können. Das taten wir auch
am selben Tag und wir unterhielten uns prächtig, lachten viel und berichteten uns, wie wir immer an
den anderen gedacht hatten. Am nächsten Mittag trafen wir uns – und versanken in den herrlichsten
Kuss, den man sich nur vorstellen konnte…Manuel schmeckte genauso, wie ich es mir immer
vorgestellt hatte.
Auch das ist typisch für Dualseelen: Die körperliche Anziehung ist unbeschreiblich!
Ich schwebte auf Wolke 7 und war mir sicher, am Ziel angekommen zu sein. Doch die Ernüchterung
folgte auf dem Fuße: Am nächsten Morgen fand ich eine Mail im digitalen Postkasten: Manuel
gestand mir, dass er seit sechs Jahren in einer Beziehung lebt. Allerdings spiele er schon längere Zeit
mit Trennungsgedanken; im Prinzip seien er und Bianka eh schon getrennt. Sie würden nur noch aus
praktischen Gründen zusammenwohnen, mehr nicht. Er wolle auf alle Fälle ehrlich zu mir sein und
mir hiermit mitteilen, dass er nicht so frei ist wie er es gerne wäre. Wir trafen uns am gleichen Abend
bei mir zuhause zu einer Aussprache: Manuel schilderte mir in den schillerndsten Farben, wie
schrecklich seine Beziehung sei. Er schiebe die Trennung nur deshalb vor sich her, weil seine Nochquasi-Ex psychisch ein Wrack sei und seine Eltern hätten Bianka so lieb – er wolle ihnen nicht weh
tun. Wir landeten kurz darauf in der Kiste und ich erlebte atemberaubenden Sex mit meinem
Traummann. Manuel ging. Ich blieb allein. Und das Gedankenkarussell drehte sich.
Am nächsten Morgen machte ich per Schluss. Per Mail. Diese Story mit Bianka belastete mich. Ich
wollte nicht das fünfte Rad am Wagen sein.
Manuel rief mich an und erklärte traurig, dass er Verständnis für meine Reaktion habe. Er bedauerte
es, nicht frei zu sein für so eine tolle Frau wie mich. Aber er müsse meine Entscheidung akzeptieren.
Das triggerte mich wiederum an. Ich schmiss meine Konsequenz über den Haufen.
Und ab da begann der typische Nähe-Distanz-Tanz, wie ihn viele Dualseelenpaare aufs Parkett
legen…
Meine Sehnsucht nach ihm war so unbeschreiblich groß, dass ich mich immer und immer wieder auf
ihn einließ, obwohl mit jedem Mal, mit dem er wieder von mir ging, bei mir ein schaler Beigeschmack
der abgelegten Geliebten zurück blieb. Bianka war inzwischen wohl in eine psychiatrische Kur
gekommen, wie mir Manuel kurz darauf erklärte. Sie hatte auch Wind davon bekommen, dass es
mich gibt und ihn zur Rede gestellt. Manuel erklärte mir, er habe die Karten auf den Tisch gelegt und
seine Liebe zu mir gestanden. Bianka würde sich nach der Kur eine Wohnung suchen. Die Kur verging.
Bianka blieb in Manuels Wohnung.
Er verbrachte die Wochenenden bei mir und mir fiel immer öfter auf, dass er ziemlich nach Alkohol
roch, wenn er bei mir eintrudelte. Manuel verleugnete meinen Verdacht, dass er regelmäßig trinkt.
Er berichtete, er habe hier und da auf einer Baustelle im Rahmen eines Richtfests eine Kleinigkeit
getrunken. Bianka finde keine Wohnung, sie würde oft mit ihm streiten und ihm das Leben zur Hölle
machen. Manuel tat mir unendlich leid! Und ich verachtete diese fremde Frau, die ihn so
schikanierte. Alles, was Manuel sagte, klang in meinen Ohren wie Musik. Und ich stellte nichts,
absolut nichts in Frage. Die Beziehung mit ihm kostete mich sehr viel Kraft, aber auch das wollte ich
nicht wahr haben. Im Grunde drehte sich 24 Stunden alles um seine Befindlichkeit. Oft hatten wir
eine tolle Unternehmung ausgemacht. Und genauso oft sagte Manuel den Ausflug dann doch in
letzter Minute ab. Aber er lag schnarchend im Bett. Mein Adonis…
Der Crash
Im Juli 2010 zog Bianka dann doch endlich aus. Ich renovierte mit Manuel die Wohnung und räumte
damit die letzten Überbleibsel der ehemaligen Kontrahentin aus dem Weg. Ich hatte freie Bahn.
Seine Eltern nahmen mich ganz positiv auf, ebenso seine Geschwister. Es sollte nicht lange dauern,
da fragte mich Manuel, ob ich bei ihm einziehen möchte. Klar wollte ich das…!!! Ich malte mir unser
gemeinsames Leben einfach herrlich aus! Jeden Morgen miteinander aufwachen, jeden Abend
miteinander einschlafen. Es war so, als wären wir wie aus einem Holz geschnitten. Ich fühlte ich in
Manuels Gegenwart so wohl wie noch nie im Leben. Er gab mir das Gefühl, die begehrenswerteste
Frau der Welt zu sein.
Im Oktober zog ich mit Sack und Pack zu ihm und ich lebte mich sofort in seinem Wohnort ein. Ich
liebte es, wenn er mich morgens vom Büro aus anrief, um mir einen tollen Tag zu wünschen. Der
Timbre seiner Stimme brachte mich zum Schmelzen. Ich liebte es, seine Wäsche zu waschen und die
gemeinsamen Mahlzeiten vorzubereiten. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein. An meinem
Geburtstag machte mir Manuel einen Heiratsantrag. Und ich sagte „Ja!“ Dass immer wieder das
Telefon klingelte und die Anrufer am anderen Ende auflegten, wenn ich mich meldete, verdrängte
ich.
Zwei Wochen später veranstaltete sein Verein eine Altmetallsammlung, die Manuel organisierte. Er
verließ nach einem romantischen Frühstück das Haus, warf mir noch eine Kusshand zu. Er war schon
vom Hof gefahren, als ich sah, dass er sein Handy vergessen hatte. Nun denn – er würde es schon
merken, dachte ich, und machte mich an die Hausarbeit. Als ich den Staubsauger wieder
abgeschaltet hatte, sah ich, dass das Handy blinkte. Offenbar hatte jemand angerufen. Ich sah im
Vorbeigehen darauf und entdeckte die Mitteilung „Eva hat angerufen“. Eva? Diesen Namen kannte
ich aus keiner seiner Erzählungen. Wer konnte das sein? Wie automatisch drückte ich die Wähltaste
und das Handy baute die Verbindung auf. Es klingelte zwei Mal – dann meldete sich eine rauchige
Frauenstimme: „Hi Süßer, wo bleibst Du denn? Ich warte auf Dich…“ Mein Herz blieb stehen. Ich
legte zitternd auf und stand wie erstarrt im Esszimmer. Da schellte das Handy wieder – Eva versuchte
erneut, Manuel zu erreichen. Mit eiskalten Händen ging ich in den Eingangsordner der
Kurzmitteilungen. Manuel hatte schon länger Kontakt zu Eva und offenbar trafen sich die beiden
nicht nur zum Kaffeepläuschchen…Ich fand auch Meldungen von Bianka, die ganz zärtlich und
liebevoll verfasst waren. Und zwar zu Zeitpunkten, wo eigentlich längst Schluss war – laut Manuel.
Ich konnte überhaupt nicht begreifen, was da vor sich ging. In diesem Moment fuhr Manuel auf den
Hof und stand ein paar Augenblicke später in der Wohnung – mit einem Blumenstrauß: „Für die
tollste Frau der Welt“ rief er lächelnd. Ich hatte sein Handy wieder auf den Tisch gelegt und hielt
mich krampfhaft am Besen fest. Mir war schlecht.
Und ich stellte ihn zur Rede. Manuel stritt alles ab und schrie mich dann an, dass es ein Unding sei,
wenn ich in seinem Handy herumschnüffeln würde. Er habe die Schnauze voll davon, kontrolliert zu
werden, ich sei ja so schlimm wie Bianka, und er verließ wutentbrannt die Wohnung. Das war
morgens um 10 Uhr. Er kam gegen Mitternacht wieder nach Hause. Sturzbetrunken.
Ab diesem Tag griff Manuel ungeniert zur Flasche. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht
betrunken war. Unsere Ausflüge wurden immer weniger. Die Angelegenheit mit Eva wurde nur
halbherzig geklärt: Das sei die Exfrau eines Vereinskameraden, die hatte einen alten Backofen für
Altmetallsammlung. Man sei befreundet, mehr auch nicht. Im Dezember wurde ich schwanger und
der Frauenarzt diagnostizierte eine Zwillingsschwangerschaft. Manuel freute sich wie verrückt. Ich
mich auch. „Jetzt wird alles gut“, dachte ich. Manuel trank weiter und ich drängte auf eine Lösung
unserer Wohnungssituation: Manuel hatte eine Eigentumswohnung mit drei Zimmern, wobei das
eigentliche Kinderzimmer gerade mal 8 oder 9 Quadratmeter groß war und schon von meiner
Tochter aus erster Ehe bewohnt wurde. Es gab da noch einen großen Dachboden, der ausbaubar
war. Manuel schob die Entscheidung vor sich her. Bei einer Routineuntersuchung wenig später
stellte der Frauenarzt fest, dass ein Zwilling nicht mehr lebte. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht,
um das andere Baby zu retten. Doch in der zweiten Nacht wachte ich plötzlich auf und wusste, dass
auch dieses Kind nicht auf die Welt kommen wollte. Manuel weinte am Morgen vor der
Ausschabung. Er schien untröstlich. Inzwischen stand der Heiratstermin fest: Wir wollten uns auf
einem Leuchtturm auf Wangerooge das Jawort geben und ließen unsere Ringe anfertigen mit zwei
Edelsteinen für die Zwillinge.
Obwohl die Heirat im Raum stand, war unsere Beziehung völlig tot. Manuel lag entweder auf dem
Sofa und schlief, oder er war bei irgendwelchen Freunden. Er war oft so betrunken, dass er lallend
und schwankend nach Hause kam. Und je näher der Hochzeitstermin kam, desto unruhiger wurde
ich. Obwohl er mein Traummann war, konnte ich Manuel unter diesen Umständen einfach nicht
heiraten. Gespräche waren keine möglich. Manuel flüchtete oder ich war zickig. Dennoch sagte er
pausenlos, dass er den Tag unserer Eheschließung nicht abwarten könne.
Es war ein schöner Mittwoch im April 2011, acht Wochen vor der Hochzeit, als ich beschloss, den
chaotischen Keller aufzuräumen. Hier stapelten sich Kisten und Kartons, die teilweise noch von
meinem Einzug stammten. Es waren aber auch viele Sachen von Manuel dabei. In einer Schachtel
lagen lose Briefe und Postkarten herum und ich wollte sie in eine andere Box packen, als mir einige
Karten auf den Boden fielen. Sie waren von Bianka. Und ich las, was sie geschrieben hat: Es waren
ältere Briefe und Bianka beschrieb die gleichen Probleme, wie wir sie hatten: Alkohol und keine
Gespräche. Sie schrieb, dass sie Manuel gerne heiraten würde und sie würde auch gerne Kinder
bekommen – aber die Basis müsse stimmen und die sei bei ihren Schwierigkeiten als Paar noch nicht
gegeben. Ich las sehr reflektierte, sensible Zeilen einer niveauvollen Schreiberin – so mein Eindruck.
Manuel hatte mir Bianka als völlig kaputte, aggressive Frau beschrieben. Das, was ich da las, war alles
andere als kaputt und aggressiv.
Ich hatte einen Verdacht und beschloss, Bianka zu kontaktieren. Noch am gleichen Abend schrieb ich
ihr über die Internetseite ihres Arbeitgebers eine Mail mit der Bitte um eine Aussprache.
Nur eine Woche später saß ich bei ihr in der Wohnung. Eine aufgeschlossene, warmherzige Frau saß
mir gegenüber. Sehr attraktiv. Und mein Verdacht hatte sich bestätigt: Zwischen ihr und Manuel war
nie Schluss gewesen. Er hatte ihr nie von mir erzählt. Sie zog aus, weil sie letztendlich über eine
Arbeitskollegin erfahren hatte, dass Manuel ein Verhältnis mit mir hat. Sie hatte Schluss gemacht,
nicht er. Als sie ihn auf mich ansprach, habe er mich noch verleugnet und gesagt, ich sei so eine
hilflose Alleinerziehende, der er ab und an ein wenig helfe.
Ich war erschüttert. Bianka sagte mir, dass sie mir dankbar sei: Ich hätte sie wahrscheinlich vor
weiteren vergeudeten Jahren an der Seite Manuels bewahrt. „Aber bei Euch kann das ja mit der
Liebe nicht so weit her sein“, sagte sie mir und sie berichtete mir, dass Manuel ungeniert auf einer
Vereinsfeier mit einer wesentlich älteren Frau herumgeknutscht hatte. Ich konnte mich an die Feier
erinnern. Ich war gegen 20.30 Uhr gegangen, weil ich mein Kind ins Bett brachte. Manuel war viel
später gekommen. In dieser Nacht waren die Zwillinge entstanden.
Ich ekelte mich in diesem Moment so sehr. Ich fuhr nach Hause und teilte Manuel mit, dass ich ihn
nicht heiraten werde. Vier Wochen später zog ich aus.
Aufwachen…
Wer sich fragt, was das nun alles mit Dualseelen zu tun haben soll, den kann ich beruhigen: All das
musste passieren, damit ich überhaupt verstehen konnte, was es mit dieser Beziehung auf sich hat.
Es war nämlich keinesfalls so, dass ich auszog und glücklich mit meiner Entscheidung war. Ich hatte
gedacht, ich sei froh, im letzten Moment die Kurve bekommen zu haben. Alle anderen Partner hatte
ich immer schnell „abgeschossen“ und ich hatte mich schnell neuen Vergnügungen gewidmet. Aber
dieses Mal war es anders. Total anders. Ich litt wie ein Hund. Obwohl ich mich so gedemütigt und
ungerecht behandelt fühlte, konnte ich Manuel nicht vergessen. Ich brach den Kontakt ab. Ich traf
mich wieder mit ihm. Wir versanken in atemberaubenden Sex. Wir unternahmen tolle Dinge. Und ich
rief ihn am nächsten Tag an, um ihm zu sagen, dass ich ihn nie wieder sehen will. Oder er schrieb mir
eine SMS, dass alles keinen Sinn habe.
Ich konnte mir nicht erklären, was hier vor sich ging. Wir waren wie Feuer und Wasser, taten uns
ohne Unterlass weh, vermissten uns im gleichen Augenblick. Sobald wir einen Level gefunden hatten,
der harmonisch war, zog sich einer von beiden zurück: Mal machte ich wieder Schluss, dann wieder
er. Es herrschte drei Wochen Funkstille, dann schrieb einer dem anderen wieder – um sich eine
verbale Klatsche abzuholen. Es dauerte nicht lange, da hatte Manuel eine neue Freundin. Als ich das
erfuhr, zerriss es mir schier das Herz. Wir waren doch wie aus einem Guss – und doch nicht.
Hin und wieder kreuzten sich unsere Wege und bei einem Mal landeten wir in meinem Auto und
knutschten Stunden lang, obwohl mir Manuel davor vorgeschwärmt hatte, wie toll seine neue
Beziehung sei – aber irgendwas fehle ihm.
Ich schöpfte natürlich wieder Hoffnung. Er hatte inzwischen eine Therapie gemacht, trank nicht
mehr. Die „Andere“, die Neue, die hatte jetzt die Premium-Version von Manuel, während ich damals
nur das Wrack abbekommen hatte. Das nagte ziemlich an mir.
Vier Tage nach unserer Knutscherei im Auto rief mich Manuel an. Er bat darum, mit mir in Kontakt
bleiben zu können, um zu sehen, was passiert. „Vielleicht kommen wir nächste Woche wieder
zusammen, vielleicht aber auch erst in 50 Jahren“, sagte er am Telefon. Da platzte mir der
Kragen…ich schrie, dass er mir mit seiner Weicheierei auf den Keks geht und ich ihn nie wieder hören
oder sehen will. Er sei für mich gestorben. Ich habe aufgelegt. Und ein Jahr lang nichts mehr von ihm
gehört, gesehen oder gelesen.
Ich dachte, dass es gut für mich sei, wenn ich diesen Kontaktabbruch erzwingen würde. „Aus den
Augen, aus dem Sinn“ hoffte ich. Ich zwang mich buchstäblich, nicht an ihn zu denken. Aber ich
träumte jede Nacht von ihm. Wenn ich ein Auto vom gleichen Modell wie Manuels sah, gab es mir
einen Stich ins Herz. Im Radio lief seltsamerweise immer „unser“ Lied. Und ich hatte dienstlich fast
nur noch mit Themen zu tun, mit denen Manuel seine freie Zeit verbrachte. Ich wehrte mich mit
Händen und Füßen gegen ihn – und diese unendliche Liebe, die ich trotz allem und noch immer für
ihn empfand. „Das kann nicht sein!“ schrie ich wütend in den Himmel. So ein Arsch! So ein Idiot! Wie
hatte er mich verletzt, belogen und betrogen. So einem konnte man doch unmöglich
hinterhertrauern…
Ich versuchte, mich auf andere Männer einzulassen. Es ging nicht mehr. Ich saß gelangweilt bei
Kaffee-Dates. Und irgendwann verabredete ich mich gar nicht mehr. Ich begann, viel zu lesen. Und
plötzlich waren da so viele Fragen!
Warum war mir das passiert? Warum lief diese Beziehung, wie sie lief? Ich erinnerte mich immer
wieder an dieses unbeschreibliche Gefühl, das ich hatte, wenn ich mich an Manuels Brust
anschmiegte. Da war mein Zuhause. Von der ersten bis zur letzten Minute. Und obwohl er nicht da
war – hatte ich seinen Geruch in der Nase? Was um alles in der Welt passierte hier? Ich konnte keine
Minute mehr abschalten. Nachts träumte ich von ihm, tagsüber verfolgten mich andere Zeichen:
Seine Initialen auf Autonummernschildern. Sein markanter Nachname auf Firmen-Lastern. Unser Lied
im Radio. Wo ich hinsah war Manuel. Unsichtbar.
Ich ärgerte mich über diese Zeichen und drängte sie weg. Ich wollte endlich zur Ruhe kommen. Aber
es ging nicht. Ich beschloss, meine Wohnung auszumisten. Dieses Ordnen und Klären tat mir
unendlich gut. Und von der Wohnung ging es in den Keller. Auch hier hatten sich viele Altlasten
angesammelt. Kiste um Kiste zog ich heraus, ordnete alles und schmiss vieles weg. An einem
verregneten Sonntag zog es mir allerdings den Boden unter den Füßen weg: Zwischen all den Kisten,
die ich inzwischen bewegt hatte, stand ein Karton, den ich vorher nie bewusst zur Kenntnis
genommen hatte. Ich holte ihn nichtsahnend aus der Ecke, öffnete ihn – er war voll mit persönlichen
Unterlagen von Manuel! Das gab es doch nicht! Sollte ich nie meine Ruhe haben? Ich kramte
aufgewühlt zwischen den Papieren – ich konnte die unmöglich wegwerfen. Es waren
Bausparunterlagen dabei, Versicherungsdokumente.
Was sollte ich tun? Ich haderte eine Woche lang.
In dieser Woche begegneten mir wie von Zauberhand tolle Leute. Plötzlich konnte ich über das, was
mich mit Manuel bewegte, reden. Ich erzählte meiner Mutter, dass ich Manuel einfach nicht
vergessen kann – obwohl ich so vieles versucht hatte. Sie lächelte milde und sagte: „Kindchen, wenn
das so ist, dann solltest Du Dir vielleicht die Frage stellen, was das für eine Bedeutung haben könnte.
Ich vermute mal, Ihr seid Dualseelen.“
Hä? Bitte was? Meine Mutter reichte mir eine Ausgabe einer esoterischen Zeitung, die sie ab und zu
kaufte. Dualseelen – was sollte das sein?
Zwei Tage später traf ich mich mit zwei Freunden, denen ich nie erzählt hatte, wie es mir in Bezug auf
Manuel ging. Meine Freunde lächelten ich an und sagten fast gleichzeitig: „Nun, das klingt schwer
nach einer Dualseelenbeziehung.“
Schon wieder! Hallo???
Ich fing an, im Internet nach diesem Begriff zu suchen und wurde schnell fündig. Was ich da las,
überforderte mich im ersten Moment völlig und ich schaltete den Rechner genervt wieder ab.
Dualseelen. Was für ein esoterischer Quark!
Ein Quark, der mich trotz aller Ratio nicht los ließ. Es war offensichtlich, dass mich mit Manuel mehr
verband als nur eine unglückliche Liebe. Die hätte ich wie meine vorherigen Beziehungen ja schnell
ad acta legen können. Aber das, was ich hier wahrnahm, war wie so eine Art unsichtbares Band. Egal,
was ich tat, egal, wohin ich ging: Manuel war irgendwo immer mit dabei. Und das war 24 Stunden so.
Ich hatte ja keinen Kontakt mehr mit ihm, aber oft wurde ich einfach so von einer tiefen Traurigkeit
eingeholt. Und von Erinnerungen. Sie sprangen mich wie aus dem Nichts einfach an. Ich konnte mir
das überhaupt nicht erklären. Bei meinen Recherchen fand ich die Antworten: Das, was einen da
überrollt, sind oft die Emotionen und Gefühle des anderen. Als Dualseelenpartner ist man
energetisch unsichtbar miteinander verbunden und spürt das, was im anderen vorgeht.
Mann! Das verwirrte mich alles so! Warum so was Kompliziertes? Warum konnte ich Manuel nicht
einfach in den Wind schießen? Ich fing an, eine Liste anzufertigen. In ihr trug ich alles ein, was mich
an ihm nervte. Seine Frauengeschichten. Seine Unzuverlässigkeit. Sein Wankelmut. Seine Angst,
Entscheidungen zu treffen. Seine Unaufrichtigkeit. Aber die Liste half mir nicht. Es ging mir danach
kein Deut besser.
Abwarten und Tee trinken…
Ich recherchierte, was Dualseelen überhaupt sind. Es gibt unterschiedliche Auslegungen.
Manche Fachleute sagen, man habe eine karmische Verbindung aus einem früheren Leben. Andere
sagen, Dualseelen seien zwei Hälften einer Seele. Dualseelen sind also im Prinzip eine Seele, die sich
im Rahmen der Inkarnation gespalten hat. Warum das so ist habe ich bis heute nicht begriffen.
Deshalb ist dieses Büchlein auch kein wissenschaftlicher Ratgeber, sondern eine Anleitung, wie ich
mit dem Phänomen „Dualseele“ konstruktiv umgehe.
Es gibt Fachleute, die ganze Abhandlungen über Dualseelen und ihre Entstehung geschrieben haben.
Im Anhang finden Sie Buchempfehlungen.
Angefüllt mit diesem neuen Wissen schrieb ich Manuel eine Mail. Eigentlich wollte ich ihm nur
mitteilen, dass ich diese Dokumentenkiste bei mir habe und er sie bitte abholen soll. Aber dann
machten sich meine Finger selbstständig und schrieben einen ellenlangen Text: Dass ich ihn nicht
vergessen kann. Dass ich ihn noch immer liebe. Und dass ich ihn vermisse. Ich schickte die Mail ab,
ohne zu überlegen.
Die Antwort kam zwei Stunden später: Ihm gehe es genau wie mir und er wünschte sich ein Treffen.
Bingo! Ich schwebte wieder mal auf Wolke sieben!
Zwei Wochen später trafen wir uns. Manuel freute sich wirklich, mich zu sehen. Er nahm mich fest in
den Arm und küsste meine Stirn. Da war sie wieder, diese unbeschreibliche Vertrautheit. Ich sog
seinen Duft ein. Wie früher. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben.
Manuel blieb fünf Stunden bei mir. Wie hielten Händchen und erzählten, wie es uns so ergangen war.
Er hatte inzwischen ein Haus gekauft, den Motorradführerschein gemacht und sich ein Tattoo
stechen lassen. Ich war sprachlos und bewunderte, was er alles in diesem einen Jahr geschafft hatte.
Ich dagegen kam mir dagegen ganz klein vor. Ich hatte nicht mal eine Beziehung und die drei
Termine, die ich beim Tätowierer vereinbart hatte (auch ich wollte ein Tattoo stechen lassen) hatte
ich immer wieder kurz vorher abgesagt. Aus Angst. Nach vier Stunden fragte ich, wie es denn um
seine Beziehung stehe. Manuel hatte sie mit keinem Satz erwähnt und er antwortete nur zögerlich:
Es sei alles perfekt. Er hätte allen Grund, glücklich zu sein. Aber ich sei eben in seinem Herz und er
denke 24 Stunden an mich.
Super…und jetzt?
Manuel ging. Wir vereinbarten, in Kontakt zu bleiben. Seither ist immer wieder ein paar Wochen lang
Funkstille. Dann meldet sich einer von uns immer beim anderen. Ich nutze die Zeit, warte ab, trinke
Tee und transformiere…
Transformieren
Mich machte dieses Hin und Her anfangs einfach rasend! Wenn man doch Gefühle für den anderen
hegt…wieso kann man dann nicht einfach mit ihm zusammen sein? Wie konnte er nur mit seiner
Freundin zusammen leben, obwohl er in Gedanken bei mir war? Ich selbst lebte inzwischen total
asketisch.
Und ich war voller Wut. Auf mich. Auf Manuel. Auf die ganze Welt. Dieser Dualseelenmist ging mir
total auf den Wecker.
Ich konnte damit irgendwie doch nichts anfangen. Aber ich spürte gleichzeitig, dass sie eine tiefere
Bedeutung in meinem Leben hatte.
Und plötzlich kam das Aha-Erlebnis: Es ist völlig egal, wie eine Dualseele entstanden ist. Ob aus
karmischen Verstrickungen oder weil es einfach so ist…
Ich für mich habe festgestellt, dass Dualseelen dazu da sind, Dir aufzuzeigen, wie es um Dich steht.
Die Dualseele ist Dein 1:1-Spiegel. Im ersten Moment konnte ich überhaupt nicht verstehen, was
damit gemeint ist. Was sollte Manuels Trinkerei mit mir zu tun haben? Ich habe sogar eine
Alkoholunverträglichkeit, kann nicht mal ein Glas Sekt genießen, ohne in Vollrausch zu verfallen.
Jetzt war es aber ganz klar:
Manuel betäubte sich mit Alkohol. Was betäubte ich in mir? Ich griff zwar nicht zu Bier und Wein –
aber ich aß viel Schokolade.
Ich hielt inne. Und spürte tief in mich hinein. Was war es, was ich betäubte und nicht wahr haben
wollte? Langsam, ganz langsam, schwappten Gefühle und Emotionen hoch: Ganz viel Wut. Auf mich
selbst.
Warum Wut auf mich selbst? Ich horchte weiter…Wut, weil ich Dinge tat, die mir nicht gut tun. Ich
übte einen Job aus, der mir seit Jahren nicht gefiel. Aber ich änderte nichts. Und das machte mich
wütend. Und diesen Stress kompensierte ich mit Süßigkeiten. Manuel griff zur Flasche.
In dem Moment, in dem ich das ausgesprochen hatte, löste sich die Wut auf. Ich esse heute nur noch
ganz wenig Schokolade.
Ich begann, Manuel nicht mehr als bösen Täter, der unsere Beziehung mutwillig geschrottet hatte, zu
betrachten, sondern als Spiegel. Ich schaute auf die Liste, die ich über ihn angelegt hatte: Ich ärgerte
mich über seine Unaufrichtigkeit, weil er mich so oft verleugnete und er hatte mich belogen.
Hm. Ich hatte ihn nie verleugnet – im Gegenteil. Ich hatte ihn damals fast schon zu der Beziehung mit
mir überredet.
Aber ich…hatte mich in vielen Dingen selbst verleugnet. Und wieder schwappte das Jobthema hoch:
Ich mochte seit Jahren das, was ich beruflich tat, überhaupt nicht. Aber ich gestand mir nicht zu, das
zu tun, was ich eigentlich tun wollte: Nur noch über das zu schreiben, was mir wichtig ist. Bis dahin
betrieb ich ein kleines Pressebüro und schrieb über 1000 unwichtige Sachen in der Woche. Das, was
meinem Herz wichtig war, blieb auf der Strecke. Seit Jahren träumte ich davon, Bücher zu schreiben.
An meinem Schreibtisch zu sitzen und zu schreiben. Bei meiner Aufräumaktion im Keller waren mir
ungefähr 15 angefangene Manuskripte in die Hand gefallen. Ich hatte nie meine Gedanken zu Ende
gebracht. Meine Welt bestand in Wahrheit aus Schriftstellerei, der ich keinen Platz einräumte.
Und dann kam mein Leben richtig ins Rollen – auch ohne Manuel. Alles, was ich mit ihm erlebt hatte
und noch erlebe, akzeptiere ich voll und ganz als Spiegel meiner selbst.
Er hatte sich mit Alkohol betäubt – ich war diejenige, die tiefe Gefühle betäubte. Ich machte mich auf
den Weg und untersuchte, was es denn für Gefühle waren, die ich nicht leben wollte. Und es kam
Erstaunliches zutage: Ich hatte viele Jahre kein gutes Verhältnis zu meinem Vater, der völlig
unerwartet 2004 verstarb. Es gab nie eine klärende Aussprache. Stattdessen stand viel Wut,
Verletztheit und Gram im Raum. Dem stellte ich mich: Ich fuhr zum ersten Mal seit seinem Tod an
sein Grab – ich war damals nicht mal zu seiner Beerdigung gegangen. Dort stand ich also. Habe Rotz
und Wasser geheult und stellte fest, dass da ganz, ganz viel Trauer in mir wohnte. Die hatte ich
betäubt, weggedrückt, ignoriert. Durch Manuel kam sie endlich ans Tageslicht. Nach diesem
bewegenden Erlebnis fiel eine ordentliche Portion Ballast von mir ab. Und seither schicke ich jeden
Tag meinem Vater gute Gedanken. Es heilt mich.
Aber die Entwicklung ging noch weiter: Ich warf Manuel die Untreue vor. Von Bianka wusste ich, dass
Manuel immer wieder – auch in vorhergehenden Beziehungen – Techtelmechtel mit anderen Frauen
hatte. Das hatte mich unglaublich wütend gemacht und schwer verletzt.
Doch jetzt hielt ich inne: Was bedeutete dieses Fremdgehen in meinem Leben? Nach nur einer
Woche intensiven Fühlens stand für mich fest: Ich hatte mich doch selbst mein Leben lang betrogen,
mir etwas vorgemacht, mich hintergangen und buchstäblich ein Doppelleben geführt. Wieder
tauchte das Jobthema auf: Ich war mir stets nur halb treu geblieben. Zwar hing mein Herz an der
Schreiberei, ich wurde Journalistin, das fühlte sich anfangs auch toll an. Aber irgendwann merkte ich,
dass das nicht die „Liebe“ meines Lebens ist, aber ich blieb trotzdem beim Journalismus und betrog
meine Seele mit jedem meiner Pressetermine. Aber was genau wollte ich wirklich machen? Wo
genau fand ich denn die berufliche Liebe meines Lebens, der ich für immer treu sein wollte? Ein
anstrengender Prozess kam in Gang und ich fand die Lösung leider nicht am nächsten Tag. In mir
liefen so viele übertragene Programme, die teilweise von meinen Eltern stammten, teilweise von
anderen Familienmitgliedern mit geprägt worden waren. So wiederholte ich beispielsweise
unbewusst ein Leidensprogramm meines Vaters: Er war Apotheker geworden, weil seine Eltern
Apotheker waren. Aber sein Herz schlug fürs Schreinern und die Innenarchitektur. Beides konnte er
nur ansatzweise in einem Hobby verbinden; richtig glücklich war er aber nie. Ich vermute, er ist an
gebrochenem Herzen gestorben.
In dem Prozess, den eine Begegnung mit der Dualseele anstößt, geht es immer nur um eines:
Finde zu Dir selbst.
Der andere, die begehrte Dualseele, ist für mein Empfinden immer nur ein Spiegel. Und genau das ist
es, was die Dualseelen so stark miteinander verbindet: Ein Blick in die Augen des Gegenübers sagt Dir
alles über Dich.
So konnte ich die Begegnung mit Manuel nach und nach von einer ganz anderen Warte aus
betrachten. All mein Groll und meine Wut auf ihn wurden kleiner – denn in Wahrheit war ich selbst
wütend auf mich. Wut, weil ich ihm so hinterhergelaufen war, Wut, weil ich alle warnenden
Vorzeichen ignoriert hatte und trotzdem mit ihm zusammenzog. Wut, weil ich ihm vertraut hatte. Ich
war das Opfer – er war der Täter. Damit gab ich natürlich jede Verantwortung an dem, was geschah,
komplett ab.
Und genau das ist eine von vielen Aufgaben der Dualseelen:
Sie führt Dich zurück zu Deiner Verantwortung
für Dein Leben.
Ich hatte bis dahin in der „Wenn-dann“-Komfortzone gelebt. Tagein tagaus verkündete ich: „Wenn
ein Mann eine Frau wirklich liebt, dann würde er sie niemals betrügen.“ Oder „Wenn ein Partner
dies und das macht, dann bin ich glücklich.“ Ich machte mein komplettes Lebensglück immer von
anderen abhängig: Von Chefs, Kollegen, Freunden, Partnern. Und wehe, wenn einer von denen mal
schlecht drauf war…dann zerbrach auch meine heile Welt. Zwar war das in den Beziehungen vor
Manuel auch schon so gewesen, aber erst durch die Begegnung mit Manuel wurde der Schmerz so
tief, dass ich mich auf den Weg machte, zu ergründen, was da eigentlich ablief.
Und so enttarnte ich in kleinen Schritten die Blockaden in meinem Leben, die mir Manuel durch sein
Verhalten aufzeigte:
Er hatte viel gelogen = ich hatte mich selbst belogen
Er flüchtete immer wieder vor Konfrontationen = ich lief vor meinen eigenen Baustellen im Leben
immer wieder weg
Er hinterging mich mit anderen Frauen = ich betrog mich selbst in ganz vielen Bereichen
Ich warf ihm auch vor, dass er mich nur ausgenutzt hatte. Wieder war ich in der bequemen
Opferrolle. Dabei bettelte ich förmlich darum, ausgenutzt zu werden. Ich trug meine Fähigkeiten an,
lief mit meinen Dienstleistungen anderen Menschen buchstäblich hinterher. Ich wurde benutzt,
ausgespuckt und liegen gelassen. Hatte mich irgendjemand dazu gezwungen? Nein – ich wollte es so.
Aus mangelndem Respekt vor mir selbst.
Auch Manuel hatte viel von mir abgegriffen und letztendlich war er nach der Beziehung mit mir wie
Phönix aus der Asche auferstanden, frisch therapiert, mit neuem Elan. Seine neue Freundin hatte ihn
noch nie betrunken und depressiv auf dem Sofa liegend erlebt. Das wurmte mich anfangs ungemein.
Aber auch hier kam ich bald an den Punkt, an dem ich mich fragte: Was hat das mit mir zu tun?
Neben dem Selbstbetrug, den ich mir eingestehen musste, bemerkte ich, dass ich mir auch diese
Situation selbst geschaffen hatte. Denn:
Tief im Innern konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, eine harmonische, gesunde Beziehung zu
führen – denn die Beziehung zu mir selbst war total chaotisch und krankte an allen Ecken und Enden.
Ich tastete mich Schritt zu für Schritt in das Innerste meiner Seele vor. Und traf auf ganz dunkle
Ecken... Man nennt das die Schattenanteile, die in jedem von uns wohnen. Es liest sich vielleicht
unangenehm und negativ, aber sie gehören zu der Natur des Menschen: Hell steht in Polarität zu
dunkel, hoch zu tief, fern zu nach, laut zu leise, dick zu dünn und so weiter.
All diese dunklen Schattenstellen konnte ich durch die Konfrontation mit Manuel entdecken. Ich
wehrte mich mit Händen und Füßen gegen das, was sich da vor mir auftat: Ein Meer an verletzten
Gefühlen, Unsicherheiten, Ängsten, Sorgen und Mustern, die mir noch nie gut taten und die ich noch
nie ernsthaft angeschaut hatte.
Ich war Zeit meines Lebens damit beschäftigt, irgendjemandem die Schuld für das zu geben, was mir
immer wieder geschehen war. Ich hatte stets Dauerstreit mit meiner Mutter gehabt, von der ich mich
nie geliebt fühlte. Aber liebte ich mich denn selbst? War irgendjemand da draußen dafür
verantwortlich, dass ich mich geliebt fühlte?
War es Manuels Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es mir gut ging und ich mich geborgen fühlte, wenn
in mir selbst so ein Chaos herrschte? Im Übrigen musste in ihm ja auch ein Chaos geherrscht haben,
denn nicht umsonst hätten wir uns so anziehend gefunden – das ist das Gesetz der Anziehung.
Irgendwann gab es kein Zurück mehr: Ich beschloss, die Verantwortung für all das zu übernehmen,
was mir geschehen war, gerade geschah und geschehen würde.
Auslöser für diesen Prozess war Manuel. Durch das Studieren diverser Dualseelenliteratur
begegneten mir die Begriffe „Gefühlsklärer“ und „Loslasser“. Was bedeutet das?
Wer – wie in meinem Fall - nach Antworten für die Intensität und Besonderheit der Begegnung
sucht, darf sich ein „ Loslasser“ nennen. Zu beobachten ist, dass der Loslasser am anderen
klammert, sei es gedanklich, real oder durch sein Verhalten. Bei mir war es so, dass ich
ununterbrochen an Manuel denken musste, obwohl ich es ja eigentlich nicht wollte. Die
Lernaufgabe der Loslasser ist es, am Selbstwertgefühl zu arbeiten und zu hinterfragen, warum man
sich so abhängig macht von der anderen Person, warum man ihr so viel Macht gibt über das eigene
Wohlbefinden und warum man so eine Angst hat und sich selbst nicht genügt.
Langfristig ist es das Ziel, trotz der sehr intensiven Gefühle entspannt zu bleiben und den anderen
als einen ganz normalen Menschen zu betrachten und damit loszulassen. Dabei schwingen auch die
Komponenten „ Akzeptieren“ und „Vertrauen in die Liebe mit sich selbst und mit dem anderen“ mit.
Ganz wichtig ist die Eigenverantwortung: Der andere kann immer nur ein Auslöser der eigenen
Gefühle sein, aber niemals die Ursache. Das gilt übrigens für alle Menschen, die uns begegnen.
Nachdem mir das bewusst wurde, konnte ich meine Mutter mit ganz anderen Augen betrachten und
sind heute miteinander versöhnt, was noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen wäre.
Die Begegnung mit der Dualseele zeigt dem Loslasser alle unbearbeiteten Baustellen in seinem Leben
auf und es bedarf Mut und Übung, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich habe fast zwei Jahre
dazu gebraucht, um zu verstehen und auch zu akzeptieren, dass mir Manuel wirklich ein wertvolles
Geschenk gemacht hat: Er gab mir den Schlüssel zu mir selbst.
Alles, was er tat, nicht tat, sagte oder nicht sagte, konnte ich irgendwann als große Chance sehen: Er
zeigte mir unbewusst auf, was ich selbst über mich dachte oder fühlte. Und ich kam einem
unglaublichen Sammelsurium an Glaubensmustern auf die Schliche, die seit Jahrzehnten mein Leben
vergiftet hatten.
Und bis heute bin ich mit meiner Arbeit an mir selbst noch nicht fertig. Hätte mir jemand vor 2, 3
Jahren gesagt, dass jeder Mensch ein Schöpfer ist, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Heute lehne ich
mich entspannt zurück und sage: „Ja, stimmt. Das, was in mir abläuft, auch das Unbewusste, kann
genutzt werden, wenn es hilfreich ist. Es kann aber genauso gut korrigiert werden.“
Aber wenden wir uns doch noch den „Gefühlsklärern“ zu:
Die Loslasser sind für die Gefühlsklärer natürlich eine ebenso große Herausforderung, da auch sie ein
Spiegel sind, der nicht immer unbedingt das Angenehme aufzeigt. Gefühlsklärer weigern sich oft,
denn Sinn einer Dualseelenbegegnung zu erkennen. Sie fürchten sich vor tieferen Begegnungen und
vor der Möglichkeit, sich mit sich selbst auseinander setzen zu müssen. Deshalb melden sie sich oft
nicht mehr oder sie lassen Treffen kurzfristig platzen. Meist flüchten sie sich von einer Beziehung in
die nächste, konsumieren ihre Partner oder Drogen und laufen letztendlich doch nur vor sich davon.
Die große Herausforderung für die Gefühlsklärer liegt darin, die Blockaden zu erkennen und zu
durchbrechen und letztendlich auf das Herz zu hören. Es ist ungemein anstrengend, die wahren
Gefühle und Gedanken wegzudrücken und zu leugnen und letztendlich verleugnet er durch diese
Unehrlichkeit wieder ein Stück von sich selbst. Auch wenn der sich der Gefühlsklärer mit
Bilderbuchromantik und Glück in der neuen Beziehung brüstet: Der Schein trügt meist nur.
Irgendwann dürfen die Gefühlsklärer lernen und verstehen, wo ihr Herz hingehört. Bei einem dauert
es mehrere Leben, beim anderen kommt die Erkenntnis früher.
Nun fragt man sich natürlich, warum das alles so kompliziert ist. „Früher“, vor 20 Jahren, ist man
doch auch einfach einem Menschen begegnet und ging eine Beziehung mit ihm ein, die mal mehr,
mal weniger lang gehalten hat. Ging mir nicht anders.
Heute muss ich allerdings sagen: Es ist eine Art Paradigmenwechsel im Gang. Wir kommen weg vom
kontrollierten Erleben und der Weg führt hin ins gefühlvolle Vertrauen. Ich habe oft das Gefühl, dass
ich nichts mehr so planen kann wie ich es früher tat. Ich kann nichts mehr erzwingen, nichts mehr
manipulieren. Ich habe das Gefühl, dass alles nach einem höheren Plan abläuft, den ich inzwischen
einfach akzeptiere und dem ich mich vertrauensvoll hingebe.
Noch vor einem Jahr hätte ich wieder versucht, Manuel auf Biegen und Brechen zurück zu gewinnen.
Vielleicht wären wir dann wieder zusammengekommen – um uns dann nach wenigen Wochen
wieder enttäuscht voneinander zu lösen.
Diese on-off-Beziehungen sind übrigens sehr typisch für Dualseelen: Sie haben das Gefühl, dass es
ohne den anderen nicht geht, aber mit ihm geht es auch nicht. Warum? Ganz einfach: Der andere
zeigt Dir auf, wie es um Dich bestellt ist. Und da Du ohne Dich selbst nicht sein kannst, gleichzeitig
aber von diesen Schattenseiten (die im Grunde Deine sind) abgeschreckt wirst, entsteht dieses
Wechselbad der Gefühle.
Seit ich die Chance erkannt habe, durch Manuel transformieren zu können, hat sich in meinem Leben
einiges getan:
-
Ich habe erkannt, dass ich beruflich auf dem falschen Dampfer unterwegs war; ich schlug
einen Richtungswechsel ein und gelange täglich mehr in eine unbeschreibliche Zufriedenheit
Ich habe mich meiner Gesundheit gewidmet und entdeckte wahre Selbstheilungskräfte
Mein Freundeskreis hat sich verändert: Die Jammerer und Dauer-Beklager sind
verschwunden. Ich habe nur noch mit erfolgreichen und inspirierenden Menschen zu tun
Ich habe wieder Kontakt zu einer sehr geschätzten, alten Großtante
Ich habe mich von Grund auf mit meiner Mutter ausgesöhnt und erkannt, dass das, was ich
ihr Jahre lang vorwarf, meine eigenen Themen waren
Ich habe meine Ernährung umgestellt und ein enorm positives Körpergefühl entwickelt
Ich habe mit Leichtigkeit abgenommen und kann mein Gewicht spielend halten
Meine Rückenschmerzen sind verschwunden
Ich habe im Alltag kaum noch Stress, weder körperlich, noch seelisch
Ich habe über 200 Zweifel- und Selbstblockadeprogramme in meinem Unterbewusstsein
entdeckt und aufgelöst
Ich genieße täglich neue, interessante Begegnungen mit Menschen
Ich erlebe ein großes Maß an finanzieller und materieller Fülle
Ich habe mich im Herz mit meinem verstorbenen Vater ausgesöhnt und bin auch mit all
meinen unbekannten Vorfahren ins Reine gekommen
Ich fühle mich zutiefst glücklich – einfach so!
Eine neue Beziehung bin ich bis heute noch nicht eingegangen, obwohl es „Anwärter“ gibt. Es ist
nicht so, dass ich auf Manuel warte. Das macht ja auch keinen Sinn, da er zum einen in einer
Beziehung ist und ich nicht weiß, ob und wann sich diese löst.
Nein, für mich hat das Thema „Partnerschaft“ eine ganz neue Wertigkeit bekommen. Bislang war es
für mich so, dass ein Partner mich unterstützen, tragen und ergänzen sollte. Wenn er nicht das getan
hat, was ich brauchte (weil ich im Defizit war), kam ich aus dem Gleichgewicht und zweifelte alles an.
Heute ist es so, dass ich mich frage: „Warum will ich einen Partner?“ Soll er mich bestätigen? Soll er
das Gefühl heilen, dass ich nicht vollständig bin, wenn ich solo bin? Wünsche ich mir eine Kraft, die
ich nicht habe? Glaube ich, nicht „normal“ zu sein, nur weil ich seit geraumer Zeit sehr bewusst
alleine lebe?
„Warum soll ich einen Partner wollen?“ – das ist wirklich eine sehr bewegende Frage. Wer sich traut
und ehrlich zu sich selbst ist, bekommt die Antworten darauf, wenn er tief in sich hineinhört.
Mein Tipp: Nehmen Sie sich mal Zeit und schreiben Sie auf, warum Sie einen Partner beziehungsweise
Ihre Dualseele an Ihrer Seite haben wollen. Jedes Argument hat etwas mit Ihnen persönlich zu tun und
gibt Ihnen Auskunft über sich selbst.
Manchmal kam ein „Weil ich glücklich sein will!“ zurück. Aha. Gegenfrage: Wenn Dich eine
Partnerschaft glücklich machen soll, heißt das im Umkehrschluss, dass Du jetzt nicht glücklich bist.
Dem Gesetz der Anziehung zufolge ziehst Du dann aber jemanden in Dein Leben, der ebenso
unglücklich ist wie Du und sich Glück von einer Beziehung erhofft. Kann das auf Dauer gut gehen? So
richtig gut? Die nächsten 20, 30 Jahre? Wohl kaum.
Ich habe auch schon gehört: „Ich will halt einen Partner, damit ich nicht alleine bin“. OK. Wie kann
man alleine sein, wenn man die Beziehung zu sich selbst entdeckt hat? Angenommen, Du fühlst Dich
jetzt einsam und willst deshalb einen Partner. Du wirst jemanden anziehen, der sich auch allein fühlt.
Zwar seid ihr dann ein Paar und habt jeweils den anderen. Das Gefühl des Alleinseins verdoppelt sich
aber dennoch. Ich orakle jetzt mal und sage: Gratulation zu einer Beziehung, die irgendwann
vielleicht in einer Ehe mündet, in der man sich alsbald entfremdet und in der Einsamkeit im
Miteinander ertrinkt.
Für mich persönlich gibt es nur noch eine Antwort auf die Frage, warum ich mir eine Partnerschaft
wünsche: „Damit ich transformieren kann“. Transformation heißt für mich miteinander zu wachsen
und sich zu verändern und die Chance im anderen zu erkennen. Transformation heißt Bewegung,
und zwar tagtäglich. Und Bewegung schützt bekanntlich vor tödlichem Stillstand, der jede noch so
romantisch angezettelte Beziehung auf Dauer killt.
Der Duden erklärt transformieren übrigens so: Aus dem Lateinischen stammend steht transformieren
für umwandeln, umformen, umgestalten.
Wie passend! Mensch…nutz‘ Deine Dualseele und wandele Dein Leben…
Und was hat das nun alles mit der Dualseele zu tun? Ganz einfach. Ohne meine Dualseele Manuel
wäre ich nie an diesen Punkt gekommen, an dem ich jetzt stehe: Zufrieden und glücklich mit mir und
meinem Leben. Ohne Kicks von außen. Ohne Bestätigung von Hinz und Kunz. Ich habe die Chance
erkannt und mir genau angeschaut, was meine Dualseele mir aufzeigt: All meine Ängste, meine
Selbstzweifel, meine Selbstzerstörungsprogramme, mein Mangeldenken.
Es war ein schmerzhafter Prozess und ein anstrengender Weg, auf dem ich oft stehen blieb und
wütend „Scheiße!!!“ brüllte. Bei Facebook meldete ich mich in zwei Dualseelengruppen an, weil ich
dachte, dass mir das helfen würde, meine Sehnsucht nach Manuel zu besiegen. Aber es half nicht.
Die Sehnsucht, die man nach dem anderen verspürt, ist die Sehnsucht nach sich selbst. Und erst,
wenn man erkennt, dass die Gedanken, die permanent um den anderen kreisen, im Grunde sich
selbst gewidmet sind…erst dann kann das legendäre „Loslassen“ gelingen. Die Wochen, in denen
Manuel sich nicht meldete, waren anfangs die Hölle. Bis ich anfing, mich zu fragen: „Was passiert da
mit mir, dass es mir so schlecht geht, wenn er nicht anruft?“ Die Antwort war schnell klar: Ich fühlte
mich nicht geliebt, weggestoßen, unwichtig, verlassen. Aber es waren meine eigenen Dramen, die da
angetriggert wurden. Erst im Erkennen konnte ich sie heilen und transformieren.
Mir ging es aber auch schlecht, wenn wir tatsächlich miteinander telefonierten und er mir nicht
genau das sagte, was ich eigentlich erhofft hatte: Nämlich dass er sich trennt, um mit mir einen
Neustart zu wagen.
Ich war voller Erwartungen, voller Druck, voller Ängste. Und Manuel spiegelte sie mir.
Und ich nutzte die Chance, ging mit dem Hund raus und fragte mich: „Warum geht es Dir jetzt
schlecht? Er hat angerufen, er war unverbindlich, aber nett. Es ist doch alles gut. Warum geht es Dir
schlecht?“ Wenn ich tief in mich hineinhörte, kamen die Antworten:
Es ging mir schlecht, weil ich mich wertlos fühlte, wenn er nicht alles liegen und stehen ließ, um zu
mir zu eilen. Es ging mir schlecht, weil ich von ihm einen Beweis wollte, dass ich liebenswert bin. Es
ging mir schlecht, weil ich das Gefühl hatte, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden.
Und…und…und…
Manuel hat mir also ununterbrochen und nicht mal bewusst aufgezeigt, wie es in mir drin aussah.
Ich war voller Verlustängste und Selbstzweifel, die ich immer wieder über Beziehungen
kompensieren wollte. Erst durch die Begegnung mit ihm, Manuel, wachte ich buchstäblich auf.
Eine Dualseelenbegegnung ist für mich ein Segen, auch wenn sie mit Schmerz einhergeht. Aber da
wo der Schmerz und die Angst sind, da ist der Weg.
Es geht niemals um die anderen, lieber Leser. Es geht immer um Dich. Es geht niemals um die
Dualseele, wenn Du haderst und ängstlich bist. Es geht immer um Deine Angst, Deine Zweifel.
Es macht auch keinen Sinn, sich Strategiepläne auszudenken, wie man die Dualseele für sich
gewinnen kann. Es gibt nämlich kein Patentrezept. Und es wäre sicherlich auch gänzlich falsch, so
etwas erzwingen zu wollen. Und ja: Die alten Muster holen einen immer wieder ein, bis sie eines
Tages bearbeitet sind. So beobachtete ich, wie ich mich gegen eine Einladung zum Kaffee mit Manuel
innerlich total sträubte. „Es bringt meine Ordnung durcheinander“, wetterte ich. Zudem hat er ja
eine Freundin – ich wollte mich auch deshalb nicht mit ihm treffen, um auch sein Leben nicht aus der
Bahn zu bringen.
Aber dann hielt ich inne und fragte: „Was ist denn der wahre Grund, weshalb Du Dich nicht auf einen
Kaffee verabreden willst? Es ist nur ein Kaffee. Mehr nicht.“ Ich horchte tief in mich hinein und die
Antwort kam: Eigentlich war es die Angst, eventuell damit konfrontiert zu werden, dass Manuel mir
mitteilt, dass er heiraten wird. Was wäre da so schlimm daran? Es kam die innere Antwort: „Das
Gefühl, versagt zu haben, ist unerträglich“. Warum hatte ich denn versagt? „Weil ich damals nicht
erkannt habe, dass er sich ändern und nicht mehr trinken würde.“ Nun, das war ja jetzt fast drei
Jahre her – die Vergangenheit lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen. Man tut in dem Moment, in
dem man etwas tut, immer genau das, was man tun kann. Es gibt in genau dem Moment keine
Alternativen. Die Alternativen kommen meist erst hinterher – aber da ist die Situation ja schon
vorbei.
Also, das Alte bitte, bitte abhaken. Es bringt nichts. Nun stand ich da also mit diesem Gefühl, damals
versagt und nicht erkannt zu haben, dass auch Manuel sich ändern könnte. War es denn so wichtig,
dass er sich ändert? Was bringt es, wenn er sich ändert – und ich nicht? Würden wir dann nicht
wieder eines Tages am gleichen Punkt stehen? Und war es nicht so, dass ich erst durch diesen
Megacrash aufgewacht bin und selbst einige Dinge in Angriff genommen habe? Hätte ich diese
Wandlung vollzogen, wenn wir beieinander geblieben wären? Hätte, wäre, würde… All das ist
vergeudete Energie.
Es zählt nur das Hier und Jetzt und die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Die
Tatsache, dass sich bei mir so viele Ängste nur durch die Kaffee-Einladung zeigten, nutzte ich sofort:
Ich befasste mich mit meinen Ängsten, enttarnte sie – und transformierte sie dadurch. Noch am
gleichen Tag nahm ich die Einladung an. Und wir trafen uns ganz locker und unkompliziert. Von einer
Heirat mit seiner Neuen war nicht die Rede. Und selbst wenn…es ist sein Leben. Und ich habe
meines.
Wie es weiter geht mit Manuel? Keine Ahnung. Und es spielt auch keine Rolle. Ich spüre nur, dass
das, was uns verbindet, noch nicht zu Ende ist. Wir haben alle paar Wochen Kontakt und ich nutze
jedes Gespräch, jede Begegnung, um zu lauschen, welche Botschaft für mich persönlich darin steckt.
Ich habe aufgehört, nach wissenschaftlichen Erklärungen zu suchen und im Außen nach Hilfe zu
wühlen. Ich genieße das Leben in vollen Zügen und ich bin stolz darauf, meine Dualseele gefunden
und kennen gelernt zu haben.
Ich habe das Gefühl, dass ich da angekommen bin, was man bedingungslose Liebe nennt. Ich kann
Manuel da sein lassen, wo er ist. Ohne ihn zu bewerten. Ob er seine neue Freundin heiratet oder
nicht ist ganz allein seine Entscheidung. Ob er damit sich mit der Hochzeit etwas Gutes tut, wenn er
mir gleichzeitig sagt, dass er 24 Stunden an mich denkt, ist auch seine Entscheidung. Ich kann ihn so
sein lassen, wie er ist – und es geht mir dennoch sehr, sehr gut. Und ich liebe ihn von ganzen Herzen.
Er hat sich für eine neue Beziehung mit einer anderen Frau entschieden. Und ich habe mich derzeit
bis auf weiteres für eine Beziehung mit mir selbst entschieden. Das ist die schönste Beziehung, die
ich jemals hatte. Und erst, wenn das Innen stimmt, kann auch das Außen stimmig werden.
Ich danke meiner Dualseele Manuel für diese phantastische Reise zu mir selbst, auf die er mich
geschickt hat. Und ich wünsche auch ihm auf seiner Reise alles erdenklich Gute.
Sanft wie das Winden eines weichen Bandes
Und du und ich seit Ewigkeiten verbunden,
Ich, Bote eines fernen, fremden Landes,
Kann nur mit dir vereint gesunden.
Das Band, das uns verbindet, ist verschlungen,
Du musst allein den Knoten darin lösen,
Und ist das Lösen endlich dir gelungen,
Sind wir genesen.
Ephides
Literaturhinweise:
Das Geheimnis der Dualseelen, Seelengefährten und Seelengeschwister, Sandra Ruzischka,
Bohmeier-Verlag
Dualseelen und die Liebe, Ricarda Sagehorn&Cornelia Mroseck, Books on Demand
Heilkraft der Dualseelen, Zora Gienger, Smaragd-Verlag

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