Chapter 6 - Tag 2

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Chapter 6 - Tag 2
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Tag 2
10.01.2066 (Sonntag)
Wir waren schon gut zwei Stunden unterwegs, ich hing immer noch meinen Tagträumen nach oder
besser gesagt, einem Mann. Es bereitete mir schon fast körperliche Schmerzen an ihn zu denken. Ihn
in den nächsten Tagen nicht mehr zu sehen.
Hätte mich Nicolas kurz vor dem Abflug gebeten da zu bleiben und meinen Job aufzugeben........ich
war mir nicht sicher, aber zu achtzig Prozent hätte ich ja gesagt. Ich hatte keine Ahnung wie ich damit
umgehen sollte. In der Situation war ich bisher nicht.
Mein Leben war auf dem Kopf gestellt, verheiratet und mein Mann den ich liebte Meilenweit entfernt.
Es war die allgemeine Langeweile am Bord zu verspüren, jedenfalls für mich. Ab und an versuchte ich
zu dösen, wachte aber hin und wieder auf. Nur um festzustellen, das dies die Realität war.
Der Flug verlief erstaunlich ruhig. Vanity und Private Sinclair saßen gedankenverloren auf ihren
Plätzen. Sie sahen traurig aus, und es erforderte keine große Menschenkenntnis um zu wissen bei
wem ihre Gedanken weilten.
Mir ging es damals genauso, als ich das erste Mal zu den Menschen geschickt wurde. Und auch
diesmal waren meine Gedanken lange Zeit wieder bei meiner Familie. Ich vermisste sie.
Um die Zeit zur Saratoga zu überbrücken, nahm ich Vanitys Weihnachtsgeschenk-Buch „Herr der
Ringe Band 1“ und begann weiter darin zu lesen. Der Film hatte mich doch etwas schockiert. Soviel
Gewalt. Ich hatte ihn nicht bis zu Ende gesehen. Ganz im Gegensatz zu Katchiri, die allerdings
meistens nur abfällige Kommentare für die Kämpfer beider Seiten übrig hatte. Krieger ....
Jetzt wollte ich wissen ob das Buch auch so brutal war, oder ob die Menschen nur den Film so
ausgeschmückt hatten.
In meinem Sitz zusammengekugelt hatte ich damit angefangen meine Aufzeichnungen zu
vervollständigen. Wie gern hätte ich jetzt das Buch von Shaki’Mar gelesen, aber offiziell hatte ich es ja
noch gar nicht. Zu gern,… ob sie es irgendwo dabei hatte? Ich linste zu Shaki’Mar – sie las in einem
Buch. Neben ihr saß Katchiri, um einiges unruhiger. Ruhig sitzen war echt nicht ihr Fall.
Hm, ok, wollte erstmal Shaki’Mars Quartier aufheizen… irgendwie sollte das möglich sein. Dann wollte
ich meine Rüstung zusammenpacken. Den Helm reparieren.
Ok, das war wohl eher privat.
Hm , Shaki’Mar’s Quartier… der Techraum, ich musste ihn dringend mal wieder auf Vordermann
bringen. Dann natürlich die Sicherheit. Es mussten mal sämtliche Leute… ach nein, es ging ja um die
Dogtaps… Ach verdammt, was hatten eigentlich alles für Leute so einen Dogtap…. Diese
Wissenschaftlerin, diese gräusliche, Vearen 1 …. Toll Aerotech und die Silikanten.
Nette Gesellschaft.
Ich musste mir mal ein effektiveres Sicherheitssystem ausdenken.
Also hier das hier war…
Grummelnd, vor mich hin murmelnd und eifrig in meinem Buch herum schreibend, legte ich mich quer
über einen der Sitze.
Hm…. Mit verzogenen Gesicht setzte ich mich anders hin. Das war unbequem.
So aber auch nicht.
Nach einigem herumturnen hockte ich mich schließlich auf den Boden.
Das Buch WAR so brutal wie der Film!
Ob Louisa Valencia Milardo mein Geschenk erhalten hatte? Eher erhalten würde, schließlich hatte ich
es erst gestern abgegeben. Abgeben lassen. Es enthielt einen Antwortbrief und eine kleine
Kristallkugel. Wenn man sie schüttelte tauchten Bilder für Kinder auf. Ein Regenbogen, Babytiere von
unserem Planeten, hübsche Pflanzen. Ob es ihr wohl gefiel?
Bis jetzt gestaltete sich der Rückflug sehr ruhig. Shaki’Mar las in einem der Bücher, die sie von
Ehemals- Amarok bekommen hatte.
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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JayLo schrieb irgendwas, wobei sie wie Gul’JaHrk1 auf ihrem Sitz herumkrabbelte und turnte.
Mein Schätzchen und Ehemals Amarok saßen ruhig, wie Gedanken verloren auf ihren Plätzen.
Ich überlegte an meine Waffen.
Eigentlich noch alle da?
Im Sitz eingerollt und den Kopf an die Wand gelehnt spielte ich versonnen mit meinem Ring. Eine
Stunde war ich bereits von Alex entfernt.
Mittlerweile war es mir unter der Jacke natürlich zu heiß geworden und hatte sie auf den Nebensitz
geworfen.
Am liebsten hätte ich mich irgendwo vor den Blicken der anderen verkrochen. Ich wollte nicht, dass sie
meinen Schmerz sahen und somit meine Verletzlichkeit.
Am allerwenigsten dieser Chig-Krieger.
Gegen meinen Willen tauchte wiederholt vor meinem inneren Auge Alex Gesicht auf. Seine
wunderschönen Augen, seine Lippen, wie er seine Stirn in Falten legte, wenn er nach dachte, sein
Lächeln und hörte seine Stimme.
Meinte plötzlich seine Finger sanft über meine Wange streichelnd zu spüren...
Shit.
Ich angelte nach meiner Jacke und zog sie mir über den Kopf.
Brauchte ja niemand zu sehen, dass ich wieder heulte.
????
Verwundert sah ich zu Private Sinclair.
Verwirrt sah ich mich um.
Was schniefte denn hier?? Mein Blick glitt zu Sinclair, die zusammengerollt auf ihrem Sitz saß und
leise vor sich hinweinte.
Ahje,…
Mitleidig sah ich sie an. Ihr Herz war noch auf der Erde – und es würde von dort auch nicht los
kommen. Die nächsten Wochen würden hart werden.
Ich sah hinüber zu Vanity. Sie saß ebenfalls still und in sich gekehrt auf ihrem Sitz.
Ein weiteres Herz…
Mein Blick ging nun auch zu Shaki’Mar.
Sie las in einem Buch… oder besser gesagt, sie hatte bis gerade eben gelesen. Den Sinclairs letzter
Schluchzer hatte auch sie aufmerksam werden lassen.
*seufz*
Aber nichtsdestotrotz - eines, dass allerdings weniger auf der Erde weilte denn auf Nal’Shadan. Sie
hatte allerdings ihren Trennungsschmerz schon wieder gut verpackt.
Katchiri…. Öhm, nein. Die sah eigentlich recht motiviert aus. Sie nestelte an irgendwas herumwahrscheinlich zählte sie Waffen.
5…6… alle an ihrem Platz. Meinen Bogen spürte ich im Rücken, den Chopper ebenfalls. Das Gewehr
lag in einem der Spinde zu meiner Rechten.
Sehr schön.
Ich lehnte mich zurück, wobei mir auffiel, dass Shaki’Mar gar nicht mehr am lesen war, sondern
irgendwohin starte.
Verwirrt folgte ich dem Blick.
Das kleine Ärgernis??
Ich sah sie mir genauer an. Ziemlich verquollen, hatte sie ein Problem? JayLo sah auch so besorgt
aus.
Himmel, bis zur Saratoga war ich ausgetrocknet und sah aus wie ne ausgedörrte Pflaume...
Ablenkung.
Wie wäre es zur Abwechslung mal mit ein bisschen Angst?
Ich schielte unter der Jacke kurz zu dem Chig-Krieger hinüber. [sie sah zu mir herüber? Ich ließ mir
nichts anmerken. ]
Ein Tritt sollte doch genügen – oder?
O ja, dann hätte ich in NullKommanixAdrenalinpuraufEwig.
Ja und den bohrenden Schmerz wäre ich los.
1
Gul’JaHrk (eine kleine affenartige Rasse mit 4 Armen struppigen, meist dunkelgrauem Fell
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Himmel, ich war nahe dran Unsinn anzustellen.
Obwohl...
Ich besah mir die Rüstung und mir fiel zum ersten Mal auf, dass sie etwas anders aussah, als die des
Botschafters.
Das Rot war dunkles Purpur – ziemlich duster.
Zudem fehlten ihr so alle Abzeichen, die der Botschafter auf seiner trug.
Es juckte mir in den Fingern, sie einmal anfassen zu können.
Diese vielen Teile und Ecken und Kanten und seltsamen Schläuche.
Was war das wohl für Metall?
Fühlte es sich kalt oder warm an?
Bestand sie überhaupt aus Metall?
Ich dachte wieder an die Worte des Botschafters:
<„Private Sinclair, fassen Sie nie einen Krieger ohne seine Erlaubnis an. In unserer Gesellschaft
verstoßen Sie damit, vorsichtig ausgedrückt, gegen die guten Sitten und zeigen damit das Sie
keinerlei Erziehung genossen haben und keinen Respekt verdienen.“>
Auf seine Erlaubnis konnte ich vermutlich eine Ewigkeit warten.
Irgendwie musste ich ihn austricksen können – ohne das er mir das Genick brach.
*grübel*
*Seufz – kurz und schmerzlos: tot...*
*grübel*
*Ach herrje – toter als tot...*
*grübel*
*grins*
Yo – so könnte ich es riskieren...
Schon halb aus dem Sitz, ließ ich mich wieder zurück sinken.
Nicht der richtige Zeitpunkt.
Es war besser zu warten, bis wir auf der Saratoga waren.
*Seufz*
War ihr langweilig oder war das ein Versuch der Kontaktaufnahme?
Sie ist neugierig, unglaublich neugierig.
Was?? Neugierig beobachtete ich die Menschenfrau? Was hatte sie vorher?? Ihr Verhalten kam mir
von JayLo bekannt vor, vor allem, wenn sie etwas entdeckt hatte, dass sie unbedingt erkunden wollte.
Ich erinnerte mich wieder an die Szene im Wohnhaus.
*grumpf*
Kleiner Stinkhaufen… ich neigte den Kopf leicht zur Seite und beobachtete den Menschen weiter.
Sinclair hatte etwas vor. Sie starrte die ganze Zeit Katchiri an und das besorgte mich. Wenn sie wieder
vorhatte, sich ihre Rüstung aus der Nähe anzusehen, wie vor ein paar Tagen im Wohnhaus. Hier im
Shuttle würde es schwierig werden, Katchiri und sie soweit voneinander zu trennen und anderweitig
zu beschäftigen, so dass
a) Sinclair die Interesse an der Rüstung verlieren könnte
b) Katchiri ihr nicht mehr den Hals umdrehen konnte (wollen – das würde man in keinem Fall
mehr verhindern können – dafür hatte Sinclair leider vor ein paar Tagen gesorgt)
Aber ich konnte Sinclair durchaus verstehen. Diese Dinger waren ja wirklich wahnsinnig interessant!
Ich erinnerte mich an meine Rüstung im Spind. Die hatte ich schließlich auch Stück für Stück
auseinander genommen.
Was fing ich jetzt bloß mit der Zeit an?
Nur nicht an Alex denken...
Plötzlich hellte sich meine Miene auf: Schokolade!
Mein halber Rucksack war voll.
Glückshormone...
Schnell glitt ich vom Sitz und verschwand nach hinten in den Ladebereich.
Shit, wo war mein Rucksack?
O ja, dort...
Wenig später hockte ich vor dem Rucksack und wühlte darin herum.
Komisch...was war denn das? Da blitzte etwas graues und ich hatte keine grauen Klamotten.
Vorsichtig zog ich es heraus.
Alex – sein Shirt...
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Mir wurde ganz schwindlig und vergrub mein Gesicht in dem Stoff.
Es roch nach ihm...
Ich musste mich hinsetzen und fühlte wieder Tränen aufsteigen.
Gott, ich hasste mich dafür...
Was war denn da drin?
Neugierig wickelte ich das Shirt auf und einige Fotos fielen heraus.
Sie aufsammelnd sah ich sie mir an.
O verdammt waren die sexy...
Zwei zeigten ihn fast nackt – nur die wichtigste Stelle war verdeckt.
Zärtlich strich ich über die Bilder – er war so schön...
Die anderen zeigten ihn in Jeans und nacktem Oberkörper – o er wusste genau, was mir gefiel – und
mit dem grauen Shirt.
Verliebt steckte ich sie in meine Brusttasche und suchte im Rucksack nach der Schokolade – natürlich
ganz unten...
Dabei fiel mir ein Brief und eine CD in die Hände.
Ich sah auf den Brief und schluckte.
Behutsam faltete ich ihn auseinander und fing zu lesen an...
Gott war der schön... schluck... so liebevoll... schnief.... und so wunderschön geschrieben... heul... ich
liebe dich auch...
Einige Minuten später hatte ich mich soweit wieder beruhigt, dass ich den Liebesbrief zu den Fotos
steckte und den Rucksack wieder an seinen Platz verstaute. Die CD konnte ich nicht hören, da ich
meinen Diskplayer auf der Saratoga hatte und ließ sie im Rucksack.
Das Shirt unter meine Klamotten gesteckt ging ich wieder nach vorn.
Hm…. Grundlegend verheult kehrte Sinclair zurück. Kopfschüttelnd schrieb ich den Satz zu Ende, an
dem ich gerade am schreiben war und schloss mein Buch um es dann in meine Hosentasche zu
packen.
Ich legte das Buch beiseite und setzte mich neben den Private.
Menschen….
Ach nein, Shaki’Mar… das hatte wieder ihren Mutterkomplex aktiviert. Ich gab ein wissendes, aber
nichtsdestotrotz leicht angesäuertes Grummeln von mir, hielt Shaki’Mar aber nicht auf.
Als ob ich das überhaupt gekonnt hätte.
Fasziniert hatte ich den Botschafter dabei beobachtet, als sie aufstand.
Was legte sie denn beiseite?
Ein Buch...
Das hatte ich gar nicht bemerkt.
Kein Wunder, es verschwand ja förmlich in den riesigen Händen.
Wie konnte sie denn bloß Seite für Seite umblättern???
Sie kann unsere Sprache lesen...
Erstaunlich.
Und die Rüstung sah so sperrig aus, aber sie schien sie gar nicht wahrzunehmen.
Das Material musste leicht sein und sehr beweglich.
Ja und sie kommt auf dich zu...
Unbehaglich rutschte ich auf meinem Sitz hin und her.
...und setzt sich neben dich.
Hatte ich wieder gegen ihre Bräuche verstoßen?
*grübel*
War heulen verboten?
„Sie vermissen ihn.“
Perplex sah ich sie an.
„Wen?"
„Ihren ... Freund Alexander Matthews.“
Gelinde gesagt fiel mir die Kinnlade runter.
„Woher... ich meine... woher wissen Sie von ihm?", mit großen Augen sah ich sie an.
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*grins*
„Mit fiel vorgestern sein Geruch an Ihnen auf.“
[Der Gestank hing an ihr. Jetzt wusste ich zumindest, woher ich ihn kannte]
Himmel! Sie roch Alex... Wie ein Hund?? Mit offenem Mund starrte ich sie an.
*hihi*
Ich grinste Shaki’Mar kopfschüttelnd an, setzte mich hinter Sinclair und nahm sie erst mal in den Arm.
Hatte ich was falsches gesagt?
JayLos Geste berührte mich und dankbar griff ich nach ihrer Hand und drückte sie kurz.
Shaki’Mar sah mich unschuldig an.
„Wir riechen normalerweise nicht, dass jemand einen Freund hat, Shaki’Mar. Es sei denn, der andere
hat’n starkes Aftershave oder Parfüm, aber dann weiß man auch nur, das man wohl gekuschelt hat.
Aber macht ja nichts. Ist ja schließlich nichts verwerfliches nach Mann zu riechen. Vor allem wenn
man den dann auch noch mag.“
„Wir haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn Jaylo und bei uns riecht man nur dann nach
seinem Partner wenn man eine Beziehung hat. Es ist ein anderer Geruch als wenn Du z.B. mit
Deinem Trainer kämpfst.“ *grins*
„Sie... Sie riechen, dass ich Sex hatte?", entsetzt sah ich sie an. „Gott, wie peinlich...! Wie
oberpeinlich!" Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken...
*grins breit*
*grins* Ok, jetzt wusste ich Jaylos Kopfschütteln zu deuten.
„Ich weiß nicht ob Sie Sex hatten Private Sinclair, sie riechen einfach nur nach Lt. Matthews, genauso
wie Jaylo nach Kaffeeautomat riecht. Abgesehen davon gibt es nichts was Ihnen peinlich sein
müsste.“
„BITTE? Ich rieche nach Kaffeeautomat???“
„Sie glauben gar nicht, wie sehr mich das beruhigt", seufzte ich erleichtert, „nein wirklich nicht. Ja und
Sie haben Recht, ich vermisse ihn. Es tut ganz schön weh, verstehen Sie – hier", ich deutete auf
meine Herzgegend.
„Ja, ich verstehe sie nur zu gut Private Sinclair.“
„Sie haben ebenfalls jemanden zurück lassen müssen?", aufmerksam betrachtete ich sie. Bisher hatte
ich es vermieden ihr so direkt ins Gesicht zu sehen – um nicht zu neugierig und aufdringlich zu
erscheinen. Sie sah seltsam, fremd und doch wieder nicht fremd aus. Ihre amphibischen Merkmale
waren mir vertraut und manches in ihren Zügen sah wie gemalt aus – so die geschwungene Linie ihrer
Nase<?>. Ich fand das schön. Das völlige Schwarz der Augen irritierte mich hingegen etwas und die
Mimik war nicht besonders ausgeprägt. Es fiel mir etwas schwer ihre Gefühle in ihnen zu lesen.
Aber ihre Augen hatten Seele. Das gefiel mir.
„Meinen Ehemann und meine Kinder.“
„Wie schaffen Sie es nur, solange von Ihrer Familie getrennt zu sein? Von ihren Kindern?", ich konnte
es nicht erklären, aber ich fühlte mich ihr auf einmal.... näher. Ich wandte den Blick ab, um mich nicht
zu verraten.
„Weil ich weiß dass das was wir hier tun, Sicherheit und Frieden für sie bedeutet. Das sie ohne Angst
leben können. Das macht den Trennungsschmerz etwas erträglicher.“
„Ich wünschte, ich hätte dieselbe Weisheit. Im Moment fühle ich einfach nur den Schmerz", ich
schluckte.
Themenwechsel...
Sanft drückte ich ihre Hand.
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„Umso größer wird Ihre Freude sein, wenn Sie ihn wieder sehen.“
„Ja, das wird sie", lächelte ich sie an. Ihre Geste überraschte mich, sie war mitfühlend. Unerwartet,
aber gar nicht unangenehm.
„Botschafter, haben Sie in der Zwischenzeit heraus finden können, zu wem die Zeichen gehören?"
„Nur von einem der beiden Zeichen. Es gehört General PeP’Sy. Meinem persönlichen Todfeind, wenn
Sie so wollen.“
„Ihr Todfeind? Warum will er Sie tot sehen?"
„Weil ich kein reiner Krieger bin und außerdem seine Pläne durchkreuzt habe.“
Weil sie kein reiner Krieger war? Wie kann man jemanden dafür tot sehen wollen?
„Das bedeutet Sie kennen ihn sehr gut. Das ist unser Vorteil. Botschafter, wir sollten nicht tatenlos
warten, bis er wieder handelt und hoffen, dass er fehlschlägt. Er hat einen Fehler begangen und gibt
uns die Möglichkeit, sich an seine Fersen zu heften und mit Glück ihm zuvor zu kommen. Sehen Sie
das genauso?"
„Nein.“
„Nein? Ich halte es für einen Fehler Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen und dabei unwissend zu
sein. Angenommen Sie wären er. Wo würden Sie sich verbergen? Und wo würden Sie Verbündete
finden? Er war nicht alleine. Und wie loyal wären die Verbündeten Ihnen gegenüber? Gäbe es da eine
Schwachstelle, die wir nutzen könnten?"
„Ich bin nicht er und ich möchte es mir auch nicht vorstellen Private Sinclair! Was seine Verbündeten
betrifft so können Sie davon ausgehen das sie ihr Leben für ihn geben würden.“
Ich hatte mitbekommen, das Shaki’Mar’s Stimme langsam umschlug, Sinclair war drauf und dran auch
noch den Chig gegen sich auf zu bringen. Wessen Idee war es diese Frau zu uns
abzukommandieren? Als wenn wir nicht schon genug Probleme am Hals hatten.
Ops…. Ich drückte Leya etwas und schüttelte den Kopf. Sie hatte wirklich ein Talent unliebsame
Fragen zu stellen.
Das ist schlecht. Verdammt schlecht. Das spricht für jemanden, der es versteht, andere für seine
Ansichten zu gewinnen. Jemand mit Persönlichkeit. Mist. Das macht ihn besonders gefährlich. Ja und
er sieht Shaki'Mar als persönlichen Todfeind...
„Natürlich sind Sie nicht er. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch", meinte ich hastig, „bei besonders
gefährlichen Verbrechern, die schnell und effektiv gefasst werden müssen, ist es von Vorteil, sich in
die Psyche hineinzuversetzen. So können z. B. weitere Gewalttaten verhindert werden und sie können
gefunden werden. Bei uns gibt es dafür ausgebildete Profiler. Sie sind unter uns die einzige, die, äh,
Pepsi gut genug kennt, um abschätzen zu können, was er als nächstes tun könnte."
*seufz* Dieser Mensch war anstrengend.
„Ich will mich ganz sicher nicht in seine kranke Psyche hineinversetzen und ich bin nicht mal
ansatzweise dazu fähig mir vorzustellen was er als nächstes vor hat, Private Sinclair. Stellen Sie sich
vor sie wissen das er Krieg mit den Menschen will und alles dafür tut. Sie wissen es und sie wollen es
verhindern. Sie werden aktiv. Er ist wesentlich skrupelloser als Sie dachten. Er entführt Ihre Familie,
Ihre Kinder und will das Sie sich öffentlich und ohne Gegenwehr von ihm töten lassen. Ich kann mich
nicht in ihn hineinversetzen Private Sinclair. Allein die Vorstellung erfüllt mich mit Abscheu.“
„Es tut mir leid, aufrichtig leid, dass er Ihnen gegenüber so grausam war, Botschafter. Ihre Worte
sagen deutlich, wie sehr er sich auf eine Sache oder jemanden fixiert. Sie dürfen sich von ihm nicht in
diese passive Rolle drängen lassen und so für ihn angreifbar sein. Ich verstehe nicht, wie Sie es
zulassen können, dass er so über Ihr Leben bestimmt und das Ihrer Familie. Wollen Sie das wirklich?
Ihre einzige Möglichkeit sich vor ihm zu schützen – ihm zuvor zu kommen und auszuschalten."
Aufmerksam sah ich sie an.
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„Haben Sie nicht eben gesagt wie sehr es Ihnen wehtut von Lt. Matthews getrennt zu sein? Was
denken Sie wie groß der Schmerz erst wäre, wenn Sie seinen Tod verschuldet hätten?“
Ich sah auf meine Hände und dachte über ihre Worte nach.
„Das vermag ich mir kaum vorzustellen. Ich kann nicht ohne ihn Leben. Er ist mein Leben. Mein
Schmerz wäre unvorstellbar und ein Teil von mir würde mit ihm sterben. Wäre ich an Ihrer Stelle
würde ich alles tun um Lt. Matthews zu schützen. Ich könnte niemals zulassen, dass er ein Leben in
Angst führen muss. Mit einer ständigen Bedrohung im Nacken, jedem mit Misstrauen zu begegnen,
sich zu fragen, ob das Essen nicht vergiftet ist, keine Bombe im Haus versteckt ist oder die Kinder in
der Schule auch wirklich sicher sind oder mich Wiedersehen wird. Wie könnte ich das jemals
verlangen oder erwarten? Tagtäglich? Wie könnte ich das, ohne etwas dagegen zu unternehmen? Sie
bezeichnen Pepsi selbst mit kranker Psyche. Das macht ihn unberechenbar und ausgesprochen
gefährlich. Es ist fatal ihm gegenüber unwissend und untätig zu sein."
Ich schaute zu Shaki’Mar, dann zu Sinclair. Ok, größere diplomatische Diskussion im Anmarsch…
Wobei… wüßt ich’s nicht besser… dann hätt ich gesagt, Shaki’Mar ist angesäuert.
Oh ihr Götter! Dieser Mensch war wirklich schwer von Begriff.
„Sie sind wie ein Baby-Raubtier das glaubt Witterung von möglicher Beute aufgenommen zu haben
und ihr wild hinterher jagt und darüber seine Umgebung vergisst. Ich will mal versuchen es Ihnen
einfacher zu erklären. Wir haben mehrere Gruppierungen gegen uns um die wir uns kümmern
müssen. Jetzt hinter jemandem wie PeP’Sy herzujagen und darüber die anderen zu vernachlässigen
und zugleich PeP’Sys Interesse wieder auf meine Familie zu lenken wäre fatal. Wir können nicht an
mehreren Orten gleichzeitig kämpfen und ich kann nicht effektiv arbeiten, wenn ich mir Sorgen um
meine Familie machen muss. Ich habe PeP’Sy einmal unterschätzt und meine Familie dabei in Gefahr
gebracht, das wird mir nicht noch einmal passieren. Ihn jetzt zu jagen ohne auf eine Konfrontation
wirklich vorbereitet zu sein – und damit meine ich nicht das Sammeln und Auswerten von
Informationen, wäre ziemlich dumm. Außerdem habe ich nicht gesagt das ich untätig bin, ich will mich
nur nicht in die Psyche einer bösartigen Person hineinversetzen um seine Gedanken erahnen. Um
das tun zu können müsste ich mich nämlich genauso bösartig wie er verhalten können, und das kann
ich nicht Private Sinclair. Was das betrifft bin ich Ihnen keine Hilfe. PeP’Sy wird gestellt werden, wenn
die Zeit dafür gekommen ist. Unsere Gruppe ist im Moment nicht unbedingt besonders schlagkräftig,
und mit einem unbedachten Heißsporn wie Sie einer sind, wird unsere Aufgabe nicht einfacher, denn
wir müssen auch noch darauf achten nicht in zusätzliche Schwierigkeiten durch Sie zu geraten.
Denken Sie nur mal an die vielen Aktionen die Sie auf der Base veranstaltet haben. <sie sah mich
überrascht an> Oh ja, ich habe Ihre Akte gelesen Private. Die Berichte über Ihr Verhalten im
Flugsimulator sprechen eine deutliche Sprache. Und denken Sie an Ihre Aktion meinem Leibwächter
gegenüber. Sie sind unbedacht, handeln ohne vorher über die möglichen Konsequenzen Ihres
Handelns nachzudenken. Wir jagen hochgefährliche Terroristen, da ist unbedachtes Handeln fehl am
Platz. Im Moment sind Sie ein Sicherheitsrisiko für unsere Einheit, aber ich hoffe das Sie sich einfügen
und lernen werden. Wenn ich allerdings den Eindruck bekomme das Sie unserer Mission hinderlich
sind, werde ich Ihre Versetzung veranlassen Private Sinclair.“
Wops.
Das hatte gesessen.
Ich glaube, ich hatte Shaki’Mar noch nie solang an einem Stück reden hören und erstaunt ließ ich
erstmal Sinclair los.
Genau! Genau so und nicht anders! Das hab ich doch schon die ganze Zeit erzählt!
Katchiri schien sich anders hinzusetzten.
Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie Shaki’Mars kleinen Ausbruch gerade genoss?
Noch jemand der ihr die Meinung gesagt hat, hoffentlich merkt sie langsam das sie dazu lernen muss,
denn wenn Shaki’Mar so reagiert und die hat weis Gott eine Engelsgeduld. Aber ich hatte da meine
Zweifel.
Ihre Mimik sprach Bände. *seufz*
Hoffentlich würde sie etwas Einsicht zeigen.
Stumm sah ich sie an.
In mir tobte ein Wechselbad der Gefühle: Wut, verletzter Stolz und gekränkte Eitelkeit, abgelöst von
Betroffenheit über die Erkenntnis das sie Recht hatte.
Ja und ich hatte sie unbewusst herausgefordert!
O Hölle!
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Es war lange, sehr lange her <Bobby...>, dass mir jemand so direkt den Kopf gewaschen hatte und
mich in meine Grenzen verwies. Ich spürte genau, wie jedes ihrer Worte einen empfindlichen Nerv
traf. Nicht, weil sie mich kritisierte oder wie ein kleines Kind belehrte.
Sie hatte punktgenau den Nerv getroffen der nötig war, meinen Respekt zu gewinnen und mich so
kapitulieren ließ <und das gefiel mir ganz und gar nicht>.
Ich bekam eine Ahnung davon, welcher Geist hinter diesem seltsamen Gesicht steckte.
Ja und ich verstand plötzlich JayLo, warum sie Shaki'Mar so schätzte.
Es war ausgesprochen unangenehm und schmerzhaft.
Es war verdient, ich wusste es.
Und dennoch...
Entgegen besseren Wissens, reagierte ich wie ein kleines störrisches Kind....
„Botschafter, ich verstehe nicht, dass man jemanden tot sehen will, weil man kein reiner Krieger ist.
Was ist daran schlecht? Ihr Volk ist so widersprüchlich. Auf der einen Seite sehe ich Sie. Sie sind
friedlich, freundlich, achten und respektieren andere. Ihre Krieger jedoch sind aggressiv, feindselig
und sogar grausam. Mir kommt es so vor, als wäre Ihr Volk gespalten und jede Seite kämpft um die
Macht. Die Krieger wollen Krieg und Sie Frieden." Ich zuckte mit den Schultern.
„Na ja, vielleicht mache ich mir einfach zu viele Gedanken und interpretiere zu viel hinein."
„Nun, Sie dürfen nicht von einem kranken Geist auf ein ganzes Volk schließen. Es ist eine Eigenheit
von Kriegern eine gewisse Aggressivität mitzubringen. Genauso wie von Marines erwartet wird zu
töten, falls es nötig sein sollte. Das bedeutet nicht das die Krieger den Frieden nicht schätzen, oder ist
es so dass alle Marines nur auf Krieg aus sind? Private Sinclair, wollen Sie denn Krieg? Im übrigen
haben wir eine gemeinsame Regierung und eine gemeinsame Sprache und können auf einen mehr
als 300.000 Jahre dauernden und immer noch anhaltenden Frieden zurückblicken. Ihr Menschen habt
über 1000 verschiedene Sprachen, mehr als 200 verschiedene Länder und entsprechend viele
Regierungen. Mir kommt es eher so vor als wäre Ihr Volk gespalten. Nicht zu vergessen Aerotech die
aus eigennützigen Gründen diesen sinnlosen Krieg ausgelöst haben.“
„Sie haben 300.000 Jahre währenden Frieden? Und nur eine Sprache? Das ist wirklich beachtlich und
bewundernswert. Verzeihen Sie, dass ich so unwissend bin. Es liegt außerhalb meiner
Vorstellungskraft, dass ein Volk so lange friedlich miteinander leben kann. Dennoch denke ich, dass
irgendetwas mit Ihrem Volk passiert. Es gibt auf Ihrer Seite Gruppierungen, die für den Krieg sind und
vor nichts zurückschrecken. Selbst vor Attentaten Ihnen gegenüber nicht, einem Vertreter Ihrer
eigenen Rasse. Pepsi findet anscheinend ohne Probleme Verbündete, die sogar ihr Leben für ihn
geben würden. In Ihrem Volk kränkelt es, Botschafter, unterschwellig und schleichend, aber es
kränkelt."
Gebt mir Geduld, ihr Götter. Viel Geduld!
„Ja und Sie haben Recht. Mein Volk ist zerstörerisch – sowohl gegen andere Lebensformen, als auch
gegen sich selbst. Ich bin nicht stolz darauf und es erfüllt mich oft mit hilfloser Wut, wenn Kinder
misshandelt werden oder wieder eine Tierart von unserem Planeten verschwindet. Ich bin keine
Heilige, aber ich will keinen Krieg und noch weniger möchte ich jemanden töten müssen."
„Sie machen schon wieder den Fehler und verurteilen ein ganzes Volk wegen eines kranken Astes.
PeP’Sys Familie wurde entmachtet und ausgeschlossen. Ausgeschlossen bedeutet, das er und seine
komplette Familie, inkl. Verwandtschaft unseres Territoriums verwiesen wurden. Auf Lebenszeit. Wir
haben den kranken Ast sozusagen abgesägt und die faulen Äpfel wurden entfernt. Im übrigen ist Ihre
Interpretation meiner Worte fehlerhaft. Er findet nicht ohne Probleme Verbündete. Niemand würde
wagen sich mit einem Ausgeschlossenen zu verbünden, ohne zu riskieren selbst ausgeschlossen zu
werden. Das hätte weitreichende Konsequenzen für die Familie des Betreffenden, von der Entehrung
der Familie ganz zu schweigen. Seine Verbündeten stammen samt und sonders aus seiner eigenen
Familie und jedes Familienmitglied würde sein Leben für ein anderes Familienmitglied geben. Wir
haben engere Familienbande als Sie es sich vorstellen können.“
.... nur um mir erneut kräftig die Finger zu verbrennen. Ernüchtert zog ich mich unvermittelt zurück und
gab endgültig nach.
„Sie haben mir wirklich sehr viel zum Nachdenken gegeben Botschafter. Ich werde Ihre Worte nicht
vergessen."
„Versuchen Sie sie zu verstehen, Private Sinclair.“
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Was nutzte es wenn sie die Worte behielt aber nicht verstand?
„Ja Botschafter, ich habe sie verstanden – das wollte ich damit ausdrücken", murmelte ich und warf ihr
einen kurzen Blick zu.
Ich nickte ihr kurz zu.
Mein Blick fiel auf den Kampfstab und bevor ich mich zurück halten konnte platzte ich schon heraus.
„Botschafter, ich möchte so gern lernen, mit Ihrem Kampfstab umzugehen. Würden Sie oder....", Gott
verdammt, ich hatte den Namen vergessen! Wie hieß er noch? Kachichi? Nö... Ketchi? Nein... ach
verdammt..., „oder Q mir Ihren Kampfstil beibringen?"
Sichtlich amüsiert sah ich Private Sinclair an. Q .... *pffft* Ich warf Katchiri ebenfalls einen amüsierten
Blick zu.
„Mit MEINEM Kampfstab? Glauben Sie mir er ist zu groß für Ihre Hände. Außerdem verstößt es gegen
einige unserer Regeln wenn ich Sie damit trainieren lassen würde ..... und ‚Q’ heißt Katchiri.“
Kichernd rutschte ich auf dem Sitz hinter Leya herum. „Q.“ *grins*
„So Katchiri. Hört sich... äh niedlich an – für einen Krieger", ich sah zu dem Chig und um meine
Mundwinkel zuckte es verdächtig, „werde es mir merken."
Oh schwerer Fehler.
„Private Sinclair, Sie haben ein unglaubliches Talent in Fettnäpfchen zu treten und ich kann Ihnen nur
raten in Gegenwart einen Kriegers Ihre Gedanken dort zu lassen wo sie entstehen und sie nicht zu
Ihrer Zunge durchkommen lassen.“
„Ja Botschafter", murmelte ich kleinlaut. Der Rüffel nagte ein wenig an meinem Ego. Ja, weil sie Recht
hat...
Tja, wo sie recht hat, hat sie Recht. Keine Ahnung wie sie durch die Grundausbildung gekommen ist,
sicher wusste ich nur eins, ein paar Tage bei Collins in Colorado und sie wäre schneller wieder als
Privatdetektiv unterwegs, bevor sie piep sagen könnte. Sie schien nicht sonderlich zuzuhören, wenn
man ihr was erklärte. Ärger sah ich da auf mich zukommen auf uns alle............jede Menge davon.
Ohja, das hatte sie wirklich, und mit einem Seitenblick streifte ich Katchiris Gestalt. Sie saß immer
noch desinteressiert auf ihrem Platz.
Wahrscheinlich hatte sie jedes einzelne Wort bis jetzt irgendwo vermerkt.
„Apropos Kampfstab. Ähm, vielleicht gibt es ja eine kleinere Ausführung? Für ... für Kinder?",
hoffnungsvoll sah ich sie an, „damit könnte ich doch trainieren – oder?"
*grins*
Ganz schön hartnäckig.
„Zu Beginn würden Sie keinen Kampfstab erhalten. Und bei uns sucht sich nicht der Schüler den
Meister aus bei dem er lernen möchte, sondern vielmehr wählt sich der Meister seinen Schüler aus
Private Sinclair. Die Krieger haben strenge Regeln was das Weitergeben von Kampftechniken betrifft,
ganz besonders bei Personen die nicht der Krieger-Kaste angehören.“
Ich hörte mich wirklich schon an wie ein Krieger. Hoffentlich nahm Katchiri es Sinclair nicht übel das
sie mich deswegen angesprochen hatte. Was in unserer Kultur ein Affront war. Kein ‚Schüler’ würde
es wagen einen Meister einfach so anzusprechen. Schon gar nicht wenn er zum Hohen Rat gehörte
oder mehr als den 2. Meistergrad hatte. Es sei denn man gehörte zur Familie oder hatte eine
besondere Beziehung zu dem Meister. Manchmal fragte ich mich, ob wir in unseren Regeln nicht
etwas zu streng waren, aber auf der anderen Seite war es meine Aufgabe als Bewahrer für ihr
Weiterleben zu sorgen. Und was die Krieger betraf, die hielten sich in diesem Punkt sogar selbst an
ihre überlieferten Regeln.
„Das bedeutet also, dass die Regel es erlaubt, dass Sie oder", ich warf Katchiri einen kurzen Blick zu,
„oder Ihr Leibwächter mich als Ihre Schülerin wählen können – obwohl ich nicht ihrem Volk und ihrer
Krieger-Kaste angehöre. Sofern ich mich als würdig erweise – richtig?"
„Theoretisch. Allerdings müssten Sie sich schon außergewöhnlich würdig erweisen.“
671
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Ich lächelte.
„Gut – ich kann warten und werde mich als würdig erweisen." Ich war entschlossen, als Schülerin
angenommen zu werden. Ja, ich werde alles lernen, was notwendig war und mmh, zuhören und
beobachten. Ich seufzte. Geduld gehörte nicht zu meinen Stärken. Dann wirst du das halt lernen
Leya…
Ich hob eine Augenbraue und sah Sinclair nun doch etwas skeptisch an. Ziemlich skeptisch.
„Na dann viel Erfolg.“
Das würde ja noch heiter werden…
Ich glaubte nicht daran, das sie die Geduld aufbringen würde, dafür hatte sie schon in kurzer Zeit
soviel Bockmist veranstaltet. Wenn sie wenigstens mal daraus lernen würde. Das wäre ein Anfang.
Glaubst du noch an den Weihnachtsmann, Vanity? Nein, nicht wirklich.
„Wir werden sehen.“
Nein, ganz ehrlich. Bei ihr konnte ich mir das im Moment nicht vorstellen. Sie lies jegliches Feingefühl
im Umgang mit Kriegern vermissen. Sie war zu sorglos, zu unbedacht. Redete und handelte einfach
drauflos. Sie war gefährlich für unsere Einheit. Jaylo ist genauso. Nein, Jaylo war anders. Sie war
nicht so unbedacht. Sie plapperte drauflos, ja. Aber sie hatte ihr Temperament besser unter Kontrolle.
Sinclair hatte mehr von Katchiri. *grins*
Ich beugte mich etwas zu ihr hinunter.
„Wenn Sie immer noch so an Katchiris Rüstung interessiert sind, sollten Sie einfach fragen ob Sie sie
anfassen dürfen.“
Gütige Götter, sind wir hier im Streichelzoo???
Etwas entgeistert sah ich zu Shaki’Mar, hielt mich mit Kommentaren zurück; musste nicht zu offen
zeigen, dass ich Gespräche belauschte.
„Ist das so offensichtlich?", ertappt sah ich sie an. „Neja, es juckt mir ganz schön in den Fingern –
aber er ist so feindselig. Er wird mir nie seine Erlaubnis geben."
„Nicht wenn Sie weiter das Wort ‚niedlich’ im Zusammenhang mit Katchiris Namen verwenden.“
*grins*
„Touchè Botschafter", grinste ich.
Touché???? Nein, ich frag jetzt nicht. Der Mensch ist so schon anstrengend genug.
„Ansonsten kannst Du Dir auf der Saratoga auch meine Rüstung ansehen – ohne Chig drin und
wesentlich weniger wehrhaft.“ Ich sah Leya über die Schulter an und nickte dazu.
*grins*
Entgeistert sah ich sie an.
„Du hast eine Chig-Rüstung? Mit allem drum und dran? Wie GEIL!"
Meine Augen begannen zu strahlen.
O, sie hatte so herrlich versteckte Winkel!
“Kannst sie auch mal anziehen. Also, bis auf den Helm, der funktioniert nicht so richtig.“ Ich warf
Shaki’Mar einen Blick zu. „Das wusste jemand zu verhindern.“
„Echt?", ganz aufgeregt rutschte ich auf dem Sitz herum, „darf ich damit auch durch das Schiff laufen?
Nur mal so, um zu sehen, wie man auf mich reagiert?", ich kicherte vor mich hin, „Gott die Gesichter –
vor allem Alex seines! O... der Helm. Mist. Kann man den nicht trotzdem aufsetzen? O ja, und dann
spuke ich ein wenig durch die Gänge und erschrecke kleine Marines! Und mach mich lächerlich, weil
ich mich auf die Schnauze lege. Gott, stell dir mal vor, ich plumpse scheppernd direkt vor..." Aufgeregt
plapperte ich vor mich hin.
..........ja und dann kam Ross um die Ecke gebogen. Das Gesicht von ihm würde ich mir gerne
anschauen. Die Frau war verdammt anstrengend. Sie war eine echte Gefahr für uns alle.
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Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
„Und Du weißt auch warum, Jaylo.“
„Öh ja? So spontan eigentlich nicht.“
Ich überlegte krampfhaft, ob Shaki’Mar mich schon offiziell aufgeklärt hatte, warum es etwas
ungeschickt ist, den Helm auf zu setzen.
„Wo bei… ich kann mich dunkel erinnern. Da war das mit den komischen Schläuchen, gell?“
Ich nickte.
„Genau. Die komischen Schläuche die Dir innerhalb einer Sekunde die Lungen mit Schwefeldioxid
füllen.“
„Schon gut, schon gut, ich erinnere mich.“
„...direkt vor...", Schwefeldioxid?", äh Schwefeldioxid? Weißt du JayLo, ich werde wohl darauf
verzichten den Helm aufzusetzen." Grinste ich sie an.
„Kann man denn das Schwefeldioxid nicht gegen Sauerstoff austauschen? Ich mein, da muss es doch
eine Art Tank geben, den man vielleicht umbauen könnte – oder?"
„Die Rüstung ist biomechanisch und auf uns abgestimmt. Sie auf Sauerstoff umzustellen würde
bedeuten eine neue Rüstung entwerfen zu müssen. Die Umbauarbeiten wären größerer Natur.
Außerdem bestünde die Gefahr das die Schläuche Ihre Nase verletzen. Sie sind nicht für menschliche
Nasen eingestellt.“
„Ach so. Na ja, ist schon okay. Reicht ja, wenn ich ihn mir ansehen kann und Schläuche in der Nase
sind nicht unbedingt mein Ding."
„Solange Jaylo den Mechanismus nicht wieder aktiviert, können Sie ihn ohne Bedenken aufsetzen.“
„O Klasse. Bin wirklich neugierig, wie man sich darunter fühlt. Katchiri trägt ihn ja dauernd und so
angenehm stell ich mir das nicht vor."
„Angenehmer als zu ersticken.“
Etwas verwirrt sah ich sie an.
„Ja natürlich." Shaki'Mar trug ihn doch auch nicht immer... Vertrug Sie unsere Luft und Katchiri nicht?
Wagte es jedoch nicht sie danach zu fragen – ich war schon aufdringlich genug gewesen.
Memo an mich… hör auf an dem Helm herumzuwerkeln….#
Unschuldig sah ich Shaki’Mar an.
Als ob ich jemals überhaupt auf die Idee kommen könnte….
Dann sah ich Leya prüfend an. „Du bist doch etwa so groß wie ich, dass sollte passen – also mit der
Rüstung mein ich.“
„Klar, die passt schon", nickte ich fröhlich.
Vanity sah ebenfalls bekümmert aus und so ging ich auch zu ihr.
Die Botschafterin stand auf und ging zu Calhoun. Peinlich. Ich hatte ganz vergessen, dass sie ja auch
noch da ist. Neja, ich versuchte mit ihr zusammenzuarbeiten – freundschaftliche Gefühle konnte ich
ihr gegenüber jedoch nicht aufbringen. Obwohl es mir leid tat, dass sie genau wie ich, unter dem
Trennungsschmerz litt.
Ich konnte dennoch nicht über meinen Schatten springen und sie trösten. Ich war keine Heilige und
konnte so einfach vergessen.
Ich freute mich aber ehrlich, dass die Botschafterin offensichtlich für sie da war.
Das war beruhigend – für mein schlechtes Gewissen.
Shaki’Mar stand auf und ging zu Vanity hinüber, die uns beobachtete, aber nicht herüber gekommen
war. Die Chig schien der Ansicht zu sein, dass auch Vanity ein paar Streicheleinheiten gebrauchen
könnte – die sie spontan auch verteilte.
673
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Vanity tat mir auch leid, allerdings kam bei ihr ein gewisser Ärger… Ärger nein, irgendwie ein wenig
Enttäuschung. Sie hatte einen Mann gefunden, ihre Liebe, hatte sich verlobt und geheiratet.
Und das alles ohne an ihre Freunde zu denken.
Zumindest jene, die mit ihr auf der Saratoga dienten und dort mit ihr zusammen versuchten, unsere
mit Sicherheit nicht leichte Aufgabe zu erfüllen.
Ich hatte gestern noch in meine Mailbox gesehen. Es war einiges an Post aufgelaufen (6 Wochen
nicht einmal hineingesehen *HölleHölle*), allerdings eine Einladung oder auch nur eine
Bekanntmachung (Einladung wäre ja nicht mal nötig gewesen) hatte ich nicht gefunden.
Ich hatte gedacht, die Missionen, die wir bereits überstanden hatten, hätten uns zusammenrücken
lassen.
Für mich waren wir Freunde – wir blieben es auch.
Aber es blieb auch eine Enttäuschung, die mich unsere Beziehung neu überdenken ließ.
Nachdenklich sah ich Shaki’Mar und Vanity zu wie sie sich unterhielten.
Was sollte es – ich hatte ihr schließlich auch noch nicht gratuliert. Hatte irgendwas von
ausgleichender Gerechtigkeit.
JayLo…
„Hm, ich wollte Dir übrigens danken, Leya!“ ich fing recht abrupt an zu reden. Ich hatte keine Lust
mehr, über derart Schwerem zu grübeln.
„Wofür?", erstaunt sah ich sie über die Schulter an.
„Die Tops sind himmlisch! Und der Anhänger…“ ich holte ihn aus meinem Overall heraus, wo er
zusammen mit meinem Dogtap zwischen meinen Brüsten baumelte, „… war eine klasse Idee. Habe
ihn sofort umgehangen – ich kenne mich schließlich...“ ich zwinkerte ihr zu.
Mich vollständig zu ihr umdrehend lächelte ich sie erfreut an.
„Ja, die Tops finde ich auch Klasse und sie sehen bestimmt toll zu deiner schönen Hautfarbe aus und
der Anhänger...", ich grinste, „wird sicherlich noch genug Arbeit bekommen."
„Ich muss Dir allerdings gestehen, dass ich peinlicher weise die Geschenke für euch zu Hause
vergessen habe. Hatte sie noch extra eingepackt, aber dann in der Küche vergessen – auf dem
Küchentisch – neben der Obstschale.“ Ich sah sie etwas zerknirscht.
„Mit ein bisschen Glück schickt meine Mutter mir vielleicht die Sachen hinterher. Aber ansonsten …“
ich zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „…nächstes Weihnachten fallen die Geschenke etwas
größer aus.“
„O – mach dir darüber keine Gedanken. Deine Freude ist mir Geschenk genug – ehrlich. Mmh JayLo,
ich wollte dir auch noch was sagen. Weißt du, Alex und ich haben uns verlobt und werden heiraten.
Wir würden dich gerne einladen. Du wirst von uns natürlich noch eine Einladungskarte bekommen, mit
Termin und so. Rechtzeitig um den Urlaub beantragen zu können. Wir würden uns wirklich freuen,
wenn du kommen könntest.
„Wa… was ehrlich? OH, das ist geil. Ich freu mich für euch! Und ja klar gerne, ich würd’ wahnsinnig
gern auf die Hochzeit kommen!“ ich knuddelte Sinclair ordentlich durch.
„Das ja lieb von Dir!“
„Glaubst du die Botschafterin würde auch kommen? Natürlich mit 'Q'. Wir können beide ja schließlich
nicht alleine auf der Saratoga zurück lassen und zudem würde ich mich darüber freuen." *grins*
Anstandshalber Calhoun natürlich auch. Ich wagte nicht daran zu denken, welche
Sicherheitsvorkehrungen Alex und ich dann im Haus und Grundstück treffen mussten. *Seufz*
„Wenn die Hochzeit an einem Ort statt findet, den sie betreten darf, klar warum nicht.“
„Gut, dann werde ich bei Gelegenheit fragen, ob sie in unser Haus auf die Erde darf."
„Du solltest aber wirklich mehr Respekt vor Katchiri zeigen. S… Er ist ein ehrbarer Krieger. Witze und
Scherze, meinethalben, aber nicht über Respektspersonen. Schon gar nicht wenn sie daneben sitzen
und zuhören.“
„Ich mein, Du wolltest doch auch nicht, dass man in Deiner Nähe und Hörreichweite… ok, überhaupt
doch eigentlich nicht, dass man sich über Dich lustig macht. Oder?“
674
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Leya Sinclair
„Nein", unbehaglich rutschte ich auf dem Sitz rum, „das würde mir wirklich nicht gefallen. Ich weiß
nicht, vermutlich, weil er mir neulich an den Kragen gegangen war und mir ehrlich... äh Angst gemacht
hatte und ich mich nicht wirklich gegen ihn wehren konnte. Das hatte mich ganz schön gewurmt."
Ich sah kurz zu Katchiri.
Innerlich focht ich einen kleinen Kampf aus. Einsicht gegen meinen Starrsinn.
Er hätte mich nicht angreifen dürfen, nur weil ich die Regeln nicht kenne.
Seit wann verurteilst du jemanden, nur weil du ihn nicht verstehst?
Er hätte mich getötet... wegen nichts. Ich hatte ihn nicht mal bedroht!
Und du? Du hast alle Warnungen ignoriert...
*Seufz*
Leya, heute lässt du ganz schön Federn...
„Komme gleich wieder", lächelte ich JayLo zu.
???
Oh oh, da war neuer Ärger im Anmarsch. Bereit einzugreifen, beobachtete ich Sinclair.
Entschlossen stand ich auf und stellte mich vor Katchiri.
Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
Es fiel mir alles andere als leicht.
Tu es!
„Katchiri, ich hätte mich nicht über deinen Namen lustig machen dürfen – das war falsch. Ich bin...
immer noch wütend und hätte mich nicht davon leiten lassen dürfen. Das tut mir leid."
Ich zögerte noch kurz, wandte mich schließlich ab und setzte mich wieder.
Katchiri reagierte nicht. Nun, besser als wenn sie Sinclair wieder angriff.
„Hoffentlich bereue ich es nicht", murmelte ich mehr zu mir selbst und kuschelte mich tiefer in den
Sitz.
Hm .... ein Hoffnungsschimmer, ich wandte mich wieder Vanity zu.
„Du vermisst Deinen Ehemann auch?“
Ich hatte in den letzten Minuten versucht meine Gedanken zu sortieren, was mir leider nicht gelang,
als Shaki’Mar neben mir war. „Ja, das kann man wohl sagen.“ Das tat verdammt weh.
Ich legte meine Hand in ihren Nacken.
„Ich hoffe wir schaffen es bald die Terroristen zu fangen, so dass wir wieder dauerhaft zu unseren
Familien zurückkehren können.“
Ihre Hand lag auf meinen Nacken und ich schaute sie an. „Das wäre natürlich schön. Wenn es eine
Gruppe wäre, dann wüssten wir gegen wen wir antreten müssten aber so haben wir für die nächsten
Monate jede Menge zutun und Kriegstreiber gibt es immer wieder welche oder welche die strikt gegen
den Friedensvertrag sind.“
„Die wird es immer geben, aber wenn wir die Köpfe zu fassen bekommen, haben wir vielleicht eine
Zeitlang Ruhe.“
„Vielleicht in einigen Jahren, wenn sich das Verhältnis zwischen Chigs und Menschen auf einer Basis
befindet, die nicht so wackelig ist, wie es jetzt noch der Fall ist.“ Ich legte eine Hand auf eine von ihren
und drückte sie leicht.
„Du musst an unseren Erfolg glauben, sonst funktioniert es nicht.“
„Bisher haben wir uns doch ganz tapfer geschlagen, oder?“
Ich fuhr ihr noch mal kurz über die Haare und ging dann wieder zu Jaylo.
„Ich habe übrigens noch ein Weihnachtsgeschenk für Dich. Du bekommst es auf der Saratoga.“
675
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Vanity Calhoun
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Private
Leya Sinclair
Das erinnerte mich daran, das ich noch was eingepackt im Rucksack hatte, das würde sie auf der
Saratoga bekommen, vielleicht hatten wir auch noch Zeit für einen netten Abend. Da keiner bei der
Hochzeit dabei war und Redfield mit seinen Leuten auch nicht, wollte ich einen Fete im Quartier
abhalten, mal gucken was sich da noch ergab, alles zu seiner Zeit.
Mein Gesicht hellte sich auf „Echt? Was denn?!“ ich sah sie im höchsten Maße unschuldig an.
„Sag mal… was denn?“
„Ist es bei euch Sitte zu verraten um was für ein Geschenk es sich handelt?“
Ok, gewonnen… „Nejaneee…. Eher nicht.“
Mist.
*grins*
„Warum hast Du mir das eigentlich nicht gestern gegeben??“
„Weil ich Dich gestern nicht gesehen habe, und es sich im Shuttle befindet.“
„Stimmt auch wieder.“
Ich grinste sie an, überlegte kurz und sah sie dann zerknirscht an. „Jetzt bringst Du mich aber echt in
Probleme….“
„Wieso?“
„…ich, äh, naja, ich hab eigentlich auch Geschenke für Euch, aber ich hab die zu Hause vergessen.
Blöderweise. Ich will seh’n, dass ich sie so schnell wie möglich zur Saratoga bekomme. Versprochen.
Habe ich Sinclair auch schon gesagt.“
Ich musste grinsen. „Mach dir nichts draus, meins bekommst du auch erst auf der Saratoga. Vielleicht
kann ich Ross dazubewegen einen Abend eine kleine Party machen zu dürfen. Mit Redfield und
Collins inkl.“ Sie hatte es sich verdient, leicht hatte sie es bisher nicht gehabt.
Ja aber…
„Versprechen kann ich aber nichts, da ich erst die Erlaubnis von Ross und Wheeler brauche.“ >grins<
„Das wirst Du schon schaffen… aber wegen dem Geschenk…“
Sanft legte ich ihr meine Hand in den Nacken.
„Ich habe keine Geschenke erwartet, also brauchst Du Dich auch nicht zu rechtfertigen.“
„…ja aber…“
„Eben – das habe ich ihr auch schon gesagt. Na ja, so ähnlich. Ach ja, ich wäre wirklich höchst erfreut,
wenn du statt Sinclair Leya zu mir sagen würdest." *grins*
*grins- alle das gleiche Lied*
„Okok… ich geb mich geschlagen.“
„Schön, sonst hätte ich dich nämlich solange genervt, bis du nach gegeben hättest", grinste ich sie an,
„und das kann ich verdammt gut, wie du weißt."
Dann hörte ich die Stimme des Piloten...........der was von einem Raumfenster quatschte. Wie jetzt?
Ich konnte mich an keines auf dem Flugplan erinnern. Wollte er uns verarschen oder wie?
Pilot: „Ladies, wir haben das Raumfenster erreicht und beginnen jeden Augenblick mit dem Eintritt.
Schnallen Sie sich bitte an, es könnte etwas holprig werden. Dafür werden wir die Saratoga 17
Stunden früher erreichen.“
Raumfenster?
Etwas irritiert sah ich zu Katchiri. War eines geplant?
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Ich erwiderte Shaki’Mars Blick und schüttelte den Kopf. Ich hatte nichts im Kopf, dass ein Sprung
geplant war.
Nichtsdestotrotz verzichtete ich darauf aufzustehen und nachzufragen, sondern winkte statt dessen
Shaki’Mar, sie solle zurück kommen und sich anschnallen.
Raumfenster?
17 Stunden schneller?
Hatten wir einen Technikrevolution in den letzten 6 Wochen gemacht, von der ich noch nichts wusste?
Was war das für ein Fenster???
Etwas irritiert stolperte ich zu meinem Platz, den letzten Meter inklusive Hinsetzten wurde von einem
eindeutigen Holpern des Transporters beschleunigt. Der Pilot war bereits über die erste
Fensterschwelle geflogen. Hastig schnallte ich mich an und blickte dann aus dem Fenster.
In Gedanken hatte ich nur mit halbem Ohr dem Piloten zugehört.
Doch eines verstand ich sehr deutlich.
Raumfenster? *aufmerksamlausch*
Wieso?
Es war doch keines geplant.
Raumfenster...
Hastig schnallte ich mich an.
Gerade noch rechtzeitig.
Der Pilot steuerte bereits ins Raumfenster hinein.
Ehe ich mich versah sagte er noch durch das wir Ruhe bewahren sollten...............ich schnallte mich
wieder an. Der Pilot flog in das Raumfenster rein.
Keine Ahnung wo dies herkam, wohl war mir aber nicht dabei. Aber ich saß ja auch nicht am Steuer.
Ehe wir irgendetwas unternehmen konnten oder einfach nur nachfragen konnten, flog der Pilot schon
in das Raumfenster. Ich schaffte es gerade noch meinen Helm wieder aufzusetzen. Der Transporter
wurde kräftig durchgeschüttelt. Ich sah aus dem Fenster. Man konnte bunte Lichter draußen sehen.
Wahrscheinlich der Raumtunnel, obwohl er für gewöhnlich nicht soooo bunt war.
Ich sah zu den Anderen. Komisch auch hier drin waren die bunten Lichter. Das war mehr als seltsam.
Und es war auch seltsam dieses Gefühl von Schwerelosigkeit zu spüren. Normalerweise wurde man
durch die enorme Beschleunigung und die enormen Kräfte die im Inneren der Raumtunnel herrschten,
eher in den Sitz gedrückt und hatte das Gefühl als ob ein Riesengewicht auf einem lag. Aber jetzt
fühlte ich mich leicht wie eine Feder. Seltsam.
Ich fühlte mich wie auf einem riesigen Luftkissen… ich hatte schon viel gesehen, was während einem
Flug passieren kann, aber so was???
Ich sah auf die Punkte, die zuerst langsam dann schneller und mit längerem Schweif.
Hier stimmte etwas nicht.
Mit einer Hand griff ich nach meinem Gurt – jetzt wollte ich doch einmal mit dem Piloten sprechen…
Cool.
Ich streckte meine linke Hand aus und sie wurde sofort von den bunten Lichtern umflossen – der Ring
funkelte.
Im kleinen Bogen zog ich die Hand durch die Luft und das Licht flirrte auseinander und wieder
zusammen.
Cool.
War das immer so?
Ich konnte mich nicht erinnern, dass es bei dem Raumtunnel auf dem Hinflug genauso war – dem
einzigen den ich mit gemacht hatte.
Nein, ganz sicher nicht.
So etwas vergaß man nicht.
Und seit wann herrschte im Raumtunnel Schwerelosigkeit?
Mir fielen plötzlich die alten Star Trek Serien ein.
Wurden wir mittels Beamen entführt? *leichtgrins*
Ich sah mich um und bemerkte auf den Gesichtern einiger Verwirrung.
Okay überzeugt, irgendetwas stimmte nicht.
677
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Leya Sinclair
Mit einer Hand langte ich zum Gurt um ihn zu öffnen.
Vielleicht schaffte ich es ja zum Cockpit und konnte nachsehen was los war...
Interessant…
Ich sah hinunter auf meinen Sitz – ich hatte das Gefühl über ihm zu schweben. Das war sehr seltsam.
SEHR… seltsam.
Ich sah zu den Anderen, Leya grinste gerade vor sich hin. Neja, so amüsant fand ich die Lage gerade
nicht.
Genauso wie der Rest, die im allgemeinen doch recht überrascht-verwirrt und in Vanitys und Katchiris
Fall definitiv beunruhigt wirkten.
Vielleicht sollte doch irgendjemand mal den Piloten fragen.
Bunte Lichter begannen durch den Raum zu ziehen, genauso, wie sie überall um den Transporter
flirrten.
Was war das denn für ein Effekt???
Interessiert sah ich mir das Spektakel an. Wie lustig!
Ich versuchte nach einem der Punkte zu greifen, aber es kribbelte nur etwas und der Punkt flog weiter.
Komisch.
In Gedanken ging ich sämtliche Berichte durch, die ich irgendwann mal gelesen hatte
– was… war… das?
Irgendwas passierte, ich fühlte mich irgendwie anders, konnte es aber nicht definieren. Als würde ich
schweben um uns herum, waren noch bunte Lichter zu sehen. Was war jetzt los?
Neue Waffen?............Angriff von Silikanten? Ich wusste es nicht. Nur das da was nicht stimmte. Kaum
das ich mir vorkam, als würde ich schweben wurde ich mit unsichtbaren Bleigewichten beschwert, die
Lichter wurden mehr. Meine Hände konnte ich schon längst nicht mehr bewegen. Die Bleigewichte
nahmen mir die Luft zu atmen, ich sah Sterne und dann die Schwärze die mich umschloss. Dann
musste ich weggetreten sein. Mein letzter Gedanke, den ich hatte, war der an Nicolas...............
Gott, was war jetzt los?
Mein Körper wurde schwer – tonnenschwer.
Die Schwerkraft gab mir das Gefühl einen Kopf von über hundert Pfund zu haben und es presste mich
hart in den Sitz.
Ich konnte den Gurt nicht öffnen, die Hände nicht mehr bewegen und ich bekam kaum noch Luft.
Und der Druck nahm zu.
Verflucht schnell.
Als Pilot lernte man im Überschalljet großen Druck aushalten und ausgleichen zu können – sonst
wurde man Ohnmächtig.
Diese kleinen Tricks anwendend, sah ich mich nach den anderen um.
Mühsam und mit Kraftanstrengung drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung.
Calhoun schien bereits Ohnmächtig und den beiden Chigs ging es nicht besser als mir.
JayLo konnte ich nicht sehen.
Das Blut wich mir aus dem Kopf – nur noch wenige Sekunden...
Panik stieg in mir auf, dass ich Alex nie wieder sehen würde.
Mir wurde schwarz vor Augen und ich driftete ab, immer weiter – ich kämpfte dagegen an doch
schließlich war nichts mehr....
Leicht wie eine Feder?
Nein, jetzt kam das Gefühl der Schwere. Beruhigt entspannte ich mich wieder.
Die Schwere nahm zu .... ungewöhnlich zu. Ich bekam kaum noch Luft. Nein, das war genauso wenig
normal wie das Gefühl der Schwerelosigkeit von vorhin. Es nahm noch immer zu. Immer weiter. Ich
spürte wie die Luft aus meinen Lungen gepresst wurde .... Dunkelheit umfing mich.
Nicht ohnmächtig werden ....
Wie schafften es die Piloten das auszuhalten?
Ich fühlte sowas wie Panik in mir aufsteigen, aber dann hüllte mich die Dunkelheit endgültig ein und
ich verlor das Bewusstsein.
Das Hochgefühl verflog – rapide schnell. Die Schlieren flogen nun immer schneller durch den Raum
durch uns hindurch…
Mein Körper presste sich mehr und mehr in den Sitz. Verd…
Wie ein Salatblatt im Burger.
Platt gedrückt.
678
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Leya Sinclair
Mehr und mehr Gewicht stemmte sich auf mich und quetschte mich weiter zusammen.
…die Finger von dem Freak, der den Burger bestellt hatte….
Meine Lungen bekamen kaum mehr Luft, jeder Atemzug eine Herausforderung. Ich sah mich um, ob
irgendwie Hilfe zu sehen war, ob es nur mir so ging – doch alle der Anderen hingen genauso in ihren
Gurten. Irgendetwas rumpelte, war was zu Boden gefallen?
Einer der Chigs??!
Sternchen funkelten vor meinen Augen, es wurde schwarz.
Essenszeit…
Der Gurt war los und ich sprang auf.
Um nach den ersten zwei Schritten zu Boden zu gehen. Shaki’Mar hing inzwischen bewusstlos in
ihrem Gurt, genauso wie die Menschen. Verd…. Ich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch
der stetige Druck, der nun auf alles einzuwirken schien nahm immer weiter zu.
Mit einem Krachen fiel ich zusammen und lag nun, an den Boden gepresst zu Shaki’Mars Füßen.
Was passierte hier?
Sollte es enden? Jetzt? Hier?
Trotzig versuchte ich mich krabbelnd fortzubewegen, aber inzwischen konnte mein Gehirn nicht
einmal mehr den Befehl formulieren.
Nicht so…
Unbestimmte Zeit später
Rasendes Pochen in meinen Kopf weckte mich, als hätte ich die Nacht durchgezecht. Es dauerte
seine Zeit bis ich realisierte das ich wach war.............oder nicht? Keine Ahnung, wenn es nach den
Schmerzen ging in meinen Kopf schon. Langsam hob ich den Kopf.
Gottverflucht mein Kopf! Wo war ich gestern Abend? Hatte ich mich geprügelt?
Stöhnend griff ich mir an die Stirn – wagte es aber noch nicht die Augen auf zu machen.
Gott noch eins – mein Schädel...
Jetzt fiel es mir wieder ein.
Wir hatten den 50 km Marsch mit voller Kampfausrüstung und durften so richtig tief im Dreck wühlen –
die Schikane natürlich als 'Kampfübungen' umschrieben – Scheiß Grundausbildung....
Was hatte aber mein Kopf damit zu tun?
Ich machte die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen.
Die Helligkeit tat mir in den Augen weh und verstärkte meine Kopfschmerzen.
Shit...
Nur langsam gewöhnte ich mich an das grelle Licht und starrte schließlich an die Decke.
Wo zum Teufel war ich?
Nicht auf dem Quartier...
*hhhhhhhhheeeeeeaaahargh*
Ich drehte mich auf den Rücken, nahm ich zumindest mal an. In meinem Schädel pochte es
unangenehm, allerdings nicht so, dass ich einen Kater hätte.
Der fühlte sich anders an.
Der letzte zumindest.
Vorsichtig öffnete sich ein Auge -*uuuuh* und schloss sich schnell wieder. Direkt über mir hing etwas
hell Leuchtendes.
Taktik ändern.
Ich rollte mich wieder auf die Seite, was von meinem Kopf mit einer Schmerzwelle und meinem Magen
mit einer bösartig ansteigenden Übelkeit belohnt wurde.
*hmmmmmnnnggh*
Nicht übergeben. Bloß nicht. Einige Minuten kämpfte ich mit meinem Magen und dann mit meinem
Kopf.
Als beide befriedet waren öffnete ich noch einmal vorsichtig meine Augen.
Wo sollte ich noch mal sein?
Welchen Tag hatten wir überhaupt und wie spät?
Mühsam setzte sich mein Gehirn in Bewegung.
20.06 2063 … irgendwann.
Neonlicht gab so schlecht Auskunft über Tageszeiten.
Meine Augen zeigten mir einen kalten Raum – eine Zelle… mein Blick verschwamm wieder.
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Private
Leya Sinclair
„Jim, sach ma… aaah… Jim? Antworte Drecksack, ich weiß Du liegst irgendwo in meiner Nähe….“
Ich begann um mich herum zu fühlen.
„Hast Du bis jetzt zumindest immer, wenn ich so aufgewacht bin scheiße!“
Aua, mein Kopf.
Leiser fluchen.
Ich versuchte mich aufzurappeln?
“Jim?“
Wo war der Sack. Mein Blick klärte sich und zum ersten Mal konnte ich meine Umgebung richtig
wahrnehmen.
Kein Jim.
Dafür aber zwei andere Frauen, die ich nicht kannte und die sich augenscheinlich gerade genauso
fühlten wie ich.
Wär die eine nicht so grün um die Nase… Süßes Häppchen…
Dazu eine Zelle, mit Felswänden und Gitterstäben.
Fuck, was hatte ich letzte Nacht gemacht?!?
Ich war in einer Gefängniszelle und hatte nur Leere im Kopf, keine Erinnerung. Egal wie ich mich
anstrengte. Mal schauen ob ich das Datum zusammenbrachte.
Könnte der 20. Juli 2063 sein. Sicher war ich mir nicht, ich hatte keine Erinnerung was passiert war
geschweige denn wie ich hierher kam.
Ich drehte meinen Kopf und sah auf massiven Fels – und Gitterstäbe...
???
Ich war im KNAST!!
Ruckartig setzt ich mich auf und bereute es sofort.
Vor mich hinfluchend schluckte ich die Übelkeit runter und versuchte das quälende Pochen zu
ignorieren.
„Ah, Süße, fluch leiser…“ … ich versuche zu denken.
Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte war Jim… und Terry. Und HolyDaddy. Wir hatten einen
zusammen getrunken. War’ne scheiß Mission gewesen, ein paar Tage Fast-Urlaub und eine billige
Kneipe auf einem noch schlechteren Möchte-gern-Stützpunkt.
Sil… was war mit Sil, ach, die hatte sich hingelegt – hatte keinen Bock gehabt.
Zumindest nicht saufen.
Eher auf den Private 1st Class von den Bloody Dogs – Blöder Name im Übrigen. Ich setzte mich auf.
Ok, JayLo was hattest Du alles gekippt??? Vom Absinth hattest Du doch wohlweißlich die Finger
gelassen.
Und was hattest Du danach gemacht, dass Du jetzt HIER bist?
Porter reißt mir den Arsch auf.
Für was auch immer.
Heilige Scheiße – was machte ich im Knast?
Welcher Tag war heute überhaupt?
20.06.2063...
Ich konnte mich nicht erinnern für die Sache wegen SGT Lennox verurteilt worden zu sein.
Leya, denk nach...
Sehr langsam setzte ich mich auf. So langsam kam eine Erinnerung rein ...........mein Auftrag lautete
was zu vernichten, verdammt was? Ich rieb mir die Schläfen, der Auftrag. Fluchend hörte ich auf
darüber nachzudenken. Wenn wir heute das Datum hatten, waren wir gerade drei Monate mit den
Chigs im Krieg, die Proxima angriffen mit ihren Verbänden.
Was war passiert, irgendwas musste falsch gelaufen sein. Da war ich mir sicher, nur was?
Das Arschloch hatte Nicola schikaniert, weil sie die Schwächste in unserer Truppe war.
Irgendwas hatte ich mit ihm angestellt...
Denk nach...
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O ja, ich war dazwischen und hatte ihn an der Schulter von Nicola weg geschubst und ihm ordentlich
meine Meinung ins Gesicht gebrüllt – nicht unbedingt jugendfrei und sehr deutlich, dass er die Finger
von ihr zu lassen hatte.
Oh Gott, was hatte ich mir dafür eingehandelt?
Jedenfalls kein Knast...
Nein, einen fetten Eintrag in die Akte und ich war zurück gestuft worden – die Grundausbildung
verlängert und die Beförderung zum Private wird auf sich warten lassen.
Nein, kein Knast...
Was machte ich also hier?
Kein Absinth, kein Wodka, kein Jim Bean…. Fusel.
Fuck FUSEL!
Ich hasste das Zeug.
Inzwischen hatte ich es geschafft mich einigermaßen kippsicher hinzusetzten (erinnerte zwar eher an
eine irgendwo liegen gelassene Puppe, aber ich saß zu mindest).
Häppchen wurde inzwischen sehr aktiv.
„Shit, wieso liege ich auf dem nackten Boden? Reichen unsere Steuern nicht für verlaust verdreckte
Matratzen?"
Ich erwartete keine Antwort – obwohl ich natürlich längst die Anwesenheit anderer in "meiner" Zelle
registriert hatte.
Penner: *Gelächter*
Auf etwas unsicheren Beinen stand ich auf und unterzog zunächst die Zelle einer näheren Musterung.
„Steuergelder werden nich’ für Marine Gefängnisse ausgegeben, Süße.“ Grinste ich sie an. Langsam
wurde es mit meinem Kopf besser.
Das war auf jeden Fall positiv. Das Einzige allerdings an der momentanen Situation.
„Also, eines kannst du mir glauben – Süße", grinste ich schief zurück, „Marine-Gefängnisse sehen
anders aus."
Skeptisch begutachte ich die kleine…. „hast wohl Erfahrung, wie?“
Ich wurde leicht rot.
„Nein, ich hatte jemanden besucht und sie hatte wenigstens ein Bett."
Mein Kopf schmerzte noch immer, seit ich vor einiger Zeit aufgewacht war. Meine Erinnerung glitt
zurück ...
Ich war auf Nal’Shadan. Bei den Kriegern. Wir mussten trainieren, Menschen zu töten. Der Krieg mit
ihnen hatte gerade begonnen. Ich wollte nicht töten, wollte es auch nicht trainieren. Deswegen wurde
ich bestraft. Gehorsamsverweigerung wurde bei den Kriegern streng und hart geahndet. Die Schläge
taten weh. Sehr weh. Ich hatte die Augen geschlossen und versuchte durch eine Meditation die
Schmerzen erträglicher werden zu lassen, doch es gelang mir nicht in die Meditation zu gelangen. Als
ich die Augen öffnete war ich hier. Hier. Wo war das hier? Ich hatte mich umgesehen. Ich saß in einer
Zelle, zusammen mit Katchiri. In der Nachbarzelle saßen ebenfalls Menschen. Götter, sie stanken so
erbärmlich. Mir war kotzübel und mein Magen rebellierte mehr als einmal heftig. Zu meinem Erstaunen
war Katchiri ebenfalls in der Zelle. Sie wusste ebenfalls nicht wie wir hierher gekommen waren.
Mein Kopf dröhnte, als hätte Ta’Pal ihn als Gongschlegel missbraucht.
Hmmmmm….
Vorsichtig richtete ich mich auf. Mein Magen rebellierte und ich blieb kurz in der Bewegung stehen.
Was war passiert? Wo war ich? Und wieso war Shaki’Mar auch hier? Und wieso stank es hier so
bestialisch?
Ich schüttelte den Kopf, um wieder klare Gedanken zu bekommen. Mein Blick klärte sich, meine
Gedanken liefen etwas langsamer, allerdings kaum geordneter.
„Alles in Ordnung, Shaki-sayj?“
„Nein, ich weiß nicht wo wir sind, wie ich hierher gekommen bin oder warum. Weißt Du was darüber?“
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„Ich weiß nicht, wie wir hier her gekommen sind. Das letzte, an dass ich mich erinnere ist, dass Ta’Pal
He’Tak und mich in den Grundlagen des ZuC’H’htek’M unterrichtet hat…“
Ich nickte.
„Das letzte an das ich mich erinnere, waren die Schläge meines Kriegervaters. Gerade eben noch ...
irgendwie.“
Ich wollte mir an den Kopf fassen, er tat weh, aber ich stieß an meinen Helm. Rüstung? Ich hatte
gerade doch noch meine Hallen-Kleidung an.
Etwas verwundert sah ich an mir hinunter. Tatsache, aber sie sah komisch aus. Mit einem leisen Klick
löste sich der Tag von meinem Brustfortsatz. Darauf standen meine Daten: Name, Rang, Lehrer,
Einheit und meine Familie.
Ich war Quarr. Na, immerhin etwas.
Quarr. Parek’Ar Irel’te Katchiri Kitago.
Wenn ich jetzt noch wüsste, wie ich zu dem Rang gekommen bin…
.
Wenn mein Schädel nicht so dröhnen würde…. Ich steckte meinen Tag wieder auf meine Rüstung.
Ich hatte mich mit He’Tak gestritten. Er hatte mir andauernd SkAhtaL- Blätter in den Kragen geworfen,
woraufhin ich schließlich seine Aufzeichnungsblätter in der kurzen Pause mit dem Saft der Pflanze,
einer wachsähnlichen Substanz unbeschreibbar gemacht hatte.
Te’Hak hatte gepetzt, ich erzählte die Blätter-Geschichte und kurz darauf hatten wir uns in den Haaren
gelegen – und waren raufend aus dem Fenster gefallen.
Und jetzt war ich hier.
Ich sah mich wieder um.
Nun gut, Strafe, ok,… wir waren in eines der Tohl’ka Pflanzen – Beete gefallen. Heilpflanzen, die nur
selten die heiltechnisch wichtigen Blüten trugen – das Beet würde einen Aussetzer von gut 6 Jahren
haben, denn dieses Jahr war eigentlich Blütezeit…
„Hast Du eine Idee, warum wir hier sind?“
„Nicht wirklich. Vielleicht eine Art neue Bestrafung?“
Strafe ja, aber warum Gefängnis? Und dann noch so ein Komisches? Vor allem, was sollte das dann
für eine Strafe sein? Hatten wir auf einmal Bewahrersitten übernommen? Von allen verpönt in einem
kleinen Räumchen hocken, und warten bis man wieder hinausgelassen wurde?
Gefliester Boden und alles peinlichst sauber – wie auf einer Seuchenstation.
Angenehm temperiert und die Luft roch sehr frisch.
Obwohl ich keine Belüftungsanlage entdecken konnte.
Irritiert stellte ich fest, das es kein einziges Möbelstück gab, rein gar nichts, nicht mal Betten.
Und was zum Teufel sollte das darstellen???
Angewidert starrte ich auf das Ding.
Sollte ich mich etwa darauf setzen?
Auf eine Campingtoilette die einfach so im Raum stand???
Stand auf meiner Stirn geschrieben, dass ich eine exhibitionistisch perverse Ader hatte und mit
Freuden unter den Blicken der Anderen aufs Klo ging???
Vielleicht, weil’s so schön plätscherte?
*Pffft*
Einige der Menschen waren bereits wach, andere bewusstlos oder am Aufwachen. Diese Stinker
rochen abartig!
Etwas rumorte da in meinem Rücken. Immer noch langsam im Denken drehte ich mich um, Mensch.
..
MENSCHEN!
Angewidert fuhr ich zurück. DAS stank hier so.
Ich sah zu Shaki’Mar, sie hatte die Menschen schon vor mir bemerkt und beobachtete sie nun
neugierig.
„Seltsam.“
„Ja, in der Tat seltsam.“
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Zu unserer beider Seite waren weitere Zellen. In der einen hockte ein Penner. So sah er zumindest
aus. Und er stank auch so.
Gott, wer auch immer ihm den Overall angezogen hatte, hätte ihn zuvor mal waschen können.
Ansonsten war es in diesem Raum klinisch sauber. Blanke, kalte Fliesen unter unseren Füßen…. Wer
auch immer diese Zelle entworfen hatte, hatte nicht bedacht, das Menschen gerne warme Füße
hatten.
Aber die Luft war frisch, erstaunlich eigentlich, da man kein Lüftungssystem sah.
In der anderen Zelle waren zwei schwarze Gestalten. Den Silhouetten nach waren es Chigs.
Dem Gestank nach auch.
Und das Gequietsche, das einer von sich gab, bestätigte die Annahme weiter.
Chigs – direkt neben uns. Aber warum trugen sie dunkle Rüstungen??
Die, die ich kannte, die trugen alle diese grünlichen Varianten.
Ob das was zu bedeuten hatte? Und wenn ja, was?
Ob das Wissenschaftler oder so waren?
Ich betrachtete die Beiden verhalten.
Neben mir waren noch weitere Personen anwesend, keine mir bekannte Gesichter, die sagten mir
nicht das geringste. Egal wie ich mich bemühte mit den Kopfschmerzen, war das denken eh kaum
möglich.
Das einzige was mir spanisch vorkam, das wir alle dieses Abzeichen auf unseren Overalls hatten,
sagte mir genauso wenig. Ich hatte auch so ein Zeichen und wenn ich diese Abzeichen richtig deutete
war ich Private?!? Mit uns in der Zelle war noch ein Offizier namens Fitzpatrick. Sollte ich den
kennen? Nicht wirklich, wenn ich so nachdachte.
Ich wandte mich ab und stutzte.
Ich war barfuss...
Barfuss?
Konsterniert starrte ich an mir hinunter.
Wo waren meine Stiefel?
Wieso hatte ich diesen Overall an und was zum Henker war das für ein Abzeichen?
Ich gehörte keiner Einheit an und schon gar nicht einer Unbekannten namens "Gunfighters".
Schrott und seit wann war ich Private???
Ich steckte noch mitten in der Grundausbildung.
„Verdammte Scheiße, was war hier eigentlich los?", entfuhr es mir laut.
Mit Schwung zog ich den Reißverschluss auf.
Gottverfluchtnocheins!!
NACKT!!
Mit Karacho wieder zu – bis zum Hals.
Interessiert sah ich dem Menschen zu.
Penner: „Weiter Schätzchen, sei nicht prüde! Du hast doch nichts zu verbergen.“
Ich warf einen Blick zur Nachbarzelle. Sie waren mir beide nicht entgangen, aber im Augenblick
beschäftigten mich andere Dinge. Ja und mein Verstand weigerte sich noch standhaft, sehen zu
wollen, was sich in der rechten Nebenzelle befand. Später....
„Pech. Die Vorstellung ist beendet!"
Penner: *wirres Gelächter*
Öhm, war ja nett die Einlage…. Allerdings ließ mich Häppchens Darbietung auch mal an mir herunter
blicken. Und was ich sah, mochte ich irgendwie überhaupt nicht. Ich hatte einen ähnlichen Overall wie
sie an, mit einem seltsamen Einheitsabzeichen… „Gunfighters“ – gehörte ich da echt dazu???
Und wenn ja, seit wann? Ich war doch bei den „Crazy Vultures“, oder hatte man uns einen neuen
Namen verpasst. Jetzt hätte ich wirklich gern mal mit Jim gesprochen, er als Captain sollte das doch
eigentlich wissen.
Ich betastete mich vorsichtig und allein das Gefühl sagte mir – ja, Schatz, Du warst auch nackt.
Verdammt.
Just in dem Augenblick fiel mir auch auf, dass meine Haare offen waren und ins Gesicht hingen.
Meine Haarstäbchen.
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Instinktiv griff ich nach den Overalltaschen. Leer.
Alle!
Meine Haarstäbchen
Meine Ausrüstung…
Mein Sprengstoff!!
„Verdammt! Das ist mein Sprengstoff! Schweinehunde!! Wehe, ihr vergeudet auch nur ein
Milligramm davon!“
Perplex sah ich zu ihr rüber.
„Sprengstoff? Du rennst mit Sprengstoff in den Taschen rum? Du bist ja noch verrückter, als du
aussiehst."
Ich schaute sie an. „Sprengstoff in den Taschen, ich hoffe ohne Zünder.“
Ich hatte nicht mal ein Kaugummi.
Rein vorsorglich wurde ich schon mal nervös. Nix zum drauf herumkauen.
*argh*
Ich tastete weiter. Selbst mein ID-Tag fehlte.
Jetzt wurde ich langsam sauer.
„Natürlich MIT Zünder! Was soll ich sonst mit C4? Die Leute damit erschlagen??“
Ich grinste still – da war aber jemand ganz schön angefressen. Am besten man ließ sie jetzt einfach in
Ruhe – so wandte ich mein Interesse wieder mir selbst zu.
Ich sah zu Katchiri.
„Den Menschen wurden ebenfalls ihre Waffen und alles was sie bei sich trugen genommen.
Interessant.“
„Sieht ganz so aus… schon mal ganz praktisch…“
Konzentriert unterzog ich mich einer genaueren Prüfung.
Kein Schmuck – dabei hätte ich schwören können, dass ich welchen trug.
Schmuck, der mir viel bedeutete, mich aber nicht erinnern konnte, warum.
Meine Uhr fehlte, mein ID-Tag ebenso und die Taschen waren leer.
Absolut nichts vorhanden.
Sie waren sehr gründlich.
Wer immer das auch gewesen war.
An meinem rechten Arm fiel mir eine Narbe auf.
Vorsichtig zog ich den Ärmel hoch und entdeckte zwei weitere.
Mich von den anderen abwendend zog ich verstohlen wieder den Reißverschluss runter.
Narben.. und sie waren frisch.
Perplex zog ich ihn wieder hoch.
Woher kamen sie?
Ich hatte keinen Unfall oder ähnliches.
Ich war nun mehr als beunruhigt.
Misstrauisch sah ich mich um und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Insassen.
Ich betrachtete die Menschen. Kannten sie sich? Irgendwie hatte ich nicht den Eindruck das sie das
taten.
Die Menschen wirkten nicht sonderlich organisiert. Sie schienen sich irgendwie nicht mal zu kennen.
„Meinst Du, die gehören alle zu einer Einheit?“
„Kann ich Dir nicht sagen, aber ich denke eher nicht. Und wenn dann noch nicht lange.“
„Nach ihrem Aussehen ja und diesen komischen Bildern, aber warum laufen sie dann alle so
aneinander vorbei und reden nicht miteinander??“
„Sie kennen sich nicht.“
Nichts deutete darauf hin das sich die Menschen kannten. Ich hatte sie nun schon eine ganze Weile
beobachtet, aber wirklich keine Anzeichen für Vertrautheit gesehen.
Die kannten sich kein Stück. Aber sie schienen doch alle zu einer Einheit zu gehören…
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Oh Gott, was war hier nur los…?
Ich fuhr mir durch die Haare.
Was… zum Teufel?
ich fuhr noch mal durch?
Was war das denn?
Undercut??
Seit wann hatte ich einen Undercut? Ich hielt mir eine Strähne vor’s Gesicht, und wieso hatten sie ihre
normale Farbe wieder. Vorsichtig betatschte ich meinen Kopf.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Gefrustet legte ich den Kopf auf meine Arme.
Ohne Haare und ohne Kaugummi.
Denk nach, JayLo. Was war passiert?
So viele Fragen und keine Antworten. Weder diese Einheit noch der Offizier sagten mir was. Ich
versuchte langsam zu atmen, mir war hundeübel, wegen den Kopfschmerzen. Meine Augen schloss
ich und wartete einige Minuten ab. Die Übelkeit verdünnisierte sich ein wenig aber nur ein wenig. Die
Augen aufmachend schaute ich mich um. Meine Kehle war trocken wie die Wüste Sahara. Ein
Reibeisen war ein Dreck dagegen.
Diese Zellen waren seltsam. Irgendwie sahen sie unbenutzt aus. So als wären sie noch nie benutzt
worden. Es gab keine Fenster, keine Einrichtung, nur Felswände und einen blanken, mit kleinen
glatten Bodenplatten bedeckten Boden. Die Gitterstäbe waren aus einem mir unbekannten Metall. Wir
hatten keinerlei Waffen mehr. Selbst die Medkits waren weg. Wer immer uns untersucht hatte, war
gründlich und er hatte ein fundiertes Wissen über unsere Rüstungen.
Ich dachte an meine Familie. Ob man sie informiert hatte? Sie machten sich sicher Sorgen, wenn
nicht. Ich machte mir Sorgen ... vermisste sie schrecklich. Wieso waren wir hier?
Die Wände der Zelle beziehungsweise die Außenwände waren aus massiven Fels, Fenster waren
Fehlanzeige.
Einrichtungen waren bis auf eine Campingtoilette nicht vorhanden, der Boden gefliest, wo ich auch
lag, der Rest auch.
Es war sehr sauber und hell, man könnte meinen wir sind zu einer Einweihungsfeier hier und deshalb
habe ich so einen Schädel drauf.
Mit schnellem Blick stellte ich fest, dass ich wirklich niemanden kannte.
Nicht mal den Major Namens 'Fitzpatrick' der noch Schlafenderweise auf dem Boden lag.
Dennoch trugen wir alle dasselbe Abzeichen.
Ich gab mir vorerst die Erklärung, dass die Overalls Anstaltskleidung waren und deshalb die Logos auf
ihnen prangten.
Einige waren wach und sahen sich verständnislos um.
So so, ich war also nicht die einzige.
Allerdings die einzige, die aufrecht stand.
Langsam begann ich die Zelle abzugehen und wandte mich erst mal der rechten Seite zu.
Ich hob den Kopf, und sah mich wieder um. Das wollte alles nicht in meinen Kopf hinein.
Links und rechts waren Zellen, durch Gitter getrennt. Ich robbte zu einem der Stäbe von den Gittern,
die waren gut fünf Zentimeter dick und das Metal sagte mir auch nichts, aber ich war auch kein
Spezialist dafür. Ich schnaufte wieder als eine Welle mit Kopfschmerzen anrückte. Super, Vanity
astrein.
Insgesamt gab es in diesen Raum drei Zellen. Gott, konnte nicht jemand das Geklopfe in meinen Kopf
abstellen.
Die Luft war recht frisch, dich atmete und es war auch nicht so kalt hier so um die zwanzig Grad würde
ich mal schätzen. Genau konnte ich es nicht sagen.
Etwa einen halben Meter vor den Gitterstäben blieb ich stehen und sah sie mir an.
Sie waren ca. 5 cm dick und das Metall war mir unbekannt.
Völlig.
Was bedeutete das?
War ich nicht mehr auf der Erde?
Unbehaglich trat ich näher heran und tastete das Metall ab.
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Glatt und es war weder kalt noch warm.
Panik stieg in mir auf und unterdrückte sie sofort.
Ich brauchte einen klaren Verstand, sollte ich tatsächlich nicht mehr auf der Erde sein.
Ich sah zwischen die Stäbe hindurch in die Nebenzelle.
Auf dem Boden saß der Typ, der mir vorher schon aufgefallen war.
Sehr ungepflegt, völlig verdreckt, sein Gestank wehte bis zu mir herüber und seine Haare waren lang
und fettig.
Sein blauer Overall war allerdings recht sauber.
Ich betrachtete ihn aufmerksam.
„Hey du...", rief ich zu ihm rüber, „sitzt du schon lange hier?" Er sah zumindest danach aus...
Penner: „Lange genug um Sehnsucht nach einer Hübschen wie Dir zu haben, Schätzchen.“
Baäh… allein schon die Vorstellung ich verzog angeekelt das Gesicht. „Nicht mal, wenn Du der letzte
Mann auf Erden wärst und alles Überleben von Dir abhinge…“ *grins*
Ich überhörte mal das 'Schätzchen'...
„Ach ja? Dann kannst du mir doch sicher sagen, wo wir hier sind und warum – oder?"
Penner: „Also wenn Du Deinen Overall noch mal öffnest, kannst Du mich alles fragen Schätzchen.“
„Die Vorstellung ist nicht mehr im Programm", einen neutralen Tonfall beibehaltend. Ich hatte Mühe
den Gestank, der von ihm ausging und meine Abneigung gegen sein Ungepflegt sein zu ignorieren.
Infos Leya... also bring Opfer.
Fitzpatrick: „Halt’s Maul, wenn Du nichts brauchbares zu sagen hast, Penner.“
Da schien jemand aufgewacht zu sein.
Aufstehen wollte ich nicht, erst mal hinsetzten und dann weiterschauen. Links von mir war was
schwarzes in der Zelle, das könnten Chigs sein, seltsam sie hatten Abzeichen. Was die wohl
darstellen sollten, wir wussten so gut wie nichts über unsere Feinde, warum waren wir mit denen hier
eingesperrt? Wieder eine Frage mehr und keine Antwort.
Der Mann in „unserer“ Zelle kam mir zuvor. „Blödmann.“ Ich betrachtete unseren „Hahn im Korb“. Er
sah verwirrt aus und schien genauso an irgendwelchen Schmerzen (vor allem in Kopfhöhe) zu leiden,
denn sein Gesicht verzog sich etwas, wie er sich aufrichtete.
„Sir!", rief ich über die Schulter, „so erfahren wir gar nichts!" Instinktiv fühlte ich eine starke Abneigung
gegenüber diesem Major. Ich würde ihn im Auge behalten.
Fitzpatrick: „Na, dann mach doch Deinen Overall noch mal auf und lass den Penner grapschen, wenn
Du denkst diese verlauste Filzmatte hätte Antworten.“
Ich ignorierte ihn einfach.
„Wie heißt du und wie bist du hierher gekommen?", wandte ich mich wieder an unseren
Zellennachbar..
Penner: „Louis ... König von Frankreich.“
„Kannst du mir sagen, was hier gespielt wird – Louis? Hat Aerotech uns hierher gebracht?"
Penner: *wirres, schrilles Gelächter* „Aerotech ....“ *hysterisches Lachen*
So kam ich tatsächlich nicht weiter.
„Louis oder Ludwig... König von Frankreich. Diese Könige haben es so an sich dem Tode geweiht zu
sein. Ich komme vorher noch mal darauf zurück." Ich nickte ihm zu und wandte mich ab.
Seltsam war, das ich mich mein ID-Tag als Botschafter auswies. Ich war doch gar kein Botschafter.
Das alles war seltsam.
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„Sag mal Katchiri, wieso bin ich Botschafter? Und warum steht bei meinem Familiennamen noch
zusätzlich Dar’Ejan?“ Ich sah verständnislos auf meinen ID-Tag.
„Botschafter?? DU? Zeig mal her.“
Ich griff nach ihrem ID- Tag.
Tatsache… Botschafter. Und Mitglied von…Al’Rias Familie??
„Du gehörst nach diesem ID-Tag zu Al’Ria’s Familie … hast Du mir irgendwas verschwiegen??“
„Wenn, dann habe ich es mir selbst auch verschwiegen. Ich hab ehrlich keine Ahnung. Und schau mal
hier auf der Rüstung .... das Zeichen des hohen Krieger-Rates. Also ich glaub ja viel, aber das kann
nicht meine Rüstung sein. Ich bin doch kein Mitglied des Hohen Rates. Und noch dazu des KriegerRates! Könnten wir so eine Art gemeinsamen Alptraum erleiden? Eine Verschmelzungsmeditation mit
Nebenwirkungen?????“
Katchiri zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder der Beobachtung der Menschen zu.
Die Runde wieder aufnehmend kam ich zur Zellentür. Sorgfältig nahm ich sie unter die Lupe. Es gab
kein sichtbares Schloss und der Abstand zur Wand außerhalb betrug an die zwei Meter.
Elektronisches Schließsystem...
Das konnte ich von hier aus nicht knacken – es wird sich außerhalb in der Schaltzentrale oder was
auch immer befinden.
Verdammt.
Enttäuscht ging ich weiter zur linken Seite.
Häppchen begutachtete die gesamte Zelle in einem kleinen Rundgang. Keine schlechte Idee, vor
allem die Tür erschien mir betrachtenswert.
Allerdings war nicht viel zu sehen, da kein Schloss zu erkennen war. Außerdem war sie ein gutes
Stück von den Zellen entfernt.
Dumme Sache.
In der rechten Zelle war ein Penner würde ich mal sagen, der aber einen sauberen Overall anhatte. So
wie der aussah, konnte er nur ein Penner sein, ungepflegt und verdreckt. Das war sicher einer. Ich
sah wieder zu den Chigs. Es kam aus deren Richtung ein eindeutiger Schwall von Schwefel rüber.
Dieser Gestank und das mit den Kopfschmerzen. Meinen Kopf legte in meine Hände und massierte
meine Schläfen.
Im ersten Moment konnte ich nicht erkennen, was für schwarzes da an der Wand saß – doch beim
näheren Hinsehen...
Chigs.
Zwei von der Sorte.
Okay, ich wusste es schon die ganze Zeit – wollte es bloß nicht wahr haben.
Sie steckten in einer schwarzen Rüstung mit roten und purpurnen Abzeichen und trugen einen Helm.
Sie waren bestimmt mehr als zwei Meter groß.
Ich hatte noch nie einen Chig gesehen.
Natürlich wusste ich, dass wir uns seit drei Monaten im Krieg mit ihnen befanden und sie zur selben
Zeit schwere Angriffe auf Proxima flogen.
Dennoch verspürte ich keine Angst.
Neugierig trat ich direkt an die Eisenstäbe und betrachtete sie.
Der Mensch war mutig, aber so aus der Nähe stanken sie noch viel schlimmer.
Deutlich wehte ein Schwefelgestank herüber.
Ich verzog das Gesicht.
Sie stanken erbärmlich und giftig.
Warum waren sie hier?
Mit uns?
Shit!
Ich war in keinem Knast – weder verhaftet noch verurteilt.
Nein, ich war gefangen und die Chigs ebenfalls.
Oder war das eine Falle?
Hatten sie uns gefangen, teilweise die Erinnerung genommen und experimentierten mit uns?
Und wenn nicht?
Wer hielt uns, Menschen und Chigs, gefangen?
Von welchem Nutzen war dies?
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Für wen?
AI's...
Eine Möglichkeit und am logischsten.
Für den Moment.
Vorsichtig bewegte ich mich am Gitter entlang zur Wand und setzte mich mit dem Rücken anlehnend
auf den Boden.
Mich im Hintergrund haltend, behielt ich die Chigs, meine Zellengenossen und den Penner im Auge,
beobachtete still und scharf, folgte jeder Unterhaltung ohne mich zu beteiligen und hoffte Hinweise zu
erhalten.
Dann suchte ich nach was, ja was eine gute Frage. Ich hatte keine Schuhe mehr an, ansonsten nur
Klamotten, die Taschen waren leer, kein Schmuck. Der oder die hatten ganze Arbeit geleistet.
Außer den Overall hatte ich nichts mehr an. Warum war ich hier und was war passiert? Ich konnte mir
keinen Reim drauf machen.
Wie lange war ich schon hier?
Ein eindeutiges Brummen meines Magens, sagte mir schon eine ganze Weile. Die Erinnerung war wie
hinter einem Schleier und ich kam nicht dran. Egal wie ich mich anstrengte.
Ich schaute in die Runde. „Hat jemand eine Ahnung wie wir hierher gekommen sind?“
„Nope. Ich war bei… naja, beim Essen, dass ist zumindest das Letzte, an das ich mich erinnern kann.
Zusammen mit ein paar Freunden.“
„Ich weiß noch das ich auf einer Mission war.........., dann war da nicht mehr wirklich viel.“
Ich wollte nicht direkt sagen „meiner Einheit“, denn laut Overalls gehörten wir alle zur gleichen.
Wenn dem aber so war, wieso erinnerte ich mich nicht daran??
Fitzpatrick: „Keine Ahnung. Wahrscheinlich so eine Chig-Scheiße. Und die Beiden da drüben
beobachten unsere Reaktionen. Fickt euch ihr hässlichen Bastarde!“
„Danke für die Auskunft, Major.“ Sehr hilfreich, was ich allerdings nicht glaubte, warum sollte man die
dann auch einsperren?
Deswegen sahen sie auch sonst wie doof aus der Wäsche… schon klar…
Was sagt der Mensch? Und was war das für eine Geste? Neugierig lauschte ich den ungewohnten
Lauten. Sie klangen disharmonisch. Was wollte man von solchen Wesen schon anderes erwarten?
Sie waren blutrünstig, stanken wie Hölle und scheuten sich nicht, sich gegenseitig umzubringen. Nein,
es war kein Wunder das auch ihre Sprache schrecklich klang.
Was auch immer das zu bedeuten hatte, es hörte sich nicht freundlich an.
„Lern erst mal richtig sprechen, stinkender Bodensatz, bevor Du sonst welche Äußerungen von Dir
gibt’s.“ maulte ich zurück – einfach mal vorsorglich.
Erstaunt sah ich Katchiri an.
„Verstehst Du ihre Sprache?“
„Etwas… neja, eigentlich kaum… ich bin noch am Anfang von meinem Menschisch - Kurs..“
„Wieso sagst Du dann sowas? Er könnte doch auch was ganz anderes gesagt haben.“
„Und dann so eine Tonlage?? Also wenn er sich uns vorstellen wollte, dann wohl kaum so.“
„Bei Menschen weiß man nie ...“
Der Chig grunzte irgendwas zurück – begleitet von einer Schwefelgestank-Wolke, die jeden, der zu
nah kam die Tränen in die Augen treiben konnte.
Bow wie konnte man nur so stinken….
Dies schien so was wie eine Art Antwort zu sein, der Gestank von Schwefel war so abartig, das es
einem schlecht werden konnte.
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„Ich habe keine Erinnerung daran wie ich hierher gekommen bin. Mein Name ist Vanity und ich kenne
niemanden von euch, obwohl wir anscheinend in der selben Einheit sind.“
Fitzpatrick: „Glaube ich nicht.“
„Da könnten sie recht haben.“
„Ich bin JayLo, und ich kann mich recht gut erinnern, dass ich, bevor ich hier aufwachte, mit meiner
Einheit unterwegs war. Das meinte ich übrigens vorhin auch mit…Freunden.“ Ich zuckte
entschuldigend mit den Schultern. „Und wie das da..“ ich deutete auf das Zeichen dieser seltsamen
Einheit „…auf meinen Overall kommt. Und überhaupt, wie ich in diesen Overall komme – das weiß ich
auch nicht.“
Penner: „Aber er steht Dir Süße.“
*würg*
ich grinste sehr zweifelhaft glaubwürdig in die Richtung des Penners.
„Ja, mir kommt hier auch kein Gesicht bekannt vor und ob die Overalls ‚echt’ sind, das ist die zweite
Frage. Aber das ist nur meine Meinung, ich kann mich auch täuschen.“
„Ich habe jede Menge Fragen aber keine Antworten. Aber anscheinend geht es hier keinem besser als
mir.“ Ein leichtes schiefes Grinsen bekam ich noch zustande.
Fitzpatrick: „Fragen Sie doch unsere ‚Freunde’ da drüben. Die haben sicher Antworten.“
„Was macht sie denn da so sicher, Major?“ Vor allem, schauen die nicht danach aus, als ob die uns
verstehen würden. Davon war mir nichts bekannt. Allerdings konnte ich mich auch täuschen.
Fitzpatrick: „Na, die sollen uns doch in allem so überlegen sein.“
„Vielleicht in einigen Dingen aber in allem, das wäre ein wenig weithergeholt, zudem nicht belegbar.
Außer sie kennen Chigs besser als wir?“
Fitzpatrick: „Ich kenne euch nicht, also woher soll ich wissen wie gut ihr die Viecher kennt? Ich kenne
sie gut genug um zu wissen das nur ein toter Chig ein guter Chig ist.“
„Tja, ich kenne sie auch nicht und über Chigs ist nicht sonderlich viel bekannt, der Krieg läuft noch
nicht so lange.“
Ich warf den Chigs einen Blick zu. Sie sahen so wie immer aus.
Seltsam halt.
Der eine saß still, schien uns zu beobachten, der andere lief durch die Zelle, hier und dort anhaltend
und dann weitergehend.
„Ich will ja nix falsches sagen, aber der eine Chig sieht ziemlich desorientiert aus –so wie der
herumläuft… ich glaub irgendwie nicht, dass die mehr wissen, als wir.“
Warum sollten sie dann die Zelle untersuchen??
Fitzpatrick: „Bei dem stinkenden Abschaum weiß man nie. Vielleicht haben Sie sich versehentlich
selbst eingeschlossen? Oder sie wollen sich harmloser machen als sie sind. Oder uns einfach nur
verwirren. Wer kann schon wissen was in so einem Kakerlakengehirn vorgeht?“
Ich hob eine Augenbraue und musterte Fitzpatrick von oben bis unten. Dafür, dass man so wenig von
den Chigs wusste, hatte er seine Meinung ja schon sehr detailliert ausgearbeitet… Kakerlakengehirn.
Ob es da auch bei Menschen Abwandlungen gab?
Ich sah wieder zu dem Mann.
Ach ne… arme Kakerlaken.
Frage war eher wer das Kakerlakengehirn, besaß, die Chigs oder Fitzpatrick. Der Typ war mir so was
von unsympathisch.
Ich hatte aufmerksam ihrer Unterhaltung zugehört.
689
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Die beiden Frauen schienen genauso wenig zu wissen wie ich – aber Fitzpatrick traute ich nicht.
Ein leises Klacken ließ mich aufhorchen. Darauf folgten Schritte den Gang hinunter.
Jemand kam...
Leise stand ich auf, verließ aber nicht den Platz.
Endlich tauchte die Gestalt in meinem Blickfeld auf.
Ein Mensch in einem Seuchenschutzanzug und er hatte Nahrung für uns dabei.
Wieso überraschte mich das jetzt nicht? – dachte ich spöttisch.
Aufmerksam folgte ich den Bewegungen.
Wir redeten so als endlich die Türe außerhalb der Zelle aufging, jemand kam rein. Jemand mit einem
Seuchenanzug. Er schien was dabei zu haben, könnte Essen sein. Ich stand nun doch langsam auf.
Er war männlich, könnte ein Wissenschaftler sein, so um die dreißig und trug eine Brille. Er hatte
blonde Haare.
Schlank, aber seine Bewegungen ließen darauf schließen, dass er nicht sportlich war.
Er stand jetzt vor unserer Zelle und ich konnte sein Gesicht erkennen.
Männlich, etwa 30 Jahre alt, dunkelblonde Haare und trug Brille.
Sah wissenschaftlich aus und unscheinbar.
Ich hatte genug gesehen und lenkte mein Interesse auf meine 'Mitgefangenen'.
Verhielt sich jemand auffällig?
Gab es geheime Verständigung oder ähnliches?
Ich beobachtete und registrierte alles genau.
Besonders den Penner, Fitzpatrick und die Chigs.
Konnte aber nichts auffälliges erkennen.
„Darf man mal erfahren warum wir hier sind und wer sind sie verdammt noch mal?“ Langsam wurde
ich sauer und ich hatte Hunger.
Wer war das denn? Kritisch begutachtete ich den Mann, der zu uns in die Zelle kam. In einem
Seuchenschutzanzug gut verpackt, seinem Gesicht und der schmalen Figur nach zu urteilen nicht
sonderlich sportbegeistert.
„Guten Tag. Ich bin Dr. Alexander Emerson, spezialisiert auf Virologie. Ich muss Ihnen eine
schreckliche Mitteilung machen. Die Chigs haben es geschafft eine Sonde auf die Erde zu schicken
und sie zu zünden. An Bord der Sonde war ein Virus, der innerhalb kurzer Zeit alles Leben auf der
Erde auslöschen wird. 258 Millionen Menschen sind schon tot, mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung
ist infiziert. Beim Rest ist es nur noch eine Frage der Zeit. Sie wurden ebenfalls infiziert, und wir
versuchen hier ein Heilmittel zu finden.“
Bitte was???
Perplex starrte ich den Mann an, dann die Chigs und dann wieder den Mann.
258 tot, die Hälfte infiziert. Ich merkte nicht, wie meine Knie weich wurden und ich zusammensank.
Meine Familie, meine Freunde…
Eine Welle der Panik schien mich überrollen zu wollen, allein bei dem Gedanken, was sie gerade
durchstehen mussten.
Oder …. schon….
Ich schlug die Hände vor’s Gesicht.
Fass Dich JayLo, reiß Dich zusammen.
Ein Kloß entstand in meinem Hals, Übelkeit. Ich schloss die Augen und versuchte krampfhaft, mich
wieder zu fassen.
Kann mir das mal einer übersetzen? War es eine schlechte Nachricht? Eine Gute? Ich hatte keine
Ahnung wie ihre Mimik zu deuten war. Es war das erste Mal das ich einen Menschen von Angesicht
zu Angesicht sah.
Was auch immer, Stinker. Etwas hilflos versuchte ich zu verstehen, was das Menschchen von sich
gab. War das ein Kind? Er sah so klein und schmächtig aus…
Wow ....das hatte gesessen! Ich konnte mich daran nicht erinnern, weder an eine Sonde noch an so
einen Angriff. Ich schaute ihn an. Uns hatte es dann wohl auch erwischt. Tolle Aussichten Vanity,
einfach genial.
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Ich riss meinen Kopf herum und starrte ihn an.
Glaubte mein Verstand spielte mir einen Streich.
Virus...
Die Reaktionen der anderen machte mir deutlich, dass ich mich nicht verhört hatte.
Bobby und seine Frau...
Sasha...
Meine Verwandten in Italien...
Das Entsetzen schnürte mir die Kehle zu.
Unfähig mich zu bewegen kroch eine Eiseskälte in mir hoch.
So viele Menschen tot...
Wie konnte man nur zu so etwas fähig sein?
Ich sah zu den Chigs – wie grausam mussten sie sein und wie sehr mussten sie uns hassen.
Ich konnte es nicht begreifen...
Fitzpatrick: „Verfluchte Scheiße noch mal! Diese Bastarde!“
Ich stand auf und schlug gegen die Gitterstäbe der Chigs.
Als ob das Verhalten an unserer Situation was ändern würde. Mit so was in einer Zelle, da kam richtig
Freude auf.
Penner: *wildes Gekichere*
Was den Penner betraf, auf den konnte ich getrost verzichten.
Schlechte Nachrichten.
Ich blieb ruhig sitzen, aber Katchiri ...
*grmmmmph*
Ich stand nicht sonderlich nah an den Stäben, deshalb schien der Mensch sich in Sicherheit zu
wissen. Er schlug gegen die Stäbe und gerade als er wieder dagegen prügeln wollte griff ich zu.
Meine Hand erwischte seinen Arm und fasste ordentlich zu.
Doch überrascht prallte der Mensch zurück, wich damit meinem Schlag aus.
Mit einem zweiten Ruck riss er seinen Arm wieder los.
„Verzieh Dich, Blutdreck und kämpfe richtig!!“
Fitzpatrick: „Seht ihr! Wilde blutrünstige Bestien! Ausrotten sollte man das ganze Pack.“ Voller Wut
bespuckte ich den Chig.
„So würde wohl jeder reagieren, wenn so’n Wildgewordener an den Gitterstäben herumrüttelt und
Schwachsinn brüllt.“ erwiderte ich müde.
Fitzpatrick: „Habt ihr schon mal gesehen was die mit unseren Toten machen? Wie sie sie
verstümmeln? Nein, dann schaut’s euch mal an und dann reden wir weiter. Geht doch rüber und lasst
euch die Augen und das Herz rausreißen.“
Der Kerl ging mir jetzt schon tierisch auf den Geist. „Wie stehen die Chancen, Dr. Emerson?“ Er hatte
einen leicht schwedischen Akzent.
„Befinden wir uns noch auf der Erde?“
Fitzpatrick: „Hey, Du Wixer. Hast Du was an den Ohren?! Wir wollen Antworten!“
Das Geschrei von Fitzpatrick lenkte mich von meinen trübsinnigen Gedanken ab und alarmiert stand
ich mittlerweile aufrecht an der Wand. Er war unberechenbar und gefährlich für uns. Aufmerksam
verfolgte ich genau seine Bewegungen.
Hoffentlich rastete er nicht aus.
So was konnten wir in den beengten Zellen wirklich nicht gebrauchen.
„Schnauze, Mann. Glaubst Du, damit erreichst Du etwas, das auch nur einen Cent wert ist!?!“
Der Mann nervte und nun brüllte ich ihn meinerseits an. Major hin oder her. Womit wollte er mir
drohen? Strafgericht??? Todesstrafe wegen ungebührlichen Verhaltens??
691
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Fitzpatrick: Ich packte die Kleine am Kragen und knallte sie gegen die Gitterstäbe zur Seite des
Penners. „Sprich es in einen Sack und stell ihn vor meine Tür. PRIVATE!“ Ich lies sie los und schubste
sie zur Seite.
„Es ist schon arm, wenn man mangelnde Argumente durch Gewalt ersetzten muss – vor allem als
Offizier. Ansonsten bekommen sie wohl kein Gehör?“
Wütend richtete ich mich wieder auf.
Was bildete der sich eigentlich ein. Private hin oder her, es gab Regeln – und an die musste auch er
sich halten.
Fitzpatrick: „Bei Dir offensichtlich nicht.“
„Keine Freunde.“
„Nein, definitiv nicht… aber… warum… ich meine, warum sind sie dann in einer Einheit. Da stimmt
doch etwas nicht!“
„Vielleicht gehört ihnen die Kleidung ebenso wenig wie mir diese Rüstung?“ dachte ich laut.
Verdammt...
Mit zwei Riesensätzen überwand ich die Distanz, mit der rechten Hand packte ich ihn am Hals und
knallte ihn meinerseits gegen das Gitter. Am ausgestreckten Arm festgenagelt, legte ich den Daumen
an eine bestimmte Stelle und drückte zu – nur kurz, zur Warnung.
„Sir", zischte ich gefährlich ruhig, „wagen Sie es nicht noch einmal Hand an eine von uns zu legen!
Verhalten Sie sich ruhig – glauben Sie es mir, Sie würden es bereuen. Haben Sie mich verstanden –
Sir."
Bevor ich überhaupt zu Ende überlegte hatte, wie ich weiter mit diesem Offizier umgehen sollte, war
Häppchen mit Riesensätzen bei dem Widerling und griff ihn an.
WOh… !
Fitzpatrick: Ich entwand mich ihrem Griff und drückte sie nun meinerseits, ihren Arm auf ihren Rücken
gedreht unsanft gegen die Gitterstäbe. „Ich habe sehr gut verstanden Private.“ Zog ihren Arm nach
oben bis ich einen unterdrückten Schmerzenslaut wahrnahm. Ok, noch ein Stück höher.
Er war unglaublich stark und ich hatte keine Chance – nicht die geringste. Ich war ehrlich überrascht,
wie schnell er sich meinem Griff entwand. Vor allem war ich perplex darüber, dass er keine Wirkung
zeigte. Mich grob gegen die Gitterstäbe drückend konnte ich mich nicht bewegen. In Gedanken fluchte
ich vor mich hin – ich hasste es, so wehrlos zu sein. Er drehte meinen Arm nach oben und ich presste
vor Schmerz die Lippen aufeinander. Shit...
„WOh VERDAMMT; lassen Sie sie los!! Sind sie jetzt ganz verrückt geworden!“
Der Kerl war doch wahnsinnig!!
„Wagen Sie es nicht noch mal Hand an einen vorgesetzten Offizier zu legen Private, oder ich werde
mich intensiver mit Ihnen befassen, als Ihnen lieb ist!“
„Sie sind genauso wenig Major, wie ich Private bin!", fauchte ich gepresst.
Ihren Arm noch ein Stück höher schiebend, stieß ich sie zu den anderen.
Ich war gerade auf dem Weg zu den Beiden, als mir Häppchen entgegen geflogen kam.
„Dieser Mensch ist ungewöhnlich aggressiv. Ist das ein Männchen?“
„Ja. Warum? Meinst Du Weibchen wären ruhiger?“ Ich nickte mit dem Kopf in die Richtung der
Nebenzelle und schüttelte dann den Kopf.
„Hätte ja sein können. Bei den meisten niederen Primaten sind die Männchen aggressiver.“
Ich konnte es nicht verhindern und stieß gegen diese JayLo.
„Sorry, wollte dir helfen. Ist wohl gründlich daneben gegangen", sagte ich leise, „Gott bin ich wütend.
Wisst ihr, was seltsam ist? Er ist ungewöhnlich stark und der Griff zeigte keinerlei Wirkung. Ich
verstehe das nicht."
„Erstmal wieder ganz cool, Süße. Reg Dich ab, Aggressionen bringen uns hier nicht raus. Aber danke,
dass Du mir helfen wolltest.“ Ich lächelte sie an. „Alles soweit in Ordnung?“
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„Denke schon – außer dass mein Ego gelitten hat und der Arm etwas schmerzt", lächelte ich zurück.
Ich senkte meine Stimme noch ein wenig. „Dieser ganze Typ ist absolut abartig. Ich hab schon einige
erlebt, die bei Chigs komplett ausgerastet sind, aber so was ist mir neu. Der Kerl ist absolut
wahnsinnig. An den würd’ ich mich doch erinnern, wenn der in meiner Einheit wär!“
„Tja, das ist alles recht seltsam, vor allem bei ihm.“ Meldete ich mich leise.
Ich nickte zustimmend, dabei Häppchen kurz untersuchend. Aber bis auf einige blaue Flecken schien
alles ok zu sein.
Geduldig hielt ich still, bis sie mit ihrer Untersuchung fertig war.
„Danke."
Das war ja interessant, Fitzpatrick hätte gelähmt sein müssen, dieser Griff und der Typ zuckte nicht
mal mit dem Wimpern? Jeder Mensch hätte darauf reagiert, nur er nicht? Selbst Männer hätten eine
Reaktion zeigen müssen. Er schob die Beiden umher als wären sie Spielzeuge.
Mein Gesicht verfinsterte sich. Mein Magen meldete sich. Er das bedeutete nichts gutes. Wer oder
was ist das?
„Entweder sie haben keine Nervenbahnen im Körper oder wie kann es sein, das sie ausgewachsene
Menschen durch die Luft hieven und fast keine Reaktion zeigen bei dem Griff. Alles sehr merkwürdig.
Darf man fragen von wem sie ausgebildet wurden, die Einheit wäre ein Lehrgang wert?“
Fitzpatrick: „Bei welchem Griff? Meinen Sie den Versuch meine Nervenbahnen zu lähmen? Nun, zum
einen muss die Kleine hier noch üben was das Treffen des richtigen Punktes betrifft, zum anderen bin
ich wirklich bei den Gunfighters, der härtesten Truppe des Corps. Und das sind wir nicht, weil wir
Rücksicht auf das zarte Geschlecht nehmen.“
„Ja, jede Truppe in dem Verein ist die beste und die härteste.“ Ein Grinsen konnte ich mir nicht
verkneifen.
*hehhe*
ich lachte unverholten. Blödmann.
„Den Punkt finde ich im Schlaf, Fitzpatrick und meine Treffsicherheit ist punktgenau. Was immer Sie
zu verbergen haben – ich finde es noch heraus."
Fitzpatrick: „Typischer Fall von Selbstüberschätzung, Private.“
„Na, wenn das wirklich der Fall ist, befinden sie sich ja in guter Gesellschaft. Sorry Süße, nix gegen
Dich, gell?“
ich wandte mich kurz an Häppchen.
„Schon okay – ich weiß, dass ich ne große Klappe habe", grinste ich und zuckte leicht mit den
Schultern.
Fitzpatrick: „Ja, ich amüsiere mich prächtig.“
„Es reichen die Probleme, die wir haben. Sie brauchen nicht noch für mehr sorgen, echt nicht nötig!“
„Da gebe ich JayLo allerdings recht.“ Der Typ, einen Mann würde ich das jetzt nicht nennen war mehr
als aggressiv.
Fitzpatrick: „Das ihr Frauen immer auf die Sanfte machen müsst ... Weiber!“
Gehirnamputierter Idiot! Der hielt sich für was ganz besonderes.
Ich sah wieder zu dem Doc, doch der schien für Antworten nicht mehr in Stimmung zu sein. Er begann
uns Essen und Trinken durchzuschieben und verzog sich dann wieder.
Klasse.
Die Chigs hatten die Erde angegriffen.
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Ich stutze. Nach dem was mein Gedächtnis hergab war meine letzte Info, dass sie Proxima zusetzten.
Was wollten sie denn nu’ auf einmal bei der Erde?
Zwei Angriffe? Zwei GROSSangriffe?
Meine Magen machte Bocksprünge. Etwas Hoffnung keimte. Vielleicht,… was das die Story nicht
wahr war??
Warum sitzt Du dann in dieser Zelle fest?!
Mein Magen rumorte in seinem alten Tonus weiter wie der Keim wieder erstickte.
Aber komisch war es trotzdem. Zwei Fronten im Prinzip.
Etwas unüberdacht.
Eigentlich.
Mein Kopf rebellierte und ich hörte auf zu denken.
Das war einfach zuviel.
Keine Antwort war auch eine, wollte er nicht oder konnte er nicht. Mieser kleiner Bastard. Zu meinen
Kopfschmerzen gesellte sich jetzt noch eine Portion Wut mit Hilflosigkeit gepaart.
Er schob uns was durch, schien was zum Essen zu sein, so was wie Mikrowellenessen. Pro Zelle war
dann noch eine Flasche Wasser da. Toll, bei soviel Personen.
Zurück an meinem Platz rührte ich mich nicht vom Fleck.
Mir war der Hunger gründlich vergangen und trinken wollte ich eh nichts.
Ich wollte nicht die Toilette benutzen müssen.
Die Arme schützend um mich geschlungen lehnte ich an der Wand und beobachtete weiterhin
nachdenklich Fitzpatrick.
Fitzpatrick: „Was ist das denn für ein Fraß?“
„5 Sterne sind aus.“
Konnte man den nicht an die Chigs verfüttern?
Der Typ ging mir genauso auf die Nerven, wie der Penner. Wer den zum Major gemacht hatte, war mir
ein Rätsel. „Einfach mal aufmachen und schauen, Major.“
Fitzpatrick: „Dann ist der Fraß wohl von Ihnen Private, wenn Sie sich schon so gut auskennen?“
Penner: „Hey, lass meine Süße in Frieden Drecksack. Und wenn Du das Essen nicht magst, gib’s
mir.“
Fitzpatrick: „Sag mal ist Dein Clown-Kostüm in der Reinigung? Penner!“
Meine Gedanken begannen sich wieder zu drehen. Meine Familie, der Angriff, Proxima, meine
Einheit, diese Embleme. Es passte nicht, nur, es musste doch?
Oder?
Was fehlte wenn ja?
Was fehlte, wenn nicht?!?
Ich suchte mir ein Plätzchen für mich und machte das Essen auf, Gulasch mit Erbsen und Püree inkl.
Karotten. Mit einer Styropor Gabel zu essen war nicht sehr leicht. Das Essen war scharf, somit
mischte ich erst mal alles durch. Der Hunger trieb es rein. Ich hatte jede Menge Hunger. Egal wie lang
ich noch leben sollte.
Jetzt lebte ich noch und ich hoffte das die Ärzte ein Gegenmittel fanden, die Menschen brauchten es.
Ansonsten würde es bald keine Menschen mehr geben.
Der Mensch in der weißen Kleidung schob uns zwei Mahlzeiten und eine Flasche mit Flüssigkeit in die
Zelle. Was sollten wir denn mit menschlichem Essen? Sah seltsam aus. Angewidert schob ich es zur
Seite. Und was war das? Wasser? Hm, vielleicht. Ohne Scanner würde ich es aber lieber nicht
probieren wollen. Ging hier sowieso nicht, aber selbst wenn wir in unserer Umgebung wären ... wer
konnte schon sagen was diese Menschen da reingemischt hatten?
Sah nicht wirklich toll aus. Erinnerte mich an das Zeug, das ich selbst irgendwann mal in 5 Minuten
gekocht und ganz schnell wieder weg geschmissen hatte.
„Nicht wirklich gut.“
Es stank irgendwie. Nein, das würde ich mit Sicherheit nicht essen. Ich suchte meine Nahrungspillen,
die sonst immer in der Rüstung platziert waren.
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Sie waren weg.
„Verdammt, meine Nahrungspillen… die… alles! Alles weg!“
Jede einzelne meiner Waffen.
„Irgendwer hat meine Rüstung ausgeräumt!“
Fitzpatrick: Gulasch .... Püree, Erbsen und ... Karotten! Ich hasste Karotten!!! Mit Schwung schmiss
ich das Essen auf den Chig der nah an den Gitterstäben auf dem Boden saß. „Hier, Du stinkender
Bastard. Lass es Dir schmecken.“
*platsch*
Ich schaute Fitzpatrick an, so dumm darf doch wirklich keiner sein, oder. Von mir aus, konnte er
verrecken oder verhungern. Was wollte er damit erreichen? Oder war er mit Absicht hier drinnen? Um
uns .........................
Ne, konnte ich mir nicht vorstellen oder vielleicht doch? Alles nur Vermutungen, nichts Handfestes.
Ich fand es im Moment irgendwie amüsant, wie der Typ an seinem eigenen Grab schaufelte.
Begeistert war ich von dem Essen ebenfalls nicht, aber besser so was zu essen, als gar nichts. Ich
begann mein Essen in mich hinein zu schaufeln – soweit das mit einer Styropor- Gabel ging.
Interessiert sah ich zu den Chigs. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das einfach so hinnahmen.
Ich an ihrer Stelle hätte....
Menschen .....
Wut stieg in mir empor. Maßlose Wut. Dennoch blieb ich ruhig und wischte das menschliche Essen
von meiner Rüstung. Legte es zu dem Essen das wir von dem anderen Menschen bekommen hatten.
Katchiri sah mich verständnislos an.
„Bidde wie?“
„Essen sollte nicht vergeudet werden Katchiri. Wir sollten es dem Menschen zurückgeben.“
Ich nickte nur.
Klar, Shaki’Mar. Voll verständlich.
Manchmal waren ihre Ideen wahnwitzig. Ich hob den Teller auf und half ihr dabei, das Zeug von der
Rüstung zu kratzen.
Als wir fertig waren, war der Teller wieder einigermaßen voll und Shaki’Mar einigermaßen sauber.
„Ok, den Menschen zurück geben. Den Menschen zurück geben. Kein Problem.“
Ich drehte mich zu den Stinkern um…
…holte aus und warf dem Nörgel- Stinker den Teller inklusive Essen vor den Latz.
.... ja genau das getan. *grins*
„Ops, wie unschön.“
*grins*
Fand ich nicht. Es war genau da, wo es hingehörte.
SHAKI’MAR ..... ich hörte die tadelnde Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Allein für diesen
Gedanken hätte sie mich wieder stundenlang meditieren lassen. Ich gehörte zu den Bewahrern. Wir
waren friedlich, wir hatten keine Rachegedanken. Ich schon. SHAKI’MAR!!!
Wir waren friedlich, wir vergeudeten kein Essen, wir waren friedlich, wir vergeudeten kein Essen, wir
hatten keine Rachegedanken .....
Ich sah zu Katchiri.
“Hey, was kann ich dafür, wenn er nicht fangen kann?“ ich versuchte meinen zugegeben wackeligen
Standpunkt zu verteidigen.
Genau! Außerdem hatte er angefangen. Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar!!! Du bist ein Bewahrer! Dein
Benehmen bereitet unserer Familie Schande. Du bist eine Schande! Wärst Du nur nie geboren
worden ....
Wir waren friedlich, wir vergeudeten kein Essen, wir waren friedlich, wir vergeudeten kein Essen, wir
hatten keine Rachegedanken .....
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„Du hättest ihn darauf vorbereiten können.“
„Okok…“ schon gut „:..ich drehte mich demonstrativ zu dem Menschen wieder um „…verzeiht meine
Ungeschicktheit. Beim nächsten Mal versuche ich besser zu zielen.“
Ich schnaufte hörbar aus.
„Was willst Du?? Ich habe mich entschuldigt. Essen abkratzen kann ich nicht, dafür ist er zu weit weg.“
Mal abgesehen, dass ich noch ein paar Sachen mehr aus und abkratzen wurde…
„Du solltest Dich nicht entschuldigen, wenn Du es nicht wirklich so meinst. Gib lieber zu dass es Dir
Spaß gemacht hat, Katchiri.“
„Ja hat es!“
Gab ich auch sofort unumwunden zu.
*grins*
Unser Major bekam von dem Chig sein Essen zurückgepfeffert. *hahaha*
Ich musste mich beherrschen, um nicht lauthals loszulachen.
Zwischen den Chigs schien daraufhin eine Diskussion loszubrechen – wobei sie abwechselnd auf den
beschmierten Menschen, den Teller und auf den jeweils anderen zeigten.
Die Aktion des Chigs konnte von mir nur unterstützt werden… und ich grinste vor mich hin.
Die Aktion war einfach astrein. Hätte ich wahrscheinlich genauso gemacht. Der Typ hatte es einfach
nicht anders verdient. Ich grinste JayLo über den Rand des Essens an.
Ich grabbelte nach dem Teller und zog ihn wieder in unsere Zelle. Etwas Essen war noch drauf… ich
griff nach dem zweiten Nahrungsteller, der der uns ursprünglich gebracht worden war und hielt ihn
Shaki’Mar unter die Nase
„Willst Du auch mal, Shaki-Sajy?“
„Ich????“
Tadelnd sah ich zu Katchiri.
Was machten die Chigs denn jetzt??? Der eine, der zuvor schon geworfen hatte, langte nach dem
zweiten Teller und hielt ihn dem anderen Chig unter die Nase. Dann begann er auf den Major zu
deuten, dann den Teller dem anderen Chig wieder anzubieten.
Der hatte doch nicht etwa vor noch einen Teller zu werfen?!?
„Macht wirklich Spaß, probier’s mal….“
„Glaub ich Dir, aber ich treff ihn doch sowieso nicht, und außerdem ist er jetzt vorbereitet. Macht mehr
Spaß wenn es ihn so unvorbereitet wie eben trifft.“
War nicht ganz die Antwort die Katchiri hören wollte. Sie zog sich wieder auf ihren
Beobachtungsposten zurück.
1 Stunde später
Ich schwitzte unter dem Overall und hatte höllischen Durst.
Es war heiß – sehr unangenehm und die Luft wurde schlechter.
Getrunken hätte ich dennoch nicht.
Aber nicht nur der Durst und die Wärme machten mir zu schaffen.
Das Eingesperrt sein zeigte langsam Wirkung.
Ich war extrem Freiheitsliebend und konnte Fesseln jeglicher Art kaum ertragen.
Ich hatte das Gefühl die Decke kam runter und die Wände, bzw. Gitterstäbe rückten näher zusammen
– nahmen mir die Luft zum Atmen.
Mein Herzschlag raste und langsam und unaufhaltsam kroch die Beklemmung in mir hoch – es war
nur noch eine Frage der Zeit, bis ich 'ausbrach'.
Wie ein Tier im Käfig lief ich an der Wand auf und ab.
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Endlich wurde es hier warm. Angenehm warm. Ich war von der Kälte schon ganz steif. Den Menschen
schien es zu warm zu werden.
Langsam aber sicher wird es wärmer, zu warm für meinen Geschmack. Das Gulasch war definitiv zu
scharf, ich hatte tierischen Durst und wollte zu mir die Wasserflasche krallen, ehe ich mich versah war
jemand schneller und ich sah die Flasche nicht mehr. Langsam wurde ich sauer und dann............
Der Penner hatte sie und grinste mich an oder uns. Diese kleine dreckige und stinkende Kakerlake
von einem Penner. „Komm mir nicht zu nahe, ansonsten könntest du es bereuen.“
Mit seinen gelben Zähnen grinste er nur und nahm einen Schluck aus unserer Flasche. Toben würde
nichts helfen, ich setzte mich wieder.
Fitzpatrick: „Das haben Sie ja wirklich gut hinbekommen Amarok! Unsere einzige Flasche mit
Trinkwasser. Wer Sie in der Einheit hat, braucht keine Feinde mehr! Aber vielleicht arbeiten Sie ja
auch mit den Stinkern da drüben zusammen? Wie kann man nur so dämlich sein und die Flasche
verlieren!“
Bissig schaute ich den Major an. „Wären sie schneller gewesen als ich hätten wir auch noch eine. Ich
kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das ich in einer Einheit mit ihnen war oder bin. Selbst bei
Daueramnesie müsste ich mich an sie erinnern. Bei solch einen beschränkten Wortschatz wie es bei
ihnen der Fall ist wäre mir ihr Gesicht aufgefallen.“
Bemerkte kaum, wie sich einige um die Wasserflasche stritten und in dem Trubel der Penner seine
Chance nutzte und durch die Gitterstäbe sich die Flasche krallte.
Jedenfalls hielt er sie plötzlich grinsend in der Hand.
Ich griff mir an den Hals und öffnete etwas den Overall.
Ich bekam keine Luft mehr.
Himmel, ich kann nicht mehr atmen...
Das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust.
Schwer atmend blieb ich mit geballten Fäusten stehen.
Luft, ich brauchte Luft - sofort...
Fitzpatrick: „Kann ich mir bei Ihrem Benehmen auch nur schwer vorstellen. Ihr Ausbilder hat wohl
versäumt Ihnen beizubringen, wie man sich einem vorgesetzten Offizier gegenüber zu verhalten hat.“
„Sie können mich ja dafür in den Bau stecken, wenn sie meinen.“ >grins<
Fitzpatrick: „Sie kommen sich wohl sehr witzig vor, Amarok. Jemand wie Sie gehört vor das
Kriegsgericht, dann unehrenhaft entlassen.“
„Das hat mit Witz nichts zutun, wenn ich mir ihre Manieren anschaue, frage ich mich wie sie Major
geworden sind. Nichts nützliches oder intelligentes habe ich von ihnen noch nicht gehört. Schmeißen
mit Essen um sich, welche heldenhafte Tat. Für einen Offizier ist das ein wirklich gutes Verhalten, vor
allem, hat es Vorbildcharakter.“
Fitzpatrick: „Na, dann machen Sie es mir doch nach, Ms Oberschlau. Von Ihnen habe ich auch noch
nichts nützliches gehört, von Intelligenz mal ganz zu schweigen.“
„Auf den Level lasse ich mich mit Sicherheit nicht runter. Im Gegensatz zu ihnen halte ich meinen
Mund, wenn ich nichts dazu beisteuern kann ohne den Rest mit damit zu nerven oder zu langweilen.“
Fitzpatrick: „Bisher habe ich noch nicht bemerkt das Sie den Mund halten Private Amarok. Ganz im
Gegenteil. Sie quasseln doch ununterbrochen.“
„Tja, kommt auch immer auf den Ton drauf an.“
Fitzpatrick: „Dann sollten Sie sich mal selber zuhören, Gnädigste.“
„Wer sagt mir denn, das sie nicht für die Gegenseite arbeiten, Major.“
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Fitzpatrick: „Ich habe im Gegensatz zu Ihnen nicht damit begonnen mich um die Wasserflasche zu
streiten, und sie dann dem Penner überlassen. Wer sagt uns denn, dass Sie hier nicht der Maulwurf
sind?“
„Sie wiederholen sich Major und wenn sie keine Beweise haben, sollten sie vorsichtig sein, mit
solchen Anschuldigungen.“ Langsam wurde ich bissig.
Penner: „Ja, Süße. Gib ruhig zu das Du zu mir gehörst.“ *wirres Gelächter*
“Wer hat dich um deine Meinung gefragt, ich bestimmt nicht und zu dir gehöre ich mit Sicherheit nicht,
so verlaust schaue ich auch nicht aus. Da müsste ich schon an Geschmacksverirrung leiden. Das tue
ich noch nicht.“
Fitzpatrick: „Falls Sie es bei Ihrem beschränktem Intellekt schon vergessen haben sollten, SIE haben
angefangen mich zu beschuldigen, nicht umgekehrt. Also sollten SIE Ihren eigenen Rat befolgen und
vorsichtig sein mit Ihren Anschuldigen, Gnädigste.“
„Erzählen sie es der Wand, vielleicht interessiert es die. Seit sie hier sind haben sie nur und
ausschließlich versucht, jeden hier zu beleidigen und zu reizen. Gute Taktik, muss ich schon lassen,
aber wie gesagt, die Wand ist ein guter Zuhörer.“ >grins<
Fitzpatrick: „Dann sollten Sie Ihre Zeit doch lieber mit der Wand verschwenden als mit mir. Ich bin
nämlich kein guter Zuhörer.“
..........und die Wand hat vielleicht auch mehr IQ als er. Ich grinste ihn leicht süffisant an. Ich versuchte
es mir ein wenig bequemer zu machen, aber die Auswahl war nicht gerade berauschend.
Mein Hals brannte wie Feuer aber es half alles nichts, ich suchte mir ein Plätzchen und setzte mich.
Den Kopf stützte ich auf die Unterarme meine Knie hatte ich angezogen. Die Kopfschmerzen waren
immer noch da.
Die Gedanken fingen an zu wandern, zu meiner Familie. Ob sie wohl noch lebten? Keine Ahnung.
Würde wir überhaupt eine Überlebenschance haben? Wenn ich nicht schon einen dicken Kloß im
Magen hätte, ich würde einen bekommen. Nur Fragmente von Erinnerungen kamen hoch, in
Nebelschwaden gehüllt. Tränen stiegen mir hoch. Ich merkte wie sie sich den Weg bahnten. Meinen
Kopf vergrub ich noch mehr.......
Wut.
Ich spürte Wut in mir. War es weil die Menschen in ihrer Zelle schrieen, weinten?
Ich wusste es nicht. Nur das die Wut immer größer wurde. Erst einmal in meinem Leben hatte ich
soviel Wut empfunden, und ich wollte es nicht noch einmal erleben. Wut war schlecht. Wut war böse.
Wut machte schwach. Ich musste meditieren .... es gelang mir nicht.
Der fast kahlköpfige Mensch tobte in seiner Zelle, der andere Mensch auch. Wie sollte man denn
dabei zu innerer Ruhe finden? Wieder versuchte ich meine Wut zu unterdrücken, aber es gelang mir
genauso wenig wie zuvor.
Männer kamen herein. Sie trugen wieder diese weißen Anzüge. Sie gingen in die Zelle und drückten
dem kahlköpfigen Menschen ihren Stab in die Seite, worauf dieser zusammensackte.
Sie hatten kein Recht das zu tun. Sie hatten kein Recht uns hier festzuhalten. Sie hatten kein Recht ...
Ich sprang auf und griff mir eine der Wachen die unachtsam mit dem Rücken zu mir am Gitter stand.
Er drückte mir ebenfalls den Stock in eine nicht gepanzerte Stelle der Rüstung.
Himmel ....
Ein Blitz durchzuckte mich, die Schmerzen drangen durch meinen ganzen Körper. Was war das
denn? Wie konnte dieser Stab durch die Rüstung dringen? Das war nicht möglich.
Voller Wut, einen zornigen Fluch ausstoßend, griff ich nach dem Arm und riss daran.....
..... und hatte ihn in der Hand???
Erstaunt sah ich auf den Arm, aus dem Drähte hingen.
SILIKANTEN!!!!
Gott, wie ich diese .... diese .... Gott, ich hasste sie ganz einfach. Keine Ahnung warum. Meine Wut
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Private
Leya Sinclair
wurde noch größer. Die Wachen zogen sich aus der Nachbarzelle zurück, ich folgte ihnen und schlug
voller Wut gegen die Gitterstäbe .... die sich zu meiner Verwunderung verformten?!
Verformten! Man konnte sie verformen! Unglaublich wütend schlug ich weiter auf die Stäbe ein, die
sich immer mehr verformten.
Doch da kamen erneut diese weiß gekleideten Männer. Sie hatten große Eimer dabei. War mir egal.
Noch ein paar Schläge.
Wachen: „Zurück oder?“
„Oder was?“
*platsch*
Iiihhhhhh ..... was war das denn?
Schlagartig war meine Wut verschwunden. Ich triefte vor ... *schnüff schnüff* ....
MENSCHENBLUT???
Bäääääääääääääähhhhhhhhhhh!!!!!!!!
Angewidert schüttelte ich mich.
Wachen: „Tritt zurück oder Du bekommst noch eine Ladung.“
Bloß nicht. Das Blut stank ja noch viel erbärmlicher als ich dachte.
Wachen: „Gib uns den Arm.“
Welchen Arm?
DEN ARM!
„Nein!“
Wachen: „Das wirst Du bereuen.“
Ich ignorierte die Typen jetzt einfach und setzte mich, immer noch bluttriefend, zu dem Silikantenarm.
... zutiefst körperlich erschöpft hockte ich mich hin und schlang die Arme um die Knie.
Ich hatte keine Ahnung, was die letzten Minuten passiert war – ich hatte ein Blackout und konnte mich
nicht wirklich daran erinnern.
Nur sehr undeutlich, dass ich getobt und gewütet hatte.
Ja und das nicht alleine.
Irgendjemand war gleichfalls ausgeflippt.
Ja und es roch eindeutig nach Blut.
Viel Blut.
Besorgt sah ich zu den anderen.
Fitzpatrick hatte eine blutige Nase und fluchte gotterbärmlich.
Von ihm konnte aber nicht solch ein Geruch ausgehen.
Von mir ebenfalls nicht.
Diese Vanity saß heulend in der Ecke und JayLo...
Beide sahen unverletzt aus.
Woher nur...
Jetzt erinnerte ich mich, dass Männer in den weißen Anzügen in der Zelle gewesen waren.
Ja und irgendetwas ungewöhnliches war geschehen.
Erneut sah ich mich um und erstaunt bemerkte ich die verbogenen Gitterstäbe.
Verbogen!
Hastig stand ich auf.
Vor Schmerz zuckte ich zusammen, als ich die Finger bewegte.
Ich sah auf meine Hände – sie waren leicht aufgeschlagen.
Ich musste wohl auf die Felswände gehämmert haben.
Mit wenigen Schritten stand ich an den Metallstäben und sah sie mir an.
In diesem Raum gab es nur zwei die soviel Kraft hatten.
Ich sah durch die Stäbe zu den Chigs und schrak zurück.
Daher also!
Überall auf dem Boden konnte man Blutlachen erkennen – was mich zurückschrecken ließ, war
jedoch der Anblick des einen Chig. Er triefte vor Blut, so als hätte man ihm einen Eimer davon über
den Kopf gekippt.
So wird es vermutlich auch gewesen sein.
Wie grausam!
Ich hatte davon gehört, dass Chigs Angst vor Menschenblut haben sollen – hielt dies aber für ein
Gerücht. War wohl doch keines.
Neja, das Blut wird wohl vom Schwein oder Rind sein.
Woher sollten die soviel Menschenblut haben?
699
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Erstaunt stellte ich fest, dass ich Anteilnahme für den Chig empfand.
Keine Ahnung wieso, aber es war so.
Zufällig sah ich neben ihr rechtes Bein und zuckte zusammen.
Himmel, was war das?
Da lag ein Arm!
Ja und es hingen Drähte aus dem Arm – DRÄHTE!
Ein Silikantenarm!
„Was zum Teufel ist hier passiert?", entfuhr es mir überrascht.
Ich weiß nicht vielleicht war es nach knapp fünf Minuten wieder vorbei, keine Ahnung jedenfalls ging
es mir ein wenig besser. Die Blicke waren deutlich war mir aber auch sch.... egal. Mein Blick schwang
zu den Chigs. Warum verdammt noch mal hatte diese Brut solche Waffen? Man sollte sie ausrotten,
gleiches mit gleichem. Von Trauer schaltete ich in Wut um. Ich schloss die Augen.............Ändern
konnten wir an unserer derzeitigen Lage eh nichts, mit was auch?
„Da liegt ein Silikantenarm bei den Chigs. Wie kommt der denn dahin?", wandte ich mich an die
beiden Frauen.
Irgendwie kam was durch eine Art Nebelwand. Ich schaute um mich.
„Keine Ahnung, bzw. ob das real war in den letzten Minuten,“.....das ergab alles keinen Sinn.
„Natürlich, der Arm liegt ja da. Es war also ein Silikant in der Zelle – EIN SILIKANT!"
„Ja, das ist nicht zu übersehen.“ Nur warum hatte ich davon nichts mitbekommen? Waren Drogen im
Spiel oder was lief hier eigentlich ab?
Ich sah ihr an, dass sie nichts wusste – genauso wenig wie ich. Je länger ich darüber nachdachte und
grübelte stellten sich jäh die Kopfschmerzen wieder ein. Unerträglich heftig.
Ich griff mir an die Stirn und massierte mir die Schläfen – es verschaffte mir etwas Linderung, aber
meine Konzentration war hin.
So setzte ich mich auf den Boden und versuchte mich zu entspannen.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis der pochende Schmerz nur noch dumpf im Hintergrund zu spüren war.
Wieder 1 Stunde später
Es wurde immer wärmer in der Zelle, mir jedenfalls lief das Wasser in Strömen runder. Das waren weit
mehr als 38 Grad. Ich versuchte mich so wenig zu bewegen wie nötig. Da das Wasser sehr knapp war
wollte mich ein wenig ausruhen. Was für ein Wasser? Dieser kleine Bastard von einem Penner. Die
Luft wurde mehr und mehr stickig. Es war schwer genug zu atmen. Wo verdammt noch mal waren
wir?
Keiner dieser W........>zensiert< hatte sich bisher sehen lassen. Gehörte das zur Bekämpfung der
Krankheit? Glaubte ich nicht wirklich. Meine Muskeln waren träge, die Hitze und der Gestank waren
das andere. Ohne Werkzeug war ein Ausbruch so ohne weiteres nicht hinzubekommen. Die hatten
uns so gut gefilzt. Da war nichts drin. Außer von außen wurden die Zellen geöffnet.
Es war noch wärmer geworden. An sich eine gute Sache, aber das Menschenblut begann in der Hitze
fürchterlich zu stinken. Ich hielt den Gestank kaum noch aus. Unmöglich sich davon zu befreien. Die
Trinkwasserflasche die wir hatten, wollte ich nicht dafür benutzen. Wir wussten nicht wie lange wir
noch hier bleiben mussten. Vielleicht war sie uns noch von Nutzen.
Griesgrämig nahm ich mir den Silikanten-Arm vor. Zupfte an den Drähten.
Interessant. Aus seinem Inneren tropfte rote Flüssigkeit, nicht die blaugrüne die ich kannte. Sah fast
wie Blut aus. Überhaupt war dieser Arm, extrem menschenähnlich gestaltet. Er hatte sogar feine
Häärchen.
Die Zeit verging und die Hitze nahm zu.
Es gab keinen Fetzen trockenen Stoffs mehr an meinem Körper.
Ich triefte vor Schweiß und der Durst quälte mich unerträglich.
Aber noch immer war ich nicht bereit zu trinken.
Am schlimmsten setzte mir der Blutgestank zu.
Es war abgrundtief ekelerregend und übertönte sogar den des Penners und den Schwefelgeruch.
700
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Wie hielt es nur der Chig aus?
Wieder einmal ging mein Blick zur Nebenzelle.
Der Chig hielt den Arm in den Händen und untersuchte ihn.
Wie gern würde ich ihn selbst näher unter die Lupe nehmen!
Ich dachte zurück an die mehreren Versuche, die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler zu erlangen.
Doch egal wie viel Lärm ich machte – niemand regte sich.
Nur um mich zu beschäftigen – ich wusste ja, dass es kein Entkommen gab – sah ich mich noch mal
in den Zellen um.
Langsam schlenderte ich quer durch die Zelle.
Dabei fiel mein Blick auf den Overall der dunkelhäutigen jungen Frau – JayLo.
Erstaunt blieb ich stehen.
Für winzige Sekunden änderte sich vor meinen Augen das Logo: Eine Frau mit Engelsflügeln und
einem großen Schwert in den Händen.
Ebenso am Overall der Heulsuse.
Sobald ich mich darauf konzentrierte, war wieder das Alte sichtbar.
Seltsamerweise jedoch nicht bei dem Major und dem Penner.
Verwirrt nahm ich meine Runde wieder auf und kam an der Zelle der Chigs vorbei.
Mehr aus den Augenwinkeln sah ich den blutbesudelten Chig und verhielt jäh.
An der Rüstung – genauer der Schulter – blitzte kurz dasselbe Logo auf: Die Frau mit dem Schwert.
Was war mit mir los?
Wieso sah ich Dinge die nicht existierten?
Den Chig anstarrend erhoffte ich Antworten – die er mir nicht geben konnte.
Langsam ließ ich die zurückliegenden Stunden Revue passieren.
Und plötzlich wurde mir etwas klar.
Wir standen in irgendeiner Verbindung zueinander – wir alle, außer der Penner und der Major.
Nur so konnte ich mir das Logo mit der Engelsfrau erklären.
Die Geschichte mit dem Virus – sie war gelogen.
Ich glaubte nicht einmal mehr, dass er überhaupt Wissenschaftler war.
Der stinkende Penner nebenan, die Chigs auf der anderen Seite, der aggressive Major, zu wenig
Wasser, wechselnde Temperaturen, die Horrorgeschichte, niemand ließ sich blicken – so als hätte
man uns im Stich gelassen.
Sie testeten und beobachteten unser Verhalten – unter Extremsituationen.
Vielleicht hatte man uns sogar unter irgendeine Droge gesetzt.
Warum?
Der Mensch starrte mich an. Nicht Katchiri, nein mich.
Ich ging an die Gitterstäbe und sah den Menschen an.
„Hallo, ich bin Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar. Wie ist Dein Name?“
O – er kommt auf mich zu.
Oh Gott, das Blut ließ mich beinahe würgen.
Reiß dich zusammen Leya!
Mmh, und er war wirklich verdammt groß.
Fasziniert lauschte ich der Sprache und versuchte herauszufinden, was er zu mir sagte.
Der mittlere Teil klang wie ein Name.
Der zweite Chig warf irgendetwas ein und der Chig gab darauf eine Erwiderung.
Neugierig wartete ich ab und spürte, spürte JayLo neben mir.
Mein Blick ging zu Katchiri.
„Ich weiß das sie mich nicht versteht, aber das heißt doch nicht, das wir uns nicht verständigen
können. Die Silikanten haben uns zusammen hier eingesperrt. Vielleicht finden wir zusammen einen
Weg hier raus?“
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Menschen zu.
Okay, erst ein mal vorstellen...
Auf mich zeigend sprach ich langsam und betonte die Namen.
„Ich bin Leya ", auf JayLo deutend, „und das hier ist JayLo.“
701
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„Le’Ja ... Jai’Loh“
Ich nickte. Dann zeigte ich auf den roten Chig vor mir und dann langsam auf den anderen und sah ihn
dabei fragend an.
„Wie lautet euer Name?"
„Shaki’Mar“ und auf Katchiri deutend, „Katchiri“
„Schakimar ... Katschiri." Freundlich lächelte ich ihn an.
Ich nickte.
Der Chig schien Interesse zu haben mit uns Kontakt aufzunehmen, er stand an den Gitterstäben. Gut,
Silikanten wurden umprogrammiert um nicht mehr gegen Menschen vorzugehen. Aber die Show mit
dem Blut war hart vorhin, der Geruch lag in der Luft. Es war eh nicht leicht hier Luft zu bekommen, das
alles machte keinen Sinn, nicht wirklich.
Ich stand auf und ging langsam auf den Chig zu. Hoffentlich würde er nicht gleich ausflippen. Nicht zu
nah, blieb ich stehen. Ob er mich verstand.
Da kam noch ein Mensch.
Meine rechte Hand zeigte auf mich und ich sprach ihn an. „Mein Name ist Vanity Amarok.“ Ob er mich
verstand?
„Weni’Ty Am’A’Rok“, ich nickte, legte die Hand dann auf mein Herz „Shaki’Mar“.
Den langen Namen könnten die Menschen sowieso nicht aussprechen.
Ich nickte ihr zu und versuchte den Namen zu sprechen. „Sagimaer“ und deutete auf den Chig. Der
vor mir stand.
„ShaaaaKK Iii Maaar“ versuchte ich es erneut.
Okay, noch mal mit Gefühl. „Shaaagii Maar.“ So freundlich wie möglich schaute ich den Chig an.
Auf mich und JayLo zeigend und dann mit zwei Fingern auf meine Augen und dann auf den Arm.
„Können wir uns den Arm einmal ansehen?"
Ich folgte dem Blick und sah den Silikantenarm. Sie wollten ihn wohl ansehen. Kurz überlegend ging
ich dann doch und holte ihn. Zeigte ihn den Menschen aber nur, gab ihn ihnen nicht.
Neugierig quetschten wir uns ans Gitter und sahen uns den Arm an. Überrascht stieß ich hervor.
„Seht mal, der blutet ja! Täusch ich mich oder sieht der verdammt menschlich aus?"
So einen hatte ich noch nie gesehen...
Wir standen noch eine Weile so da und starrten den Arm an.
Schließlich bedankte ich mich bei Schakimar mit Worten und Handzeichen <keine Ahnung ob er es
verstand> und wir verzogen uns wieder in unsere Ecken.
JayLo warf noch einige Male sehnsüchtige Blicke auf den Arm.
Ich grinste. Sie war genau so neugierig wie ich.
Vielleicht würden wir später eine Gelegenheit erhalten, ihn näher zu begutachten.
Stunden später
Die Stunden vergingen und es wurde auf einmal kälter. Meine Haut war nass und ich der Film war wie
ein Kältemantel. Ich stand auf um mich zu bewegen. Die Temperatur dürfte wahrscheinlich künstlich
erzeugt werden. Da es keine Fenster gab, schwer nachzuvollziehen. Jedenfalls würde ich gerne mit
dem jenen Verantwortlichen mal plaudern.
In den letzten Stunden hatte ich es mir erlaubt, in kurzen Perioden zu schlafen. Zwischendurch hatte
ich mich bewegt und meine Glieder geschmeidig gehalten.
Ich musste fit bleiben und schnell reagieren können, sollte es erforderlich werden.
Nur getrunken und gegessen hatte ich nichts.
702
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Ich wusste, dass ich es irgendwann tun musste, um nicht zu schwach zu werden. Ich hoffte jedoch,
dass ich bis dahin hier raus kam.
Es hatte mich nicht verwundert, dass die Temperatur plötzlich wieder verändert wurde. Jetzt war es
deutlich kühler – um die fünf bis zehn Grad.
Der feuchte Overall ließ mich frieren – was mich vorerst nicht aus der Ruhe brachte.
Ich bewegte mich einfach öfter.
Oh ihr Götter .....
Es wurde unerträglich kalt. Ich fühlte wie ich steifer wurde. Die Rüstung sollte die Kälte eigentlich
abhalten, tat sie aber nicht. Es war, als würde ich nackt hier in diesem Raum sitzen. Es war so
entsetzlich kalt!
Immerhin roch das Menschenblut nun nicht mehr so intensiv.
Was war hier nur los? War die Rüstung defekt?
„Katchiri, spürst Du die Kälte auch so? Meine Rüstung scheint defekt zu sein.“
Sie reagierte nicht, sah stumm auf die Menschen. Wahrscheinlich spürte sie die Kälte, aber sie würde
das natürlich nie zugeben.
Am unerträglichsten war für mich der Gestank des Bluts, des Penners und der Schwefelgestank der
Chigs.
Sie zerrten ganz schön an meinen Nerven – gab mir aber Mühe, mir nichts anmerken zu lassen.
Ich saß direkt an der Zelle der Chigs und hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, sie zu beobachten.
Ich hörte gern ihren seltsamen Lauten zu, auch wenn ich nichts verstand.
So auch jetzt wieder.
Schakimar schien zu singen und die Töne besänftigten und entspannten mich ein wenig.
Ich begann mit einer Meditation und sang dabei leise das dazugehörende religiöse Lied. Es
entspannte mich etwas und lies die Kälte etwas erträglicher werden. Noch ein paar Grad weniger ....
Ich sah zu den anderen.
JayLo schien zu schlafen und diese Vanity saß in einer Ecke.
Die letzten Stunden war etwas Ruhe eingekehrt, selbst Fitzpatrick hielt sich zurück.
Mal sehen für wie lange.
Das Logo mit der Engelsfrau fiel mir wieder ein.
Ich hatte es wiederholt gesehen.
Immer dann, wenn ich mich nicht darauf konzentriert hatte – eher aus den Augenwinkeln und wie
nebenbei.
Falls tatsächlich eine Verbindung zwischen uns bestand...
Auf welche Weise?
Und was hatte der Chig mit uns zu tun?
Ich stand auf und hockte mich neben Vanity.
„Hey Vanity", ich sprach leise, damit Fitzpatrick nichts verstehen konnte, „kann ich dich kurz stören?"
Ich sah, das Leya zu mir rüberkam. „Klar kein Problem.“ Meine Stimme etwas leise, musste Fitzpatrick
nicht gleich auf uns aufmerksam machen...
„Ich habe vorhin etwas seltsames gesehen. Das Logo an unserem Overall, außer des Penners und
Fitzpatricks, hatte sich für einen Augenblick geändert. In eines mit einer Frau und Engelsflügeln und
einem Schwert in den Händen. Am merkwürdigsten war jedoch, dass Schakimar dasselbe Abzeichen
an der Schulter trug. Katschiri aber nicht."
Ich gab ihr kurz Zeit meine Worte wirken zu lassen.
Mein Blick sprach Bände............ „Leider keine Erinnerungen, leider.“
„Ich glaube, dass wir in irgendeiner Verbindung zueinander stehen. Ich weiß aber nicht, in welcher.
Vor allem, was der Chig mit uns zu tun haben könnte. Kennst du das Logo mit der Engelsfrau und zu
welcher Einheit es gehört? Ich habe keine Ahnung." Der dumpfe Schmerz hinter meinem rechten
Auge begann wieder heftiger zu werden...
703
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Wenn das wirklich stimmte, hatten wir ein Problem? „Dann haben wir ein echtes Problem. Nein, das
Logo sagt mir nichts, noch zu welcher Einheit.“
Mir sagte dieses Logo nichts, wirklich überhaupt nichts. „Mir ist das Logo nicht bekannt und mit Chigs
hatte ich bisher kaum Kontakt, geschweige denn das ich mit einem was persönlich zutun hatte.“
„Mir fiel noch etwas auf. Wir sind hier Extremsituationen ausgesetzt. Starke Temperaturschwankungen, der streitsüchtige Fitzpatrick, Silikanten, zu wenig Wasser, der Penner und die Horrorgeschichte
mit dem Virus, die ich für gelogen halte. Es kommt mir so vor, als würde man unser Verhalten
beobachten und testen", während ich sprach wurde der Schmerz immer stechender und ich massierte
mir die Schläfe. „Vielleicht hat man uns sogar unter Drogen gesetzt. Hast du Einstichstellen an dir
bemerkt? Ich konnte keine finden. Nur wer könnte dahinter stecken und warum?" O Himmel, diese
Kopfschmerzen brachten mich noch um. Wieso gerade jetzt?
„Ich sag es mal so, keine Ahnung was hier gespielt wird. Aber das mit den Drogen ist nicht mal so weit
hergeholt. Nein Einstichstellen habe ich nicht gefunden aber was nichts heißen will.“ Mein Blick ging
kurz zu Fitzpatrick.................
So langsam machte nichts mehr Sinn. Mal gucken was weißt du noch Vanity?
Wir haben das Jahr 2063, der Krieg läuft noch nicht lang.
Du wachst auf in einer Zelle auf mit fremden Leuten und mit Chigs. Einen angeblichen Offizier, der wie
ich glaubte nichts mit mir zutun hatte.
Ein Penner in der einen Zelle in der anderen Chigs.
Sonden die, die Menschheit vernichten sollten und eventuell haben, wenn die Infos stimmen.
Infiziert landen wir hier wo immer das auch sein mag.
Ein Gegenmittel wird oder soll entwickelt werden.
Dann die Infos von Leya.
Logo mit Engelsgestalt und Schwert. Nicht nur das wir das haben auch der Chig hat eins.
Nur der Penner und Fitzpatrick nicht.
Das Essen zu scharf gewürzt und zu wenig Wasser für alle.
Fitzpatrick, der sich seltsam verhält und jeden reizt bis zur Weisglut. Ein Verhalten das Offiziere wenn
sie nicht gerade Ausbilder sind eigentlich nicht so an den Tag legen sollten. Eigentlich.....
„Was war real oder was war die Wirklichkeit?
Da kamen Drogen ins Spiel, das wäre die eine Variante. Aerotech vielleicht und was haben Silikanten
hier zu suchen?
Welche Rollte spielte der Penner und Fitzpatrick?
Fragen, auf dich ich keine Antwort wusste.
War ich überhaupt die, die ich glaubte zu sein? Könnte gut sein, das ich jemand anders war, man
hatte ja uns alles weggenommen.
Irgendwas war hier nicht in Ordnung und das machte mir Sorgen.
Ich nickte zu JayLo in der Ecke hinüber.
„Ihr zwei wisst genauso wenig wie ich und ich kann euch eher trauen als den anderen. Wir sollten
zusammenhalten und vielleicht finden wir eine Möglichkeit hier heraus zu kommen."
„Ja, so viele vertraute Gestalten gibt es hier wahrlich nicht. Ich habe jede Menge Fragen und keine
Antworten.“
Der Gestank wurde langsam übel, auf der einen Seite die Chigs und auf der anderen dieser Penner.
Penner übertrifft Chigs, das war eine reife Leistung. Konnte man den nicht einfach entsorgen? Man
würde uns einen irren Gefallen tun. Die Gänsehaut hatte sich über meinen ganzen Körper verteilt. Die
Kopfschmerzen waren immer noch da. So was von hartnäckig.
Ich hatte mich wieder an meinen Stammplatz verzogen und saß mit geschlossenen Augen an die
Felswand gelehnt. Nach einiger Zeit ließen die Kopfschmerzen wieder auf ein erträgliches Maß nach.
Schon seltsam.
Grübelte ich länger über meine Situation nach, peinigten mich diese Schmerzen und machten es mir
fast unmöglich weiter nach zu denken.
So langsam hatte ich wirklich die Schnauze voll.
704
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Ach, wie schön war es, auf dem Bauch durch den Dreck zu kriechen, Rückenschmerzen vom
Marschgepäck zu haben, vom Ausbilder beim Selbstverteidigungskurs mal so eben auf die Matte
geschickt zu werden, angeschrieen zu werden, im Regen kilometerweit marschieren zu können...
Ach, was waren das noch für schöne Zeiten.
Ich wusste wo ich war, wer ich war, kannte meine Kameraden und was mich in den nächsten Stunden
erwartete.
Das Leben war wirklich schön...
Als auf einmal ein Klacken zu hören war. Ich drehte mich zu den anderen herum. Die Zellen waren
offen? Sehr seltsam, was hatte das zu bedeuten? Auch die Zellen von den Chigs und den Penner
waren offen? Wollten die das wir uns gegenseitig fertig machten?
Wie war das in den alten Filmen? Auf der Flucht erschossen, so vieles machte keinen Sinn. Ich ließ
den anderen den Vortritt, ein Auge auf die Chigs. Eine Sonde.............man sollte sie eigentlich mit
einer ähnlichen Waffe vernichten, damit sie wussten wie das ist.
Das Klacken war überdeutlich zu hören.
Die Zellen waren offen...
So so, die nächste Runde also – etwas in verschärfter Form.
Ich blieb sitzen wo ich war und beobachtete still, wie die anderen reagierten.
Diese Vanity hielt sich ebenfalls zurück und beobachtete die Chigs.
Ich hatte nur einen kurzen Blick für sie.
Von ihnen ging nicht wirklich Gefahr aus.
Ich musste Fitzpatrick im Auge behalten.
Der Idiot brachte es fertig, den aggressiven Chig auf uns zu hetzen.
Leise richtete ich mich auf und bewegte mich in seine Nähe.
Ich stand auf und ging auf die Zellentüre zu. Die Chigs ebenfalls, nun würde es sich rausstellen, ob sie
so aggressiv waren wie behauptet. Einer war es sicherlich. Wie würde Fitzpatrick, reagieren? Er war
unser größeres Problem.
*KLACK*
Klack?
Überrascht sah ich zu Katchiri.
Die Zellen gingen auf.
Einerseits freute ich mich, andererseits .....
Andererseits wollte ich kein Blutvergießen mit den Menschen. Ob das aggressive Männchen sich
zurückhalten würde?
Ich stand auf. Sehr steif, und ging nach draußen. Auch die Menschen gingen nach draußen. Ich
ignorierte sie und sah mich um. Suchte den Ausgang. Eigentlich war da nicht viel zum suchen, die Tür
war unübersehbar. Aber sie war verschlossen und sie lies sich auch nicht aufdrücken. Eine schwere
Tür.
Plötzlich stand ich mit den Chigs und den anderen in dem Gang.
Ewas nervös versuchte ich mich zwischen Fitzpatrick und die Chigs zu schieben.
Was mir schließlich auch gelang.
In der Wand war eine kleine Klappe. Einer der Menschen öffnete die Klappe. Dahinter kam ein
Computerterminal zum Vorschein. Der Silikanten-Arm!
Ich holte ihn und legte ihn auf den Touchscreen. Doch die Tür öffnete sich nicht, statt dessen
erschienen menschliche Zeichen auf dem Terminal.
Gespannt ließ ich das Display nicht aus den Augen. Doch nichts geschah und stattdessen erschienen
drei Zahlenreihen und eine kleine Tastatur. Ein Code. Shit. Verfluchter Shit.
Mit meinem "Werkzeug", sprich einem handgroßen Terminal und einem speziellen Programm von
Sasha entwickelt, hätte ich ihn geknackt, aber so...
705
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2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Jaylos Versuche ....
Zahlen aus Summe eingeben (2. Zeile)
>>> ACCESS DENIED <<<
1.
2. Differenz eingeben (3. Zeile
>>> ACCESS DENIED <<<
3. Buchstaben eingeben, zuerst aus Summe (4. Zeile)
4. …dann aus Differenz (5 Zeile)
>>> ACCESS DENIED <<<
5. vorgegebene Zahlen gleich Buchstaben setzten
6. ersten Buchstaben (also der vor dem - ) eingeben (1.Zeile)
7. zweiten Buchstaben eingeben. (1.Zeile)
>>> ACCESS DENIED <<<
8. sinnvoll darüber nachdenken, was man mal wirklich mit den Buchstaben anfangen könnte.
9. keine Ahnung haben und weiter Unfug machen.
>>> ACCESS DENIED <<<
>>> ACCESS DENIED <<<
>>> ACCESS DENIED <<<
>>> ACCESS DENIED <<<
10. ok….
11. alles klar….
12. mal mit der Häufigkeit der vorhandenen Zahlengruppen beschäftigen:
2-3
B-C
3-2
C-B
3-3
C-C
3-4
C-D
7-1
G-A
(ßErinnert mich irgendwie an Bio und Stunden
7-2
G-B
über die DNA und Erbgutträger… Moment, hatten
7-4
G-D
wir nicht’n sonst was bösen Virus??)
9-1
I-A
9-3
I-C
11-2
K-B
20-7
T-G
ah, ja. Das eingeben. Zuerst die ersten Buchstaben, dann die Zweiten.
>>> ACCESS DENIED <<<
13. ok, jetzt wirklich die Häufigkeit: 1.Gruppe 2x, 2 Gruppe 3x, 3te 5x, 4 4x, 5 1x, 6 1x. à Die
Zahlen 2 – 3 – 5 – 4 – 1 – 1 eingeben.
>>> ACCESS DENIED <<<
14. Wirklich noch mal Sinnvoll nachdenken, z.B. einen Sinn in die Reihenfolge der Buchstaben zu
bringen. Und zwar mehr als I-A I-A und GA-GA.
15. Sag mal, Silvia, hast DU eigentlich so viel über diese Zahlen nachgedacht, als Du sie
aufgeschrieben hast? NEIN! *rofl*
16. HEY!
Hm…
2-3
7-2
9-1
3-3
9-1
B-C
C
G-B
I-A
I
C-C
I-A
I
Also wenn ich bei den Beiden die Differenz des ersten Pärchens dazurechne bekomme ich :
C- H – I – G –I (Also beim Ersten nur zur ersten Zahl und beim Zweiten zur Summe der
Zahlen…)
706
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Mit etwas Fantasie kann ich da Chiggi draus lesen…
>>> ACCESS DENIED <<<
17. Ich habe mich hier in eine komplette Sackgasse gedacht… *frust*
18. 2 vor 3 zurück … .. dann bin ich von der Tastatur runter….*sigh*
19. geistiger Denktod… ich probier’s Morgen weiter…
Okay, dann wollte ich mal, mal schauen was mir dazu einfällt. Ich schaute mir die Zahlen noch mal an.
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Wie war das mit Kopfrechnen, wenn diese Kopfschmerzen nicht wären, dann ginge es um einiges
leichter. Ob das Sinn machte, ich versuchte die Summen der drei Zahlen zu addieren, mal gucken
was raus kam.
-1
5
8
0
8
Summe: 20
9
-1
5
3
-1
8
Summe: 23
13
1
6
6
6
Summe: 32
Gesamt
Summe: 75
>>> ACCESS DENIED <<<
Das war nichts, soviel stand fest. Auf zum nächsten Versuch. Wenn ich die folgenden Zahlen in
Buchstaben eingab, mal gucken was nun kam. Ich tippte sie ein.
Bc
Kb
Tg
gb
cd
cb
ia
gb
ic
cc
gd
ga
ia
bc
ga
ia
ga
>>> ACCESS DENIED <<<
Rätselraten und noch mehr Fragenzeichen??? Gott, was würde ich jetzt für den richtigen Code geben.
Ich schaute noch mal die Zahlenfolge an. Denk nach Vanity, denk nach.....
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Das ganze mal ignorierend auf die positive Zahlen gemünzt. Mal schauen und dann die Reihen
zusammenzählen. Vielleicht noch in Buchstaben, ich versuchte es.
1
5
8
0
9
1
5
3
13
1
6
6
Gesamt
>>> ACCESS DENIED <<<
8
1
6
Summe 22 (b b) ??
Summe 27 (b g) ??
Summe 32 (c b) ??
Summe 81 (h a) ??
8
Achselzucken und noch weniger Ahnung. Langsam gingen mir die Ideen aus. Grübelnd stand ich vor
dem Teil und sah mir noch mal kurz die Zahlen an.
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Nehmen wir mal an, wie vorhin, das es Zahlen sein könnten ohne diese zu addieren, sondern in
Buchstaben eingebend.
1
5
8
0
8
9
1
5
3
1
8
13
1
6
6
6
............................umgesetzt in Buchstaben würde das folgendes ergeben. Ich tippte wieder die alles in
Buchstaben ein. Mal schauen, was nun kam.
a
e
h
?
h
707
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i
m
a
a
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
e
f
c
f
a
f
Private
Leya Sinclair
h
>>> ACCESS DENIED <<<
Okay, das war dann wohl nichts, ich zog mich zurück, sollte es ein anderer versuchen. Wenn wir
keinen Anhaltspunkt hatten, was es sein sollte, könnte es alles sein, die Zahlenreichen ergaben für
mich keine richtige Erklärung oder einen Hinweis.
Leyas Versuch kurz und schmerzlos:
Ich hatte etwas abseits die beiden bei ihren Versuchen beobachtet und mir währenddessen selbst
Lösungsmöglichkeiten überlegt.
*Seufz*
Es gab so unendlich viele und in mir meldeten sich Zweifel, ob wir den Code knacken konnten. Vor
allem wird es uns sehr viel Zeit kosten. Zeit, die für uns kostbar war.
Vanity trat beiseite und so versuchte ich mein Glück.
1. Lösungsversuch
Für mich war eigentlich klar, dass es nur Buchstaben oder Wörter sein konnten. Zahlen schloss ich
von vornherein aus.
Nachdenklich sah ich mir das Rätsel an.
Rätsel:
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Zunächst rechnete ich Zeile für Zeile die Zahlenblöcke so aus, wie es da stand ( 2 – 3 = -1; etc.) und
kam auf folgendes Ergebnis:
-1 ; 5 ; 8 ; 0 ; 8
9 ; -1 ; 5 ; 3 ; -1 ; 8
13 ; 1 ; 6 ; 6 ; 6
Ergibt senkrecht Zeile für Zeile minus und plus gerechnet:
21 ; 5 ; 19 ; 9 ; 13 ; 8
In Gedanken das ABC abzählend kamen folgende Buchstaben zustande, die ich in kein sinnvolles
Wort umsetzen konnte und somit tippte ich sie der Reihenfolge entsprechend ein:
U E S I M H
>>> ACCESS DENIED <<<
Shit….
Na gut, ich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet, dass die Tür aufging. Also der nächste Versuch.
2. Lösungsversuch
Dieselben Zahlenreihen wie zuvor nehmend:
-1 ; 5 ; 8 ; 0 ; 8
9 ; -1 ; 5 ; 3 ; -1 ; 8
13 ; 1 ; 6 ; 6 ; 6
708
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Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Ergibt waagerecht Zeile für Zeile minus und plus gerechnet:
20 ; 23 ; 32 ähm ja, so ganz nicht richtig – oder?
In Buchstaben und somit der Code, da kein sinnvolles Wort gebildet werden konnte:
T W C B
>>> ACCESS DENIED <<<
*Seufz*
Ja, sehr viel Zeit…
3. Lösungsversuch:
Rätsel:
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Also gut, etwas neues. In Gedanken rechnete ich, immer die ersten Zahlen nehmend und von oben
nach unten, folgendes aus:
33 ; - 12 ; 13 ; - 8 ; 25 ; - 6 ; 17 ; - 8 ; 18 ; - 5 ; 9 ; -1
Ergibt waagerecht mit plus und minus gerechnet:
75
In Buchstaben und somit der Code:
G E
>>> ACCESS DENIED <<<
*Verflucht…*
Jetzt war mir wirklich die Lust vergangen. Wütend starrte ich auf das Display.
So langsam kam mir doch einiges verrückt vor, erst sperrte man uns ein, wegen dieser Erkrankung,
jetzt waren die Zellen offen. Das ergab doch keinen Sinn?
Ich schaute Leya an.
„Wir könnten auch abwarten, bis jemand wieder rein kommt. Außer jemand hat die Idee für die
Codeeingabe.“
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Hier wird niemand rein kommen. Warum sonst haben sie die Zellen geöffnet? Wir werden selbst auf
die Lösung kommen müssen."
„Dann hätte man die Türe auch öffnen können, das macht alles keinen Sinn. Erst sperrt man uns ein
nur um einen Türcode zu knacken, nicht wirklich. ...............und wenn wir es geschafft haben um uns
draußen abknallen zu lassen, denn ich glaube nicht das man uns so ohne weiteres hier heraus
spazieren lässt.“ Ich schaute sie an.
„Im Gegenteil. Es macht schon Sinn, nur die Zellen zu öffnen, wenn man unsere Reaktionen testet",
ich nickte zu den Chigs und dem Penner, „sie wollten uns zusammen bringen und sehen, was
709
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passiert. So einfach und wer weiß, welche 'Aufgabe' uns dann hinter dieser Tür erwartet. Bisher sieht
es so aus, als wären wir nette Versuchskaninchen. Und um ehrlich zu sein, mache ich mir eher
Sorgen, wie ich hier wegkomme, falls wir nicht mehr auf der Erde sind."
Ich schaute Leya an. „Ein Versuchskaninchen wollte ich hier eigentlich nicht abgeben, aber ich konnte
mir nicht vorstellen, das da keiner mehr hier rein wollte. Weshalb Versuchsobjekte einsperren und
diese dann verrecken zu lassen? Nun, wäre auch interessant zu sehen, was passiert wenn die
Versuchskaninchen nicht das machen was man von ihnen erwartet? Die arbeiten wahrscheinlich auf
ein Ziel drauf zu, meins ist es erst mal Antworten zu finden und ebenfalls hier zu verschwinden.“
„Wir alle wollen Antworten und von hier verschwinden", vor dem Terminal stehend und finster auf die
Zahlenreihen starrend, sprach ich über die Schulter. „Nicht persönlich nehmen, ich jedenfalls kann
nicht untätig herumsitzen und darauf warten, dass irgendjemand auf die Idee kommt seine
Nasenspitze durch die Tür zu stecken. Nicht, wenn ich eine Möglichkeit sehe, selbst die Tür öffnen zu
können. Ja und weißt du, wann es ihnen einfällt nach uns zu sehen? In zwei Stunden oder zwei
Tagen? Kannst du wirklich so lange ruhig abwarten, ohne kirre zu werden? Ich muss einfach
versuchen, diesen blöden Code zu knacken."
„Nö, ich nehme es nicht persönlich, dann viel Spaß beim rätseln.“ >grins<
Yo, wieder Leyas Versuche kurz und schmerzlos:
4. Lösungsversuch:
Das Pferd mal rückwärts aufzäumend (das ABC), gebe ich ausgehend vom ersten Versuch und
folgenden Zahlenwerten aus:
21 ; 5 ; 19 ; 9 ; 13 ; 8
Die Buchstaben eintippend, da wieder nicht in ein sinnvolles Wort umgewandelt werden kann und
somit den Code ergibt:
F V H R N S
>>> ACCESS DENIED <<<
Klar, was auch sonst.
*grummel*
5. Lösungsversuch:
Dasselbe ausgehend vom 2. Versuch:
20 ; 23 ; 32
Wie gehabt in Buchstaben und somit der Code:
G D X Y
>>> ACCESS DENIED <<<
6. Lösungsversuch:
Klar, ebenso ausgehend vom 3. Versuch:
75
In Buchstaben und somit der Code:
T V
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>>> ACCESS DENIED <<<
So langsam machte sich Ungeduld und Verzweiflung in mir breit und ich bekam ausgesprochen
schlechte Laune. Sehr schlechte Laune. Vor mich hin fluchend starrte ich diese verflixten
Zahlenreihen an.
Die Menschen gaben sich Mühe, aber wir kamen der Lösung nicht näher. Helfen konnte ich nicht.
Zum einen waren solche Rätsel nichts für mich, ich war einfach zu phantasielos dafür und zum
anderen konnte ich die Zeichen nicht entziffern.
Fitzpatrick: „Ist doch alles Scheiße! So kommen wir hier nie raus!“
Der Mensch schob die anderen Menschen beiseite und hieb mit der Faust auf das Terminal, das
daraufhin Funken sprühte.
Ehe ich mich versah, war der Major an uns vorbei und drosch auf das Terminal ein. „Hey, sagen sie
mal sonst geht es ihnen noch gut, oder wie?“ Gleichzeitig packte ich seinen Kragen an der Kombi und
zog an.
Es gelang mir ihn ein Stück zu entfernen, er drehte sich um und versuchte mich zu treffen, zweimal
blockte ich ab und einmal duckte ich mich er erwischte mich trotzdem, der Kerl war verflucht schnell.
Das nächste Mal hatte ich weniger Glück, ich landete an der Wand und der Typ gab nicht auf. Eine
Faust spürte ich in den Nieren, während mir das Blut aus einer Platzwunde am Kopf lief.
Der Kerl schien übermenschliche Kräfte zu haben, oder......................war er überhaupt ein Mensch?
Irgendwie schaffte ich es mich zu drehen, er hatte mich gepackt und machte mich so schwer wie ich
konnte. Was ihn nicht störte mich fliegen zu lassen.
Ziemlich unsanft landete ich, an meiner Schulter hörte ich es knacken.
Es ging alles ziemlich schnell und ich konnte nicht so wirklich eingreifen. Der Penner war mir im Weg
und ich musste ihn sehr unsanft und umständlich hinter mich bugsieren. Das kostete Zeit. Doch als
Fitzpatrick Vanity hoch hob und regelrecht von sich schmiss, sah ich meine Chance.
Seitlich vor ihm stehend versetzte ich ihm einen harten Faustschlag in den Magen, sprang zur Seite
und verpasste ihm einen Handkantenschlag in den Nacken.
Fitzpatrick: Die schon wieder ....
Himmel! Er zeigte keinerlei Reaktion! Ernüchtert machte ich einen Schritt zurück. Ohoh und er dreht
sich zu mir. Automatisch nahm ich eine Verteidigungsposition ein.
Mit dem rechten Bein ausholend versetzte ich ihm einen harten Tritt mit der Fußspitze unterhalb des
Rippenbogens. Der Stoß setzt sich nach innen fort und verursacht große Schmerzen. Präzise gesetzt,
wo mir schlichtweg die Erfahrung fehlt, konnte er sogar die Herzklappen erreichen und das Herz zum
Stillstand bringen. Fitzpatrick zeigte jedoch keine Wirkung. Überhaupt keine! Mir blieb jedoch keine
Zeit darüber nachzudenken. Ohje...
Fitzpatrick: „War wohl nichts!“
Nein, wirklich nicht. Entweder hatte ich bei dem Training, bei dem wir lernen sollten wie man Gegner
ausschaltet, gepennt oder es war von Arsch.
Ich trat nun ebenfalls nach ihr, allerdings gezielt und hörte es zu meiner Freude knacken. Sie taumelte
zurück und knallte gegen die Gitterstäbe.
Der Tritt brach mir einige Rippen, ich fühlte es krachen und beförderte mich unsanft gegen die
Gitterstäbe.
„SO, macht man das!“
711
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Ich funkelte ihn nur wütend an. Der Schmerz nahm mir für einen Moment die Luft und ich lehnte mich
gegen die Stäbe.
Vorsichtig tastete ich mich ab und zuckte zusammen, als ich die verletzten Rippen fühlte.
Ja, mindestens zwei Rippen waren durch.
Shit – aber sie hatten wenigstens nicht meine Lunge durchbohrt. Das konnte leicht passieren.
Jedenfalls spukte ich kein Blut.
Behutsam holte ich Luft – okay, tief einatmen war erst mal passe.
Sowie ruckartige und allzu viele Bewegungen.
Soll heißen: Ich war eingeschränkt und werde keine große Hilfe mehr gegen Fitzpatrick sein.
Der Kerl war gefährlicher und unheimlicher, als gedacht – ich hatte ihn gehörig unterschätzt.
Ja und er hatte sich mittlerweile wieder Vanity zugewandt.
Hoffentlich hatte ich ihr wenigstens etwas Zeit verschaffen können.
Ich wandte mich wieder meinem anderen Gegner zu. „Und nun wieder zu Ihnen. Sie sind ja so ruhig.
Hat’s Ihnen die Sprache verschlagen?“
Aus den Augenwinkeln sah ich ihn auf mich zugehen.
Ich wischte mir gerade das Blut aus dem Gesicht. „Sie sind kein Offizier egal was oder wer sie sind
aber das mit Sicherheit nicht.“ Er schien kurz anzuhalten, Zeit genug mein Bein anzuziehen und es
zwischen seine Beine zu platzieren.
Fitzpatrick: „Das war wohl auch nichts.“
Das schien ihn nicht wirklich zu beeindrucken, jeden Mann schon, den nicht unbedingt. Ich drehte
mich so schnell es ging aus seiner Reichweite. Nicht schnell genug, er packte mich schon wieder.
Dieser männliche Mensch war mir zutiefst zuwider. Er schien auch ziemlich viel Kraft zu haben.
Das war eindeutig nicht normal.
Vielleicht ein Eunuch?
Da wurde ja komplett alles weggeschnippelt – hatte ich gehört.
Das wäre eine Erklärung.
Das erklärte aber noch lange nicht, warum er dann so stark und schmerzunempfindlich war.
Shit.
Der war nicht menschlich – aber Silikanten sahen ganz anders aus.
Nur, welche Alternative blieb denn noch?
Na toll, er bekam Vanity wieder zu packen.
Shit.
Ich fühlte, wie mir der Schweiß ausbrach und die Knie anfingen zu zittern – bei dem Gedanken an
meine Rippen und den Schmerzen.
Shit, ich kann nicht daneben stehen und dabei zusehen wie sie verprügelt wurde.
Er hob den Arm...
Gott verflucht, ich kann's einfach nicht.
Aus den Augenwinkeln, sah ich Leya, JayLo und die Chigs. Ein wenig Hilfe wäre jetzt nicht schlecht,
alleine kam ich gegen den nicht an.
Ich drängte mich erneut zwischen ihn und Vanity. Mit beiden Händen auf seine Brust <dabei die Luft
anhaltend, um die Rippen zu schonen> und mich mit beiden Füßen vom Boden abstoßend, versetzte
ich ihm einen harten Stoß. Der Rückstoß verursachte einen stechenden Schmerz in meiner Brust und
ich biss mir heftig auf die Lippen, um nicht aufzuächzen.
Er war gezwungen loszulassen und ein paar Schritte zurück zu weichen. Seine Überraschung
nutzend, ging ich, den Oberkörper steif haltend, in die Hocke und umfasste beide Knöchel.
Ich richtete mich auf und hätte vor Schmerzen fast wieder losgelassen. Nachfassend ging ich einen
Schritt zurück, dabei riss ich sie nach oben und Fitzpatrick verlor das Gleichgewicht.
Krachend fiel er rückwärts auf den Boden und schlug hart auf.
Fitzpatrick: Dieses elende Weib! Im Fallen packte ich den Menschen am Overall und warf ihn mit
Schwung hinter mich auf die Chigs.
712
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Seinem Griff nicht mehr ausweichen könnend, packte er mich und nutzte den Schwung des Falls, um
mich über seinem Kopf hinweg auf die Chigs zu werfen. Ehe ich mich versah flog ich schon auf sie zu
und prallte heftig mit Schakimar zusammen.
Ein Mensch flog mit Schwung auf uns. Ich fing den Menschen so gut es ging auf, fiel dabei aber mit
ihm hin und saß nun auf dem Boden. Naja, eigentlich war es mehr ein Reflex den Menschen
irgendwie aufzufangen, als wirklich Absicht, aber egal. Ich hatte ihn aufgefangen.
Gemeinsam mit dem Chig ging ich zu Boden und hatte das Gefühl meine Brust explodierte. Mir wurde
regelrecht schwarz vor Augen und schlecht. Ich schnappte nach Luft und presste eine Hand auf die
rechte Seite. Dieser Schmerz...GottohGott lass nach...
Ich musste auf die Füße!
Unbedingt!
Die Zähen zusammenbeißend kam ich mühsam hoch.
Mir wurde wieder schwarz vor Augen und schwindlig und spürte wie ich leicht taumelte.
Egal, ich musste mich bewegen, um die Schmerzen aushalten zu können.
Leya, verschaffte mir einige Sekunden Luft, Fitzpatrick schien abgelenkt genug. Keine Ahnung was
das war, aber für einen Mann, hatte er verdammt viel Kraft. Mit kamen immer mehr Zweifel. Ich
rappelte mich wieder auf und wollte Leya helfen.
Fitzpatrick: Komm nur her Du nervende Quasselstrippe. Inzwischen wieder auf den Beinen packte ich
auch diesen Menschen und warf ihn ebenfalls gegen die Chigs.
Während ich schon wieder einen Abflug machte, kam mir der Gedanke das wir es mit keinem
normalen Menschen zu tun hatten, er war viel zu schnell und zu kräftig für einen Menschen. Ich
krachte mit ziemlichen Schwung auf den Chig.
Kaum taumelnd auf den Beinen flog mir schon Vanity entgegen. Sie stieß gegen mich und ich
stolperte rückwärts ein paar Schritte nach hinten. Über Schakimar's Beine fallend saß ich wieder auf
dem Chig – gemeinsam mit Vanity und mir blieb erneut die Luft weg.
Oh ihr Götter!
Ehe ich mich versah, lag ich mit Leya auf dem Chig, toll einfach nur astrein. Ich kam mir vor wie eine
Puppe, das war mit Sicherheit kein Mensch. Scheiße Schmerzen zuckten durch meinen Körper. Kein
gutes Zeichen, Vanity.
Wäre die Situation nicht so ernst, hätte ich mich scheckig gelacht – wir mussten wirklich ein seltsames
Bild abgeben: Ein Chig-Mensch-Sandwich.
Doch die Schmerzwellen die durch meine Brust jagten erinnerten mich nur zu gut an unsere Situation.
Ich konnte es kaum noch aushalten und Vanity auf mir empfand ich als unerträglich.
So half ich ihr möglichst schnell von mir runter.
Unter mir spürte ich, dass der Chig begann sauer zu werden.
Jedenfalls gab er einen grummelnden Ton von sich.
Leya half mir von dem Chig runter und ich versuchte mich wieder zu sammeln. Nicht zu tief Luft holen
und die Schmerzen ein wenig unter Kontrolle zu bringen. Ich sah das der Chig auf Fitzpatrick zu ging,
wahrscheinlich leicht angesäuert.
Jetzt ist’s aber genug! Nun lag noch ein zweiter Mensch auf mir. Katchiri konnte wie schon vorhin
rechtzeitig ausweichen. Wie ich es hasste so verdammt kurzsichtig zu sein. Ich sah fliegende
Menschen erst, wenn sie schon fast auf meiner Rüstung klebten.
Grummelnd schob ich die Menschen beiseite und stand wieder auf. Katchiri hatte sich inzwischen
schon des aggressiven Männchens angenommen, aber deutlich mit ihm zu kämpfen. Er schien ihr in
Reflexen und Kraft ebenbürtig zu sein.
..... ebenbürtig ...... wie kann das sein? Kein Mensch .....
Silikanten!
Das würde so einiges erklären. Ich konnte Silikanten nicht leiden und kam Katchiri zu Hilfe. Silikanten
lebten nicht, also konnte man sie auch nicht töten. Nichts was mit meinen Glaubensgrundsätzen
kollidierte.
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Schakimar schob mich seinerseits zur Seite und stand auf. Kampflärm lenkte meine Aufmerksamkeit
wieder auf Fitzpatrick. Katschiri und er kämpften. Wieder auf den Füßen, die Hand auf die Seite
gepresst und flach atmend, beobachtete ich die Kämpfenden.
Fitzpatrick war alles andere als dem Chig unterlegen. Das konnte nicht sein. Nicht, wenn er ein
Mensch war. Yo, genau. Er war ein Silikant. Die einzig logische Erklärung. Mag er auch so aussehen.
Schakimar setzte sich in Bewegung und kam Katschiri zu Hilfe.
Ich blieb wo ich war.
Die beiden Zusammenstöße mit Schakimar und Vanity hatten mich vorerst außer Gefecht gesetzt. Ich
konnte mich kaum bewegen und atmen.
Mir blieb im Augenblick nur die Rolle des Beobachters.
Der Silikant war dabei einen von Katchiris Schläuchen mit seinem Fuß herauszureißen. Er war wie ein
12 armiger E’Ulat2, hatte sie seine Füße im Griff arbeitete er mit den Händen, hatte sie seine Hände
fixiert, nahm er die Füße zu Hilfe. Ich griff nach seinem Bein, was mir einen heftigen Tritt mit seinem
anderen Bein einbrachte. Und eine Beule in meiner Rüstung. *grummel* Allerdings lies ich nicht los,
ganz im Gegenteil. Ich riss an dem Bein. Ein Bein würde gut zu meinem Silikantenarm passen. Er trat
erneut gegen mich. Wo war nur der Ausschalter bei diesem Modell? Mit etwas mehr Kraft und deutlich
mehr Schwung riss ich wieder an dem Bein, das plötzlich und absolut unerwartet nachgab. Zu
plötzlich für mich. Von meinem eigenen Schwung wurde ich von den Beinen gerissen und flog gegen
die Gitterstäbe. Mein Aufprall wurde durch den stinkenden Menschen aus der dritten Zelle
abgemildert.
Ich sah ihn kurz an und widmete meine Aufmerksamkeit dann wieder Katchiri, den Menschen und
dem Silikanten. Er wehrte sich noch immer heftig.
Ich glaubte nicht was ich da sah.
Selbst die Chigs hatten ihre Mühe mit dem fertig zu werden, das konnte durchaus ein Silikant sein.
Aber so stark?
Ein fliegender Chig, die wogen garantiert mehr mit der Rüstung als wir. Das schien Fitzpatrick nicht
mal ins Schwitzen zu bringen.
O Himmel! Er kämpfte noch immer, trotz Verlust des Beines.
Es sah nicht danach aus, als ob unterlegen wäre.
Ich wollte so gern helfen, wusste aber nicht wie.
Ich konnte einfach nur da stehen und zusehen.
Gebannt vom Kampf, in dem mittlerweile JayLo und Vanity den Chigs zu Hilfe kamen, stand ich
zunächst unbeweglich. In dem Gang war nur begrenzt Raum und mir kam der Gedanke, dass es an
der Zeit war, sich in eine Zelle zurückzuziehen. Ich drehte mich herum und lief genau in den Penner.
Er rührte sich nicht vom Fleck und starrte mit großen Augen auf das Geschehen. Hinter mir hörte ich
gefährlich nah die Kämpfenden und ich stieß den Penner hastig in die nächste Zelle.
Ich weiß nicht, was das war aber ein Mensch mit Sicherheit nicht, die Schmerzen in meinen Körper
übertrafen mittlerweile alles. Um mich herum, Beine und Gliedmaßen....
Plötzlich befand ich mich mitten unter ihnen. Ich sah nur noch ein durcheinanderwirbeln von
Gliedmaßen. Durchdringender Schweißgeruch drang mir in die Nase. Hektisch versuchte ich
wegzukommen und nicht hinderlich zu sein. Zu meinem Ärger war ich jedoch in meiner
Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt und zu langsam. Ich wurde herumgestoßen und kräftige
Hände zogen mich gerade noch rechtzeitig vor einem Fußtritt Fitzpatricks zur Seite. Er verfehlte mich
nur um Haaresbreite. Der Schwung beförderte mich an Katschiri vorbei und fast aus dem Pulk heraus
– als ich den Schlag kommen sah. Ich wusste, dass ich nicht mehr ausweichen konnte. Er traf mich in
den Bauch und schleuderte mich rückwärts heraus.
Mit dem Rücken prallte ich gegen die Felswand und schlug mir den Kopf an – spürte das jedoch
kaum.
Nach Luft schnappend gaben meine Beine unter mir nach und rutschte an der Wand hinunter.
Shit…
Mit dem Rücken fest gegen die raue Wand gelehnt, zog ich die Beine an und presste beide Hände auf
den Unterleib.
2
E’Ulat = eine Art Krake
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Vor meine Augen zogen rote Schleier und mir war kotzübel.
Ganz nah neben mir hörte ich Fußgetrappel und Geschrei.
Ich musste hier weg!
Unbedingt.
Mit wackligen Knien versuchte ich hoch zu kommen und geriet arg ins Schwitzen, bei dem Gedanken
wieder zwischen die Kämpfenden zu geraten.
Irgendjemand zog mich plötzlich mit Leichtigkeit auf die Füße und gab mir einen kräftigen Schubs der
mich den Gang hoch taumeln ließ und stolperte in die letzte Zelle.
Mein Blick war wieder klar und am Gitter festhaltend wartete ich, dass die Schwäche nachließ.
Typisch, das war doch wieder so was von typisch... wütend trommelten meine Finger gegen das
Gitter.
Jetzt wurde mir bewusst, dass nicht nur der Bauch weh tat sondern verstärkt wieder meine Rippen –
oh ja und mein Kopf.
Ich fasste mir an den Hinterkopf – eine gewaltige Beule zeichnete sich ab.
Na toll.
Den Bauch näher zu untersuchen traute ich mich nicht.
Ich zog Unwissenheit vor.
Mit wackligen Knien lief ich am Gitter entlang, bis ich einen guten Blick auf Fitzpatrick hatte und
verfolgte alles genau.
Wir schafften es irgendwann mal endlich den Kerl zu packen..............es geschahen doch noch
Wunder.
Es war klar eine Wendung eingetreten.
JayLo, Vanity und die Chigs kämpften nicht mehr so unorganisiert – waren besser aufeinander
abgestimmt.
Ich spürte unter ihnen jetzt eine starke Wut und Verbissenheit – besonders bei Katschiri.
Dies blieb bei Fitzpatrick nicht ohne Folgen.
Er geriet deutlich in Bedrängnis und er schien das zu wissen.
Er kämpfte heftig und unverdrossen, nutzte z. B. äußerst geschickt die Gitterstäbe, um sein Bein
einsetzen zu können – dennoch nicht mehr mit seiner selbstverständlichen Sicherheit wie zu Anfang.
Auf dem rechten Auge war er jetzt blind <das musste passiert sein, nachdem ich den Schlag verpasst
bekommen hatte> und etwas stimmte nicht mit seiner linken Hand.
Gleichzeitig sah ich aber auch die Spuren bei den vieren.
Es sah zwar so aus, als ob sie dabei waren die Oberhand zu gewinnen, doch für wie lange?
Die Chigs hatten Beulen in den Rüstungen.
Es war jedoch unmöglich zu erkennen, ob sie verletzt waren oder in ihrer Kraft nachließen.
Sie waren weitaus stärker als wir und hatten sicher auch den längeren Atem.
JayLo jedenfalls hatte einiges einstecken müssen und langsam machte sich das bemerkbar.
Wobei Vanity diejenige mit den größten Schwierigkeiten war. Sie setzte den linken Arm nicht richtig
ein, hielt den Oberkörper etwas steif und darauf bedacht, dort nicht getroffen zu werden und sie war in
den Bewegungen langsamer als JayLo.
Fitzpatrick hatte es gleichfalls erkannt und machte einen überraschten Angriff gegen sie – dem sie mit
Glück gerade noch ausweichen konnte.
Mir blieb fast das Herz stehen, so knapp war es.
Er wird nicht locker lassen, jetzt wo er diese Schwachstelle erkannt hatte...
Je länger ich zusah, desto nervöser und aufgewühlter wurde ich.
Wie lange dauerte das Ganze bereits? Zehn Minuten? Oder weniger? Vielleicht...
Aufgekratzt lief ich am Gitter hin und her und als JayLo einen Treffer kassierte, schlug ich vor Schreck
und Sorge heftig gegen die Gitterstäbe – was mir meine Rippen postwendend dankten.
Erleichtert stieß ich einen lauten Seufzer aus, als sie es ganz gut wegsteckte.
Himmel, lange hielt ich das nicht mehr aus!
Fieberhaft überlegte ich, wie der AI zu besiegen war.
Die ARME abreißen!!
Schakimar hatte anschaulich gezeigt, dass die Chigs dazu in der Lage waren.
Fitzpatrick so wehrlos, war es ein leichtes ihn endgültig auszuschalten.
Wie konnte ich mich ihnen bloß verständlich machen?
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Gerade wollte ich aus der Zelle <mir war das Bein eingefallen>, als ich merkte, dass sich das
Verhalten der Chigs änderte.
Sie schienen sich kurz zu verständigen und an ihren Bewegungen konnte ich klar erkennen, dass sie
etwas vor hatten.
Gespannt beobachtete ich sie und plötzlich wusste ich es.
Sie hatten denselben Gedanken!
Sie pirschten sich von beiden Seiten an ihn heran.
Fitzpatrick konnte sich nicht auf alle vier gleichzeitig konzentrieren und so gelang es den beiden
schließlich, seine Arme zu fassen zu bekommen.
Der Silikant brüllte voller Wut auf und versuchte verzweifelt, sich aus dem Griff zu befreien.
Zu spät...
Erregt presste ich die Stirn gegen das Gitter, um ja nichts zu verpassen.
Mit einem Fuß in seine Seiten gestemmt, zogen sie mit großer Kraftanstrengung an den Gliedmaßen
und plötzlich gaben sie nach.
Beide Chigs taumelten rückwärts einige Schritte zurück, konnten sich jedoch wieder abfangen und
hielten je einen Arm in den Händen.
JayLo und Vanity reagierten sofort und kurz darauf erstarb Fitzpatricks Gebrüll und er fiel um, wie ein
Stein.
Vor Freude hüpfte ich in der Zelle herum und stieß einen Jubelschrei aus – der jedoch in heftiges
husten überging.
Ich hatte meine Rippen völlig vergessen und zudem zu tief eingeatmet.
Der Schmerz brachte mich fast um und es dauerte einige Sekunden, bis ich mich wieder gefangen
hatte. *grummel*
Wenig später stand ich mit den anderen vor dem Silikanten und sah staunend auf ihn hinunter.
Mir tat so ziemlich alles weh, mein Kopf schlug wie ein Amboss, einige Rippen hatten auch schon
bessere Zeiten gesehen und meine Schulter schien auch was abbekommen zu haben, ich konnte den
Arm nicht richtig bewegen, zum Glück der Linke und nicht der Rechte.
Damit keiner auf die Idee kam mich untersuchen zu wollen, widmete ich mich dem Silikanten. Wir
hatten eh keine Möglichkeiten uns zu verarzten. Das musste warten, bis wir hier heraus waren. Hinter
der Tür gab es vermutlich Labors oder ähnliches.
Ich wollte zudem vermeiden, dass sie begannen an mir zu zweifeln.
Das konnten wir jetzt nicht gebrauchen.
Es genügte bereits, dass ich nicht mitkämpfen konnte.
Außerdem – der Silikant war super Aufregend!
In die Hocke gehend sah ich ihn mir an.
Dieser AI war ungewöhnlich. Anders als die Anderen.
Da lag er, ein Silikant, so was hatte ich noch nie gesehen, der sah aus wie ein Mensch, er blutete
sogar und war verdammt stark. Selbst der Chig hatte zutun mit ihm fertig zu werden. Von uns ganz
mal abgesehen.
Neugierig und sehr bedacht in meinen Bewegungen unterzog ich den Silikanten einer genauen
Untersuchung.
„So einen hab ich noch nie gesehen. Schaut mal, er blutet sogar und dann die Augen. Völlig normal.
Hey, die Pupillen reagieren sogar", ich hatte meine Hand über die Augen gehalten und wieder
weggezogen. Den Kopf von dem Silikanten etwas zur Seite neigend, suchte ich die Klappe hinter der
das Modem saß. Ich öffnete sie und sah hinein.
„Okay, mal schauen, was er gespeichert hat. Vielleicht erhalten wir Infos, was hinter dieser Tür los ist
und so einiges mehr."
Leya sah ihn sich ein wenig näher an. „Ich würde vorsichtig sein, wir wissen nichts über das Modell
und wer sagt uns nicht, das der nicht einen Sprengsatz oder eine Selbstzerstörung hatte. Die uns alle
ins Jenseits befördert.“
„Also keine Ahnung, was für Silikanten dir bisher begegnet sind, aber bisher ist mir noch keiner um die
Ohren geflogen. Mir ist auch unbekannt, dass so etwas schon mal vorgekommen und jemand zu Tode
gekommen ist. Ich gehe stark davon aus, dass Fitzpatrick nützliche Informationen gespeichert hat und
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diese vielleicht sogar von unserem Überleben abhängen können. Diese Chance muss ich nutzen. Das
siehst du doch ein, oder?", ich sah sie an und deutete auf die Zelle, wo der Penner drin war. „Aber
wenn dir wohler ist, dann warte ich, bis du dort auf Abstand gegangen bist, einverstanden?"
Keine Ahnung, was Aerotech für eine Schweinerei verbockt hatte, aber zuzutrauen wäre es ihnen.
„Dann sei vorsichtig.“
Mein Gefühl sagte mir, das es nicht so ausgehen würde, wie wir wollten.
Dann sah ich zu JayLo.
„Was ist mit dir? Willst du ebenfalls in Deckung gehen?"
Sie hatte mir gar nicht zugehört und war schon eifrig dabei ihn zu begutachten.
Ich grinste. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.
Ich beugte mich etwas umständlich vor, um genauer hineinsehen zu können, wühlte mit einer Hand
darin rum und fuhr überrascht zurück. „Da ist ja gar nichts drin! Komisch. Das Teil muss irgendwo
anders sein."
Interessiert sah ich den Menschen zu. Katchiri stand mit etwas Abstand hinter mir und sah ebenfalls
zu wie die Menschen den Silikanten untersuchten.
Ich schloss die Klappe wieder und sah zu JayLo. Vielleicht hatte sie ja was gefunden. JayLo hatte den
Reißverschluss des Overalls runter gezogen und eine weitere auf dem Bauch entdeckt. Sie war
gerade dabei sie zu öffnen.
Neugierig hockte ich mich, vorsichtig da meine Rippen schmerzten, ihr gegenüber und gemeinsam
sahen wir in den Bauch: Auf ein Gewirr von Kabeln, Platinen, Schläuchen und weiß der Geier noch
was.
JayLo begann in den Eingeweiden zu suchen. Ich half ihr, indem ich mit beiden Händen alles beiseite
räumte und aus dem Weg hielt. Was gar nicht so einfach war. Vor allem, weil aus einigen Schläuchen
die blutähnliche Flüssigkeit lief, alles glitschig wurde und das Sehen erschwerte.
Schließlich stieß sie einen zufriedenen Laut aus: Tief unten saß das Modem.
Ich grinste sie an.
„Klasse – dann bring ihn mal zum Plaudern."
Gespannt beobachtete ich JayLo, als sie sich daran zu schaffen machte.
Jäh fuhr sie fluchend zurück
Das war’s dann wohl mit dem Silikanten ....
Ein Prozess setzte sich in Gang..................
„Was ist los?", erstaunt sah ich sie an – nur um sofort wieder auf meine Hände zu gucken. Unter
meinen Fingern passierte irgendetwas seltsames und ekliges.
Entsetzt riss ich sie zurück. Der Silikant löste sich auf!
Zeitgleich sprangen JayLo und ich auf und wichen ein paar Schritte zurück.
Fassungslos sah ich dem Prozess zu – am Ende war nur noch eine schleimige Masse von ihm übrig.
„Gott verdammt! Unsere einzige Chance etwas zu erfahren! So ein Mist", fluchte ich vor mich hin. „Wie
ist das nur möglich? Verflucht." Ich war stinkwütend und enttäuscht. Angeekelt wischte ich mir meine
Hände am Overall ab, die voller Schleim waren.
„Tja, somit verhindert man, das der Feind was erfährt, nicht schlecht, zumindest kein Sprengstoff oder
so was ähnliches.“
Klar, das war enttäuschend aber es war passiert und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Ich hoffte nur das nicht noch mehr von der Baureihe existierten. Ansonsten würde die Menschheit jede
Menge Probleme bekommen.
Wenn schon Chigs Probleme damit hatten.................
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Hinter mir hörte ich, dass die Chigs sprachen und drehte mich zu ihnen. Schakimar und Katschiri
sahen auf eine schleimige Masse hinunter.
Hatte da nicht das Bein gelegen?
Das alles verwirrte mich sehr.
Die Baureihe war durchweg genial durchdacht und gebaut und sehr beängstigend.
„Ich schätze mal, der Plan von ihnen ging bisher nicht so auf, wie sie wollten. Weshalb sollte
Fitzpatrick uns hindern am Terminal zu arbeiten und gleichzeitig machen die, die Zellen auf?
Irgendwas passt hier nicht.“ Ich schaute mal so in die Runde.
„Hat jemand eine Ahnung ob eine neue Reihe von Silikanten gebaut wird? Wenn ja, dürften wir ein
echtes Problem damit haben.“ Ich deutete auf den unten liegenden. Nicht auszudenken, die konnten
sich unter den Menschen bewegen ohne aufzufallen.
Hm?
Was sagt sie? Irgendwas wegen dem Silikanten vermutlich. Der war in der Tat ungewöhnlich. Er roch
sogar wie ein Mensch.
„Nein, ich sehe diese Baureihe zum ersten Mal. Sieht nach Aerotech aus. Ganz sicher sogar. Sie sind
die einzigen mit den nötigen Kapazitäten. Oder die Silikanten haben selbst einen Weg gefunden."
„Da glaube ich eher das Aerotech die Finger im Spiel hat. Silikanten sind eher Spieler als
Wissenschaftler.“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ja, aber das hilft uns jetzt leider auch nicht weiter."
Wir schauten den Penner an. Vielleicht war er auch ein Silikant.
Penner: „Lasst mich in Ruhe, ich bin nicht wie er!“
„Ach ja, nur weil du es sagst, sollen wir dir glauben?“
Penner: „Ich weiß nichts, ehrlich!“
„Aber klar doch, wahrscheinlich bist du schon wesentlich länger hier als wir, raus mit der Sprache, was
tippen die in das Terminal ein?“ Meine Stimme wurde kalt und bissig.
Penner: „Sie .... sie .... sie tippen eben irgendwas ein.“
„WAS tippen die ein? Ein wenig schneller als sonst, streng dich an, ansonsten könnte es weh tun.“
Penner: „Nicht schlagen!“
„Weshalb nicht, du bist nicht sonderlich kooperativ?“
Penner: „Wörter!“
„WELCHE Wörter!?!“
Penner: „Keine Ahnung was für Wörter. Wörter eben. Drei glaube ich.“
„Komm schon, spiel hier nicht den Unschuldigen, was und wie viele Wörter, los ein wenig schneller als
sonst!!“
Penner: „Nicht schon wieder schlagen. Drei Wörter. Das ist irgendso ein Code. Die erste Zahl ist ein
Wort. Immer. Mehr weiß ich auch nicht. So glaubt mir doch!“
Ich schaute ihn an, konnte gut sein das er die Wahrheit sagte, oder auch nicht.
„Wie lange bist du schon hier und wo sind wir hier? Keine Märchen, Junge dafür habe ich zu starke
Schmerzen und da werde ich echt böse.“ Grimmig schaute ich den Penner an.
Penner: „Ich weiß nicht wie lange ich schon hier bin, oder siehst Du hier einen Kalender Süße? Und
wir sind in einer Zelle. Mehr weiß ich auch nicht.“
718
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„Okay, dann eine andere Frage, wie bist zu hierher gekommen und sind wir noch auf der Erde? Erzähl
mir nicht, das der Zufall dich hierher geführt hat, ich würde es dir nicht abkaufen!“
Der Penner war nicht umsonst hier, so viele Zufälle gab es nun auch wieder nicht. Ne, nicht wirklich.
Während sich Vanity mit dem Penner beschäftigte, untersuchte ich das Terminal. Hoffentlich war es
nach den Schlägen von Fitzpatrick nicht defekt.
Mit einem Ohr hörte ich zu, was der Penner preisgab. So, die erste Zahl ist also ein Wort und es
mussten drei Wörter eingetippt werden.
Mmh, mal sehen.
Werde erst mal nur ausprobieren, ob es überhaupt noch reagiert:
Leyas Versuch:
Rätsel:
2-3 7-2 9-1 3-3 9-1
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Ersten Zahlen sollen also die Wörter bilden:
BGICI
Big
KCGGCI
Gig (Boot)
TCIGG
Tic (Muskelzucken)
Ich tippe also die drei Wörter nacheinander ein:
Big Gig Tic
>>> ACCESS DENIED <<<
In Ordnung. Es schien noch alles zu funktionieren – auch wenn ich mit dem Ergebnis nicht glücklich
war.
„Das Terminal scheint in Ordnung zu sein", rief ich über die Schulter zu den anderen, „wir können also
noch hier heraus. Sofern wir den Code knacken. Wäre nicht schlecht, wenn ihr mir dabei helfen
würdet."
Ich drehte mich zu Leya hin und lies den Penner mal dort wo er war. „Vielleicht konnte man das Teil
auch so kurz schließen. Auch wenn die erste Zeile ein Wort ergibt, das könnte sonst eins sein und der
Rest? Im Raten bin ich nicht so gut.“ Mein Blick hing an JayLo, sie schien das Technikgenie zu sein,
vielleicht hatte sie eine Idee, das Teil kurzzuschließen.
Ich hatte schon den Mund zum Antworten geöffnet, als unmittelbar neben mir ein Zischen erklang.
Erschrocken wich ich etwas zurück und suchte mit den Augen nach der Ursache.
Dampfwolken strömten herein und ich roch sofort um was es sich handelte: GAS.
Instinktiv versuchte ich außer Reichweite zu kommen – kam jedoch nicht weit.
Das Atmen fiel mir schwerer, meine Kehle kratzte und meine Beine sackten unter mir weg. Ich fühlte,
wie ich fiel und konnte nichts dagegen tun, nicht einmal den Sturz abfangen. Die Umgebung
verschwamm vor meinen Augen >Tränen...> und noch bevor ich auf dem Boden aufschlug, sah ich
nichts mehr.
Noch ehe einer reagieren konnte, kam mir ein Zischen an die Ohren. GAS...............
Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Ein sehr schnell wirkendes Gas, eine Chance
hatten wir nicht. Es wurde dunkel.................
Was war das?
719
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Ich drehte den Kopf in die Richtig aus der das Geräusch kam. Es klang wie ein Zischen und man
konnte sehen wie eine weiße Wolke aus der Wand austrat. Wollten sie uns jetzt die Sicht vernebeln?
Bei den Göttern, das Zeug stank ja erbärmlich. Mir wurde schlecht ....
Meine Beine gaben nach.
Wieso?
War das Betäubungsgas? Wenn ja, wieso wirkte es? Die Rüstung lies normalerweise nur bestimmte
Komponenten durch, aber nichts was uns schaden konnte.
Meine Sinne verdunkelten sich.
Unbestimmte Zeit später ...
Wann ich wieder aufwachte, ich wusste es nicht in meinen Kopf herrschte wieder das Chaos an sich.
Übelkeit stieg in mir auf. Mein Blick war noch verschwommen, es dauerte einige Sekunden oder auch
Minuten........... bis ich ein klares Bild hatte.
Müll, wo war ich nun...die Erinnerung kam wieder zurück. Der Kampf, meine angeknacksten Rippen
und demolierte Schulter.
Ich schluckte die Übelkeit runter. Mein Blick ging durch die Zelle. Neben Fitzpatrick oder seinen
Resten fehlten noch zwei...............der zweite Chig und JayLo. Dafür erhaschte mein Blick eine
ziemlich verschüchternde Frau, die in der Ecke saß. Der Overall war derselbe wie wir ihn anhatten.
Der Penner war noch da.
Ein Chig war der, der sich Schakymar nannte war gefesselt an den Gitterstäben. Ob ich ihn befreien
sollte?
Als ich mich aussetzen wollte, kam wieder Übelkeit die Kehle hoch. Noch ein oder zwei Minuten sollte
ich noch warten. Sch.... Kopfschmerzen! Jetzt spürte ich wieder meine Rippen ein oder zwei hatten
mit Sicherheit was abbekommen, meine Schulter pochte wie ein Uhrwerk. Darauf hätte ich aber auch
verzichten können.
Mein Kopf war die Schmiede...............Shit, ich hatte schon bessere Zeiten gesehen. Mein Blick glitt
wieder zu dem Chig.
Sie war aufgewacht. Wenigstens .... ob sie .... oder die andere ....?
Mein Blick glitt zu dem schwarzen Etwas. Obwohl es so verschnürt war sah es bedrohlich aus. Ich sah
wieder zu der Frau. Sie sah auch bedrohlich aus.
Einer der Menschen war aufgewacht. Der der sich Weni’Ty nannte. Ich war komplett verschnürt,
festgebunden an den Gitterstäben. Von dem Silikanten war nichts mehr zu sehen, dafür war aber ein
neuer Mensch in der Zelle.
Leya schien noch nicht da zu sein, die andere Frau schien ziemlich verschüchtert zu sein. Ich schaute
sie an.
Ich wachte auf und fand mich in derselben Situation wieder, wie vor einigen Stunden.
Ekelhafte Kopfschmerzen und ...
...in der Zelle – verschlossen.
Still fluchte ich vor mich hin.
Ich war wieder drin!
Ich dachte kurz über die letzten Stunden nach, prüfte mich selbst, ob ich mich erinnerte.
Ich hatte nicht das Gefühl etwas vergessen zu haben.
Vom Gas war mir leicht übel und die Augen brannten etwas.
Ich lag auf dem Rücken und vorsichtig drehte ich mich etwas auf die Seite um die Zelle besser sehen
zu können.
Sofort schossen spitze Schmerzwellen durch meine Brust und den Bauch.
Ich verzog das Gesicht.
Ich war kein Freund von Medikamenten <wegen meiner Abstammung war ich sehr vorsichtig> doch
jetzt wünschte ich mir ernsthaft ein Schmerzmittel.
Aufmerksam sah ich mich um <Vanity bewegte sich> und erstarrte.
Wo war JayLo?
Der andere Mensch war nun auch wieder aufgewacht. Le’Ja, doch wo war der Mensch der sich
Jai’Loh nannte? Katchiri konnte ich auch nicht sehen oder hören.
720
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„Du warst vorhin noch nicht hier, wer bist du?“ Mittlerweile merkte ich das Leya anscheinend auch
wach wurde..
Sie sah mich an. Ihre Stimme .... so kalt .... eisig.
„Trish Simmons .... glaube ich.“
„....du glaubst? ...und ich dachte schon das ich Gedächtnislücken habe.“ >leichtes grinsen<
... und wer zum Teufel war das?
Perplex starrte ich die junge Frau an, ihrer Stimme nach verängstigt, welche zusammengekauert in
einer Ecke saß.
„Ich kann mich nicht mehr erinnern. Nur Bruchstücke.“
„Versuch es zumindest, wir haben nur die Erinnerung von dieser Zelle und das was man uns hier
erzählt hat, ob das die Wahrheit ist oder war, möchte ich eh bezweifeln.“
„Seit 2 Stunden, nein ... vielleicht sind es auch erst ein paar Minuten. Ich weiß es nicht. Ihr wart aber
schon hier, als sie mich gebracht haben.“
„Ja, wir sind schon länger da.“
„Die Männer in den weißen Anzügen. Sie haben mir eine Spritze gegeben und gesagt das sie nachher
nochmal vorbei kommen. Sie waren nett ...“
Ich drückte mich enger in meine Ecke.
„Nett ist was relatives.“ Eine Spritze also..........Drogen! Was anderes kam kaum in Betracht...
Neugierig hörte ich ihr zu und wurde sofort hellhörig.
So, sie wollten nachher noch mal vorbei kommen!
Vielleicht ergab sich ja eine Gelegenheit...
Mein Blick glitt weiter und blieb bestürzt an dem Chig hängen, der gut verschnürt an den Gitterstäben
gefesselt, in unserer Zelle saß.
Von Katschiri fehlte gleichfalls jede Spur.
Schlussendlich entdeckte ich den Penner wieder in seiner Zelle.
Wovon die Menschen wohl sprachen?
Meine Blicke gingen wieder zum Chig, ich glaubte nicht das dieser eine Gefahr für uns darstellte.
Hoffen durfte man ja noch.
Wieso sah sie das schwarze Monstrum so an?
Shit! Wo war JayLo? die Schmerzen vergessend, stützte ich mich auf einem Arm ab und richtete mich
leicht auf.
Ehrlich besorgt sah ich mich noch einmal gründlich um.
Sie und Katschiri waren tatsächlich nicht mehr da.
Sie hatten uns getrennt!
Diese verdammten Schweine...
Der Mensch war verletzt. Vermutlich.
Ich sah kurz zu Vanity hinüber.
Sie setzte sich gerade auf.
Sie sah reichlich grün um die Nase aus – sonst schien sie aber okay zu sein.
Diese Mistkerle!
Sie hatten uns getrennt!
Am liebsten hätte ich ihnen meine Wut entgegengeschrieen. Ich hatte keinen Zweifel, dass sie mich
auch hören würden.
Zähneknirschend schluckte ich sie wieder hinunter.
721
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Nein, den Gefallen tat ich ihnen nicht.
Vanity versuchte derweil aufzustehen.
Gute Idee...
Beim zweiten Anlauf schaffte ich es auf die Beine. Langsam ging ich zu dem Chig. Eingebunden wie
ein Paket mit Panzertape.
Was machte sie denn da? Das durfte sie nicht! Nein, durfte sie nicht!
Etwas mühsam rappelte ich mich auf und verharrte still, bis der schlimmste Schmerz nach ließ.
Vanity ging gerade zu Schakimar hinüber.
Lei’Ja war wirklich verletzt. Weni’Ty kam herüber. Wollte sie mich befreien?
Meine rechte Hand zeigte ich ihm, ich wollte ihn nur befreien sonst nichts. Ich versuchte ein Lächeln
zustande zu bringen. Dann ging ich wieder in die Knie und versuchte die Tapes mit 1 1/2 Händen zu
lösen. Das könnte länger dauern. Ich merkte wie die Frau noch mehr Panik bekam.
„Das dürfen Sie nicht! Es wird uns töten, so wie es die anderen getötet hat. Sie dürfen das nicht! Bitte
hören Sie auf. Warum tun Sie das? Es wird uns alle töten!“
„Versuchen sie sich zusammenzureißen, der Chig ist friedlich auch wenn er nicht festgeklebt war..
Wenn er uns an den Kragen wollte, hätte er es schon längst getan.“ War sie wieder ein Silikant?
„Wie könnte es das? Es ist doch angebunden, aber wenn Sie es jetzt befreien. Sie töten alles, jeden.
Ich hab’s gesehen. Tun Sie’s nicht.“
„Er hatte vorhin die Möglichkeit schon gehabt und hat es nicht getan. Welchen Grund sollte er jetzt
haben?“
„Vanity", mischte ich mich schließlich ein. Beide Köpfe flogen zu mir herum. Sie hatten gar nicht
gemerkt, dass ich mittlerweile wach war. Das erkannte ich an ihrem Blick. Ich ging zu ihr und zu
Schakimar. Mir war etwas aufgefallen.
„Ja, was ist denn los?“ Mein Blick hing an Leya...
Die andere Frau war aufgewacht. Neugierig sah ich an. Vielleicht konnte sie die Monsterbefreierin
davon abhalten, das Monster zu befreien.
„Bevor du ihn befreist möchte ich mir erst seinen Helm ansehen. Er scheint von dem Blut verklebt zu
sein."
Sie wollte sich den Helm ansehen? Was war nur mit diesen beiden Frauen los? Wussten sie denn
nicht, mit was sie es zu tun hatten?
„Dann tu das, aber sei vorsichtig, keine Ahnung wie das Teil funktioniert, nicht dass wir da was
beschädigen.“
Vorsichtig hockte ich mich vor Schakimar.
„Sicher, das werde ich, aber ungefesselt wird er das bestimmt nicht zulassen", meinte ich mit dem
Kopf leicht auf den Chig deutend.
????
Was hatten die Menschen vor? Mich töten? Es war ein Leichtes für sie. Ich konnte mich nicht wehren,
war ihnen ausgeliefert. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Sie rochen wirklich wie Tote und diese
Augen ..... Ich wollte weg.
„Keine Ahnung, ehrlich. So oft hatte ich mit Chigs noch nichts am Hut.“
„Nun, ich gar nicht – hatte nicht mal einen gesehen. Er und Katschiri sind meine ersten", grinste ich.
Bleib mir vom Leib Stinker.
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Für einen Moment beschlich mich ein unangenehmes Gefühl, während ich ihn betrachtete.
Eigentlich sollte ich ihn als Feind sehen und es sollte mir egal sein, was mit ihm geschah – konnte es
aber nicht.
Er und Katschiri hatten uns geholfen, mochten sie auch aus eigennützigen Motiven gehandelt haben.
Ich fühlte mich einfach verpflichtet, es ihm zurück zu geben.
Geht weg.
Ich rückte noch näher an ihn heran.
Weg.
Weg ist die andere Richtung.
Nicht anfassen Mensch.
GEH WEG!
An dem Helm gab es auf jeder Seite diese Atemschlitze, die sich wie Kiemen öffneten und schlossen.
Ich hatte gesehen, dass ein paar mit dem Blut verklebt waren.
Brummelnd versuchte ich dem Menschen meinen Unmut darüber kundzutun, das er mich anfasste.
Menschen waren widerlich!
Den Ekel beharrlich ignorierend begann ich vorsichtig sie, so gut es ging, mit dem Ärmel zu reinigen
<meine Finger hatten genau die richtige Größe> und überhörte sein Grummeln.
Was tat sie?
Versuchte sie wirklich die Atemöffnungen zu reinigen? Warum sollte sie das tun?
Zufrieden betrachtete ich das Ergebnis: Sie bewegten sich wieder gleichmäßig.
Sie hatte es tatsächlich getan. Nachdenklich sah ich zu ihr.
Die Rüstung nach Schäden zu untersuchen traute ich mich nicht.
Nachher verstand er es falsch und dachte, ich wollte seine Situation ausnutzen und ihn erforschen.
Und was kam nun? Skeptisch schielte ich zu dem Menschen. Meinen Kopf konnte ich aufgrund des
Klebebands kaum rühren.
Jetzt blieben nur noch die Fesseln zu lösen.
„In Ordnung Vanity. Jetzt überlasse ich dir das Feld. Schaffst du es alleine? Mir ist etwas schlecht von
dem Blut- und Schwefelgestank", das es nicht nur daran lag, musste sie ja nicht unbedingt wissen.
Da war sie nicht die einzige. „Klar, ich komm schon zurecht.“ Dann machte ich daran das Tape
abzulösen.
[in Chig]
„Habt Dank .... Lei’Ja“
Leicht überrascht sah ich zu Schakimar. Ich hatte deutlich meinen Namen herausgehört.
Der Ton unterschied sich sehr gegenüber dem unwilligen Grummeln.
Mein Gefühl sagte mir, dass es freundliche Worte waren.
Vielleicht ein Danke?
„Gern geschehen", lächelte ich ihn an.
Wenn ich doch nur diese Sprache verstehen könnte ..... aber es schien freundlich zu sein.
Ich hatte Leya beobachtet. Sie schien den Ekel runterzuschlucken, so gut es eben ging. „Gut, dann
mach ich weiter. Ruh dich ein wenig aus.“ Dann begann ich wieder von neuem... „Gute Arbeit Leya.“
„Danke", mich aufrichtend stellte ich mich abseits und beobachtete eine Weile ihr Tun.
723
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Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass sie es tatsächlich alleine schaffen konnte, zog ich mich an
meinen alten Stammplatz zurück.
Die Arbeit war wirklich schwierig, das Zeugs pappte schlimmer als die Angst.
Weni’Ty bemühte sich redlich, das Klebeband zu lösen. Aber es machte seinem Namen alle Ehre und
klebte wie das Harz des Gu’ Baumes. Der junge Mensch roch nach Angst, aus jeder seiner Poren.
Selbst wenn ich ihn nicht sehen könnte, ich würde es riechen. Ich verstand zwar nicht was das Junge
sagte, aber es schien Weni’Ty davon abhalten zu wollen, mich zu befreien. Vielleicht auch nicht.
Genau wusste ich es nicht, aber ich versuchte mir die Klangfarben einzuprägen. Möglicherweise
gelang es mir so mit der Zeit einige Worte zu verstehen.
Mit der Schulter lehnte ich mich gegen die Wand.
Ich fühlte mich ganz schön elend.
Mit einem Blick vergewisserte ich mich das Louis mich nicht frontal sehen konnte und zog den
Reißverschluss runter.
Penner: „Hey Süße, komm zeig schon was Du hast.“
Meine Aufmerksamkeit verlagerte sich kurz auf Lei’Ja. Untersuchte sie sich? Wenn nur meine
Fehlsichtigkeit nicht wäre .... Doch was nutzte es mit seinem Schicksal zu hadern? Es war eine
Aufgabe der Götter, der man sich stellen musste, und so glitt mein Blick wieder zu Weni’Ty. Sie war
nah genug das ich sie scharf sehen konnte.
Besorgt <hoffentlich hatte mein Sturz vorhin nichts verschlimmert...> musterte ich meine rechte Seite.
Dort breitete sich ein großer Bluterguss aus – sogar meine Brust war blau.
Mein Bauch war hart - drinnen pochte es unangenehm.
Behutsam tastete ich mich ab und zuckte zusammen.
Vor Frustration und Wut schossen mir Tränen in die Augen.
Der Gedanke für die Anderen ein Handicap darzustellen und nicht voll einsatzfähig zu sein, machte
mich ganz verrückt.
Ich hätte heulen können.
Ich zog den Reißverschluss wieder zu und meine Augen begannen zu funkeln.
Nein, ich werde nicht an mir zweifeln! Schon gar nicht, wegen solch blöder Rippen. Niemals – dann
konnte ich mich gleich hier begraben!
Hör auf zu jammern und überleg lieber, wie wir hier heraus kommen!
„Warum bist du eigentlich hier und warum ausgerechnet steckt man dich jetzt zu uns rein?“ Während
ich die Fragen stellte arbeitete ich weiter. Einiges war schon locker, ein Königreich für ein Messer...
Sie hörte nicht auf das Monster zu befreien. Sie würde uns alle töten. Töten.
„Bitte hör doch auf damit. Lass es angebunden. Es wird uns töten. Uns alle.“
„Warum bist du da so sicher, es hat uns vorhin geholfen einen anderen Insassen unschädlich zu
machen, der uns gefährlich geworden ist. Er mag uns wahrscheinlich genauso wenig wie wir Chigs
aber wir wollen alle hier raus und das geht nur wenn wir als Team arbeiten.“ Die Kleine war total
verängstigt.
Die Angst in der Stimme des Mädchens lenkte meine Aufmerksamkeit auf sie und die Notwendigkeit
wissen zu müssen, ob sie ein Silikant war.
Abwägend musterte ich sie.
Sie war noch sehr jung – jünger als ich.
Ihre blonden Haare reichten bis zur Schulter und sie hatte blaue Augen – zudem ein paar Pfunde zu
viel auf den Hüften.
Was sie aber nicht unattraktiv machte – die Pfunde passten einfach zu ihr.
Sie tat mir ehrlich leid und ihre Angst und die Art, wie sie zusammengekauert in ihrer Ecke saß,
weckten sofort meinen Beschützerinstinkt – oder wie mein Vater sagen würde: Mein Helfersyndrom.
Wir brauchen Gewissheit...
„Trish", rief ich sie an, „ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Leya und hocke schon
eine ganze Weile in diesem Loch."
724
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Ich sah sie an. Sie hatte ihm geholfen.
„Wie alt bist du? Du siehst noch sehr jung aus."
„Warum hast Du das getan? Sie sind unsere Feinde. Sie töten uns. Wieso hast Du das getan?“
Wie sollte ich ihr das erklären? Ich wusste einfach das er uns nicht töten wird – die letzten Stunden
hatten das deutlich gezeigt. Ich sah ihn nicht als Feind. Nicht einmal Katschiri, obwohl er deutlich
kämpferischer war.
„Trish, ich bin Stunden in dieser Zelle – zusammen mit den Chigs. Schakimar war nicht der einzige.
Da gibt es noch Katschiri. Beide saßen in der Zelle dort drüben. Wir hatten Zeit uns zu beobachten.
Ich habe auch all diese schrecklichen Sachen über sie gehört – aber eben nur von Dritten. Im Krieg
geschehen furchtbare Dinge, auf beiden Seiten, Trish."
„Aber sie sind böse. Sie wollen uns ausrotten. Töten auch Kinder. Es sind Bestien.“
Ich hatte Katchiris und meinen Namen gehört und sah zu den Beiden. Wenn ich sie doch nur
verstehen könnte.
„Ich glaube nicht, dass sie Kinder töten. Nicht, solange ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe.
Was glaubst du, was die Chigs über uns denken? Wir töten ihre Verwandten, Kinder, Freunde. Krieg
ist grausam, Trish, für jeden Beteiligten", ich hörte mich an wie Lizzy... „Schakimar und Katschiri
halfen uns dabei einen Silikanten zu überwältigen. Ohne sie hätte er uns mit Leichtigkeit getötet. Sie
hätten warten können, bis er das tatsächlich getan hätte und ihn erst dann ausschalten. Sie haben es
nicht. Das zählt für mich. Nicht, was dritte mir über sie erzählen und du weißt doch, vieles ist
Kriegspropaganda." Ich machte eine kleine Pause, damit die Worte bei ihr sickern konnten.
„Wie kannst Du das sagen? Wir töten nicht ihre Kinder. So sind wir nicht, aber sie sind es. Sie sind
blutrünstig und wollen uns alle töten. Meine Eltern würden nie ein Chig-Kind töten und mein Bruder
auch nicht, und der ist bei der Armee. Wir sind nicht so grausam wie sie.“
„Glaubst du, erwachsene Chigs haben keine Eltern? Und die Chigs die wir töten, ist das etwa nicht
blutrünstig? In welcher Welt lebst du eigentlich, Trish? Die Realität sieht verdammt anders aus."
„Nein, haben sie nicht“ antwortete ich trotzig.
„Nein, natürlich nicht. Wie konnte ich das nur vergessen! Stehen Sonne und Mond in einer
besonderen Konstellation zueinander, macht es einmal *Plupp* und neue Chigs stehen auf dem
Planeten", meinte ich spöttisch.
„Ausgewachsen, versteht sich."
„Ja. Genauso! Sie sind übergroße Frösche, weißt Du. Die Eltern kümmern sich nicht um ihre Kinder
und deswegen haben sie keine Gefühle. Das haben wir in der Schule gelernt.“
„Trish, man weiß gar nichts über Chigs – nicht das geringste. Wir wissen erst seit kurzem von ihrer
Existenz und niemand war je auf ihrem Planeten oder hat Kenntnisse darüber wie sie leben. Was man
euch in der Schule erzählt ist aus der Luft gegriffen und ausgedacht. Sehr traurig für Pädagogen wie
ich finde."
Oh Himmel – Geduld Leya, hab einfach nur Geduld...
„Wissen wir doch. Sie sind Frösche.“
„Ich denke, Schakimar wird dich eines besseren belehren – sozusagen aus erster Hand. Ich hoffe du
bist klug genug deine Vorurteile abzulegen."
Ende der Lehrstunde...
„So und jetzt sag mir, wie alt du bist", forderte ich sie erneut auf.
„Ich bin .... bin .... 17 glaube ich. Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht auch 18. Kommt 18 nach 17? Oder
davor?“
725
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„Ja, 18 kommt nach 17", sie war ja völlig durcheinander. „Erzähl mir, was du gemacht hattest, bevor
du hierher kamst", Ablenkung..., „ich war bis vor ein paar Stunden noch auf einer Air-Force-Basis und
machte die Grundausbildung."
„Weiß nicht. Es tut weh sich zu erinnern. Die Männer waren nett. Sie kommen nachher vorbei, weißt
Du.“
„Wie meinst du das, es tut weh? Kopfschmerzen?", hakte ich sofort nach, „und warum wollen sie
nachher noch mal vorbei kommen?“
„Ja, Kopfschmerzen. Hier und hier. Es tut so weh. Ich will gar nicht denken. Die Männer bringen
Essen. Ich hab soooo Hunger.“
„Ja, Hunger habe ich auch, aber das Essen ist nicht gerade genießbar hier. Warst du zu Hause bei
deinen Eltern?", ich schielte kurz zu Vanity hinüber, wie weit sie gekommen war. Sie hatte es fast
geschafft.
„Kuchen. Ich glaube ich habe Kuchen ..... es tut so weh, sich zu erinnern. Muss ich mich erinnern?“
„Nein, nicht jetzt", erwiderte ich beruhigend, „später werde ich dich noch mal darauf ansprechen.
Versuch dich ein wenig zu entspannen, dann gehen die Kopfschmerzen fast weg."
Ich sah wieder zu Vanity und beobachtete sie.
Mit einem Ohr hörte ich wie die beiden sich unterhielten. Meine Gedanken schweiften ein wenig ab.
Wo man wohl die beiden anderen hingebracht hatte? Von den Silikanten war nichts mehr übrig, die
Reste hatte man beseitigt.
Eins stand fest, die Zelle war mit Gas verbunden, würden wir wieder die Möglichkeit haben, hier raus
zukommen, dann brauchten die nur den Knopf zu betätigen und dann würde es wieder von vorne
beginnen. ......................wie hieß der Film noch, ein alter Schinken. Ich glaube täglich grüßt das
Murmeltier, da wiederholte sich auch alles wieder....
Sie hatte es fast losgebunden. Warum tat sie das nur?
Ich war langsam fertig noch eins und es sollte alles weg sein. Mein Blick hing an dem Chig und dann
an Simmons...
Der Weni’Ty-Mensch war fast fertig mit dem Klebeband. Ich könnte den Rest auch alleine entfernen,
doch ich zog es vor mich nicht zu bewegen. Bei Menschen konnte man nie sicher sein, wie sie
reagieren würden.
Man konnte die Angst riechen, die von ihr abging.
„Beruhige dich wieder, tu es für dich und uns.“
Was war das nur für eine Frau? Sie war wie .... wie war ihr Name? Johnson, Jenson, Harward. Ich
wusste es nicht mehr. Aber ich erinnerte mich wage an eine böse Frau die dieser hier ähnlich war.
Kalt und gefühllos wie die Monster.
Man konnte der Kleinen im Gesicht ablesen dass sie nicht begeistert war das ich das tat was ich tat.
Aber sie könnte auch ein Silikant sein, Programme kann man Lust und Laune schreiben.....
Erst ein aggressiver Typ wie Fitzpatrick und nun das genaue Gegenteil.
Vielleicht um an unser Mitgefühl zu appellieren, keine Ahnung. Nur eine Vermutung, in der Hoffnung,
das diese nicht Wirklichkeit würde.
„Trish", ich hockte mich vor sie, fasste unter ihr Kinn und zwang sie mich anzusehen <dabei
unauffällig prüfend, ob an ihrem Kopf eine Klappe zu sehen war. Nichts...>, <erschrocken sah ich die
andere Frau an> „sieh mich an. Glaubst du wirklich, dass wir uns selbst in Gefahr bringen? <ich nickte
heftig> Das wir so dumm wären? <ich nickte erneut> <Seufz> Wir wissen das dieser Chig uns nichts
tun wird. Du darfst jetzt nicht in Panik ausbrechen, wenn Schakimar gleich aufsteht. Hast du mich
verstanden, Trish?"
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„Er wird uns töten! Wieso begreift ihr das nicht? Sie wollen uns ausrotten. Und wenn wir tot sind,
reißen sie uns das Herz und die Augen raus. Und wenn wir begraben sind, graben sie uns wieder
aus.“
„Ich weiß nicht, was sie mit unseren Toten tun. Vermutlich dasselbe, was wir mit ihren machen. Trish,
ich möchte das du mir vertraust", ich stand auf und zog sie mit mir <wenn sie saß, wirkte Schakimar
noch größer und bedrohlicher auf sie>, „bleib bei mir und stell dich hinter mich." Ich sah deutlich ihre
Angst.
Widerstrebend lies ich mich hochziehen. Ich wollte nicht aus meiner Ecke.
„Nein, ich vertrau euch nicht. Ihr habt ihm geholfen. Habt es befreit. Wie könnte ich euch vertrauen?“
Neugierig sah ich Lei’Ja-Mensch zu wie sie mit dem ängstlichen Menschen sprach. Sie schien das
Junge beruhigen zu wollen.
Beruhigend strich ich ihr kurz über die Wange.
„Nein, das kannst du vermutlich wirklich nicht – aber selbst du wirst erkennen, dass er uns nicht töten
wird. Es ist nicht schlimm das du dich vor ihm fürchtest, Trish. Du darfst jedoch nicht in Panik verfallen
und hysterisch werden", sie hinter mich schiebend behielt ich ihre Hand in meiner.
„Es wird uns töten. Uns alle.“
Penner: „Mich nicht.“
„Dann ist ja zumindest einer da, der unseren Nachruf schreiben kann, wenn du des Schreibens
mächtig bist.“ Von dem hatte ich ja schon lange nichts mehr gehört...
„Er wird niemanden töten", sagte ich fest, „und jetzt verhalt dich ruhig, Trish. Beide! Ich sah Louis kurz
warnend an.
Trish: Ich glaubte ihr nicht. Sie wusste doch gar nichts. Sie hatte es nicht gesehen.
Penner: „Was denn, Süße? Ich hab doch gar nichts gesagt. Ist mir auch herzlich egal ob er euch tötet
oder nicht. Ich bin hier in Sicherheit.“ *lach*
„Louis, ich glaube du übersiehst da etwas, mmh?", grinste ich und sah mit einem bedeutungsvollen
Blick auf die verbogenen Gitterstäbe.
„Du kannst dich wirklich sicher fühlen." *grins*
Penner: „Pah. Verbiegen ist eine Sache, durchkommen eine andere, Süße.“
„Wie du meinst, Louis", zuckte ich mit den Schultern.
Gespannt beobachtete ich Vanity dabei, wie sie die letzten Panzertapes löste. Trish drückte sich eng
an meinen Rücken und hielt krampfhaft meine Hand. Ich fühlte deutlich ihren rasenden Puls und hörte
ihr schnelles Atmen.
Im Grunde genommen war ich bereits überzeugt, dass sie kein Silikant war.
Dennoch wollte ich mir später ihren Bauch ansehen. Nur um ganz sicher zu gehen.
[in Chig]
„Habt Dank .... Weni’Ty“
Der Chig sagte was, keine Ahnung was, vielleicht war das so eine Art Danke schön. „Bitte schön, gern
geschehen.“
Gern geschehen .... das hatte Lei’Ja auch schon gesagt. Wahrscheinlich eine Erwiderung auf .... auf
mein ‚Danke’? Möglich. Könnte aber auch sonst was heißen.
Das letzte Tape war weg und ich stand wieder auf. Was nicht so einfach war, mir war übel, der
Schwefelgestank, meine kleinen Handicaps...
Ich suchte mir einen Platz und schloss für ein paar Sekunden die Augen.
727
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Schakimar war frei und neugierig verfolgte ich, sein nächstes Handeln. Zuvor war mir bei Vanity
aufgefallen, dass es ihr nicht so gut ging. *seufz*
Wir waren ja eine tolle Truppe...
Uns zu verarzten hatte Priorität, sobald wir aus diesem Trakt raus waren.
Schakimar zog meine Konzentration wieder auf sich.
Einen Moment verharrte ich noch still. Sie hatten mich befreit. Menschen.
Nicht alle von ihnen hatten schwarze oder keine Seelen. Sie hatten mich befreit. Langsam stand ich
auf, nahm dabei die Klebebandreste mit.
Schakimars Bewegungen waren nicht beeinträchtigt – soweit ich das beurteilen konnte. Er war
offensichtlich nicht verletzt.
Nur, wieso nahm er Klebebandreste mit?
War seine Rüstung beschädigt?
Panik stieg in mir auf. Jetzt war es soweit, wir würden alle sterben. Jetzt würden sie sehen, was sie
angerichtet hatten.
Ich spürte die Panik von Trish fast körperlich und drückte kurz ihre Hand: Bleib ruhig, es wird dir nichts
geschehen!
Der junge Mensch versteckte sich hinter Lei’Ja-Mensch.
Darauf bedacht die Menschen nicht noch mehr zu verschrecken – keine Ahnung warum mir das
wichtig war - zog ich mich in die hintere Ecke der Zelle zurück. Setzte mich wieder auf den Boden und
begann damit meinen Armen wieder Leben einzuhauchen. Nur ein paar kleine Dehnungen. Es war
alles so unwirklich, so seltsam. Wieso wusste ich nicht mehr wie ich hierher gekommen war? Wie
konnte das Gas wirken? Ok, vielleicht war es ein Spezialgas das der Helm nicht ausfiltern konnte,
aber normalerweise schlossen sich die Atemöffnungen dann komplett und die Rüstung stellte auf
internen Kreislauf um. Vielleicht war sie defekt?
Der Chig das Richtige und verzog sich in eine Ecke. In der Hoffnung, das Trish sich beruhigen würde.
Die Hysterie war schon leicht nervig.
Interessiert sah ich dabei zu, wie er sich in die hinterste Ecke zurückzog.
So viel Besonnenheit hätte ich ihm gar nicht zugetraut.
Ich konnte den Blick von ihm nicht abwenden, obwohl ich mich gern selbst in eine stille Ecke
zurückgezogen hätte.
Mein Körper verlangte Ruhe.
Keine Zeit. Ich wollte mir noch die Zellentür ansehen und dann die verbogenen Gitterstäbe zu unserer
Zelle hin, vielleicht passte ich da durch?
Klar mit den Rippen quetscht du dich da locker durch...
Die Zellentür der Chigs war beschädigt und vielleicht....
...konnte ich endlich diesen blöden Code knacken?
Und die Videokameras die es hier versteckt geben muss? Machst du dich unsichtbar?
Irgendwo war der Zentralcomputer mit dem Managementsystem, mit dem die Zellen zu öffnen waren –
ignorierte ich stur die innere Stimme.
Sicher, voll mit Überwachungspersonal die deinen Weg genau mitverfolgen...
Ja, da muss ich mir noch was einfallen lassen...
Trish...
Ich konnte sie jetzt nicht alleine hier stehen lassen.
Nicht, solange sie überzeugt war sterben zu müssen.
*Seufz*
So blieb ich zunächst wo ich war und beobachtete Schakimar weiter.
Dann sah ich wieder zu den Menschen. Sie waren verletzt. Vielleicht konnte ich helfen? Die Schuld
abtragen? Das Klebeband ... ich begann damit es aufzuwickeln. Vielleicht konnte man es noch mal
brauchen. Die Rüstung damit abdichten .... evtl. die Wunden der Menschen zukleben.
Am Rande bekam ich mit das der Chig das Klebeband aufrollte. Nun, wenn er es für gut befand, sollte
man ihn nicht aufhalten. Arbeit lenkt ein wenig ab.
Ich sah zu ... wie hieß sie? Lena, Leila, Lili?
728
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„Wieso tut es das, L.... Leila? Wieso rollt es das Klebeband wieder auf?“
„Mmh? Oh, ich heiße Leya und ich weiß nicht warum er das Klebeband wieder aufrollt. Vielleicht ist
seine Rüstung beschädigt.“ Ich sollte mich ihm verständlich machen, ob ich ihm helfen kann – sobald
Trish sich beruhigt hatte.
Die Stimme war immer noch von Panik durchzogen. Ich schaute sie an. Die Kleine hatte Leya
angesprochen.
„Hast Du Schmerzen?“
„Mir geht’s gut, mach dir keine Sorgen“, versuchte ich abzuwiegeln.
Schmerzen, das könnte durchaus sein. Wir sollten eine kleine Krankenstation aufmachen.
„Aber Du bewegst Dich so, als hättest Du welche.“
„Es ist nicht so schlimm wie es aussieht – wirklich“, wich ich aus, „ich werde durchhalten.“
„Du hast es vorhin Schaschi .... Sch ... Kaki .... Schakaki .... genannt. Was bedeutet das Wort?“
„Das scheint sein Name zu sein.“ Ich versuchte die Schmerzen zu kompensieren, was mir nur leidlich
gelang. Ich fluchte innerlich.
„Sein Name?“
„Ja, weshalb nicht?“ Wir haben doch auch Namen.“
Verblüfft sah ich sie an. Die Monster hatten Namen? Ich wollte nicht das sie einen Namen hatten. Es
waren Monster.
„Es hat keinen Namen!“
„Kennst du Chigs so gut, das du behaupten kannst, das er keinen Namen hat?“ Ich schaute sie an, sie
zitterte wie Espenlaub.
„Woher willst Du wissen dass das sein Name ist?“
„Wir haben vorhin versucht uns ein wenig bekannt zu machen. In der Regel versucht man erst sich per
Namen vorzustellen. Nachdem er diesen von sich gegeben hat, gehe ich mal schwer davon aus, das
dies sein Name ist.“
„Du lügst! Man kann Dir nicht vertrauen. Sie können nicht sprechen, sie ..... sie quietschen nur so
komisch. Du bist eine Lügnerin.“
Gott, wie konnte man nur so hysterisch sein.
„Hör mir mal gut zu Kleine, ich mag es nicht, wenn man mich der Lüge bezichtigt. Wer sagt uns nicht
das DU kein Silikant bist und Deine Angaben stimmen?“
Meine Stimme hatte ich versucht so ruhig klingen zu lassen.
Aber ich hatte Schmerzen und war nicht in der Stimmung mich eine Lügnerin beschimpfen zu lassen.
Tränen stiegen in meine Augen. Wieso log sie mich an? Wieso war den beiden Frauen dieses
Monster so wichtig?
„SIE HABEN KEINE NAMEN ..... sie dürfen keine haben, es sind Monster. DU bist ein Silikant. Nur die
sind so herzlos und kalt.“
Meine Geduld war langsam aber sicher am Ende. Mein Blick wurde eisiger. Ich schaute Trish an.
„Monster, Trish das kann man auch von einigen Menschen behaupten, wenn man deren Geschichte
über Jahrhunderte verfolgt, deshalb haben diese auch Namen.....................und ich sag es nur ungern
aber versuche dich ein wenig zusammenzureißen. Niemand will dir gerade an die Kehle gehen,
deshalb verstehe ich auch deine totale Hysterie nicht. Gut, Chigs und Menschen mögen nicht gerade
Freunde sein, aber dieser hier hatte vorhin schon die Möglichkeit uns zu töten, er hat es nicht getan.
Was hätte er jetzt davon?“
Ich sog scharf die Luft ein um die Schmerzen ein wenig zu drücken.
„Es waren keine Menschen die meine Eltern getötet haben, es war das da. Geh doch zu ihm in die
Ecke, wenn Du denkst das Monster wäre so harmlos.“
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Ich drückte mich an Leila ran. Die andere Frau war böse.
„Ende der Diskussion – alle beide!“ mischte ich mich schließlich ein, „Vanity, gönn dir jetzt ein wenig
Ruhe – ich glaube, du kannst es brauchen, wie wir alle, okay."
Ich sah Leya an, in einem Punkt hatte sie recht, die Diskussion würde eh zu nichts führen. Die
Schmerzen wurden nicht weniger, ich suchte mir eine bequemere Sitzposition was aussichtslos war.
„Pass mir auf unseren Gast auf.“ >grins<
Dann schloss ich ein wenig die Augen.
Ich nickte ihr kurz zu und drehte mich zu Trish.
Jetzt verstand ich ihre Angst besser.
„Es tut mir sehr leid, dass deine Eltern umgekommen sind, Trish. Mein Vater wurde von einem InVitro
erschossen – dennoch weiß ich, dass nicht jeder InVitro schlecht ist. Meine Mutter war ebenfalls eine
und ein wunderbarer Mensch. Das gleiche gilt auch für Chigs.
So und jetzt setz dich wieder hin und versuch ein wenig zu schlafen. Ich dreh eine kleine Runde durch
die Zelle und komme gleich wieder."
„Nein, Du darfst nicht in seine Nähe, Du darfst nicht ....“
„Keine Widerrede", unterbrach ich sie sofort, „setz dich und mach es dir so bequem wie möglich – das
lindert deine Kopfschmerzen."
Widerwillig gehorchte ich ihr, sah sie aber bedrückt an.
*Seufz* Mit dem Blick kriegt sie mich noch fast rum...
Ich wartete bis sie sich wieder in ihrer Ecke niedergelassen hatte und hockte mich noch kurz vor sie
hin.
„Trish, beobachte gut und überzeuge dich selbst, bevor du ein Urteil fällst. Deine Augen und dein
Verstand sehen mehr, als dir Worte einflüstern können. Ignorier das nicht einfach." Ich bezweifelte das
sie jetzt verstand – überhaupt verstehen wollte, aber vielleicht gab ich ihr einen Anstoß zum
Nachdenken. Dann wären meine Bemühungen nicht umsonst.
„Bleib doch ..... geh nicht ...... ich hab Angst.“
„Ich bin gleich wieder da – versprochen."
Ich richtete mich auf und ging zur Zellentür hinüber.
Sie war fest verschlossen – so sehr ich auch daran rüttelte.
Es war enttäuschend, auch wenn ich mir darüber im Klaren gewesen bin.
Langsam schlenderte ich hinüber zu den verbogenen Gitterstäben und sah sie mir an.
Prüfte, ob ich mich durch quetschen könnte.
Vielleicht...
Falls Schakimar die Stäbe noch etwas biegen würde...
Ja, ich denke, dann käme ich durch.
Angespannt sah ich zur Chig-Zellentür hinüber.
Sie war beschädigt und ich konnte nicht genau erkennen, ob sie verschlossen war.
Ich bezweifelte jedoch stark, dass sie sich wieder schließen ließ – der Chig war nicht umsonst hier bei
uns.
Eine Möglichkeit also, an den Terminal zu kommen.
Doch zunächst wollte ich abwarten, bis sich die Männer wieder blicken ließen.
Ich kannte nicht den Zeitpunkt und es war zu riskant jetzt etwas zu unternehmen.
Zudem war ich neugierig, was sie wollten und vielleicht ergab sich ja eine andere Chance...
Neugierig verfolgte ich Lei’Jas Tun. Wollte sie durch die Gitterstäbe schlüpfen?
So wandte ich mich ab und bemerkte, dass Schakimar mich beobachtete.
Ich lächelte ihn freundlich an und zog mich zu Trish zurück.
Wie zu erwarten schlief sie natürlich nicht.
Vanity lag in einer anderen Ecke und hatte die Augen zumindest geschlossen.
Langsam und behutsam legte ich mich neben Trish auf den Rücken und winkelte die Beine an.
Shit, jeder Atemzug tat weh.
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„Trish, was machen deine Kopfschmerzen? Etwas besser?", forschend sah ich sie an.
„Nein ... doch, ein bisschen. Es hat Dich beobachtet.“
„Schön. Ja, ich weiß", lächelte ich sie beruhigend an. „Ich brauche etwas Schlaf – du kannst mich aber
sofort wecken, wenn es nötig sein sollte", ich streckte eine Hand aus und strich ihr eine Strähne aus
dem Gesicht, um ihre Augen sehen zu können. Sie war etwas bleich geworden.
„Ich trau mich nicht schlafen. Es ist so nah ...“ ich kroch eng an sie heran und flüsterte in ihr Ohr „...
und es stinkt so schlimm.“
„Trish, beruhig dich wieder. Ich bin sofort wach, wenn sich etwas ungewöhnliches tut und du kannst
mich jederzeit wecken – und ja, der Gestank ist sehr gewöhnungsbedürftig." Ich zog die Hand wieder
zurück und schloss die Augen.
„Versprochen?“
„Versprochen."
Ich versuchte einzuschlafen, aber immer wenn ich die Augen schloss und beinahe schlief, weckten
mich die Schmerzen wieder auf.
Hin und her drehend versuchte ich eine Position zu finden, wo die Schmerzen erträglich waren – gab
es aber bald auf und blieb auf dem Rücken liegen.
Erneut beobachtete ich Lei’Ja. Sie hatte Schmerzen. Sollte ich ihr helfen? Ja, sollte ich. Doch wie?
Der junge Mensch würde wieder zu schreien beginnen. Ich entschloss mich es Lei’Ja gleich zu tun
und begann mit einer Meditation, wieder begleitet von leisen rituellen Gesängen.
Erneut fielen mir die Augen zu und nach einer Weile glaubte ich Musik zu hören. Ich lauschte
aufmerksam, versuchte die Melodie zu erkennen, die mir plötzlich irgendwie sehr vertraut erschien.
Die Musik war aber so leise, dass sie wieder durch die Geräusche der anderen übertönt wurde und ich
ihr nur zeitweise folgen konnte.
Ich drehte den Kopf, weil ich dachte, Louis sang leise vor sich hin oder sogar Trish. Es gelang mir
jedoch nicht festzustellen, woher die Musik kam.
Sie faszinierte mich und ich vergaß für eine Weile meine Schmerzen. Von Zeit zu Zeit hielten die
Geräusche inne, dann erfüllte die Musik die Stille. Es waren die bewegendsten, schönsten Klänge, die
ich je gehört hatte.
Beim Einschlafen fragte ich mich, was das für eine Musik sein mochte und woher sie wohl kam. Ich
hatte das Gefühl, dass sich irgend etwas bei mir befand und mich beschützte und dann fiel ich in
einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Etwa 5 Stunden später ....
Da kam jemand. Neugierig sah ich zur Tür. Ein Mensch kam. War es ein Mensch?
„Schau da kommen sie. Wie ich es euch gesagt habe.“
Ich öffnete meine Augen, in den letzten Stunden hatte ich versucht ein wenig zu dösen. Was mir mehr
oder weniger gelang. Ich hatte neben den Schmerzen elendigen Durst. Meine Zunge klebte am
Gaumen.
Die aufgeregte Stimme von Trish weckte mich.
Ich fühlte mich fiebrig und matt – alles andere als ausgeruht.
Erschrocken legte ich eine Hand in den Nacken und befühlte die heiße Haut.
Gott, Fieber. Wieso hatte ich Fieber?
Bekam man von gebrochenen Rippen Fieber?
Gott...
Nervös sah ich zu Trish – hatte sie etwas gemerkt?
Sie sah erwartungsvoll den Gang runter.
Ah ja, da kam ja jemand.
Etwas unbeholfen stand ich auf und stellte mich, nah bei ihr bleibend, vom Gitter etwas abseits.
So das ich durch die Stäbe vom Gang aus nicht zu erreichen war – und wartete ab.
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Die Knochen schmerzten und die Kopfschmerzen wurden nicht weniger.
Der Chig war relativ ruhig gewesen, auch Simmons hatte Ruhe gegeben. Leya hatte ein Auge auf sie
und passte ein wenig auf sie auf. Beschützerinstinkt, ich musste innerlich grinsen.
Simmons, die Hysterie von Zivilisten konnte echt sein oder auch gespielt. So sicher war ich mir da
nicht. Aber schaute mir den Typen an. Es schien diesmal ein anderer zu sein. Wie hieß der andere
noch mal. Emmerson oder so ähnlich.
Der Typ trug einen weißen Anzug, aber es war nicht derselbe, welcher uns vom Virus berichtet hatte.
Virus – hatte ich deshalb Fieber?
Stimmte die Geschichte etwa doch?
Unwillkürlich verkrampfte ich mich vor Angst und unter meinen Füßen tat sich ein Loch auf – schwarz
und alles verschlingend.
Ich darf jetzt nicht in Panik geraten!
Nicht den Kopf verlieren!
„Hallo John, hast Du Essen dabei?“
Mühsam konzentrierte ich mich auf den Typen und zwang mich zuzuhören.
Der junge Mensch kannte den Fremden offenbar. Er hatte ebenfalls diesen weißen Anzug an.
Misstrauisch beobachtete ich ihn. Ohn? Nein, das klang anders. Schoo’Ohn.
Sieh einer an, die beiden schienen sich zu kennen. Was für ein Zufall. Ich wurde hellhörig und spitzte
die Ohren. Mein Blick glitt zu Leya ob sie wohl ähnliche Gedankengänge hatte wie ich?
Trish begrüßte ihn mit Vornamen. Verwundern tat mich das nicht wirklich. Sie hatte ja mehrmals
erzählt, dass sie die Männer "nett" fand – also wird sie wohl länger mit ihnen gesprochen haben. Ich
bemerkte Vanitys Blick und zuckte leicht mit den Schultern.
Leyas Reaktion, kam meiner gleich, seltsam war es schon.
John: „Hallo Trish, natürlich. Die Jungs bringen es gleich.“
„Wann kann ich nach Hause gehen?“
John: „Das wird noch eine Weile dauern, Trish.“
„Oh schade. Das sind ..... Leila und Ms. Hartford.“ Ich beugte mich zu ihm und flüsterte leise.
„Hartford ist Lehrerin. Sie ist unglaublich streng. Jeder hat Angst vor ihr...... John, sie haben das
Monster befreit.“
Ich konnte kaum was hören, aber wenn sie flüsterte war was faul. Mein Gefühl ließ mich nicht los, was
oder wer war das wirklich?
Ich stand nah genug, um sie hören zu können.
Vanity und Lehrerin!
Für einen Moment vergaß ich meine Sorgen und grinste.
John: „Ich bin John Goodford. Es war keine sehr schlaue Idee den Chig loszubinden.“
Ich rappelte mich langsam hoch und ich schaute diese Person an. „Mein Name ist Vanity Amarok.
Bisher sind wir am leben, kann nicht klagen.“
„Wo ist denn der andere Doc, der uns so nett das Essen gebracht hat?“
John: „Dr. Emerson ist tot. Er hatte sich auch infiziert.“
Oh...
Tatsächlich?
Skeptisch sah ich ihn an.
732
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„Er schien gesünder zu sein, als wir es jetzt sind. Nun, wir haben so einige Fragen auf die ich auf alle
Fälle einige Antworten erwarte?“ Langsam ging mir das Spiel hier auf den Keks. Keine Ahnung was
hier gespielt wurde, aber auf alle Fälle mit gezinkten Karten.
John: „Antworten? Hat man Ihnen nicht von dem Virus erzählt?“
„Ja, hat man, aber ob es die Wahrheit ist kann ich dem ‚netten’ Raum hier nicht beurteilen.“
John: „An was können Sie sich erinnern?“
Nein, mein Freund alles erzähle ich dir mit Sicherheit nicht. Nun, wie wäre es mit dem Datum.
„Wir haben das Jahr 2063, ist das korrekt?“
John: „2063? Nein, wir haben 2070."
2070?
Meine Gedanken überschlugen sich:
Vor zwei Jahren hatte ich mein Grundstück und das verfallene Haus gekauft.
Dieses Jahr wird es endlich soweit fertig, dass ich daran denken kann, die Innenräume zu gestalten
und einzurichten.
Sivas ist jetzt drei Jahre und Neo nicht ganz ein Jahr.
Vor ein paar Monaten ging ich zum Marine Corps – steckte mitten in der Grundausbildung.
2070?
Unmöglich...
„Das nenne ich aber einen Quantensprung, wie kann das sein, das sich Emerson so geirrt hat?“ Wer
sagte mir das dies alles stimmte und der Mensch nicht auch log.....
Was die Menschen wohl besprachen? Ich lauschte ihren Worten. Vielleicht konnte ich anhand der
Klangfarben ihrer Stimmen herausbekommen um was es ging.
John: „Emerson hat Ihnen nichts darüber gesagt welches Jahr wir aktuell haben. Ich erzähle Ihnen
alles. Vor einigen Wochen haben die Chigs den Friedensvertrag gebrochen. Sie kamen unter
falschem Vorwand zur Erde. Friedlich, wie sie behaupteten. Aber sie waren alles andere als friedlich.
Ehe wir es realisierten, schossen sie ein paar Torpedos in die Erdatmosphäre, die dort einen Virus
freisetzten. Er verbreitete sich binnen weniger Stunden über die ganze Erde. Die Auswirkungen waren
furchtbar ....“
Ich hörte ihm zu und lauschte in mein Innerstes. Glaubte ich, was ich da hörte?
Nein, kein Wort.
Ich konnte nicht sagen was es war, aber etwas störte mich – etwas was nicht greifbar war.
Vielleicht lag es an der Art wie er es erzählte: Es klang so abgelesen...
Ich hörte aufmerksam zu. Warum, sollte man so ohne Grund Chigs auf die Erde einladen oder
überhaupt kommen lassen. Ein weniger wichtiger Ort wäre da vielleicht geeigneter gewesen, weshalb
gleich die Erde? Seltsam, gut was diese Torpedos anging, konnte gut die Wahrheit sein...
Chigs ... ich verstand das Wort. Die Menschen nannten uns so. Erde ..... auch dieses Wort verstand
ich. Sie nannten ihre Heimatwelt so. Die Menschen schielten zu mir. Es ging also wieder um mich,
oder unser Volk. Wieso verstand ich diese Wörter? Ich wusste es nicht, aber je mehr ich den Stimmen
der Menschen lauschte umso mehr veränderten sich die disharmonischen Klänge ihrer Stimmen in
Wörter. Genauer gesagt in unzusammenhängende Bruchstücke. Was ging hier nur vor?
John: „Der Virus mutiert ständig, und er wirkt bei jedem etwas anders. Einige sterben binnen Minuten.
Langsam und grausam und unter unsäglichen Schmerzen. Andere vegetieren Tage dahin, bis sie
endlich erlöst werden. Die, die überleben werden unfruchtbar. Aber es sind nur wenige. Wieder
andere verlieren das Gedächtnis, mehr noch, sie verlieren alle Erinnerungen, alles was sie jemals
gelernt haben. Sie verhungern und verdursten elend, da sie nicht mehr in der Lage sind für sich selbst
zu sorgen. Und es gibt ein paar wenige die nicht sterben, die nicht unfruchtbar werden. Euer
Gedächtnis ist in Mitleidenschaft gezogen, aber ihr seid ansonsten gesund. Man hat euch hierher
gebracht, weil man hofft aus eurem Blut einen Impfstoff entwickeln zu können.“
Gesund...
Ich war ansonsten gesund!!
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Klar war ich gesund – ich war ja nicht infiziert.
Das Fieber musste eine andere Ursache haben.
Ich fühlte mich so erleichtert, dass ich ganz schwache Knie bekam.
Mein Magen krampfte sich zusammen.
Die Kopfschmerzen verstärkten sich.
So, mein Gedächtnis ist lädiert, danke schön. Ich schaute den Chig an.
Wie lange wir wohl noch hatten?
„Bisher wohl ohne Erfolg, oder? Weshalb sind wir hier eingesperrt, wie Gefangene?“
Was immer er ihnen erzählte, der junge Mensch sah ziemlich betroffen aus. Und wenn ich raten
müsste, würde ich sagen das wir die Bösen in dieser Geschichte waren. Ob er wusste wo Katchiri
war?
John: „Wir können euch nicht rauslassen. Wir wissen noch zuwenig über den Virus. Ihr könntet schon
in den nächsten Minuten wahnsinnig werden und das Projekt in Gefahr bringen.“
Ich schaute Simmons an, dann Leya. Gut, bei Simmons konnte gut eine Schraube locker sein, bei
ihrem Gebaren konnte man schnell den wagen Eindruck gewinnen. „Wo befinden wir uns, auf der
Erde oder wo sonst?“
Ich schaute diesen Mann an, wenn er einer war. „Verraten können wir es hier innen eh niemandem.“
John: „Sie sind noch auf der Erde. Die ganze Erde steht unter Quarantäne um die wenigen zu
schützen die sich während des Angriffs nicht auf der Erde aufgehalten haben.“
Auf der Erde? An einiges konnte ich mich nicht erinnern, aber ich war nicht auf der Erde, der Auftrag
fand nicht dort statt? Was verdammt noch mal passte an der Geschichte überhaupt?
„Was sollte eigentlich dieser Silikant hier in der Zelle? Ein Major als Silikant, ich glaube nicht das die
Menschen einen Silikanten zum Offizier machen, eher würde die Hölle zufrieren.“
John: „Sie haben ein paar Jahre verloren. Die Silikanten haben jetzt die gleichen Rechte wie
Menschen und Invitros. Sie sind mit den natürlich Geborenen gleichgestellt.“
Es lebe die Amnesie!! Das hatte mir noch gefehlt, Silikanten als Vorgesetzte. Ich enthielt mich einer
Antwort darauf....
Schrott.
Das war wirklich Schrott.
Die waren doch nicht so blöd so einen ähnlichen Fehler noch mal zu machen – oder?
ODER?
John: „Leider hatten wir ein kleines Silikanten-Problem. Die neue Generation ist ebenfalls anfällig für
den Virus. Die Chigs waren sehr gründlich.“
Blödsinn.
Wie sollte ein Virus, ein lebender Organismus, eine künstliche Einheit befallen und beeinflussen?
In dem sich der Virus in sein Netzwerk einklinkt?
So ein Schwachsinn...
Ich spürte, wie ich innerlich ganz ruhig wurde und meine Sicherheit zurückkehrte.
Nichts, rein gar nichts stimmte hier...
Silikanten .... Ja, auch dieses Wort verstand ich. Hm .....
„Das Problem haben wir mitbekommen! Was war sein Auftrag uns zu hindern hier auszubrechen? Erst
macht man die Zellen auf und dann die Show mit Fitzpatrick, danach das Gas? Ein bisschen viele
Zufälle, oder?“
John: „Sie zeigen bereits erste Anzeichen schwerer Paranoia, Miss. <Ah ja> Er wurde hier eingesperrt
weil er erkrankt war aber ebenfalls nur einen Teil seines Gedächtnisses verloren hatte. Vielleicht
lassen es Ihre Wahnvorstellungen zu, sich vorzustellen das wir da draußen ernste Probleme haben.
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Nichts funktioniert mehr. Emmerson hat die Zellentür kurz vor seinem Tod geöffnet. Wir sind alle
infiziert, ohne Ausnahme, aber die wenigen die noch dazu in der Lage sind, versuchen ein
Gegenmittel zu finden. Also machen Sie uns das Leben nicht unnötig schwer und kooperieren Sie.“
„..und wo sind JayLo, die Frau die mit uns hier war?“
John: „Jay-Wer? Die farbige Frau aus eurer Zelle? Sie ist wahrscheinlich an einem allergischen
Schock auf das Gas gestorben.“
Geschockt sah ich ihn an.
Diese Nachricht brachte mich etwas aus dem Gleichgewicht.
JayLo sollte tot sein?
NEIN!
DAS glaubte ich erst, wenn ich mich selbst davon überzeugt hatte.
Leichenhallen... sie mussten Leichenhallen haben.
Tote wurden ja gern obduziert und es gab Unterlagen darüber.
Gott, was sollte ich bloß glauben?
Was immer mit ihr passiert war, ich musste es heraus finden....
„Wie bitte...............wahrscheinlich, geht es ein wenig präziser? Oder arbeiten sie aneinander vorbei?“
Mein Grinsen fiel ein wenig süffisant aus.
John: „Sie war tot als wir sie gefunden haben. Wir haben nicht die Zeit und auch keinen Grund eine
Autopsie durchzuführen um festzustellen woran sie tatsächlich gestorben ist. Tot ist sie für uns nichts
wert.“
Klar, was machte schon ein Toter mehr aus. „Dann wäre noch die Frage nach dem anderen Chig?“
John: „Der andere Chig .... wir haben ihn verhört, aber sie sind unglaublich empfindlich. Sobald ihr
Raumanzug beschädigt wird, lösen sie sich auf. Der da hinten wird es auch nicht mehr lange
machen.“
Katschiri aufgelöst?
Ja, davon hatte ich gehört.
Ich strich mir über die Stirn – in meinem Kopf herrschte Chaos.
Okay, ich wusste nicht, ob er tatsächlich die Wahrheit sagte.
Wenn ich die letzten Stunden rückläufig betrachtete...
Nein, dann durfte ich ihm nicht glauben!
Es sprach zuviel gegen die Erzählungen – zu viele Widersprüche.
Außerdem wurden wir alles andere als diejenigen behandelt, die den Impfstoff für die Errettung der
Menschheit geben konnten.
Es wäre normal gewesen uns mittels handfester Beweise zu überzeugen – damit wir bereit wären
mitzuarbeiten.
Sogar unsere Verletzungen zu behandeln – so etwas tut man mit guten Absichten.
Einerseits sagte er wir wären gesund – andererseits auch wieder nicht.
Was denn nun?
Sie lassen uns in vielen Dingen in Unwissenheit – ein sicheres Zeichen, dass sie etwas zu verbergen
hatten.
Nachdem Fitzpatrick ausgeflippt war, waren sie uns nicht zu Hilfe gekommen – ihrem ach so
wertvollen Impfstoff.
Nö, sie hatten seelenruhig abgewartet.
Diese Liste konnte ich endlos so fortsetzen.
Nein, es war ihnen nicht zu trauen.
So konnte ich davon ausgehen, dass sowohl JayLo als auch Katschiri noch lebten.
Sie mussten zu finden sein – ich konnte JayLo unmöglich hier zurück lassen und Schakimar wird nicht
ohne Katschiri gehen wollen.
Schrott – das war ein Problem...
Was erzählte dieser Mensch nur? Wenn es ein Mensch war.
So, so verhört, das konnte man mit JayLo ebenso gemacht haben und dabei ist sie gestorben.
Elendige Bastarde. „Warum das denn?“
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John: „Der hat keine nützlichen Infos, und wenn wird er genauso wenig sagen wie der Andere. Chigs
töten sich lieber selbst, als uns etwas zu verraten. Außerdem wird er sowieso bald tot sein.“
„Wenn man weiß das er keine Infos hat, weshalb sperrt ihr ihn hier eigentlich ein?“ Dann konnte man
ihn gleich umbringen, weshalb sich die Mühe machen und ihn einsperren.
John: „Dieser Chig dort hinten in der Ecke ist ein direktes Mitglied der Chig-Regierung und war früher
der zuständige Erd-Botschafter. Wir dachten, wir könnten ihn benutzen um von seinen Leuten ein
Gegenmittel im Austausch gegen sein Leben zu bekommen. Zu erpressen wenn euch die
Bezeichnung lieber ist, aber bisher hatten wir damit noch keinen Erfolg. <War ja klar, jeder ist
ersetzbar, warum sollte es bei den Chigs anders sein.> Er wird so oder so bald sterben, aber wir töten
ihn nicht. Wenn er stirbt, dann mit der Gewissheit das seine eigenen Leute ihn im Stich gelassen
haben.“
Zugegeben klangen seine Ausführungen ja ganz schlüssig.
Dennoch hörte ich lieber auf mein Gefühl, welches mir sehr deutlich sagte: Hier stimmte etwas nicht.
Warum auch nicht, ein Chig mehr oder weniger machte auch der Regierung der Chigs nichts aus. War
zwar nur eine Vermutung aber in der Regel entspricht es der Wahrheit.
John: „Und sterben wird er bald, weil er mit Sicherheit keinen unbegrenzten Vorrat an Atemluft hat.
Und sie brauchen genauso zu essen und zu trinken wie wir. Die Chigs sind schon seit fast 6 Tagen
hier. Was denkt ihr wie lange er es noch ohne Nahrung aushält?“
Gute Frage.
Ich gab es nur ungern zu – aber er hatte Recht.
Chigs brauchten auch Nahrung und Wasser.
Irgendwann.
Ich schloss kurz die Augen.
Ich musste es einfach schaffen, diesen Code zu knacken...
„Ich kenne mich zu wenig mit Chig Technik aus. Aber weshalb gebt ihr ihn nicht wenigstens Wasser.“
Weitere Menschen kamen herein. Sie trugen ebenfalls weiße Anzüge und brachten Essen für die
Menschen. Sie schoben es durch die Gitter. Für mich war diesmal nichts dabei. Machte ja auch nicht
wirklich Sinn.
John: „Haben wir doch. Dort drüben in der Zelle liegen die Flaschen noch, aber es ist nutzlos. Chigs
vertragen unser Wasser nicht, und selbst wenn ... wie sollte er es trinken? Was kümmert Sie das
überhaupt? Mitleid mit einem Wesen, dessen Volk uns auszurotten versucht, und so wie’s aussieht im
Moment sehr erfolgreich damit ist? Ihr Mitleid ist Fehl am Platz.“
Wir bekamen noch mehr Besuch. Schien schon wieder was zum Essen zu sein. Das Essen schob
man uns durch die Gitter. Ich hatte Durst, weniger Hunger.
Ich schaute das Essen an und ließ es stehen.
Weitere Anzüge kamen und brachten essen. Ich warf nur einen kurzen Blick darauf und rührte nichts
an. Auf Mikrowellen-Pampe stand ich nicht. Hätte jedoch diesmal nichts gegen etwas Wasser gehabt.
Was sagte Louis noch?
Die ersten Zahlen ergaben das Wort – drei Wörter insgesamt...
John: „Esst jetzt. Wir kommen später noch mal und nehmen euch Blut ab.“
„Wie wäre es mit was zum Trinken?“ Im Essen konnte durchaus was sein. Zudem war das Letzte sehr
scharf gewesen. Ich hatte Durst, verdammt noch mal.
Ich trollte mich in ein Eck und ließ mich nieder. Frust stieg in mir auf, wer sagte uns, das diese
Geschichte der Wahrheit entsprach.
John: „Crown, geben Sie ihnen die beiden Flaschen der Chigs dort drüben.“
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Wir nahmen die Flaschen entgegen, ich schob Leya eine zu, diesmal passte ich auf das der Penner
keine abbekam.
Dankbar nahm ich die Flasche Wasser.
Mich Trish zuwendend gab ich ihr zu trinken und trank selbst ein wenig.
„Danke.“ *schmatz*
Verlegen und gerührt nahm ich hastig noch einen kleinen Schluck, um mich nicht zu verraten.
Das Wasser tat gut – auch wenn es lauwarm war und schal schmeckte.
Vom Fieber war ich extrem durstig und hatte einen trockenen Mund.
Es hatte nicht den Anschein das es schnell sinken würde – eher das Gegenteil.
Mittlerweile führte ich es auf den Stress zurück – redete ich mir zumindest ein.
Nach ein paar Schlucken steckte ich die Flasche in eine Beintasche des Overalls. Ich musste sparsam
damit umgehen. Ein Liter für zwei Personen war sehr wenig und wer weiß wie viele Stunden wir damit
auskommen mussten.
Das Wasser schmeckte schal, egal ich versuchte nur kleine Mengen Wasser zu nehmen, ansonsten
wäre die Flasche gleich leer.
Ich stellte sie ab, außerhalb der Reichweite des Penners.
Genaugenommen, war das Wasser viel zu wenig, aber besser als gar nichts.
Mir kam da ein Gedanke. Vielleicht nicht gerade der passende Moment, aber auf der anderen Seite
würde es vielleicht keine weitere Gelegenheit mehr geben. Ich sah zu den Menschen. Schoo’Ohn und
seine Begleiter gingen wieder. Sie öffneten die Klappe am Terminal, aber man konnte nicht sehen
was sie eingaben. Die Türe öffnete sich.
JETZT!
Den Chig hatte ich ganz vergessen, der war ziemlich ruhig gewesen. Anscheinend schien sein
Verhalten sich jetzt zu ändern.
Mit ein paar Sätzen war ich an der vorderen Begrenzung unserer Zelle und schlug heftig mit einem
lauten Brummen dagegen. Wie gehofft drehte sich Schoo’Ohn um und ich konnte einen Blick auf
einen Teil des Codes erhaschen. Die Zeichen sagten mir nichts, aber die Menschen würden sie zu
deuten wissen. Vielleicht.
Erschrocken fuhr ich zusammen.
Der Chig war unglaublich schnell und das mit der Rüstung!
Aber noch jemand war unglaublich übereilt...
*KREISCH*
„ER TÖTET UNS!“
*KREISCH*
Ich reagierte ganz automatisch.
Packte Trish an der Schulter, drehte sie zu mir herum und verpasste ihr eine Ohrfeige.
Sofort erstarb ihr Schreien und ging in ein heftiges Schluchzen über.
Sie in den Arm nehmend strich ich ihr beruhigend über den Rücken und beobachtete weiterhin
Schakimar.
Warum hatte er das getan?
Das Schreien des jungen Menschen erstarb jäh, doch ich konzentrierte mich weiter auf Schoo’Ohn.
Simmons, wer sonst, das Geschrei ging mir auf den Geist. Ich drehte mich zu ihr. „Der Chig meint die
da draußen nicht uns!“ Ich sah Leya an. Eins musste ihr lassen, Geduld hatte sie ja.
Die Wachen ergriffen sofort Abwehrmaßnahmen, doch ich zog mich wieder in meine Ecke zurück
bevor sie mich mit ihren Schmerzstäben erreichen konnten..
John: „Seht ihr! Ihr hättet ihn nicht losbinden sollen! Aber nun seht zu wie ihr damit fertig werdet.“
737
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Man konnte den Wachen ansehen das sie Maßnahmen ergriffen. Der Chig ging ein Stück zurück. „Er
meint nicht uns, sondern sie und ihre Kumpane.“ >grins<
Ich hoffte es, zumindest das es so war.
Vanity hoffentlich hast du dich da nicht verkalkuliert was dem Chig betraf.
Tja, wir würden es ja gleich merken.
„Beruhig dich wieder, Trish. Sollte Schakimar die Absicht gehabt haben dich zu töten, wärst du es
jetzt. Glaub es mir."
Er war so unglaublich schnell...
„Das sagst Du immer. Wieso hat er das dann getan?“
„Ja und du lebst, oder?", grinste ich sie an, „ich weiß nicht, warum er das getan hat."
„John ist doch nett.“
„Nach außen hin vielleicht, aber weißt du, was er wirklich denkt oder damit beabsichtigt? Sei nicht zu
vertrauensselig – sei lieber etwas vorsichtig."
„Aber er ist doch nett.“
Was hatte sie nur gegen John? Er war doch wirklich nett.
„Da kann ich Leya durchaus zustimmen, wir wissen nichts über die Leute hier, noch über ihre Motive
und ob das nicht durchaus eine Scharade ist.“
„Was ist eine Scharade?“
„So etwas wie vorgetäuschtes Theater – hinter dem ganz andere Absichten stecken. So Kleines, sei
einen Moment ruhig – ich muss nachdenken."
„Gut“ *schmoll*
Die Menschen verschwanden. Sollte ich den Menschen den Teil des Codes geben? Würde uns das
überhaupt helfen? Selbst wenn wir aus der Zelle kommen würden, da war immer noch das Gas. Sie
sahen mich noch immer seltsam an.
Wie sollte ich ihnen erklären, warum ich sie gerade erschrecken musste?
Abgesehen davon .... hatte ich die Zeichen überhaupt richtig erkannt? Die Distanz war für mein
schwaches Sehvermögen im Grunde schon zu weit weg.
Ich wurde vorsichtig, machte aber keine Anstalten die der Chig als Angriff verstehen konnte. Aber ich
war auf der Hut.
Mein Blick taxierte den Chig.
Selbst wenn wir wieder aus der Zelle rauskämen, an dem Gas war kein entkommen. In der Zelle
waren wahrscheinlich Kameras eingebaut.
Aufmerksam betrachtete ich Schakimar und versuchte dahinter zu kommen, was er damit bezweckt
hatte.
Er hatte einfach nur gegen das Gitter geschlagen und ein lautes Brummen von sich gegeben. Die
Wachen wollten ihn abwehren und er verzog sich ohne weiteren Widerstand in seine Ecke.
Warum?
Wann genau hatte er gegen das Gitter geschlagen?
Ich schloss die Augen und rief mir die Erinnerung zurück ins Gedächtnis.
John stand mit den anderen an der Tür und sie hatte sich gerade geöffnet. Mmh...
Geöffnet!
OH!
Ich riss die Augen auf und sah den Chig an.
Sie hatten den Code eingegeben!
Ich schlug mir gegen die Stirn.
Leya du Idiot!
Natürlich, Schakimar hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen!
Oh ja, und er hatte sie – voll und ganz.
Sie hatten sich umgedreht und sich sogar von der Tür entfernt.
Konnte Schakimar etwa...
738
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Leya Sinclair
Vielleicht gelang es uns bei der Blutabnahme ein oder zwei Geiseln zu nehmen, wäre zumindest ein
Versuch wert.
Mein Blick ging zu Leya. „Was hältst du von der Geschichte?“
„Was?", Vanity riss mich aus meinen Gedanken, „glaubst du, Schakimar kann unsere Schrift lesen?"
Vermutlich wunderte sie sich über meine Gegenfrage.
Aber wenn ich richtig lag...
Ich schaute Leya an. „Warum nicht, wenn wir wirklich 2070 haben, sollte der Botschafter sich ein
wenig besser auskennen.“
„Du glaubst tatsächlich die Geschichte?", ich zog eine Augenbraue hoch, „also, ich jedenfalls nicht. Ich
glaube aber, dass Schakimar etwas wichtiges gesehen hat."
„Nein, ich glaube sie nicht, da sind dermaßen viele Ungereimtheiten drin, alleine schon die Jahreszahl,
ist der Hit. Zudem war ich sicher nicht auf der Erde als das passiert sein soll.“ Ich schaute sie
neugierig an.
„Ich schon", antwortete ich abwesend.
Sollte ich zu Schakimar rüber gehen und fragen, was er gesehen hat?
„Auch wenn wir nicht das Jahr haben, vielleicht haben die Chigs eine Möglichkeit gefunden sie zu
übersetzen oder zu deuten.“
„Kann schon sein", ich sah zu dem Chig hinüber.
Wie sollte ich mich ihm jedoch verständlich machen?
Ich schaute Leya an. „Ein Königreich für einen Übersetzer.“
Mein Blick wanderte zu den beiden älteren Menschen. Sie unterhielten sich. Wenn ich doch nur ihre
Sprache sprechen würde, oder wenigstens Bruchstücke verstehen würde. Irgendetwas seltsames
geschah hier. Irgendwas war im Gange.
Kurzentschlossen stand ich auf, ging auf sie zu und in etwas vor ihnen in die Hocke. Mal sehen,
vielleicht fanden wir einen Weg der Kommunikation. Ich musste wissen um was es hier eigentlich ging.
Der Chig stand auf und bewegte sich auf uns zu. Nicht aggressiv, vielleicht wollte er was von uns. Ich
schaute ihn an.
Schakimar war aufgestanden und kam auf uns zu. Neugierig sah ich ihn an, als er vor uns stand und
etwas in die Hocke ging um auf gleicher Augenhöhe zu sein.
Trish: Es kam auf uns zu. „Jetzt wird es uns töten!!!!“
Ich sprang auf und lief zur Zellentür.
„JOHN!!!!!! HILFEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE. HOL MICH HIER RAUS. ES WIRD UNS TÖTEN!!!“
Penner: „HALT ENDLICH DIE SCHNAUZE, WEIBSBILD!!!! Wenn der Chig Dich nicht tötet, werde
ich es tun, damit hier endlich Ruhe herrscht!“
„JOOOOOHNNNNNNNNNN. JOHNNNNNNNNNNN.“
Hm, ich brauchte nicht viel Phantasie um zu wissen was der junge Mensch brüllte. Sie hatte Angst,
das war überdeutlich zu riechen. Und der Stinker in der Nachbarzelle war sichtlich genervt. Ich wandte
mich wieder den beiden anderen Menschen zu.
Ich pflückte Trish von der Tür weg und gab ihr nochmals eine Ohrfeige – diesmal eine kräftige.
„Reiß dich zusammen Trish!" ich sprach ganz ruhig, schrie sie nicht an und zog sie gegen ihren Willen
mit mir, als ich zu Schakimar zurück ging.
*heul*
739
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
„Bleib hinter mir und verhalt dich ruhig", ich ließ keinen Zweifel, dass es mir ernst war. Energisch
schob ich sie hinter meinen Rücken, wo sie sich ängstlich gegen drückte – und klammerte.
Herrgott, hoffentlich verpasste sie mir keine Kratzer.
Aufmerksam sah ich Schakimar wieder an.
Diesmal gab ich den Penner innerlich sogar Recht. Simmons nervte gewaltig. Wie, die zur Army
gekommen sein soll, war mir ein Rätsel.
Stattdessen kümmerte ich mich um den Chig, ich machte keine hastigen Bewegungen, die falsch
ausgelegt wurden konnten.
Ich wartete ab.
Der Chig wollte tatsächlich was von uns....
[in Chig]
„AL-KHI-NAL-DZL“3
Ich begann damit die erste Zahlenreihe der Kombination von vorhin auf den Boden zu zeichnen und
hoffte das die Menschen erkannten was ich da sozusagen unsichtbar malte. Zum Schreiben hatten wir
ja leider nichts.
Ich folgte den Bewegungen des Chigs. Das sah mir nach Zahlen aus
Ich strahlte über das ganze Gesicht.
Ich hatte richtig gelegen!
Mit großen Augen verfolgte ich genau seine Bewegungen.
2-3
7-2
9-1
3-3
9-1
Ich wiederholte das immer wieder, solange bis sie mir zu verstehen gaben das sie die Zeichen
verstanden hatten.
Er wiederholte es immer wieder. Mal schauen ob ich was damit anfangen konnte.
Das wäre ein A....E....H....O...H. Ich sah Leya an.
„Wenn ich die Zahlen abziehe und das in Buchstaben umsetze bekomme ich die Zahlen AEHOH
raus?“ Könnte ein Teil der Kombination sein. Der Chig war nicht dumm, er lenkte die Leute vorhin
damit ab.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, er will etwas anderes damit sagen."
Gespannt wie ein Flitzebogen ließ ich Schakimar nicht aus den Augen.
Ich nickte, deutete dann auf meine Augen und auf die Stelle wo vorhin die Klappe mit dem Terminal
war. Und begann erneut unsichtbare Zeichen zu malen. Diesmal die, die ich vorhin bei Schoo’Ohn
gesehen hatte. Hoffentlich gab ich sie richtig wieder. Sie waren so verschwommen. Deuten oder
identifizieren konnte ich sie nicht.
E
I
N
E
N
Zeichnete sie wieder und wieder, beobachtete sie um zu sehen ob die Menschen die Zeichen
erkannten.
Dann machte er weiter, diesmal Buchstaben, wenn ich das richtig sah. Ich grübelte nach, das könnte
noch ein Teil des Codes sein. Aber wir mussten erst mal aus der Zelle raus.
Geil!
3
AL-KHI-NAL-DZL = wir sollten einander helfen
740
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Er hatte das Wort für die erste Zahlenkombination sehen können!
Ich strahlte Schakimar an und nickte zum Zeichen das ich verstanden hatte.
Lei’Jas Gesichtsaudruck war leicht zu deuten. Sie hatte verstanden.
„Was macht er da, Leya?“
„Er zeichnet etwas, Kleines und will uns etwas damit sagen", es war wohl besser sie im unklaren zu
lassen. Ich traute ihr zu, dass sie uns verriet. Nicht aus bösen Absichten – sie glaubte ja richtig zu
handeln.
„Was will er uns sagen, und warum?“
„Das weiß ich noch nicht. Es ist schwierig sich ohne Worte zu verständigen. Hab etwas Geduld."
„Aber er spricht doch. Und es klingt so ähnlich wie, wie ..... ich weiß nicht mehr. Wie irgend so eine
Indianer-Sprache. Wir waren mal mit der Schule in so einem runtergekommenen Reservat. Ich hab
kein Wort verstanden, aber es klang so ähnlich.“
„Tatsächlich? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ja und du hast natürlich Recht: Er spricht. Ich
habe mich falsch ausgedrückt. Du bist sehr aufmerksam Trish, das machst du sehr gut. Beobachte
weiter so."
Ich lächelte sie kurz an und wandte mich wieder dem Code zu – dachte darüber nach, wie sich das
Wort EINEN aus den Zahlen bilden ließ...
„Ok.“
Dann hatten wir zumindest ein Teil des Codes schon, wenn auch ich die Zahlen und Buchstaben nicht
unbedingt in die Reihe bekam. Aber im Raten war ich noch nie recht gut. Mir wurde es wieder übel
und ich setzte mich hin, schloss für einige Sekunden die Augen.
Scheiße aber auch, wenn wir hier raus wollten, waren wir bei weitem nicht fit. Keine Ahnung, wie viele
es draußen gibt, gegen die wir kämpfen müssten oder auch nicht.
Weni’Ty Mensch ging es nicht gut. Sie war blass, würde ich sagen und sie schluckte wie jemand dem
übel war.Die meisten Lebewesen begannen zu speicheln wenn ihnen schlecht wurde, was
zwangsläufig zu erhöhtem Schluckreiz führte. Sie benötigte medizinische Hilfe.
Menschen waren Feinde, ja, aber trotzdem konnte ich nicht länger tatenlos zusehen. Wie sollte ich
meinen Kindern erklären, das ich nicht wenigstens versucht hatte ihnen zu helfen? Doch wie sollte ich
herausfinden was ihnen fehlt? Wie machst Du’s denn bei den ‚Gästen’?
Ja, die diversen Tiere die meine Kinder und Jay’Don anschleppten, konnten sich auch nicht
verständlich machen. Andererseits konnte ich Weni’Ty Mensch nicht einfach so untersuchen. Wo
anfangen? Wo aufhören? Wie entscheiden ob was ihr fehlte? Mein Wissen über menschliche
Anatomie war doch ziemlich bescheiden. Sie waren Primaten, affenartig. Säugetiere. Sie stanken
bestialisch. Sie waren unberechenbar. Dennoch ....
Primaten .... Säugetiere .... wage begann ich mich an die Nervenbahnen bei Primaten zu erinnern, an
ihre Reflexzonen.
Anscheinend schien der Chig sich mir zuwenden zu wollen, was sollte ich davon halten? Ich begann
zu grübeln.
[in Chig]
4
„Weni’Ty .... A-ZEY-AL-IH.“
Ich konnte meinen Namen erkennen, aber der Rest?? Vielleicht so was ähnliches, das er mir nichts
böses wollte.
Die Sprache war ziemlich komplex, hörte sich zumindest so an.
Sollte ich mich nun entspannen, oder nicht?
So beschloss ich abzuwarten, was der Chig vorhatte.
4
A-ZEY-AL-IH = bedeutet soviel wie jemandem medizinische Hilfe leisten
741
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Vanity Calhoun
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Ich nahm vorsichtig ihren Fuß. <ops, was kam denn nun> Menschen hatten 5 Zehen wie wir. Es
würde leichter sein die Reflexzonen dort zu finden, als an den Händen wo wir uns etwas
unterschieden. Ich beobachtete genau was sie tat, und ob sie es wohl als Angriff auffassen würde.
“A-ZEY-AL-IH.“5
Der Chig nahm meinen Fuß in die Hand, es fühlte sich eigenartig an, hätte mir jemand vor Monaten
gesagt, das ich mit einem Chig in der Zelle saß und der mich noch verarzten wollte, hätte ich den
wahrscheinlich in die Klapsmühle stecken lassen.
Ich versuchte entspannt zu wirken. Der Satz..........hatte er den nicht vorhin schon mal gesagt? Könnte
auch sein, das er mich beruhigen wollte. Ich nickte ihm zu.
Der Brechreiz war wirklich übel.
[in Chig]
„TA-NA-TOH-BAH-HA-ZSID.“ 6
Sanft aber bestimmt drückte ich auf die Reflexzonen, die den Kreislauf in Schwung brachten und
Schmerzen linderten. Keine Ahnung ob es ihr helfen würde, aber ich hatte es wenigstens versucht.
Langsam merkte ich das die Kopfschmerzen weniger wurden und die Übelkeit ein wenig
nachgelassen hatte. Woher kannten Chigs sich in menschlicher Anatomie aus? Vielleicht hatten wir
doch mehr Ähnlichkeiten als wir wussten.
Mein Kreislauf, fing an zu arbeiten, schön das er wieder da war. Zumindest war die Übelkeit nicht
mehr gar so schlimm. Der Chig hörte auf und ließ meinen Fuß wieder sanft runter. Ich schaute ihn an.
„Danke schön.“ Ich versuchte ein nettes lächeln zustande zu bringen.
Wir hatten keine so ausgeprägte Mimik wie die Menschen, aber ich denke der Mensch lächelte. Ob
das ebenfalls freundlich war, wie bei uns? Ja, ich denke schon und so nickte ich dem Menschen zu.
Ich war so mit dem Code beschäftigt, dass ich erst gar nicht realisierte, was sich neben mir tat.
Doch plötzlich hatte Schakimar Vanitys Fuß in der Hand.
Öh – ihren Fuß?
Verblüfft und den Code vergessend beobachtete ich fasziniert den Chig.
Es sah so aus, als ob er ihn massieren würde und Vanity schien es gut zu tun.
Sie sah wenigstens nicht unglücklich aus.
Schakimar ließ ihn sanft wieder los und jäh spürte ich seinen Blick auf mir.
Der Chig schien einen Blick auf Leya geworfen zu haben, der es auch nicht besonders ging.
Fitzpatrick hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Das musste man ihm lassen.
Mein Blick fiel wieder auf Lei’Ja-Mensch. Auch mit ihrer Gesundheit stand es nicht zum Besten. Ich
hatte sie schon eine Weile beobachtet und schon eine Ahnung wonach ich suchen musste.
[in Chig]
„Lei’Ja .... A-ZEY-AL-IH.“
Abwehrend wich ich einen Schritt zurück – NEIN!
Es durfte keiner wissen... sie durften nicht denken, dass ich eine Last war... und mich zurück lassen...
Ich spürte Trish hinter mir, die auf meinen Schrecken reagierte und sich fester krallte.
Verzweifelt blieb ich ganz still stehen und fühlte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.
Hm .... Ich deutete auf meine Augen und dann auf Lei’Jas Seite. Ob sie wohl verstand? Sie einfach
ohne ihre Erlaubnis zu untersuchen, stand mir nicht zu.
[in Chig]
7
„TA-NA-TOH-BAH-HA-ZSID.“
Er wollte mich untersuchen...
GottohGott... was sollte ich bloß tun?
Wie kam ich da wieder raus?
Nervös fuhr ich mit den Fingern über den Overall.
5
A-ZEY-AL-IH = bedeutet soviel wie jemandem medizinische Hilfe leisten
TOH-BAH-HA-ZSID = bedeutet soviel wie keine Angst haben müssen
7
TOH-BAH-HA-ZSID = bedeutet soviel wie keine Angst haben müssen
6
742
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Ich durfte vor Trish nicht kneifen... sie würde glauben ich hätte vor Schakimar Angst und das würde
alles zunichte machen, was ich vielleicht schon bei ihr erreicht hatte...
Sanft löste ich Trishs Finger und schob sie ein Stück von mir.
Wieder einen Schritt nach vorn tretend, versuchte ich den Abgrund zu ignorieren der sich unter mir
auftat und drehte meine rechte Seite dem Chig zu.
Sie werden mich zurück lassen – irgendwann, wenn ich klettern musste oder springen...
„Leya, was will er? Was tust Du?“
Angespannt sah ich Schakimar unverwandt an und ignorierte Trish. Ich konnte jetzt einfach nichts
beruhigendes sagen.
Ich merkte das Leya in einen Zwiespalt steckte. „Lass es zu das er dir hilft, vielleicht kann er dir helfen
Leya.“ Wir waren beide angeschlagen, jede Hilfe war da recht. Egal was man später darüber denken
mag. Was mir gerade herzlich egal war.
War das nun eine Erlaubnis oder nicht?
Ich wertete es einfach mal so.
Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihre Seite in die Höhe ihrer Rippen, bzw. dort wo ich sie
vermutete. Lei’Ja war nicht wirklich wohl dabei, das war nicht zu übersehen.
„LASS SIE LOS DU MONSTER!“
Der kleine Mensch warf mit dem Essen nach mir, doch diesmal war ich schneller und wich rechtzeitig
aus. Vielleicht war ihre Treffsicherheit auch einfach nur so schlecht wie meine. Sie ignorierend machte
ich weiter.
Trishs Heftigkeit überraschte mich total.
Ich hatte ja keine Ahnung gehabt...
Von der Seite schielte ich zu ihr hinüber.
Sie war ganz aufgelöst.
„Trish...", bat ich leise und nahm eine Bewegung Schakimars wahr.
Seine Berührung erwartend zuckte ich dennoch leicht zusammen, als er die Hände wieder auf meine
Rippen legte.
Den Kopf von ihm wegdrehend versteifte ich mich und wagte es nicht mich zu rühren.
Vielleicht merkte er es ja nicht – mit diesen Handschuhen durch den Overall...
Sie atmete flach und verkrampfte sich auf einer Seite. Ich brauchte nicht wirklich viel Phantasie für die
Diagnose, dennoch wäre mir jetzt mein Scanner lieber gewesen.
„Du tust ihr weh! Lass sie los!“
Ich schubste den Chig weg, d.h. ich versuchte es, doch er bewegte sich nicht.
„GEH WEG!“
Ich merkte das diese Trish was dagegen hatte. Aber es war Leyas Entscheidung. „Beruhige dich, der
Chig will ihr helfen.“
„Er tut ihr weh, siehst Du das nicht? Hilf ihr doch!“
............ „Der Chig will ihr nicht weh tun, nur helfen, Trish, beruhige dich bitte.“
Mit großen Augen verfolgte ich Trishs Angriff auf Schakimar.
Das sie für mich ihre Angst überwand und ihn tatsächlich attackierte, war so so...
Ich konnte nicht genau sagen, was ihr Verhalten für mich bedeutete.
Hoffnung – das sie kein Silikant war... ja und...
Freude – das sie Zuneigung zeigte.
So sehr ihre Gefühle mich auch aufwühlten, war es zugleich ein besonderer Moment für mich.
Amüsiert sah ich auf den jungen Menschen hinunter, der versuchte mich wegzuschieben. Sie trat
auch nach mir, doch die Rüstung schützte gut. Wenn ich nichts tat, würde sie am ehesten aufhören
und die Sinnlosigkeit ihres Tuns einsehen.
743
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„Geh doch endlich weg, und lass sie in Ruhe.“
*heul*
Ihre Verzweiflung ließ mich endlich reagieren, ihr Gesicht in beide Hände nehmend küsste ich sie kurz
auf die Stirn.
Hm ...., das machen wir auch, doch was bedeutete es bei den Menschen? Liebe, Anerkennung, Stolz,
Trost?
„Schsch... ist ja gut... Trish, beruhige dich", schützend nahm ich sie vorsichtig in den Arm und sah
dabei dankbar den Chig an. Er hatte ihr nichts getan...
„Er darf Dir nichts tun. Ich hab doch niemanden mehr ....“ schluchzte ich, meinen Kopf an Leyas
Schulter angelehnt.
Meinen Kopf auf ihren legend wiegte ich sie sanft hin und her und sprach leise auf sie ein – bis ihr
weinen weniger wurde.
Zwei Finger unter ihr Kinn hob ich etwas ihr Gesicht und wischte es mit dem sauberen Ärmel trocken.
„Trish, ich habe im Moment einfach keine Kraft dir die Angst zu nehmen", behutsam schob ich sie
wieder an ihren Platz, „warte bitte hier – was auch immer er tut." War sie wirklich 17 oder sogar älter?
Ihrem Verhalten nach hätte ich sie viel jünger eingeschätzt.
„Aber, aber .....“
Sie noch mal eindringlich ansehend entfernte ich mich von ihr und kehrte mit gemischten Gefühlen zu
Schakimar zurück.
„Tu ihr nichts, Monster ....“ schluchzte ich leise in Richtung des Monsters.
Ich deutete auf das Metallteil, das ihre Kleidung in der Mitte miteinander verband und deute etwas
nach unten. Ob sie verstand?
Ich folgte seinem Finger und je tiefer er wanderte, desto blasser wurde ich.
Ich hatte gehofft, er würde das nicht verlangen...
Sie würden es alle sehen... er wird mein Fieber merken...
GottohGott...
Leicht schüttelte ich mit dem Kopf.
Sie verstand, aber sie schien ihre Kleidung nicht öffnen zu wollen. Gut, ich zog das Klebeband unter
meiner Rüstung hervor, zog ein Stück davon herunter und zeigte ihr an mir was ich damit vorhatte. Ich
tat so, als würde ich es mir auf die Rippen kleben. Keine Ahnung ob es bei Menschen auch half, aber
bei uns und unseren Tieren half es. Dann deutete ich erneut auf das Metallteil.
Mein Blick fiel auf Trish und mir wurden die Knie weich.
Sie werden an mir zweifeln und mich zurück lassen...
Mit dem Rücken zu Louis zog ich den Reißverschluss bis zu den Hüften runter und streifte ihn mir von
den Schultern. Während ich das tat, spürte ich, wie mir Tränen in die Augen schossen. Vorsichtig hob
ich beide Arme hinter meinen Kopf, damit Schakimar nicht behindert wurde.
Verblüfft bemerkte ich das Lei’Ja zu weinen begann. Wieso? Hatte ich gegen Regeln verstoßen? Sie
in Verlegenheit gebracht? Empfand sie es als Schwäche, verletzt zu sein so wie die Krieger bei uns?
Aber unsere Krieger würden nicht weinen. Sie hätten eine Untersuchung wahrscheinlich gar nicht
zugelassen.
Penner: „HEY JA, WEITER Schätzchen. Dreh Dich um! Komm mach schon.“
Die Lippen fest aufeinander gepresst fixierte ich starr einen Punkt in der Zelle der Chigs.
Seine Worte waren ekelhaft lüstern und ich fühlte mich seinen Blicken hilflos ausgeliefert.
Es war so erniedrigend, dass mir Schweißtropfen den Rücken hinunter liefen.
Der Penner, das war mir schon klar. „Halt den Mund da drüben, deine Meinung ist hier nicht gefragt!“
Meine Stimme war schneidend. Scheiß Männer....................
Penner: „Ach halt doch die Klappe, Du prüde Army-Schlampe.“
744
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Nicht alle waren so aber der Typ da drüben war ein besonderes Exemplar. Meine Rippen war auch
leicht lädiert und meine Schulter hatte schon bessere Tage gehabt. Ich sah wie der Chig sich
bewegte.
Ich verstand zwar nicht was er sagte, aber sein Blick und die Reaktionen der Anderen waren deutlich.
Menschen zeigten sich offensichtlich nicht jedem unbekleidet. Langsam um den jungen Menschen
nicht zu verschrecken, trat ich hinter Lei’Ja und verdeckte dem stinkenden Männchen aus der
Nachbarzelle die Sicht.
Penner: „Hey, Du stinkender Chig. Verpiss Dich. Spielverderber! Du blöde Kakerlake.“
Ganz still verharrend verfolgte ich schweigend, wie der Chig hinter mich trat und so vor Louis Blicken
abschirmte.
Für andere vermutlich eine unbedeutende Geste – für mich ein kleiner kostbarer Moment in dem ich
die Großmütigkeit eines fremden Wesens, meines Feindes, erfahren durfte.
Ich wünschte, ich hätte ihn mit Trish teilen können – ihre Sichtweise ändern, so wie es mich
veränderte.
Ich hätte gern "Danke" gesagt, aber das Wort erschien mir zu banal, für das was er für mich tat – so
schwieg ich.
Sanft drückte ich Lei’Jas Arme nach unten. Die Rippen sollten sich in einer möglichst natürlichen
Position befinden, wenn ich sie fixierte.
Seinem sanften Druck nachgebend, ließ ich die Arme langsam wieder sinken und bemühte mich
locker zu stehen.
Was mir sehr schwer fiel – ich war viel zu verkrampft.
Sie war sehr verkrampft. Ich begann damit mit dem Klebeband ihre Rippen zu fixieren. Sie zuckte hin
und wieder, aber es ließ sich nicht vermeiden ihr Schmerzen zu bereiten. Das Klebeband musste fest
sitzen, sonst half es nichts.
O Hölle – ich wagte es kaum zu atmen und machte mich ganz steif.
Es half nichts.
Schakimar musste Druck ausüben und tat er das über dem gewissen Punkt der Rippen, ging ich vor
Schmerzen fast in die Knie und wurde mir schwarz vor Augen.
Die Angst vor der nächsten Berührung trieb mir erneut die Tränen in die Augen und weinte still.
Ich war so froh, so unglaublich froh, als Schakimar den letzten Klebestreifen verklebte – so verdammt
froh.
Als ich fertig war, wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht und strich ihr sanft über den Nacken.
[in Chig]
8
„NEVO-HO-EHO-HEVATA’MAAHE“
Wieso tröstete ich den Menschen? Eigentlich fürchtete ich mich vor ihnen. Sie waren lebende Tote,
sie stanken auch so. Dennoch …. aus einem mir unbekannten Grund hatte ich ein Gefühl der
Vertrautheit, das Gefühl auf die beiden aufpassen zu müssen. Wieso nur?
Seine Berührungen hatten etwas tröstliches und erschöpft schmiegte ich kaum merklich mein Gesicht
in seine Hand.
Seine Worte verstand ich nicht, aber sie hatten einen wunderschönen Klang, beinahe wie eine
Melodie. Sie konnten nur etwas gutes bedeuten.
„Danke", vorsichtig zog ich mich wieder richtig an, „für alles."
Dieses Danke war wohl ein Wort seine Dankbarkeit auszudrücken. Sie hatten es schon öfter
verwendet. Wie wohl die Erwiderung darauf lautete?
Am liebsten hätte ich mich in eine Ecke verzogen und "meine Wunden geleckt".
8
NEVO'HO'ÊHO'HEVATAMAAHE = Du hast eine erleuchtete Seele
745
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Ich fühlte mich so müde und abgekämpft. Stattdessen ging ich zu Trish hinüber und nahm sie kurz in
den Arm.
„Hey, ich lebe noch", grinste ich sie an, „alles halb so schlimm. Mir geht’s gut."
„Wieso hat es Dich verklebt? Und warum hat es vorhin ihre Füße massiert?“
„Der Kampf mit dem Silikanten war nicht leicht und wir wurden verletzt. Schakimar wollte uns auf diese
Weise helfen."
„Aber warum tut es das? Wir sind doch Feinde.“
„Ich weiß es nicht. Das würde ich ihn auch gern fragen. Vielleicht weil er Krieg genauso wenig mag
wie wir und lieber bei seiner Familie zu Hause wäre."
Familie? Diese Monster sollten Familie haben? Obwohl dieser hier sich freundlich verhielt, so konnte
ich mir nicht vorstellen das er Familie hatte. Vielleicht sogar Kinder.
„Vanity", neugierig sah ich sie an, „die Massage scheint dir wirklich geholfen zu haben. Ist es nicht
interessant, über welches Wissen Chigs verfügen?"
Irgendwo war ich leicht weggetreten, als ich Leyas Stimme im Ohr vernahm.
„Ja, sie scheinen mehr über uns zu wissen als umgedreht.“ Lächelte ich sie an.
Mein Blick fiel auf Essen, das nun gleichmäßig verteilt am Boden lag. Die gelbe Masse sah interessant
aus. Möglicherweise .....
Ich ging zu der Masse und testete ob man sie zum schreiben benutzen konnte, so als ob man in
feuchten Sand schrieb. Es war zwar nicht so schreibtauglich wie Sand aber es ging. Und so wandte
ich mich wieder den Menschen zu.
Mit dem Rücken an die Gitterstäbe, gönnte ich mir mit geschlossenen Augen einen Moment Ruhe.
Dabei dachte ich wieder über den Code nach.
Es ärgerte mich tierisch, dass ich noch immer nicht darauf kam, wie die Zahlen das Wort EINEN
ergaben.
Besonders das N verursachte mir Kopfzerbrechen...
In den letzten Minuten hatte ich versucht die Schmerzen ein wenig unter Kontrolle zu bringen, als der
Chig unsere Namen aussprach. Ich drehte mich herum.
„Lei’Ja, Weni’Ty“
... Schakimars Ruf unterbrach meine Gedanken und ich ging neugierig zu ihm hinüber.
Vielleicht wollte er uns noch etwas zeigen?
Noch einmal schrieb ich die beiden Kombinationen auf. Diesmal sichtbar.
2-3 7-2 9-1 3-3
E
I
N
E
N
9-1
Beide nickten, aber sie sahen dennoch etwas ratlos aus. Mir sagten diese Zeichen nicht viel, und ich
beschloss ihre Bedeutung zu erkunden. Ich deutete auf die 2, dann auf Lei’Jas Arm, Weni’Tys Kopf,
die Zellentür und legte den Kopf schief. Was bedeutete dieses Zeichen?
Was könnte das bedeuten? Der Chig schrieb diese Zeichen auf. In Rätselraten war ich noch nie
sonderlich gut. Ich sah Leya an. Trish schien sich ein wenig gefangen zu haben.
Aufmerksam verfolgte ich Schakimars Handzeichen und begriff, dass er die Bedeutung der Zahl
wissen wollte. Ich hielt zwei Finger hoch.
Lei’Ja zeigte mir zwei Finger. 2 war eine Zahl? Ich deutete auf die 3 und legte wieder den Kopf schief.
Diesmal bekam ich drei Finger zu sehen. Und was bedeutet das -? Doch als ich darauf deutete sah
ich in zwei ziemlich ratlose Gesichter.
746
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Ich schüttelte leicht mit dem Kopf und zuckte mit den Schultern. Dieses Zeichen konnte ich ihm nicht
verständlich machen.
Wieder deutete ich auf die 2. Diesmal zeichnete ich unser Symbol für die 2 in die Masse und sprach
das Wort auch aus. Dann zeigte ich mit dem Finger auf Lei’Jas Mund. Ich wollte wissen wie sich diese
Zahl aussprach.
Wollte er wissen, wie man diese Zahl aussprach? Gott, ein Königreich für einen Übersetzer.
„ZWEI. Man spricht die Zahl ZWEI aus, Du M....“ ich beendete meinen Satz nicht. Leyas Blick verbot
es mir.
Bevor ich etwas sagen konnte, fuhr Trish dazwischen. Mit einem scharfen Blick brachte ich sie zum
Schweigen und sah wieder Schakimar an.
„TDSWA’I?“
???
Ich schüttelte mit dem Kopf und bedeutete ihm auf meinen Mund zu sehen. Dann sprach ich die Zahl
langsam und deutlich aus.
„ZWEI."
„SWA’Ii?“
*Kopfschüttel*
„ZWEI."
Ich deutete wieder auf die gelbe Masse. Ob sie auch noch eine Zeichenschreibweise dafür hatten?
Wir hatten Symbole aber auch eine Einzelbuchstabenvariante, wobei wir die nur selten nutzten.
„SWAI?“
*Kopfnicken*
Wieder deutete ich auf die gelbe Masse.
„Will er jetzt schreiben lernen, Leya?“
„Sieht ganz so aus."
Da könnte sie recht haben.
Ich wischte den Kartoffelbrei glatt und schrieb in Großbuchstaben "ZWEI".
Lei’Ja schrieb „ZWEI“ in die Masse.
Hm?
Der eine Buchstabe kam mir bekannt vor. Ich strich die Masse glatt und schrieb erneut die
Kombination, die Zeichen die ich gesehen hatte und das neu erlernte Wort.
2-3 7-2 9-1 3-3
E
I
N
E N
ZWEI
9-1
Dann deutete ich auf das E. Es war eine Gemeinsamkeit.
Was verdammt noch mal hatte das E mit einer zwei zutun, Leya schien zu überlegen und anscheinend
eine Lösung zu haben oder nah dran zu sein.
Nachdenklich sah ich auf das gezeigte E – blitzschnell ging ich die Möglichkeiten durch: Kombinierte
hier und kombinierte dort und ganz langsam stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht!
Der sprichwörtliche Groschen war gefallen!
Aufgeregt wischte ich den Kartoffelbrei glatt.
Wie lautete noch die zweite Zahlenreihe?
747
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Vanity Calhoun
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Ah ja:
11-2 3-4 7-2 7-4 2-3 9-1
Darunter schrieb ich:
ELF – 2 DREI – 4 SIEBEN – 2 SIEBEN – 4 ZWEI – 3 NEUN – 1 [mit der zweiten Zahl zählte ich die
Buchstaben des Zahlenworts aus und erhielt so den Buchstaben für das Codewort]
Ergab:
LIIBEN [Gedanklich gemerkt]
Hastig wischte ich alles weg und schrieb die dritte Zahlenreihe auf:
20-7 3-2 9-3 7-1 7-1
Darunter:
ZWANZIG – 7 DREI – 2 NEUN – 3 SIEBEN – 1 SIEBEN – 1
Ergab:
GRUSS [Gedanklich gemerkt]
Wieder wischte ich alles weg und schrieb die Codewörter auf:
EINEN LIIBEN GRUSS
Vor Freude strahlend sah ich erst Vanity und dann den Chig an.
„Unser Fahrschein nach draußen!" Vorsorglich machte ich die Wörter wieder unleserlich.
Ich strahlte zurück, .... „Gute Arbeit, ich hab es nicht so mit Rätseln.“
„Danke."
Eilig richtete ich mich auf und ging zu den Gitterstäben hinüber.
„Schakimar", rief ich den Chig an.
Erstaunt sah ich zu dem Menschen. Sie hatten das Rätsel offenbar gelöst, jedenfalls schloss ich das
aus ihren Mienen. Lei’Ja-Mensch winkte mir. Was sollte ich an den Gitterstäben? Ich erhob mich und
ging zu ihr hinüber.
Ich wartete bis er bei mir war und bedeutete ihm per Handzeichen, dass er die Gitterstäbe weiter
auseinander biegen musste.
Sie wollte hier raus, wer auch nicht. Mal schauen, Chigs waren stärker als wir, das könnte klappen.
Aha. Sie wollte ausbrechen. Die Gitterstäbe waren extrem schwer zu biegen. Vorhin war es mir nur
gelungen, weil meine Wut Kraftreserven freigelegt hatte. Dennoch probierte ich es.
Mit aller Kraft drückte ich, aber die Stäbe gaben nicht nach.
Nächster Versuch ....
Während sich der Chig an den Stäben zu schaffen machte, drehte ich mich zu den beiden Frauen.
„Trish, komm her", ihr zuwinkend sah ich zu Vanity, „beeilt euch. Wir haben nicht viel Zeit."
Ich ging auf Leya zu, was wollte sie nun von mir.
Was wollte sie denn von mir? Ich würde nicht mitkommen und fliehen. Wozu auch?
*stemm*
748
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Vanity Calhoun
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Oh ihr Götter .... wenn ich mal Kraft brauche ....
Was machte mich wütend?
Gut, alles klar. Ich wusste an wen ich denken musste.
*stemm*
Ich drehte den Kopf zu Schakimar. Er hatte es fast geschafft.
Der Chig war gut, er war schon beachtlich weit gekommen.
Na also, geht doch. Mit der richtigen Motivation ....
Nachdenklich sah ich auf das Mädchen. Jetzt war der Zeitpunkt definitiv gekommen, wissen zu
müssen, ob sie ein Silikant war. Das Risiko war sonst zu hoch. Ich wusste das.
Ich hasste mich dafür, aber ich hatte keine andere Wahl.
„Trish", wandte ich mich direkt an sie, „bevor ich dich mitnehme muss ich mich überzeugen, dass du
kein AI der neuen Baureihe bist." Während ich sprach bedeutete ich Vanity sich hinter das Mädchen
zu stellen, damit Louis nichts sehen konnte.
Ich nickte Leya zu, ja wer sagte uns nicht das, das Mädchen kein Silikant ist. Mit meinem Körper
versperrte ich die Sicht für den Penner in unserer Nachbarzelle.
„Aber ich will doch gar nicht weg. Und ich bin kein Silikant. Wie kommst Du nur darauf?“
„Ich hatte dir doch erzählt, dass wir von einem Silikanten angegriffen wurden. Wirst du zulassen, dass
ich dich kontrolliere? Ich werde dich definitiv nicht mitnehmen, falls du dich weigerst."
Es machte mich nervös – selbst Schakimar hielt inne und beobachtete uns.
Meine Augenbraue hob sich, sie wollte nicht weg? War schon an sich recht wunderlich? Wer würde
freiwillig in einer Zelle eingesperrt bleiben, ich nicht.
Was ging da vor?
„Klar kannst Du mich untersuchen.“
„Okay", ich war etwas baff darüber das sie so schnell einwilligte – und erleichtert, „wir brauchen
einfach Gewissheit."
Gott... sieh mich nicht so an... nicht so...
Es versetzte mir einen Stich, aber ich konnte nicht zurück.
„Ich dachte Du magst mich.“
Schmollend sah ich sie an und lies sie gewähren. Was hatten die beiden nur?
„Ja, ich mag dich sogar sehr", lächelte ich, „und es fällt mir auch nicht gerade leicht. Nein wirklich
nicht."
„Pah“
Ich sah sie weiter beleidigt an.
Ich hielt mich zurück, von zwei Seiten in die Enge getrieben zu werden, war nicht sonderlich schön.
Behutsam zog ich den Reißverschluss ganz runter und schob den Overall etwas auseinander. Auf
dem Bauch war nichts zu sehen.
Gewissenhaft tastete ich sie ab und fuhr mit der Hand ihren Rücken entlang <ja überall> und vergaß
auch nicht ihre Arme und Beine.
„IIIIIIIIIIIIIIIhhhhh, hast Du kalte Hände!“
„Sorry", murmelte ich hastig und beeilte mich.
*grins*
Die Reaktion konnte ich auch ohne Übersetzung verstehen.
749
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
Zum Schluss sah ich mir noch ihren Kopf an.
„Ich hab keine Läuse!“
*schmoll*
„Ich weiß", grinste ich, „gleich hast du es geschafft."
Ich konnte nichts finden oder ertasten, was einer Klappe gleichkam oder irgendetwas anderes
anormales.
Sorgfältig schloss ich den Overall wieder und sah sie einen Augenblick schweigend an.
„Gott Trish", erleichtert strich ich ihr kurz über die Wange, „ich bin so froh..."
Ruckartig wandte ich mich ab und sah prüfend zu den Gitterstäben. Schakimar hatte ganze Arbeit
geleistet. Wir alle würden durchschlüpfen können.
Ich schmollte noch immer.
„Gehen wir, ich weiß nicht wie viel Zeit uns bleibt."
Ich setzte mich auch in Bewegung.
„Gute Idee, nichts wie raus hier.“ Der Chig hatte gute Arbeit geleistet.
„Aber ich will nicht gehen. Wieso sollten wir denn auch? Draußen wartet nur der Tod auf uns. Hier
geht es uns gut und wir bekommen zu Essen. Wir sind in Sicherheit.“
„Ich habe jetzt keine Zeit dir meine Gründe darzulegen oder Vanity. Ich weiß aber das wir hier nicht in
Sicherheit sind – du musst mir da einfach vertrauen. Sonst musst du hier bleiben."
„Du solltest auf sie hören, wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen. Aber sicher würde ich das hier
innen nicht betrachten.“ Nein, ich hatte keine Lust jemand mitzunehmen, der lieber in einer Zelle dahin
vegetieren möchte.
Penner: „Ich geh auch nicht mit. Die Kleine hat recht, was sollten wir denn da draußen? Da gibt’s
nichts. Aber geht nur, dann bleibt mehr für mich. Und nehmt den stinkenden Chig mit.“
Ich ignorierte Louis und sah Trish abwartend an.
Nein, auf den konnten wir getrost verzichten....
„Ihr könnt mich doch nicht hier lassen. Wieso wollt ihr nicht bleiben?“
„Trish – entweder du bleibst oder du kommst mit. Entscheide dich."
„Da schließe ich mich an. Ich habe nicht vor hier zu bleiben.“
Aber ich wollte doch nicht mit ....
Ich wandte mich ab und schlüpfte durch die Gitterstäbe. Die Stäbe waren zum Glück so breit, dass ich
mich nicht durchquetschen musste.
Leya machte als erstes den Weg durch die Gitterstäbe. Danach ging ich, zum Glück waren die breit
genug, somit konnten wir leichter da durch.
Die Menschen schlüpften durch die Gitterstäbe. Für mich war der Abstand nicht breit genug, aber mit
etwas Verrenkungskunst gelang es mir ebenfalls durchzuschlüpfen.
Lei’Ja-Mensch ging zum Terminal und versuchte sich am Code.
Leya spazierte zum Terminal...
„Leya, wir sollten wirklich hier bleiben.“
750
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Wenig später gab ich die Codewörter ein und starrte angespannt auf das Display.
Lag ich richtig?
„Schön das du da bist", meinte ich stattdessen und behielt das Display weiter im Auge.
>>> ACCESS GRANTED <<<...
Das gefiel mir. „Meinen Glückwunsch, sollten wir hier heil rauskommen, gebe ich dir was aus.“
...blinkte es und leise glitt die Tür auf.
Jaaa! *grins*
„Ich werde darauf zurück kommen", grinste ich Vanity an.
„Kein Problem, ich hab grad kein Taschentuch dabei für den Knoten.“ >grins<
Perfekt. Jetzt mussten wir nur noch Katchiri und diesen anderen Menschen finden. Und dann musste
ich endlich herausfinden was hier überhaupt los war.
Endlich konnte ich einen Blick hinter diese verdammte Tür werfen!!
Erleichtert fand ich mich vor einer Treppe, die scheinbar endlos nach oben führte. Nichts, dass mich
vor die unlösbare Aufgabe stellte, mit gebrochenen Rippen ein Hindernis überwinden zu müssen.
Die Wände waren wie gehabt aus Fels – ebenso die Stufen daraus gehauen.
Der Gang war nur spärlich beleuchtet und kühle Luft wehte mir entgegen.
Niemand war zu sehen.
Ich ging nach draußen. Es war niemand zu sehen und es war sehr kühl. Angenehm dunkel, aber sehr
kühl. Wir standen vor einer Treppe, die wie die Wände aus massivem Fels zu bestehen schien.
„Leya, es ist so kalt und dunkel hier. Ich will da nicht raus. Ich hab Angst.“
„Ich werde genau hinter dir sein und lasse dich keine Sekunde aus den Augen."
Als die Türe aufging, war es kühl und eine Treppe führte nach oben, die schien kein Ende zu nehmen.
Die Wände waren aus Fels. Auch die Stufen.
Beleuchtung ließ auch zu wünschen übrig.
Keine Wachen, sie schienen sich ihrer Sache sicher zu sein.
Ich ließ allen anderen den Vortritt und ging als letzte – Trish direkt vor mir. Die Treppe war lang und
als die Langsamste wollte ich niemanden aufhalten.
Leise und ohne unnötig Geräusche zu verursachen bewegten wir uns hinauf.
Diesmal ging ich vor, hinter mir der Chig, Trish und Leya machten den Schluss.
Mein Gefühl sagte mir das dies ein wenig zu einfach ging. Deuten konnte ich bisher nicht.
Aber irgendwo war ein Haken, ich hoffte nur das wir nicht darüber stolpern würden.
Leya schob mich vor sich her. Die andere Frau ging als Erste, der Chig dahinter. Hinter ihm war nur
Schatten, er war so groß das er alles Licht verdeckte.
„Leya .....“
„Schsch... sei still und geh weiter", flüsterte ich.
Aufmerksam betrachtete ich die Mauern. Da war eine seltsame Stelle, doch ich folgte den Menschen
weiter hinauf.
Einige Meter hatten wir schon zurückgelegt, die Stille war gespenstisch. Eine Gänsehaut bildete sich
unter dem Overall.
Wir hatten schon ein paar Meter zurück gelegt, als jäh ein absolut grässlicher Heulton durch meinen
Kopf jagte.
So laut und schrill, dass ich glaubte mein Trommelfell zerreißt und beide Hände auf die Ohren
gepresst ging ich vor Schmerzen in die Knie.
Ich war sicher, mich selbst schreien zu hören.
751
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Ein scheußlicher Lichteffekt drang durch die geschlossenen Augen und mir wurde so übel, dass ich
kaum denken konnte.
Unfähig mich zu bewegen wand ich mich unter den Schmerzen und spürte, wie ich ein paar Stufen
runter rutschte.
Ein Zucken in meinem Ohr, der Heulton war barbarisch. Ich ging in die Knie, alleine die Schmerzen
waren kaum auszuhalten.
Mit den Händen versuchte ich alles von mir wegzuhalten.
Dieser Lichteffekt war selbst mit geschlossenen Augen nicht abzuhalten. Übelkeit breitete sich in der
Magengegend aus.
Ich krümmte mich zusammen, aufrecht stehen war nicht mehr.
Der Haken...................wir hatten ihn gefunden!
Ein schriller, schmerzhafter Ton drang durch den Helm und lies mich zu Boden gehen. Zeitgleich
blitzte es ständig. Ich schloss die Augen und versuchte die schmerzenden Töne abzuwehren. Doch es
gelang mir nicht. Wieder zurück in die Zelle .... das war der einzige Weg .....
Mühsam kroch ich wieder nach unten. Doch der Lärm war überall zu hören, die Schmerzen ließen
nicht nach. Noch weiter nach unten .... weiter nach unten .....
Meine Hand glitt an der Wand entlang, die Augen hielt ich geschlossen, die Lichtblitze taten zu weh in
den Augen. Weiter nach unten ....
Was war das? Die Wand fühlte sich anders an. War das wieder die Stelle von vorhin? Ich konnte
keinen klaren Gedanken fassen. Dieser Lärm. Vorsichtig öffnete ich die Augen, aber nur ein Stück,
nicht zuviel. Diese Lichtblitze ....
Da war eine Klappe in der Wand. Eine Klappe ....
Dieser Lärm ....
Meine Ohren .....
Die Wandklappe, ich musste sie öffnen. Vielleicht konnte man diesen Lärm damit ausschalten?
Tatsächlich da waren Knöpfe. Doch welchen sollte ich drücken?
Oh ihr Götter .... dieser Lärm .....
Kurzentschlossen drückte ich alle Knöpfe.
Stille ....
Es war plötzlich totenstill, oder war ich taub geworden?
Die Lichtblitze hatten auch aufgehört. Ich sank an der Wand entlang zu Boden. Meine Ohren
schmerzten noch immer.
Plötzlich herrschte wieder Stille in meinem Kopf und das Licht war weg.
Keuchend lag ich auf einer Stufe und nahm langsam die Hände von den Ohren.
Einige Sekunden wartend, setzte ich mich schließlich auf und sofort stieg mir die Übelkeit hoch und
übergab mich die Treppe runter.
Oh Shit... meine Brust.... verflucht tut das weh.... Gott...
Nach der Wasserflasche angelnd kippte ich mir etwas Wasser in die Handfläche und spülte meinen
Mund sauber.
Dabei sah ich mich nach den Anderen um.
„Trish! Vanity!", rief ich etwas heiser und zog mich hoch, „seid ihr okay?"
Die Übelkeit war nicht von schlechten Eltern, welch ein Glück das ich nichts gegessen hatte.
Wie durch eine Nebelwand hörte ich meinen Namen und drehte mich ein Stück. Der Chig schien den
Schalter gefunden zu haben.
„Kommt drauf an, was du unter okay verstehst?“ >leichtes grins<
Shit war mir übel. Die Kopfschmerzen waren tierisch.
„Wie geht es euch denn?“
„Tja, das Wasser hat den Weg wieder nach draußen gefunden – ansonsten geht’s einigermaßen."
Ich versuchte ein kleines Lächeln zustande zu bringen.
„Wenn es nur Wasser ist, geht es ja.“
752
Special Agent
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Leya Sinclair
Mühsam rappelte ich mich wieder hoch und ging die Treppe wieder nach oben. Die Stimme des
Menschen drang wie durch einen dichten Schleier zu mir vor.
Mit wackeligen Knien ging ich zu Trish und überzeugte mich das sie wirklich in Ordnung war und sah
zu Vanity und Schakimar. Erleichtert stellte ich fest das beide auf den Füßen waren. Der Chig kam
gerade von unten herauf.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er an mir vorbei gegangen war.
„Trish", ich reichte ihr die Flasche, „okay, das reicht. Nicht zu viel."
„Danke.“
Sie wieder wegsteckend folgte ich den anderen weiter die Treppe hinauf.
Noch immer war kein Wissenschaftler oder sonst jemand zu sehen. Ich fand das sehr seltsam und
misstrauisch horchte ich auf jedes ungewöhnliche Geräusch.
Eine zeitlang konnte ich mit allen Schritt halten, doch je länger wir die Stufen erklimmen mussten,
desto mehr blieb ich zurück und musste Pausen einlegen, bis sich mein Atem wieder normalisiert
hatte.
Wieder versuchten wir die Treppe zu erklimmen, ich keuchte. Die Rippen waren nicht okay und die
Schulter brannte höllisch. Verdammt reiß dich am Riemen Vanity!
Aber ich wurde auch langsamer, war aber in guter Gesellschaft. Leya ging es nicht sehr viel besser als
mir.
Die Kopfschmerzen brachten mich um den Verstand. Ich machte eine Pause.
Besorgt sah ich zu Lei’Ja-Mensch. Sie hatte Mühe mit uns mitzuhalten. Wieso ich mir solche Sorgen
um sie machte, verstand ich aber noch immer nicht.
Die Klebestreifen machten mich zwar beweglicher und gaben mir das Gefühl, dass die Rippen
gestützt wurden, aber dennoch konnte ich nur flach atmen und die Schmerzen waren nicht weg.
Irgendwann fiel mir auf, dass alle stehen geblieben waren und endlich hatte ich die letzten Stufen zu
ihnen hinter mich gebracht.
Schnaufend blieb ich mit dem Rücken am Fels gelehnt stehen und sah an ihnen vorbei.
Wir waren oben und standen erneut vor einer geschlossenen Tür.
Was uns wohl hinter der Tür erwartete?
Irgendwann hatten wir es geschafft, wieder eine Türe. Ich drehte mich zu Leya um. „Geht’s noch oder
eine kleine Pause?“ Ich reichte ihr meine Flasche Wasser.
Keine Ahnung was hinter der Türe war.
Ich nahm dankbar einen Schluck und gab ihr die Flasche zurück.
„Keine Pause – nach dem Alarm läuft uns die Zeit davon."
Hoffentlich warteten sie nicht bereits hinter der Tür und brachten uns wieder in die Zellen zurück...
Die Flasche verstaute ich wieder im Overall. „Allerdings, wundert mich eh, das hier keine Wachen
sind. Aber mal schauen was sonst noch auf uns wartet.“
Was ich nicht brauchen konnte waren wirklich solche Silikanten wie Fitzpatrick, die würden ein echtes
Hindernis darstellen, das wir kaum überwinden konnten, nicht ohne Hilfe.
753
Special Agent
Vanity Calhoun
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Tag 3
Vorsichtig öffneten wir die Tür. Feucht warme Luft drang uns entgegen. Wir gingen höchst wachsam
und auf alles vorbereitet nach draußen. Die Landschaft war dschungelartig und erinnerte mich an zu
Hause. Doch wir waren nicht auf Nal’Shadan. War es die Erde? Ich hatte keine Ahnung.
Das Erste was ich auf meinem Gesicht spürte, nachdem die Tür aufschwang, war ein heißer
Luftstrom.
Den Hals reckend sah ich durch eine Lücke zwischen den anderen in den nächsten Raum – seltsam,
es sah so grün aus... und dunkel schattiert ...
Neugierig trat ich einen Schritt näher an Schakimar heran und stockte – vor uns breitete sich eine
dichte Wand aus Stämmen, Blättern, Farnen und Büschen aus.
Eindeutig tropischer Natur – dafür sprach schon die heiße feuchte Luft.
Völlig geschockt starrte ich auf den Dschungel. Ich hatte alles erwartet – nur das nicht <wie sollte ich
hier JayLo finden?>.
Als wir ganz vorsichtig die Tür öffneten, kam uns warme und warme Luft entgegen. So leise wie
möglich bewegten wir uns vorwärts um niemand auf uns aufmerksam zu machen.
Von der Landschaft könnten wir in irgendeinem Dschungel sein, auf der Erde oder sonst wo.
Gemeinsam gingen wir nach draußen und ich drehte mich halb herum und sah in die Richtung aus der
wir gekommen waren.
Ein Bunker ...
Es dämmerte bereits, dennoch konnte man deutlich erkennen das es nur diesen Eingang geben
konnte.
In Gedanken ging ich den Gang mit der langen Treppe noch mal ab – bis hinunter zu unseren Zellen.
Es gab keine weiteren Gänge oder Türen die ich bemerkt hatte, so gab es wohl tatsächlich nur den
einen Zellenraum.
Wie seltsam ...
Es dauerte eine Weile bis ich richtig sah, das Kunstlicht hatte es in der Zelle in sich gehabt. Nach
einigen Sekunden aber konnte ich wieder gut sehen. Die Luft war atembar, bisher zumindest.
Autsch! Shit, ....ich war in einen spitzen Stein getreten. Eine Fluch unterdrückend schaute ich kurz
runter. Wir waren ja barfuss. Chig musste man sein, der hatte zumindest seine Rüstung an.
„Leya, wo sind wir? Hier war ich nicht. Wo sind wir?“
War eine gute Frage, keine Ahnung.
„Ich habe keine Ahnung, Trish, nicht die geringste", etwas perplex sah ich mich um.
„Aber, ich war doch eben noch in Texas. Ich meine auf jeden Fall in den USA, und jetzt, jetzt .... ich
versteh das nicht.“
Ängstlich klammerte ich mich an Leya. Was war hier nur los? Wieso war ich plötzlich mitten im
Dschungel.
Ich legte den Arm um Trish und strich ihr beruhigend über den Rücken – ich sollte mich mal
umsehen…
Die Menschen war ebenso verwirrt wie ich. Das beruhigte mich etwas.
Ich drehte mich zu den beiden um. „Tja, ich hoffe doch das wir jetzt oder später einige Fragen
beantwortet bekommen.“ Ja, ich verstand auch so einiges nicht, da war die Kleine nicht alleine.
Es war angenehm warm. Bestimmt waren die Umweltbedingungen ähnlich wie bei uns. Leider
konnten die Menschen die Luft atmen, was wiederum bedeutete das ich sie nicht atmen konnte.
*seufz*
„Es ist so schwül ....“
754
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Leya Sinclair
„Ja, tropisch."
Ich nahm die Wasserflasche und hielt sie Trish hin. „Nicht soviel wir müssen erst eine neue
Wasserquelle finden, die auch Süßwasser hat.“ Das war echt tropisch.
„Trish", wandte ich mich an das Mädchen, „bleib bitte hier stehen während ich mich hier umsehe.
Keine Angst, ich bleibe in Sichtweite."
Ich wollte nicht das sie weggeht, nickte aber und blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen.
Mir lief das Wasser runter, außer dem Overall hatten wir nichts an und der klebte bereits gut an
meinem Körper.
Meine Füße würden einiges mitmachen, bis ich endlich irgendwo Schuhe her bekam.
Langsam ging ich einmal um den Bunker und sah mir sorgfältig den Boden an. Aus den Augenwinkeln
sah ich Schakimar, der sich gleichfalls umsah.
Der Boden war nachgiebig, an manchen Stellen feucht oder dicht mit Laub und dergleichen bedeckt.
Ich fand jedoch weder Fußspuren noch Reifenspuren – nicht einen Hinweis auf die Typen im
Seuchenschutzanzug.
Vielleicht gab es aber auch in der Nähe eine Lichtung auf der sie mit einem Transporter landen
konnten.
Trotzdem hätte ich ihre Abdrücke finden müssen.
Die Sonne stand schon tief, es würde wahrscheinlich bald dunkel werden. Ich sah mich um, aber
nichts in der unmittelbaren Umgebung deutete auf menschliches Leben hin oder darauf das vor
kurzem jemand hier war. Keine Fußabdrücke, keine Reifenspuren, keine Abfälle. Nichts.
Langsam merkte ich das es dunkler wurde, ich schaute nach oben und sah eine Sonne. Wir könnten
tatsächlich auf der Erde sein. Aber es gab sicherlich auch andere Welten mit einer Sonne. Keine
Hütten oder sonstige Unterkünfte.
Fußabdrücke waren Mangelware. Keine Jeeps oder Tonnen geschweige denn ein Abfallberg. Man
könnte meinen, wir wären die ersten hier.
„Wo sind John und die anderen Männer?“
Ich schaute Trish an.
„Keine Ahnung, wo die sind Trish. Abgesehen davon wäre es besser das wir ihnen nicht über den
Weg laufen. Ich schätze mal, die wären nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen. Da ihr Impfstoff
gerade aus der Zelle ausgebrochen ist.“
„Aber sie müssen doch irgendwo sein. Sie haben uns doch Essen gebracht. Und ich war in einem
Labor. Dort unten.“
Ich deutete auf das Gebäude vor dem wir standen.
„Die sind sicher irgendwo hier. Vielleicht haben die ihre Unterkunft auch weiter weg. Auch das Labor
könnte wo anders sein. Nur seltsam das wir hier überhaupt keine Fußspuren oder Autoreifenabdrücke
finden.“
Denn irgendwie waren wir hierher gebracht worden, also sollte es einen Bodenweg geben oder eine
Landemöglichkeit. Eins von den beiden wäre wohl real.
„Nein, das Labor war dort unten. Ich weiß es doch. Da waren lange Gänge und viele Leute und wir
gingen in den Raum wo die Zellen waren. Ich weiß es genau. Da war ein Labor!“
„Außer der Treppe habe ich dort unten weiter nichts gesehen Trish. Aber es sollten trotzdem einige
Abdrücke und Spuren hier oben sein. Irgendwann muss man mal aus einem Bunker raus. Die Teile
sind nicht für die Ewigkeit gebaut.“ Vielleicht war dort unten eine Geheimtüre, die wir nicht gefunden
hatten?
755
Special Agent
Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Ich kehrte zu Trish und Vanity zurück und sah mir der Urwald an. Die Vegetation war für meine
Kenntnisse eindeutig der Erde zuzuschreiben. Jedenfalls kannte ich die meisten. Demnach müssten
wir wirklich auf der Erde sein.
Gegenüber dem Eingang des Bunkers gab es einen Pfad in den Dschungel hinein.
Nur schwach zu erkennen und beinahe hätte ich ihn übersehen.
Interessiert sah ich ihn mir genauer an. Er war zugewuchert und definitiv länger nicht benutzt worden.
Das alles war im höchsten Maße beunruhigend und seltsam.
Das war ziemlich seltsam. Es musste Spuren geben. Der Boden war weich, wir hinterließen auch
Abdrücke. Niemand konnte einen anderen Menschen oder Chig tragen ohne das sein Gewicht Spuren
hinterlies. Nicht auf diesem Boden. Wo waren Katchiri und Jay’Lo-Mensch? Auf dem Weg nach oben
hatte ich keine Abzweigungen oder ähnliches gesehen.
Hier passte nichts zusammen, aber ich konnte auch keinen direkten Zusammenhang finden. Noch
nicht mal einen indirekten.
Keine Zusammenhänge und wo waren der andere Chig und JayLo hingebracht worden. Wenn man
ihre Leichen hier heraus gebracht hatte, sollten Spuren da sein. Von der Zelle her, lief nur eine Treppe
nach oben. Ein Königreich für einige Antworten.
„Ich habe keine Spuren gefunden", wandte ich mich an Vanity, „obwohl der Boden weich ist. Ich
verstehe das nicht. Alles deutet darauf hin, dass dieser Bunker lange Zeit nicht benutzt worden ist.
Wie haben die sich hier bewegen können ohne Spuren zu hinterlassen? Konnten die fliegen?"
„Das ist alles sehr seltsam, man einige Zeit in einem Bunker leben aber irgendwann muss man wieder
raus, aber keinerlei Spuren, ist wirklich sehr seltsam. Trish meinte das dort unten lange Gänge
gewesen wären, ich habe dort außer der Treppe nichts gesehen, vielleicht eine versteckte Türe?“ Ich
sah Leya an.
habe .... Spuren .... Boden weich .... verstehe ...... Zeit .... fliegen
Erstaunt hörte ich den Menschen zu. Die Laute .... sie gaben einen Sinn. Einige gaben wirklich einen
Sinn, doch wieso? Ich lernte schnell, aber doch nicht so schnell und nicht von dem Wenigen was ich
gehört hatte. Dennoch, ich verstand ihre Bedeutung. Es wurde alles noch viel seltsamer.
Ratlos sah ich zurück. Unsere Spuren waren deutlich zu sehen.
Nein, das verstand ich wirklich nicht.
„Könnte gut möglich sein", wandte ich mich wieder an Vanity, „ich habe zwar nichts dergleichen
bemerkt, aber eine versteckte Tür soll man ja auch nicht so ohne weiteres finden."
Ich sah zum Dschungel.
„Die Vegetation würde ich der Erde zuschreiben. Jedenfalls kenne ich die meisten. Demzufolge
befinden wir uns wohl tatsächlich auf der Erde."
„Ja, aber wir gehen auch die Gefahr ein, sofort entdeckt zu werden, sollten wir dort drinnen weiter
suchen. Ja, ähnelt dem Regenwald so in etwa zumindest.“
„Aber nicht in den USA.“
„Nein, ganz sicher nicht. Vielleicht aber Südamerika, dort gibt es Dschungelgebiete."
Hoffentlich waren wir nicht irgendwo auf einem anderen Kontinent...
„Südamerika? Da wo es Pir ... Pira ... Piraten-Fische gibt? Die, die das Wasser blubbern lassen und
die einen fressen? Ich geh nicht ins Wasser.“
Ich grinste. „Die Fische nennt man Piranhas.“
„Wieso gehen wir nicht wieder runter und suchen das Labor?“
„Die Gefahr entdeckt zu werden ist zu groß. Wir wissen nicht, wann John und seinesgleichen zurück
kommen werden. Die Tür muss gut versteckt sein, das heißt, es wird seine Zeit brauchen sie zu finden
– falls das Labor überhaupt hier sein sollte.“
756
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Leya Sinclair
Aber es war doch da! Erwachsene waren schon manchmal seltsam.
Mein Blick glitt in die Ferne. Die Sonne war deutlich tiefer gesunken. Die Nacht brach auf diesem
Planeten offensichtlich sehr schnell herein. Wenn ich doch nur besser sehen könnte, aber außer
verschwommenen Schatten konnte ich in der Ferne nichts erkennen.
Der Chig schaute sich um, was er wohl dachte?
Die Dunkelheit kam immer schneller. Wir sollten aufbrechen.
Was war da hinten im Wald. Ich ging drauf zu, scheiße was war eigentlich noch im Ganzen an
meinem Körper. Nichts was nicht gerade schmerzte, wenn ich mich bewegte.
Da schien so was wie ein alter Weg lang zu gehen. War schon ein wenig zugewachsen. Ich winkte
den Rest her.
Weni’Ty Mensch winkte uns zu. Hatte sie etwas gefunden?
„Was hältst du davon Leya, wir sollten unser Glück versuchen, bevor es noch dunkler wird und wir
eventuell von unseren Freunden aufgefunden werden?“
„Wir sollten uns auf jeden Fall auf den Weg machen. Soviel ich weiß wird es in den Tropen schnell
dunkel. Der Pfad sieht zwar nicht besonders einladend aus, aber eine andere Alternative haben wir
nicht."
„Wo geh’n wir hin?“
„Keine Ahnung, aber wir sollten uns in Bewegung setzen bevor John und der Rest des Trupps hier
wieder antanzen.“ Damit ging ich als erste in den Wald. Der Weg war ziemlich überwuchert, von den
Moskitos ganz zu schweigen.
„Aber ihr wisst doch gar nicht was da ist, oder?“
Ich grinste ein wenig. „Nein, aber ich bin neugierig und ich will weg von hier. Ich bin für niemanden ein
Versuchskaninchen. Der Weg führt uns vielleicht zu einer Stadt.“ Vanity du bist heute wieder so was
von optimistisch.
„Komm Trish, genug gequatscht. Halte dich genau vor mir, damit ich dich im Auge behalten kann,
okay."
„Okay. Hauptsache ER läuft nicht direkt vor oder hinter mir.“
Der Dschungel war unbekanntes Gebiet für mich. Ich wusste nicht wie man hier überlebte, nicht
einmal wie man sich orientierte. Das Blätterdach war so dicht, dass man kaum die Sonne oder auch
nur die Sterne sehen konnte.
Noch war mir klar, wie tief im Dschungel wir überhaupt steckten.
Nur am Rand oder so richtig im Zentrum?
Ich wusste nur, es gab giftige Schlangen und Raubtiere die gefährlich waren, Blutegel, ekelige
Spinnen <riesig und haarig>, Affen und Moskitos.
Schön und ich bin nicht gegen Malaria geimpft.
Ah ja und die Insekten die ihre Eier in Wunden ablegten und man fette Maden raus pulen
konnte...*brrr*
Nicht unbedingt glücklich und froh gelaunt tauchte ich, hinter Trish und Vanity, in den Dschungel ein.
Vergewisserte mich allerdings vorher, ob uns Schakimar folgte. Er schien erst zu zögern und folgte
schließlich mit etwas Abstand.
Hoffentlich führte uns der Pfad zu einer kleinen Stadt oder zu einem Lager, wo wir ein Fahrzeug
fanden und andere nützliche Dinge. Am besten eine Karte mit dem Weg nach Hause.
Die Menschen gingen los. Hatten sie etwas gefunden? Sollte ich sie begleiten? Sollte ich hier bleiben?
Hier bleiben ... um was zu tun? Warten? Warten worauf? Das die Menschen in den weißen Anzügen
wiederkamen? Das Katchiri wieder auftauchte? Das ich starb? Mein Magen machte sich schon seit
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einiger Zeit unangenehm bemerkbar und für wie lange die Atemluft noch reichte, konnte ich nur
ahnen. Die Anzeige funktionierte nicht mehr. Ich wusste also nicht wann mich der Erstickungstod
ereilen würde.
Ich folgte den Menschen in etwas Abstand.
Sie hatten einen uralten Pfad entdeckt, dem sie jetzt folgten. Er war schon fast zugewuchert.
Menschen hatten offenbar ein erstaunliches Sehvermögen. Im Gegensatz zu mir. *seufz*
Immerhin waren wir in Dschungelartigem Gebiet. Hier fühlte ich mich wohl.
Wie oft ich irgendwo hängen geblieben bin, kann ich nicht mehr sagen, die Füße waren mit üblen
Kratzern übersät und zerstochen war ich auch mittlerweile, wurde auch schlimmer je weiter wir gingen.
Aber eine Wahl hatten wir nicht.
Ich hatte etwas Mühe mich mit meinem Handicap durch das Gestrüpp zu kämpfen.
Da der Pfad ziemlich zugewuchert war und wir nicht allzu schnell gehen konnten, hielt ich wenigstens
das Tempo gut durch und blieb nicht allzu weit zurück.
Es war merkwürdig still im Wald – kaum Tiergeräusche und kein Wind.
Es dauerte nicht lange und der Overall pappte unangenehm schweißfeucht am Körper.
Jetzt war ich froh nichts weiter drunter zu haben.
Die Moskitos allerdings waren eine echte Plage und ich zog den Reißverschluss bis zum Anschlag
hoch – es half natürlich nicht viel.
Die einheimischen Insekten setzten den Menschen ziemlich zu. Sie rochen jetzt auch stärker.
Vielleicht hätte ich doch am Anfang gehen sollen?
Nein, ich hatte sie lieber vor mir in Sichtweite.
Wirklich ekelig fand ich es allerdings barfuss laufen zu müssen. Zum einen hatte ich Schiss auf eine
Schlange zu treten und gebissen zu werden und zum anderen fühlte ich es ab und zu über meine
Füße laufen. Manchmal trat ich auch auf etwas spitzes oder kantiges und ich konnte mir ein „Shit!"
nicht verkneifen.
Ab und zu sah ich mich nach Schakimar um und vergewisserte mich, das er noch da war.
Ohne ihn würde ich mich kein Stück weiter bewegen.
Keine Ahnung warum, aber es war so.
Lei’Ja-Mensch sah sich immer wieder nach mir um. Hatte sie Angst oder war es einfach nur um sich
zu vergewissern, das ich noch mithalten konnte?
Diese Menschen waren so ganz anders, als ich sie mir aufgrund der Schilderungen vorgestellt hatte.
Sie waren keine primitiven blutrünstigen Wilden. Jedenfalls nicht diese beiden Exemplare.
Wieso hatten sie nicht auf die Warnungen reagiert und uns so gezwungen sie zu attackieren?
Viele Fragen und keine Antworten.
Der Chig kam uns mit einigen Abstand nach. Mein Blick ging zu Leya.
„Geht’s noch Leya, sag Bescheid wenn du eine Pause brauchst, ja.“
„Keine Sorge – ich halte durch", brummte ich. Von mir aus würde ich eher umfallen bevor ich eine
Pause anmelden würde...
Ich nickte ihr zu.
Was war das?
Ich blieb stehen und sah mich um. Ich hätte schwören können .... Hm, leicht irritiert folgte ich den
Menschen wieder.
Die Laute im Dschungel waren gewöhnungsbedürftig und die Hitze mit der Schwüle war echt übel.
Der Overall hatte schon gelitten und klebte wie die Pest. Ich ging weiter. Das konnte man kaum als
Weg ausmachen, aber besser als in der Zelle zu sitzen und Versuchskaninchen zu spielen.
„Iiiiiihhh ..... ich bin auf einen Wurm getreten.“
„Einfach weiter gehen, Trish und nicht weiter darüber nachdenken."
„Aber ich hab ihn zerquetscht und jetzt klebt er an meiner Fußsohle.“ Ich sah sie angewidert an.
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„Okay, das ist wirklich widerlich. Halt den Fuß hoch.“
Von einem Busch brach ich einen kleinen Ast ab und entfernte die Reste des Wurms. Was nicht ohne
gekichere abging – Trish war wohl kitzlig. *grins*
„Hihihihihihihihi ... hör auf, das kitzelt .... *glucks* .... hihihihihihihihi .... Leya!“
Grinsend sah ich den Beiden zu. Dieser Mensch konnte gut mit Kindern umgehen. Das machte sie mir
um einiges sympathischer. Ob sie wohl selbst Kinder hatte?
Schließlich gingen wir weiter.
Ein paar Minuten später ....
Was? Da war doch etwas! Irgendetwas verfolgte uns. Ich war mir sicher. Sehen konnte ich es nicht,
auch nicht riechen, aber ich spürte seine Gegenwart. Wieder blieb ich stehen und sah in die
Baumkronen. Etwas war da. Etwas gefährliches.
Oder war es einfach Einbildung?
Die Gänsehaut stieg auf, war da was? Der Chig schien auch was bemerkt zu haben. Aber ich konnte
nichts sehen oder hören. Nur ein dumpfes Gefühl blieb und die Gänsehaut. Kein gutes Zeichen
Vanity. Ja ich weiß.
Ich zupfte an Leya.
„Was hat er denn? Er bleibt dauernd stehen und schaut in die Baumkronen. Ist da was? Ich sehe
nichts.“
Ich war so damit beschäftigt mitzuhalten und meine Schmerzen zu ignorieren, dass ich natürlich nicht
mitbekommen hatte, dass der Chig in die Baumkronen sah.
„Vermutlich ein Affe den er noch nie gesehen hat. Komm weiter, sonst bleiben wir zu weit zurück."
„Meinst Du?“
„Nein, ich bin nicht sicher – aber ich wüsste nicht, was sich sonst so weit oben bewegen sollte."
„Vögel, Käfer, Schlangen, Baummonster, Elfen, Eichhörnchen. Da lebt eine Menge auf einem Baum.
Katzen leben auch da oben.“
„Neja, Elfen und Eichhörnchen wohl weniger. Obwohl ich gegen Elfen nichts einzuwenden hätte. Von
Baummonster habe ich noch nie gehört – der Rest... einverstanden, bis auf die Katzen. Raubkatzen
leben nicht direkt in Bäumen. Sie halten sich überwiegend am Boden auf. Allerdings können sie ein
Stück hinauf klettern und ihre Beute von einem Ast anspringen.“
„Doch. Es gibt Raubkatzen die auf Bäumen leben. Hier im Dschungel. Sie sind getupft. Wir haben es
im Video gesehen. Sie liegen den ganzen Tag auf den Bäumen und lassen ihre Füße und den
Schwanz runterbaumeln. Das sah zum Schießen aus.“
*kicher*
Ich musste lachen.
„Ja, aber sie sehen dabei so beneidenswert entspannt aus!“, grinste ich. „Allerdings bewegen sie sich
nicht von Baum zu Baum wie Affen – das ist doch immerhin etwas beruhigendes.“
Ich nickte und grinste. Es war lustig sich vorzustellen das die Raubkatzen sich wie Affen mit dem
Schwanz von Baum zu Baum schwangen.
Da könnte was sein, aber ich konnte es nicht in Worte fassen. Shit aber auch. Ob der Chig schon was
gesehen hatte. Konnte natürlich auch sein, das John die ‚Bluthunde’ auf uns gehetzt hatte und die nur
auf einen günstigen Augenblick warteten. Was allerdings egal war, da wir ziemlich angeschlagen
waren und ohne Waffen. Den Kampf würden wir wohl nicht für uns entscheiden können.
Wieder ein paar Minuten später .....
DA! Ein Schatten. Ich hatte .... nein, ich hatte nichts gesehen, gar nichts. Es war wieder nur eine
Ahnung. Das sichere Gefühl das da etwas war. Was immer es war, es machte mir Angst.
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„Da, schau! Er tut’s schon wieder.“
Kaum waren wir wieder unterwegs, einige Minuten waren vergangen, als der Chig wieder stehen
blieb. Mein dummes Gefühl blieb. Mehr aber auch nicht.
Ich drehte mich um und sah zurück. Tatsächlich, Schakimar sah immer wieder in die Baumkronen.
„Keine Ahnung warum er das tut. Ich kann jedenfalls nichts sehen.“
Mmh….
„Kannst Du ihn nicht fragen?“
„Nein, ich verstehe ihn nicht und per Zeichensprache wird er mir wohl nicht sagen können, was für ein
Tier er sieht."
„Aber er könnte es doch wieder aufzeichnen so wie vorhin im Kartoffelbrei.“
„Gute Idee“, lächelte ich das Mädchen an, „ich probier es aus.“
Vanity!“, rief ich nach vorn, „warte bitte einen Moment.“
Ich drehte mich zu Leya um. „Was gibt es denn?“
Stehen bleibend riss ich einen nicht zu dünnen Ast von einem Busch und wartete auf den Chig.
„Wir sollten weitergehen.“ Mein Körper ächzte und die Übelkeit kam wieder. Die Kopfschmerzen
waren noch nicht viel besser geworden. Meine Füße waren ein einziger Schmerz im allgemeinen. Die
Moskitos nahm ich nur noch am Rande war. Ich schaute zu Leya................
„Gleich, Trish hat mich auf eine Idee gebracht und ich möchte Shaki’Mar fragen was er gesehen hat.“
„Von mir aus, versuch dein Glück.“
Shaki’Mar hatte mich nach ein paar Schritten erreicht und ich spürte durch den Helm seinen Blick.
Vermutlich fragte er sich gerade, was ich von ihm wollte.
Die Menschen warteten auf mich. Doch warum?
Ich zeigte erst auf ihn, dann auf meine Augen und die Bäume. Anschließend reichte ich ihm den Ast
und deutete auf den Boden.
„Was hast du gesehen?“, fragte ich dabei und sah ihn auffordernd an.
Ich legte den Kopf schief. Wollte sie wissen was ich gesehen hatte? Nichts, es war nur ein Gefühl,
doch wie sollte ich es erklären? Wie macht man jemandem klar, das einem die Angst das Herz
zerdrückt? Hm ...
Zuerst legte ich den Ast beiseite, dann legte ich meine Hand auf ihr Herz und formte im Anschluss
daran mit beiden Händen eine unsichtbare Kugel, die ich dann fiktiv zusammendrückte. Jetzt deutete
ich auf meine Augen, die Baumkronen und schüttelte den Kopf. Und ich wiederholte die Herz-Gesten
von vorhin, deutete dabei aber auf die Baumkronen. Etwas war da, aber ich konnte nicht sagen was.
Aufmerksam verfolgte ich jede Geste die er machte und überlegte, was er mir damit sagen wollte.
Ich versuchte die Gesten zunächst einzeln zu deuten und sie dann sinnvoll zusammenzufügen.
Dabei verstand ich etwas sofort: Auf die Augen, die Baumkronen gezeigt und mit dem Kopf schütteln.
Er hatte also nichts gesehen.
Seine Geste auf das Herz würde ich als Gefühl interpretieren – er fühlte, nein, spürte also etwas.
Aber die Kugel?
Was wollte er damit sagen?
*grübel*
Mein Kopf legte ich schief. Der Chig schien was gesehen zu haben.
Aber mit der Geste konnte ich nicht soviel anfangen.
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Meinte er vielleicht das er was lebendes bemerkt hatte?
„Er hat Angst vor dem schwarzen Mann.“
Ich starrte überrascht Trish an.
„Den kann man auch nicht sehen und trotzdem hat man Angst und das Herz klopft wie wild.“
„Oh Trish! Du bist ein Goldschatz!“, rief ich aus und drückte sie, „Die zerdrückte Kugel! Natürlich.
Shaki’Mars Sinne hatten etwas wahrgenommen. Manchmal kann man Blicke im Rücken spüren ohne
denjenigen zu sehen und fühlt, ob sie freundlich oder feindselig sind. Seine Sinne haben etwas
gefährliches wahrgenommen! Deshalb ist er so beunruhigt. Er konnte aber nicht sehen von was die
Gefahr ausgeht. Vielleicht ein Raubtier.“
„Oder der schwarze Mann.“
„Es ist nur eine Vermutung. Es kann auch etwas anderes als ein Tier sein. Wir müssen aufmerksam
sein und die Augen offen halten.“
Wieder nickte ich.
Ich signalisierte Shaki’Mar das wir verstanden hatten und Vanity ging weiter. Wir folgten und nun sah
auch ich ab und zu in die Baumkronen und auf tief hängende Äste.
Konnte aber bei aller Anstrengung nichts ausmachen oder spüren.
Vielleicht waren meine Sinne nicht so gut ausgeprägt wie die von Shaki’Mar.
Nun ja, der Dschungel war einfach nicht mein Zuhause und meine Welt.
In den schlimmen Gegenden von Chicago hätte ich sofort gespürt ob mir jemand ans Leder wollte.
Aber hier...
Gottverdammt hatte ich die Schnauze voll.
Mir war so heiß, das ich nicht wusste ob ich noch Fieber hatte und bei jeder Atmung schossen
Schmerzwellen durch die Brust.
Fühlte mich aber wenigstens noch fit genug etwas weiter zu laufen.
Schwer zu sagen wie lange wir liefen ehe es für die Menschen zu dunkel zum weitergehen war. Mein
Sehvermögen war zwar nicht gut was die Schärfe betraf, aber Dunkelheit machte mir nichts aus. Wir
konnten im Dunkeln sehr gut sehen. Sehr gut in Bezug auf die Helligkeit.
Gut eine Stunde später war es plötzlich Zappenduster. So duster, dass ich Trish vor mir kaum noch
sehen konnte.
Die Dunkelheit zwang uns noch langsamer voran zu kommen. Der Boden war uneben und die Gefahr
zu stolpern oder gar zu stürzen zu groß.
Die Geräuschkulisse änderte sich abrupt von eher leise zu laut.
Geschrei und Gezirpe dort und Geraschel hier.
Die Nachttiere waren unterwegs auf Beutefang.
Sie machten mich etwas nervös und ich lauschte auf die Laute in unmittelbarer Nähe und versuchte
sie einzuordnen.
Nicht, das ich mich plötzlich einem Jaguar gegenüber sah.
Mittlerweile machte sich Erschöpfung in mir breit und ich konnte meine Atmung nicht mehr richtig
kontrollieren.
Die Folge war, dass die Schmerzen zunahmen und ich mich nach einer Pause sehnte.
Oh ja, eine Pause…
„Laufen wir noch weit?“
„Nein, nur noch ein kurzes Stück.“
Ich blieb stehen und drehte mich zu Trish. „Wir sollten uns einen Platz suchen an dem wir Rasten
können.“ Trish war erschöpft. Leya und mir ging es da nicht viel besser.
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„Ich kann nicht mehr. Schau ich bin schon total zerstochen, und meine Füße tun weh. Und sehen tun
wir auch nichts mehr. Können wir nicht eine Pause machen?“
Ich nahm sie in den Arm und drückte sie kurz.
„Tut mir leid das ich so unaufmerksam war. Du hast wirklich toll durchgehalten.“
„Wir haben ja verstanden Trish, uns geht es nicht viel anders.“ Dann schaute ich wieder Leya an.
„Wir sehen doch nichts mehr, es ist so dunkel. Ich hab Angst. Lasst uns doch eine Pause machen.
Biiiitteeeee.“
Ich grinste. „Ist schon gut Trish, wir haben verstanden.“
„Dann machen wir jetzt eine Pause?“ Meine Augen begannen zu strahlen.
„Eine Pause kann uns auch nicht schaden.“ Ob ich dann wieder hoch kam, ich wusste es ehrlich nicht.
Wollten sie rasten? An sich keine schlechte Idee.
„Ja, suchen wir uns einen geeigneten Platz. Wir werden wohl hier übernachten müssen.“
Nur ein paar Meter weiter fand sich eine kleine Lichtung. Große Bäume säumten den Rand.
Hier sollten wir einen Platz finden…
Urplötzlich begann ein Gewitter, nicht so heftig wie die auf Nal’Shadan, dennoch regnete es sehr
stark. Die Menschen hatten Unterschlupf unter einem Baum gesucht, aber ich zog es vor mich mitten
auf die kleine Lichtung zu setzen. Was immer da draußen war, umgeben von Nichts konnte ich es
schneller ausmachen, als versteckt unter einem Baum.
Wir suchten noch nach einer geeigneten Raststelle, als die ersten vereinzelten Blitze über uns am
Himmel zuckten und die Umgebung in kurzes bizarres Licht tauchten. Nicht allzu fern konnte man den
Donner hören. Zunächst nur vereinzelt kamen ein paar Tropfen runter, die sich aber rasend schnell in
einen heftigen Regenguss verwandelten.
Typisch für Tropen halt.
Toll…
Ehe wir uns versahen, prasselte ein Gewitter runter und das wirklich heftig. Wir suchten Schutz an
einem Baum, der ausladende Äste hatte und relativ dichtes Blattwerk. Das war eigentlich
grundverkehrt. Ich setzte mich langsam am Stamm ab.
Eigentlich wäre ich viel lieber bei Schakimar auf der Lichtung um die Sterne über mir sehen zu
können. Der Regen ließ mich aber gleichfalls unter dem Baum Schutz suchen und ich setzte mich mit
dem Rücken gegen den Stamm gelehnt.
Ich streckte eine Hand nach Trish aus.
„Komm her Trish. Kuschel dich an mich heran, das wird dich wenigstens etwas wärmen.“
Wir machten wirklich eine Pause. Müde sank ich auf den Boden und lehnte mich an Leya.
„Ich hab Hunger, Leya.“
Schützend zog ich sie näher heran.
„Tut mir leid, aber ich habe nichts zu essen“, ich zog die Wasserflasche aus dem Overall, „hier, trink
noch etwas. Okay, das reicht. Mehr kann ich dir im Augenblick nicht bieten.“
Ich trank selbst etwas und sah besorgt auf den Inhalt: Die Flasche war fast leer.
Dann steckte ich sie wieder weg.
Selbst wenn wir irgendwo Wasser fanden, musste es abgekocht werden und wir hatten nichts um
Feuer machen zu können…
Essen? Ja, ich hatte auch Hunger. Ziemlichen Hunger.
„Wieso sitzt er im Regen?“
„Mmh? Oh, ich weiß nicht. Vielleicht stört ihn der Regen einfach nicht.“
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„Siehst Du, es sind doch Frösche. Die sitzen auch gerne im Regen.“
„Ich sitze auch gern ab und zu im warmen Regen und trotzdem bin ich kein Frosch – oder sehe ich so
aus?“
*grins*
„Nein, DU bist doch kein Frosch! Aber ER.“
Frösche??? Ziemlich große Frösche. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Ein Chig der
rumhüpft wie ein Frosch und das mit Rüstung.
„IIIIIIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“
*KREISCH*
Ein Krabbeltier krabbelte über meinen Fuß. Ich sprang auf und versuchte es von meiner Kleidung zu
bekommen.
Erschrocken sah ich zu dem jungen Menschen, der wie von Sinnen schrie. Hatte sie es auch
gesehen?
„TRISH“, erschrocken sprang ich gleichfalls auf, packte sie an der Schulter und sah besorgt an ihr
hinunter.
Konnte aber nichts entdecken – jedenfalls war sie nicht verletzt…
Konnte man nicht mal ein paar Minuten seine Ruhe haben! Ich drehte mich um und es knackte in den
Rippen. Lass es Vanity. Ja, ist schon gut, Leya saß eh neben ihr.
„NIMM’S WEG, NIMM’S WEG.“
„Ja schon gut, beruhige dich“, hastig suchte ich sie ab und fand einen Tausendfüssler. Okay, er war
ziemlich groß – okay riesig.
Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand und mit einer ausholenden Bewegung beförderte ich ihn weit auf
die Lichtung hinaus.
Nein, war nur ein Käfer. Besorgt sah ich wieder in den Dschungel und in die Baumkronen. Es war in
unserer Nähe. Was immer es auch war.
Schien nur ein Käfer zu sein. Gut, aber den Chig schien was zu beunruhigen, aber nicht nur ihn. Was
war dort draußen, eine Gefahr? Keine Ahnung.
*heul*
„Ist es weg?“
„Ja, es ist weg“, ich nahm sie in den Arm und wiegte sie sanft etwas hin und her.
„Komm, setz dich wieder hin“, ich ließ mich wieder am Stamm nieder und zog sie mit mir.
Dann legte ich mich lang auf den Rücken – die beste Position für mich – und bedeutete ihr sich auf
meine Beine zu legen, so dass ihr Kopf auf meinem Bauch ruhte.
Auf diese Art kam sie mit dem feuchten Boden nicht in Berührung. Leider hatte ich keine Decke um
sie vor dem Regen zu schützen.
So liegend sah ich hoch in den Baum und lauschte den nächtlichen Geräuschen.
Es dauerte nicht lange und ich war pitsch nass.
Shit….
Und mir war heiß, so verdammt heiß…
Blitze durchzuckten den Himmel.
Und mit jedem sah ich fremde Bilder. Tauchten unbekannte Erinnerungen auf.
Iron Angels .....
Jaylo
Vanity
Neida
Proxion
Der Hohe Rat
......
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Ich sah Bilder von den Menschen, Bilder von ihnen und mir. Bilder von Jay’Lo-Mensch bei mir
zuhause. Verwirrt schloss ich die Augen. Fing so das Sterben an? Mit wirren Halluzinationen?
Jay’Lo .... Jaylo .... ich mochte sie .... doch warum?
Mein Blick fiel auf Weni’Ty-Mensch. Vanity. Amarok. Auch für sie empfand ich etwas, doch wieso?
Wer war Neida? Wieso stand ich vor dem Hohen Rat?
So viele Fragen .....
Die Blitze wurden heftiger und ich zuckte zusammen. Mein Kopf schmerzte aber vor meinem inneren
Auge kamen Fragmente zum Vorschein, keine Ahnung, Bilder Fetzen...
Ross
Saratoga
Chig Botschafter
Iron Angels
Redfield
Nicolas
Irland
Eiswüste und Chigs
...
Keine Ahnung, ich so schnell wie die kamen waren sie wieder verschwunden.
Meine rechte Hand wischte über die Augen. Ein Tagtraum oder Realität???
Keine Antworten auf meine Fragen....
Das Gewitter musste jetzt fast über uns sein, die Blitze waren bedeutend greller und heftiger. Der
Donner folgte fast unmittelbar darauf – sehr laut.
Der Regen fiel sintflutartig auf uns herab und ich spürte, das Trish völlig durchnässt war.
Ja und Wind peitschte durch die Äste und über die Lichtung.
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte meine Umgebung in dem Licht besser sehen zu können.
Stattdessen sah ich etwas ganz anderes.
Merkwürdige Bilder… und Erinnerungen…
Josh…
Iron Angels…
Merian 2…
Katchiri…
Shaki’Mar ohne Helm…
JayLo…
Alex…
Alexander… Alex und mich… Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Was war bloß los mit
mir? Ich sah Dinge die ich noch nie getan hatte – geschweige denn so etwas….
Verstört schloss ich die Augen.
Die Gefühle, die ich bei dem Anblick des jungen Mannes empfand, verwirrten mich besonders…
Papa ....
Mama, Benny .... Ich sah meine Eltern und meinen kleinen Bruder.
10
10
Ich war 10.
„Leya .... die Blitze .... ich bin 10.“
„Was 10?“, verständnislos sah ich sie an. Jäh waren die Bilder weg, nur Erinnerungsfetzen blieben –
und Gefühle.
„Ich weiß nicht, aber ich bin nicht 17. Ich bin 10.“
„10?“
„Du glaubst mir nicht, oder?“
„Doch, ich hatte mir schon gedacht dass du jünger bist.“
Erst 10…
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Sie war groß für ihr Alter, vielleicht hatte ich sie deshalb schlecht abschätzen können – und ihrer
Pfunde wegen.
„Weißt Du, ich wäre so gern 17, so wie die Freundin meines Bruders. Die durfte immer so lang
ausgehen, und hatte so klasse Klamotten. Sie darf auch schon rumknutschen, weißt Du.“
„Rumknutschen? Also ich durfte nicht rumknutschen und lange weg bleiben auch nicht – geschweige
denn einen Freund haben", meinte ich grinsend <rumknutschen...>. „Verliebt sein ist etwas sehr
schönes, aber du hast noch Zeit zu wachsen und dein Kindsein auszukosten und was die Klamotten
betrifft... Wie wäre es, wenn wir beide eine kleine Einkaufstour machen? Sobald ich dich nach Hause
gebracht habe? Für Mädchen in deinem Alter gibt es ganz tolle Klamotten."
„Aber nicht für Mädchen mit meinem Gewicht. Und außerdem durfte sie sich auch schon schminken.
Ich wär gerne älter.“
„Unsinn, ich wette mit dir, dass wir was schönes finden“, sie wird zwangsläufig Gewicht verlieren,
sprach es aber nicht aus, „und ich könnte dir zeigen, wie du dich schminken kannst ohne das man
denken muss, du wärst in den Tuschkasten gefallen. Allerdings nur für zu Hause, für die Schule ist
das für dein Alter noch nichts.“
„Au ja. Tust Du das wirklich? Ja?“
Meine Augen strahlten vor Freude.
„Natürlich. Ich schlage es dir doch nicht vor, wenn ich es nicht einhalten würde. Wir machen uns einen
gemütlichen ‚Frauen’ Nachmittag, mit allem drum und dran. Einverstanden?“
Ganz aufgeregt nickte ich und drückte ihr dann einen schmatzenden Kuss auf die Backe.
*schmatz*
Wieder schloss ich die Augen und genoss das Prasseln des Regens auf meine Rüstung. Wie gern
hätte ich ihn auf meiner Haut gespürt, doch das war unmöglich.
Wieso eigentlich?
Wieso?
„Hast Du einen Freund? Oder schon einen Ehemann?“
„Ich...", wieder erschien das Bild von... Alex und all die Erinnerungen und Gefühle die mich mit ihm
verbanden, „ja, ja ich habe einen Freund und wir... wollen heiraten." Ich lachte jetzt – glücklich darüber
mich zu erinnern.
Welches Jahr hatten wir?
Es fiel mir nicht ein – aber ich wusste, dass die Bilder wahr waren. Vieles lag noch im Dunkeln, aber
ich spürte das sie unter der Oberfläche brodelten und allmählich ans Licht kommen würden.
Ich sah wieder hoch in den Baum. Er ragte riesig über mir auf und hoch, sehr hoch oben, war erst
seine Baumkrone.
Kaum zu erkennen – nur wenn ein Blitz den Himmel erhellte.
Ich seufzte und schloss die Augen.
Ich war klitsch nass und ich hatte das Gefühl in einer Pfütze zu liegen.
Ich fror und gleichzeitig war mir heiß.
Abwechselnd.
„Wollt ihr auch Kinder?“
Trishs Neugier unterbrach zum Glück meine Trübsal.
„Sicher, in ein paar Jahren, wenn wir uns reif genug fühlen.“
„Wieso bist Du nicht reif? Du siehst doch erwachsen aus. Oder bist Du eine grüne Tomate?“
*kicher*
*grins*
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„Manchmal fühl ich mich wirklich wie eine: Bitter und grün hinter den Ohren! Nein, mal im Ernst. Im
Augenblick möchte ich noch nicht zu Hause bleiben und Mutter sein. Das Leben ist so aufregend und
ich habe so vieles noch nicht gesehen und entdeckt. Das möchten wir beide erst auskosten, bevor wir
an eigene Kinder denken.“
„Sieht er gut aus?“
„Oh ja“, verträumt rief ich mir sein Bild ins Gedächtnis.
„Hast Du ein Bild von ihm?“
„Nein leider nicht – aber ich trage es im Herzen.“
„Beschreib ihn.“
„Mmmh, er ist etwa 1,85 groß, schlank aber durchtrainiert, wunderschöne grünblaue Augen die mich
an das Meer erinnern und seine Haare sind blond und fallen ihm ständig in die Stirn, weil sie etwas
lang sind. Er bringt mich zum Lachen und versucht nicht mich zu ändern. Er ist klug und gibt mir Kraft.
Er ist einfach... einfach etwas besonderes.“
„Du bist ja mächtig verliebt. Wie heißt er?“
„Alex – neja, eigentlich Alexander.“
„Wie altmodisch.“
„Findest du? Mir gefällt er“, lächelte ich verliebt vor mich hin.
„Hast Du auch einen Freund Vanity?“
Die Frage musste ja kommen. Ich grinste. „Kann man so sagen, ich bin verheiratet. .... Der Name von
ihm ist Nicolas.“
Die Bilder kamen und gingen wieder, ich hatte Mühe sie in meinem Gedächtnis zu halten. Aber es
waren auch schöne Erinnerungen darunter.
„Och Mensch ..... alle haben einen Freund mit dem sie auf Partys gehen können.“
Schmollend starrte ich in die Dunkelheit.
„Trish“, lachte ich und kitzelte sie etwas, „um auf Partys zu gehen brauchst du keinen Freund und
glaub mir, verlieben wirst du dich früh genug.“
*kicher – glucks*
„Doch .... hihihihihihi ...... doch man braucht schon einen Freund um auf die Party zu gehen. Wer tanzt
denn sonst mit einem, oder holt einem eine Limo? Ich war schon alleine auf Partys. Eigentlich gehe
ich immer alleine auf Partys, wenn ich auf Partys gehe. Und da sitzt man dann so doof rum, weil
keiner mit einem tanzen will, und alle zu zweit dort sind. Kannst Du mir Alexander nicht mal leihen?
Oder hat er vielleicht einen kleinen Bruder?“
„Trish man kann auch mit Freundinnen jede Menge Spaß auf Partys haben, gut die Limo müsste man
sich dann selbst holen.“ Da spricht man wieder aus der Erfahrung Vanity. Jo, kann man so sagen.
„Sorry, aber Alex teile ich nicht mit anderen Frauen“, grinste ich, „und er hat keine Geschwister.“
„Schade. Meint ihr ER hat einen Freund ...Freundin .... einen Lurch oder so was?“
„Warum sollte er keine Familie haben? Sie sind intelligent und haben auch Gefühle.“
„Ich kann mir nicht vorstellen das es Gefühle hat. Vielleicht legt er auch Eier wie ein Frosch?“
„Nur weil man eine andere Lebensform nicht kennt, heißt das nicht das sie nicht ebenfalls Gefühle
haben.“
„Ja schon, aber warum töten sie uns dann?“
Ich schaute Trish an. „Warum töten Menschen Chigs? Wie hätten die Menschen reagiert, wenn die
Chig angefangen hätten unseren Planeten zu besiedeln? Töten ist immer schlecht, denn dadurch
löscht man Leben aus. Es ist das letzte Mittel, wenn die Diplomatie versagt.“
766
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Ich sah sie erstaunt an.
„Was meinst Du damit? Wir haben doch den Chig-Planeten nicht besiedelt. Sie haben doch mit dem
Krieg angefangen. Das lernt doch jedes Kind in der Schule.“
Kurz entschlossen zog ich einen meiner Handschuhe aus. Die Rüstung versiegelte den
entsprechenden Arm automatisch. Ich hielt die Hand in den Regen und beobachtete ob der Regen mir
Schaden zufügte.
Wie herrlich angenehm das Wasser war.
„Schaut, schaut .... Vanity, Leya. Schaut doch. Es, er zieht seinen Handschuh aus.“
Was tat der Chig da? Ich dachte die konnten unsere Luft nicht atmen!!
Der Regen war nicht kalt aber ich war total nass. Er hatte seinen Handschuh ausgezogen. Wollte er
Selbstmord begehen??
Auf Trishs Ausruf hin blickte ich zu dem Chig.
Er hatte tatsächlich den Handschuh ausgezogen und hielt seine Hand in den Regen – drehte sie hin
und her.
Er schien es richtig zu genießen.
Ich musste darüber lächeln.
Wenigstens einer den es nicht störte nass zu sein.
„Was macht er da?“
„Der Regen scheint ihm zu gefallen. Kein Wunder nach den Stunden in der Zelle.“
Neugierig beobachtete ich weiter Shaki’Mar <ja so war sein Name>.
Wie lange konnte ich die Luft anhalten?
Hm, ein paar Minuten sicher.
Ja.
Ja, das könnte klappen.
Vorsichtig nahm ich den Helm ab und legte ihn beiseite.
Wieder zupfte ich aufgeregt an Vanity und Leya. „Schaut doch, er nimmt seinen Helm ab.“
„Ja Kleines, ich sehe es. Jetzt wird sich zeigen, ob er ein Frosch ist, also sieh genau hin.“
Starr vor Aufregung starrte ich auf den Chig. Kein Frosch. Sah nicht aus wie ein Frosch. Aber er hatte
Kiemen, oder? Es war so dunkel. Man konnte nur bei den Blitzen was sehen.
Trish zupfte an mir und Leya. Ich sah es ja. Was wurde das wenn es fertig ist. Die Dunkelheit war fast
voll da, ich konnte nicht mehr so gut sehen. Wenn die Blitze nicht wären. So sahen also Chigs aus.
Nein, ein Frosch sah anders aus. Aber es hatte was Reptilartiges an sich und es hatte Kiemen.
Seltsam ich dachte immer für Chigs wäre das ihr Tod. Ich war erst mal sprachlos. Das musste ich erst
verdauen.
„Schau doch .... schau! Es ist ein Fisch. Es hat Kiemen.“
„Ja ich sehe es. Er ist sehr interessant – nicht wahr. Sieh nur, diese geschwungenen Linien über dem
Mund."
„Der Chig schien wirklich was reptilienartiges an sich zu haben. Kann man nicht von der Hand
weisen.“
„Ein laufender Fisch. Meinst Du das ist aufgemalt?“
„Ähm, ich denke nicht das er ein Fisch ist. Seine Welt muss wohl sehr feucht sein und ihre Rasse ist
einfach diesen Lebensbedingungen angepasst“, so stellte ich mir das zumindest vor. „Die Linien sind
nicht aufgemalt – ich weiß nicht welche Bedeutung sie haben.“
„Meinst Du sie sind tetovirt? Oder ist das sowas wie die Streifen vom Tiger?“
Ich musste einige Sekunden überlegen, bis ich verstand was sie mit dem komischen Wort meinte.
„Ach so, du meinst ‚tätowiert’. Das weiß ich nicht, könnte jedoch möglich sein. Es gibt bei uns ja auch
Völker wo die Tätowierungen bestimmte Bedeutungen haben und nicht nur einer Mode entsprechen.“
767
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
„Ich will auch mal ein ... ein... Tätu oder wie das heißt. Aber nicht so eines wie ER.“
„Ja, Tattoos finde ich auch klasse. Ich hätte gern ein Tribal in Höhe des Steißbeins. Schön sexy. Ich
weiß bloß nicht was Alex dazu sagen würde. Was für eines hättest du denn gern?“
„Ich weiß nicht was für ein Tattoo ich möchte. Meine Mutter sagt ich soll damit warten bis ich
mindestens 16 bin, weil sich mein Geschmack bis dahin noch ein paar mal ändern wird. Was ist ein
Tribal
„Deine Mutter hat Recht. Das Tattoo kannst du ja nicht wieder so einfach wegradieren und sollte
wirklich sehr gut überlegt sein. Tribal sind die Tattoos in schwarz und mit verschlungenen Linien,
sehen oft keltisch oder so aus.“
„Oh, ja die gefallen mir auch. Gefällt Alex bestimmt.“
„Meinst du? Na, vielleicht lasse ich mir ja eines stechen – als Überraschung.“
Ich war über Shaki’Mars Aussehen, welches deutlich in den Blitzen zu erkennen war, nicht überrascht
oder erstaunt.
Der Chig sah genauso aus, wie in den Bildern die vorhin durch meinen Kopf zuckten.
Nur interessanter und schöner.
Es war deutlich zu sehen, wie sehr er <nein SIE erkannte ich verblüfft> den Regen genoss.
Ich gönnte es ihr.
Der Regen prasselte auf meinen Kopf und rann in meine Rüstung.
Oh ihr Götter, das tat gut. Ich schloss die Augen und genoss.
Ob das Wasser wohl auch trinkbar war?
Ich schloss die Augen und spürte den Regen auf meiner Haut. Hoffentlich würden wir uns nicht eine
deftige Lungenentzündung holen. Es könnte nachts ziemlich abkühlen. Als ich meine Augen wieder
aufmachte, saß der Chig immer noch im Regen und schien diesen auch zu genießen. Nun ja, wenn
ich jetzt nicht in der Situation stecken würde und an einem anderen Ort ich vielleicht auch aber nicht
jetzt und nicht hier. Am liebsten würde ich mich hinlegen und nicht mehr aufstehen. Einfach nur
schlafen.... meine Magen knurrte vor sich hin.
Trish die nassen Haare aus dem Gesicht streichend sah ich sie nachdenklich an.
Sie war ganz fasziniert von dem Chig und beobachtete jede seiner Bewegungen – darüber schien sie
sogar für den Moment unsere widrigen Umstände zu vergessen.
Gut so.
Ich schloss wieder die Augen und versuchte zu dösen. Schlafen würde ich bei der Nässe nicht
können, zudem fror ich erbärmlich.
Vielleicht war der Regen trinkbar, aber ich wollte es nicht riskieren und zog auch meinen Helm wieder
auf. Wie lange die Atemluft wohl noch reichen würde?
Ich sah zu den Menschen. Sie sahen fertig aus.
Dann tu was dagegen. Wozu bist Du die Bewahrer mit Heiler-Ausbildung und einem Heiler als
Gefährten.
Kurzentschlossen stand ich auf und verschwand im Dschungel. Mal sehen ob sich hier nicht ein paar
Heilkräuter finden lassen würden.
„Wo läuft er denn jetzt hin?“
„Keine Ahnung, Trish. Ich hoffe er weiß was er tut.“
„Ich kann ihn nicht mehr sehen. Meint ihr, er schleicht sich jetzt an uns heran um uns zu töten?“
„Kann ich mir nicht denken, die Möglichkeit uns zu töten, hatte er mehr als einmal. Weshalb solange
warten. Das macht keinen Sinn.“
„Aber warum geht er denn dann?“
„Vielleicht will er was besorgen oder etwas nachgehen, wir werden es ja sehen, wenn er wieder
kommt.“
Hastig schaute ich auf die Lichtung.
768
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Leya Sinclair
Shaki'Mar war nicht mehr zu sehen.
Nervös sah ich mich um, wohin ging sie?
Ließ sie uns zurück?
Im ersten Moment wollte ich aufspringen und hinterher, besann mich aber gerade noch anders.
Sie kam zurück – ganz sicher.
Sie musste einfach...
Warum?
Ich wusste es nicht.
„Kommt er wieder?“
„Ja, ganz bestimmt“, gab ich mir selbst Zuversicht.
Irgendwo im Dschungel ....
Ein paar Heilkräuter hatte ich gefunden. Es war erstaunlich das die Vegetation auf unseren Welten
durchaus ähnlich war. Ein paar Früchte hatte ich auch gefunden.
Immer wieder durchzuckten mich Erinnerungen. Immer wieder sah ich Bilder. Bilder von den
Menschen. Wir waren zusammen, wir hatten Spaß. Ich trug keinen Helm. Hm, wirklich seltsam.
Ich lag da und lauschte auf die Geräusche – darauf das sie zurück kam.
Sie war schon so lange fort.
Trish war ganz still geworden und ich fühlte sie vor Nässe und Kälte zittern.
Von Vanity hörte ich genauso wenig.
Vorsichtig und die Luft anhaltend setzte ich mich auf und schob mich samt Trish näher an den Stamm.
Mich anlehnend begann ich ihren Rücken zu massieren, damit ihr wärmer wurde und beobachtete die
Lichtung.
Das Gewitter war so schnell vorbei wie es angefangen hatte und ich konnte in der Dunkelheit nicht viel
erkennen.
Während ich wartete durchzuckten mich immer wieder Bilder. Von Merian 2 und Fort Henry.
Manchmal etwas konfus und vermischt mit Bildern von Alex.
Oh – ich war tatsächlich Privat...
Welches Jahr hatten wir denn bloß?
Es wollte mir noch immer nicht einfallen.
JayLo...
Wohin hatten sie wohl JayLo und Katchiri gebracht?
Und warum gab es keine Spuren am Bunker?
Es schien fast so, als würde hier oben eine andere Zeit laufen als unten in den Zellen. Schneller. Oder
normal?
Meinen langen Haarzopf auswringend dachte ich an zu Hause.
Sasha und Chaya, Lizzy und Luke... an unser Haus.
Würde es noch da sein, wenn ich nach Hause kam?
Meine Freunde?
Bobby?
Und.... Alex?
Ich verspürte einen Stich vor Angst und verdrängte den Gedanken wieder.
Ich durfte nicht zweifeln und mutlos werden!
Angestrengt sah ich wieder auf die Lichtung.
Wo blieb Shaki'Mar bloß?
Ca. 2 Stunden später
Mir war so warm und allmählich tat mir mein Po von dem harten Boden weh.
Ich veränderte etwas meine Sitzposition – okay, besser.
Wie lange war der Chig jetzt weg?
So langsam begann ich zu zweifeln, dass Shaki'Mar tatsächlich wieder kam.
Es beunruhigte mich stark – warum auch immer.
769
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Leya Sinclair
Eine leichte Bewegung ließ mich plötzlich stutzen und aufhorchen. Aufmerksam starrte ich in die
Dunkelheit.
Eine große Gestalt kam heran – erstaunlich leise.
Shaki'Mar!
Erleichtert entspannte ich mich – mir war gar nicht aufgefallen wie verkrampft ich gewesen war.
Die Menschen waren noch da. Gut. Ich setzte mich in ihre Nähe und breitete meine Fundsachen aus.
Ich hatte alles in ziemlich große Blätter eingewickelt.
„Leya, Vanity! ER ist wieder da!“ *rüttel*
„Ja und ER ist eine SIE", meinte ich lächelnd und sah neugierig auf die Sachen die sie vor sich
ausgebreitet hatte.
Ich konnte nicht genau sehen, was es war – nur das es in Blätter gewickelt war.
„Nur weil ER geschminkt ist, muss ER noch keine SIE sein. Es gibt auch Männer die sich schminken
weißt Du. Ich hab mal so einen Mann im Einkaufszentrum gesehen.“ *kicher*
„Der sah aus als hätte er ein paar Kilo Schminke im Gesicht. Und er war TOOOTAL bunt geschminkt.
Der war bestimmt farbenblind.“
„Hört sich ganz danach an“, grinste ich, „Geschmäcker sind eben verschieden – wäre sonst ja auch
super langweilig.“
„Woher weißt Du das ER eine SIE ist? Woran sieht man das?“
„Kann ich dir nicht sagen – ich habe noch keinen männlichen ohne Helm gesehen“, tatsächlich?, „ich
weiß es, weil ich mich daran erinnern kann, aber nicht warum.“
„Aha.“
Eine Weile sah ich den Chig schweigend an, dann zupfte ich wieder an Leya.
„Meinst Du, sie hat Kinder?“
Ich dachte kurz nach.
„Könnte sein. Ich finde jedenfalls das sie sich dir gegenüber sehr besonnen verhält. So als wüsste sie
mit Kindern umzugehen. Warum also nicht?“
„Wie die wohl ihre Babys bekommen?“
„Ja, das hätte ich auch gern gewusst. Ich weiß so wenig über sie. Wie sehen z. B. ihre Städte aus?
Haben sie Schulen für ihre Kinder so wie wir? Universitäten? Bücher? Es gibt noch so vieles zu
erfahren.“
„Warum fragst Du ihn nicht einfach?“
„Bei passender Gelegenheit werde ich sie sicher einmal fragen.“
Langsam wurde mir saukalt, aber wirklich gewaltig. Als mich jemand rüttelte. Ich blinzelte es war Trish.
Er und da bekam ich noch mit. Meinte sie der Chig war wieder da? Ja, schien tatsächlich so, die
Rüstung war noch dieselbe.
Ich versuchte mich hinzusetzten, zumindest etwas zivilisierter.
„Trish.“
„Er kennt meinen Namen.“
Ängstlich ging ich hinter Leya in Deckung.
Sprachlos sah ich den Chig an. Er hatte den Namen fehlerfrei ausgesprochen.
*grins*
Ich nahm ein paar der Früchte und gab sie den Menschen.
„Essen.“
770
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Leya Sinclair
Völlig perplex nahm ich mir eine der Früchte, das war aber ein Schnellkurs in Sachen menschlicher
Sprache..
Automatisch griff ich nach den Früchten – bevor ich realisierte das sie "Essen" gesagt hatte.
Woher kannte sie dieses Wort und ihre Bedeutung?
Konnte sich Shaki'Mar an vergangene Geschehnisse erinnern – so wie ich?
Vielleicht an unsere Sprache?
Hatte sie irgendwann unsere Sprache gelernt?
Warum?
Wieder stiegen in mir Bilder von Shaki'Mar auf.
Woher hatte ich gewusst, wie sie ohne Helm aussieht und das sie weiblich war?
Ich musste ihr schon einmal begegnet sein, früher.
Ja, so musste es gewesen sein.
Nur in welcher Situation?
Dann fiel mir wieder das Logo ein – die Engelsfrau mit dem Schwert.
Auch Shaki'Mar trug es auf seiner Rüstung – sowie JayLo, Vanity und ich selbst.
Wo war nur die Verbindung?
*Seufz*
So viele Fragen...
„Leya, wo hat er sprechen gelernt?“
„Vielleicht konnte Shaki'Mar sie mal sprechen und beginnt sich zu erinnern", ich langte nach hinten
und gab Trish, bis auf eine, die Früchte, „so wie du dich erinnert hast das du 10 Jahre alt bist."
„Und warum hat er es vergessen?“
„Das wüsste ich selbst gerne, warum ich selbst viele Gedächtnislücken habe. Vielleicht finden wir das
noch heraus.“
Hm ....
Der Anblick der Frucht brachte meinen Magen hörbar zum knurren – Himmel, hatte ich Hunger.
Ich biss zunächst nur ein kleines Stück heraus und probierte.
Mmh, sie war süß und saftig.
Sofort machte ich mich über den Rest her und sah dem Chig bei seinem Tun zu.
Dann begann ich damit eine Creme gegen die Insektenstiche herzustellen.
Während ich mich noch mit er Frucht befasste, schaute ich dem oder...........nein, halt es war eine Sie
zu. Die Fetzen an Erinnerungen kamen und gingen. Woher wusste ich das?
Äh, waren das etwa Maden?
Ich sah genauer hin: Die fetten weißen Dinger bewegten sich.
Oh Gott, wie eklig... jetzt zerquetschte Shaki'Mar sie auch noch und sie hatten nichts besseres zu tun
als geräuschvoll zu knacken... *würg*
OH GOTT! Die Pampe vermanschte sie doch nicht etwa mit... mit Blättern? und.... und Baumrinde?
Hö?
Toll, die Maden machten auch noch Geräusche. Als wenn es mir nicht reichte das mein Magen
knurrte. Aber dabei zuzuschauen, war schon widerlich genug.
„Iiiiiiih. Schau mal, was er da macht. DAS ess ich aber nicht.“
Entschieden schüttelte ich bestätigend mit dem Kopf: Ich war VEGETARIER!
Als ich damit fertig war, überlegte ich kurz mit welchem Menschen ich beginnen sollte. Wen .. Vanity,
ja Vanity. Sie würde es zulassen, ich war mir sicher.
771
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Noch perplexer sah ich sie jetzt an. Sie wollte doch nicht, nö nicht wirklich oder doch? Etwas sagte mir
aber das sie mir mit Sicherheit nicht an den Kragen wollte?
Oder???
Und so ging ich vor ihr in die Hocke.
„Vanity ... heilen.“
Das Wort "heilen" hatten wir definitiv noch nicht ausgesprochen.
Sie kannte das Wort dennoch und ihre Bedeutung.
Sie musste also unsere Sprache kennen und verstehen können.
Zumindest teilweise.
„Heilen? Wenn man das isst, braucht man keine Heilung mehr.“
„Mmh“, nickte ich.
Sie konnte meinen Namen aussprechen? Keine Ahnung, was sie da in ihren Händen hatte, aber die
Stiche nervten ungemein. „Okay, wenn es hilft, dann gerne.“ Vanity was macht dich da so sicher. Nur
ein Gefühl. Ah ja, dein Gefühl, aber klar doch
.
Vorsichtig verstrich ich etwas von der Creme auf ihrer entzündeten Haut.
Was war das denn, ich rümpfte die Nase.
Das Zeugs roch nicht gerade nach Erdbeere oder so. Es stank auf das übelste. Damit hätten wir
wahrscheinlich sogar Fitzpatrick in die Flucht geschlagen. Buh, ich hielt kurz mal die Luft an. Lies es
aber gleich wieder, meine Rippen nahmen mir es doch übel.
Leicht angewidert beobachtete ich Shaki'Mar. Das Madenzeug stank abscheulich und sah zudem
unappetitlich grünlich aus und so schleimig. *brrr*
„Iiiiiihhhhhh.“
Ich versuchte nur flach zu atmen, das war mehr als ekelhaft. Mein Magen rebellierte. Verübeln konnte
ich es ihm nicht.
Zumindest ließ der Juckreiz nach, zumindest etwas. Was tat man nicht alles für die liebe Gesundheit.
Ich lehnte mich wieder an den Baum an.
Nun war Lei’Ja, Leija, Leya, ja so war ihr Name, Leya war nun dran.
Auch vor ihr ging ich in die Hocke.
„Leya ... heilen.“
„Behalt Deine Maden bei Dir!“
Der junge Mensch schlug nach meiner kleinen pflanzlichen Cremeschüssel. Zum Glück waren meine
Reflexe in Ordnung und so zog ich das Schälchen rechtzeitig weg.
„Trish", mahnte ich, „ich entscheide selbst."
Toll, jetzt "musste" ich mir das Zeug gefallen lassen...
Am Rande bekam ich mit das Trish da weit weniger nett zum Chig war. Aber der Chig war schneller,
ich grinste. Das sollten die unter sich aus machen.
Ich nickte Shaki''Mar zu und zog den Reißverschluss etwas runter.
Eigentlich war mein Rücken am zerstochensten, da kam ich nämlich nicht hin um die Blutsauger zu
vertreiben – bloß der wirklich klitsch nasse Overall würde alles wieder abwaschen.
So bot ich dem Chig meine Hals- und Schulterpartie zum einschmieren.
Geduldig hielt ich still und war zum ersten Mal froh nur flach zu atmen.
772
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Leya Sinclair
Nicht würgen Leya, nein es roch doch wirklich nett nach... nach Baum und hey, die Tierwelt hier wird
dich als die seinigen anerkennen und dich leben lassen... als überdimensionale Made hatte ich keine
natürlichen Feinde...
Leya lies mich die Creme auftragen.
Beim Einreiben ihrer Schultern sah ich das die Stiche wohl auch an ihrem Rücken hinunterliefen.
Kurzentschlossen schob ich ihren Overall zur Seite und rieb auch ihren Rücken ein. Er sah übel aus.
Das musste ziemlich jucken.
Keine Ahnung warum ich mich das traute. Ich wusste einfach das ich es durfte. Oder bildete ich mir
das nur ein und trat eben in ein riesiges Fettnäpfchen?
... und die Tarnung erst! Grünlich schimmernd, wie ne Schmeißfliege *kicher* Leya, du wirst jetzt
reichlich albern...
Öhm, wieso war ich eigentlich halbnackt?
Verblüfft spürte ich ihre Hand auf meinem Rücken.
Oh und das tat gut – oh ja, verdammt gut.
Genüsslich drehte ich mich ihr weiter zu... *seufz*
*grins*
Huch, der Juckreiz war weg!
Erstaunt sah ich auf die Paste.
Cooles Zeug.
„Danke", lächelte ich den Chig an nachdem sie fertig war.
Ich nickte ihr zu.
„Trish", wandte ich mich an das Mädchen, „das Zeug hilft wirklich erstaunlich gut gegen den Juckreiz.
Lass bitte Shaki'Mar deine Stellen behandeln. Es wird dir helfen schlafen zu können."
Energisch schüttelte ich den Kopf.
„Nein, auf gar keinen Fall.“
„Okay, es ist deine Entscheidung“, zuckte ich mit den Schultern, „dann will ich aber auch kein Murren
oder Gejammer hören, wenn du nicht schlafen kannst und dich ständig kratzen musst.“
*schmoll*
Der Overall war nass und ich fror. Meine Glieder wurden langsam klamm. Müde und Hungrig, was
würde ich jetzt für ein heißes Schaumbad und ein bisschen was zum Essen geben. Mein Blick ging
zum Dschungel, die Fauna war wie auf der Erde. Farne bedeckten den Boden. Schlingpflanzen an
den Bäumen. Die Luft war dampfig durch den Regen. Tropisch eben.
Die restliche Nacht verlief schlaflos. Ich hatte mich wieder auf den Boden gelegt <ich konnte einfach
nicht mehr sitzen vor Schmerzen> und Trish auf meine Beine und Bauch gebettet.
Entweder fror ich oder mir war heiß oder Trish zitterte vor Kälte, so das ich sie unablässig streichelte.
Nervend war auch der Regen der wieder eingesetzt hatte und ich lag wirklich bald darauf in einer
Pfütze.
Mannooo, das juckte vielleicht. Leya ..... nein, sie würde mit mir schimpfen. Und diese Vanity, sie war
so streng. Nein, sie fragte ich besser nicht. Außerdem wusste ich bereits was sie mir sagen würden.
Du hast es ja so gewollt ... hättest Du Dich vom dem Monster einreiben lassen ... hör auf Dich zu
kratzen. Sei nicht so zimperlich ...
*kratz*
Das juckte wie die Hölle. *kratz*
Ich sah auf meinen Arm. Er blutete schon. Und es juckte so schlimm. Ich sah zu dem Chig. Er saß still
mitten im Regen. Er oder sie hatte uns Essen mitgebracht und den beiden anderen geholfen.
Aber ich wusste doch, ich hatte es doch gesehen ....
Oder? Ich war mir nicht mehr sicher.
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Leya Sinclair
Da war Mum und Dad, wir saßen beim Frühstücken. Mein Bruder verdrückte gerade ein ErdnußbutterSandwich. Dann war ich im Labor, bei diesen Männern. Sie erzählten mir das die Chigs meine Familie
getötet hatten. Und ich konnte mich dann plötzlich auch daran erinnern.
Doch jetzt ..... jetzt war ich mir nicht mehr sicher. Ich wusste was ich gesehen hatte ...
*kratz*
Oh Mann, kann das nicht endlich aufhören? Es juckte so schlimm. *kratz*
Ich wusste was ich gesehen hatte, doch irgendwie passte es nicht. Wir saßen doch am Tisch und
haben gegessen .... als die Chigs meine Eltern getötet haben war es Abends. Was war dazwischen?
*kratz*
Trish war sehr unruhig.
Die Ursache waren natürlich die Moskitostiche und ich beobachtete sie leicht besorgt beim Kratzen.
Am liebsten wäre ich zu Shaki’Mar gegangen und hätte die Madenpaste geholt.
Wusste aber das es klüger war nichts dergleichen zu tun.
So schwer es mir auch fiel, Trish musste von selbst die Paste haben wollen und sich überwinden
danach zu fragen.
So verhielt ich mich ruhig und wartete ab.
Langsam stand ich auf und ging zu dem Chig.
„Kannst Du mir helfen?“ *kratz*
Ich hielt ihm meinen aufgekratzten Arm hin.
Der junge Mensch kam und zeigte mir ihren Arm. Blut sickerte aus den aufgekratzten Wunden. Götter,
stank das erbärmlich. Ich holte die Reste der Salbe und rieb den jungen Menschen damit ein.
Grinsend sah ich wie sie sich die Nase zuhielt.
Bäh, das stank ja fürchterlich, aber der Juckreiz war sofort weg. Wenn’s nur nicht so stinken würde.
Hin und hergerissen zwischen Ekel und Erleichterung, kuschelte ich mich wieder an Leya.
Kommentarlos nahm ich sie wieder in den Arm und zog sie sanft auf meinen Schoß – streichelte ihren
Rücken, bis sie eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen .....
Die Stunden verstrichen und endlich begann sich der Himmel aufzuhellen: Die Sonne ging auf und
gleichzeitig verzog sich das Unwetter.
Während der Nacht war ich nicht viel am schlafen, irgendwas tat immer weh, der Overall kühlte auf
sehr unangenehme Art und Weise. Mein Magen machte sich immer wieder mal bemerkbar.
Die Nacht schien einfach nicht verschwinden zu wollen. Das einzige was weg war, das war der
Juckreiz, das Zeugs stank zwar erbärmlich aber es half. Irgendwann war ich dann doch ein wenig
eingedöst.
„Trish", sanft rüttelte ich sie an der Schulter, „komm steh auf. Die Sonne geht auf."
„Will nicht.“
„Danach wird nicht gefragt. Los, los“, leicht kitzelnd ärgerte ich sie ein wenig.
„Wiiilllll nicht! Gerade jetzt wo es endlich warm wird .... *kicher* .... Niiiicht ..... Leyaaaaaa .... hihihihihi
..... hör auf ...... *glucks* ...... iiiieks ..... das ist .... hihihihihi .... gemeieiiiiiiiiinnnnn!“
Grinsend sah ich zu den Menschen hinüber. Trishs gekichere hatte mich aus meiner Meditation
geholt. Das erinnerte mich sehr an zuhause. An meine Kinder, an Jay’Don. Ich vermisste sie.
Ob ich sie jemals wiedersehen würde? *seufz*
„Ich friere so.“
„Na, erst Recht ein Grund aufzustehen. Bewegung wird dich wieder aufwärmen“, grinste ich, tauchte
eine Hand ins Nass und ließ das Wasser in ihren Nacken tropfen. „Noch immer nicht aufstehen?“
*grins*
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Leya Sinclair
„Nö“
„Nein?“, ich tauchte die Hand abermals hinein und schüttete jetzt eine Handfläche voll in ihren
Nacken.
*iiieeeeks*
„Hör auf, ich steh ja schon auf.... *glucks*“
„Schön.“ *grins*
Ich wartete bis sie schlaftrunken stand und rappelte mich mühsam hoch.
Meine Knochen waren ganz steif und fühlte mich, als hätte ich zehn Nächte durchzecht.
Zu allem Überdruss lief mir das Wasser vom vollgesogenen Overall überall am Körper kalt hinunter.
„Ööööh, wie ich das hasse!", fluchte ich vor mich hin und bewegte vorsichtig meine Glieder.
Mmh, es war Gymnastik angesagt.
Dann kontrollierte ich die Klebestreifen. Zwei hatten sich leider gelöst und klebten nicht mehr. Ich
entfernte sie und stopfte sie in eine Tasche. Ich sträubte mich dagegen Müll einfach in der Natur zu
entsorgen.
Anschließend überwand ich mich und tastete meine Haut an verschiedenen Stellen ab.
Ich war fiebrig <diesmal wusste ich es mit Bestimmtheit>. Es als gegeben hinnehmend, vermied ich es
auch diesmal weiter darüber nachzudenken.
Aufmerksam beobachtete ich ihr Tun, doch diesmal belies ich es dabei. Ich hatte keine Medizin. In der
Nacht hatten sich zwar viele Erinnerungen in mein Bewusstsein durchgerungen, aber noch ergaben
sie kein wirkliches Bild. Nichts worauf man wirklich bauen konnte. Ich war bei den Menschen, soweit
konnte ich die Erinnerungen inzwischen verknüpfen, und ich stand in einer Verbindung zu Menschen,
besonders zu den Beiden hier. Doch sehr viel mehr wusste ich nicht.
Ich sah zum Baum und bemerkte das Vanity sich noch nicht rührte.
„Hey Vanity, aaaaaufstehen!“, rief ich zur anderen Seite des Baums. „Die Sonne geht auf und ein
neuer Tag bricht an!“, sang ich ihr laut vor.
Iiiiih, was war das in drei Teufels Namen!? Zögerlich machte ich die Augen auf. Es dauerte einige
Sekunden.
„Danke Leya ich bin jetzt wach.“ Rief ich zur anderen Seite rüber. Mir war kalt, aber auch irgendwie
auch warm. Kein gutes Zeichen. Bitte kein Fieber, das brauchte ich jetzt nicht. Vorsichtig taste ich
meine Schulter ab, die leuchtete in schönen dunklen Farben.
Meine Rippen waren auch noch da. Shit, aber nun mal nicht zu ändern.
Ich würde schon was für trockene Klamotten geben.
Zufrieden bemerkte ich das sie wach war und sah mich nach Shaki’Mar um.
Ich nickte ihr zu, und stand dann auf um mich etwas zu strecken.
Die Sonne erwärmte meine Rüstung. Oh ja, mach weiter ..... Nachts war es doch etwas kalt
geworden. Ich genoss jede noch so kleine Erwärmung.
Die Chig war auch schon wach und die Schwüle von gestern kam auch wieder. Gut, besser als Kälte.
Hoffentlich trocknete der Overall schnell ab.
Die Sonne brannte bereits ganz schön herunter und es war schwül warm.
Es würde nicht lange dauern, bis mein Overall wieder trocken war.
Die beginnende Wärme hatte vermutlich die Moskitos geweckt – jedenfalls waren sie wieder zahlreich
aufgetaucht. *Seufz*
Behutsam fing ich an etwas Gymnastik zu machen und forderte Trish zum Mitmachen auf.
Die Nässe steckte mir ganz schön in den Knochen und ich fühlte mich gleich wohler, nachdem sie
wieder geschmeidiger waren.
Amüsiert sah ich Leya zu wie sie versuchte den jungen Menschen zum Mitmachen zu bewegen.
775
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Leya Sinclair
Leya wollte das ich mit diesen albernen Hüpfdolen-Übungen mitmachte, aber ich versuchte sie zu
ignorieren. Sie würde mich nur auslachen. In der Schule lachten mich auch immer alle aus.
„Trish“, ich ging zu ihr hinüber und drehte sie an der Schulter in meine Richtung, so das sie mich nicht
mehr ignorieren konnte, „sieh her. Die Übungen sind ganz einfach und dehnen deine Muskeln. Das
beugt Verletzungen vor. Sie erfordern nicht mal allzu große Anstrengungen. Probier sie erst mal aus
und dann kannst du immer noch aufhören.“
„Ich will aber nicht“
Ich stellte mich vor sie, den Rücken gerade und die Füße zusammen.
„Probier es erst mal aus, bevor du dich weigerst. Stell dich genauso hin wie ich“, forderte ich sie auf,
„die Füße zusammen oder leicht gespreizt, wie es dir leichter fällt. Ja, gut so.“
„Leya, das macht keinen Spaß.“
„Woher willst du das wissen? Wir haben nicht mal angefangen.“
Widerwillig machte ich mit.
Ich erklärte ihr genau worauf sie zu achten hatte und machen musste. Diese Übungen konnte ich
derzeit nicht mitmachen, waren aber für sie ideal weil einfach und sie nicht das Gefühl bekam
unsportlich zu sein. Während sie diese Übungen ausübte, machte ich andere die meine Rippen nicht
allzu sehr strapazierten.
„Den Kopf nach links drehen und dehnen, bis du ein leichtes ziehen in den Halsmuskeln spürst –
dabei die rechte Schulter runterdrücken. Eine Minute halten und dasselbe umgekehrt: Kopf nach
rechts dehnen und linke Schulter runterdrücken.“
Ich beobachtete sie dabei und korrigierte leicht.
„Das ist ja schlimmer als in der Schule. Mann, wozu soll das denn gut sein?“
Ziemlich unmutig machte ich was Leya sagte. Eine andere Wahl hatte ich sowieso nicht. Sie ließ sich
gar nicht aus der Ruhe bringen.
„Sehr schön Trish und jetzt rechten Arm hinter das linke Schulterblatt und mit der linken Hand am
Ellbogen weiter hinter den Kopf Gegendrücken, bzw. dehnen. Wieder ne Minute halten.“
Ich zeigte an ihr noch die Übung, wo sie die Arme vor der Brust halten musste, die Hände ineinander
verschränkt und ziehen – wieder etwas halten.
Anschließend gerade stehen, lang machen und die Arme gen Himmel nach oben strecken und
strecken und strecken – etwa ne Minute lang.
„Ich mag nicht mehr.“
*Seufz*
„Trish, du bist nicht mal ins Schwitzen gekommen. Nur noch eine Übung und wenn du dann immer
noch sagst, du willst nicht, werde ich dich auch nie wieder darum bitten.“
Zum Schluss noch die Anstrengendste:
Die Arme gerade hinter dem Rücken verschränken, die Hände falten und abspreizen, dabei
gegrätscht stehen. Langsam nach unten beugen und durch die Beine nach hinten gucken, etwas
halten, Füße zusammen und langsam wieder den Rücken aufrollen, bis man wieder gerade stand.
„Prima!“, strahlte ich sie an, „war doch gar nicht so schlimm – oder? Wir sind ein gutes Team.“
„Ich hasse Sport. Und ich kann Leute die mich dazu zwingen nicht leiden.“
Schmollend setzte ich mich an den Baum.
776
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Leya Sinclair
„Okay, ich seh ja ein, dass Bewegung nicht jedem Spaß machen kann und ich möchte dich auch nicht
dazu zwingen. Vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit erzählen, was du in deiner Freizeit gern
machst.“
*schmoll*
Damit ließ ich sie vorerst schmollend am Baum sitzen und wusch mich etwas mit dem Wasser aus
einer Pfütze <vom Madenzeug war nichts mehr da>, flocht meine Haare neu und überlegte wie ich mir
die Zähne putzen konnte.
Einen Ast abbrechend machte ich ihn am Ende etwas fransig und probierte es aus.
Faszinierend .....
Es schmeckte widerlich, dennoch bekam ich ein Gefühl von Sauberkeit in meinem Mund. Mit etwas
Wasser spülte ich ihn aus und achtete darauf, es nicht aus Versehen runter zu schlucken.
„Bääääääh!“
„Was machst Du denn da???? Da sind doch Würmer im Wasser. Und Bakti-Dinger.“
„Das ist kein abgestandenes Wasser, sondern frisches Regenwasser – da ist die Gefahr sehr gering
und ich habe keine offenen Stellen im Mund.“
„Trotzdem ist das BÄÄÄHHHH.“
Die ganze Prozedur ließ ich Trish wiederholen, auch wenn sie sich anfangs gegen das ‚Zähneputzen’
sträubte. Ich blieb jedoch hartnäckig und sie gab schließlich, unter Protest, nach.
„Du bist schlimmer als meine Mutter. Ich mag Dich nicht mehr!“
*schmoll*
„Du glaubst gar nicht, wie oft ich das zu meiner Tante und meinen Cousins gesagt hatte und dennoch
liebte ich sie“, grinste ich und gab ihr demonstrativ einen geräuschvollen Kuss auf die Stirn.
„Ich mein’s aber so.“
Demonstrativ stand ich auf und .... sollte ich zu Vanity? Nein .... zu dem Chig? Entschlossen Leya zu
zeigen das ich böse auf sie war, setzte ich mich neben den Chig.
„ER zwingt mich sicher nicht zu Dingen die ich nicht tun mag.“
*schmoll*
Amüsiert zog ich eine Augenbraue hoch.
„Meinst du? Na, dann kannst du ja bei Shaki’Mar bleiben, wenn wir uns gleich auf den Weg machen“,
lächelte ich ihr liebenswürdig zu und steuerte den nächsten Busch an.
„Mach ich auch!“
Immer noch schmollend rückte ich noch ein Stück näher an den Chig.
Trish das war keine sehr gute Idee von Dir. Was, wenn der Chig Dich nun tötet oder allein lässt?
Sie war sauer.
Okay, aber ich war nicht perfekt und keine Mutter. Sie wird vermutlich noch öfter auf mich wütend
werden...
??????
Was war denn jetzt los?
Der junge Mensch setzte sich neben mich. Sie hatte doch solche Angst vor mir .....
Hm ....
*grins*
Jetzt begriff ich. Sie schmollte und wollte Leya zeigen das sie ihr böse war.
*grins* Unsere Kinder hatten mehr Ähnlichkeit als ich dachte.
Zum Abschluss verschwand ich noch kurz hinter einem Busch.
Okay, ich war bereit weiter zu gehen.
777
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Ein wenig Bewegung tat ja ganz gut, langsam kam der Kreislauf wieder in Schwung. Zähne putzen
wäre nicht schlecht aber ich verzichtete dankend darauf, auch wenn ich nichts runterspülte den
Bakterien reichte schon die Mundschleimhaut aus. Auf Durchfallerkrankungen hatte ich nicht wirklich
viel Bock. Meine Frisur wuschelte ich mit der rechten Hand durch. Meinen linken Arm versuchte ich so
gut es ging zu schonen. Leya schien auch fertig zu sein.
„Vanity, bist du soweit das wir aufbrechen können?“, fragte ich sie und sah mich gleichzeitig nach dem
Chig um.
„Ja, von mir aus, können wir.“ Der Chig schien ein Sonnenliebhaber zu sein.
Ich erwiderte Leyas Blick, blieb aber ansonsten unbeweglich in der Sonne stehen. Sie war so schön
warm. Hoffentlich wurde sie noch stärker.
Ich setzte mich in Bewegung und ging voraus. Der Regen hatte den Pfad aufgeweicht und meine
Füße versanken stellenweise in Schlamm. Das würde übel werden. Vorsichtig bewegte ich mich
vorwärts.
Vanity war schon los gegangen.
Unsicher blieb ich stehen, bedeutete Trish dasselbe und sah zu Shaki’Mar.
Wollte sie hier bleiben?
Dann musste ich auch hier bleiben.
Verblüfft fragte ich mich warum das so war – fand aber keine Antwort.
Nervös blickte ich zum Pfad.
Vanity durfte nicht zu weit voraus gehen, hoffentlich würde sie anhalten oder zurück kommen.
Ich sah wieder zum Chig und wartete.
Ich merkte das der Rest der Truppe ein wenig wartete, weshalb auch immer, ich hielt kurz an. Um sie
aufschließen zu lassen.
Sollte ich mitgehen?
Ich war mir nicht sicher. Vielleicht entfernten wir uns von Katchiri? Doch auf der anderen Seite wusste
ich nicht wie lange meine Atemluft noch reichen würde.
Hm ....
Gut, den Menschen folgen war sicher nicht das Schlechteste.
Kurze Zeit später waren wir wieder in derselben Formation unterwegs.
Der Pfad fand sich auf der anderen Seite der Lichtung wieder und war nach dem Regen in sehr
schlechtem Zustand.
Der Schlamm quetschte sich durch die Zehen und das war ganz schön eklig – und er war verdammt
rutschig.
Ich musste mich vorsichtig und konzentriert bewegen, um nicht zu stürzen.
Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, was das für Folgen haben würde.
Der Pfad brauchte fast meine ganze Aufmerksamkeit. Sollte ich fallen, nein das wollte ich mir nicht
jetzt ausmalen...
Meine Gedanken machten Sprünge und ich wunderte mich langsam aber sich darüber das der
Ausbruch so ‚einfach’ war. Keine Verfolger, denn die sogenannten Ärzte müssten doch schon längst
mitbekommen haben, das wir verschwunden waren.
Zweite Möglichkeit wäre, das man uns absichtlich entkommen lassen um uns an einer sogenannten
‚langen Leine’ laufen zu lassen. Immer in Beobachtung was oder wie wir reagierten.
Hätten sie gewollt, hätten wir sehr wenig Chancen gehabt bis hierher zu kommen. Wer würde so
dumm sein, den Impfstoff verschwinden zu lassen.
Vorrausetzung die Geschichten stimmten, was ich persönlich nicht glaubte.
Gedankenverloren folgte ich den Menschen. Der Weg war sehr schlammig und meine Füße steckten
mehr als einmal im Schlamm fest. Immerhin war es angenehm warm. Der Temperaturausgleich
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meiner Rüstung funktionierte nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie im Kampf mit dem Silikanten mehr
abbekommen als es den Anschein hatte.
Meine Gedanken wanderten wieder zu meiner Familie, zu Katchiri.
Gleichzeitig kontrollierte ich meine Atmung und Bewegung, achtete auf ungewöhnliche Geräusche
und behielt die Umgebung im Auge – Shaki’Mar hatte ja irgendetwas gesehen was sie beunruhigte.
Kurz und gut: Es war verdammt anstrengend und so folgte ich still Trish und Vanity.
Der Dschungel wurde mit jedem Meter dichter und somit der Pfad zunehmend verwilderter. Wir kamen
streckenweise nur sehr langsam voran.
Die Sonne musste jetzt ziemlich hoch am Himmel stehen, denn wir kamen in den Genuss der
tropischen Wärme.
Es war sehr viel heißer, als gestern in den Abendstunden.
Der Schweiß lief mir in Bächen am Körper runter und lockte die Moskitos in Scharen an.
Ich war völlig durchstochen und irgendwann vertrieb ich sie nur noch müde aus dem Gesicht und von
den Händen.
Der Overall konnte nicht trocknen, ich schwitzte wie ein Tier und kein Wasser! Meine Beine wurden
immer schwerer, der Dschungel wurde dichter, Lianen, dichte Bäume und Sträucher reihten sich auf
dem Pfad ein.
Insekten wohin man sah. Käfer die unseren Weg kreuzten, einige hatte ich schon zertreten weil ich
diese zu spät gesehen hatte. Ekelhaft, nur nicht darüber nachdenken.
Schöne Pflanzen mit ausladenden Blütenkelchen waren zu sehen. In verschiedenen Farben
leuchtend.
Ebenso verteilte sich der Schlamm großzügig überall am Overall bis zu meinen Haaren hinauf und
von den Büschen und Ästen hatte ich Abschürfungen und Kratzer.
Die anderen sahen allerdings auch nicht viel besser aus.
Das letzte Wasser hatte ich Trish zum Trinken gegeben und hatte ganz schön Durst.
Hoffentlich fand sich eine Wasserstelle oder dergleichen und eine Möglichkeit es abkochen zu
können. Die Tiere brauchten doch auch Wasser, also musste es hier irgendwo welches geben...
Irgendwann merkte ich das meine Kräfte nachließen. Wir mussten bereits einige Stunden gelaufen
sein – mindestens drei, eher mehr.
Die Biester hatten wieder zugeschlagen, ich sah wahrscheinlich fertig aus.
Schlamm von oben bis unten. Die Äste und Zweige hatten mir einige Schrammen eingebracht. Meine
Füße schmerzten fürchterlich.
Wasser war alle, aber meine Muskeln fingen langsam an zu streiken. Leya ging es nicht viel besser.
Wie viele Stunden wir unterwegs waren, ich wusste es nicht. Mein Zeitgefühl war weg, Schmerz war
das einzige und die totale Müdigkeit waren das was ich noch fühlte....
Ich ertappte mich wiederholt dabei unkonzentriert zu sein und musste mich zwingen wieder auf die
Umgebung zu achten. Irgendwie wollten sich auch meine Füße nicht mehr so hoch heben lassen und
stolperte manchmal.
Die Kurzatmigkeit ließ mich ganz schön schnaufen und ich gäbe sonst was dafür einmal so richtig tief
Luft holen und Sauerstoff tanken zu können.
Die Menschen wurden müde. Ich allerdings auch. Mein Magen rumorte schon seit Stunden und das
Atmen fiel mir zunehmend schwerer.
Die Wärme nahm zu, die Insekten auch. Ich kam mir vor wie in einer übergroßen Sauna. Dampfig
konnte man die Luft schon nicht mehr nennen. Ich drehte mich herum und sah, das die anderen an
Abstand gewannen. Unsere Kräfte gingen zu Neige. Eins musste man Trish lassen, für ihr Alter hielt
sie bemerkenswert gut durch.
Hinter mir hörte ich plötzlich dicht den Chig laufen und merkte, dass ich ziemlich hinter Trish zurück
geblieben war.
Ich legte einen Schritt zu und holte etwas auf.
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Lief praktisch mit etwas Abstand zu ihr und dem Chig in der Mitte.
Ich sah nach vorn an Vanity vorbei und hatte den Eindruck das der Dschungel begann lichter zu
werden. Vielleicht spielten mir meine Sinne auch einfach nur etwas vor.
Keine Ahnung wie lange wir gelaufen waren, aber die Landschaft begann sich zu verändern. Und es
war noch wärmer geworden. Während die Menschen der Sonne aus dem Weg gingen, nutzte ich jede
sich bietende Gelegenheit mich in der Sonne aufzuwärmen.
Mir kam es vor als ob die Sonne hier mehr Platz hatte, konnte aber auch eine Sinnestäuschung sein.
Allerdings merkte ich das Farne mehr wurden auch die Vegetation änderte sich ein wenig. Vielleicht
würden wir jetzt auf Wasser stoßen, ich persönlich hätte nichts dagegen einzuwenden.
Einige Zeit später war ich so erschöpft das ich keinen Blick mehr für irgendwelche Tiergeräusche oder
sonst was hatte. Ich konzentrierte mich allein darauf nicht zu fallen und Trish im Auge zu behalten und
das Shaki’Mar und Vanity noch da waren.
Vor allem nicht weiter zurück zu bleiben, das Tempo zu halten – das war meine größte Sorge und
kostete mich die meiste Kraft.
Mein Kopf war vollkommen leer und ich dachte an nichts anderes mehr.
Das Gefühl der Gefahr war immer noch da. Es war als würde uns etwas folgen. Ein unsichtbarer
Schatten. Dunkel und bedrohlich. Gedankenverloren lief ich weiter.
Als hätte mich ein Vorschlaghammer getroffen war ich stehen geblieben. Vor uns eine Lichtung und
ein Gebäude ein sehr altes..............sehr alt. Auf Bilder hatte ich diese schon mehrmals gesehen. Eine
Art Pyramide, ähnlich der .....wie hießen die noch ich glaube Mayas nannte man dieses Volk. Da wir
definitiv nicht in Ägypten waren, konnte dies hinkommen.
Das ganze musste ich erst mal verdauen.
Plötzlich stand ich im Freien – keine Bäume, Büsche oder anderes hohes Grünzeug.
Perplex blieb ich stehen, so wie Trish und Vanity ein Stück vor mir.
Mit offenem Mund starrte ich auf eine riesige Lichtung, in deren Mitte eine große verwitterte Pyramide
stand.
Die Menschen blieben stehen. Brauchten sie eine Pause? Kurz darauf hatte ich zu ihnen
aufgeschlossen und stand vor einer Lichtung.
Bei allen Göttern ......
Selbst mit meinen beschränkten Sehfähigkeiten konnte ich die riesige Pyramide erkennen. Obwohl sie
in gleißendes Sonnenlicht getaucht war, strahlte sie Kälte und Gefahr aus. Sie machte mir Angst.
Wie alt sie wohl war? Dumme Frage ... uralt. Eine steile, endlos lange Treppe führte hinauf zu einem
dunklen Eingang.
Meine Gedanken überschlugen sich.
Pyramiden gehörten zu den Dingen die ich äußerst interessant und faszinierend fand und hatte
Doku’s im Fernsehen gesehen und Artikel gelesen.
Klar hatte ich nur dürftige Kenntnisse, wusste jedoch das Pyramiden nur an wenigen Orten zu finden
waren.
Ägypten war das Mekka aller Pyramiden – kam aber hier absolut nicht in Frage.
Mmh, ich war mir nicht sicher, ob in Peru bei den Inkas welche zu finden waren – glaubte aber das sie
eher Tempel hatten.
So blieb meines Wissens nach nur noch Mexiko übrig und... und den Mayas?
Ja, Mayas.
Dieses sehr alte Volk mit ihrer interessanten Vergangenheit existierte heute nur noch völlig verarmt in
Slums.
Sollten wir also tatsächlich in Mexiko sein... hätten wir es sehr viel einfacher nach Hause zu kommen.
Ich sah auf die lange steile Treppe und dachte mit Grauen, dass ich sie ersteigen musste.
Die Wahl nicht in dieses uralte Grabmal zu gehen, stellte sich mir erst gar nicht.
Es war völlig klar das ich da rein musste und verschwendete keinen Gedanken, warum dem so war.
Erwartungsvoll ging ich einige Schritte in ihre Richtung und sah auf den Eingang: Was werden wir
wohl vorfinden?
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Die Menschen sahen so aus, als wollten sie die Pyramide betreten, doch ich verspürte nicht die
geringste Lust dazu. Dort drin war das, wovor ich mich dauernd gefürchtet hatte. Nein, sollten sie doch
alleine rein gehen.
„Leya, Vanity. Was ist das?“
Trish rief mich wieder ins Leben zurück. „Das scheint eine Pyramide zu sein, da wir hier nicht in der
Wüste sind, dürfte das eine Art Maya Pyramide sein, war ein uraltes Volk mit sehr
gewöhnungsbedürftigen Gepflogenheiten. Jedenfalls ist es sehr alt.“
„Was für Gepflogenheiten? Was ist das überhaupt? Gepflogenheiten?“
„Gepflogenheiten, können Gesetze oder auch Lebenseinstellungen sein. Schau mal, viele Leute
gehen am Sonntag in die Kirche, das wiederholt sich in der Regel Woche für Woche. Auch diese
Ureinwohner hatten so was in der Art.“ Ich wollte ihr nicht erzählen, das solche Orte auch als
Opferaltäre dienten. Das ist nichts für Kinder. Die Mayas waren ein Hochkultiviertes Volk aber ihre
Riten waren nicht immer sehr zivilisiert.
Sie sah mich noch neugieriger an.
„Nun, sie haben auch Opfer dargebracht für ihre Religion.“ Ins Detail wollte ich nun wirklich gehen.
Neugierig lauschte ich Vanitys Erklärungen. Leider verstand ich nur Bruchstücke.
„Iiihhhhh. Das haben sie getan? Und ihr wollt da rein?“
Ich hatte schweigend Vanitys Ausführungen zugehört und runzelte leicht die Stirn. Ich war mit ihrer Art
und Weise zu erzählen, gar nicht einverstanden.
„Trish, ich bin kein Archäologe, aber die Mayas – falls es überhaupt eine Maya-Pyramide ist, das
wissen wir ja gar nicht mit Sicherheit – sind ein sehr interessantes Volk. Natürlich hatten sie ihre
Bräuche und wie viele andere Naturvölker ihre Gottheiten, denen vermutlich ein Opfer dargebracht
wurde. Die Opfer waren zumeist Tiere, aber auch Dinge aus dem alltäglichen Leben. Z. B. Maisbrot,
Früchte, Schmuck und dergleichen. So viel ich weiß, waren die Mayas kein kriegerisches Volk,
sondern Bauern. Heute lebt der Rest von ihnen verarmt in Slums“, sobald ich zu Hause war, musste
ich unbedingt über sie nachlesen.
Opfer .... Tiere ... Pyramide ... Maya ... Früchte ... Bauern .... Gottheiten
Erzählte sie von rituellen Opferungen? Die Menschen hatten eine Phase in der sie ihresgleichen
opferten um ihre Götter zu besänftigen oder etwas von ihnen zu erbitten. Mein Blick fiel wieder auf die
Pyramide. Ja, das könnte wirklich ein Opfertempel sein. *schauder*
Mir war klar das ich mich Vanity gegenüber besserwisserisch anhören musste <während ich sprach
warf ich ihr einen ‚sorryaberverstehmich’ Blick zu>. Ich wollte aber nicht, das Trish die Freude darüber
genommen wurde, etwas über andere Völker wissen zu wollen, weil sie sich fürchtete oder sie von
vornherein ablehnte. Es war so spannend und aufregend die Geheimnisse fremder Kulturen zu
erforschen und kennen zu lernen – das wollte ich ihr nicht nehmen.
Ich sah Leya an. Kommt drauf an welche Epoche man anschaut von den Mayas. Dieses Volk hatte
eine Bilderschrift, es dauerte Jahrhunderte bis diese für uns übersetzt werden konnten.
Die Archäologen konnten ihre Inschriften entschlüsseln, die in einer Bilderschrift abgefasst sind.
Daraus ging hervor, dass sich die Stadtstaaten der Maya, wie Tikal und Palenque, praktisch ständig
bekriegten. Kriege waren nötig, um Gefangene für die Menschenopfer zu machen. Ihr Götterglaube
verlangte es, an bestimmten Tagen oder zu Ereignissen wie der Bestattung eines Königs
Menschenopfer darzubringen. Ich kannte zwar nicht die ganze Geschichte aber interessant ist sie alle
mal. Einige Bücher hatte ich schon darüber gelesen. Nur schade das in dem Job so wenig Zeit blieb
mal weiter zu lesen.
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„Unheimlich sind Pyramiden schon ein wenig, weil sie Grabstätten sind – da gebe ich dir Recht.
Allerdings ist diese Pyramide ja ein paar tausend Jahre alt und macht mir keine Angst.“
„Mir schon. Und was ist wenn’s da drin spukt? Vielleicht leben da ja noch diese Maya-Geister und
warten nur darauf uns opfern zu dürfen?“
„Das halte ich für sehr unwahrscheinlich – ich glaube nicht an Geister. Sie kommen nur in Büchern
und Filmen vor. Sollte uns jemand ‚opfern’ wollen, so ist derjenige Real und wir können uns gegen ihn
zur Wehr setzen.“
„Vielleicht sind es ja auch gar nicht die Mayas? Du willst da wirklich rein?“
„Ja und ich hoffe sehr, das dieses alte Grabmal den Mayas angehört. Das würde nämlich bedeuten,
dass wir in Mexiko sind und es uns einfacher macht nach Hause zu kommen. Ich dich bald zu deinem
Bruder bringen kann.“
„Aber wir wohnen weit weg von Mexiko. Wenn wir nach Hause laufen müssen, sind wir mindestens
.... <ich überlegte kurz> ..... 100 Jahre unterwegs.“
„Ja, wir werden ein Fahrzeug oder ähnliches finden müssen. Dennoch einfacher als wären wir auf
einem anderen Kontinent. Schau mal, wir haben keine Papiere, nichts womit wir uns ausweisen
können und kein Geld. Wir müssten aber per Flugzeug zurück und Zölle passieren. Hier können wir
eine Möglichkeit finden die Grenze unbemerkt zu überqueren.“
„Warum willst Du da unbedingt rein, Leya? Da drin werden wir kein Auto finden.“
„Ich... ich muss da rein, Trish. Für mich gibt es keinen anderen Weg.“
Mein Blick ging zu Leya und dann zu Trish. „Hier draußen kommen wir nicht so sonderlich weiter,
vielleicht finden wir einige Antworten. Wir können uns ja erst die nähere Umgebung der Pyramide
anschauen?“
„Auch wenn wir das machen, ihr geht ja doch in dieses Pyramiden-Dings rein und lasst euch opfern.“
„Rein gehen ja, aber opfern nicht wirklich Trish, das hatte ich eigentlich nicht vor.“
„Und wenn ihr nicht gefragt werdet? Wenn die bösen Männer euch einfach nicht fragen?“
Erwachsene dachten einfach nicht genug nach. Als ob die Bösen vorher fragen würden.
„Dann werden wir eine Möglichkeit finden aus der Sache wieder heraus zu kommen. Wir sind nicht
ganz unerfahren, Trish.“
Beruhigte mich nicht, aber die Erwachsenen waren nicht umzustimmen. Wie immer. Wie bei meinen
Eltern. Wenn die sich in den Kopf gesetzt hatten das ich ins Bett musste, oder dieses scheußliche
rosa Kleid anziehen musste, dann ließen sie sich auch nicht mehr umstimmen.
Vielleicht gab es eine Verbindungsstrecke auf unterirdischen Wegen. Wir hatten bei unseren
Gefängnis keinerlei Spuren gesehen. Aber Menschen oder Silikanten waren trotzdem anwesend.
Wer würde schon eine Base in einer Pyramide vermuten? Mit Elektrowägen wäre die Strecke von
unserem Gefängnis bis hierher kein Problem.
Aber das war nur eine Spekulation von mir.
„Da gibt’s doch bestimmt Spinnen und Schlangen.“
„Gut möglich, ich könnte aber darauf auch verzichten. Wenn ich ehrlich bin. Schlangen gehen noch
aber ich bin kein sonderlicher Freund von Spinnen.“
„Ich mag sie nicht. Eigentlich hab ich sogar richtig Angst davor.“
Mein Blick wurde unwiderstehlich von der Pyramide angezogen und so starrte ich wieder zu ihr
hinüber.
Trishs und Vanitys Unterhaltung geriet in den Hintergrund und ich bekam nur noch Gesprächsfetzen
mit.
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Das alte Grabmal war noch um einiges entfernt und dennoch spürte ich ihre Anziehungskraft
übermächtig.
Als hätte sich ein unsichtbares Seil um mich gelegt, wurde ich mit Macht zu ihr hin gezogen, die
Treppe hinauf und...
„Ich kann dich beruhigen, ich mag auch keine Spinnen.“
„Wieso müssen wir denn dann unbedingt da rein?“
„Ich glaube nicht das wir ihr außen Antworten finden.“ Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem.
„Kann ich nicht bei dem Chig warten? Schaut er will da auch nicht rein.“
Sie hatte recht, der Chig schien nicht sonderlich begeistert zu sein, oder täuschte sein Verhalten? Mit
der Rüstung war das sehr schwer zu sagen.
„Wir sollten lieber zusammenbleiben, keine Ahnung was passiert wenn wir uns trennen, wenn ich da
an unsere zwei Vermissten denke, möchte ich nicht noch mehr Leute verlieren.“
... in den dunklen Eingang hinein.
„Bitteeeee, ich warte auch hier. Ich will da nicht rein. Das ist unheimlich. Und so hoch.“
Irgendwie konnte ich ihre Angst verstehen, sie war noch ein Kind oder eher ein Teenie. „Geheuer ist
mir das genauso wenig, lieber wäre mir eine kleine Stadt oder ein paar normale Häuser ohne Irrwege
oder Spinnen, Trish.“ Ich wuschelte ihr sanft durchs Haar.
„Ich hab aber Angst. Und da sind so viele Stufen.“
Das Wort ‚Angst’ von Trish ausgesprochen drang plötzlich in mein Bewusstsein und fand mich ein
paar Meter von ihnen entfernt in Richtung der Pyramide.
Verwirrt strich ich mir über die Augen – ich hatte gar nicht bemerkt losgegangen zu sein.
Ich drehte mich um und sah zurück zu Trish und Vanity und dem Chig, ging sogar einige Schritte
zurück.
Aber nur ein paar, wirklich nur ein paar wenige.
Ich schaute Leya an und dann Trish. „Angst zu haben ist in Ordnung Trish aber wir werden auf dich
aufpassen, versprochen. Hat doch bisher ganz gut geklappt.“
Das Vanity auf Trish aufpasste war mir neu. Bisher hatte sie wenig Verständnis für Trish aufgebracht
oder gar Fürsorge. Sprach es aber nicht aus, sondern sah wieder zur Pyramide.
Ich wollte da rein und es war mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Gruppe einen anderen
Weg wählen könnte.
Beunruhigt erkannte ich das sie aber genau das offenbar diskutierten.
Hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, Trish nicht alleine zu lassen und schützend an mich zu
ziehen, bei Shaki’Mar zu bleiben und dem Drang der seltsamen Macht nachzugeben, stand ich wie
erstarrt da.
Ich war niemandem von ihnen verpflichtet oder unterstand einem Befehl.
Ich konnte gehen wenn ich wollte und sie einfach zurück lassen.
Wäre da nur nicht die geheimnisvolle Verbindung und das Kind, welches sich an mich gekuschelt
hatte...
Innerlich focht ich einen Kampf aus und spürte wie ich zitterte.
Wohl war mir bei weitem nicht, keine Ahnung was uns dort erwartete.
Aber dieses Gebäude hatte was anziehendes aber auch was...............magisches an sich. Uralte
Geschichte.
„Ich hab aber immer noch Angst. Und außerdem, wie wollt ihr mich denn beschützen? Ihr seid doch
beide verletzt und könnt euch kaum noch auf den Beinen halten. Meint ihr etwa ich hätte das nicht
bemerkt? Das ich erst 10 bin, heißt doch nicht das ich doof bin und nicht merke was los ist.“
„Niemand hält dich für doof Trish, ja uns geht es nicht so besonders aber ich werde dich genauso wie
Leya auch so verteidigen, wenn es sein muss.“
783
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So ganz unrecht hatte sie nicht, der Wassermangel tat sein übriges. Ich würde mich lieber jetzt als
später irgendwo hinlegen und nicht mehr aufstehen.
Seltsam. Die erwachsenen Menschen wurden regelrecht von der Pyramide angezogen. Nur der junge
Mensch, wollte ebenfalls nicht hineingehen. Sie schien die Gefahr auch zu spüren.
Dennoch ..... ich musste den Menschen in die Gefahr folgen. Warum konnte ich nicht sagen, aber es
war wichtig für mich sie nicht allein zu lassen.
Ich schaute Leya an und dann den Chig. Ob sie mich verstand? Ein Versuch war es wert.
„Was beunruhigt dich an dem Gebäude?“
Vanity sprach mich an, doch ich konnte nicht alles verstehen.
Der Chig schien zu überlegen. Das wäre auch zu einfach gewesen.
„Er versteht Dich nicht. Du musst einfache Worte verwenden, wie bei einem Hund oder bei einem
Baby.“
„Ich glaube sie versteht doch ein wenig mehr, als ein Hund.“ Hoffte ich zumindest.
Ich legte den Kopf schief und versuchte zu verstehen was die Menschen sagten.
„Da, schaut. Er legt sogar den Kopf schief wie ein Hund der einem zuhört und zu verstehen versucht
was man ihm sagt.“
Oh Gott! Was redeten sie bloß? Konnten sie nicht endlich aufhören?
Ich ging ein paar Schritte auf die Pyramide zu und kehrte aufgelöst wieder um.
Sah zu Shaki’Mar, Trish und Vanity – zur Pyramide.
Die Sehnsucht war kaum noch auszuhalten.
Am liebsten hätte ich die drei angeschrieen mir endlich zu folgen und das es gleichgültig war, was
Shaki’Mar beunruhigte!
Die Pyramide rief doch so lockend!
Aufgewühlt sah ich von Shaki’Mar, Trish und der Pyramide hin und her.
Sollte ich gehen?
Tat er tatsächlich, aber er hatte vor Stunden bzw. gestern mehr verstanden und konnte sogar Brocken
unserer Sprache.
Okay, versuchen wir mal die Zeichensprache.
Meine rechte Hand deutete auf die Pyramide und dann auf den Chig. Vielleicht spürte er was oder
wusste was darüber? Die Fragen wurden immer mehr statt weniger.
Das Böse, das ich die ganze Zeit gespürt hatte war in der Pyramide. Es war sein Ursprung. Ich konnte
die Kälte und die Bedrohung fast körperlich fühlen. Ich deutete auf die Pyramide.
„Tod!“
Ob sie verstanden das wir da besser nicht reingehen sollten? Ich beobachtete ihre Reaktion.
Tod!
Das Wort wehte herüber und traf mich wie ein Peitschenhieb und verursachte eine Gänsehaut die
Arme hinauf.
Nicht meiner Furcht wegen, sondern weil es mich nicht abschreckte dennoch die Pyramide zu
betreten.
Und jäh wurde mir klar, wie mein innerer Kampf ausgehen würde und brach fast in Tränen aus.
Das verstand ich durchaus und das ermunterte mich nicht unbedingt. Ich schaute den Chig an und
wiederholte das Wort „Tod.“ Dann schaute ich Leya an.
Gut, mir war bekannt durch Geschichtsbücher dass man diese Pyramiden auch als Opfer Altäre an
sah. Spukte es vielleicht da drin?
784
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„Tod.“
„Wir sollten trotzdem den Versuch unternehmen einen Blick rein zu werfen, wenn es zu unsicher wird,
ziehen wir uns zurück.“ Ich schaute Leya an um auf ihre Reaktion zu warten.
„Ich werde auch ohne euch gehen“, ich flüsterte fast, aber hörbar, „sie lässt mir keine andere Wahl.“
„Hab ich gesagt das ich nicht mitkomme, aber es ist nicht jeder Risiko wert dort reinzukommen. Ein
Versuch ist es wert.“
„Das meinte ich nicht“, ungeduldig machte ich eine Handbewegung zur Pyramide, „spürst du es nicht?
Sie ruft...“
Nein sie verstanden nicht, oder doch .... vielleicht verstanden sie, aber dennoch machten sie sich auf
den Weg in die Pyramide. Der junge Mensch sah mich ängstlich an.
Welche Wahl hatten wir schon?
Nicht viel, also setzte ich mich in Bewegung. Das wäre schon im gesunden Zustand eine nicht
beträchtliche Anstrengung aber mit kaputten Füßen und diversen Handicaps wurde es noch schwerer.
Ich warf Trish und dem Chig einen langen Blick zu <Shaki’Mar war stark und sie war bei ihr am
sichersten – es beruhigte mich doch etwas> und folgte dann Vanity.
„Chig, tu doch was. Halt sie auf. Sie dürfen da nicht reingehen!“
Ohne alle Worte genau zu verstehen, wusste ich was sie meinte. Sie wollte ebenso wenig in die
Pyramide wie ich.
Sanft legte ich ihr meine Hand auf den Kopf und kraulte kurz ihren Nacken, dann folgte ich den
Menschen und schob Trish sanft vor mir her.
Die schwüle Luft wabberte um uns herum, die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. In der
Luft hörte man es Summen und zirpen.
Mein Blick ging die Treppe hinauf. Vanity auf was bist du jetzt gekommen? Dann sag mir doch einen
anderen Weg? Hmpf!
Ich machte den Anfang, als ich meinen geschundenen Fuß auf die erste Treppe stellte zuckte ein
Schmerz durch mein Bein. Shit!!
Die Steine speicherten Wärme. Ich holte ein paar mal tief Luft und biss die Zähne zusammen.
Den Blick fest auf die Pyramide gerichtet ging ich so schnell wie es meine matten Kräfte und der
Boden es zuließen.
Nur einmal drehte ich mich um und stellte zutiefst erleichtert fest, dass Shaki’Mar mit Trish folgte.
Irgendwann hatten wir die Strecke bis zum alten Grabgebäude bewältigt und ich stand vor der Treppe.
Langsamer als die anderen waren sie schon ein kleines Stück voraus.
Ohne zu zögern begann ich die Stufen zu erklimmen.
Den Aufstieg würde ich nicht überleben! Der schien kein Ende zu nehmen. Ich wusste nicht was an
meinem Körper mehr schmerzte. Meine Hände und Füße waren ziemlich zerschunden. Ein paar Mal
hatte ich zu kämpfen um nicht umzufallen. ...und kein Ende in Sicht.
Die Treppe nach oben zog sich schier endlos hin. Mit jeder Stufe wurde es schwerer. Ich wurde
schwerer. Das musste eine Täuschung sein. Dennoch kam es mir so vor als würde ich mit jedem
Schritt schwerer werden. Meine Beine trugen mein Gewicht kaum noch und ein paar Mal musste ich
stehen bleiben um wieder zu Atem zu kommen. Zudem wurde das Gefühl der Angst mit jedem Schritt
stärker.
Stufe für Stufe kraxelte ich hinauf.
Der Schweiß brannte mir in den wunden Stellen und den Augen, hatte jedoch einfach keine Kraft ihn
wegzuwischen.
Meine Beine zitterten und einmal war ich abgerutscht und ein, zwei Stufen hinunter gefallen.
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Unter mir hörte ich einige Steine endlos hinunter poltern und mir brach der Angstschweiß aus, noch
tiefer zu stürzen.
Ich hatte mir wohl das Schienbein und den Ellenbogen aufgeschlagen – die Schmerzen in der Brust
waren jedoch so heftig das ich auf der Stufe liegen blieb und warten musste.
Jetzt kletterte ich auf Händen und Füßen die steile Treppe hinauf und legte, wenn die Kurzatmigkeit
und die Schmerzen zu arg wurden, Pausen ein.
Jedoch nie lange – die Pyramide zog mich mit Macht an und je näher ich dem Eingang kam, desto
stärker wurde es.
Die anderen waren bereits ein großes Stück über mir und ich zwang mich immer weiter und weiter
hinauf.
„Ich kann nicht mehr. Es ist noch soooo weit. Können wir nicht Pause machen?“
Mir lief das Wasser in Bächen runter. Als ich eine Stimme wie durch einen Nebel hörte. Ich drehte
mich um. Es war Trish...
„Noch ein paar Meter, Trish und wir haben es geschafft. Du hast toll bisher mitgehalten, ich bin mir
sicher du schaffst den Rest auch noch, dann machen wir ein wenig Pause, dann sind wir auch aus der
Sonne raus.“
Shit, war mir übel. Meine Muskeln streikten bald. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ging mir nicht viel
anders.
Der junge Mensch blieb stehen. Sie war völlig erschöpft. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Auch
meine Muskeln schmerzten von dem anstrengenden Aufstieg. Normalerweise machte mir das nichts
aus, aber im Moment schien nichts normal zu sein.
Über mir kam die Gruppe ins Stocken und blieb sogar stehen.
Die Gelegenheit für mich wieder aufschließen zu können und so kletterte ich eilig weiter.
„Mir tut alles weh. Hier und hier.“
Ich deutete auf meine Beine.
„Kann ich gut nachvollziehen, Trish geht uns nicht sehr viel anders.“
„Ich geh keinen Schritt mehr weiter.“
Bockig setzte ich mich auf die Treppenstufe und sah nach unten.
AAAHHHHHHHHHHHHH
Ging das weit hinunter.
„Leya, ich hab Angst! Das ist so hoch .... mir wird schlecht.“
Ängstlich hielt ich mir die Augen zu.
Nur noch wenige Stufen von ihnen entfernt hörte ich Trishs ängstliche Stimme.
Das spornte mich noch mal an und beeilte mich zu ihr zu kommen.
Hastig an Shaki’Mar vorbei schlängelnd nahm ich sie in den Arm.
Mir einige Sekunden Pause gebend hielt ich sie fest.
Schließlich zog ich sanft ihre Hände von den Augen runter.
Sie hatte sie fest zugekniffen.
„Trish, sieh mich an“, liebevoll strich ihre Haare aus dem Gesicht und beobachtete sie.
„Nein, ich will die Augen nicht aufmachen. Ich hab Angst. Es ist so hoch.“
*heul*
„Ich stehe genau vor dir und Shaki’Mar hinter mir – dir kann nichts passieren.“
Zögerlich machte sie ihre Augen auf und sah mich an.
„Sieh nicht nach unten – guck mich an.“
„Wieso müssen wir überhaupt da rauf?“
*schluchz*
786
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Mit dem Ärmel wischte ich ihr behutsam die Tränen weg und dachte über ihre Frage nach.
„Ich kann es dir nicht sagen – nur das ich das Gefühl habe dort hinein gehen zu müssen.“
„Können der Chig und ich nicht hier auf euch warten? Bitteeeeeee.“
Flehend sah ich die beiden an.
„Nein, kannst du nicht. Wir wissen nicht, ob wir auf demselben Weg wieder herauskommen werden.“
Ich sah Leya an und dann den Chig.
„Wir haben es bisher geschafft und zwar alle. Den Rest schaffen wir auch noch gemeinsam. Zudem
würde die Sonne den Rest geben. Keine gute Idee Trish.“
„Komm Trish, die Pause ist vorbei“, vorsichtig zog ich sie hoch und drehte sie mit dem Gesicht zur
Treppe – achtete darauf das sie dabei nicht nach unten sah.
Ich wollte nicht weitergehen. Sollten sie doch alleine gehen.
„Geh jetzt, Shaki’Mar ist direkt hinter dir.“
Ich wartete bis alle wieder unterwegs waren und beobachtete Trish noch ein wenig, bevor ich selbst
wieder anfing weiter zu klettern.
Endlich, unendlich lange Zeit später waren wir endlich oben und vor uns lag der Eingang. Dunkel und
bedrohlich. All meine Sinne sagten mir geh da nicht rein .... doch die Menschen wurden offenbar
magisch vom Innern der Pyramide angezogen.
Noch ein paar Meter Vanity, oder wie war das vorhin? Ja, ich weiß und jetzt gib Ruhe, verdammt noch
mal. Aber wir hatten es geschafft. War ich fertig, nur nicht darüber nachdenken, ....nicht nachdenken!!
Die Rast hatte mir gut getan, aber es hielt nicht lange vor.
Staub, Hitze und der Wassermangel setzten mir ganz schön zu – war jedoch nicht das schlimmste.
Vor Erschöpfung zogen sich manchmal Schleier vor meine Augen und konnte die Stufen kaum
erkennen und ich hatte Angst wieder zu stürzen und die Schmerzen... Gott diese Schmerzen brachten
mich an den Rand dessen was ich ertragen konnte.
Wie hoch mochte die Pyramide sein? Hunderte von Meter?
Aber irgendwann musste auch die Treppe ein Ende nehmen und der Gedanke tröstete mich etwas.
Und dann war es endlich soweit.
Die drei waren vor mir oben angekommen und erschöpft ging ich auf der vorletzten Stufe in die
Hocke, legte meine Stirn auf die Unterarme und versuchte meine Atmung und die Schmerzwellen in
der Brust in den Griff zu bekommen.
Hier am Fuß des Eingangs spürte ich die Gegenwart der Pyramide besonders machtvoll.
Gleich würden wir sie betreten...
„Ich hab immer noch schreckliche Angst. Können wir jetzt wieder runtergehen?“
Aus dem Innern, kam eine gewisse Kühle. Angenehm, die Luft wurde außerhalb immer heißer und
stickiger. Mein Blick ging zu Trish.
„Lass uns zumindest ein paar Meter rein gehen, ich möchte den Weg nicht umsonst raufgelaufen sein.
Wenn es nichts besonders gibt, verschwinden wir wieder.“
Wir haben uns hier heraufgeschleppt, nur um dann wieder gleich zu verschwinden? Nein nicht
wirklich.
„Leya geht’s noch?“ Was würde ich jetzt für ein Bad und ein Bett inkl. Essen geben.
„Sicher“, murmelte ich müde und richtete mich auf, „von mir aus können wir weiter.“
Vanity und Shaki’Mar gingen vorweg und ich nahm Trishs Hand. Sanft zog ich sie hinter mir her und
ging der kühlen Luft entgegen ins Innere.
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„Okay, dann wollen wir mal.“
Kurze Zeit darauf betraten wir die Pyramide. Kaum hatte ich meinen Fuß über die Schwelle gesetzt,
durchzuckten mich wieder diese Erinnerungsfetzen. Sie waren so heftig das ich mich für einen
Moment an die Wand lehnen musste.
Ich sah Jaylo bei uns zuhause, Jaylo und mich im heiligen Tempel der Parek Ar ?????
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, doch die Erinnerungen flossen weiter auf mich ein.
Da war Ta’Pal, halbtot in seinem Raum, Katchiri wie sie eine Trainingshalle auseinander nahm.
Al’Ria .... Al’Ria ... wir waren in seinem Haus .... die Aufnahmezeremonie .....
Ich saß in einer großen Halle und empfing die rituellen Zeichnungen ... spürte den Schmerz des
Einbrennens .....
Vanity zeigte mir Fotos ihrer Hochzeit ....
Diese seltsamen Filme von Wheeler.
Die Bilder ließen nach.
Wer war Wheeler? Ich wusste das ich ihn kannte, doch ich wusste nicht woher oder in welchem
Zusammenhang?
Das war wirklich heftig!!
Kaum das wir das Innere betreten hatten stürmten Gedanken durch meinen Kopf, es schmerzte
fürchterlich. Ich krümmte mich zusammen und ging an der Wand zu Boden. Mir wurde wieder übel.
Vor meinen inneren Auge kamen Fetzen aus meinen Leben an. Ross der mal wieder ziemlich sauer
auf uns war.
JayLo die alles zerlegte was mechanisch war. Merian 2, der Strand und diese Säbelzahntiger.
Eiswüste und Chigs, Labor und Sprengstoff.
Eine Base, ein Gesicht.................Weihnachtsfeier und eine Katze, bzw. ein Kater.
Nicolas und seine Hütte im Wald. Sein freches Grinsen.
Wheeler, der gerne in Fettnäpfchen trat.
Gretchen, Walter und die Base in Colorado. Die Bilder kamen und verschwanden wieder. Wie
Regentropfen im Fluss. Ich konnte sie nicht halten.
Ich schüttelte meinen Kopf um diesen wieder frei zu bekommen. Die Erinnerungen machten mich
noch unsicherer, wer ich überhaupt war.
Bei allen Göttern, hier drink stank es nach menschlichem Blut. Die Menschen mussten aus einigen
Stellen bluten. *bäh*
Es war duster und ich nahm soeben einige erloschene Fackeln an den Wänden wahr, als mich ein
stechender Schmerz hinter den Schläfen zusammenzucken ließ.
Ich riss meine Hand hoch und presste sie gegen die Stirn.
Bilder... Himmel so viele Bilder... so schnell...
Ich spürte wie ich wankte und in die Knie ging – hörte hinter mir Trish aufschreien.
Ängstlich folgte ich Leya in diese Pyramide. Es war dunkel hier drin. Kaum waren wir hinein
gegangen, bekam ich schreckliche Kopfschmerzen.
„AUUUUUAAAAA! LEYA mach das es aufhört!“
Es tat so weh! Ich sank zu Boden und drückte gegen die Stelle wo es weh tat. Bilder schossen durch
meinen Kopf. So schnell, so grell ...
„Lass es aufhören, bitteeeee.“
Mit großer Anstrengung riss ich mich von den Erinnerungsfetzen los und zog das Mädchen fest an
mich.
Engumschlungen auf dem Boden liegend hielt ich sie und ließ den Bildern freien Lauf.
Ich sah wieder meine Eltern. Wir saßen alle in einem Shuttle. Ich saß am Fenster und sah hinaus ins
All. Sie waren Siedler und wir waren unterwegs zu einem anderen Planeten. Mein Bruder war auf der
Erde geblieben. Ich war schrecklich aufgeregt. Wie es dort wohl aussah?
Ich war auf der Lincoln... bei Commodore Saunders im Bereitschaftsraum. Die Versetzung...
*Verwirrtes Kopfschüttel*
788
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Ein kleiner Junge in unserem Haus – Sosh... Wer war Sosh?? Oh...
Da war Alex wie er mir den Heiratsantrag machte... Der Streit mit Vanity... JayLo freute sich diebisch
über die Weihnachtsgeschenke. Ich fühlte mich ihr gegenüber verbundener als mit Vanity. Komisch.
Katchiri griff mich an... Oh Gott, er hatte mich angegriffen! Wieso???
Ich sah Alex an unserem Strand mit Yellow spielen... und wie wir uns liebten...
Die Silikanteneinheit Justin mich brutal aus der Hütte zog und die Todesangst... Shaki’Mar im
Transporter...
Die Bilder wurden schwächer und verschwanden schließlich ganz und auch der pochende Schmerz
hinter den Schläfen.
Ganz still lag ich da und versuchte die Bilder zu begreifen.
Katchiri griff mich an und ich hatte Todesangst beim Anblick der Justin-Einheit und... und Feliciti. Was
war bloß passiert? Zu welcher Einheit war ich versetzt worden? Was zum Teufel war los?
Trish rührte sich in meinen Armen und ich merkte das ich sie noch immer fest umklammert hielt.
Ich lockerte den Griff und strich ihr über den Rücken.
Die Kopfschmerzen ließen nach, die Bilder auch.
„Leya was war das? Ich hab plötzlich lauter Bilder gesehen und mich erinnert?“
„Keine Ahnung. Ich kann mich auch an vieles erinnern, aber es verwirrt mich einfach nur.“
Langsam stand ich auf und half Trish auf die Füße.
Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen die Wand und sah mich um.
An den Wänden hingen tatsächlich Fackeln, allerdings aus. Das Licht von draußen war die einzige
Lichtquelle. Mmh, die Luft war trocken und es war deutlich kühler als draußen – sehr angenehm.
„Ich auch. Und es bereitet einem ziemliche Kopfschmerzen.“
„Da kann ich mich anschließen.“ Ich fluchte leise vor mich hin. Ein Tag mal ohne Kopfschmerzen wäre
nett.
„Hey, Du kannst sprechen.“
„Ja, ich erinnere mich wieder an eure Sprache. Aber noch ist vieles unklar. Die Bilder ergeben keinen
Sinn.“
„Das ist Klasse!“ lächelte ich sie an. Oh ja, das vereinfachte vieles. Wir konnten uns endlich richtig
unterhalten und vielleicht gemeinsam Fragen klären.
Ich schaute die Chig an. „Ich bekomm nicht sonderlich viel auf die Reihe mit den Bildern. Aber es ist
schön, das du unsere Sprache doch kannst.“
Meine rechte Hand massierte die Schläfenseiten. Vielleicht würde das ein wenig helfen. Die Übelkeit
war auch wieder da.
Mit halbem Ohr hörte ich ihnen zu – neugierig versuchte ich weiter in den Gang hinein zu gucken. Es
war aber zu dunkel. Ich sah wieder zu den Fackeln. Wir mussten versuchen ein paar anzuzünden.
Bloß wie?
Aufmerksam suchte ich mit den Augen den Boden ab, vielleicht fanden sich ja Hilfsmittel.
*Seufz*
Es war einfach zu dunkel, um so etwas sehen zu können.
Ich werde rumgehen müssen.
„Diese Bilder schon, aber nicht die anderen.“
„Welche anderen?“
Ich wollte mich gerade von der Wand lösen, als mich Trish zurück hielt.
Was hatte sie gesagt? Die anderen?
Aufmerksam geworden hörte ich ihr jetzt zu.
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„Die von euch wie ihr meine Eltern getötet habt und euer Virus die Menschen tötet. Ich weiß nicht
wann das war. In den Bildern bin ich schon alt, aber ich bin doch erst 10. Leya ich versteh das nicht.“
Ängstlich kuschelte ich mich an sie ran.
„Ich weiß, meine Bilder sind auch konfus gewesen und ich kann einiges noch nicht begreifen“, zärtlich
schlang ich einen Arm um sie. „Irgendwann werden wir verstehen. Wir müssen noch Geduld haben.“
„Ich will aber keine Geduld haben. Es soll einfach aufhören.“
„Welcher Virus?“
Erstaunt sah ich die beiden anderen an.
„Man hat uns erzählt, das die Chigs einen Virus in unsere Luft entlassen haben um die Menschheit zu
vernichten. Allerdings kann ich kaum klar denken und ich glaube auch nicht, das die Geschichten
wahr sind, die man uns erzählte.“
Moment mal, was hatte Trish gesagt, sie wäre älter und doch jünger?!?
Konnte sie vielleicht ein Art Klon sein? Wie auch immer ein InVitro war sie nicht, konnte ich mir nicht
vorstellen, die werden erst mit 18 aus der Brutstätte geholt. Was lief hier ab, ein perfider Plan und wer
steckte dahinter?
„Ja und sie erzählten das wir das Jahr 2070 hätten“, nachdenklich sah ich auf den Boden, „ich glaube
es jedoch nicht. Ah ja und aus unserem Blut sollte der Impfstoff entwickelt werden. Und... und...“
Jetzt sah ich Shaki’Mar direkt an.
„JayLo soll an einem allergischen Schock des Gases gestorben sein und Katchiri... soll sich selbst
beim Verhör getötet haben.“
Ich machte eine Pause um Shaki’Mar Zeit zu geben die Nachricht zu verdauen.
Katchiri soll Selbstmord begangen haben? Katchiri? NIE!
„Mein Gefühl sagt mir, dass beide leben. Nein, ich weiß das JayLo lebt und sie finden werde.“ Es
hörte sich ganz schön trotzig an...
„2070? Das letzte Datum an das ich mich erinnere war 2063, aber die Bilder ....“
Ich sah zu dem jungen Menschen. „Ich erinnere mich nicht an einen Virus, auch nicht daran die
Menschheit ausrotten zu wollen.“
„Aber ihr habt es versucht. Ich weiß es genau.“
Wieder sah ich zu dem jungen Menschen, ging vor ihm in die Hocke.
„Wir beobachten euch Menschen schon seit vielen Jahrtausenden. Ihr habt damals noch in Höhlen
gelebt. Wir hätten viele Gelegenheiten gehabt euch auszulöschen, wenn wir es gewollt hätten, aber
das haben wir nicht.“
„Dann habt ihr es euch eben anders überlegt. Und wir haben nie in Höhlen gelebt!“
*grins*
„Warum hätten wir das tun sollen?“
„Warum habt ihr die Siedler auf Vesta und Tellus getötet?“
„Gibt es jemanden vor dem Du ganz schreckliche Angst hast?“
Erstaunt sah ich den Chig an.
„Wie meinst Du das?“
„Gibt es einen Menschen vor dem Du Angst hast?“
Ich überlegte kurz.
„Ja.“
„Und wer ist das?“
„Hogart.“
„Und warum hast Du vor Hogart Angst?“
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„Er ... er ist so komisch.“
„Was ist komisch an ihm?“
„Er sieht seltsam aus und er riecht seltsam und er tut seltsame Dinge.“
„Was für Dinge?“
„Seltsame Dinge eben. Er hat überall im Garten Kreuze stehen. Verbrannte Kreuze. Manchmal hängt
auch ein totes Tier dran.“
„Scheußlich.“
„Ja, wirklich eklig. Er war auch im Gefängnis weil er böse Dinge getan hat.“
„Was würdest Du tun, wenn er bei euch einbrechen würde?“
„Ich würde mich verstecken und die Polizei rufen.“
„Und was sollte die Polizei tun?“
„Na, ihn rausschmeißen natürlich. Bist Du aber dumm!“
*grins*
„Nun, wir haben vor euch Menschen mindestens genauso viel Angst wie Du vor Hogart. Und Vesta
und Tellus sind ziemlich nah an unserem Zuhause. Ganz besonders an dem Ort wo unsere Babys
geboren werden.“
Ich sah den Chig erstaunt an.
„Ihr habt Angst vor uns?“
„Ja, schreckliche Angst.“
„Wieso?“
„Weil viele Menschen bei euch wie Hogart sind.“
„Und .... und .....“
„Wir haben euch gebeten uns fern zu bleiben, aber einigen von euch Menschen war das egal und so
mussten wir ...“
„Die Polizei rufen und uns rausschmeißen.“
„Ja, genau.“
„Ich versteh das aber trotzdem nicht. Ich hab’s doch gesehen ....“
„Wir haben viel gesehen in den letzten Stunden und ich bin mir nicht sicher das alles wahr ist, Trish.
Vielleicht will jemand nur das wir denken das alles wäre wahr.“
„Und wenn Du lügst und es doch wahr ist?“
„Ich lüge nicht Trish, aber ich kann es Dir nicht beweisen.“
„Ich weiß was ich weiß.“
„Ja, ich auch. Und ich weiß z.B. das Katchiri sich niemals selbst das Leben nehmen würde. Wer das
behauptet sagt nicht die Wahrheit. Sie lebt noch. Und sollte sie doch tot sein, was ich nicht glaube,
dann wurde sie getötet. Aber sie hat sich mit Sicherheit nicht selbst getötet.“
„Ich würde gern wissen wie alt ich eigentlich bin und welches Jahr wir haben“, ich ließ Trish los und
entfernte mich etwas von der Wand, „doch grübeln hilft jetzt auch nicht weiter. Wir brauchen Licht und
wir sollten uns zunächst darum kümmern die Fackeln anzuzünden.“
Nicht nur das, ich möchte den Schweinehund in die Fänge bekommen, ich hatte jede Menge Fragen
aber leider keine einzige Antwort darauf.
Ich ging zu einer hinüber und nahm sie aus der Halterung. Neugierig betrachtete ich sie. Sie sah aus,
als wäre sie bereits öfter angezündet worden und das lag keine tausend Jahre zurück. Mmh...
„Ja, aber ich würde auch gerne wissen welche Bilder ihr gesehen habt. Meine Bilder zeigen eine
Verbindung zu Dir Vanity. Wir saßen auf einer Couch und haben uns Fotos angesehen. Und da sind
noch andere Bilder auf verschiedenen Planeten, die uns in Verbindung bringen. An Leya dagegen
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habe ich fast keine Erinnerung. Was habt ihr gesehen? Vielleicht ergeben die Bilder gemeinsam einen
Sinn?“
„Dann warte mal, ich versuche mal ein paar Bilder zu beschreiben.“
Grübelnd überlegte ich wo ich ‚ihre’ Bilder bei meinen einordnen konnte.
„Ich kann mich an einen Mann erinnern, mit dem ich liiert bin, ist aber nicht sonderlich lange her, sein
Name ist Nicolas. Er wohnt auf einem Stützpunkt in der Wüste. Einen kleinen rundlichen Kater. Der
immer hungrig ist.“
Nicolas? Hm .... ich versuchte mich zu erinnern, aber das einzige was sich einstellte waren tierische
Kopfschmerzen. Nein, im Moment sagte mir der Name nichts.
Der Name oder der Kater sagten mir nichts, aber die Base in der Wüste schon.
„Oh ja, ich war auch auf einem Wüstenstützpunkt stationiert, ebenfalls noch nicht lange her. Ford
Henry. Weiß jedoch nicht, welchen Posten ich inne hatte. Nur das es mit Fliegen, einer meiner
Leidenschaften, zu tun hatte und Namen....“, grübelnd drehte ich die Fackel hin und her, „...fallen mir
Morton und Bulldog ein. Oh und ein Wheeler. In welchem Zusammenhang kann ich nicht sagen.“
Da war doch noch etwas....
„Ah ja, da fällt mir noch etwas ein. Die Bilder hatte ich beim Betreten der Pyramide“, bei der
Erinnerung zog ich fröstelnd die Schultern hoch, „zwei Silikanteneinheiten, Justin und Feliciti hatten...
ich glaube mir etwas schreckliches angetan. Wüste und eine Hütte tauchten auf und... ich hatte bei
ihrem Anblick Todesangst. Das hatte ich noch nie so... erlebt.“
Hm .... Ford Henry. Nein, der Name sagte mir gar nichts. Ebenso wenig Morton oder Bulldog. Das sie
Silikanten in ihren Erinnerungen hatte, beunruhigte mich etwas.
„Dann kann ich mich an einen Afroamerikaner erinnern, der ziemlich laut werden kann, ich glaube sein
Name ist Ross. Er befehligt ein Trägerraumschiff.“ Die Bilder kamen und gingen, ergaben aber nicht
mal annähernd ein Bild.
Ross .... eine dumpfe Erinnerung an einen dunkelhäutigen Menschen kam hoch.
„Hat er eine dunkle Hautfarbe und Falten in der Stirn?“
Ich überlegte, die Kopfschmerzen waren da nicht sonderlich hilfreich.
„Ja, das kommt hin, selten gut gelaunt.“
„Saratoga. Das Trägerschiff heißt Saratoga. Fragt mich jetzt aber nicht woher ich das weiß.“
An den Namen konnte ich mich nicht erinnern. Sollte mir der Name was sagen?
„Mir sagen weder Ross noch die Saratoga etwas.“
„Irgendwann mal waren wir in einer Höhle oder so was ähnlichen, aber die Decke gab nach und wir
befanden uns einige Meter weiter unten. Dann wieder war da ein Eisplanet, JayLo war dabei, da ging
es um ein Labor oder eine Art Gefängnis. Ich bekomme nur Bruchstücke zusammen.“
„Ich kann mich an Merian 2 erinnern. Dort traf ich zum ersten Mal Alex und ich hatte eine wichtige
Mission. Ich sollte eine Einheit finden die verschollen war – an Einzelheiten kann ich mich jedoch nicht
erinnern.“
„Ich kann mich an einen weißen Planeten erinnern. Er war schrecklich kalt. Aber ich weiß nicht mehr
was das für ein Planet war. Kennt ihr jemanden der Smith oder Vearen heißt?“
„Unser Sportlehrer hieß Smith.“
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, gänzlich unbekannt. Alle beide.“
„Gut, ihr habt gemeinsame Erinnerungen an Merian 2. Das ist doch schon mal was.“
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Fetzen als Erinnerung. Shit aber auch. „Smith, ...der Name ich glaube sie war Wissenschaftlerin, aber
die Erinnerung an sie ist nicht sonderlich positiv. Vearen, mal schauen, hatte der vielleicht was mit
JayLo zutun? Mit Sicherheit kann ich das aber auch nicht sagen.“
„Keine Ahnung wer das sein könnte. Aerotech hat was damit zu tun .... denke ich.“
„Das riecht eigentlich immer nach Aerotech und deren Handlangern die haben genügend Geld um
nicht legale Dinge durchzuziehen.“
Ich runzelte die Stirn.
„Aerotech“, ich konnte nicht verhindern, dass es verächtlich klang, „mit denen hatte ich als PrivatErmittlerin reichlich zu tun. Ein Aerotech-Manager hatte gemeinsam mit einem Bauunternehmer und
einem Politiker-Sohn eine Holdinggesellschaft gegründet und illegale Gelder über ihre eigene Bank
transferiert. Das Geld stammte aus illegalen Waffenverkäufen in ein islamisches Land und hatten das
Handelsembargo unterlaufen. Und ich rede von Millionen Dollar! Komplizierte Sache und nur ganz
kurz umrissen. Es hatte mich Monate der Ermittlungen gekostet und wäre fast gescheitert. War nur
knapp einigen Anschlägen entkommen und ein Freund wurde angeschossen. Beweisen konnte ich
Aerotech dennoch nichts. Sie sagten einfach, der Manager habe eigenmächtig gehandelt und sie
hatten keine Kenntnisse über seine Machenschaften. Obwohl ich genau weiß, dass dem nicht so war.
Aerotech überwacht ihre Leute sehr genau. Ihre Firmenpolitik und die Waffen stammten aus deren
Besitz – tauchten aber nirgendwo in ihren Unterlagen oder Datenbanken auf. Sie entließen den
Manager und damit wuschen sie ihre Hände in Unschuld. Nur ein Beispiel. Scheiß Laden. Das war
jedoch vor 2063, als ich noch nicht im Corps war.“
„Meine Gefühle Aerotech gegenüber sind ausgesprochen negativ.“
Mit der rechten Hand fuhr ich mir durch die Haare. Gott war das anstrengend.
„Dann sind noch Bruchstücke von einem Leben davor. Eine Insel mit jeder Menge Grünfläche und
schöner Landschaft, dann wieder Bilder mit Bergen die Schneebedeckt sind.“
„Vielleicht sind es auch Bilder aus dem Leben danach? Ich habe Erinnerungen an Dinge die noch
nicht passiert sind, jedenfalls nicht wenn wir wirklich 2063 haben.“
„Da kann ich nicht helfen, ich bekomme die Bilder kaum auf die Reihe geschweige denn die zeitliche
Reihenfolge.“ Es war schon langsam zum verzweifeln....
„Da kann ich vielleicht etwas zu sagen. 2063 können wir ebenso unmöglich haben wie 2070. Es muss
irgendwo dazwischen sein“, nachdenklich kramte ich in meinen spärlichen Erinnerungen.
„Ich kann mich daran erinnern tatsächlich den Rang eines Private inne zu haben und ich bin einmal
versetzt worden. Das heißt, ich habe die Ausbildung hinter mir. März 2063 trat ich dem Corps bei und
die Grundausbildung dauert einige Monate und anschließend durchläuft man einige Kurse um sich zu
spezialisieren. Ich habe was mit dem Fliegen zu tun und habe vermutlich die Ausbildung zur
Kampfpilotin absolviert – alles andere wäre mir zu langweilig.“
Ich machte eine kurze Pause und ordnete meine Gedanken und zog Schlüsse.
„Okay, dies ist jetzt hypothetisch: Mein Vater war Cop und hatte mich, sobald ich eine Waffe in der
Hand halten konnte, jeden Samstag mit zum Polizei-Übungsschießstand genommen. Er hatte im
Dienst zu viele schreckliche Unfälle von Kindern mit Waffen gesehen und wollte, dass mir so etwas
nicht passieren konnte. Ich kann mit jeder Waffe umgehen und bin gut. Sollte das Corps dies erkannt
haben, habe ich vielleicht auch eine Ausbildung zum Scharfschützen gemacht. Da ich mich kenne,
weiß ich, dass dies allein mich nicht befriedigen würde und sicher weitere Kurse gemacht habe.
Gehen wir davon aus, können wir insgesamt mit der Grundausbildung 1 - 1½ Jahre veranschlagen.
Mit dem Rang eines Private und mit Berücksichtigung meines... äh schwierigen Charakters, kann ich
noch nicht allzu lange Zeit im regulären Dienst sein. Ja und dann ist da noch Alex...“
Ich überlegte kurz ob ich soweit gehen wollte, etwas so privates von mir preiszugeben. Vielleicht
halfen mir jedoch laute Überlegungen weitere Zusammenhänge zu erkennen.
Alex .....
Ansonsten waren das interessante Schlussfolgerungen. Sie hatte einen wachen Geist.
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„Mit Alex bin ich noch nicht lange zusammen – das weiß ich sicher und er ist...“, ich spürte wie ich rot
wurde und strich mit dem Fuß leicht über den Boden, „nun ja, er ist mein erster Mann, wenn ihr
versteht was ich meine und er ist noch jung. Jünger als ich, aber wir sind nicht mehrere Jahre
auseinander. Vor ihm gab es nur zwei weitere Beziehungen und mit 29 kann ich mir das nicht
vorstellen. Nein, bestimmt nicht.“
Interessiert lauschte ich ihren Ausführungen und auch die Röte die in ihr Gesicht stieg blieb mir nicht
verborgen. Alex .... irgendwoher .... nein, im Moment konnte ich ihn nicht zuordnen.
„Was heißt ‚erster Mann?’“
*Seufz*
„Das bedeutet, das dieser Mann der erste war, mit dem man... äh, geschlafen hat. Komm jetzt aber
nicht darauf, dir das noch näher zu erläutern“, fügte ich noch schnell hinzu und wandte mich wieder an
Shaki’Mar und Vanity.
Wenn sie da mal nicht die kindliche Neugierde heraufbeschworen hatte. *grins*
„Zusammengefasst würde ich sagen, dass wir ungefähr Anfang oder Mitte 2065 haben. Ich denke,
das kommt eher an die Realität heran.“
„Denke ich auch.“
„Das könnte hinkommen.“
„Mein erster Mann war Thomas Joe. Mein Cousin. Er und seine Eltern haben mal bei uns übernachtet
und wir haben im selben Bett geschlafen. Er hat geschlafen, ich konnte nicht, weil er im Schlaf
dauernd gebrummelt hat. Und mein Vater schnarcht, wenn er schläft. Schnarcht Alex auch?“
*grins*
Etwas baff starrte ich sie an, bis ich schließlich begriff, dass sie das ‚geschlafen hat’ wörtlich
verstanden hatte.
„Nein, dann hätte er sein Zelt auch am Strand aufschlagen können“, meinte ich erleichtert. Noch mal
davongekommen...
„Ich wurde abkommandiert von einer anderen Einheit zum Personenschutz.“ Ich sah die Chig an.
Konnte es sein??
Ne, nicht wirklich oder doch?
Du spinnst Vanity!?
„Mein ID-Tag weißt mich als Botschafter aus, aber ich kann mich nicht daran erinnern abkommandiert
worden zu sein.“
Botschafter? Das fand ich ausgesprochen interessant und schon begann ich wieder zu grübeln und
versuchte Zusammenhänge mit der Neuigkeit zu verknüpfen. Irgendein Rädchen fehlte mir aber und
ich konnte keinen logischen Sinn erkennen...
„Man sagte uns in der Zelle, das der Chig Botschafter sozusagen als ‚Geisel’ genommen wurde.“ Was
hatte ich mit dem Botschafter zu tun?
„Aha.“
Ich war eine Geisel?
„Über Leya habe ich kaum Bilder oder Erinnerungen, anscheinend kenne ich sie kaum.“
„Geht mir genauso.“
„Zumindest eine Kleinigkeit, die übereinstimmt.“
„Leya, welche Erinnerungen haben Sie an uns?“
„Tja, nicht sehr viele. Ich war mit Ihnen, Shaki’Mar, in einem Transporter und ich kannte Sie schon
ohne Helm, bevor Sie ihn auf der Lichtung abnahmen. Meine Gefühle Ihnen gegenüber würde ich
als...“, nachdenklich betrachtete ich sie, „als ehrfürchtig und respektvoll bezeichnen. Sie mussten mich
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ziemlich beeindruckt haben und das gelingt nur wenigen – wenn ich auch nicht weiß, wie Sie es
geschafft haben.“
Erstaunt sah ich sie an. Ehrfürchtig und respektvoll. Schade das Katchiri das jetzt nicht hören konnte.
„Ehrfürchtig und respektvoll?“
„Anders kann ich es nicht ausdrücken.“
Welche Erinnerungen fehlten uns nur? Wie hatte ich es geschafft den Respekt dieses Menschen zu
gewinnen. Das gelang mir ja nicht mal bei meinem eigenen Volk.
„Vanity“, wandte ich mich an sie, „ich kann mich an einen Streit zwischen uns auf der Base in der
Wüste erinnern und ich habe das Gefühl, das wir... wie soll ich sagen, uns nicht besonders ‚grün’
sind.“
Bisher war ich Zuhörer gewesen. „Ja, an eine Auseinandersetzung kann ich mich erinnern auf der
Base. Grün ist relativ.“
„Was bedeutet ‚nicht grün sind’?“
„Sich nicht zu verstehen.“
Menschen und ihre Redewendungen ....
Irgendetwas in mir sagte mir, dass das stimmte und Vanity auch mit anderen Probleme hatte. Sie war
.... war .... schwierig. Da war noch mehr, ich konnte es fast greifen, doch immer kurz bevor sich die
Erinnerung zeigte, verschwand sie auch schon wieder.
Irgendwas musste passiert sein auf der Base. Gut, ich war nicht jedermanns Freund und damit konnte
ich leben.
„Mmh und JayLo... JayLo mag ich sehr. Sie hatte sich diebisch über Weihnachtsgeschenke von mir
gefreut und ich fühle mich ihr gegenüber verbundener als mit Vanity. Aus Katchiri hingegen werde ich
nicht schlau. Meine Erinnerung zeigte mir, dass er mich angegriffen hatte und kenne den Grund nicht.
Wohl aber das Shaki’Mar vermutlich schlimmeres verhindert hatte. Neja, ich hatte das Gefühl von
Angst, andererseits machte er mich neugierig und reizte mich. Was auch immer dahinter steckt. An
mehr kann ich mich nicht erinnern.“
„Das hört sich nach Katchiri an.“
„Tatsächlich? Das beruhigt mich jetzt ungemein“, grinste ich.
„Aber JayLo kenne ich um einiges besser, sie zerlegte alles was irgendwas mit Mechanik zutun hat.“
„Ich mag Jaylo. Meine Gefühle ihr gegenüber sind sehr positiv, aber ich kann nicht sagen worauf das
beruht.“
„Ja, sie ist sehr nett und umgänglich, hat einen Vorliebe für Sprengstoff. Daran kann ich mich noch
erinnern.“
„Ich erinnere mich nur an ihre Neugierde und eine Überschwemmung. Interessant finde ich, das wir
alle freundliche Gefühle für Jaylo hegen. Sie muss ein besonderer Mensch sein.“
Es war zum Haare raufen, aber ich bekam es nicht auf die Reihe. Was war das für eine Droge???
„Bei mir ist alles durcheinander. Mal bin ich 17, mal 10. Mal sehe ich mich mit meiner Familie beim
Frühstück sitzen, dann sehe ich wieder wie die Chigs meine Familie töten und der Virus alles
auslöscht. Alle Leute sterben, aber nur die Menschen. Dann war da John der mich verarztet hat.“
„Ein Virus der nur Menschen tötet?“
Interessant. Das könnte PeP’Sy gefallen.
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„Hat man zumindest erzählt, ob es stimmt, möchte wirklich bezweifeln.“ Es wurde langsam Zeit für die
Wahrheit, die Lügengeschichten hatte ich so satt.
Ich war mir sicher, dass die Geschichte nicht stimmen konnte, äußerte mich aber nicht weiter dazu.
Stattdessen sah ich mir erneut die Fackel an.
Nachdem wir uns über unsere Erinnerungen ausgetauscht hatten, machten sich die Menschen wieder
daran die Fackeln anzuzünden. Ich für meinen Teil konnte gut genug sehen, aber wir mussten ja
sicher noch tiefer in die Pyramide und da würde es auch mir zu dunkel werden. Vorsichtig nahm ich
mir ebenfalls eine der Fackeln aus der Halterung und sah sie mir genauer an.
„Macht ihr es jetzt wie die Indianer?“
Ich sah den Menschen fragend an.
„Na, Holz aneinander reiben bis es brennt. Also wenn ihr das vorhabt, viel Vergnügen. Das klappt
nicht. Hab’s schon stundenlang probiert.“
*grins*
Erstaunt sah ich sie an.
„Echt? Du überraschst mich, Trish. Bist ja experimentierfreudiger als ich dachte.“
„Gar nicht. Meine Eltern haben mich über den Sommer in ein Pfadfindercamp geschickt. Damit ich
meinen Spaß habe. Hatte ich aber nicht. Und da mussten wir lernen selber Feuer zu machen. Aber
ich hab’s nicht gekonnt.“
„Das lag sicher nicht an dir. Vermutlich waren die Ausbilder einfach nur unfähig es dir richtig zu
zeigen.“
„Nein, alle anderen haben es geschafft. Nur ich nicht.“
„Das glaub ich nicht. Ich habe dich in den letzten Stunden schon ganz gut kennen gelernt und du
beeindruckst mich immer wieder. In dir steckt mehr, als du glaubst und du kannst sehr stolz darauf
sein, wie toll du bisher durchgehalten hast.“
Das sagte sie jetzt nur um mich aufzumuntern. So wie meine Mama es immer tat, wenn mich die
anderen Kinder mal wieder gehänselt hatten.
„Mal schauen ob es auch ohne Holz geht.“ >leicht grins<
Die zwei Fackeln waren zwar da aber wir brauchten auch was um sie anzuzünden. Wir waren ja in
einer Pyramide und die bestand ja aus Stein. Ich suchte in der Nähe der Fackeln nach Steinen.
Oh ja, da war auch schon was. Das könnte klappen. Ich hob sie auf und zeigte es den anderen. „Das
könnten wir mal probieren.“
„Ja das könnte funktionieren.“
Ich nahm zwei der Steine und versuchte Funken zu schlagen. Mit einer lädierten Schulter nicht
wirklich einfach.
„Gute Idee.“
„Steine klopfen ist eine gute Idee?“
„Wenn man die richtigen Steine aufeinander schlägt, können Funken entstehen Trish. Mit etwas Glück
kann man dadurch feines Holz zum glimmen bringen. Wir könnten Vanity und Leya helfen, wenn wir
versuchen ein paar trockene Holzfasern zu finden.“
„Und wo sollen wir die finden?“
„Vertrocknete Pflanzenwurzeln könnten hilfreich sein.“
„Aber da sind bestimmt Spinnen und Krabbeltiere.“
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„Ja, wahrscheinlich.“
„Davor hab ich aber Angst.“
“Ich auch.“
“Ihr seid aber ziemliche Angsthasen.“
„Ja.“
*grinsvormichhin*
Dennoch machte ich mich auf die Suche nach trockenen Holzfasern. Es war zu feucht hier drin, als
das die Fackeln sich durch einfache Funken entzünden lassen würden.
Dann winkte ich Leya her. „Kannst du die hier ranhalten?“
„Sicher“, ich hielt meine Fackel nahe an die Steine.
„Danke.“ Mal gucken ob es funktioniert....
Während Vanity und Leya sich bemühten Funken zu produzieren und die Fackeln damit anzuzünden,
ging ich nach draußen und suchte dort nach Lianen oder ähnlichen Pflanzen. D.h. ich wollte raus
gehen, aber am Ausgang überfluteten mich wieder Kopfschmerzen und eine Bilderflut. Benommen
versuchte ich nach draußen zu gelangen. Die Kopfschmerzen verschwanden fast augenblicklich,
kaum das ich die Pyramide verlassen hatte. Seltsam.
Nachdenklich begann ich mit der Suche nach einer passenden Pflanze. Das Glück war auf unserer
Seite, denn ich fand Stücke die wir brauchen konnten.
Beim Betreten der Pyramide begannen die Bilder und Kopfschmerzen erneut. Doch sie wurden
schwächer je weiter ich ins Innere zu den anderen vordrang. Schlimmer war jedoch das mir langsam
aber sicher die Atemluft knapp wurde. Ich merkte wie mir das Atmen zunehmend schwerer fiel.
„Hier, das ist trocken genug. Damit könnte es funktionieren.“
Die Chig war wieder da und hatte für uns was mitgebracht sah aus, wie trockenes Lianengeflecht,
trocken genug war es auf alle Fälle, das könnte klappen. „Danke schön, damit sollte es eigentlich
klappen.“
„Oh Klasse, Zunder!“, ich nahm das trockene Geflecht und hielt es, statt der Fackel, dicht an die
Steine. Sobald das Gestrüpp etwas glühte pustete ich vorsichtig.
Hoffen wir’s.
Während Vanity und Leya versuchten die Fackeln anzuzünden, sah ich mich ein wenig um.
Untersuchte die Wände. Das Gebäude war uralt. Ein Blick an die Decke und auf den Boden sagte mir
das es hier eine Menge Leben gab. Ziemlich viel Leben. Mein Blick ging wieder zu den Menschen.
Wie wohl ihre Reaktion war wenn sie die Fackeln an bekamen und ihnen das Licht zeigte was sie
umgab?
Nach einigen Fluchen und vergeblichen Versuchen schafften wir es dennoch die zwei Fackeln
anzubekommen. Wenn es mal etwas länger dauert.
Es dauerte seine Zeit, doch irgendwann konnte ich die Fackel an der kleinen Flamme anbekommen
und an deren Feuer entzündete ich die Zweite und gab sie Vanity.
Ich nahm die zweite Fackel von Leya.
Der Raum oder der Weg in dem wir standen erhellte sich zusehends. Es dauerte einige Sekunden bis
ich mich daran gewöhnt hatte.
*kreisch*
„Da krabbelt was. Und da auch. Und da. Und dort ....“
Ich sah mich ein wenig um. Sie einer an.
Nicht nur unsere Fußabdrücke waren zu sehen. Interessant für war.
797
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Diesmal ignorierte ich Trish. Ich hatte etwas weitaus wichtigeres entdeckt.
Die beiden Fackeln gaben so weit Licht, um die nähere Umgebung gut auszuleuchten.
Überrascht sah ich auf die Fußspuren, welche tiefer ins Innere der Pyramide führten – begleitet von
einer Blutspur.
„So ganz alleine sind wir nun doch nicht, oder sehe ich da was falsch?“
„Hast Du das ganze Krabbelzeugs übersehen?“
„Nein und derjenige war verletzt“, ich hockte mich hin und nahm etwas von dem Blut, rieb es zwischen
zwei Fingern. Schon eine Weile her und die Abdrücke waren menschlich.
Am Boden waren Fußspuren zu sehen, und Blut .... rotes menschliches Blut. Widerlich!
„Von wem ist das Blut? Blutet einer von euch?“
„Meines ist grün.“
„Ich war auf der Treppe gefallen, aber die aufgeschlagenen Stellen bluten nicht so doll.“
Vorsichtig ging ich in die Knie.
„Ich bin zwar verletzt aber das Blut ist schon eingetrocknet und älter.“ Als ich mit der Fackel näher ran
kam, war es matt und dunkel. Jemand war schon vor uns den Weg gegangen. Nur wer war es?
Den Spuren ein Stück weit folgend: „Die Verletzungen müssen gravierend sein, wenn so viel Blut
verloren ging. Was hatte sie wohl verursacht?“
Vielleicht das, wovor uns Shaki’Mar warnen wollte?
„Iiiiihhhhhhhhhh. Die Geister-Mayas leben doch noch. Und sie wollen uns als Menschenopfer.“
Voller Angst rannte ich Richtung Ausgang, doch am Ausgang angekommen, kamen die schrecklichen
Kopfschmerzen wieder und die Bilder. Ich sank zu Boden.
Gerade wollte ich mich wieder aufrichten, als Trish wieder in Panik ausbrach und Richtung Ausgang
verschwand. Es dauerte einige Sekunden bis ich wieder stand.
Erschrocken war ich herumgewirbelt und vergaß ganz meine Rippen. Ich spürte einen kurzen
scharfen Schmerz – beachtete es aber nicht, Trish hatte eindeutig Angst.
Ich wollte ihr schon folgen doch Shaki’Mar reagierte schneller und so blieb ich stehen und sah beiden
besorgt Richtung Ausgang hinterher.
Shaki’Mar tut schon das Richtige, beruhigte ich mich selbst und es tut Trish gut, dass der Chig sich
ein wenig um sie kümmerte – das schaffte Vertrauen...
Der junge Mensch rannte nach draußen. Ich folgte ihr, doch am Ausgang sank sie zu Boden. Als ich
zu ihr kam, wusste ich auch warum. Sie schien dieses seltsame Phänomen ebenfalls zu spüren. Die
Kopfschmerzen waren wieder da und mit ihnen die Bilder. Was zum Henker sollte das bedeuten?
Vorsichtig zog ich Trish vom Ausgang weg. Je weiter wir uns vom Ausgang entfernten umso leichter
wurden die Kopfschmerzen.
Shaki’Mar schien von uns dreien noch die beste Kondition zu haben und ging Trish nach. Ich sah mich
indes noch ein wenig um, einiges an Blut und Spuren waren zu sehen, sie gingen den Weg ins Innere.
Wo wohl das Ende war und was kam dann??
Die Fackel etwas hin und her schwenkend, aber den Ausgang weiter im Auge, suchte ich ebenfalls
nach weiteren Spuren und bemerkte in deren Licht ein Aufblitzen.
Vanity war jedoch etwas rascher und näher dran als ich und hob es bereits auf.
Hastig lief ich an ihre Seite und reckte mich, um auf ihre Hand sehen zu können.
Geräuschvoll holte ich Luft: Das Abzeichen einer Einheit mit Namen Iron Angels, eindeutig vom
Flightsuit abgerissen. Die Frau mit Engelsflügeln und Schwert sah genauso aus, wie ich es gesehen
hatte! Jetzt ergab auch der Name Iron Angels einen Sinn der während der Bilder durch meine
Gedanken glitt!
798
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Aufgeregt begann ich auf der Stelle zu trippeln und wartete auf die Rückkehr der beiden. Es war
wichtig, dass Shaki’Mar dabei war. Bis dahin hielt ich den Mund, so schwer es mir auch fiel.
„Die Kopfschmerzen und die Bilder kommen wenn man in die Nähe des Ausgangs kommt.“
Gott sei Dank, sie waren zurück...
Beinahe hätte ich dem Impuls nachgegeben, zu Trish hinüber zu gehen und sie zu drücken. Entschied
mich jedoch anders. Ich musste ihr die Gelegenheit geben, in Shaki’Mar mehr als ein Monster zu
sehen und durfte mich nicht zwischen sie drängen.
Es dauerte auch nicht lange und die Beiden waren wieder da. Die Worte der Chig stimmten mich
neugierig. Mittlerweile waren wir noch fündig geworden. Ein Abzeichen, ein Engel mit Schwert auf
dunkelblauen Hintergrund.
Iron Angels, mir sagte der Name was aber was genau, ich bekam es nicht auf die Reihe.
„Vielleicht so was wie ein Mechanismus, dass man dieses Komplex nicht verlassen sollte, als
Warnung gedacht?“ Ich zeigte das Abzeichen der Chig. Anscheinend standen wir doch in Verbindung,
in mehr als einer Sache....
Neugierig sah ich mir das Abzeichen an.
„Interessant.“
Jetzt kann ich es endlich los werden!
„Vanity! Es sieht genauso aus, wie das, was ich an uns gesehen hatte! In der Zelle, erinnerst du dich,
als ich dir davon erzählte?“
Ich überlegte. „Ja, ich erinnere mich du hattest davon in der Zelle erzählt.“
„Ich hatte, wie soll ich sagen, einen Tagtraum, in dem ich dieses Zeichen an JayLo, Vanity und mir
gesehen hatte“, erklärte ich Shaki’Mar.
„Ja und an Ihrer Rüstung an der Schulter, nur nicht bei Katchiri. Die Einheit gibt es also wirklich!
Vielleicht unsere Verbindung? Wir haben in den Bildern gemeinsame Erinnerungen miteinander. Die
einzige Erklärung wäre, dass wir dieser Einheit angehören!“ Wie sonst war all das zu erklären? Mit
großen Augen sah ich erwartungsvoll von einem zum anderen.
Ich sah auf meine Schulter. Ja, da war das Abzeichen und es war dasselbe .
„Seltsam, es ist wirklich dasselbe Abzeichen hier auf meiner Rüstung.“ Ich deutete mit der Hand auf
die betreffende Schulter „Der Name Iron Angels ist mit vertraut .... irgendwie ....“
Mit angestrengten Augen versuchte ich da was zu sehen, sah aber dort nichts, was mit dem Logo was
zutun haben könnte. „Tut mir leid, ich sehe da nichts.“
Ich war Shaki’Mars Handbewegung mit den Augen gefolgt und konnte das Zeichen aus den
Augenwinkeln sehen.
„Ich schon.“
„Vanity, Sie können es nicht sehen? Aber Sie schon Leya? Wirklich seltsam. Allerdings sehe ich es
auch nicht an eurer Kleidung.“
Das ergab keinen Sinn, es sei denn ....
Nein, das konnte nicht sein.
Oder doch?
Aber wie?
Und warum?
„Der Name sagt mir irgendwas aber das Logo, ....keine Ahnung ehrlich. Aber wie kommt ein Chig
Botschafter in eine Einheit der Menschen? Wenn wir erst 2063 haben?“
„Gute Frage. Ich denke wir können ziemlich sicher sein, das wir nicht 2063 haben. Gut, nehmen wir an
das wir zu den Iron Angels gehören. Menschen und Chigs in einer Einheit. Doch was ist uns
zugestoßen das wir uns daran nicht mehr erinnern?“
799
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„Eine berechtigte Frage.“ Auf die ich gerne eine Antwort hätte.
„Menschen und Chigs in einer Einheit.... Das könnte doch nur bedeuten, dass zwischen unseren
Völkern Frieden herrscht – oder? Sollte das der Fall sein, ergibt es auch einen Sinn, dass Sie
tatsächlich Botschafter wären.“
Ein logischer Gedanke. Hatten wir wirklich Frieden? Nichts wäre mir lieber als das.
Ich schaute mich nach Leya um. Wir sollten langsam weiter gehen.
„Wir sollten uns auf die Suche machen.“ Damit setzte ich mich an die Spitze. Die Luft war wesentlich
kühler als draußen. Die Kombi war nass und hier innen würde sie kaum trocknen.
„Okay“, wir konnten uns auch später noch darüber unterhalten...
Stellen weise war es muffig hier innen. Mich fröstelte erbärmlich aber ich ging weiter.
Vanity ging mit einer Fackel als Erste und ich folgte mit meiner als Schlusslicht.
Zur Sicherheit nahm ich noch eine weitere mit, welche ich in die linke Beintasche steckte. Die hatten
wir zwar nicht entzünden können, weil sie zu feucht war, aber vielleicht gelang es uns zu einem
späteren Zeitpunkt. Die beiden Steine und den Rest Zunder stopfte ich noch zur leeren Wasserflasche
in die rechte Beintasche.
Jetzt kam ich mir zwar wie ein Packesel vor, aber es wäre töricht gewesen alles zurückzulassen.
Die kühle Luft empfand ich als sehr angenehm und obwohl der Overall vom Schweiß feucht war und
ich leicht fror, war mir das weitaus lieber als die Schweinehitze draußen.
Etwas ausgeruht folgte ich den dreien neugierig ins Innere.
Vorsichtig gingen wir weiter. Der Gang führte ohne Umwege weiter ins Innere der Pyramide. Mehr als
einmal hatte ich das Gefühl bergab zu gehen und das Gefühl das was immer uns draußen gefolgt war,
nun hier war. Es war ein Gefühl mehr nicht, aber ein beängstigendes Gefühl.
Der Gang schien die Pyramide zu teilen und führte mitten durch sie hindurch ins Innere. In Berichten
hatte ich allerdings gesehen, dass die Erbauer Irrwege und mehrere Gänge anlegten, damit die
Grabkammer nicht so einfach gefunden wurde. So wird sich auch dieser Gang früher oder später wohl
abzweigen.
Kreide wäre jetzt ausgesprochen hilfreich gewesen, um Markierungen zu setzen, damit wir uns nicht
verirren konnten. Nachdenklich sah ich auf die Flamme der Fackel.
Könnte funktionieren.
Aus der Tasche kramte ich einen der Steine hervor und blieb kurz stehen.
Die Flamme dicht an die Wand haltend bildete sich schnell ein Rußfleck und durch diesen kratzte ich
mit dem Stein ein Kreuz.
Cool – funktionierte tatsächlich!
Eilig lief ich weiter und schloss wieder auf.
Die Spur war nicht zu übersehen, der innere Schweinehund wurde immer stärker. Am liebsten in eine
Ecke legen und nicht mehr aufstehen müssen.
Der Weg schien wie ein Irrgarten angelegt zu sein, mir kam es so vor als würden wir immer wieder an
der selben Stelle rauskommen, aber dann müsste man mehr Abdrücke sehen, was aber nicht der Fall
war. Langsam wurde es unheimlich, ich konnte es mir nur nicht erklären warum.
Ich schwenkte die Fackel leicht hin und her und behielt die Blutspur im Auge. Gab es jedoch bald auf.
Die Drei vor mir vernichteten so ziemlich alles und ich würde nichts neues entdecken können.
Ich bezweifelte stark, dass wir denjenigen noch lebend fanden. Sie war Stunden alt und der
Blutverlust hoch. Zudem durften wir nicht überstürzt einfach los laufen und alle Vorsicht vergessen
lassen. Im Hinterkopf blieb zwar ein unangenehmes Gefühl einer Ahnung, entweder einen übel
zugerichteten Toten oder Verletzten vorzufinden, welches mich drängte schneller durch die Tunnel zu
hasten. Dennoch zwang ich mich zur Ruhe und lenkte meine Aufmerksamkeit vom Boden auf die
Wände und die Gänge.
800
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Der Gang war nicht besonders breit und für mich etwas zu niedrig als das ich aufrecht gehen konnte.
Nach einer Weile wurde das ziemlich unangenehm und ich hoffte das wir bald in einen Raum kamen
wo ich mich wieder aufrichten konnte. Vorausgesetzt ich würde es noch bis dahin schaffen. Wie lange
es wohl noch ging? Zwei Stunden? Eine?
Die Wände waren aus Stein, Sand lag auf dem Boden. Irdische Pflanzen wuchsen zwischen den
Steinen. Es war so eine Art Moos. Wie konnte es in dieser Dunkelheit überleben?
In regelmäßigen Abständen und jeder Abzweigung machte ich meinen Rußfleck mit Kreuz oder ich
kratzte so was wie einen Richtungspfeil hinein.
Manchmal hatte ich das Gefühl das wir im Kreis liefen, da ich aber nirgends meine Markierungen
sehen konnte, verwarf ich den Gedanken wieder.
Vielleicht verlief der Gang spiralenförmig in die Tiefe und vermittelte mir so den Eindruck des ‚im Kreis
Laufens’. Jedenfalls hatte ich einige Male die Empfindung das der Boden leicht abfiel.
Eine Weile beobachtete ich Shaki’Mar vor mir. Die Decke war eindeutig für ihre Größe zu niedrig und
sie musste leicht gebückt gehen. Das stellte ich mir ziemlich anstrengend vor, denn ab und an musste
ich selbst in gebückter Haltung laufen.
Ich reckte mich etwas um einen Blick auf Trish erhaschen zu können. Erneut musste ich dieses
Mädchen bewundern. Für ihr Alter hielt sie einfach klasse durch. In ihr steckte mehr als ihr selbst
bewusst war. Vanity konnte ich nicht sehen, nur das unruhige Licht ihrer Fackel.
Die Gänge waren nicht sonderlich hoch, für Chigs nicht so geeignet.
Alles an mir schmerzte, der Sand auf dem Boden brannte in den Wunden an meinen Füßen. Innerlich
fluchte ich schon eine Ewigkeit wie ein Pferdekutscher. Wenn mich keine Kugel töten würde, dann
wenigstens eine richtige Blutvergiftung.
Die Fackel ließ den Schein auf die Wände fallen. Die stellenweise mit Moos oder anderen
Klettergewächsen behangen waren.
Die Luft war ziemlich kühl, mir war es besser gesagt, saukalt. Der Luftzug streifte immer wieder an mir
vorbei. Die Gänsehaut ging schon gar nicht mehr weg.
Selbst der warme Schein der Fackel konnte darin nichts ändern.
Vanity, solltest du das heil überstehen bzw. lebend. Dann reiche ich erst mal Urlaub ein. Jede Menge
Urlaub, egal wer was von mir wollte.......................
Meine Gedanken schweiften ab ohne das es mir richtig bewusst wurde.
Vanity und Leya folgten den Fuß- und Blutspuren immer tiefer ins Innere der Pyramide. Trish
versuchte sich so gut es ging von den Mauern fernzuhalten.
Interessiert sah ich auf die Steine der Wände. Sie bestanden aus großen Quadern und einst mussten
sie mit irgendeiner gebundenen Sandschicht glatt gestrichen gewesen sein. Jetzt lagen sie zumeist
frei und der Sand bedeckte den Boden.
Meinen Füßen tat der Sand gut und es fiel mir leichter darüber zu laufen, als durch den Schlamm im
Dschungel. Zum Glück waren sie nicht wund oder dergleichen. Das wiederum war wenigstens ein
Vorteil des schlammigen Waldbodens gewesen. Sie schmerzten nur vom ungewohnt barfuss laufen
und das konnte ich noch gut ignorieren.
Mit der Hand strich ich über die raue Wand. Etwas lief plötzlich über meine Finger und ich schüttelte
sie angeekelt. Irgendein Krabbelgetier! Widerlich.
Erneut strich ich darüber hinweg. Die Ritzen waren mit Moos oder so bewachsen und spontan stopfte
ich mir was davon in die Tasche. Ich glaubte mal gelesen zu haben, das trockenes Moos leicht
brannte. Sobald es ausgetrocknet war würde ich das testen. Von dem Zunder, welches Shaki’Mar
gebracht hatte, war nicht viel übrig geblieben.
Es war schon erstaunlich und faszinierend, wie dieses Volk es geschafft hatte die Pyramide mit den
riesigen Steinblöcken zu bauen. Sie mussten ja bis hoch hinauf transportiert werden und sie waren
ganz bestimmt sau schwer.
Ja und dann diese Gänge. Total ausgeklügelt wanden sie sich durch das Bauwerk hindurch. Sie
hatten bestimmt Jahre daran gebaut.
Eindrucksvoll.
Wie lange der Gang wohl noch so weiterverlief? Er schien endlos zu sein.
801
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Keine Ahnung, wie lange wir schon unterwegs waren, die Spur bzw. der Weg schien irgendwie nicht
enden zu wollen. Das Ungeziefer machte sich an mich ran. Käfer und das in rauen Mengen.
Ich schüttelte sie immer wieder ab. Ekel stieg in mir hoch. Ein schaler Geschmack davon lag in
meinen Mund.
Komisch. Je tiefer wir vordrangen desto mehr Viecher tauchten auf – oder bildete ich mir das nur ein?
Insekten oder Krabbelgetier mit sechs Beinen machten mir nicht wirklich Angst, das war es nicht, aber
ich ekelte mich tierisch davor. Allein der Gedanke, dass sie sich mit Freude, bevor sie an mir
rumkrabbelten, vermutlich in einem Scheißhaufen oder Aas gesielt hatten, widerte mich an. Dann
diese... diese dünnen langen Beinchen, Luftflügelchen mit Adern oder... Ich schüttelte mich innerlich.
Mein Ekel ging sogar soweit, das ich trinken oder essen nicht mehr anrührte, wenn eine Fliege darauf
gelandet war. Die pinkelten ja auch noch überall hin. So braunes Zeug. Einfach nur widerlich.
Himmel und mittlerweile wuselte es an den Wänden nur so von ihnen – und dem Boden. Oder auf
mir?
*kreisch*
„DA da dadadadada ..... eine Spinne!“
Nun ja, überall offensichtlich.
Sie wollte weglaufen, rannte jedoch direkt in mich. Ein Blick auf den Boden sagte mir das da mehr als
eine Spinne war. Es waren viele und ich verspürte große Abscheu vor ihnen. Ebenfalls seltsam, denn
auf meiner Heimatwelt gab es auch Spinnen und dort machten sie mir nichts aus.
*kreisch*
Der schrille Ton ging mir durch Mark und Bein. Wusste aber nicht so recht wie ich mich verhalten
sollte oder sagen konnte, wo ich mich doch selbst so vor ihnen ekelte. Ehrlich gesagt stand ich der
Situation etwas hilflos gegenüber. Ihre Mutter hätte bestimmt jetzt das Richtige getan und hätte sie
schnell beruhigen können. Doch wie sollte ich das anstellen??
Trish schrie wie am Spieß und sie schien damit in nächster Zeit nicht aufhören zu wollen.
„Wenn Du möchtest trage ich Dich solange bis der Boden wieder Spinnenfrei ist.“
Und da waren nicht nur Spinnen, auch andere Tiere krabbelten herum. Kinder verhielten sich bei den
meisten Lebensformen gleich. Hatten sie Angst, suchten sie Schutz und den am liebsten auf dem Arm
oder Rücken der Mutter. Auf jeden Fall wollten sie weg vom Boden.
Tragen? Getragen werden von einem Chig? So nah wollte ich ihm eigentlich nicht kommen, aber den
Spinnen am Boden auch nicht. Da kam schon wieder eine.
„Ja, ok, einverstanden. Heb mich hoch! Schnell!“
*grins*
Ich bückte mich und Trish kletterte auf meinen Rücken.
Zunächst verblüfft und dann total erstaunt verfolgte ich den Wortwechsel zwischen den beiden. Mit
welchem Tempo Trish doch auf Shaki’Mars Rücken klettern konnte! Wo war ihre Angst vor dem Chig?
Shaki’Mar musste selbst Kinder haben, da sie zu wissen schien, was in solchen Momenten zu tun
war. Irgendwie nahm mir das ein wenig von der Verantwortung die ich Trish gegenüber empfand.
Nein, das war es nicht. Es hatte eher etwas mit teilen zu tun. Jedenfalls war es hilfreich und ich
empfand das gar nicht als so unangenehm. Das war neu für mich, wo ich Verantwortung immer sehr
ernst nahm und nicht abgab.
Ich trat zu Trish und suchte sie schnell nach Käfern ab und entfernte sie. Dabei drückte ich sie kurz.
Wie lange mochte Shaki’Mar sie tragen können? Die Viecher schienen die ganze Pyramide zu
bevölkern. Irgendwann würde sich Trish überwinden müssen selbst weiter zu gehen.
Die Kleine war nicht schwer, aber sie würde mir das Laufen in diesen engen Gängen nicht erleichtern.
Ob die Chig mich wohl auch tragen würde??
802
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Sie hatte ja zumindest Stiefel an, was hatten wir??? Nichts, nicht mal Sandalen.
Ich hasste Spinnen und die Käfer noch dazu. Der Ekel ging schon wieder in Übelkeit über. Nur nicht
tief atmen und das regelmäßig. Ansonsten würde ich es wohl noch bereuen.
Wir gingen weiter, die Biester waren wie die Pest. Dadurch das wir offene Wunden hatten, rochen die
wohl das Blut.
Etliche Male trat ich auf Käfer oder Spinnen, Am liebsten würde ich jetzt woanders sein. Panik machte
sich langsam breit in mir. Nur mit Mühe konnte ich sie unterdrücken.
Die Wände taten ihr übriges da sie Fensterlos waren. Wo war das Ende des Weges?
Fuß um Fuß setzte ich auf, wie lange ich das noch durchhalten würde................ich wusste es nicht.
Eins wusste ich mit Sicherheit lange nicht mehr...
Meine Gedanken schweiften ab zu meiner Familie. Ich würde sie nicht wiedersehen, das wurde mit
jedem Schritt klarer. Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer. Es war schon .... naja irgendwie .... ich
hatte mir nie Gedanken darüber gemacht das ich weit entfernt von Zuhause sterben würde. Das
niemand da sein würde, der die Bestattung in angemessener Weise durchführen würde. Der meine
Seele zu den Göttern senden würde. Das ich irgendwo allein in einer Menschen-Pyramide liegen und
verwesen würde. Weit weg von Zuhause. Unendlich weit weg. Meine Seele gefangen in meinem
Körper, unfähig den Weg zu den Göttern zu finden.
Mit der Fackel dicht über den Boden fahrend versenkte ich zischend und berstend eine Vielzahl von
Spinnen und Käfer. Keine Ahnung, ob sie das begriffen oder einfach nur vor dem Licht flohen,
jedenfalls sobald die Fackel auftauchte, wuselten sie jetzt auseinander und ich hatte Platz zum
Laufen. *Hehe*
Das Dumme war nur, dass dann oben kein Licht mehr war und sie es sich anscheinend zum neuen
Hobby machten, von der Decke einfach auf meinen Kopf zu plumpsen.
Das war mir dann doch zu gruselig und ich nahm es schließlich in Kauf, auf ihnen weiter zu gehen.
Fortwährend redete ich mir ein, dass es ja weitaus schlimmeres gab, als unter den Füßen
hervorquellend zuckende Spinnenbeine oder knackende Käferpanzer zu haben.
Glas zum Beispiel oder heißes Pflaster oder stinkende flutschende Hundehaufen...
Ca. 1 Stunde später ....
Komisch, ich hätte schwören können das wir hier schon mal waren. Die Wände ... sie sahen sich
entweder sehr ähnlich oder aber wir liefen wirklich im Kreis.
Einige Male war ich an irgendwelchen Zweigen hängen geblieben und mir wurde ab und an
schwindelig. Es wurde langsam Zeit das wir Wasser finden würden.
Egal welche Biegung wir genommen hatten, es sah irgendwie alles gleich aus.
Allerdings konnte ich mich auch täuschen. Die Fackel kam mir vor wie das Licht am Ende des
Tunnels.
Wir liefen bereits eine ganze Zeitlang herum und der Reiz der Pyramide war verflogen und es bot sich
meinen Augen nichts aufregendes oder neues mehr. Die Folge war, dass ich mir wieder meiner
Verletzungen und meiner Erschöpfung bewusst wurde und es mir immer schwerer fiel weiter zu
gehen. Die Schmerzen drängten sich wieder in den Fordergrund, sowie der Durst und der Hunger. Ich
konnte mich nicht erinnern, wann ich, neben dieser einen Frucht, etwas gegessen hatte. Es musste
etliche Tage her sein. Ich weiß nicht mal, was ich zuletzt gegessen hatte. Wie lange konnte ein
Mensch ohne Nahrung und Wasser überleben? Oder ein Chig?
Trotz der kühlen Luft lief mir vom Fieber überall der Schweiß runter und die Hitze brannte mir in den
Augen. Jetzt konnte ich es unmöglich mehr ignorieren und Husten der sich immer hartnäckiger
meldete, sagten mir nur allzu deutlich, dass ich krank war. So, jetzt war es heraus. Ich war krank. Shit.
Froh über die sich anbahnende Pause, nachdem Shaki’Mar plötzlich stehen blieb, lehnte ich mich mit
der Schulter gegen die Wand.
Besorgt hörte ich Leyas Husten. Sie brauchte eine Pause. Wir alle brauchten eine Pause.
„Habt ihr nicht auch das Gefühl das wir im Kreis laufen?“
803
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Ich sah die Chig an. „Kann gut sein, ich hoffe es allerdings nicht.“ Hinter mir war eine Stelle mit
blanken Stein, ich lehnte mich an. Nur ein paar Sekunden Pause machen....
„Vielleicht verlaufen die Gänge spiralenförmig in die Tiefe und wir erhalten so den Eindruck im Kreis
zu laufen“, äußerte ich laut meine Überlegung, „ich hatte zumindest zeitweise das Gefühl, das der
Boden leicht abfällt.“
„Ist mir nicht aufgefallen, aber das kann auch an der geduckten Haltung liegen.“
Ich sah mir den Boden genauer an, ob sich dort vielleicht Spuren von uns finden ließen. Zerdrückte
Spinnen, Krabbeltiere, Fußabdrücke. Irgendwas in der Art. Doch da war nichts. Jedenfalls nichts was
darauf schließen lies, das wir früher schon mal hier waren.
Ich beobachtete neugierig den Chig bei seinem Tun.
„Ich habe an den Wänden Markierungen hinterlassen und bisher sind wir nicht wieder an ihnen
vorbeigelaufen. Entweder laufen wir tatsächlich nicht im Kreis oder jemand macht sich die Mühe sie
abzuwaschen – denn das müsste man um den Russ runter zu bekommen.“
„Eine gute Idee. Dann können wir davon ausgehen das wir nicht im Kreis laufen.“
Die Idee war wirklich gut. Dann konnten wir das schon mal ausschließen.
„Müssen wir noch lange hier rumlaufen? Hier ist doch nichts.“
...Trish Stimme riss mich wieder aus meiner Lethargie und ich öffnete die Augen. Meine Zunge klebte
am Gaumen fest. Kam mir zumindest so vor.
„Ich hoffe nicht, aber was genaues kann ich dir nicht sagen.“
„Leyaaaaa ...... bitteeeeee.“
>grins< Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Hatte irgendwer mal behauptet Kinder wären logisch, nicht
wirklich allerdings konnte man nach ihren Angaben auch schließen, das sie älter war als sie uns
schien. Was war da Realität und was war Phantasie???
Jeder Wimpernschlag war eine Anstrengung an sich.
„Trish, wer von uns sitzt denn schon eine Weile bequem auf einem Chig-Rücken, mmh? Im
Augenblick hast du doch nichts auszuhalten.“
„Aber warum können wir nicht einfach wieder gehen? Es ist kalt und unheimlich hier.“
„Wir haben.............es bis hierher geschafft, jetzt wieder den ganzen Weg zurück? Ja, es ist kalt und
ich kenne auch schönere Orte als diesen hier. Du hast dich bisher tapfer geschlagen, halte noch ein
wenig durch.“ Ich versuchte ein Zwinkern zustande zu bringen.
„Aber wir müssen doch wieder raus, selbst wenn wir noch was finden würden? Und je weiter wir
reinlaufen umso länger müssen wir wieder zurück laufen. Draußen hätten wir vielleicht schon was
gefunden, solange wie wir hier rumlaufen. Und Chiggie hätte uns sicher wieder was zum Essen
gebracht, aber hier gibt’s nichts.“
Chiggie?
*grins*
Chiggie?? >grins<
Chiggie? Na, wenn das kein Fortschritt war. Von Monster zu Chiggie. Das gefiel mir.
*stillvormichhinlächel*
„Nun ich hoffe ehrlicherweise das wir einen anderen Ausgang finden werden. Da bin ich mir schon
sicher das unser Chig was zum Essen besorgt hätte, was uns aber nicht weiter gebracht hätte Trish.“
804
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„Doch, wir wären im warmen. Draußen. Und hätten was zu essen. Was wollt ihr denn hier drin finden?
Ich versteh das wirklich nicht.“
„Antworten auf unsere Fragen und wahrscheinlich so was wie ein Basislager. Irgendwo müssen ja die
Wissenschaftler und der Proviant abgeblieben sein. Da wir am Gefängnis ja keinerlei Spuren
gefunden haben.“
Ein Basislager konnte ich mir hier nicht vorstellen. Nicht so tief in dieser Pyramide. Eine
archäologische Ausgrabungsstätte, ja, aber nicht ein Basislager.
Das würden wir selbst erst wissen, wenn wir es gefunden hatten. Ich kehrte jedenfalls nicht um, nicht,
solange wir nicht alles inspiziert und gesehen hatten und ich erledigte eine Sache immer zu hundert
Prozent. Es könnte sich als Fatal erweisen etwas zu übersehen – besonders bei den Spuren und dem
Abzeichen...
Knapp 1 Stunde später ....
Um mich von meinen Verletzungen abzulenken, hatte ich angefangen, ganz leise Kinderlieder vor
mich hin zu singen. Dabei musste ich ganz schön tief im Gedächtnis kramen, um die Strophen wieder
zusammenzubringen. Ich war gerade von ‚Hänschen klein’, bis ‚Ein Männlein steht im Walde’ über
‚Bruder Jacob’ angelangt, als...
*klong*
Kloong???
???
Na toll, jetzt hörte ich schon die Glocken.
Ich sah nach unten auf den Boden.
Dort im Sand ....
Da lag etwas.
War das ein Geräusch gewesen?
Als ich begriff, dass es keine ‚Glocken’ waren, sondern irgendetwas auf das Shaki’Mar getreten war,
musste ich still vor mich hinkichern und für den Moment war alles gar nicht mehr so arg...
Vorsichtig bückte ich mich um mir das näher anzusehen. Trish setzte ich vorher ab.
Das war ein Griff. Ein Messergriff um genau zu sein. Sah aus wie ein Kampfmesser der Menschen.
Mit einem Finger stupste ich es an.
„Schaut mal ein Messer.“
Ich hob es hoch und zeigte es den Menschen. Man konnte deutliche Blutspuren daran sehen.
Die Chig schien was gefunden zu haben. „Ja, das ist ein Messer, ein Kampfmesser. Würde mich
interessieren wie es hierher kommen konnte.“
Neugierig trat ich näher und sah es mir an.
„Ein K-Bar – das Kampfmesser der US Army. Wird wohl der Verletzte verloren haben.“
„Immerhin haben wir jetzt ein Werkzeug oder eine Waffe, je nachdem wie ihr es sehen wollt.“
Ich sah mir die Waffe an. „Nun, kommt drauf an, für was wir sie einsetzen dürfen. Je, nachdem würde
ich sagen.“
„Na, jedenfalls kann man es sogar als Bajonett einsetzen und tödlich ist es allemal“, ich deutete auf
das Blut an der Klinge, „und der Angreifer, ob Tier oder Mensch, wurde vermutlich ebenfalls verletzt.
Könnte ein Vorteil für uns sein.“
„Wer von euch will sie?“
805
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„Von mir aus, kann ich es nehmen. Irgendwo findet sich noch Platz in den Taschen.“
Leya nahm das Messer an sich.
Vorsichtig steckte ich das Messer zur Fackel in die linke Hosentasche – Griff nach oben, falls ich es
schnell ziehen musste.
Knapp 30 Minuten später...
Langsam spürte ich kaum mehr meinen Körper. Ich merkte wie mein Körper mehr oder weniger aus
Reflexen sich bewegte. Die Wände sahen noch genauso aus, wie vorhin.
Käfer und Spinnen säumten nach wie vor unseren Weg. Am liebsten hätte ich einige von ihnen mit der
Fackel geröstet. Wir kamen wieder mal an eine Biegung. Dahinter lag was dunkles vor uns.
Ich hielt kurz an.
Mir fielen keine Kinderlieder mehr ein und ich überlegte krampfhaft, wie ich die Bilder von leckerem
Salat, Nudeln mit Käsesoße oder Mozzarella mit Tomaten vor meinem inneren Auge los werden
konnte. Manchmal glaubte ich sogar den Geruch in der Nase zu haben und mir lief das Wasser im
Mund zusammen.
Oh und sprudelnde Cola.... nein, frisch gepresster O-Saft....
Fast vergaß ich darüber meine Markierungen zu setzen, sogar den quälenden Husten, der meine
Brust explodieren ließ.
Fehlte nicht viel und ich wäre auch noch in Shaki’Mar gerannt, als sie plötzlich erneut stehen blieb.
Eine Biegung. Hastig rußte ich die Wand und kratzte meinen Pfeil hinein – und mein Magen gab ein
tiefes Grollen von sich.
*Seufz – Schokoladeneis mit Erdbeersoße...*
Sachte und vorsichtig ging ich dort hin. Meine Muskeln ächzten als ich in die Knie ging. Es war keine
Mine.
Ich hielt es hoch. Es war ein leeres Magazin. Dann drehte ich mich zu den anderen herum.
„Ein leeres Magazin, anscheinend gab es einen Kampf, vorhin das Messer, jetzt das leere Magazin.“
Ich reichte es herum.
Ich sah es mir kurz an und gab es Vanity wieder zurück.
Hm ..... das gefiel mir ganz und gar nicht. Hier musste etwas schreckliches passiert sein, und wir
hatten ein kleines Kind dabei. Und keine Waffen um uns zu verteidigen. Wahrscheinlich hatten Waffen
keine Wirkung. Ich sah und roch nur menschliches Blut. Das war natürlich kein schlüssiger Beweis
und es setzte voraus, dass das wovor der Mensch weglief nicht menschlich war. Aber mein Gefühl
sagte mir das wir es hier nicht mit Menschen zu tun hatten, sondern mit etwas unsagbar Bösem?
Vielleicht nicht böse von sich aus, aber gefährlich.
„Fehlt noch die Waffe und der Besitzer.“
Wo war die Waffe dazu und was verdammt noch mal war hier passiert?
Irgendwie legte ich keinen Wert darauf den Besitzer zu finden.
„Mmh, mal sehen, ob die Wände Spuren von den Schüssen aufweisen.“
Mit der Fackel leuchtete ich die Steine ab und tatsächlich wurde ich fündig. Sie verteilten sich über
beide Wandseiten.
„Schaut euch das mal an. Sieht so aus, als hätte derjenige in Panik wild um sich geschossen. Kein
Wunder dass das Magazin leer ist.“
„Das beruhigt mich nicht.“
806
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Mein ungutes Gefühl verstärkte sich wieder und ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden.
Ich schaute in die Richtung von Leya, tatsächlich waren da deutliche Spuren zu erkennen. „Fragt sich
nur warum er in Panik geschossen hat, die Wände scheinen gerade keine Bedrohung darzustellen.“
„Nein, natürlich nicht.“
Kommt auf die Wände an Mensch. Abgesehen davon machte ihm etwas Angst. Panische Angst, und
was immer es war, es lebte hier. Wieso nur konnten die Menschen das nicht spüren.
Die Fackel dicht über dem Boden, folgte ich der Spur ein paar Meter weit den neuen Gang hinunter.
Die Fußspur war unregelmäßig, aber die Schrittfolge erfolgte in kurzen Abständen.
„Er rannte weg, verletzt natürlich, aber er rannte. Etwas musste ihn verfolgt haben und die Angst war
größer, als seine Verwundung“, rief ich über die Schulter nach hinten.
„Und die Waffe hatte offenbar keine allzu große Wirkung.“
„Nein.“
„Die Maya-Geister? Auf Geister haben Waffen keine Wirkung.“
Ängstlich sah ich mich um.
Ich folgte der Spur hinter Leya her. Seine Schritte sahen so aus, als wäre der Teufel hinter ihm her
gewesen. Diese Pyramide enthielt was, das ich nicht fassen konnte.
Das behagte mir nicht sonderlich. Gänsehaut huschte über meine Arme.
Ich drehte mich wieder zurück und schwenkte dabei die Fackel. Beinahe hätte ich die kleine Nische
übersehen, wäre da nicht dieses seltsame Glänzen im Licht gewesen.
Stutzig geworden hockte ich mich vorsichtig hin und fischte eine Waffe hervor. Eine M-70 und der
aufgesetzte Scanner hatte in der Flamme reflektiert.
Hastig kehrte ich mit großen Schritten zur Gruppe zurück und zeigte sie vor.
„Hier ist deine Waffe, Vanity. Das war vielleicht sein letztes Magazin und warf sie im Laufen weg.“
Näher kommend sah ich die Waffe. Tatsächlich eine M 70 Standard US Army Waffe. „Die Person
musste panische Angst gehabt haben, fragt sich nur was hinter ihm her war?“
Das beruhigte mich nun noch weniger. Das war eine schlagkräftige Waffe. Meine Gedanken von
vorhin drängten sich wieder in den Vordergrund. Wenn sie das was den Menschen, was uns,
verfolgte, nicht stoppen konnte .... was sollten wir dann tun? So ganz ohne Waffen? Oh ihr Götter
steht uns bei.
„Noch seltsamer ist, das nur die Spur des Flüchtigen zu sehen ist, aber nicht die des Verfolgers. DAS
beunruhigt mich.“
Ich drehte die Waffe hin und her.
Sie musste lediglich vom Sand gereinigt werden und war dann wieder voll einsetzbar – sollten wir
mittels eines Wunders Magazine finden.
„Vanity, meine Taschen sind voll, kannst du sie bitte nehmen?“, ich hielt sie ihr hin.
Ich nahm die Waffe entgegen, gut wenn man sie reinigte und Magazine dazu fand, konnte man sie
noch einsetzen. Die Waffe wanderte in die Tasche, da Leya das Messer bei sich hatte.
Nach einigen Minuten der Diskussion beschlossen wir noch ein Stück dem Gang zu folgen, in der
Hoffnung vielleicht nochmals Hinweise zu finden und dann eine längere Pause einzulegen.
Der Gedanke an die Rast mobilisierte noch mal einen kleinen Rest Kraft und so folgte ich den dreien
hinterher.
807
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
Mir wäre es lieber gewesen wenn wir uns auf den Rückweg gemacht hätten, aber die Menschen
wollten um jeden Preis weitergehen. Ich machte mir Sorgen um das junge Menschenkind. Keiner von
uns war ernsthaft in der Lage sie zu schützen. Die Menschen waren krank und ich ..... ich würde nicht
mehr allzu lange leben. Wahrscheinlich hätte ich nicht mal den Rückweg zum Ausgang überlebt. Zu
aufgebraucht waren meine Atemluft-Reserven. Ich konnte nur hoffen das die Götter bei dem was auf
uns zu kam, beschützen würden.
Keine Ahnung wer schließlich die Pause ankündigte, doch sobald das Wort fiel, konnte ich mich nicht
länger auf den Beinen halten. Lehnte die Fackel gegen die Wand und ließ mich flach auf den Boden
sinken. Fast augenblicklich war ich eingeschlafen – mit dem Gedanken eigentlich wach bleiben zu
müssen..
Mein Blick fiel auf Leya die völlig erschöpft zu Boden sank und einschlief. Die Pause tat mir auch gut,
und so setzte ich mich ebenfalls hin und versuchte ein wenig zu entspannen. Ob ich wieder
aufwachen würde, wenn ich jetzt die Augen zu einem kleinen Schläfchen schloss? Nein, ich durfte
nicht schlafen. Meditieren ja, aber nicht schlafen.
Die Rast würden wir brauchen, wir waren fertig und auch der Chig würde nicht ewig durchhalten
können.
Die Fackel steckte ich in den Sand und nahm die Wand als Halterung.
Nur die Augen ein wenig schließen und dösen....
Ein oder zwei mal versuchte ich noch die Augen offen zu halten, was mir nicht gelang. Mein letzter
Gedanke war ein schönes Essen und eine Wanne voll warmen Wasser....
Die Menschen schliefen ein, und auch ich war im wahrsten Sinn des Wortes todmüde, aber ich wollte
nicht schlafen. Nicht einschlafen. Hier war etwas. Etwas Bedrohliches. Etwas das uns einfach im
Schlaf überfallen würde. Nicht einschlafen ..... nicht einschl.....
Nach gut 2 Stunden ...
Hustend und mit klappernden Zähnen wachte ich auf und wusste zunächst nicht, wo ich mich befand.
Ich hörte Stimmen konnte sie aber nicht zuordnen – dann fiel mir alles wieder ein.
Die Pyramide und das ich sozusagen todmüde umgefallen war.
Gott, wie peinlich.
Ich drehte den Kopf und suchte mit den Augen die Anderen.
Sie standen ganz in der Nähe – wie lange hatte ich wohl geschlafen und warum hatten sie mich nicht
wegen Wachablösung geweckt?
Vorsichtig streckte ich mich etwas und bekam Zweifel, dass ich alleine hoch kam. Ich fühlte mich total
schwach und der Schüttelfrost gab mir nicht unbedingt ein gutes Gefühl.
Ich setzte mich aufrecht hin und schaffte es schließlich irgendwie auf die Beine.
Etwas zittrig ging ich zur Gruppe hinüber.
„Sorry“, meinte ich zerknirscht, „das ich so eingeschlafen war. Das nächste Mal weckt ihr mich einfach
wieder.“
„Wir haben alle etwas geschlafen.“
Und wir hatten unglaubliches Glück noch am Leben zu sein. Was immer sich hier drin befand, hätte
uns leicht im Schlaf töten können. Vielleicht war da auch gar nichts, und ich war ein Opfer meiner
Angst. Vielleicht spielte das Unfassbare auch einfach nur mit uns? Sah mit Entzücken zu wie wir uns
ängstigten.
„Allerdings.“ Gott fühlte ich mich schlecht, meine Nieren meldeten sich, sie schmerzten da der
Wasserverlust doch recht hoch war. Meine Mandeln waren angeschwollen und das böse Kratzen im
Hals war nicht nur zum Spaß da. Aber was sollte es schon ausmachen, jetzt noch ein Erkältung mehr
oder weniger würde nichts ausmachen............. Ob wir das überhaupt durchziehen konnten und das
lebend, ich wusste es nicht...
Während die Erwachsenen sich unterhielten sah ich mich weiter um.
„Hey, schaut mal. Da!!!“
808
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Vanity Calhoun
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Ich drehte mich herum, mit mir die Fackel. Was hatte Trish gesagt?
Mit der Fackel ging ich näher ran.
Ich war schon mitten in der Bewegung mit der Fackel leuchten zu wollen, als mir auffiel, dass ich sie
gar nicht in der Hand hielt.
Wo?
Suchend sah ich mich um und entdeckte sie in der Hand von Shaki’Mar.
Gott sei Dank war sie nicht bei meiner Unachtsamkeit ausgegangen!
„Leya, Vanity, Chiggie. Schaut doch mal. Ein Bilder-Rätsel.“
Trish riss mich aus meinen düsteren Gedanken.
Tatsächlich, da war ein Bild an der Wand.
War nicht zu übersehen. Ich fuhr mit der Fackel entlang...
Neugierig trat ich nun ebenfalls näher und sah mir an, was Trish gefunden hatte. Tatsächlich ein
Rätsel.
„Wir haben sowas mal in der Schule machen müssen. Ganz schön doof. Man muss Zahlen einsetzen
und sie solange .... *kreisch* ....“
Da war eine riesige Spinne. Ängstlich versteckte ich mich hinter Leya.
„Was ist los?“
Schützend legte ich einen Arm um sie und suchte mit den Augen nach der Ursache. Konnte aber
zwischen den ganzen Füßen nichts sehen.
„Ja, das kenne ich sogar.“ Da war tatsächlich eine größere Spinne. Ich hielt die Fackel ran und dann
hörte ich zufrieden das Knacken. Hatte ich schon erwähnt das ich Spinnen HASSTE!!!
„Trish, Ursache gefunden und erledigt. Kannst wieder vorkommen“, zärtlich wuschelte ich ihr durch die
Haare.
Vorsichtig sah ich hinter Leya hervor.
„Da sind bestimmt noch mehr.“
„Die sollen nur kommen“, grinste ich sie frech an, „jetzt kommt es auf ein paar mehr oder weniger
unter meinen Füßen auch nicht mehr an.“
„Iiiiihhhhhh!“
Angewidert sah ich sie an.
*grins*
„Der Gang ist hier zu Ende. Jedenfalls solange bis wir den Mechanismus gefunden haben. Falls es
einen gibt.“
Ich leuchte die Wände aus. Tatsächlich endlich am Ende des Ganges angekommen.
„Ja, wir sind endlich da. Das müsste man rausbekommen. Wie Trish schon vorhin sagte, man muss
Zahlen dafür einsetzten. Allerdings gibt es jede Menge Lösungen dafür.“ >grins<
Ich nickte bestätigend. Ja die kannte ich auch – aus einigen PC-Spielen.
„Dann sollten wir am Besten anfangen“, grinste ich und sah ihr gespannt über die Schulter.
„Wir sollten vorsichtig sein. Es könnte auch eine Falle sein, oder die ‚falsche’ Lösung löst einen
Mechanismus aus.“
809
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Sie hatte Recht. Mit einer Hand schob ich Trish hinter mir – deckte sie mit meinem Körper. Hoffentlich
reichte das. Automatisch hatte ich das Messer gezogen. Hielt es jetzt in der Rechten, bereit es
einzusetzen, sollten wir angegriffen werden.
Ich sah mir die Tafel näher an.
Eingefasst in zwei Rändern ähnelten sie einen Zifferblock. Einstellige Zahlen/Zeichen und zwei waren
mit zweistelligen Zahlen/Zeichen versehen. In der letzten Reihe waren zwei Zeichen gleich. Okay, da
sollte wohl die gleiche Zahl stehen.
Die Tasten hatten unterschiedliches Aussehen mit Punkten und Kreisen oder Halbkreisen besser
gesagt. Auch farblich in verschiedenen braun Tönen gehalten das Ganze.
Die Fackel ließ ihren Schein darauf fallen. Mal schauen ob ich diesmal besser dran war als in der
Zelle...
Ich fing das tippen an...was sind meine Lieblingszahlen? Du willst wirklich? Ja, warum nicht? Das hat
dir noch nie Glück gebracht! Ein Versuch ist es wert und jetzt gib Ruhe!
„Seien Sie vorsichtig Vanity. Wir wissen nicht was dadurch ausgelöst wird.“
„Ich werde mir Mühe geben.“
Ich nahm Trish an der Hand und ging ein Stück den Gang entlang zurück. Zurück um die Biegung.
Wenn da eine Falle war, dann würde sie wahrscheinlich unmittelbar vor der Bildtafel zur Wirkung
kommen.
Shaki’Mar zog sich mit Trish hinter die Biegung zurück. Das war entschieden das Klügste, dennoch
blieb ich dicht hinter Vanity. Ich hatte als einzige eine Waffe und musste ihr Rückendeckung geben.
5 + 1 = 6...die erste Reihe war eingegeben, auf zur nächsten....
2 + 8 = 10....
Gut Vanity überlege mal, der Zifferblock durfte nicht groß sein und eine Zahl musste unten wieder
erscheinen. Auf zur letzten Reihe. Als ich die Tasten drückte merkte ich ein Kratzgeräusch dahinter...
Was war das?
Sei vorsichtig Mensch.
7 + 9 = 16...geschafft, mal gucken ob ich richtig lag damit. Die rechte Ecksumme musste rauskommen
auch wenn ich die Zahlen von oben oder unten addierte....
Es dauerte einige Sekunden und das Kratzgeräusch wenn Steine über Sand gezogen wurden, nahm
an Lautstärke zu. Ich ging einige Schritte zurück, keine Ahnung was jetzt los war. Ging die Türe auf
oder nicht? Waren es die richtigen Zahlen?
„Du hast es geschafft, Vanity. Wie in den alten Filmen, bei Indiana Jones, nicht wahr und ich muss dir
jetzt auch einen Ausgeben“, lächelte ich sie kurz an und beobachtete weiter den Spalt, der immer
größer wurde.
Ich grinste. „Na ja, die Zahl 16 hat mir noch nie sehr viel Glück gebracht, diesmal anscheinend schon.
Gut, ich werde dich dran erinnern.“ >grins<
Oder hatte ich eine Falle ausgelöst, die uns den Tod bringen würde?
Das Geräusch wies darauf hin, das etwas schweres sich über Sand bewegte. Eine Tür die sich
bewegte. Ich sah zu dem jungen Menschen.
„Haben sie die Tür aufbekommen?“
„Gut möglich. Wir werden nachsehen. Du bleibst hinter mir.“
Ich nickte. Eigentlich wollte ich viel lieber hier bleiben und warten. Die Anderen würden uns schon
holen, wenn da was interessantes war.
810
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„Bist Du aufgeregt?“
„Wieso?“
„Du atmest so schwer.“
„Meine Atemluft geht zu Ende.“
Entsetzt sah ich den Chig an.
„Hast Du Ersatz... Ersatzatemluft dabei?“
“Nein.“
Entsetzt sah ich den Chig an.
„Heißt das ....?“
“Ja, und jetzt lass uns weitergehen Trish.“
Bedrückt ging ich hinter dem Chig .... Schakimar her. Am Anfang hatte ich mich noch vor ihm
gefürchtet, doch jetzt hatte ich keine Angst mehr vor ihm.
„Bin gespannt was uns dahinter erwartet.“ Das Adrenalin stieg an ich merkte das ich angespannt war,
trotz der Verletzungen die ich bisher in diesem sagen wir mal Abenteuer hatte..
Schweigend nickte ich nur und kniff die Augen etwas zusammen, um durch den engen Spalt linsen zu
können. Es war jedoch zu dunkel um dahinter etwas erkennen zu können. Verdammt, es dauerte
ewig, bis die Lücke endlich groß genug sein würde.
DER GERUCH!!!
Die Türe ging tatsächlich auf. Aber der Geruch ....es roch nach menschlichen Blut und das widerte
mich an. Ich schüttelte den Kopf, aber die Neugierde war größer. Vorsichtig ging ich auf den
Durchgang zu. Der Schein der Fackel wabberte über den Raum dahinter.
Stickige Luft mit penetrantem eisenhaltigem Geruch strömte uns entgegen und mein Bauch zog sich
unwillkürlich zusammen. Blut. Eindeutig. Viel Blut. Roch wie in diesem Raubtierhaus im Zoo. Nach der
Fütterung – oder wie auf Merian 2, als Alex und ich die toten Tiere gefunden hatten.
Vanity ging mit der Fackel auf den Durchgang zu, welcher uns gleich hindurch lassen würde.
Meine Kopfhaut begann zu kribbeln und folgte wachsam.
Die Schritte neben mir nahm ich wahr und auch nicht. So sicher konnte ich nicht sein. Sehr groß war
der Raum nicht aber ein Merkmal war nicht zu übersehen. Ich würgte doch ohne es ganz abstellen zu
können.
Ein Opferaltar, auf dem ein Mensch lag oder das was man von ihm übrig gelassen hatte.
Magisch wurde ich trotz dem Gestank von diesen Altar angezogen. Mein Magen zog sich zusammen.
Je näher ich kam um so mehr Einzelheiten sah ich und ich wünschte mich gerade woanders hin.
Es war.............Nicolas! Das Gesicht verschwamm von meinen Augen. Sein Oberkörper war geöffnet.
Man hatte ihn ausgenommen, alle Organe fehlten!! Der Körper war fürchterlich hergerichtet. Gott,
welche Bestien waren das, die einen Menschen derart zurichteten!
Shaki’Mar folgte uns mit Trish und die beiden Fackeln gaben nun ausreichend Helligkeit den Raum
auszuleuchten. Es war ein kleiner geschlossener Raum, welches ich aber nur im Unterbewusstsein
wahrnahm.
Mein Blick wurde magisch von einem steinernen Altar angezogen, der sich in der Mitte befand.
Stockend blieb ich stehen.
Es war schlimmer, viel schlimmer, unendlich schlimmer, als das, worauf meine Vorstellungskraft mich
vorbereitet hatte. Auf dem Opfertisch lag ein Mensch. Nackt, der Bauchraum geöffnet und die Rippen
seltsam auseinander gebrochen, so dass sie wie Speere empor ragten. Der Rumpf war leer, Organe
fehlten und so viel Blut...dem Altar, dem Boden.
Mein erster Gedanke war, der Tote war mir vertraut.
Trish und ich gingen langsam zu den Anderen. Da war die Biegung, nun waren es nur noch wenige
Meter zur Tür. Wenn da eine Tür war.
Was war das für ein Geruch? Es roch nach ..... nein das konnte nicht sein.
Trish hinter mir haltend betrat ich den Raum ....
811
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Vanity Calhoun
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Mir stockte der Atem. Nein mein Herz blieb stehen. Ich spürte wie meine Knie weich wurden. Meine
Gedanken rasten.
Vor mir in der Mitte des Raums war ein Opferaltar.
Auf ihm lag Jay’Don. Seine Brust war offen. Selbst von hier aus konnte ich sehen das Organe fehlten.
Der ganze Altar und der ihn umgebende Bereich war voller grünem Blut.
Ich war nicht fähig mich zu bewegen. Stand wie versteinert in der Tür.
Was hat Schakimar denn? Vorsichtig sah ich an ihr vorbei.
*KREISCH* MAMAAAAAAAA*
Weit von mir aber nah genug, kam ein animalischer Schrei an mein Ohr. Irritiert sah ich um mich. Für
kurze Zeit, das musste Trish gewesen sein.
Von weit her kam ein Schrei, konnte aber nichts verstehen.
Ich kannte ihn!
Hämmerte es in meinem Kopf, in meinem Herzen und übertönte alles andere.
Ich kannte ihn!
Meine Brust zog sich vor quälender Angst und Verzweiflung zusammen. Für eine Sekunde schloss ich
die Augen und holte etwas tiefer Luft. Der Schmerz zeigte mir deutlich, dass ich nicht träumte,
sondern hellwach war.
Zögernd ging ich einige Schritte näher heran und versuchte das Gesicht zu erkennen. Es war
abgewandt und doch...diese blonden etwas wirren Haare, die Kopfform...
Trish brachte mich in die Wirklichkeit zurück.
Sie riss sich los und rannte in die Dunkelheit davon. Ich versuchte ihr zu folgen, doch sie war weg.
Immer noch unter Schock stehend ging ich zurück.
Was hatte sie geschrieen? Mama?
Jay’Don sah nun wirklich nicht aus wie ihre Mutter.
Sah sie etwas anderes?
Wenn das wirklich so war .....
Die Chig ging ihr nach, während ich von meinen Gefühlen für die Szene irgendwie überwältigt wurde.
War das so richtig, ich hatte meine Probleme die Gefühle und die Gedanken die ich hatte zu sortieren.
ALEX! Die Erkenntnis ließ mich fast in die Knie gehen.
Ich konnte mich vor Ekel und Übelkeit kaum mehr auf den Beinen halten und zog mich zurück.
Richtung Ausgang. Mir war Hundeübel. Ich lehnte mich einen Moment an die Wand neben der Türe
und schloss die Augen.
Dann versuchte ich flach zu atmen und tief Luft zu holen. Das durfte alles nicht war sein, nein nicht
das...
Vanity stand an der Tür als ich zurückkam.
Ich warf erneut einen Blick in den Raum.
Mit einem wortlosen Stöhnen, das fast schon ein Schluchzer war, ließ ich das Messer fallen und
stürzte zu Alex, beugte mich über den Altar und schlang die Arme um seinen kalten Körper.
Meine Augen waren tränennass und mit den Fingern streichelte ich sanft sein Gesicht. Es war so leer
und ausdruckslos, so völlig unpassend zu seiner üblichen lebendigen Miene.
Ich hielt ihn fest und wollte verzweifelt meine Wärme an ihn abgeben – ihn ins Leben zurückbringen.
Er war tot. Für immer tot. Er hatte mich im Augenblick vor seinem Tod nicht hören können, nicht sehen
können. Ich konnte ihm nicht mehr sagen, das ich ihn liebte.
Leya beugte sich über Jay’Don und streichelte ihn. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, schloss meine
Augen und sah erneut hin.
Ich hörte Schritte aber ich hielt die Augen geschlossen. Die Realität war grausam, sie hatte mit ihrer
Härte zu geschlagen, der Geruch lag in der Luft...
812
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Leya Sinclair
Zitternd holte ich Luft und...spürte Alex Hand auf dem Gesicht, dem Hals, dem Körper. Ich roch ihn,
schmeckte ihn...
Ich blinzelte, um die Augen von den heißen Tränen zu befreien, presste die Kiefer zusammen und
richtete mich auf.
Kalte Wut durchströmte mich und Hass auf diejenigen, die seinen Tod zu verantworten hatten. Ich
warf noch einen letzten Blick auf sein Gesicht, das ich so liebte und wandte mich ruckartig ab.
Was tat sie da nur? Das war doch kein Verhalten wie es Menschen toten Chigs gegenüber zeigten.
Sie verhielt sich wie jemand der .... Was sah sie? WAS SAH SIE?????!
Wie durch einen Nebel hörte ich Schritte...dann öffnete ich die Augen. Ich brauchte einige Minuten um
die Umgebung richtig war zu nehmen, aber was war richtig und was war falsch.
Eine unnatürliche Ruhe breitete sich in mir aus.
Auf dem Weg nach draußen hob ich das Messer wieder auf und schenkte niemandem einen Blick.
Wilde Entschlossenheit ließ mich alles andere vergessen.
Mein Leben war mir genommen worden und ich würde mir dafür ihres holen und es war mir völlig
gleichgültig, was mit mir geschah.
Im Durchgang stand Shaki’Mar, so das ich sie nicht übersehen konnte und machte keine Anstalten zur
Seite zu gehen.
Dicht vor ihr blieb ich stehen.
„Lassen Sie mich durch“, funkelte ich sie an und erkannte kaum meine Stimme wieder.
Herausfordernd hob ich mein Kinn und trat erneut einen Schritt auf sie zu.
„Was haben Sie gesehen, Leya?“
Ich musste es wissen.
„Auf dem....dem Altar liegt Alex und er ist....tot“, stieß ich gequält hervor. „Sie haben mir alles
genommen und ich werde ihnen alles nehmen.“
„Sie täuschen sich, Leya. Nicht Alex liegt da, nicht Alex.“
„Sie lügen!“
„Leya, glauben Sie mir. Das da auf dem Altar ist nicht Ihr Freund. Ich bin mir nicht einmal sicher ob da
überhaupt etwas liegt. Meine Augen sehen dort meinen Lebensgefährten. Ganz sicher keinen
Menschen. Er ist schrecklich zugerichtet, die inneren Organe fehlen. Was immer wir sehen .... ich
weiß nicht mehr was ich denken soll. Was immer wir sehen .... er kann einfach nicht sein.“
Emotional erschöpft versuchte ich Klarheit hinter die Worte zu bringen.
Die Angst und Verzweiflung, Alex verloren zu haben, hatte ich noch immer nicht abschütteln können
und die Gedanken rasten verworren.
Shaki’Mar hatte jemand anderen gesehen, als ich.
Wie war das möglich? Es war so...so real.
Wie konnten wir zeitgleich jeder etwas anderes sehen? An derselben Stelle?
Und dann fiel mir plötzlich etwas anderes ein, auf den ersten Blick unzusammenhängend.
Das Gewitter und die Blitze hatten bei uns zum ersten Mal die Bilder ausgelöst und Kopfschmerzen.
Gewitter hatten, glaube ich, elektrische Schwingungen.
Kopfschmerzen auch bei längeren Überlegungen. <oh ja, so wie jetzt>
Beim Betreten der Pyramide ebenfalls und nachdem Shaki’Mar Trish vom Ausgang zurückgeholt
hatte, berichtete sie von Kopfschmerzen und Bildern sobald sie in die Nähe davon kam.
Aufgeregt blies ich hörbar die Luft aus.
Ein Signal!
Es war, als ob ein Impuls an dieser Stelle ausgelöst wurde und die Bilder und Kopfschmerzen
auslöste oder übermittelte.
Übermittelte!
Was bedeutete dies?
Leya! Denk nach, bring es in einen logischen Zusammenhang. Denk nach, verdammt...
813
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Aufmerksam beobachtete ich Leya. Sie dachte nach, sie grübelte, sie stellte sich die gleichen Fragen.
Wie konnten wir alle zur gleichen Zeit an der selben Stelle, im selben Moment etwas anderes sehen?
Als wir hierher gekommen waren, lag Sand am Boden, Pflanzen in die Zwischenräumen der Steine an
der Wand, jede Menge Ungeziefer..??!!
„Was ist jetzt los?“
Ich ging einige Schritte, wieder zur Türe rein. Der Geruch und das Blut waren fort! Verdammt noch mal
was wurde hier gespielt. Mit der Fackel betrat ich noch mal den Raum.
Gefasst Nicolas auf diesem Altar zu sehen. Nichts....als wäre das alles nicht real gewesen. Ich
schüttelte den Kopf und ging wieder raus.
Ich hörte Vanitys Frage und ich stellte sie mir auch. Vorhin hatte ich hier Jay’Don liegen sehen. Das
konnte nicht sein, dennoch sah ich es. Und nun ....
Nun war hier nichts mehr. Der Raum war leer. Keine Leiche, kein Blut. Nichts.
Wie konnten wir diese Impulse empfangen?
Die Erinnerungen auslösten oder gar unterdrückten?
In Form auch von Bildern, in meinem Fall Alex Tod?
Jäh lief es mir eiskalt den Rücken runter.
Trug etwa jeder von uns so eine Art Chip im Kopf?
Welcher Empfänger und Sender zugleich war?
Auf unsere Hirnwellen oder weiß der Geier abgestimmt war und so fähig uns all das zu suggerieren?
Irgendjemand an einem Terminal saß, Programme eingab, bestätigte und uns manipulierte?
Die Tragweite dessen, raubte mir den Atem und ließ mich schwindelig werden.
Sollte es tatsächlich zutreffen.
Plötzlich war die kalte Wut wieder da.
Sollte ich denjenigen erwischen, der so rücksichtslos mit meinen Gefühlen spielte...
Unbewusst ballte ich die Hände zu Fäusten.
Ich schaute in die Runde. „Was wird hier gespielt? Dort drin war ein Mensch ausgeweidet auf dem
Altar gelegen, jetzt ist er weg. Die Wände hier sehen anders aus und auf einmal gehen Gänge als
Abzweigungen ab. Was ist hier real oder ist das alles nur eine erfundene Geschichte?“
Vanity riss mich aus meinen Gedanken und verstört sah ich sie an.
„Was meinst du damit, er ist weg?“
„Der Altar ist noch da, aber darauf befindet sich nicht.“
Auf keinen Fall wollte ich diesen Raum noch mal betreten, geschweige denn einen Blick rein werfen.
„Und was für Gänge?“
„Die in denen wir glaubten hierher gelangt zu sein.“
Ich sah mich um und zum ersten Mal fiel mir auf, das alles ganz anders aussah. Unter den Füßen
spürte ich keinen Sand mehr, kein Moos an den Steinen oder Krabbelgetier.
Von dem Gang gingen Abzweigungen in andere Gänge ab, die vorher nicht vorhanden waren.
Oh...
„Leya, sehen Sie noch einmal in den Raum. Der Altar ist leer. Sehen Sie selbst.“
„Ich...ich kann nicht“, mir fröstelte und ich schlang schützend die Arme um meinen Oberkörper.
Einerseits fürchtete ich mich davor Alex zu sehen und andererseits auch wieder nichts zu sehen. Dies
würde meine Theorie scheinbar bestätigen und ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte.
Shaki’Mars geduldigen Blick auf meinen Rücken spürend fuhr ich mir nervös über die Augen.
Ich musste es einfach wissen!
Zögernd drehte ich mich um und warf an Shaki’Mar vorbei einen kurzen Blick in den Raum.
Der Altar war leer.
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„Ja, ich sehe es“, besonders glücklich war ich nicht darüber, wenn auch erleichtert von Alex
schrecklichem Anblick verschont zu sein.
„Ich habe da so eine Vermutung. <ich nickte> Wir müssen Trish suchen. Sie hat glaube ich ihre Mutter
auf dem Altar liegen sehen.“
TRISH! Oh mein Gott....
„Trish? Aber ich dachte...ist sie nicht mehr bei Ihnen?“, entsetzt sah ich mich suchend um, konnte
Trish aber nicht sehen.
„Sie lief weg. Ich wollte ihr folgen, doch sie war schon in der Dunkelheit verschwunden.“
Ungläubig sah ich die Chig an. Eine Vermutung?? Wollte diese überhaupt hören.
„Ich habe meinen Mann liegen sehen, aber was ist das für eine Droge?“
War es eine Droge oder vielleicht eine neue Kriegslist? Egal, vielleicht würden wir früher als uns lieb
ist eine Antwort zu kommen. Mein Magen krampfte sich zusammen.
„Keine Droge.“
„Was dann, ein Chip oder ein anderes Implantat? ...Aerotech?“ Ich schaute sie an. Das gab alles
keinen Sinn.
Trish.. oh Gott...
Panik legte sich wie eine eiserne Klammer um meine Brust.
Wo mag sie hingelaufen sein?
Ich war doch für sie verantwortlich...
Ich rannte los und sah in jeden der abzweigenden Gänge – folgte ihnen aber nicht.
Sie war sicher dem Weg gefolgt, den wir gekommen waren.
Ohne weiter auf die Menschen zu achten, ging ich nach draußen. Doch dort sah jetzt alles anders
aus. Die Gänge waren anders. Kein Sand mehr auf dem Boden. Die Steine sahen anders aus. All das
bestätigte meinen Verdacht. Doch bevor ich mir einen Ausweg überlegen konnte, mussten wir erst
Trish finden. Das arme Kind war zu Tode verängstigt und nun noch diese schrecklichen Bilder.
„TRISH!“, schrie ich und sah in den nächsten Gang. Lauschend blieb ich stehen, hörte jedoch nichts.
„TRISH!“
Nichts.
Ich lief ein Stück weiter und rief erneut.
Einige Minuten später konnte auch kürzer gewesen sein, hörte ich ein Geräusch oder mehrere. Wer
sagte mir das dies auch real war oder nur eine Einbildung. Ein kalter Schauer lief über meinen
Rücken.
Ein wenig nach rechts drehte ich meinen Kopf. Waren dort Schatten zu sehen?
Ich sah sie nur aus den Augenwinkeln. War das ein Traum oder eher ein Alptraum? Langsam hatte
ich meine Mühe Not überhaupt noch was auf die Reihe zu bekommen.
Ich ging weiter den Gang entlang. Den mittleren der Gänge. Sehr weit kam ich nicht als ich ein
Geräusch hörte. Ein bedrohliches Geräusch.
Ich erhielt Antwort – aber anders als erwartet.
Ein Geräusch.
Unheilschwanger und drohend kam es auf mich zu.
Jede Faser meiner Nerven vibrierte und ich bekam Gänsehaut die Arme hoch und den Rücken
hinunter.
Zunächst unbewusst, dann ganz gezielt ging ich rückwärts. Irgendetwas war da in diesem Gang.
Etwas das mir das Blut in den Adern gefrieren lies. Panische Angst erfasste mich.
Shaki’Mar bleib ruhig. Du weißt was hier gespielt wird.
815
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Leya Sinclair
Weiß ich das?
Unsicher drehte ich mich etwas seitwärts und sah zurück.
Shaki’Mar befand sich hinter mir und sie wich beständig zurück.
Sie hörte es auch...
Wieder nach vorn sehend folgte ich sofort ihrem Beispiel.
Irgendwie war mir klar, dass ich Trish nicht weiter verfolgen konnte.
Hin und wieder sah ich aus den Augenwinkeln Schatten aus den Gängen kommen.
Undeutlich und nie direkt mit den Augen fassbar, formierten sie sich vor mir zu einem und glitten mit
dem Geräusch immer näher heran.
Die Bedrohung war fast körperlich spürbar und so erhöhte ich mein Tempo.
Selbst wenn, das näherkommende Geräusch lies mich immer weiter zurückweichen.
Immer weiter.
Weiter.
Ich stand wieder in dem Raum mit dem Opferaltar.
Weiter zurück.
In der Tür zeichnete sich ein Schatten ab. Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Da war
nichts.
Dennoch, ich sah den Schatten. Langsam und bedrohlich wurde er größer, füllte schließlich die ganze
Türe aus. Glitt unaufhaltsam in den Raum hinein.
Bei allen Göttern!
Angstvoll stieß ich mit dem Rücken gegen eine Wand und fand mich im Altarraum wieder.
Hastig sah ich mich um.
Ich stand an die Rückwand gepresst und es gab keinen anderen Weg hinaus, als den, durch den ich
gekommen war.
Shaki’Mar und Vanity standen in der Nähe.
Mit großen Augen sah ich zum Durchgang, durch den der Schatten herein geglitten war.
Allmählich formte sich der Schatten zu einem…seltsam bizarr aussehendem Wesen. Es bewegte sich
geschmeidig wie ein Raubtier und war so unglaublich riesig – viel größer als Shaki’Mar, bestimmt an
die 3 Meter hoch. Aus dem Schatten tauchten noch weitere auf und die tödliche Gefahr, die von ihnen
ausging, traf mich mit Wucht.
Mein Herz begann zu rasen und vor Angst brach mir der Schweiß aus. Nur mit Mühe konnte ich dem
ersten Impuls widerstehen, blindlings davon zu stürzen.
Den Rücken fest an die Wand gepresst, begann ich mich langsam in die nächste Ecke zu bewegen,
brachte den Altar zwischen mich und der mir am nächsten befindlichen Kreatur.
Das Wesen wandte ruckartig den Kopf in meine Richtung und riss fauchend das Maul auf. Speichel
tropfte von den messerscharfen Zähnen auf den Boden, mit dem das Maul nur so bestückt war. Vor
Furcht keuchend verharrte ich stocksteif.
Unendlich langsam tastete ich mich mit der linken Hand zu meiner Hosentasche vor und zog
vorsichtig das Messer heraus, welches ich wieder weggesteckt hatte. Dem Wesen entging meine
Bewegung nicht und gab einen grollenden Laut von sich. Den Kopf senkend glitt es halb um den
großen Stein herum und tropfte ihn mit seinem Speichel voll. Ich tat es ihm gleich und bewegte mich
an der sich anschließenden Wand entlang von ihm fort.
Jäh ruckte sein hässlicher Schädel über den Stein hinweg, mit einer einzig unglaublich schnellen
Vorwärtsbewegung, auf mich zu und verharrte dicht vor meinem Gesicht. Das Maul weit geöffnet
schnaubte es mir seinen stinkenden Atem mit dem Speichel entgegen.
Oh Gott…. GottohGott…
Ich atmete nicht, bewegte mich nicht, zuckte nicht mal mit den Zehen oder wischte mir den Geifer vom
Gesicht. Seinen Schädel schief haltend starrte es mich an, Intelligenz in den Augen funkelnd und
begann langsam sein Maul an mir heruntergleiten zu lassen. Dabei sog es geräuschvoll die Luft ein.
Es nahm Witterung…
Oh Gott…vor Angst gab ich leise keuchende Laute von mir und presste mich noch enger gegen die
Wand. Wagte es jedoch nicht, mich wegzubewegen.
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Vanity Calhoun
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Paradoxerweise erinnerte mich das an etwas. Ich hatte dieses Viech schon mal gesehen und plötzlich
wusste ich auch woher. In einem alten Horrorfilm mit Sigourne Weaver. ALIEN. Ja, so ähnlich sah die
Kreatur aus und was tat Weaver erfolgreich in dem Film? Weglaufen!
Den feuchten Atem auf meinen Füßen spürend riss ich das Messer hoch und rammte es ihm, mit
soviel Kraft wie ich aufbringen konnte, in den Nackenbereich. Die Klinge brach an der Hautpanzerung
ab <Shit>, aber ich hielt mich nicht länger damit auf. Gleichzeitig hatte ich mich herumgeworfen und
rannte zum Durchgang. Hinter mir stieß das Alien einen hohen wütenden Laut aus und wusste, dass
es hinterher setzte.
Aus den Augenwinkeln nahm ich undeutlich Kampfgeschehen war <Shaki’Mar und Vanity…>, schrie
ihnen zu mir zu folgen, wich mit knapper Not einem weiteren Alien aus und schleuderte ihm die Fackel
entgegen, die ich noch immer in der Hosentasche gehabt hatte. Sprang über einen peitschenden
Schwanz und hörte das wütende Fauchen dicht hinter mir.
Ich war nur noch etwa anderthalb Meter vom Durchgang entfernt, als sich ein weiteres Wesen von
links blitzschnell mit weit aufgerissenem Maul näherte.
Mit einem gewaltigen Sprung, beflügelt von der Angst, warf ich mich durch den Türbogen, schrammte
mit der Schulter am Rahmen entlang und der Gang breitete sich dunkel und leer vor mir aus.
Hinter mir hörte ich etwas großes und schweres gegen eine Wand prallen, begleitet von einem
Knurren und diesem hohen fauchenden Laut.
Den Schwung nutzend rannte ich wie der Teufel den Gang hinunter. Nur Sekunden später spürte ich
die Anwesenheit eines Verfolgers. Seine Schnelligkeit mehr fühlend, als das ich es sah erhöhte ich
mein Tempo. Ich schwitzte vor Angst unter dem Overall – ich rannte buchstäblich um mein Leben.
Dem Gang folgend, lauschte ich nach hinten, ob die Schritte von Shaki’Mar und Vanity hinter mir zu
hören waren.
Nichts – nur die Laute von dem Wesen.
Sie mussten durchkommen! Sie mussten einfach und Trish finden...
Ich war mir völlig darüber im klaren, dass ich nicht weit würde laufen können. Ich war erschöpft,
verletzt, meine Lungen keuchten und pfiffen vor Sauerstoffmangel. Ich konnte noch immer nicht richtig
durchatmen. Die Rippen pochten schmerzhaft. Zudem herrschte tiefste Dunkelheit und ich lief ständig
Gefahr, gegen Wände abzuprallen oder zu stürzen. Längst hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich mich
befand. Nahm einfach jeden Gang der sich mir bot. Dann und wann taumelte ich. Das Alien war mir
dicht auf den Fersen und zischte in seiner Gier. Sollte ich es wider Erwarten bis zum Ausgang
schaffen, musste ich noch die Treppe und die Lichtung hinter mich bringen, bevor der Dschungel
vielleicht Schutz bot. Und das in meinem geschwächten Zustand.
Seinen Atem fast in meinem Nacken spürend beschleunigte ich erneut mein Tempo und gewann
etwas an Vorsprung. Geräuschvoll atmete ich durch den offenen Mund. Das Wesen veränderte
hingegen seinen Schritt nicht. Einem schwarzen Schatten gleich, glitt es wie ein geölter Blitz durch die
Gänge hinter mir her – ich war mir ständig der Gefahr bewusst, die von ihm ausging.
Es wusste, dass es gewonnen hatte – es konnte sich Zeit lassen und mich noch ein wenig durch die
Pyramide hetzen. Ich hoffte inbrünstig, dass Shaki’Mar und Vanity entkommen konnten und nicht
scheitern würden.
Ich stolperte erneut und die Wand gab mir das Gleichgewicht zurück. Keuchend und schnaubend
setzte ich die Flucht fort, während meine Beine aus Protest gegen meinen Willen zitternd nach geben
wollten. Ich hatte keine Kraft mehr, mein Tempo noch einmal zu erhöhen.
Irgendetwas streifte meine Schulter und ich konnte seinen widerwärtigen Atem riechen. Es brachte
mich zum Schwanken, fiel aber nicht hin. Meine Brust bestand nur noch aus einem unablässig
brennenden Feuer und ich bekam kaum noch Luft.
Gott, es war so verdammt nah…
Der Gang beschrieb jäh eine Biegung, die ich beinahe übersehen hätte und lief hinein.
Mit Schrecken erkannte ich knapp dahinter einen Abgrund, welcher sich tiefschwarz vor mir auftat.
Schwärzer als alles andere in der Umgebung. Keuchend blieb ich an dessen Rand stehen und war im
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Begriff mich nach dem Wesen umzudrehen. Kam jedoch nicht mehr dazu. Fauchend verpasste es mir
einen heftigen Stoss in den Rücken und ich flog über den Rand hinaus in den Abgrund. Schreiend fiel
ich in die Tiefe und mit Bedauern dachte ich an Alex, Shaki’Mar, Trish und Vanity……
Das war ein Alptraum an sich!!
Alles in mir war alarmiert aber ich konnte mich kaum von der Stelle bewegen. Diese Wesen oder was
immer da auf uns zu kam, konnte nicht existieren, nicht wirklich.
Das Monster war gut drei Meter groß und sah verdammt gefährlich aus. Welche Chancen hatte ich?
Im Grunde keine, eine leere Waffe würde nichts bringen. Alles in mir ging auf Abwehr. Es griff an.
Ich wich einige Male aus, aber irgendwann erwischte es mich doch. Seine Krallen oder was immer
das waren bohrten sich in mein Fleisch. Schmerz zuckte durch meinen Körper. Als hätte mir jemand
Feuer auf die Haut gelegt. Fluchend suchte ich nach einem Ausweg. Aber zur Türe kam ich nicht, das
konnte ich abhaken.
Erst dachte ich es wäre eine Illusion aber weshalb blutete ich dann? Dafür war es doch ein wenig zu
real. Eindeutig zu real.
Ehe ich mich versah, packte mich das Wesen am Arm und zerrte an mir, vor Schmerz halb blind
konnte ich mich nicht wehren. Panik stieg in mir hoch. Praktisch bekam ich einiges ab. Im Ganzen
würde ich den Raum nicht verlassen, soviel stand für das Monster schon fest. Einen kurzen
Augenblick erhaschte ich Leya und Shaki’Mar, aber dann musste ich mich wieder auf mich
konzentrieren.
Mein linker Arm hing in Fetzen. Blut floss aus den Wunden. Das dort überhaupt noch was war, konnte
ich kaum glauben. Gehetzt sah ich mich nach einem Versteck um. Null, nichts wo ich mich verstecken
konnte.
Aber dafür kamen noch mehr Schatten auf mich zu, ich war umzingelt. Das war es dann wohl!
Sie spielten mit mir, ausweichen war nicht, sie spielten mich wie einen Ball nur das ich immer mehr
Wunden bekam und kaum mehr denken konnte.....
Unter mir sah ich mein Blut verschmiert auf dem Boden. Mein Kreislauf machte schlapp und ich fiel hin
und blieb liegen. Ich hörte ein Röhren über mir und das widerliche Maul eines der Bestien. Dann noch
mal ein Schmerz als die Bestie sich in mein Bein verbiss und ein Teil des Fleisches in seinem Maul
hatte.
Vielleicht würde ich jetzt dorthin gelangen wo Nicolas war? Ich konnte nicht mehr. Dann wurde es
dunkel, sehr dunkel.
Der Schatten löste sich aus dem Dunkel und lies mich vor Schreck erstarren. Was war das?
Ich wollte meinen Blick abwenden, doch ich konnte nicht. Irgendetwas zwang mich es anzusehen.
Was immer das war, es war groß. 3m, vielleicht mehr. Es hatte eine schwarze Panzerung und ich
hatte mit Sicherheit nicht die Mittel diesen Panzer zu durchdringen. Sein Kopf war langgezogen und
die Stellung der Augen verriet das es sich um ein Raubtier handeln musste. Die Krallen an den
Klauen, an deren tödlicher Schärfe ich keinen Moment zweifelte, sprachen ebenso für sich. Was war
das nur?
Es kam auf mich zu.
Weitere Schatten lösten sich aus dem Dunkel. Verteilten sich im Raum. Widmeten sich jedem von
uns.
Das Etwas öffnete das riesige Maul und zum Vorschein kamen lange Zähne. Tödliche Zähne.
Speichel floss aus seinem Maul, tropfte auf den Boden der unter den Tropfen zu schäumen begann.
Säure.
Ich schloss für einen Moment die Augen. Das war alles nicht real. Was immer hier geschah, es war
nicht real!
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Das Wesen kam unaufhörlich und bedrohlich näher. Wenn ich mich konzentrieren würde, genügend
und stark genug konzentrieren würde, dann müsste die Halluzination eigentlich verschwinden. Ich
konzentrierte mich auf diesen Gedanken. Es war nicht real.
............
Diese Schmerzen! Entsetzt sah ich auf meinen Arm. Das Wesen hatte sich meinen Arm gegriffen und
mir einen Teil abgerissen. Da wo eben noch eine intakte Rüstung mit einem intakten Arm war, war
jetzt ein Loch.
Für eine Halluzination war das ausgesprochen real. Das Wesen griff erneut nach mir, doch diesmal
duckte ich mich weg. Sah mich nach einer Deckung um.
Deckung ....
Hier gab es keine Deckung. Vielleicht wenn es nur ein Wesen gewesen wäre, aber es waren so viele.
Und es wurden immer mehr.
Leya war verschwunden und Vanity ..... sie wehrte sich energisch und mit allem Mut den ein Mensch
haben konnte, aber in der gegenwärtigen Situation wäre sogar Katchiri unterlegen. Vanity war so gut
wie tot, und ich auch. Hoffentlich gelang es uns diese Biester so lange zu beschäftigen, das Leya und
Trish fliehen konnten.
Mein Atem ging schwer.
Wieso konnte ich überhaupt noch atmen?
Jetzt fiel es mir sogar leichter, als noch vor wenigen Minuten. Ich müsste tot sein. Die Rüstung war
beschädigt worden. Wieso hatte sich der Selbstzerstörungsmechanismus nicht ausgelöst? Wieso
konnte ich menschliche Luft atmen? Ich konnte sie schmecken. Das war nicht meine gewohnte
Atemluft.
Es war nicht real.
Eines der Wesen trat in mein Blickfeld und holte mich in die Realität zurück. In die Realität dieser
Simulation. Die Wesen hatten mich umringt. Eines links von mir schlug nach mir, und riss einen Teil
der Rüstung ab. Kurz darauf spürte ich einen stechenden Schmerz im Bein. Ein anderes hatte
zugeschlagen.
Sie könnten mich töten, aber sie ließen sich Zeit. Sie spielten mit ihrer Beute. Einer Beute die ihnen
sicher war. Ich durfte nicht daran denken zu sterben. Nicht sterben. Es war nicht real. Egal wie real es
sich anfühlte.
Und die Schmerzen fühlten sich mehr als real an. Meine Gedanken verloren ihre Klarheit. War es die
menschliche Atemluft? Oder der Blutverlust?
Beweg Dich Shaki-saji. Lauf um Dein Leben. Kämpfe. Hau den Biestern eins auf’s Maul!
Hau den Biestern eins auf’s Maul ......
*klong*
*FAUCH*
Netter Versuch Shaki’Mar. Netter Versuch.
Du hast dem Biest einen Zahn ausgeschlagen und nun ist es ziemlich sauer. Und seine Artgenossen
ebenfalls. Hast Du denn auf der Kriegerschule gar nichts gelernt? Kampftaktik? Strategie? Ist denn
nichts hängen geblieben? Gar nichts? Hab ich meine Zeit mit Dir verschwendet? Kämpfe!
Katchiri ......
Ich spürte einen heftigen Schlag in den Rücken und das damit einhergehende Krachen war deutlich.
Meine Wirbelsäule war gebrochen.
Wie ein Sack fiel ich zu Boden. Der Speichel eines dieser Wesen rann über meinen Helm und brannte
sich durch meinen Helm. Erreichte meine Haut, löste sie auf .....
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Meine Sinne schwanden. Ich lag in einer Flüssigkeit.
Schau genauer hin Shaki-saji.
Das war Blut.
Grünes Blut.
Mein Blut.
Soviel davon? Konnte ein Shadan überhaupt soviel Blut haben?
Wieder durchzuckte mich ein schier unerträglicher Schmerz. Eines der Wesen war gerade dabei mein
Bein aufzufressen.
Das Spiel war vorbei.
Die Stunde der Mahlzeit hatte begonnen.
Es tat so weh!
Ich schloss die Augen und dachte an meine Kinder, an Jay’Don und Katchiri. Die Gewissheit sie nicht
wiederzusehen, schmerzte mehr als zu spüren wie ich bei lebendigem Leib gefressen wurde.
Leya? Trish? Ob sie es wohl geschafft hatten? Ich wünschte es mir sehnlichst.
Hoffentlich musste Vanity nicht zu sehr leiden.
Jay’Don .....
Meine Sinne schwanden.
Danke!
Ende – Tag 3
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Tag 4
Kopfschmerzen. Heftige Kopfschmerzen.
Und andere Schmerzen. Diese ..... diese ..... eben sah ich noch ein Bild, aber es löste sich auf, schwamm
davon. Ich konnte es nicht halten. Da war ein sehr beunruhigendes Gefühl. Angst, Panik, Sorge. Aber ich
wusste nicht warum, und mit jedem Moment in dem ich wacher wurde, wusste ich es weniger.
Ein Alptraum. Ja, wahrscheinlich hatte ich einen heftigen Alptraum gehabt. Seltsam, normalerweise
erinnerte ich mich daran. Diesmal waren da nur undefinierbare Bilder. Nicht greifbare Bilder. Eben hatte
ich sie noch gesehen, fast körperlich gefühlt, aber nun verschwand alles.
Ich öffnete die Augen und sah mich desorientiert um. Wo war ich? Wer war ich? Nein, das wusste ich
noch. Aber das wo und warum war interessant.
Oh ihr Götter, diese Kopfschmerzen. Es war als würden sich Bohrwürmer langsam ihren Weg nach innen
durchfressen. Oder sie waren schon drin und fraßen nun langsam mein Gehirn auf.
Müde schloss ich noch mal kurz die Augen und setzte mich dann schließlich auf um mich umzublicken.
Es war angenehm dunkel.
Wo ...?
Wo und wieso?
Kopfschmerzen. Bohrwürmer.
Shaki’Mar!
Was denn? Schrei nicht so laut.
Shaki’Mar!
Ja, das war ich.
So langsam fiel es mir wieder ein. Die Erde, die Militärbasis, der Abflug, das Raumfenster.
Die bunten Lichter.
Katchiri.
Jaylo.
Ich sah mich nach ihnen um, konnte sie aber nicht entdecken. Vielleicht waren sie in einem anderen
Bereich des Transporters.
Vorsichtig befühlte ich mein Bein. Keine Ahnung warum, aber irgendwie schien es wichtig für mich zu
sein, das ich mich von seiner Unversehrtheit überzeugte.
Mein Blick glitt währenddessen durch den Transporter.
Vanity und Private Sinclair konnte ich sehen, aber sie lagen ebenfalls am Boden.
...Seinen Atem fast in meinem Nacken spürend beschleunigte ich erneut mein Tempo und gewann etwas
an Vorsprung. Geräuschvoll atmete ich durch den offenen Mund. Das Wesen veränderte hingegen seinen
Schritt nicht. Einem schwarzen Schatten gleich, glitt es wie ein geölter Blitz durch die Gänge hinter mir her
- ich war mir ständig der Gefahr bewusst, die von ihm ausging.
Es wusste, dass es gewonnen hatte - es konnte sich Zeit lassen und mich noch ein wenig durch die
Pyramide hetzen. Ich hoffte inbrünstig, dass Shaki’Mar und Vanity entkommen konnten und nicht
scheitern würden ...
Langsam und mit Bedacht stand ich auf und untersuchte kurz Vanity und Sinclair. Beide schienen
unverletzt zu sein und einfach nur zu schlafen, also sah ich mich weiter nach Katchiri und Jaylo um, und
ging nach vorne. Vielleicht war Katchiri in der Pilotenkanzel?
War sie nicht. Die Piloten auch nicht. Wo war sie dann? Hinten vielleicht? Ich drehte mich wieder um,
eigentlich wollte ich die Pilotenkanzel verlassen, aber etwas hielt mich auf. Die Scheiben waren
undurchsichtig. Fast als wären sie schwarz gestrichen. Seltsam.
...Irgendetwas streifte meine Schulter und ich konnte seinen widerwärtigen Atem riechen. Es brachte mich
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zum Schwanken, fiel aber nicht hin. Meine Brust bestand nur noch aus einem unablässig brennenden
Feuer und ich bekam kaum noch Luft.
Gott, es war so verdammt nah …
Vor der Einstiegsluke sah ich Blutspuren. Grüne und rote Blutspuren. Das musste nichts bedeuten.
Katchiri hatte ihre Rüstung an. Ebenso den Helm. Es hatte etwas zu bedeuten.
Mit klopfendem Herzen sah ich mich im Rest des Transporters um. Es schien alles da zu sein, bis auf
Katchiri und Jaylo. Keine Spur von den Beiden.
Dann waren da noch diese seltsam milchigen Fenster. Irgendwas verdeckte uns die Sicht nach draußen.
Wo war Katchiri?
Mein Blick fiel auf Private Sinclair und Vanity. Sinclair war sehr unruhig. Ihre Augenlider zitterten. Sie
träumte. Sollte ich sie wecken?
Während ich darüber nachdachte, wachte Vanity auf.
VANITY AUFWACHEN!!
Autsch! Sei leise, ich habe Kopfschmerzen, verflucht noch mal.
Langsam kam ich zu mir, na ja, was man dafür halten könnte. Meine Lider waren tonnenschwer und der
Kopf dröhnte, das alles zu spät ist oder war.
Sehr langsam nahm ich meine Umgebung wieder war, aber nur langsam, das Dröhnen im Kopf wurde
schlimmer, umso wacher ich wurde.
Die Erinnerung................was war die Erinnerung?
Einige gute Frage, der Flug und das Wurmloch, in dem Lichter waren. Aber da war noch mehr. Da war ich
mir sicher, nur was war es?
...Der Gang beschrieb jäh eine Biegung, die ich beinahe übersehen hätte und lief hinein.
Mit Schrecken erkannte ich knapp dahinter einen Abgrund, welcher sich tiefschwarz vor mir auftat.
Schwärzer als alles andere in der Umgebung. Keuchend blieb ich an dessen Rand stehen und war im
Begriff mich nach dem Wesen umzudrehen. Kam jedoch nicht mehr dazu. Fauchend verpasste es mir
einen heftigen Stoß in den Rücken und ich flog über den Rand hinaus in den Abgrund. Schreiend fiel ich
in die Tiefe und mit Bedauern dachte ich an Alex, Shaki’Mar, Trish und Vanity……
Ich rappelte mich erst mal auf und setzte mich hin. Gott, war mir übel, Migräne konnte nicht schlimmer
sein. Hatte ich schon mal gesagt, das ich Kopfschmerzen hasste!
Langsam wurde ich wacher, aber diese alptraumhafte Erinnerung verblasste.............ich konnte sie nicht
festhalten.
Ich hörte Schritte, anscheinend war schon jemand vor mir wach geworden. Vorsichtig drehte ich meinen
Kopf, eine große Gestalt stand im Transporter, es war Shaki’Mar.
Mein Blick fiel wieder auf Vanity und Private Sinclair.
„Alles in Ordnung?“
„Nein, nicht wirklich. Wären diese Kopfschmerzen nicht, ginge es mir besser.“ Ich versuchte ein leichtes
Grinsen zustande zu bringen, was mir aber reichlich misslang.
Als ich mich um sah, zählte ich nach, wir waren nur zu dritt, es fehlten eindeutig die Hälfte der Besatzung,
zudem hatte der Transporter eine dezente Schieflage.
„Weißt du eventuell wo der Rest der Truppe ist?“
„Katchiri und Jaylo sind nicht hier. Die Piloten auch nicht.“
Ich überlegte, sehr seltsam. „Dann gehe ich mal davon aus, das wir egal wo wir runtergekommen sind,
nicht alleine sind. Denn Katchiri würde Dich kaum so ohne weiteres alleine hier lassen. Dann würde ich
noch die Frage stellen, warum die Personen mitgenommen wurden und wir nicht?“
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„Gute Fragen. Leider habe ich im Moment keine Antwort darauf. Das letzte an das ich mich erinnern kann
ist der Eintritt in das Raumfenster, die bunten Lichter und das Gefühl von Schwere. Und an einen
Alptraum. Genauer gesagt an das Gefühl einen schrecklichen Alptraum gehabt zu haben, aber ich kann
mich an nichts erinnern.“
Ich rappelte mich langsam auf, wenn auch langsam, die Kopfschmerzen waren die Hölle.
„Ja, an das Raumfenster kann ich mich auch noch erinnern, was den Alptraum angeht, geht es mir
ähnlich, ich habe keine Erinnerung daran, aber ich hatte ihn.“ Alleine schon der Gedanke lies mir Schauer
über den Rücken jagen.
Mein Blick fiel wieder auf Sinclair. Sie träumte noch immer. Ich sollte sie aufwecken.
Ich fiel! Oh Gott ... Mein Herz schlug einen Purzelbaum und setzte für einen Moment aus. Die Augen weit
aufgerissen sah ich nichts, als diese undurchdringliche Schwärze. Von weit oben erklang ein tiefes
Grollen und Fauchen ... dann war es still und ein panischer Schrei zerriss die Stille.
Gott, ich schreie! Ich selbst ...
Mit wild rudernden Armen und Beinen drehte ich mich um die eigene Achse ... ohne es zu sehen, spürte
ich den Boden rasend schnell auf mich zukommen und genauso schnell zog mein Leben an mir vorbei.
Gleich werde ich meine Knochen zermalmen hören ...
Jetzt ...
Laut nach Luft schnappend setzte ich mich auf - schweißgebadet und wild klopfendem Herzen.
Ich blinzelte und bemühte mich nicht zu weinen. Ich hatte damals geweint, es hatte nichts genützt. Wieder
so ein Alptraum... ob sie jemals aufhören werden? Noch immer spürte ich die lähmende Angst und
glaubte zu fallen, doch je intensiver ich die Bilder hoch holen wollte, desto undeutlicher wurden sie und
schließlich gab ich es auf. Ich wollte mich auch gar nicht erinnern. Alex Nähe fehlte mir, in seinen Armen
träumte ich nur selten und er schenkte mir Trost.
*Seufz*
Sie war aufgewacht und ihr Gesicht zeigte deutlich, das auch sie einen Alptraum hatte. Ob wir wohl alle
den gleichen hatten? Ein an sich sinnlose Frage, denn ich für meinen Teil konnte mich an nichts mehr
erinnern. Nur noch an die Gefühle.
Mein Kopf ...Himmel, diese Kopfschmerzen!
Ich griff mir an die Stirn und schwang die Beine zur Seite, um vom Bett zu springen. Woher hatte ich nur
diese .... *klong*
Verwirrt sah ich auf meine Füße - sie hingen nicht wie erwartet in der Luft, im Gegenteil.
Verdattert sah ich mich um und tastete zugleich meine Umgebung mit den Händen ab.
Ich war ja gar nicht in der Koje! Ich saß auf dem Boden! Ja und ich bewegte mich!
Langsam aber unaufhaltsam rutschte ich auf dem glatten Boden der gegenüberliegenden Wand
entgegen. Erschrocken suchte ich nach Halt, griff aber ins Leere und stoppte erst, nachdem meine Füße
gegen die Wand stießen.
Die Baracke hatte Schräglage. Was zum Teufel war los? Ich schielte nach links.
Neugierig beobachtete ich Private Sinclair. Sie schien noch etwas unter Desorientierung zu leiden.
Und wieso standen Shaki’Mar und Vanity im Quartier und beobachteten mich?
Mit offenem Mund starrte ich sie an und ließ meinen Blick weiter in die Umgebung wandern.
Die Notbeleuchtung spendete nur wenig Licht.
Transporter ... ich war in einem Transporter!
Plötzlich fiel mir alles wieder ein.
Der Abflug von Fort Henry, das Raumfenster und die bunten Lichter und das ich Ohnmächtig geworden
war.
Ich lauschte: Keine Triebwerksgeräusche oder die typischen Bewegungen eines Flugs. Nichts. Das
bedeutete ...wir waren gelandet und offensichtlich nicht sehr glücklich.
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Hastig tastete ich mich ab. Ich war verletzt und mir fehlten wichtige Sachen...
Erleichtert entspannte ich mich, alles noch da. Selbst das T-Shirt von Alex und mir ging es gut.
Wie kam ich bloß darauf verletzt zu sein?
„Wo sind wir runter gekommen und was ist passiert?“, fragte ich laut und stand auf. Ich fühlte mich steif,
so als wäre ich Stunden gelaufen und streckte mich ausgiebig um die Muskeln zu lockern. Dabei prüfte
ich nochmals, ob meine Knochen auch wirklich heil waren.
„Ich habe keine Antworten auf Ihre Fragen Private Sinclair. Das müssen wir erst noch herausfinden.“
„Nein, die haben wir nicht. Keine Ahnung was passiert ist.“
„Neja, das werden wir sicherlich gleich von den Piloten erfahren. Botschafter, sind Sie verletzt? Oder Sie
Agent?“, besorgt sah ich kurz zu ihnen hinüber. Dann suchte ich mit den Augen nach JayLo und Katchiri.
Konnte sie jedoch nirgends entdecken.
„Nein, abgesehen von leichter Desorientierung und dem Gefühl einen schlimmen Alptraum gehabt zu
haben, geht es mir gut.“
„Rein äußerlich nicht, aber die Kopfschmerzen sind höllisch.“
„Sie hatten einen Alptraum? Komisch, ich hatte ebenfalls einen. Ja und Kopfschmerzen habe ich auch...“,
wieder sah ich mich um, „aber gut, dass Ihnen beiden nichts fehlt. Sind JayLo und Katchiri draußen und
checken die Lage?“, oh verdammt diese Kopfschmerzen! Das war bei meinem ersten Raumfenster aber
nicht so und diese bunten Lichter hatte es ebenfalls nicht gegeben. Seltsam...
„Sie sind auf jeden Fall nicht im Transporter. Draußen war ich noch nicht. Aber da sind Blutspuren an der
Einstiegsluke.“
„Blutspuren?“, erschrocken sah ich von einem zum anderen, „JayLo und Katchiri verletzt? Wo zum Teufel
sind die Piloten?“ Noch während ich sprach wandte ich mich um und ging schnell zur Luke. Tatsächlich
gab es eine schwache Blutspur, rot und grün, in ihre Richtung und davor ebenfalls.
„Sie sind nicht im Transporter.“
„Was heißt das, sie sind nicht im Transporter? Wo zum Teufel sind die hin?“, finster starrte ich auf die
Luke, „so langsam komme ich mir reichlich verarscht vor.“ Ich wurde rot und schielte zu Shaki’Mar.
„Ich mein...verschaukelt.“
Menschen und ihre Redewendungen. Wo war Jaylo, wenn man sie brauchte? *grins*
„Mir sagt weder das eine noch das andere Wort etwas, Private Sinclair.“
>breit grins<
Manchmal war es doch wirklich von Vorteil, nicht verstanden zu werden...
„Oh, das bedeutet so was wie, getäuscht und veralbert zu werden“, unsicher sah ich zu ihr hinüber.
Kannte sie diese Worte? „So etwas in der Art jedenfalls.“
Ich nickte.
Getäuscht = veralbert = verarscht = verschaukelt ......
Diese Sprache ..... *seufz*
„Na gut, als ich aufwachte, war ich ganz schön durcheinander ...“, murmelte ich mehr zu mir selbst und
sah mir den Zustand der Luke an. Mmh... „und wusste zunächst nicht, wo ich mich eigentlich tatsächlich
befand...“, ....sah in Ordnung aus. „Ging mir genauso.“ Am Terminal daneben aktivierte ich die Öffnung
der Luke, „Ja, uns allen wir mir scheint. Vermutlich war es bei JayLo und Katchiri ähnlich und hatten den
Transporter verlassen. Zudem wurden sie bei der unsanften Landung verletzt und irren nun verwirrt
draußen herum...“, mit gerunzelter Stirn starrte ich die Einstiegsluke an: Sie rührte sich nicht.
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„Das sie draußen sind, wäre denkbar.“
Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen. Aber verwirrt? Und vor allem, wie hatte sich Katchiri
verletzt? Wenn ihre Rüstung beschädigt war ..... hatte sie den Selbstzerstörungsmechanismus
ausgeschaltet? Eigentlich undenkbar, bei jemandem wie Katchiri. Aber dann müsste ihre Leiche hier
liegen. Wo war sie nur?
Wäre eine Möglichkeit, was ich allerdings nicht glaubte, da jemand der durch den Wind ist, nicht sorgfältig
die Luke zu macht. Aber es wäre im Rahmen dessen, was sein könnte.
„Verdammt, sie geht nicht auf“, ärgerlich tippte ich erneut auf dem Terminal rum, „okay, das Verschwinden
der Piloten erklärt das natürlich nicht... Shit, die Luke rührt sich nicht. Ich glaube wir haben ein Problem.“
Die Luke ging nicht auf, durch die Fenster kam kaum Licht. Ich ging zu eines, was ich da sah, gefiel mir
überhaupt nicht, die Fenster schienen milchig zu sein, ähnlich als wären..........vereist. „Shit.“
Während Sinclair sich weiter umsah, versuchte ich die Luke aufzuschieben, aber sie klemmte. War es
denkbar das Katchiri, Jaylo und die Piloten durch diese Luke nach draußen gekommen waren? Wie
hatten sie sie aufbekommen? Oder war sie erst nachträglich verriegelt worden? So viele Fragen und so
wenige Antworten.
Durch das nächste Fenster spähend - sah ich nichts. Ich brauchte eine Sekunde um zu begreifen, dass
das Fenster mit einer milchigen Schicht von außen verdeckt war. Mit einem Rundumblick stellte ich fest,
dass es mit den Übrigen ähnlich war.
„Okay, die Luke klemmt vermutlich und die Fenster sind dicht. Agent, vielleicht könnten Sie sich das näher
ansehen, während ich mir das Cockpit vornehme?“, ich musste in Ruhe nachdenken...
„Schaut aus, als wären sie vereist, sowohl Fenster wie auch Luke. Ich versuche sie mal kurz zu schließen,
mal schauen ob sich das Teil dann doch noch bewegt.“ Ich ging in Richtung Luke und sah mir das Panel
an.
„Private versuchen sie einen Funkspruch loszusenden, vielleicht ist jemand in der Nähe.“
„In Ordnung. Mal sehen, was die Sensoren zu melden haben.“
Ich nickte und suchte nach was, mit dem ich das Panel lockern konnte. Ein Auto kurzschließen war das
eine, mal schauen was sich da noch überhaupt bewegte....
Während die beiden Menschen sich umsahen, überprüfte ich die Vorräte und Waffen meiner Rüstung. Es
war mir unglaublich wichtig. Warum konnte ich nicht sagen, aber ich musste es tun. Musste die
Gewissheit haben, das ich genügend Atemluft und Nahrungsvorräte hatte.
Seltsam.
Das Cockpit war dunkel. Nur einige wenige Instrumente leuchteten. Die Panzerverglasung war, wie die
Fenster, von außen verdeckt. Das ließ auf nichts gutes schließen. Bevor ich mich in den Pilotensitz setzte,
sah ich mich aufmerksam um. Kampfspuren gab es keine - jedenfalls war dergleichen nichts festzustellen.
Ich setzte mich und fing sofort an, einen Systemcheck durchzuführen. Die meisten Instrumente arbeiteten
nicht mehr. Mit einem Blick auf die Energieanzeige, kannte ich auch den Grund: Die Energiereserve war
auf 15 % runter. Alle nicht lebenserhaltungswichtigen Systeme hatten sich, um Energie zu sparen,
automatisch abgeschaltet nachdem der kritische Punkt erreicht war. Toll.
Dies bedeutete, dass ich das ODP nicht benutzen konnte, um die Aufzeichnungen und Auswertungen
unseres Flugs abzurufen. Verdammt, jetzt hätte ich alles dafür gegeben, JayLo hier zu haben! Sie hätte
sicher eine Möglichkeit gefunden, irgendwo etwas Energie abzuzapfen.
Mein Blick wanderte weiter zur Treibstoffanzeige. Okay, Treibstoff hatten wir noch zu ca. 40 %. Nicht
berauschend, aber immerhin etwas.
Jetzt wandte ich mich dem LIDAR zu. Die Reichweite der Sensoren war stark eingeschränkt, zeigten
jedoch in 30 km Entfernung ein Gebäude an.
Ein GEBÄUDE!
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Aufgeregt sog ich die Luft ein. Aufmerksam betrachtete ich die Anzeige - konnte aber nicht erkennen, ob
es militärischen Ursprungs oder vielleicht gar eine Miene war.
Egal. Dort hatten wir die Chance brauchbare Dinge zu finden und zu beschaffen.
Hastig sah ich nach der Funkanlage und fluchte still vor mich hin: Sie war mutwillig zerstört und außer
Betrieb gebracht worden. Wo zum Teufel waren wir bloß hineingeraten?
Wieder sah ich auf die Energiereserve und seufzte. In Gedanken rechnete ich nach, wie viel Energie der
Transporter brauchte, um die Systeme hochzufahren und die Lebenserhaltung wieder in Gang zu bringen.
Okay, es reichte und sogar noch etwas darüber hinaus. Um aber hier wegzukommen, wo immer wir uns
befinden mochten, mussten wir eine Möglichkeit finden den Transporter mit Energie zu füttern und
vermutlich musste ich einige Systeme vom Kreislauf trennen, um welches einzusparen. Darüber werde ich
mir aber erst Gedanken machen, wenn es soweit war. JayLo, du fehlst hier, hoffentlich finden wir dich und
Katchiri gesund und munter...
Das Intercom einschaltend: „Ich werde jetzt sämtliche Systeme herunterfahren und den Transporter kalt
stellen, um Energie zu sparen. Die Sensoren zeigen an, dass die Luft atembar ist. Eine Minute die
Taschenlampen zu beschaffen, plus 10 Sekunden bis die Systeme unten sind“, ich sah auf die Uhr. „Wir
haben genau 21:25 Uhr. Achtung, fertig - jetzt!“
Nach einigen abgebrochenen Fingernägeln, hatte ich das Panel offen und suchte mir einen grünen und
roten Stecker mit Verbindung, als ich die Stimme von Sinclair vernahm. Ich brachte die Drähte zueinander
und ich hörte ein Ächzen. Die Drähte waren zusammen und ich packte die Luke und stemmte mich rein.
Verflucht, aber ich hatte sie ein wenig auf bekommen. Kalte Luft kam rein, brrr. War nicht so toll...........Eis
und Schnee, hatten wir ja schon lange nicht mehr.
Sinclairs Stimme brachte mich aus meinen Gedanken zurück. Neugierig was sie da vorne machte, ging
ich zur Pilotenkanzel und sah ihr zu.
Im Augenwinkel sah ich das Shaki’Mar zur Kanzel vorging. Ich schloss die Luke wieder aber ich ließ die
Verriegelung nicht einrasten. Den Trick hatte mir mal ein Mechaniker gezeigt. Der funktionierte immer
noch. Wäre mir klar lieber wenn JayLo hier wäre. Kurzschließen ist ja nicht so schwer aber die Kiste
wieder flott zu bekommen war wieder was ganz was anderes.
Die Sekundenanzeige im Auge, angelte ich nach der Taschenlampe im Cockpit und schaltete sie mit einer
Hand ein. Nach Ablauf der Minute begann ich routiniert die Systeme herunterzufahren. Kaum zehn
Sekunden später waren die Anzeigen zappenduster und nur das Licht der Taschenlampe erhellte die
Kanzel. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Jetzt hatte ich ne Minute Zeit zum Nachdenken,
bevor ich wieder nach hinten ging. Alex T-Shirt hervor holend vergrub ich mein Gesicht darin. Sein Duft
hatte eine beruhigende Wirkung und ich entspannte mich ein wenig.
*grins*
In Gedanken zählte ich erst mal die Fakten auf: Der Abflug verlief zunächst ganz normal, dann
Schwerelosigkeit, bunte Lichter und enormer Druck, welcher Ohnmacht zur Folge hatte. Aufwachend
hatte ich das Gefühl etwas schreckliches erlebt zu haben, lag auf dem Boden, der Transporter gelandet,
JayLo, Katchiri und die Piloten verschwunden, auf dem Boden Chigblut und menschliches. Die Energie
fast am Ende und die Funkanlage zerstört. Mmh...
60 % Treibstoff waren verbraucht und nur noch geringe Energiereserven. Rechnete ich das hoch, war der
Transporter ein paar Tage von der Erde entfernt. Eigentlich kein Problem für ein Rettungsteam uns zu
finden. Durch das Raumfenster jedoch... Dieser Planet konnte also wer weiß wo sein. Rettungstrupps
würden Wochen brauchen uns zu finden. Alex Duft tief einatmend versuchte ich meinen Herzschlag zu
beruhigen. Diese Aussicht war nicht besonders ermutigend!
Der Transporter musste bereits vor einigen Stunden hier gelandet sein. Wie lange mochten JayLo und der
Rest schon verschwunden sein? Vor allem, warum?
Das Blut auf dem Boden machte mich stutzig. Hier in der Kanzel war keines und auch wir drei waren nicht
verletzt. Die Theorie das sie verwirrt draußen herumirrten glaubte ich selbst nicht. Ich glaubte eher, dass
die Piloten für das Verschwinden verantwortlich waren und dafür gesorgt hatten, dass die Luke nicht zu
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öffnen war und wir keinen Funkspruch absetzen konnten. Konnte mir jedoch nicht erklären, weshalb der
Botschafter, Calhoun und ich noch hier waren und am Leben. Wollten sie zurück kommen und uns noch
holen?
Sollte dies zutreffen, wäre es ratsam, nicht mehr hier zu sein: Sprich, wir sollten verschwinden!
Ich seufzte und stopfte das T-Shirt wieder unter das Hemd. Es war Zeit nach hinten zu gehen und
Calhoun beim Öffnen der Einstiegsluke zu helfen.
Bevor ich mich aus dem Sitz schlängelte holte ich noch das dicke Handbuch, welches Griffbereit in einer
Klappe lag. Da drin würde ich alles wissenswertes finden, um diverse Systeme später von der Energie zu
trennen und hoffentlich eine Lösung um die Energie irgendwie aufzustocken. Mir graute es jetzt schon
davor, mich mit der Technik auseinander zu setzen. Hoffentlich hatten der Botschafter und Calhoun
technisches Verständnis und konnten helfen.
Ich bückte mich und sah mir das Blut an, es schien schon ein paar Stunden alt zu sein. Was war passiert?
Mehr Fragen als Antworten, ich hoffte das der Planet auf dem wir waren nicht gänzlich unbewohnt war,
ansonsten würden Probleme mit dem vereisten Transporter haben, er steckte wahrscheinlich im Schnee
fest, wenn ich mir die Fenster und die kalte Temperatur ansah, würde ich sagen, ohne Hilfe sah es
verdammt schlecht aus.
Ich drehte mich um und schrak zurück. Hinter mir stand groß und still Shaki’Mar.
„Tut mir leid Botschafter, ich hatte Sie nicht bemerkt. Ich hoffe, Sie stehen noch nicht lange hier?“
„Ich wollte Sie nicht erschrecken Private Sinclair. Haben Sie etwas herausgefunden?“
Ich nickte und unterrichtete sie in kurzen Worten vom Zustand des Transporters.
„Leider kann ich keine Berechnungen anstellen, in welchem System dieser Planet sein könnte. Ich komm
an die Flugaufzeichnungen nicht heran und ich bezweifle, dass sie noch vorhanden sind - sie sind sicher
gelöscht worden. Die Funkanlage wurde jedenfalls mutwillig zerstört. Sieht vorläufig ganz danach aus, als
hätten die Piloten etwas damit zu tun.“
Mutwillig zerstört? Das klang nicht gut.
„Sind Sie sicher, das die Anlage mutwillig zerstört wurde?“
„Ja, sehen Sie selbst“, ich drehte mich so, dass sie an mir vorbei auf die Systeme sehen konnte und
deutete zur Anlage, „die Beschädigung rührt nicht vom Absturz her. Es wurde mit einem Gegenstand
darauf rumgehauen und zusätzlich Kabel getrennt.“
„Bedenklich.“
Wieso konnten wir nicht einfach nur mal normal abstürzen. Ohne Attentäter, Sabotage oder anderen
Ursachen dieser Art.
„Ich denke, wir können davon ausgehen, das der Austritt aus dem Raumfenster nicht dort erfolgte, wo er
hätte sein sollen. Wir sollten uns lieber damit vertraut machen, dass Rettungstrupps Wochen benötigen
uns zu finden oder sogar aufgeben werden. Wir werden uns selbst helfen müssen oder wie denken Sie
darüber?“, interessiert sah ich sie an.
Ich holte meinen Scanner heraus und versuchte Umgebungsdaten zu bekommen. Aber da war nichts.
Keine Daten. Rein gar nichts. Seltsam. Der Scanner sah nicht beschädigt aus.
Gut, bleibt noch das Shuttle. Ich versuchte es zu kontaktieren, aber hier tat sich ebenfalls nichts.
Entweder hatte die Kommunikationseinheit ebenfalls Schaden genommen oder das Shuttle war nicht in
der Nähe. Eigentlich müsste es zerstört sein, was ich mir nicht vorstellen konnte.
Neugierig versuchte ich einen Blick auf dieses seltsame Ding zu werfen, das sie herausgeholt hatte. Was
war das?
„Ich fürchte Sie haben recht. Mein Scanner liefert überhaupt kein Ergebnis und ich erhalte auch keinen
Kontakt zu meinem Shuttle. Wir sind auf uns allein gestellt.“
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Das ergab keinen Sinn. Grübelnd sah ich den Scanner an.
Ein Scanner...
Schweigend sah ich an ihr vorbei ins Leere. Irgendwie hatte ich gehofft, sie würde mir widersprechen und
versichern, morgen würden wir gefunden werden. Ja, ihr Volk hätte Technologien, die dies ermöglichten.
Nun gut, dann halt nicht. Kein Grund, um mich selbst aufzugeben - Alex wird es auch nicht tun. Ich sah sie
wieder an.
Sie konnte Kontakt zu ihrem Shuttle aufnehmen. Was für einem Shuttle? Später war Zeit für Fragen...
„Wissen Sie, was ich nicht verstehe? Warum wir noch am Leben sind - speziell Sie. Einfacher hätten sie
es nun wirklich nicht haben können, Sie aus dem Weg zu räumen“, verlegen hielt ich inne, „äh, ich
mein...Sie von Ihrem Posten zukünftig fern zu halten. Nein, stattdessen machen sie es sich verdammt
kompliziert. Ich frage mich, welche Interessen diejenigen verfolgen?“
„Vielleicht galt ihre Aufmerksamkeit nicht mir, falls der Absturz wirklich Absicht war. Sie könnten mich mit
Katchiri verwechselt haben, oder sie wurden von Bewohnern dieses Planeten verschleppt, für die ich
ebenfalls uninteressant bin?“
Nachdenklich sah ich sie an.
„Ja, möglich. Vielleicht denke ich einfach zu kompliziert. Jedenfalls wünsche ich mir, beide unversehrt zu
finden - und die Piloten.“
„Denken Sie lieber weiter kompliziert. In unserer Situation ist Misstrauen wahrscheinlich die beste
Überlebensgarantie, und ich hoffe Ihre Wünsche werden erhört.“
„Nun, ich habe auch nicht wirklich vor, damit aufzuhören“, lächelte ich sie an und deutete dann mit einer
leichten Bewegung der Hand nach hinten.
*grins*
Dachte ich mir. *grins*
„Botschafter, die Sensoren haben etwas angezeigt und ich würde gern zu Agent Calhoun zurückkehren,
um sie beide darüber zu informieren.“ Pfff...Leya, der geborene untergeordnete Soldat...wenn das
Commodore Saunders hören könnte!
„Natürlich.“
Ich machte ihr den Weg frei.
Wir kehrten zur Einstiegsluke zurück und ich wiederholte gegenüber Calhoun die Fakten über den
Transporter.
Hinter mir hörte ich Schritte, ich drehte mich in die Richtung. Es war Sinclair. „Was gibt es denn neues
Private?“
„Die Sensoren zeigen in 30 km Entfernung ein Gebäude an“, richtete ich mich schließlich an beide, „es ist
vermutlich nahe liegend, dass die Piloten JayLo und Katchiri dorthin gebracht haben und sich noch dort
aufhalten. Den Transporter selbst halte ich allerdings auch nicht für sicher - sie können jederzeit zurück
kommen und beenden, was immer sie vor haben.“
Schweigend hörte ich ihr zu.
30 km in der Kälte marschieren - mir war der kalte Luftzug, der durch die einen Spalt breit geöffnete Luke
hereindrang, nicht entgangen - war nicht unbedingt das, was ich heute tun wollte.
Nicht sonderlich berauschend, musste ich durchaus zugeben, vor allem bei der Kälte dort draußen. „Das
Gebäude ist erreichbar, wenn wir es schaffen. Sicher sind wir hier nicht, zudem ist der Transporter, so wie
Fenster ausschauen total vereist. Wenn die Beiden dort sind, sollten wir einen Versuch wagen und die
Personen zur Rede stellen, ich habe einige Fragen ohne Antworten.“
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Ich schaute Shaki’Mar an, sie war sehr leise, ich wusste das Chigs mehr für Wärme als für Kälte zu haben
waren.
„Ja, hier eingesperrt können wir nichts tun um unsere Situation zu verbessern. Wir benötigen Energie für
den Transporter. Das Gebäude scheint mir die beste Alternative zu sein und wir sollten es uns ansehen“,
abwartend sah ich von einem zum anderen.
Selbst mit Energie konnten wir noch ein Problem haben, wir mussten die Kiste enteisen. „Wir haben keine
Schneeausrüstung da, aber hier herumsitzen können wir uns auch nicht erlauben. Am besten wäre ein
neuer Transporter damit wir den hier ins Schlepp nehmen könnten. Aber alles zu seiner Zeit, wir sollten
erst mal schauen wie es draußen ausschaut, ob es eine Möglichkeit gibt dort hin zu kommen.“
„Wir sollten uns zunächst den Transporter und die Umgebung ansehen. 30 km können eine ziemlich lange
Strecke sein, wenn man keine passende Ausrüstung hat.“
„Allerdings, vor allem bei der Kälte draußen.“ Ich konnte nicht mal sagen ob dort draußen so was
ähnliches wie gefährliche Tiere rumliefen.
Ich nickte.
„Der Transporter muss von außen nach Schäden überprüft werden. Hoffentlich müssen wir nichts
reparieren“, besorgt sah ich auf das Schott neben der Luke. Das fehlte noch, womöglich Schweißarbeiten
- ohne entsprechendes Werkzeug und den Kenntnissen. Unauffällig blickte ich zu Shaki’Mar hinüber.
Welche außerirdischen Rassen neben den Chigs mochte es noch geben? Oh...und denen auf Merian 2?
Dieses Gebäude...hoffentlich von Menschenhand errichtet, mit Funkanlagen und anderem, was wir
brauchen. Am besten einem abflugbereiten Transporter. *Seufz* Wunschdenken...
„Reparieren wäre nicht das Problem, ich hoffe eher das wir nicht reparaturtechnisch improvisieren
müssen.“
Für Jaylo wäre das kein Problem, aber wir waren keine Techniker. Schwierige Reparaturen würden uns in
ernste Schwierigkeiten bringen. Mich sowieso, da ich von menschlicher Technik keine Ahnung hatte.
„Ja, das hoffe ich auch. Die Vereisung bereitet mir keine Kopfzerbrechen. Wir müssen nur die Triebwerke
zum Starten frei bekommen - mit etwas Mühe zwar, aber es ist zu schaffen. Der Rest erledigt sich von
selbst, wenn sich der Transporter aufheizt. Die Energie ist das eigentliche Problem. Ein gewaltiges
Problem und ich weiß noch nicht, wie wir es lösen können - aber alles zu gegebener Zeit.“
Die Energiereserven waren nicht berauschend. Wir würden einiges an Energie brauchen um den
Transporter startklar zu bekommen.
„Agent“, mit dem Kopf deutete ich zur Luke, „konnten Sie die Luke kurzschließen?“
„Ist schon kurzgeschlossen. Allerdings geht die Luke nur sehr schwer auf, könnte an dem Eis liegen,
draußen herrschen nicht gerade Plustemperaturen.“
„Bevor uns an das Öffnen der Luke machen, sollten wir unsere Ausrüstung zusammensuchen. Wenn die
Luke erst mal offen ist, wird es hier drin sehr schnell ungemütlich kalt. Und wir wissen nicht, ob wir sie
wieder schließen können.“
Die Luft, die durch den schmalen Spalt eindrang, war kalt genug.
„Schon unterwegs“, rief ich und eilte nach hinten zum Gepäck.
„Nicht die schlechteste Idee.“ Ich ging nach hinten und schaute nach meinen Gepäck.
Ich begann meine Waffen zu überprüfen. Sollte ich das Gewehr mitnehmen oder nicht? Schießen war
nicht unbedingt meine Stärke, aber es konnte nützlich sein. Den Kampfstab, das Messer und das Schwert
hatte ich sowieso dabei. Wichtiger waren die Nahrungs- und Atemluftvorräte.
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In der ersten Tasche befanden sich Splitterschutzwesten für unten drunter. Die waren nicht so schwer, ich
legte uns zwei raus. Dann noch einige Pullis und Shirts für drunter, es dürfte verflucht kalt werden,
Strümpfe. Danach packte ich noch Munition, Sonnenbrille und Kompass ein. Irgendwo war noch ein
Fernglas drin. Mein kleines Seil hatte ich schon verstaut. War zwar nicht so lang aber besser als gar
nichts, die M70 und die M590 hatte ich schon bereit gelegt. Meine beiden Messer waren eh immer dabei.
Meinen Rucksack und die kleine Kiste hervorholend begann ich in meinen Sachen zu wühlen. Calhoun tat
ihresgleichen. Natürlich hatte ich keine warmen Klamotten entsprechend der Kälte draußen dabei. Einfach
nur normale Standardbekleidung und Ausrüstung.
So, mal sehen was ich alles übereinander bekam: Erst mal zog ich mich aus und wechselte Unterwäsche,
dann zweimal Strümpfe, ein Top, ein T-Shirt, ein Hemd. Okay, nun den Flightsuit, darüber quetschte ich
mich noch in eine Hose, noch ein Hemd und die Jacke. Okay, nun fühlte ich mich wie eine Presswurst und
konnte mich kaum bewegen. Wie sollte ich jetzt die Springerstiefel ankriegen? Mit hochrotem Kopf
rackerte ich mich ab und schließlich steckten meine Füße endlich drin. Etwas umständlich, weil kaum
bewegen, stand ich auf. Gott, ich bekam keine Luft! Egal, Hauptsache nicht erfrieren. Zum Schluss
steckte ich noch meinen Kompass ein und legte die Handschuhe heraus. Nicht gefüttert, aber sie werden
wenigstens etwas meine Finger warm halten. Die Sachen aus dem Rucksack packte ich in die Kiste, sie
ließ sich zwar nicht schließen, aber jetzt nicht so wichtig. Ganz unten in den Rucksack packte ich die
Sachen von Alex und der Rest würde sich im Transporter finden.
Die Heilkristalle .....
Ich kontrollierte schnell ob sie heil waren.
Zum Glück waren sie es und noch vollzählig. So fühlte ich mich schon deutlich wohler.
Die Granaten teilte ich so auf, das jeder was bekam je zwei von jeder Sorte, die Teile waren so klein, das
Shaki’Mar mit der Rüstung Probleme in der Handhabung bekam. Ich ging zu Sinclair.
Ich überprüfte gerade meine Waffen, als Calhoun zu mir herüber kam.
„Private das ist für Sie, 2 x Rauch-, Blend- und normale Handgranaten. Das ihr ist eine sehr leichte
Splitterschutzweste, hält vielleicht auch ein wenig die Kälte ab. Leider habe ich keine Schneeausrüstung
hier, die ist schon unterwegs zur Saratoga.“
„Danke“, die Granaten entgegennehmend legte ich sie erst mal beiseite. Mit gerunzelter Stirn hielt ich die
Weste in der Hand. Toll, wohin anziehen?? Die Jacke und das Hemd ausziehend, zog ich sie über den
Flightsuit und darüber das Hemd und die Jacke. Doppelte Presswurst...
Neugierig sah ich zu Sinclair. Sah warm aus, aber auch unbeweglich.
Sorgfältig beendete ich die Überprüfung meiner Waffen: Der M-70 und M-590 und der dazugehörigen
Munition, jeweils zweimal vorhanden. Das K-Bar hatte ich bereits an seinem Platz verstaut. Okay, alles in
bester Ordnung. Die Granaten verstaute ich im Rucksack, die M-70 ins Holster und die M-590 hängte ich
um. So bepackt machte ich mich daran, im Transporter nach nützlichen Dingen zu suchen. Eine
Taschenlampe, Batterien, ein Fernglas, Medpacks, den größten Teil meiner zugeteilten
Nahrungseinheiten, Wasser und zwei Rettungsdecken. Wie sollte ich bloß meinen Kopf schützen?
Nachdem ich Sinclair alles gegeben hatte, zog ich mich an. Erst raus aus den Klamotten, dann
zwiebelmäßig wieder anziehen. Aber besser als frieren. Als ich mich angezogen hatte, suchte ich noch
nach 3 Rettungsdecken, welche die nicht aus Stoff waren, die hielten die Wärme und waren für den
Notfall gedacht. Einige Medpacks hatte ich schon vorhin eingesteckt. Ich hoffte das ich diese nicht
brauchen würden. Eine kleine Taschenlampe und zwei Ersatzbatterien packte ich noch ein.
Die Handschuhe die ich dabei hatte waren Standard. Das würde kalt werden, da war mir jetzt schon
sicher. Die M70 hatte ich mir umgeschnallt der Rest lehnte an der Wand des Transporters. Verpflegung
und ein wenig Wasser hatte ich auch dabei, ob das nicht einfrieren würde? Mal schauen, Thermobehälter
waren leider nicht da....
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Dann ging ich zur Luke, dann wollen wir mal...
Der Helm! Und was als Mütze darunter? Nachdenklich sah ich zu den Schlafkojen. Das müsste
funktionieren... Ein Kissen abziehend stopfte ich es in den Helm und machte mich auf zur Luke.
Calhoun wartete dort bereits.
„Agent, am besten Sie holen sich noch den Helm und als Mütze darunter ein Kissenbezug“, meinte ich mit
Blick auf ihre Ausrüstung, „die Kälte wird höllisch für den Kopf werden“,
„Den Helm ja, aber ich bevorzuge eher eins meiner Halstücher.“ >grins<
„Neja, zwar nicht der letzte Schrei“, grinste ich zurück, „aber sollte ich einem Alien begegnen - behaupte
ich einfach, das trägt man so bei uns.“
„Gut zu wissen.“ *grins*
„Die werden es zu schätzen wissen.“ >noch breiter grins<
*breitzurückgrins*
Als ich alles erneut überprüft hatte, ging ich zu den Anderen und half ihnen die Luke aufzudrücken.
Es dauerte nicht lange und Shaki’Mar kam zur Luke. Gemeinsam packten wir an und stemmten die
Einstiegsluke auf. Ein eiskalter Lufthauch fuhr in den Transporter. Ich fror augenblicklich bis ins Mark und
ein heftiger Wind pustete mir feinen Schnee ins Gesicht. Himmel, war der arschkalt! Mit
zusammengekniffenen Augen ging ich nach draußen.
Mit vereinten Kräften stemmten wir uns dagegen. Dieses Biest war echt schwer aufzubringen, wir hatten
es bald geschafft. Ich ging raus, erst sah ich überhaupt nichts. Nur Licht...........
Es dauerte einige Sekunden bis ich was sah................Schnee so weit man sehen konnte. Eine Hügelkette
erstreckte sich weiter hinten. Die Sonne knallte runter, allerdings glaubte ich nicht das es so warm war, ich
fror.
Sofort drang scheußlich kalte Luft in den Transporter ein.
30 km ......
Das würden lange 30 km werden.
Widerwillig ging ich nach draußen und sah mich um. Es war unangenehm hell. Die ganze Landschaft war
mit Schnee bedeckt und in ein unnatürlich grünliches Licht getaucht. Es sah alles ziemlich unwirklich aus.
Und überall war Schnee. Schnee, und nichts als Schnee.
Mit einer Hand die Augen abschirmend und zitternd sah ich mich um. Wir befanden uns auf einer Anhöhe
und es bot sich mir eine unbeschreibliche Aussicht. Unter uns lag eine Schneeebene die sich weit, bis hin
zu einer Gebirgskette, erstreckte. Schnee, nichts als Schnee, soweit das Auge sehen konnte. Über allem
lag ein seltsames blaugrünes Licht und gab der Landschaft ein unwirkliches Aussehen. Ich kam mir vor,
wie auf einem toten Planeten. Von uns abgesehen, fehlte jedes Anzeichen von Leben. Ja und keine
Spuren. Der Wind hatte alles vernichtet und wieder zugedeckt. Er fegte mit hoher Geschwindigkeit von
den Bergen herab über die Ebene zu uns herüber. Ich sah in die ungefähre Richtung des Gebäudes. Der
aufgewirbelte Schnee ließ es unsichtbar werden.
Ich wandte mich ab und sah mir den Transporter an.
„Wir sollten uns gut einpacken, ist nicht gerade warm hier.“
Mir war jetzt schon kalt und wir waren noch nicht mal aufgebrochen.
Da ich nichts weiter zum anziehen dabei hatte, sah ich mich weiter um. Der Transporter hatte sich tief in
eine Schneedüne eingegraben und war komplett mit einer Eisschicht überzogen. Das würde ein Problem
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werden.
Der Transporter hatte tatsächlich eine Bruchlandung hingelegt und hatte sich mit der Schnauze tief in eine
Schneedüne gegraben. Die Außenhaut war von einer dicken Eisschicht überzogen und er lag in
Schräglage geneigt. Vorsichtig ging ich um ihn herum und überprüfte ihn auf sichtbare Schäden. Okay,
die Triebwerke waren total vereist, aber ansonsten scheint die Außenhaut unversehrt. Erleichtert kehrte
ich zu den beiden zurück.
Ich sah nach unten und ich sah außer Schnee gar nichts, keine Spuren. Die Brise war nicht gerade lau.
Unter null Grad soviel stand für mich fest. Dann drehte ich mich zum Transporter herum.
„Shit“.........Das war eine Bruchlandung nach Vorbild. Schlagseite und die Schnauze im Schneeberg
vergraben. Eine dicke Eisschicht lag über dem Transporter. Ohne Enteisung keine Chance. „Scheint so,
als würden wir doch den Weg zum Gebäude machen Shaki’Mar.“
Ich nickte nur kurz.
„Nichts, was wir nicht wieder hinbekommen werden“, nickte ich aufmunternd zum Transporter, „die
Außenhaut sieht unbeschädigt aus. Da können wir wirklich von Glück reden. Die Vereisung wird etwas
Mühe kosten, ist aber kein unüberwindbares Hindernis. Wie gesagt, die Energie ist unser wirkliches
Problem. Das Gebäude ist meine Hoffnung, dort eine Energiequelle für uns zu finden.“
„Ich hoffe die haben dort dann auch etwas mit der sich die Energiequelle transportieren lässt.“
Die Vorstellung mit zentnerschweren Energiezellen die 30 km wieder zurückzulaufen gefiel mir gar nicht.
Ich nickte. Falls nicht, musste halt improvisiert werden. Als Optimist glaubte ich daran, immer einen Weg
zu finden. Für alles gab es eine Lösung. Sackgassen gab es nicht im Leben - die schuf man sich nur
selbst. So sagte mein Vater immer. Jedenfalls dachte ich nicht daran am Transport der Energiequelle und
dem Enteisen der Triebwerke zu scheitern. Schließlich wollte ich nach Hause...zu Alex. Und Shaki’Mar
musste das ebenfalls - der Frieden musste unter allen Umständen gewahrt bleiben.
Nicht nur das, mit was sollten wir das Teil enteisen, heißes Wasser sah ich hier nicht und Heizer in der
Größe waren nicht hier, zudem hatte Shaki’Mar recht, mit was sollten wir diese transportieren. Theorie
und Praxis waren da schon gravierend auseinander geraten.
Hier zu sitzen und zu warten, das sie andere Seite wieder kam, war keine so gute Idee. Mein Blick
schweifte umher, keine Menschenseele zu sehen.
Konnten wir nicht mal Glück haben und auf einem normalen Planeten landen, nein immer nur Extreme an
sich. >grrrr<
Der Wind wirbelte den Schnee ständig hin und her. Sehr, sehr undeutlich konnte irgendwo in der Ferne
was erkennen, ob das, das Gebäude war?
Vor uns lag ein weites schneebedecktes Tal. Mir schauderte bei dem Gedanken es durchqueren zu
müssen. Nachdenklich ging ich wieder in den Transporter.
„Haben wir ein Fernglas an Bord und in welcher Richtung liegt das Gebäude? Ich würde mir gerne mal die
Umgebung näher ansehen. Besser gesagt, ihr solltet das tun. Ich sehe da draußen nicht viel.“
„Ja, drinnen habe ich welche, wie hält deine Rüstung, zwecks der Kälte?“ Für Chigs hatte ich leider fast
gar nichts dabei.
„Bescheiden. Ich fürchte sie wurde beschädigt, denn sie gleicht die Kälte nicht mehr aus.“
Besorgt musterte ich sie. Was bedeutete die Kälte für sie als Chig? Hatte sie dieselben Auswirkungen wie
bei Reptilien? Shaki’Mar hatte ja was Amphibisches. Das wäre...wäre furchtbar.
„Das ist nicht gut, hast du was zum reparieren dabei oder können wir mit was aushelfen?“ Ich schaute sie
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nachdenklich an. „Hält die Rüstung den Marsch durch?“
„Um die Rüstung mache ich mir keine Sorgen ..... und nein, ich habe nichts zum reparieren dabei. Es
muss so gehen.“
Unglücklicherweise.
„Ich mache mir schon Sorgen, denn die Rüstung schützt dich, wenn sie nicht mehr funktioniert hast du ein
Problem Shaki’Mar.“ So gehen, wenn das Ding versagt, hatten WIR ein sehr großes Problem.
„Ich meinte damit, das die Rüstung noch immer vorhanden sein wird, wenn der Inhalt schon lange
gegangen ist. Und ja, ich habe ein Problem mit der Kälte.“
Skeptisch sah ich auf die Rüstung und ließ meinen Blick über ihre ganze Erscheinung wandern. Es
musste doch etwas geben, was sie drunter anziehen konnte.
„Botschafter, wären Sie bereit etwas von uns anzuziehen? Unter der Rüstung meine ich. Die Piloten
hatten sicher ebenfalls Gepäck dabei und einer von ihnen war männlich. Also vermutlich groß. Wir
könnten mal nachschauen, was wir finden.“
Sehr erstaunt sah ich Sinclair an.
„Sicher, warum nicht?“
„Prima!“, strahlte ich sie an, „bin gleich wieder zurück.“
Hastig verschwand ich im Transporter und stand kurz darauf vor den ganzen Gepäckstücken.
Mal sehen, welches den Piloten gehört hatte...nein, das gehörte JayLo...und das Calhoun...ah ja, hier
wäre was...
Mit vereinten Kräften zog ich eine schwere Kiste hervor. Doch beim Öffnen sah ich gleich, dass die Größe
unmöglich hinkommen konnte - also weiter...
Mit ächzen holte ich eine weitere Kiste von oben runter und sah hinein. Ja, das war das richtige! Eilig fing
ich an die Sachen raus zu holen und es dauerte nicht lange und der Boden war übersät mit den
verschiedensten Dingen. Auf einen Haufen warf ich einige T-Shirts, Hemden, eine Trainingsjacke, dessen
Stoff dehnbar und einen Pulli der sehr ausgetragen und ausgeleiert war. Wohl sein Lieblingsstück - ah ja,
und ne Uniformhose.
Den Arm vollgepackt kehrte ich zu Shaki’Mar und Calhoun zurück.
Sie begann damit den Transporter nach Kleidung für mich abzusuchen und zu meiner großen
Überraschung fand sie sogar etwas. Nun, es war nicht ganz meine Größe, aber einen Versuch war es
wert.
„Okay, hier habe ich ein paar Sachen für Sie gefunden. Zum Glück war der Pilot sicher an die eins
neunzig“, ihr den Stapel hinhaltend, „probieren Sie aus, was Ihnen einigermaßen passt.“
„Danke Private.“
Ich nahm die Kleidung entgegen und zog mich damit in den hinteren Teil des Transporters zurück. Ein
paar Minuten später kam ich wieder nach vorne.
Neugierig musterte ich sie.
„Konnten Sie etwas verwenden, Botschafter?“
„Ja.“
Sie sah mich immer noch erwartungsvoll an. Dann sag ihr doch WAS Du brauchen konntest.
Nein, sie würde mehr Spaß haben, wenn sie die Sachen verglich und selber herausfand was fehlte. Das
trainierte ihre Sinne. *grins*
Gespannt wartete ich darauf, zu erfahren, was sie sich denn ausgesucht hatte - aber da kam nichts. Sie
sah mich nur schweigend an. Es dauerte etwas, bis ich endlich begriff, dass sie es mir nicht sagen würde.
Dabei wollte ich so gern wissen, was sie denn nun anhatte! Dann musste ich es halt anders herausfinden
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...
Mit einer leichten Bewegung der Hand, so als hätte ich das Interesse an ihr verloren, deutete ich zum
Transporter.
„Ich geh mal schnell aufräumen. Ich habe ein ganz schönes Chaos angerichtet“, schon halb durch die
Luke, „dauert nicht lange!“
Nach hinten flitzend stach mir gleich der fein säuberlich gestapelte Kleiderhaufen inmitten des
Durcheinanders ins Auge. Davor hinhockend nahm ich das erste Stück und hielt es hoch: T-Shirt also
nicht ... Es nach hinten werfend nahm ich das nächste: Kein Hemd ... es irgendwohin fallen lassend
begutachtete ich schon das darunter liegende Teil und schließlich hielt ich das letzte, die Trainingsjacke,
in Händen. Ha! Der Pulli! Und die Hose! *freudig grins*
Zutiefst befriedigt meine Neugier gestillt zu haben, ging ich postwendend wieder zurück zu Shaki’Mar und
Calhoun. Hinter mir, völlig vergessend, den absoluten Wirrwarr zurück lassend.
„Bin wieder da“, rief ich ihnen zu.
*grins*
Sie sah aus als hätte sie die Antwort gefunden nach der sie gesucht hatte.
„Botschafter, um auf Ihre Frage mit dem Fernglas zurückzukommen. Ich habe eines eingesteckt“, zur
Luke gehend zog ich den Rucksack vor und holte das Fernglas heraus. Hindurchsehend peilte ich mit
Hilfe der Navigationsanzeigen, welche am oberen Rand erschienen, die Koordinaten des Gebäudes an,
die ich mir gemerkt hatte. Jenseits des Tals konnte ich schemenhaft im Schneewirbel ein Gebäude
erkennen. Mehr aber auch nicht.
„Sehr gut. Können Sie etwas erkennen?“
„Es ist nur undeutlich zu sehen und Einzelheiten in der Landschaft gar nicht. Der Wind wirbelt den Schnee
zu sehr auf“, ich setzte das Glas wieder ab. „Ein Vorteil hat es wenigstens. Sollten wir dort auf
Feindberührung treffen, wird er uns genauso wenig über die Ebene kommen sehen.“
Ich nickte.
„Bei unserem Glück hört der Schneesturm genau dann auf, wenn wir mitten auf der Ebene und meilenweit
zu sehen sind.“
Ja, da war was dran, soviel Glück hatten wir einfach nicht.
Aufmerksam betrachtete ich beide. Beide schienen etwas mutlos zu sein. Allerdings fiel mir im Moment
nicht das Richtige ein, um sie aufzumuntern oder Zuversicht zu geben. So schwieg ich.
Aufbruch
Wir brachen auf.
Ein Gefühl der Unsicherheit machte sich in mir breit. Es war so kalt. So unsagbar kalt.
Ich hatte soweit alles dabei und ging voran, das würde noch ein sehr kalter und anstrengender Tag
werden, wie lang der wohl war auf diesem Planeten? Hoffentlich lang genug um dieses Gebäude im
Hellen zu erreichen.
Es gab erst mal einen Feind zu widerstehen, das war die Kälte und die kannte kein Erbarmen ....
Den Rucksack geschultert und das Gewehr umgehängt, stülpte ich mir den Kissenbezug über den Kopf
und darüber den Helm. Alex T-Shirt als Schal um den Hals geknotet, hielt es die beißende Kälte
wenigstens etwas ab. Das Visier unten stapfte ich hinter Shaki’Mar drein. Das wird ein langer und
anstrengender Marsch werden.
834
Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
So unsagbar kalt.
Schweigend und im Gänsemarsch schritten wir die Anhöhe hinunter zur Ebene. Die Bewegung tat mir gut
und mir wurde richtig warm. Der Wind allerdings war höllisch. Er sauste mit hoher Geschwindigkeit über
uns hinweg, zerrte an mir und dem Rucksack. Schnee wirbelte auf und zeitweise konnte ich nur noch
Shaki’Mar vor mir sehen. Manchmal gab er den Blick frei bis zu den Bergen und der weiten glitzernden
Fläche.
Gott, was war ich froh, den Helm auf zu haben! Mein Gesicht war so vor dem Wind und der Kälte gut
geschützt. Nur das Visier musste ich immer wieder reinigen. Zudem kamen wir gut voran, der Schnee lag
nicht allzu hoch, da vom Wind die Anhöhe hinauf getragen. Wir hatten schon einige Kilometer zurück
gelegt und hatten die Ebene fast erreicht, als plötzlicher Schneefall einsetzte. Besorgt beobachtete ich,
wie er immer dichter wurde. Jetzt war es wirklich schwierig Shaki’Mar noch zu erkennen. Die Sorge, sie
und Calhoun im Schneegestöber zu verlieren, zwang mich dem Botschafter dicht auf den Fersen zu
bleiben.
Ich verfluchte langsam den Tag an dem ich geboren wurde. Die Gegend war lebensfeindlich. Der Wind
pfiff mir um die Ohren und langsam kam die Kälte .... So schön wie die Gegen landschaftlich aussah, sie
konnte für uns tödlich sein. Stellenweise sah ich kaum mehr die nächsten Meter vor mir, die Anhöhe hatte
es in sich. Unter dem Visier hatte ich noch eins meiner Tücher über meine Nase und Mundpartie
gebunden, aber Schnee suchte sich seinen Weg in die Klamotten.
Die ersten Kilometer waren wir gut voran gekommen, der Schnee war auch nicht so tief. Aber der
zunehmende Schneefall bereitete mir sorgen. Das Seil, wäre eine Möglichkeit. Zumindest eine Notlösung
um uns nicht gänzlich zu verlieren ....
Vanity führte unsere kleine Gruppe an.
Bei allen Göttern, dieser Schneesturm sorgte dafür das die Schneeflocken sich teilweise unter meine
Rüstung schoben. Mir war entsetzlich kalt und die Rüstung war wirklich defekt. Die Kälte drang unerbittlich
durch die Rüstung und setzte mir mehr zu als ich es zugeben wollte.
Schweigend und gedankenverloren ging ich hinter Vanity her.
Von Zeit zu Zeit wischte ich mir den Schnee vom Helm, weil er mir die Sicht versperrte. Ich sah aus wie
ein übergroßes Schneemonster. Zeitweise war der Schneefall so dicht, das ich Vanity vor mir kaum mehr
sehen konnte. Und auch nicht riechen. Das war ein klarer Vorteil. Allerdings würde ich lieber den Gestank
von 100 Menschen riechen, als hier im Schneesturm herumzulaufen.
Es war so entsetzlich kalt.
Frierend dachte ich an Zuhause. An die warmen Sommer, die bunten Blumen im Garten.
Jaylo wie sie die Elastizität des Rasens erforscht hatte. *grins*
Wie gern wäre ich jetzt in meinem warmen Bett, oder wenigstens auf Nal’Shadan. Selbst in den kältesten
Wintern sank die Temperatur nie unter 15 Grad PLUS. Das Laufen fiel mir zunehmend schwerer. Ich
spürte wie meine Beine schwer wurden. Immer schwerer. Meine Muskeln versteiften sich mit jeder Minute
mehr.
Ich weiß nicht wie lange wir liefen, oder wie weit, aber Vanity stoppte plötzlich und riss mich so aus
meinen Gedanken.
Die Zeit verging, meine Gedanken hingen sonst wo. Der ständige Schnee machte mir zu schaffen. Meine
Muskeln hatten zutun und mir war stellenweise doch Sau kalt. Wie es wohl Shaki’Mar ging? Dann stoppte
ich ....zumindest ein Ziel wäre erreicht.
Die letzte Etappe des Hügels hinter uns gelassen standen wir schließlich vor der Ebene. Ich sah zurück.
Der Wind begann bereits unsere Spuren mit Schnee zuzudecken. In wenigen Sekunden wird es keine
Anzeichen von uns mehr geben. Die Spitze des Hügels mit dem Transporter war im Schneefall nicht zu
erkennen. Wieder nach vorn sehend starrte ich auf die weite Fläche und spürte langsam die Kälte an den
Füßen hoch kriechen. Wir mussten weiter ...
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Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Wir hatten die Ebene erreicht.
Oh ihr Götter, mir war so kalt und die Kälte machte mir immer mehr zu schaffen, und wir hatten erst die
Ebene erreicht. Der schwierige Teil lag noch vor uns. Schwierig und vor allem weit.
Schweigend setzte ich mich wieder in Bewegung. Jeder Moment der Pause lies meine Körpertemperatur
noch weiter absinken und würde mich schneller in Schwierigkeiten bringen.
Ich machte mir Sorgen, ob die Rüstung hielt? Zur Not konnte ich sie in Rettungsdecken wickeln. Dann sah
sie zwar aus wie eine wandelnder Weihnachtsbaum, aber ich wollte nicht das sie erfror in der Rüstung.
Langsam setzte ich mich in Bewegung, wir hatten noch einiges vor uns, der Transporter war nicht mehr zu
sehen. Geschweige denn der Hügel auf dem er gelandet war. Das Gepäck drückte und ich würde was für
eine Schneeausrüstung geben, schöne dicke Daunenjacken und gut gefütterte Stiefel ...
Kalt ....
Calhoun und Shaki’Mar setzten sich wieder in Bewegung und ich folgte. Immer wieder beobachtete ich
Shaki’Mar und fragte mich, wie es ihr bei der Kälte wohl erging. Ich wusste einfach zu wenig über Chigs
um es abschätzen zu können. So behielt ich sie weiter im Auge und dachte darüber nach, wie ich ihr
helfen konnte, sollte der kritische Punkt erreicht werden. Ich konnte ein paar Sachen ausziehen und
Hohlräume der Rüstung ausstopfen oder .... in Gedanken ging ich weiter.
Je weiter wir auf die Ebene hinaus kamen, desto höher lag der Schnee und unser Tempo wurde deutlich
langsamer.
Ehe ich mich versah, versank ich im Schnee und das bis zu den Knien. Toll, wie lange würden wir das
aushalten? Ich zog mein linkes Bein wieder aus dem Schnee und setzte ihn weiter vorne wieder aus. Ich
merkte wie der Schnee meine Klamotten an den Beinen durchnässte, die Körpertemperatur ließ den
Schnee zu Wasser gerinnen. Shit, das hatte ich gebraucht. Ich fror eh schon erbärmlich ...
An Shaki’Mar vorbei sah ich zu Calhoun. Sie stand knietief drin und hatte Mühe sich durch zu kämpfen.
Als Schlusslicht hatte ich es erheblich leichter, da ich in der Spur der beiden vor mir lief.
„Agent!“, rief ich nach vorn. Calhoun und Shaki’Mar blieben stehen und drehten sich mir zu.
Konnte ich was gegen die Kälte tun?
Es war so entsetzlich kalt.
„Ich werde Sie stündlich ablösen, einverstanden?“
Sinclair hörte ich noch und stoppte. Versuchte mich herumzudrehen, was bei den Schneemassen nicht
einfach war. Ablösen???
Erst brauchte ich eine Sekunde, bis ich begriff was sie von mir wollte. In mir keimte eher die Frage auf,
würden wir da überhaupt durchkommen bei der Höhe?
„Okay, einverstanden, Private.“
Ablösen?
Wieso ablösen? Wobei ablösen?
Einen Moment sah ich die beiden verständnislos an, dann fiel mir auf das beide Menschen bis zu den
Knien im Schnee steckten.
„Ich werde vorangehen. Mir macht die Schneehöhe nichts aus.“
Nur die Kälte. Diese elende Kälte.
„Die Höhe vielleicht nicht, hältst du das aus mit einer defekten Rüstung Shaki’Mar?“ Derweil suchte in den
Taschen nach dem Seil, es hatte mir schon früher gute Dienste geleistet, ein leichter Kunststoff aber
kaum unter zu bekommen.
„Die Kälte trifft mich hinter Dir genauso wie vorne, und wenn die Kältestarre einsetzt bist Du die Erste die
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
es merkt.“
Zwangsläufig.
„Finde ich nicht sonderlich lustig.“ Ich machte mir große Sorgen um Sie, wie lange würde sie noch
aushalten?
Sanft klopfte ich Vanity auf die Schulter. Ich hatte diese Geste schon mehrfach bei den Menschen
gesehen.
„Kältestarre?“, erschrocken sah ich sie an, mir der Tragweite ihrer Worte plötzlich überdeutlich bewusst
werdend „was bedeutet das genau? Können Sie sich dann nicht mehr bewegen? So als wären Sie
scheintot?“
„Ja. Um zu überleben werden alle lebensnotwendigen Prozesse auf ein Minimum reduziert und zusätzlich
wird eine Art Koma ausgelöst. Scheintot trifft es ganz gut.“
„Ihr Stoffwechsel ...ist der bereits verlangsamt?“ Beharrlich ignorierte ich die aufkeimende Panik und
versuchte klaren Kopf zu behalten. Koma... Sie konnte trotzdem überleben! Reptilien konnten das auch,
sogar über einen längeren Zeitraum.
Das hörte sich alles nicht gut an, überhaupt nicht gut, die Chigs waren nicht gerade leicht und ohne Hilfe
würden wir sie kaum weit tragen können.
„Ja, ist er. Die Kältestarre wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
Nur die Götter wussten wie lange sie mir noch geben würden. Mein Gefühl sagte mir das es nicht mehr
sehr lange sein würde.
„Wie...wie lange können Sie hier überleben, wenn Sie in die Kältestarre fallen? Ich meine, wie viel Zeit
bleibt uns, Maßnahmen zu treffen, Sie in Sicherheit zu bringen?“
„Hier? Unter der Voraussetzung das es nicht wesentlich kälter wird, und es keine gefährlichen Raubtiere
gibt, wahrscheinlich zwei Wochen.“
Da bist Du aber sehr optimistisch Shaki’Mar. Und wenn schon. Es war wichtig das die Menschen die
Hoffnung nicht verloren. Und das sie nicht unvorsichtig wurden, nur weil sie sich Sorgen um mich machten
und deswegen in Eile waren.
Zwei Wochen, da ich nicht wusste wo wir überhaupt waren, konnten zwei Wochen vielleicht viel zu kurz
sein um Hilfe zu holen.
„Zwei Wochen... das reicht, um Sie entweder in den Transporter oder ins Gebäude zu bringen“, das
Gefühl von Panik verflog etwas und während ich überlegte, aus was alles man einen Schlitten bauen
konnte, fiel mir noch etwas ein. „Wie viel Grad Wärme benötigen Sie, um wieder aus der Kältestarre zu
kommen und wie lange wird es dauern?“
„Plusgrade, je mehr umso besser. Wie lange es dauert, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Gesundheitszustand, wie warm es ist, welche Art von Wärme. Eingetaucht in warmes Wasser, geht es
sicher schneller als vor einer Wärmequelle.“
Baden also...verdammt.
„Ich könnte was von meinen Sachen ausziehen und in ihre Rüstung stopfen. Dort wo Schnee und Kälte
eindringt. Ich habe genug an...“, es war eher ein hilfloser Vorschlag, als tatsächliche Hilfe - dessen war ich
mir bewusst. Vielleicht half es trotzdem, dachte ich trotzig.
Sie war süß. Gerührt hörte ich ihre Worte und legte sanft meine Hand in ihren Nacken.
„Ich weiß Ihre Geste zu schätzen Private Sinclair, aber Ihre Kleidung würde mir nicht wesentlich helfen.
Der einzige Effekt wäre, das Sie noch mehr frieren. Und es genügt wenn sich einer von uns kältebedingt
nicht mehr bewegen kann. Sie sind mir eine größere Hilfe, wenn Sie fit und aktiv bleiben.“
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Leya Sinclair
Ihre Hand sanft in meinem Nacken spürend schwor ich mir im Stillen, sie aus dieser verdammten Starre
zu holen und zur Saratoga zu bringen...
Mein Blick glitt zum Himmel. Sah nicht so aus, als würde der Schneesturm nachlassen, aber es wurde
dunkel. Und mit der Dunkelheit kühlte es wahrscheinlich noch mehr ab. Ich hatte nicht mehr viel Zeit.
Während der letzten Stunden hatte ich einiges an Energie verloren und zu den Kälteproblemen gesellte
sich noch ein überaus starkes Hungergefühl. Zeit mir ein paar Nahrungspillen zu gönnen. Mit steifen
Fingern holte ich ein paar aus der Box und .....
lies sie in den Schnee fallen. Na toll!
Weg, für immer verloren.
Sinnlos es noch mal zu probieren. Ich würde nur weitere Nahrungspillen verlieren.
„Lasst uns nicht zu lange stehen, das kühlt mich zu sehr aus.“
Gedankenverloren starrte ich vor mich hin. Wie lange werden wir wohl noch brauchen, die Ebene bis zum
Gebäude zu überqueren? Wie lange wird Shaki’Mars Körper durchhalten? Sollte sie in Starre verfallen,
wer sollte zurückbleiben? Leya, du weißt genau, dass du sie nicht zurücklässt! Sie ist zu wichtig für den
Frieden - ja und du magst sie... Gott...sie musste es einfach bis zum Gebäude schaffen. Sie musste
einfach. Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Weitergehen...ja, wir mussten weitergehen.
Ich nickte ihr zu. Da war es ja, in einer der Beintaschen. Ich zog es raus und gab erst Shaki’Mar das eine
und Sinclair das andere Ende. „Wenn der Sturm nicht nachlässt möchte ich niemanden verlieren, zudem
könnte es sehr schnell dunkel werden, wir wissen es nicht.
Unschlüssig hielt ich das Seilende in den Händen. Sollte ich es mir umbinden? Mein Kopf schrie: Jaa,
bind es um, aber mein Instinkt warnte mich. So ließ ich es wieder los und schüttelte verneinend mit dem
Kopf.
Ein Seil?
Sollten wir es uns umbinden?
Nein, besser nicht. Zum einen waren meine Finger schon zu steif dafür und zum anderen würde es uns
behindern, wenn wir plötzlich Deckung suchen mussten.
Deckung! Hier! Shaki’Mar träum weiter.
Gut, dann nicht, ich steckte das Seil wieder ein. Meine Beine waren schwer wie Blei.
?????
Wieso steckte sie es wieder ein?
Weil Du zu langsam reagiert und es nicht ergriffen hast.
Ja, meine Reaktionen waren schon deutlich eingeschränkt. Alles war verlangsamt. Die Starre würde bald
einsetzen.
Langsam merkte man ihr an, das sie langsamer wurde in ihren Bewegungen, ich hoffte sie würde noch
einige Zeit durchhalten....alleine würde ich sie nicht lassen.
Mit schweren Schritten ging ich wieder los. Diesmal vorne, bahnte den Menschen einen Weg. Langsam,
Schritt für Schritt ....
Langsam. Wahrscheinlich war ich zu langsam für die Menschen, aber meine Muskeln gehorchten mir
nicht mehr so wie ich es wollte. Alles verlangsamte sich zusehends.
Ich reihte mich hinter Shaki’Mar ein und versuchte in den Abdrücken der Chig zu landen. Was nicht ganz
einfach war. Langsam wurde es dunkler aber der Schneefall wurde deshalb nicht weniger. Das würden
noch heitere Stunden werden...
Hinter Calhoun laufend hatte ich Mühe, sie im dichten Schneefall nicht zu verlieren. Sie war wesentlich
kleiner als Shaki’Mar, sogar ein Stück als ich. Den Blick fest auf ihren Rücken geheftet stapfte ich durch
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den Schnee hinter ihr her. Die Kälte war mittlerweile durch die Schuhe und die beiden Strümpfe
gekrochen und meine Zehen begannen zu kribbeln und zu schmerzen. Sicher werde ich in einigen
Stunden kaum noch laufen können. Meine Oberschenkel waren vom eisigen Wind bereits gefühllos und
meine Fingerkuppen kribbelten gleichfalls schmerzhaft. Die Handschuhe konnten die Kälte nicht mehr
genügend abhalten. Wenigstens war ich körperlich fit und konnte noch gut einige Zeit lang durchhalten.
Besorgt sah ich zur großen Gestalt von Shaki’Mar, welche ab und zu im Schneegestöber durchblitzte. Mir
war nicht verborgen geblieben, dass sie kontinuierlich langsamer wurde. In mir regte sich Wut darüber das
ich nichts, aber auch gar nichts, tun konnte, um ihr zu helfen. Gut, ich werde nicht verhindern können,
dass sie in Kältestarre fällt, dachte ich trotzig, aber dass sie erfror und starb, dass konnte ich verhindern!
In Gedanken begann ich zu überlegen, was zu tun war, sollte Shaki’Mar plötzlich umfallen...
Als wir ein paar Stunden später die Mitte des Tals erreicht hatten, konnte ich mich kaum noch bewegen.
Es würde nicht mehr sehr lange dauern und ich würde in die Starre fallen. Ich war in Schwierigkeiten. Und
ich würde die anderen in Schwierigkeiten bringen. Inzwischen kannte ich Vanity gut genug um zu wissen
das sie mich nicht hier liegen lassen würde, und Sinclair würde es noch weniger. Ihr Herz saß am
richtigen Fleck. In ihr tobte der Leichtsinn der Jugend, aber sie hatte Herz. Ich fragte mich woher ich die
Sicherheit bei ihr nahm, schließlich kannte ich sie kaum. Dennoch wusste ich das es so war. Sie hatte
Herz. Und ich würde sie in Schwierigkeiten bringen. Es wäre klüger gewesen im Transporter zu warten.
Ich blieb kurz stehen. Der Hunger krampfte schon meinen Magen zusammen und ich konnte mich nur
noch mit äußerster Mühe bewegen. Auch das Atmen fiel mir mit jeder Minute die verstrich schwerer, und
inzwischen machte auch mir der hohe Schnee zu schaffen. Eigentlich wäre die Höhe kein Problem, aber
es kostete Kraft die Füße zu heben. So unglaublich viel Kraft.
Stunden waren vergangen und meine Füße hatten das Stadium des ‚vor Schmerzen kaum laufen’
erreicht. Die Vorstufe zur Gefühllosigkeit. Meine Finger spürte ich hingegen gar nicht mehr und ich war
dazu übergegangen, sie immer wieder zu kneten und zu massieren. Zudem wurde mein Körper müde und
ich fing an, mich nach einer kurzen Rast zu sehnen. Komisch, für einen Moment glaubte ich dieselbe
Situation schon mal erlebt zu haben, nur passte die schneebedeckte Landschaft nicht. Seltsam...
Das blaugrüne Licht verblasste zunehmend und die gleißende Helligkeit wurde dunkler. Das hieß wohl,
dass es Nacht wurde. Gut, so wurden wir für Beobachter unsichtbar...
Nach einigen Stunden konnte ich kaum mehr, ich fror mein Kreislauf war kurz vor dem Kollaps und meine
Muskeln schmerzten wie vom Messer getroffen.
Ein einziger Schmerz. Meine Beine waren wie Eisblöcke...ich konnte sie kaum noch heben. Die Chig vor
mir blieb stehen, ich hatte zutun nicht auf sie drauf zu fallen. Wie lange würden wir das noch aushalten?
...und am Ziel waren wir noch lange nicht!
Mein innerer Schweinehund sagte, ich sollte mich hinsetzen, wenn ich dem nachgeben würde....wäre das
mein Tod. ......
Unerwartet blieb Calhoun stehen und ich folgte ihrem Beispiel. Ängstlich sah ich an ihr vorbei nach vorn
zu Shaki’Mar. Stand sie noch? Erleichtert atmete ich aus. Keine Kältestarre, anscheinend nur eine kleine
Pause. Schön.
„Vanity, ich brauche Deine Hilfe.“
Es lies sich nicht mehr vermeiden.
Das hörte sich nicht gut an und ich trat dichter an sie heran, damit mir nichts entging. Wobei benötigte sie
nur Calhouns Hilfe?
Die Worte kamen nur langsam an mein Gehirn, ich war ausgepumpt. Schwerfällig schaute ich Shaki’Mar
an.
Sie brauchte mein Hilfe?
„Bei was?“ Lange würde ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können.
Ungelenk holte ich die Box mit den Nahrungspillen hervor und gab sie Vanity.
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*Neugierig jede Bewegung mitverfolgend ...*
Meine Augen folgten ihren Bewegungen. Sie nahm recht ungelenk eine Box in ihre Hand.
„Berühr das Symbol, dann geht die Box auf. Steck bitte fünf der blauen Kugeln hier rein.“
Ich zog meinen rechten Handschuh aus, sofort spürte ich noch mehr die beißende Kälte an meiner Haut.
Ich nahm die Box und berührte vorsichtig dieses Symbol. Ein Deckel bewegte sich und unterhalb der
Öffnung erschienen Kugeln, so um die 1-1,5 cm im Durchmesser. Gut sie wollte fünf blaue, ich suchte sie
zusammen und schloss die Box. Danach reichte ich ihr die Box, damit sie, sie wieder verstauen konnte.
Noch ungelenker versuchte ich die Box wieder zu verstauen.
Wortlos half ich ihr dabei die Box wieder in der Rüstung zu verstauen, dabei schielte ich auf diese
seltsamen blauen Kugeln. Wozu dienten die wohl?
„Danke.“
Sie anlächelnd sah ich wieder auf die Kugeln. Sie waren so klein und schimmerten merkwürdig. Was war
das bloß? Am liebsten hätte ich sie in die Hand genommen und näher betrachtet...
Wohin damit, ich schaute mir die Kugeln an. Shaki’Mar deutete auf den Unterarm, etwas umständlich fand
ich denn die Öffnung...
Ich deutete auf eine Stelle am Unterarmschützer. Genauer gesagt war die Öffnung für die Kügelchen, an
der Innenseite des Schützers, zwischen dem Druckanzug und der Panzerung.
Verblüfft sah ich auf die Öffnung am Unterarm. Da sollten die Kugeln rein? Wieso? Was taten sie bloß da
drinnen? Oh, vielleicht gaben sie Wärme ab? Über die Rüstung? Kleine Notheizung sozusagen? Ich
brannte darauf zu fragen, verkniff es mir aber. Ich wollte nicht als so unwissend und dumm da stehen.
Obwohl es mich mächtig wurmte, eben genau das zu sein.
Leicht war sie nicht zu finden, bei dem Schneegestöber eh nicht, dann fingerte ich erst eine und danach
die Anderen dort rein. Als die letzte in diesem Schützer verschwand sah ich sie an. „Ich hoffe es hilft.“
„Danke.“
„Bitte gern geschehen.“
Abgesehen davon könnte ich auch was vertragen, aber bei dem Schneefall, vergiss es Vanity.
Dann zog ich wieder den Handschuh an. Es war verflucht kalt. Die Nässe spürte ich mittlerweile fast auf
der ganzen Haut...
Mmhhhh, das tat gut. Die Nahrungskügelchen wurden von der Rüstung aufgenommen und in meinen Arm
injiziert. Fast augenblicklich hörten die Magenkrämpfe auf. Gegen die einsetzende Starre würde es nicht
sehr lange helfen, aber vielleicht konnte ich es ein wenig hinauszögern.
Fünf Kugeln ..... fast eine Wochenration.
Gespannt beobachtete ich den Chig. Mmh, ihr schien es deutlich besser zu gehen. Jedenfalls straffte sich
ihre Haltung. Schön, was immer die Kugeln in ihrer Rüstung taten ...sie schienen zu helfen. Ich wandte
mich ab und lenkte meine Aufmerksamkeit der Umgebung zu. Den Rucksack, das Gewehr und den Helm
abnehmend kramte ich das Fernglas hervor, entfernte mich ein paar Schritte und sah hindurch.
Ich sah die Chig an. „Wie geht es dir, die Kälte ist mörderisch, hält die Rüstung noch?“ Wir mussten
langsam einen Art Unterschlupf finden um uns aufzuwärmen.
Erstaunt sah ich sie an. Hatte sie nicht verstanden?
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„Die Rüstung ist defekt Vanity. Sie wurde bei unserem Absturz beschädigt. Sie gleicht die Kälte nicht aus.
Bietet kaum Schutz gegen den Schnee. Die Starre beginnt bereits einzusetzen.“
„Das ist nicht gut, Shaki’Mar, alleine werde ich dich nicht lassen auf diesem Eisplaneten.“
„Vanity, wenn sie einsetzt, lasst mich bitte einfach liegen. Das ist wie eine Art sehr fester Winterschlaf. Mir
wird nichts passieren. Jedenfalls nicht die ersten zwei Wochen.“
„Was ist wenn dich jemand findet oder es wilde Tiere hier gibt? Keine gute Idee.“
„Es wird geschehen was geschehen muss Vanity. Ihr müsst mich liegen lassen. Eine andere Wahl habt ihr
nicht. Ich bin zu schwer als das ihr mich tragen könntet, und wenn ihr es dennoch versucht, kostet euch
das nur Kraft und Zeit. Damit gefährdet ihr nur das ganze Unternehmen. Ihr müsst zu diesem Gebäude.
Vielleicht findet ihr dort Hilfe oder Treibstoff .... oder Jaylo und Katchiri.“
Ich sah sie an, ja sie hatte Recht, egal wie wir es gedreht hätten. Mein Kopf nickte zustimmend, aber mein
innerstes sträubte sich immer noch daran zu denken.
Was, wenn wir nichts dort finden?
Was, wenn das nur eine alte verlassene Wissenschaftsstation war?
Oder ein Versorgungslager für Truppen?
.............mach dir Gedanke darüber wenn es soweit ist Vanity! Ja, ich weiß, konzentrier dich auf das hier
und jetzt.!
Das Gebäude war noch immer sehr undeutlich zu sehen, obwohl wir etwa die Hälfte der Strecke
zurückgelegt hatten. Ich drehte mich langsam im Kreis. Neben den Bergen konnte ich jedoch nichts
entdecken. Wir waren auf weiter Strecke allein und die Dunkelheit hatte jetzt merklich eingesetzt. Ich
setzte das Glas ab, ging zum Rucksack und packte es wieder weg. Ich sah zu Calhoun und den
Botschafter. Sie unterhielten sich noch. Gerade als ich das Gepäck wieder aufsetzen wollte, leuchtete ein
paar Meter weiter etwas auf. Elektrisiert starrte ich zu der Stelle. Da lag etwas. Aufgeregt sah ich zurück
zu den beiden. Sie hatten nichts bemerkt und blickte erneut auf die Stelle. Vielleicht hatten JayLo oder
Katchiri etwas verloren?
Neugierig stapfte ich durch den kniehohen Schnee zum leuchtenden Ding und entfernte mich dabei von
Shaki’Mar und Calhoun. Zögernd blieb ich kurz stehen und drehte mich herum. Deutlich konnte ich
meinen Rucksack erkennen. Okay, verlieren werde ich sie also nicht. Entschlossen ging ich weiter.
„Was macht Sinclair da?“
Sie hatte sich von uns entfernt, mehr konnte ich nicht erkennen.
Einige Sekunden war ich abgelenkt, dann hörte ich Shaki’Mars Frage. Mein Kopf ruckte herum. „Ist eine
gute Frage, wahrscheinlich eine ziemliche Dummheit.“ Ich bekam ein verdammt ungutes Gefühl. Nicht nur
das ich am Ende meiner Kräfte war...
Warum machte sie schon wieder einen Alleingang? Keine Ahnung was dort war, nur mein ungutes Gefühl
verstärkte sich.
Der Schneefall hörte nicht auf, die Dunkelheit kam langsam aber sicher angekrochen, wie ein langsamer
anschleichender Tod....
„Sie scheint etwas gesehen zu haben.“
Vorsichtig näherte ich mich dem Objekt. Nur noch einen Schritt... Plötzlich hörte ich es unter mir
bedrohlich knirschen und knacken. Erstarrt blieb ich stehen und hielt vor Schreck den Atem an. Nein, nur
das nicht...keinen zugefrorenen Se... Laut ächzend gab das Eis unter meinen Füßen nach und schreiend
verschwand ich im Loch, welches sich im Boden auftat.
Sowie ich das Eis hörte, wie es brach, nahm ich den Helm und das Gepäck ab. Ein Gewässer unter uns,
das hatte uns noch gefehlt. Innerlich fluchte ich............
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Ein leiser Chig-Fluch kam über meine Lippen und ich ging langsam auf die Stelle zu, wo Sinclair
eingebrochen war. Laufen wäre jetzt sicher angesagter, aber soweit gehorchte mir mein Körper nicht
mehr. Die Nahrungspillen halfen zwar etwas, aber es war nicht so das sie meinen Körper sofort wieder
einsatzfähig machten. Hoffentlich konnten wir sie retten. Ich wollte nicht noch ein Mitglied verlieren, zu
viele waren schon verletzt worden, oder gestorben.
Die Waffen nahm ich ab. Ich hoffte Sinclair würde sich noch ein paar Sekunden halten können, die
Klamotten würden sie nach unten ziehen...
Das Wasser schlug über meinem Kopf zusammen und die Kälte brannte wie ätzende Säure auf meinem
Gesicht. Eine Welle der Panik überrollte mich.
Das Loch, wo war das Loch? Mit den Beinen strampelnd versuchte ich dem Gewicht meiner Kleidung
entgegenzuwirken, das mich unaufhaltsam in die Tiefe ziehen wollte. Angsterfüllt sah ich nach oben und
suchte die Öffnung. Gott...ich werde unter das Eis gezogen! Panisch begann ich wild mit den Beinen zu
treten und mit den Armen zu rudern. Keine Luft mehr! Ich sinke! Die Angst vor dem Ertrinken mobilisierte
von irgendwo Kraftreserven und es gelang mir mit ausgestreckter Hand den Eisrand zu fassen und mich
nach oben zu ziehen. Spuckend tauchte ich mit dem Kopf aus dem Wasser auf. Meine Lagen Kleidung
hielt den Kälteschock von meinem Körper fern - aber nur noch ein oder zwei Sekunden lang. Ich
versuchte Luft zu schnappen, als das Wasser an Brust und Rücken meine Kleidung gänzlich durchdrang
und die Kälte mich am ganzen Körper in einen eisigen Schraubstock presste.
„Vanity, Dein Seil. Schnell. Gib mir das eine Ende.“
Ich hört Shaki’Mar’s Stimme und ich schmiss die Handschuhe auf meinen Haufen.. Das Seil in der einen
Hand ging ich zu Shaki’Mar...
Das eine Ende band ich ihr um den Arm, ich hoffte sie konnte uns noch zurückziehen....
Vanity band mir geistesgegenwärtig das Seil um den Arm, um sich dann vorsichtig der Stelle zu nähern an
der Sinclair eingebrochen war. Ganz nah heranzugehen war risikoreich. Pass auf Dich auf Vanity. Mit
meinem Gewicht würde ich wahrscheinlich sofort einbrechen und den Zugang zu Sinclair erschweren,
wenn nicht unmöglich machen. Es war besser hier zu warten und die beiden aus der Gefahrenzone zu
ziehen.
„Zieh uns raus, wenn ich dir das Signal dazu gebe.“ Dann schlang ich mir das Seil um den Bauch.
Ich nickte.
Beeil Dich Vanity und greif sie Dir. Das eiskalte Wasser ist tödlich. Für unsere beiden Spezies.
„Hilfe.....“, stieß ich keuchend hervor, doch nur ein Röcheln war zu hören. Shit... Ich hatte das Gefühl,
mein Atem würde stillstehen. Verzweifelt mit den Beinen strampelnd versuchte ich, mich aus dem Wasser
zu heben - doch ich fand mit den suchenden Händen keinen Halt auf der Schneefläche. Mein Körper
fühlte sich an wie Blei und die Lungen waren von der Kälte zusammengepresst. Die voll gesaugte
Kleidung zerrte jede Sekunde stärker an mir. Meine Muskeln versagen fast den Dienst... Nur mühsam
hielt ich den Kopf über Wasser. Die Finger taub konnte ich mich kaum noch am Rand festklammern. Ohne
Hilfe werde ich ertrinken... Angestrengt starrte ich ins dichte Schneegestöber. Rufen konnte ich nicht
mehr. Ich hörte nahe ihre Stimmen, konnte sie aber nicht sehen. Meine Augen...das Wasser an den
Wimpern war gefroren und nahm mir die Sicht - traute mich jedoch nicht eine Hand vom Rand zu lösen.
Hoffentlich finden sie mich...ich will nicht sterben!
Nachdem ich es bei mir verknotet hatte, ging ich einige Schritte, dann hörte ich es knacken. Okay, andere
Taktik.
Vorsichtig kniete ich mich hin und robbte vorsichtig zu der Stelle wo Sinclair eingebrochen war. Die Zeit
lief gegen uns, aber ich wollte sie nicht verlieren. Nicht noch eine von dem Trupp....
Vanity band sich das andere Ende des Seils um die Hüfte und robbte langsam zu Sinclair heran. Nur mit
Mühe konnte sie Sinclair greifen, brach dabei selbst fast ein. Greif zu Vanity, greif zu und halt sie fest.....
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Hinter mir hörte ich das Eis knacken, so als würde sich jemand nähern. Ich drehte den Kopf dem
Geräusch zu und erkannte, dass ich mich entgegengesetzt befinden musste. Um jedoch den Rand auf der
anderen Seite des Lochs zu erreichen, würde ich loslassen und mich drehen müssen. Lähmende Angst
kroch in mir hoch. Ich wollte nicht loslassen. Ich hatte mal gelesen, Ertrinken sei die schrecklichste Art zu
sterben. Ich hätte mir nie träumen lassen, selbst einmal in diese Situation zu geraten. Wieder hörte ich es
knacken, begleitet von einem schabenden Laut - ein Körper schob sich heran. Sie hatten mich gefunden
...Ich versuchte mich halb in die Richtung zu drehen - ohne das Eis freizugeben - doch meine Muskeln
verweigerten die Befehle zusehends und meine gefühllosen Finger glitten ab.
Der Weg dorthin, war nicht so leicht, das Eis war sehr dünn und ich hörte es knacken. Hoffentlich hielt es.
Mir dauerte es fast zu lange. Ich sah noch ihre Hände wie sie ins Wasser rutschten. Mit einer Hand bekam
ich noch ihre rechte Hand zu fassen. Meine Hände waren wie gefroren.
Dann zog ich vorsichtig. Aber Sinclair zog mich zu sich fast ins Wasser.
Ich konnte nicht erkennen was dort vor sich ging, aber ich betete das Vanity es noch rechtzeitig schaffen
würde. Sinclair war schon viel zu lange in dem kalten Wasser. Sie kühlte zu sehr aus.
Dann ging ich unter. Meine nassen Sachen zogen mich allmählich in die Tiefe. Ich werde bei vollem
Bewusstsein ertrinken ... Das nackte Entsetzen darüber ließ mich beinahe das Eiswasser einatmen.
Auftauchen ...Luft! Ich streckte die Arme und jemand packte mich an der rechten Hand und spürte einen
Zug nach oben. Meine Lungen schrieen nach Sauerstoff, doch plötzlich ging der Zug entgegen der
Richtung. Nach unten. Luft!
„Zieh Shaki’Mar, jetzt .............oder wir gehen alle baden!“ Ich biss die Zähne zusammen und hielt mich so
gut wie es ging fest. Aber das Wasser in Sinclairs Klamotten wog Tonnen. Dann merkte ich einen Ruck an
meinem Bauch. Sie zog und ich merkte das Sinclairs zweite Hand zum Vorschein kam.
„Halt durch, wir haben es gleich geschafft. Versuch dich an meinen Armen festzuhalten.“
Gegen den Atemreflex kämpfend biss ich die gefühllosen Lippen aufeinander und schlug wild mit den
Beinen. Luft!!! Dann ging jäh ein Ruck durch meinen Arm und langsam wurde ich beständig zur
Oberfläche gezogen. Keuchend und spuckend tauchte ich auf und holte geräuschvoll Atem. Luft! Instinktiv
suchte ich mit der freien Hand nach Halt und bekam wohl einen Arm zu fassen. Calhoun... Konnte jedoch
nicht richtig zugreifen - meine Finger waren taub und steif von der Kälte. Calhoun rief mir zu, ich sollte
mich festhalten und griff ihrerseits nach mir. Verzweifelt versuchte ich es erneut und schaffte es irgendwie
mich festzuklammern. Währenddessen wurde ich weiterhin langsam aber kraftvoll aus dem Loch gehievt.
Ihre Finger waren steif durch die Kälte und das Eiswasser und das machte es mir nicht leichter, ich hatte
auch kaum mehr Gefühl in meinen Händen. Der Wind pfiff mir um die Ohren, der Schneefall, als wäre das
Wetter nicht genug, würde es über uns lachen. Mir war nicht mehr zum lachen zumute. Meine Kräfte
verließen mich zusehends.
So schnell ich konnte, begann ich damit die beiden zu mir zu ziehen. Wobei schnell relativ war. Durch die
Kälte ging das nur unendlich langsam, jedenfalls empfand ich es so. An Kraft mangelte es mir nicht, aber
an schnellen Reaktionen. Meine Hände bewegten sich wie in Zeitlupe, umfassten das Seil, griffen zu und
zogen. Schneller Shaki’Mar, schneller. Du musst schneller werden.
Die Kälte und der Schneefall bissen in meine Haut, die nicht geschützt war rein. Es kostete mich verflucht
viel Mühe, meine Muskeln waren kurz vorm Kollaps. Aber ich merkte das Shaki’Mar zog und wir bewegten
uns langsam aber stetig von der Einbruchstelle weg. Sinclair war draußen aber dafür triefend nass. Unter
mir hörte ich nach wie vor wie es knackte. Halt bitte durch, ich hatte nicht Lust auch baden zu gehen!
An Calhouns Armen hängend wurde ich über den Boden, weg vom offenen Wasser, geschleift. Ich konnte
nicht mehr ertrinken! Ich war so froh und erleichtert, dass ich darüber beinahe meinen frierenden Körper
vergaß. Erschöpft hob ich etwas den Kopf um zu Shaki’Mar zu sehen. Vor Kälte gelang es mir kaum die
Augen zu öffnen. Sie stand dunkel noch einige Meter entfernt da und zog am Seil. Dann glitt mein Blick zu
Calhoun. Sie sah müde aus und ich lächelte sie dankbar an. Sprechen konnte ich nicht. Meinen Kopf auf
den Arm bettend schloss ich die Augen und atmete langsam aus. Sie hatten mir das Leben gerettet, doch
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
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Leya Sinclair
für wie lange?
Nach etwa fünf unendlich langen Minuten hatte ich die Beiden wieder auf festen Untergrund gezogen,
aber noch waren wir nicht in Sicherheit. Wenn das hier ein See war, dann steckten wir in Schwierigkeiten
und mussten so schnell wie möglich ans Ufer.
Bis wir es geschafft hatten, vergingen Stunden so kam es mir zumindest vor Irgendwann hatten wir wieder
sicheren Boden unter den Füßen. Völlig erschöpft blieb ich liegen und versuchte irgendwie zu atmen ...
„Sinclair alles okay? Sie müssen aus den Klamotten raus.“ ... und das schnell, sehr schnell.
Auf der Seite liegend zitterte ich unkontrolliert und Taubheit hatte sich in meinem Körper ausgebreitet. Ich
hörte Calhouns Frage, aber eine merkwürdige Schwere in meinem Kopf, beeinträchtigte das Denken. Ich
schüttelte langsam mit dem Kopf. Nein, nichts war okay. Ich spürte, wie mein Körper allmählich
abschaltete und einschlafen wollte. Nein, nicht schlafen...bloß nicht... Dagegen ankämpfend dachte ich an
die Verantwortlichen für das Verschwinden von JayLo und Katchiri, unserer Situation. Zorn packte mich
und trotzig riss ich die Augen auf. Ich werde nicht einschlafen und erfrieren! Ich lugte hinaus über die
Fläche zum Gebäude, das irgendwo dort sein musste. Den Gefallen werde ich ihnen nicht tun...
Ja, das musste sie. Ihre Haut war bläulich angelaufen und sie zitterte am ganzen Leib. Ich griff mir Vanitys
Rucksack und zog eine dieser goldenen Rettungsdecken heraus. Wickelte sie Sinclair um den Körper.
Kniend im Schnee kämpfte ich um Luft in den Lungen. Es stach aber ich konnte kaum mehr, reiß dich
zusammen Vanity! Shaki’Mar kümmerte sich derweil um Sinclair.
Shaki’Mar wickelte mich in eine Rettungsdecke und ich spürte ihren prüfenden Blick unter dem Helm. Ich
bemühte mich ihn fest zu erwidern, um ihr zu signalisieren das ich nicht vor hatte zu erfrieren - auch wenn
mein Blut in den Adern wie Sirup und frostige Kälte bis ins Mark vorgedrungen war. Sie richtete sich
wieder auf und wandte sich an Calhoun.
Die Lippen zusammenpressend versuchte ich auf zu stehen. Alles schmerzte....
„Vanity, hilfst Du mir beim Ausziehen?“
??? Etwas seltsam sah sie an. Was sollte das nun werden, wenn es fertig ist?
Ich sah ihren seltsamen Blick, der deutlich fragte ‚ist sie jetzt komplett verrückt geworden?’
Verwundert hörte ich ihr zu und versuchte mich auf den Ellbogen abzustützen.
„Botschafter...?“, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber immerhin konnte ich mich wieder
verständlich machen. Sie durfte ihre Rüstung nicht ausziehen!
„Sie werden ... die Kältestarre ...“, ich sah beschwörend zu Calhoun: Verhinder das sie sie auszieht!
„Sie hat recht Shaki’Mar..............du kannst dich eh kaum mehr bewegen.“
„Die Decke alleine reicht nicht. Sie benötigen richtige Kleidung.“
„Das ist mir klar, aber was soll sie mit deiner Rüstung anfangen?“
Wieder an Vanity gewandt: „Ich gebe ihr die Uniform des Piloten. Für mich spielt es keine Rolle. Wenn es
zu kalt ist, schlafe ich einfach ein. Sinclair stirbt. Also hilfst Du mir jetzt?“
„Okay, ist schon gut.“ Sterben, ne sie hatte einen Überlebenswillen, zudem hatte ich sie nicht umsonst
dort mit raus geholt, nur um sie sterben zu sehen.
Sinclair stirbt. Nein, sterben wollte ich nicht. Ich hatte noch so viel vor und wollte das Leben entdecken.
Alex Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf, glaubte die Berührung seiner Hände zu spüren. Ich
will leben ... Leya, du bist so was von selbstsüchtig! Der Botschafter ... ihr Leben ist bedeutender als
deines. Du kennst die Gefahren einer Spezialeinheit, also sieh dem ins Auge! Ich wollte aber nicht
erfrieren! Außerdem ... Shaki’Mar brauchte mich - Calhoun brauchte mich, um sie zu retten. Ich durfte also
nicht sterben...
„Helfen Sie ... Shaki’Mar beim Ausziehen ...“, eindringlich sah ich Calhoun an, „bitte...“
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Ich nickte ihr zu und drehte mich um.......................
Erstaunt hörte ich Sinclairs Worte. Wirklich erstaunt. Doch ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder
Vanity und dem Ausziehen der Rüstung zu. Widerwillig half sie mir beim Ablegen der Rüstung. Ich hatte
die Uniformhose und den Pulli über meine eigene Kleidung angezogen, insofern ging das Ausziehen
relativ schnell.
Shaki’Mar zog mit Hilfe Calhouns ihre Rüstung aus. Ich wollte derweil nicht untätig zitternd auf dem Boden
liegen. Meine ganze Kraft zusammen nehmend versuchte ich mich aufzusetzen. Himmel, meine Glieder
waren wie Blei. In den Gelenken von Armen und Beinen explodierte der Schmerz, als ich mich mühsam
hinkniete. In meinem Kopf drehte sich alles und so verhielt ich wartend einige Sekunden. Dann griff ich
nach dem Knoten in Alex Shirt. Mit steifen Fingern versuchte ich ihn zu lösen, schaffte es jedoch nicht.
Das Shirt war bereits halb gefroren. So ging ich dazu über die Jacke zu öffnen. Ich benötigte mehrere
Anläufe den Reißverschluss zu fassen und runter zu ziehen. Gerade quälte ich mich aus den Ärmeln, als
Calhoun zu mir kam.
Während Vanity Sinclair half, quälte ich mich wieder in meine Rüstung. Der Kälte nun fast ungeschützt
ausgesetzt, hatte ich ziemliche Mühe die Rüstung wieder alleine anzuziehen.
Nachdem ich Shaki’Mar geholfen hatte, ging ich wieder zu Sinclair, der Kreislauf musste wieder angeregt
werden, ansonsten würden ihr die Klamotten nicht wirklich was bringen. Erst mal aus den nassen Sachen
raus......................
Mit ihrer Hilfe lag ich kurze Zeit später nackt auf der Decke <doch die Scham blieb aus> und sie massierte
kräftig meine Arme, Beine und Füße mit Schnee. Dabei forderte sie mich immer wieder auf, meine Glieder
zu bewegen, damit das Blut in die Muskeln zurückfloss.
Ob ich ihr weh tat, ich merkte es nicht, da meine Muskeln und mein Gefühl kaum mehr da waren. Der
Schnee brannte auch auf meiner Haut, wie kleine Messer.
Ich gab mir alle Mühe. Ihre Berührungen brannten höllisch auf der Haut, als sie sich erwärmte und am
liebsten wäre ich davon gekrochen. Jede Bewegung meiner Arme und Beine stach in den Gelenken und
als das Blut zurückschoss, spürte ich schmerzhafte Nadelstiche - Millionen kleiner Nadeln, welche immer
heftiger wurden. So als wären meine Gliedmaßen eingeschlafen. Ich versuchte ganz stillzuhalten, doch
Calhoun fasste meine Arme und bewegte sie. Gott, tut das weh! Shaki’Mar, wieder in ihrer Rüstung, half
Calhoun und bewegte meine Beine. Ich wollte mich ihnen entziehen, war aber noch zu schwach. Tränen
liefen mir über die Wangen und ich presste fest die Lippen zusammen. Endlich ließ der Schmerz nach und
das Zittern wurde weniger.
Das Ganze tat mir Leid aber es blieb uns nichts anderes übrig.
Sie litt, aber es war notwendig das ihr Stoffwechsel wieder in Gang kam. Ebenso die Blutzirkulation in
ihren Gliedmaßen.
Shaki’Mar brachte die Kleidung des Piloten und auf wackligen Beinen zog ich sie etwas unbeholfen an.
Sie waren zwar viel zu groß, aber trocken. Dennoch machte ich mir keine Illusionen darüber, dass sie
mich vor der Kälte ausreichend schützten. Shaki’Mar hatte sie unter ihrer Rüstung getragen und daher nur
das nötigste raus gesucht. Ich hatte keine Jacke, ne normal dünne Hose, den ausgeleierten Pulli *grins*
und keine Strümpfe. Ich sah auf die nassen Stiefel. Wie zum Teufel sollte ich meine Füße wärmen?
Mir fiel der Kissenbezug ein, den ich in den Helm gesteckt hatte.
„Agent“, sprach ich sie mit heiserer Stimme an, „würden Sie mir bitte den Kissenbezug aus meinem Helm
holen? Ich muss mir was für meine Füße basteln.“
„Klar, kein Problem?“
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Leya Sinclair
Wieder wickelte ich Sinclair in die goldene Decke ein. Das half zwar nicht beim Schuhproblem, aber sie
hielt den eisigen Wind ab. Wenigstens ein wenig.
Der Wind war das schlimmste. Er steigerte das Kältegefühl um ein Vielfaches, und ich merkte schmerzlich
das Fehlen der Pilotenkleidung.
Ich hatte mein Zeugs wieder verstaut, aber noch zwei kleine Riegel mit Traubenzucker rausgetan. Meine
Muskeln versagten mir fast den Dienst. Dann ging ich wieder zu den beiden.
Vorher sammelte ich den Kissenbezug ein ...
Shaki’Mar wickelte mich wieder fürsorglich in die Decke. Sitzend kramte ich dann aus meinen nassen und
halb gefrorenen Sachen mein K-Bar hervor und meine M-70. Prüfend sah ich sie mir an. Das Wasser an
sich war kein Problem, allerdings hatte sich im Lauf Eis gebildet. Shit, so war sie nicht zu gebrauchen. Ich
warf sie neben mir auf die Klamotten. Calhoun kehrte derweil zurück und gab mir den Bezug.
„Danke.“
„Bitte schön. Hier meine Pistole mit einem Ersatzmagazin.“ Ihre war unbrauchbar geworden,
wahrscheinlich schon längst vereist. Ich reichte ihr Beides mit dem Kissenbezug zu.
„Cool“, die Waffe überprüfend, „sie ist bei mir in guten Händen - versprochen.“
„Kein Problem.“ Nur nicht in das Wasser fallen lassen, ansonsten hätten wir bald ein echtes Problem.
„Das hier gibt ein wenig Energie.“ Den einen Riegel reichte ich ihr und den anderen steckte ich ein.
„Oh, genau das richtige. In meinem Medpack müssen dann auch welche sein. Den nächsten werde ich
also ausgeben“, sie angrinsend nahm ich ihr den Riegel aus der Hand. Zunächst legte ich ihn und die
Waffe beiseite. Ich wollte mich erst mal um meine Füße kümmern.
„Ich werde sie dran erinnern wenn ich Hunger habe.“ >grins<
Und was kommt jetzt?
Neugierig beobachtete ich sie.
Ein paar Sekunden schloss ich die Augen und versuchte die Schmerzen im Körper abzustellen. Die
Klamotten waren feucht und total vereist. Über eine Lungenentzündung brauchte ich mich nicht wundern.
Dann sah ich wieder zu Sinclair...
Sorgfältig teilte ich den Bezug mit dem scharfen Messer in zwei gleich große Teile und schnitt aus der
Foliendecke ebenfalls zwei Teile heraus. Im Sitzen wickelte ich meine Füße erst in den Bezug und
anschließend in die Folie. So quälte ich mich in die feuchten Stiefel und stand auf. Zugegeben, etwas
unbequem, aber besser als erfrorene Zehen zu haben.
Die nasse Kleidung zusammenlegend packte ich sie in den übrig gebliebenen Teil der Decke und
verstaute sie mit der Waffe im Rucksack. Vorher nahm ich eine meiner Rettungsdecken heraus. Die
goldene Folie über meine Schulter setzte ich das Gepäck auf, schulterte das Gewehr und stülpte mir den
Helm über. Die Handschuhe hatte ich im Wasser verloren, aber der Pulli reichte weit über meine Hände.
Ich drehte mich zu den Beiden.
„Danke für das Herausziehen. Das werde ich Ihnen nie vergessen“, meinte ich ernst, „und von mir aus
können wir weiter.“
Müde und erschöpft sah ich sie an. „Ist schon gut, machen wir uns wieder auf den Weg.“ Meine Beine
waren wie Eisblöcke, schwer wie Blei und schmerzhaft ...
Schweigend setzte ich mich wieder in Bewegung.
Dachte an zuhause. An meine Familie, meine Kinder, Ymmu die immer zu Streichen aufgelegt war, und
natürlich an Jay’Don. Auch Ara’Shimas Kochkünste und ihre liebe Art bewegten mich. Ich wollte sie nicht
verlieren. Keinen von ihnen. Der Wunsch war so stark, das er mir noch mal etwas Kraft gab, die eisige
Kälte noch etwas länger zu ertragen.
Hinter Calhoun stapfte ich durch den Schnee. Ich war zwar noch recht wackelig auf den Beinen, empfand
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eine eisige Leere in meinem Bauch und zitterte frierend, aber der Blutkreislauf war wieder in Gang. Mein
Blick ging zu Shaki’Mar. Ihre Verfassung war ebenfalls alles andere als gut. Ihre Bewegungen waren sehr
langsam und bereiteten ihr Mühe, dass war nicht zu übersehen. Je näher wir dem Gebäude kamen, bevor
sie in die Starre verfiel <mittlerweile war ich mir sicher, dass wir es nicht mehr verhindern konnten>, desto
kürzer der Weg für uns.
Shaki’Mar wurde immer langsamer, es war nur noch eine Frage der Zeit. Ich hoffte nur das Sinclair und
ich eine Lösung fanden und nicht auch einfroren, wobei wir das nicht überleben würden. Schweigend ging
ich meinen Weg...
Später .....
Unmöglich zu sagen wie lange wir seit dem Zwischenfall unterwegs waren. Das einzige was ich mit
Sicherheit wusste war das die Starre nun jeden Augenblick einsetzen konnte. Es gelang mir kaum noch
mich zu bewegen.
Wie lange noch???
Ich glaube der Weg wird für uns nie enden. Mein Körper war kaum mehr vorhanden nur noch Schmerz.
Unser Trupp war kaum mehr in Bewegung, die Chig konnte nicht mehr.......................
Ich war fertig. So richtig. Der Kampf im Eiswasser hatte einfach zu viel Kraft gekostet. Ich zitterte so vor
Kälte und Erschöpfung, dass mir die Zähne klapperten und ich Kopfschmerzen hatte. Manchmal gaben
meine Beine vor Schwäche nach und ich fiel auf die Knie. Mit jedem Mal fiel es mir schwerer wieder hoch
zu kommen. Dann war ich froh um das langsame Tempo, welches Shaki’Mar zwangsweise vorgab. Wie
ich befürchtet hatte, wärmten die Sachen nicht annähernd so, wie meine eigenen. Die Hose war bis auf
die Haut vom Schnee durchnässt und ohne Jacke fegte der Wind durch den Pullistoff hindurch, trotz der
Folie. Ich fror erbärmlich und spürte meinen Körper längst nicht mehr. Gott, hoffentlich hatte ich keine
Erfrierungen und verlor Zehen oder Finger. Ich wusste, dass meine Situation ernst war. Verdammt ernst
und das machte mir Angst. Ich wollte nicht vorm Ertrinken gerettet werden, nur um dann kurz vor dem Ziel
zu erfrieren.
Der Wind fegte für einen Augenblick den fallenden Schnee beiseite und ich konnte Shaki’Mars Umrisse
gegen das Weiß in der Dunkelheit deutlich sehen. Sie wankte und ging mit enormer Anstrengung durch
den hohen Schnee. Dann verdeckten die wirbelnden Schneeflocken wieder die Sicht. Nein! Sie brauchte
mich, wenn sie in die Starre fiel! Und Calhoun ebenfalls. Sie war genauso erschöpft und müde. Sie konnte
Shaki’Mar nicht alleine ins Gebäude bringen und den Transporter startklar bekommen. Keiner von uns.
Die Kälte konnte mich mal! Verbissen kämpfte ich mich wieder hoch, als meine Knie erneut nach gaben.
Nicht aufgeben, Leya...
Inzwischen war es absolut dunkel. Selbst für meine Verhältnisse war es dunkel. Vor uns ragten Felsen in
die Höhe. Hatten wir das Tal durchquert? Den See hinter uns gelassen? Es war einerlei, denn für mich
war das Ende gekommen.
Ich war so müde, so unendlich müde. Die Schwere in meinem Kopf war wieder da und mein Körper war
nahe dran sich auszuklinken. Ich darf nicht fallen und einschlafen ... Augen auf, Leya!
Mit Erstaunen registrierte ich durch einen müden Schleier die großen Felsen, die wir dicht passierten. Das
konnte nur eines bedeuten. Wir hatten die Ebene oder vielmehr den See hinter uns gelassen und waren
am Fuß der Berge. Das Gebäude konnte nicht mehr weit sein. Hoffnung machte sich in mir breit. Vielleicht
schafften wir es doch! Shaki’Mar hielt durch und ich würde nicht erfrieren! Mit neuem Mut zwang ich mich
in der Spur der beiden weiter durch den Schnee.
Die Dunkelheit war das eine, die Kälte das andere, Shaki’Mar hielt an, war es das?! Meine Augen
erhaschten Schatten, Felsen, sollten wir es bisher geschafft haben? Aber was für einen Preis..
Ich spürte wie die Starre einsetzte. Meine Beine knickten ein und ich fiel nicht besonders elegant kopfüber
in den Schnee. Meine Gedanken wurden schwer und dunkel.
Jay’Don, die Kleinen .....
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Vor mir ging die Chig in die Knie, die Kältestarre hatte eingesetzt, Shit!! Ich ging in die Knie und tastete sie
ab, keine Regung. Verdammt warum jetzt, diese Gebäude sollten doch in der Nähe sein. Noch ein paar
Minuten vielleicht und wir hätten eventuell geschafft...
Unter meinen Füßen spürte ich eine leichte Erschütterung. Mein Kopf ruckte hoch und ich starrte nach
vorn. Bitte nicht... Der Schreck fuhr mir jäh bis ins Herz: Shaki’Mars dunkle Gestalt lag ausgestreckt im
Schnee. Calhoun ging gerade neben ihr in die Knie. Ganz und gar nicht professionell stürzte ich zum Chig
und warf mich neben sie in den Schnee. Packte sie an der Schulter und am Arm. „BOTSCHAFTER!“
Meine ganze Kraft zusammennehmend versuchte ich sie auf den Rücken zu drehen. Ich hatte sie ein
Stück aufgerichtet, als sie meinen steifen Fingern entglitt und in den Schnee zurückfiel. Oh verflucht...
Den Rucksack abstreifend warf ich ihn und das Gewehr hastig zur Seite und packte erneut zu. Calhoun
hatte still mein verzweifeltes Bemühen beobachtet und hockte sich währenddessen mir gegenüber und
fasste unter. Gemeinsam drehten wir sie auf den Rücken. Entgegen besseren Wissens legte ich beide
Hände auf die Schultern und schüttelte sie.
„BOTSCHAFTER!“ Nichts. Keine Bewegung. Ich schüttelte sie erneut - heftiger. „SHAKI’MAR!“ Nichts.
Erschöpft ließ ich von ihr ab und starrte auf sie hinunter. Ihr Gewicht drückte sie tief in den Schnee und
nicht mal diese Kiemen-Atemschlitze bewegten sich.
„... alle lebensnotwendigen Prozesse auf ein Minimum reduziert ...“ „...zwei Wochen.“
Ihre Worte hallten in mir wider: Mein Kopf wurde wieder klar und mein wild pochendes Herz beruhigte sich
allmählich. Zwei Wochen. Wir hatten Zeit ... genug Zeit sie zu retten und sie vertraute darauf.
„Sinclair, helfen sie mir, die Chig dort zu den Felsen zu bringen.“ Gott, wie schwer sie wohl war und ich
konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten. Einschlafen war nicht, das würde unser sicherer Tod sein.
Ich sah zu den Felsen. Mmh, ein ganz schönes Stück. Wieder zu Calhoun.
„Sicher, aber tragen können werde ich sie nicht - ich bin körperlich nicht in der Verfassung.“ Einen
Moment nachdenkend: „Ihr Seil ... ja, damit müsste es funktionieren. Wir schlingen es unter ihren Rücken
und unter ihren Achseln durch, knoten die Enden zusammen und wir können uns wie Zugtiere mit unserm
Gewicht ins Seil legen. Auf die Art ziehen wir sie zu den Felsen - einverstanden?“
So ganz unrecht hatte sie nicht. „Körperlich bin ich auch am Ende, ich geb’s ja nur ungern zu. Das mit
dem Seil könnte klappen.“ Ich suchte mit eiskalten Händen deren Finger sich kaum mehr bewegen ließen
nach dem Seil.
Nach geraumer Zeit hatte ich es gefunden und reichte ihr das eine Ende...
Das Seil schnell an die richtige Stelle gebracht, polsterten wir Shaki’Mars Achseln, zum Schutz der
Rüstung, mit einem Teil meiner alten, teils gefrorenen Kleidung ab - ebenfalls unsere Hände.
Nebeneinander stehend nahm ich das Seil mit beiden Händen vor meine Brust und auf ein Signal
Calhouns begannen wir zu ziehen. Die Füße fest in den Boden gestemmt und immer wieder nach neuem
festerem Halt suchend, legte ich mich mit meinem ganzen Gewicht rein. Zunächst rührte sich Shaki’Mar
nicht von der Stelle. Doch plötzlich löste sie sich mit einem Ruck und langsam aber stetig schleiften wir sie
zu den Felsen. Es kostete mich enorme Anstrengung und ich war heilfroh, als wir Shaki’Mar endlich dort
hatten.
Es dauerte unendlich bis wir sie so weit hatten, das wir sie ziehen konnten. Ich packte die eine Seite,
Sinclair die andere und wir schleiften sie an den Rand der Felsen sie hatte ihr Gewicht mit der Rüstung,
was wohl Chig ohne wiegen mögen, konzentrier dich auf die Arbeit Vanity, dann sah ich wieder in
Richtung der Felsen........... dort waren einige Felsen und Vorsprünge die uns ein wenig Schutz geben
konnten. Wir legten sie dort ab.
Meine Knie gaben nach und ich lehnte mich an einen Fels. In weiter Ferne sah ich oder hörte ich was,
oder auch nicht? Was war noch real, oder Fiktion?
Das Seil loslassend stand ich vornüber gebeugt, die Hände auf die Knie abstützend, schwer atmend da.
Himmel, meine Beine waren Wackelpudding ...
„Ein paar Minuten Pause, Private.“ Alles war angefroren, die Klamotten waren mit Eis überzogen, ein
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Königreich für Arktisklamotten..............die wir nicht hatten.
„Natürlich Agent“, nickte ich, „ich selbst kann leider nicht still rasten und werde mich noch ein wenig um
den Botschafter kümmern.“
„Ist schon ......gut.“ Selbst das Sprechen fiel mir schwer.
Den Knoten mit Hilfe des Messers lösend zog ich das Seil unter Shaki’Mar weg und gab es aufgerollt an
Calhoun weiter. Meine Sachen verstaute ich wieder im Rucksack. Dabei überlegte ich, was als nächstes
zu tun war. Hundemüde fühlte ich mich zwar, als wären Hunderte Laster über mich gerollt, dennoch
musste mein Körper in Bewegung bleiben. Ich konnte nicht wie Calhoun in der weitaus dickeren
Bekleidung still in der Kälte sitzen. Das wäre mein sicherer Tod.
Meine Finger waren taub, meine Füße schon längst, ich fror erbärmlich in der nassen Kleidung. Nichts
gab mehr richtig Schutz. Das Eis hing mir im Gesicht und meine Muskeln versagten den Dienst.
Das Gepäck zog mich runter. Mit klammen Fingern suchte ich nach dem Riegel, erst beim xten Versuch
gelang es mir ihn aus der Tasche zu ziehen. Alles schien Tonnen zu wiegen....
Ich sah zu Calhoun. Sie war am Felsen heruntergerutscht und saß erschöpft dagegen gelehnt. Wie gern
hätte ich dasselbe getan! Schlafen ... Gott, wäre das schön. Beinahe hätte ich dem Impuls nachgegeben,
doch ein Blick auf den Botschafter hielt mich zurück. *Seufz* Ironischerweise gab mir ihre Situation wieder
etwas Energie und Kraft, die mich aufrecht hielten.
Meine letzte Rettungsdecke hervorholend breitete ich sie über Shaki’Mar - nur der Kopf blieb frei. Dann
begann ich sie bis zum Hals im Schnee einzugraben. Es dauerte länger als ich gedacht hatte. Mein
Körper wollte einfach nicht so, wie ich es gern gewollt hätte. Doch schließlich hatte ich es geschafft und
nur noch ihr Helm lag frei. Mit einem prüfenden Blick merkte ich mir die Größe und vergrub auch diesen.
Mit dem K-Bar stach ich vorsichtig Atemlöcher. Fertig. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Der Rest ihrer
Körperwärme wird sich unter dem Schnee stauen und sie nicht auskühlen lassen. Die Rüstung und der
Schnee werden hoffentlich auch verhindern, dass ihr Geruch für Raubtiere aufzuspüren war. Sollte es auf
diesem Planeten tatsächlich Leben geben. Mit Hilfe des Fernglases prüfte ich ihre Koordinaten und
brannte sie in mein Gedächtnis ein. Dann wandte ich mich an den Agent.
Aus den Augenwinkel sah ich was Sinclair machte, ich hoffte das, das einbuddeln was half. Keine Ahnung
was noch auf diesen Planeten herumlief, geschweige denn ob es überhaupt Leben gab.
Aufmerksam musterte ich sie. Sie sah sehr mitgenommen und durchgefroren aus - so ähnlich musste ich
wohl auch selbst auf andere wirken.
„Wie geht es Ihnen, Agent?“
„Könnte ich sie auch fragen, na ja wenn ich so gefragt werde, nicht so sonderlich. Was haben sie denn
vor?“
„Ich werde mich ein wenig umsehen und versuchen festzustellen, wie weit das Gebäude noch entfernt ist.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn es etwas dauert - ich bin im Augenblick nicht die Schnellste.“
„Klar, kein Problem, aber passen sie auf, wir wissen nicht ob wir noch Gesellschaft auf diesen Planeten
haben.“ Schnell war relativ, ich konnte nicht mal mehr die Rettungsdecke rausholen, ich kam mir vor wie
die Chig fast im Stück gefroren.
Die M-70 im Anschlag und das Fernglas um den Hals erkundete ich vorsichtig und langsam die nähere
Umgebung. Immer wieder erschöpft kleine Pausen einlegend sah ich bei der Gelegenheit durchs Glas
und suchte unser Ziel. Ich brauchte mehrere Versuche bis ich es in der Dunkelheit und dem Schneefall
ausmachen konnte: Hoch über mir auf einer Hochebene. Etwa 800 m, um genau zu sein. Da ich es nur
Bruchteilen von Sekunden gesehen hatte, war es nicht genauer zu bestimmen.
Umgehend kehrte ich zu Calhoun zurück.
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Leya Sinclair
Einige Minuten hatten ich meine Augen geschlossen, aber mein innerer Schweinehund weckte mich,
sollte ich einschlafen wäre das mein sicherer Tod! Eine Gestalt kam auf mich zu, Sinclair.
„Was herausgefunden?“
„Das Gebäude befindet sich auf einem Plateau in den Bergen, welches etwa 800 m über uns liegt“,
informierte ich sie mit klappernden Zähnen. Der Moment des Stillstehens ließ mich die Kälte wieder
besonders extrem empfinden.
Ich hörte ihren Erklärungen zu. „Also erreichbar in den nächsten Stunden?“ Sie fror, ich verfluchte die
Kälte..........Menschen hatten hier nichts zu suchen, Chigs auch nicht.
„In knapp einer Stunde würde ich sagen. Wie lange wollten Sie rasten, Agent?“, abwartend sah ich sie an.
Mein Gewissen und meine Loyalität Shaki’Mar gegenüber weigerten sich, sie hier alleine zurück zu
lassen. Es sprach gegen alles für das ich einstand und es ging mir schlecht dabei. Verdammt schlecht. Ich
war aber klug genug zu wissen, dass ich ihr hier keine Hilfe war. Im Gegenteil. Ich brachte mich dabei nur
selbst in Lebensgefahr. Ich musste zum Gebäude und die Umstände zwangen mich, schnell aufbrechen
zu müssen.
Langsam versuchte ich mich aufzurichten, was mir erst beim dritten Anlauf gelang. „Nicht mehr lange, wir
sollten uns auf machen, wenn wir hier rasten und einschlafen würde das unseren Tod nach sich
ziehen................ und die der Chig. Wir müssen sie zurücklassen, in der Hoffnung, das wir was
brauchbares finden und wir uns von diesem Planeten retten können.“
„Ich weiß, darüber bin ich mir selbst im Klaren, Agent“, ich half ihr, so gut ich konnte, auf die Füße und
ging zu der Stelle, wo Shaki’Mar verbuddelt lag. „Ich kontrolliere noch mal die Atemlöcher und dann
können wir aufbrechen“, rief ich ihr über die Schulter zu.
Ich nickte ihr zu ....Der Gedanke die Chig hier zu lassen, gefiel mir nicht, aber ändern konnte ich daran
nichts, nichts an den Tatsachen, die dort im Schnee begraben lagen und den Transporter der weiter
hinten drauf wartete, startklar gemacht zu werden.
Hockend überprüfte ich die Löcher und stach eines noch mal frei. Aufmerksam beobachtete ich dann ein
wenig den Schneefall. Dabei fiel mir auf das dieser sich deutlich verringert hatte. Es hört auf zu
schneien...
Gut - für uns und Shaki’Mar. Ich hatte mir Sorgen darüber gemacht, dass die Löcher während unserer
Abwesenheit vollständig zuschneien würden. Eine Sorge weniger...
Einige Zeit später war ich Abmarsch bereit und prüfte zur Sicherheit noch mal Shaki’Mars Koordinaten.
Wie gehabt...
Meine Lunge brannte und ich bekam immer schlechter Luft. Aber unterkriegen war nicht. Ich sah Sinclair
an, der ging es nicht sonderlich besser.............. Mit sehr steifen Gliedern packte ich mein Zeugs
zusammen, es schien Tonnen zu wiegen.
Während ich auf Calhoun wartete fummelte ich aus der Hosentasche das Traubenzucker von ihr heraus.
Ich ging sehr vorsichtig vor, weil ich Angst hatte, mir aus versehen die Finger zu brechen. Jegliches
Gefühl war in ihnen erfroren. Etwas ängstlich betrachtete ich sie - wurden sie schon schwarz? Ich hatte
mal gelesen das dies das Anzeichen von Erfrierungen war und man dann nur noch amputieren konnte.
Erleichtert begann ich reichlich umständlich das Traubenzucker auszupacken - keine schwarzen
Fingerkuppen. Als ich es in den Mund schob, war Calhoun soweit das wir aufbrechen konnten.
Aufstieg zum Plateau...
Ich sah nicht zurück. Von Unruhe getrieben kämpfte ich mich, so schnell es mein Körper zuließ, durch den
Schnee. Mit jedem Meter überdeutlich spürend, wie ich mich immer weiter von Shaki’Mar entfernte. Du
wirst zurückkommen und sie wird noch immer dort liegen. Unversehrt... versuchte ich mein Gewissen zu
beruhigen. Du hast richtig gehandelt, Leya...
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Wie oft ich ins Stolpern gekommen bin, keine Ahnung. Ich hatte das zählen aufgehört!
Meine Beine versagten mir bald den Dienst und ich würde nicht mehr hochkommen. Sehr gerne hätte ich
mich hingelegt und wäre nicht mehr aufgestanden, sehr gerne. Der Wunsch wurde immer größer.
Allerdings würde ich es der Gegenseite nicht gönnen, auf meinem Begräbnis zu tanzen. So schnell noch
nicht, zudem hatten wir noch eine Chig und zwei vermisste Mitglieder. Missing in Action oder wie war das
noch mal. Ich ging diesmal hinter Sinclair her............
Calhoun ein Zeichen zum Haltmachen gebend, sah ich aufmerksam nach oben. Suchte mit den Augen in
der Dunkelheit einen passierbaren Weg für uns. Die Taschenlampe benutzte ich nicht. Schließlich wollte
ich möglichen Beobachtern unsere Annäherung nicht gleich preis geben. Obwohl es noch schneite konnte
ich deutlich erkennen, wie steil und felsig die Berge empor ragten. Shit, wenn mich die Kälte nicht
umbrachte, dann das! Ich sah auf den Kompass, den ich mittlerweile in der linken hielt. Okay, dort hinauf
also ... Mit der Hand wies ich Calhoun die Richtung und schlängelte mich vorsichtig um einige Felsen und
begann nach oben zu kraxeln.
Schleierhaft war mir, wie wir dort raufkommen sollten ohne Kletterausrüstung. Die Felsen waren
stellenweise ziemlich mit Eis und Schnee überzogen. Die Dunkelheit tat ihr übriges. Alles schien gegen
uns zu arbeiten. Nicht sehr fair. Ich ließ Sinclair den Vortritt, ich wollte mich einige Minuten ausruhen,
meine Stimme war mehr ein Kratzen als ich versuchte was zu sagen, endete dies in einem Hustenanfall.
Toll Vanity, einfach glorreich. Jetzt könnten wir die Wetten aufstellen, was dich umbringt die Kälte und
diese Umwelt oder die Felsen oder vielleicht die dezente Erkältung. Ja, mach nur so weiter................
Meine Bewegungen waren zäh, wie Leder mir kam es zumindest so vor. Ich konnte kaum meine Beine
hochheben, alles wog Tonnen...................
Meine Hände umklammerten die ersten Felsen und ich versuchte mich hochzuziehen...........das ging auch
schon mal besser.............
Das Wetter wurde langsam besser, der Wind und der Schneefall hatten nachgelassen, die Kälte leider
nicht. Die Dunkelheit machte es nicht leichter.
Mein Kopf war wie leer gefegt, ein Eisklumpen wie mein Körper einer war. Die Eisschicht auf meiner
Kleidung brannte auf der Haut, also doch noch ein wenig Gefühl im Körper. Aber die Bewegungen waren
sehr beschwerlich. Sinclair kletterte vor mir...........
Keuchend presste ich mich eng an die Wand. Pause ... bis das elende Schwächegefühl in den Armen und
Beinen nachlässt... Behutsam löste ich eine Hand von dem Vorsprung und sah mir die Finger an. Ohne
schützende Handschuhe waren sie vom scharfkantigen Eis auf dem Fels wund und blutig. Ich spürte
keinen Schmerz - die schmerzhafte Phase war längst vorüber. Ich ahnte, was dies bedeutete und
unterdrückte einen Anflug von Panik. Ich durfte jetzt nicht den Kopf verlieren und Gefahr laufen überstürzt
los zu klettern. Ich musste besonnen mit meinem Rest von Kraft umgehen, wenn ich das Plateau
erreichen wollte.
Der Wind fegte eisig durch den Pulli und über mein Gesicht, so dass ich die Augen zusammenkneifen
musste. Den Helm hatte ich abgenommen und an den Rucksack geschnallt. Er war einfach zu hinderlich.
Mein Kopf war nun ungeschützt der Kälte ausgeliefert und bekam das denn auch prompt zu spüren:
Aufgesprungene Lippen und Ohrenschmerzen.
Den Kopf nach oben drehend suchte ich den nächsten Halt für meine Finger - ja, dort war wieder ein
kleiner Riss im Fels. Werde mich nur ziemlich strecken müssen. Ich schielte nach unten und entdeckte
etwas für meinen rechten Fuß. Okay, das musste reichen. Mit dem Fuß prüfte ich den Halt <das Zittern
meiner Knie ignorierend> - bis er fest verankert war, löste langsam eine Hand und reckte mich nach oben.
Noch ein Stück ... noch ein kleines bisschen... Gerade hatte ich in den Riss gefasst, als unter mir ein
unheilvolles Rutschen und Poltern erklang.
„Agent?“, rief ich erschrocken aus und hätte beinahe losgelassen. Hastig fasste ich nach.
Kaum einige Meter gekommen, rutschte ich mit den linken Fuß ab und meine Hände konnten mich nicht
halten. Shit!
Unter mir war die Leere und rutschte im Fall runter. Ziemlich unsanft landete ich. Innerlich fluchte ich, aber
der Schnee hatte den Aufprall ein bisschen gedämpft.
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Ich hing so unglücklich, dass ich nicht nach unten sehen oder klettern konnte ohne selbst abzustürzen.
Besorgt und ängstlich lauschte ich, bis es still wurde.
„Agent! Alles in Ordnung? CALHOUN!“
War da was?? So sicher war ich mir nicht, dann hörte ich doch meinen Namen. Ich schaute nach oben.
„Ja.................alles Ok.“ Echt wirklich, kleiner Witzbold oder? Halt dein M...
Nicht das mir eh schon alles weh tat, nein jetzt das noch. Ohne Kletterausrüstung war das ein übles
Unterfangen. Mühsam rappelte ich mich wieder auf. Das dauerte einige Minuten. Ich kam mir vor als
würde es Stunden dauern. Endlich geschafft, machte ich mich wieder dran an den Aufstieg.
Erleichtert vernahm ich ihre Stimme. Ihr war nichts passiert. Meine Position etwas verändernd, suchte ich
mit den Augen nach dem nächsten Griff. Ja, dort und es sah nach einer Stelle aus, an der ich auf Calhoun
warten konnte. Mit enormer Anstrengung gelang es mir, mich dort zu postieren und blickte nach unten.
Die Stelle war nicht besonders günstig, da ich dem Wind voll ausgesetzt war und er an mir und dem
Rucksack zerrte. Die Kälte war mörderisch. Lange würde ich es hier nicht aushalten können. Zum Glück
war sie schon ein gutes Stück wieder nach oben geklettert.
Wieder meine Hände in den Fels legend und mühselig meinen rechten Fuß auf einen Vorsprung stützend
zog ich mich wieder hoch. Die letzte Stelle an der es abwärts ging passierte ich ohne Probleme
bis..................
Mit beiden Füßen auf einem kleinen Felssims stehend, hielt ich mich mit einer Hand fest und beobachtete
Calhoun. Der Schneefall hatte gänzlich aufgehört und so hatte ich ein paar Meter freie Sicht. Das
unbewegliche Stehen wurde allmählich zur Qual und ich zitterte so, dass meine Hand bereits einige Male
abzurutschen drohte. Nachdem Calhoun nur noch ein kurzes Stück entfernt war, beschloss ich deshalb
weiterzuklettern. Kam jedoch nicht dazu.
Knapp zwei Meter weiter ich ins Leere griff, nein bitte nicht schon wieder.
Mit Schrecken und angehaltenem Atem musste ich hilflos ihren Fall mit ansehen. Verflucht, das sah übel
aus. Diesmal wartete ich nicht, sondern begann sofort mit dem Abstieg.
Doch es ging wieder abwärts, aber diesmal ein paar Meter weiter. Ich versuchte mich noch ein wenig
einzurollen, schaffte es aber kaum mehr. Der Aufprall war um einiges härter als der erste. Ich kam mir vor
wie ein blutiger Anfänger. Ich schlug diesmal böse mit dem Kopf auf, der Helm hatte kaum Wirkung. Die
nächsten Sekunden sah ich.............tja was sah ich...Sterne und Dunkelheit. Als ich versuchte mich
aufzurappeln, wurde mir schwindlig.
Ich war zu hastig und unvorsichtig! Doch die Erkenntnis über meinen Fehler traf mich zu spät. Der
Vorsprung unter meinem Fuß brach durch das zu plötzliche zusätzliche Gewicht ab und ich hatte keine
Kraft nur an den Händen im Fels zu hängen. Wie eine reife Frucht fiel ich von der Wand.
Der Aufprall mit dem Rücken voran auf den Rucksack presste mir mit Gewalt die Luft aus den Lungen und
ein spitzer Schmerz jagte die Wirbelsäule entlang bis in meinen Kopf. Mir blieb nicht mal Zeit einen
Schmerzenslaut von mir zu geben. Der Schwung beförderte mich rutschend und überschlagend in einer
Wolke aus Schnee den Hang weiter nach unten, bis Felsen mich stoppten. Nicht weit, dennoch schienen
sich der dunkle Horizont und der weiße Schnee eine Ewigkeit um mich zu drehen: Schwarz - weiß schwarz - weiß...
Reiß dich am Riemen, verdammt noch mal. Langsam wurde ich sauer. Dann tapste ich wieder zu den
Felsen.............. Toll, einfach nur toll. Mir ging es nicht viel anders als Sinclair..................
So würden wir nie dort raufkommen.
Ganz still blieb ich liegen und lauschte in meinen Körper. Gott, war mir schlecht... und alles tat mir weh.
Sachte bewegte ich meine Arme und Beine - nichts gebrochen. Okay, der Sturz und der Schrecken waren
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am schlimmsten gewesen. Körperlich hatte ich wohl nichts ernsthaftes davongetragen.
Langsam richtete ich mich auf, brachte mich in eine sitzende Stellung und sah mich nach Calhoun um. Sie
befand sich weiter oben. Froh glitt ein Lächeln über mein Gesicht: Sie war unverletzt.
Ein kurzer Blick nach unten, Sinclair hatte sich anscheinend nichts ernsthaftes getan. Den Planeten
verfluchte ich schon innerlich....
Per Handzeichen signalisierte ich ihr, dass ich okay war.
Beide Hände vor mir auf dem Boden abgestützt wollte ich aufstehen und hielt inne. Von meinem Kopf
tropfte Blut in den Schnee. Toll, er hatte wohl Bekanntschaft mit dem Felsen gemacht. Neja, mit einer
Platzwunde konnte ich klettern - mit gebrochenen Knochen nicht.
Diesmal war ich einige Meter von dem vorigen Versuch entfernt aufgekommen und suchte mir eine
andere Stelle zum Aufstieg. Meine Hände griffen.............was war das??
Mit den halbgefrorenen Händen wischte ich den Schnee weg, das durfte nicht war sein, oder etwa
doch?!?
Eine Leiter, ja es war eine, sollten wir doch noch ein wenig Glück haben?
Vom Schrecken auf etwas wackligen Beinen stehend kramte ich aus dem Rucksack das Medpack heraus.
Das Adrenalin das noch durch meinen Körper jagte, hatte meinen Kreislauf wieder etwas in Schwung
gebracht und es gelang mir auf Anhieb die Spritze am Arm anzusetzen und den Kolben vorwärts zu
drücken. In sekundenschnelle wurde das Medikament mit großem Druck ins Blut gejagt. Ich wartete bis
das Röhrchen leer war und warf sie achtlos in den Rucksack. Die Wunde konnte sich jetzt nicht mehr
infizieren. Die Blutung wird die Kälte zwangsläufig stoppen. Irgendwo auf dem Rücken hatte ich noch eine
Prellung, die aber gut auszuhalten war.
Den Rucksack wieder schulternd kämpfte ich mich durch den Schnee den Hang zurück nach oben zu
Calhoun.
So richtig fassen konnte ich es nicht. Zur Sicherheit fasste ich diese noch mal an. Mein Blick ging in die
Dunkelheit, sie schien auf das Plateau zu führen. Mein nächster Blick suchte Sinclair.
Sie stand vor der steilen Felswand und sah sich gerade nach mir um. Irgendetwas schien sie gefunden zu
haben. Jedenfalls sah sie mich mit einem ganz erwartungsvollen Gesichtsausdruck an.
„Private,................das könnte was für uns sein.“ Ich deutete auf die Wand mit der Leiter.
Ich folgte ihrer Hand mit den Augen und entdeckte Sprossen in der Wand. Eine ... Leiter! Erstaunt starrte
ich sie an.
„Oh!“
„Wir sollten es probieren, ich hoffe sie trägt unser Gewicht und ist nicht schon gerostet.“
„Ja klar“, nickte ich, „wenn uns die Wand hier schon Probleme bereitet, wie wird es dann erst weiter oben
sein? Das Risiko gehe ich ein.“
Dann stieg ich mit den rechten Fuß auf die unterste Sprosse und zog mich mit den Händen hoch. Einen
Fuß nach den anderen. Die Leiter war vereist aber man konnte sie erklimmen. Mir kamen es vor wie
Stunden oder die Ewigkeit ohne Ende.
Aber irgendwann hatte ich es geschafft und stand auf dem Plateau. Es herrschte zwar Dunkelheit aber
dadurch das der Schneefall aufgehört hatte, konnte man gut die Umrisse der Gebäude ausmachen.
Ich schätzte mal sie dürften um die 30 m vom Rand entfernt sein, kein Licht, man könnte meinen sie
wären unbewohnt.
Zunächst schien es leichter sie zu erklimmen, wie die Wand selbst. Doch ich erkannte schnell, dass die
Leiter so ihre Tücken hatte und es ganz schön beschwerlich wurde. Die Sprossen waren von einer
Eisschicht überzogen, was nicht ungefährlich war. Meine Stiefel rutschten mehr als einmal darauf ab und
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nur ein fester Griff bewahrte mich vor einem Absturz. Calhoun erging es nicht anders, so dass ich mit
etwas Abstand hinter ihr blieb. Das größte Problem waren allerdings die vereisten Eisensprossen. Ich
konnte sie nur mit dem Pulli über die Hände gezogen anfassen, da meine Haut regelrecht drauf festkleben
blieb. Den Fehler hatte ich anfangs nämlich gemacht und es war verdammt schmerzhaft sie wieder
loszubekommen. Natürlich nicht ohne etwas Haut einzubüßen. *grummel* Shit Kälte! Doch endlich stand
ich völlig ausgepumpt am Rand des Plateaus und schöpfte Atem. Körperlich ging es mir sehr schlecht. Ich
war nahe, wirklich nahe dran, zusammenzuklappen. Es wurde höchste Zeit mich versorgen zu können.
Aufmerksam sah ich nach vorn zum Gebäude. Aus dieser Entfernung sah es sehr unbewohnt aus - kein
Licht oder andere Anzeichen von Bewohnern - und es wirkte von Menschenhand erbaut. Ein Anflug eines
erschöpften Lächelns zuckte um meine Mundwinkel: Keine unbekannten Aliens. Schön.
Die M 590 nahm ich von den Schultern, umständlich da ich kaum noch Gefühl in den Fingern hatte
entsicherte ich die Waffe. Keine Ahnung was uns dort erwartete. Ich sah zu Sinclair.
Ich tat es ihr gleich und entsicherte die M-70. Ich konnte sie zwar kaum halten und das Zielen mit
schlotternden Händen konnte ich mir gleich schenken, aber jemanden ordentlich unter Beschuss nehmen
ging allemal.
„Schauen wir uns die Gebäude näher an, vielleicht finden wir was brauchbares.“
„Sicher, deshalb sind wir ja hier“, meinte ich und schwärmte einige Meter weit aus. Calhoun im Blick
näherte ich mich, leicht hinter ihr versetzt um sie zu schützen, vorsichtig dem Gebäudekomplex.
Wir vermissten zwar noch zwei Teammitglieder und die Piloten aber ich glaubte nicht das wir die dort
finden würden. Ob die überhaupt noch auf dem Planeten sind? Mit den Gedanken ging ich näher heran,
keine Spuren im Schnee vor uns, keine Spur von Leben.
Forschungsstation:
Je dichter wir kamen, desto deutlicher wurde der Eindruck, dass die Station verlassen war. Sie war etwas
eingeschneit und die Spuren des ‚nicht Instandhaltens’ nicht zu übersehen. Hier tat sich schon lange
nichts mehr. Meine Wachsamkeit ließ deshalb aber nicht nach - immerhin konnten die Piloten mit JayLo
und Katchiri hier sein. Da war Vorsicht geboten. Ich schloss wieder zu Calhoun auf, nachdem wir die
Eingangstür erreicht hatten und beobachtete die Umgebung.
Die Eingangstüre war mit einer Eisschicht überzogen und Schnee lag doch ganz schön hoch vor den
Gebäuden. Vorsichtig langte ich mit der Hand nach dem Türknauf, dieser lies sich öffnen, seltsam nicht
mal verschlossen.
Mit entsicherten Waffen standen wir neben der Türe und drinnen war es ebenso dunkel wie draußen.
Abgestandene Luft drang nach draußen.
Wir gaben uns beide Schutz, als wir das Gebäude betraten. Stille und muffige Luft lag hier in den
Räumen.
Eine dünne Eisschicht hatte hier Einzug gehalten. Es war zwar nicht so kalt wie draußen aber angenehm
war es auch nicht. Hier war schon lange niemand mehr.
Als erstes fiel mir auf, dass es drinnen kaum wärmer war als draußen. Danach die Stille, von der man
wusste, dass sie vom Verlassensein herrührte. Mich neben der Tür aufbauend sah ich mich um. Ein lang
gestreckter Verbindungsgang lag vor uns. Angefüllt mit einigen Schränken. Im vorderen Bereich, sowie im
hinteren, führten Türen zu weiteren Räumen. Über allem lag eine feine Schicht von Schnee und Eis. Um
welche Art Station es sich handelte, konnte ich noch nicht erkennen. Neugierig sah ich zu den Türen. Ob
JayLo und Katchiri hier irgendwo gefangen waren?
Meine Laune sank zusehends. Sollte der Weg umsonst gewesen sein?
Würden wir was brauchbares finden?
Keine Ahnung. Sogar Schnee war hier innen. Ich schaute nach oben und sah ein Loch im Dach. Hier war
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schon sehr, sehr lange niemand mehr.
Aufmerksam betrachtete ich den Boden. Unberührt bedeckte der Schnee den Boden. Keine Spuren.
Nichts. Nicht das geringste. Ich runzelte die Stirn. Das gefiel mir nicht. Wenn sie nicht hier waren - wo zum
Teufel waren sie dann?
„Ich glaube ja nicht das hier noch jemand ist.“ Aber ich war trotzdem auf der Hut.
„Nein, vermutlich nicht“, brummte ich.
Mein Weg führte mich in einen der Räume, dort standen Tische mit Laborausrüstungen. So wie das
Aussah, schon sehr lange unbenutzt. Schnee und Eis wohin man sah. Dünn verteilt aber da. Ich ging
weiter und schaute in den nächsten Raum. Mein Blick schleifte am Boden umher, nur unsere Spuren
waren am Boden zu sehen. Kein Hinweis auf Leben.
Ich ging weiter nach hinten durch, Leichen waren nicht zufinden, anscheinend wurde diese Station so
geräumt. Weshalb auch immer. Langsam merkte ich wie müde ich war. Recht viel länger würde ich nicht
mehr durchhalten können.
Meine Mandeln waren geschwollen und das Schlucken wurde immer schwerer. Meine Lunge brannte als
wenn jemand heißes Öl reingegossen hätte. Vielleicht würden hier irgendwo trockene Klamotten
herumhängen, bitte...........nur diesen einen Wunsch. Bevor ich den nächsten Raum betrat musste ich erst
einen Hustenanfall unterdrücken. Dann öffnete ich die Türe....
Calhoun verschwand im nächstgelegenen Raum und ich beschloss, mich im hinteren Teil umzusehen. Die
Taschenlampe in der Linken und die Waffe in der Rechten marschierte ich los. Unter dem Loch im Dach
blieb ich kurz stehen und sah hinauf. Der Nachthimmel funkelte vor Sternen und für einen Moment dachte
ich an Alex. Fragte mich, wo er wohl gerade war. Noch auf der Erde? Auf der Saratoga? Gott, hoffentlich
ging es ihm gut... Hastig wandte ich mich von dem atemberaubenden Anblick ab und lief den Gang
hinunter. Die Waffe im Anschlag öffnete ich vorsichtig eine Tür und schlüpfte in den Raum. Mit einem
Blick stellte ich fest, dass sich niemand hier aufhielt. Ich entspannte mich und sah mich neugierig um.
Arbeitstische mit Computern ausgestattet und verschiedenen Laborutensilien. Eine Forschungsstation...
Zum nächsten Tisch hinübergehend sah ich ihn mir genauer an. Verschiedene Steinproben lagen, fein
säuberlich nummeriert, herum und einige Notizen aus denen ich nicht schlau wurde. Manche waren von
der Feuchtigkeit unleserlich. Über allem lag eine dünne Eisdecke. Mich dem PC zuwendend versuchte ich
ihn hochzufahren. Keine Regung. Kein Strom... Irgendwo musste der Generator sein. Mal sehen wo und
ob ich ihn in Gang bekam. Von dem Raum gingen zwei weitere Türen ab und entschied mich für die
gegenüberliegende. Vorsichtig öffnete ich sie und spähte in den Raum dahinter. Nein, ein weiterer kurzer
Verbindungsgang. Ich schloss sie wieder und wandte mich der rechten Tür zu. Ein Abstellraum. Die
Regale vollgestopft mit Kisten. Ebenfalls nummeriert. Also, durch die andere.
Von dem kleinen Gang gingen drei Türen ab. Calhoun verschwand gerade hinter der Tür im hinteren
Bereich. Ich ging in die entgegengesetzte Richtung den Gang hinunter. Die eine Tür stand offen und
dahinter lag ein weiterer Laborraum. Vermutlich kam Calhoun aus diesem Raum. Ich ging weiter zur
gegenüberliegenden Tür.
Ich hörte Schritte und drehte mich herum, es war nur Sinclair die ebenfalls Räume durchsuchte....
Dann betrat ich den Raum.....
Toiletten und eine Verbindungstür führte zu den Duschen. Auf der anderen Seite eine weitere
Verbindungstür die aus dem Nasszellenbereich führte. Dahinter waren bestimmt die Schlafbereiche und
wenn mich nicht alles täuschte, war Calhoun da drin. Okay, dann wieder zum Hauptverbindungsgang und
die andere Seite kontrollieren. Ich kehrte auf demselben Weg zurück und nahm vom Hauptgang die Tür
gegenüber - und landete in der Küche.
Essen! Das erinnerte mich daran, dass ich mal wieder vergessen hatte Nahrung zu mir zu nehmen. Wann
hatte ich das letzte Mal was gegessen? Zuletzt auf der Basis in der Wüste. *Seufz* Ich musste aufpassen,
dass es nicht zu einem Problem wurde und ich zu viel Gewicht verlor. Wie sollte man auch an Essen
denken, wenn so viel passierte?
Die Küche war schnell durchsucht und es fanden sich einige noch haltbare Konserven: Bohnen, Ravioli,
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Thunfisch, Tomaten und diverses andere. Sogar marsianischer Mais. Ich sah auf das Haltbarkeitsdatum alles noch nicht verdorben. Schön, das wird ein Festessen! Es fanden sich auch Wasserflaschen,
allerdings war der Inhalt gefroren. Okay, das konnten wir schmelzen - mittels Bunsenbrenner, sollte der
Generator nicht funktionieren. Von der Küche ging es in einen kleinen Aufenthaltsraum mit langen Tischen
und Stühlen. Ich warf nur einen kleinen Blick hinein - niemand hier.
Jetzt wandte ich mich einem Durchgang zu, der sich gegenüber der Kücheneingangstür befand.
Behutsam betrat ich den dahinter liegenden Raum und sofort stach mir der Stromerzeuger im Lichtkegel
der Taschenlampe ins Auge. Eilig überwand ich die wenigen Schritte und überprüfte ihn. Kein Benzin.
Nicht ein Tropfen. Enttäuscht sah ich mich um. Nur einige große Kanister standen herum. Alle leer.
Vielleicht gab es draußen einen Benzintank im Boden eingelassen. Schließlich benötigten sie für einen
längeren Zeitraum Treibstoff. Ich wollte schon den Raum verlassen, als mir eine kleine schmale Tür
auffiel. Die hätte ich beinahe übersehen!
Kurz darauf stand ich außerhalb der Station im tiefen Schnee. Okay, draußen irgendwo musste das
Benzin sein. Doch zunächst sollte ich zu Calhoun zurückkehren und melden, was ich gefunden hatte oder auch nicht. Es gab noch immer keine Spuren von JayLo und Katchiri. Geschweige denn anderer
Personen.
Es schien der Schlafraum zu sein, ebenso verwaist wir der Rest der Station. Spinde standen auf der einen
Seite. Mein Weg führte direkt drauf zu. Einige öffnete ich. Doch noch ein wenig Glück. Wer sagt es denn.
Klamotten und Arktisausrüstung. Endlich raus aus den völlig durchnässten und vereisten Klamotten. Ich
wollte aber erst Sinclair holen. Langsam ging ich auf die Türe zu und schaute auf den Gang.
Ich stand gerade etwas unschlüssig im Hauptgang, als sich eine Tür öffnete und Calhoun den Kopf
durchsteckte.
„Private wie wäre es mit trockenen Klamotten?“
Klamotten? Schlagartig war ich mir wieder meines Zustandes bewusst, den ich während der
Durchsuchung völlig verdrängt hatte. Oh ja, und ich fror erbärmlich!
„Das wäre wirklich Klasse!“, rief ich und folgte ihr.
Dann ging ich wieder zu einem der Spinde. Mein Gepäck lud ich ab, sicherte das Gewehr und stellte es
daneben.
Tatsächlich der Schlafbereich. Vollgestopft mit Betten und Spinden. Meinen Rucksack und das M-590
auf das nächste Bett legend ging ich zu einem der Spinde und sah hinein.
Dann hörte ich Schritte und drehte mich um. „Hier scheint niemand mehr zu sein, in den Spinden sind
trockene Sachen und Arktistaugliche Ausrüstung.“ Meine Stimme hatte ganz schön gelitten, man könnte
meinen ich hätte die Nacht durch gemacht.
„Prima, aber diese hier passen nicht. Zu klein“, ich schloss ihn wieder und nahm mir den nächsten vor,
„und nein, ich habe auch keine Anzeichen von Leben gefunden. Weder von JayLo und Katchiri, noch von
sonst jemandem.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, das sie hier waren, Chigspuren in den vorderen Bereich wären sogar uns
aufgefallen, hier war schon ewig niemand mehr gewesen.“
„Ja, sieht ganz danach aus.“
„Wie geht es ihnen? Wir könnten uns einige Stunden ausruhen solange zumindest bis es wieder hell ist?“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Den Umständen entsprechend, aber ich werde durchhalten. Cool! Ein Mark - II - Anzug!“, ich zog einen
Mark - II - Überlebensanzug mit Mikroklimaregelung heraus. Er war einst von der NASA entworfen und
mittlerweile gehörte er zur Standardausrüstung. Den Umgang mit dem Anzug hatte ich beim
Überlebenstraining gelernt. Der einteilige schwarze Anzug mit Kopfhaube ähnelte einem Taucheranzug.
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Das zweilagige Material aus Memory-Schaumstoff enthielt ein System von Kanälen, durch die zur
Regulierung der Körpertemperatur je nach Klima ein dichtes heißes oder kaltes Gel gepumpt wurde.
Den Anzug anhaltend <okay, der könnte annähernd passen> wandte ich mich wieder an Calhoun.
Innerlich musste ich grinsen. „Die haben eine bessere Ausrüstung als das Corps, würde ich mal sagen
und zu viel Geld, sowas lässt man nicht hier.“
„Also, ich beschwere mich nicht darüber“, grinste ich sie an, „der Anzug ist wirklich cool. Mit ausruhen
muss ich allerdings passen. Ich habe den Generator gefunden, aber kein Benzin. Irgendwo draußen muss
es welches geben und ich will danach suchen“, den Anzug über einem Arm, kramte ich noch Spikes, eine
dicke Jacke und Handschuhe heraus - oh und dicke Socken. „Ja, und wenn ich mich hinlege, stehe ich
nicht mehr auf“, lächelte ich sie an, „und wie sieht’s bei Ihnen aus?“
„So, lala ziemlich kaputt. Ich hoffe das nicht zu viele Gegner in den nächsten Stunden hier was wollen,
das könnte zum Vorteil von denen ausgehen.“
„Vermutlich haben Sie Recht.“
Ich begann mich auszuziehen, du hast schon besser ausgesehen. Meine Haut war kalkweiß, ich war
unterkühlt und Sinclair auch. Es würde dauern bis wir die Kälte aus den Körper draußen hatten. Mit einen
Shirt rubbelte ich an den Beinen und Armen. Das tat weh, verdammt weh. Mühsam unterdrückte ich mir
einen Kommentar darauf....
Das Ausziehen ging schnell, viel hatte ich ja nicht an. Ich rubbelte mich trocken <fühlen tat ich fast nichts>
und schielte auf meinen Rücken. Dort seitlich neben der Wirbelsäule leuchtete ein großer blauer Fleck.
Ein Andenken vom Sturz. Apropos Sturz: Ich fasste mir an die linke Schläfe und zog die Hand zurück.
Blut. Die Wunde begann, hier drinnen wo es wärmer war, wieder zu bluten. In den Toiletten gab es sicher
Spiegel wo ich sie versorgen konnte - ach ja, und meine Finger ebenfalls. Nach der Selbstuntersuchung
zwängte ich mich schließlich in den Anzug. Als ich sämtliche Reißverschlüsse zugezogen hatte, suchte
ich nach einem bestimmten Behälter und fand ihn in einer Ecke des Zimmers. Es war ein silberner
Stahlbehälter, ähnlich einer Druckluftflasche für Taucher.
Normalerweise füllte man den Anzug erst bevor man raus geht, aber die Wärme benötigten wir beide
dringend.
Ich griff nach dem Druckschlauch der daran hing und befestigte ihn an dem Stöpsel an meiner Seite. Ein
prüfender Blick verriet mir, dass er für das heiße Gel richtig eingestellt war. Einatmend öffnete ich das
Ventil und ich spürte das heiße Gel zischend in den Anzug strömen. Das Schaummaterial dehnte sich und
der Anzug presste sich an meinen Körper. Es war ein komisches Gefühl. Besonders nachdem sich die
Haube um meinen Kopf blähte und dagegen presste. Ich stecke in einem Kondom. *kicher*
Am liebsten hätte ich mich hingelegt und einige Stunden geschlafen. In der Dunkelheit würden wir nicht
viel ausrichten können, vielleicht war irgendwo unter den Gebäude noch ein Keller oder sonst was. Wie
sollten wir eigentlich hier wieder weg kommen?
Es gibt immer eine Lösung.........Collins Standard Spruch. Den brauchte ich noch............. Ich begann mich
wieder anzuziehen.
Nachdem Calhoun sich angezogen hatte, schloss ich sie an den Geltank an und blies ihren Anzug auf. So
langsam drang die Wärme des Gels bei mir durch - und das war nicht besonders angenehm! Nein, ganz
und gar nicht. Ich stöpselte Calhoun, als sie fertig war, hastig aus und zog mich zurück.
Das Gel, war wie sollte ich sagen, recht interessant. Ich kam mir vor wie ein Stück Wurst in einer Pelle.
Die Wärme war am Anfang nicht gerade angenehm, aber was tat man nicht alles um wieder ein wenig
Wärme zu spüren. >grins<
Der Anzug war mindestens drei Nummern zu groß aber er war trocken und vor allem warm!!
Auch waren Decken vorhanden, der Wunsch sich einfach hinzulegen und zu schlafen wurde immer
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mächtiger, wie lange ich dem noch widerstehen konnte...............nicht mehr lange wenn ich ehrlich war zu
mir selbst.
Ich hatte das Gefühl bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Oh Gott, meine Haut verbrannte! Am liebsten
hätte ich mir den Anzug runter gerissen. Doch instinktiv wusste ich, dass ich es aushalten musste. Mich
auf ein Bett setzend krümmte ich mich zusammen und wiegte mich leicht vor und zurück. Es tat so weh!
„Haben sie schon was brauchbares gefunden Private? Vorne war nur das Labor, nichts dort was wir
gebrauchen könnten.“ Nur ablenken, jetzt wurde es verdammt schmerzhaft, Ablenkung nur nicht dran
denken..................
Ihre Stimme gedämpft durch die Haube, verstand ich zwar jedes Wort, blieb ihr aber eine Antwort
schuldig. Die Lippen fest zusammengepresst ließ endlich irgendwann das Brennen auf meiner Haut nach.
Jetzt gingen Wellen stechenden Schmerzes durch meine Muskulatur. Schlimmer, als draußen auf dem
See. Ich hatte das Gefühl auf einer Folterbank zu liegen. Der Schmerz presste mir die Brust zusammen
und ich bekam kaum noch Luft.
Ich bewegte mich um wieder ein wenig Leben in die Füße und Finger zu bekommen, die bizzelten immer
noch erbärmlich. Vorsichtig bewegte ich mich nur nicht stehen bleiben und sitzen, die Schmerzen würden
nur noch schlimmer! Die Lippen fest zusammengepresst, setzte ich Fuß vor Fuß
Mich daran erinnernd, wie Shaki’Mar und Calhoun darauf gedrängt hatten, meine Arme und Beine zu
bewegen, stand ich etwas unbeholfen auf. Ein paar Schritte hin und her gehend bewegte ich meine
Gliedmaßen und vor Schmerzen liefen mir wieder Tränen hinunter. Shit. Und erneut stachen millionenfach
Nadelstiche auf mich ein, als das Blut warm, bis in die Zehen und Finger, zurück schoss. Nein,
milliardenfach. Mein Gott, tut das weh! Doch auch das ließ irgendwann nach und endlich begann sich so
etwas wie Wohlbefinden in mir auszubreiten. Neja, ein wenig. Erschöpft lehnte ich mich gegen die Wand
und sah zu Calhoun. Zum Glück schien es ihr körperlich ganz gut zu gehen.
Nur sehr langsam begannen die Schmerzen nachzulassen, so einen Tag brauchte ich nicht mehrmals im
Monat, das stand fest!
Ich fühlte mich total erledigt. „Wir sollten uns noch den Rest anschauen und dann eine Kleinigkeit essen.“
Ich schüttelte langsam mit dem Kopf.
„Können Sie das alleine erledigen? Ich muss zunächst meine Kopfwunde und meine Finger versorgen“,
zu meinem Rucksack gehend holte ich das Medpack heraus. „Die Küche geht vom Hauptgang ab und es
gibt noch einige Konserven welche essbar sind. Treffen wir uns wieder hier?“
„Ja, ich kann das alleine erledigen.“
Ich sah sie an. „Wenn wir Energie haben sollten wir damit sparsam umgehen, ich glaube Trockenfutter
sollte reichen, auch wenn ich liebend gerne was gekocht hätte. Klar, treffen wir uns wieder hier.“
„Ich dachte eher an einen Bunsenbrenner. Die gibt es meist zuhauf in Labors. Aber ist schon okay.“
„Seien sie vorsichtig, die Station scheint verlassen, aber ein ungutes Gefühl bleibt doch.“
„Okay.“
Damit ging ich wieder raus und nahm das Gewehr mit. Nicht was von Interesse sein könnte, Küche und
Geräte zum Funken, alles außer Betrieb. Dann ging ich wieder in den Schlafraum, ich hatte
Hunger............wann ich das letzte Mal was zum Essen hatte? War schon sehr lange her.
Geklammert und gepflastert, war die Kopfwunde rasch versorgt und die Fingerkuppen mit Jod
eingepinselt. Ich hatte mir noch einmal das Medikament injiziert. Mehr konnte ich nicht tun. Mittlerweile
konnte ich mich wieder einigermaßen flüssig bewegen. Die Wärme, ausgehend vom Anzug, war
wohltuend und das Zittern hatte gänzlich aufgehört. Mich im Spiegel betrachtend, spürte ich überdeutlich
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meine Erschöpfung. Meine Augen lagen tief und waren rot gerändert. Die Backenknochen stachen scharf
hervor. Die Lippen rau und aufgeplatzt und ich hatte Gewicht verloren. *Seufz* Ich wandte mich ab und
kehrte in den Schlafraum zurück.
Ich ließ mich auf einen der Decken nieder und schloss ein wenig die Augen. Als ich wieder Schritte hörte.
Meine Lider waren tonnenschwer. Sinclair, wer sonst....
„Noch was interessantes gefunden?“
Calhoun hatte sich auf ein Bett gelegt und sah mich müde an.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, dass Klo gibt nicht viel her und Sie?“
Grinsend sah ich sie an. „Nö nicht wirklich, nein nichts was uns irgendwie weiterhelfen könnte.“
„Das nenne ich wirklich Pech, dass die Funkgeräte auch noch außer Betrieb sind. Das Benzin reicht wohl
nicht.“
Ohne Benzin würde und der Generator nicht viel nützen, aber ansonsten hatte diese Station nicht viel zu
bieten................ Wer die wohl mal eingerichtet hatte?
Ich griff nach den Spikes und der Jacke. Eigentlich benötigte man mit dem Anzug keine Jacke, aber ich
fühlte mich damit sicherer.
„Agent, ich werde mich jetzt ein wenig draußen umsehen und den Benzintank suchen“, ich zögerte leicht.
Eigentlich hatte ich sie fragen wollen, ob sie mit wollte oder für uns was zu essen machte - sie sah aber so
erschöpft aus, dass ich es mir verkniff. „Finde ich Sie wieder hier?“
„Ist gut, ja ich werde hier sein, ich sehe keinen Grund hier wegzulaufen.“
„In Ordnung.“
Keine Spur von unseren Vermissten, nicht die geringste. Aber in Luft konnten die sich nicht auflösen.
Verdammt und warum wir noch am Leben? Man hätte uns ohne Probleme abknallen können. Einige
Probleme weniger. Entweder steckte dahinter ein perfider Plan oder Anfänger.
Das Denken fiel mir schwer, ich wollte schlafen und konnte kaum die Augen offen halten. Ich war am
Ende mit meinen Kräften...................sollte es hier enden? ...und wenn, ändern konnte ich daran
nichts....Schicksal!
Vom Generatorraum ausgehend sah ich mich draußen um.
Der Tank konnte nicht allzu weit weg sein, aber mit Sicherheitsabstand zum Gebäudekomplex. Vermutlich
in ziemlich gerader Linie entfernt. Zwei leere Kanister mitnehmend ging ich los.
Die Eiskrallen unter meinen Füßen erleichterten das Vorwärtskommen enorm und bald lag die Station
hinter mir. Als ich glaubte die Entfernung wäre erreicht, begann ich intensiv mit der Suche. Himmel, war
das Mühselig! Der Schnee lag einige Zentimeter hoch und somit die Zugänge vom Tank begraben. Ich
räumte solange den Schnee an verschiedenen Stellen beiseite, bis ich einen ausgetretenen gefrorenen
Weg entdeckte. Dem folgte ich noch gut ein Stück und stieß schließlich auf den Tank. Vor Freude stieß
ich einen kleinen Jubelschrei aus und warf die Kanister in den Schnee. Hastig legte ich ein dickes kurzes
Rohr mit dem Tankschlauch frei. Ein Blick auf die Anzeige dämpfte augenblicklich mein Freudengefühl. Es
befand sich kaum noch Benzin darinnen. Schrott! Das reichte bestimmt nur für drei bis vier Stunden - aber
egal, besser als nichts. Ich füllte beide Kanister und schleppte sie zurück. So ging es zwei Mal hin und
her, bis ich den letzten Tropfen rausgeholt hatte. Danach war ich fertig. Erschöpft gönnte ich mir eine
kleine Pause im Generatorraum, bis sich meine zittrigen Knie und die Atmung wieder normalisiert hatten.
Den Generator schmiss ich aber nicht an. Wenn wir nur so kurze Zeit Strom haben werden, benötigten wir
es, um Shaki’Mar mittels warmer Dusche aus ihrer Starre zu holen. Wie wir Shaki’Mar allerdings die steile
Felswand hinauf bekommen sollten... keine Ahnung. *Seufz* Das war mein nächster Schritt: Eine
Möglichkeit zu finden. Ausruhen war weit entfernt.
Zu Calhoun zurückkehrend berichtete ich ihr von dem Benzin und darüber, dass ich den Generator wegen
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Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Shaki’Mar noch nicht benutzen wollte. Aus dem Rucksack eine Nahrungseinheit nehmend informierte ich
sie noch, mich weiter umsehen zu wollen und eine Möglichkeit für den Transport des Chigs zu finden.
Bereits im Hinausgehen aktivierte ich per Druck auf den Beutel das Zubereiten des Essens und kippte es
mir auf dem Weg durch den Gang hinunter. Brrr... ich hasste das Zeug! Dennoch fühlte ich mich gleich
etwas kräftiger. Die Tür aufstoßend betrat ich den Aufenthaltsraum.
Sinclair hatte Benzin für den Generator gefunden, war nicht wirklich viel und würde uns nicht lange helfen,
einige Stunden vielleicht...................... Wenn man mich fragen würde, gegen einen Trupp von einer
Spezialeinheit inklusive einem Transporter hätte ich nichts einzuwenden.... Die ganze Situation war nur
Sch.........>zensiert<
Ich war noch mal im Labor und sah mich näher in den Schränken um, in denen fast nichts zu finden war,
Reagenzgläser und Dichtungen, Verbindungen und leere Zettel. Einige Aufzeichnungen von
Experimenten, die mir nichts sagten. In einem der Schränke lagen Felsproben, ob die was bestimmtes
hier gesucht hatten? Legte diese aber wieder zurück und schloss den Schrank.
Also doch! Die Tische hier waren aus Kunststoff und nicht wie in den Labors aus Metall. Ich suchte einen
ziemlich langen heraus und schob ihn abseits von den anderen. Das war unser Schlitten und gleichzeitig
die Trage, um Shaki’Mar irgendwie die Felsen hoch zu bekommen. Ah ja und zum besseren gleiten
werden wir einfach ein paar mit dem kalten Gel gefüllte Anzüge drunter schnallen. Die
Schaumstoffoberfläche eignete sich hervorragend dazu. Die Tischbeine waren geradezu geschaffen,
Shaki’Mar mittels Seilen darauf zu fixieren. Apropos Seile: Die Station war hier in den Bergen mit viel
Schnee und Eis. Das hieß, es gab irgendwo entsprechende Ausrüstung. Seile, Eisbeile, Karabinerhaken
und -Ösen zum Anseilen und was man sonst so benötigte. Fragte sich nur wo. Im Aufenthaltsraum
standen ein paar Schränke und neugierig durchsuchte ich sie. Es fanden sich aber nur Bücher, Spiele
zum Zeitvertreib und ähnliche Dinge nebst Flachbildschirm mit einer Datenbank gespeicherter Spielfilme.
Dann fielen mir die Schränke im Hauptgang ein und verließ den Raum. Bevor ich sie mir jedoch ansah
kehrte ich in den Schlafbereich zurück <keine Spur von Calhoun, vielleicht auf dem Klo...>, füllte ein paar
Anzüge mit kaltem Gel und deponierte sie mit einigen Decken auf dem Tisch.
Schließlich widmete ich mich den Spinden im Hauptverbindungsgang.
Yo! Seile und alles andere auch! Während ich mir alles ansah, wusste ich plötzlich, wie wir Shaki’Mar
nach oben bekamen. Ich hielt inne, als das Bild sich in meinem Kopf verfestigte: Shaki’Mar gut befestigt
und geschützt durch Decken auf dem Tisch senkrecht am Fels hängend. Calhoun und mich von oben
abseilend und mittels unseres Gewichts Shaki’Mar nach oben ziehend. Das Fahrstuhl-Prinzip. JA!
Genauso war es möglich. Es wird uns alles abverlangen, aber es war zu realisieren. Wir werden es
schaffen sie hierher zu bringen! Aufgeregt und voller Ungeduld <am liebsten wäre ich sofort
losmarschiert> überschlug ich im Kopf, wie viel Seil, Haken und Ösen benötigt wurden.
Zwei Spinde geplündert und die Arme vollgepackt machte ich mich auf den Rückweg zum Tisch, um
danach Calhoun zu suchen.
Unter den Tischen lag nichts außer einigen Kisten in denen nichts drin war außer Schnee und Eis... Meine
Uhr zeigte mir an, das wir uns schon geraume Zeit hier aufhielten. Langsam wurde ich noch müder, war
am Ende meiner Kräfte. Ich konnte mich genauso hinlegen. Aber erst mal Sinclair finden, vielleicht war sie
in der...............weiter kam ich nicht.
Schritte hatte ich noch gehört und war wie ein Anfänger in die Falle getappt. Die Gegner wussten was sie
taten, Gegenwehr war zwecklos, keine Chance, vorher wurde ich noch entwaffnet............Sinclair, wo war
sie, vielleicht konnte...........nein, was ich nicht glaubte. Das waren Profis, gehört hatte ich sie erst als es
zu spät war.
Jäh wurde links die Tür zum oberen Laborraum aufgerissen und ich sah mich einigen schwerbewaffneten
und vermummten Männern gegenüber. Spezialeinheit... schoss es mir durch den Kopf, als ich ihre
Ausrüstung erkannte. Geistesgegenwärtig ließ ich alles fallen und stürzte in den Aufenthaltsraum, um von
dort über die Küche in den Generatorraum und nach draußen zu gelangen. Denkste. Ich kam noch nicht
mal dazu, meine M-70 zu ziehen, welche in der Jackentasche steckte. Einer von ihnen hechtete über
einen der Tische den ich zwischen sie gebracht hatte und riss mich zu Boden. Von der Küche stürmten
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Private
Leya Sinclair
zwei weitere herein. Sie hatten sich geteilt - kennen sich aus... Routiniert war ich im Nu entwaffnet und per
Kabelbinder gefesselt. Toll. Eingeschnappt lag ich auf dem Boden, bis sie mich hoch zerrten und
mitschleiften. Wer zum Teufel war das? Waren sie für das Verschwinden von JayLo und Katchiri
verantwortlich? Den Piloten? Steckten sie mit den Piloten unter einer Decke? Wo war Calhoun? In
meinem Kopf sprudelten die Gedanken nur so. Geduld Leya, du wirst gleich wissen, was sie von dir
wollen...
Irgendwo, nicht weit entfernt, in einem anderen Raum...
Hinter mir hörte ich die Türe zufallen und zwei der Typen stießen mich in den Raum auf einen Stuhl. Man
fesselte mich. In dem Raum war es nicht gerade hell. Vielleicht 3-5 Männer, es war schlecht zu erkennen.
Bis ich eine Stimme hörte........
„Was tun sie hier?!“ Eine Frau, die andere auch.........sah ziemlich mitgenommen aus.
„Das gleiche könnte ich sie genauso fragen?“
Mein Hals kratzte, die Stimme hörte sich grausam an, es brannte wie Feuer, sch... Erkältung. Die
Kabelbinder schnitten ganz schön, verflucht eng.
„Ich stelle hier die Fragen, wer sind sie und was tun sie hier?“
Er hatte einen starken französischen Akzent, Fremdenlegion? Gut möglich. Sie waren in Tarnanzügen
und kaum unter der ‚Schminke’ zu erkennen. Einen Verhör würde ich nicht lange durchhalten, nicht in
diesem Zustand.
„Mein Rang ist Spezial Agent von SWAT 17 abkommandiert auf die USS Saratoga.“
„Weiter und was ist ihr Gebiet!!??“
Hinter mir hörte ich Schritte, eine Klinge, das Metall spürte ich auf der rechten Seite am Hals. Sch...
„Eine Spezialeinheit, zur Sicherung der Chigbotschafters.“ Ob die das glaubten, wohl eher nicht.
„Wollen sie mich auf den Arm nehmen?!? Was sollten die Iron Angels hier auf den Planeten?“ Langsam
riss mir die Geduld.
„Was tun sie denn hier, was wollen Franzosen hier auf diesem Eisplaneten?“
Ehe ich mich versah krallte seine Hand meinen Hals und drückte zu. Weg konnte nicht. Ich bekam eh nur
schlecht Luft und jetzt drückte dieser sch.. Typ auch noch meinen Hals zu.
„Geht sie nichts an, Name und Rang und das ein wenig schneller!!!“
Er nahm die Hand vom Hals und ich hustete um Luft zu bekommen, die Frage hatte ich sehr wohl
mitbekommen.
„Lt. Col. Calhoun mehr geht sie nichts an.“
Ehe ich mich versah hatte jemand seine Hände in meinen Haaren und zog dran. Das tat verdammt
weh.............Mistkerle!!
„Was sie uns sagen werden, Glauben und Wahrheit liegt doch ganz weit auseinander, aber die
bekommen wir auch so noch raus..............“
„Sie gehören also diesen Iron Angels an, gehört haben wir schon mal was davon, aber so toll sollen die ja
nicht sein.“
Du kannst mich nicht meinen.
„Was ist los oder existieren diese Angels auch gar nicht, gesehen habe ich sie noch nicht.“
„Wäre ....eine Möglichkeit.“ Lackaffe!!
„Verarsch mich nicht. Meine Leute können verdammt ungemütlich werden und das möchte ich nicht!“ Ein
gemeines Lächeln setzte ich auf, die würde mich noch kennen lernen....
Ich zog es vor, nichts zu sagen, war weniger anstrengend. Aber ich hatte die Rechnung ohne diese Typen
gemacht..............
„Wie sind sie hierher gekommen?!
„Mit einem Transporter.“
„Wer ist noch hier außer Ihnen und der anderen Frau?“
Sag die Wahrheit oder Lüge? Ich entschied mich für die Lüge.............
„Wir waren zu dritt, eine ist verschwunden und die andere ist hier.“
„Das soll ich ihnen abnehmen oder halten sie mich für dämlich!!!
Verdammt müde und erschöpft sah ich ihn an. „Dann töten sie mich, wenn ihnen die Antwort nicht gefällt,
dann sind es eine weniger auf den Planeten.“
„Wenn ich mit ihnen fertig bin, dann würden sie froh sein, tot zu sein.“ Mein Grinsen wurde noch breiter.
Ich hatte die Worte in ihr Ohr direkt geflüstert, mal schauen ob sie später immer noch so taff war, wie sie
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
hier tat....
„Glauben Sie ihm ruhig, Agent Calhoun. Er blufft nicht. Sie waren also zu dritt? Interessant. Da Sie zur
Sicherung des Chig-Botschafters abkommandiert wurden, muss er wohl der Dritte sein, oder wollen Sie
mir erzählen das Sie ihn verloren haben? Also wo befindet sich der Chig? Wie ist er bewaffnet?“
Die Stimme neben mir war nicht zu überhören. Das könnte dir so passen. Okay, dann wollen wir mal. „Der
Chig ist auf dem Planeten tiefgefroren und somit keine Gefahr für sie.“
„Tot, das ist gut.“
Ein Grinsen konnte ich mir innerlich nicht verkneifen, erst mal haben sie die Antwort gefressen, für das
erste.........
Zur selben Zeit in der Dusche...
Drei Mann brachten mich in die Dusche und stießen mich zu einem Stuhl in der Mitte stehend. Es war
stockduster da keine Fenster und nur der Strahl ihrer Taschenlampen schwenkte durch den Raum jedoch nie einen von ihnen streifend. Es wurde kein Wort gesprochen. Neben den Dreien spürte ich die
Anwesenheit weiterer Personen, als ich mit den Händen auf den Rücken gedreht auf den Stuhl gefesselt
wurde. Mindestens zwei weiterer - eher mehr. Noch fühlte ich keine Angst, war eher sauer, dass ich mich
so einfach hatte überwältigen lassen. Jemand zerrte mir die Haube vom Kopf und ein anderer richtete
seine Taschenlampe direkt auf mein Gesicht und geblendet versuchte ich den Kopf wegzudrehen. Dann
ertönte eine männliche Stimme.
„Wer sind Sie?“
Der Tonfall war harmlos, plaudernd, so als könnte derjenige kein Wässerchen trüben. Sie hatte einen
starken Akzent - französisch...
„Private Leya Sinclair, Kennnummer: 0306-2010-SL-6941.“
„Warum sind Sie hier? Welche Befehle haben Sie?“
„Private Leya Sinclair, Kennnummer: 0306-2010-SL-6941“, wiederholte ich monoton und kniff die Augen
vor dem Licht zusammen. Dahinter konnte ich schemenhaft Schatten erkennen.
„Private Sinclair, ich wiederhole mich nur ungern. Warum sind Sie hier?“
„Private Leya Sinclair, Kennnummer: 0306-2010-SL-6941“, rasselte ich erneut herunter. Die Ohrfeige kam
plötzlich und unerwartet. Zusammenzuckend wollte ich im Reflex meine brennende Wange berühren. Die
gefesselten Hände verhinderten es. Wütend, aber mit klopfendem Herzen, starrte ich stumm nach vorn.
Sie dürfen niemals dem Feind Informationen preisgeben! Niemals oder ich zerre Ihren Arsch persönlich
vor das Kriegsgericht! Hörte ich die Stimme meines Ausbilders. Nennen Sie Rang, Namen und Ihre
Kennnummer. Halten Sie sich daran fest, was auch immer passiert... Toll, der hatte gut Reden. Seit wann
waren die Franzosen unsere Feinde und wieso verhielten sie sich so?
„Nun Private“, kam es sanft von irgendwo, „Welche Befehle ...“ Unvermittelt verstummte die Stimme und
dann unterhielt sie sich leise auf französisch mit jemandem. Verdammt. Gehörten sie zu einer
Fremdenlegion? So langsam wurde mir wirklich mulmig.
„Private, wie ich gerade hörte“, wandte sie sich wieder direkt an mich, „gehören Sie zu einer
Spezialeinheit zum Schutz des Chigbotschafters...“
„Das ist gelogen“, warf ich hastig ein. Woher ... Calhoun!
„Wie sind Sie hierher gekommen?“, überging er meinen Einwurf, „und wo hält sich der ... Chigbotschafter
auf?“
Sein Tonfall hatte sich schlagartig verändert. Scharf und gefährlich leise. Mmh, wohl doch nicht so
emotionslos, wie? Mein Herz hämmerte jetzt schmerzhaft in der Brust und in meinen Ohren rauschte es.
Die stumme Drohung die von den Männern ausging zeigte langsam Wirkung und die Furcht ließ mich in
Schweiß ausbrechen - und weckte meine Unbeugsamkeit oder Sturkopf? Vermutlich beides.
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Mein Name ist Private Leya Sinclair, Kennnummer: 0306-2010-SL6941 und ich bin auf Urlaub hier.“
KLATSCH
Mein Kopf zuckte zurück und ich spürte einen feinen Blutfaden am Mundwinkel hinunterlaufen.
„Private“, die Stimme war gefährlich sanft, „Sie machen einen Fehler, mich für Dumm verkaufen zu
können. Laut dem Logo auf ihren Sachen im Rucksack gehören Sie den Iron Angels an und ihre Partnerin
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
bestätigt es.“ Calhoun hat das bestätigt? Wieso? Verwirrt sah ich auf den Boden. Was lief hier ab?
„Welche Aufgabe haben die Iron Angels, Private? Und Lügen Sie mich nicht an.“
Was immer ihnen Calhoun auch erzählt hatte und warum - von mir werden sie nichts erfahren. Kein Wort.
Ich traute ihnen nicht und vielleicht wollten sie uns gegeneinander ausspielen. Calhoun musste geplaudert
haben, woher wusste er sonst von Shaki’Mar...
„Wir sind eine stinknormale Einheit. Nichts besonderes und auf Urlaub abkommandiert gewesen. Den
Chigbotschafter habe ich nie gesehen. Warum ist das so wichtig für Sie?“
„Wo befindet sich Ihr Transporter?“, überging er meine Frage und stattdessen kümmerte sich jemand um
meine wunden Finger. Nicht gerade zärtlich. Zum Zeichen, dass er mir nicht glaubte. Gepresst stieß ich
einen leisen Schmerzenslaut aus. Arschlöcher... Transporter? Gott, was alles hatte Calhoun ihnen noch
erzählt?
Schweigend starrte ich auf die Schuhe hinter einer der Taschenlampen.
Nicht ohne Folgen.
*Autsch*
Arschloch...
„Wie lauten Ihre Befehle, Private?“.....
Das Verhör zog sich weiter in die Länge, die Fragen wiederholten sich mit Nachdruck. Doch je härter und
hartnäckiger sie auf mich eindrangen, desto sturer wurde ich - auch wenn mir das Herz bis zum Hals
schlug. Am Ende rasselte ich nur noch meinen Rang, Namen und Kennnummer herunter. So, wie es mir
beigebracht worden war und jetzt verstand ich auch, was mein Ausbilder mit ‚festhalten’ meinte...
Das Verhör schien nie enden zu wollen, immer wieder die gleichen Fragen, es kotzte mich an. Die
eigenen Leute drehten einen durch den Wolf. Was verdammt noch mal lief hier schief?
Einen klaren Gedanken konnte ich schon lange nicht mehr fassen........................Sie unterhielten sich auf
französisch .................was wollten die hier? War eh irgendwie egal.............
Irgendwann band man mich los, warum auch immer. Man zerrte mich von dem Stuhl auf und deutete auf
die Türe. Was kam denn nun? Lang würde ich nicht mehr durchhalten können.
Alles schmerzte, die Kälte und die Kletterei am Felsen hatten ihre Spuren hinterlassen. Nur sehr langsam
setzte ich mich in Bewegung. Wir gingen in einen anderen Raum, dort war ein wenig wärmer aber mir
wäre jetzt eher nach einem Bett gewesen.
Es dauerte einige Sekunden ehe ich begriff das wir nicht alleine waren, Sinclair wurde eben
hereingebracht. Sie hatte auch schon mal besser ausgesehen.
Irgendwann fand ich mich im Aufenthaltsraum wieder. Calhoun saß etwas zusammengesunken auf einem
Stuhl und man bedeutete mir, mich daneben zu setzen. Ich fühlte mich völlig ausgelutscht und kaputt. Das
Verhör war anstrengend gewesen und sie waren nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen. Hmm,
Calhoun sah auch nicht viel besser aus, trotzdem war ich wütend darüber, dass sie einiges preis gegeben
hatte. Und ich war tierisch sauer über die „Behandlung“ uns gegenüber. Gereizt ließ ich mich auf den
Stuhl sinken und blickte mich um. Uns gegenüber nahm ein durchtrainierter Mann in mittleren Jahren
Platz und seine Leute verteilten sich im Raum. Mehr als zehn Mann. Meine Güte, so viel Mann - für was?
Lecroux: „Verzeihen Sie das harte Verhör. Wir mussten sichergehen. Mein Name ist Lecroux, Col.
Calhoun.“
„Meinen Namen kennen sie ja schon Col. Zu welcher Armee gehören sie?“
Lecroux: „Wir gehören zur französischen Armee.“
„Zur französischen? Warum mussten Sie sicher gehen, Col.? Ich wüsste nicht, dass wir Feinde sind.
Wenn ich mich recht erinnere, waren ihr Träger „Clemenceau“ und unser Träger „Colin Powell“ während
des Chig-Krieges gemeinsam untergegangen“, leicht herausfordernd sah ich ihn an, „warum also dieser
„nette“ Empfang?“
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Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
Lecroux: „Es gibt subversive Elemente die vorgeben auf Seite der Menschheit zu stehen, in Wahrheit
verfolgen sie jedoch eigene Ziele. Die Uniform des USMC macht Sie nicht automatisch loyal und
vertrauenswürdig, Private.“
„Ihre auch nicht unbedingt.“
„Das haben wir auch nicht erwartet.“
„Auf welchem Planeten befinden wir uns, Col.?“
Lecroux: „Sie sind auf E54-74, einem Eisplaneten. Jedenfalls um diese Jahreszeit. Hier herrschen 8
Monate Winter und 6 Monate sengende Hitze.“
Klar und wir waren natürlich im Winter abgestürzt.
„Und was tun Sie hier, Col.?“
Lecroux: „Wir sind hierher geschickt worden, weil wir schon seit Wochen keine Nachricht mehr von den
Forschern erhalten haben. Wir haben keine Spur von ihnen gefunden, aber es deutet einiges auf einen
Überfall der Chigs hin.“
Überfall? Die Chigs sollen die Station überfallen haben? Das klang so unglaubwürdig, dass es mein
Argwohn sofort verstärkte.
Andererseits... könnte es eine dieser Rebellengruppen gewesen sein, die mit den Menschen keinen
Frieden eingehen wollten. Weit hergeholt, aber möglich.
„Wir haben einen Friedensvertrag, weshalb sollten die Chigs diese Station angreifen, oder befinden wir
uns auf ihrem Grund und Boden?“
Lecroux: „Der Friedensvertrag ist eine Farce. Das wissen Sie so gut wie ich.“
„Wenn beide Seiten so denken, könnten sie Recht damit haben, allerdings gibt es auch Chigs und
Menschen, die anderer Meinung sind wie Sie! Haben sie Beweise, das es Chigs waren Col.?“
„Col., Sie sagten, der Kontakt brach vor einigen Wochen ab“, unterbrach ich ihre Unterhaltung, weil mich
noch etwas anderes beschäftigte, „dem Zustand der Station nach, muss sie jedoch bereits einige Zeit
länger verlassen sein. Zudem war der Benzintank fast leer und die Nahrungsvorräte lassen ebenfalls zu
wünschen übrig, was daraufhin deutet, dass der Nachschub nicht erfolgte oder er unverrichteter Dinge
wieder abzog. Ihren Erklärungen nach, beabsichtigten die Forscher nicht, die Station zu verlassen.
Warum hatte man sich Zeit gelassen und Sie erst jetzt hierher geschickt?“
Lecroux: „Wie kommen Sie eigentlich darauf das ich Col. bin? Ich habe meinen Rang bisher nicht
erwähnt?“
„Wie lautet denn Ihr Rang, Lecroux?“
„Mein Rang tut hier nichts zur Sache. <ach?> Zu Ihren Fragen: Dieser Planet hat eine erstaunliche
Atmosphäre. Die Station ist erst seit kurzem verlassen. Wenn Sie Ihre Waffen in ein paar Tagen ansehen,
werden Sie die ersten Korrosionsanzeichen feststellen. Ganz so als wäre sie schon ein paar Jahre dem
Wetter ausgesetzt gewesen. Alles nicht organische Material altert hier schneller. Die Forscher haben
sicher Nahrungsvorräte soweit sie sie tragen konnten, mitgenommen. Würden Sie das nicht auch tun,
wenn Sie vor einem unbarmherzigen Feind auf der Flucht wären? Die Forscher wussten das wir einige
Zeit hierher brauchen würden, nachdem wir bemerkt hatten das sie sich nicht mehr melden. Wir hatten
einen wöchentlichen Rhythmus vereinbart und dieser Planet liegt nicht gerade in unmittelbarer
Nachbarschaft zur Erde. Was das Benzin betrifft so haben Sie recht. Wir vermuten das der Tank undicht
ist, und im Inneren Flüssigkeit in den Boden sickert.“
„In Ordnung. Das hört sich plausibel an. Warum also glauben Sie an einen Chigüberfall?“
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Lecroux: „Ein Eintrag im Tagebuch lässt uns zu diesem Schluss kommen. Hier steht das die Forscher
Funksignale der Chigs aufgefangen haben. Sie konnten sie nicht entschlüsseln. Wer kann das schon?
Aus dem Gequietsche kann keiner schlau werden. Und hier steht das sie beobachtet haben, wie die Chigs
in der Nähe gelandet sind. Hier hören Sie selbst.“
„Dann lassen sie mal hören.“ Das hieße einen Bruch im Friedensvertrag, das war gar nicht gut. Verdammt
übel um es genau zu sagen. Hatte Radford doch Recht, sollte uns Shaki’Mar nur hinhalten um Zeit zu
schinden? Zweifel kamen hoch...............
Neugierig und etwas angespannt sah ich auf das Computer-Tagebuch. Im Augenblick wusste ich nicht,
was ich von dem Ganzen halten sollte. Eines jedoch ganz sicher: Shaki’Mar hatte nichts mit dem
Verschwinden der Forscher zu tun - dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Ihr lag an dem Frieden
genauso viel wie mir. Ich traute Lecroux nicht. Es war nur ein Gefühl, aber Lecroux rückte nicht mit der
ganzen Wahrheit heraus. Irgendetwas verschwieg er.
Ein junger Mann erschien der seine Eintragungen sprach und unterbrach meine Gedanken.
23. Januar 2066
06:30
Wieder diese seltsamen Funksignale. Seit fünf Tagen schon. Jean ist sich inzwischen absolut sicher das
es codierte Chig-Signale sind. Vielleicht nur ein Aufklärungsjäger? Bis jetzt noch kein Sichtkontakt. Nur
diese Funksignale. Pierre schlägt Evakuierung in die Höhle vor, sehe aber bis jetzt noch keinen Grund
dafür. Ergebnisse in der Höhle vielversprechend. Bericht und genaue Analyse folgen.
Ein junger Mann, sprach die Eintragung, er schien verdammt nervös zu sein, Gesteinsproben, sie hatten
was gesucht.............was nur?
23. Januar? Schrott. Welches Datum hatten wir denn heute? Mir wurde eiskalt. Alex musste ja verrückt
vor Sorge sein, dass ich so lange verschwunden war! Seit dem 10. Januar! Diese Aufnahme war ja alt.
Gott, vielleicht hielt er mich schon für tot. Mir wurde ganz schlecht. Vielleicht hatte er sich neu verliebt...
Ich begann innerlich zu frösteln und überhörte beinahe die Eintragung. Reiß dich zusammen, Leya! Das
ist jetzt nicht wichtig...
Fünf Tage lang hörten sie den Funk ab? Und sie hatten keine Meldung darüber gemacht? Wieso nicht?
Und von welchen Ergebnissen sprach er? Das stank ja geradezu vor Geheimhaltung. Diese Station hier sie existierte nicht wirklich, darauf könnte ich wetten.
Das Bild wechselte <zwei Tage später> und derselbe junge Mann mit sich überschlagender Stimme
sprach wieder seine Eintragung. Er war hektisch, sah sich immer wieder um und war eindeutig in Panik.
Gespannt beugte ich mich etwas weiter vor.
25. Januar 2066
16:50
Drei Chig-Transporter und ein Bomber landen eben auf dem Plateau. Evakuierung läuft. Die anderen sind
schon weg. Mind. 50 bewaffnete Soldaten. Sehen nicht friedlich aus. Luc geht raus um sie zu begrüßen.
Shit. Sie haben ihn einfach erschossen. Muss weg.
Fragen, mal schauen ob ich Antworten bekäme. Friedlich waren diese Chigs nicht, aber warum?
Das war’s wohl mit den Logbucheinträgen. Kein Wunder das er solche Angst hatte. Warum nur wurde
dieser Luc einfach über den Haufen geschossen?
Gut. Es gab zwei Möglichkeiten. Die erste: Die Eintragung entsprach der Wahrheit. Der Überfall fand
tatsächlich statt und die Forscher waren entweder tot oder verschwunden.
Die zweite: Die Aufnahme war getürkt. Wir hatten nichts von dem gesehen, was dieser junge Mann
behauptete. Es gab nur sein Wort.
Warum sie gefälscht sein könnte, ließ ich noch offen. Darüber war ich mir noch nicht klar.
Oh ja, und dann gab es diese Station. Eine Station mit Forschern, vollgestopft mit Gesteinsproben, die
irgendetwas in einer Höhle analysierten. Für mich stand es außer Frage, dass sie es unter strengster
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Geheimhaltung taten. Die Anwesenheit dieser Spezialeinheit war Beweis genug. Und da lag der Haken.
Dinge, die man geheim lassen wollte, hatten geheim zu bleiben. Egal welche Maßnahmen dafür getroffen
werden mussten. Es spielte keine Rolle, ob die Aufnahme echt war oder nicht - am Ende würden sie uns
nicht gehen lassen.
Lecroux: „Gut, Sie Beide haben jetzt die Wahl uns bei der Suche nach den Wissenschaftlern zu helfen,
oder draußen in der Hundehütte auf unsere Rückkehr zu warten.“
„Ich helfe nur, wenn ich den Grund erfahre, was hier gesucht wurde.“
„Unterliegt die Station und die Forschung der Geheimhaltung?"
Heraulte: „Wir können dem Pack nicht trauen, Chef.“
Wer hat denn behauptet, das ich euch traue.
Lecroux: „Nein, wahrscheinlich nicht. Wie ist Ihre Entscheidung?“
Mmh, er überhörte meine Frage. Okay, auf ein neues...
„Wir helfen, aber nur unter den Umständen, das wir mehr Informationen bekommen und was das
Vertrauen betrifft, wer sagt uns denn,“ ......ich drehte mich zu den anderen Mann hin.... „das ich ihnen
traue?“
Toll und wenn ich nicht wollte? Lieber in dem kleinen Schuppen bleiben wollte? 13 Tage ... dann war
Shaki’Mar tot. Unruhe und Sorge machten sich in mir breit. Wir konnten Lecroux und seine Leute nicht um
Hilfe bitten - nicht mal ein Wort über Shaki’Mar verlieren. Meine Sorge galt eher ihr, als den Forschern.
Die Einheit umfasste mehr als zehn Mann und wir waren keine wirkliche Hilfe für sie. Ich wollte hier
bleiben, aber Calhoun traf die Entscheidung und ich hatte dem Folge zu leisten. Shit.
„Lecroux, Sie haben meine Frage nicht beantwortet: Unterliegt die Station und die Forschung der
Geheimhaltung?“
Lecroux: „Denken Sie doch mal nach, Private. Natürlich hatten wir nicht vor eine Pressemitteilung über
den Fund rauszugeben um alle möglichen obskuren Objekte hierher zu locken. Also ja, alles hier
unterliegt der Geheimhaltung, aber es ist keine geheime Militäroperation.“
Ich lächelte leicht. Das ich einfach nur seine Reaktion testen wollte, band ich ihm natürlich nicht auf die
Nase – und dafür sogar noch eine kleine, aber nicht unerhebliche, Info erhalten hatte... nun ja.
Okay, darauf, das es keine geheime Militäroperation war, konnte ich gut verzichten. Wer weiß, wer oder
welche Organisation nun dahinter steckte. Das Militär unterlag Gesetzen, sollte es hier aber jemand sein,
der uns einfach verschwinden lassen konnte – einfach, weil er die Macht dazu hatte... Shit! Wenn ich bloß
wüsste, welche Befehle Lecroux hatte. Uns blieb erst Mal nur sehr vorsichtig zu sein.
Lecroux: „Die Forscher haben eine Mine gefunden. Eine besondere Mine.“
Sieh an, eine besondere Mine.
Heraulte: „Wieso erzählst Du ihnen das?“
Lecroux: „Halt die Klappe und sichere das Gelände. Sie könnten sich noch hier rumtreiben.“
„Was für eine Mine, Lecroux?“, unterbrach ich kurzerhand ihren Disput.
Lecroux: „In der Mine soll es reiche Vorkommen an einem besonderen Mineral geben. Das rosa ChigZeug, Sie werden es sicher kennen. Wir werden versuchen die Mine zu finden. Vielleicht gelang es den
Forschern sich dorthin in Sicherheit zu bringen.“
Himmel, kein Wunder um die Geheimhaltung.
„Dann sind wir illegal auf einem Chig Planeten oder sehe ich das anders Col.?“ Von einem Problem in das
nächste.
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Lecroux: „Nein, sind wir nicht. Das war früher mal Chig-Gebiet wenn Sie so wollen, aber seit dem
Friedensvertrag gehört dieser Sektor uns Menschen.“
„Dann scheint eine der beiden Seiten nicht informiert zu sein.“
Heraulte: „Die Schweine sind selber scharf auf das rosa Zeug.“
Ich sah diesen Heraulte an, „Chigs sind keine Schweine, zudem sind Schweine intelligent, was man von
manchen Menschen nicht behaupten mag.“ Der Kerl nervte. Solche auf beiden Seiten und der Vertrag war
wirklich nur eine Farce!!
Matthilde: „Wir sind rechtmäßig hier, was man von den Chigs nicht behaupten kann. Man kann ihnen nicht
trauen. Ich habe dem Frieden nie getraut. Die wollen nur ihre Streitkräfte wieder hochrüsten. Wir hätten
sie damals Plattmachen sollen. Die ganze Brut.“
Ich sah ihn an, tja nicht das erste Mal das ich das hörte, einige amerikanische Oberste des Militärs sind da
ganz ähnlicher Meinung..........
Ich hatte keine Lust ihr darauf eine Antwort zu geben. Manche konnte man nicht überzeugen und sie
gehörte dazu. Der Hass in ihren Augen zeigte dies deutlich. So gab ich nur ein undefinierbares Geräusch
von mir und wandte mich wieder Lecroux zu.
Lecroux: „Sie scheinen Matthildes Meinung nicht zu teilen, Private. Sind Sie etwa einer dieser ChigFreunde? Einer von denen, die denken Chigs wären besser als wir und das die Chigs im Recht waren, die
Siedler auf Vesta und Tellus abzuschlachten. Sind Sie das, Private?“
„Ich denke nicht, dass Chigs besser seien als wir – genauso wenig, dass wir die Besseren sind. Denken
Sie, dass Mörder unserer Rasse das Recht dazu hatten, jemanden ihrer Rasse zu töten? Oder der
Rassismus gegenüber InVitros gerechtfertigt sei? Oder der Programmierer den Virus bei den A.I.’s
eingegeben hatte – fanden Sie das richtig, nur weil er Rachegefühle hegte und die Konsequenzen
Tausende Tote unserer Rasse forderte? Es gibt jene und solche – in jeder Nation, mag sie auch
Außerirdisch sein. Wenn Sie mich deswegen als Chig-Freund bezeichnen wollen: Gern, ich bin stolz nicht
blind zu sein.“
Lecroux: „Wir werden sehen wie nicht blind Sie tatsächlich sind.“
„Ich habe keine Angst davor, Lecroux – und Sie?“
„Vor Blindheit habe ich keine Angst, nur davor mein Leben in die Hände von Stümpern und Hitzköpfen
legen zu müssen.“
„Oder einer Söldnertruppe, die geheime Befehle verfolgt.“
Lecroux: „Calhoun, haben Sie sowas wie einen Notfall- oder Abhol-Code parat? Für den Fall das wir die
Forscher finden und schnell von hier weg müssen?“
Jetzt wurde ich hellhörig, ja einige sogar, aber nicht alle in meinem Kopf. Wie weit konnte ich denen
trauen. „Ja, sowas ist parat, wie sind sie denn hierher gekommen, ohne Verstärkung oder
Abholmöglichkeit?“
Lecroux: „Wir sind mit Fallschirmen abgesprungen, aber bei der Landung ging unsere Funkanlage
verloren.“
Matthilde: „Sie ist im See versunken.“
Tatsächlich? Ich dachte wieder an dieses Leuchten auf dem See, das ich völlig vergessen hatte. Konnte
das die Funkanlage gewesen sein? Halb im Schnee vergraben? Woher wusste sie, dass sie im See
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Special Agent
Vanity Calhoun
Chig Botschafter
Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
versunken war? Der war doch zugefroren.
„Woher wissen Sie, dass sie im See versunken ist?“, fragte ich sie lauernd und sah ihr prüfend in die
Augen.
Matthilde: „Weil ich’s gesehen hab, Süße! Ist eingeschlagen wie eine Bombe und samt Fallschirm
untergegangen.“
Okay, das Leuchten musste also etwas anderes gewesen sein. Nur, was?
„So ein Pech aber auch – Süße!“, grinste ich.
Lecroux: „Die Sensoren zeigten das Landegebiet als sicher an. Keine Anzeichen auf einen See. Einer
unserer Männer ist ebenfalls im See ertrunken. Sie hatten Glück heil hierher gekommen zu sein. Gerade
im letzten Teil hat der See sehr dünne Stellen. Wer immer Sie angeführt hat, wusste genau wie er die
gefährlichen Stellen umgehen musste. Waren Sie das Calhoun? Oder Sie Sinclair? Oder war es vielleicht
ihr Chig-Freund? Denken Sie mal darüber nach.“
„Warum sollte ich darüber nachdenken, Lecroux? Wir sind ja hier.“ Ich dachte wieder an die Minuten unter
Wasser und ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich empfand so etwas wie Trauer für den Mann – er
musste grausam ertrunken sein. Doch das ich selbst beinahe ertrunken war, ging niemanden hier etwas
an.
Lecroux: „Und wer hat Sie hierher gebracht? Nur weil ein Hund mit dem Schwanz wedelt, heißt das nicht,
das er nicht beißen kann.“
„Wer sagt, dass ein Chig mich hier her gebracht hat, Lecroux? Aus meinem Mund haben Sie das sicher
nicht.“
„Sie spielen gerne Ratespielchen? Gut. Wer sagt Ihnen das wir Sie nicht beobachtet haben wie Sie den
See überquert haben?“
„Oh, ich bin mir sicher das Sie das taten, Lecroux“, lächelte ich und beließ es dabei. Matthildes Worte
hatten diesen Verdacht bereits in mir aufkeimen lassen. Ich war mir aber auch sicher, dass die Söldner
nicht klar wussten, ob uns ein Chig begleitet hatte. Die Sichtweite während des Schneefalls war nur
minimal und wir durften nur als Schatten zu erkennen gewesen sein. Nun fragen Sie sich, ob es
tatsächlich ein Chig oder ein großer Mensch gewesen war. Nun, ich hatte nicht vor, ihnen die Antwort
darauf zu geben.
Einen Transporter hatte ich hier nicht gesehen, abgesehen war es eh dunkel. Chigspuren auch keine. „Wir
haben einen defekten Transporter am anderen Ende des Tals, wenn es uns gelingt die Funkanlage in
Betrieb zu nehmen, haben wir eine Chance.“ Ich bekam kaum mehr Stimme aus meinen Hals raus..........
Mein Kopf ruckte herum und ich sah Calhoun sprachlos an. Verdammt, der Transporter ging sie gar nichts
an!
Lecroux: „Wir haben einen Techniker dabei. Sagen Sie ihm was defekt ist, dann kann er versuchen die
notwendigen Teile zur Reparatur mitzunehmen. Munition haben wir genug.“
Ich sah Sinclair an. „Der Private hat die Geräte gecheckt und kann ihnen sagen, was wir brauchen, der
Transporter liegt am anderen Ende des Tales. Der Weg ist lang und stellenweise mit Tiefschnee kaum
passierbar.“
„Sicher, ich sag ihm genau was wir brauchen, schließlich sind wir die besten Freunde und Freunde
vertrauen ja untereinander“, meinte ich lapidar, Lecroux ansprechend, sah dabei aber Calhoun an.
Der Blick sprach Bände, allerdings wollte ich was anders damit bezwecken, nur das dieser Frau klar zu
machen............dürfte wieder einiges an Nerven kosten.
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Private
Leya Sinclair
Heraulte: „Wenn ihr es geschafft habt, schaffen wir das mit Links.“
„Sicher, Großmaul“, fauchte ich ihn an, „mit entsprechender Ausrüstung ist das auch kein Kunststück!“
Lecroux: „Sicher sind wir ‚Freunde’ Private. Jedenfalls sind wir keine Feinde, oder? Also sollten wir
zusammenarbeiten. Wir haben einen gemeinsamen Feind, und er befindet sich sehr zahlreich dort
draußen.“
„Noch haben Sie mich nicht überzeugt, Lecroux.“
Lecroux: „Die Chigs werden Sie überzeugen. Wo ist der Botschafter für den Sie Babysitter spielen sollten?
Er könnte uns vielleicht von Nutzen sein oder die Situation aufklären.“
Eindringlich warf ich Calhoun einen Blick zu. Verraten Sie nichts über Shaki'Mar!
„Zum ersten Punkt, der Botschafter wird nicht als Geisel gehalten noch ist er verfügbar. Er ist in eine
Kältestarre gefallen, er ist erst mal in Sicherheit, bis wir eine Möglichkeit gefunden haben ihm zu helfen.
Wer sagt mir das sie Interesse daran haben die Situation zu klären? Ich kenne ihre Befehle nicht, wer sagt
mir das sie nicht den Transporter nehmen und unangenehme Zeugen zurücklassen tot oder lebendig?“
Irgendwo war der Hund begraben, nur wusste ich nicht wo.
Gott war ich wütend! Ich glaubte platzen zu müssen. Am liebsten wäre ich ihr an die Gurgel gegangen,
damit sie nicht noch mehr verraten konnte. Und das mit dem Transporter fiel ihr ja verflucht früh ein:
Schließlich hatte sie seine Anwesenheit zugegeben.
Mit einem Zischlaut machte ich meiner Wut Luft und stieß hervor:
„Verdammt, Agent!“
Ich ruckte mit dem Kopf in ihre Richtung. „Reißen sie sich am Riemen Private!“ Nicht sonderlich laut aber
sie konnte es auch so verstehen.
„Sie plaudern zu viel, Agent!“, fauchte ich leise zurück.
Langsam ging es mir aber sicher gegen den Strich .............. mein Blick wurde langsam aber sicher eisig.
„Es reicht Private!“ Kam von meiner Seite knapp die Antwort.
Den Blick meinerseits eisig zurück sendend wollte ich antworten, aber Lecroux ging dazwischen.
Lecroux: „Was haben Sie denn Private? Denken Sie nicht das Ihr kommandierender Offizier am besten
weiß, was zu tun ist? Und das Kooperation uns allen nutzt?“
„Was ich denke, geht Sie nichts an, Lecroux!“
Lecroux: „Ihr hitziges Temperament bringt Sie hier nicht weiter, Sinclair.“
Die Lippen zusammengepresst, sah ich ihn nur schweigend an.
Nur mehr noch in Schwierigkeiten...............
Lecroux: „Calhoun, wenn wir Sie hätten töten wollen, hätten wir es längst getan. Und vielleicht tun wir das
auch noch, wenn wir feststellen das Sie uns belogen haben oder gemeinsame Sache mit dem Feind
machen. Was den Botschafter betrifft, so dachte ich dabei vordergründig an eine Erklärung für das Ganze
oder die Chance die Forscher ohne Gewalt unverletzt wieder zu bekommen. Wir sind Söldner, das heißt
aber nicht das wir uns blindlings in jeden Kampf stürzen den wir finden können.“
Interessante Aussage, würde sie mir merken. „Nun, der Chig ist zur Zeit zu keiner Aktion zu gebrauchen,
wie lange man braucht um einen wieder zum Leben zu erwecken weiß ich nicht, könnte Stunden oder
auch Tage dauern, mit ihr rechnen würde ich jetzt nicht. Nun, wer sagt mir denn das sie die Wahrheit
sagen, das Ganze könnte genauso gut eine Falle sein?“
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Chig Botschafter
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Private
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Das war’s. Der Schaden, den sie mit ihren Worten angerichtet hatte, war nicht mehr zu kitten. In meinem
Kopf rauschte es, so wütend war ich und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich war kurz davor
zu explodieren. Ich sprang auf, aber einer der Männer packte mich von hinten an der Haube und zog mich
wieder auf den Stuhl.
Pierre: „Ganz ruhig Süße. Ganz ruhig. Deine Freundin weiß schon was gut für euch Beide ist.“
„Nenn mich nicht Süße!“, zornig funkelte ich ihn an. Leya, bleib ruhig! Zähl rückwärts bis zehn... 10... 9...
Langsam atmete ich tief ein und aus. Von wegen Calhoun weiß das! Dank ihr werden sie Shaki’Mar finden
und sie umbringen! 5... 6...
Es war ein kalkulierbares Risiko, das ich einging, alleine würden wir es zurück nicht schaffen, zudem
konnte es durch aus sein, das eventuell Chigs oder auch Silikanten hier umherstrichen, die sie ebenfalls
finden konnten, bevor wir überhaupt eine Chance hatten. Den Franzosen gänzlich zu trauen, nein, das
nicht aber wir brauchten sie, alleine kamen wir hier nicht weg. Sinclair ein Hitzkopf............. wollte dies
ohne Hilfe schaffen, ............was nicht zu schaffen war. Das waren Fakten die ich nicht umkehren konnte,
wir hätten zumindest JayLo oder Katchiri gebraucht am liebsten wären mir beide gewesen aber wir waren
nur noch zu zweit..........
Matthilde: „Kältestarre? Seht ihr, ich hatte doch recht. Sie sind genauso kälteempfindlich wie Amphibien
bei uns.“
Heraulte: „Und was hilft uns das? Willst Du jedem vor dem Kampf ein paar Eiswürfel an den Kopf
werfen?“
Matthilde: „Manchmal bist Du ein echter Blödmann. Das ist eine Schwäche die wir für uns nutzen können.“
Eiswürfel hatten hier einige sicher in ihrem Kopf drin. Ich schüttelte nur den Kopf.
Klasse Calhoun! Echt klasse. Der Zorn flammte wieder auf und ich begann erneut im Stillen zu zählen: ...
7... 6...
Lecroux: „Schluss jetzt. Sucht die Umgebung nach dem Chig ab, er könnte nützlich sein. Tot oder
lebendig.“
Heraulte: „Dann lieber tot.“
Bringst du sie um, Arschloch, bist du tot! Hastig sah ich auf den Boden, so das niemand das Funkeln in
meinen Augen sehen konnte.
„Beten sie das er lebt, tot nützt er uns nicht, zudem sehe ich das nicht gern, wenn die Personen tot sind,
für die ich verantwortlich bin.“ Meine Stimme hatte eine Nuance kälteren Klang.
Gott, sie durften Shaki’Mar nicht finden. Nicht unter diesen Umständen. Was für ein Glück, dass ich sie
eingebuddelt hatte und es noch geschneit hatte. Damit dürften die Spuren weg sein – und ich war die
einzige, die ihre Koordinaten kannte! Himmel, was war ich froh, dass Calhoun sie nicht wusste!
Matthilde: „Dann haben Sie Ihren Job aber verdammt schlecht gemacht, wenn er jetzt irgendwo da
draußen in der Kälte im Winterschlaf liegt.“
„Kann man sehen wie man will, er ist sicherer als wir hier. Mit einer Arktisausrüstung könnte ich auch
große Töne spucken, wir hatten nicht vor hierher zu kommen.“
Pierre: „Vorsicht Heraulte, die Kleine ist empfindlich. Vielleicht hat sie ihre Tage.“
Man der Typ hat sich beim Hirnverteilen wirklich hinten angestellt.
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Heraulte: „Ja, sowas nenn ich einen guten Leibwächter. Schleppt seinen Schützling quer über offenes
gefährliches Gebiet, gut sichtbar für Alle und verliert ihn schließlich an die Kälte. Wer Sie zum Leibwächter
hat, kann sich auch gleich vom Feind töten lassen. Sie sind wirklich gut.“
Pierre: „Na, die großen Amerikaner haben eben andere Vorstellungen davon darüber was
Personenschutz bedeutet.“
Matthilde: „Vielleicht hat sie ihn auch absichtlich mitgeschleift? Damit er stirbt? Könnte doch sein, das sie
Chigs ebenso wenig leiden kann wie wir?“
Heraulte: „Nein, sie ist einfach nur unfähig. Meine kleine Nichte wäre ein besserer Leibwächter als dieser
Möchtegern-Spezialagent.“
*Gelächter*
Ich schüttelte den Kopf. Damit konnte ich leben, Franzosen! Die Müdigkeit machte sich immer mehr
bemerkbar. Auf eine Diskussion hatte ich wenig Lust. „Nun, ich lass beim Fallschirmabsprung auch nicht
meine Funkanlage im See versinken, vor allem, wenn es das einzige Utensil ist, für ein Abholkommando.
Der Chig ist nicht im See versunken. Das ist der kleine Unterschied.“ >leicht grins<
Heraulte: „Was sicher nicht Ihr Verdienst war. Sie könnten doch noch nicht mal einen Käfer hüten, ohne
ihn draufgehen zu lassen. Geschweige denn, Geheimnisse für sich behalten. Ihr Private war da eine
wesentlich härtere Nuss.“
Pierre: „Ja, ganz schön stur die Kleine. Ich hatte mal einen Esel der war genauso.“
*Gelächter*
Falls er glaubte, mich damit provozieren zu können, war er falsch gewickelt. Ich fasste es eher als ein
Kompliment auf. Ich grinste leicht.
Heraulte: „Wo haben Sie eigentlich Ihre Abzeichen her, Mam?“
Matthilde: „Selbst gestickt, wahrscheinlich.“
Heraulte: „Wenn Sie ein Special Agent und das Prunkstück dieser Einheit sind, dann braucht sich der
Feind ja keine Sorgen zu machen, Special Agent Calhoun, Mam.“
*Gelächter*
Jean: „Vielleicht tut sie ja auch nur so um uns in die Irre zu führen und in Sicherheit zu wiegen? Könnte
doch sein?“
Toll, welch eine Truppe. Ich war heute nicht aus, noch mehr Stress zu machen........ich war einfach nur
erledigt und wollte meine Ruhe!
Sollten sie doch denken was sie wollten.
„Wenn sie schon die Antworten haben, brauche ich keine mehr geben.“
Ich versuchte mein Gesicht so emotionslos wie möglich zu halten. Das Problem war, wir brauchten die
Franzosen, wenn wir wieder hier weg wollten, wir hatten keinen Techniker mehr und sollte das nicht mehr
funktionieren habe ich immer noch die Codes...................
Schweigend hatte ich zugehört.
So langsam tat mir Calhoun leid, aber sie hatte den Fehler begangen, zu viel auszuplaudern und das
nahm ich ihr übel. Sie hatte damit Shaki’Mar in Gefahr gebracht. Natürlich, wird sie ihren Fehler nicht
eingestehen – so gut kannte ich sie bereits. Trotzdem...
„Wollten Sie nicht auf die Suche gehen? Nach einem imaginären Chig, wenn ich mich recht erinnere?“
*leichtgrins*
Pierre: „Süße, wir wissen das der Chig da draußen ist. Und wir werden ihn finden!“
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Private
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„Was macht Sie da eigentlich so sicher“, mich entspannend zurücklehnend sah ich dabei in die Runde,
„dass wir Ihnen die Wahrheit sagen? Denken Sie mal nach – Sie an unserer Stelle ... was alles würden
Sie uns erzählen?“ Ich zog eine Augenbraue leicht in die Höhe.
Matthilde: „Nun, nicht mal ansatzweise soviel wie Ihre Vorgesetzte, soviel steht mal fest.“
Wütend funkelte ich sie an. Was hätte ich auch darauf sagen sollen?
Lecroux: „Genug jetzt. Natürlich ließe sich der Chig auch als Geisel einsetzen, da gebe ich Ihnen
durchaus recht, Calhoun.“
„Denken sie nicht mal dran.“ Kam von meiner Seite recht bissig. Der würde den Planeten nicht lebend
verlassen und wenn es das letzte wäre, bevor ich tot bin.
„Oder haben sie vor einen neuen Krieg zu entfachen?“
Ich schwieg und lächelte nur leicht vor mich hin. So als würde ich sagen wollen: Gott, waren die blöd.
Glaubten doch alles, was man ihnen auftischte!
Ich war mir nicht sicher, ob meine Worte sie zweifeln ließen. Ich hoffte es. Sie durften Shaki’Mar nicht
finden! Nur dann hatte ich sie dort, wo ich sie haben wollte und Shaki’Mar war vor ihnen sicher.
Lecroux: „Ruhen Sie sich aus. Bei Sonnenaufgang brechen wir auf.“
Müde und kaputt nickte ich und ging in Richtung der Schlafräume, das Fieber schüttelte mich durch und
alles tat weh. Die Schritte von Sinclair hörte ich noch. Schlafen nur noch schlafen.................
Calhoun folgend ließ ich noch mal meinen Blick über die Spezialeinheit wandern. Sie waren Profis – keine
Frage. Es wird schwierig werden sie zu überlisten und Shaki’Mar zu retten. 13 Tage...
Du solltest was essen aber vorher wühlte ich noch im Rucksack, nach Wasser und einem Aspirin um das
Fieber zu senken. Essen, mein Hals war zu und ich sah Sinclair an. „Versuchen wir ein wenig zu schlafen
zumindest einige Stunden.“
Im Raum stehen bleibend beobachtete ich Calhoun. Ich war so wütend auf sie, dass es klüger war vorerst
meinen Mund zu halten. Ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich mich nicht unter Kontrolle
haben würde. So schwieg ich und wandte mich den Spinden zu. Ich würde nicht eher schlafen können,
bevor ich nicht wusste, wie die Suche nach Shaki’Mar ausgegangen war. Aus einigen Spinden stellte ich
mir tragbare Klamotten zusammen: Hose und Pulli. Aus dem Anzug heraus schlüpfte ich in die neuen
Sachen. Sorgfältig band ich wieder meine langen Haare ordentlich zusammen. Ich würde jetzt sonst was
für eine Dusche geben.
Mir war nicht entgangen, das der Private nicht gerade bester Laune war, was mir in der jetzigen Situation
nicht wirklich was ausmachte...............
Aber eine Erklärung sollte genügen, mehr nicht!
„Private, ohne die Franzosen kommen wir hier nicht weg, wir haben keinen Techniker mehr aber die
haben einen, ich habe die Codes, wenn der Transporter nicht mehr funktioniert, also eine Pattsituation.
Sollten sie unsere Feinde sein, dann habe ich sie lieber in meiner Nähe als irgendwo, dort wo ich sie nicht
unter Kontrolle habe oder sehe was sie gerade treiben. Zudem lasse ich bestimmt nicht die Menschen
hier zurück, weder die Chig noch die Menschen. Wenn es möglich ist.“
Calhouns Stimme veranlasste mich, mich zu ihr umzudrehen und schweigend hörte ich ihr zu. Nun gut,
jetzt musste ich was sagen.
„Sie konnten nicht wissen, dass sie einen Techniker dabei hatten, Calhoun“, meinte ich gepresst, „Sie
plauderten, bevor Sie sich davon überzeugt hatten. Frei von der Leber weg. Sie wissen, dass unsere
Aktivitäten der Geheimhaltung unterliegen. Sie hätten diese Information nicht heraus geben dürfen. Keine.
Doch über diesen Punkt könnte ich noch hinwegsehen, aber niemals darüber, dass Sie die Anwesenheit
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Chig Botschafter
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Private
Leya Sinclair
Shaki’Mars zugegeben haben. Das war ein Fehler, der Ihnen hätte nicht passieren dürfen. Sie haben sie
damit in Gefahr gebracht. Das macht mich so wütend. Beten Sie, dass sie nicht gefunden wird!“, ich
schwieg einen Augenblick. „Ich werde diese Forscher genauso wenig hier zurücklassen, sollte das Band
nicht gefälscht sein. Sie sind jedoch mehr als zehn Mann und wir sind körperlich ziemlich am Ende. Wo
sollen wir ihnen eine Hilfe sein? Der Schutz Shaki’Mars ist noch immer unsere primäre Aufgabe und ich
werde keinen Freund zurücklassen!“
„Dann denken sie mal nach Private, wie wollen sie alleine oder nur mit zwei Personen das Ganze über die
Bühne bringen? Fakt ist, auch die Franzosen haben Techniker in ihren Squads drinnen, genau aus diesen
Grund wurde uns Swanson zugeteilt. Unsere Aktivitäten unterliegen der Geheimhaltung, sollte man mich
dafür vor das Kriegsgericht stellen bitte schön. Es mag in ihren Augen ein Fehler gewesen sein. Damit
kann ich leben. Ich habe eher das Problem, das sie alles am liebsten im Alleingang regeln wollen.
Weshalb sollte ich nicht die Fähigkeiten der Franzosen für uns ausnutzen? Ich kann keinen defekten
Transporter reparieren, einiges flicken ging noch aber ich bin kein Techniker. Shaki’Mar können wir ohne
technische Ausrüstung zum Transporter bringen, zudem reicht die Energie die wir hier haben kaum die
Räume zu heizen, geschweige denn sie aufzutauen. Wir wissen es nicht. Oder wissen sie mehr als ich?
Ein französisches Squad Team besteht in der Regel aus 16 Personen, jede kann jeden ersetzen, wenn es
eine Spezialeinheit ist. Ob unser Transporter noch funktioniert, ich würde nicht drauf wetten wollen, das
heißt wir brauchen die Abholcodes und die habe ich. Manchmal ist ein kleiner Trumpf mehr wert als eine
Armee, Private.“
„Agent, Spezialeinheiten werden so zusammengestellt, wie man sie gerade braucht. Es ist nicht zwingend
vorauszusetzen, dass Techniker dabei sind. Und diese Truppe sind Söldner – bunt zusammengewürfelt
wo es alles andere als klar ist, welche Qualifikationen sie besitzen. Mit Respekt Agent: Sie haben sich
verhalten wie ein Elefant im Porzellanladen.“
„Mit Sicherheit, aber selten ist kein Techniker dabei. So bunt sind Fremdenlegionäre nicht, sie sind aber
anders ausgebildet als Leute vom Marine Corps und ihr Codex ist ein wenig anders. Ihre Meinung zu dem
Thema damit kann ich leben Sinclair.“
„Und Calhoun. Diese Station mit allem darin unterliegt der Geheimhaltung. Wissen Sie eigentlich, was
dies bedeutet? Sie werden uns nicht gehen lassen – ganz gleich, was sie uns versprechen werden. Diese
Spezialeinheit hat selbst einen Einsatzleiter irgendwo sitzen, der ihnen genaue Befehle gegeben hatte.
Wir werden einen Weg finden müssen, mehr als zehn Mann zu überlisten, um von hier weg zu kommen.
Darüber sollten Sie sich im Klaren sein, bevor Sie wieder plaudern.“
„Ach nein jeder solcher Stationen unterlag oder unterliegt der Geheimhaltung das ist auch mir bekannt
Private.“ Gott, warum musste sie immer alles im Alleingang erledigen wollen.
„Mit Respekt Agent: Gerade weil Ihnen das klar gewesen ist, war es dumm ihnen mitzuteilen, dass wir
einer Spezialeinheit angehören den Chigbotschafter zu schützen. Sie hätten niemals Shaki’Mar erwähnen
dürfen.“
„Wie lange hätten wir ihnen Standhalten können? Ich habe den Botschafter nicht namentlich genannt,
zudem sind die Iron Angels nicht gerade unbekannt. Auch wenn es Gerüchte und Geschichten über uns
sind.“
„Sie hätten nicht zugeben dürfen, dass wir den Botschafter bei dem Flug begleitet hatten. Es hätte genügt,
zu sagen, wir hätten Urlaub gehabt und waren auf dem Rückflug. Agent, wenn man die Absichten seines
Gegenüber nicht kennt, gibt man niemals Informationen preis und schon gar nicht, ohne Gegenleistung.
Das sage ich Ihnen als Schnüfflerin. In dem Augenblick als wir das Band gesehen hatten, war Shaki’Mar,
für uns bewusst geworden, in Gefahr. Ist Ihnen das eigentlich nicht klar? Sie haben den Fehler gemacht,
dennoch ihre Anwesenheit zu verraten und das lässt sich nicht schön reden. Oh, mir ist durchaus klar,
dass Sie das niemals zugeben werden. Um ehrlich zu sein, erwarte ich das von Ihnen auch nicht.“
„............überlisten und was dann Private? Nein, bitte keine Antwort von Superhelden habe ich erst mal
genug Private. Mein Bedarf ist erst mal gedeckt.“ Ich winkte ab, mit dem Kopf durch die Wand, würde uns
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Vanity Calhoun
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Lwyll Shaki’Mar Akri’Tar
Private
Leya Sinclair
nur mehr in Schwierigkeiten bringen aber Shaki’Mar helfen. Oder den Wissenschaftlern.
„Agent, überlisten im Sinne von: Ihre Fähigkeiten für uns zu nutzen – und sie mit allem uns betreffend im
Unklaren zu lassen. Sie verstehen? “
Ich grinste leicht, sie hatte ihre Auffassung, ich meine und zu einen Ergebnis würden wir nicht kommen,
nicht heute.
Damit hatte ich vorerst alles gesagt. Calhoun ging es wohl nicht anders.
Damit war für mich die Diskussion beendet, ich war sooooooo fertig, ich könnte locker drei Tage
durchschlafen ohne Probleme, da war ich mir mehr als sicher.
Ich wandte mich der Tür zu und hörte wie sich Calhoun hinter mir in eines der Betten legte. Schon
seltsam, in welchen Situationen einige dennoch schlafen konnten.
Damit nahm ich mir einige Decken und legte mich in eines der Stockbetten, ich war ziemlich schnell
eingeschlafen...........................
Ich öffnete die Tür und trat hinaus. Einer von ihnen stand draußen Wache. Soviel zum Vertrauen unter
‚Freunden’. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass es dieser Pierre und nicht Heraulte war.
Ohne ihm groß Beachtung zu schenken ging ich in das nächst gelegene Labor.
Pierre lief sofort hinter mir her.
„Ah, Pierre. Wir sind doch unter Freunden – oder? Stell dich nicht so an. Calhoun schläft und ich habe
Hunger und hole mir nur einen von den Bunsenbrennern mit diesen kleinen Gastanks. Kannst ja
mitessen, wenn du willst.“
Pierre: „Süße, mit Dir esse ich immer gern.“
Ihm darauf eine passende Antwort geben wollen und das Labor betreten, bemerkte ich wie eine Gruppe
von ihnen aus dem Aufenthaltsraum kam. Stumm blieb ich in der Tür stehen. In voller Arktisausrüstung
verließen sie das Gebäude nach draußen. Heraulte und diese Matthilde waren dabei.
Sie brachen also auf, um Shaki’Mar zu suchen. Ich beobachtete sie, bis der Letzte durch die Eingangstür
verschwunden war.
Falls es jemand höheres da oben geben sollte – lass sie Shaki’Mar nicht finden!
Im Labor suchte ich nach so einem Bunsenbrenner und wurde erst im zweiten fündig. Ich nahm ihn und
den kleinen tragbaren Gastank mit in die Küche. Pierre folgte mir brav und ließ mich nicht aus den Augen.
Ihn auf die Arbeitsplatte abstellend holte ich aus dem Schrank die Raviolis, Tomaten und den Mais hervor.
„Pierre, mach dich mal nützlich und mach die Dosen auf, ja“, ihm den Dosenöffner aus einer Schublade
zuschiebend, begann ich in einem anderen Schrank nach Töpfen zu suchen. Schön. Alles da.
Pierre: „Aber natürlich Schätzchen. Sag mal, habt ihr zufälligerweise zur Tarnung eure Rangabzeichen
vertauscht. Komm schon, mir kannst Du’s ruhig sagen.“
Schätzchen...Den Kopf im Unterschrank verdrehte ich die Augen. Franzosen. Neja, und Mexikaner. Mr.
Frenada tauchte kurz vor meinem inneren Auge auf und ich musste lächeln.
„Nein, haben wir nicht“, beantwortete ich seine Frage und tauchte aus dem Schrank wieder auf.
Pierre: „Wirklich nicht? Nun, dann wird Dein Leben sehr kurz sein. Mit so einem Vorgesetzten meine ich.“
Ich mochte Calhoun nicht, okay, und sie hielt sich für die Größte, unfehlbar und so. Und auch wenn ich die
meisten Ihrer Entscheidungen nicht teilte, konnte ich das nicht auf ihr sitzen lassen.
„Calhoun ist schon in Ordnung. Sie ist weitaus länger in diesem Geschäft als ich und meines Wissens
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nach leben alle noch. Außerdem kann ich ganz gut auf mich aufpassen.“
Pierre: „Eben, und das dürfte auch der Grund sein, warum ihre Schützlinge noch leben. Sie hat sicher ihre
Qualitäten, aber ich denke nicht das unsere Regierung ihr das Leben des ach-so-wichtigen ChigBotschafters anvertraut hätte.“
„Meine Regierung weiß schon, was sie tut“, meinte ich überzeugter, als ich mich selbst fühlte und wandte
mich dem Essen zu.
Pierre: „Klar doch.“
Die Dosen in einem passenden Topf leerend würzte ich das Ganze noch mal nach. Zum Glück war das
Gewürz noch nicht abgelaufen.
„Okay, hast du Feuer?“, fragend sah ich Pierre an. Wie lange werden sie wohl brauchen, die Gegend
abzusuchen? Ne Stunde? Oder mehr?
Pierre: „Hier.“
„Danke“, die Flamme klein haltend hielt ich den Topf darüber. So, das wird ein kleines Weilchen dauern.
Anschließend holte ich eine Plastikwasserflasche und schnitt diese etwas mühselig auf. Dabei dachte ich
an meine Freunde. Sasha steckte sicher bis über beide Ohren bei der Umsetzung eines Films und Chaya
konnte bestimmt schon wieder einige Wörter mehr sprechen und Sosh... Wie er sich wohl in der neuen
Schule machte? Und Alex...
Pierre: „Wir werden euren Chig-Freund schon finden. Bete lieber das wir es tun, denn sonst geht das
Verhör weiter und wir werden nicht mehr so freundlich sein.“
„Sicher“, meinte ich langsam, „und ihr werdet von mir kein Wort erfahren.“
Pierre: „Süße, wir haben schon noch ein paar Methoden um euch die Wahrheit zu entlocken. Im Moment
interessiert sie uns allerdings nicht weiter. Es gibt wichtigeres zu tun.“
„Ja“, meinte ich schlicht. Ihre Methoden zweifelte ich nicht an – so blauäugig war ich nicht. Und es war
auch nicht so, dass es mich nicht beunruhigte – im Gegenteil. Es lag mir einfach nicht zu plaudern und so
würde ich es ihnen zwangsläufig <und mir> schwer machen.
„Sag mal, Pierre, welches Datum haben wir heute? Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren“, lächelte ich
ihn kurz an und ließ das gefrorene Wasser in einen weiteren Topf fallen.
Pierre: „2. März.“
Ich wurde blass.
2. März... 52 Tage! Gott... Alex musste verrückt sein vor Sorge oder sogar glauben, ich wäre tot!
„Das kann nicht sein.... nein, das kann unmöglich stimmen!“, stammelte ich, „das Wurmloch... wir sollten
17 Stunden weniger benötigen...“
Pierre: „Doch, doch. Glaub mir ruhig Süße. Das liegt an dem komischen Wurmloch. Das mit den bunten
Lichtern. Das verzerrt irgendwie die Zeit.“
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Du lügst! Das kann nicht sein...“, Alex... wir wollten am 20. März heiraten! Meine Knie wurden weich und
ich musste mich an der Tischkante festhalten.
Pierre: „Süße .... von Wurmlöchern, der Relativitäts-Scheiße und dem ganzen Kram verstehe ich nichts.
Wir haben den 2. März 2066! Soviel steht fest.“
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Ich konnte nur noch an eines denken: Ich wollte nach Hause! Aber ich durfte mich nicht davon
beeinflussen lassen und musste an das hier und jetzt denken. So riss ich mich mühsam zusammen und
zwang mich, an etwas anderes zu denken. An Shaki’Mar...
Das Essen war fertig und befüllte einen Teller. Das Wasser, welches ich jetzt über dem Bunsenbrenner
hielt, schmolz zusehends und so stellte ich ihn wieder ab.
„Im Schrank unten ist noch Thunfisch, bedien dich“, ich deutete auf das Essen, kippte Wasser in einen
Becher, nahm meinen Teller mit Besteck und marschierte ohne auf Antwort zu warten in den
Aufenthaltsraum. Der Duft von den Ravioli stieg mir in die Nase und sofort lief mir das Wasser im Mund
zusammen. Gott, hatte ich Hunger!
Pierre: „Thunfisch ist nichts für mich.“
„Jetzt sag nicht“, rief ich über die Schulter bereits im Hinausgehen, „du bist Vegetarier, Pierre!“
Pierre: „Das nicht gerade, ich mag nur keinen Dosenfisch. Thunfisch frisch gefangen und zubereitet ...
jederzeit, aber nicht aus der Dose.“
„Du kannst ja angeln gehen“, lachte ich und trat in den Aufenthaltsraum ein.
Pierre: „Hab ich schon versucht Süße, und auch was gefangen. Aber das Fischzeugs hier kann man nicht
essen. Nichts dran außer langen scharfen Zähnen. Und sie riechen abartig. Vielleicht sind’s ja ChigBabys?“
„So ein Blödsinn“, fauchte ich und mich umwendend funkelte ich ihn aufgebracht an, „wie kannst du
jemanden nur nach seinem Aussehen und Geruch beurteilen? Hast du dich selbst mal gerochen oder in
den Spiegel geschaut?“ Damit knallte ich vor seiner Nase die Tür zu und drehte mich dem Raum zu.
Pierre: *grins*
Im Aufenthaltsraum befanden sich noch Lecroux und drei weitere. Sie saßen an einem der Tische und
unterhielten sich. Sie blickten überrascht auf, als ich herein kam. Kümmerte mich aber nicht darum und
stiefelte noch immer wütend zu einem abseits stehenden Tisch und begann zu essen.
Ich marschierte noch zweimal in die Küche und holte nach. Die Bohnen mussten auch noch dran glauben.
Mein Magen schien Zentner aufnehmen zu wollen. Die Franzosen amüsierten sich darüber und rissen ein
paar Witze. Ich ging lächelnd darüber hinweg. Zutiefst zufrieden vollgefressen legte ich die Füße auf einen
Stuhl und lehnte mich zurück. Meine Sorge um Shaki’Mar verbergend. Wann kehrte die Gruppe endlich
zurück? Okay, Lecroux war nicht dumm, er wird wissen, warum ich hier saß und nicht daran dachte
schlafen zu gehen. Es war indirekt das Eingeständnis Shaki’Mars Existenz, aber ich konnte nicht anders.
Keine Ahnung wie lange es dauerte, ich war mehrmals nahe daran einzuschlafen und erschöpft vom Stuhl
zu fallen. Lecroux beobachtete still mein Ausharren. Hin und wieder erwiderte ich seinen Blick trotzig.
Doch schließlich kam die Gruppe zurück. Heraulte betrat als erster den Raum. Angespannt setzte ich
mich auf.
Lecroux: „Nun?“
Heraulte: „Kein Chig.“
Vor Erleichterung wurde mir ganz schwindlig und ich atmete langsam aus. Ich hatte gar nicht bemerkt,
dass ich die Luft angehalten hatte.
Lecroux: „Ihr habt ihn nicht gefunden?“
Heraulte: „Wir haben die Stelle gefunden, wo Sinclair ihn eingegraben hatte.“
Das Blut wich mir aus dem Gesicht und stumm starrte ich Heraulte an. Was zum Teufel meinte er mit ‚die
Stelle gefunden, wo ich ihn eingegraben hatte’??
Matthilde: „Hast ihn gut versteckt, Schätzchen. Wirklich gut. Würdest gut in unser Team passen.“
Ungeduldig winkte ich ab und stieß unruhig hervor:
„Was willst du damit sagen?“
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Vanity Calhoun
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Heraulte: „Er war nicht mehr da.“
Er war nicht mehr da... hallte es in mir wieder. Ich brauchte ein paar Sekunden zu begreifen. Shaki’Mar
war verschwunden! Weg! Ich stöhnte leise auf.
Lecroux: „Spuren?“
Heraulte: „Ja, von einem Chig.“
Spuren von einem Chig? Ich horchte auf.
Lecroux: „Nur von einem?“
Matthilde: „Ja, Sir.“
Lecroux: „Interessant. Gehen Sie jetzt schlafen, und sagen Sie vorher den Anderen Bescheid das sie
wachsamer sein sollen. Ich will keine unliebsamen Überraschungen erleben.“
Ja, das war wirklich interessant. Gedankenverloren ging ich mit den anderen in den Schlafraum und legte
mich in eine der oberen Kojen. Den Blick gen Decke und die Arme hinter dem Kopf verschränkt dachte ich
über das Gehörte nach.
Shaki’Mar war von einem ihres Volkes gefunden worden. Im ersten Moment war ich glücklich darüber.
Etwas besseres hätte ihr nicht passieren können. Von erfahrenen Händen wieder aus ihrem Kälteschlaf
geholt zu werden. Doch dann... fiel mir etwas ein. Sollte dieses Band real gewesen sein – war es sehr
wahrscheinlich, dass sie eben von einem jener Chigs gefunden worden war. Gott... sollte es sich um eine
Rebellengruppe handeln und sie erfahren, dass Shaki’Mar die Botschafterin war... – Gott, dann war sie in
Gefahr! In noch größerer, als in Händen Lecrouxs! Bevor ich schließlich vor Erschöpfung meine Augen
nicht mehr offen halten konnte, beschwor ich Shaki’Mar im Stillen klug zu handeln und zu überleben.
Ohnmächtig darüber, dass uns die Hände gebunden waren, ihr zu helfen...
Matthilde: „Soviel zur Kältestarre.“
Heraulte: „Ich hab das eh von Anfang an nicht geglaubt. Auf Tartarus ist’s auch scheiße kalt und dort hat’s
den Biestern gar nichts ausgemacht.“
Pierre: „Der taucht schon wieder auf. Lasst uns jetzt schlafen.“
Sonnenaufgang:
Irgendwann wurde ich geweckt, einer von den Franzosen weckte mich, mir tat alles weh, ich wusste nicht
das ich so viele Knochen hatte die schmerzen konnten. Ich wollte was sagen zu Sinclair die ebenfalls
wach war. Zumindest glaubte ich das. Wach war immer was relatives. Ein Krächzen mehr war nicht. Das
Fieber war zwar unten aber meine Brust schmerzte, Shit die Erkältung würde mich wohl einige Tage
begleiten. Mit einem kräftigen Husten versuchte ich meinen Hals freizubekommen.
Jemand rüttelte mich fluchend recht unsanft wach.
„Ja ja, schon gut. Ich bin wach“, schüttelte ich die Hand weg. Langsam drehte ich mich auf den Rücken
und setzte mich auf. Oh je, mir tat alles weh, aber wirklich jede Faser meines Körpers. Die Augen
geschwollen von der Müdigkeit quälte ich mich steif aus dem Bett und streckte mich ausgiebig. Das Essen
gestern Abend hatte mir gut getan. Sicher war ich noch immer erschöpft, aber ich fühlte mich etwas
kräftiger. Auf dem Weg zum Klo kam ich an Calhouns Bett vorbei. Auch sie war wach.
Das Wasser das ich hatte spülte den ekeligen Geschmack von Schleim ein wenig fort. „Morgen Private
...gut geschlafen?“ Das hörte sich irgendwie nicht nach mir an.
Ich zuckte mit den Achseln.
„Ich war erst spät im Bett. Shaki’Mar wurde von jemandem ihres Volkes gefunden und ist verschwunden
– falls es Sie interessiert.“ Damit verschwand ich zum Klo.
Mein Kopf ruckte herum. „Tja, wenn die Franzosen ihn nicht gefunden haben, gehe ich schwer davon aus,
es die Chigs waren, die sie gefunden haben oder vielleicht Silikanten. <wie kommt sie denn bloß auf
Silikanten? Von ihnen sprach Lecroux kein Wort?> 12 Tage haben wir nicht mehr, wenn der Transporter
und unsere Waffen nicht mehr funktionieren weil sie oxidiert sind, bleibt uns nicht soviel Zeit.
Müde und erledigt zog ich mir meinen Rucksack her und kramte nach einigen Riegeln, die versuchte ich
während ich mich anzog zu schlucken, was ein echtes Unterfangen war. Verflucht tat das weh, aber in
meinen Magen musste was rein.
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Zurückkehrend quälte ich mich durch ein paar Streck- und Gymnastikübungen. Die Prellung auf dem
Rücken war schmerzhaft, aber auszuhalten und die Wunde an der Schläfe verheilte gut. Auch meine
Finger. Soweit konnte ich zufrieden sein. Wieder im Anzug stand ich mit geschultertem Rucksack <meine
Sachen hatte ich zusammensuchen müssen, da durchwühlt> da und kontrollierte meine Waffen, welche
uns nicht abgenommen worden waren. Okay, es konnte los gehen.
Irgendwann hatte ich es geschafft und stand fertig angezogen im Raum. „Fertig Private? Dann wollen wir
mal, passen sie auf, ich traue den Franzosen nicht über den Weg. Keine Ahnung warum, aber irgendwas
ist hier faul.“
„Calhoun, was soll ich Ihnen darauf antworten?“, schüttelte ich leicht mit dem Kopf, „davon rede ich die
ganze Zeit.“ Versteh einer diese Frau!
Ich grinste. „Zeigen sie ihren Gegenüber nicht immer ihre Gefühle so deutlich. Das macht sie
berechenbar.“ Die Franzosen hatte ich lieber in meiner Nähe............... kenne erst einen Freund als Feind
und du weißt was er wert ist. Hatte man mir mal erzählt, schauen wir mal was dran war.
Mir tat noch immer alles weh, Shit aber auch. Aber langsam spürte ich wieder meine Muskeln und ging
schneller. An der Türe angekommen, blinzelte ich in die Sonne. Diese war gerade am aufgehen und
tauchte die Gegend in ein grünlich blaues Licht. Meine Gedanken schweiften gerade ab zu Nicolas, was
er gerade machte. In den letzten Stunden hatte ich kaum Zeit gehabt an ihn zu denken. Sein Gesicht
erschien mir in meinen Erinnerungen, ich vermisste ihn. Hoffentlich ging es ihm gut. Dann unterbrach
mich eine Stimme. Zeit zum Aufbruch.
Gemeinsam mit den Franzosen verließen wir das Gebäude. Abrupt blieb ich stehen. Die Sonne ging
gerade über den Bergen auf und tauchte die Landschaft wieder in dieses grünlich blaue Licht. Der
Ausblick vom Plateau war atemberaubend. Fasziniert sah ich über den See – und wünschte mich an die
Seite von Alex. Es wäre schön gewesen, unter anderen Umständen, mit ihm diesen Aufgang zu erleben.
Ich versank in meinen Erinnerungen und spürte seine Lippen auf meinen... als mich Calhoun in die
Wirklichkeit zurück holte.
Ich drehte mich zu Sinclair um. „Schöner Sonnenaufgang, wäre es hier nicht so kalt, könnte man hier
direkt Urlaub machen.“
„Ja“, meinte ich leise und wandte mich ab.
Lecroux: „Wir brechen auf.“
Meine M 590 um den Schultern und das Gepäck geschultert ging ich in die Reihe. Mein ungutes Gefühl im
Magen wurde schlimmer................Wie der Tag wohl enden würde? Hoffentlich besser als der Gestrige.
Hinter Calhoun reihte sich ein Franzose ein, bevor ich mich selbst einordnete.
Matthilde: „Nach Dir Schätzchen.“
„Wie es sich unter Freunden gehört, nicht wahr Matthilde“, erwiderte ich spöttisch.
Matthilde: „Du hast’s erfasst.“
Ich schnitt ihr eine Grimasse und ordnete mich ein.
Mir war schön warm und fühlte mich dank dem warmen Essen doch recht kräftig. Froh darum, schritt ich
weit aus und sah mich neugierig um.
Wir gingen an der Forschungsstation entlang, nicht sonderlich weit. Was war denn das? Huh... ein Aufzug
und was für ein windiges Ding. Das sollte halten? Ehrlich gesagt, ich hatte nicht vor schon wieder den
Berg runterzufliegen wie gestern, meine Knochen schmerzten heute noch!
Wir hielten auf die Felswände im Rücken der Station zu und es dauerte nicht lange, bis wir sie erreicht
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hatten. Ein Aufzug stand unten – nur eine Plattform und eine Strebe ringsum, damit man nicht herausfiel.
Sehr offen das ganze. Unsicher starrte ich das Ding an. Das sah ja nicht sehr Vertrauen erweckend aus.
Was soll’s, irgendwann musste man auf sein Glück vertrauen und die Forscher benutzten das Ding ja
schließlich auch. Mit klopfendem Herzen drängte ich mich zusammen mit den anderen hinein.
Aber wir betraten den Aufzug, Lecroux’s Männer schienen vertraut mit der Technik. Irgendwie kam mir
das Teil suspekt vor, aber es setzte sich in Bewegung.
Einige Minuten später waren wir am Mineneingang angelangt.
Langsam wurden wir nach oben gehievt und der Wind peitschte einem an der Wand ganz schön um die
Ohren. Ich grinste. Jetzt machte er mir nichts aus, gut eingepackt in dem Überlebensanzug und die Haube
über den Ohren. Es dauerte nicht lange und wir waren an unserem Ziel angekommen: Einer kleinen
Plattform und dahinter gähnte ein dunkles großes Loch im Fels. Die Mine. Die M-70 entsichert folgte ich
den anderen hinein.
Ich ging einige Meter in den Stollen rein, der Fels war tief schwarz, sowas hatte ich bisher noch nie
gesehen.
Ca. alle fünf Meter waren eine kleine Lampe die Licht spendete. Aber mir kam es vor als würde dieser
Fels alles Licht schlucken und mit im alles an Leben. Irgendwie unheimlich. Die M 590 hatte ich entsichert
und hielt sie bereit. Keine Ahnung was uns dort unten erwartete.
Einige Meter weit folgten wir einem dunklen Gang. In regelmäßigen Abständen waren Lampen an den
Wänden und beleuchteten die Umgebung. Sie spendeten nicht viel Licht, waren jedoch ausreichend. Die
Wände bestanden aus irgendeinem seltsamen Material, was ich so noch nicht gesehen hatte. Tiefschwarz
und das Licht aufsaugend. Wirklich seltsam und interessant. Irgendwann zeichnete sich vor uns am Ende
des Tunnels ein dunkelrosafarbener Schimmer ab. Das Chig-Mineral?
Wir waren gerade so um die 50 m gegangen als ein dunkel rosa Schimmer an den Felsen vorbei
wabberte.
Dort angekommen sah ich neugierig auf das Loch im Boden. Von dort unten strahlte das
dunkelrosafarbene Licht nach oben. Ja und eine Leiter führte in die Tiefe.
Lecroux: „Herault und Matthilde, ihr bewacht die Mine. Der Rest folgt mir nach unten. Haben Sie
irgendwelche Einwände Calhoun?“
„Nein, Col. ihre Leute, sie kennen sie besser als ich.“
Vor uns führte der Schacht nach unten, eine Leiter war angebracht, ich setzte mich in Bewegung und
stieg nach unten. Der rosa Schein verdichtete sich je näher wir nach unten kamen.
Die Luft wurde jetzt stickig und das Licht hüllte uns alle ein, je tiefer wir kamen. Schließlich fasste ich
Boden unter den Füßen und ging sofort, wie alle anderen auch, in Deckung.
So leise wie möglich drehte mich unten angekommen um, ich suchte mir Deckung. Dann sah ich
Menschen, in Ketten, die an den Füßen angebracht waren, sie bauten anscheinend dieses Erz ab oder
was immer dies auch sein mag. Chigs bewachten sie!
In mir keimte der böse Verdacht wieder auf, das Radford doch Recht hatte, zwecks der Hinhaltetechnik
mit dem Botschafter.
Gott... Entsetzt sah ich einen weiteren Stollen hinunter, der sich stark erweiterte, auf eine Gruppe von
Menschen, die an den Füßen Fußketten trugen und dieses Chig-Mineral abbauten. Unweit standen
schwer bewaffnete Chigs und bewachten sie. Mein Atem beschleunigte sich. Gott... dieses ComputerTagebuch war wohl doch keine Fälschung. Ich konnte den Blick nicht von den Chigs abwenden und
lauschte in mein innerstes. Brachte Gespräche mit Shaki’Mar auf der Basis und im Transporter wieder in
mein Gedächtnis. Nein, sie hatte nichts damit zu tun. Dessen war ich mir absolut sicher. Sie war sanft und
fürsorglich. Vielleicht eine Gruppe Chig-Rebellen. Sie benötigten für ihre Sache auch dieses Mineral und
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sahen hier ihre Chance es sich illegal und unbemerkt zu beschaffen. Vielleicht...
Lecroux: „Dachte ich mir doch das die Bastarde noch hier sind. Wir werden uns teilen und versuchen die
Menschen zu befreien.“
Ich schaute ihn an. Teilen, gute Idee aber kannte er die Höhle/n hier? Keine Ahnung was uns erwartete.
Das konnte auch eine Falle sein, vielleicht wussten die schon das wir unterwegs waren?
Fontoux: „Was denken Sie wie viele von denen hier unten sind Sir?“
Lecroux: „Keine Ahnung, aber sicher mehr als wir hier sehen.“
Schweigend hatte ich zugehört und beobachtete weiter die Menschengruppe und die Chigs. Teilen war
keine schlechte Idee. Hoffentlich erschossen die Chigs nicht einfach die gefesselten Leute im Schacht...
Mit Sicherheit, wieder mal auf Chigs feuern.................die Alternative war? Selbst zu sterben, nein das
hatte ich gewiss nicht vor.
Die Franzosen machen sich auf den Weg, Sinclair und ich blieben zurück. Mein Magen rebellierte, das
Gefühl irgendwas ging vor, verstärkte sich, übel ganz übel!!
Leise schlichen Lecroux und seine Männer davon. Ich sah ihnen noch einen Moment hinterher und
machte Calhoun per Handzeichen zu verstehen, dass ich ein Stück ausschwärmen wollte. Vorsichtig
bewegte ich mich in die angegebene Richtung und postierte mich hinter einem Felsen. Von hier wollte ich
auf ein Zeichen Lecrouxs warten. Ich wollte mich mit einem kurzen Blick zu Calhoun vergewissern, dass
sie noch an ihrem Platz war, als ich einen Schlag im Nacken spürte und mir schwarz vor Augen wurde...
Zu mehr kam ich nicht mehr, ein Schlag auf in den Nacken und ich fiel in tiefe Dunkelheit...........
Aufwachen konnte so übel sein, das kann sich keiner vorstellen!
Irgendwas behinderte mich ...............an meinen Füßen!, Ich blinzelte und sah im diffusen Licht Ketten, so
angebracht das ich noch laufen konnte, so halbwegs. Meine Hände legte ich auf mein Gesicht,
Kopfschmerzen hämmerten in meinen Kopf. Es war eine Falle............sch... >zensiert< Franzosen!!
Die Schwärze vor meinen Augen lichtete sich allmählich und ich nahm meine Umgebung wieder wahr.
Irgendwie spürte ich, dass ich mich an einem anderen Ort befinden musste. Das sagte mir zumindest die
Geräuschkulisse und die Gerüche. Leise Stimmen und es stank erbärmlich. Ich verzog das Gesicht und
mit einem Ruck öffnete ich die Augen. Okay, wo zum Teufel war ich?
Zelle:
Es dauerte seine Zeit bis ich mich in dem hier und jetzt wieder fand, das Licht was hier vorherrschte war
nicht zu hell. Meine Augen brauchten ihre Zeit aber dann sah ich mich doch ein wenig um.
Die Zelle war so wie es ausschaute aus dem Fels geschlagen worden, als Zellentür waren Gitter
angebracht, die dort draußen standen gefielen mir überhaupt, nein nicht wirklich!
Es waren Chigs!!
Warum verdammt noch mal, mein Schädel ups.............nicht so wild. Mein Kopf dröhnte wie nach einer
durchzechten Nacht.
Dreckig war es hier auch, sauber war was anderes, kurz darauf sah ich Gestalten hier in der Zelle.
Schwer zu sagen wie viele es waren, aber so um die 12-15 Menschen konnten es schon sein. Mir kamen
wieder die Franzosen in den Sinn, so wie es aussah hatten sie es nicht geschafft, ich konnte sie zwar
nicht in der Zelle sehen aber die Situation wäre eine andere, hätten sie es geschafft, vielleicht wurden sie
auch gefangen genommen.
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In meiner Nähe war Sinclair...........
Eisengitter und dahinter schwerbewaffnete Chigs. Eisengitter und Chigs? Etwas verständnislos starrte ich
sie an und hatte unweigerlich das Gefühl, ein Déjà-vu-Erlebnis zu haben. Ich ließ den Blick weiter
wandern und drehte dabei etwas meinen Kopf. Himmel... mein Nacken tat höllisch weh. Mit einer Hand an
die schmerzende Stelle greifend starrte ich in schmutzig ungewaschene Gesichter. Nein, bis auf eines.
Calhoun. Sie sah zu mir herüber und ich lächelte sie kurz, <sie schien es doch ganz gut überlebt zu
haben> zum Zeichen das ich lebte, an. Froh darüber, sie gleichfalls lebend zu sehen. Mein Blick kehrte
wieder zu den schmutzigen Gestalten zurück. Von ihnen ging eindeutig der Gestank aus. Mm, vor ihnen
brauchte ich mich nun wirklich nicht zu fürchten.
Ich setzte mich auf und fluchte leise vor mich hin. Darüber, dass ich einfach mal so eben bewusstlos
geschlagen worden war und zu blöd, denjenigen vorher zu bemerken. Das half mir jetzt aber herzlich
wenig. Schnell stellte ich fest, dass ich außer dem Anzug und der Jacke nichts mehr bei mir hatte.
Vorsichtig stand ich auf – nur um wieder auf den Boden zu plumpsen. Ahnungsvoll sah ich auf meine
Füße. Sie waren per Fußfessel miteinander verbunden. „Scheiße, was soll das denn?“ An der Fessel
zerrend gab ich es schließlich auf. „Shit.”
Man hatte uns bis auf die Klamotten alles abgenommen, selbst das Messer war weg. Vorsichtig versuchte
ich aufzustehen, was nicht so einfach war. Etwas wackelig war ich noch auf den Beinen. Mein Hals
brannte und die Mandeln waren angeschwollen, durch den Dreck hier rieb alles wie ein Schmirgelpapier in
der Kehle. Ich fing das Husten an. Shit................
Es gelang mir schließlich mit diesen Dingern aufzustehen und sah mich noch mal aus der vorteilhafteren
Perspektive um.
Die Zelle war ein dreckiges Loch, aus dem Fels gehauen und per Eisenstangen abgesperrt. Es stank
nach Urin und Fäkalien und Erbrochenem. Hier und da schlief jemand auf dem nackten Boden. Der Rest
stand einfach da und starrte mich und Calhoun an. Erschöpfung zeichnete sich in ihren Gesichtern ab.
Vermutlich die Wissenschaftler. Ich nickte ihnen zu und meinen Nacken massierend ging ich zu Calhoun
hinüber.
„Agent“, sprach ich sie an, froh, dass sie unverletzt schien, „wie geht es Ihnen?“
„Ganz gut, nur die Umgebung könnte besser sein, wie schaut es bei Ihnen aus?“
„Eigentlich auch ganz gut. Zum Glück sind wir beide unverletzt. So ein Mist, ich bin niedergeschlagen
worden und ich hatte denjenigen nicht mal gesehen.“
„Ja, gesehen habe ich auch niemand.“ Es könnte gut eine Falle gewesen zu sein, der Köder waren die
Wissenschaftler und wir sind wie die Mäuse drauf los gestürzt. Wie ein Anfänger!
Mit dem Kopf in Richtung der Chigs deutend.
„Da haben sie uns wohl erwischt. Ich kann die Franzosen nicht sehen. Wissen Sie was mit ihnen passiert
ist?“
Ich schaute in die Richtung der Chigs. „Nein, keine Ahnung wo die sind, allerdings hoffe ich das sie noch
leben.“ .... und frei, ansonsten hätten wir noch mehr Probleme am Hals.
„Okay. Ich sehe mich mal ein wenig um. Vielleicht gibt es noch weitere Zellen.“
„Ja, kein Problem, ich schau mal was ich vom Rest der Menschen hier heraus bekommen kann.“
Ich setzte mich in Bewegung und ging auf die Menschen zu, die in der Zelle mit uns saßen, keiner der
Legionäre war zu sehen, vielleicht die Wissenschaftler?
Ein kurzen Blick noch an die Gitter, einer der Chig hatte sich zu uns gedreht............ Ein Freund war das
mit Sicherheit nicht. Dann sah ich mich um, vor mir saßen zwei Männer, könnten in mittlerem Alter sein,
durch den Dreck konnte ich kaum die Haarfarben erkennen.
Während Calhoun sich mit den Männern unterhielt, schlenderte ich langsam zu den Eisengittern hinüber.
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Neja, die Fesseln erlaubten nicht wirklich ein schnelleres Tempo. Ich näherte mich dem Gitter und einer
der Chigs hob warnend seine Waffe, als ich seiner Meinung nach dicht genug heran war. Ich blieb stehen
und sah neugierig durch die Stäbe hindurch. Fast erwartete ich, JayLo und Katchiri in einer weiteren Zelle
zu sehen. Doch dem war leider nicht so.
Wir befanden uns in einer ziemlich großen Höhle und in deren Wände waren weitere Zellenblöcke
gehauen. So auch genau gegenüber von unserer. Die waren jedoch leer und soweit ich erkennen konnte
auch die anderen. Den Blick weiter zu den Wachen wandern lassend betrachtete ich aufmerksam einen
von ihnen. Seine grünlich schimmernde Rüstung war mir unbekannt. Okay, neben Shaki’Mar und Katchiri
hatte ich noch keine Chigs gesehen. Diese Art Rüstung kannte ich nicht, aber vom Hören sagen. Ob
Shaki’Mar von ihnen gefunden worden war und sich hier irgendwo in der Mine aufhielt? Wohlbehalten?
Ich hoffte es. Ich dachte an Katchiri und einer Eingebung folgend, rief ich den nächst stehenden Chig an:
„Hey, du! Wo ist Katchiri? KATCHIRI?“, gespannt wartete ich auf seine Reaktion.
Er kümmerte sich jedoch keinen Deut um mich, sah nicht mal zu mir herüber. Ich überlegte kurz, ob ich
eines der Chigwörter, als sich Shaki’Mar und Katchiri unterhielten, wieder geben könnte. Nein, so
probierte ich es erneut mit Katchiris Namen.
„Hey! Ich rede mit dir! Wo ist KATCHIRI?“
Er schoss mir kurzerhand vor die Füße, so das ich zurückspringen musste. Fluchend wandte ich mich ab
und gesellte mich wieder zu Calhoun.
„Hallo, sie scheinen die Wissenschaftler von der Station dort oben zu sein, oder?“
„Ja, sind wir.“
„Die Chigs haben auch noch andere Menschen hierher gebracht.“
„Wer sind Sie und wie kommen Sie hier her?“
„Werden Sie uns befreien?“
„Mein Name ist Calhoun, nein wir sind nur durch einen dummen Zufall hierher geraten.“ So konnte man
das auch sagen Vanity.
„Ich habe nicht vor sie hier zu lassen, wenn eine Möglichkeit zur Flucht besteht, sollten wir diese auch
nutzen. Wie wir auf den Planeten gekommen sind, keine Ahnung wir waren im All unterwegs bis wir ein
Wurmloch passierten, aufgewacht sind wir auf dem Planeten.“
„Das Wurmloch kennen wir. Es taucht in zyklischen Abständen auf..“
Jetzt wurde ich hellhörig, das Teil schien bekannt zu sein.
„Ist ein tückisches Ding.“
„Ja, wahrlich tückisch.“
„Warum, gut sowas in der Art habe ich noch nie erlebt, aber ist da was ungewöhnliches dran?“
„Wieso? Weil es ein ganz besonderes Wurmloch ist.“
Mhhh??
„Ein teuflisches Wurmloch. Ja, vom Teufel persönlich.“
Nun, ob es einen Teufel im All gab, wusste ich nicht.
„In dem Wurmloch, diesem speziellen meine ich, vergeht die Zeit schneller. Unglaublich viel schneller. Als
wir hier ankamen, zeigten unsere Instrumente keinen Unterschied, aber als wir Kontakt mit der Basis
aufgenommen haben, sagten die uns das 1 ganzer Monat vergangen war. Können Sie sich das
vorstellen? Ein ganzer Monat! Keine Ahnung wieso.“
Das hörte sich böse an, einem Monat. „Nein, vor allem, wie der Mensch solange ohne Wasser und was
zum Essen überleben kann ist mir ein Rätsel.“
„Sie verstehen nicht. Die Durchquerung dauert nur ein paar Stunden, aber wenn man am anderen Ende
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rauskommt ist ein Monat vergangen. Als ob die Zeit im Inneren stillstehen würde.“
„Wäre eine genauere Untersuchung wert.“
„Du kannst ja mal die Chigs fragen. Vielleicht haben sie ja Interesse und lassen Dich hier raus.“
Da hatte er nicht mal so unrecht, wäre wirklich interessant zu wissen, wie so was zu Stande kam. Von
solchen Wurmlöchern hatte ich bisher nichts gehört.
Ich hörte gerade noch wie jemand von einer Durchquerung sprach und still stellte ich mich neben
Calhoun, um zunächst zuzuhören worüber sie sich unterhielten.
„Dummen Zufall?“
„Ja, wir waren nicht auf dem Weg hierher unterwegs.“
„Das heißt wir können keine Hilfe erwarten.“
„Nein, wahrscheinlich nicht.“
„Konnten sie auf der Station eine Nachricht hinterlassen oder eine Nachricht zur Erde absetzen außer
dem Logbuch? Ich würde nicht gleich alles gleich so schwarz sehen. Vielleicht kommt Hilfe.“ Tja, oder sie
war schon tot.
„Klar haben wir eine Nachricht geschickt. Haben der Basis von den Chigs berichtet, aber der Überfall kam
zu plötzlich. Diese Bomber kamen wie aus dem Nichts.“
„Ja, wie aus dem Nichts. Plötzlich waren sie da. Überall.“
„Nun, Sie werden vermutlich mit den Bombern das Wurmloch benutzt haben – so wie wir“, warf ich ein.
„Sie haben uns mühelos überwältigt.“
„Ja, mühelos. Widerstand war zwecklos.“
„Wir sind Forscher, keine Soldaten. Was hätten wir auch tun sollen?“
„Niemand macht Ihnen Vorwürfe und ganz sicher nicht wir“, erwiderte ich beruhigend.
„Warum sollten sie mit ihren Bombern das Wurmloch benutzen? Es führt doch direkt zur Erde bzw. in die
Nähe. Denken Sie wirklich, die fliegen erst mal in Erdnähe und benutzen dann dieses seltsame
Wurmloch?“
„Das wäre aber ziemlich dumm oder?“
„Und von der anderen Seite? Kann man diese Dinger nur von einer Seite benutzen?“
„Natürlich nicht! Aber es wäre auch von dieser Seite aus für die Chigs nicht günstig.“
„Außerdem wollen die Chigs ja nicht zur Erde, sie wollten hierher. Das Wurmloch schadet ihnen also eher,
als es ihnen nutzt.“
„Okay, okay, ich sehe es ein. Es war dumm“, meinte ich hastig, bevor wieder jeder seinen Senf dazu
geben konnte. War wohl so eine Marotte von ihnen.
Alles hatte ich mir so gut es ging angehört. „Nun, gab es keine Anzeichen dafür das sie hier einfallen
würden, irgendwelche Botschaften von den Chigs, auch wenn sie nicht verständlich sind ohne
Übersetzer? Nun, was mich wundert, das sie hier kein Militär haben, nach was haben sie denn geforscht?
Oder unterliegt es der Geheimhaltung? Nein, niemand hat von ihnen das erwartet, aber ohne
Sicherheitskräfte auf fremden Terrain zu operieren ist schon gewagt.“
„Doch es gab Botschaften, aber der Planet liegt nahe an ihrem Gebiet. Wir dachten uns zunächst nichts
dabei.“
„Später, als ihre Schiffe den Planeten überflogen haben, haben wir sogar versucht sie zu kontaktieren.
Vergeblich.“
„Dann kamen die Bomber.“
„Wir hatten Quellen ....“
“Ssschhht. Das kannst Du ihr doch nicht erzählen.“
Quellen???
Hörte sich nach mehr an, eventuell Aerotech oder der militärische Geheimdienst. Ich hörte weiter zu.
„Wir haben nichts mehr zu verlieren. Wir hatten Quellen aus denen hervorging, das es hier dieses rosa
Mineral gab. Und zwar in unglaublichen Mengen.“
“Was auch der Fall ist.“
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„Genau, und wir wollten das Zeug abbauen und einen Weg finden es für uns nutzbar zu machen. Schon
ein Gramm könnte einen Flugzeugträger für 2 Jahre mit einem Überfluss an Energie versorgen. Können
Sie sich vorstellen, was das bedeutet?“
„Ich gehe mal davon aus, das sie Geld bekommen, die Ausrüstung ist nicht gerade billig, wer finanziert
das Ganze hier?“
„Wenn wir Sicherheitskräfte mit gebracht hätten, wäre doch sofort aufgefallen das wir was besonderes
vorhaben. Deswegen sind wir alleine gereist.“
“Ja, offiziell um Gesteinsproben zu nehmen und nach Fossilien zu suchen.“
„Moment mal, heißt das, Sie haben illegal das Chig-Mineral abgebaut? Hätten Sie von der ChigRegierung die Erlaubnis einholen müssen?“, fragend sah ich von einem zum anderen.
„Dieser Planet gehört den Menschen. Ganz offiziell. Warum sollten wir von den Chigs die Erlaubnis
einholen? Wir haben auf der Erde die Rechte beantragt und ein paar Quadratmeilen von E54-74 gekauft.
Die einzigen die hier illegal abbauen sind die Chigs!“
„In Ordnung. Ich habe verstanden.“ Sie haben es also heimlich abgebaut, um nicht mit anderen
Organisationen teilen zu müssen und als erstes einen Weg zu finden, es nutzbar einsetzen zu können.
Vermutlich um es Gewinnbringend zu vermarkten. Diese Quelle allerdings... hatte ihre eigenen Pläne mit
dem Mineral. Ich bezweifelte, dass die Forscher das Zeug unbehelligt von diesem Planeten
wegbekommen hätten.
„Diese Quelle von der Sie sprachen... wer oder was war diese Quelle?“
„Das unterliegt der Geheimhaltung. Luc wusste es, aber den haben die Chigs erschossen.“
„Mist!“, entfuhr es mir. Jetzt gab es niemanden der die Quelle kannte. Es sei denn... vielleicht Lecroux.
„Es wurde eine Spezialeinheit, sogenannte Söldner, hierher geschickt, um Sie zu retten. Haben Sie
darüber Kenntnisse und kennen Sie ihren Anführer Lecroux?“
„Lecroux? Nein, kenne ich nicht.“
„Eine Söldnertruppe ist hierher um uns zu retten?“
„Konnten Sie mit ihnen sprechen? Wann holen sie uns hier raus?“
„Wie viele sind es?“
„Egal, Hauptsache sie haben schwere Waffen um diese Biester da draußen zu töten.“
„Ich weiß nicht, was aus ihnen geworden ist. Wir waren gemeinsam in die Mine gekommen und hatten
uns getrennt und wir beide waren bewusstlos geschlagen worden. Ich fürchte, Lecroux wird Ihnen nicht
mehr helfen können. Tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für Sie habe.“
„Sch....“
„Gib die Hoffnung nicht auf. Vielleicht haben sie sich nicht überrumpeln lassen und arbeiten bereits an
unserer Befreiung.“
„Ja, hören Sie auf ihn. Sie sind Profis“, ich glaubte nicht daran, dass sie davon gekommen waren. Ich
konnte ihnen aber nicht die Hoffnung nehmen. Hoffnung hieß zu überleben.
„Wohin waren Sie denn unterwegs Calhoun?“
Nun, da ich nicht wusste wen ich da genau vor mir habe, man konnte sie auch ‚umgedreht’ haben, meine
Hand würde ich nicht dafür ins Feuer legen.
„Nun, wir waren dabei Material zu einem Träger zu bringen und dann Urlaub auf der Bacchus zu machen,
einige Tage aber besser als gar nichts.“
Trau schau wem, sie wurden gefoltert. Ein nicht kalkulierbares Risiko.
Ich warf Calhoun einen kurzen Seitenblick zu.
Sieh an...
Sehr wohl bemerkte ich Sinclairs Blick. Nun, es ist immer ein kleiner Unterschied wem ich Informationen
zu kommen lasse oder nicht.
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„Aber warum haben Sie dann das Wurmloch benutzt? Es liegt doch nicht auf den normalen Flugrouten?“
„Wie man’s nimmt. Das Material sollte zur Saratoga gebracht werden und das Wurmloch sollte uns 17
Stunden Zeit ein sparen“, ich lächelte vielsagend, „17 Stunden mehr auf der Bacchus.“
„Wir fanden die Aufzeichnungen oben auf der Station, sie scheinen ......>hust< echt zu sein, wissen sie
warum die Chigs hier so reagieren, wir haben laut meinen Informationen einen Friedensvertrag, dem ist
>hust< das Ganze sehr abträglich.“
„Was fragen Sie uns? Fragen Sie doch die Biester da draußen.“
Mein Blick folgte seinem Blick. Ja, das war nicht gut, gar nicht gut.
„Denen ist der Frieden scheißegal.“
„Nicht alle Chigs sind für den Frieden, auch bei den Menschen ist das der Fall.“
„Ja, bei mir zum Beispiel. Der Friedensvertrag ist das Papier nicht wert, auf dem er steht.“
Ich schaute ihn an, er war verbittert, verstehen konnte ich ihn, diese Gefangenen sind ein eindeutiger
Bruch des Friedensvertrages.
„Er steht auf wackligen Füßen, wie es immer in solchen Fällen ist. Das heißt aber nicht, dass es sich nicht
lohnen würde. Der Frieden benötigt Zeit sich zu festigen.“
„Ich glaube nicht mal das die jemals Frieden wollten.“
„Das stimmt nicht. Sie dürfen die Chigs nicht pauschalisieren. Der Grossteil befürwortet den Frieden –
genau wie ich es tue, weil ich meine Kinder ohne Krieg aufwachsen sehen will. Ohne Angst und
Schrecken.“
„Ja, genau. Der erste Botschafter war doch schon ein klares Ablenkungsmanöver.“
Irgendwo konnte ich sie verstehen. Ich hörte weiter zu............
„Und die Militärs sind so dämlich, das sie es noch nicht mal beim zweiten gerafft haben.“
„Hast Du was anderes vom Militär erwartet?“
Sie waren enttäuscht, ich konnte es ihnen nicht verübeln. Jetzt eine Diskussion vom Zaun zu brechen,
war sinnlos.
„Jetzt wo Du’s sagst.“
„Pah. Ohne Angst und Schrecken. Sagen Sie das den Biestern da draußen. Wir haben die nicht
überfallen, und wir zwingen sie auch nicht hier in der Mine zu arbeiten. Schon vergessen, Schönheit?“
„Ich habe gehört, es gibt unter den Chigs Rebellengruppen, die gegen den Frieden arbeiten. Schon mal
daran gedacht, dass es sich hierbei um solch eine handeln könnte? Ich glaube nicht, dass die ChigRegierung etwas damit zu tun hat.“
„Dann glauben Sie wohl noch an den Weihnachtsmann, wie?“
„Ja, muss sie wohl.“
„Sie denken es fällt deren Regierung nicht auf, wenn hier ein ganzes Kampfgeschwader mit Jägern und
Bombern auftaucht? Haben die so viele Schiffe, das sie den Verlust gar nicht bemerkt haben?“
„Ich sag Ihnen, die wissen ganz genau was hier vor sich geht!“
„Außerdem ist es für deren Regierung von Vorteil, wenn hier das Erz abgebaut wird. Dieses hier hat eine
ganz besondere Qualität. Einzigartig würde ich sagen. Die haben sicher einen Deal, sollte es sich wirklich
um Rebellen handeln, was ich nicht glaube.“
„Sie scheinen ja über die Größe ihrer Streitkräfte bemerkenswert gut informiert zu sein. Diese
Rebellengruppen werden schon ihre Quellen für ihre Ausrüstung haben. Vielleicht haben sie sogar ein bis
zwei Jahre gebraucht, sich ihr Geschwader zu beschaffen. Sei es drum. Entweder hat ihre Regierung ihr
Augenmerk auf andere Dinge gerichtet, so dass sie nicht weiß, was sich hier tut oder sie weiß es und
toleriert es aus irgendeinem Grund. Vielleicht haben sie sogar einen Deal mit diesen Rebellen. Gut
möglich das Sie Recht haben.“ Eine Pause machend dachte ich an Shaki’Mar. An ihre Worte im
Transporter, als ich ihr vorhielt, ihr Volk würde kränkeln. Aus ihren Worten hatte ihr Glaube und ihr
Vertrauen gesprochen, dass ihr Volk den Frieden wollte. Und ich vertraute Shaki’Mar.
„Ich weiß nicht, welch politische Spielchen ihre Regierung treibt. Es wird nicht anders sein, wie bei uns –
nicht wahr. Ich bin jedoch überzeugt, dass ihr Volk den Frieden will und ich hoffe, dasselbe gilt für ihre
Regierung.“
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„Was heißt bemerkenswert gut informiert? Man braucht doch nur die Schiffe zu zählen. Und letztendlich
ist es nicht wichtig ob diese Chigs da draußen mit oder ohne Wissen ihrer Regierung handeln. Uns hilft
das nicht hier raus.“
Ja, damit hatte er leider Recht.
„Ich habe noch eine andere Frage an Sie. Was suchten sie hier genau auf diesem Planeten? Der gehört
nicht so ganz zufälligerweise noch den Chigs?“ Hattest du das gestern nicht auch die Franzosen gestellt
Vanity? Ja, aber man sollte sich auch immer zwei Seiten dazu anhören.
„Vielleicht kommt ja später wieder der schwarze Chig. Der versteht unsere Sprache. Fragen Sie den.“
Augenblicklich horchte ich auf und spannte mich an. Ein Chig der unsere Sprache sprach? Shaki’Mar...
Jetzt wurde ich aufmerksam. „Welcher Chig? Er kann unsere Sprache? Ja, sollte ich ihn sehen, ich habe
einige Fragen an ihn.“ Ich hoffe du weißt auch das dies Folgen haben kann Vanity? Ja, Berufsrisiko, ich
brauch mehr Infos...
„Ja, er versteht unsere Sprache.“
Vielleicht ein anderer Chig der Höherrangig gestellt war.
„Hat er schon mit Ihnen gesprochen?“
„Ist nicht so dass das Biest mit uns sprechen würde.“
„Woher wissen sie dann das er sie versteht?“
„Nein, ist nicht so, aber wir haben es an seiner Reaktion auf unsere Unterhaltungen gemerkt.“
„Wir sind uns sicher das er uns versteht.“
„Sicher, nun unter der Rüstung steht ein Wesen, da ist es nicht leicht was mit Sicherheit zu sagen.“
„Ganz sicher!“
„Wir sind Forscher. Schlechte Kämpfer, aber gute Beobachter.“
Ein kleines Lächeln brachte ich zustande. „Ist okay, ich glaube ihnen.“
„Tatsächlich? Gute Beobachter?“, nutzte ich die Gelegenheit, „haben Sie einen der Chigs den Schwarzen
mit einem Namen ansprechen hören? Ich meine, auch wenn man eine Sprache nicht versteht, lassen sich
Namen heraushören. Haben Sie?“ Shaki’Mars Rüstung war beschädigt gewesen. Das würde bedeuten,
sie trägt eine neue... Hoffnung machte sich plötzlich in mir breit. Vielleicht... Doch dann fiel mir noch etwas
ein. Um nicht als Botschafter erkannt zu werden, musste sie einen anderen Namen genannt haben. Shit.
„Ja, die haben sich unterhalten, aber ich konnte keinen Namen raushören. Fragen Sie ihn doch einfach
danach, wenn er das nächste Mal vorbei schaut.“
„Und die Rüstung... ist die vollständig schwarz oder hat sie rote Absetzungen? Oder Purpur?“
„Sie hat rote Abzeichen. An der Schulter, am Arm, am Handschuh und an dem Teil da vorne auf der
Brust. Was purpurnes habe ich nicht gesehen.“ Innerlich zuckte ich zusammen. Sollte es sich tatsächlich
um...?
„Ich auch nicht.“
„Er ist kleiner als der Chig dort draußen.“
Ich folgte seinem Blick und sah einen Chig draußen stehen. Sofort fiel ich innerlich enttäuscht zusammen.
Nein, es konnte sich unmöglich um Shaki’Mar handeln. Sie war größer.
Warum outet sie sich nicht gleich als Chig Spezialist. Verdammt mir Vorhaltungen machen, aber selber
solche Fragen stellen. Ich hoffte nur das sie keine Schlüsse ziehen und das überhören.
Calhouns Blick und angesäuerte Miene bemerkend lachte ich leise.
„Meine Vorgesetzte glaubt eine neue Seite an mir entdeckt zu haben: Das ich wohl Chig-Experte sei –
nicht wahr Calhoun? Keine Bange. Man hört nur einiges von Kameraden die gegen Chigs gekämpft
hatten. Ich versuche nur herauszufinden, ob sie wahr sein könnten und welche Stellung demnach dieser
schwarze Chig inne hat. Die unterschiedlichen Rüstungen müssen ja eine Bedeutung haben. Falls er
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einen sehr hohen Rang bekleidet und unsere Sprache spricht, vielleicht können wir diesen Umstand für
uns nutzen. Ich weiß nur noch nicht wie.“ Nachdenklich sah ich wieder auf die Wissenschaftler.
„Da war aber auch mal einer mit lila Abzeichen.“
„Blödsinn. Ich hab keinen gesehen.“
„Du warst auch nicht in deren Folterkammer. Dort war mal einer. Ich hab mich schlafend gestellt, da kam
er aus der Dunkelheit.“
„Wieso hast Du uns das nicht erzählt?“
„Weil ich es nicht für wichtig gehalten habe. Der eine hat rote, der andere lila Abzeichen. Und die meisten
rennen in diesem seltsamen grün-grau herum. Sie sind Chigs, nur das zählt.“
„Sie hat recht, uns bringt es keinen Vorteil, egal welche Farbe ihre Abzeichen haben.“
„Wo ist denn der Unterschied zwischen rot und Purpur, Ms Sin.... Sinclair?“
Es gab noch einen Chig mit purpurnen Abzeichen... Katchiri hatte welche. Vielleicht...
„Ich weiß es nicht, nur das Chigs in schwarzen Rüstungen mit farblichen Abzeichen einen sehr hohen
Rang haben müssen. So wie es bei uns im Militär die Anzahl der Sterne sind. Das ergibt sich jedenfalls
aus Erzählungen.“
<Stimme aus einer dunklen Ecke der Zelle>: „Es sind Offiziere. Die grünen sind Soldaten, die schwarzen
Offiziere. Das ist der Unterschied.“
Mich nach der Stimme drehend versuchte ich in der dunklen Ecke den Sprecher zu erkennen. Doch er
wusste sich zu verbergen.
„Woher wissen Sie das?“, rief ich zu ihm rüber.
<Stimme aus der dunklen Ecke der Zelle>: „Woher ich das weiß? Ganz einfach, weil ich mal den Auftrag
hatte einen dieser Offiziere zu töten. Aber die Kleine hat dennoch recht. So viele von den schwarzen
laufen normalerweise nicht rum. Einen mit Purpur Abzeichen habe ich aber noch nicht gesehen. Das ist
interessant.“
„Ein Wissenschaftler der den Auftrag hatte, einen Chig-Offizier zu töten? Das halte ich wiederum für
interessant.“
<Stimme aus der dunklen Ecke der Zelle>: „Ich war früher bei der französischen Armee, wurde aber
aufgrund einer Kriegsverletzung ausgemustert. Und so kam ich zu den Wissenschaftlern. Hab früher mal
Geologie studiert.“
Ich nickte.
„Ja, manche Wege sind wirklich seltsam. Sie haben also auch diesen schwarzen Chig gesehen – verraten
Sie mir, was Sie über ihn denken? Als alter Veteran?“
<Stimme aus der dunklen Ecke der Zelle>: „Ich habe ihn nicht gesehen, aber was immer hier geschieht
muss wichtig sein. Normalerweise lassen sich deren Offiziere sonst nicht blicken. Vielleicht studiert er
menschliches Verhalten, vielleicht hat er auch einfach nur Vergnügen daran den Blechköpfen beim
Foltern zuzusehen. Schwer zu sagen.“
„Ich danke Ihnen“, nickte ich zu ihm hinüber. Was Wichtiges. Noch etwas anderes als dieses Chig-Mineral
also. Nur was könnte das sein?
„Er hatte schlechte Laune.“
„Wer?“
„Der schwarze Chig.“
„Wie kommen sie denn da drauf?“
„Wie ich drauf komme? Das Gequietsche hörte sich an wie eine verstimmte Geige.“
„Ups, nichts für empfindliche Ohren.“
„Was Ihre Frage betrifft. Wenn die Karte der Gebietsverteilung nicht gefälscht war, dann gehört dieser
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Planet jetzt uns Menschen. Früher wohl nicht, aber jetzt.“
„Gut, ich habe die Karte nicht im Kopf deshalb frage ich auch.“ Ein Punkt für die Franzosen, dasselbe
hörte ich von den Fremdenlegionären.
„Diese übergroßen Kakerlaken können eben keine Karten lesen.“
„Oder einige Chigs sind nicht gewillt, diesen Planeten freiwillig her zu geben.“ Kakerlaken würde ich nicht
unbedingt sagen ...
„Sei still, Du weißt das sie wieder böse werden wenn sie das hören.“
„Der Schwarze ist aber nicht da, und die Grünen sind zu dämlich um uns zu verstehen.“
„Das weißt Du nicht mit Sicherheit. Vielleicht steht er wieder im Dunkeln und belauscht uns?“
„Wie meinen Sie das?“, fragte ich alarmiert, „der Schwarze belauscht und beobachtet Sie?“
„Naja, er stand mal im Schatten und wir haben ihn nicht sofort bemerkt.“
„Wir haben sie Ka .... nun, wir haben das K-Wort benutzt und noch andere ähnliche Bezeichnungen.“
„Er trat aus dem Schatten und war offensichtlich ziemlich wütend.“
„So wütend das er Geromé töten lies.“
„Er versteht uns. Jedes Wort. Und er hasst das K-Wort. Benutzen Sie es nie, wenn er in der Nähe ist.“
„Er hatte ihren Kollegen einfach töten lassen? Woher wissen Sie das? Hatte er entsprechende Befehle
erteilt?“, wie grausam und das nur weil sie das Wort Kakerlake benutzt hatten? Wieso hatte er ihn nicht
einfach auspeitschen lassen oder so?
„Er hatte schlechte Laune, soviel ist klar.“
„Haben die überhaupt sowas wie gute Laune? Wenn Du mich fragst, haben die immer schlechte Laune.“
„Ja, er hat ihn töten lassen Miss. Woher ich das weiß? Weil ich es gesehen habe! Denken Sie man kann
es missverstehen, wenn er zu einem der Grünen was sagt und der daraufhin meinen Freund erschießt?
Also für mich war das ziemlich klar.“
„Für mich auch.“
„Fragen Sie ihn doch einfach, wenn Sie ihm mal über den Weg laufen. Vielleicht ist er ja in redseliger
Stimmung und plaudert etwas mit Ihnen?“
„Das war wirklich grausam. Tut mir sehr Leid um Ihren Freund. Wissen Sie, wir haben auch eine Freundin
verloren. Sie wurde von uns bei der Ankunft auf diesem Planeten getrennt. Vielleicht haben Sie sie hier
gesehen?“ Ich gab Ihnen eine Beschreibung von JayLo und sah sie hoffnungsvoll an. Ich wünschte sie
mir natürlich nicht hierher, gleichzeitig... hätte ich endlich einen Anhaltspunkt wo sie war.
„Eine schwarze mit einer fast Glatze habe ich gesehen. Die Silikanten haben sie weggebracht. Seither
habe ich sie nicht mehr gesehen.“
Aufgeregt sog ich hörbar die Luft ein und sah kurz Calhoun an.
„Konnten Sie mit ihr sprechen? War sie hier bei Ihnen in der Zelle? Hat sie vielleicht ihren Namen
genannt?“ JayLos Namen hatte ich wohlweislich verschwiegen. Sollten sie ihn mir nennen können, wusste
ich, dass sie es tatsächlich gewesen war.
„Nein. Weder war sie hier bei uns, noch konnte ich mit ihr sprechen. Wir wurden gerade zu unserem
Arbeitsplatz gebracht, als sie in die entgegengesetzte Richtung gezerrt wurde. Mehr weiß ich nicht.“
Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Meine Beschreibung passte ihrer Ansicht nach. Sie
musste es gewesen sein! Gott… hoffentlich ging es ihr gut und wir erhalten eine Gelegenheit mit ihr
Kontakt aufnehmen zu können…
Sie hatten Angst, eine schwarze Rüstung steht für einen höherrangigen Chig, er scheint einen Übersetzer
zu haben, vielleicht ähnlich wie Shaki’Mar.
„Dämlich nicht, sie können wahrscheinlich nicht unsere Sprache so wie wir sie nicht verstehen.“
„Wenn sie mir ein Gewehr ins Gesicht halten, brauch ich auch keinen Übersetzer. Das verstehe ich auch
so.“
„Daran ist auch nichts miss zu verstehen.“
Langsam wurde ich sauer, ich hoffte Radford und die anderen hatten nicht Recht damit...............damit das
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dies alles eine Farce ist und die Chigs aufrüsten um die Menschheit zu vernichten. Mir schnürte es die
Kehle zu, alles war verschleimt und keine Medikamente hier. Die Chigs brauchte ich mit Sicherheit nicht
fragen.
„Sollten einige von ihnen nicht schon längst evakuiert gewesen sein, sie sind hier sehr viele Leute. Die
Chigs lassen das Erz oder was immer das ist abbauen, oder?“
„Evakuiert? Wer hätte uns denn bitte schön evakuieren sollen?“
„Ein Scherzkeks.“
„Ja, Calhoun. Sie sind eine echte Witzpille.“
„Ist doch gut, wir haben hier eh nicht viel zu lachen.“
„Tut mit leid, mir ist nicht nach Witzen zumute. Laut den Aufzeichnen, sollten schon Personen unterwegs
gewesen sein, nur noch so eine Art Rumpfmannschaft auf der Station sollte hier sein?“
„Das Essen ist zwar scheiße, aber man überlebt den Fraß.“
„Man gewöhnt sich an eine Menge.“
„Welche Aufzeichnungen?“
„Sie meint das Logbuch.“
„Genau das hatte ich gemeint.“
„Ach so. Wir haben versucht uns hier in Sicherheit zu bringen. Hatten gehofft das die Chigs uns hier in
den Höhlen nicht finden würden.“
“Haben sie aber.“
„Nun außer jede Menge Eis und Schnee hat der Planet nicht sonderlich viele Versteckmöglichkeiten.
Haben sie keinen Transporter hier, für den Notfall?“
„Ja, haben sie. Seitdem arbeiten wir für sie.“
„Billige Arbeitskräfte.“ In mir stieg die Galle hoch.
„Wir hatten einen Transporter, aber er steht etwas weiter weg auf sicherem Grund. Der See ist nicht
sicher.“
„Leider zu weit weg um ihn noch rechtzeitig zu erreichen.“
“Es wäre auch zu gefährlich gewesen. Die hätten uns einfach in der Luft abgeknallt. Schließlich haben wir
keinen schwer bewaffneten Militär-Transporter.“
„Den hätten sie auch abgeschossen.“
„Wahrscheinlich haben sie ihn schon zerstört.“
Ja, ganz sicher sogar. Enttäuscht holte ich hörbar Luft.
„Das wäre nicht gut, es wäre eine Fluchtmöglichkeit von dem Planeten gewesen.“
„Haben sie hier Silikanten gesehen oder sind nur Chigs hier?“ Die brauchte ich noch weniger als
missgelaunte Chigs die nichts vom Friedensvertrag hielten und Menschen als Sklaven hielten.
„Silikanten. Ob ich Silikanten gesehen habe? Macht mal Platz und gewährt der Lady einen Blick auf
Claudine.“
Es kam Bewegung in die Masse von Menschen. Wollte ich das wirklich? Mein Magen verkrampfte sich.
Die Wissenschaftler machten Platz und gaben den Blick auf eine junge Frau frei, die von einer weiteren
etwas älteren versorgt wurde. Ich schluckte und wurde blass. Die Frau erinnerte mich an Ereignisse, die
ich gern vergessen würde und nicht konnte. Die mich noch immer nachts aus Alpträumen rissen.
„Sehen Sie sich nur genau an. Ja, es gibt hier Silikanten und sie foltern uns einfach nur so zum Spaß. Sie
wollen nichts wissen, verstehen Sie? Sie tun das nur aus Spaß.“
Mir blieb die Luft weg! Etwas weiter hinten lag eine übel zu gerichtete Frau. Deutliche Spuren von Folter.
Das war nicht gut, gar nicht gut. Laut meinen Infos, hatten die Chigs kein Interesse mehr an Silikanten
und nun das!!
In mir keimte immer mehr der Verdacht hoch, das Radford recht hatte und ich und andere vielleicht auch
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Shaki’Mar nur benutzt wurden. ‚Hinhalten des Feindes’ bis man soweit hochgerüstet hatte um den Feind
in einem Rundumschlag zu besiegen!
Ich schaute mir die Frau an, sie war kaum bei Bewusstsein. Kein Wunder, überall waren Wunden zu
sehen, die Silikanten waren Bestien und würden immer welche bleiben.
Schweigend sah ich auf Claudine. Sie war übel zugerichtet. Offene Wunden, blaue Flecken,
geschwollenes Gesicht. Das schlimmste war jedoch ihr Blick: Gebrochen und ohne Hoffnung.
Spontan zog ich meine Jacke aus <die ich nicht wirklich brauchte> ging zu ihr hinüber und hockte mich
neben sie. Sanft ihr Kinn nehmend sah ich ihr in die Augen. „Die Jacke wird Sie wärmen. Ich wünschte,
ich und meine Partnerin könnten mehr für Sie tun.“ Gemeinsam mit der anderen Frau zog ich ihr die Jacke
an. Claudine gab kaum eine Regung von sich. Doch in ihren Augen blitzte es kurz auf.
„Danke.“
Mich wieder zur Gruppe gesellend fragte ich sie: „Ich verstehe nicht ganz, welchen Nutzen die Silikanten
hier für die Chigs haben?“
„Normalerweise beaufsichtigen uns die Silikanten beim Abbau. Den Chigs riechen wir zu streng.“
„Ja, das habe ich auch schon gehört das sie unseren Geruch nicht mögen. Silikanten
Lieblingsbeschäftigung Kohlenstoffeinheiten beaufsichtigen und quälen.“
„Übrigens, da hinten ist die Toilette, und auch eine kleine Waschgelegenheit.“
Ich drehte mich kurz um. „Danke für den Hinweis. Nun, sie kennen mich zwar aber nun möchte ich doch
ganz gerne ihre Namen erfahren.“ Das würde ich später auf alle Fälle noch brauchen.
„Ich bin Adrien. Das sind Arnaud, Bertrand, Gerard, Pascal, Aimée, Cécile, Claudine kennen Sie ja schon,
Jaques und Nicolas.“
Beim Namen Nicolas zuckte ich kurz zusammen, Erinnerungen kamen wieder hoch. „Mein Name ist
Vanity.“ Ich schaute mir die dreckigen Gesichter an, gebrochene Menschen, die sich an jedem Halm der
hier hereinkam klammerten. Wenn mich jemand fragen würde, ich hätte jetzt nichts gegen Harry und ein
paar Seals einzuwenden, von mir aus ein SWAT Team. Aber das war Wunschdenken. Gut bei Harry
könnte ich mir vorstellen, das er sich wie bei Cat auf Suche nach mir machen würde. Ein kleiner
Hoffnungsschimmer ist besser als keiner.
Ca. 3 Stunden später
Nachdem ich mir die Zelle angesehen hatte, war nicht wirklich viel dabei herausgekommen, die war
ähnlich wie eine kleine Art Grotte im Fels, die Eisenstangen waren gut befestigt und die Wachen würden
uns nicht freiwillig ziehen lassen.
Wenn das stimmte was über diesem Wurmloch bekannt war, möchte ich nicht wissen wie lange wir schon
vermisst wurden. Vielleicht einige Tage vielleicht auch einen Monat oder länger. Meine Gedanken kehrten
zu Nicolas zurück. Er würde sich Sorgen machen, er wusste zwar das mein Job heikel werden konnte
aber ausgemacht war das ich mich sobald als möglich bei ihm melde. Warum konnte das nicht nur ein
Albtraum sein, aus dem ich aufwachen konnte und ...............
Ich vermisste ihn, ob ich ihn je wieder sehen würde, nur nicht dran denken Vanity!!
Am Gitter stehend beobachtete ich eine Weile die Chigs. Irgendwann wurde mir das zu langweilig und ich
schlenderte von einer Ecke zur nächsten. Schließlich wanderten meine Gedanken gegen meinen Willen
zu Alex. Gott, ich hatte solche Sehnsucht nach seinen Berührungen und danach seine Stimme wieder zu
hören. *Seufz*
Ich war noch in Gedanken, als sich außerhalb der Zelle etwas tat. Es waren Schritte einer größeren
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Gruppe zu hören, die sich näherte – und jäh lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ein Geräusch erklang,
welches sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt hatte. Es piepste. Ein sich wiederholendes
digitales Muster. Silikanten!
Ich sah mich nach Calhoun um, auch sie war aufmerksam geworden und sah angespannt durch die
Gitterstäbe.
An dem Zellengitter stand auf einmal mehr Personal, ... ‚klick klick ...’ Das Signal von Silikanten!
Hinter mir spürte ich, wie sich die Atmosphäre in der Zelle sich schlagartig änderte: Die Forscher wichen
ängstlich und wachsam bis zur hintersten Wand zurück und Claudine fing an zu wimmern. Der einzig
hörbare Laut.
Das Gepiepse mit den rhythmischen Schritten wurde stetig lauter und mein Herz raste. Die Hände feucht
lief mir der Schweiß den Rücken runter und eine Eishand drückte mir die Brust zusammen, so dass ich
kaum noch Luft bekam. Für wenige Sekunden befand ich mich wieder in der Wüste – gefoltert von Felicity
und Justin.
Und dann gerieten sie in mein Blickfeld: Zwei große Chigs gefolgt von vier synthetischen Menschen.
Auf den ersten Blick waren es so um die 5-6 Silikanten und Chigs. Das Licht war hier nicht das beste.
Elroy Modelle, shit ich spürte dass sich in mir ein ungutes Gefühl breit machte.
Es waren mir unbekannte A.I.-Einheiten: Typisch für sie seit der Zeit ihrer Rebellion und der Kämpfe,
ramponiert, ihre Kunststoffhaut aufgerissen und darunter Platinen sichtbar. Seltsam nur, dass es sich um
ein und dasselbe Modell handelte. Wirklich seltsam.
Mein Blick ging zu Sinclair und den anderen Mitgefangenen. Es wurde unruhig hier innen. Angst machte
sich breit, es lag ihr wie ein dunkles Tuch über den Menschen. Es war nicht sichtbar aber zum greifen
nahe.
Die Chigs betraten die Zelle und blieben, eine Aura der Bedrohung ausstrahlend, neben der Tür rechts
und links stehen. Die Silikanten traten vollends ein. Stehen bleibend sahen sie sich kurz suchend um.
Dann kam Bewegung in die Meute, die Zellentüre wurde geöffnet und bewaffnete Silikanten traten ein,
vier an der Zahl, die Chigs zielten mit ihren Waffen in unsere Richtung. Es war klar, würden wir nicht das
machen was sie von uns wollten, wäre die Konsequenz das man auf uns feuerte. Die waren garantiert
nicht hier um Kaffee zu trinken. Ich spannte mich an.
Ihr Anblick löste in mir einen so starken Impuls aus, sie vernichten zu wollen, dass ich zitterte – nur
bewegen konnte ich mich nicht. Wie gelähmt beobachtete ich sie stumm: Ihre Blicke, die Augen
vollständig weiß und einem Fadenkreuz anstelle von Pupillen, an mir und Calhoun hängen blieben und
uns scannten.
Damit schienen sie gefunden zu haben, was sie suchten, denn sie kamen zielstrebig zu uns herüber.
Wobei sie sich teilten.
Zwei von ihnen steuerten mich und die anderen Calhoun an. Ich wurde blass.
Einer der Elroy Modelle sah mich an, seine ‚Markierung’ in den Augen war nicht zu übersehen. Silikanten
konnten in der Regel Menschen oder wie sie uns nannten Kohlenstoffeinheiten nicht ab. Außer sie waren
umprogrammiert worden. Er zielte mit seiner Waffe auf mich, ein anderer umrundete mich.
Noch tat ich nichts, weshalb auch.
Hämisch lächelnd bauten sie sich vor mir auf und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Meine Furcht
und meinen Hass kaum verbergen könnend.
Elroy3: Sie hat Angst – gut. *grins*
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Elroy4: Sie hasst uns – warum? Ihr Gesicht erneut scannend begann sein kollektives Gedächtnis zu
arbeiten... und wurde fündig. Wäre er Gefühlen fähig würde er sich jetzt freuen. Genussvoll ließ er die
Bilder ihrer Folter vorüber ziehen. Weidete sich an ihrer Qual. Was für ein herrliches Spiel! Schade das wir
es heute nicht fortsetzen konnten.
Elroy: „Mitkommen, ja du los oder sollen wir nachhelfen!“ Menschen, so erbärmlich und so verletzlich. Das
wird ein Spaß.
„Was wollt ihr von mir?“ Konnte ich mir zwar denken aber ich wollte Zeit gewinnen, für was überhaupt.
Gute Frage nächste bitte.
Elroy: „Du kommst mit, Fragen stellen wir Kohlenstoffeinheit“ Ich nickte ....
Ehe ich mich versah, rammte mir sein Kollege den Gewehrkolben in den Rücken. Ich stolperte nach
vorne. Die Ketten an den Füßen hinderten mich und so flog ich gekonnt auf Fels. Sch .... aber auch.
Elroy4: „Du, Karbon-Einheit – mitkommen!“
„Nein!“ stieß ich hervor. Neben mir bekam Calhoun einen Schlag in den Rücken und fiel hin. Bevor ich
reagieren konnte, wurde ich gepackt und Richtung Zellentür geschleppt. Calhoun erging es nicht anders.
Ich versuchte mich zu befreien und stemmte die Füße in den Boden. Doch so sehr ich mich wand: Ihre
Hände waren wie Schraubstöcke und fassten noch fester zu. Vor Schmerzen stöhnte ich leise auf.
Zum aufstehen kam ich nicht mehr, der eine Silikant packte mich und zog mich in Richtung Ausgang, aus
dem Blickwinkel sah ich das Sinclair ebenfalls von Silikanten gepackt wurde. Unser beide Wege trennten
sich. Ich wurde nach links gezerrt, Sinclair nach rechts.
Aus der Zelle wurden wir gleich getrennt. Calhoun verschwand links herum und ich wurde nach rechts in
einen Gang gezogen. Ich versuchte erneut verzweifelt mich zu befreien – doch ihrer Kraft hatte ich nichts
entgegen zu setzen. Mit entsetzen erkannte ich, dass ich nichts, rein gar nichts tun konnte, um der
kommenden Folter zu entgehen. Oh Gott...
Ich kam mir vor als wäre ich auf dem Weg zur Hinrichtung, nun so ganz abwegig war es nicht. Nun konnte
ich schauen ob das Training bei der SAS was getaugt hat. Folter kann man überstehen, mit einigen
Techniken ging es, aber noch nie hatte ich es in der Praxis tun müssen. Angst kroch in mir hoch.
Sie schleiften mich in einem Raum, vielleicht zwei Minuten von der Zelle entfernt. Er war soweit steril,
aber mit einem OP Tisch versehen, nun kamen auch einige Schränke zum Vorschein. Das würde übel
werden, ganz übel!
Sie zerrten an meiner Jacke und dem Hemd, als sie fertig waren, hatte ich noch die Hose, mein T-Shirt
und meine Stiefel an. Was jetzt kam, konnte ich mir ausmalen.
Zwei der Silikanten zerrten mich auf den OP Tisch und banden mich fest. Der Kopf wurde fixiert, meine
Hände, Beine und Körper ebenfalls. Ich versuchte mir soweit so gut nichts anmerken zu lassen. Aber
innerlich übermannte mich fast die Angst. Erinnerungen von Cat kamen mir in den Sinn. Was würde nach
der Folter kommen, das ich lebend hier aus dem Gefängnis raus kam, bezweifelte ich sehr stark. Ich
hoffte Shaki’Mar wäre in Sicherheit, die Chigs mussten sie gefunden haben, was anderes konnte ich mir
kaum vorstellen.
Die Silikanten verschwanden und ließen mich zurück, ich hörte wie die Türe klickte und zu war. Alleine
und gefesselt in dem Raum. Die Uhr tickte .....
In den nächsten Minuten geschah nichts, weshalb auch immer. Genug Zeit um mir Gedanken zu machen,
was hätte sein können. Hätte ich den Job abgegeben und wäre ich bei Nicolas geblieben? Was wäre
dann mit Shaki’Mar geworden?
Meine Gedanken schweiften immer weiter ab. Harry, Cat und das Jahr als Harry und seine Seal
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Kameraden sie im Dschungel fanden. Ein Jahr das ich am liebsten ungeschehen machen würde.
Das jetzt für mich Realität würde ob ich nun wollte oder nicht. Wie lange konnte ein Mensch das
durchhalten. Collins: Sehr lange, man glaubt nicht was der Mensch alles aushalten kann, es gibt
Techniken ....
Ja, Techniken, ich hoffte das sie es schnell machen würden, lieber schnell sterben als irgendwo dahin
vegetieren und zu krepieren.
Silikaten liebten das Spiel, ja und sie würden es sehr lange dauern lassen.
Nicolas, was er wohl gerade machte ich hoffte das ich ihn irgendwann wieder sehen würde, vielleicht auch
im nächsten Leben, wenn es eines geben sollte. Ich vermisste ihn schrecklich, es tat schon körperlich weh
an ihn zu denken. Du bist angreifbar geworden Vanity! Nein, ich liebte einen Menschen! ...und das macht
dich angreifbar und verwundbar!
Hatte die Stimme in meinen Kopf recht? Nun das würde sich rausstellen.
Eins musste man ihnen lassen, sie ließen sich verdammt viel Zeit. Mein Hals war eh schon
angeschwollen, die trockene Luft tat ihr übriges. Bewegen war nicht, als ich hustete. Ich verfluchte mich
innerlich. Nichts war im letzten Jahr so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Langsam versuchte ich meinen Atem zu kontrollieren und innerlich ruhiger zu werden. Was mir nicht so
sonderlich gelang. Dazwischen kamen immer wieder mal Hustenanfälle. Wenn ich wenigsten meinen Kopf
und den Oberkörper bewegen könnte.
Meine Gedanken wanderten zu Sinclair, wohin man sie wohl bringen würde? Nun Vanity, die Antwort
sollte dir nicht so schwer fallen, oder? Nein, denken konnte ich es mir schon.
Ob JayLo und Katchiri wohl noch am Leben waren und die Franzosen? Ich hoffte es für sie zum einen das
sie eine Möglichkeit eventuell hätten hier heraus zu kommen und Shaki’Mar das sie in Sicherheit war. Die
Hoffnung auf Frieden zwischen den Chigs und Menschen bekam erhebliche Risse!
Irgendwas schien an Radfords Aussagen wahr zu sein!
War ich zu naiv um nicht zu sehen, was man mir vor die Nase gesetzt hatte? Konnte ich mich so
getäuscht haben in der Chig? Oder hatte man sie ebenso benutzt wie mich und den Rest der Iron Angels?
Fragen auf die ich wahrscheinlich nie mehr eine Antwort bekommen würde.
Wolltest du überhaupt eine auf all deine Fragen Vanity? Einige Sekunden brauchte ich um mir selbst die
Antwort einzugestehen, NEIN oder doch JA!?
Sollte Shaki’Mar eine so perfekte Schauspielerin sein um uns so einzulullen und in dem Glauben zu
lassen, das die Chigs den Frieden wollten, nur um uns das Messer an dem Hals zu setzen. ... uns dann
die Kehle durchzuschneiden.
Die Menschheit auszurotten ein für alle Mal?! Ich kam mir vor als wandere ich durch ein Dunkel und Licht.
Keine Chance auf irgendwas geschweige denn auf eine friedliche Zukunft. Mir kam es so vor als wäre die
Zeit stehen geblieben. Die Augen hatte ich geschlossen, als ich ein Geräusch hörte. Die Türe und die
unverkennbaren Signale von einem oder mehreren Silikanten. War egal, das würde keinen Unterschied
machen. Eins war ich mir sicher, angeschlagen war ich, was aber nicht hieß das ich mich unter Wert
verkaufen lies. Das würden diese Bastarde noch früh genug erfahren. Hass stieg in mir hoch.
Dann hörte ich Schritte neben mir ...................
Eine Aussage kam mir noch in den Gedanken hoch, konnte diese aber nicht mehr zuordnen, wer das mal
von sich gegeben hatte:
Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in dieser Welt. Die Schmach der Vernichtung lässt
sich nicht austilgen. Das zum Teil schon mit dem ersten Schlag, in vollem Umfang aber schließlich in der
Tortur eingestürzte Weltvertrauen wird nicht wiedergewonnen >>Philosoph und Schriftsteller Jean Améry<<
Ich wartete was nun kam, wissen wollte ich es eigentlich nicht.
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Vanity Calhoun
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Leya Sinclair
Da ich meinen Kopf nicht drehen konnte musste ich warten bis der A.I. vor mir erschien. Er sah mich an,
sein Gesicht wies wie bei vielen seiner Gattung Spuren von Kampf auf, die in zerrissener Haut den
Ausschlag gab, darunter kamen metallische Teile und Elektronik zum Vorschein.
Die Augen waren ausdruckslos, das Fadenkreuz in ihren Augen war nicht zu übersehen. Seine Kleidung
bestand aus Lederklamotten und Waffen waren ebenfalls vorhanden, hätte ich jetzt die Möglichkeit
gehabt, aber ich hatte sie nicht.
Er kam auf meine rechte Seite und beugte sich zu mir runter. Kurz hielt ich die Luft an. Vanity, versuche
dich zu beruhigen! WIE ... verdammt noch mal!!
Elroy: Meine Hand legte ich auf die Schulter, dieser Kohlenstoffeinheit, ich liebte diese Spiele. Denn ich
war immer der Gewinner, Kohlenstoffeinheiten waren so ... verwundbar und leicht zu zerstören.
Diese Kohlenstoffeinheit war weiblich und sie hatte eine Erkennungsmarke. Diese nahm ich in die Hand
und lass den Namen laut vor. „Lt. Col. Vanity Calhoun, Special Agent. Wie möchtest du wie ich dich
nenne?“
Fahr zur Hölle! Als ob das eine Rolle spielen würde. Ich zog es vor nichts zu sagen, nun kannte er ja
meinen Namen.
Elroy: „Du bist so schweigsam, nun ich tue dir nur sehr ungern weh aber du bist Böse und Böses muss
man bekämpfen, da stimmst du mir doch zu, oder?“ Ich wurde nicht laut da ich neben ihr stand und sie
direkt ansah. Man brachte Menschen auch durch leisen Stimmen zum brechen, ein Spiel das Spaß
machte.
Böse, ein Paradoxon am liebsten hätte ich diesen Bastard einige Schaltkreise gerupft, leider waren mir die
Hände gebunden!
Elroy: „Du bist nicht sehr nett Vanity Calhoun, das muss ich dir schon lassen. Du redest nicht, stellst dich
nicht vor. Das ist doch alles ein Spiel, nichts weiter du musst nur mitspielen.“ Gut, dann will ich wissen
was diese Kohlenstoffeinheit wirklich aushielt. Ich würde sie spüren lassen, was es heißt leiden zu
müssen. Mein Spiel mitspielen zu müssen. Noch ist es nur ein Spiel, keine Fragen, nein noch nicht!
Aus den Augenwinkeln, sah ich das er zu einem der Schränke ging und irgendwas holte, was konnte ich
nicht sehen, nur eben das er sich von mir wegbewegte. Dann hörte ich wie er wieder zu mir kam, dieser
Silikant hatte rabenschwarze Haare und bleiche Haut. Ich hasste Silikanten!
Dann fing es an, was ich in meinen Leben nicht mehr vergessen würde.
Der Schmerz kam überraschend uns setzte sich an meinen rechten Wangenknochen fort, ein mieser
Elektroschocker der auch als Schlagstock eingesetzt werden konnte. Alles in mir zog sich zusammen, wie
Feuer setzte er ein ums andere mal an, ich hörte mich irgendwann schreien, ... nur noch schreien.
Nebel zogen an meinen Augen vorbei, er wartete immer wieder und machte eine Pause, die rechte Seite
runter und links rauf. Schlimmer waren die Pausen. Er stellte keine Fragen, er schien eine perverse
Freude zu haben.
Meine Muskeln versteiften sich, irgendwann spürte ich wie Blut aus meiner Nase lief. Ich spuckte, weil ich
keine Luft mehr bekam. Immer wenn ich kurz davor war ohnmächtig zu werden, machte er Pause. Nein,
er hörte nicht auf, warum er mir keine Fragen stellte war mir ein Rätsel, über das ich nicht lange
nachdenken konnte.
Klare Gedanken konnte ich schon lange nicht mehr zusammensetzen. Er konnte das aber noch steigern,
ich sollte mich wundern. Zeit war für nicht mehr relevant.
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Irgendwann setzte er gezielte Schläge ein, fest genug um mich zum schreien zu bringen weil die
Schmerzen die Hölle waren aber nicht fest genug um mir so zu schaden, das ich daran zugrunde gehen
konnte. Diese Bestie verstand sein Handwerk. Dann machte er wieder eine Pause. Wie lange, keine
Ahnung.
Elroy: „Vanity, du spielst gut mit, das muss ich dir schon zugestehen für eine Kohlenstoffeinheit, es macht
wirklich Spaß sich mit dir zu beschäftigen.“ Grinsend legte ich meine rechte Hand um ihren Hals zu
drückte zu, nicht so stark das sie keine Luft mehr bekam aber lange genug um Panik in ihren Augen zu
lesen.
Antworten konnte ich nichts, ich bekam keine Luft mehr, er drückte zu ich merkte wie ich würgte um Luft
zu bekommen, um meine Brust schloss sich ein Ring als würde meine Lunge aus mir heraus springen.
Seine Finger umklammerten meinen Hals und spielten mit ihm. Ich war ihn wehrlos ausgeliefert. Dann lies
er los, mein Körper brannte ganz zu schweigen von meiner Lunge als sie wieder Sauerstoff in
ausreichender Menge bekam. Ich hustete mir die Lunge fast aus dem Leib.
Wie lange das ging, ich wusste es nicht, nur das irgendwann die Türe aufging und ich losgemacht wurde
von diesem Tisch. Stehen konnte ich nicht mehr, so schleifte man mich in eine Zelle.
So genau bekam ich dies nicht mit. Alles war verschwommen und ich robbte mich an die Wand. Die Türe
hatte man hinter mir geschlossen. Müde schloss ich die Augen um einige Sekunden wieder für mich zu
haben. Stehen konnte ich nicht.
Mein Hals und meine Bronchien waren wie Feuer, die Erkältung und die Folter zusammen, ich würde alles
dafür geben nie wieder aufstehen zu müssen! Ich hustete um wieder Luft zu bekommen, was alles nur
noch verschlimmerte.
Ob es Minuten waren die ich so da lag, kann ich nicht sagen, irgendwann versuchte ich mich aufzusetzen
um zu sehen, in welch einen Zustand man mich hier herein geschmissen hatte. Meine Erkennungsmarke
und Nicolas Kette waren noch an ihrem Platz. Ich berührte mit einer sehr zittrigen linken Hand den
Anhänger und schloss wieder die Augen. Eins stand jetzt schon fest, es kam auf alle Fälle noch eine
zweite Runde.
Ich hoffte nicht das Nicolas das je mitbekam, was man mir angetan hat oder antun würde. Das hätte er
nicht verdient, lieber würde ich mich von diesen Bestien töten lassen als ihm noch eine derartige
Erinnerung einzuverleiben. Das hätte er nicht verdient. Nicht Nicolas. Er sollte mich so in Erinnerung
behalten, wie er mich kannte.
Etwas salziges floss an meinen Wangen herunter ... Tränen! Das brannte, da meine Haut stellenweise
aufgeplatzt war. Salz verband sich mit Blut, ich versuchte es von meinen Gesicht zu wischen. Mit wenig
Erfolg. Fluchend hörte ich auf.
Dann schaute ich meinen Körper an, blaue Flecke überall, stellenweise aufgeplatzte Haut.
Jetzt kam die seelische Folter, sperre die Person alleine in eine Zelle und warte ab. Seelische Folter
konnte grausamer sein, als körperliche Folter. Ablenkung ich brauchte Ablenkung!
Meine Beine bewegte ich vorsichtig, noch war nichts gebrochen, aber meine Rippen scheinen zumindest
böse Prellungen zu haben, sicher war ich mir nicht, alles schmerzte mehr oder minder.
Ich rollte mich an der Wand zusammen und versuchte trotz den Schmerzen ein wenig zu dösen. Mein
Durst war abartig, ich brauchte Wasser aber ich wollte nicht aufstehen, nur die Augen zu machen und nie
mehr aufwachen ...
Ab und an wachte ich wieder auf, immer noch alleine aber ich schaffte es irgendwie wieder abzutauchen
in die dunkle Welt, nur um die Schmerzen zu ertragen.
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Die Geräusche kamen mir bekannt vor und riefen mich wieder in die Realität zurück. Silikanten, diese
Geräusche. Ich hob den Kopf uns sah zwei Silikanten weiter hinten einen bewaffneten Chig.
Wortlos zogen sie mich auf und zerrten mich wieder aus der Zelle raus. Stolpernd zogen sie mich wieder
den Gang entlang in ein Zimmer.
Banden mich wieder auf einem Tisch fest. Diesmal aber blieben sie da, okay, auf zu Runde zwei. Ich
versuchte Luft zubekommen, aber mein Hals war total verschleimt. Erbarmungslos sahen die A.I. mich an.
Wieder ein Spiel, für die gab es ja nichts anderes!
Mein Kopf wurde diesmal nicht fixiert. Was kam nun? Eigentlich wollte ich es auch nicht wissen. Bis einer
von ihnen eine Frage stellte.
Elroy 1: „Gib uns die Abholcodes, Kohlenstoffeinheit!“
Ich sah ihn an. Lieber würde ich sterben. Er bekam eine Antwort von mir.
„Èist liom“ <Hör mir zu>
Elroy 1: „Was ist das für eine Sprache?“
“Go maith” <Gut>
Elroy 2: Ich hob meine Hand und zog auf, damit landete ich in ihren Gesicht.
Das hatte gesessen, sie scheinen nicht auf Gälisch zu stehen, der Schmerz zuckte durch meinen Körper.
Elroy 1: „Die Abholcodes oder das Spiel geht noch weiter!“
„Tà fàlte romhat.” <Gern geschehen>
Elroy 2: “Ich überlasse dich meinem guten Freund, er wird die Codes von dir erfahren so oder so.“ Damit
machte ich mich auf um Bericht zu erstatten.
Da waren es nur noch einer, aber der würde nicht eher aufhören bis er die Codes hatte. Wie lange konnte
ich das durchhalten? Nun, ich würde es jetzt erfahren. Ehe ich noch weiter denken konnte, spürte ich den
Schocker wieder, die Schläge wurden gezielter. Ich versuchte mich zu krümmen was nicht ging, wie auch.
Dies ging einige Minuten wahrscheinlich, die Schmerzen raubten mir das bisschen Verstand, das mir noch
im Kopf geblieben war.
Elroy 1: „Bist du nun bereit mir die Codes zu geben Kohlenstoffeinheit Calhoun!“
„Aon rud eile.“ <Noch was>
Elroy 1: „Sprich mit mir Englisch, du kannst das!“ Ich ließ meine Hand an ihren Oberkörper entlang laufen.
Es gab Frauen, die standen auf so eine Art.
Verflucht was kam jetzt, was hatten die noch in ihren perversen Gehirn mit Elektroden!
„Nil a fhios agam.” <Keine Ahnung>
Elroy1: „Du kannst es schnell hinter dich bringen oder langsam, ganz wie du es möchtest. Das Spiel kann
ich lange durchhalten, nur du nicht und ich will die Abholcodes!!“
Aber klar doch, er würde sein Spielchen weiter fortsetzen.
„Ar ndòigh.“ <Natürlich>
Elroy 1: Mein Handrücken landete wieder in ihren Gesicht. Das Spiel hatte seinen Reiz.
In meinem Mund war wieder Blut zu schmecken, lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Da war ich
mir sicher. Er steigerte seine Folter in der kommenden Zeit bis zur nächsten Pause. Luft, ich bekam kaum
noch Luft. Verzweifelt versuchte ich mich los zu machen, was mir nicht gelang.
Elroy 1: „Die Abholcodes und ich höre sofort auf und bringe es zu Ende. Keine Schmerzen mehr, wäre
das nicht wunderbar?“
Ich drehte meinen Kopf um diesen verfluchten Bastard anzusehen.
„Ar mhaith leat … cic sa tòin?” <Möchtest du einen Tritt in den Hintern?>
Elroy 1: „Warum machst du dir das so schwer, wenn du sie weißt oder sind dir keine bekannt?“
„Is dòcha è.“ <Wahrscheinlich ist das so.>
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Elroy 1: „Du bist gut, das muss man schon sagen, mit den anderen Menschen hat es bisher hier unten
nicht solange gedauert.“ Um meine Worte zu unterstützen half ich ihr ein wenig beim nachdenken. Ihre
Schreie waren nicht zu überhören.
„A amadàin!“ <Du Idiot!> presste ich unter Schmerzen heraus.
Ich weiß nicht wie lange dies ging, es war immer wieder dieselbe Frage und ich versuchte es mit der
irischen Sprache zu gut es ging. Aber irgendwann kam immer mal das Ende. Mein Körper streikte, ich
wurde fast ohnmächtig, man holte mich wieder zurück. Die Fesseln lösten sich und man schleifte mich
wieder in eine Zelle, war es dieselbe wir vorhin?
Keine Ahnung mit der letzten Kraft krabbelte ich so gut es ging in ein Eck. Warum wurde es nicht endlich
für immer Dunkel. Dann hätten auch die Schmerzen ein Ende. Noch mal solche Befragungen und ich
würde zusammenbrechen, länger hielt ich das nicht durch oder?
Vielleicht sollte ich ihnen einen Grund liefern, damit sie mich töten könnten. Dann wäre es vorbei. Endlich
vorbei, keine Schmerzen mehr ...
Irgendwie schaffte ich es in eine Position, in der ich nicht so viele Schmerzen hatte. Zitternd lag ich an der
Wand und versuchte überhaupt einen klaren Gedanken zusammenzubekommen, es war mir nicht mehr
möglich. Fetzen aus meiner Vergangenheit kamen und gingen, Tränen stiegen wieder auf und rollten über
meine Haut.
Ich schloss verzweifelt die Augen ... im Inneren sah ich Nicolas, sein süßes Grinsen und seine weichen
zärtlichen Hände.
Dann übermannte mich die Dunkelheit und die Schmerzen zogen sich für die nächste Zeit zurück ... in
eine andere Welt. Dessen Welt dunkel und undurchdringbar ist, Traum oder Wirklichkeit, es war eigentlich
auch egal.
Unterdessen...
Brutal stießen sie mich in einen Raum, ebenfalls aus dem Fels gehauen und in der Mitte stand so etwas
wie ein OP-Tisch. Sein Anblick ließ mich erahnen was mich erwartete. Meine Angst mobilisierte
ungeahnte Kräfte und ich wehrte mich wie eine Wildkatze. Einmal gelang es mir sogar ihnen zu
entwischen, aber diese verdammten Fesseln ließen mich stolpern und fallen. An den Haaren zogen sie
mich zum Tisch und wenige Minuten später war ich, um einige Blessuren reicher, an Kopf, Armen und
Beinen darauf fixiert.
Ängstlich beobachtete ich, wie sie mir an der rechten Hand eine Kanüle legten.
„Was habt ihr mit mir vor?“, aus Reflex versuchte ich den Arm wegzuziehen, „nein, aufhören! Was soll
das? Shit...“ Sie gaben mir keine Antwort, sondern kommunizierten untereinander mit diesem Gepiepse –
was mich noch nervöser machte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich über mich lustig machten.
Die Augen verrenkend folgte ich mit den Blicken einem von ihnen, als er hinter meinen Kopf trat – und
schrak leicht zusammen. Jemand stand dunkel und groß, einem Schatten gleich, in der Ecke. So sehr ich
mich auch anstrengte, ich konnte nicht erkennen wer es war. Nahm aber an, dass es eine Chig-Wache
sein musste. Ein jähes Geräusch zog meine Aufmerksamkeit wieder den Silikanten zu. Einer von ihnen
hatte einen Ständer, an dem ein Tropf hing, geholt und begann diesen an der Kanüle zu befestigen. Nicht
gerade sanft.
Meine Atmung beschleunigte sich und mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren: Hatten sie vor mich zu
vergiften? Irgendeine Chig-Droge zu verpassen? Sie öffneten aber noch nicht das Ventil, stattdessen
traten sie zurück und sahen in die Ecke, in welcher die Wache stehen musste.
Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr und der Schatten trat in mein Blickfeld: Ein Chig in
schwarzer Rüstung. Mit großen Augen sah ich ihn an. Dies musste der Chig sein, von dem die
Wissenschaftler gesprochen hatten. Was wollte er? Mich sterben sehen?
„Na los, worauf warten Sie noch? Öffnen Sie schon das verfuckte Ventil!“, forderte ich ihn auf.
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Der Chig trat vollends aus dem Schatten an den OP-Tisch heran. Die Bedrohung die von ihm ausging,
empfand ich noch intensiver, als die der Silikanten. Innerlich erschauerte ich.
Schwarzer Chig: „Private Sinclair. Botschafter Akri’Tar hat mir schon eine Menge von Dir erzählt.
Unbesonnen, temperamentvoll und eine Gefahr für die Einheit. Mir scheint sie hat nicht übertrieben,
Mensch.“
Voller staunen lauschte ich seinen Worten. Er kannte Shaki’Mar? Er musste mit ihr gesprochen haben,
denn das waren genau ihre Worte über mich. Doch die Bedrohung, die von ihm ausging, passte irgendwie
nicht mit ihr zusammen.
„Wer sind Sie?“, fragte ich misstrauisch.
Schwarzer Chig: „Svyn Ihji Shet’Tai Akri’Tar. Ihr Bruder.“
„Ihr Bruder?“, ungläubig starrte ich ihn an, „hier? Wieso… wo ist der Botschafter? Und warum ist sie nicht
hier? Geht es ihr gut?“
Schwarzer Chig: „Sie ist im Moment mit wichtigeren Dingen als Dir beschäftigt Mensch. Ich wundere mich
wie sie es solange in eurer stinkenden Gesellschaft aushalten konnte.“
„Vielleicht weil sie uns mag – was man von Ihnen nicht unbedingt behaupten kann“, verächtlich funkelte
ich ihn an, „Sie haben grundlos einen von uns getötet. Nein, Sie sind nicht ihr Bruder – und Ihre Worte
allein beweisen gar nichts. Sie ist nicht wie Sie.“
Schwarzer Chig <höchst amüsiert>: „Shaki’Mar hatte recht, Du bist sehr unterhaltsam Mensch. Wir haben
Krieg und diesmal verliert ihr. Endgültig.“
„Krieg?“, bestürzt sah ich auf diesen Helm und wünschte, seine Augen sehen zu können. „Seit wann? Und
was macht Sie so sicher, dass wir ihn verlieren werden?“ Krieg… was war bloß in der Zwischenzeit
passiert? Shaki’Mar… ich konnte einfach nicht glauben…
Schwarzer Chig: „Von euch Menschen ist nicht mehr viel übrig. Die meisten sind schon tot und innerhalb
des nächsten Monats sind Deine Artgenossen auf der Erde entweder ebenfalls tot oder unfruchtbar.
Shaki’Mar hat uns genügend Zeit verschafft um den Virus weiter zu entwickeln. Und die ehrenwerte
Katchiri hat den Virus zu euch gebracht. Sehr erfolgreich wie ich sagen darf. Übrigens, der Virus stammt
ursprünglich von euch Menschen. Entwickelt von euresgleichen. Sagt Dir der Name Dr. Smith etwas? Sie
war brillant und absolut skrupellos.“
Schweigend hörte ich ihm zu. In meinem Kopf herrschte Chaos und ein Wechselbad der Gefühle.
Entmutigung, Zweifel und Entsetzen. Doch mit jedem Wort das er sprach, gewann mein Misstrauen
wieder die Oberhand und begann in Gedanken sie zu widerlegen. Vielleicht hätte ich ihm geglaubt, wenn
er nicht Shaki’Mar dabei eine Rolle gegeben hätte. Sie achtend, wusste ich im Herzen, dass sie friedvoll
war und sanftmütig. Und Katchiri… zugegeben, bei ihm war ich nicht sicher, aber JayLo hatte versichert,
dass er ehrenwert war. Und auf ihr Wort vertraute ich. Seltsam… der schwarze Chig hatte Katchiri als
weiblich bezeichnet – so konnte es doch nur eine Lüge sein, oder? Und dann dieser Virus… von dem
hatte ich noch nie gehört <oder?> und geschweige denn von einer Dr. Smith.
„Wer sind Sie wirklich? Und warum erzählen Sie mir all das? Was versprechen Sie sich davon, wo Sie
mich töten werden?“
Schwarzer Chig: „Ich bin ihr Bruder, wie ich schon sagte und Du hast keine Ahnung wer Shaki’Mar in
Wirklichkeit ist. Wie kommst Du darauf das wir Dich töten werden, Wesen des roten Gestanks?“
„Was… was haben Sie denn mit mir vor?“, alarmiert sah ich zu den Silikanten und wieder zurück auf den
Chig.
Schwarzer Chig <zu den Silikanten gewandt> „Beginnt.“
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Die Flüssigkeit begann in den Schlauch zu tropfen und es dauerte ne Minute bis es unten angekommen
war und in meine Handvene lief. Ich wusste gar nicht, wie lang ne Minute sein konnte und wie viele Bilder
einem dabei durch den Kopf gehen konnten. Bedeutungsvolle Momente aus meinem Leben und den
Menschen die mir am Herzen lagen. Mein Handrücken begann leicht zu kribbeln und dann spürte ich es
kühl den Arm hinauf kriechen. Allmählich klinkte sich mein Verstand aus – so sehr ich auch dagegen
ankämpfte. Bevor ich endgültig das Bewusstsein verlor rief ich mir noch einmal das gutmütige Gesicht
meines Vaters, Chayas Lachen in Erinnerung und Alex wunderschöne Augen. Meine letzten Gedanken
sollten nicht Krieg und Tod gehören…
Unbestimmte Zeit später…
Ich war krank und mein Vater trug mich, meine Hand tat mir weh und meine Brust.
„Nein, Papa“, bettelte ich auf italienisch, ,,lass mich runter.“
Doch er schien nicht zu hören, begann sogar zu laufen so dass ich hin und her geschaukelt wurde und
wieder das Bewusstsein verlor.
Gott… ich fühlte mich so seltsam. Mein Kopf war dick in Watte gepackt: Geräusche drangen nur gedämpft
zu mir durch und ich hatte Mühe wach zu werden. Immer wieder glitt ich in den Schlaf und wusste nicht,
was Wirklichkeit und Traum war.
Träumte von Zeiten, in denen ich acht oder neun oder zehn gewesen war. Mein Cousin Tony hatte
gewettet, dass ich den Kran nicht hochklettern kann und ich aus Trotz bis zur Spitze hoch war und mein
Vater mich wieder herunter holen musste. Oder zusammen mit meinen Cousins beim Picknick am
Unabhängigkeitstag, als ich vom Feuerwerk Kopfschmerzen und tränende Augen bekommen hatte. Das
Feuerwerk stank wie eine ungeputzte Toilette.
Irgendwann glaubte ich die Triebwerke eines Transporters beim Flug zu hören und Stimmen – konnte sie
jedoch nicht verstehen und einordnen. Nur allmählich wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich Triebwerke
hörte und schlug die Augen auf. Vor meinen Augen lag ein milchiger Schleier und langsam kristallisierte
sich die Decke eines Transporters heraus. Und Stimmen… hastig versuchte ich mich aufzusetzen.
Marine: „Ruhig Mam. Es ist alles in Ordnung. Sie sind in Sicherheit.“
„In Sicherheit?“, verwirrt sah ich mich um. Ich war umgeben von einigen… Marines. Plötzlich fiel mir alles
wieder ein.
„Sie… Sie haben uns gefunden und befreien können?“, hoffnungsvoll suchte ich nach Calhoun, Shaki’Mar
und den anderen Menschen. Doch ich sah niemanden.
„Wo…?“, fragend sah ich von einem zum anderen.
Marine: „Tut mir leid, Mam. Sie sind die Einzige die wir lebend befreien konnten. Wir landen in wenigen
Augenblicken auf der Saratoga.“
„Die Einzige?“, seinen Arm packend, „wie meinen Sie das? Agent Calhoun? Die Wissenschaftler? Wo
sind Sie? Der Chig-Botschafter?“
Marine: „Mam, dort waren keine Chigs, nur verstümmelte ...“
Sergeant: „CORPORAL!“
Marine: „Sir, hab verstanden, Sir!“
Sergeant: „Private Sinclair. Sie waren der einzige noch lebende Mensch. Die Leichen der Menschen die
wir fanden, liegen hinten im Transporter…“ „WAS? Oh Gott… Ich muss sie sehen!“, ich versuchte mich
aufzurichten, doch der Sergeant drückte mich wieder auf die Liege. „…und NEIN, ich werde es Ihnen nicht
gestatten sie sich anzusehen. Marine, wenn sich dieser Private hier auch nur einen Zentimeter in
Richtung der Toten bewegt, fesseln Sie sie. Das ist ein Befehl. Haben Sie mich verstanden?!“
Marine: „SIR, JA, SIR!“
„Sir! Bitte… ich muss wissen, ob…“, erneut wollte ich von der Bahre. Gott… Calhoun… JayLo… Claudine.
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<weiblicher Marine>: „Mam, bleiben Sie liegen. Der Sergeant meint es ernst. Glauben Sie mir, der Anblick
der Toten ist… kein angenehmer.“
„Nein! Das ist vollkommen unmöglich. Sie können nicht… Sagen Sie mir, das das nicht stimmt!“ An einem
Arm zerrend, sah ich in die betretenen Gesichter der anderen.
<weiblicher Marine>: „Mam, es tut mir so leid ....“
Erschöpft fügte ich mich und wandte mein Gesicht ab. In hilflosem Zorn liefen mir Tränen die Wangen
hinunter. Bis…
… ich erkannte, dass man mir eine Narkose verpasst hatte. Erschrocken und ängstlich begann ich mich
wild abzutasten.
„Sie haben irgendetwas mit mir angestellt! Himmel, sie hatten mir eine Narkose verpasst. Was haben Sie
mit mir gemacht? WAS?“
<weiblicher Marine>: „Private Sinclair, beruhigen Sie sich. Wir sind gleich auf der Saratoga, dann werden
Sie gründlich untersucht.“
„Was haben sie nur mit mir gemacht?“, wiederholte ich leise und drehte mein Gesicht der Wand zu.
Auf der Saratoga… was erwartete mich nun dort? Unsere Einheit existierte nicht mehr… Ruckartig wandte
ich mich an die weibliche Marine.
„Befinden wir uns wirklich wieder im Krieg mit den Chigs? Und da soll ein Virus unter uns wüten… stimmt
das?“
Marine: „Ja, leider. Der Frieden ist vorbei.“
Weiblicher Marine: „Das mit dem Virus stimmt leider auch. Alle Trägerschiffe stehen sozusagen
gegenseitig unter Quarantäne.“
Marine: „Sie beherbergen alles was von der Menschheit noch übrig ist.“
Anderer Marine: „Und das ist beileibe nicht viel.“
Weiblicher Marine: „Nicht mal mehr 50.000 Menschen.“
Marine: „Und es werden stetig weniger.“
Anderer Marine: „Die Chigs machen gnadenlose Jagd auf alle Überlebenden.“
Weiblicher Marine: „Die Erde wird für Jahrtausende für uns nicht bewohnbar sein.“
Fühlte man sich so, wenn man sagt, man fällt in ein tiefes Loch? So hilflos und wie betäubt? Kaum eines
klaren Gedanken fähig? Kein festes Fundament mehr unter den Füßen spürend? Ich lag da und fühlte
das Leben aus mir weichen – bis ich vollkommen leer war, unfähig mich zu bewegen. Mein
ZuhausedieHundeSoshChayaSashaLizzyLukeMrFrenada… ausgelöscht? Jäh überrollten mich meine
Gefühle und weinte heftig. Niemand versuchte mich zu trösten – sie ließen mich in Ruhe und sahen
schweigend weg. Jeder von ihnen hatte selbst diesen Moment erlebt. Und dann – als ich glaubte innerlich
zu erstarren – berührte mich sanft ein Licht, im tiefsten meiner Seele, nicht greifbar, dennoch so stark und
fest wie eine Berührung, eine Liebkosung, ein Kuss. Anders konnte ich es nicht in Worte fassen. Zu
weinen aufhörend, wurde ich ruhig und fand die Kraft den Schmerz auszuhalten. Für eine Weile.
Mit den Augen suchte ich den Blick der weiblichen Marine.
„Sie sind auf der Saratoga stationiert? Kennen Sie Lt. Alexander Matthews?“, bitte… er war dir bestimmt
aufgefallen… als Frau…
weiblicher Marine: „Matthews? Ja, der Name sagt mir was.“
900
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„Ist er… ist er noch am Leben? Können Sie mir das sagen?“, ich wagte es kaum, den Satz auszusprechen
und hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet. Sprich es aus!
weiblicher Marine: „Ja, ist er. Er ist ebenfalls auf der Saratoga stationiert.“
„Danke.“
Auf dem Rücken liegend schloss ich die Augen. Er lebte! Gott… er war am leben. Ja und er war es, der
meinen Schmerz erträglicher werden ließ – er liebte mich und hatte mich nicht vergessen!
Irgendwo tief unter der Erde ....
„Vanity, hörst Du mich?“
„Vanity!“
Es war zwecklos, ich konnte sie nicht erreichen. Aber ich musste. Es gab sonst keine Hoffnung.
„Vanity .... Vanity ....“
Hörte denn der Albtraum nie auf, endlich waren die Schmerzen ein wenig abgeebbt als ich eine Stimme
hörte, oder?
Langsam hob ich den Kopf und sah mich um, ich sah niemanden. Hatte jemand die Zelle betreten oder
waren es nur Hirngespinste ausgelöst durch die Folter. „Shaki’Mar ... ?“
„Du kannst mich nicht sehen Vanity. Sprich nicht, hör mir einfach zu.“
Nicht sehen? Was ging hier ab? War ich schon reif für die Irrenanstalt!? Gut ich höre zu ...
„Nichts von dem was Du erlebst ist real. Nichts, hörst Du! Es ist wichtig das Du das verstehst. Es ist nicht
real!“
„Real ... nicht real?” Meine Stimme war nur ein flüstern, mehr bekam ich nicht mehr raus. Die Schmerzen
waren nicht real? Sollte das ein Witz sein, lachen konnte ich nicht darüber. Ich verstand die Worte aber
sie einzuordnen war so schwer und vor allem, wer steckte dahinter?
„Sprich nicht, denke! Denke was Du mir sagen willst, aber sprich es nicht aus.“
„Wie geht es dir und wo bist du?“ Es war nicht leicht es verständlich rüber zu bringen. „Wer steckt dahinter
und warum. Ist dieser Planet real und die Menschen, Silikanten, Chigs das kann doch nicht alles nur eine
Spiegelung sein?“
Ich schluckte, bzw. ich versuchte es. Was zu einem Hustenanfall führte. Real, das war mehr als real.
Konzentrier dich Vanity. „Wie kann ich dir helfen?“
„Es ist nicht real Vanity. Ich habe nicht mehr viel Zeit, sie werden bald merken das ich wach bin und mich
wieder betäuben oder einfrieren. Was immer Dir, uns, in den letzten Tagen passiert ist, ist nicht real. Es ist
nie passiert. Nur in unseren Gedanken. Sie können Deine Gedanken lesen, also sei vorsichtig. Lass sie
nicht wissen das Du Bescheid weißt. Sie kommen. Glaub daran, es ist nicht real. Dein Überleben hängt
davon ab. Leb wohl Vanity.“
„Warte ... nicht!“ Dann wurde es wieder still in meinen Kopf. Ich lauschte und hoffte noch was von ihr zu
hören. „Pass auf dich auf Shaki’Mar.“
Überleben, das sagt sich so leicht, anscheinend haben wir es mit einer Art Telepathie zu tun. Ich kannte
mich damit nicht aus. Müde lehnte ich an der Mauer, die kalt und dunkel war. Als würde sie einem die
Seele aufsaugen wollen.
Nicht real, wie sollte ich das einordnen, alles kam mir hier sehr wohl real vor, vor allem die Schmerzen.
901
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Die Fremdenlegion, die Menschen und die Chigs. Der Planet und der Marsch über Eis und Schnee sollen
nicht real sein? Es war verdammt mühselig weiter zu denken. Ich schloss wieder die Augen und lehnte
meinen Kopf an.
Dann hörte ich Schritte und Gestalten betraten die Zelle. In mir fing es wieder an ... das Zittern. Silikanten,
würden sie jetzt weiter machen oder es zu Ende bringen. Drei Silikanten die bewaffnet waren. Ich machte
keinerlei Anstalten was zu sagen, ich hatte ihnen nichts zu sagen.
Plötzlich stellten sie mich auf die Beine, aber ich knickte ein. Man zerrte mich nach draußen. Am Rande
bekam ich es mit, wie durch einen Nebel bekam ich mit das wir wieder anhielten. Zwei der Silikanten hatte
mich im Schlepptau. Einer sperrte eine andere Zellentüre auf und ich machte wieder den Abflug in diese
Zelle. Hinter mir hörte ich das Geräusch des Schließens derselbigen.
Erst blieb ich liegen, dann versuchte ich wieder von dem Eingang wegzukommen. Irgendwie schaffte ich
es nicht aufzustehen. Sehr langsam robbte ich einige Meter bevor ich zusammensackte. Warum hatte
man mich wieder hierher gebracht.
Verschwommen nahm ich Umrisse war, waren es Menschen oder Silikanten. Aber es fehlten die üblichen
Klickmuster.
Wasser, ja ein wenig Wasser dafür würde ich mein Leben geben. Wann ich das letzte Mal was getrunken
hatte, ich wusste es nicht.
Ein Hustenanfall schüttelte mich wieder durch. Dann versuchte ich erneut mich weiter vorwärts zu
bewegen, lies es aber bald sein. Meine Kräfte reichten einfach nicht mehr. Schlafen, ja und nie mehr
aufstehen müssen. Damit schloss ich die Augen. Was um mich herum geschah bekam ich nicht mit.
„Sie wacht auf.“
War da eine Stimme? Sicher war ich mir da nicht, wieder eine?
„Ich dachte schon sie wäre tot.“
Einige Sekunden brauchte ich ... dann brach alles wieder über mir ein, Erinnerungen auf die ich gerne
verzichtet hätte.
„Das ist sie auch. Geistig. Sieh nur ihren Blick. Wie bei Claudine.“
„Gebt ihr Wasser.“
Hatte da jemand was von Wasser gesagt? Ich kam mir vor als hätte ich seit Tagen nichts getrunken.
„Wir haben doch selbst nicht viel.“
„Schäm Dich. Sie ist ein Mensch, eine von uns.“
„Hier, aber pass auf, das sie nicht sabbert und das Meiste wieder rausläuft.“
„Einfühlsam wie immer.“
„Ich bin Realist.“
„Hallo du Realist. Das ... mit dem Wasser .. würde ich gerne annehmen.“ Meine Stimme war wieder ein
wenig besser auch die Schmerzen hatten sich auf einen erträglichen Maße reduziert. Ich nahm das
angebotene Wasser gerne an. Gierig zog ich es ein. Wie lange das wohl her sein müsste? Nicht erinnern,
nur nicht nachdenken!
„Hallo Vanity. Nicht bewegen. Bleib einfach liegen.“
Das Angebot nahm ich gerne an, auch wenn es mir besser ging, aber fit war was definitiv anderes.
„Ja, bleib liegen. Wenigstens so lange bis wir wieder in die Mine müssen.“
Panik machte sich in mir breit. Jetzt kamen die Erinnerungen ... Sinclair? Wo war sie, suchend ließ ich
meinen Blick wandern, fand sie aber nicht.
„Keine Sorge, die nächsten Tage holen sie Dich nicht mehr.“
„Dann bin ich ja beruhigt, hier wollte ich schon immer ... mal Urlaub ...... machen.“
Heraulte: „Schonen Sie Ihre Stimme.“
„Die Chigs brauchen Dich als Arbeitskraft.“
Ich schaute ihn an. „War ja klar .. damit sie sich nicht die Hände ........ schmutzig machen müssen.“
Heraulte: „Ihr Amerikaner lasst doch noch heute Schwarze billig für euch arbeiten, und einige wehren sich
noch immer gegen die Abschaffung der Sklaverei.“
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Vanity Calhoun
Chig Botschafter
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Leya Sinclair
Ich sah ihn an. „Ich bin in erster Linie Irländerin und der Rest indianischer Abstammung, also brauchen sie
mir keinen Vortrag über Menschenrechte ... zu...... halten.“ Auch wenn ich ihn verstehen konnte.
Heraulte: „Und dann arbeiten Sie für diese Regierung?“
„Ist schwer zu begreifen, aber ich versuche Menschen zu helfen, nicht sie zu vernichten.“
„Hier ist weder der Ort noch die Zeit für solche Diskussionen. Lassen Sie sie in Ruhe!“
Meine linke Hand ging zu meinen Gesicht, die blauen Flecken und Prellungen waren zwar noch da aber
ich spürte im Gesicht keine offenen Wunden mehr. Fragend sah ich die Männer an.
„Das waren die Chigs. Sie haben die offenen Wunden geschlossen und Dir dieses seltsame Zeugs
gespritzt.“
„Klar seine Gefangenen muss man behandeln, vor allem wenn .................. der Nachschub fehlt.“ Ich war
immer noch so müde.
„Nachschub haben die genug, denke ich.“
„Kommen öfters neue Menschen hier an?“
„Keine Ahnung, so lange sind wir auch noch nicht hier. Aber es arbeiten auch Menschen hier, die nicht zu
unserer Gruppe gehören, also müssen sie noch eine andere Menschen-Quelle haben.“
JayLo und vielleicht noch andere Menschen, woher hatten sie diese? „Ja, ist nicht von der Hand zu
weisen.“
„Was ist das denn ... für ein Zeugs?“
„Keine Ahnung, ich denke es ist sowas wie eine Immunsystem-Stimmulanz. Damit wir uns nicht
gegenseitig anstecken. Die bekommen wir einmal in der Woche.“
Sie hielten uns für Tiere und so behandelten uns auch. „Bei den Bedingungen hier, gut vorstellbar und
irgendwie wundert mich das nicht.“
Dann schaute ich mich weiter um. Immer noch nichts von Sinclair zu sehen. „Habt ihr was von Sinclair
gehört?“
„Nein, sie wurde kurz nach Ihnen weggebracht und seither haben wir nicht mehr von ihr gehört. Noch
nicht mal Schreie.“
Das war nicht gut, gar nicht gut.
Körperlich hatte man mich versorgt, seelisch war ich am Boden oder sollte ich eher sagen ‚tot’. Wunden
konnte man behandeln, aber die Erinnerungen waren eingebrannt. Ein Wort fiel mir wieder ein .... ‚Real’.
Wenn ich mich so umschaute, konnte man das kaum glauben, es fiel mir schwer sogar unmöglich, warum
so einen Aufwand für einige Menschen?
Mir fielen schon wieder die Augen zu.
„Schwer was dagegen, wenn ich noch ein wenig schlafe?“
„Nein, ruhen Sie sich aus. Die Arbeit in der Mine ist anstrengend.“
Ankunft auf der Saratoga…
Das Andocken verlief unproblematisch und jeden Moment konnte sich die Luke zum Deck öffnen. Die
Marines standen um meine Bahre, bereit mich hinauszutragen. Da liegend, ignorierte ich das Klopfen
meines Herzens, das sich bei der Aussicht beschleunigt hatte, vielleicht Alex wieder zu sehen. Falls er
gerade auf der Saratoga war und wusste, das ich zurück kam. Was durchaus sein konnte.
Doch ich bekam keine Gelegenheit dies herauszufinden. Die Luke öffnete sich und ich wurde
hinausgetragen. Im Nu war ich von Wheeler, Sanitätern und einem Arzt umringt, welche mich
entgegennahmen und schnellen Schrittes durch die Gänge, von Deck zu Deck, zum Lazarett trugen. Vom
Arzt mit Fragen bestürmt schwirrte mir bald der Kopf, noch bevor wir die Krankenstation überhaupt
erreicht hatten. Jedenfalls hatte er alles aus mir herausgequetscht was er über meinen körperlichen
Zustand wissen wollte und welche Strapazen hinter mir lagen. Wheeler hielt sich zum Glück noch zurück
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und hörte schweigend zu. Sobald wir die Station erreicht hatten, gesellte sich eine weitere Ärztin hinzu
und stellten meinen Körper auf den Kopf. So gründlich, dass sie mir am Ende vermutlich genau sagen
konnten, aus wie vielen Zellen ich bestand und jedes Haar benennen konnten. Ich ließ alles
widerstandslos über mich ergehen. Obwohl ich mich schutzlos fühlte, weil sie jedes Geheimnis meines
Körpers aufdeckten und ihnen nichts mehr fremd war. Innerlich von Unruhe und Angst zerrieben, darüber,
was der Schwarze Chig mit mir angestellt haben mochte. Äußerlich gab es keinerlei Anzeichen eines
Eingriffs – aber was hieß das schon. Beruhigend war für mich die Anwesenheit Wheelers, der still, Kraft
und Ruhe ausstrahlend, nach Möglichkeit bei jeder Untersuchung in einer Ecke stand und die Ärzte
beobachtete und zuhörte. So empfand ich mich nicht völlig allein und ausgeliefert.
Das Zeitgefühl längst verloren stand endlich das letzte Verfahren bevor: Eine Computertomografie. Den
Prozess kannte ich bereits. In wenigen Sekunden war ich durch die Röhre geschoben, während sie sich
fortlaufend um mich drehte. Eine Schwester half mir wieder beim Anziehen, während die Ärzte nebenan
die Bilder auswerteten. Ich hatte mich gerade wartend auf einen Stuhl gesetzt, als die Ärztin eintrat.
„Private Sinclair, tut mir leid, aber Sie müssen noch einmal durch die Röhre. Schwester, bitte holen Sie
das Kontrastmittel zum trinken – danke“, wieder an mich gewandt, „Einige Bilder weisen eine Abnormalität
auf, die wir nicht genau bestimmen können. Das Kontrastmittel wird uns dabei helfen. Oh keine Sorge. Wir
halten es nicht für Besorgnis erregend. <Danke Schwester.> Das Mittel ist eine jodhaltige Lösung und gut
verträglich. Sie wird nach kurzer Zeit über Ihre Nieren wieder ausgeschieden. So, trinken Sie das und den
Rest kennen Sie ja.“
Mir zunickend verließ sie den Raum und ließ mich mit der Schwester zurück. Das Zeug trinkend konnte
ich nur an eines denken: Eine Abnormalität? Und das sollte nicht Besorgnis erregend sein? Gott, sie hatte
gut Reden! Mit zitternden Händen stellte ich das Glas auf ein Schränkchen und folgte mit weichen Knien
der Schwester zurück in den CT-Raum. Kurze Zeit später saß ich wieder auf dem Stuhl. Nervös starrte ich
auf die Tür zum Nebenraum. Zunächst war nichts zu hören, dann gedämpfte Stimmen, Türenschlagen,
noch mehr Stimmen, aufgeregtes Füße scharren und hin und her Gelaufe, wieder Türenschlagen,
aufdringliches Telefon Geläut, welches die Dringlichkeit geradezu in den Raum schrillen ließ, aber
ungehört blieb. Was zum Teufel war da los? Wieso ging keiner ran? Mit schweißnassen Händen fuhr ich
mir fahrig übers Gesicht. Horchend hielt ich inne. Schritte erklangen hinter der Tür.
Die Tür flog auf und Wheeler trat ein. Sein Gesicht sagte mir deutlich, das es alles andere als „nicht
Besorgnis erregend“ war. Oh ja und die zwei schwer bewaffneten Marines in Schutzkleidung, wie sie bei
Bombenentschärfungen üblich waren.
„So schlimm?“, fragte ich leise.
„Kommen Sie, Private“, sein Tonfall war fast sanft, „ich bringe Sie in einen anderen Bereich. Dort werden
wir uns unterhalten und weitere Untersuchungen werden folgen.“
„Ja Sir.“ Weitere Untersuchungen? Wieso? Sie kannten mich in und auswendig! Wheeler folgend und
begleitet von den beiden Marines begaben wir uns einige Decks tiefer. Über dem Schiff lag eine
unheimliche Ruhe. Die Gänge waren wie leergefegt und ich fühlte mich wie auf dem Gang zum Schafott.
Vor einer gesicherten Schleuse blieben wir stehen. In einen abgesperrten und gesicherten Bereich…
Himmel, was war mit mir, das so etwas erforderlich machte? Den Virus konnte ich nicht haben. Wheeler
und die Marines trugen keine entsprechenden Anzüge…
Wheeler öffnete per Zugangsdaten die Schleuse und wir folgten dem Gang dahinter bis er mich
schließlich in einen Raum winkte. Einem gepanzerten Raum, wie ich sofort bemerkte. Darin stand ein
langer Tisch umgeben von Stühlen. Die Marines blieben vor der Tür und bezogen Stellung.
„Setzen Sie sich Private. Wir müssen noch einige Minuten warten, bis die Ergebnisse vorliegen und wir
weiter vorgehen können. Bis dahin müssen Sie sich noch gedulden. Unterdessen möchte ich einen
vollständigen Bericht, was seit dem Abflug von Fort Henry passiert ist.“
Mein Herz sank. Mich setzend suchte ich in seinem Gesicht nach irgendeinem Hinweis. Er hatte sich aber
gut unter Kontrolle.
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„Sir, erlauben Sie mir, Ihnen erst eine Frage stellen zu dürfen?“, angespannt sah ich ihn an.
Nickend gab er mir zu verstehen, Fortzufahren.
„Bin ich… bin ich wirklich die einzig Überlebende, Sir? Agent Calhoun… SGT Swanson…?“ Das Wort ‚tot’
brachte ich einfach nicht über die Lippen.
Wheeler: „Der Rettungstrupp hat keine anderen Menschen lebend vorgefunden. Es tut mir leid Private
Sinclair.“
Betroffen sah ich auf meine Hände. Wheeler ließ mir Zeit die Nachricht zu verdauen.
„Sir, was wurde aus dem Chigbotschafter?“, fragte ich schließlich.
Wheeler: „Wir wissen es nicht.“
Shaki’Mar nicht gefunden… Sie musste mit den Chigs den Planeten verlassen haben. Ich glaubte noch
immer nicht, dass sie sich mit dem Schwarzen Chig <ich weigerte mich, ihn als ihren Bruder zu
betrachten> verbündet hatte. So konnte ich mich nicht in ihr getäuscht haben. Nein, ganz sicher nicht.
„Private, Ihr Bericht.“
In kurzen Worten, nur auf das wesentliche beschränkt, gab ich meinen Bericht. Wheeler warf hin und
wieder Fragen ein, die ich nach bestem Wissen beantwortete. Doch meine Gedanken waren bei dem, was
sie auf den CT-Bildern entdeckt haben mussten und wurde immer nervöser. Je länger ich hier sitzen
musste. Ich war dankbar, als Wheeler endlich mit meinem Bericht zufrieden schien und die Sprache
darauf brachte.
„Private, ich weiß, dass Sie wissen möchten, was auf den CT-Bildern zu finden war. Ihnen steht eine
schwierige Zeit bevor und ich möchte sicherstellen, dass Ihnen dass auch klar ist. Trotzdem möchte ich
nicht, dass Sie in Panik geraten“, hier machte er eine kleine Pause und sah mich schweigend mit
intensivem Blick an. Etwas schwang in seinem Ton mit, was mir einen kalten Schauer über den Rücken
jagte. Stumm wartete ich darauf, dass er weiter sprach.
„Diese Abnormalität… wir nehmen an, dass es sich um eine Bombe handelt, die Sie in sich tragen.“
Eine Bombe! In mir… in meinem Körper? Oh Gott… Der Schweiß brach mir zugleich am ganzen Körper
aus und meine Hände begannen zu zittern.
„Sie ist uns völlig unbekannt und wir gehen davon aus, dass sie auf Chig-Technologie beruht. Seltsam ist,
nun… sie scheint sich in Ihrem Körper zu bewegen. Bei den zweiten Aufnahmen befand sie sich an
anderer Stelle. Mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht sagen. Wir haben einen Sprengstoff – Experten
angefordert und warten auf sein Eintreffen hier auf dem Träger. Zum anderen haben wir Kontakt zu Dr.
Palladino aufgenommen. Biologe – er befasst sich mit der Alienrasse und gilt als Experte. Den einzigen,
den wir unter den Überlebenden finden konnten. Er befindet sich auf dem russischen Träger Kiew und
wird uns per Videoübertragung helfen. Wir werden alles tun, diese Bombe zu entschärfen und aus Ihrem
Körper zu entfernen, Private.“
„Ja, Sir“, was sollte ich auch anderes sagen? Das ich vor Angst nicht mehr denken konnte? Mein Herz
klopfte so laut, dass ich kaum Luft bekam. Irgendwie brachte ich es fertig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben
und nicht umzukippen.
„Sir – diese Bombe… für wen… ich meine, gegen wen könnte sie gerichtet sein?“
„Wir wissen es nicht und auch nicht, wodurch die Detonation ausgelöst wird.“
Jemand klopfte an die Tür und trat ein. Es war jemand der bewaffneten Begleiter.
„Sir, ich soll Ihnen ausrichten, das Captain Vin eingetroffen ist und sich auf dem Weg hierher befindet.“
„Danke SGT. Private, folgen Sie mir.“
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Auf den Gang hinaustretend wandte er sich rechts herum und mit den bewaffneten Begleitern brachte er
mich zum nächstgelegenen Raum – ebenfalls gepanzert. Man hatte ihn umgeräumt und sterilisiert. Der
Geruch hing noch in der Luft. Ein OP-Tisch, verschiedene medizinische Geräte und Instrumente
beherrschten ihn nun. Die beiden Ärzte und die Schwester warteten bereits. An der einen Wand hingen
die CT-Bilder, wo Teile meines Inneren in Scheiben oder Schichten dreidimensional und in Farbe
dargestellt war. Die Technik war heute schon so weit, dass die Darstellung detailgetreu wiedergegeben
wurde.
Sofort ging ich hinüber und starrte darauf – ja, deutlich zu erkennen, dort, an der Wirbelsäule saß etwas.
In der Nähe meines Herzens. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Es war winzig und stromlinienförmig.
Geradezu geschaffen, um sich im Körper zu bewegen. Grün-schwarz schimmernd. Das sollte eine Bombe
sein? Es wirkte so – harmlos.
„Private!“
Ich drehte den Kopf zu Wheeler und er deutete auf einen kleinen Tisch mit beleuchteter Platte – darauf
verteilt weitere Bilder. Neugierig trat ich heran und unwillkürlich stockte mir der Atem. Die Bilder zeigten
das Ding stark vergrößert und es wurden Details sichtbar, welche vorher verborgen geblieben waren. Sie
zeigten eine hoch entwickelte sensible Mine – mit Sensoren, Schaltkreisen und… keine Ahnung, so ein
komisches Material.
„Wir haben die Bilder Dr. Palladino geschickt“, Wheeler war unbemerkt hinter mich getreten und sah auf
den Tisch hinunter, „und Wissenschaftlern von Aerotech. Sie sind einhellig der Meinung, dass die Mine
eine Verbindung mit dem Lebensorganismus darstellt, der auch ihren Schiffen zu Eigen ist. Es ist
anzunehmen, dass sie bis zu einem gewissen Grad intelligent ist. Sie weiß nicht, dass sie entdeckt wurde,
bis wir versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Das stellt ein Risiko dar. Ich möchte, dass Sie sich
dessen bewusst sind.“
„Ja, Sir.“ Es war mir völlig gleichgültig – ich wollte das Ding aus meinem Körper haben.
„Gut. Kommen Sie, ich weise Sie in die nächsten Schritte ein.“
Während die Schwester mich für die OP fertig machte und ich mich auf den Tisch legte – nur noch mit
Unterwäsche bekleidet – erläuterte mir Wheeler das weitere Vorgehen. Ich würde eine Vollnarkose
erhalten. Captain Vin würde in Zusammenarbeit mit den Ärzten und mit Hilfe von Dr. Palladino und
Aerotech-Wissenschaftlern die Bombe entschärfen und entfernen. Das alles klang einfach und doch… ich
hatte entsetzliche Angst.
Mit einem grünen Tuch abgedeckt in dem ein großes Loch war und meinen Oberkörper frei legte, lag ich
auf der kalten Liege und beobachtete die Vorbereitungen. Auf mehreren Bildschirmen wurden die
Verbindungen zu den Experten gelegt, die mir kurz vorgestellt wurden. Dr. Palladino war zu meiner
Überraschung jünger als vermutet – Mitte dreißig wohl und sympathischer Ausstrahlung. Was man von
den Aerotechlern nicht behaupten konnte. Sei’s drum, solange sie dabei helfen konnten die Mine
unschädlich zu machen, war mir das egal. Commodore Ross blickte ebenfalls von einem Bildschirm auf
mich herunter. In der Zwischenzeit war auch Captain Vin aufgetaucht. Älterer sehniger Mann mit sehr
ruhiger und besonnener Aura.
Mit seinem Erscheinen begann die Schwester mir die Narkose zu legen und das Team zog sich zur
Beratung zurück. Neben meinem Kopf Platz nehmend <so die medizinischen Geräte im Auge behaltend
mit denen ich mittels Kabel verbunden war> befestigte sie einen Schlauch an der gelegten Kanüle.
„So, Private Sinclair, dann zählen Sie mal laut rückwärts bis zehn.“
„10..9..8….7…..6…….5……….“
Unbestimmte Zeit später…
„Private Sinclair! Wachen Sie auf! Na kommen Sie schon – machen Sie die Augen auf und sehen Sie
mich an!“
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Ich hatte nicht mehr erwartet wieder wach zu werden. Ich hatte innerlich schon Alex auf Wiedersehen
gesagt und all das.
Das Licht hinter den Augenlidern beunruhigte mich und hörte immer wieder jemanden sagen, ich solle
aufwachen. Dann trat eine dunkle Gestalt zwischen mich und das Licht und redete mit mir. Einen
Augenblick lang glaubte ich, die Gestalt würde wegfliegen, sah ihre Silhouette vor dem Licht, aber dann
wurde sie als Person erkennbar, die am Bett stand.
„Na endlich, Private – dachte schon Sie wollten gar nicht mehr aufwachen wollen“, sagte die Stimme.
Ich blinzelte und konnte deutlicher sehen. Ich war noch am Leben. Das bedeutete…
„Konnte die Mine entfernt werden?“, fragte ich mit einer Zunge, die sich wie eine schmutzige Socke
anfühlte.
„Col. Wheeler wird Ihnen später alle Fragen beantworten. Zunächst müssen Sie sich noch von der
Narkose erholen.“
Die nächsten zwei Stunden schlief ich immer wieder ein, nur geweckt durch die Schwester, wenn sie mir
zu trinken gab oder Fieber maß. Dann war ich kräftig genug aufzustehen und mich anzuziehen. Vorsichtig
über den Verband streichend, den ich trug und die frische Narbe verbarg. Im Raum kurz umsehend, stellte
ich fest, dass ich mich noch immer in dem gepanzerten OP-Raum befand. Jetzt allerdings stand nur das
Bett darin. Dachte mir jedoch nichts dabei. Die Schwester brachte mich, erneut mit bewaffneter
Begleitung, in den gepanzerten Konferenzraum. Mmh.. das machte mich nun doch etwas stutzig.
„Warten Sie bitte hier, Private Sinclair. Col. Wheeler wird gleich zu Ihnen kommen.“
Noch etwas wacklig auf den Beinen wollte ich mich gerade setzen, als Wheeler eintrat. Ich nahm Haltung
an und sah ihm prüfend ins Gesicht. Seine Miene ernüchterte mich sofort. Er kam mit keinen guten
Nachrichten.
„Setzen Sie sich, Private. Sie sehen noch sehr blass aus.“
„Danke Sir.“ Froh nahm ich Platz, meine Beine hätten mich keine Sekunde länger mehr getragen. Und
das lag nicht an der OP.
„Ich halte es kurz, Private. Wir konnten die Mine nicht entschärfen oder entfernen. Sobald wir es
versuchten, klemmte sie sich an die Herzwand und brachte es zum Stillstand. Die Ärzte mussten Sie
reanimieren. Wir haben versucht sie zu überlisten – leider ohne Erfolg.“ Er verschwieg wohlweislich, dass
sich dramatische Momente abgespielt hatten, als die Mine das Herz nicht nur einmal zum Stillstand
gebracht hatte.
„Ich verstehe.“ Ich fühlte mich ganz seltsam. Das war nicht ich, die da saß. Mein Geist befand sich
außerhalb des Körpers – als stiller unbeteiligter Beobachter. Ich fühlte weder Verzweiflung, Angst oder
Zorn. Ich fühlte rein gar nichts. Die Worte galten nicht mir.
„Wir nehmen an, dass die Mine aktiv wird, sobald Sie mit der Person in Berührung kommen, die getötet
werden soll. Da wir nicht wissen, um wen es sich handelt….“, hier machte er eine Pause und musterte
mich prüfend, um dann fort zu fahren, „bleibt uns vorerst nur die Möglichkeit, Sie in die Isolation zu
schicken.“
„Ja, Sir.“
„Natürlich nur, bis wir eine Lösung gefunden haben. Die Daten werden weiterhin ausgewertet und die
Wissenschaftler suchen einen Weg.“
„Natürlich, Sir.“
Wieder ein prüfender Blick.
„Wir haben uns für Pholax377 entschieden. Ein kleiner Planet der für unsere Verhältnisse geeignet ist.
Dort befindet sich eine gut ausgerüstete Militärstation. Ihre Aufgabe wird es sein, sie in diesem Zustand zu
halten und werden Sie in regelmäßigen Abständen mit Verpflegung versorgen.“
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„Verstanden, Sir.“
„Abflug in zwei Stunden und Private…“
„Sir?“
„Ich weiß genau wie Ihnen zumute ist. Glauben Sie mir, das geht vorbei und dann brauchen Sie jemanden
der Sie auffängt“, mit einem Finger auf meine linke Hand deutend, „gibt es jemanden hier an Bord, von
dem Sie sich verabschieden möchten?“
„Ja Sir. Lt. Alexander Matthews – wenn es möglich wäre…“
„Natürlich, Private. Die Mine ist sicher für eine wichtige Persönlichkeit bestimmt. Ich lasse ihn sofort
herbringen.“
Allein gelassen stand ich auf und lief etwas hin und her. Ich hatte noch immer das Gefühl neben mir zu
stehen und konnte einfach nichts empfinden. So sehr ich auch in mein innerstes lauschte – ich war nicht
da. Die Hände zu Fäusten geballt, presste ich sie mir fest gegen die Stirn. Fühl endlich was, Leya! Weine,
schreie, aber fühl endlich wieder! Verzweifelt schlug ich mit beiden Fäusten wie besessen auf die Wand
ein und zerschlug dabei das Glas eines Bilderrahmens in dem das Hoheitszeichen der Vereinten Nationen
hing. Der Schmerz und das Blut holten mich endlich aus der Lethargie. Die Gefühle überrannten mich
förmlich und es war so unglaublich schmerzlich, dass ich weinend an der Wand hinunter rutschte und
mich auf dem Boden zu einer Kugel zusammen rollte. So fand mich Alex.
„Leya! Komm her. Gott bin ich froh das Du lebst. Ich hab mir solche Sorgen um Dich gemacht.“
Mit wenigen Schritten war er bei mir und zog mich in seine Arme. Einen kurzen Augenblick lang stutzte
ich. Er schien anders zu sein – es war nur ein Gefühl das mich streifte, aber er war so... distanziert. Ich
sah ihm in die Augen und schüttelte innerlich mit dem Kopf. So ein Unsinn, Leya! Das bildest du dir nur
ein... Meine Arme um seinen Nacken geschlungen schmiegte ich mich eng an ihn.
Alex Nähe, seine Berührung, der starke Arm, den er um mich gelegt hatte, schien die Anspannung unter
der ich stand, allmählich zu lösen.
Mit den Fingern strich ich ihm über die Wange. Er hielt meine Hand fest und küsste meine Handfläche.
Dabei den Blick unverwandt auf mich gerichtet.
,,Ich liebe dich ganz schrecklich", murmelte ich so leise, dass Alex mich kaum verstehen konnte. Als ich
das sagte, spürte ich, wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich wischte sie hastig fort. Er sollte mich
nicht so in Erinnerung behalten.
„Ich liebe Dich auch.“
„Ich weiß nicht mal, ob ich dich je…“, verzweifelt brach ich ab und straffte die Schultern, „nein, wir werden
uns wieder sehen. Glaube versetzt Berge – nicht wahr.“ Mich eng an ihn schmiegend, spürte ich seine
Kraft und er strahlte eine Hitze aus, die mich durchströmte.
„Natürlich werden wir uns wiedersehen. Ganz sicher sogar.“
Sein Gesicht in beide Hände nehmend küsste ich ihn sanft. Der Kuss war leidenschaftlich und von meiner
Verzweiflung geprägt. Eng umschlungen hielten wir uns, so als ob wir uns nie wieder loslassen würden.
Die Sensoren erfassten den fremden Stoff und begannen ihn zu Analysieren: Wasser, Enzyme, Ionen und
andere Bausteine… DNS. Zuzuordnen: Mensch, Lt. Alexander Matthews…. Zielperson gefunden.
Und dann verwandelte sich der Raum in einen Ort aus Licht und sengender Hitze.
Ende Tag 4
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