Bundesliga: Die neue Art Segeln populär zu machen?
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Bundesliga: Die neue Art Segeln populär zu machen?
AKTUELL Bundesliga: Die neue Art Segeln populär zu machen? Im April gründeten 17 Segelvereine in Hamburg die „Deutsche Segel-Bundesliga“. Vorbild sind die Bundesligen in anderen Sportarten. In diesem Jahr sollen 18 Segelvereine um den Bundesliga-Pokal, den Preis für den besten deutschen Segelclub, segeln. Die Regatten der Segelbundesliga werkielboot. J 70, Importeur Mittelmanns Werft, gesegelt. DSV Präsident Bähr macht aus seiner Skepsis zu den Veranstaltungen keinen Hehl. D er Anspruch ist hoch – mit der Segel-Bundesliga soll der deutsche Leistungssegelsport erstmals einen prestigetrachtigen Vereinswettbewerb erhalten. Das zumindest ist die Idee der Initiatoren von der Sportvermarktungsagentur Konzeptwerft. Hinter der stehen als Gesellschafter Arne Dost und Oliver Schwall, die Gründer des Sailing Team Germany, sowie Kathrin Adlkofer, ehemalige Olympiateilnehmerin, und der dreifache olympische Goldmedaillengewinner Jochen Schümann. Als Veranstalter der geplanten Regatten sind die Vereine vorgesehen, die Agentur soll sich mit der Organisation und Vermarktung befassen. 14 bootswirtschaft 3/2013 Bei der „höchsten nationalen Leistungsstufe im Segelsport auf Vereinsebene“, so Oliver Schwall, sollen die „Clubs in der Bundesliga erstmals aktiv als Wettkämpfer in Erscheinung treten“, beschreibt Projektmanager Benjamin Jeuthe von der Konzeptwerft die Idee. Im Premierenjahr kämpfen die Clubs bei fünf Bundesliga-Events an je drei Wettfahrttagen von Juni bis November auf dem Starnberger See, der Lübecker Bucht, der Hamburger Alster, dem Bodensee sowie dem Wannsee um Punkte für die Bundesliga-Tabelle. Viermal wird in Fleet Races gesegelt, einmal – auf der Alster – im Match Race. Die Wettfahrten, die nicht länger als 15 Minuten dauern sollen, sind einfache Up-and-Down Kurse. Gesegelt wird mit einer Crew von drei bis fünf Personen auf Booten vom Typ J 70. Für Planung und Durchführung wird ein Meldegeld von 500 Euro pro Verein verlangt. Dass die Gründungsclubs den Vereinswettbewerb begrüßen, ist nachvollziehbar. So erklärt Prof. Dr. Carl-Peter Bauer, der 1. Vorsitzende des DTYC aus Tutzing am Starnberger See, der das erste Bundesliga-Event veranstaltet: „Beim Deutschen Touring Yacht-Club ist der Regattasport ein wesentlicher Faktor. Mit der Teilnahme an der Bundesliga Foto: Mittelmanns Werft den mit dem amerikanischen Dreiman- wollen wir dem Rechnung tragen.“ Dr. Eckart Diesch, Segel-Olympiasieger von 1976 und Vorsitzender des Württembergischen Yacht-Clubs, ergänzt: „Die Bundesliga ist optimal für die Reprasentation des Vereins durch seine Mitglieder und die Identifikation der Mitglieder mit dem WYC. Ich bin überzeugt, dass das Format Zukunft hat, weil es altersunabhängig und generationsübergreifend ist.“ Jens Kath vom Lübecker Yacht-Club und ehrenamtlicher Geschäftsführer der Travemünder Woche sieht die Bundesliga auch „als Sprungbrett fur die Jugend in den Hochleistungssegelsport“ und Holger Blumenkamp, Leistungssportkoordinator vom Segelklub Bayer-Uerdingen aus Krefeld sieht „die Möglichkeit, Segler aus verschiedenen Bootsklassen auch mit ehemaligen Leistungsseglern des Clubs zusammenzubringen“. Allerdings so neu ist die Idee nicht. Es gibt schon einen Vereinswettbewerb – beim dritten BMW Club Cup, der im Oktober mit Booten der ehemaligen Olympiaklasse Drachen auf dem Gardasee ausgetragen wird, wird Spitzensport auf höchstem Niveau geboten. Qualifiziert sind nur Vereine, deren Steuermänner-/frauen dieses Jahr bei WM, EM oder Weltcups in internationalen oder olymDie Befürworter der pischen Bootsklassen auf dem Segelbundesliga erhofTreppchen standen sowie erstmals fen sich, neben dem auch die Deutschen Meister dieser sportlichen Aspekt auch Klassen. Der Verein Seglerhaus am ein Sprungbrett für die Wannsee (VSaW) aus Berlin ist als Jugend in den HochleiTitelverteidiger gesetzt. stungssegelsport gefunEin Wermutstropfen ist auch die unden zu haben. Die erste geklärte Namensfrage. Ob der BeVeranstaltung fand auf griff Bundesliga überhaupt genutzt dem Bodensee statt. werden darf, muss der Deutsche Olympische Sportbund prüfen. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) wird daher zunächst einmal die erste Saison als Testsaison abwarten. DSV-Präsident Rolf Bähr macht aus seiner Skepsis keinen Hehl: „Der Begriff Bundesliga bedeutet im Sprachgebrauch, dass es einen Unterbau gibt mit Qualifikationen für Auf- und Abstieg. Das fehlt hier. So wird der Begriff Bundesliga verbeult. Im Segelsport mit seinen Klassen und Disziplinen ist der Begriff Bundesliga ohne Klassenbezug ungenau, ja verwirrend.“ Außerdem befürchtet Bähr, dass dem Bemühen des DSV um mehr Sponsoring zur Förderung des talentierten Nachwuchses im olympischen Segeln, der primären Aufgabe im Leistungsbereich, geschadet wird. In diese Kerbe stößt auch Walter Meier-Kothe, Zweiter Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs. Die Kieler haben eine Teilnahme abgelehnt. Er begründet es mit dem Ausbildungskonzept des Clubs, das sowohl auf die Teilnahme an Olympischen Spielen in einer oder zwei Klassen gerichtet ist als auch darauf, Jugendliche an das Seesegeln heranzuführen. „Eine Clubmannschaft mit Aussicht auf Erfolg aufzustellen, ist von uns derzeit nicht zu leisten. Alte Spitzensegler zu animieren, wäre sicherlich eine Möglichkeit, aber wer soll sie finanzieren? Meine Umfrage hat jedenfalls keine Resonanz gezeitigt.“ Für Harald Baum, Vorsitzender des Hamburger Segel-Clubs, steht fest, dass man den Begriff Bundesliga nicht einfach auf das Segeln übertragen kann. „Das Konzept einer Bundesliga ist so nicht auf unseren Segelsport übertragbar: Segeln ist ein Individualsport. Wir segeln nicht als Vereinsteam, sondern gegebenenfalls auch in Konkurrenz zu unseren Vereinskameraden. Die aktuelle strukturelle Organisation des Segelsports halte ich für gut. Hoffentlich ist nicht nur das Gewinnstreben einer einzelnen Firma für eine solche Idee verantwortlich!“ Leinen los! Wir bieten Ihnen individuelle Versicherungen für Ihre Yacht. Wehring & Wolfes GmbH Assekuranzmakler für Yachtversicherungen www.wehring-wolfes.de · [email protected] Johannes-Brahms-Platz 1 · D-20355 Hamburg Telefon +49(0)40-87 97 96 95 · Telefax +49(0)40-87 97 96 91 D A S R I C H T I G E S Y S T E M EPIFANES Farben und Lacke haben sich vielfach unter harten Bedingungen bewährt. 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