In alten Zeitungen für sie gelesen … Ardennenoffensive Dé 2 lescht

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In alten Zeitungen für sie gelesen … Ardennenoffensive Dé 2 lescht
In alten Zeitungen für sie gelesen …
Ardennenoffensive
Luxembuger Wort 21. Februar 1945
Berlé-Pommerloch, 21. Febr. Schwer haben unsere Orte unter den Kriegsereignissen gelitten.
Am 26. Dezember begann ein vernichtendes Artilleriefeuer; am 5.Januar wurden die
Einwohner nach Doncols getrieben. Von da aus sollten sie nach dem Reich abtransportiert
werden, was jedoch glücklicherweise nicht mehr zustande kam. Am 9. Januar wurde die
Höhe im Sturm von den Amerikanern genommen. Von insgesamt 31 Haus sind 11 total
verbrannt und 17 zu unförmigen Trümmerhaufen zusammengeschossen. Die Kirche ist
vollständig zerstört. Zurzeit hausen nur einige beherzte Männer in den Ruinen und
versuchen, das wenige gerettete Vieh zu betreuen. Tausend Gefahren lauern auf sie. Minen
und Blindgänger liegen verstreut umher, massenhafte Tierkadaver und Leichen sind zu
verscharren, das Wasser ist verpestet und es fehlt vollständig an Arbeitsgerät, an Kleidern
und Wäsche, Hilfe von auswärts ist dringend notwendig.
Luxemburger Wort 17. Januar 1946
Dé 2 lescht Befehler vun der Rundstedt-Offensiv
Obgefong an engem Keller zu Wanseler
Si go'wen am Nieweraum vumm Gromperekeller vum Haff „Cyril Fogen" zu Wanseler bei
Woltz, wo' d'Hapttelephon-Vermettelongs-Zentral önnert dem Decknumm „Oberon" fir' de
Gefechtsstand Wanseler önnerbruecht war, opgehol.
Et wor den 18. Januar 1945, um 7 Auer 45 nomöttes. Den Enneroffize'er Alfred Bachmann
so'tz um Apparat a vermöttelt de' ukommend Uröf no der „Pistole" (Granatwerfer a Panzer
zo' Nertrich), „Vogelscheuche" (Lamisch Millen), „Zauberflöte" (Schwe'erartillerie),
„Schwalbennest" (Bunker am Geheillach), „Adlerhorst „ Eisebunn-Tunnel zwöschen
Wanseler a Schleif an eso' weider, a lauschtert verschidde Gespre'cher no.
En virwerzegen Evakue'erten vu Wasserböllig stong niewent der Zentral a wollt gär eppes
Neies erfueren fir senger Familjien an de Wanseler Leit, de' iwer 3 Wochen am
Gromperekeller gehaust hun, matzedélen.
Den iwermidden Enneroffize'er Bachmann dung de Kopfhörer of, hängt en un d Mauer; op
émol sét en zum Evakue'erten: „Die Lage ist immer noch unverändert." Kaum gesot, en
neien Uruff. Den Enneroffize'er holt den Handhörer a lauschtert. Den Evakue'erten dreckt
sech un d'Mauer, wo' de Kopfhörcr hung, a lauschtert och. „Hier Befehlstelle — X — (de
Numm huet den Evakue'erten iwerhe'ert), bitte Geschäftszimmer des Majors des
Gefechtsstandes."
Den Enneroffize'er äntwert: „Leitungen sind gestört. Bitte 2 Befehle aufnehmen und sofort an
Major durch Boten weitergebe“. — „Jawohl", ass d'Äntwert vum Ennerofflze'er.
Elei de' 2 Beféler:
1. Befél: „Truppenteil .... ist in kommender Nacht bis über die Our zu setzen. Sämtliches
rollende Material sowie Fahrzeuge anderer Truppenteile an den Straßen sind mitzuführen."
2. Befél: „Zur Sicherung der Fleischversorgung für die Truppen ist sämtliches Schlachtvieh
aus den Dörfern mitzuführen.''
Den Enneroffize'er huet de' 2 Beféler Wuert fir Wuert op e Formular note'ert, o'ni enuecht ze
huelen, dat den Evakue'erten matgelauschtert huet.
Et wor ponkt 8 Auer, an den Evakue'erten gét schnell an de Gromperekeller zereck, fir
senger Familjen an de Wanseler Awunner de' frédeg Nouvelle ze iwerbrengen. E bessen
drop lauschtere mer enger Dikussio'n vun Enneroffize'er no, wo' den é sét. „Die Ratten
verlassen das sinkende Schiff." Em 9 Auer go'we schon d'Telephonkabelen obgerullt. Du
soll der emol eng Fred am Gromperekeller gesin hun. Em 10 Auer go'w agepakt.
D'Perdsgeschirr ass herbeigeholl, d'Gefierer si prett gemât gin an eso' weider. Em 11 Auer
hun d'Preisen sech fir d'lescht un den Dösch gesat, fir nach emol op letzeburgeschem
Buedem gudd ze iessen. De leschte Pak Zocker, den se a Massen zo' Woltz bei de
Geschäftsleit gestuel haten, ass opgemat gin.
Am Gromperekeller huet nach keen en A zo'gemat. D'Amerikaner sche'ssen net eleng iwer
Nothum, sonneren och aus Richtung Donkels. D'Sche'ssen mat Phosphor huet eppes
nogeloss. Op émo huet et gekracht, ons Kerze sin ausgangen an de Beworf vum Kellergewölf
ass erofgefall. De Pötze Jang sét: „Dat huet gestöpst."
Den 19. Januar um 1 Auer gongen d'Preisen un. Muergens, so'bal der Dag komm ass, ass fir
d'e'scht de Pötze Jang an d'frösch Loft gangen. De Jang ko'm mam Hond Filax vum Haus an
enger Fred eröm, fir ons matzedélen, dat ké Preiss me' am Duerf wir. We' et ganz hell go'f,
hu mir gesinn, datt eng Granat den Eck vum Kellermauerwierk durchbrach hat. De ganzen
Dag vùm 19. Januar hun d'Amerikaner an engem Steck geschoss. Am Dag vum 20. Januar
huet et nogeloss a Sonndes, den 21., si mir um 1 Auer möttes erle'st gin. lp.
An der Ucht 1949
Granaten auf Luxemburg
von Paul Leuck
(Ausschnitte)
Nun, wir wissen noch alle wie es war … Hinter Our und Sauer .. bereitete sich heimlich im
Dunkel der Nacht und in Schutze des Westwalls das Ungeheuerliche vor: Die
Rundstedtoffensive …
Der Tag war vorbei, auf verdunkelten Straßen begannen verdunkelte Straßenbahnwagen die
Menschenmengen, die aus Ateliers und Büros strömten, heimzubringen.
Da heult jäh ein bellendes, schütterndes Krachen auf! Granaten auf Luxemburg! Die
Deutschen schießen wieder! Jeder weiß es und sucht schleunigst Deckung. – Und wenn die
Granateinschläge, die sich in gewissen Zeitabständen über das ganze Stadtgebiet
verstreuten, aufhörten, dann stand irgendwo fern in der dunklen Glocke der Nacht, die sich
sternenlos wölbte, das Singen eines Flugzeugmotors: Und schon legte die amerikanische
Flak auf den Höhen um die Stadt – so von dem „Keissen Knäppchen“ bei Merl mit voller
Wucht los und feuerte was nur aus den Rohren wollte. …
… Neulich haben wir uns über diesen Beschuss der Hauptstadt mit dem Mann unterhalten,
in dessen Händen damals die passive Verteidigung Luxemburgs lag: Herr Kohl, jetziger
Chef des städtischen Hygienedienstes und damaliger Leiter des „Service de la défense
civile“. Später war er es, welcher das Sprengkommando gründete und bis zu dessen
Übernahme durch die Militärbehörden, auch dirigierte…
… Es hieß vorab die Einschlagstellen abzusperren, Verwundete und Tote bergen, und jeder
weitern Gefahr vorzubeugen, welche der Einschlag noch evtl. hätte indirekt
heraufbeschwören können. So z.B. Personenschäden durch späteren Einsturz getroffener
oder erschütternder Gebäudeteile.
Es hieß dann aber auch die Art der Geschosse und besonders ihre Wegrichtung festzustellen.
Manchmal wurde damals die Vermutung geäussert, dass es sich um Granaten aus einem
irgendwo aus Deutschland herüberfeuernden Langrohrgeschütz handeln könnte. Doch
schloss man aus den aufgefundenen Splittern – Blindgänger gab es keine – dass die
Einschläge in der Hauptstadt nicht durch Geschützgranaten verursacht sein konnten. … So
wie sie sich rekonstruieren ließen, handelte es sich um ziemlich lange, schlanke Geschosse
von 8 – 10 cm Durchmesser, die ein Leitwerk und einen empfindlichen Aufschlagzünder
führten. Die fielen sozusagen senkrecht aus großer Höhe und explodierten jedesmal. … es
handelte sich um Raketengeschosse, die irgendwo katapuliert, durch Raketenkraft in große
Höhen hinaufgetrieben wurden und dann mit Übergeschwindigkeit steil herabstürzten. Eine
kleinere Art der V-Waffen also. …
… Die Abschussrampen lagen im Hunsrück bei Hermeskeil und wurden später von den
vorrückenden amerikanischen Truppen aufgefunden. Die Mission eines Flugzeuges war die
eines Aufklärers, um die fernen Kanoniere über die erreichten Resultate und eventuelle neue
Ziele zu unterrichten. Der Beschuss war dezentralisiert und zeigte die deutliche Absicht, das
Stadtgebiet in seiner ganzen Ausdehnung zu treffen.
Während der ganzen Dauer der Beschießung (vom 31.12.1944 – 11.3.1945) lief der „Service de
la défense civile“ auf vollen Tourne. Das Hauptquartier und die Kommandostelle war in den
Kasematten am Prinzenring, gleich neben der Villa Louvigny untergebracht. Aus der
genauen Beobachtung der Einschlagstellen auf die Flugrichtung der Granaten wurde
geschlossen, und man gab die Anweisung an alle Bürger: Meidet jene Zimmer in eurer
Wohnung in welche die Abendsonne hereinscheint….
… Es konnte keine Warung vor den Einschlägen gegeben werden. Und überdessen breitete
sich hinter dem dunstigen Horizont im Osten die nächste Katastrophe, die
Rundstedtoffensive vor.
Zusammenstellung über die deutschen Artillerie-Angriffe (Granaten)
auf Luxemburg während der Rundstedt-Offensive.
Beginn: 31.12.1944 – Letzter Angriff: 11.3.1945
Datum
Dauer des
Angriffs
31.12.441.1.1945
21.50 –
9.47
4.1.1945 –
17.03 –
20.35
11
11.12.45
20.20. –
23.45
17
12.1.1945
18.40 –
22.25
7.50 –
14.30
15.50 –
17.50
14.30 –
16.55
20
20.1.1945
8.58 –
13.57
12
15.2.1945
8.45 –
16.20
8.20 –
10.32
18.30 –
18.45
1.10 – 3.26
Total:
154
13.1.1945
16.1.1945
18.1.1945
16.2.1945
22.2.1945
11.3.1945
Zahl d.
festgest.
Einschläge
14
Betroffene Straßen und Viertel
Tote
Verletzte
-
3
-
-
1
-
-
2
-
-
4
3
-
7
-
13
20
Mercierstr.-Hollericherstr.- Bonnewegerstr.Aug. Charlesstr. – Henri Dutreusstr.Mühlenweg - Kirchhofstr und Itzigerkopp.
Clausen – Konstitutionsplatz – Grossstrasse –
Boulevard Royal (um 18.50 Uhr Einschlag ins
Stadthaus)
Rue Vauban – Grossstrasse – Escherstrasse –
Viandenerstrasse – Longwyerstrasse (um
23.45 Uhr schwerer Einschlag vor dem
Volkshaus)
Aldringerstrasse – rue Joseph II. – Petrusstal
– Avenue Pesatore – Parc Mansfeld
Limprtsberg – rue Joseph II. – Neudorf –
Hamm – Arsenalstrasse und rue des Glacis
Plateau Altmünster – Großherzog Adophe
Straße - Kathedrale (Turm)
Neudorferstrasse – Hammer Kolonie –
Stadtgrund – Clausener Brauerei – Gaswerk
Stadtgrund – Clausen (Parc Mansfeld)
Hamm – rue du Curé – Neypergstrasse –
Trevirerstrasse – Chicagoerstrasse –
Pragerweg – Clausen – Neudorf und
Festschenhof
Hammer Flur
-
-
1
Fetschenhof
-
-
2
Merlerwiesen
-
-
18
Schule Kongregationsstrasse –
Rollingergrundstrasse – Liedfrauenfriedhof –
Adamesstrasse – Clausen – Pfaffenthal –
Heiliggeiststrasse – Petrusstal
7
17
12
45
25
7
7
Außer diesen Granaten überflogen in der Zeit nach dem 10.9.1944 insgesamt 13 V1 das Stadtgebiet (eine
davon landete im Waldgebiet Beggen und verursachte großen Gebäudeschaden). – Nicht einbegriffen sind
hier; 1)Der Angriff von grosskalibrigen Geschossen auf de Semoisstrasse gleich nach der Befreiung; 2) Der
Bombenabwurf auf Limpertsberg vom Sonntag, 14.1.1945-