Ausgabe 1969 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Ausgabe 1969 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
H Ö H ENZOLLERISCHE HEIMAT 19. Jahrgang 1969 Nr. 1 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollerischen Qeschichtsverein in Verbindung mit den Staatlichen Sdiuiämtern Hechingen und Sigmaringen WALTER KAUFHOLD Hofmaler Richard Lauchert Leben und Werk ingen zur Welt. Mit seinen sechs Brüdern besuchte er das Gymnasium in Sigmaringen.1 Zwei Brüder wählten den Priesterberuf, Adolar starb als Stadtpfarrer und Dekan 1897 in Sigmaringen, der überaus sensible Kaplan Friedrich wurde in jungen Jahren geisteskrank. Karl schlug die militärische Laufbahn ein und wurde Oberst, Gustav war Arzt und Emil Kaufmann. Joseph trat in fürstl. Dienste und wurde wie der Vater Hofkammerrat. Die einzige Schwester Mathilde blieb bei den Eltern. Richards künstl. Veranlagung stammte wohl von seiner Großmutter, Anna Maria Wetz, Schwester des Sigmaringer Malers Johann Fidelis Wetz, die seinen Großvater Joseph Lauchert aus Ennetach am 22. Juii 1783 heiratete. 2 Während sich das Leben der meisten Bewohner Sigmaringens vor hundert Jahren in der kleinen Residenz abspielte, zog es Richard Lauchert in die großen Städte. Schon mit 16 Jahren verließ er Sigmaringen. H o f m a l e r Richard Lauchert, gemalt von Michael Echter München, um 1848. Im Besitz des K a u f m a n n s Max Frick, Sigmaringen. Die politische und kulturelle Ausstrahlung historischer Persönlichkeiten bleibt durch vielfältige Formen des Gedenkens lebendig. Zum 100. Todestag des Hofmalers Richard Lauchert am 27. Dezember 1968 soll dieses Gedächtnisblatt über sem einmaliges Leben und künstlerisches Schaffen berichten. Der Einwohner und Besucher der Stadt ! .gmaringen beachtet die in Kupfer getriebene Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus (heute Südwestbank) kaum; nie oxydierten Buchstaben und das kleine Medaillon des Kopfes werden leicht übersehen. Die Inschrift lautet: „Am 2. Februar 1823 wurde in diesem Haus der Hofmaler Richard von Lauchert geboren. Er starb in Berlin am 28. Dezember 1868." Die Daten weichen von dem Eintrag n Famiiienregister der Stadtpfarrei Sigmaringen ab: Richard kam am 4. Februar als Sohn des Hofkammerrats Joseph Lauchert und seiner Frau Maiia Waldburga geb. Guttenberg aus Donauesch- Der kunst" :bende Erbprinz Karl Anton ermöglichte im Jahre 1839 Lauchert durch ein Stipendium den Besuch der Kunstakademie in München.3 Sein erster Lehrer war der bekannte Peter Cornelius, der bei König Ludwig von Bayern iu Ungnade gefallen, bereits am 22. April 1841 München verließ. Er war vor allem Freskomaler und an der titanenhaften Ausmalung der Ludwigskirche in München gescheitert. Seine Schüler lernten wohl z chnen aber n ht malen, da Cornelius sie sofort ans Fresko führte. 4 Schon bald spezialisierte sich der junge Richard Lauchert b f ! Joseph Bernhardt, dem namhaften Porträtmaler am Bayerischen Königshof. Bernhardt hatte sich aus autoc.daktischen Anfängen emporgearbeitet und unterhielt eine eigene Malerschule »n München. Aus ihr gingen neben Lauchert noch andere Künstler hervor: Paul Martir, Jos. Miller, Ludwig Neustätter, Pankraz Körle und Jos. Resch. Porträtmaler unterliegen stark der Mode und dem Geschmack der Auftraggeber Das erfuhr auch Laucherts Lehrer, den '.ie Maler Albert Gräffle und Erich Correns verdrängten Bernhardt erh ,1t e ne Ehrenstelle als Schloßverwalter in Aschaffenburg. Der Tod ereilte den unermüdlichen Arbeiter an der Staffelei. 5 Lauchert verehrte sein erstes Bild, Porträt der Rose Neebauer, Tochter eines Münchner WenSbierwirts aus der Ama"enstraße 12, seinem Gönner, dem Erbprinzen Karl Anton von Hohenzollern zum Geburtstag am 7. September 1843. In dem Begleitschreiben versichert Lauchert, er werde auf der " . . . eingetretenen Bahn mit Fleiß und Ausdauer nach dem Vollkommenen streben." 6 Auf die anerkennenden Worte des Erbp-inzen antwortet Lauchert: „Das allergnädigste Schr"iDen, mit dem mich Euer Zum neuen Jahr Der Mensch lebt und bestehet Nur eine kleine Zeit. Und alle Welt vergehet Mit ihrer Herrlichkeit. Es ist nur Einer ewig Und an allen Enden Und wir in seinen Händen. Matthias Claudius (1740—1815) Übersichtsplan Albstollen ALLEN UNSEREN LESERN U N D MITARBEITERN EIN GLÜCKLICHES JAHR 1969. VERLAG U N D SCHRIFTLEITUNG. HOHENZOLLERISCHE HEIMAT herausgegeben v o m „Hohenzollerischen Geschichtsverein" in Verbindung mit den Staatlichen Schulämtern Hechingen und Sigmaringen. Verlag: Buchdruckerei Adter O H G . 7487 Gammertingen, T e l e f o n 0 7 5 7 4 / 2 0 5 . D i e Zeitschrift „ H o h e n z o l l e r i s c b e Heimat" ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie w i l l besonders die Bevölkerung in H o h e n z o l l e r n mit der Geschichte ihrer H e i m a t vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres Landes. Sie enthält daneben einen besonderen Teil für die Schule und den Lehrer. Bezugspreis: halbjährlich 1.40 D M . Bestellung der Zeitschrift kann erfolgen bei jedem Postamt oder beim Schriftleiter. Schriftleiter: Gerhard Deutschmann, Hauptlehrer z. A . 7471 S t r a ß b e r g / H o h e n z . Bohlstraße 341, Telefon 07434/765. R edaktionsausschuß: H u o e r t Deck, Hauptlehrer, 7457 Bisingen, Kauptschule b z w . 7450 Hechingen, Tübinger Straße 28, Telefon 07J7b/349, H e l m u t Lieb, Hauptlehrer z. A . , 7480 Sigmaringen, H o h k r e u z l a , Telefon 07571/9564. D i e mit N a m e n versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser w i e der; sie zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Sdiriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die „ H o h e n z o l l e rische H e i m a t * weiter zu empfehlen. Die Mitarbeiter dieser Nummer: Roswitha und Werner Häberle 78 F r e i b u r g — St. G e o r g e n , H ä g e M s g r . D r . Walter K a u f h o l d Fürstlidier Museumsdirektor 748 S i g m a r i n g e n , im Schloß T e l e f o n 0 7 5 7 ' 603 D r . Ulf K o e r n e r , beim G e o l . Landesamt Ba/Wü 7471 H a r t h a u s e n / S c h e r Stollenbauleitung der B W V Johann A d a m Kraus, Pfarrer u n d E r z b . A r c h i v a r i. R. 78 F r e i b u r g - L i t t e n w e i l e r , B a d s t r a ß e D r . R u d o l f Seigel, A r c h i v r a t 74S S i g m a r i n g e n , K a r l s t r a ß e 32 J o h a n n e s W a n n e n m a c h e r , Schulrat 7487 G a m m e r t i n g e n , G o e t h e s t r a ß e 5 a 2 a. D . 586 — —«- = Stollentrasse 1. Variante Der Bericht über die DENKMALPFLEGE 1968 in Hohenzollern kann aus redaktionellen Gründen erst in der nächsten Nummer erscheinen. Wir bitten unsere Leser um Verständnis. Die Schriftleitung. 2 M = 1:200 000 Abb. 1 Z u m A r t i k e l „ D e r A l b s t o l l e n " i m I n n e r n des Blattes. 15.11.1968 Durchlaucht beglückten, schmeichelte mir um so mehr, als mir Euer Durchlaucht deren hohe Zufriedenheit angedeihen zu laßen geruhten, die mir mein warmes Streben nach dem weit entfernten Ziele zur Gluth anfachte." Am 1. November 1843 finanzierte Erbprinz Karl Anton für Laudiert eine Reise nach Italien und 1845 nach Paris. Hier lernte er die duftigen und leuchtenden Farben der französischen Maler und Porträtisten, z. B. eines Ingres, kennen. Schon bald werden die Bildnisse Laucherts in der Kunstwelt beachtet. Bereits 1848 waren auf der Stuttgarter Kunstausstellung zwei Studienköpfe „Judith" und „Tambourinschlägerin" zu sehen. „Das Mädchen mit dem Schmetterling", durch den Stahlstich von Christoph Preisel verfielfältigt, wurde in München in das König-Ludwig-Album aufgenommen.' Strebsam und rastlos bildete sich Laudiert als Porträtmaler weiter. Es ist verständlich, daß Fürst Karl Anton, sein begeisterter Mäzen, ihm die ersten größeren Aufträge gab. Die 1849/50 datierten und signierten Aquarelle des Erbprinzen Leopold, der Prinzen Karl und Anton und der Prinzessin Stephanie sind im Blauen Salon von Schloß Sigmaringen zu sehen. Die einst kräftigen Farben sind durch den Lichteinfall etwas verblaßt. Doch das zarte Colorit der Gesichter und Haare, die geschickt verteilten Lichter auf den Kleidern und die exakten Details der Augen lassen die hohe Meisterschaft des Porträtisten erkennen. Der seelische Ausdruck und die Charakterzüge der Fürstenkinder sind gut und unterschiedlich herausgearbeitet. Wohl aufgrund dieser Arbeiten ernennt Karl Anton seinen Schützling, der ihm inzwischen zum Freund geworden war, am 4. Februar 1850 zum Hofmaler der Fürstlichen Familie. Die eigenhändig von Karl Anton verfaßte Ernennung lautet: „Von Gottes Gnaden Wir Carl Anton . . . haben Uns in gerechter Würd.gung des Hohen künstlerischen Berufs und der im Gebiete der Kunst sehr anerkennenswerten Leistungen des Mahlers Richard Laudiert von Sigmaringen und in Rücksicht seiner Uns und Unserem Fürstlichen Hause stets bewährten Gesinnung der unwandelbarsten Treue und Ergebenheit gnädigst bewogen gefunden, denselben zu Unserm Fürstlichen Hojmabler in Gnaden zu ernennen und behufs geeigneter Führung des ihm verliehenen Ehrenpradicats dieses von Uns höchsteigenhändig vollzogene Decret ausfertigen und zustellen zu lassen. So geschehen Sigmaringen 18. Februar 1850 Karl Anton" 8 Fürst Karl Anton war nach der Abtretung der Souveränitätsrechte an die Krone Preußen mit seiner Familie zunächst nach Neiße an der Oder übersiedelt. An das Weihnachtsfest im Jahre 1850, das Laudiert im Kreise der Fürstlichen Familie in Neiße erlebte, erinnerte er sich zeitlebens. Hier malt er die Fürstliche Familie en pied und bewies mit diesen Porträts, daß die Ernennung zum Hofmaler des Fürsten zu Recht bestand. Nadi den Festtagen reist Laudiert nach Berlin und schreibt von dort an Karl Anton: „In Berlin versuche ich eine neue Laufbahn, ob mit Glück oder nicht wird die Zukunft lehren, beides wird meinem eifrigen Streben nicht hemmend entgegentreten, da ich dafür zu ehr' hst die Kunst liebe". Laudiert muß 1850 schon in Räuden beim Herzog von Ratibor gewesen sein, denn im gleichen Brief berichtet er: „Für den Augenblick habe ich in hohem Auftrag des Fürsten von Fürstenberg Copien der Bilder in Räuden zu machen . . . " Mit Hingabe arbeitet er in Berlin an den in Neiße begonnenen Porträts der Fürstlicnen Fami- Fürst K a r l A n t o n von H o h e n z o l l e r n (1811-1885), gemalt Richard L a u d i e r t 1852, L a n d h a u s Krauchenwies. von lie. „Ich habe noch nie ein Bild mit solcher Liebe und Sorgfalt und Gewißenhaftigkeit zu Ende gebracht, als diese mir von Eurer Hoheit so gnädig anvertrauten. Ich erkannte darin die überaus große Fluid und Gnade, die mir Euer Hoheit schon seit meiner Kindheit in so hohem Maße angedeihen laßen, und erkannte die Unmöglichkeit ohne diese hohe Beschützung je an die unbedeutendste Stufe künstlerischer Ehre gelangt zu sein." Mit dem natürlichen Jugendbild der Prinzessin Marie, die mit Blumenkorb und großem Sommerhut aus einem Garten kommt und dem Porträt des Fürsten Karl Anton stieg der Stern Laucherts als Porträtist. Er übergab beide Bilder der Kunstausstelung in Berlin; König Friedrich IV. äußerte den Wunsch, das Bild seines Freundes zu sehen. Maler Kaulbach lobte die en pied gemalte Gestalt des Fürsten und schlug Laudiert eine reiche Ausstattung des Bildes vor: Kaminverzierung, schildtragende Karyatiden, Vorhang, Stuhl und Tisch und Fernblick auf die Burg Hohenzollern. Laudiert hatte auf Schloß Räuden in Oberschlesien bei Herzog Viktor von Ratibor außer dessen Porträt eine „Legion" Bildnisse zu malen, u. a. den Fürsten von Fürstenberg. Hier lernte Laudiert die Schwester des Herzogs, Prinzessin Amalie von Hohenlohe-Schillingsfürst, der er Malunterncht gab, kennen und lieben.9 In den Jahren 1852—1857 erhält Laudiert zahlreiche Aufträge an Fürstenhöfen und reist von Schloß zu Schloß. In Wei3 mar malt er das Jugendbild des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin als Kniestücke10 und in Heiligenberg die Bildnisse des Fürsten Carl Egon II. und der Fürstin Amalie von Fürstenberg, einer Prinzessin von Baden.11 Die Bildnisse zeigen eine höfische Darstellung. Laudiert gestaltete meisterhaft die Porträts der Fürstlichkeiten in Haltung, prachtvoll wiedergegebenen Gewändern und höfischen Interieur. Fürstin Amalie steht in seitlicher Stellung auf der Schloßterrasse. Das herbe Gesicht wird durch die vom Scheitel fallenden Straußenfedern anmutig. Es ist hell herausgearbeitet und hebt sich von der dunklen Wolke ab. Schwungvoll und elegant fällt das Hermelincape von den Vorderarmen um den bauschigen Faltenrock. Im Hintergrund ist der von der Sonne beschienene Bodensee mit den umliegenden Höhen zu erkennen. Gut charakterisiert ist Fürst Carl Egon. Das lebensnah gemalte Gesicht mit den großen Augen und dem damals modischen Backenbart deutet ganz geheim den frohen und schlagfertigen Gesellschafter an. Er befindet sich in einem Salon vor einem gechnitzten Sessel. Die linke Hand mit Schnupftabakdose liegt auf einem mit gerollten Blättern und Büchern belegten Tisch, auf dem noch eine kleine Ritterfigur und eine chinesische Vase stehen. Ein zweites Bild des Fürsten von Fürstenberg schuf Laudiert nach dessen Tode 1854. Es stellt den Fürsten en pied in brokatbesticktem Prachtmantel dar. Am Großherzoglichen Hof in Karlsruhe malt Laudiert das Porträt der Prinzessin Wasa, der älteren Schwester der Fürstin Josephine von Hohenzollern. Auf Einladung der Fürstin Katharina von Hohenzollern weilte Laudiert im Sommer 1853 sieben Wochen auf Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n , vermählt 18. M a i 1858 mit Peter V. König von P o r t u g a l , gemalt von Richard Laudiert Landhaus Krauchenwies. 4 1852, Schloß Bistritz. Das dort geschaffene Bild der Fürstin Katharina erwarb 1884 die Neue Pinakothek in München, leider ist es seit 1945 verchollen.12 In Bistritz malte er auch den Fürsten Karl von Hohenzollern, dessen Bildnis er nochmals für _e Ahnengalerie im Schloß Sigmaringen ausführte. Am 20. Dezember 1856 schreibt Laudiert aus Sigmaringen an den Fürsten Karl Anton nach Düsseldorf: „Das Bild des Höchstseligen Fürsten von Fürstenberg ist noch nicht fertig, ich bin oft aufgehalten durch das Trocknen, und habe mir nun, um diese Ze:t auszufüllen, und länger noch hier bleiben zu können, den alten Wunsdi Euer Hoheit und das Bedürfnis der Ahnengallerie zu Herzen genommen und endlich das Bild des Höchstseligen Fürsten und Vaters zu malen begonnen, indem i :h theils das Gedächtniß, mein früheres Bild, theils auch das von Maler Hartmann zu Hülfe nehme. Ich glaube damit Euer Hoheit nicht entgegen zu handeln, besonders da ich vielleicht nicht so bald wieder auf so lange Zeit hier sein kann". Lauchert mußte die Porträts oft zwei und drei Mal anfertigen, denn es war höfische Sitte, Porträts an Verwandte zu verschenken. Diese Kopien gestaltete er meist kleiner und oft oval. So hängt auch im Schloß Sigmaringen eine Zweitanfertigung des Porträts der Prinzessin von Wasa. Schon vor hundert Jahren griff die Technik in die Kunst ein. Die Porträts wurden von Stahlstechern und Lithographen auf Platten übertragen. Auch Laucherts Porträts wurden auf diese Art vervielfältige Bekannt ist die Lithographie von Leon Noel nach dem 1855 geschaffenen Porträt der Kronprinzessin Karola von Sachsen. In London versuchte Lauchert für die Fürstin Josephine von Hohenzollern eine Lithographie des von Winterhalter gemalten Porträts ihrer Schwester, der Herzogin von Hamilton, zu besorgen. Auch in Ölfarbendruck wurden Laudiere Porträts oft in Originalgröße ausgeführt, u. a. der Herzog von Sachsen-CoburgGotha im Jagdkostüm von der Firma Lichtenberg in Beriin,13 Aquarelle ließen sich feiner durch Chromolithographien wiedergeben. Am 10. November 1856 fährt Lauchert über Paris und London nach Windsor; der Aufenthalt dauerte nur drei Tage, es ist n :ht bekannt, ob er hier ein Porträt geschaffen hat. Sir George Couper, ein bei der Herzogin von Kent attachierter Herr, vermittelt Lauchert eine Begegnung mit Prinzessin Amalie. Bei dieser Gelegenheit legten beide den Hochzeitstermin für das kommende Frühjahr in Herbsleber, fest. Der Wille der Liebenden überwand den Standesunterschied und die Bedenken wegen einer ungesicherten Zukunft. Der Widerstand der Fürstlich Hohenloheschen Familie gegen die Heirat bekundete sich in sehr energischer Weise. Schon am 2. November 1855 hatten die Brüder und Verwandten der Prinzessin an Lauchert ein Schreiben gerichtet mir der Aufforderung, die Verbindung zu lösen und erklärt, daß sie nie ihre Einwilligung zur Heirat geben werden. „Für den Fall aber, daß gegen Erwarten die Prinzessin Amalie und Herr Lauchert dennoch auf ihrem Vorhaben bestünden und auch gegen den Willen der fürstl. Familie und ohne Zustimmung derselben diese Verbindung eingehen würden, sehen sich die Unterzeichneten in die traurige Nothwendigkeit versetzt zu erklären, daß sie die Prinzeß Amalie nicht mehr bei sich empfangen, jeden Verkehr mit ihr abbrechen und sich in Beziehung auf alle pecuniaire Unterstützung lediglich an die desfallsigen Bestimmungen der Hohenloheschen Hausgesetze halten würden." Diese Erklärung war unterzeichnet von Viktor Herzog von Ratibor, Chlodwig Fürst von Hohenlohe-Schillingsfürst, Ernst Fürst von Hohenlohe-Langen bürg und Egon Fürst von Hohenlohe-Waldenburg. 14 sönlichkeiten, u. a. den früheren württembergischen Minister Prinz Heinrich von Hohenlohe-Kirchberg, der bereits 30 Jahre in Petersburg lebt. Vor allem aber freundet er sich mit Dr. Heyfelder, Professor an der Universität Petersburg, an. Dieser war 1833 Leibarzt des Fürsten Karl in Sigmaringen und Medizinalreferent der Fürstlichen Regierung. Er erwarb sich in Rußland große Verdienste durch die Bekämpfung der Cholera. Ein Porträt Heyfelders schenkte Lauchert dem Fürsten Karl Anton. In Sigmaringer Privatbesitz befinden sich Studienköpfe russischer Bauern aus der Petersburger Zeit.16 Aus Rußland zurückgekehrt errichtet Lauchert in Berlin eine „Stadtpraxis" wie er selbst seine Arbeit nennt. Am 9. April 1862 schreibt er an Karl Anton: „Ich kann Euer kgl. Hoheit die Versicherung geben, daß ich wahrlich ein geplagter Mensch bin, daß jetzt ganz Berlin von mir gemalt sein will und ich den Schluß ziehen muß, daß ich jetzt Mode geworden bin . . . so weiß ich wirklich nicht wie ich immer neue Kräfte sammeln soll". Er malte Dutzende von Bildern u. a.: das Kronprinzenpaar von Preußen, Graf Stillfried als portugiesischen Grande, den neuen portugiesischen Gesandten von Armin und die Gräfin Blücher geb. Fürstin Lobkowitz. Im Januar 1863 wird Lauchert am Hof in Kopenhagen als Abgesandter der Königin von England freundlich empfangen. Im Thronsaal des Schlosses malt er den Prinzen und die Prinzessin von Dänemark. Zahlreiche Aufträge vor allem aus Adelsfamilien in Berlin während der Jahre 1864 bis 1868 führte Lauchert gewissenhaft und vollendet aus. Diese Arbeiten gingen über seine Kräfte; er starb am 27. Dezember 1868 mitten in seinem erfolgreichen Schaffen. Marie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n , v e r m ä h l t 25. 4. 1867 mit Philipp Graf von Flandern, gemalt von Richard Laudiert 1852, Landhaus Krauchenwies. Die standhafte Liebe der Prinzessin Amalie kehrte sich nicht an diesen Einspruch. Sie schreibt an den Fürsten Karl Anton: „Ich bitte Gott aus Grund meines Herzens, daß er mir beistehe meinem geliebten Laudiert wirklich das seyn und werden zu können, was er von mir erwartet und ihn so glücklich werden zu laßen, als es sein treues, vortreffliches Herz verdient. Es wird dieß mein eifrigstes Bestreben seyn. Und, glauben Sie nicht, verehrter Fürst, daß wenn wir Beide so ernst1 ich und aufrichtig gegenseitig dieses Streben haben, wir muthig all den uns prophezeihten und angedrohten Gefahren trotzen können, die unsere Vereinigung zur Folge haben soll, nach dem Urthe ; ' der Welt?" 15 Nach anfänglichen Bedenken des Fürsten Karl Anton fand Laucnert in ihm durch briefliche und persönliche Aussprachen einen treuen Helfer in dieser schwierigen Angelegenheit. Auch der Herzog von Coburg-Gotha bemühte sich die Hindernisse zu beseitigen. Am 30. April 1857 erfolgte tre Trauung nach evangelischem Ritus in Herbsleben und nach katholischem am folgenden Tage in Gotha. Lauchert konnte mit gutem Gewissen eine Familie gründen, er besaß 1855 schon ein Vermögen von 10.000 Gulden, das durch seinen Fleiß weiter angewachsen war. Der erste Wohnsitz war Darmstadt, dann Gotha und schließlich Berlin. Das glückliche Familienleben beflügelte Laucherts Arbeitseifer. Von Oktober 1857 bis April 1858 besuchte er mit seiner Frau auf Empfehlung der Großfürstin Michael den Hof in Petersburg und malt dort Mitglieder der Zarenfamilie und an Weihnachten den Kaiser. Von Petersburg war Lauchert so begeistert daß er vorhatte, nochmals dorth i zu fahren. Er trifft bedeutende Per- Es ist leider nicht mehr möglich alle Arbeiten Laucherts zusammenzustellen. Die Kriegswirren und die politischen Verhältnisse zerstreuten viel Kunstgut. Die Porträts im Raum um Sigmaringen und die in seinen Briefen und in der Literatur erwähnten Arbeiten werden in Nummer 2 dieser Zeitschrift in einem Werkverzeichnis publiziert. Mit Sigmaringen, der Landschaft und den Menschen der Heimat war Lauchert zeitlebens eng verbunden. Besonders dankbar erzeigte er sich stets dem Fürsten Karl Anton und nahm lebhaften Anteil an dem Schicksal der Fürstlichen Familie, an dem frühen Tod der Königin Stephanie von Portugal (f 1859) und des Prinzen Anton (t 1866 nach der Schlacht bei Königgrätz). Den Geburtstag des Fürsten am 7. September hat Lauchert nie vergessen und mit den Glückwünschen oft ein Bild übersandt. Jedes Jahr besuchte er, später mit Frau und seinen fünf Kindern, die Heimatstadt. Er war ein treusorgender Sohn und Bruder: der Tod der Eltern und der Verlust des Vaterhauses erschütterten ihn aufs tiefste. Sein Selbstbildnis (1859) im großen Sitzungssaal des Rathauses in Sigmaringen und seine Porträts in den Salons von Schloß Sigmaringen und im Landhaus Krauchenwies und zahlreiche Bildnisse Sigmaringer Bürger im Privatbesitz erinnern heute noch an diesen bedeutenden Sohn der Stadt Sigmaringen, der über allem Erfolg die Heimat nie vergessen und sie immer gern besucht hat, l r Anmerkungen 1 J u g e n d b r i e f e u n d Zeugnisse Richard Laucherts b e w a h r t das Sigmaringer Stadtarchiv. 2 Gustav Hebeisen, D e r H o f m a l e r Richard Lauchert von Sigmaringen u n d SEitid H e i r a t mit der Prinzessin Amalie von H o h e n i o h e Schiilingsi'ürst. Aus dem V o r t r a g am 17. J a n u a r 1928. H o h e n zollerisdies H e i m a t b l a t t , 1, (1928) N r . 1 u n d 2. 3 Ulrich Thieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Küns :r von der A n t i k e bis zur G e g e n w a r t , 37 Bände, Leipzig 1907—1950, hier: Band 22, S. 431 f. Allgemeine Deutsche Biographie, Band 18 (Leipzig 1883), S. 25. 4 Thieme-Becker, Band 7, S. 432 ff. r> Thieme-Becker, Band 3, S. 457. 5 ULF KOERNER Der Albstollen Geologische Grundlagen und Voruntersuchungen beim Bau der zweiten Leitung der Bodenseewasserversorgung Vortrag, gehalten bei der Jahresversammlung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins am 28. Okt. 1968 in Sigmaringen Nach der Abhandlung, von Dr. Frii.t Schmidt, techn. Direktor der Bodenseewasserversorgung, „Das Beispiel der Bodenseewasserversorgung, ein exemplarisches Modell" (HH 18, 1968, S. 19—21) liegt nun mit diesem Fachaufsatz der geologische Teil des Gesamtberichts über den Bau der 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung vor. Beide Teile wollen dem Lehrer eine wissenschaftlich fundierte Handreichung sein für den heimatkundlichen, wie geologisch-erdkundlichen Unterricht. Die Schriftleitung. Aufgabe und Ziel der Geologie sind die Untersuchungen zur Gescl :hte der Erde, und insofern ist auch der Geologe Historiker. Auch die Erdgeschichte hat ihre Beziehungen und Auswirkungen auf die Gegenwart ebenso wie die Menschheitsgeschichte, deren Erforschung sich auch der Hohenzollerische Geschichtsverein zur Aufgabe gemacht hat. Schon seit jeher war die Geologie von Bedeutung bei der Suche nach den natürlichen Rohstoffen wie Erz, Kohle und Erdöl. In neuerer Zeit haben die Fortschritte der Ingenieurwissenschaften die Voraussetzungen für größere und schwierigere Bauvorhaben geschaffen, zu deren Ausführung die Kenntnis des tieferen Untergrunds unabdingbare Voraussetzung ist. Die Inangriffnahme eines größeren Stollen- oder Tunnelbaus würde heute ohne die Kenntnis über die zu durchfahrenden Gesteinsschichten mindestens zum finanz :llen Mißerfolg führen, wenn nicht sogar schwerwiegendere Folgen eintreten könnten. Täglich erlebt man auf der Baustelle, wie schon kleine Überraschungen oder Unterschiede gegenüber den erwartenden Gebirgsverhältnissen zu erheblicher Minderung der Vortriebsleistung und Kostensteigerung führen. Gerade bei modernen Bauvorhaben der Gegenwart und Zukunft gelangt eine historische Wissenschaft wie die Geologie zu einer unerwarteten Aktualität. Dies ist der Grund, daß auch der Zweckverband der Bodenseewasserversorgung (BWV) schon seit jeher geologische Beratung bei der Planung und Ausführung seiner großvolumigen Wasserleitungen in Anspruch nimmt. Die 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung Bekanntlich versorgt die Bodenseewasserversorgung schon seit 1958 große Städte in der Baar, im östlichen Schwarzwald, im Neckartal und nicht zuletzt den Großraum und die Landeshauptstadt Stuttgart mit Trinkwasser aus dem Bodensee. Dieses Wasser wird bei Sipplingen 60 m unter dem Seespiegel entnommen und durch das Seepumpwerk auf den Sipplinger Berg gepumpt. Dort wird das Rohwasser zu Trinkwasser aufbereitet und von einem zweiten Pumpwerk zum Scheitelbehälter Liptingen bei Tuttlingen gefördert. Von dort fließt das Wasser in eigenem Gefälle bis nach Stuttgart. Bei der Fertigstellung 1958 war natürlich nicht zu erwarten, daß nur ein Jahrzehnt später die Kapazität dieser Leitung nicht mehr ausreichen würde und der Bau einer zweiten Leitung sich als notwendig erweise. Bereits 1963 mußte mit den Voruntersuchungen zum Bau der 2. Leitung begonnen werden. Die Wassermangelgebiete der Baar und ihrer Umgebung können durch die 1. Leitung ausreichend versorgt werden, sodaß für die 2. Leitung der Plan, sie der Luftlinie folgend zu verlegen, wieder aufgegriffen wurde. Außerdem sollten diesmal die dauernden Pumpkosten der 2. Förderungsstufe vom Sipplinger Berg nach Liptingen eingespart werden. Durch das Projekt Albstollen kann diese technische und wirtschaftlich bedeutende Forderung erfüllt werden, da in diesem Fall das Wasser nicht über die Höhen der Zolleralb gepumpt werden muß. Bei Veringendorf im Landkreis Sigmaringen erreicht die erdverlegte Leitung den Stolleneinlauf in der Büttnau, und 24 km nördlich davon endigt der Stollen am Auslauf in Talheim, Kreis Tübingen. Von dort wird die Leitung wieder wie im Südabschnitt in erdverlegten Stahlrohren bis Stuttgart bzw. bis Heilbronn weitergeführt. Vor Erreichen des Albstolleneinlaufs in der Büttnau mußten noch einige geographische Engstellen im Laucherttal durch insgesamt 5 Vorstollen von 100 bis 1 200 m Länge überwunden werden. In diesem Stadium der Planung wandte sich der ZV BWV an das Geologische Landesamt in Freiburg, um die geologischen und hydrologischen Voraussetzungen durch gemeinsame Untersuchungsarbeiten zu klären. Fortsetzung von voriger Seite: 6 Die zitierten Briefe sind entnommen aus: Fürstl. H a u s - und Domänenarchiv, Neuer Zuwachs, R u b r i k 53, 12, U F 10. Friedrich von Boetticher, M a l e r w e r k e des 19. J a h r h u n d e r t s , Dresden 1895, Band 1, S. 813. 8 FAS, N Z , 53, 12, U F 10. " D i o s k u r e n , Berlin 1857, S. 91. 10 Gedcnkschrift zur Erinnerung an den G r o ß h e r z o g Carl Alexander und Führer durch die aus A n l a ß seines 100. Geburtstages vom 24. J u n i bis 15. O k t o b e r 1918 im Großherzoglichen Museum zu W ' n a r veranstaltete Gedächtnisausstellung, N r . 3, 4 und 5. 11 A u s k u n f t von Frau D r . H u b e r , H o f b i b l i o t h e k , Donaueschingen. 12 Mitteilung von D r . J o h a n n Georg P r i n z von H o h e n z o l l e r n , München, P i n a k o t h e k . 13 Dioskuren, Berlin 1862. S. 174. 14 Eigenhändige Abschrift des Fürsten K a r l A n t o n , FAS, N Z , 53, 12 U F 10. 15 FAS, N Z , 53, 12, U F 10. 1H Im Besitz des K a u f m a n n s M a x Frick, Sigmaringen. 17 Die P o r t r ä t s der Eltern Laucherts befinden sich durch Schenkung des K a u f m a n n s M a x Frick sen. im R a t h a u s Sigmaringen. Bildnachiueis: F o t o - N o l t i n g Sigmaringen. 7 6 Die geologischen Grundlagen und Voruntersuchungen Die Schwäbische Alb ist der Südrand des SchwäbischFränkischen Schichtstufenlandes und gleichzeitig das höchste Gebirge dieser geographischen Einheit. Der rasche Wechsel der Gesteinsschichten im Juragebirge und besonders der Fossilreichtum derselben haben schon seit Jahrzehnten die Geologen zu intensiven Untersuchungen und Kartierungen dieses Gebiets angeregt. Die relativ klare und einfache Schichtlagerung hat die gründliche Durchforschung sehr begünstigt, und so stand von Anfang an fest, daß der Stollen bei Veringendorf in den schichtungslosen Massenkalken des Oberen Weißjua beginnen und bis Talheim die Mergelstein- und Kalksteinstufen des Unteren Weißjura sowie die höchsten Doggertone (Ornaten-Ton) durchfahren würde. Außerdem war bekannt, daß im Südabschnitt des Stollens zwischen Veringendorf und Freudenweiler, Gemeinde Neufra, das Massenkalkgebirge durch tektonische Randstörungen des Laudiert- und Hohenzollerngrabens beeinflußt ist. Diese Grabenbrüche sind besonders durch die mit ihnen in Verbindung stehende seismische Aktivität der Zollernalb auch allgemein bekannt. Weiter war zu erwarten, daß sich die weit fortgeschrittene und tief reichende Verkarstung des Kalksteingebirges sehr erschwerend auf den Stollenvortrieb auswirken dürfte. Es bestand die berechtigte Befürchtung, durch den Stollenvortrieb könnten wasserwirtschaftlich sehr bedeutende Karstquellen im Fehlaund Laucherttal nachhaltig geschädigt werden, und andererseits könnten beim Stollenbau Menschenleben durch starke Wassereinbrüche gefährdet werden. Während der langen Zeiträume, in denen die Albhochfläche Festland war, leisteten die Oberflächengewässer intensive Lösungsund Erosionsarbeit. Auf der Hochfläche bildeten sich Täler und in diesen später Dolinen, d. h. Schlucklöcher, in denen das Oberflächenwasser versitzt. Im Berginnern wurden kleinere und größere Hohlräume ausgewaschen, die später durch nachbrechendes Gebirge oder Lehmeinschlämmungen zum Teil wieder verfüllt wurden. Einige dieser Hohlräume sind als Karsthöhlen der Alb weit bekannt und berühmt, besonders diejenigen am nördlichen Albrand. Im Südabschnitt des Albstollens war zu erwarten, daß ein Teil dieser Hohlräume auch mit Karstwasser gefüllt sein dürfte. Ein Anschneiden derselben beim Stollenvortrieb hätte dann die genannten Gefahren heraufbeschworen. Aufgrund dieser Vorkenntnisse und der befürchteten Gefährdungen kam man überein, die Stollentrasse durch eine größere Anzahl von Kernbohrungen genau zu untersuchen. Aufgabe dieser Kernbohrungen sollte sein: 1. Erkundung von Einfallen und Mächtigkeit der nach Südosten abtauchenden Juraschichten 2. Untersuchung der Ausw 'kungen und des Verwerfungssinns von Klüften und Störungen der tektonischen Grabensysteme (Hohenzollern- und Lauchcrtgraben) im Bereich der Stollentrasse 3. Feststeilung des Umfangs und der Tiefe der Verkarstung des Massenkalkgebirges, sowie die laufende Karsiwasserspiegelmessung während der gesamten Bauzeit. D:e Ausführung des Albstollens als geradlinige Verbindung zwischen Einlauf Buttnau und Auslauf Talheim schied von vornherein aus, da in diesem Fall die Quellen und Brunnen des Kreiswasserwerks Hednngen bei Burladingen unterfahren worden wären. Dies hätte schlimmstenfalls eine bleibende Schädigung dieser w-htigen Quellen zur Folge haben können. Es wurden 15 Aufschlußbohrungen auf eine Stollentrasse angesetzt, mit der das gestörte Gebirge im Hohenzollemgraben östlich umfahren werden sollte. Sie verlief vom Einlauf Büttnau in nördlicher Richtung bis zum Wolfental bei Neufra und von dort nach einem Richtungsbruch nach Nordwesten bis zur europäischen Wasserscheide westlich von Burladingen (siehe Abb. 1). Die Auswertung der Kernbohrungen ließ jedoch erkennen, daß der Stollen auf dieser Strecke fast 9 km seichten Karst, d. h. in Stollennineau stark wasserführendes Kalksteingebirge, durchfahren müßte. Außerdem war das Gebirge auch auf dieser Strecke sehr stark zerrüttet, verlehmt und mit Hohlräumen durchsetzt. Bei direkter Querung des Hohenzollerngrabens waren keine schlechteren Gebirgsverhältnisse zu erwarten. Außerdem war als großer Vorteil zu werten, daß auf einer westlich davon verlaufenden geradlinigen Verbindung von Einlauf Büttnau und dem Richtungsbruch bei Burladingen (an der Wassersch de) ne Verkürzung der Stollenstrecke im verkarsteten Massenkalk- gebirge um 1,7 km und der gesamten Stollenlänge um 1 km erreicht werden könnte. Außerdem würde das Einzugsgebiet der Karstquellen im Laucherttal weiter im Westen — also in größerer Entfernung von den Quellenaustritten — gequert. D se Vorzüge wogen die Bedenken gegenüber der tektonischen und seismischen Gefährdung des Leitungsstollens bei einer direkten Durchfahrung des Hohenzollerngrabens bei weitem auf. Deshalb wurde diese westliche geradlinige Verbindung zwischen Einlauf Büttnau und Burladingen als neue Stollentrasse gewählt (siehe Abb. 1) und auf ihr 7 Kernbohrungen niedergebracht. Diese bestätigten die Erwartungen und ermöglichten die graphische Darstellung eines geologischen Schnitts entlang der Stollentrasse durch die Zolleralb, auf dem die Länge der einzelnen Stollenabschnitte in den verschiedenen Schichtgliedern des Abkürzung und Wächtigkeit Schichtbezeichnung vorherrschende G e s t e r ¡ad Druckfestigkeit Durchlässigkeit ir Wasser unCj Kalkgefealt massige Kalksteine - * Er, z.T. dolomitische «uf KlüPer. Kalksteine dolomitischer Kalkstein (mit Glaukonit) und Hohlräumen stark *03- ,W o' IT PO massiger Kalkstein mit durchlasse auf Kluften und Hrhlräumtri gut durchlässig Scheren und Laqen massige Kalksteine i\aiKSien,L JJ nKe ui.o Schwammkalke mit Merqelsteinbänken Mergelsteine W J mit einzelnen 70-80 m Kalksteinbänken KalksteinBärike 7= % ^ mit dünnen p CO Mergeiste' jinlagen W/3 45-50 m vgl. t IIS Kalksteinbänke mit fi jgi i1 V) -c Mergelfugen Kalksteinbänke mit Meri,elstein s 8ü wechsellagernd oberol. gering Wc<- durchlässig auf Haart: lütter geringe Wasser iirkjlat.nn 05 C* • WoC - 110m S-a & & ^£ 5° Ol o) Mergelsteine mit einzelnen Kalksteinbänken iL i- nui auf Zerrüllunqszonen schwach Jurchlässiq |Ö2l J,c * qj u") 2 ! j Tonstein eisenoolithischer Kalkstein Tonstein jsä ¡5 n | undurchlässig ?** O*C O Im — H I Abb. 2 Gesteinsaufbau im Stollenbereicn nach dem Gutachten des Geol. "Landesamtes. ? Weißen und Braunen Juras ausgewiesen werden konnten (siehe Abb. 3). Die Auswertung der Kernbohrungen ließ folgende Voraussagen bezüglich Gebirgsverhältnissen und Streckenlängen in den einzelnen Jurastufen zu: Vom Stolleneinlauf in der Büttnau bei Veringendorf durchfährt der Stollen auf einer 6 km langen Strecke nach Nordwesten ungeschichteten Weißjura-Massenkalk, in dem mit längeren Zonen von zerrüttetem und gebrächem Gebirge gerechnet werden muß. Genauere Angaben über die Ausdehnung dieser Zonen konnten nicht gemacht werden, denn im verkarsteten Massenkalk wechseln die Gebirgsverhältnisse sehr rasch und unmittelbar. Standfester massiger Kalkstein wird dort häufig dicht neben stark zerklüftetem und verlehmten Gebirgsstrecken angetroffen. Zusätzliche Erschwernisse waren auf dieser Strecke vom zusitzenden Karstwasser zu erwarten, über dessen Menge nur größenordnungsmäßig Angaben gemacht werden konnten, da noch niemals ein vergleichbares Untertagebauwerk in Mitteleuropa in ähnlichen Gesteinsschichten erstellt wurde. Den einzigen Anhaltspunkt für das zu erwartende Karstwasser bilden die großen Quellen im Laucherttal, deren größte — die Gallusquelle bei Hermentingen — maximal 2000 1/sec. spendet und die jahreszeitlich bedingten Schüttungsschwankungen im Verhältnis von 1 : 20 unterworfen ist. Dementsprechend mußte auch b i der Stollenauffahrung zur Schneeschmelze oder nach Perioden mit hohen Niederschlägen mit Zuflüssen von einigen Hundert 1/sec. gerechnet werden. Zusätzliche Zonen mit nachbrüchigem Gebirge waren an den Grabenrändern des Hohenzollerngrabens nordöstlich von Harthausen und südöstlich von Freudenweiler zu erwarten. Am nördlichen Grabenrand erreicht der Stollen infolge der relativen Hebung der nördlichen Gebirgstafel die liegenden Schichtstufen unter dem Massenkalk, die mittleren Malm-Mergel (Weißjura Gamma), Von hier ab nach Norden waren wesentlich bessere Gebügs Verhältnisse zu erwarten, da das 60—70 m mächtige Schichtpaket t ieser Mergel als wasserstauende Schicht wirkt und dadurch das tiefere Eindringen der Verkarstung ver ändert. Nach 1,5 km in diesen Mergelsteinen folgen nach Norden gut geschichtete Kalkstiinbänke, die sogenannten wohlgeschichteten Bankkalke, die trotz ihres hohen Gehalts an Kalziumkarbonat nicht verkarstet sind, da sie durch die Mergelsteinschichten im Hangenden vor Verkarstung bewahrt werden. Lediglich an den Störungen des Hohenzollerngrabens kann Wasser in diese Tiefen einsickern und dann auf Klüften des spröden Bank- Geologischer Längenschnitt Nach dem Gutachten des Geologischen Landesamtes 1 Ol c«1 c c ä c 55 -700 Stollen km Gesamt Km Abb. 3 8 kalkgesteins zirkulieren. Demzufolge waren auch hier geringe Mengen von Wasserzuflüssen beim Stollenvortrieb zu erwarten. Nach weiteren 3 km verläßt dann der Stollen endgültig die Kalksteinschichten und damit auch das Hartgestein. Es folgen auf weiteren 4 km Mergelsteinschichten des untersten Malms, in denen nur noch einzelne Kalksteinbänke eingelagert sind. Auch diese Mergelsteinschichten sind wasserundurchlässig, weshalb hier Wasser nur auf einzelnen frischen Klüften zusitzen kann, aber kaum zu erwarten war. Vom Richtungsbruch beim Schacht Burladingen bis zum Auslauf Talheim folgen auf 9 km weiche, dunkelgraue Tonsteinschichten des Oberen Doggers, die lediglich etwa in der Mitte bei Ringingen von einer nicht zusammenhängenden Kalksteinlage durchsetzt werden. Diese laibförmigen Kalksteine sind sehr hart und enthalten sogen. Eisenoolithe (ein aus konzentrisch-schaligen oder radialfaserigen Kügelchen aufgebautes Gestein). Als Makrocephalenoolith bildet diese Schicht einen wichtigen geolog. Leithorizont, der trotz seiner geringen Mächtigkeit durch das ganze Jurageuirge verfolgt werden kann. Als zusätzlichen Aufschluß zum Studium der weichen Ton- und Mergelsteinschichten wurden 3 kurze Versuchsstollen bei Killer im Ornatenton desBraunjura, bei Hausen i.K. in den unteren Weißjuramergeln und bei Burladingen in den mittleren Weißjuramergeln aufgefahren. Wegen ihres hohen Tongehaltes und wegen der nur geringen Verfestigung zerfallen diese Gesteine an der Oberfläche unter dem Witterungseinfluß sehr rasch und sind dann nicht mehr vergleichbar mit ihrer Beschaffenheit im tieferen Untergrund. In diesen Untersuchungsstollen konnten mechanische Messungen über das Verhalten eines Stollens in diesen Gesteinsschichten durchgeführt werden. Wegen ihrer geringen Tiefe waren die Einflüsse durch Oberflächenwasser und Hangklüftung in diesen Stollen noch sehr stark, sodaß die Messungsergebnisse nur beschränkt für oberflächennahe Strecken des Albstollens Aussagewert hatten. Der Stollenbau 1. Das Profil Wegen den starken Wasserzuflüssen, die im Karstgeb'rge zu erwarten waren, wurde vom ursprünglichen Plan abgeraten, den Stollen mit gleichbleibendem Gefälle von Süden nach Norden aufzufahren. In diesem Fall hätte ein überraschender Karstwassereinbruch durch den wenigstens 18 km langen Stollen nach Norden abgeleitet werden müssen. Entsprechende technische Veränderungen ern " glichten die Ausführung des Stollens als Dachprofil, dessen Scheitelpunkt in der Schachtfußkaverne Freudenweiler liegt. Nach diesem Plan wird der Stollen von Süden durch den verkarsteten Massenkalk und den Hohenzollerngraben bis Freudenweiler mit einer Steigung von o,7 °/oo und von Norden (Talheim) bis zum selben Punkt ebenfalls mit einer Steigung von 1 °/oo aufgefahren. Auf diese Weise werden auch die wasserwirtschaftlichen Forderungen nach Wahrung der bestehenden Abflußverhältnisse erfüllt: Die der Laudiert bzw. der Donau zufließenden Karstwasser bleiben diesem Flußsystem erhalten. 2. Die Schächte Wegen der hohen Überdeckung über der gesamten Stollentrasse konnten zusätzliche Vortriebsmöglichkeiten nur durch den Bau von senkrechten Schächten gewonnen werden. Aus karsthydrologischen Gründen wurde der 1. Schacht (Harthausen) an den Südrand des Hohenzollerngrabens — etwa in der Mitte der verkarsteten Massenkalkstrecke — gelegt. Er sollte als erster abgeteuft werden, um Aufschlüsse über die Menge des zusitzenden Wassers im Niveau unter dem Karstwasserspiegel zu erhalten. Der 2. Schacht (Freudenweiler) wurde am Nordrand des Hohenzollerngrabens und zugleich am Scheitelpunkt des Dachpiofils vorgesehen. Wegen des Neigungsunterschieds zwischen südlicher u. nördlicher Stollenstrecke ist er auch künftig für den Betrieb des Albstollens von Bedeutung. Der letzte Schacht wurde am Richtungsbruch bei Burladingen angelegt. Diese Stelle bot sich wegen des Taleinschnitts und der daraus folgenden geringen Mächtigkeit des Deckgebirges an. Außerdem durchschneidet der Stollen dort die Weißjura-Braunjuragrenze, d. h. die weichen Doggertongesteme werden nach Süden von härteren Mergelsteinschichten mit Kalksteinbänken abgeiöst. 3. Die Auffahrungsmethoden Aus der Lange und der Gesteinsbeschaffenb.;it der einzelnen Stollenabschnitte in den verschiedenen Jurastufen ergaben sich die Möglichkeiten für den wirtschaftlichen Einsatz von Stollenfräs- und -bohrmaschinen bezüglich Modell und Fabrikat. Besonders geeignet für eine derartig moderne Auffahrungsmechode erschienen die wasserfreien, weichen und ziemlich homogenen Ton- und Mergelgesteine des Oberen Doggers und des Unteren Malms im Nordabschmtr. Außerdem zeigten die Voruntersuchungen, daß die Stollenabschnitte in diesen Schichten besonders lang werden. Dagegen mußte im Weißjura-Massenkalk wegen der Verkarstung emsch iel den vom Ei lsatz von Vortriebsmaschinen abgeraten werden, da ein wechselhaftes, lehmdurchsetztes Gebirge, das außerdem noch große Mengen von Karstwasser führt, dieser Vortriebsmethode fast unüberwindliche technische Schwierigkeiten entgegengesetzt. Entsprechend den Voruntersuchungen konnte die maschinelle Auffahrung für die Strecken von Talheim bis Burladingen und unter günstigen Gebirgsbe^ingungen bis Freudenweiler vorgesehen werden. Zwischen Freudenweiler und Einlauf Büttnau ist auf jpien Fall die herkömmliche Sprengmethode entschieden vorzuziehen, da bei ihr eine rasche Umstellung von Vortriebs- auf Sicherungsarbeiten leicht möglich ist, wenn schlechte Gebirgszonen oder Wassereinbrüche dies notwendig machen. 4. Die Ausbaumethoden Auch für die Ausbaumethoden waren die Voruntersuchungen von Bedeutung. In den Strecken mit dichtem Ton- und Mergelgestein ist es ausreichend, wenn das 2,8 m hohe Ausbruchsprofil lediglich mit einem etwa 20 cm starken Schalbeton ausgekleidet wird. Im Karstbereich muß dagegen die Betonröhre gegen das Eindringen von Karstwasser oder gegen ein Entweichen von aufbereitetem Trinkwasser abgedichtet werden. Diesem Zweck soll auf der Strecke zwischen der Büttnau und Harthausen eine mehrere mm dicke Plastikfolie dienen, während auf der Strecke durch den Hohenzollerngraben diese Aufgabe ein elastisch gebettetes Panzerrohr übernimmt. Dieser Ausbau ist in der Lage, tektonisch bedingte Scherbewegungen des Gebirges bis zu einem Verschiebungsbetrag von 1 cm bruchlos aufzunehmen. T. Die Gefährdung durch Erdbebentätigkeit Die Beobachtungen der seismischen Aktivität auf der Zollernalb in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, daß die alten Störungszonen am Hohenzollerngraben in jüngster Zeit nicht mehr aktiv waren. Feinnivellements vor und nach dem Beben von 1911 über die Grabenzone hinweg zeigten keine Differenzen, die auf 1 s zur Oberfläche wirksame Verschiebungen in der Erdkruste hinwiesen. Aus diesem Grund erscheint die Querung des Hohenzollerngrabens durch eine gepanzerte Leitung ohne besonderes Kisiko. Bekanntlich ¿ind unterirdische Bauwerke für Beschädigungen durch Erdbebenerschütterungen weniger anfal' : g als Bauwerke oder auch Leitungen an der Oberfläche. Resonanzbedingte Aufschaukelungen n Lockergesteinen und große Bodenklassenunterschiede Westliche Variante Endgültig vorgeschlagene Trasse 70 km 9 im Baugrund — z. B. Sprengfels neben tonigem Lehm — führen bei Erschütterungen zu so verschiedenen Beanspruchungen, daß erhebliche Beschädigungen der Bauwerke oder Rohrleitungen auftreten können. Es empfiehlt sich, gerade in Erdbebengebieten Rohrleitungen mit großem Durchmesser durch Stollen zu verlegen, da dies die beste Sicherung gegen seismisch bedingte Beschädigungen darstellt. 6. Das Karstwasser Als weiteres Ergebnis der Aufschlußbohrungen konnte dargelegt werden, daß sich der Spiegel des ruhenden Karstwassers nach Südosten absenkt. Bezogen auf die benachbarten Vorfluter Büttnau, Laudiert und Fehla konnte aus den Wasserständen in den Pegelbohrungen geschlossen werden, daß beim Stollenvortrieb von Süden nach Norden auf dem ersten km der Karstwasserspiegel angefahren und auf dem zweiten km unterfahren werden dürfte. Nach Norden steigt er dann bis auf 40 m über die Stollenachse an. Das bedeutet, daß auf der Stollenstrecke im Karstgebirge im ungünstigsten Fall Wasser mit einem Druck von etwa 3 atü zusitzen kann. Andererseits war den Bohrkernen (siehe Abb. 2) zu entnehmen, daß in tieferen Zonen — etwa 20 m unter dem Karstwasserspiegel — das Kalksteingebirge nur gering angelöst und mit wasserführenden Klüften oder Gerinnen durchsetzt ist. Dies bestärkte die Hoffnung, daß dort trotz des höheren hydrostatischen Drucks im tieferen Massenkalkgebirge keine katastrophale Beeinträchtigung des Vortriebs durch lokale und mengenmäßig hohe Wasserzuflüsse zu erwarten ist. Allein aufgrund der Kernbohrungen konnten keine Aussagen über die Quantität der zu erwartenden Wasserzuflüsse gemacht werden. Diese Bohrungen hatten nur einen Durchmesser von 100 mm; das ist zu eng, um einen Pumpversuch durchzuführen, der Rückschlüsse auf die gewinnbaren Wassermengen zuläßt. Auch die Schüttungsmengen der benachbarten Karstquellen lassen sich nicht ohne weiteres mit den Zuflüssen im Stollen vergleichen, denn erstens sind die Durchmesser der Karstgerinne, die zu den Quellen führen, unbekannt, aber sicher geringer als die Stollenröhre, und zweitens als jahrhundertealte Wasserwege sehr leistungsfähig. Im Gegensatz dazu ist die Stollenröhre nur eine kurzfristig wirksame Drainage, die nach dem Ausbau wieder völlig dicht sein muß. Ihr Durchmesser ist aber um ein Vielfaches größer als der natürlicher Karstgerinne. Überschlägig konnte nur geschätzt werden, daß auf der 7 km langen Karststrecke sicher mit mehreren 100 1/sec. an Wasserzuflüssen gerechnet werden muß. Außerdem sind sie auch — wie die Karstquellen — jahreszeitlich bed: gten Schüttungsschwankungen unterworfen. Ob allerdings die Relationen dieser Schwankungen gleich sind wie bei den Karstquellen (1/10 — 1/20) konnte nidit vorausgesagt werden. Nach dem Abteufen wurden die Aufschlußbohrungen verrohrt und an der Basis mit einem Filter versehen. Die Bodenseewasserversorgung wurde verpflichtet, einen Meßdienst einzurichten, durch den wöchentlich die Wasserstände in den Bohrpegeln und die Schüttungsmengen der durch die Stollenauffahrung gefährdeten Quellen gemessen werden. Auch einige Quellen außerhalb des Einflußbereiches des Albstollens werden zum Vergleich gemessen, damit im Fall der Schädigung einer Quelle Vergleichsdiagramme von unbeeinflußten vorliegen. Zusätzlich werden die Niederschlagsmessungen der Wetterwarten Harthausen, Veringenstadt und Burladingen festgehalten und auf Diagramme aufgetragen. Aufgrund dieser Unterlagen kann die Höhe des Wasserverlustes einer Quelle abgeschätzt werden, falls eine Schädigung durch den Stollenbau auftritt. Dieser Meßdienst wird über die gesamte Planungs- und Bauzeit des Albstollens durchgeführt und kann künftig als einzigartige Unterlage bei der Untersuchung karsthydrologischer Fragen dienen. Zur Sicherung der Wasserversorgung der Zollernalbgruppe installierte die Bodenseewasserversorgung eine ständig einsatzfähige Notversorgung, falls die Wasserspende der Gallusquelle infolge des Stollenvortriebs unter die Mindestspende von 130 1/sec. absinken sollte. Inzwischen hat sich am Albstollen schon allerhand getan. Heute sind von der gesamten Stollenlänge mehr als 20 km aufgefahren und man wird mit Recht fragen: Sind die geologischen Voraussagen auch alle eingetroffen? — Prinzipiell ist diese Frage mit ja zu beantworten. Dabei muß man berücksichtigen, daß auf größeren Stollenstrecken keine Untersuchungsbohrungen niedergebracht wurden, und deshalb in diesen Gebieten kleinere Veränderungen gegenüber den Erwartungen eingetroffen sind. Trotz aller Untersuchungen bleibt der Vortrieb ins Berginnere immer ein Vorstoß in unbekanntes Neuland. RUDOLF SEIGEL Die Herrschaft Achberg im 18. Jahrhundert Seit dem 1. Januar 1969 gehört die Sigmaringer Kreisgemeinde Achberg zum Kreis Wangen. Zweifellos hat man sich im Wangener Landratsamt inzwischen einen Überblick verschafft über die Verhältnisse in der neuen Kreisgemeinde. Bereits zu Beginn der Herrschaft des Deutschen Ordens in Achberg wurde zu Verwaltungszwecken ein Überblick angefertigt. Er ist zwar noch weit entfernt von der modernen Statistik, aber — inzwischen zur Geschichtsquelle geworden — zeigt er uns die Verhältnisse in der Herrschaft Achberg am Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Deutsche Orden hatte Achberg 1691 erworben. Mittelpunkt und Sitz der Herrschaft war die über der Argen erbaute Burg Achberg, nach der sich ihre ersten geschichtlich nachweisbaren Herren, die Herren von Achberg, nannten. Sie treten am Ende des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf. Erst 1335 wird 10 Achberg wieder erwähnt, als es von den Truchsessen von Waldburg an die Herren von W olpertshausen übergeht. Hans von Wolpertshausen trug 1352 die Herrschaft Achberg dem Haus Österreich zu Lehen auf, und von da an blieb Achberg bis 1806 österreichisches Lehen. Schon 1366 ging die Herrschaft an die vorarlbergische Familie Öder und von dieser durch Heirat einer Erbtochter 1412 an die Herren von Königsegg zu Königseggerberg, die die Herrschaft über ein Jahrhundert lang besaßen. Hans Dionysius, der Letzte des Geschlechts von Königsegg zu Königseggerberg, gab 1530 das Lehen an Österreich zurück; sein Schwiegersohn, Hans Ulrich von Surgenstein, wurde noch im gleichen Jahr von Erzherzog Ferdinand mit der Herrschaft Achberg belehnt. 1691 verkaufte Johann Franz von Sürgenstein die Herrschaft Achberg an den Deutschen Orden, der im Jahre 1700 von den Grafen von Montfort auch die hohe Gerichtsbarkeit, Forst- und Geleitsrecht über die Herrschaft Achberg erwarb. Über hundert Jahre lang war dann der Deutsche Orden Herr über Achberg, das dem Landkomtur der Bailei Elsaß-Burgund in Altshausen unterstand. Nach dem Preßburger Frieden (1805) nahm zunächst Bayern von Achberg Besitz. Doch bei der Bildung des Rheinbundes (1806) wurde die Herrschaft dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zugesprochen. Die Herrschaft bildete weiterhin einen eigenen Verwaltungsbezirk als Obervogteiamt Achberg, das in preußischer Zeit (1854) zum Oberamt Sigmaringen kam. Am 1. Januar 1969 endigte die nun 162jährige Zugehörigkeit Achbergs zu Hohenzollern} Die archivalischen Quellen zur Geschichte Achbergs sind in Sigmaringen, Ludwigsburg und Altshausen überliefert. Der umfangreichste Bestand befindet sich im Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchiv in Sigmaringen. Einen großen Teil dieses Bestandes nehmen die Lehenakten und -urkunden und die Rechnungen ein, die wichtiges Material zur Verwaltungs- und Sozialgeschichte enthalten. Das Staatsarchiv Sigmaringen besitzt gleichfalls einen Bestand Herrschaft Achberg, in dem vor allem die Urkunden über die landesherrlichen Rechte enthalten sind. Die Uberlieferung, die beim Deutschen Orden, Achbergs Landesherr im 18. Jahrhundert, entstanden ist, befindet sich an zwei Stellen: Das Staatsarchiv Ludwigsburg besitzt die Bestände Deutschordensballei Elsaß - Schwaben - Burgund und Deutschordenskommende Altshausen. Ein kleinerer Bestand Kommende Altshausen liegt im Archiv des Hauses Württemberg in Altshausen; er enthält die besonders wichtigen Protokolle der Kommende (Konferenzprotokolle), die von 1666 bis 1806 reichen.2 Für die Geschichte Achbergs im 19. Jahrhundert befindet sich die Überlieferung wohl ziemlich geschlossen in Sigmaringen: Bestände Obervogteiamt Achberg und Oberamt Sigmaringen m Staatsarchiv, Bestände Rentamt und Oberförsterei Achberg im Fürstlichen Archiv. Die im Manuskript 8 Seiten umfassende Beschreibung der Herrschaft Achberg liegt im Bestand Herrschaft Schloß Adlberg um das J a h r 1824. Zeichnung v. R. Wiedmann (Fürstl. Sammlungen Achberg des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchivs.3 Wie man schon aus der Gliederung erkennt, hat sich der ungenannte Verfasser (vermutlich war es der damalige Achberger Obervogt) bemüht, den topographischen, rechtlichen, kirchlichen und wirtschaftlichen Zustand der Herrschaft übersichtlich darzustellen. Kurze beschreibung über die herrschaft Achberg de anno 1708 Situation Das schloss und herrschaft ist anno 1693 von herrn Landkommenthurn von Baden 4 ) an den hohen orden erkauft, ganz neu auferpaut und nach und nach die aigentumbliche verschuldete güter samenthaft, ausser etlichen an das Gottesfhaus] Langnau 5 gehörigen, mithin dan lösung der hierauf gelegenen starken sdiuldposten kauflich an sich gebracht worden; hat hohe, nidere, forstliche und glaitliche obrigkeit von einem kleineu bezürch,stost an das Algewer vorgebürg, gränzt rings umb an das hochgräfliJie haus von Montforth, 2 stund von der stat Lindaw am Boodensee und so vil auf Wangen. Kürchen In disem schloss ist ein Capellen von denen Freiherren von Königpergg 6 fundiert, so mit satsamben paramentin wohlversechen; deren capitalien seünd zerstrait, ohngewüss; tragen jährlich 45 fl züns, welche dem negst anligenden herrn gaistlichen zue Sibertschweiler zue seinem bessern unterhalt überlassen und deswegen wöchentlich zue lesung einer heiligen mess hierinen obligat ist. In der herrschaft seünd 2 Kürchel, das eine zue Sibertschweiler und das andere zue Essertschweiler, jedes mit einem gaistlichen, ehrlichen 7 paramentin und ornat versehen. Hauss Das auf einem bergel stehende schloss bestehet in einem schönen neuaufgefüehrten gepeu, unterschidlichen zim- Sigmaringen). 11 mern, kornschüttinen und zwei kellern, ringsumb mir einem tobel und bergen umbgeben. In dem inneren hof ist ein neuauferpautes ambtshaus, in dem äusseren aber ein dergleichen sennhaus, scheuren und Stallungen für s. v. 8 vich und pferd, sodann waschkuchl, züegelhüeten, brenn- und kalchofen, darin in dem ersteren an unterschidlichen materialien bei 9 000 stück in dem anderen aber 50 fässle 9 kalch mögen gebrannt werden. Ausser des anderen hofs stehet ein wohlerpaute seegen und schleifmühl, so dermalen der Schmidt gegen erlag jährlichen 7 fl züns im bestand. Weiler und höf, sambt hoche und niderer 'Jurisdiction Zue dem schloss Achberg gehören folgende Weiler: Sibertschweiler, Essertschweiler, Pechtenschweiler, Dobentschweiler, Liebenweiler, Isigitweiler, Gundtertweiler, Regnitz, Dutznaw, Bündt, Bahlings mit aliglicher jurisdiction. Item drei einschücntige10) höf Bufflings, Engelitz und Reuthi, deren ersteren beede ertrag zue des pfarrers zue Essertschweiler competenz, der letztere aber gnediger herrschaft sambt alliglicher jurisdiction gehören, alles in einem bezürch. Ausser der herrschaft seünd 3 zue dem schloss Achberg gehörige höf zue Sachsenweiler **. zwei zue Reterschen 12 und einer zue Feüermos 13 unter dem haus Montfort ligend, wohin dem besizer rr t gebott und verbott obligat. Die erträgligkait von allen disen güetern ist an bestendigen geltzünsen 874 fl 18 xr 4 h kernen 5 Viertel 1 Viertele veesen 98 Scheffel 4 Viertel 3 Imi 3 Viertele haber 155 Scheffel 2 Imi kuchelgefäll: hennen 84, hiener 226, aier 2 601 Obiges quantum aber ist das L.ndawer und zwar kl^iniste mess. L .„' ohnbeständige gefäll gehn sehr unterschldlich zue 3, 4 und fünfhundert auch mehr und weniger. Zue dem schloss gehört ein feldpau, der dermalen einem beständer gegen 300 fl jährlichen zünses verliehen; diser ist gleich alle güeter in der herrschaft rauch, müehesamb und kostbar zue pauen; mögent hirrauf gewüntert und gesommeret 14 werden bis . . . 1 5 stück unterschidliches s. v. vichs, 4 pfert und so vihl s. v. schwein. Waldung und Jägerei befünden sich in tannen und etwas so derzeit noch nicht durchgehends rer teil jungholz und deswegen warinnen das völlige jagen und das schloss Achberg hat. weniger buechwälder, ausgemarkt, ist mehan pauholz mangel; alligliche jurisdiction Gross- und kleinzechend Die zechenden werden denen herren gaistlichen zue der competenz zue ihrem besseren unterhalt überlassen. Jus patronatus Dergleichen -jus hat die herrschaft zue Sibert- und Essertschweiler. Weinertrag Einen rebgarten zue Retterschen am Boodensee ' 2 2 stund von hier und einen zue Marckdorf; der erstere gibt 6, 12 bis 16 fueder der andere aber IV2 fueder nachdem die jahrgäng seünd; deren pauerlohn aber ist costpar. Steuer Ist collectabel zue der reichsritterschaft Algew und Boodensee vierteis; würt nach dem rosspau verlegt und solche ohne entgeh gnediger herrschaft sondern denen leibaignen Untertanen abgestattet. 16 Die von ihnen besazende güeter seünd, ausser wenigen dem gotteshaus Langen 17 gehörigen höfen, dem haus und nicht denen Untertanen aigentumblich; müessen solche in allem gepeu und anderen ehren unterhalten und auf des manns absterben gegen gewüss ehrschatz auf lieb und lebenlang empfangen werden; geben auch auf jeder beeder ehegemächts abschaiden den besten fal, als vom mann das beste pfert und vom weib die beste kue. Activschulden Dermalen befünden sich an dergleichen schulden bei 2 687 fl 30 xr. Ertragen jährlich zue ganz und halben zünsen 129 fl 22 xr 4 h. Passivschulden seünd keine vorhanden. Bestendige ausgaben seünd erstlich eines beambten, unterbedienten und jägers so sich ohngefähr belaufen an gelt 181 fl 50 xr 4 h veesen 31 Scheffel 1 Viertel haber 50 Scheffel 2 Viertel 2 Viertele roggen 8 Malter, kernen 6 Malter, gersten 3 Malter, Zue unterhalt der gepeu und andere nötige tag- und fuehrwerk Dise gehen gar unterschidlich; und weilen der hof verliehen, kommen solche auf 5, 6 und 7 hundert gülden. Wan aber die herrschaft solch selbsten anpaut, über die helfte mehr. Dahero weilen die fruetus der ausgaab nicht zuekommen mögen, ist man solichen zue verleihen bemüessiget worden. Anmerkungen 1 V e r g l . Friedrich Eisele, D i e e h e m a l i g e H e r r s c h a f t u n d jetzige E x k l a v e Ä i h b e r g , S c h r i f t e n des V e r e i n s f ü r Geschichte des B o densees u n d seiner U m g e b u n g 50, 1922, S. 9 8 — 1 3 9 u n d D e r K r e i s S i g m a r i n g e n , A a l e n - S t u t t g a r t 1963, S. 93 f. 2 Freundliche M i t t e i l u n g v o n F r ä u l e i n Staatsarchivassessoriii D r . M a r g a r e t e Reichenmiller, S t u t t g a r t , die m i t d e r N e u o r d n u n g des A l t s h a u s e n e r B e s t a n d e s b e a u f t r a g t ist. 3 S i g n a t u r : 75,22 — D i e Schreibweise des hier wörtlich wiedergegeDenen T e x t e s w u r d e , so w e i t es möglich u n d zulässig w a r , m o d e r n e r Schreibweise a n g e p a ß t u n t e r A n w e n d u n g d e r „ R i c h t l i n i e n f ü r die ä u ß e r e T e x t g e s t a l t u n g bei H e r a u s g a b e v o n Q u e l l e n z u r n e u e r e n deutschen Geschichte" ( B l ä t t e r f ü r deutsche L a n d e s g e s c h i d i t e 102, 1966, S. Mühlinen Ohnweit dem dörfel Sibertschweiler befündet sich ein schupflehenmühl; gibt jährlich 36 fl züns, so aber unter die bestendige güeter gerechnet. Fischenz In der herrschaft ligen zechen grosse und kleine Weiher wie auch 2 fischgruben, warunder zwei laichweiher seünd, deren besatzung ist mehrentail von 2, 4, 6 und des grösten von 1 600 stück, welche von drei zue drei jähren alternatim gefischt werden. Flüessend wasser ist die an dem schloss vorbeilüessende Argen, tragt mehrentails barnen, forellen und aschen. 12 1 — 10). — D a s M a n u s k r i p t u m f a ß t 3 D o p p e l b l ä t t e r ( = 12 Seiten). D e r T e x t u m f a ß t S. 1—8, S. 9 — 1 1 sind leer, S. 12 t r ä g t d e n V e r m e r k : „ P r a e s e n s s t a t u s d e r h e r r s c h a f t A d l b e r g " . D i e B l ä t t e r sind in d e r M i t t e g e f a l t e t , auf d e r l i n k e n S e i t e n h ä l f t e stehen die Z w i s c h e n ü b e r s c h r i f t e n , rechts d e r H a u p t t e x t . A b k ü r z u n g e n : fl = G u l d e n , x r = K r e u z e r , h = H e l l e r . ' D e r V e r k a u f an den Deutschen O r d e n erfolgte am 11. Mai 1691. Wegen der Einsprüche von Mitgliedern der Familie der Fieiherren von Sürgenstein zog sich das I n k r a f t t r e t e n des Vertrags bis zum J a h r 1693 hin. A m 3. M ä r z 1693 w u r d e der endgültige Vertragsbrief ausgestellt; die Achbergischen U n t e r t a n e n h a t t e n bereits am 26. Februar 1693 dem neuen Landesherren gehuldigt, dem L a n d k o m t u r F r a n z Benedikt von Baden (Eisele, S. 110). — F r a n z Benedikt von Baden e n t s t a m m t einem urspr. zähringischen M i nisterialengeschlecht, das im E l s a ß und Breisgau begütert w a r . V e r g l . / . Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechter buch, 1. Bd., Heidelberg 1898, S. 27—31. 5 Kloster L a n g n a u (Gem. O b e r l a n g n a u , K r . T e t t n a n g ) 1122—1389 B e n e d i k t i n e r p r i o r a t , 1404—1786/87 P a u l i n e r p r i o r a t (Grablege der G r a f e n von M o n t f o r t ) . Z u m Besitz des Klosters in der H e r r s c h a f t Achberg vergl. Eisele, S. 113. 0 Diese Angabe bezieht sich w o h l auf die N e u d o t i e r u n g der Schloßkaplanei durch J o h a n n Dionysius von Königsegg 1542 {Eisele, S. 128). P a t r o n ist der hl. O n u p h r i u s (Vergl. Edmund Bercker, Die Kirchen-, K a p e l l e n - und A l t a r p a t r o n z i n i e n im Kreis Sigmaringen, Sigmaringen 1967, S. 27. Arbeiten zur Landeskunde H o henzollerns 6). JOHANNES 7 „ehrlich" hier im Sinne v o n „ordentlich". 8 „s. v . " = sit venia (Verzeihung! M i t Verlaub!) 9 Der gebrannte K a l k w u r d e in Fässer gefüllt. 10 „einschüchtig" — einzeln stehend. Fischer, Schwäbisches W ö r t e r buch, B d . 2, Sp. 638. Z u r Vereinödung in der H e r r s c h a f t Achberg vergl. Eisele, & 133. 11 Sackweiher, G e m . Neukirch, K r . T e t t n a n g . 12 Retterschen, Gem. K r e ß b r o n n , K r . Tettnang. 13 Feurenmoos, Gem. T e t t n a n g . 14 „ w i n t e r n " , „sommern" — F ü t t e r u n g des Viehs im W i n t e r und im Sommer. 15 Die A n z a h l ist nicht angegeben. Sie w a r dem Schreiber wohl nidit b e k a n n t u n d w u r d e später vergessen einzusetzen. 16 Besitzungen, die — w i e Adlberg — einmal zur Reichsritterschaft gehört h a t t e n , m u ß t e n auch nach ihrem Übergang an einen Reichsstand im reichsritterschaftlichen Steuerverband verbleiben. Die Veranlagung nach dem R o ß b a u beruht auf der Bewertung der Achbergischen H ö f e als 4, 3, 2, 1, l V z , und lV4-rossigen G ü t e r n . I n h a b e r von 4-rossigen H ö f e n d u r f t e n 4 P f e r d e auf die Gemeindeweide treiben usf. Vergl. dazu Eisele, S. 126 f , 134. 17 L a n g n a u , s. Anm. 5. WANNENMACHER Ein Rangendinger Auswanderer schreibt zu Neujahr 1854 aus den USA an seine Mutter und Geschwister in Rangendingen Theodor Hang, ein Sohn des 1849 gestorbenen Seraphin Hang, der 10 Kinder hatte, wanderte 1852 — im Alter von 21 Jahren — mit noch mehreren Bürgerssöhnen nach den USA aus. In einem Brief zu Neujahr 1854 schrieb er an seine Mutter und Geschwister in der Heimat. Das Schreiben zeigt nicht nur die große Anhänglichkeit des Theodor Haug an seine nächsten Angehörigen in Rangendingen, sondern gibt zugleich interessante Einblicke in die damaligen Verhältnisse unserer Auswanderer und die wirtschaftlichen Zustände und Möglichkeiten in Arne: ka. — Der Inhalt des Briefes sei nach unserer heutigen Rechtschreibung — wie folgt — wiedergegeben. Dunganaon, den 28. Nov. 1853 Vielgeliebte Mutter und Geschwister! Euer letztes an mich übersendetes Schreiben traf mich gesund und wohl, in gutem Fortkommen und fröhlichen Mutes an. Aber noch freudiger machte es mich, als ich aus dem Inhalt Eures Briefes vernahm, daß Ihr auch alle gesund und wohl und im Frieden beieinander lebet und daß mein an Euch übersendetes Geld bei Euch angelangt ist, was ja mein innigster Wunsch gewesen ist, sobald ich die Gelegenheit bekommen habe, Euch mit ein paar Gulden zu erfreuen. Euren letzten Brief bekam ich anfangs September, was ich gleich des Valentins Buben1 zu wissen gemacht habe. In meinem letzten Brief habe ich Euch zu wissen gemacht, daß ich nicht mehr bei den Bauern arbeite, sondern bei einem Küfer in die Lehre getreten bin. Ich hätte sollen ein Jahr bleiben, was aber nicht geschehen ist, denn mein Lehrmeister hat alles verkauft und ist zu seinem Vater gezogen, und ich bin nur acht Monate bei ihm gewesen, und in selbiger Zeit hatte ich soviel gelernt, daß ich meinem Handwerk beistehen kann, daß ich mich wirklich durchbringen kann, so gut, als wenn ich meine Lehrzeit oder noch mehr ausgehalten hätte. Am selbigen Platz hat es mir sehr gut gefallen, auch mit Kost, Wasch und Flick, auch hatte ich viel Freiheit gehabt, aber immer hab ich müssen strenge arbeiten, was mir aber nicht leidig war, denn wenn man gesund ist, kann man auch hart arbeiten. Wir sind gut miteinander übereins gekommen jederzeit, und er hat mir, als ich von ihm fort bin, meinen mir zugehörigen Lohn richtig gegeben. Nun bin ich dann zu einem anderen Küfer gegangen im selbigen Städtlein, wo jetzt nun ein Lehrjunge bei mir arbeitet, und dieser Platz gefällt mir sehr gut. Ich arbeite wirklich beim Stück (In Akkord — der Verf.), wo ich mich bei einer nicht so schweren und strengen Arbeit bald im Monat auf 10 bis 12 Thaler freies Geld kann arbeiten. Ich arbeite an Mehlfässern, wo ich im Durchschnitt sechs Mehlfässer an einem Tag machen kann, ein Stück zu 15 Cent, wo ich mich aber dann auf eigene Kost verpflegen muß. Die Kost gibt mir der Meister, welche kostet in der Woche einen Thaler und 50 Cent, wo ich auch sehr gute Verpflegung und ein gutes Bett zum Schlafen habe. Die Wasch tut mir meine Meisterin versorgen und kostet sechs bis zehn Cent ein Hemd, wovon ich zwei Hemder die Woche hindurch brauche, denn auf ein schön gewaschenes Hemd wird mehr hingesehen als auf die anderen Kleider, und von dem vielen Waschen sind sie auch bald zerrissen, denn ich hatte seit dem Monat Mai schon sechs neue Hemder gekauft, auch die übrigen Kleider, die ich in dieses Land mitgebracht habe, sind schon alle zerrissen, denn alle Kleider, die über die See kommen, zersticken und sind in diesem Lande auch gar nicht Mode, kein einziges Stück, am häßlichsten sind noch die Stiefel und Schuhe. Da ich wohl denke, daß Ihr auch wissen wollt, wieviel die Kleider hier kosten, so will ich Euch ein wenig kurz darüber schreiben: ein Paar Stiefel, Werktagsstiefel für midi kostet 3Vi Thaler, ein schönes Sonntagspaar kostet mich 4 V2 bis 5 Thaler. Ein mittlerer Rock für Sonntag kostet bald 7 bis 9 Thaler und Hosen das Paar zu 4 bis 5 Thaler. Eine Werktagshose kostet mich bald 1 und einen halben Thaler, ein Hemd 75 Cent, ein schönes Sonntagshemd IV2 Thaler. Weil ich nun so weit von Euch fort bin, und ich weiß, daß Ihr sehr viel an mich denkt und Euch bekümmert, es möchte mir übel ergehen, so ersuche ich Euch — und besonders die Mutter — mich mit Kümmernissen aus den Gedanken zu lassen, denn wenn ich gesund bin so ist es mir wöhler, als bei Euch der Reiche ist, denn was man dort verdient, muß man ja das meiste den hungrigen Herren geben, was bei mir nicht der Fall ist, denn was ich verdiene und nicht brauche, das ist alles ir> meinem Sacke. Und Euch verlassen hätte ich jedenfalf auch müssen, denn ich wäre vielleicht in dieser Zeit eii. 13 hungriger Mußpreußen-Soldat geworden, und ich hätte dann mehr Peinen auszustehen gehabt, als ich denn wirklich habe, denn ich bin frei von allem, wenn ich treu handle und arbeite, so gewinnen mich die Leute lieber als im Sklavenland. Und in dieser Zeit hatte ich mehr Gelegenheit zur Kurzweil, denn die englische Sprache ist mir ein wenig bekannt, soviel, daß ich mit meinem Englischen ausmachen kann, was mir notwendig ist, und gefällt es mir nicht an diesem Platze, so gehe ich an einen anderen, denn überall kann man Arbeit bekommen, wenn man bekannt ist. Denkt nun nicht, ich würde mich nicht gut verpflegen, weil ich die Kost selber bezahlen muß. Auch wenn ich sonst etwas bedürftig bin und dies von meinem Meister oder seiner Frau verlange, so haben sie mir schon oft etwas unentgeltlich getan, und sollte ich auf das Krankenlager kommen, so hatten sie mir versprochen, mich so gut zu pflegen, wie mir nötig sei — und wo ich auch wohl denke, sie Werdens tun. Und nun naht sich das zweite Neujahr, welches ich nicht in Eurer Mitte zubringen kann, wo ich Euch jetzt auf dieses Jahr wünsche ein glückliches, freuden- reiches, friedliches und gesundes Jahr und wünsche, was ich mir selber wünsche und hoffe, wir werden noch viele Neujahr erleben und daß wir uns in diesem Leben einmal wiedersehen werden, und die Mutter soll sich in Hoffnung setzen, denn solange man hofft, so ist es auch noch nicht ganz verloren. Auch weil Ihr mir so dankbar gewesen seid für mein Euch zugesendetes Geld, so danke ich Euch für die Dankbarkeit, denn ich hatte es Euch zugesendet für die Mühe, die Ihr mir erwiesen habt, als ich mich zugerichtet habe, als ich von Euch fort ging. Ich schließe mein Schreiben mit vielen herzlichen Neujahrswünschen an Euch, an Mutter, Geschwister und alle insgesamt. Auch mein Meister und die Meisterin lassen Euch grüßen und ebenso meine Kameraden. Ich verbleibe Euer treuer Theodor Haug. Anschrift: Theodor Haug, Dunganaon — Columbiana — State of Ohio — A n m e r k u n g : 1 Valentin Dieringer beim Adler w a r der letzte Veteran aus den Kriegen mit N a p o l e o n I. Er ist im Alter von 96 J a h r e n 1887 gestorben. Vier seiner Söhne sind in die U S A ausgewandert. JOH. ADAM KRAUS Gewässernamen Wohl jedem ist schon aufgefallen, daß es bei uns und anderwärts viele Bäche gibt, die Aach (Ah) heißen oder auf -ach (-a) endigen. Es sei nur an die Ablach, Ostrach, Seckach, Eyach, Fehla erinnert oder an die Zwiefalter Aach und die Aach im Hegau. Selbst die Laudiert hieß ursprünglich Loucha, die Starzel Starzila und die Schmeie Schmiecha. Diese Ach-Namen sind schon sehr alt, denn seit dem 13. Jahrhundert ist dafür die Bezeichnung „Bach" im Vormarsch. Da manchmal auch Flurnamen auf benachbartes Gelände übertragen erscheinen, darf man wohl auch den Namen Ah für den waldigen Berg zwischen Fehla und Laudiert nahe am Zusammenfluß unterhalb Hettingens als ursprünglichen Wassernamen auffassen. Der Berg wird in alten Beschreibungen umschrieben als „Birsch zwischen den Wassern", nämlich: Freipirschgebiet im Gegensatz zu einem herrschaftlichen Forst. Althochdeutsch (also vor dem Jahre 1000) hieß die Wortform aha in der Bedeutung von Wasser, Bach, Fluß, wässeriges Land (Der Name Stockach jedoch gehört wohl nicht hierher, bezeichnet vielmehr eine Stelle, wo es viele Baumstümpfe gab). Das „h" in Aha wurde bis um 1500 als „ch" gesprochen, ist demnach verwandt mit den anderen Kehllauten g, k, q. Das Wort Aha ist urverwandt mit dem lateinischen aqua Wasser, gotisch ahwa, russisch oka. (Vgl. hierzu: H H 1959, S. 12 und H H 1955, S. 5). Ein anderer Wassername begegnet uns, so merkwürdig es auch klingen mag, in dem Burgnamen Werenwag (1253 Werbinwac). Nach Michael Buck ist das althochdeutsche hwerbo gleich Wirbel, der Burgname bedeutet somit eigentlich „Wirbelgumpen" und wurde von einer Stelle in der Donau auf die Höhe hinauf übertragen. Ein Gumpen ist im Schwäbischen ein Wassertümpel. Ein Quelltopf bei Meldungen an der Laudiert heißt Waag oder schwäbisch Woog. Der Wagrain bei Burladingen zeigt allerdings keinerlei Wasser, wenigstens heute. Die Ursprungstelle eines Baches heißt Spring, Urspring oder auch Bachhaupt, daher der Ortsname Bachhaupten. Ein Wassertümpel heißt oft Lache. Ein Weiher kann mittels Fallstock oder „Stümpfel" abgelassen werden, der See dagegen als natürliche Wasseransammlung nicht. Man vergleiche hierzu das Seeheimer Tal bei Killer. Ein 14 Wassername ist auch Harrötze oder Röße, Rooße, Rausse. Die Rötze war ein Wasserloch, in dem man Flachs (alt auch Har genannt) oder Hanf durch eine Gärung mürbe machte, damit nach dem Trocknen die harten Angeln oder „Aegna" sich leicht von den Fasern lösten. In Ringingen gibt es neben der Flur Hanfgarten auch eine Harlache, später Raißle genannt, unweit einer ehemaligen Weedlache (von „waten"). Der Ort Steinhilben hat den Namen von ehemaligen Hülben oder Hillen (künstliche Teiche, vom Wort „aushihlen" = aushöhlen). Auch Bittelbronn ist ein Wassernamc, vermutlich abgeleitet von Brunnen und iat. puetus = Grube, Gumpen, Zisterne. Dazu gehört auch Buttenried — Ried mit Gumpen. Der Ort Diessen ist nach dem Tosen des Wassers benannt („Ich hört ein Wasser diessen und sach die Fische fließen"). Furten durch die Bäche heißen Furch oder Furcht oder Fara (vgl. Neu/r« = neue Furt). Die Au (vom obigen gotischen ahwa) ist ein vom Wasser umflossener Grund. Jungnau bedeutet „Junginger Au", weil hier aie Ritter von Jungingen (Killertal) neben der älteren Burg Schiltau ihre Burg bauten. Schiltau hatte im Bei :;mmungswort auf die sc lildformige Gestalt des Platzes hingewiesen. Ein (oft nur zeitweiliger) Wasserlauf kann Runs oder Rauns heißen (von rinnen), vgl. Wasserrauns bei Ringingen. Wässerwiesen heißen Brühl (alt brogil), verwandt mit dem norddeutschen „Bruch oder Sumpf' 1 . Der Federsee ist vermutlich nach den redern oder Schilfwedeln benannt, obwohl M. Buck auch in Feder ein altes Wort für Sumpf vermuten wollte Statt Moor sagt man im Oberdeutschen Moos, mit Moospflanzen bewachsenes Land (vgl. Ortsname Todtmoos). Ein Ried ist mit Schilf und Sumpfgras bewachsen, das auch Schlatt hieß. Auch Mott in Mottschieß scheint Sumpf und Schlamm zu bedeuten (mittelhochdeutsch Motter — Schlamm; Bachmuetter = Schlamm im Bachbett). Auch Soppe gehört als gleichbedeutend dazu. Auch Faule, Feilen rechnen manche zu faulem und daher stinkendem Sumpfwasser, doch ist in der Ringinger Flur Feilen (Fäulen) überhaupt kein Wasser mehr zu treffen! Man dachte daher an einen Zusammenhang mit Feld — Weideland. Bittelschieß gehört wohl zu obigem puteus = Wassergumpen und Schieß - - abschüssige Stelle. Literatur (J. A. Kraus, Gewässernamen) Michael R. Buck: Oberdeutsches Flurnamenbuch. 2. Auflage Bayreuth 1931. S. 316. Derselbe: Hohenzollernsche Ortsnamen. Mitt. Hohenz. 5 (1871) S. 87—119; 6 (1872) S. 67—99; 7 (1873) S. 1—42. W. Keinath: Württembergisches Flurnamenbüchlein. Tübingen 1926 Julius Miedel: Oberschwäbische Orts- und Flurnamen. Memmingen 1906. Josef Schnetz: Flurnamenkunde. Bayrische Heimatforschung 5 (1952) Remigius Vollmann: Flurnamensammlung. 4. Auflage München 1926. BUCHBESPRECHUNG Sagen aus dem deutschen Südwesten Franz Georg Brustgi: Sagen und Schwänke von der Schwäbischen Alb. Konstanz: Rosengarten Verlag 1966, 195 S., DM 14.50 Johannes Künzig: Schwarzwald-Sagen Düsseldorf: Eugen Diederichs Verlag, 2. Auflage o. J. (1965), 383 S., DM 19.80 Bernhard Möking: Sagen und Schwänke vom Bodensee. Konstanz: Rosgarten Verlag, 3. Auflage 1964, 199 S., DM 14.50 Max Rieple: Sagen und Schwänke vom Schwarzwald. Konstanz: Rosgarten Verlag 1965, 155 S., DM 12.50 Max R.iple: Die vergessene Rose. Die schönsten Sagen aus Baden und Württemberg. Stuttgart: Verlag Stähle & Friedel, 2. Aufl. o. J. (1961), 228 S , DM 12.80 Friedrich Heinz Schmidt—Ebhausen: Schwäbische Volkssagen. Vom Scnwarzwald zum Allgäu — vom Taubergrund zum Bodensee. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag o. J., 212 S., DM 14.80 Inzwischen ist im Rosengarten-Verlag ein weiterer Band dieser Reihe erschienen, der aber in dieser Sammelbesprechung nicht mehr berücksichtigt werden konnte: Karlheinz Schaaf: Sagen und Schwänke aus Oberschwaben. Konstanz: Rosengarten Verlag 1968, 192 S. mit Zeichnungen von Franz Josef Tripp. Ln. DM 14.50. Bis vor wenigen Menschenaltern waren Sagen wirklich noch das „Gesagte", das von Mund zu Mund Weitergetragene. Durch dauerndes Weitererzählen ständig verändert bildeten sie das Gedächtnis des Volkes. In ihnen hielt es seine großen Natureindrücke, seinen Glauben und seine historischen Erlebnisse fest und bewahrte sie durch die Jahrhunderte. Phantasie und Wirklichkeit mischten sich n ihnen in eigenartiger Weise. Die Menschen einer Landschaft erzählten sich in ihren Sagen selbst. Heute sind die Zeiten, in denen „Urgroßmütter lauschenden Kindern beim Kienspanncht oder im Schatten einer bienendurchsummten Dorflinde" neben Märchen auch Sagen aus der heimatlichen Umwelt erzählten, endgültig vorbei. Urgroßmütter haben heute anderes zu tun; ihre Funktion haben Bücher übernommen. Einige von ihnen, neuere Sagensammlungen aus Baden-Württemberg, sollen im folgenden vorgestellt werden. Max Rieple hat unter dem Titel „Die vergessene Rose" die bekanntesten und schönsten Sagen aus Südwestdeutschland gesammelt. Seine Absicht war es nicht, mit wissenschaftliche: Sorgfalt jede — auch die kleinste — Sage zusammenzutragen und sachlich wiederzugeben. Er hat vielmehr versucht, jeden Landstrich des schwäbischalemannischen und des fränkischen Gebietes von BadenWürttemberg mit einer für ihn typischen Sage zu Wort kommen zu lassen und diese in der Sprache der Gegenwart zu erzählen. Ergebnis seiner Bemühungen ist ein Buch voller abenteuerlicher dramatischer Spannung, in der sich Geschehnisse voll tragischen Ernstes, voll verschlagener Schalkhaftigkeit und heiterer Selbstverspottung abspielen, ein Werk, das seit seinem ersten Erscheinen schon fast zu einem „klassischen" Jugendbuch geworden ist. Es wird auch in der jetzt vorliegenden zweiten Auflage, die vom Autor beträchtlich vermehrt und von Horst Schönwalter packend illustriert ist, viele begeisterte junge und erwachsene Leser finden. Ebenfalls einen Querschnitt durch das Sagengut unseres Landes bietet Friedrich Heinz Schmidt-Ebhausen in seinen „Schwäbischen Volkssagen". Sein Versuch scheint aber nicht ganz geglückt (Schon der Titel ist irreführend, beinhaltet das Buch doch nicht nur schwäbische, sondern auch alemannische und fränkische Sagen, wie der Untertitel andeutet!). Schmidt-Ebhausens Absicht ist eine andere als die Rieples: Er will kein reines „Lesebuch" vorlegen wie dieser; sondern eine Sammlung von Sagen, die auch dem Fachmann von Nutzen ist. Der bunten Abfolge von Gestalten und Geschehnissen in Rieples Buch entspricht deswegen bei ihm eine Anordnung der Sagen nach Sachgruppen (etwa „Die wilde Jagd", „Riesen und Zwerge", „Wassergeister", „Verborgene Schätze", „Haus- und Feldgeister", „Hexen und Zauberer", historische und Glockensagen). Diese Gliederung der ca. 200 Sagen birgt leicht die Gefahr in ich, daß das Interesse des „normalen" Lesers bei der Lektüre von z- B. fünf — inhaltlich ähnlichen — Geschichten über Muetes Heer erlahmt, während dem Fachmann wiederum das Buch nur bedingt von Nutzen ist, da z. B. praktisch der ganze wissenschaftliche Apparat fehlt. Was die Auswahl der Sagen angeht, so stört, daß neben sehr vielen interessanten Sagen, von denen manche hier zum ersten mal gedruckt vorliegen, sich auch handlungslose „KleinstSagen" finden, die der Vollständigkeit halber für eine wissenschaftliche Arbeit sicher von Wert sind, in eine Sagensammlung für breitere Leserkreise aber nicht aufgenommen werden sollten (z. B. der 7Va Zeilen-Bericht, daß im Wald von Kusterdingen ein Mann mit nur einem Pantoffel an den Füßen erscheine, der deswegen der „Eintöffler" heiße). Auch die sprachliche Gestalt der Sagen ist i^cht ganz zufriedenstellend. Ihre Form schwankt zwischen Pathos, Versuchen ".n einer volkstümlichen Umgangssprache und der Nachahmung alten Chronikenstils. Als kompletter Mißgriff ist wohi ciie Bebilderung des Werkes zu bezeichnen; Neben 14 anscheinend ziemlich wilikürlicn ausgewählten — und vor allem viel zu klein wiedergegebenen — Ansichten von Burgen und Städten besteht sie aus 22 Holzschnitten aus Thomas Lires „Schwäbischer Chronik" (Druck v. 1486). Diese sehr schönen Schnitte stehen — trotz des Namens der Chronik — in keinerlei innerem Zusammenhang zu den erzählten Sagen (dargestellt sind z. B. ein Schottenkönig namens Lucius, der römische Kaiser Konstantin, ein Herzog Romulus von Schwaben usw.). Sehr begrüssenswert ist es, daß der Autor nicht starr an den Landesgrenzen haltgemacht hat, sondern auch Sagen aus dem bayrischen Schwaben zwischen Iiier und Lech berücksichtigt hat. Besonders ansprechend schon in der äußeren Aufmachung stellen sich die Sagen- und Schwanksammlungen des Rosgartenverlages dar. Die originellen, den Text feinfühlig - humorvoll illustrierten Federzeichnungen von 15 Franz-Josef Tripp nehmen einen gefangen, bevor man noch eine Zeile gelesen hat. Im Unterschied zu den oben genannten Büchern sind die Sammlungen des Konstanzer Verlages bestimmten Landschaften unserer Heimat gewidmet: Bernhard Möking legt eine Auswahl des Sagenund Schwankgutes vom Bodensee vor, Max Rieple trug Sagen und Schwanke aus dem Schwarzwald zusammen, Franz Georg Brustgi leistete das gleiche für die Schwäbische Alb. Bernhard Mökings Werk ist die erste Sammlung, die das volkstümliche Erzählgut der drei Uferstaaten des Bodensees zu dem von der Landschaft (und vom Menschenschlag!) her gewiesenen einheitlichen Ganzen zusammenfügt und somit eine Pionierleistung. Möking hat sein Ziel, ein „vom Stofflichen vielfältig abgetöntes Unterhaltungsbuch für gelehrte und ungelehrte Leser" zu schaffen, voll erreicht — vor allen Dingen dadurch, daß er bei der Anlage seiner Sammlung die Eigenart und Mannigfaltigkeit der Sagen gewähren ließ und statt einer wissenschaftlichen Gliederung des Stoffes in Sachgruppen die viel lebendigere örtliche Anordnung bevorzugte. Es ist seiner kritischen Textgestaltung gelungen, die ausgewählten Sagen und Schwänke der meist blechern und rührselig klingenden Form, die sie im Lauf der Zeit erhalten hatten, zu entkleiden und sie sprachlich so zu gestalten, daß — in uns heute verständlichen Worten — ihr eigentliches Wesen, ihre ganze Frische wieder zum Vorschein kommt. Eine kritische Bemerkung muß zum Schluß aber gemacht werden: Möking hat eine (allerdings „entschärfte") Version der Sage vom „Ewigen Juden" in sein Buch aufgenommen. Gehört ein mit so vielen Ressentiments beladenes, in einen so bedrückenden historischen Zusammenhang gehörendes Sujet in eine Sammlung wie die seine? Im Schwarzwald spielen Seen, Wälder und Berge, Erzgruben, Flüsse und Wege in der Sage eine besondere Rolle. In ihm hat sich die mündliche Weitergabe der Sagen bis in die Tage unserer Großväter gehalten und mit ihr auch die Kunst, den Stoff in spannender und ansprechender Weise mitzuteilen. Selbst der Humor kommt in lustigen Geschichten von Schlaubergern und Originalen zu seinem Recht. Auf diesen Grundlagen aufbauend hat Max Rieple, in etwa nach den gleichen Prinzipien wie Möking vorgehend, ein Sagenbuch voll bunten Geschehens geschaffen, das durch die Lebendigkeit und Eigenwilligkeit seiner Erzählweise gefällt. Es ist besonders die gelungene Mischung von Sagen und Schwänken, die sein Buch so liebenswert macht und diesem bestimmt einen sehr großen Leserkreis sichern wird. Franz Georg Brustgis Buch stellt die z. Zt. e ~zige Sammlung von Sagen und Schwänken aus dem Landschaftsgebiet der Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes dar. Auch Brustgi konnte natürlich aus der Fülle des Uberlieferten nur eine Auswahl treffen, die — in der Anlage ähnlich wie die Bücher von Möking und Rieple — aber einen guten Überblick aber die einzelnen Sagenmotive gibt und die verschiedenen Teile der Alb gebührend berücksichtigt (hohenzollerisches Gebiet in den Kapiteln „Südwestalb", „Donautal" und „Zolleralb"). Brustgis Methode ist es, bei der Behandlung seines Stoffes auf die ältesten schri "tlichen Quellen zurückzugehen und unter möglichster Wahrung der originalen Texte Sagen und Schwänke -n einem „volkstümlich-natürlichen" Erzählton neu zu formen, der dem heutigen Sprachgefühl entspricht. Dies ist ihm voll gelungen, so daß die ca. 170 Geschichten, die er ausgesucht hat, ein Buch voller Vielfalt der Figuren und Ereignisse ergeben, das man gefesselt in einem Zug ausliest, das aber auch dem ernst16 hafter Interessierten sehr von Nutzen sein kann. Von ganz anderer Art als die bisher besprochenen Bücher ist das Werk, das hier als letztes vorgestellt werden soll: Die 1930 erstmals erschienenen und jetzt in zweiter Auflage vorliegenden „Schwarzwald-Sagen" von Johannes Künzig haben zum Ziel eine umfassende quellenkritische Darstellung der Sagenwelt des Schwarzwaldes und der diesem vorgelagerten Landschaftsräume. In ausgedehnten Vorstudien hat Johannes Künzig das gesamte Sagenmaterial des Schwarzwaldes untersucht und in einer Auswahl des Bezeichnenden und Wesentlichen für jede wichtige Sage mindestens ein typisches Bei.^ el in seine Sammlung aufgenommen (ca. 1000 Sagen im vollen Text, etwa die doppelte Anzahl in den Anmerkungen). Künzigs Bemühung in der Behandlung seines Stoffes ist es, das „unechte Wucherwerk der romantischen Sagennacherzählungen" auszuschneiden und weiter „alles, was sich aus Volksglauben und Aberglauben älterer und jüngerer Zeit in Sagenform niedergeschlagen hat(te), mit Behutsamkeit entwicklungsgeschichtlich zu sichten und zu schichten". Er kommt so zu einer Einreihung des „Gesagten" (und früher Geglaubten) unter üie drei großen Gesichtspunkte des urtümlichen Volksglaubens, des Einflusses des Christentums und des Nachwirkens der Geschichte. Jedem dieser Abschnitte ist eine Ubersicht vorangestellt, die eine ausgezeichnete Einführung in das so nach sachlichen und historischen Gesichtspunkten angeordnete Material, insbesondere in die Fragen nach dem Ursprung, dem Zusammenhang und der Weiterbildung der Sagen und die hinter den stofflichen liegenden psychologischen Probleme, bietet. Durch ausgezeichnete Bildbeigaben illustriert, versehen mit einem ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis sowie sehr hilfreichen Anmerkungen und Exkursen und einem deta' 1 lierten Ortsverzeichnis, ist das Werk Künzigs für den Volkskundler Grundlage jeder Beschäftigung mit der Sagenwelt des Schwarzwaldes, für den Nicht-Fachmann aber — trotz aller Wandlungen in den letzten fünf Jahrzehnten — auch heute noch verläßliche Einführung rn die Eigenart des Schwarzwaldes, in das Denken, Fühlen und Empfinden seiner Bewohner. Zum Schluß sei ein BLck auf die „Zollerana" erlaubt. Sucht man in der „Vergessenen Rose" und in den Sammlungen von Schmidt-Ebhausen und Brustgi nach Stoffen aus Hohenzollern, so muß man sich mit einem sehr bescheidenen Ergebnis zufrieden geben: Alle drei Werke zusammen enthalten genau 10 Sagen aus dem „Ländle". Und dabei kann man nicht einmal alle von ihnen guten Gew.ssens Sagen heißen, ganz besonders gilt dies für die „Sage" von der Gründung des Klosters Beuron. Andere wiederum, so z. B. die Sage von der vergeblichen Belagerung des Zoller, sind Wandersagen und somit in keiner Weise für unsere Heimat typisch. Offenbart sich hier nicht ein Mangel? Wäre es nicht an der Zeit, das reiche Sagengut unserer Heimat zu sammeln und kritisch zu sichten, bevor es in Vergessenheit gerät? Ein Grundstock ist in Ludwig Eglers Büchern vorhanden („Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und Erzählungen" Sigmaringen 1861 und „Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollerischen Lande" Sigmäfiflgen 1894), in der „Hohenzollerischen Heimat" (besonders in ihren ersten Jahrgängen) und an anderen Stellen ist etliches weitere Material gesammelt, Martin Scharfe hat in seinem Aufsatz „Das He igkreuz-Mirakel von Hechingen" ( H H 15, 1965 S. 52ff) ein Beispiel für die quellenkritische Analyse einer der bekanntesten hohenzollerischen Sagen geliefert. Könnte man hier nicht weiterarbeiten? Freiburgl Breisgau Roswitha und Werner Huberte H Ö H ENZOLLERISCHE 4P 382 8 HEIMAT 19. Jahrgang 1969 Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein in Verbindung mit den Staatlichen Sdiulämtern Hediingen und Sigmaringen Nr. 2 WALTER KAUFHOLD Hofmaler Richard Lauchert Leben und W e r k - 2. Teil Der zweite Teil der Studie über den Hofmaler Richard Lauchert ist seinem Werk gewidmet. Der Verfasser versuchte, das künstlerische Oeuvre, das vornehmlich aus Bildnissen besteht, zusammenzustellen. Dieses Unternehmen war durch die freundliche Auskunft der ermittelten Besitzer von Werken Laucherts sehr erfolgreich.18 Der Verfasser ist sich der Mängel der Verzeichnisse bewußt. Nicht alle, der in zahlreichen Familien zerstreuten Bildnisse, vor allem in Berlin und im Osten, wie auch in außerdeutschen Schlössern, konnten ausfindig gemacht werden. Diese Bildnisse sind, soweit möglich, der Literatur, dem Nachlaß und den Briefen Laucherts entnommen.19 Die Arbeiten sind in einem Werkverzeichnis aufgeführt. Dieses besteht aus fünf Abteilungen: I. signierte und datierte Gemälde II. unsignierte Gemälde III. Lithographien IV. Fotografien V. Gemälde aus der Literatur und den Briefen Laucherts erschlossen. In dieser Zusammenstellung nimmt das Werk Laucherts Gestalt an und ermöglicht auch die Übersicht über seine Schaffensperioden. Laucherts Heimatstadt Sigmaringen bewahrt den größten Teil seiner Bildnisse. Sein Mäzen und ihn bevorzugende Auftraggeber war Fürst Karl Anton von Hohenzollern. Im Schloß Sigmaringen verblieben viele Porträts von Angehörigen und Verwandten des Fürstlichen Hauses. Die Stadt Sigmaringen bemühte sich, das Andenken an diesen berühmten Sohn in Ehren zu halten und seine Arbeiten zu sammeln. Im Jahre 1938 erwarb das Bürgermeisteramt von Kunstmaler Steidle .ne Nachlaßmappe Laucherts. Diese kam von einem Herrn von Lauchert aus Schloß Oppershausen bei Mühlhausen in Thüringen an den Straßenmeister Ott in Hechingen und von dort nach Sigmaringen. Der Nachlaß besteht aus ca. 200 Blättern. 22 Lithographien zeigen Porträts, deren Originale zum Teil nicht erreichbar sind, z. B. das Porträt des Kaisers von Rußland; 18 Fotografien aus der Berliner Zeit, 1862 bis 1868, belegen Laucherts letzte Schaffensperiode. Besonders wertvoll sind zahlreiche Bleistiftzeichnungen und Kohlenskizzen von Porträts und Landschaften, Pastell- und ölstudien. (Abb.) Das heimatkundliche Interesse des Kaufmanns Max Frick sen. in Sigmaringen verdient erwähnt zu werden. Mit sicherem Blick erkannte er den Wert der Gemälde Lucherts und sammelte eifrig alle ihm erreichbaren WerKe.20 Hier sei eine lokale Erinnerung festgehalten. H ü mm * - äm & % \ v & W m Kopf einer Frau, Bleistiftstudie. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Nachlaßmappe, Eugen Müller, Sigmaringen, nahm sich der Arbeiten eines anderen bedeutenden Sigmaringer Malers, Gustav Bregenzers (f 1919), an. Er glaubte Werke des besseren Malers zu sammeln und erklärte Frick, Lauchert könne keine Hände malen, was die Brustbilder, meist ohne Hände beweisen. Diese irrige Meinung wird durch die Handdarstellungen auf den ganzfigurigen Porträts und den Kniestücken widerlegt. Anhand des umfangreichen Bestandes von 167 gesicherten Gemälden läßt sich Laucherts künstlerische Entwicklung verfolgen. 21 Deutlich lassen sich drei große Schaffensperioden abgrenzen: 1. das Studium und die Anfänge der Porträtkunst bis 1850 2. die Wander jähre bis 1862 3. die „Stadtpraxis" 1862 bis 1868 in Berlin. Aus der Studienzeit in München liegen großformatige Zeichnungen griechischer und römischer Marmorfiguren aus der Glyptothek vor und aus der Sammlung antiker Gipsabgüsse. Die Blätter sind aus den Jahren 1840 und 1841 datiert. Laucherts Lehrer, Peter Cornelius, ließ die Schüler zuerst am feststehenden menschlichen Körper zeichnen und legte Wert auf genaueste anatomische und plastisch realistische Wiedergabe des Vorbildes. Dieses Studium belegen 20 Bleistiftzeichnungen, 107 x 86, u.a. der Kopf des Laokoon oder der sterbende Gallier. Neben diesen Übungen am festverharrenden Original lernte Laudiert das Aktzeichnen am lebenden Modell. Die 38 erhaltenen Aktzeichnungen aus den Jahren 1841 bis 1848, durchschnittlich 46 x 32 cm groß, geben den menschlichen Körper in den verschiedensten Stellungen wieder. Die unterschiedlichen Altersstufen und Körperformen der Modelle sind naturalistisch gezeichnet. Trefflich gelang dem Schüler auch der Gesichtsausdruck des Modells, z. B. eines Mongolen. Bereits um 1840 zeichnet Laudiert Porträts in Bleistift. Er versucht laufend Personen in Bleistiftskizzen zu Papier zu bringen. Die erhaltenen Studien, z. B. das Brustbild eines Jungen, lassen bereits die Begabung erkennen. Der Mund und die lebendigen Augen sind aus den noch etwas unsicheren Umrißlinien des Gesichtes beseelt und mit sicheren Strichen erarbeitet. Manche Skizze ist zum Teil mißlungen und wurde verworfen. Die Studie eines Mannes mit Lorbeerkranz trägt die Unterschrift: „Ist nichts an ihm getroffen als der Lorbeerkranz". Bemerkenswert ist die genaue Ausführung der frühen Vorzeichnungen zu Porträts, z. B. die Bleistiftstudie zum Ölbild der Charlotte Widmann. Die Skizzen in den späteren Schaffensjahren, 1862 zum sitzenden Kind oder 1868 zum Porträt des Feldmarschalls von Steinmetz, weisen oft nur flüchtig mehrere Variationen der Komposition auf. Die 233 erhaltenen Bleistiftzeichnungen in sechs Skizzenbüchern und auf Einzelblättern veranschaulichen Laucherts Arbeitsweise.22 Er beschäftigt sich nicht nur mit dem menschlichen Bildnis, sondern auch mit der Natur, dem Tier und der Architektur. Das früheste Porträt in ö l auf Leinwand, Mann mit Guitarre, 1842, zeigt noch deutlich einen tastenden Versuch. Der Hintergrund setzt sich nicht gegen Kopf und HOHENZOLLERISCHE HEIMAT herausgegeben vom „Hohenzollerischen Geschichtsvcrein'* in Verbindung mit den S t a a t lichen Schulämtcrn Heehingen und Sigmaringen. Verlag: Buchdruckerei Acker O H G . 7487 G a m m e r t i n g e n , Telefon 07574/205. Die Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat* ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit der Geschichte ihrer H e i m a t vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge aus der Geschidite unseres Landes. Sie enthält daneben einen besonderen Teil für die Schule und den Lehrer. Bezugspreis: halbjährlich 1.40 D M . Bestellung der Zeitsdirift kann erfolgen bei jedem P o s t a m t oder beim Schriftleiter. Gewand ab. Die Jacke ist verschwommen und Hände und Guitarre grob gemalt. Nur die nach rechts gerichteten Augen und die Spannung im belichteten Dreieck des Gesichts zwischen Stirn, Auge, Nase, Mund und Kinn spricht den Betrachter an. In dieser Frühzeit porträtiert Laudiert öfters seine Eltern. Von diesen sind zwei große ölporträts aus dem Jahre 1844 und zwei kleinformatige Temperabildchen aus dem Jahre 1846 erhalten. Die damalige beschauliche Zeit wird durch die Beigaben von Pfeife und Strickstrumpf und die modische Tracht des Biedermeier betont. Die ersten Aufträge als Porträtmaler erhielt Laudiert vom Fürstlich Hohenzollernschen Hofe in Sigmaringen. Aus dieser Frühzeit (1844 bis 1850) sind mehrere Bildnisse von Mitgliedern der Fürstlichen Familie im Schloß erhalten geblieben. Laudiert war bestrebt, die hier vorhandene Porträtkunst der Konstanzer Malerin Marie Ellenrieder fortzusetzen, 23 u. a. mit dem Bildnis der Fürstin Antoinette von Hohenzollern-Sigmaringen, das er nach dem Verzeichnis von 1878 im Jahre 1844 gemalt hat und das neben dem Porträt ihres Gatten des Fürsten Karl von M. Ellenrieder hängt. 24 Er verzichtet auf den Hintergrund. Das lebensgroße Brustbild ist eng in den Rahmen gesetzt und durch lebhafte Farben festlich gehalten. Laudiert kopierte 1847, dem Todesjahr der Fürstin, dieses Porträt. Gelöster und lebensfroher malt Lauchert im gleichen Jahr das Bildnis des Marquis Pepoli, des Gemahls der Prinzessin Friederike von Hohenzollern-Sigmaringen. Der Marquis stützt den Arm am Kinn und hält in der linken Hand eine Schriftrolle mit dem Text einer italienischen Comedia. Bei den Porträts aus dem Jahre 1848, Prinz Friedrich von Hohenzollern-Hechingen, Prinzessin Caroline von Hohenzollern-Sigmaringen, Gemahlin des Erstgenannten und Fürstin Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen ist der Gesichtsausdruck der Modelle in naturalistischer Weise scharf durchgearbeitet. Der Maler verschönt und idealisiert die charakteristischen Eigenheiten der Dargestellten. Diese Brustbilder wirken steif und gezwungen. Lauchert bevorzugte in den 40er Jahren Temperafarben, die seiner feinen und noch vorsichtigen Malweise entsprechen. Diese Technik verwandte der Künstler 1849 in den Porträts der Prinzessin Stephanie und der Prin- Die mit N a m e n versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wied e r ; sie zeichnen f ü r den I n h a l t der Beitiäge verantwortlich. Mitteilungen der Schriitleitung sind als solche gekennzeichnet. M a n u s k r i p t e und Besprediungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzollerische H e i m a t " weiter zu empfehlen. der Msgr. D r . Walter K a u f h o l d f ü r s t l i c h e r Museumsdirektor / 4 8 Sigmaringen, im Sdiloß Telefon 07571/603 Redaktionsausschuß: H u b e r t Deck, H a u p t l e h r e r , 7457 Bisingen, Hauptschule Telefon 07476O49, b z w . 745 Fechingen, Tübinger S t r a ß e 28 Telefon 07471/2937 H e l m u t Lieb, H a u p t l e h r e r z. A , 7480 Sigmaringen, H o h k r e u z l a , Telefon 07571/9564. J o h a n n A d a m Kraus, P f a r r e r und Erzb. A r d i i v a r i. R. 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2 Maximilian Schaitel, Diplom-Landwirt 748 Sigmaringen, Landeshausstraße 1 josef Siegel, Oberschulrat 745 Hechingen, Staatl Schulamt Silberburgstr. 14, Telefon 07471 ' 886 Abbildung: SCHLOSS (vgl. ACHBERG Rudolf Die Herrschaft HH 19, 1969, wurde versehentlich der säumt. Wir es gerne Seigel, 1824 im 18. Jahrhundert, mit Die Mitarbeiter dieser Nummer: Oscar Heck, Landeskonservator 745 Hechingen, H ö l d e r l i n w e g 8 Telefon 07471/5142 Johann Jerg, S t u d i e n d i r e k t o r a. D . 748 Sigmaringen, R o y - S t r a ß e 2 Telefon 07571/9422 Schriftleiter: G e r h a r d Deutschmann, H a u p t l e h r e r z. A . 7471 S t r a ß b e r g / H o h e n z . Bohlstraße 341, Telefon 07434/765. 18 Zu bedauern nachholen: Genehmigung „Der und Kreis Quellenvermerk dies sehr Der des Verlags stellte weise zur Betr.: Zustellung aus dem der Band Heimat 1963. das Klischee Verfügung. wollen erfolgte Verlag Aalen/Stuttgart uns 11) ver- und Abdruck Sigmaringen", Wirtschaft, Verlag Achberg Seite Der freundlicher- Die Schriftleitung. Zeitschrift „HOHENZOLLERISCHE HEIMAT" Postbezieher bitten wir, Bestellungen und Beschwerden über die NichtZustellung der Zeitschrift, Adressenänderungen usw. bei dem jeweils zuständigen P o s t a m t v o r z u t r a g e n und nicht bei der Schriftleitung oder dem Verlag. Lesender Beduine, Sepiazeidinung. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Nachlaßmappe, zen Leopold und Anton von Hohenzollern. Die medaillonförmigen Bildnisse der Köpfe heben sich vom leuchtend blauen Hintergrund kontrastreich ab. Die technischen Details der Augen, der Nase und des Mundes sind gekonnt durchgeführt. Durch die gleiche frontale Ansicht wirken die Köpfe etwas formell. Der Kopf des Prinzen Karl von Hohenzollern, ein Jahr später fertiggestellt, weicht sowohl durch eine neue Farblichkeit, Grau und Braun, als auch durch seine seitliche bewegte Haltung von den Geschwistern ab. In der gleichen Technik und in Grau malte Laudiert 1849 das Ovalporträt der Stephanie de Beauharnais. In diese Frühzeit gehören sicherlich 14 Sepiazeichnungen, die mit weißer Farbe gehöht sind. Die großzügigen Gewandfalten lassen Studien am Modell vermuten. (Abb.) Die Porträtaufträge am Sigmaringer Hof führte Laudiert geschickt durch. Deshalb empfahl Fürst Karl Anton seinen Schützling den bekannten Adelsfamilien; es folgen für Laudiert die Wanderjahre von 1850 bis 1862. Diese zweite Schaffensperiode bringt für Laudiert neue und größere Aufgaben. Er beginnt 1850 in Neiße im Auftrag Karl Antons mit den großformatigen und ganzfigurigen Porträts der Prinzessin Marie und des Fürsten. Sehr gewissenhaft und über Jahre arbeitet Laudiert an diesen Bildern. Er malte nur den Kopf nach dem Modell, den Körper und die Zutaten fügt er im Atelier hinzu. Lauchert stellt die jugendliche Prinzessin in eine Parklandschaft. Er bewältigt hier den weiten Raum, der die zarte Gestalt hervorhebt. Das Mühen um die Gestaltung des Interieurs im ganzfigurigen Bildnis des Fürsten spricht sowohl aus seinem Brief vom 4. September 1852, als auch aus den vier erhaltenen Vorzeichnungen mit verschiedenen Entwürfen. 25 Die beiden Kniestücke aus dem Jahre 1853, Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg und seine Gemahlin Amalie, zeigen deutlich einen Fortschritt in Laucherts Darstellungsweise. Mit großem Geschick fängt er die weite Bodenseelandschaft als Hintergrund zui i Porträt der Fürstin ein; das Interieur auf dem Porträt des Fürsten ist nicht mehr so gesucht und gestellt, sondern zweckgebundener und selbstverständlicher. Die Werke aus den Jahren 1854 bis 1857 zeigen Lauchert in einer neuen, sich um den psychologischen Ausdruck bemühenden Arbeitsphase. Er verzichtet auf nebensächliche Beigaben und konzentriert sich ganz auf das Wesen der Persönlichkeit. Das Antlitz beherrscht immer stärker und zentraler seine Bildkomposition. Es gelingt ihm den seelischen Ausdruck in der intensiven Spannung der Augen so zu konzentrieren und die lichterfüllten Teile der Stirn, Nase und des Mundes so lebendig wiederzugeben, daß sie wirkliches Leben spüren und vergessen lassen, daß es nur ein Gemälde ist. Das Bildnis der Malerin Alexandra von Berckholtz entstand in Karlsruhe aus der persönlichen Beziehung des Meisters zu der Schülerin.26 Nach rechts sitzend wendet sie den furchtlosen und gesammelten Blick zum Beschauer. Stärkere Schatten liegen auf der linken Hälfte des selbstbewußten Gesichts. (Abb.) Aus dem Jahre 1859 stammt ein weiteres Selbstbildnis Laucherts. Das Gesicht ist gegenüber dem vollen Jugendbildnis schmal und hart. Der energische Blick geht nach rechts. Ein männlicher Zug spielt um die Lippen und die ernstblickenden Augen lassen das Ringen um das künstlerische Schaffen erkennen. Die Augen und die Farbe des Gesichts sind noch subtil ausgeführt, doch weisen die Haare den rasch aufgesetzten breiten Pinselstrich auf. Betont ist nur die rechte Gesichtspartie, die profilhaft die linke überschneidet. Lauchert war am Ende der zweiten Schaffensperiode 39 Jahre alt. Trotz starker physischer Anstrengungen hatte Alexandra von Berckholtz, P o r t r ä t u. Stillebenmalerin (1821 — 1899)1 D l auf Leinwand 1854. Ritterhaus-Museum, O f f e n b u r g . 19 immer weitergebildet und einen Ruf als Porträtmaler an den deutschen Fürstenhöfen erworben. Laudiert wählte zu Beginn seiner dritten Scbaffensperiode im Jahre 1862 Berlin als festen Wohnsitz. Hier erreicht seine Porträtkunst einen reiferen, gelockerten Stil bis zur künstlerischen Vollendung. Er gab sich nie mit einem gelungenen Werk zufrieden; bescheiden bekennt er in einem Brief: „Es bleibt mein Streben das Gleiche und die Mühe es besser zu machen meine Sorge". 27 Sein Name war so bekannt geworden, daß die meist adeligen Auftraggeber in seine „Stadtpraxis" kamen. Laudiert ging auf die Wünsche seiner Besteller nach einer, in der Fotografie vorherrschenden Pose, nicht ein. Ihm gelingt die Umwandlung der realen Wirklich- Einen neuen Stil und den Anschluß an die zeitgenössische Kunst des Impressionismus findet Laudiert in seinen Kinderbildnissen. Es gelingt ihm, die dem Kind vertraute und geschlossene Welt in den verschiedenen Altersstufen zu bewältigen und herauszuarbeiten. In dem Rundbild des Prinzen Ferdinand und vor allem in dem Kinderköpfchen (Abb.) lösen sich die Umrisse des Kopfes im Licht unmerklich auf. Die farblichen Lichter sind mit flächigem Pinsel großzügig über das Köpfchen verteilt. Trotz Auflösung der Gesichtsumrisse wirken die Farben einheitlich und lassen die strahlende Welt des Kindes aufleuchten. Der weite, von seiner Umwelt oft diktierte Weg vom historisierenden und repräsentativen Porträt zum selbst erarbeiteten, schöpferischen Bildnis des Menschen gelang Laudiert in seinen letzten Werken. Leider beendete sein früher Tod diese hoffnungsvolle Schaffensperiode. Sicher hätte er den Aufbruch der Kunst in den 70er Jahren mitvollzogen, der in einem Maler wie Leibi dem Porträt ganz konträre Welten erschloß mit seinen Bauern und Wildschützen.28 Die künstlerische Kraft Laudierts zeigt sich in der dauernden Wandlung seiner Darstellung des Menschen, in der er nach jahrelangem Ringen zum Wesentlichen fand. So wie sich Adolf von Menzel in der Berliner Hofatmosphäre nicht vom Naturalismus lösen konnte, war auch Laudiert diesem lange verhaftet; er machte sich erst in den letzten Lebensjahren von ihm frei. Anmerkungen: 18 K i n d e r k o p f , ö l auf L e i n w a n d . D r . Alex Frick, T e t t n a n g . Bildnachweis: F o t o - N o l t i n g , Sigmaringen, Ritterhaus-Museum O f f e n b u r g : S. M a g u n , Esslingen. keit der Person zum einmaligen Kunstwerk des Porträts. Der jeder Persönlichkeit eigene Habitus ist im Zusammenklang der Einzelheiten erfaßt und konzentriert dargestellt. Blick, Haarform und Haltung der Hände und des Körpers schmelzen zu einer harmonischen Einheit zusammen, die das Wesen der Dargestellten vollendet ausdrückt. Der Blick richtet sich fast stets zum Beschauer, zurückhaltend, zutraulich oder fragend. Auf die meist weißen Gewänder fällt Licht, und tiefe oder zarte Schatten bringen die Stofflichkeit plastisch zur Wirkung. Die Requisiten sind sehr sparsam verwendet. Der Hintergrund ist meist das diffuse Licht des Himmels, selten eine Wand oder ein Interieur. Erwähnt seien hier die beiden Bildnisse, Gräfin Radolinsky und Fräulein Tümmel. Einen Höhepunkt erfährt seine Porträtkunst durch die Komposition von mehreren Personen. Laudiert studiert intensiv die Möglichkeiten der figürlichen Stellungen. Diese freie und naturgemäße Darstellung erforderte zahlreiche Vorzeichnungen, die noch in seinen Skizzenbüchern vorhanden sind. Die Haltung der Gräfin Fürstenstein mit Töchterchen symbolisiert die beschützende Mutter und das anschmiegende Kind. Das Wesen des Offiziers ist in dem Porträt des am Pferde stehenden Feldmarschalls von Steinmetz, der eine berittene Ordonanz empfängt, eingefangen. 20 10 20 21 22 23 24 25 26 27 23 29 30 31 32 D e r Verfasser möchte hier allen herzlich d a n k e n , die nadi Veröffentlichung eines A u f r u f s in der Schwäbischen Zeitung und auf briefliche A n f r a g e n freundlicherweise vom Vorhandensein eines L a u d i e r : Bildnisses A u s k u n f t gaben: Bürgermeisteramt, Hohenzollcrischer L a n d e s k o m m u n a l v e r b a n d und Hohenzollerische Landesbank, Sigmaringen. V o r allem K a u f m a n n M a x Frick, Frau Bischof, Friseurmeister Gauggel, Fräulein Kreuzer, H e r r n M a ß und Frau T h o m m a , H e r r n H o f r a t Georg Zimmerer, alle in Sigmaringen. Ferner D r . Alex Frick, T e t t n a n g u n d Frau Wahle, D a r m s t a d t . Außerdem d a n k e ich der Markgräflich Badischen H a u p t v e r w a l tung in Baden-Baden, der Fürstlidi Fürstenbergischen Sammlungsverwaltung in Donaueschingen, der N e u e n P i n a k o t h e k in Mündien, dem Ritterhaus-Museum in O f f e n b u r g , der V e r w a l tung des ehemals Preußischen Königshauses in Bremen, dem H e r z o g von R a t l b o r , dem Fürsten F r a n z Joseph von H o h e n l o h e Schillingsfürst und der Grällich Schönbornschen V e r w a l t u n g in Wiesentheid. Vgl. A n m . 6, 7, 9 und 10. In pietätvoller Weise v e r w a h r t K a u f m a n n M a x Frick viele E r innerungsstücke an Lauchert: das F o t o seines Grabes in Berlin, seine Malutensilien, einen Aquarellkasten und mehrere Paletten. Vgl. Werkverzeichnisse. N a c h l a ß m a p p e Bürgermeisteramt Sigmaringen; fünf Skizzenbücher bei M a x Frick und ein Skizzenbuch bei K a r l M a ß , beide in Sigmaringen. Gedäditnis-Ausstellung M a r i e Ellenrieder aus A n l a ß ihres 100. Todestages, Wessenberghaus K o n s t a n z vom 4. August bis 6. O k t o b e r 1963. E b e n d a , Abb. N r . 35. Vgl. A n m . 6. Thieme-Becker, Band 3, S. 377. Brief vom 31. 12. 1862. Emil Waldmann, Wilhelm Leibi als Zeichner, München 1943. FAS, H o f v c r w a l t u n g N V Z 15 656. Vgl. A n m . 7. Vgl. A n m . 10. Gerda Franziska Kircher, Z ä h r i n g e r Bildnissammlung im N e u e n Schloß in Baden-Baden, S. 116—120. Werkverzeichnis: 1. Signierte und datierte Gemälde 1. M a n n mit L o r b e e r k r a n z . Brustbild ¡840. Bleistiftzeichnung. 20,5 x 15,5. M a x Frick, Sigmaringen, Großes Skizzenbudi. 2. M a n n mit G u i t a r r e . Kniestück 1842. ö l auf L n . 28 x 23. D r . Alex Frick, T e t t n a n g . 3. Friederike Prinzessin von Honenzollern-Sigmaringen (1820 bis 1906). Brustbild, auf der Rückseite aufgeschrieben „gemalt von 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. R. L a u d i e r t 1844". ö l auf Ln. 70 x 60. Schloß Sigmaringen, B i l d e r k a m m e r . Lithogr. von J . Fertig. L a u d i e r t Joseph, V a t e r des Malers. Brustbild 1844. ö l auf Ln. 70 x 60. P e n d a n t zu N r . 5. H e i n z Gauggel, Sigmaringen. Laudiert W a l d b u r g a , M u t t e r des Malers. Brustbild 1844. ö l auf Ln. 70 x 60. P e n d a n t zu N r . 4. H e i n z Gauggel, Sigmaringen. Bärtiger M a n n . Brustbild Paris 10. 9. 1845. Bleistiftzeichnung 32 x 24. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Laudiert Joseph, V a t e r des Malers. Brustbild 1846. Aquarell mit Bleistift 36 x 27. P e n d a n t zu N r . 8. M a x Frick, Sigmaringen. Laudiert W a l d b u r g a , M u t t e r des Malers. Brustbild 1846. Aquarell mit Bleistift 36 x 27. P e n d a n t zu N r . 7. M a x Fridt, Sigmaringen. A n t o i n e t t e Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen (1793—1847). Brustbild, auf der Rückseite aufgeschrieben „gemalt von R . Laudiert 1847", ö l auf Ln. 70 x 62. Schloß Sigmaringen, Bild e r k a m m e r . Ein gleiches unsigniertes Bildnis im Blauen Salon, Schloß Sigmaringen. I m Verzeidinis 1878 N r . 6234, (Anm. 29.) L i t h o g r . von J . Fertig. Joachim N a p o l e o n Marquis Pepoli (1825—1881). Kniestück 1847. ö l auf Ln. oval 69 x 59. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. W i d m a n n C h a r l o t t e . Brustbild 1847. ö l auf Ln. 25 x 17. M a x Frick, Sigmaringen. Vgl. Bleistiftzeichnung im großen Skizzenbuch. K a t h a r i n a Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen (1817—1893). Brustbild 1848. ö l auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, Bilderk a m m e r . Lithogr. von J . Fertig. Friedrich P r i n z von Hohenzollern-Hechingen (1790—1847). Brustbild cop. 1848. ö l auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Lithogr. von J . Fertig. Caroline Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild 1848. ö l auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Buchhändler Tarreck, verst. Bräutigam von M a t h i l d e Laudiert. Brustbild 1848. ö l auf Ln. 18 x 15. D r . Alex Frick, T e t t n a n g . Stephanie Louise von Beauharnais (1789—1860). Brustbild 1849. A q u a r e l l , oval 60 x 46. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n (1837—1859). Kopf 1849. Aquarell oval 43 x 35. Sdiloß Sigmaringen, Blauer Salon. Vgl. unsigniertes Pastell, Bürgermeisteramt Sigmaringen. Leopold E r b p r i n z von H o h e n z o l l e r n (1835—1905). Kopf 1849. Aquarell oval 44 x 34. Schloß Sigmaringen, Blauer Salon. Anton P r i n z von H o h e n z o l l e r n (1841 — 1866). K o p f 1849. Aquarell oval 44 x 34. Schloß Sigmaringen. Blauer Salon. Carl P r i n z v o n H o h e n z o l l e r n (1839—1914). Kopf 1850. A q u a rell oval 42 x 36. Schloß Sigmaringen, Blauer Salon. K a r l A n t o n Fürst von H o h e n z o l l e r n (1811—1885). Brustbild 1850. ö l auf Ln. 70 x 60. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Lithogr. von J . Fertig. Junge D a m e . Brustbild 15. August 1851. Bleistiftzeichnung 23 x 14,5. M a x Frick, Sigmaringen. Mäddienbildnis. Kniestück „den 15ten Aug. 1851" Bleistiftzeichnung 21 x 13,8. A e n n y T h o m m a , Sigmaringen. K a r l Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1785—1853j. G a n z figurig 1852. ö l auf Ln. 220 x 89. Schloß Sigmaringen, Ahnengalerie. Marie Prinzessin von Hohenzollern (1845—1912). Ganzfigurig 1852. ö l auf Ln. 209 x 141. Landhaus Krauchenwies. Boetticher N r . 5. (Anm. 30). Josephine Fürstin von H o h e n z o l l e r n (1813—1900). Brustbild rückwärts aufgeschrieben „gemalt von R. Laudiert ¡m J a h r e 1852" ö l auf Ln. 73 x 62. Sdiloß Sigmaringen, Bilderkammer. Lithogr. von J . Fertig. Sitzender Franziskaner. Bleistiftzeichnung 1852. 14 x 12. Bürgermeisteramt Sigmaringen. M a n n und Frau am K l a v i e r . Bleistiftzeichnung 1852. 28 x 23. M a x Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. J u n g e r M a n n . Brustbild 1852. Bleistiftzeichnung 29 x 23. M a x Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. Cellospieler. Brustbild 1852. Bleistiftzeichnung 29 x 23. M a x Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. Betende Frau. Kniestück 11. M ä r z 1853. Bleistiftzeichnung 25 x 19. D r . Alex Frick, T e t t n a n g . K a r l Egon II. Fürst zu Fürstenberg (1796—1854). Kniestück 1853. ö l auf Ln. 137 x 127. P e n d a n t zu N r . 33. Gemäldesammlung Donaueschingen. Lithogr. von Leon Noel. Amalie Fürstin zu Fürstenberg (1795—1869). Kniestüdc 1853. ö l auf I,n. 137 x 127. P e n d a n t zu N r . 32. Gemäldesammlung Donaueschingen. Marie Fürstin zu Hohenlohe-Schillingsfürst geb. Prinzessin von Sayn-Wittgenstein (1829—1897). Kniestück 1853. ö l auf Ln. oval 101 x 85. Schloß Wiesentheid. K a r l Fürst von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n . Brustbild, auf der Rückseite: copiert v. R . L a u d i e r t den 5. Aug. 1853. ö l auf Ln. 72 x 62. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Lithogr. von J . Fertig. 36. K a t h a r i n a Fürstin von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n . Brustbild oval 1853. ö l auf Ln. 70 x 59. München N e u e P i n a k o t h e k . K a t . N r . 505, Wittelsbacher Ausgleichsfond N r . 485, seit 1940 verschollen. Boetticher N r . 6, Thieme-Becker Band 22 S. 431 f. 37. O t t Berta Elisabeth aus Sigmaringen. Brustbild 1853. ö l auf Ln. M a ß e nicht b e k a n n t . Wahle, D a r m s t a d t . 38. von Berckholtz A l e x a n d r a , Schülerin Laucherts (1821—1891). Kniestück 1854. ö l auf Ln. 105 x 80. O f f e n b u r g , R i t t e r h a u s Museum. 39. Alt Marie H e n r i e t t e geb. E h e b a l d t . Kniestück 1854. ö l auf Ln. 76 x 62. Lilli K r e u z e r , Sigmaringen. 40. K a r l A n t o n Fürst von H o h e n z o l l e r n . Ganzfigurig 1854. ö l auf Ln. 220 x 89 Schloß Sigmaringen, Ahnensaal. 41. Carl August E r b g r o ß h e r z o g von Sachsen (1844—1894). J u g e n d bildnis 1854. ö l auf Ln. Gedenkschrift Saal I, N r . 3. (Anm. 31). 42. Louise Prinzessin Wasa geb. Prinzessin von Baden (1811—1854). Brustbild 1854. ö l auf Ln. 48 x 39. Schloß Sigmaringen, Blauer Salon. Verzeichnis 1878, N r . 6349. 43. K a r l Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, Brustbild 1854. ö l auf Ln. 72 x 62. Sigmaringen, Hohenzollerische L a n d e s b a n k . 44. Friedrich I. G r o ß h e r z o g von Baden (1826—1907). Kniestück 1854. ö l auf Ln. 157 x 125. Baden-Baden, Neues Schloß. G. F. Kircher N r . 579 (B 568). (Anm. 32). 45. P r i n z von H o h e n z o l l e r n . Kniestück den 17. Aug. 1855, Bleistiftzeichnung 39 x 30. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. 46. Sophie Großherzogin von Sachsen. Kniestüdc den 9. M ä r z 1855. Bleistiftzeichnung 23 x 14,5. M a x Frick, Sigmaringen. 47. Sophie Großherzogin von Sachsen 1855. ö l auf Ln. G e d e n k schrift Saal I N r . 4. 48. C a r o l a Kronprinzessin von Sachsen (1833—1907). Kniestück 1855. ö l auf Ln. 108 x 86. Schloß Sigmaringen, G r a u e r Salon. 49. C a r l Egon II. Fürst zu Fürstenberg. Brustbild 1855. ö l auf Ln. oval 67 x 55. K o p i e von N r . 32, Ausschnitt. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. 50. Marie P a w l o n a G r o ß f ü r s t i n aller Reußen und Großherzogin von Sachsen (1786—1859). Kniestück den 31. 12. 1856. Bleistiftzeichnung 23 x 14,5. M a x Fridc, Sigmaringen. 51. Luise Großherzogin von Baden (1838—1923). Brustbild 1856. ö l auf Ln. 70 x 58. G e m ä l d e - K a t a l o g des P r e u ß . Königshauses in Berlin I. 70. Königl. Palais N r . 36. 52. C a r l Alexander G r o ß h e r z o g von Sadisen (1818—1901). 1856. Gedenkschrift Saal I. N r . 5. 53. J o a d i i m N a p o l e o n Marouis Pepoli. Kniestück 1856. ö l auf Ln. oval. 70 x 56. Schloß Sigmaringen, B i l d e r k a m m e r . 54. Doris R a f f (1827—1912). Vermählt mit Tondichter Joachim R a f f 1856. Bleistift. Gedenkschrift Saal I N r . 17. 55. Fricdridi I. G r o ß h e r z o g von Baden. Kniestück 1857. Bleistiftzeichnung oval 45,5 x 34. Baden-Baden, Neues Schloß. G. F. Kircher N r . 581. P e n d a n t zu N r . 56. 56. Luise Großherzogin von Baden. Kniestück 1857. Bleistiftzeichnung oval 45,5 x 34. Baden-Baden, Neues Schloß. Kircher N r . 594, P e n d a n t zu N r . 55. 57. Laudiert Gustav. G a n z f i g u r i g 1857. Aquarell. 28 x 18. K a r l Bisdiof, Sigmaringen. 58. Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg. Ganzfigurig 1857 (posthum). ö l auf Ln. 214 x 148. Schloß Heiligenberg. 59. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Ganzfigurig 1857. ö l auf Ln. 211 x 142. L a n d h a u s Krauchenwies. 60. L a u d i e r t Joseph, V a t e r des Malers. Brustbild 1857. ö l auf Ln, oval 81 x 63. Bürgermeisteramt Sigmaring. P e n d a n t zu N r . 61. 61. L a u d i e r t W a l d b u r g a , M u t t e r des Malers. Brustbild 1857. ö l auf Ln. oval 81 x 63. Bürgermeisteramt Sigmaringen. P e n d a n t zu N r . 60. 62. Laudiert Adolar. Brustbild 1858. ö l auf Ln. 39 x 31. Max Frick, Sigmaringen. 63. L a u d i e r t Joseph, Bruder des Malers. Brustbild 1858. Bleistiftzeichnung 35,5 x 25, 8. K a r l Bischof, Sigmaringen. 64. Marie Amalie Fürstin von Leiningen (1834—1899). Brustbild 1858. ö l auf Ln. oval 74 x 47. Baden-Baden, Neues Schloß, Kirdier N r . 610 (K 130). 65. P r i n z von H o h e n z o l l e r n . Kniestüdc 1859. Bleistiftzeichnung 43 x 31. Schloß Sigmaringen, B i l d e r k a m m e r . Gleiche Art wie N r . 45. 66. K a r l A n t o n Fürst von H o h e n z o l l e r n . Kniestück 1859. ö l auf Ln. 127 x 95. Schloß Sigmaringen, P o r z e l l a n k a m m e r . Verzeichnis 1878 N r . 6383. 67. Laudiert Emil, Bruder des Malers. Brustbild 1859. ö l auf Ln. 82 x 66. Holienzollerischer L a n d e s k o m m u n a l v e r b a n d Sigmaringen, Landeshaus. 68. D r . Alt K a r l , p r a k t . A r z t in M a n n h e i m . Brustbild 1859. ö l auf Ln. 76 x 62. Lilli Kreuzer, Sigmaringen, P e n d a n t zu N r . 39. 69. L a u d i e r t Richard, Selbstbildnis. Brustbild 1869. ö l auf Ln. oval 80 x 65. Bürgermeisteramt Sigmaringen. f 0 . Sitzendes K i n d , Tochter des Malers, 1862. Ö l auf Ln. 62 x 75. M a x Fridc, Sigmaringen. Vgl. zwei Bleistiftzeichnungen im großen Skizzenbuch. 21 71. Frau von K a h l d e n . Brustbild 1864. ö l auf Ln. nach Foto. 72. Gräfin O p p e n d o r f . Kniestück 1866. ö l auf Ln. nach Foto. 73. K a r l König von W ü r t t e m b e r g (1823—1891). Ganzfigurig 1867. ö l auf Ln. nach Foto. Boetticher N r . 16; S t u t t g a r t e r P o r t r ä t ausstellung 81. 74. Gräfin von der Schulenburg. K i n d e r k o p f 1867. ö l auf Ln. nach Foto. 75. F e r d i n a n d P r i n z von H o h e n z o l l e r n (1865—1927). König von R u m ä n i e n . K i n d e r k o p f 1867. ö l auf Ln. D m 31. Schloß Sigmaringen, B i l d e r k a m m e r . 76. K i n d mit K a t z e . 1868. ö l auf Ln. 47 x 41. Gemälde K a t a l o g des P r e u ß . Königshauses in Berlin I 4902, I n v . Königsberg. 77. Feldmarschall von Steinmetz. Ganzfigurig 1868. ö l auf Ln. 206 x 128. Schlesisches Museum Breslau. Boetticher N r . 14. 78. Louise Prinzessin Wasa. Kniestück d a t i e r t nach Brief 4. Juli 1855. ö l auf Ln. Medaillon, oval 102 x 81. L a n d h a u s K r a u dien wies. 79. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Kniestück, n u r signiert, ö l auf Ln. 148 x 110. Wilhelmsbau, Schloßverwaltung. II. Unsignierte Gemälde 1. Bildnis der Familie Joseph Laudiert. Die Brustbilder der acht K i n d e r i m Kreis um die Eltern. Bleistiftzeichnung 66 x 56. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 2. Kaiserin Augusta, 1811—1890. Ganzfigurig. Bleistiftstudie 58 x 35,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 3. Barbara Sdiweiggl von Ried im O b e r i n n t a l . Brustbild. Bleistiftzeichnung 26 x 20,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 4. Kopf eines bärtigen Mannes. Pastell 33 x 26. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 5. Mädchenbildnis. Brustbild. Pastell 47 x 32. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 6. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Brustbild. Pastell 60 x 39,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 7. Josephine Fürstin von H o h e n z o l l e r n . Kniestüdc. Oel auf Ln. 136 x 86. Sdiloß Sigmaringen, Blauer Salon. 7.a Josephine Fürstin von H o h e n z o l l e r n Kniestück, Studie zu N r . 7. Oel auf Ln. 31 x 22. L a n d h a u s Krauchenwies. 8. Wilhelm E r b p r i n z von H o h e n z o l l e r n . 1864—1927. R o n d o O e l auf Ln. D m 31. Schloß Sigmaringen, B i l d e r k a m m e r . 9. K o p f eines russischen Bauern O e l auf Ln. 47 x 42. M a x Frick, Sigmaringen. 10. Kopf eines russischen Bauern. Oel auf Ln. 46 x 35. D r . Alex Frick, T e t t n a n g . 11. Brustbild eines Mannes. O e l auf Ln. 52 x 39. H e i n z Gauggel, Sigmaringen. 12. A n t o i n e t t e Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild. Oel auf Ln. 70 x 59. Blauer Salon, Schloß Sigmaringen. Wie N r . 9 der datierten u n d signierten P o r t r ä t s . Verzeichnis 1878, N r . 6234, hier datiert 1844. 13. Friedridi I I I . K r o n p r i n z von Preußen. 1831 —1888. Kniestück. Oel auf Ln. 127 x 90. Königl. Palais Berlin. G e m ä l d e - K a t a l o g des P r e u ß . Königshauses N r . 76. 14. Viktoria Kronprinzessin von P r e u ß e n . 1840—1901. Prinzeß Royal von G r o ß b r i t a n n i e n und I r l a n d . Kniestück Oel auf Ln. 127 x 90. Königl. Palais Berlin. G e m ä l d e - K a t a l o g N r . 76 nach Winterhalter. 15. Bildnis einer D a m e . Brustbild Oel auf Ln. 50,5 x 40. K a r l M a ß , Sigmaringen. 16. Mädchenbildnis. Brustbild Oel auf Ln. 44 x 39. D r . Alex Frick, Tettnang. 17. Knabenbildnis. Brustbild Oel auf Ln. 41 x 31. D r . Alex Frick, Tettnang. 18. K a r l A n t o n Fürst von H o h e n z o l l e r n . Vier Oelskizzen auf P a pier. 21,5 x 34. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 19. Ältere D a m e . Kniestück O e l auf Ln. 140 x 100 M a x Frick, Sigmaringen. 20. Laudiert A d o l a r . Brustbild O e l auf Ln. 39 x 31. M a x Frick, Sigmaringen. 21. Weibliches Bildnis. Brustbild oval Oel auf Ln. 72 x 78. München Bayerische Staatsgemäldesammlung I n v . N r . 8410. 22. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Kniestück Oe! auf Ln. 148 x 110. Schloß Sigmaringen, Grüner Salon. Verzeichnis 1878, N r . 6362. 23. K a r l Fürst von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n . G a n z f i g u r i g O e l auf Ln. 223 x 131. L a n d h a u s Krauchenwies. 24. K a r l Anton Fürst von H o h e n z o l l e r n . G a n z f i g u r i g Oel auf Ln. 223 x 131. L a n d h a u s Krauchenwies. Boetticher N r . 4. 25. Marie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Studie zum Oelbild in Krauchenwies. Bleistiftzeichnung. 10,5 x 7,2. Schloß Sigmaringen, Kupferstichsammlung 26. C o n s t a n t i n P r i n z zu Hohenlohe—Schillingsfürst, 1828—1896, Obersthofmeister in Wien. Kniestück. Oel auf Ln. 121 x 90. Schloß Schillingsfürst. 27. G u s t a v P r i n z zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1823—1896, K a r d i nal. Kniestück, ö l auf Ln. 110 x 80. Schloß Schillingsfürst. 22 III. Lithographien Acht Lithographien befinden sich in der Kupferstichsammlung der H o f b i b l i o t h e k , Schloß Sigmaringen, die anderen im Bürgeimeistera m t Sigmaringen. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. Friedridi P r i n z von H o h e n z o l l e r n - H e c h i n g e n von J . Fertig. Friederike Prinzessin von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n v . J . Fertig. K a r l Fürst von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n von J . F e r t : b A n t o i n e t t e Fürstin von H o h e n z o l l e r n - S i g m a r i n g e n . K a t h a r i n a Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen v. J . Fertig. K a r l Anton Fürst von H o h e n z o l l e r n , unsigniert. Josephine Fürstin von H o h e n z o l l e r n von J . Fertig. M a r i e Fürstin von Leinmgen von C. Schultz. Friedrich I I I . K r o n p r i n z von P r e u ß e n v o n Feckert. Carl Egon I I . Fürst zu Fürstenberg von Leon N o e l . A l e x a n d e r I I . Kaiser von R u ß l a n d 1818—1881 von Smirnoff und Ullrich. L a u d i e r t Richard, Selbstbildnis, unsigniert. Stöger von W a l d b u r g von J . Fertig. von N i e d e r m a y e r , O b e r s t l e u t n a n t , von F. W o e f f l e . Duchesse d ' O r l e a n s von Leon N o e l . Amelie H e r z o g i n von Ratiboi von Feckert, 1850. Frau auf dem T o t e n b e t t von J . Fertig. J u n g e D a m e von Leon N o e l . Herrscherin. J ü n g l i n g von Leon N o e l . 1856. J u n g e r M a n n von Leon N o e l . Brustbild eines Mannes von S. Meier, K a r l s r u h e . K i n d e r g r u p p e im H i n t e r g r u n d Schloß Sigmaringen, von Freymann. IV. Fotografien Es handelt sich n u r um Werke seiner Spätzeit von 1862—1868. N a c h l a ß m a p p e Bürgermeisteramt Sigmaringen. 1. C a r l König von Württemberg. Ganzfigurig. S t u t t g a r t e r P o r trätausstellung 81- Boetticher N r . 16. 2. G r ä f i n O p p e n d o r f . Kniestück. 3. Frau von Treskow. Kniestück. 4. G r ä f i n Fü'stenstein mit K i n d . Kniestück. 5. Frau von G r ä v e n i t z . Kniestück. 6. G r ä f i n von der Schulenburg. Kinderbildnis. R u n d b i l d . 7. Frau von K a h l d e n . Brustbild. 8. Frau von T a l l e y r a n d . Kniestüdc. 9. Frau von Treuenfels. Kniestück. 10. H e r r von Treuenfels. Kniestück 11. Fräulein T ü m m e l . Kniestüdc. 12. C h a r l o t t e Prinzessin von Preußen (1860—1919). K i n d e r b l i d . Ganzfigurig. 13. G r ä f i n Radolinsky. Brustbild. O v a l . 14. H e r r von Behr. Kniestück. 15. Frau von Behr. Kniestück. 16. Beatrice Prinzessin von England (1857—1944). Ganzfigurig. 17. Kaiserin Augusta. Ganzfigurig. 18. P o r t r ä t einer D a m e . Brustbild. 19. G r ä f i n von der Schulenburg, Kinderbildnis, R u n d b i l d . V. Gemälde aus der Literatur und den Briefen Laucherts erschlossen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. J u d i t h S t u d i e n k o p f . Boetticher N r . 1. Tambourinschlägerin S t u d i e n k o p f . Boetticher N r . 2. Mädchen mit dem Schmetterling. Aquarell. Boettidier N r . 3. K r o n p r i n z u n d Kronprinzessin von P r e u ß e n . G a n z f i g u r i g f ü r Fürst Putbus. Boetticher N r . 8 und 9. Prinzessin K a r l von P r e u ß e n (1808—1877). Kniestück. Boetticher N r . 11. D a m e mit K i n d . Boetticher N r . 12. Fürst Putbus. Boetticher N r . 13. H e r z o g Friedrich von Schleswig-Holstein. Boetticher N r . 15. H e r z o g Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha (1818—1893). Kniestück. Boetticher N r . 17; Dioskuren 1862, S. 174. Junge D a m e in Weiß. Kniestück 91 x 77. Boetticher N r . 18. Rose Neebauer. Pastell Brief 1843, O k t o b e r 22. G r ä f i n von Bassewitz. Brief 1853, J a n u a r 26. Großherzog von Sachsen-Coburg-Gotha. Kniestück. Brief 1855, J a n u a r 1. G r o ß h e r z c g i n von Sachsen-Coburg-Gotha (1820—1904). Kniestück. Brief 1855, J a n u a r 1. Baronin von Wimmersberg Brief 1855, Juli 4. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . 1857, N o v e m b e r 26. Professor D r . H e y f e l d e r , Petersburg. Brief 1862, April 9. Graf Stillfried, Berlin. Brief 1962, April 9. H e r r von Arnim, Berlin. Brief 1862, April 9. G r ä f i n Blücher, Berlin. Brief 1862, April 9. P r i n z und Prinzessin von D ä n e m a r k . Brief 1863, J a n u a r 6./7. P r i n z A n t o n von H o h e n z o l l e r n (posthum gemalt) Brief 1866, September 3. OSCAR HECK Die Denkmalpflege in Hohenzollern im Jahre 1968 Jahresbericht des Landeskonservators Bei jeder denkmalpflegerischen Arbeit heißt begreiflicherweise die erste Frage: wie kann die Aufgabe finanziert werden? Manche kunstgeschichtlichen oder historischen Fragen, die vielen Landsleuten im Sinne liegen, könnten längst beantwortet sein, würde man zu Beginn eines jeden Jahres frei über gewisse Geldmittel verfügen, die dann im Laufe der Monate dort verwendet werden müßten, wo Gefahr für den Bestand eines Bau- oder Kunstdenkmals droht. Könnte man, um nur ein Beispiel zu nennen, einige Grabungen in mittelalterlichen Kirchen anstellen, dann ließe sich wohl manche baugeschichtliche Streitfrage klären und schlichten. Begnügen wir uns also mit den bescheidenen Mitteln, die unser Land zu geben imstande ist. Hier sei einmal in aller Offenheit ausgesprochen, daß dem Landeskonservator der Kunstdenkmäler Hohenzollerns vom Landeskommunalverband keine wesentlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Der Landeskommunalverband hat lediglich den recht spärlichen Betrag von 10 000.- DM jährlich in seinem Haushalt für denkmalpflegerische Zwecke zur Verfügung. Diese Summe reicht gerade hin, um für die Instandsetzung von 10—12 Baudenkmalen kleinere Zuschüsse zu verteilen. Angesichts dieses Minimums an Mitteln muß man also genauestens prüfen, ob eine geplante Baumaßnahme einem Baudenkmal eher hinderlich als förderlich ist, ob sie in der Hauptsache einer ehrgeizigen Intention entspringt, oder ob lediglich im Blick auf eine benachbarte Gemeinde gehandelt wird, der man beim Geldausgeben nicht nachstehen möchte. In solchen Fällen kann der Denkmalpfleger ohne Sorge in seinen Zusagen bescheiden bleiben, denn es wäre nicht gerechtfertigt, öffentliche Mittel unbedacht zu verschleudern. Wo aber ein Baudenkmalseigentümer oder eine Kirchengemeinde ohne eigene Mittel ist und wo man erkennt, daß ein wertvolles Kunstdenkmal langsam aber sicher zugrunde geht, sofern nicht das Notwendige zur Rettung getan wird, da möchte man gern helfen und, wenn möglich, kräftig helfen. Mit den genannten Mitteln ist also leider nicht viel zu helfen. Si.: bedeuten gegenüber dem Schwall von Aufgaben und Ausgaben, die auf den Denkmalpfleger zukommen, allzu wenig. Man kann nicht ohne weiteres sagen, wieviel die Instandsetzung einer kleineren Dorfkirche kostet; das hängt von der Größe des Bauwerks und von den Umständen ab. Mit 100 000.- DM kommt man aber nicht weit, vor allem dann nicht, wenn von der verwöhnten Kirchengemeinde ein gut heizbarer Kirchenraum und bequemes Gestühl verlangt wird, wenn die alte Kanzel nicht mehr genügt und wenn ein neuer Zelebrationsaltar aufgestellt werden soll, wenn es um neue, dem Raum angemessene Fenster oder um die Anschaffung einer neuen Orgel geht. Der zur ländlichen Kirche wohl passende Fußbodenbelag aus Sandsteinoder Ziegelplatten wird heute meistens abgelehnt. Wird kein geschliffener oder gar polierter Natursteinbelag verlegt, der leichter zu reinigen ist, dann droht der Mesner seinen Dienst aufzugeben. Vergessen wir also nicht, daß der „Wohlstand" vor den Kirchentüren nicht halt gemacht hat. Wohl oder übel müssen daher auch die Denkmalpfleger sich daran gewöhnen, bei der Umge- staltung von Räumen und deren Einzelheiten nachzugeben, sofern die Gesamtwirkung des Baudenkmals ungestört bleibt. Erfreulicherweise kann der Landeskonservator der Kunstdenkmäler Hohenzollerns in Sonderfällen noch auf eine andere Geldquelle zurückgreifen: die staatlichen Mittel der Denkmalpflege. Dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege in Tübingen stehen nämlich im Staatshaushaltsplan Gelder zur Verfügung, aus denen auch jährlich ein Anteil für hohenzollerische Bau- und Kunscdenkmäler abgespalten werden kann. Der Landeskonservator der Kunstdenkmäler Hohenzollerns ist in der Lage, Anträge wegen Bewilligung von Staatsbeiträgen nach deren gewissenhafter Prüfung dem Denkmalamt Tübingen zur Entscheidung vorzulegen. Dort werden die hohenzollerischen Baudenkmale an denen des Landes gemessen und gewertet. Offensichtlich werden sie nicht zu leicht befunden, denn im Jahre 1968 hat das Staatliche Amt für Denkmalflege Tübingen für Hohenzollern insgesamt 215 700.- DM zur Verfügung gestellt, und aus diesem Betrag konnte manches Bauvorhaben — wohlvermerkt: nur an eingetragenen Baudenkmalen! — unterstützt werden. Aber denken wir jetzt nicht immer nur an das Geld. Läge nur dieses in der Waagschale, dann käme manches denkmalpflegerische Vorhaben nicht zustande. Sind nicht eher die Liebe zu dem alten Bauwerk und der Idealismus am Werk, wenn man daran geht, ein Kapellendach wieder dicht zu machen, ein zerrissenes Rippengewölbe zu sichern oder eine zutage gelangte Wandmalerei aus alter Zeit zu restaurieren? Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, daß die Mehrzahl der Denkmalpflegearbeiten von solchen Gesichtspunkten her gesehen, angefaßt, gefördert und beendet wird. Denken wir jetzt an eine Reihe unserer hilfsbedürftigen Bau- und Kunstdenkmale! Was liegt dem in Hechingen ansäßigen Konservator näher als die ehemalige Franziskanerkirche St. Luzen, die, allzu vielen unbekannt, am nördlichen Rande der Stadt gelegen ist? Am 23. Dezember 1967 stürzte ohne erkennbaren äußeren Anlaß eine zentnerschwere Stuckrosette vom Gewölbe der St. Antoniuskapelle herab. Daraus ergab sich ein klares Bild der Gewölbekonstruktion. Die Rippen wurden aus Holz ausgebildet. Am Zusammenschluß der vermorschten Rippen war die schwere Stuckrosette mit einigen schmiedeeisernen Nägeln — man darf wohl sagen: ziemlich leichtfertig — befestigt. Wieviel Leichtfertigkeit in den übrigen Gewölbeteilen beschlossen ist, wissen wir ohne Prüfung vom Gerüst aus nicht zu sagen. Der Absturz der Rosette öffnete allen zuständigen Stellen erst recht die Augen. Bei der Untersuchung des Bauwerks, die offenbar seit vielen Jahren unterblieben war, kamen viele schwere Schäden zutage. Insbesondere zeigte sich am Holzwerk des Dachstuhls, daß der Schub der Hängesäulen und Sparren die Mauerkrone nach Messungen mit dem Lot um je 24 cm nach außen gedrückt hatte, daß die starken Holznägel weggeschert und die Anblattung um 8 cm (senkrecht zum Sparren gemessen) verschoben waren. Die Schäden an den Dachbindern sind verschiedener Art und auch verschieden stark erkennbar. Entsprechend zeigen sich auch 23 die Risse im Stuck sehr wechselvoll. Verformungen an anderen Dachbindern riefen Brüche in der Dachhaut hervor, so daß Regen, Schnee und Sturm eindringen können. Trotz aller Schäden wird man versuchen, die bestehenden Binder zu erhalten und zu verstärken und keine neue Dachkonstruktion aufzubringen. Große Schwierigkeiten ergeben sich infolge der hohen Wandfeuchtigkeit, der hauptsächlich mit einer Drainage begegnet werden soll. Da der Stuck zwar mannigfache Risse aufweist, im übrigen in seiner Substanz noch fest ist, werden gründliche Ausbesserungen notwendig sein: diesen wertvollsten Teil der Ausstattung wird man aber erhalten können und in die ursprüngliche Farbigkeit zurückführen. Die genaue Oberprüfung des Bauwerks hat zahlreiche Schäden ergeben, die bald behoben werden müsen, wenn nicht katastrophale Folgen am Gewölbe hervorgerufen werden sollen. Der soeben fertiggestellte Kostenanschlag, den das Erzbischöfliche Bauamt in Konstanz aufstellte, wird weit über die ersten Schätzungen, also weit über eine Million, kommen. Werden die darin bezeichneten Arbeiten aber sachgemäß ausgeführt sein, dann besitzt Hechingen nicht nur wieder ein erstrangiges Kunstwerk, sondern auch eine zweite, voll ausnutzbare Pfarrkirche. Ohne den kirchlichen Stellen vorgreifen zu wollen, kann man annehmen, daß sich mit der Restaurierung der St. Luzenkirche der geplante Neubau einer zweiten Pfarrkirche auf lange Zeit hinausschieben läßt. Ist die Finanzierung der Instandsetzungsarbeiten geklärt und sind auch die Eigentumsverhältnisse gesichert, werden die eigentlichen Bauarbeiten mit einer archaeologischen Ausgrabung im Chor beginnen, die einzig zum Ziele hat, die ursprüngliche Form der Chormauern klarzustellen. Das wahre Alter der Kirche wird sich durch diese Untersuchung hoffentlich klar ergeben. Über die weiteren Arbeiten wird zu gegebener Zeit berichtet werden. Man möge es der Bauleitung nicht verübeln, wenn die nicht ungefährliche Situation, in der sich das Bauwerk z. Zt. befindet, vorläufig allen Kirchenbesuchern versperrt bleibt. Sobald die Gefahr behoben ist, werden die interessierten Einwohner von Hechingen rechtzeitig auf den Plan gerufen. Als eine wichtige Vorarbeit macht ein sehr erfahrener Baukundler, der Oberbaurat a. D. Dr. Ing. Gemünd, genaue Aufmaße von der gesamten Kirche und ihren Einzelheiten. Damit gelangen wir endlich wieder in den Besitz maßstäblicher Zeichnungen. Herrn Dr. Gemünd ist der Verfasser dieses Berichtes außerdem dankbar für seine Mitteilungen über die statischen Verhältnisse im Dachstuhl. Um hinreichende Unterlagen über den jetzigen Bestand zu haben, ließ der Unterzeichnete etwa 200 fotografische Aufnahmen vom Äusseren und Inneren der Kirche anfertigen. Sollte also das Schicksal es so wollen, daß weitere Teile des Stucks oder des Gewölbes einstürzen, so sind wir wenigstens in der Lage, die Schadensstelle durch eine genaue Rekonstruktion auszubessern. Außer der St. Luzenkirche gibt es nicht mehr viele Bauwerke von solcher Wichtigkeit und Schönheit im Lande Baden-Württemberg. So sehr wir uns mit der Kirche auch beschäftigen, so wenig dürfen wir aber das vergessen, was sonst noch geplant, gebaut, fertiggestellt oder begonnen worden ist. Da sind zunächst kleinere Kapellen, die aufgefrischt worden sind oder werden sollen: Ringingen, die Muttergotteskapelle Neufra, die Hochbergkapelle Weilheim, die Urbankapelle Salmendingen, die Kornbühlkapelle 24 Inzigkofen, die Leonhards- und die Totenkapelle Boll, die Kapelle Maria Zell. Planungen bestehen für die Wendelinkapelle in Rangendingen und die Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes in Grosselfingen. An der Filialkirche in Starzein werden im Zusammenhang mit der Verbreiterung der Bundesstraße bauliche Veränderungen an der Vorderfont durchgeführt. An Fachwerkhäusern in Hechingen, Gruol, Haigerloch, Dießen, Trochtelfingen und Wessingen sind Instandsetzungsarbeiten ausgeführt worden, die zur Verbesserung des Ortsbildes beitragen. Mit großem Interesse verfolgt man in Haigerloch die Wiederherstellung der Kaplanei St. Anna. Jedermann weiß, daß die Annakirche und die Kaplanei zu einer baulichen Einheit zusammengewachsen sind, die eine ganz besondere Sorgfalt verlangt. Es darf also nichts geschehen, was diese Einheit stören könnte. Von besonderer Wichtigkeit wäre es, wenn man den Festsaal in der ehemaligen Form wiederherstellen würde. Der Denkmalpfleger legt hierauf ganz besonderen Wert. Inzwischen sind die Wiederherstellungsarbeiten an den Kirchen in Tafertsweiler, Trillfingen, Stein und Killer ganz oder nahezu abgeschlossen worden. Der Innenraum der Pfarrkirche in Stein hat durch ein großes, neuzeitlich gesehenes Deckenbild sehr gewonnen. Dagegen sind die Arbeiten noch im Gange in der Pfarrkirche zu Glatt, wo im Langhaus noch gearbeitet wird. Ein Detailbild vom Chorinneren soll einen Eindruck von dem geben, was bereits vollendet ist. (vgl. 3 Abbildungen). An der südlichen Langhauswand sind Reste nachmittelalterlicher Wandmalereien freigelegt worden. Versuche, die geringfügigen Malereireste zu einem noch heute wirksamen Wandbild zusammenzufassen, sind leider gescheitert. Mit Rücksicht auf den Gesamtraum wurden daher die Malereireste nach vorheriger fotografischer Aufnahme wieder zugetüncht. Der Chor der Kirche in Glatt ist fertig; der neu aufgestellte Zelebrationsaltar darf jedoch nur als ein Provisorium gelten: er wird später in gültiger Form in Stein ersetzt. - Am ehem. Schloß zu Glatt wurden weitere Ausbauarbeiten vorgenommen. Hier ist eine Stätte der Erholung geschaffen worden, an der sich Fremde wie Einheimische freuen werden. Neue Planungen an kirchl. Bauten sind vorgesehen in Veringenstadt, Fischingen, Sickingen und Habsthal. In der Pfarrkirche Habsthal weist die Decke über der Empore gefährliche Schäden auf. Auch die Decke über dem Schiff hat sich gesenkt. Beide Veränderungen zwingen zu baldiger Sicherung der Decken, die wegen ihrer Ausstattung durch den Freskanten Gottfried Bernhard Götz und den Stukkator Josef Anton Feuchtmayer von besonderer Bedeutung sind. — Im Kloster der Benediktinerinnen Habsthal mußte — wohl oder übel — einem umfangreichen Dachausbau zugestimmt werden. Nun folgt noch die farbliche Instandsetzung des Kapitelsaales. Der Außenputz wurde weitgehend erneuert. Überlegungen, die wesentliche Veränderungen im Chor der Benediktinerkirche in Beuron zum Ziel hatten, — sie hängen mit den Empfehlungen des 2. vatikanischen Konzils zusammen — sind glücklicherweise zurückgestellt worden. Damit wurde vielleicht unbewußt ein Beispiel gegeben, dem der Denkmalpfleger in manchen anderen Fällen gerne folgen würde, wenn es ihm möglich wäre, ein entscheidendes Wort in Sachen der LiturgieReform zu sagen. Die Konservatoren müssen sich aber in dieser Beziehung sehr zurückhalten, weil die Rechts- grundlagen vorläufig ungesichert sind. Für uns gilt es, empfindliche Beeinträchtigungen im Inneren von Kirchenräumen zu verhindern. Dies ist nicht immer leicht, wenn es z. B. darum geht, in einem kleinen Chorraum vor einem guten barocken Altar einen neuen Zelebrationsaltar zu errichten. Nahezu beendet sind auch die Arbeiten in der Pfarrkirche zu Ostrach, wogegen man in Einhart erst vor kurzem zu den notwendigen Entscheidungen gelangt ist; hoffentlich finden die dort getroffenen Entscheidungen später den Beifall der Kirchengemeinde; sie ließ sich offensichtlich in weitem Maße einspannen für bauliche Gedanken, die das altgewohnte Bild der Kirche wesentlich verändern werden. — Es ist sehr beglückend, daß die zur endgültigen Freilegung der Wand- und Deckenfresken im Chor der Pfarrkirche zu Veringendorf erforderlichen Mittel vom Land Baden-Wüttemberg genehmigt worden sind. Der Restaurator ist seit einigen Wochen an der Arbeit. Es ist zu hoffen, daß im Frühjahr 1969 die Kirche als eine der wertvollsten von Hohenzollern im vollen Glanz der mittelalterlichen Malereien vor uns stehen wird. Eine ebenso schwierige wie erfreuliche Aufgabe bereitet sich in Owingen vor. Auf dem dortigen Friedhof steht ein fast lebensgroßes Kruzifix, das Johann Georg Wekkenmann zugeschrieben und mit 1755 datiert wird. Ich fand im Mai letzten Jahres das Kreuz noch in einem geradezu unwürdigen Zustand vor. Seine gesamte Oberfläche war etwa 2 cm hoch vermoost. Diese höchst störende Zugabe der Natur nahm der Plastik alles, was sie offensichtlich besaß, aber nicht zu zeigen vermochte: die feine Weckenmannsche Zeichnung und Oberflächengestaltung. Schon vor Jahren machte ich meinen Vorgänger auf die Notwendigkeit aufmerksam, das Steinkreuz vom Moos zu befreien. Aus mir unerklärlichen Gründen unterblieb dies aber. In der Gemeinde hielt 25 sich die Überzeugung, von denkmalpflegerischer Seite sei jegliche Behandlung des Steinkreuzes verboten worden. Ich konnte diese angebliche Meinung meiner Vorgänger nicht teilen und empfahl, das Moos zu entfernen. Die danach hergestellten Fotos zeigen die hervoragende Qualität der Plastik, daneben aber auch schwere Risse im Corpus, die nach meiner Ansicht keinen weiteren Winter mehr ertragen. Irgendwann würde das Kreuz in sich zusammenbrechen. Dies trat nach Entfernung des Mooses klar zutage. Nun blieb nur noch, das Original sofort und mit aller Vorsicht in die Werkstatt des Steinbildhauers geschafft wurde, wo eine genaue Copie hergestellt werden soll. Die Finanzierung des Vorhabens ist gesichert (vergl. auch „Hohenzollerische Zeitung" Hechingen, Nr. 253 vom 31. 10. 1968). In mehreren Fällen hatte ich mich zu geplanten Werbeanlagen in Altstädten zu äußern. Ich muß dazu gestehen, daß ich mich höchst ungern dazu hergebe, die abendliche Stille im Rahmen einer Altstadt durch mehr oder weniger unnütze Lichteffekte stören zu lassen. Aber ich verrate auch kein Geheimnis, wenn ich sage, daß die Geschäftswelt für meine hemmenden Bestrebungen kein großes Verständnis aufbringt. — Schon im letzten Jahresbericht wurde etwas vom Umbau der alten Burg in Straßberg gesagt (vgl.HH 18, 1968, S. 11). Im Jahr 1968 ist dort — wohl aus wirtschaftlichen Gründen — nicht allzu viel geschehen. Garagen-Neubauten waren an mehreren Orten zu beurteilen, weil Beeinträchtigungen von Baudenkmalen zu befürchten waren. Ob das alte — angeblich größte — Mühlrad in Bärental-Ensisheim (vgl. H H 18, 1968, S. 31) gerettet werden kann, halte ich für zweifelhalft. Bei meinem Besuch in Ensisheim fand ich nur noch elende Trümmerstücke des Rades vor. Der Landeskonservator war auch beteiligt bei einer Besprechung der Umbaupläne der Donaustraße bei Thiergarten. Da keine bedeutsamen Baudenkmale auf dem Gebiet der hohenzollerischen Exklave stehen, konnte ich die Entscheidung auf die rüstigeren Schultern des Herrn Kollegen vom Naturschutz verlegen. In Gauselfingen, wo ein Kirchenneubau entstanden ist, konnte man sich nicht dazu entschließen, die alte, unter Denkmalschutz stehende Kirche neben der neuen zu erhalten. Der Altbau wurde daher abgebrochen. In ähnlicher Weise wird Sigmaringendorf um ein Baudenkmal, das Fachwerkhaus Nr. 32, ärmer. Es ist in hohem Maße baufällig und die beträchtlichen Mittel, die zur statischen Sicherung des Hauses notwendig wären, fehlen. Auch im Hüttenwerk Laucherthal soll ein reizvolles klassizistisches Bauwerk abgebrochen werden; doch sind hierüber noch keine Entscheidungen getroffen worden. In Inzigkofen ist geplant, das Innere der Pfarrkirche und die große Klostermauer instandzusetzen. Für das zweitgenannte Bauwerk ist eine Teilsumme bereit gestellt worden. An drei Orgelwerken — in den Kirchen Fischingen, Kaiseringen und St. Luzen in Hechingen — sind Instandsetzungsarbeiten notwendig. Der Orgelsachverständige wird sich zu den einzelnen Objekten äußern. Die Wiederherstellung des Inneren der Pfarrkirche in Liggersdorf ist fast beendet. Die stukkierte Langhausdecke erhielt ihre ehemalige Farbigkeit zurück. Auch das Äußere der Kirche wurde instandgesetzt. Lines der größten Bauobjekte wird in Diessen bei Horb z. Zt. behandelt. Diessen soll dem Fremdenverkehr eingegliedert werden. Die stattliche Burgruine, deren aufgehendes Mauerwerk meterhoch im Trümmerschutt steckte, wurde wieder freigelegt. Schon jetzt zeigt die Burg ein weitaus stattlicheres Äußeres. Es ist zu hoffen, daß das wiederhergestellte Baudenkmal zu seinem Teil dazu beitragen wird, das „Ansehen" der Gemeinde Diessen so zu steigern, daß es gern von Erholungsbedürftigen aufgesucht wird. Endlich sei die katholische Pfarrkirche in Gammertingen erwähnt, in der seit Jahresfrist gearbeitet wird. Es sei zugegeben, daß der Raum sehr einfach ausgestattet war und daß es an typischen Architekturdetails aus der klassizistischen Erbauungszeit fehlte. Trotzdem wäre es zu begrüßen, wenn dem Raum etwas von seiner stillen Haltung bewahrt bliebe. Nicht jede überfarbige Fensterverglasung paßt in einen Bau vom beginnenden 19. Jahrhundert. Man möchte also wünschen, daß die Verantwortlichen sich in ihren Wünschen dem anpassen, was auf uns überkommen ist. Pfarrkirche mit 26 Glatt. schmiedeeiserner Steinernes Tür. Sakramentshaus (ISSO) Im Kloster Wald wollen die Arbeiten nicht zu Ende gehen. Dort scheinen die baulichen Wünsche ohne Grenzen zu sein. Seit den Sommermonaten sind Stukkateure und Restauratoren dabei, die barocke Kapelle, deren schwere Stuckdecke herabzufallen drohte, wieder zu festigen und den gesamten Raum zu tünchen. Auch der Pfarrkirche Neuneck Glatt. umgeben Kreuz), von von rina (Rad Dr. des Sakramentshauses. Der halbkreisförmige den drei mit Schwert). H. wurden Hell, Aufsatz Ritterordenswappen St. Jago di Compostella (Die 3 Klischees weis: — Aufsatz gestiftet. Das Ganze von gehört der Gemeinde 741 Reutlingen, Außenputz der Kapelle wird erneuert. Was dem Kloster aber nicht weniger am Herzen liegt, ist der Plan für den Neubau eines Wirtschaftsgebäudes, in dem u. a. der Speisesaal für die Schülerinnen untergebracht werden soll. Dieser Neubau ist in der heutigen Bauform gedacht; ich glaube aber, daß man ihn deswegen nicht ablehnen kann. Der Landeskonservator nahm auch 1968 an den Vierteljahresbesprechungen der badisch-württembergischen Denkmalpfleger teil. Sie fanden in Stuttgart, Ulm, Rottweil und Karlsruhe statt. Ein weit größeres Gesprächsfeld ergab sich bei der diesjährigen Tagung des Kunstvereins der Diözese Rottenburg in Bad Buchau und bei einer einwöchigen Jahrestagung der Landeskonservatoren der Bundesrepublik Deutschland in Westfalen. Endlich seien einige Bemerkungen über die Hohenzollerische Landessammlung angefügt. Wie bereits im vergangenen Jahr ausgeführt, war ich schon bei der Übernahme meiner Amtsgeschäfte der Meinung, daß der Untergeschoßraum unter der evangelischen Kirche auf der Burg Hohenzollern für die Aufbewahrung von Kunstgegenständen nicht geeignet sei. Trotz des Hinweises auf Messungen und Tabellen fühlten sich die Kunstwerke klamm an. Ich hätte es nicht verantworten mögen, die Sammlung in dem feuchten Raum zu belassen. Durch den plötzlichen Tod der Prinzessin Kyra von Preußen sah sich Prinz Louis Ferdinand im Frühjahr gezwungen, eine Ruhestätte für die verstorbene Prinzessin zu schaffen. Hierfür schien ihm der für die Landessammlung ausersehene Raum als sehr geeignet. Mit Zustimmung des Landeskommunalverbandes gab die Hohenzollerische Landessammlung den Raum frei; er vom (Muschel Der trägt Hl. Beschriftung in Relief Grabe (Kreuz vor zwei gekreuzten zu den besten Glatt Arbeiten freundlicherweise Richard-Wagner-Straße nach die Halbfigur 1550 bewinkelt Sceptern), von Reinhard Gottvaters von mit der je einem sowie von der Frührenaissance zur Verfügung der Hl. in gestellt. von Taube, kleinen Katha- Hohenzollern. — Bildnach- 4). wurde seitdem zu einer griechisch-orthodoxen Kapelle umgestaltet und hat die Urne der verstorbenen Prinzessin aufgenommen. Die gesamten Kunstwerke der Landessammlung — sie befanden sich bis dahin getrennt an 7 (!) verschiedenen Orten (Altes Schloß, vorgeschichtliche Sammlung; Altes Schloß, Depotraum; Landesbank, Depotraum; Hohenzollern, Untergeschoß der evangelischen Kapelle, sowie drei Depoträume) — wurden nach Hechingen geschafft und bis zum Erhalt geeigneter Museumsräume in einem allseits abgeschlossenen Raum untergebracht, d. h. deponiert. Was jetzt zuerst notwendig ist, sind passende Räume. Es ist gedacht an einen vorzüglich gelegenen, repräsentablen Bau, dessen Mittelteil sich für die Aufstellung der Sammlung eignen würde. Hier muß aber zuerst noch eine Wohnung geräumt werden. Gelingt dies, dann wird man an die Instandsetzung der Räume, an die Auswahl der guten Kunstwerke und an die Aufstellung eines Inventars gehen können. Aber zu all dem werden Zeit benötigt, Zeit und Geld, Hilfskräfte und Geduld. Zum Schluß bleibt mir nur noch übrig, allen Stellen zu danken, die mich in meiner letztjährigen Tätigkeit unterstützt haben: dem Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande, dem Fürstlichen Hause Hohenzollern, dem Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg und seinem rührigen Bauamt in Konstanz, allen Herren Geistlichen, dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege in Tübingen, den Herren Landräten und Bürgermeistern und — last, not least — den immer fleißig und aufmerksamen Herren Architekten, Restauratoren, Malern, Bildhauern und Kunsthandwerkern. 27 J O H A N N JERG Schulwanderungen im oberen Donautal Das obere Donautal ist mit Recht ein beliebtes Wandergebiet, bietet es doch mit seinen Wäldern, Felsen, Höhlen, Burgen und Ruinen einmalige Blicke in die romantische Landschaft. Kein Wunder, daß es auch bei Schulwanderungen bevorzugt wird. Besondere Gefahren für die Jugendlichen sind die Felsen, zumal die Schüler oft aus Gegenden stammen, in denen keine Felsen vorkommen. Der verantwortungsbewußte Lehrer wird deshalb vor der Schulwanderung die genaue Wegstrecke abgehen, damit er die Gefahrenpunkte kennt und die erforderlichen Belehrungen und Sicherheitsmaßnahmen durchführen kann. Auch an kleinen Felsen ist das Klettern für Ungeübte lebensgefährlich. Deshalb ist es erforderlich, auf Schulwanderungen genau wie das Badeverbot das Kletterverbot strengstens einzuhalten. Wohl sind die wichtigsten und gefährlichsten Aussichtspunkte durch Geländer gesichert, aber alle Felsen abzuschranken ist unmöglich. Ein bewährter Grundsatz der Wanderer ist es, mindestens drei Meter vom Felsenrand zurückzubleiben. Auch das Abrollen von Felsbrocken an den Hängen bringt für die Nachfolgenden Gefahren mit sich. Am besten hält sich der Wanderer an die Wegemarkierungen, dann verläuft er sich nicht. Auf alle Fälle muß gerade im Donautal der Wanderführer an der Spitze bleiben und darf ein Vorpreschen nicht dulden. Für Schulwanderungen auf ausreichend markierten Wanderwegen und mit einer reinen Wanderzeit von etwa drei Stunden werden folgende Vorschläge gemacht. 1. Gutenstein — Aussichtspunkt Teufelslochfelsen — Rabenfelsen — Bröllerfelsen — Thiergarten, (2Vä Stunden). Höhenunterschied 100 m, Markierung roter Beuron, vom enUiommen. 28 Petersfelsen. — Das (Das Bild ist der Festschrift Klischee stellte der Dreiblock; ab Teufelsloch ist die Markierung in der Wanderkarte nicht eingetragen. Der Aufstieg zum Aussichtspunkt (AP) Teufelslochfelsen, von der Landstraße an der Donaubrücke in Gutenstein aus, ist sehr bequem. Einmalig schön und romantisch ist es, direkt vor dem ersten Straßentunnel westlich von Dietfurt aufzusteigen. Der Teufelslochfelsen ist nicht nur ein schöner Aussichtspunkt, sondern auch ein idealer Rastplatz. Der Wanderweg führt dann über den Gutensteiner Berg auf dem Stettener Weg zum tiefer liegenden Rabenfelsen, gegenüber dem Thiergarter Hof. Direkt an der Rabenfelsenwand ist Vorsicht geboten; jedes Gedränge muß vermieden werden. Von hier ab benutzen wir einen romantischen Jägerpfad, der einen km lang oberhalb dem Bröllerfelsen durch echten Urwald führt. Hier wird kein Baum gepflanzt oder gefällt. Bei der Ruhebank am Weg haben wir einen herrlichen Blick auf die doppelten Umlaufberge Falkenstein und Mittelberg. Der Abstieg nach Thiergarten führt auf bequemen Waldwegen mit schönen Ausblicken auf die Thiergarter Felsen und die zurückgelegte Wegstrecke. 2. Oberneidingen — Tobelweg durch den „Fall" —Ruine Hausen — Werenwag — Hausen im Tal, (3 Stunden). Höhenunterschied insgesamt 200 m. Alle Wegstrecken sind markiert mit roter Raute, rotem Dreieck und rotem Dreiblock. Der Aufstieg erfolgt von der Kapelle in Oberneidingen durch den Tobel zum Höhenweg. Auf diesem erreichen wir die Ruine Hausen, die nicht nur ein schöner Aussichtspunkt, sondern auch ein idealer abgeschrankter zur Hundertjahrfeier Landeskommitnalverband der Hohenzollerischen der Hohenzollerischen Feuerversicherungsanstalt Lande freundlicherweise zur 1955 Verfügung.) Rastplatz ist. Vom Forsthaus streben wir dann auf ebenen Waldwegen die Minnesängerburg Werenwag an. Das Schloß kann nicht besichtigt werden. Ein sehr schöner und abgeschrankter Aussichtspunkt ist der Schreyfelsen, der innerhalb des Gebäudekomplexes von Werenwag liegt. In einem Privathaus vor der Burg gibt es Erfrischungen. Der Abstieg zum Bahnhof Hausen i. T. bietet keinerlei Schwierigkeiten. 3. Beuron — Wildpfad — Eichfelsen — Rauher Stein — Beuron, (3 Stunden). Höhenunterschied insgesamt 190 m, Wegemarkierung roter Dreiblock und rote Raute. Unser Wanderweg führt über den Betonsteg am Sonnenhaus vorbei in den romantischen Wildpfad. Der sehr bequeme und ebene Weg hat seinen Namen von dem Revierförster Wild und führt zwischen Fluß und Land Straße durch zwei Felsentunnel in Richtung St. Maurus. Etwa 200 m vor St. Maurus biegen wir links auf das alte Sträßchen ein, überqueren die neue Landstraße und steigen bequem zum Eichfelsen auf. Es ist ratsam, wegen der Enge und Absturzgefahr den AP Vögelesruh zu meiden. Das freie Feld gleich dahinter bietet eine herrliche, wenig bekannte Aussicht talabwärts in Richtung Eichfelsen und Werenwag. Der Eichfelsen — alte Schreibweise Aichfelsen — hat seinen Namen nicht von den Eichen, sondern von der stärksten Quelle des Donautales, dem sogenannten Schmidenbrunnen am Fuß des Felsens, einer Karstquelle, die die Hohenberggruppe mit Wasser versorgt. Mit Recht gilt der abgeschrankte Eichfelsen als der schönste Aussichtspunkt des oberen Donautales, zeigt er doch einmal den Donaudurchbruch durch die Alb bis hinunter zu den Schaufelsen. Auf der Wiese daneben ist ein idealer Rastplatz. Eben und bequem erreicht man von hier aus in einer halben Stunde den AP Rauher Stein, der 150 m vom gleichnamigen Wanderheini entfernt liegt. Am Aussichtspunkt selbst befindet sich ein gut gesicherter Rastplatz mit Spielund Liegewiese. Zum Abstieg nach Beuron kann man entweder noch vor Irrendorf links durch das Hirschental abzweigen, oder den Weg durch das Unterdorf nehmen und an der Kapelle auf dem Fahrweg das Endziel erreichen. Ein weiterer, etwas schwierigerer Weg führt über den einmalig schönen Aussichtspunkt Spaltfels (mit Rastplatz) nach Maria Trost und Beuron. (Sehr lohnend ist es, anfangs vom Wildpfad aus die ganz nahe gelegene St. Mauruskapelle zu besuchen — vgl. Wandervorschlag 4). 4. Beuron — Wildpfad — St. Maurus — Donausteg •— Tobelweg — Wildenstein — Altstattfels — ehemaliger Steighof — Alpenblick — Beuron, (372 Stunden). Höhenunterschied insgesamt 200 m, alle Wegstrecken sind markiert mit rotem Dreiblock und rotem Dreieck. Die Wanderstrecke bis St. Maurus ist bereits unter Nr. 3 beschrieben. Durch den Bau der neuen Landstraße sind das Käpfle und St. Maurus zu den ruhigsten und besinnlichsten Punkten im Donautal geworden. Die stets geöffnete St. Mauruskapelle ist das einzige Bauwerk in reinem „Beuroner Stil" mit Fresken seines Begründers, des Paters Desiderius Lenz. Hier lohnt sich wirklich eine eingehende Besichtigung und längere Rast, in der überwältigenden Landschaft am Fuße des Wildensteins. Auf dem alten Sträßchen führt uns die Wanderung weiter über den neuen Donausteg durch den Tobelweg hinauf zur Burg Wildenstein. Tobel ist im alemannischen Raum der Name für Schlucht. Dieser Tobelweg führt auch den Namen Einwaidweg nach seinem Erbauer, dem Forstmeister Einwald. Direkt am Fuße der Burg ist Vorsicht geboten. Schilder mit der Aufschrift: „Am Drahtseil festhalten" weisen darauf hin. Möglichkeiten zum Rasten bietet die Burgwiese. Von hier aus ist der Abstieg auf dem Hangweg (1 Stunde) nach Beuron möglich. Wir wählen den weiteren Weg auf der Höhe zum AP Altstattfelsen, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf die Erzabtei und das Tal hat. Der Altstattfelsen war eine frühgeschichtliche, wahrscheinlich keltische Fliehburg, daher der Name Altstatt-Fels. Die Abschnittsbefestigung (Wall) ist heute noch auf einer Länge von 200 m sichtbar. Auf der Höhe wandern wir weiter an Aussichtspunkten vorbei durch den ehemaligen Steighof über den Alpenblick hinunter nach Beuron. Wir können auch kurz vor dem Steighof in 20 Minuten auf der alten Steig (rotes Dreieck) direkt nach Beuron bequem absteigen. 5. Fridingen — Stiegelesfels — Sperberloch — Jägerhaus — Beuron, (3 Stunden). Höhenunterschied insgesamt 170 m, Wegemarkierung gelbes Dreieck, später rotes Dreieck. Der Anstieg erfolgt vom alten Städtchen Fridingen aus über Burgsteig — Einsiedlerkapelle — ehemaliger Burgstall zum Naturschutzgebiet und AP Stiegelesfels, gegenüber von der Ruine Kallenberg. Einmalig schön ist der Blick in diesem Talabschnitt, der weder durch Straße noch Bahn gestört ist. Leider führt hier die Donau meist kein Wasser mehr, da die letzten Versickerungsstellen nur 2 km oberhalb bei Bergsteig liegen. Wir wandern zunächst auf der Höhe weiter und steigen auf Waldwegen erst kurz vor dem Jägerhaus, am Sperberloch vorbei, ab und durchwaten die seichte oder ganz trockene Donau (Springsteine!). Beim Jägerhaus ist auch ein Kahn für die Uberquerung bereit, falls es notwendig ist. Beim Jägerhaus finden wir einen idealen Rastplatz mit Einkehrmöglichkeiten. Das frühere Jagdschlößchen Bronnen ist zur Zeit leider nicht zugänglich. Auf dem Talweg (rotes Dreieck) erreichen wir bequem in 40 Minuten Beuron. Wir können aber auch einen kleinen Umweg in Richtung Gallushof durch das bekannte Liebfrauental mit seiner Lourdesgrotte nach Beuron machen. Selbstverständlich können noch viele, genau so schöne Schulwanderungen im oberen Donautal gemacht werden. Falls es gewünscht wird, kann die Hohenzollerische Heimat weitere Wandervorschläge bringen. Hier sei noch erlaubt, auf handliche Taschenbücher hinzuweisen, aus denen der Lehrer weitere Vorschläge und Hinweise entnehmen und z. T. auch weitergehendes Vorbereitungsmaterial geschichtlicher und kunstgeschichtlicher Art finden kann: Alfons Kaspar, K u n s t w a n d e r u n g e n kreuz u n d quer der D o n a u , Band I I I , 1. Aufl., Eigenverlag Bad Schussenried 1964, 168 Seiten, 84 Abb., k a r t . D M 6.—: Mühlheim — Beuron — Sigmaringen — M e ß k i r d i — Kloster W a l d — H a b s t h a l — Bingen — Laucherttal bis Veringenstadt •— Wilflingen — H e i l i g k r e u z t a l — H e u n e b u r g bis Riedlingen. Werner Schmidt, R u n d w a n d e r u n g e n Schwäbische Alb, 3. Auflage, J . Fink Verlag S t u t t g a r t 1966, 116 Seiten mit vielen Landschaftsm o t i v e n u n d 50 maßstäblichen Wegeskizzen, D M 7.80 ( D o n a u t a l S. 98—103). Hermann Streng, R u n d w a n d e r u n g e n Südwestalb, J . Fink Verlag S t u t t g a r t 1967, 112 Seiten, ebenfalls mit Landschaftsmotiven und 45 maßstäblichen Wegeskizzen, D M 7.80. ( D o n a u t a l S. 46—65.) Wanderkarten: Oberes D o n a u t a l , Blatt Spaichingen L 7918 u n d Blatt Sigmaringen L 7920, M a ß s t a b 1 : 50 000 mit Wegebezeichnungen des Schwab. Albvereins. Preis je D M 3.—. 29 Oberlehrer i. R. Josef Schäfer, Trillfingen — verstorben Nachruf von Josef Siegel „Was einer ist, was einer war, beim Tode wird es offenbar." Als die überraschende Nachricht von dem plötzlichen Ableben des Oberlehrers i. R. Josef Schäfer am 31. 1. 1969 in seinem Wohnort Trillfingen und darüber hinaus in den Kreisen Hechingen und Sigmaringen bei den vielen Kollegen, die ihn kannten und schätzten, bekannt wurde, wußte man, daß einer in die ewige Heimat abberufen worden war, der die irdische Heimat zutiefst geliebt und erforscht hatte. Noch konnte man es gar nicht fassen, denn er hatte bis in seine letzten Tage lebendigen Anteil am pädagogischen Geschehen genommen und hatte an allen Veranstaltungen der Lehrerschaft noch als Ruheständler teilgenommen. Mit Oberlehrer Schäfer ging eine von den markanten Lehrerpersönlichkeiten von uns, die es als eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit ansehen, daß sich der berufene Lehrer auch mit der Heimatgeschichte und -forschung befaßt. Sein Lebens- und Berufsweg fiel in eine bewegte Zeit, die von ihm viel abverlangte. Am 23. März 1900 in Empfingen geboren, mußte er bereits in jungen Jahren seine Lehrerausbildung an der seinerzeitigen Präparandenanstalt in Hechingen unterbrechen, um sich dem Militärdienst von Juni bis Dezember 1918 zu unterziehen. Anschließend absolvierte er das Lehrerseminar in Boppard, wo er im März 1921 die I. Dienstprüfung mit gutem Erfolg ablegte; der II. Dienstprüfung konnte er sich erst im Juli 1931 — ebenfalls mit gutem Erfolg — unterziehen, da er viele schwere Jahre der Stellenlosigkeit ertragen mußte. Nur kurze Zeit war er im Jahre 1922 in Empfingen tätig; erst am 20. 10. 1927 konnte er dann wieder in den Schuldienst zurückkehren. Zwei Jahre war der Junglehrer nun in Trillfingen. In dieser Zeit, im Jahre 1928, schloß Josef Schäfer die Ehe mit Berta, geb. Grumann. Vom April 1929 bis März 1937 war Lehrer Schäfer in Levertsweiler. Zehn Jahre, vom April 1937 bis 31. August 1947 war er in Stein tätig und am 1. September 1947 wurde Trillfingen sein fruchtbarer Wirkungsort. Fast 20 Jahre, bis zum 31. März 1965, hat der Verstorbene in Trillfingen, wo er auf 1. Juli 1953 zum Oberlehrer ernannt wurde, wirken dürfen, als lebendiger, erfolgreicher Lehrer. Oberlehrer Schäfer hat während seiner nahezu 40-jährigen Wirkens als Lehrer und Erzieher einer großen Schar von Kindern nicht nur die Quellen der Bildung erschlossen und sie zu tüchtigen Gliedern der menschlichen Gesellschaft in Ehrfurcht vor Gott und in Liebe zur Heimat erzogen; er war darüber hinaus seinen Kollegen und insbesondere den Junglehrern ein stetes Vorbild für unentwegtes Streben nach Fortbildung, um die zeitgemäßen pädagogischen Strömungen in seiner Schulstube verwirklichen zu können. Es war daher eine glückliche Fügung, daß er durch viele Jahre als Leiter der Lehrerarbeitsgemeinschaft Haigerloch seine pädagogischen Ansichten, sein Wissen und Können einem weiten Kreis von Kollegen weitergeben konnte. Dies geschah im Geiste einer vorbildlichen Kollegialität und mit seltenem menschlichen Geschick, daß in seinem Bereich fast regelmäßig alle Kollegen — auch noch Ruheständler — an 30 den Tagungen teilnahmen und gern seinen ungewöhnlichen Initiativen, die noch heute nachwirken, folgten. Der Beruf eines Lehrers wurde von ihm in einem weiten Sinne aufgefaßt. So war es für ihn selbstverständlich, daß er neben seiner Schularbeit an seinen Dienstorten als Organist und Leiter des Kirchenchors tätig war und sich auch anderweitiger Vereinsarbeit annahm, wenn an ihn herangetreten wurde. Insbesondere aber widmete er seine Lebensarbeit der Volkskunde und drang zu den Quellen der Heimatgeschichte vor. Dies durfte seiner Ansicht nach nicht zum Selbstzweck werden, sondern die Ergebnisse und Erkenntnisse sollten in die Schularbeit einfließen und hier für Unterricht und Erziehung bei den jungen Menschen fruchtbare Bildungswirkung auslösen. Um ein Spezialgebiet der Heimatforschung, die Auswanderforschung für Hohenzollern, hat sich Schäfer besondere Verdienste erworben. Angeregt durch die Auswanderungswelle nach dem 1. Weltkrieg, hat er aus eigener Initiative und auf eigene Kosten mühevolle Nachforschungen in Archiven, Gemeinde- und Kirchenregistraturen sowie in privatem Besitz angestellt und die Ergebnisse in der Zeitschrift „Zollerheimat" veröffentlicht. Auch an anderer Stelle wurden seine Arbeiten gern veröffentlicht. Es sind noch bis heute die umfassendsten Darstellungen in Bezug auf Auswanderungsgeschichte für Hohenzollern. Auch um die Lokalgeschichte und die Führung der Chronik Trillfingen hat er sich bis zu seinem Lebensende große Verdienste erworben. Es war eigentlich eine Selbstverständlichkeit und ein Positivum für den Hohenz. Geschichtsverein, daß ein so profilierter Kenner und Liebhaber der Heimatgeschichte im Jahre 1965 in den Vorstand des Vereins berufen wurde. Hier hat er ebenfalls trotz seiner angeschlagenen Gesundheit an allen Sitzungen, Tagungen und Fahrten des Vereins bis zu seinem plötzlichen Tode mit lebhaftem Interesse teilgenommen, und wertvolle Beiträge erschienen in der Vierteljahres-Zeitschrift des Vereins, der „Hohenzollerischen Heimat". Seine auf fundierten Kenntnissen und mit Bedacht vorgetragene Anliegen innerhalb des Vereins, die stets der Ausdruck eines engen persönlichen Verhältnisses zu Land und Leuten waren, fanden immer Beachtung und Würdigung, so daß sein Fehlen im Vorstand besonders schmerzlich empfunden wird. Am Sonntag, den 2. Februar, hatte sich trotz des stürmischen Wetters eine selten große Menschenmenge von Trillfingen und Umgebung, vor allem aber sehr viele seiner Kollegen aus dem Kreise und darüber hinaus auf dem Ortsfriedhof eingefunden, um sich von dem teueren Verstorbenen zu verabschieden. An der starken Beteiligung und an den vielen eindrucksvollen Abschiedsreden „wurde es offenbar", welchen Verlust der Lehrerstand und die Heimatforschung mit dem Ableben von Oberlehrer Schäfer erlitten hat. Die Verdienste des Verstorbenen für den Hohenz. Geschichtsverein würdigte der 2. Vorsitzende des Vereins. Oberlehrer Schäfer hat sich durch seine tiefgründige Arbeit und seine zahlreichen Veröffentlichungen selbst ein lebendiges Denkmal in der Geschichte des Vereins gesetzt. MAXIMILIAN SCHAITEL Die ehemalige Papiermühle zu Weilheim bei Hechingen Als Rohstoff für die Herstellung von Papier dienten zu Beginn des 19. Jahrhunderts Lumpen, abgetragene Kleider und Wäschestücke, kurz Stoffreste aller Art, soweit diese aus Hanf-, Flachs- oder Baumwollfasern bestanden. Seiden- und Wollstoffe kamen nicht zur Verwendung und mußten jeweils aussortiert werden. Um jederzeit das notwendige Rohmaterial zur Verfügung zu haben, waren die Papiermacher, auch Papierer genannt, gehalten, sich in bestimmten Bezirken den Lumpensammler-Bestand, d. h. das alleinige Recht zum Lumpensammeln, zu sichern. So war das Sammeln von Lumpen ein nicht unwichtiges Gewerbe, zu dessen Ausübung die behördliche Genehmigung gegen Bezahlung einer Gebühr erforderlich war. Im Fürstentum Hechingen hatte in den Jahren 1764/70 der Papierer Joseph Reinhard Sprinzing zu Egelstal, Gemeinde Mühlen, Kreis Horb a. N. den Lumpensammlerbestand um 30 Gulden jährlich inne.In den folgenden Jahren hatte das Recht zum Lumpensammeln der Papierer Philipp Franz Löhle zu Pfullingen, Kreis Reutlingen, gegen eine jährliche Zahlung von 53 Gulden. Im Jahre 1788 wurde der Lumpensammler-Bestand dem Papierer Michael Pachtler (Bachtier) von Amendingen b. Memmingen gegen eine jährliche Gebühr von 85 Gulden zuerkannt. Schon im Jahr zuvor, im März 1787, war Pachtler von „Serenissimo mündlich gnädigst gestattet" worden, auf der Weilheimer Gemarkung eine Papiermühle zu errichten. Wenn auch von der Mühle keine Mauerreste mehr vorhanden sind, so können wir doch aus der Flurbezeichnung „beider-Papiermühle" schließen, daß sie am Weilheimer Bach, oberhalb der Brücke Hechingen-Weilheim lag. Wie Abbildung 2 Bachtier und der Barbara Bernin von Ochsenbach. Trauzeuge sind Melchior Kloz und Anastasia Wolfin. Die Ehepartnerin bringt in die Ehe die halbe Papiermühle des Vaters samt dem halben Verdienst. Der Ehepartner erhält als Heiratsgut: 1 Viertel Wiesen, 1 Viertel Acker auf dem Hasenbohl, V2 Jauchert auf dem Bürgeresch und 1 Viertel Wald auf dem Bühl, gelegen an alt Friedrich Kurz. Im Sterbefall berufen sich beide Teile auf die Landesordnung, die „drei gewöhnlichen Pflichten ruhen bis zur gnädigsten Resolution Serenissimi!" Daß Wolf die Wanderjahre richtig hinter sich gebracht hat, wird von der Braut, von dem Vater des Bräutigams und vom Vogt von Weilheim bezeugt. Um das Weilheimer Bürgerrecht zu erlangen, hatte die Braut 18 Gulden zu zahlen. Auf Verwendung des Fürsten wurde der Betrag auf die Hälfte herabgesetzt. Abb. 1: Zeichnungen angefertigt von H . Olsdiewski. E n t w u r f : M. Schaitel. das Mühlengebäude aussah, ist nicht überliefert, doch müssen wir annehmen, daß die übliche Einrichtung mit Holländer, Bütten, Formen, Leimküche usw. und unter dem Dach Böden zum Aufhängen und Trocknen der nassen Papierblätter vorhanden waren. Im Jahre 1798 erhielt Pachtler für weitere 6 Jahre den Lumpensammler-Bestand und zwar gegen eine jährliche „Recognition" von 90 Gulden. An Mühlengebühr waren übrigens jährlich 15 Gulden zu entrichten. In dem genannten Jahr am 7. Mai verheiratete sich mit „obrigkeitlichem Consens" der ledige Papiergeselle Thomas Wolf, Sohn des Thomas Wolf und der Franziska Poplerin von Weilheim mit Katharina Bachtlerin, Tochter des Papierers Michael So arbeiteten also auf der Weilheimer Papiermühle Michael Pachtler und sein Schwiegersohn Thomas Wolf zusammen. Wie das gegenseitige Verhältnis war oder sich im Laufe der Jahre entwickelte, ist nicht bekannt. Immerhin fällt auf, daß Pachtler am 11. September 1804 eine Eingabe an die fürstliche Regierung in Hechingen machte, in Gauselfingen eine Papiermühle errichten zu dürfen. Da er die nötigen Mittel zu einem Neubau nicht besaß, bat er gleidizeitig um einen entsprechenden „Vorschuß" oder um die Bürgschaftsleistung zur Aufnahme eines Kapitals. Als Sicherheit will der Papiermacher die neue Mühle mit der gesamten Einrichtung und allen Werkzeugen verpfänden. Das Gesuch Pachtlers wurde schließlich abschlägig beschieden. Nun hören wir bis zum Jahre 1817 nichts mehr von der Papiermühle. Unter dem 3. 12. 1817 schreibt die fürstl. Re31 gierung an das Vogtamt Weilheim, daß der Papierer Thomas Wolf — von Pachtler ist nicht mehr die Rede — für den Lumpensammlerbestand und den Wasserzins mit 177 fl 30 x im Rückstand sei, er solle Wolf zur Zahlung auffordern. Der Vogt berichtet, daß die Papiermühle seit 51/2 Jahren still liege! Darauf hin wird er beauftragt, einen Acker des Papierers zu verkaufen und die Schuld zu begleichen. Welche Gründe für die Schliessung der Papiermühle maßgebend waren, ist nicht überliefert. Da nach Mitteilung des Pfarramts Weilheim im Totenbuch in der Zeit von 1813—1830 der Name Pachtler (Bachtier) nicht vorkommt, ist anzunehmen, daß Pachtler mit seiner Frau fortgezogen ist, ob vor oder nach Stillegung der Mühle, ist schwer zu entscheiden. Von der Papiermühle Weilheim hören wir nichts mehr. Dagegen wird unter dem 16. 10. 1816 berichtet (Hofkammer-Protokoll, Hechingen), daß Joh. Schulz von Weilheim und M. Edele von Owingen den Lumpensammlerbestandauf 6 Jahre übernommen haben, um 150Gulden jährlich. 1822 erwirbt das Recht zum Lumpensammeln im Fürstentum Hechingen der Papierer Ernst Ludwig Laiblen von Pfullingen, um jährlich 292 Gulden. — Von den Wasserzeichen, mit denen die Weilheimer Mühle ihr Papier kennzeichnete, kann nur eines aufgeführt werden. Wir müssen aber annehmen, daß mehrere verwendet wurden, wozu aber eingehende Nachforschungen nötig wären. Auf Abbildung 1 sehen wir einen Anker, auf der linken Seite des Ankerschaftes den großen lat. Buchstaben M, auf der rechten Seite ein P, die Initialen des Namens Michael Pachtler und auf Abbildung 2 einen Doppeladler mit Krone, Szepter und Schwert und auf der Brust einen Wappenschild. Anker wie Doppeladler sind nicht original, sondern werden öfters, natürlich in Abwandlungen, von Papiermühlen als Marken verwendet. Das Papier, dem unser Wasserzeichen entnommen ist, stammt von 1791. Pfarrpfründe (Pfarrfond) und Kirchenfond (Heiligenfond, bei uns kurz „Der Heilige" genannt), sind nicht dasselbe, wie immer wieder irrig angenommen wird. Beide sind vielmehr seit etwa 700 Jahren rechtlich verschieden und dienen verschiedenen Zwecken. Die Pfarrpfründe (Kapitalien und Grundstücke) dient der Besoldung des Pfarrgeistlichen und ist heute bei uns wegen der Unzulänglichkeit der örtlichen Vermögen zentral von der bischöflichen Behörde verwaltet und durch die allgemeine Kirchensteuer aufgebessert. Die Heiligengüter (Ortsfonde) dagegen und die örtliche Kirchensteuer dienen dem Unterhalt der kirchlichen Gebäude und der Bereitstellung der Kultkosten (Meßwein, Wachs, Paramente). Pfarrpfründe und Heiligengüter wurden einst zur Kirche gestiftet. Schon vor Karl dem Großen hatten die Pfarrangehörigen zur Pfarrei den Zehnten aller Früchte, des Heues und des Viehes zu geben, der bei uns um 1860 abgelöst wurde. Der Großzehnt von den Garbenfrüchten war im Lauf der Zeit oft in Hand des Patronatsherrn gekommen, der jedoch zum Unterhalt der Gebäude und des Pfarrers das Fehlende zuschießen mußte. Wegen der Geldentwertung und des Zusammenschrumpfens der einst finanzstarken Fonde liegt die doppelte Last wieder auf den Schultern der Kirchengenossen, sei es als Kirchensteuer, sei es als Spenden. /. A. Kraus Ferienkurse im Volkshochschulheim Inzigkofen G e o l o g i e des Donau- und Bodenseeraumes, Baukunst in O b e r s c h w a b e n , Das obere D o n a u l a l , Wirtschaftspolitik, W e r k w o c h e n für Zeichnen, Photographie, Batik und Stoffdruck. Bitte f o r d e r n Sie das K u r s p r o g r a m m (Auf die Papiermühle zu Weilheim habe ich bereits in der „Hohenzollerischen Zeitung" Nr. 220, vom 19. 9. 1942 hingewiesen, aber in kürzerer Form.) In Geldsachen bieten wjr den ¿•fea Service WissenSie, welche Möglichkeiten in Ihrem Girokonto stekken, welche Sparform für Sie besonders günstig ist, überhaupt, wie man Geldprobleme am besten löst? Nutzen Sie doch auch unseren Service I HOHENZOLLERiSCHE LANDESBANK, Spar- und Qirokasse mit 71 Niederlassungen in Hohenzollern 32 an Volkshochschulheim Inzigkofen 7481 Inzigkofen über S i g m a r i n g e n Telefon 07571 / 658 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 19. Jahrgang 1969 Nr. 3 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollertschen Geschichtsverein in Verbindung mit den Staatlichen Sdiulämtem Hednngen und Sigmaringen LAMBERT HECK Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen Weit überragt die Gestalt der letzten Fürstin von Hohenzollern—Hechingen ihre Zeitgenossen. Nur wenige Menschen lassen Spuren aus ihrem Erdenleben zurück, die Zeiten überdauern. Die Fürstin Eugenie ist in unserer hohenzollerischen Heimat unvergessen geblieben bis in unsere Tage, denn aus ihr wirkte tätige Liebe und warme Herzensgüte. Sie war eine wahrhaft edelmütige und hochherzige Frau, die man nicht mit Unrecht „die Mutter der Armen, der Kranken und der Kinder" nannte. Geistlicher Rat und Stadtpfarrer Baur in Hechingen hat ihre überragende Persönlichkeit, ihr Lebensschicksal und ihr unvergängliches Lebenswerk in einem Weihnachtsspiel mit dem Titel: „Fürstin Eugenie" der Nachwelt überliefert. Die Fürstin von Hohenzollern—Hechingcn, Hortense Eugenie Napoleone, Prinzessin zu Leuchtenberg und Eichstädt, wurde am 23. 12. 1808 in Mailand geboren. Sie war aic Zweitälteste Tochter des damaligen Vizekörngs von Italien, Eugene Beauharnais, des Lieblingsund Adoptivsohnes Kaiser Napoleons I. und dessen Gemahlin josefine geb. Tascher de ia Pagerie, der Witwe des Generais Vicomte de Beauharnais, der im Jahre 1794 hingerichtet wurde Die Mutter der Fürstin war Auguste Amalie Luise von Bayern, die Tochter des vom Volke hochverehrten Kurfürsten und nachmaligen Königs Maximilian Josef 1. Eugenies Kindheit fiei in die Zeit, als Napoleon, der damals die Weit bewegte, auf dem Höhepunkt seiner Macht stand und am Hofe ihrer Eltern Wohlstand, Glanz und Pracht herrschte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte das Fürstentum Hohenzollern—Heesingen längere Zeit keine Landesmutter. Es st deshalb nur zu verständlich, als das kleine Volk unterm Zoller großer Jubel erfüllte, als Erbprinz Friedrich Wilhelm Konstantin seinem Lande wieder eine Herrin geben wollte, die nicht nur mit reichen Gütern gesegnet sei, sondern auch ein edles Herz in ihrer Brust trage. Am 22. Mai 1826 führte er die junge Prinzessin Eugenie als Gemahlin heim. Wochenlang waren die Behörden und die Einwohnerschaft von Hohenzollern— Hechingen bemüht, dem jungen Paar einen festlichen Empfang zu bereiten. Alles war in freudiger Aufregung in der Residenzstadt Hechingen; die Bürger hatten eine Miliz zu Pferde und zu Fuß aufgestellt und die Dörfer hatten Deputationen ausgewählt, die das hohe Paar empfangen durften. Eine große Volksmenge drängte sich an der Landesgrenze, als Prinz Konstantin und seine charmante Gemahlin in Gauselfingen in ihren Herrschaftsbereich einzogen. Dies war von Gauselfingen bis Hechingen ein Triumpfzug ohnegleichen, gleichsam als hätte das zollerische Volk geahnt, welchen Schutzgeist das Land durch sie erhielte. Dem Volk ging es zu jener Zeit auch hierzulande nicht gut. Durch die Kriegswirren der napoleonischen Zeit und durch die nachfolgenden Mißjahre war jeder Wohlstand geschwunden, und drückend schwer lagen noch die mittelalterlichen Lasten auf Land und Volk. Mit dem Tode des Fürsten Friedrich Hermann Otto im Jahre 1838 bestieg Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin mit seiner Gemahlin Eugenie den Fürstenthron. Mit ihnen drang ein belebender Strom neuer Gedanken und frischen Strebens ins Land. Durch fürstliche Anregungen und reiche Geldmittel der Fürstin nahm Hechingen einen künstlerischen und geistigen Aufschwung. Das Fürstenpaar förderte eine öffentliche Musikpflege, die Hechingen einen europäischen Ruf sicherte durch die Konzerte der fürstlichen Hofkapelle. Die Fürstin, damals noch Erbprinzessin, übernahm selbst Solopartien bei Oratorien. Beim Musikfest ; m Jahre 1837 bot Erbprinz Konstantin ais Instrumentalkörper zwe ; fürstliche Orchester, dasjenige aus Hecir igen und dasjenige ans Donaueschingen, dazu die Elite des Stuttgarter Hoftheater-Orchesters, weiter das Tüo'nger Stiftsorchester und sonstige ausübende Musiker auf. Dazu kamen noch ein Hechinger Männer- und Frauenchor und die besten Chöre der Umgebung Hechingens. Als Dirigenten fungierten die bedeutendsten Kräfte Südwestdeutschlands: die Hofkapellmeister Lindpaintner aus Stuttgart, Kalliwoda aus Donauesdhingen, Täg^ichsbeck aus Hechingen und Universitätsdirektor Silcher. Sonntägliche Hofkonzerte, zu denen die Mitglieder der Museumsgesellschaft und des Musikvereins freien Eintritt hatten, zogen auch zahlreiche Musikfreunde aus nah und fern an. Die Fürstin war eine hochgebildete Frau mit vielseitigen musikalischen Interessen, eine Musikfreundin, begabt für Gesang und Klavierspiel, und konnte sidi ebenbürtig an die Seite ihres kunstsinnigen Gemahls stellen. Außerdem war sie eine große Natur- und Blumenfreundin und gilt als die eigentliche Schöpferin des Fürstengartens. Denselben vertraute sie zur sachgemäßen Pflege einem Hof[,>irtner an und ließ ein Gewächshaus bauen und Blumenbeete anlegen. Mit ihren Mittein entstand die nach ihr benannte Villa Eugenia als fürstliche Residenz, die das Fürstenpaar gegen den ersten Wohnsitz auf dem Linaicn eintauschte. „Alles, was aufgegangen ist, geht auch wieder unier nur allein die Tugend bleibt bestehen", ein Nachruf, der dem Grafen Eitel Friedrich II. vom Chron' ten geschrieben wurde, gilt auch der Fürstin Eugenie. Ihre großen menschlichen Qualitäten ruhen auf der Grund- VUla Eugenia (aus dem Kunstdeiikmälerwerk Bd. I : Kreis Hechingen — abgekürzt K D H Hohenzollern, •• Hechingen 1939, A b b i l d u n g N r . 328) Daß ihr das Mutterglück versagt blieb, empfand sie zwar schmerzlich, aber dafür wurde sie die Mutter der Jugend des Fürstentums und fühlte sich am glücklichsten im Kreise der Kinder. Sie besuchte sehr häufig die Schulen, ermahnte zu Fleiß und Tugend und belohnte die Strebsamen. In Hechingen baute sie im Jahre 1839 ein Kinderhaus, eine der ersten Kinderbewahranstalten im süddeutschen Raum, in der die Kinder seit Generationen liebevoll betreut und anfangs sogar beköstigt wurden. Talentierte Kinder ließ sie studieren oder ein Handwerk erlernen und bei der weiblichen Jugend sorgte die Fürstin für eine gründliche Ausbildung in der Hauswirtschaft und in Handarbeit. In Handarbeiten brachte sie es, besonders im Sticken von Meßgewändern, zu einer geradezu meisterhaften, ja künstlerischen Fertigkeit, die man jetzt noch an zahlreichen von ihr gestifteten Meßgewändern bewundern kann. Neben ihrer ernsten Lebensauffassung pflegte sie eine warme und heitere Geselligkeit. Sie war eine Freundin der Natur und liebte gemeinsames Wandern u. besuchte mit Vorliebe Volksfeste mit ihren herkömmlichen Belustigungen. Mit Fastnachtsküchle, Jahrmarkt und Moritaten verstand sie es, den Kindern fröhliche Fastnacht zu bereiten und zu gestalten. läge einer trefflichen Erziehung zu Gebet und Arbeit, zu strenger Ordnung und Pflichterfüllung, und daraus erwuchsen ihre Tugenden. Der Grundzug ihres Wesens war eine tiefe Religiosität. Ihre wahrhafte und echte Frömmigkeit äußerte sie neben dem Gebet in der aufopfernden Liebe für die Mitmenschen. Ihre Wohltätigkeit kam aus einem Herzen, das jedes Leid mitlitt und jeden Schmerz mitfühlte; sie kam aus dem Gefühl der sittlichen Verpflichtung, das eigene Leben hinzustellen in das Leben des Volkes. Sie schrieb selber einmal: „Wir sind füreinander auf der Welt und müssen helfen, wo wir können." Ihre Fürsorge begleitete ihre Landeskinder von der Geburt bis zum Tode und umfaßte die Volkswohlfahrt in allen Bereidien: die Wochen- und Kinderpflege, die Schulen, die Armen und Kranken in Stadt und Land, Suppenanstalten und die Ausstattung bedürftiger Brautleute. Wie eine barmherzige Schwester ging sie auf ihren täglichen Besuchen in die Häuser der Aermsten und Einsamsten, milderte die Not, stillte die Tränen, sättigte die Hungernden, pflegte die Kranken und richtete die Verzweifelten auf. Nicht Wind noch Wetter und nicht die dump*ige Luft und die verwahrlosten Stuben jener Zeit konnten sie von ihrer Liebestätigkeit abhalten oder abschrecken. HOHENZOLLERISCHE herausgegeben vom HEIMAT Die „Hohenzollerischen Ge- Mitarbeiter dieser Nummer: Gerhard Hans Friedrich Autenrieth, O b e r s t u d i e n r a t i. R., lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- 7157 M u r r h a r d t , G e r h a r t - H a u p t m a n n - S t r . 3 Lambert 7487 G a m m e r t i n g e n , Telefon 07574/205. Heck, Telefon 07434/765. Oberlehrer i. R. 7451 Rangendingen, ist ¿ine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung in H o h e n z o l l e r n mit Johann Jerg, beim S t u d i e n d i r e k t o r a. D . Telefon 07571/9422 der Geschichte ihrer H e i m a t v e r t r a u t machen. Msgr. Fürstlicher Museumsdirektor pulär fachhistorischen gehaltene Beiträge aus der auch po- Geschichte unseres Landes. Sie e n t h ä l t daneben einen besonderen Teil f ü r die Schule und den Lehrer. Bahnhof 7480 Sigmaringen, R o y - S t r a ß e 2, Sie neben Dr. Walter Kaujhold 7480 Sigmaringen, im Schloß, Tel. 07571/603 Johann Adam Kraus P f a r r e r und E r z b . Archivar i. R . 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2 Bezugspreis: halbjährlich 1.40 D M . der Zeitschrift kann erfolgen bei jedem Postamt oder beim Schriftleiter. 34 H u b e r t Deck, H a u p t l e h r e r , 7457 Bisingen, Hauptschule T e l e f o n 07476/349, b z w . 745 Hechingen, Tübinger S t r a ß e 28 Telefon 07471/2937 H e l m u t Lieb, H a u p t l e h r e r z. A., 7480 Sigmaringen, H o h k r e u z l a , Telefon 07571/95G4. Die mit Namen versehenen die persönliche Meinung Artikel der Verfasser geben wie- d e r ; sie zeichnen f ü r den I n h a l t der Beitrage verantwortlich. Mitteilungen der Schriftlei- tung sind als soldie gekennzeichnet. M a n u s k r i p t e u n d Besprediungsexemplare w e r - Michael Bestellung A. Redaktionsausschuß: gen. V e r l a g : Buchdruckerei Acker O H G . bringt Deutschmann, H a u p t l e h r e r z. 7471 S t r a ß b e r g / H o h e n z . Bohlstraße 341, schichtsverein" in V e r b i n d u n g mit den S t a a t - D i e Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" Schriftleiter: Lorch, Oberlehrer i. R . 7451 Killer, Kreis Ringinger Straße Hechingen den an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, rische H e i m a t " weiter zu die „Hohenzolle- empfehlen. R0 9 E J T | ' I i w Miß -W f ; 'A I v i i Fkitme als Erbpnntessm I i t h o g m p M - : von J . Pcrti';, g e d r u d t r bei Pilnty ind L c i h l e n Milndic i. Die letzten Jahre ihres kurzen Lebens waren durch ein unheilbares Lungenleiden verdüstert. In der würzigen Luft und in den Heilquellen von Badenweiler und Baden-Baden suchte sie Genesung. In der Morgenfrühe des 1. September 1847, auf dem Rückweg von Baden-Baden, im Hotel Post in Freudenstadt, schlug ihre Sterbestunde mit den Worten: „Grüßt mein teueres Vaterland, grüßt meine lieben Hechinger". Interessant ist die Würdigung, die der damalige Rabbiner Dr. Samuel Mayer in Hechingen der verstorbenen Fürstin entgegenbrachte: „Unsere Zierde haben wir verloren. Ich spreche nicht von ihrer schimmernden Pracht. Einfach und natürlich war ihr Gewand, Bescheidenheit ihr schönstes Diadem, wie eilte sie in die Hütten der Dürftigen, wie sie Trost und Mut spendete, wie sie Licht der Blinden war, Kraft den Gelähmten verlieh, wie sie kleidete die Nackten und sättigte die Hungernden, emporrichtete die Verzweifelten. Da beugte sie sich vor dem Allmächtigen in den Räumen ihres Gotteshauses in ehrfurchtsvoller Demut." Namenlose Bestürzung über die Todeskunde ergriff das Volk in Stadt und Land, welches ihrer lieben Toten eine ergreifende Kundgebung bereitete. Das Testament der Fürstin krönt ihre Guttaten. Sie vermachte ihrem Lande 270 000 fl. Das Kinderhaus, das Eugenienstift (jetzt Alters- und Armenheim), mit Gütern ausgestattet, und das Krankenhaus, das mit dem Stiftungskapital gekauft wurde, sind noch lebendige Zeu- gen der Fürsorge der letzten Fürstin für ihr Land und Volk, während die kirchlichen und sozialen Stiftungen, die in Geldwert angelegt waren, der Inflation zum Opfer gefallen sind. Ihr Leichnam wurde in der Gruft in der Stiftskirche in Hechingen beigesetzt. Auch ihr Herz hat dort in einer Nische, in einem kunstvoll gearbeiteten silbernen Behältnis verwahrt, einen würdigen Platz gefunden. Die Mutter der Fürstin, die Herzogin Amalie von Leuchtenberg, hatte das Herz Eugeniens in der Hauskapelle im Palais Leuchtenberg aufstellen lassen, denn sie wollte alle ihre Kinder um sich haben. Nach Zerstörung des Palais Leuchtenberg im Jahre 1943 kam das Herz der Fürstin in die Königsgruft der Münchener Michaelskirche, und von dort brachte es Prinz Franz Josef von Hohenzollern im September 1952 nach Hechingen und gab es in die Obhut von Geistl. Rat und Stadtpfarrer Baur, der es in der Stiftskirche beisetzte. Der Fürstin zu Ehren erstellte die Hechinger Bürgerschaft vor dem von ihr gestifteten Kinderhaus ein Denkmal. Die Kosten wurden durch freiwillige Spenden aufgebracht. Die Büste fertigte der aus Hechingen gebürtige Bildhauer Josef Metzger in Hassfurt a. M. aus bestem Tiroler Marmor. Das Postament ist aus einem Block Adneter Marmor, der aus Salzburger Brüchen stammt, herausgearbeitet, und der Bau ist aus hellem Sandstein und roten Sockelquadern aus Heiligenzimmern ausgeführt worden. Der fürstl. Baurat Laur fertigte den Ent35 wurf des Denkmals. Im Jahre 1884 wurde dasselbe eingeweiht. Möge dieses Denkmal künftigen Geschlechtern die Erinnerung an die große fürstliche Wohltäterin und Landesmutter wachhalten! Billardhäuscben (aus K D H , Hinweise im Park Abbildung der Nr. Villa Eugenia 326) zur unterrichtlichen Behandlung Die Fürstin Eugenie war eine überragende Persönlichkeit, und ihr wohltätiges Wirken aus sittlicher Verpflichtung ist auch für unsere Zeit von beispielhafter Bedeutung für die Erziehung unserer Jugend zu hilfsbereiten Menschen. Zwar werden unsere Kinder durch die modernen Publikationsmittel: Rundfunk, Fernsehen, Schulfunk und Presse in weitem Maße mit der großen weiten Welt und allen Sorgen und Nöten der Menschheit laufend konfrontiert, aber sie selbst wachsen in einer Wohlstandsgesellschaft groß, in der sie keine materielle Not zu leiden haben. Die unterrichtliche Behandlung des vorgenannten Themas setzt daher eine gründliche Kenntnis der Orts- und Heimatgeschichte, besonders aber der Zeitverhältnisse in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts, voraus. In zahlreichen Festschriften von Vereinsjubiläen und in Ortschroniken sind interessante Einzelheiten aufgezeichnet, die die Zeitverhältnisse aufhellen. In den napoleonischen Kriegswirren verarmten Land und Volk durch Truppendurchzüge, Einquartierungen und Kriegslasten. Die Pfarreien und die Gemeinden hatten hohe Kriegslasten zu tragen, und von ^"esen wurden außerdem fast unaufbringliche Naturalleistungen gefordert. Den Gemeinden erwachsen drückende Schuldenlasten, die sie durch Kreditaufnahmen abdeckten. Dazu kamen noch die von den Untertanen immer unerträglicher empfundenen Reallasten. Als Rheinbundstaaten hatten die Fürstentümer militärische Kontingente zu stellen, und die Kriegsleistungen führten zu einer völligen Verarmung des Fürstentums Hechingen. Die Entwicklung zu einem geordneten Staatswesen führte in ihm am finanziellen Ruin vorbei. Eine ungedeckte Schuld von 300 000 fl belastete das 36 Fürstentum. Dazu kamen noch schwere Miß-, Hungerund Teuerungsjahre, so das Hungerjahr 1817 und die Mißjahre 1846/47. Zur Speisung der Ortsarmen wurden in vielen Orten öffentliche Suppenanstalten eingerichtet, von einer solchen führt in Rangendingen eine Gasse heute noch den Namen „Suppengasse". Zur Beschaffung von Lebensmitteln und Saatfrucht mußte z. B. auch hier eine Anleihe von 4 000 fl gegen Verpfändung von 40 Jauchert Allmand aufgenommen werden. Wenn ein Acker gegen einen Laib Brot gehandelt wurde, spricht dies sehr eindeutig für die Not zur damaligen Zeit. Die Säkularisation schmälerte auch das Kirchenvermögen, aus dem dem kleinen Mann in dringenden Fällen Geld geliehen werden konnte, und durch Auflösung von Klöstern gingen die Zuwendungen an Arme verloren. Die Kirche war häufig Geldgeber aus Stiftungen und anderem Kirchenvermögen, woraus audt namhafte Mittel für Wohlfahrtszwecke verwendet wurden, insbesondere auch für das Schul- und Bildungswesen. Die Kirche fühlte sich aber auch durch die Säkularisation von der Gefahr unnötiger Verquickung mit irdischer Politik von der Last vieler Sorgen befreit. Sie war jetzt darauf vorbereitet, unverdächtig an die immer lauter werdende soziale Frage heranzutreten. In den Revolutionsjahren 1948/49 kämpften in Hohenzollern eine Reihe von Geistlichen um eine freiheitliche Verfassung. Der Drang nach Freiheit wirkte immer stärker und stärker unter den Untertanen, nachdem sich die Anschauung über die Herren- und Bürgerrechte änderten. Eine neue Gemeindeordnung brachte einen neuzeitlichen Zug in die Verwaltung der Gemeinden, und so wurde auch 1833 eine für damalige Begriffe fortschrittliche Schulordnung erlassen. Aber man wußte keinen Rat, für die wachsende Bevölkerung neue Existenzgrundlagen zu schaffen. Im Killertal griff man z. B. zum Hausierhandel als Selbsthilfe, während anderwärts im Handwerk zusätzliche Verdienstmöglichkeiten gesucht wurden, und zahlreiche Existenzlose wanderten damals aus. Eine neue Gewerbe- Villa Silberburg (aus K D H , A b b i l d u n g N r . 331) Ordnung erleichterte die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe, und durch die Gründung landw. Vereine wurde eine Verbesserung der Landwirtschaft versucht. Sicherlich gab sich die fürstl. Regierung Mühe, nach Möglichkeit zu helfen, aber das Verhältnis breiter Schichten der Bevölkerung zum Landesherrn und seiner Regierung war schon von früher her so stark belastet, daß auch gutgemeinte Maßnahmen auf Mißtrauen und Widerstand stießen. Die aufgeregte Stimmung im Lande führte dann in den Märztagen 1848 zur Revolution. Aus diesen Zeitverhältnissen wäre das Lebensbild und das Wirken der Fürstin Eugenie der Jugend verständlich zu machen — ihr menschlicher Adel, ihre Herzensbildung, ihre gute und vielseitige Begabung, ihre vortreffliche Erziehung nach echter christlicher Gesinnung, zu Zucht, Ordnung, Pflichterfüllung aus sittlicher Verantwortung, ihre herablassende Liebestätigkeit im Dien- Schloß Lindich (aus K D H , A b b i l d u n g N r . 342) ste der Mitmenschen; sie war im wahrsten Sinne des Wortes Landesmutter. In der Gemeinschafts- und Sozialkunde wären die grossen sozialen Gegensätze der damaligen Zeit aufzuzeigen. Soziale Hilfe wurde auf freiwilliger Basis im Sinne christlicher Liebestätigkeit kirchlicherseits, von privaten Wohltätern und von der Dorfgemeinschaft geleistet. Es war noch ein weiter und beschwerlicher Weg bis zu den heutigen staatlichen und sozialen Einrichtungen und Errungenschaften und zu den großen kirchlichen und weltlichen Hilfsorganisationen. Die Besichtigung der Wirkungs- und Gedenkstätten der Fürstin Eugenie in der Kreisstadt Hechingen: Villa Eugenia, Fürstengarten, Kinderhaus mit Denkmal der großen Wohltäterin, das alte Krankenhaus und die Stiftskirche lassen den Geist der Fürstin wieder lebendig werden. Auch das Weihnachtsspiel „Fürstin Eugenie" von Geistl. Rat Stadtpfarrer Baur könnte im Rahmen von Schulveranstaltungen auch einer breiteren Oeffentlichkeit nutzbringend dargeboten werden. Literatur- und Quellenverzeicbms Pfeffer, Anton: Vom Kaiserstammland Hohenzollern. Rottenburg (Neckar) o. J. Aus dem Inhalt der Ferner: Buckenmaier, Anton Heinrich: Eugenie, Fürstin von Hohenzollern-Hechingen. Menschen und Mächte um eine Stiefenkelin Napoleons I. Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG) 1 (1965). S. 1—173 (12 Abb.). Die Klischees (außer Bild 2) zu diesem Artikel wurden uns freundlicherweise vom Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande zur Verfügung gestellt. Hundert Jahre Fürstlich Hohenzollerisches Museum in Sigmaringen. ZEITSCHRIFT FÜR HOHENZOLLERISCHE Sauter, Walter: Die letzte Hechinger Fürstin. Das Bunte Blatt der Hohenz. Blätter v. 4./5. 9. 1937. Baur, Carl: Fürtin Eugenie, ein Weihnachtsspiel. Fürstin Eugenie von Hohenzollern. Hohenz. Zeitung vom 30. 10. 1952. Das Herz der Fürstin Eugenie. Hohenz. Zeitung vom 31. 10. 1952. Siebzig Jahre Eugenien-Denkmal. Hohenz. Zeitung vom 1. 9. 1954. Fürstin Eugenie war eine echte Mutter des Landes. Schwarzw. Bote vom 3. 1. 1958. Fürstin Eugenie gab durch ihr Leben ein Beispiel. Schwarzw. Bote vom 4./5. 1. 1958. GESCHICHTE 4. Band — der ganzen Reihe 91. Band — 1968 Günter Biemer Edilbert Menne (1750—1828). Ein vergessener Novize und Konventuale des Klosters St. Luzen in Hechingen. Maren Rehfus. Das Schulwesen in der Herrschaft Wald. Walter Kaufhold. Fürstenhaus und Kunstbesitz — Zweiter Teil: Der weitere Ausbau des Museums. Sein Verkauf und Wiederaufbau. Günter Schulz. Geschichte der geologischen Kartierung von Hohenzollern. Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein Sigmaringen. Zu beziehen bei der Schriftleitung, Sigmaringen, Karlstraße 32. 37 H A N S FRIEDRICH AUTENRIETH Heinrich Hansjakob reist durch Hohenzollern (1900) Im Frühjahr 1900 kam dem zu jener Zeit vielgelesenen Schwarzwälder Volksschriftsteller aus Haslach im Kinzigtal, Pfarrer Heinrich Hansjakob (1837—1916), der hübsche Einfall, eine längere „Luftkur" im offenen Wagen zu genießen und so durch Schwarzwald, Baar, Hegau, Linzgau hinab ins Donauried und von da zurück durch Hohenzollern zu schweifen. Wir lassen diesem bedeutenden Mann möglichst selbst das Wort, um seine Eindrücke auf der Fahrt durch Hohenzollern, sein Urteil und seine Ausdrucksweise kennen zu lernen, und blättern zu diesem Zweck im ersten Band seiner „Reiseerinnerungen". Am 28. Juni rasselt seine Kutsche mit dem Kutscher Konrad auf dem Bock von Zwiefalten steilaufwärts durch einen schönen Buchenwald auf die Hochfläche. „Die Lerchen jubelten hoch über den weiten Fluren, ein Schäfer weidete seine friedliche Herde am Wege hin, erfrischende Winde zogen daher, und mir ging das Herz auf. Aber auch der Schäfer weiß nicht, wie weit es nach Gammertingen ist. ,Dös leit, glaub i, do drübe im Preußische; do bin i aber no nia g'wea' lautet sein Bescheid . . Es mochte fünf Uhr des Abends sein, als ich das erste schwäbisch-preußische Dorf, Kettenacker, erreichte. Hier mußten die Pferde restauriert werden. Ich trat in die kleine, sonnige Wirtsstube, ließ mir ein Glas Wein geben und setzte mich zu einem schwäbischen Bauer, der hemdärmelig hinter einem großen Schoppen Bier saß . . . Nach einigem Hin- und Herreden rückte ich mit der Frage heraus: „Seid Ihr Hohenzollern jetzt zufrieden, daß Ihr preußisch seid?" Die Antwort lautete: „Wellaweag sin wir z'frieda, a Bouer hot koi andre Wahl. Der Preuß hot aber seit 1870 au alle gfressa, un die Wirtteberger Boura sin koi Hoar besser dra als wir, Hansjakob 38 als Student in Rastatt pläzwis no schleachter. Nur verstond sie ihre Herra (Beamten) besser als wir die unsere. Die preußisch' Sproch verstond wir ett und learet sie au ett und wellet sie au ett leare'." — Inzwischen will ein anderer Bauer nach Gammertingen telefonieren; der konservative Reisende wundert sich darüber. „Daß hier oben schon das Telefon funktioniere und von den Bauern benützt werde, hätte ich nicht geglaubt. So schön und erfreulich diese Erfindung ist. . ., so meine ich doch, je weniger man von seinen Mitmenschen hört und ¡e seltener man mit ihnen verkehrt, um so weniger wird die innere Ruhe und Zufriedenheit gestört. Das Telefon ist auch eines jener neuzeitlichen Galopp- und Hastmittel, die sicher den Menschen das goldene Zeitalter auch nicht bringen werden." Die Pferde sind inzwischen satt, die Fahrt geht weiter. „Zwischen Kettenacker und dem nächsten Ort, Feldhausen, zeigt sich eine weite, reichlich mit Früchten und Gräsern angebaute Hochebene, so daß das letztere Dorf seinen Namen wohl verdient." Bald erblickt man von der Höhe aus das Tal der Laudiert. „Dieses Flüßchen soll seinen Namen haben von dem altdeutschen Worte luchen, d. i. sich krümmen. Und in der Tat zieht es in beständigen Schlangenwindungen die grüne Mulde herab, die vor unseren Augen liegt." Ihr nähert sich der Weg. „Wir fahren. . . noch einige Zeit talaufwärts, und um acht Uhr des Abends sind wir in dem Städtchen Gammertingen, das uns von der Höhe aus schon lange zugewinkt hat. Vor seinem Hause, gleich am Eingang des Städtchens, erwartet uns der Pfarrherr . . . In seinem Hause war ich aufs beste aufgenommen. Sein Bäsle, das ihm den Haushalt führt, ist aus der Aichhalden, in der Nähe des oberen Kinzigtales, und eine eifrige Leserin meiner Bauernbücher . . . Forellen und Kalbsbraten hatte die Gute gerichtet, und sie war fast böse, als ich nur um Milch bat . . . " Am folgenden Tag wurden die Apostel Petrus und Paulus gefeiert. „In diesem weltfernen Amtsstädtle leben lauter religiöse Menschen; selbst die Beamten und Ärzte besuchen regelmäßig den Gottesdienst . . . Die Kirche ist stillos, aber der alte Sakristan gleicht aufs Haar und auf den Bart dem heiligen Vinzenz von Paul und hat mir deshalb mit Macht imponiert." Schon vor neun Uhr erfolgt der Aufbruch „Es war noch nicht zehn Uhr, als ich in das Dorf Neufra kam, das noch im Tale der Vehla liegt. . . Das Dorf war, weil alles beim Gottesdienst, wie ausgestorben. Es herrschte eine weihevolle Stimmung über ihm, und ein freundliches, neues Kirchlein erhöhte dieselbe. Schon auf der Höhe über dem Dorfe hatte ich mich an einem Manne erbaut, der barhäuptig, einen Schirm über sich aufgespannt, vor einer Kreuzwegstation gar andächtig betete, während die Morgensonne ihren Segen dazu gab. —- In dem Dorfe Burladingen\ nahe der Wasserscheide zwischen Donau und Rhein, zwischen Killer, Starzel und Vehla, an der Quelle der letzteren gelegen, war eben der Gottesdienst aus, als ich durchfuhr, und die Leute standen im Feiertagsstaat vor ihren Häusern, jung und alt in neumodischen Hudeln. Selbst die gelben Lederschuhe fehlten nicht. . . Gleich unter Burladingen treffen wir auf den Damm einer im Bau begriffenen Eisenbahn . . . Bald wird das Hauptroß der Kultur, die Lo- komotive, auch in dieses einsame Tälchen seine Segnungen t r a g e n . . . In dem Weiler Starzein muß der Konrad füttern. In der sonnigen Wirtsstube. . sitzen zwei Südtiroler. Sie klopfen Schottersteine für den Bahnbau . . . Sie sind Ritter der Arbeit und dienen auch im Krieg . . ., den die Kultur mit der Natur führt und welcher der Menschheit vielfach schwerere Wunden schlägt, als blutige Schlachten". „Der Hauptort des Killertales ist zweifellos das heitere Dorf Jungingen. Wohlhäbigkeit schaut aus allen Häusern so weltfroh, als wollte sie sagen: Unser Reich ist von dieser Welt. Jungingen ist auch die Zentrale für den Handel und das Gewerbe des Tales. Junginger kamen in meiner Knabenzeit schon als Geißelstockhändler und Krämer auf die Jahrmärkte nach Hasle (Haslach). Und vor mehr als einem halben Jahrhundert hab' ich einem Krämer Bosch aus Jungingen an den Jahrmärkten zu Hasle Handlangerdienste geleistet — um einen kleinen Fingerring oder um eine gemalte Griffelbüchse". Gar nicht hübsch erscheint „die scheuernstilige Pfarrkirche . . . Übrigens soll . . . ein Pfarrer in Jungingen nicht auf Rosen gebettet sein, was mit der Wohlhäbigkeit und mit der Freizügigkeit der Bewohner zusammenhängen mag. Auf der andern Seite muß aber doch geistliches Blut in den Jungingern stecken, weil der Ort schon viele Priester hervorgebracht hat." Uber die Starzel, die durchs Killertal fließt, führen einfache, schöne Holz- oder Steinbrücken. „Diese Brücken taten meinem Auge so wohl, weil sie das landschaftliche Bild nicht zerstören wie die vielen schändlichen Eisengitterbrücken, die man in der neueren Zeit fast überall antrifft." Bald zieht der Reisende in Schlatt ein; es ist das unterste Dorf im Killertal. „An der Landstraße steht ein kaum vollendetes gotisches Backsteinkirchlein und verklärt den kleinen, sonst unscheinbaren Ort. Und doch ging aus diesem Dörflein ein für den Pfarrer von St. Martin in Freiburg (nämlich Hansjakob selbst, d. V.) wichtiger Mann hervor, der Chordirigent Joseph Diebold. Seine Leistungen im Kirchengesang und auf dem Gebiet der religiösen Komposition sind allgemein anerkannt... Sein Vater war Schulmeister in Schlatt, und die Hofmusiker im nahen Hechingen seine Lehrer in der Musik. Der letzte Fürst von Hechingen, Friedrich Wilhelm, hatte nämlich die beste Hofkapelle in Deutschland . . ." Diebold ist kgl. preußischer Musikdirektor. Er „hat, wie alle großen Künstler, seine Eigenheiten . . . Aber wenn ich am Altar stehe und er seinen Chorgesang erschallen läßt, so begeistert er mich nicht nur, er rührt mich oft zu Tränen . . . Ich habe schon oft gedacht, wenn alle natürlichen und übernatürlichen Teufel mich plagen würden zum Abfall vom christlichen G l a u b e n . . . — das Credo von Koenen . . . würde mich retten von allen Mächten der Hölle". Jetzt aber zeigt sich, „leuchtend im Äther des Sonnenlichts, die Burg Hohenzollern und zu ihren Füßen auf einem Hügel, imposant wirkend, die preußisch-hohenzollernsche Stadt Hechingen . . . Besonders effektvoll wirkt die massige Hauptkirche, die in den Häusern diinsitzt, wie eine stolze, schwäbische Königin-Mutter inmitten ihrer Enkelkinder. So hatte Hechingen mein Herz gewonnen, noch ehe ich in die kleine Stadt einzog." Nur daß er dann an einem Spital ein Schild lesen mußte: 'Betteln verboten. Das Verabreichen von Speisen untersagt', ärgerte ihn. „Auch das merkte ich im Hineinfahren an den Firmenschildern, daß unter den Söhnen Hachos viele Kinder Israels sich niedergelassen haben. Trotzdem soll es in Hechingen keine Antisemiten geben. Da müssen ja die Juden die reinsten Engel sein." Ganz nahe bei der monumentalen Stadtkirche läßt er Hansjakob mit Pfarrershut vor dem Gasthaus zum Rad halten. Der elegante Wirt weist ihm ein besonders schönes Zimmer zu. Am Fremdentisch erkennt er einen jungen Kaufmann wieder. „So kam es, daß ich, sonst stets schweigend an Wirtstafeln sitzend, mitredete. Der junge Radwirt war auch Gast an seinem Fremdentisch, und das gefiel mir, noch mehr gefiel mir, daß der Mann nicht bloß äußerlich einem Amtsrichter oder zweiten Staatsanwalt gleicht, sondern auch die allgemeine Bildung eines solchen hat. Er spricht mit viel Verständnis, selbst über Kunst. — Noch während des Essens erschienen zwei junge geistliche Herren, die Kapläne des abwesenden Pfarrers von Hechingen, um mich einzuladen, im Pfarrhause Quartier zu nehmen." Der Pfarrer Severin von Krauchenwies hatte den Dichter ohne sein Wissen angemeldet, doch dankte er, um den Radwirt nicht zu beleidigen. Nach kurzer Visite im Pfarrhaus begab er sich mit einem der Kapläne in die Stadtkirche. „Ihr Inneres überwältigte mich . . . Sie ist ein majestätischer Festsaal, so feierlich, so weit und so hoch, daß man hell aufjauchzen möchte vor Freude, weil man Gott ein so würdiges, lichtes Haus hier gebaut hat." Er erfuhr, die Kirche sei 1780 bis 1782 nach dem Plan des großen südfranzösischen Baumeisters Michael d' Ixnard von dem Werkmeister Großbayer aus Haigerloch errichtet worden. „Sie ehrt in hohem Maße den Fürsten Joseph Wilhelm von Hohenzollern, der sie bauen ließ . . . " Freilich, „man erzählt, Ixnard sei aus Hechingen durchgebrannt, weil der Fürst ihm Vorwürfe gemacht, daß sein Plan zu kostspielig und zu großartig werde. Man muß aber einem Genie nie zumuten, bei seinen Entwürfen mit den Kosten zu rechnen wie ein Maurermeister, wenn er einen Uberschlag zu einem Bauernhaus oder zu einem Holzschuppen macht." Am Spätnachmittag finden wir unseren Hansjakob in der Kutsche auf dem Weg zum Hohenzollernschloß; einer der Kapläne, der Radwirt und der Kaufmann vom Mittagstisch sind dabei. „Auf der Hinfahrt zur Burg zeigte mir Hechingen seine Villen und seine fürstlichen Landhäuser so elegant und so vornehm, daß ich nur staunen mußte . . . Eine schöne Straße f ü h r t . . . am Zollernberg hinauf. Dieser erhebt sich pyramidenförmig in 39 der Landschaft wie ein gewaltiger Vorposten der schwäbischen Alb. Auf seiner höchsten Spitze liegt die Burg." Aus näherer Schau will dem Besucher der Neubau erst nicht gefallen. „Die .mittelalterlichen Formen sind so glatt, so schablonenhaft aufgeführt, daß man glauben möchte, man hätte ein Potemkinsches Schloß vor sich, aus Brettern oder Kartonage für kurzen Bedarf hergestellt. Anders gestaltet sich die Sache, sobald wir durch die Windungen des Torweges hinauf in den Burghof gelangt sind und das Innere betreten. Da zeigt sich, . . . daß wir ein echtes, hochadeliges, vornehmes Ritterschloß des Mittelalters vor uns haben . . . Die herrschaftlichen Innenräume . . . sind mehr prunkvoll als stilvoll hergestellt, machen aber auf gute, deutsche Untertanen zweifellos den größten Eindruck. Mein Kutscher . . . machte die Schlittenfahrt in den Filzschuhen durch die Säle auch mit und war ganz starr vor Staunen." Der Führer beherrschte den preußischen Dialekt vollkommen. „Zu meiner Verwunderung sagte man mir aber, der Mann sei ein echter hohenzollerischer Schwabe. Den sollte die Regierung im Winter als Sprachlehrer zu den schwäbischen Bauern schicken, auf daß er ihnen das Preußische beibrächte." Daneben entzückte Hansjakob die gewaltige Fernsicht durch die Fenster dieser Prunksäle. — „In der Kantine, einer echten Kneipstube aus der Ritterzeit, nehmen wir eine Erfrischung . . . Ein mir fremder Gast kommt auf mich zugeschritten, fragt, ob ich der Pfarrer Hansjakob sei, und hält dann an mich eine schwungvolle Begrüßungsrede in seinem Namen und im Namen seines Pfarrers, mit dem er seit Jahren sich in die Lesung meiner Bücher teilt. Der Mann brachte midi durch sein Lob in wirkliche Verlegenheit. Ich kam mir vor, wie eine alte Hexe, die man als einen Engel an Schönheit und Tugend preist." Der Sprecher war Lehrer im württembergischen Unterland. Hochbefriedigt fuhren die Besucher im Abendschein bergabwärts. „Unterwegs erzählten mir meine Begleiter eine gute Anekdote aus dem Jahre 1866, wo die Württemberger in antipreußischem Sinn die hohenzollernschen Lande und auch die Zollernburg militärisch besetzt hatten. Eines Tages kamen nun württembergische Soldaten von der Burg nach Hechingen herunter und grüßten einen ehrsamen Bürger dieser Stadt, der gerade vor seinem Haus Holz sägte, mit den Worten: ,Grüaß Gott, Landsma!', mit welchem Gruß sie andeuten wollten, daß Hechingen jetzt württembergisch sei und bleibe. Ohne sich bei seinem Holzsägen stören zu lassen, gab der seit 1850 annektierte Preuße und Hechinger zur Antwort: ,Ihr wäret au welle preußisch wäre' —- und stellte damit äußerst satirisch die Strafe in Aussicht, welche die Württemberger dafür erwarte, daß sie preußisches Land so hoffnungsvoll in Besitz genommen. —" Am nächsten Tag, den 30. Juni, erfolgt noch ein kurzer Abstecher zu der 1586—89 von Graf Eitel Fritz VII. von Zollern erbauten ehemaligen Franziskaner-Klosterkirche Sankt Luzen (Lucius). „Das Innere der Kirche ist ein Kabinettstück des Renaissancestils, zwar nur in Stuck, aber reizend; für einen Bettelorden fast zu schön", meint Hansjakob. „Die Klostergebäude . . . sind heute in eine Brauerei umgewandelt, die sich unpassenderweise mit dem Namen ,St. Luzen' schmückt; denn der heilige Lucius, der Apostel von Chur-Rätien, hat mit Brauereien, Fabriken und sonstigen Dividendengeschäften wahrlich nichts zu tun." Die Pferde setzen sich wieder in Trab. „Es wimmelt heute in dem nun weiter gewordenen Starzeltal von Landleuten, die mit der Heuernte beschäftigt sind. Vor dem großen Dorfe Rangendingen begegneten mir die Dorfbewohner mit langen Reihen von Wagen . . . Was 40 mir an diesen Landbewohnern auffiel, waren die hohen, kräftigen Gestalten der Wibervölker. Hohenzollern scheint überhaupt das Land der Riesendamen zu sein." Und nun bietet sich die schönste Ueberraschung. „Wir sind . . . längst über Rangendingen hinausgekommen und fahren auf wellenförmigem, ährenreichem Hügelland dahin. Doch nicht lange. Bald geht's in eine Talschlucht hinab, in deren Tiefe uns ein überraschender Anblick wird. Vor uns liegt, wie ein Bergnest in den Abruzzen, wie eine Phantasiestadt auf einer Weihnachtskrippe — das alte Städtchen Haigerloch. Man meint, ein Erdbeben habe einst einen Teil des Landes verschlungen und dann rechts und links der so entstandenen Kluft zwei Hügel in die Höhe getrieben. Später habe ein Sturmwind aus allen vier Himmelsrichtungen Türme und Häuser dahergetragen und sie im Wirbel auf den Hügeln und in der Tiefe zerstreut, um Haigerloch zu bilden . . . Bald sind es die malerischen Türme, die unsern Blick festhalten, bald die herrlichen alten Häuser mit Holzfachwerk, die wie Schwalbennester an Fels und Berg hinaufhängen, bald das Flüßchen Eyach, das in tiefem Bette mitten durch das Städtchen stürmt. Steil bergan führt auch die Straße zum Gasthaus ,Zur Post', wo ich Mittag machen will." An der Tafel klagen zwei Geschäftsleute, daß noch keine Eisenbahn Haigerloch berühre. Doch „ihr Wunsch wird sich bald erfüllen; die Kultur baut eben auch in dieser Gegend die Straße für ihr Trojanerpferd." Am Nachmittag läßt Hansjakob sich auf die Höhe zu dem gewaltigen viereckigen ,Römerturm' führen. „Bei der St. Annakirche lasse ich halten, schaue über das Häusergewirr hinweg hinab ins Eyachtal. . . Das Innere der St. Annakirche ist reizender, reicher, später Rokokostil aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die vielen, lustigen Engel . . machen förmlich ,Fanges' auf den Altären, was mir sehr gefiel. — Es ist Sabbat, und in der Straße und auf der Höhe sah ich viele Jüdinnen lustwandeln, unter ihnen Schönheiten ersten Ranges. Die Juden bewohnen in der Nähe des Römerturmes ein eigenes, lustig und luftig gelegenes Quartier, machen ein Viertel der 1200 Seelen zählenden Amtsstadt aus und sind schon seit drei Jahrhunderten hier ansässig." Mit dem jungen Kaplan, bei dem er angekündigt war, fährt er zu Tal; zweimal rufen dem bekannten Schriftsteller Haigerlocherinnen freudige Grußworte zu. Auf dem andern Hügel, dem Schloßberg, wohnt der greise, schwerkranke Dekan und Stadtpfarrer Schnell, der den Amtsbruder erwartet. Hansjakob muß am Fuß des Berges aussteigen und ächzend eine endlose Zahl von Stufen emporklimmen. „Ich besann mich angesichts meiner Bewegungsschwäche ernstlich, . . . an dieser steinernen Leiter hinaufzusteigen. Da auf derselben auch die Hauptpfarr- und Schloßkirche erklettert werden muß, so verdienten die Haigerlocher einen besonderen Ablaß für jeden Kirchgang." Der Dekan empfing den Besucher „aufrecht stehend und in tadellosem Anzug . . . wie ein Fürst, der seine letzte Audienz gibt". Leider mußte er nach Hansjakobs Weggang die Anstrengung mit einer Ohnmacht bezahlen, und drei Wochen später erlöste ihn der Tod. In der Kirche bewunderte unser Landfahrer den herrlichen Renaissancealtar; das Schloß, einst Lieblingsresidenz des 1764 hier gestorbenen Fürsten Joseph aus der Sigmaringer Linie, jetzt Oberamt, interessierte ihn nicht. „Ihn besuchte einst in Haigerloch der ebenso frivole als gewalttätige Herzog Karl Eugen von Württemberg. Die romantische Lage dieses Städtchens gefiel diesem Tyrannen so gut, daß er meinte: ,Hier würde ich mich arm bauen'." Nun ging es die Steinstufen wieder hinab, der Begleiter verabschiedete sich, und der Konrad auf dem Bock kut- schiene Bad Imnau zu. „Die Straße führt durch die Anlagen des Bades Imnau und am Hotel vorbei, und es gefiel mir, daß laut Inschrift auf einer Tafel das Peitschenknallen hier ausdrücklich verboten ist." Ehe er an den Grenzpfählen vorbei ins Württembergische hinüberwechselte, um in Horb Station zu machen, fiel ihm ein, daß er den Hauptlehrer Fink in Haigerloch hätte besuchen sollen. Der hatte ihm vor Jahr und Tag seine Gedichte in schwäbischer Mundart zur Begutachtung geschickt. „Als Freund jeden Dialekts las ich sie und fand reizende Schilderungen des bäuerlichen Alltagslebens." Ein Band ,Dichterstimmen aus Hohenzollern' war 1898 erschienen. „Trotzdem diese Dichterstimmen in Haigerloch gedruckt wurden, findet sich der Dichter Fink nicht darunter, obwohl er ein viel besserer Dichter ist, als viele seiner dichterischen Landsleute. . ." Darum — und damit verabschieden wir uns von unserem Gast — verzeichnet dieser auch in den Reiseerinnerungen ein Gedicht jenes „wack'ren Sohnes des großen Schmied-Jörgen" von Inneringen; es enthält „die reizenden Worte eines schwäbischen Bauernkindes über seines Vaters Kälble": JOHANN Eusa Küahle hot a Kälble, Des ist rund und nudelfett; Glitza tuat's, wia g'schmiert mit Sälble, 's Tierle ist gar dundersnett. Lot ma's naus, no macht es Jucker, Daß ma krank se lacha muaß; Streichlet ma's, na tuat's koin Zucker, Höchstens stupft es mit 'm Fuaß. 's fährt a Metzger rei in Flecka, 'Los au, wia sei Karo schnauft —• Tuat 'm Vater Geld na strecka, Und — mei Kälble ist verkauft. Eaba füahrt ma's num am Eckle, Karo bellat hinta drei — 's Kälbles Muater heult ganz schreckle; Möcht beim Strohl (Blitz) koi Metzger sei!' ADAM KRAUS Vom Burladinger Schlößle Friedrich, Graf von Zollern und Bischof von Augsburg (1485—1505) hat im Jahre 1492 in Burladingen zwischen dem Alten Schloß (später Zehntscheuer) und der Fehla, unweit der Georgspfarrkirche, ein Jagdschloß errichten lassen. Das Erbauungsjahr ergab sich aus einem Wappenstein über dem Tor, der im Jahre 1860 nach Sigmaringen geschafft wurde und dort verschollen ist. Irrig las man damals 1292. Über einem quadratischen Grundriß erhob, sich ein mehrstöckiger Bau mit Giebeldach. Den vier Fronten waren schmale Kreuzflügel mit Halbrundtürmen vorgelegt. 1 Der obere Stock wurde 1816 wegen angeblicher Baufälligkeit abgetragen; das Schlößle 1860 an C. Schach aus Trochtelfingen verkauft. Zwei Brände in den Jahren 1886 und 1925 setzten dann dem ganzen ein Ende. Aus einem Inventarverzeichnis des Jahres 1512, das vom Untervogt Hermann in Gegenwart des Pfarrers Christoffel Kraus und Landschreiber Nisius von Hechingen gefertigt worden ist,2 ersieht man, daß der Bau folgende Räume enthielt: ein Turmstüble gegen Gauselfingen, eine Kammer dabei, ein Turmstüble überm Tor und Kammer dabei, die Stube des Grafen, des Jägerhänsleins Kammer, des Hans Ruffen Kammer, eine Kammer des Herrn von Hohenlohe, des Küchenmeisters Kammer, eine Gesindestube, des Jägerhänsiis Stube, eine Kammer des Bischofs von Augsburg und Stube dabei und eine kleine Küche, zuammen also 14 Räume. Der ganze Hausrat im Schloß ist im Verzeichnis aufgeführt, darunter Karrenbetten, die niedrig waren und auf Rädchen liefen, sodaß man sie untertags unter andere Betten schieben konnte. Dann sind erwähnt: Kissen, Bettladen, Pfulben, Decken und Ziechen, Zelte über die Betten (ob vielleicht gegen Schnaken?), Strohsäcke, Tische, Sergen (d. s. Stoffe aus Wolle und Leinwand gemischt), Goltern (gefütterte Decken) mit Fasen (Fransen), Spielbretter, Sessel, Reisebetten, Trenzkachel (Tropfkachel), stürzene Brunzkachel (aus Sturz = Eisenblech), ein Zelt überm Bett mit Blumen und vier Flügeln und schwarz-weißen Fransen, ein Trog mit Leinwand, Leinlachen, ein arrasses Bettzelt (aus Arras in Frankreich), Tischtücher, Zwehlen (Handtücher), Besen, verschiedenes Zinngeschirr und Geschirr aus Blech, Flaschen, Fischmulde, Becken, Kannen, Gießfaß, Zwachbecken (Waschbecken), große und kleine Leuchter, Fischberren (Fischnetze mit Stange), Häfen, Kessel, Bratspieß, ein Bankschab (Hobel), Fischpfanne, Feuerhaken, 1 Mörser, Anrichtlöffel, Wassergelt mit Lid (Deckel), 1 Fliegenwedel, Speisetrog in der kleinen Küche, einige Bratschüsseln. Im alten Schloß nebenan ist unter dem Mobilar ein langer Tisch vom Schloß Holnstein ob Stetten aufgeführt. Ein genau 100 Jahre jüngeres Verzeichnis 3 stammt vom Burgvogt Bernhard Paul zu Burladingen, der am 19. März 1612 abermals die Burgvogtei im Schloß antrat. Er war zuvor am 20. September 1611 abgezogen. In diesem Verzeichnis sind u. a. aufgeführt: ein Gemach, darin Graf Hans gelegen, samt Kammer, der gnädigen Frau Gemach oder Kammer, ein Fräulein-Gemach oder -Kammer, des Grafen Ernsten Gemach oder Canzlei. Hieraus dürfte folgen, daß Graf Ernst, der im Jahre 1575 geborene Sohn des Grafen Eitelfriedrich, nicht „bald nach der Geburt" starb, wie die zollerische Gesamtgenealogie angibt. 4 Weiter werden angeführt: eine Edelleute-Kammer mit drei Betten, eine Jägerkammer, ein Falkenstüble, ein gräfliches kleines Stüble mit Lotterbett, Sessel, Tisch, Schreibzeug, Tischfazanet (Servietten) und vieles andere. Vielleicht standen einige Räume leer oder sind in der Zwischenzeit verschiedene Umbauten vorgenommen worden. Anmerkungen 1 2 3 4 Vgl. A . Speidel, H e i m a t b u c h der Gemeinde Burladingen, o. O . o. J., S. 122. Vgl. Mitteilungen des Vereins f ü r Geschichte u n d A l t e r t u m s k u n d e in H o h e n z o l l e r n 21 (1887), S. 122—124. Fürstlich H o h e n z . Archiv Sigmaringen, 72, 11. G r o ß m a n n , J., Berner, E., Schuster, G., Zingeler, K . , Th., Genealogie des Gesamthauses H o h e n z o l l e r n , Berlin 1905. S. 76. 41 MICHAEL L O R C H Anton Bumiller, genannt der „Hupetoni" Geschichten um den ersten Autofahrer des Kreises Hechingen Sein Familienname und seine Übernamen weisen ihn als Junginger aus. Hier ist er am 13. März 1857 geboren in der Familie des Philipp Bumiller und der Kreszentia, geb. Fauler. Die Mutter stammte aus Veringendorf. Durch die schlechten Zeitverhältnisse gezwungen, wanderte die Familie aus nach Prag. Von den Kindern blieb der Sohn Anton in Jungingen, eine Tochter bei Verwandten der Mutter in Veringendorf. In Prag entstand eine Peitschenfabrik, die im Zusammenhang mit den Heereslieferungen im Jahre 1866 rasch emporblühte. Von dort kam der ältere Bruder Meinrad wieder nach Jungingen und gründete im elterlichen Haus (Nr. 27 zwischen Schütte und Zinken) die „Erste und größte Hohenzollerische Peitschenstöcke-, Spazierstöcke- und Peitschenriemenfabrik", wie sie auf dem Briefkopf genannt wurde; neben dieser Firmenangabe prangte ein Bild der Zollerburg mit der stolzen Unterschrift „Vom Fels zum Meer". Das Grundstück, auf dem diese Peitschenfabrik steht, umfaßte einst das ganze in südlicher Richtung sich anschließende Gartengelände bis einschließlich „Brechgrube". Die darauf stehenden Häuser Nr. 22 (Reiber), 23 (Christ. Zanger), 24 (Willi Bosch) sind einst für Verwandte zur Peitschenfabrik erbaut worden; so ist der „Zinken" entstanden. Die Fabrik wurde von dem in Jungingen aufgewachsenenBruder Anton übernommen. Wegen seiner überspannten Ideen und seines gezierten Wesens (er hat nur hochdeutsch gesprochen) wurde ihm der Übername „Geiger" zuteil. Die Peitschenmacher, die bei ihm arbeiteten, erhielten 10 Pfennig Stundenlohn und arbeiteten von morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr. Das zum Heizen der Räume notwendige Holz wurde vom Chef vorgezählt bereitgelegt. Das hatte zur Folge, daß die Arbeiter zur Selbsthilfe Zuflucht nahmen und die zur Peitschenherstellung benötigten Unterstöcke verheizten. Wenn Bumiller in der sogenannten „Stellfalle" zur „Oberen Sägmühle" baden ging, mußte sein Faktotum Christian Speidel jeweils mit der Gießkanne bereit stehen und ihm damit ein Brausebad verabreichen. Kam er zur Nachbarin, um Milch zu holen, so konnte er an der Türe sagen: „Aber bitte von oben herab, nicht von unten herauf!" (Bekanntlich sammelt sich oben der Rahm!) Unser Fabrikant war auch ein großer Jagdfreund. Er hatte die Jagd auf dem „Heufeld" gepachtet von den Gemeinden Ringingen, Salmendingen und Jungingen. Dort oben angekommen, konnte er sagen: „So weit du hier siehst, ist alles mein!" Immer mußte vom Personal jemand dabei sein. Einer dieser „Treiber", der Stallhasen züchtete, mußte ein Kaninchen im Rucksack mit hinausnehmen. Bei der Heimkehr wurde dieser Stallhase so in den Rucksack gesteckt, daß er die Beine oben herausstreckte und somit eine Jagdbeute vortäuschte. Einmal von einem Teilnehmer befragt, was er denn getroffen habe, gab er zur Antwort: „Ich habe nur geschossen, damit du weißt, daß der Hase kommt!" Auf die Gegenfrage antwortete darauf dieser Teilnehmer: „Und ich habe nur geschossen, damit Sie wußten, daß der Hase dagewesen ist!" Sollte es vorkommen, daß ein „menschliches Bedürfnis" den Chef zum Verschwinden im Gebüsch nötigte, dann lautete die Aufforderung: „Christian, lauf 40 Schritte dorthin nach Norden, sieh dich aber nicht um, bis ich dir wieder rufe!" Auf dem Anstellplatz unter Kehlberg sagte er oft: „Wenn ich mal 42 Anton Bumiller (13. 3. 1857 — 18. 5. 1939) genannt „Hupetoni". gestorben bin, wird mein Leib verbrannt und meine Asche auf diesem Platz verstreut." Anton Bumiller heiratete in Offenburg die Tochter eines dortigen Rechtsanwalts. Bei der standesamtlichen Trauung ging in Offenburg eine ganze Anzahl von Glückwünschen ein, u. a. von der Betriebsleitung und Belegschaft der Peitschenfabrik in Jungingen. Weil er seiner jungen Frau das primitive Landleben nicht zumuten wollte, bezog er eine Wohnung in Hechingen am Obertorplatz. Die Unbequemlichkeit des Weges von der Wohnung in Hechingen zur Fabrik in Jungingen — es gab noch keine Landesbahn — zwang Bumiller, eine Lösung zu suchen. Diese bot sich an in dem damals aufkommenden neuen Verkehrsmittel, dem 1885 von Benz erfundenen Automobil. Schon 1895 hatte sich Bumiller eine solche „Benzinkutsche" angeschafft, die seit 1888 von Benz bereits serienmäßig hergestellt wurde. Ihre Daten: 1,5 PS, 2 Geschwindigkeiten bis 16km/Std., damaliger Preis 3000 Mark. Es war das erste Automobil im Kreis Hechingen. Wir können uns die Aufregung in der Bevölkerung vorstellen, wenn der „Teufelskarren" oder „Hexenwagen" klopfend und qualmend angefahren kam. Alte Leute sagten: „Jetzt geht die Welt bald unter, wenn man fährt mit Wagen ohne Deichsel!" Das Signal (Hupe mit Gummiball) brachte dem Besitzer in Hechingen bald den Namen „Hupetoni" ein. Unter diesem Übernamen war er bald landauf, landab bekannt. Das noch vorliegende, handschriftlich geschriebene „Motorwagen-Buch" des Fabrikanten Anton Bumiller in Jungingen verzeichnet, was sich im Motorwagen befindet. Sämtliche Teile sind genau beschriebeil, ob die Schraubenmuttern recht- oder linksherum zu öffnen sind, mit Schlüssel Nr. 1 bis Nr. 25. Zwei Lederriemen sind notwendig. Der nächste am Rad ist der zum Bergfahren oder „Langsamer Riemen", 311 cm lang; der andere Riemen ist der zur Schnellfahrt bestimmte, 305 cm lang. Weil noch keine Lichtmaschine vorhanden ist, sind drei Accumulatoren zum Auswechseln notwendig. Ein Accumulator hält, wenn er aufgeladen ist, etwa 30 Stunden Fahrzeit. Die „Benzinbüchsen" konnten insgesamt rund 53 kg Benzin fassen, das sind etwa 76 Liter. Eine Notiz vom 10. November 1900 besagt: „Motorwagenfahrt, nachts bei sehr schmutziger Straße bloß mit dem langsamen Riemen, damit der Wagen nicht so schmutzig wird, Belastung zwei Personen, Abfahrt Geschäft Jungingen bis Schlatt 12 Minuten, Schlatt bis Schwanen, Hechingen = 24 Minuten, bis Wohnung an = 14 Minuten, zusammen 50 Minuten. Blieb der Wagen auf der Fahrt nach Jungingen am „Weilerbuckel" hängen, dann holte Bumiller die Kinder einer kinderreichen Familie vom Dorfeingang Jungingen herbei, die den Wagen hinaufschieben mußten. Oder Onkel Moritz durfte seinen Gaul bringen und vor den Wagen spannen. Dabei konnte er sagen: „Anton, laß doch ein Deichsele an dein Wägele machen!" Einmal, auf der Fahrt nach Hechingen, durften zwei eingeholte Fußgänger mitfahren. Als an einer Wegmulde Bumiller plötzlich bremste, fielen die beiden nach vorn auf die Nasen, die zu bluten anfingen. „Hupetoni" bemerkte hierzu lakonisch: „Ich wollte euch bloß zeigen, wie schnell ich halten kann!" Als nach der Jahrhundertwende neue und bessere Automobile auf den Markt kamen, wurde Bumiller in der Museumsgesellschaft in Hechingen vom damaligen Verwalter der Brauerei St. Luzen foppend gefragt: „Was fangen Sie nun mit ihrem alten Wagen an?" Bumillers Antwort: „Diesen fülle ich mit St-Luzenbräu, dann wird's ihn schon verreißen!" Bumillers Ehe entsprossen zwei Kinder: ein Sohn und eine Tochter. Der Sohn wurde Studienrat und war im 1. Weltkrieg Offizier. Der Vater war sehr stolz auf ihn und konnte sagen: „Mein Sohn hat sieben Orden, weitere zwei hat er ausgeschlagen." Dieser Sohn hat einmal, als er von Jungingen nach Onstmettingen wollte, sein Fahrrad auf der Schulter den Zickzackweg am Himberg hinaufgetragen (250 m Höhenunterschied!). Die Tochter war Krankenpflegerin in Berlin und ist an einer Infek- ; tion gestorben. In seinen späteren Jahren ist Anton Bumiller zu seinem in Canstatt verheirateten Sohn gezogen. Dort hatte er den Hauptvertrieb für den Fadenständer „Rotadendron", eine Art Nähkörbchenersatz, übernommen. Immer wieder.machte er Abstecher nach Jungingen, wo zwar seine Peitschenfabrik längst in den Ruhestand getreten war. Fragte man ihn, warum er das Gebäude nicht verkaufe, so lautete die Antwort: „Eher verkauft Adolf Hitler die Reichskanzlei in Berlin, als daß ich mein Haus veräußere." Als Besonderheit mag hier noch angeführt werden: Anton Bumiller hatte noch einen dritten Ubernamen, er war ein „Longgi". Dieser Name ist wohl als Sippenname aufzufassen und steht allen Nachkommen des Longinus Bumiller, eines Ahnherrn von Anton Bumiller, zu. Von diesem Longinus, damals schon „Longgi" genannt, erzählt der Sigmaringer Gewerbeschuldirektor Anton Bumiller, ein Junginger, in seinem Buch „Aus dem Zollerland" folgende nette Anekdote: „Der Amerikaner ist wieder im Dorf. Es geht ihm gut drüben — und er macht kein Hehl daraus, im Gegenteil, man steht in der Kirche bei einem „Opfer". Er, hochaufgerichtet, mitten unter den nächsten Verwandten. Neben ihm der Longgi, sein alter Kamerad, der ein armer Schlucker geblieben ist. Die Opferung beginnt. Nach örtlichem Brauch gehen erst die Frauen, und dann die Männer in langen Reihen um den Altar herum und legen eine Münze in den bereitgestellten Opferteller. Der Amerikaner beugt sich zum Longgi herunter: Was er wohl geben soll? Und das Schelmengesicht flüstert: „An deiner Stelle — einen Taler!" Und der andere legt beim Umgang wirklich einen harten Taler in die Schale. Nie hat er erfahren, daß der Longgi, der gleich hinter ihm kam, die seltene Spende wieder herausgeholt und mit seinen Kameraden „vertrunken" hat. Der „Hupetoni" ist gestorben in Stuttgart am 18. Mai 1939, kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Wohin seine „Benzinkutsche" gekommen ist, weiß niemand zu sagen. ii\ luinliMittiN Anton vor Bumillers dem „Benzinkutsche" Gasthaus „Zur in Post" Jungingen. !it i ' • ' / r i i i i i i i r WALTER KAUFHOLD Hofmaler Richard Lauchert Nachtrag zum Werkverzeichnis Nach Drucklegung des Werkverzeichnisses in Heft 2 dieser Zeitschrift konnte ich aus dem genealogischen Werk: Monarchen - Edelleute - Bürger: Die Nachkommen des Fürsten Carl Ludwig zu Hohenlohe-Langenburg 1762-1825, von Franz Josef Fürst zu HohenloheSchillingsfürst, 2. Auflage, Neustadt a. d. Aisch 1963, die noch lebenden Nachkommen Richard Laucherts ermitteln. Die Angaben der Verwandten über die noch oder einst in ihrem Besitz vorhandenen Lauchert Porträts ergänzen das Werkverz •chnis in wertvoller Weise. Zu Dank verpflichtet bin ich Friedrich Carl Erbprinz zu Hohenlohe-Waldenburg, Schloß Waldenburg, Fräulein Adelheid von Lauchert, Wilhelmshafen, Holsteinstr. 29, Frau Gabriele Müller-Lauchert, Berlin 33, Königin Luisestr. 36, Fräulein Hildegard Müller, Langensalza, Rathenaustr. 8, Frau Stephanie Täterow, Biberach, Gartenstr. 17. Weitere Auskünfte verdanke ich der Fürstl. Leiningischen Domänenverwaltung in Amorbach, dem Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen, Herrn Archivrat Dr. Rudolf Seigel, der Hohenzollerischen Heimatbücherei Hechingen und Herrn Kaufmann Carl Friedrich Braun, Bingen/Hohenzollern. 1. K a t h a r i n a Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. En pied um 1850. ö l auf Ln. 180 x 150. V e r b r a n n t im Schloß W a l d e n b u r g 16. 4. 1945. 2. Therese Fürstin zu H o h e n l o h e - W a l d e n b u r g geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Schiliingsfürst (1816—1891), Schwägerin des Malers. En pied um 1850. ö l auf Ln. 180 x 150. V e r b r a n n t im Schloß W a l d e n b u r g am 16. 4. 1945. 3. Friedrich K a r l Fürst zu H o h e n l o h e - W a l d e n b u r g (1814—1884). En pied ca 1850. ö l auf Ln. 180 x 150. V e r b r a n n t im Schloß W a l d e n b u r g am 16. 4. 1945. 4. A d o l p h Prinz zu H o h e n l o h e - I n g e l f i n g e n (1797—1873). Sign. R. Lauchert. Brustbild 1853. ö l auf Ln., oval 73 x 62. Friedrich K a r l E r b p r i n z zu H o h e n l o h e - W a l d e n b u r g , Schloß W a l d e n b u r g Württ. 5. Elise Prinzessin zu S a l m - H o r s t m a r geb. Prinzessin zu H o h e n lohe-Schillingsfürst (1831—1909), Schwägerin des Malers. Sign. R . L a u d i e r t . Brustbild 1858. ö l auf Ln., oval 58 x 47. H u b e r t P r i n z zu H o h e n l o h e - W a l d e n b u r g , W a l d h o f bei Eschenau K r . Heilbronn. 6. Lauchert Amalie geb, Prinzessin zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1821 — 1902). En pied, gemalt 1858 in Petersburg, ö l auf Ln. ca 115 x 80, 1945 zerstört. Angabe von Adelheid von L a u d i e r t , Wilhelmshaven. 7. Lauchert Richard, Selbstbildnis. En pied, gemalt 1858 in Petersburg. ö l auf Ln. ca 115 x 80. 1945 zerstört. Angabe von Adelheid von Lauchert, Wilhelmshaven. 8. von L a u d i e r t Joseph, K i n d e r b i l d , ö l auf Ln. 80 x 80. Durch Bombenangriff 1945 zerstört. Angabe von Adelheid von Lauchert, Wilhelmshaven. 9. Adelheid H e r z o g i n von Holstein-Augustenburg Prinzessin von H o h e n l o h e , M u t t e r der deutschen Kaiserin, Cousine von Amalie Lauchert (1835—1900). Kniestüdc. ö l auf Ln., oval ca 1 1 0 x 7 0 . Schloß Glücksburg bei Flensburg. 10. L a u d i e r t Therese geb. D e n d l e r (1819—1896) E h e f r a u des Joseph Lauchert, D o m ä n e n r a t , Bruder des Malers. Brustbild, oval 59 x 45. L u d w i g Müller-Lauchert, Berlin. 11. Lauchert Emil K a u f m a n n , Bruder des Malers (1829—1892). Sign. R. L a u d i e r t 1855. ö l auf Ln. 40,5 x 30,5. L u d w i g MüllerLauchert, Berlin. 12. Lauchert Friedrich V i k a r , Bruder des Malers (1827—1906). Sign. R. Laudiert 1856. ö i auf Ln. 40,5 x 30,5. L u d w i g Müller-Lauchert, Berlin. 13. Lauchert Joseph, V a t e r des Malers (1788—1863). ö l auf Ln. 1945 verlorengegangen. A u s k u n f t Gabriele Müller-Lauchert, Berlin. 14. Russische Bäuerin mit zwei K i n d e r n . 1858 in Petersburg gemalt, ö l auf Ln. 110 x 88. L u d w i g Müller-Lauchert, Berlin. 44 15. Die sieben Brüder L a u d i e r t . Nach Angabe von Gabriele MüllerLauchert, Berlin bei Müller in Langensalza gesehen. 16. von Lauchert C o n s t a n z e als Baby (1858—1939). R u n d b i l d , ö l auf Ln. H i l d e g a r d Müller, Langensalza. 17. von Lauchert Constanze, als F ü n f j ä h r i g e lebensgroß auf einem Kissen sitzend, ö l auf Ln. ca 100. H i l d e g a r d Müller, Langensalza. 18. Lauchert M a t h i l d e , Schwester des Malers, ö l auf Ln., ca 65 x 58. Stephanie T ä t e r o w , Biberach. 19. Friedrich I I I . Deutscher Kaiser und K ö n i g von P r e u ß e n (1831 bis 1888). Kniestück, ö l auf Ln. 127 x 98. „Nach R . Lauchert gemalt von M. P f ü l l e r Berlin 1864". Fürstl. Leiningsche D o m ä n e n v e r w a l t u n g , A m o r b a d i . Bilderverzeichnis N r . 93. 20. Viktoria Deutsche Kaiserin und Königin von P r e u ß e n (1840 bis 1901). Kniestück, ö l auf Ln. 128,5 x 99. Aufschrift auf der Rückseite: „ K o p i e v o n M i n n a P f ü l l e r nach L a u d i e r t 1864". Fürstl. Leiningische D o m ä n e n v e r w a l t u n g , Amorbach. Gemäldeverzeichnis N r . 94. 21. Alexandrine H e r z o g i n von Sachsen-Coburg-Gotha (1820—1904). Kniestück, ö l auf Ln. 154,5 x 124. „Kopie von . . . nach Lauchert 1857". Fürstl. Leiningische D o m ä n e n v e r w a l t u n g . A m o r bach. Bilderverzeichnis N r . 80. 22. Schenk zu Schweinsberg Freiherr Wilhelm, 1839 Fürstl. H o h e n . Sigm. K o n f e r e n z r a t bis 1848, zuletzt dirigierender Geheim. R a t . ö l auf Ln. 36 x 28. Bürgermeisteramt Sigmaringen, Kleiner Sitzungssaal. 23. Die verlorene Ziege, H i r t e u n d Mädchen m i t vier Ziegen. Federzeichnung. Früheste erhaltene Zeichnung, sign. R, L a u d i e r t 1835. 20,5 x 17. V o m Bürgermeisteramt Sigmaringen 1969 erworben. 24. Friedrich Prinz von H o h e n z o l l e r n (1843—1904). K i n d e r b i l d . Pastell, zugehörig zu Werkverzeichnis I. N r . 17—21. Schloß Sigmaringen, nicht mehr v o r h a n d e n . 25. Marie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n , K i n d e r b i l d . Pastell. Schloß Sigmaringen. Nicht mehr v o r h a n d e n . Angehörig zu W e r k v e r zeichnis I. N r . 17—21. 26. K a r l A n t o n Fürst von H o h e n z o l l e r n , Kleines Brustbild, ö l auf Ln. Schloß Sigmaringen, Schreibzimmer. Nicht m e h r v o r h a n d e n . 27. Stephanie, G r o ß h e r z o g i n von Baden. Großes Bild, ö l auf Ln. Schloß Sigmaringen. Schreibzimmer. Nicht mehr v o r h a n d e n . 28. Karl P r i n z von H o h e n z o l l e r n . Bild aus seiner K i n d h e i t , ö l auf Ln. Schloß Sigmaringen. G r . Salon. Nicht mehr v o r h a n d e n . 29. Stephanie Prinzessin von H o h e n z o l l e r n . Pastell. Schloß Sigmaringen. Nicht mehr v o r h a n d e n . 30. Leopold E r b p r i n z von H o h e n z o l l e r n als K n a b e . Pastell. Schloß Sigmaringen. Nicht mehr v o r h a n d e n . (Die N u m m e r n 24—30 w u r d e n erschlossen aus: Fürstl. H o h e n z . H a u s - u n d D o m ä n e n archiv, Sigmaringen. Bestand: Neuverzeichnete A k t e n 15 523.) 31. Gebirgslandschaft mit K ü h e n , Schafen u n d Ziege, Sign. R. Laudiert 1839. ö l auf Ln. 65 x 85. Carl Friedrich Braun, BingenHohenz. 32. Lauchert Richard, den Fürsten K a r l A n t o n von H o h e n z o l l e r n malend. Bleistiftskizze. Selbstporträt. 33,5 x 21. Nach einem Foto in der H o h e n z . Heimatbücherei, H e d i i n g e n . MAXIMILIAN SCHAITEL: Zum Aufsatz „DIE EHEMALIGE PAPIERMÜHLE ZU WEILHEIM BEI H E C H I N G E N " in Nummer 2, 1969 dieser Zeitschrift, wird mir von kompetenter Seite aus Weilheim mitgeteilt, daß die Angabe des Standorts der Papiermühle unrichtig ist. Sie stand nicht „oberhalb der Brücke Hechingen—Weilheim", wie mir allerdings auch ein Weilheimer angegeben hatte. Hier stand eine Getreidemühle, die im Jahre 1905 ein Raub der Flammen wurde. Die ehemalige Papiermühle lag unterhalb des Fischwelhers, unweit des Hauserhofes, in der Flur „Bergig". Eine einzige Parzelle dieser Flur hat die Bezeichnung „bei der Papiermühle"! J O H A N N ADAM KRAUS Bachnamen in Hohenzollern In Nr. 1 (1969) der „Hohenzollerischen Heimat" wurden allgemein einige Gewässernamen behandelt. Mancher Leser mag dabei die wichtigsten Bäche in Hohenzollern vermißt haben. Zur dort gegebenen Literatur wäre noch Otto Springers „Die Flurnamen Württembergs und Badens" (1930 Kohlhammerverlag) zu ergänzen. Die Namen der größten Flüsse werden als uralt und keltisch angesehen. I. Die Donau wird teils zu arisch-vedischem „danu=_ Wasser, Fluß" gestellt, teils mit irischem Wortstamm „dan ungestüm rauschend" zu erklären versucht. Bekannt ist der Spruch: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg". Beide Quellbäche gelten als gleichbedeutend „Bergbach". Bei uns hat die Donau Nebenbäche von links: 1) Die Bära (a ist Abkürzung für ach=Bach), schon 1095 als Beroa überliefert, 1503 Berental, benannt von den wilden Bären, die es bei uns noch um 1580 gab! 2) Die Scbmeie, früher Schmiecha, so noch im württembergischen Oberlauf genannt (1334 Smyehen). Sie entspringt im Onstmettinger Geifitzenmoos. Der Name kommt von mhd. „schmiugen = sich krümmend bewegen". 3) Gorheimer Bächle, erklärt sich von selbst. 4) Die Lauchert, alte Form wohl Louchach, vgl. die Lauch im Elsaß und den Heilbronner Lauchbach. Dürfte auf den indogermanischen Stamm für „gekrümmt" zurückgehen, wie die Pflanze gleichen Namens. Die Lauchert entsteht bei Meldungen aus mehreren Quellen: Waag gegen Ringingen, Früchtle, usw. An der Lauchert liegt das Dörflein Hörschwag, d. i. Waag (Wassergumpen) eines Mannes Hero o. ä. Von links fließen in die Lauchert: a) Der Erpfinger Bach b) die Seckach von Trochtelfingen bis Mägerkingen. Der Name wird teils als keltisches „seak = ausgetrocknet" erklärt, von O. Heilig dagegen zu „Segge=Schilfgras" gestellt (Hohenz. Heimat 1952, 48 und 1959, 12). c) der Mostelbach, d. i. Moostal-bach bei Bingen-Hitzkofen. Zuflüsse rechts der Lauchert: d) die Fehia von Burladingen bis Hettingen, um 1400 Velg, Feig, dann Felchach, Felcha, dazu ein „Felgengraben" im badischen Wiesental, ist zu „Felge=Krummholz" des Radkranzes zu stellen: also Bach mit vielen Krümmungen. Außer der Hauptquelle unter der Brucksteig am Rauns sind zu nennen: Der Mesnerbrunnen, der Kreuzund Gassenbrunnen, dieser im ehemaligen Maigingen. Der Kreuzbrunnen hieß früher „Azlenbrunnen" bei Kreuzen, vermutlich nach der in der Zwiefalter Chronik 1138 genannten Burg Azilon benannt, die dann später nach dem Burladinger Adelswappen in vordere „Falkenburg" über der Stettener Straße umbenannt worden wäre. 5) Die Biber bei Langenenslingen, benannt nach dem bei uns längst ausgestorbenen Wassertier, dem Biber. In die Biber münden der Holzbach mit Soppenbach (=Sumpfbach). Von rechts zur Donau fließen: 1) die Ablach von Schwackenreute her, vielleicht im Gegensatz zur Ostrach als westliche Ach zu verstehen (Abendbach, vgl. altirisch apara=westlich). Die Ablach erhält von links Zuschuß: a) der Mühlbach von Selgetsweiler her. b) der Ringgenbach von Walbertsweiler, wohl nach den vielen Ränken (Biegungen) benannt, da das gg wie k gesprochen wird, c) der Andelsbach aus dem Denkinger Ried. M. Buck legte dem Namen eine Person Andolf zugrunde, d) der Kehlbach von Hippetsweiler her, der 1624 jedoch Buechfurtbach genannt wurde. Kehl heißt eine enge kleine Schlucht. 2) die Ostrach von Fleischwangen her; Bedeutung: östliche Ach. Hier sei auch die Argen bei Achberg genannt, das bis 1969 zu Hohenzollern gehörte, 770 schon Argona, wird von Springer als „weißlich-schäumend" erklärt. II. Der Neckar, der im Schwenninger Moos entspringt, wird zu dem indogermanischen Stamm „nik=-spülen, waschen" gestellt. Von links münden darein: 1) der Mühlbach bei Fischingen. 2) die Glatt, alt Glattah, wird von Buck als „heller Bach" erklärt (glatt=hell, glänzend). H . Heckschen dagegen meint, dem Flüßchen liege die Bedeutung,, Graben, Bruch, Bach, Sumpf" zugrunde (Hohenz. Heimat 1959, 32). 3) der Dießenbach oder Wurstbach vom mhd. „diessen.--tosen". Wurstbach ist wohl verdreht aus „Wuost=Schmutz, Sumpf" des Mittelhochdeutschen. Da zu gehört wohl auch der Uesterbrunnen bei BurladingenHausen. Zwei Wurstbrunnenbäche nennt O. Springer S. 134. Von rechts fließen in den Neckar: 4) die Eyach von Pfeffingen her, nahe der Schmeienquelle. Sie ist benannt nach dem fast ausgestorbenen Nadelbaum „die Eibe" (vgl. Ibental bei St. Peter im Schwarzwald. Das b im Wort wurde zu w abgeschliffen und verschwand dann ganz.) In die Eyach münden von rechts: a) der Wertenbach bei Engstlatt (ob von vertere=wenden?) b) der Klingenbach von Thanheim her. Klinge bedeutet Schlucht, c) der Weiherbach oder Talbach bei Grosselfingen. d) der Dietenbach (1740). Springer nennt Dietzenbäche, die er zu Personen stellt. Von links: e) der Litzelbach von mhd. „lützel=wenig, klein", f) der Mittelbach (1740), jetzt Mittels- oder Mildersbach, g) der Rötebach, benannt nach der Farbe des Untergrundes, h) die Stunzach von Rosenfeld her. „Die Quelläste greifen gegen den First des Kleinen Heubergs", sagt die Kreisbeschreibung Balingen II, 675. Alte Formen des Namens scheinen zu fehlen. Springer sieht die Stunzach als „Baumstumpenbach" an, was nicht recht befriedigt. Nach Buck ist Stünz zu Stutz, Sturz zu stellen, was einen „rasch stürzenden Bach" (im Oberlauf) ergäbe, vgl. Starzel. Die Stunzach erhält von rechts die Zuflüsse: Sulzbach (Sulz=salziger Sumpf), Süßenbach (von ahd. siaza = Waldland, Weide), Hausertalbach und Hospach (vom Personennamen Hoch?). Von links erhält die Stunzach Zuschuß: Grünbach (mhd. gruoni = grün?, falls nicht, wie bei Gruol, ein altes Wort für Sumpf zugrundeliegt). Hausterbach, wohl gleich Wuost (oben); er heißt in Heiligenzimmern Kirnbach, von „Kirn=Mühle". Beim Hausterbach vermutet Springer eine abgegangene Siedlung Hochstetten, woher der Name rühren soll. Endlich der Rohr- oder Rindelbach im Beurener Tal und der Gossenbach, wie Gosbadi von „gießen, stürzen, fließen" abzuleiten. 5) die Starzel entsteht beim gleichnamigen Dörflein durch Zusammenfluß des Weilertalbachs mit dem Scharlen- (1559 Scharlach-) Bach aus dem Starzler Loch. Schon oberhalb des Dörfleins sind der Schwarze und der Neubrunnen, auch der Uesterbrunnen zugelaufen. Eine andere Starzel fließt in die Schlichem, eine dritte kleine, findet sich bei Horb. 1095 Starzila, ebenso 1253, wobei jedoch das Dorf gemeint war. Die Ableitung von Stoala 45 =Kohlstrunke ist abzulehnen. Vielmehr bietet sich mhd. „starzen—sich schnell bewegen" an, was auf Sturzbach führt. Von links erhält die Starzel a) den Scharlachbach, so 1559, b) den Weiher- oder Reichenbach vom Schamental c) den Weißenbach bei Zimmern, d) den Weilheimer- oder Krebsbach vom Zellerhörnle her, e) den Omengraben bei Rangendingen, wohl von ahd. „om, am =faulig", also fauliges Wasser führend. Die Starzel bekommt von rechts: e) das Killemer Bächle (irrig „die Killer" genannt!), f) den Seeheimerbach, nach einer abgegangenen Siedlung Seheim, bei Ringingen, g) das Gerstenbächle, so 1544 (nach einem Gerstenacker), h) das Junginger Mühlbächle, den Heiligenbad), Münchsbach (Beuren), den Ramsbach (wohl nach dem Waldgebiet Rammert), den Mönchsgraben (östlich von Rangendin- gen, nach der Siedlung von Waldbrüdern benannt, 15. Jahrhundert). Jeder, der sich mit Bachnamen abgibt, wird erfahren, daß die kleinen Quellbäche meist andere Namen tragen als der Unterlauf. Manche Namen haben im Lauf der Zeit gewechselt. Es sei da hingewiesen auf eine Beschreibung der zollerischen Fischwässer von 1740 (Zollerheimat 1939, 73—75), wo das Gerstenbächle wohl irrig mit dem Seeheimerbach gleichgesetzt und ersteres Klokkenbächle geheißen wird. Von Beuren kommt dort ein Klimbsgraben, ein Schliechgraben von Butzenweiher, der Thanbach von Beuren gegen Belsen, bei Hechingen erscheinen Ziegelbach, Feilbach, Ettenbächle, ein Frongraben am Burgstall Rohr bei Bisingen, ferner ein Raitebach, und noch andere. HUBERT DECK Frühjahrstagung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins in Hechingen Tätigkeitsberichte, Aussprachen, Wahlen und Vortrag Seine diesjährige Hauptversammlung hielt der Hohenzollerische Geschichtsverein in Hechingen ab. Der Vorsitzende Archivdirektor Dr. Stemmler, konnte am Montag, den 28. 4. 1969 viele Mitglieder begrüßen, unter ihnen Landrat Dr. Mauser, Bürgermeister Kuhn, Sigmaringen, Studiendirektor Wiest als Vertreter des Landeskommunalverbandes und Baron v. Ow vom Silchgau-Alterstumverein. Später erschienen noch Fürst Friedrich und Prinz Meinrad von Hohenzollern. Einleitend gedachte der Vorsitzende Dr. Stemmler der verstorbenen Mitglieder des letzten Jahres: Dr. Casaretto, Chefarzt Dr. Lieb, Dr. Pitzger, Fabrikant Anton Sauter, Fabrikantin Scheel, Oberlehrer Schäfer, Redakteur Johannes Schmid. Der Vorsitzende hob be: ¡einen Gedenkworten noch einmal besonders d I Verdienste des Vorstandsmitgliedes Oberlehrer Schäfer hervor. Schriftführer Dr. Seigel gab anschließend in einem kurzgefaßten, präzisen Jahresbericht den jetzigen Mitgliederstand (ca. 700) bekannt. Ein neues Mitgliederverzeichnis wird die nächste Ausgabe der Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte enthalten. Heimatgeschichtliche Veranstaltungen: Der Vorstand beschloß für den 8. Juni in Verbindung mit dem Volksbildungswerk Hechingen eine Lehrfahrt nach Achberg, Wolfegg und Waldburg. Damit soll das Lehrfahrten-Programm wieder aufgenommen werden. Im Herbst sollen in Hechingen und Sigmaringen zwei Vorträge gehalten werden: Der eine von Direktor Buckenmaier zum hundertsten Todestag des letzten Hechinger Fürsten, Friedrich Wilhelm Konstantin, der andere von Dr. Hornberger von der Landesbildstelle Stuttgart über Luftaufnahmen aus Baden-Württemberg. Kassenbericht Nach dem Bericht von Direktor Buckenmaier beansprucht der Druck der Jahreshefte den größten finanziellen Aufwand des Vereins. Doch sind die nötigen Geldmittel vorhanden. Der Vorsitzende dankte für die Zuschüsse und Beihilfen von verschiedenen Seiten. Ein ansehnlicher Betrag auf einem Sonderkonto ist für die Heimatbücherei vorhanden. Neue Veröffentlichungen Staatsarchivrat Dr. Natale sprach über die vorgesehenen Veröffentlichungen, im nächsten Band der Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte, Jg. 1970. Als wichtigsten 46 Beitrag nannte er eine Dokumentation über die Auswanderung aus Hohenzollern nach Südost-Europa von Bundesbahndirektor i. R. Hacker. Weiter sollen ein Gedenkartikel an den Fürsten Konstantin und ein Beitrag zur ältesten Zollergenealogie erscheinen. Vierteljahreszeitschrift - Hohenzollerische Heimat Über die vom Geschichtsverein in Veru'ndung mit den beiden Staatlichen Schulämtern Hechingen und Sigmaringen herausgegebene Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" berichtete Schriftleiter Deutschmann. Für die heimatkundliche Zeitschrift sei man auf wissenschaftlich fundierte, doch allgemein interessierende Beiträge angewiesen; aber man brauche mindestens 500 neue Abonnenten, wenn sich die Vierteljahresblätter halten sollen. Diese Zahl sei keineswegs illusorisch, wenn über die Schulen jeweils eine entsprechende Anzahl in den Gemeinden verkauft würde, wie das Beispiel aus einzelnen Gemeinden zeige. Hohenzollerische Heimatbücherei Studienassessor Alf Müller referierte über die Hohenzollerische Heimatbücherei, die nun 40 Jahre bestehe. Er gab einen kurzen geschichtlichen Rückblick zur Entwicklung der Bücherei, gedachte der Initiatoren Faßbender und Senn und sagte Dank allen Förderern. Man erfuhr, daß die Hohenzollerische Heimatbücherei nunmehr ca. 10 000 Titel umfaßt. Bodendenkmalpflege Die Bodendenkmalpfleger Kreisbaumeister Wachendorfer für den Kreis Hechingen und Gewerbeschuldirektor a. D. Jerg für den Kreis Sigrnaringen gaben zusammengefaßte Berichte, deren Inhalt durch vorausgegangene Publikationen meist bekannt war. Die Lebensgeschichte des Heimatforschers Edelmann und seine Sammlung, über die wir in diesem Heft an gesonderter Stelle berichten, waren Gegenstand eines besonderen Hinweises von Direktor Jerg. Wahlen Unter Leitung von Bürgermeister i. R. Bindereif erfolgten die Wahlen des Vorstandes. Archiv direktor Dr. Stemmler wurde einstimmig zum Vorsitzenden wiedergewählt. Zum Vorstand gehören ferner Archivrat Dr. Natale, Dr. Seigel, Monsignore Dr. Kaufhold und Dr. Müller auf Grund ihres Amtes. Nach einigen Wahlgängen wurden für den Kreis Sigmaringen Direktor Buckenmaier, Hofkammerrat Dr. Krezdorn, Dr. Burkhart und Verwaltungsrat Mühlebach gewählt, für Hechingen Oberschulrat Siegel, Landeskonservator Heck, Landrat i. R. Speidel und Oberstudienrat Dr. Bantle. Vortrag: Das Hausrecht der Grafen von Zollern Nach kurzer Pause sprach Dr. Ulshöfer über „Das Hausrecht der Grafen von Zollern." Der Redner gab in seinem Vortrag einen zusammengefaßten Überblick über seine Spezialforschungen. Besonders wertvoll waren die Abschnitte der Ausfüh- rungen von Dr. Ulshöfer über die Eheverträge der gräflichen Töchter mit den Fragen des Erbverzichts, des Heiratsgutes und der sogenannten Morgengabe und den daraus folgenden Rechtsverhältnissen. Die Kenntnis dieser Rechtsverhältnisse ist für den Historiker bedeutsam, da sie in den Zusammenhängen der Geschichtsforschung oft eine wichtige Rolle spielen. So diente die diesjährige Jahrestagung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins der organisatorischen Klärung und der heimatgeschichtlichen Vertiefung und Anregung. J O H A N N JERG Alemannisches Reitergrab in Laiz freigelegt Im Laufe der Osterwoche wurden in Laiz fünf alemannische Reihengräber ausgegraben, die etwa aus dem Jahre 700 nach Christi Geburt stammen und somit in der Fachsprache als merowingisch bezeichnet werden. Das Staatliche Amt für Denkmalspflege in Tübingen hatte deren Bergung angeordnet, weil sie sonst durch den Bau der nördlichen Umgehungsstaße von Laiz vollständig vernichtet worden wären. Das Gräberfeld ist seit Jahrzehnten bekannt. Immer wieder wurden bei Bauarbeiten Schwerter gefunden, aber nie eine Ausgrabung vorgenommen. Vor Jahresfrist stieß die neuerbaute Donautalstraße, vom Bahnhof Inzigkofen herkommend, bis zur Straßenbrücke der Römerstraße am Nordausgang von Laiz vor und damit mitten in das Gräberfsld hinein. Da der Aushub durch Bagger erfolgte, konnten keine Funde gemacht werden. Schulkinder von Laiz fanden in der neuentstandenen Böschung des Straßeneinschnittes menschliche Knochen, Glasperlen und auch ein Schwert (vgl. H H 18, 1968, S. 29). Der Vertrauensmann für Bodenfunde im Landkreis Sigmaringen, Studiendirektor Johann Jerg, suchte wiederholt das Gelände ab und fand ein Schwert und eine große Schnalle des Gewehrgehänges in der Böschung stecken. Durch den unmittelbar bevorstehenden Bau einer Brücke über Bahn und neue Landstraße drohte dem Gräberfeld vollständige Vernichtung, so daß die Ausgrabung unerläßlich war. Das Amt für Denkmalspflege in Tübingen beauftragte damit den Vertrauensmann sowie die zwei jungen Tübinger Archäologen Jörg Biel und Adelheid Beck mit der Durchführung. Da sich die einzelnen Gräber in der Böschungswand abzeichneten, gingen die Arbeiten bei größtem Interesse der Jugend von Laiz rasch voran. Alle Gräber mit den Beigaben wurden vermessen, gezeichnet und fotogafiert. Verhältnismäßig reichhaltig waren die Beigaben eines Reitergrabes. Neben dem Skelett auf Brettern lag die große zweischneidige Spatha (Reiterschwert); auf der anderen Seite der einschneidige Sax (Halbschwert). Die Spatha steckte in einer Holzscheide, der Sax in einer Lederscheide mit Broncenieten und Knöpfen. Zum Wehrgehänge gehörten zwei große eiserne Schnallen, zum Riemenzeug zahlreiche Riemenzungen, mehrere kleine Bronceschnallen und Zierscheiben aus Eisen. Schwertknauf, große Schnallen und Zierscheiben sind wahrscheinlich silbertauschiert, was sich beim Präparieren herausstellen wird. Feuerstein und Stahlpfriem ergänzte die Ausrüstung des Toten. Auf der rechten Seite hatte er eine Lanze und am linken Fuß einen Sporn. In einem 2. Grab fanden die Ausgräber ein Sax mit Schnallen zum Wehrgehänge, ein Messer, kleinere Schnallen, Knöpfe usw. aus Bronce. Die Beigaben im Grabe eines Kindes waren dürftiger und durchweg aus Bronce. Sie dürften wohl dem Schmuck des Kleides gedient haben. Zwei weitere Gräber waren stark gestört durch späteres Graben und enthielten nur unbedeutende Beigaben. Bei einem dieser Gräber bestanden Seitenwände und Decke aus Kalksteinplatten. Die geborgenen Funde kamen zum Präparieren nach Stuttgart. Danach werden Sie wissenschaftlich bearbeitet und veröffentlicht. Sie kommen dann endgültig in die prähistorische Abteilung des Hohenzollerischen Landesmuseums in Hechingen. Hinweis auf Neuerscheinungen Hartwig Zürn und Siegwalt Schick. Die Sammlung Edelmann im Britischen Museum zu London. Verlag Müller & Gräff, Kommissionsverlag, Stuttgart, 35 Seiten, 44 Tafeln, DM 20.—. Seit dem Jahre 1908 ist in einem besonderen Raum des Britischen Museums zu London die Sammlung Edelmann aufgestellt, die insgesamt 538 vor- und frühgeschichtliche Fundstücke, hauptsächlich aus unserer engeren Heimat, enthält. Die obengenannte Publizierung vervollständigt in hervorragender Weise das bisherige bekannte vor- und frühgeschichtliche Bild, namentlich der Kreise Balingen, Sigmaringen und Stockach. Der prägnante Katalog, der meist die genauen Fundstellen angibt, wird veranschaulicht durch mustergültige Zeichnungen im Text und auf 44 Bildtafeln im Großformat. Aufgeführt werden Funde aus der Jüngeren Steinzeit, Broncezeit, Urnenfelderzeit, Hallstattkultur, Latenskultur und Merowingerzeit (Alemannenzeit), von denen die Hallstattkultur und die Merowingerzeit am stärksten vertreten sind. Die bedeutendsten Funde stammen aus den Grabhügeln des Degerfeldes bei Tailfingen, die Edelmann ab 1890 ausgrub. Für die Heimatfreunde und Lehrer dürfte die Veröffentlichung der „Sammlung Edelmann im Britischen Museum zu London" eine reiche Fundgrube für die Heimatkunde und Ortsgeschichte darstellen. Die Einleitung enthält ein kurzes Lebensbild von Hieronymus Edelmann, der von 1879 bis 1894 in Ebingen als Apothekerund von 1894—1916 in Sigmaringen als Privatier und Gauobmann des Schwäbischen Albvereins wirkte, und 1922 in München an den Folgen eines Verkehrsunfalls starb. Vor dem Verkauf seiner Sammlung nach London hatte er diese verschiedenen deutschen Museen zum Kauf angeboten. Sigmaringen Johann Jerg. 47 Achberg und benachbarte Waldburg-Schlösser Lehrfahrt des Hohenz. Geschichtsvereins und des Volksbildungswerks Hechingen Als der Geschichtsverein nach längerer Unterbrechung seine gemeinsam mit dem Volksbildungswerk Hechingen veranstalteten Lehrfahrten wiederaufnahm, wurden als Ziele Achberg und benachbarte Schlösser der Truchsessen von Waldburg gewählt. Die Leitung übernahm Dr. Natale vom Staatsarchiv Sigmaringen. Bei einer Stadtführung in Bad Waldsee zeigte Dr. Natale das aus einer Wasserburg des 16. Jhs. entstandene, im 18. Jh. erweiterte Schloß der Fürsten von Waldburg und in der Stadtpfarrkirche das von vielen Besuchern übersehene Bronzegrabmal des Truchsessen Georg I. von Waldburg (f 1467), das in der spätgotischen Plastik einen Höhepunkt darstellt. Nach dem Mittagessen fuhr die Gruppe nach Wolfegg, dessen vierflügelige Schloßanlage den Schlössern Meßkirch, Zeil und Aschaffenburg verwandt ist. Bei der Führung sahen die Fahrtteilnehmer vor allem den im Obergeschoß des Südflügels gelegenen 52 m langen Rittersaal mit den 22 holzgeschnitzten, vielfach originell wirkenden Ahnenstatuen der Herren von Waldburg. Ungewohnt waren die zum Hinauf- und Hinunterreiten eingerichteten Auf- und Abgänge im Treppenturm. Ein Besuch galt anschließend der benachbarten Schloßkirche, einem lichtdurchfluteten, farbenfrohen Raum des Frührokoko, in dem die Architektur, Plastik und Malerei wohlausgewogen aufeinander abgestimmt sind. Bei der Weiterfahrt zeigte Dr. Natale in Kißlegg die beiden Schlösser und im Weiler Offlings die mittelalterliche Turmhügelburg des Klosters St. Gallen. Da die Maße des Omnibusses ein Passieren der Tortürme in Wangen/Allgäu erlaubten, konnte langsam die Herrengasse, Hauptstraße der ehemaligen Reichsstadt Wangen, durchfahren und auf die wichtigsten Gebäude hingewiesen werden. Hinter Neuravensburg bog man in das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Achberg. Das Entgegenkommen der Fürstlich Hohenzollernschen Forstwartei Achberg ermöglichte es, das fast versteckt gelegene Schloß zu besichtigen, in dessen Rittersaal Dr. Natale einen kurzen Rückblick über die Geschichte der aus 17 Weilern und Höfen zusammengesetzten Herr- schaft Achberg und ihres Schlosses gab, die 1691 in den Besitz des Deutschordens, 1806 vorübergehend an Bayern und dann an Hohenzollern - Sigmaringen gelangten. Nach der Schloßbesichtigung führte Oberforstwart Kniesel eine kleinere Gruppe hinunter ins Argental und auf den beachtlich schwankenden Kettensteg über die durch Hochwasser stark angeschwollene Argen. Als letztes Ziel steuerten die Hohenzollern die Waldburg an. Sie sahen bei der Besichtigung der steil über dem gleichnamigen Dorf gelegenen Burg wohlerhaltene Räume des 16. Jhs. und genossen von der Aussichtsplattform aus den Blick über das Allgäu bis hin zu den schneebedeckten Alpen. Im Namen aller Teilnehmer dankte Oberschulrat Siegel, Hechingen, den Verantwortlichen der wohlgelungenen Fahrt. Der Flüssiggas-Durchlauferhitzer Schornslein! Dem Er „ a l m e t " nachträglichen braucht durch die Einbau keinen Außenwand. eines Flüssiggas- Wasserheizers steht nichts mehr im W e g e . Fachberatung, Lieferung und Kundendienst: S Süddeutsche Gas-Gesellschaft m. b. H. 7480 Sigmaringen Telefon (07571) 601 / 602 Beim Geldanlagen vertraut er uns und fährt gut dabei. 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Im Jahre 1644 wurde Keller — ein im rauhen Kriegshandwerk erfahrener Mann — wegen Differenzen mit der Stadt Konstanz frühzeitig aus dem Soldatendienst der Erzherzogin Claudia zu Österreich entlassen und lebte danach zumeist in Dettensee. So verbrachte Marx Heinrich im dortigen Schloß seine Kindheit — von der Mutter liebevoll umsorgt und verwöhnt von einer Base väterlicherseits — Anna Maria Feldmann von Appentshofen. 2 Der Vater überwachte die Erziehung des Knaben mit unerbittlicher Strenge. Im Alter von etwa 6 Jahren begann für den Knaben die Schulzeit. Sein Hauslehrer entwarf eine „kleine Schulordnung", die dem Vater zur Begutachtung vorgelegt wurde. Danach mußte der „junge Herl" Mo:.tag um 7 Uhr aufstehen, sich so „geschwind ais immer möglich" anziehen, das Morgengebet verrichten, seinen Eltern „guten Morgen" wünschen und die „väterliche Benediction" begehren, dann seinen „Brei oder was ihm sonst vorgesetzt" wird, essen und um 8 Uhr sich zur Schulstunde einfinden, von 8 bis Uhr buchstabieren, von 1/¡9 bis 10 Uhr lesen und bis zum Schluß der Stunde „etwas weniges" schreiben. Am Dienstag durfte er ausschlafen. Von 10 oder V2II Uhr bis 11 Uhr war das bisher Gelernte zu repetieren. Am Nachmittag konnte er sich „belustigen und Vakanz haben". Sofern aber sein Lehrer an diesem Nachmittag nicht anwesend war, durfte „der junge Herr ohne spezialgnädigster Erlaubnis seiner Eltern" sich nicht entfernen, andernfalls er „verdientermaßen mit der Ruten gezüchtigt werden" mußte. Am Mittwoch hatte er wieder um 7 Uhr aufzustehen und Unterricht wie am Montag. Nachmittags durfte er sich nach „vollendeter Tafel" (Essen) V2 Stunde „belustigen", dann mußte er [A Stunde lesen und schreiben und in der übrigen Zeit wenigstens V2 Stunde in dem „Gedruckten applicieren". Am Donnerstag sollte er „Schlaftag" haben, aDer das Gebet ja nicht vergessen und wie am Dienstag eine Repetition „um die gewöhnliche Stunde" und am Nachmittag mit der Erlaubnis der Eltern Vakanz bekommen. Am Freitag hatte er um 7 Uhr aufzustehen und um V2IÚ Uhr wie arn Montag „alles zu observieren". Von da an bis zum Schluß der Stunde sollte sein Lehrer mit ihm „geistlich" reden und ihn nachmittags wie an den übrigen Schultagen unterrichten. Auch am Samstag sollte der Tag wie am Montag ablaufen, nur von V2IO bis 10 Uhr war der „junge Herr etwas wenigst in Glaubenssachen und, was zu der Beicht gehört, (zu) informieren, der Nachmittag aber wie üblich zu verbringen". Wenn ein Feiertag auf den Mittwoch oder Freitag fiel, war die Schule am Dienstag oder Donnerstag wie üh' ch zu halten. An Sonn- und Feiertagen mußten ihm „historr i e Fragen" aufgegeben und V2 Stunde lang „beantwortet" werden. Ende Juni 1650 reiste dann der „junge Herr" mit seinem Hofmeister (Präzeptor) über Oberndorf, Wolfach, Haslach, Waldkirch nach Freiburg i. Br., um dort das von Jesuiten geleitete Gymnasium zu besuchen.3 Die Habseligkeiten, welche er mitbekam, waren geradezu ärmlich.4 Sein Kostherr H. Willig beklagte alsbald in einem Brief die schlechte Qualität der mitgebrachten Kleider und Schuhe, worauf der Vater die Anfertigung eines neuen Kleides und „was der Sohn sonst bedürftig" anordnete. Den Präzeptor mußte der Kostherr zu größerem Fleiß und Sorgfalt anhalten und befehlen, Marx Heinrich in der französischen Sprache zu unterrichten. Leider müsse Marx Heinrich „zum Studieren getrieben" werden und habe „strenge Aufsicht vonnöten", lamentierte der Kostherr. Der Vater dürfe indes versichert sein, daß er und „sein Weib" sich ernsthaft der Erziehung annehmen und vermeinte: „Es tut aber der Jugend, wann sie korrigiert werden, n, belieben".5 Am 20. Mai 1652 schrieb der Rektor Gebhard Deininger an den Vater, daß Marx Heinrich, der „im Studieren, in Gottesfurcht und guten Sitten" zu keinem Klagen Anlaß gibt, an „Kleidern und Schuhen" Mangel leidet ifiiÜ deshalb örters, weder in die Schule noch in den Gottesdienst kommen kann. Der Vater geizte mit Geld und spielte den Armen, obwohl er im Laufe seines Lebens ein beachtliches Besitztum erworben hatte. Diese übertriebene Sparsamkeit war ein Wesenszug des Obristen. i^et Pater Rektor vermeinte sicher mit Recht, daß es Keller „nit schwer fallen" sollte, „etwas Geld" zu schicken, um die Schulden beim Schuster und Schneider zu bezahlen, weil c : °se „ungern lange auf Borg arbeiten", auch die längst fälligen Ausstände beim Kostherrn und bei „der armen Jungfer Bas von Dettingen" zu begleichen. Keller entschuldigte, sein knausriges Verhalten mit fadenscheinigen Gründen. Vergeblich habe er auf einen kaiserlichen Befehl gewartet, der eine Reise nach Freiburg notwendig machte. Scftem Sohn wollte er schon Mann und getreuer Präzeptor" zu bewähren, wofür ihm 25 fl jährliche Besoldung versprochen werden. 6 Marx Heinrich fand alsbald in einer angesehenen Freiburger Familie eine vorzügliche Unterkunft mit Familienanschluß. Seine „Kostfrau", Anna Elisabeth Moßer geb. Genger, umsorgte ihn wie eine Mutter. Für Bett und Zimmer berechnete sie pro Woche 1 fl 11 Batzen und für die Kost 26 Batzen. immer Kleider schicken, doch leider sei er selten „zu Haus". Deshalb füge er 10 fl 4 kr bei, um Schneider und Schuhmacher zu bezahlen. Im übrigen verstehe er es nicht, daß der „Bub soviel Schuhe braucht". Ein tüchtiger Hofmeister und eine besorgte Kostfrau kümmern sich um den Sohn Damit sein Sohn sich einer sparsameren Lebenshaltung befleißige, bestallte Obrist Keller Anfang des Jahres 1653 Franz Lambert Häring zu dessen Präzeptor. In der Bestallungsurkunde wurde dem „ehrenfesten und wohigelehrten Herrn" Präzeptor aufgetragen, Marx Heinrich 1. „in guter Obacht zu halten, selbigen nach der alten unverfälschten allein seligmachenden römisch katholischen Lehr aufzuziehen und zu aller Gottesfurcht zu unterweisen, (auch) von aller bösen Gesellschaft, Fluchen und Schwören, übermäßigen Trunks" bei Strafe fernzuhalten, ihn 2. „zu rechter Stunde" an Kirchgang, Gebet und an das „Studieren" zu erinnern und darauf zu achten, daß dieser „fleißig, züchtig und ehrbar in und aus der Schule" sich verhält, gegen „Geistliche und Weltliche hoch und niedrigen Standes" sich ehrerbietig zeigt, ebenso gegenüber seinen Kostherrn und dessen Frau. Außerdem soil er den jungen Herrn in der französischen Sprache unterweisen und auch ein Instrument lehren, nämlich die Laute oder kleine Geige, wozu dieser „am meisten Lust" verspürt. 3. Weil Marx Heinrich zur „Rekreation" sicherlich Gesellschaft wünscht, soll ihm der Präzeptor diese nach „Standesgebühr" gewähren, aber darauf achten, daß „alles Tanzen, überflüssige Üppigkeiten, Springen, Schreien" unterbleibt. 4. Der Präzeptor hat Marx Heinrich stets „zu ermahnen, daß er seine Kleider, Weißzeug, Bücher, Stiefel, Schuhe in sauberen Ehren (hält) und nicht ein Stück da, das andere dort, auf oder unter der Bank, hin und herliegen" läßt, sondern „sauber ausputzet und in seinen Kisten fleißig aufhebt". 5. „Extraspesen in der Kost", sowie der Kauf von Waren soll der Präzeptor nur nach „Notdurft" genehmigen und ohne des Obristen Erlaubnis keine Schulden machen. Marx Heinrich dürfe ohne väterliche Erlaubnis nicht verreisen, außer auf des Kostherren Gut. Damit Franz Lambert Häring des Obristen Vertrauen gewinnt, habe sich dieser als „ehrliebender HOHENZOLLERISCHE herausgegeben vom HEIMAT Die „ H o h e n zol ler ischen schichtsverein" in V e r b i n d u n g m i t den lichen S c h u l ä m t e r n Hediingen und gen. V e r l a g : B u d i d r u c k e r e i Acker 7487 G a m m e r t i n g e n , T e l e f o n GeStaat- Mitarbeiter Josef Oberlehrer 7481 A b l a d i , K r e i s Schriftleiter: Nummer: Gerhard Deutschmann, H a u p t l e h r e r z. A. 7471 S t r a ß b e r g / H o h e n z . B o h l s t r a ß e 341, T e l e f o n 07434/765. a. D . Sigmaringen SigmarinMichael OHG. Lorch, 7451 K i l l e r , 07574/205. uHohenzollerische dieser Deschler, Ringinger Die Zeitschrift Der Vater verlangt von Marx Heinrich 'größte Sparsamkeit Die dem Vater alle Quartal ausgestellter. Rechnungen geben ein anschauliches Bild vom Leben des „jungen Plerrn" in der Breisgaumetropole. In der Zeit vom 15. Februar bis 6. September 1654 besuchte ihn Graf von Fürstenberg 3 Mal, jeweils mit Hofmeister und Famulus. Dabei wartete die Kostfrau mit Wein und Konfekt auf. Einmal unternahm Marx Heinridi eine Wallfahrt auf den Hörtenberg; auch ein Theater mit englischen Komödianten fand sein Interesse. Am 6. September 1654 wurde er mit der Kutsche in die Ferien nach Dettensee abgeholt und am 12. Oktober 1654 wieder zurückgefahren. Selten brachten Besuche adeliger Personen, so die des Grafen von Fürstenberg, auch von Jesuiten und Kapuzinern etwas Abwechslung in sein Studentenleben. Zum Unterricht in der Schule mußte er sich „Ovid und Cicero" anschaffen. Um Marx Heinrich aufzuwarten, engagierte der Präzeptor für 4 Batzen in der Woche einen Famulus. Am 12. Februar 1654 berichtet der Präzeptor dem Vater, daß Marx Heinrich „wohlauf" und im Studieren fleißig sei. Weil es nie mehr als 8 Tage „Rekreation" gibt, soll der Sohn erst in „die Herbstvakanz" abgeholt werden. Um dringende Schulden zu begleichen, bitte er um Geld. Die Antwort des erzürnten Vaters fiel entsprechend aus. Ich habe — so schrieb dieser postwendend zurück — mit Genugtuung vernommen, daß mein Sohn fleißig studiert, aber es kommt mir „beschwerlich vor, daß er nit allein bei Kaufleut so stark Schulden" macht und für „vielerlei seidene Bänder und sonst" viel Geld ausgibt, „auch soviel Schuh verbrauchen tut. Dergleichen Sachen" hätte ich selbst geschickt. „Solche starke Posten zu bezahlen" fällt mir schwer, weil ich „viel Tausend Gulden" ausgeliehen habe und „nichts eintreiben kann. Gottlob habe ich einen ziemlichen Vorrat an Früchten, aber diese gelten nichts." Wenn Marx Heinrich ferner so viel Schulden" macht, muß ich ihn "herausnehmen. Wenn er etwas braucht", ist mir das zu berichten. „Das Heimat" Rcdaktionsausschuß: O b e r l e h r e r i. R . Kreis H u b e r t Deck, K o n r e k t o r 7451 G r o s s e l f i n g e n , H a u p t s c h u l e Telefon 07476/169 bzw. 745 H e c h i n g e n , T ü b i n g e r S t r a ß e Telefon 07471/2937 Hechingen Straße ist eine h e i m a t k u n d l i c h e Z e i t s c h r i f t . Sie will be- Dr. sonders die B e v ö l k e r u n g in H o h e n z o l l e r n 7953 B a d Schussenried Prof. Otto mit Siegfried Krezdorn, Bürgermeister a. D . d e r Geschichte i h r e r H e i m a t v e r t r a u t machen. Sie bringt pulär neben gehaltene fachhistorisdien Beiträge aus d e r auch po- Geschichte Dr. unseres L a n d e s . Sie e n t h ä l t d a n e b e n einen besonderen Teil f ü r die Schule u n d den L e h r e r . Bezugspreishalbjährlich Bestellung der 1.40 Zeitschrift kann erfolgen jedem P o s t a m t o d e r b i i m Schriftleiter. 50 auch auszugsweise, n u r mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet. DM. bei A., la, Weinreich 74 T ü b i n g e n , H a r t m e y e r s t r a ß e 60 Nachdruck, H e l m u t Lieb, H a u p t l e h r e r z. 7480 S i g m a r i n g e n , H o h k r e u z Telefon 07571/9564. 28 D i e mir N a m e n versehenen A r t i k e l geben die persönliche M e i n u n g d e r V e r f a s s e r w i e d e r ; sie zeichnen f ü r den I n h a l t d e r B e i t r ä g e v e r a n t w o r t l i c h . M i t t e i l u n g e n d e r Schriftleit u n g sind als solche g e k e n n z e i c h n e t . Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die A d r e s s e des S c h r i f t l e i t e r s e r b e t e n . W i r b i t t e n unsere Leser, die „ H o h e n z o i l e rische H e i m a t " w e i t e r zu e m p f e h l e n . Schloß Dettensee Zeichnung des Schlosses Dettensee von P a t e r Jodegar Meyer u m 1750 aus der H a n d s c h r i f t N r . 295 im Archiv des Klosters M u r i / G r i e s im Collegium S a m e n , K a n t o n Oberwälden/Schweiz. (Vergl. M a x Schefold, H o h e n z o l l e r n in alten Ansichten, K o n s t a n z 1963, S. 90; die d o r t angegebene D a t i e r u n g auf 1735 ist laut Mitteilung des Archivs Kloster Muri/Gries in S a m e n auf „um 1750" zu berichtigen.) Über die Räumlichkeiten des Schlosses in Dettensee gibt ein Inventarverzeichnis Aufschluß, das im J a h r e 1665 angefertigt u n d von J o h a n n Sebastian T r a u b , geschworener Stadtschreiber zu H o r b a. N . bezeugt w u r d e . D a n a d i wies das Schloß nachstehende R ä u m e a u f : eine Kanzlei, 2 Zimmer oberhalb des Reithauses, eine Laube o b e r h a l b des Reithauses, eine Gesindestube und K a m m e r mit G a n g , das Zimmer des Vogtes, eine K a m m e r u n d ein Saal, das K a p u z i n e r z i m m e r , das Zimmer und eine K a m m e r der Frau, das W o h n z i m m e r u n d eine K a m m e r des Obervogts, das „Gliener" Zimmer, eine K a m m e r u n d ein N e b e n z i m m e r , das O r a t o r i u m in der K i r d i e , das T o r stüble, die „Tafelstube", das K ü e f e r z i m m e r " , eine „Bettenstube", eine Küche, einen Gang, eine A p o t h e k e , ein N e b e n z i m m e r bei der Dienerstube, eine M ä g d e k a m m e r , eine Knechtkammer, ein Bettenstüble, ein Viehhaus u n d ein Reithausziinmer. 1 1 Archiv des Freiherrn von Raßler, Weitenburg, Bestand Keller von Schieitheim Bd. 7 S. 40 / 61. Meß für Schuhe soll er schreiben, dann lasse ich diese hier machen. Daß Marx Heinrich mit dem Grafen von Fürstenberg zusammenkommt, ist mir sehr lieb, was auch mit anderen jungen Kavalieren geschehen kann. Sonst möchte ich gerne sehen, wann er Lust zu einem Instrument (hätte), auch insonderheit das Reißen oder Malen anfangen würde." Die Gesundheit des Obristen ließ damals sehr zu wünschen übrig, und auch die nach dem 30-jährigen Krieg eingetretene Teuerung vermehrte dessen Unmut. Am 16. April 1654 schrieb die Kostfrau deshalb tröstlich in einem Brief an ihn, daß er sich am Wohlverhalten seines Sohnes freuen könne, weil dieser „an guten Tugenden zunimmt". Sie hoffe, daß der Obrist bald wieder gesundet und sie ihm aufwarten dürfe. Aber der Ärger des Obristen über die Rechnung wurde nicht geringer. Vom 8. September 1655 datiert ein weiteres Schreiben der Kostfrau an denselben. Darin bedankt sich die gutherzige Frau für „überschickte" 20 Dukaten und fügt vielsagend hinzu: „Herr Obrist hat vielleicht wieder ein Mißfallen an der hohen Rechnung", sie wolle indes nicht verschweigen, daß Marx Heinrich von „allen Jungen sehr geliebt wird", und sich gegen „alle geistliche und weltliche Obrigkeit" wohlanständig aufführt, was sie, obwohl dieser nicht ihr Junge ist, von Herzen freut". Der Obrist hatte vor allem an den „Ausgaben" Anstoß genommen, die beim Besuch adliger Freunde des jungen Herrn entstanden. Dabei habe — so schrieb am 26. April 1655 der Präzeptor — der Obrist,, doch selbst angewiesen, wenn etwa Grafen und Herren vom Adel den Marx Heinrich besuchen", entsprechend aufzuwarten. Da „aber jetzt der Befehl anders lautet, soll diesem nunmehr nachgelebt werden." Obwohl der Obrist in Ulm a. D. 2 Paar neue Schuhe für seinen Sohn bestellte, könne „man über 14 Tage nit mehr warten", weil „die 2 mitgenommenen Paare schon ganz verbrochen sind". Der Obrist ließ nunmehr den Punkt 4 der Instruktion für den Präzeptor streichen und dafür einfügen: Marx Heinrich darf „nichts veralinieren oder aus Fahrlässigkeit zu Grund gehen und verderben lassen, worauf der Präzeptor gute Inspektion halten soll" und darf „in keine Stadt ausgenommen nach Heidersheim oder Breisach reisen". Trotz dieser Anordnung wurden die Ausgaben nicht geringer. Die Besuche des Grafen von Fürstenberg, mit dem Marx Heinrich wiederholt ausritt, und anderer hochgestellten Personen, zu denen auch der Bürgermeister von Freiburg zählte, häuften sich. Die dabei aufgetragenen Speisen, Wein und Konfekt verursachten Extrakosten. Auch das viele Flicken von Schuhen verteuerte nach wie vor die Quartalsabrechnung. Der Maler eines 51 Wappens und eines Stammbuches berechnete 5 Batzen. Infolge einer „gequetschten Kniescheibe und eines ausgerenkten Fingers" mußte sich Marx Heinrich in die kostspielige Behandlung eines Chirurgen begeben. Der Obrist war empört, als er den „Kostzettel" zu lesen bekam und machte dem Präzeptor in einem Brief heftige Vorwürfe. Dieser begründete in einem Schreiben vom 14.Okt. 1656 die erhöhten Ausgaben. Marx Heinrich habe sich des Grafen Geburtstag „erinnert" und, um sicli dankbar zu zeigen, ein Geschenk gekauft. Auch sei der Graf zu des Sohnes Geburtstag eingeladen worden und, obwohl weder der Graf noch sein Sohn Trinker seien, so habe man doch aus Höflichkeit einen „Trunk" anbieten müssen. Das Marx Heinrich zugestoßene Unglück passierte an einem Rekreationstag, als er mit dem P. Rektor „Vögel schießen" ging und dabei über ein „Brüll" herabfiel. Beim Kaufmann werde künftig keine Kleidung mehr eingekauft. Leider lasse sich hier „kein Meister" finden, um Marx Heinrich das „Reißen" (Zeichnen) zu lehren. Sobald er einen solchen in Erfahrung bringe, werde er den S^hn dazu anhalten. Marx Heinrich bedankte sich in einem Brief an den Vater für die Zusendung von 6 Hemden und von 2 Paar Schuhen, und schrieb in zierlicher Schrift wörtlich: „Sonst hab ich mit höchstem Trauern verstanden, daß ich meines übel Verhaltens bei dem Herrn Vater etwas in Klag kommen", obwohl „ich mich alles Gehorsambs und guten Sitten beflissen". Die Verletzung ist nicht meiner Unachtsamkeit, sondern dem „rauhen Ort" zuzuschreiben, allwo ich Amseln (Amslen) geschossen. 7 Auch für die gestiegenen Kosten wußte der Sohn eine Entschuldigung. Der Graf besuche ihn fast wöchentlich mit Hofmeister und Kammerdiener, denen er „Höflichkeit halber" etwas anbieten müsse; er wolle sich jedodi künftig befleißen, alle anderen Unkosten zu vermeiden. Den Verdacht, daß er „ohne Not außer Haus" gehe, hege der Vater zu Unrecht. Er verlasse das Haus nur, um mit einem Studenten zu lernen, und den jungen H. Vetter von Wessenberg zu besuchen. Die Kostfrau „befehle" sich dem Vater „mit soliderem Fleiß". Ihr sei es sehr leid, „daß sich der Herr Vater etwas im Verfallen wegen des Kostgeldes erzeigt" (Kostgeld schuldig bleibt). Er könne „dem Herrn Vater nit bergen", daß ihm diese Frau wie „eine Mutter alle mögliche Lieb und Treu erweist und wider Gewissen oder gute Erkenntnis in den Kostzettel nichts wird lassen einlaufen." Student der Rechtswissenschaft in Freiburg. Im Jahre 1657 begann Marx Heinrich mit dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität in Freiburg. Der Vater entwarf eine Instruktion, wie sich der Sohn verhalten und von seinem Hofmeister Franz Lampert Häring mit allem Fleiß und Ernst angehalten werden muß": 1. morgens zu rechter Zeit aufstehen, sich Gott und seiner werten Mutter, sowie seinem Schutzengel mit Andacht befehlen; 2. hernach um 7 Uhr in die Kirche gehen, eine Messe mit Andacht hören, alle Sonn- und Feiertage die hl. Messe und Predigt besuchen, auch an allen hl. Festen und „Patronitagen" beichten und kommunizieren; 3. nach der Messe bis auf die „Lektion" fleißig studieren; 4. alsdann zu Mittag essen, dabei „züchtig und ehrbar" sein, keine „witzige Sachen" reden und keine „unnötige Diskurs" führen; 5. nach dem Essen 1 Stunde „recreation" halten; 6. danach sich in „Rechnen- und Reißenlernen üben"; 52 7. von 1 bis 2 Uhr die „Logicam" repetieren und studieren; 8. darf niemals vergessen, „politische Bücher" zu lesen und muß, was er gelesen, sowohl mit seinen Kommilitonen, besonders aber mit seinem Hofmeister „discurieren und erzählen". 9. Er darf die bereits „absolvierte Retoricam nit aus obacht" lassen, sondern muß selbige verschiedene Male wiederholen. 10. Marx Heinrich soll weder bei der Kostfrau noch sonst „ohne höchste Notdurft" und Vorwissen seines Hofmeisters kein Geld aufnehmen oder Schulden machen und wenn, dann dies dem Vater sofort berichten; 11. auch kein „Extra", sofern „es nit honoris causa geschehen muß", machen; 12. sich „niemals nächtlicherweil auf der Gasse finden" lassen; 13. sich nie ohne Vorwissen und Beisein seines Hofmeisters in eine Gesellschaft begeben, besonders nicht in eine solche, die dem „Fressen, Saufen, Spielen und Gassentum" fröhnt; er soll vielmehr die Gesellschaft mit Seinesgleichen suchen oder mit „adenlichen Herren", weil er bei diesen „schöne Diskurse" führen und keine „groben, ungeschickte, leichtfertige Reden" lernen kann; 14. beim Ausgang sich gegen jedermann freundlich und „züchtig" verhalten und die „gebührende Ehr erzeigen"; 15. seine Kleider, Leinwand, Schuhe etc. ordentlich aufbewahren und „nit unter den Bänken herumfahren lassen", und wenn etwas „kaputt" geht, rechtzeitig machen lassen; 16. alle Quartal eine Rechnung sowohl von der Kostfrau als auch sonstiger Auslagen herausschicken; 17. so oft es „Gelegenheit gibt", dem Vater schreiben und auch anderswohin (z. B. nach Köln an Graf von Fürstenberg), aber zuvor stets ein Konzept machen. 18. All diesen Vorschriften soll der Sohn „fleißig und eifrig" nachkommen, wie es einem Kinde gebührt und „zu seinem Seelenheil" gereicht und der Hofmeister darüber wachen. Wenn Marx Heinrich dem Hofmeister nidit „mit Respekt" begegnet, soll das sofort dem Vater berichtet werden. Als Lohn wird der Hofmeister jährlich 25 fl bekommen. Gegeben — Dettensee, den 31. Oktober 1657. Eigenhändige Unterschrift des Vaters. Bevor Marx Heinrich am 4. November 1657 zur Musenstadt abreiste, fertigte er ein Inhaltsverzeichnis seines Reisegepäcks, das er dem Vater zur Kontrolle überließ. Danach hatte der Schloßherr zu Dettensee seinen Sohn standesgemäß ausgestattet. 8 In sein Studierzimmer kaufte sich Marx Heinrich für 1 fl 12 Batzen ein Pult. Um im Rechnen besondere Kenntnisse zu erwerben, nahm er bei einem „Rechenmeister" Unterricht. Das neue Jahr ließ er sich durch einen „Trommelschläger" ankündigen. Eifrig lernte er reiten und bei einem Feditmeister fechten und übte sich somit „in exercitium nobilitatis", ohne jedoch sein „Studium an den Nagel zu hängen oder auf die lange Bank zu schieben". In einem Brief vom 14. Mai 1658 drückte er die Hoffnung aus, daß dies seinem „geliebten Vater nit mißfällig" sein möchte und bat „bei nächster Gelegenheit ein paar Florett hereinzuschicken". Weil aber dem Vater das sicherlich wieder zu teuer vorkommen werde, versprach er alle Kosten „mit höchstem Fleiß und Sparsamkeit in Zukunft wieder wettzumachen". Im Studium erzielte Marx Heinrich weiterhin Fortschritte. So konnte der Hofmeister dem Vater berichten, daß der Studiosus die Philosophie bald abschließe und nur die Logik in einem Jahr „zu defendieren" habe. Für Thesis fand Marx Heinrich einen hervorragenden Lehrer und väterlichen Freund in P. Johannes Heinrich S. J. Dieser schrieb an den Vater nach Dettensee: Er habe „mit sonderen Freuden vernommen", daß er dem Sohn „zu großer Weisheit verhilflich" sein dürfe, verspreche mit seinen „geringen Kräften" und „mit der Gnade Gottes allen Fleiß" dafür aufzubieten und wolle nichts versäumen, um Marx Heinrich „zur Ehre seiner Familie" und des „Vaterlandes Nutzen" zu „unterweisen".Außerdem bat er den Vater, die bei der "bevorstehenden Defensión" entstehenden Kosten zu bezahlen, auch des Sohnes Fleiß zu „schärfen", obwohl er darüber nicht zu klagen habe. Mit einem Schreiben vom selben Datum vermeldete der Hofmeister, daß zur Ausbildung in der „Reißkunst" nur ein Maler vorhanden sei. Der Vater möge mit demselben verhandeln, damit Marx Heinrich in den „ersten Fundamenten" unterrichtet werde und alsdann „bei allhiesigen Schulmeistern" die Grundlage der Meßkunst erlernen könne. Als Student der Rechtswissenschaft durfte Marx Heinrich nun auch kleinere Vergnügungen suchen. Er belustigte sich bei Fastnachtsveranstaltungen, traf sich öfters mit Freunden zu einem fröhlichen Umtrunk, ritt mit denselben aus und bekam wohl nicht ohne Grund einen „Maien gesteckt". Auch bei einer Kindstaufe fand er sich ein und ließ den Spielleuten 6 fl zukommen. Viel Spaß fand er an der Zucht von Tauben, die er reichlich fütterte. Die Anschaffung juristischer Fachbücher wird in keiner Quartalsredmung erwähnt. Dagegen ist in einer solchen vom 28. Dezember bis 5. April 1659 der Kauf eines Deutschbuches, „Sekretarius" genannt, für 2 fl vermerkt. Am 26. Februar 1660 nahm Marx Heinrich Abschied von Freiburg, reiste zum Vater nach Dettensee und zum Weiterstudium nach Ingolstadt. Dort hinderte ihn zunächst eine schwere Krankheit an intensivem Studium. Außerdem sorgte er sich um seinen jüngeren Bruder Adam Fleinrich, der in Ingolstadt das Gymnasium besuchte. Am 26. Januar 1661 berichtete er dem Vater ausführlich. Sein Bruder sei fleißig im „Lesen und Schreiben" und habe „absonderlich ein Lust dazu", doch wolle er ihm „den Zügel nit zu lang lassen". Für sich hoffe er, daß ihm der Vater an den Festtagen einen Trunk erlaube und zwar Wein, weil er „das Bier zu den Fischen nit" vertrage. Im übrigen wolle er sich „schon halten", daß „sein hochgeehrter Herr Vater mit ihm wird zufrieden sein". Wenn der Vater in Innsbruck Audienz bekomme, dann möge er doch eine Truchsässenstelle für ihn erbitten; gegebenfalls würde er sich durch besonderen Fleiß dazu „tauglich machen". Den vom Vater gerügten teuren Zimmerpreis entschuldigte Marx Heinrich mit dem Hinweis, daß er von allen Zimmern, nach denen er gefragt, das preiswerteste ausgewählt. Das Studium mache gute Fortschritte. Er gehe jetzt zu einem Repetitor, dem der Vater zum Jahresende eine „Discretion" schenken möge. Dieses Geld sei „mit Gott nit übel angewendet" und er werde dafür so sparsam wie möglich leben. Auch an Sprachübungen nehme er teil, die monatlich 3 fl kosten, lerne das Tanzen und ebenso Fechten und „Voltigieren". Den Vater bitte er „kindlichen", sich „des starken Trinkens" zu „enthalten" und sich ein wenig zu pflegen, um" nit wieder ein halbes Jahr doktoren" zu müssen. Daß Marx Heinrich sich im Fechten übte, fand das Einverständnis des Vaters, die übrige Zeit aber möge der Sohn „mit dem Studium fleißig zubringen" und recht sparsam sein. Ein tragischer Abgang von der Universität Mitten in den Vorbereitungen zum Schlußexamen nahm das Leben des Marx Heinrich eine schicksalhafte Wende. Bei einem Spaziergang am Abend des 20. März 1662 begegnete er „etlichen Studenten", darunter Christoph Michtell, eines Tüchmachers Sohn aus der Pfalz. Lezterer suchte offensichtlich Streit und trat ihm auf den Fuß. Die Frage nach dem Namen, beantwortete dieser mit einer Aufforderung zu einem gemeinsamen Spaziergang. Dazu verspürte Marx Heinrich jedoch keine Lust, worauf beide ihren Weg fortsetzten. Kaum hatte sich Michtell ein paar Schritte entfernt, da begann dieser ohne Ursache „grobe Scheltworte und Injurien" nachzuschreien. Um seine „Ehre zu retten", schickte Marx Heinrich tags darauf zu demselben 2 Kavaliere. Michtell erwartete aber eine schriftliche oder persönliche Antwort. Um die Angelegenheit zu bereinigen, suchte H. von Muggenthal nun Michtell auf. Aber über dessen Lippen kam nur Spott und Hohn und als Marx Heinrich denselben kurz darauf auf „öffentlicher Gasse" fragte, ob er „dergleichen Lästerreden geständig sei", kam die Antwort: Ja und daß es ihm „freistünde, die Waffen zu erwählen". Darauf gab Marx Heinrich dem Michtell eine „Maulschelle". Wegen „der Menge Volks" unterblieb jedoch eine weitere Auseinandersetzung. Aber H Stunde später trafen sich die Streithähne wieder. Marx Heinrich schlug vor, sich doch in Güte zu vertragen. Aber der Angesprochene vermeinte: ich bin kein „Bettelhund". Alsdann kreuzten beide die Klingen. Obwohl nach 3 Hieben die Klinge des Marx Heinrich in „Stüdke gehauen" war, versuchte der Gegenpaukant noch einen Hieb auszuführen, doch die Sekundanten verhinderten dies. Wieder wollte Marx Heinrich „Friede machen", wozu sich Michtell aber wieder nicht bereit fand. So mußte der Streit „auf Studentenmanier" beigelegt werden. Marx Heinrich ließ sich einen Degen geben, und dann ging der Kampf weiter bis Michtell, von einem "Hieb ins Gesicht" getroffen, den Degen fallen ließ und in Ohnmacht sank, weshalb nach einem Beichtvater geschickt wurde. Angstvoll „retirierte" sich Marx Heinrich in ein Franziskanerkloster, verließ es aber wieder, nachdem er von der Besserung seines Gegenpaukanten erfuhr und wartete auf eine Untersuchung des Falles seitens der Obrigkeit. Am 12. April wurden die beiden „Streithansel" vor das Dekankonzil zitiert und eingehend vernommen. Als „Ursache seiner Vermessenheit" gab Michtell an, daß ihn der Diener des Marx Heinrich „mit bloßem Degen in die Stein gehauen" habe. Zum größten Erstaunen erging am 19. April — ohne daß Marx Heinrich Zeugen seiner Unschuld anführen konnte — das Urteil. Die Strafe lautete: Wegen des Duells haben beide Studenten 4 Reichstaler, Marx Heinrich überdies „wegen der Herausforderung und darauf erfolgten Raufhandels" 6 Reichstaler zu bezahlen und soll außerdem „wegen der beim Raufen ungewöhnlichen Entblößung und Weglegung der Kleider auf 2 Tage in das Keüchen (Kittdien) und zurBezahlung der Unkosten condemniert" sein. Das harte Urteil führte Marx Heinrich auf die „parteiischen Zeugensagen" zurück und begehrte darum vom Rektor eine schriftliche Begründung, die iedoch trotz mehrmaligem Mahnen auf sich warten ließ. Seinem Diener, den er mit den verlangten 2 fl hinschickte, sagte der Rektor, daß keine Appellation zugelassen werde. Deshalb begab sich Marx Heinrich am 27. April selbst zum Rektor und begehrte in einem zweistündigen Gespräch vergeblich eine „Kopie" des Urteils. Das berichtete er verärgert dem Vater. Auf sein Begehren, doch einen Unterschied zwisdien einem Kavalier und eines Tuchmachers Sohn zu machen, habe der Rektor erwidert, 53 daß er keinen für einen Kavalier, sondern alle insgemein für Studenten erkenne. Nun erinnerte sich Marx Heinrich der Tatsache, daß sein Vater den Titel eines kurfürstlich bayrischen Rates und Kammerers führte. Von einer Bittschrift an den Kurfürsten erhoffte er sich deshalb noch eine Wendung seiner Lage. Sein Vater habe für die katholische Liga treue Kriegsdienste geleistet und sich vor Prag und in der Schlacht bei Nördlingen mit Bravour geschlagen. Das schrieb er am 31. Mai an den Kurfürsten und nun werde „dessen eheleiblicher Sohn also spöttlich" von den Professoren einer bayerischen Universität behandelt. Die Bemerkung des Rektors, wonach er mit einem „gemeinen hergeloffenen Gesellen" gleichgesetzt werde, finde er ungeheuerlich. Dann schilderte er den Hergang der Tat und erbat die Aufhebung des ergangenen Urteils und Michtell wegen „seines hochsträflich erzeigten Mutwillens mit einer exemplarischen Strafe" zu bedenken. Der Hofgerichtsadvokat Vischer in München wurde gleichzeitig mit der Abfassung einer Appellationsschrift beauftragt und Graf Franz Fugger, Statthalter zu Ingolstadt, ersudu, beim Kurfürsten „um gnädigste Moderation" des Urteils einzukommen. Mit Schreiben vom 2. Juni berichteten Rektor, Professoren und Räte der Universität dem Kurfürsten den Tatbestand. Danach hatte Marx Heinrich den Jurastudenten Georg Christoph Michtell, der unbewaffnet war, angegriffen und „mit Schmachworten und einer Maulschelle versehen", wodurch dieser zum Raufen gezwungen wurde. Inzwischen habe Marx Heinrich zwar die 6 Reichstaler Strafe bezahlt, aber andererseits beim Kurfürsten um Revision des Urteils nachgesucht, wodurch sich Michtell, der seine Studien inzwischen beendet und nächstens promoviere, „beschwert finde". Überdies sei Marx Heinrich trotz Verbot aus Ingolstadt abgereist. Seitens der Universität erging danach an den Vater die Aufforderung, „seinen Sohn innerhalb 3 Wochen allhero in den Arrest persönlich zu stellen", andernfalls „gegen denselben mit öffentlicher, bei der Akademie gewöhnlichen und seiner ansehnlichen Familie unrühmlichen Citation verfahren" werde, was am 31. Juli 1662 dann auch eintraf. Kurfürst Ferdinand Maria ließ also die Angelegenheit auf sich bewenden. Ein früher Soldatentod beendet ein hoffnungsvolles Leben Enttäuscht über das Verhalten des Kurfürsten schickte der Obrist seinen Sohn auf die Reise nach Frankreich, England und Holland, damit sich dieser in Fremdsprachen übe. In jener Zeit erging an den Vater Adam Heinrich Keller der landesfürstliche Befehl, in Schwaben eine Kompagnie Soldaten zum Kampf gegen die Türken zu werben. 9 Rottenburg a. N. wurde Musterungsplatz. Von dort aus marschierten die geworbenen Landsknechte nach Passau zur Einschiffung auf der Donau nach Wien. Mit dem Kommando über die Kompagnie betraute der Obrist seinen Sohn Marx Heinrich, der sich damals von England kommend in Brüssel aufhielt. Den väterlichen Befehl zur Heimkehr überbrachte ein reitender Bote. Nach kurzer Wiedersehensfreude mit den Anverwandten im altvertrauten Schloß zu Dettensee reiste Marx Heinrich nach Passau weiter. In Wien stieß er zu einem kaiserlichen Regiment zu Fuß, dessen Befehlshaber Graf von Porzy war. Bald erwarb er sich bei hohen und niederen Offizieren ein „solches contento", daß ihm „nit allein der Convoi etlicher Stück und Munition nachher Schindtau" sondern auch „nach dero glücklichen" Ausführung das Kommando über den nächst bei Neutra und Neuhäusel gelegenen ungarischen Ort Tirnau übertragen wurde. Dort erkrankte er an 54 einer „giftigen Krankheit" (Petechien = Fleckfieber) und starb nach 9 Tagen — am 1. Mai abends zwischen 8 und 9 Uhr —, versehen mit „allen heiligen Sakramenten". Nach seinem letzten Willen fand er bei St. Stephan in Wien die letzte Ruhe. Dies teilte Obristleutnant Sixt— Preßburg, den 6. Mai 1664 — dem Vater mit, den der Tod seines ältesten Sohnes überaus schmerzte. Am 20. Mai 1664 sprach der Syndikus des schwäbischen Kreises Johann Buchmiller in Ehingen seine innige Anteilnahme aus. Der Tod dieses „hochbeliebten Cavaliers" sei deswegen besonders „hoch zu bedauern, weilen er in dem besten Flor seines Alters" gestanden und „dem gemeinen Nutzen ein schönes Subiectum" verloren ging. Auch die adligen Standesgenossen drückten ihr Beileid aus, so der Schwager Luitfried von Ulm—Erbach, Ulrich Bernhard Spett von und zu Zwiefalten, Hans Jörg von Werdnau zu Dießen, Adam Heinrich und Wildhans von Ow zu Horb a. N. Der Kammerdiener des Verstorbenen bekam von Keller den Befehl, alle Formalitäten für die Beisetzung zu erledigen und ein Inventar der Verlassenschaft anzufertigen. Marx Ernst Gattermayer von Gatterburg bot dazu seine Hilfe an. Diesem übersandte Keller das Geld zur Bestreitung der Beerdigungskosten und zur Anschaffung eines Epitaphs. Dem Kammerdiener wurde befohlen, den Nachlaß —• außer „etiichs weniges" — zu verkau fen und die gemachten Schulden damit zu bezahlen. In einem Schreiben vom 20. Mai 1664 ersuchte Keller den Grafen von Porzia, die „Pagagi" seines Sohnes durch den Kammerdiener nach Rottenburg bringen zu lassen. Dort solle der Kammerdiener seinen „alten Dienst" wieder antreten. In einem Schreiben — Rottenburg, den 26. Mai 1664 — klagte der betrübte Vater dem Bartholomeus Freiherr von Bertholdi zu Innsbruck sein Leid. Um seinen Sohn zu einem dem Erzhaus Österreich „jederzeit gehorsamen Diener zu erziehen, habe er diesen nicht nur an verschiedenen Universitäten studieren, sondern auch zur „Erlernung" der Spradie nach Frankreich, England, Holland reisen lassen. Dessen Tod gehe ihm besonders „zue Herzen", weil er auf ihn seine „Hoffnung gesetzt" und ihn „als Stab" seines „dahin schleichenden Alters nennen" durfte. Deshalb ersuche er, seinen noch einzigen im 9. Lebensjahr stehenden Sohn, beim Erzherzog zu protegieren, damit dieser stets seine „Zuflucht" dahin nehmen könne. In der Kirche zu Dettensee ließ Keller ein Epitaph anbringen, das an den Soldatentod seines Sohnes erinnern sollte. Dieses ist jedoch schon vor Jahren bei Umbauarbeiten abgegangen. Anmerkungen: 1 s 3 4 In ihrem Testament — K o n s t a n z , den 5. O k t o b e r 1636 bestimmte R o s a m u n d e Keller von Schieitheim, d a ß A d a m H e i n rich Keller von Schieitheim ihr K a p i t a l von 19 780 fl auf D e t tensee erben, w o f ü r dieser ihre K r a n k h e i t s - und Begräbniskosten bezahlen soll. Freiherr von Raßlersches Archiv Weitenburg, Bestand Keller v o n Sdileitheim Bd. 11 S. 316. Schreiben des M a r x Heinrich Keller an seine Base A n n a M a r i a Fcldmann von A p p e n t s h o f e n zu Dettensee vom 29. M ä r z 1656: Sie möge f ü r ihn beim V a t e r H e m d e n , S t r ü m p f e und Krägen, Schuhe, M a n t e l samt Kleid erbitten. In Freiburg/Br. w u r d e n auch die Absolventen des Gymnasiums academicum in die M a t r i k e l der U n i v e r s i t ä t eingeschrieben: D a r i n w i r d Marcus Henricus Keller a Schleitheimb unter dem R e k t o r a t des D r . Andreas Streitt am 4. Juli 1650 als Student der G r a m m a t i k a u f g e f ü h r t . M a t r i k e l d e r U n i v e r s i t ä t F r e i b u r g / B r . S. 921 N r . 60, siehe auch Bd. I der M a t r i k e l S. X X I V — X X V von A. M a y e r 1907. Das angefertigte Verzeichnis f ü h r t a n : ein rotes u n d ein graues Kleid, ein grauer M a n t e l u n d Rock, ein P a a r neue Stiefel, zwei P a a r neue Schuhe, ein neues P a a r P a n t o f f e l n , einen alten grauen Rock, einen alten braunen Mantel, eine grüne neue seidene K a p p e , zwei P a a r weiße braune baumwollene S t r ü m p f e , ein P a a r graue gestrickte S o m m e r s t r ü m p f e , ein P a a r rote Stiefelstrümpfe, ein schwarzes Wehrgehänge mit Fransen, acht Kragen, 5 fi 7 8 Degen samt zugehörigen Sporen, 1 schwarzseidenes Wehrgehänge, 1 P a a r Stiefel, 4 P a a r Schuhe 1 P a a r P a n t o f f e l , 1 P a a r b a u m wollene S t r ü m p f e , 1 P a a r seidene S t r ü m p f e , 2 P a a r „gelißmata" S t r ü m p f e 1 Paar Stiefelstrümpfe, 21 Kragen, 6 H a n d t ü c h e r ( „ H a n d d e t z e l n " ) , 12 neue „ F a z z l e t h " , 6 P a a r „ C a n o n e n " , 1 geschriebene „ p h i l o s o p h i a m " , 1 Schrotgewehr samt Weidtasche und Pulverflasche, 4 neue und 6 alte H e m d e n , 6 P a a r Leinenstrümpfe, 4 Paar Socken („Seckle"), 4 P a a r Schlafhosen, 1 H a a r tuch (hat mehr nötig), 5 Schlafhauben, 24 Ellen Tuch (woraus später 6 P a a r O b e r s t r ü m p f e gemacht w u r d e n ) , 1 Schlupfer, 5 P a a r Handschule („Henschen"), 1 gestricktes „ C a m f u l t e r " . " Siehe Hohenberger W a r t e J a h r g a n g 16, N r . 1, „Landsknechtswerbung in H o h e n b e r g " von K r e z d o r n . 10 Freiherrlich von Raßlersches Archiv, Bestand Keller von Schleitheim Bd. 18 S. 406 / 435; Bd. 2 S. 261 / 4 4 1 . neun P a a r Handdecklein (Handtücher), zwölf „ F a w l e t h " zwei P a a r „canonen" (über das K n i e reichende Reitstiefel), ein Wehrgehänge mit Gold gestickt, ein Degen samt zugehörigen Sporen, ein Schrotröhrlein, vier Federn auf den H u t , zwei ge schriebene „philosophia". Schreiben des H . H . Willig, Freiburg, den 30. N o v . 1651. Bestallungsurkunde f ü r weitere 3 J a h r e vom 11. N o v . 1654. Die vom Chirugen ausgestellte Rechnung hatte A d a m Heinrich Keller von Schieitheim nach 3 J a h r e n noch immer nicht beglichen. 1 neues rotes Kieid mit Gold eingesäumt samt einem roten Mantel mit silbernen Borden, 1 rotes Paar Hosen samt einem ledernen Wams, 1 graues Kleid mit einem grauen Mantel und Rock, 1 graues P a a r Hosen samt 2 weißen „Wamischer", 2 S o m m e r m ä n t e l — einen „zeigenden" und t a f t e n d e n , 3 H ü t e und z w a r 2 graue und 1 schwarzen samt 2 Federbüschen, 1 MICHAEL LORCH Friedrich Wilhelm Deckel (1871-1948) Geschichten um ein Junginger Original Vom Mechanikerlehrling zum Kommerzienrat, Dr. h. c. und Am 11. Dezember 1871 meldete auf dem Standesamt zu Jungingen der Landwirt und Händler Karl Deckel die Geburt eines Buben, des sechsten Kindes seiner Ehefrau Thekla, geb. Müller. Das Bübchen erhielt den Vornamen Friedrich Wilhelm und besuchte von 1877 bis 1885 die Volksschule. Die lückenlos vorhandenen Zeugnisse der Schule beurkunden einen Schüler von stets gleichmäßigem Eifer und Fleiß, von bester Veranlagung und überdurchschnittlichen Leistungen. Seine Mitschüler gaben ihm den Übernamen: „Schlitzer", wohl wegen der bei ihm sich schon früh zeigenden „Spitzfindigkeit" und Schlauheit, was auch durch einige der folgenden Jugendgeschichten bezeugt wird: Friedr. Wilhelm Deckel (1871-1948) Fritz bekommt einen Schulranzen angemessen" Die Kinder der armen Leute hatten in den achtziger Jahren noch keine Schulranzen aus Leder. Die Schulsacnen waren in einer selbstgefertigten Tasche aus Leinwand oder Barchent untergebracht. Als Schüler der Oberklasse wurde Fritz Deckel ob solcher Tasche von seinen Mitschülern gefoppt, bis er eines Tages behauptete: „Ich will es schon richtig anfangen, daß ich einen Schulranzen bekomme!" Er besorgte sich zwei Pappdeckel, angeblich um die Schrift auf der Schiefertafel vor dem Verwischen zu schützen. In Wirklichkeit dienten sie aber als Versteifung der Taschenwände. Auf Wirtschaftsführer dem Heimweg — es war im Winter — setzte sich Fritz auf die Tasche, benützte sie als Schlitten und rutschte darauf den Kirchrain hinab. So konnte es nicht ausbleiben, daß er mit einer durchlöcherten und zerfetzten Tasche nach Hause kam. Die Mutter hat kurzen Prozeß gemacht und ihrem Frieder für diesen Streich „den Ranzen voll gehauen". Am andern Tag von den Mitschülern befragt, ob er jetzt einen neuen Ranzen bekomme, konnte er ihnen mit gutem Gewissen antworten: „Ja, meine Mutter hat mir gestern abend den Ranzen angemessen!" Von Bauernarbeit will Deckel nichts wissen Als 14-jähriger Junge wurde er in der Heuernte einmal von der Mutter um 3 Uhr morgens geweckt. Er sollte dem Vater und den älteren Brüdern, die schon beim Mähen waren, den „Ziasstragkratten" (d. i. der Essentragkorb) auf das Feld hinaustragen. Frieder zieht los. Nach etwa einer Stunde folgt ihm die Mutter. Was erblickt sie denn da unterwegs dort am Wiesenrande? Sie geht näher hinzu und findet — ihren Frieder auf dem Bauche im Grase liegend. Hier hat er seinen unterbrochenen Schlaf fortgesetzt. Neben ihm steht der „Ziasstragkratte". Die Mutter weckt ihren Buben zum zweitenmal, und gemeinsam kommen sie beim Vater an. Dieser ist natürlich ungehalten über den so lange ausgebliebenen Essensträger und sagt: „Ich will nur sehen, was aus dir noch wird!" Darauf Frieders Antwort: „Kein Bauer!" Deckel läßt sich „nicht im Bart kratzen" Früher durften sich des Abends auf der Hauptstraße nur die jungen Burschen sehen lassen, die 18 Jahre alt waren. Jüngere wurden nicht geduldet und oft mit Schlägen fortgejagt. Frieder wäre als 16-jähriger auch schon gerne auf der Straße gewesen. Der Vater warnt ihn, doch Frieder hört nicht darauf. Er wird von den älteren Burschen erwischt, empfängt mit einem Seilstumpen seine Hiebe und wird von der Straße verwiesen. Frieder sinnt auf Rache. An einem der nächsten Abende sieht er den Missetäter beim „Bierthedor" in der Schenkstube sitzen. Er ist ins Kartenspiel vertieft und wendet seinen Rücken dem Fenster zu. Die sogenannten „Oberlichter", zw* kleine obere Fensterflügel, stehen offen. Schnell entschlossen greift Frieder hinein, versetzt seinem Widersacher je eine Backpfeife von links und rechts — und ist verschwunden. Das verdutzte Gesicht des Betroffenen und das dröhnende Gelächter der Kameraden kann man sich denken. 55 Berufswünsche Wurde Fritz während der Schulzeit nach seinen Berufswünschen gefragt, so pflegte er zu antworten, daß er beabsichtige, beim Doktor in Hechingen Lehrbube zu werden. Jungingen hatte damals noch keinen Arzt und der „Doktor von Hechingen", der bei Bedarf mit seinem Bernerwägele im Dorfe erschien, wobei Frieder auf das Pferd aufpassen durfte, machte solch einen Eindruck auf ihn, daß es von nun an nichts Erstrebenswerteres mehr geben konnte, als Doktor zu werden und ebenfalls Pferd und Wagen zu besitzen. Deckel als Mechanikerlehrling Seit 1852 begann Jungingen mit der Gründung der Waagenfabrik Gebr. Bosch sich zum „Mechanikerdorf" zu entwickeln. Nach Beendigung der Schulzeit i. J. 1885 trat unser Frieder als Mechanikerlehrling beim genannten Betrieb in die Lehre. Die Arbeitszeit, auch die der Lehrlinge, währte täglich von 6 Uhr bis 18 Uhr mit kurzer Mittagspause. Der Durchschnittslohn eines Feinmechanikers belief sich auf 20 Pfennig pro Stunde, und zuweilen gab es, besonders für Lehrlinge, auch sonntags noch Arbeit. Frieders Lehre ist, nach heutigen Maßstäben gemessen, nicht leicht gewesen, was die Vielfalt der Arbeit angeht, die ein Lehrling zu leisten hatte. Die Werkstätte kannte keine Spezialisten und noch weniger ein eigens auf die Lehrlinge abgestimmtes Lehrsystem. Der Lehrling Deckel wurde an die Seite jenes Gesellen gerufen, der jeweils seiner bedurfte. Ob Maschinen- oder Schraubstockarbeit, Feinjustierung oder grobe Arbeit, je geschickter der Lehrling arbeitete, desto vielseitiger gestaltete sich seine Verwendung und um so gründlicher seine Ausbildung. Der „Schlitzer" sei ein schlaues Bürschle gewesen, immer bereit, immer pfiffig und von größter Anstelligkeit. Er wußte, daß er etwas konnte und schließlich empfing er dafür Bestätigung: er erhielt einen Pfennig Lohnzulage zum Stundenlohn, eine freiwillige Anerkennung seines Lehrherrn, was bis dahin noch nie vorgekommen war. Frieder geht in die Fremde Der Siebzehnjährige ging bald nach Beendigung der Lehre im Jahre 1888 der Sitte folgend auf die Wanderschaft. Am Vorabend dieses bedeutungsvollen Tages hatte sich Frieder, da er nach dem Abschied von der „Magdalenbäs" ein Treppengeländer hinuntergerutscht war, den Boden seiner einzigen guten Hose aufgerissen. Der Stoff war dem kühnen Abschiedsrutsch nicht gewachsen gewesen. Der Schaden wurde noch in der Nacht kunstgerecht und solide durch Einsetzen eines tüchtigen Flikkens behoben. — Am Morgen des Wandertages drückte der Vater Deckel seinem Frieder einen „Goldfuchs", ein Zwanzigmarkstück, in die Hand und ließ ihn mit Segenswünschen seines Weges ziehen. Doch der Anfang der Reise verzögerte sich. Die Aufregung mochte schuld gewesen sein, das Goldstück entglitt der jungen, bei der Arbeit so sicheren Hand, rollte über den Boden und verschwand in der Spalte zwischen zwei Brettern. Ein derbes Wort von Seiten des Vaters mochte da wohl gefallen sein; doch nach etwas Sägearbeit am Stubenboden wurde das Goldstück wieder gefunden; ein letztes Adieu, und Frieder nahm seine in ein rotes Schnupftuch eingebundenen Sachen zur Hand und machte sich auf die Straße nach Hechingen. Ganz allein zog er in die Welt; er hinterließ nur ein „Erinnerungssägeloch" im Boden, das im Vaterhaus (Viehgasse Nr. 31) heute noch gezeigt wird. Aber was sollte das bedeuten? Am Anfang gleich ein Ungeschick, vielleicht gibt's am fernen Ende auch ein Malheur. Oder konnte man in etwas übertragenem Sinne hier 56 anwenden: Scherben bedeuten Glück! Die Zukunft sollte es weisen. Eine neugierige Nachbarin stand am Wege und blickte ihm nach. „So arm, so arm ist er ausgezogen, mit seinem geflickten Hosenboden", weiß diese noch nach sechzig Jahren zu berichten. Deckel bei Zeiss in Jena Friedrich Deckels Wanderschaft währte zehn Jahre. Die erste Stellung fand er bei der Firma A. Ott, Fabrik mathematisch-optischer Instrumente in Kempten i. Allgäu. Auf allen wichtigen Apparaten stand der Name Carl Zeiss. Als erstrebenswertestes aller Ziele erschien nun dem jungen Deckel, bei Zeiss zu arbeiten. So finden wir ihn zu Beginn der Neunzigerjahre in Jena bei Zeiss. Kein Arbeitsplatz im ganzen damaligen Deutschen Reich wäre dem Talent des jungen Deckel gemäßer gewesen als jener eines Feinmechanikers bei Zeiss in Jena. Vor ihm stand die Gestalt des patriarchalischen Professors Ernst Abbe, des Begründers der Theorie der optischen Instrumente und der sozialen Fabrikorganisation, der für Friedrich Deckel zum eigentlichen Lehrer wurde. In Jena tat er einen entscheidenden Schritt: er, der schwäbische Alb - Bauernsohn aus Jungingen, wurde während zweier Jahre Ernst Abbes bevorzugter Versuchsmechaniker. Eine höhere Lehre konnte es nicht geben, kein Hochschulstudium hätte ihm an Kenntnissen mehr vermitteln können als diese zwei Jahre an der Seite dieses seiner Zeit weit vorauseilenden Geistes. Niemandes Andenken hat Friedrich Deckel jemals höher gehalten als das Ernst Abbes, dessen in Bronze gegossene Büste ihm später täglich im Arbeitszimmer seines Werkes gegenwärtig gewesen ist. Deckel im Ausland Der Jenenser Zeit folgten Stellungen in Stuttgart und Karlsruhe, wo er in führenden Firmen an optischen Präzisionsgeräten arbeitete. Freizeit und Verdienst wurden rücksichtslos den Mitteln zur Vervollkommnung seiner theoretischen Kenntnisse geopfert. Jetzt lockte das Ausland. Der erste Schritt führte ihn nach den Niederlanden. Er blieb nur so lange im wohllebigen Holland, bis er das Geld zur Reise nach England erspart hatte. Die letzten vier Jahre seiner Wanderschaft verbrachte Deckel in England. Als Zeissianer fand er leicht Arbeit. Seine wichtigste Stellung fand er im Apparatebau bei Siemens Brothers in Woolwich, nicht ahnend, daß wenige Jahre vorher ein anderer Sohn der Schwabenalb, Robert Bosch, am gleichen Platz gearbeitet hatte. Aber auch diese glänzend bezahlte Stellung sollte ihm nur zu einem weiteren Sprung in die Welt dienen. Er ließ sich für einen gerade in Ausrüstung liegenden nach Südafrika bestimmten Kabelleger vormerken. Da brach der Burenkrieg aus, die Kabelreise unterblieb. Deckel in der photo-technischen Industrie Man schrieb das Jahr 1897, Friedrich Deckel hatte fast 10 Jahre in der Fremde zugebracht, — nun lockte die Heimkehr nach Deutschland. Aber wohin im großen Deutschen Reich? Wo saß die Industrie, die möglicherweise einen Friedrich Deckel gebrauchen konnte? Er wählte München, das, gefördert vom bayrischen Königshause, eine ganze Generation berühmter gelehrter Optiker beherbergte. 1897/98 arbeitete er bei C.A.Steinheil und kam mit der Industrie photographischer Apparate in Berührung. Er lernte einen neuen Arbeitszweig, ja ein völlig neues Fach kennen — die Photographie. Die Anforderungen, die dieses neue Fach zu seiner Vervollkommnung stellten, ließen in Deckel den Gedanken aufsteigen, selbständig zu werden. Er war jetzt ent- schlossen, seine Wanderjahre zu beschließen. Diese hatten Deckels Fachkenntnisse weit über den Durchschnitt des jungen Feinmechanikers bereichert. Er hatte in vielen guten Betrieben mannigfaltige Arbeit geleistet. Er hatte sich diese Betriebe genau angesehen. Viele Aufgaben hatte er gemeistert. Er hatte große und kleine Fabriken kennengelernt, sie miteinander verglichen. Er dachte an eine serienweise Fabrikation: Cameraverschlüsse und Kinematographen. Dazu mußten jedoch erst durch andere Arbeiten die Mittel verdient werden. Deckel macht sich selbständig Unter diesen „anderen Arbeiten" stellte sich Deckel zunächst photographische Verschlüsse vor. Im Jahre 1898 eröffnete er in München im Hinterhof eines Hauses in einer alten, verlassenen Waschküche, die zugleich als Schlafzimmer diente, eine kleine Werkstätte „Friedrich Deckel, Mechaniker". Bescheidener ging es nicht mehr. Auf einem Handwagen karrte der Mechaniker Deckel zusammen mit einem Lehrling nach und nach eine kleine Drehbank und einige Kisten Werkzeug und Material vom Bahnhof in seine Werkstätte. Niemand hatte auf Friedrich Deckel gewartet. Man hätte ihm damals alles bringen dürfen, jede beliebige Reparatur, er hätte jeden Auftrag angenommen. Hart und unerbittlich wurde geschuftet. Mit unermüdlicher Energie suchte Deckel nach einem zügigen Artikel, um eine Grundlage zu haben für sein künftiges Schaffen. Die Erfindung des Compurverschlusses Im Jahre 1903 stieß er mit Christian Bruns zusammen, der eine recht bekannte Werkstätte betrieb. In diesem Jahre wurde der erste photographische Verschluß konstruiert. Am 15. August 1903, eben an dem Tage, der als Gründungstag der Firma Deckel angesehen wird, kam es in München im Rückgebäude des Hauses Klenzestraße 34 unter dem Namen „Bruns und Deckel" zur Vereinigung. Je ein Möbelwagen genügte, um den Umzug beider Werkstätten nach dem neuen Sitz zu bewerkstelligen. Zweck der Firma war die Verwertung eines neuen photographischen Verschlusses, des CompurVerschlusses. Das Wort Compur bedeutet die Verbindung zweier Verschlußarten mit einem Uhrwerk. Der Compurverschluß ist unbestritten das Beste und Präziseste auf diesem Gebiete, das Wort Compur ist ein Wertbegriff wie etwa Mercedes-Benz. Vielleicht hat sich nur selten jemand klar gemacht, was dazu gehört, ein solches Präzisionsinstrument zustande zu bringen. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Herstellung hat Friedrich Deckel in humorvoller Uebertreibung einmal ausgerufen, daß er nicht begreife, weshalb er nicht ein anderes Fach, z. B. die Herstellung von Pfefferminzpastillen gewählt habe! Ein Compurverschluß enthält 162 Einzelteile. Was mit diesen je nach Einstellung vor sich geht, ist schon ein kleines Wunder zu nennen. Gegen einen Compurverschluß ist eine Taschenuhr eigentlich primitiv. Alle diese 162 Einzelteile müssen im Kreise um das Objektiv angeordnet werden. Da muß mit Genauigkeiten bis auf ein Tausendstel Millimeter gearbeitet werden. 900 Arbeitsgänge gehören zur Herstellung. Jeder Verschluß muß 270 Kontrollstellen passieren und 20 000 einwandfreie Abläufe leisten, ehe er als gebrauchsfähig befunden wird. Da fängt man an zu verstehen, weshalb dieser eine Verschluß so weit über allen anderen Verschlüssen steht. Was leistet er denn in der Kamera? Nun, darüber braucht beim Compur nicht gesprochen zu werden. — Wer heute mit 100 Prozent Sicherheit photographieren will, nimmt einen Compur. Zehn verschiedene Einstellungen bis zu 1/500 Sekunde mit Zwischenwerten sind möglich. Schließlich versetzt der Selbstauslöser den Amateur in die Lage, sich selbst aufnehmen zu_ können. Die Kameraindustrie der ganzen Welt ist auf diesen einen schnellsten u. zuverlässigsten Verschluß angewiesen, wenn sie an einer Camera alles erstklassig ausführen will. Wii stellen uns einen Stab von Ingenieuren, Professoren und Wissenschaftlern vor, die dieses menschliche Wunderwerk geschaffen. Fast niemand in unserer engeren Heimat weiß und denkt daran, daß der Erfinder und Hersteller dieses weltberühmten Compurverschlusses einst ein einfacher Mechanikerlehrling war und in dem Mechanikerdorf Jungingen i. Killertal als Sohn eines armen Kleinbauern geboren wurde. Mancher Photoamateur wird sich nun erinnern, daß der Name Deckel oder wenigstens die Anfangsbuchstaben F. D. auf dem Compurverschluß seiner Kamera stehen. Die Junginger sind mit Recht stolz auf den Sohn ihrer Heimat. Die Firma Friedrich Deckel, München Im Jahre 1905 schon trennte sich Bruns wieder von Deckel, weil er seinem Hang nach Forschungen und Erfindungen nachgehen wollte. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Compurverschluß bei Deckel nicht mehr handwerksmäßig, sondern fabrikmäßig hergestellt. Bald konnten zehn Personen beschäftigt werden. Dies war der Grundstein für die heutige Firma Friedrich Deckel. Ununterbrochen ging es jetzt vorwärts und aufwärts. 1910 wurden schon 100 Arbeiter beschäftigt. Ein eigenes Fabrikgebäude entstand im Sendlinger Oberfeld. Es wurde 1911 bezogen. Die zur Herstellung der bereits erwähnten Präzisionsteile nötigen Spezialmaschinen waren auf dem Markt nicht zu haben. Deckel mußte sie selbst bauen. Dabei ergab es sich, daß die hergestellten Spezialmaschinen, soweit sie nicht ein Fabrikgeheimnis darstellten, auch von anderen Unternehmen begehrt wurden. So eröffnete sich ein neues Arbeitsfeld, und die Abteilung Maschinenbau der Firma Deckel war aus der Taufe gehoben. Ihre Erzeugnisse, hauptsächlich Graviermaschinen, konnten sich am Weltmarkt gegen die englische und amerikanische Konkurrenz durchsetzen. Gerade die von Deckel geschaffene Präzisionsgraviermaschine gehört zu einer jener phantastischen Maschinen, deren Auswirkungen jedermann, ohne es zu wissen, teilhaftig ist. Es ist nämlich Tatsache, daß es kaum einen Menschen gibt, der nicht etwas braucht, besitzt oder genießt, das auf dem Wege seiner Herstellung in gerader Linie auf die Arbeit irgend einer Deckelmaschine (Schriften-Gravierfräsmaschine, Nachform-Fräsmaschine, Werkzeug-Fräsmaschine, Werkzeug-Schleifmaschine) zurückzuführen wäre, angefangen vom saftigen Bonbon, dem gravierten Schildchen, dem einfachsten Knopf und modischen Schmuckstück bis zu Fahrrad-, Auto- und RiesenLuftreifen und hochbeanspruchten, in Preß-, Schmiedeund Stanzwerken erzeugten Maschinen- und Motorenteilen weltberühmter Firmen. 1924 wurde Deckel die Auswertung einer Diesel-Einspritzpumpe angeboten. Er war daran grundsätzlich interessiert und begann 1928 mit der Entwicklung vollständiger Einspritzpumpen nicht nur für stehende, sondern auch für Fahrzeugmotoren. Dam:: war der dritte Zweig der Firma „Deckel-Einspritzpumpen" ins Leben gerufen. Der Ruf der Deckelmaschinen ist in der Welt begründet. Das auf Ausstellungen nicht selten gehörte Wort, „ . . wir schaffen uns eine Deckel an . ..", „Das ist eine 57 Deckel.. . ' oder „das haben wir auf einer Deckel gemacht . . . bezeichnet eine Marke, eine Leistung und einen Gütebegriff. Wenn auch die Geldentwertung haben, blieb bei Zusammenarbeit Mitarbeiter die artung gebannt. beiden Weltkriege und die Zeiten der dem Betrieb äußerst schwer mitgespielt Deckel dank der Lauterkeit und guten der erfahrenen, den Betrieb tragenden Gefahr eines Zerfalls oder einer Ent- Weitere bauliche Veränderungen zwischen 1922 und 1932 und später ließen zum 50-jährigen Betriebsjubiläum im Jahre 1953 ein Unternehmen von 45 000 qm Gesamtfläche mit 28 500 qm nutzbaren Werkraums entstehen, das über 3000 Werksangehörigen eine sichere Existenz bietet. Würdigung seines Lebenswerkes und Tod Für seine Verdienste wurde Deckel der Titel eines Kommerzienrates verliehen, und zum 25-jähr. Jubiläum seines Hauses ernannte die Technische Hochschule München Kommerzienrat Friedrich Deckel zum Ehrendoktor. So hat sich der einfache Junginger Mechanikerlehrling zum Kommerzienrat und Dr. h. c. und, was das Wichtigste ist, zum führenden Industriellen emporgearbeitet. Am Morgen des 10. Juli 1948 ist Friedrich Wilhelm Deckel im 77. Lebensjahr verschieden. Ergreifend ist die Schilderung der Beisetzung am 13. Juli 1948 beschrieben in dem Buch „50 JahreFriedrichDeckel", verfaßt v.Franz Ludwig Neher, Herrsching (Ammersee) zum 50-jährigen Bestehen der Firma. Diesem Buche ist auch ein großer Teil dieser Ausführungen entnommen. Der Schreiber dieser Zeilen glaubte sich dazu berechtigt, hatte er doch selbst 1953 mit Beiträgen aus Deckels Kindheit und Jugend bei der Entstehung des genannten Buches mitgewirkt. Nachdem wir in großen Zügen bekannt gemacht worden sind mit dem Manne und seinem Werk, könnte wohl die Frage auftauchen: Warum ist dieser Mann in seiner Heimatgemeinde beinahe vergessen, warum sind ihm hier keinerlei Ehrungen zuteil geworden, warum ist ihm kein Gedenkzeichen gesetzt? Darauf eine Antwort: Zu seinen Lebzeiten ist Friedrich Deckel sehr selten nach Jungingen gekommen. Sein Gebot, schlicht zu sein und schlicht zu bleiben, bestimmte ihn selber, gegen Ehrungen sich abweisend zu verhalten. Im Zusammenhang mit der Arbeit an der JubiläumsDenkschrift war von einem Werksvertreter der Vorschlag gemacht worden, am Geburtshause Deckels eine Erinnerungstafel anzubringen, während ein Gegenvorschlag dahin lautete, dem erfolgreichsten Junginger ein „lebendiges Denkmal" in den Herzen der Jugend zu setzen. Eine „Fritz-Deckel-Stiftung" für die Schule i i Jungingen hätte Gewähr geboten, das Andenken an Leben und Werk des Stifters für immer wach zu halten und beispielhaft ins rechte Licht zu rücken. Leider wurde dieser Vorschlag der Heimatschule Fritz Deckels, wo doch die ersten Grundlagen für dessen erfolgreiches Lebenswerk gelegt worden waren, von den nach Deckels Tode zuständigen Stellen abgelehnt. OTTO W E I N R E I C H Zu Versen und Denkmälern aus Bad Imnau Zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, etwa in der Mitte zwischen Horb und Haigerloch im Eyachtal eingebettet, liegt ca. 400 m ü. M. der stille Badeort Bad Imnau. Die Zahl der Einwohner hält sich noch unter Tausend: Landwirte, städtische und staatliche Beamte, Handel Treibende; die Angestellten an den zwei größeren Fabriken, denen die Gewinnung und der Export der berühmten, dem mittleren Muschelkalk entspringenden Mineralwasser obliegt, der „Fürstenquelle" und der „Imnauer Apolloquelle". Hegne am Bodensee liegt und dessen Schwestern unter Leitung verständnisvoller Oberinnen zusammen mit dem Badearzt Dr. med. Blasel vorbildlich wirken. Hervorzuheben ist noch das neue, nach modernsten Gesichtspunkten angelegte Kindergenesungsheim. O f t begegnet man den von Schwestern geleiteten Knaben und Mädchen auf ihren Spaziergängen, gerade auch bei manchen der Denkmäler des Badeortes, zu deren Beschreibung ich nun übergehen will. Entdeckt und erschlossen ist die gegen viele Leiden bewährte Heilkraft der Quellen schon seit langem. Nachdem 1694 der Arzt Samuel Caspar sie erprobt und den im nahen Haigerloch residierenden Fürsten Joseph Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen darauf hingewiesen hatte, ließ dieser 1732/33 den „Fürstenbau" in Imnau errichten. Noch heute steht über dessen Hauptportal unter dem fürstlichen Wappen der aus den Daniel-Apokryphen des Alten Testaments stammende Spruch: 1. Flurkreuz Benedicite fontes et omnia quae moventur in aquis Domino. (Preiset ihr Quellen und alles, •was sich in den Wassern bewegt, den Herrn). Eine Blütezeit erreichte das Bad unter dem Fürsten Anton Aloys, der Ende des 18. Jahrhunderts neue Bauten, neue Quellfassungen und weitere Parkanlagen hinzufügte. Im Jahre 1917 ging der ganze, auch wieder erweiterte Sanatoriumskomplex in die Obhut der Schwestern vom Heiligen Kreuz über, deren Mutterhaus i 58 ob der Sommerhalde Nicht nur im Sanatorium selbst und auf dem Friedhof wird der Betrachter mancherlei finden, was ihn in Wort oder Bild ansprechen kann. Auf Wald- und Feldwegen der näheren Umgebung sieht sich der besinnliche Spaziergänger oftmals unvermutet einem Objekt gegenüber, an dem er nicht achtlos vorbeigehen mag. Da steht z.B. dort, wo der aus dem Ort zur Höhe führende Fahrweg in die weite Fläche der angebauten Felder einmündet, gegenüber der Engelswiese ob der Sommerhalde ein aus rotem Sandstein geschaffenes großes Flurkreuz, wo unter der schönen Plastik des Heilandes die Widmungstafel über den Stifter Auskunft gibt: Roman Klotz hat es 1859 schaffen lassen; der Name des Bildhauers wird allerdings nicht genannt. Darunter folgt ein Weihegedicht, dessen schlichte Schönheit den Leser immer wieder anzieht. Um und nach den Dreißiger-Jahren habe ich es oft gelesen und mich gefragt, von wem die Verse stammen mögen: ob sie vom Stifter des Denkmals herrühren, oder ob er sie etwa aus einem Kirchenlied uber- nommen haben mag. Es lautet: Du bist's, der unserm Sommerfeld bei Tag und Nacht die Wache hält, damit des Feindes Hass und Wut den Fluren keinen Schaden thut. Wir säen — Du gibst linden Regen, wir mähen — Herr, es ist dein Segen. An jedem Weg der weiten Welt bist du es, Herr, der uns schirmt und hält. Beim Lesen der Verse störte mich, den „klassischen Philologen", nur eine metrische Lizenz in der letzten Zeile, wo der jambische Rhythmus des Ganzen durch den Anapäst „der uns schirmt" gebrochen wird. Nun war im Laufe der Zeit manches durch Witterungseinflüsse unansehnlich geworden, so daß der Spruch 1964 überholt wurde, und dabei erhielt der letzte Vers rein jambischen Charakter, indem man das „Herr" ausmerzte: „bist Du es, der uns schirmt und hält". Hatte im 1. Vers „Du bist's" der Text auf den über dem Gedicht dargestellten Gekreuzigten hingewiesen, so verweist nun im letzten das „bist Du es" auf das im drittletzten Vers stehende „Herr" unmißverständlich zurück, und so ist auch der Schluß des Weihegedichtes metrisch korrekt geworden. 2. Zum Grabstein eines „Jünglings" Auf dem Imnauer Friedhof hatten sich vor etwa zwei Jahren infolge der notwendig gewordenen Erweiterungen und des Anbaus einer Kapelle mancherlei Aenderungen ergeben. Davon ist zumal die früher hinterste, am Berganstieg unmittelbar angrenzende Grabreihe betroffen worden, und dabei ist auch ein Grabstein verschwunden, der früher manchem Leser ein sprachliches Curiosum zugemutet hatte. Daß man in traulicher Anrede und mundartlich Personen auch nach Erreichung der männlichen Reife noch als „Junge" oder „Jüngelchen" bezeichnen konnte, ist verständlich, und waren sie unverheiratet geblieben, standen etwa „Junggeselle" oder „Hagestolz" als Alltagswendungen zur Verfügung. Aber im Ernst einer Grabinschrift einen unvermählt gebliebenen, fast 70 Jahre alt gewordenen Veteranen des 70er Krieges auf seinem schmalen, schmucklosen Grabstein als „Jüngling" zu bezeichnen, ist gewiß ein Curiosum. Als solches habe ich es mir einmal notiert: Hier ruht der Jüngling Peter Binder, Veteran von 1870/71 geb. 5. Dez. 1846 gest. 25. März 1915 mal gilt dem Gedenken an die vier aus dem Krieg in Rußland nicht mehr heimgekehrten Söhne: dem 1922 geborenen, 1942 gefallenen Josef Binder, dem 1924 geborenen, 1944 gefallenen Ludwig Binder, dem 1923 geborenen, 1943 gefallenen Engelbert Binder und dem 1920 geborenen, seit 1944 vermißten Wilhelm Binder. Trost in dieser Fülle des Leides konnte der frommen Mutter nur das Gedenken an die Mutter des Jesuskindes sein, die nun beide auf dem Denkmal dargestellt sind: Maria, die das Jesuskind im Arm hält, ihm geneigten Hauptes freundlich zulächelt, während das Kind aufmerksam zu ihr aufblickt. Und was die fromme Plastik veranschaulicht, erläutert die Inschrift unten auf dem kleinen runden Sockel: O Mutter mit dem Jesuskinde, das jedes Leiden uns versüßt. 3. Das Binder-Votiv Ein künstlerisch sehenswertes, inhaltlich tief bewegendes Denkmal hat die verwitwete Mutter Binder vor wenigen Jahren durch den Haigerlocher Bildhauer Alfred Vees errichten lassen zum Gedächtnis an vier ihrer Söhne, die dem Krieg mit Rußland zum Opfer gefallen waren. Es steht nicht auf dem Friedhof oder in seiner Nähe, sondern schwer aufzufinden oberhalb Imnaus, nahe der Mühringer Halde zu, am Waldrand in einer kleinen Lichtung — ein Wegweiser fehlt leider. Ein schmaler Pfad führt in dichtes Gebüsch, zwei Ruhebänke am Denkmal gestatten dem Betrachter ein lohnendes Verweilen. Die aus weißem Marmor in Lebensgröße geschaffene Vollplastik der Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Arm leuchtet aus dem grünen Gebüsch heraus. Ein flacher, runder Steinsockel trägt eine Inschrift, und darunter ist ein breiterer, ebenfalls runder Sandstein, der Träger des ganzen Monuments. Seine Inschrift gibt Auskunft über den Anlaß der ganzen Weihung: das Denk- 4. Vom „Sitz der Weisheit" Eines der eindrucksvollsten Weihedenkmäler oder „Bildstöckle", wie man sie im Volksmund bezeichnet, des Raumes um Bad Imnau ist der „Sitz der Weisheit", die Stiftung eines Trillfinger Bürgers. Es ist an der Imnauer Waldgrenze gegenüber von Trillfingen gelegen. Ortsfremde finden das Denkmal nicht leicht auf, aber neuerdings hat man an beiden in Betracht kommenden Richtungen Wegweiser angebracht. Der eine, bequemere, aber weitere Zugang ist die Fahrtstraße nach Wachendorf, von der man alsbald abbiegt, um den Fahrweg nach Trillfingen einzuschlagen, der zunächst durch Felder ansteigt, um dann einen schönen alten, hohen, von Unterholz fast freien Tannenwald zu durchqueren. Am Waldausgang, wo die Trillfinger Felder beginnen, verläßt man diese Fahrstraße und biegt rechtshin in einen (auch befahrbaren) Feldweg am Waldrand entlang ein, bis man zu einer Waldlichtung kommt, wo zwischen Ruhebänken und einzelnen Tannen das Bildstöckle steht. Der andere, nähere, aber z. T. sehr unbequeme Weg ^ Das Binder-Votiv. 59 beginnt hinter dem Imnauer Friedhof, geht dann als schmaler Waldpfad sehr steil aufwärts und auf der Höhe hinaus zum Waldrand, wo man von hinten her auf die eben genannte Bankreihe stößt und vor dem Bildstöckle steht. Diese Stelle, von der aus man die langgestreckte Trillfinger Häuserreihe, Kirche und den großen, neuen Wasserturm sieht, wo sich aber auch eine weite Aussicht auf die Alb von der Achalm über den Zoller bis zu den Baiinger Bergen und über Haigerloch hin bietet, hatte sich der Trillfinger Bürger Otto Rapp als seinen Lieblingssitz erkoren und dort das Denkmal errichten lassen. Er hatte zwei Söhne; der eine, Oskar Rapp, war Bildhauermeister in Baden-Baden und hat das Bildstöckle geschaffen und seiner Heimatpfarrei Trillfingen 1925 gestiftet. Die Einweihung fand am 17. Mai 1925 statt. Der zweite Sohn Rapps, der Pater Lucian Rapp ist gewiß mitverantwortlich für die geistliche Faktur des Denkmals und seine Beschriftung, die nun auch dem Ort der Aufstellung den Namen „Sitz der Weisheit" eingetragen hat. Es ist ein vielbesuchter Ort nicht nur für die Stifter-Familie. Mich z. B. hat einmal da oben eine Enkelin Rapps, Frau Rosa Becker, über manches belehrt, und mein ehemaliger Schüler, Prof. Dr. Schelkle, hat mir mitgeteilt, daß dort alljährlich die Pfarreien Imnau und Trillfingen sich zu gemeinsamer Maiandacht zusammenfinden, öfters habe ich beobachtet, wie Imnauer Schwestern Gruppen von Ferienkindern dorthin zu einer Andacht führten. Das Denkmal selbst ist eine etwa 2m hohe, schmale Aedicula aus Sandstein, in deren halbrunder Öffnung die weiße Marmorstatue Mariens steht. In die Kalksteinbasis ist eine weiße Marmortafel eingelassen mit der Inschrift DU SITZ DER WEISHEIT BITTE FÜR UNS. „Sitz 60 der Weisheit" Nirgendwo hat der fromme Stifter seinen Namen genannt oder den der dargestellten Figur anbringen lassen. Aber wer nicht schon aus der Würde mit Anmut verbindenden Gestalt der freundlich lächelnden Statue, aus der Haltung der in Brusthöhe erhobenen und spendefreudig geöffneten Hände und den mit vergoldeten Sternen geschmückten Streifen am Gewand die Jungfrau Maria als Anlaß der Weihung erkannt hat, den klärt, wenn er ein guter Katholik ist, der obige Text der Tafel auf. Es handelt sich um eine Textstelle aus der im katholischen Gottesdienst beliebtesten aller Marien-Litaneien, aus der Lauretanischen, die so genannt ist, weil sie zu Loreto, dem Wallfahrtsort in der Provinz Ancona, entstanden war (gedruckt seit 1576). Da lautet eine der kleinen Gruppen über die geistige Hilfsbereitschaft Mariens so: (der Priester spricht:) (die Gemeinde antwortet:) Tu, speculum iustitiae ora pro nobis, tu, sedes sapientiae ora pro nobis, tu, causa nostrae laetitiae ora pro nobis. (Du, Spiegel der Gerechtigkeit, bitte für uns, Du, Sitz der Weisheit, bitte für uns, Du, Ursache unserer Freude, bitte für uns.) Das ganze Jahr über, so lange es blühende Zweige am Waldrand und Blumen aller Art auf den angrenzenden Feldern gibt, füllt man den freien Raum zwischen dem Standbild und der Aedicula mit dem lebendigen Schmuck abgeschnittener Zweige und gepflückter Blumen aus. 5. Das „Marterkreuz" bei Bittelbronn Auf dieses Flurkreuz möchte ich seiner Seltenheit wegen, und weil ich es noch in keiner fachwissenschaftlichen Literatur über Flur- und Marterkreuze erwähnt fand, kurz hinweisen. Es befindet sich oberhalb von Bittelbronn, das südöstlich von Bad Imnau noch im Eyachtal liegt. Das stattliche Holzkreuz steht am Straßenrand gegenüber dem Eingangsweg zum Bittelbronner Friedhof, zum Großteil verdeckt durch hohe Obstbäume. Der einstige Besitzer des Kreuzes war Anton ~Wenz, dessen Namen sich aber nirgendwo am Kreuz findet. Witterungseinflüsse haben die aus den Kreuzbalken reliefartig ausgeschnitzten Gegenstände z. T. fast unkenntlich gemacht. Oben auf dem Kreuz ist ein metallener Hahn angebracht, aber durch Stürme so verbogen und entstellt, daß der dreimalige Kräher kaum zu erkennen ist. Darunter die Tafel mit der Inschrift INRI, dann auf der Mitte des Querbalkens ein Kreuz. Es folgen weiter etliche Nägel, ein Herz, drei Würfel, ein Kelch, eine Leiter. Auf der linken Seite des Kreuzstammes sieht man ein Trinkgefäß, einen Degen (fast wie ein alter Kavalleriesäbel), eine Beißzange. Und auf der rechten Seite des senkrechten Stammes eine Fackel (?), einen Hammer, eine Keule; manches bleibt unsicher. Das Kreuz enthält also als Schmuck nicht den Crucifixus, sondern eine Auswahl der in der biblischen Überlieferung vor und nach der Kreuzigung und der Kreuzabnahme wesentlichen Requisiten, die man als arma Christi bezeichnet, und denen man schon bald im alten Christentum Heil - und apotropäische Wunderkraft zugeschrieben hatte. Im Mittelalter findet man diese „arma Christi" auch vielfach auf Tafeln dargestellt, in Kirchen als Altarschmuck, auf Gemälden. Wegkreuze wie das (wohl unvollständig gebliebene?) Bittelbronner sind mir aus Württemberg sonst nicht bekannt; im Oberland sollen sie jedoch öfters anzutreffen sein. Das Wegkreuz am Ortsrand von Bad Krotzingen im Kreis Müllheim, das die Jahreszahl 1669 trägt, hat ein mit (ef) gezeichneter Beitrag der Stuttgarter Zeitung vom 29. III. 1967 abgebildet. I ese Steinmetzarbeit zeigt Kreuzigungs- Symbole, oben INRI, dann Leiter, Hammer, Zange, Geißel, Schwamm, Wasserkrug, Lanze und durchstoßenes Herz. Wegkreuze dieser Art finde man, sagt der Artikel, im Schwarzwald vielfach. Aus der grundlegenden Literatur über die schon in der Spätantike verehrten „arma Christi" kann ich aufmerksam machen auf den dem 16. Jahrhundert entstammenden Buxbeimer Altar, der sich jetzt im Museum zu Ulm befindet, auf ein Exemplar aus der Zeit um 1300 in der Friedhofskapelle zu S. Afra in Schelklingen und auf eines aus dem späteren 13. Jahrh. in der Kirche von Oberwälden. Den „arma Christi" gelte nun noch eine Strophe aus einem handschriftlichen erhaltenen Hymnus des 14./15. Jahrhunderts 1 ): O praeclara armatura Per quam Jesus Christus dura Pertulit in corpore, Fuga nostros inimicos Fac nos iustos et amicos Nunc in omni tempore. Ich übersetze sie: „ O ihr herrlichen Gewaffen, durch die Jesus Christus harte Schmerzen litt an seinem Leibe, treibt hinweg all unsre Feinde, macht gerecht uns und zu Freunden, jetzo und auf alle Zeiten." Und wenn sich einer unserer Leser vielleicht einmal zum Bittelbronner Marterkreuz mit den „arma Christi" aufmacht, mag er sich an diese alte Strophe bedachtsam erinnern. 1 R. Berliner, A r m a Christi. I n : Münchner Jahrbuch f ü r bildende Kunst, 3. Folge, Bd. V I . 1955, S. 35—152, die A n m . 1—864 auf S. 117—152. E. Sauser, W a f f e n Christi. I n : Lexikon f ü r Theologie u n d Kirche, Bd. X , S. 907 f. Friedrich Losch, Deutsche Segen-, H e i l - u n d Bannsprüche. I n : Württembergische Vierteljahreshefte f ü r L a n d e s k u n d e X I I I , 1890, H e f t I I I , S. 157—258. „Marterkreuz" auf Gemarkung (Die Klischees zu Bild Bittelbronn. 1 u n d 2 stellte uns freundlicherweise die Gemeinde I m n a u , das Klischee zu Bild 3 die Gemeinde Bittelbronn zur Verfügung.) JOSEF DESCHLER Über die Bohnerzgewinnung in der Gemeinde Bingen Ein Beitrag zur Geschichte des Dorfes Bingen Wie an vielen anderen Orten der Schwäb. Alb, besonders in den Dörfern des früheren Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen, wurde auch von den Bewohnern des Fleckens B i n g e n schon früh nach Bohnerz gesucht und gegraben. Über die Entstehung, Zusammensetzung, Gewinnung und Verhüttung des Bohnerzes haben Dr. J. Maier in der „Geschichte des Dorfes Inneringen" und in der Geschichte des Fürstl,-Hohenz, Hüttenwerks Lauchertthal (Hohenz. Jahresheft 18. Band) und der Berggeschworene Achenbach in „Vorkommen, Gewinnung und Zugutemachung der Bohnerze" (Staatsarcr' i Sigmaringen I Nr. 20698) ausführlich und eingehend geschrieben. Hier soll nur auf die rechtliche Seite und auf die wirtschaftliche Bedeutung der Erzgewinnung für die Erzgräber von Bingen und für die Gemeinde hingewiesen werden. Daß schon lange vor der Gründung des Hüttenwerks Laucherthal in Bingen die Suche und Gewinnung von Bohnerz und die Erzeugung von Schmiedeeisen mit Hilfe der Rennfeuer, also ohne Hochofen im Schwange waren, dürften folgende Belege erweisen: Schon im Jahre 1448 wird der Verkauf der Fölenschmiede (Funkenschmiede) in Bingen als Lehen des Klosters Zwiefalten von Hans Kunin dem Alten an seinen Sohn Hans Kunin den Jungen um 60 Gulden bezeugt. (Dr. Maier, H J H 18, 1958). Das Geschlecht der Kunin = Kiene ist erst vor einigen Jahren in Bingen ausgestorben. Im Jahre 1554 wird die Urfehde des Feelenschmieds von Bingen gegen die Vormünder der Kinder des Bruno von Hornstein erwähnt. (Ed. von Hornstein in „Die von Hornstein und Hertenstein"). In den Regesten des Spitals der Stadt Pfullendorf (Dr. Schupp, Flohenz. Jahreshefte 9. Band unter Bingen) wird der Bezug von Eisen für die Mühlwerke der Stadt und das Schweißen und Schmieden des großen Glockenkegels für die Stadtkirche durch die Feelen- und Hammerschmiede von Bingen in der Zeit von 1593 bis 1731 zu wiederholten Malen bezeugt. Nach Gründung des Hüttenwerks Laucherthal im Jahre 1708 dürfte die Erzgräberei in Bingen einen weiteren Aufschwung genommen haben, wie die Protokolle des Ortsgerichts von 1724 ab beweisen. So von 1724 verlangte die Gemeinde von den Erzgräbern für die 25 Gruben in Gewann „Lehr und Weithart" für jede Grube im Jahr 1 fl oder zusammen 25 fl Vergütung. Wegen „Ertzgraben sollen die Ertzgräber von jedem Kibell geben 1 kr. oder wenn solche es nit geben, so wollen wir ein Ertzgräber anstellen (also in Regie betreiben) und denen Beständnern (den Pächtern des Hüttenwerks) daß Ertz um dießen Preiß, wie sie, gewäschen liefern." 61 Im Protokoll vom 20. Jänner 1726 wird die Abfuhr des gewonnenen Erzes mit dem Erzmeister Johann Keppeler durch die Maierschaft (Bauernschaft) genau festgelegt. Da sich daran 30 Fuhrwerksbesitzer beteiligen, die in 5 Abteilungen zu je 6 Wagen eingeteilt wurden, dürfte es sich jedenfalls um eine ansehnliche Menge Erz gehandelt haben (Gem. Archiv Bingen Dorfgerichtsprotokolle 1724 u. flg). Auch in der nachfolgenden Zeit bildete die Erzgräberei für eine Anzahl Familienväter und Fuhrwerksbesitzer eine zwar wenig lohnende aber sichere Arbeits- und Einkommensquelle. Durch die Verordnung der Hochfürstl. Regierung vom 12. 9. 1811 wurde die Erzgräberei in eine gesetzliche Ordnung gebracht und das wilde Graben in Feld und Wald abgestellt. Nach Punkt 2 dieser Verordnung sollte „in allen Orten, wo Erz gegraben wird, nach den Verhältnissen der Bevölkerung bestimmte Meisterschaften durch die Aemter aufgestellt und in Pflichten genommen werden". Also geschah es auch in Bingen. Aus dem Copialbuch der Gemeinde Bingen entnehmen wir folgendes: „Actum. Laucherthal, den 10. April 1812 Gestern erschien der Schultheiß Anton Engel von Bingen und übergibt der Bergverwaltung einen Oberamtlichen Protocoll-Extract dato 6. April 1812, nach welchem die Hodifürstliche Regierung eine neue Erzmeisterschaft in Bingen aufzustellen und für gut erkannte: Mit dem weiteren Auftrag, daß sich der Schultheiß Anton Engel bei der Hochfürstl. Bergverwaltung melden und einen Accord abschließen könne. Dieser Regiminal-Verordnung zu Folge wurde unterm heutigen Dato folgender Accord abgeschlossen: 1. Der neuen Meisterschaft werden alle Rechte zugestanden, das Erz in den Sigmaringischen Territorio graben zu dürfen, wie die schon bestehenden. 2. Haben sie das Recht, eine offene Grub zu halten und nebst dieser 3 Pfähl zu stecken (also noch 3 Ersatzgruben zu haben). 3. Von Georgi 1812 bis dahin 1813 sollen diese auf das hiesige Bergwerk an gutgewaschenem Erz liefern 1500 Staar (1 Staar = 90—100 Pfund). 4. Für jeden Staar werden ihnen bezahlt und seiner Zeit verrechnet 18 kr. (Für Erz aus Gemeindegrund wurde davon 1 kr. an die Gemeinde als Entschädigung abgeführt). 5. Monatliches Kostgeld wird dermalen keines gereicht, die Bergverwaltung ist jedoch nicht abgeneigt, ihnen von Zeit zu Zeit einen Barschuß zu leisten, jedoch ohne sich auf eine bestimmte Summe einzulassen. Abgeschlossen, Laucherthal, den 10. April 1812 Bergverwaltung." Damit war auch in Bingen eine Erzmeisterschaft gegründet. Da die Bergverwaltung auf Grund des Bergregals den Erzmeistern die Plätze zur Öffnung der Gruben anzuweisen hatte, und die Erzmeister von Sigmaringendorf anscheinend eine bessere Verbindung zu Laucherthal hatten —, das Hemd ist näher als der Kittel —, kam es bald zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Erzmeistern von Bingen und Sigmaringendorf bzw. zwischen der Gemeindeverwaltung Bingen und der Bergverwaltung Laucherthal, weil die Erzmeister von Sigmaringendorf an den Stellen auf der Gemarkung Bingen graben durften, an denen der Ertrag höher war, als in den anderen Gemarkungsteilen, was die Gemeinde nicht dulden wollte. Im April 1823 ergeht seitens der Landesregierung das Rescript, daß ein Verbot der Gemeinde Bingen gegen die Erzmeister von Sigmaringendorf auf Bingener Gemarkung zu graben unstatthaft sei. Auch in den 30iger und 40iger Jahren kam es immer wieder in dieser Hinsicht zu Streitigkeiten, da sich die 62 Gemeinde Bingen energisch, aber mit wenig Erfolg, für ihre einheimischen Erzmeister einsetzte, wie eine umfangreiche Verhandlung vor dem Oberamt Sigmaringen im Februar und März durch Hofkammerassessor Schnell erweist, in welcher die Gemeinde zur Aufhebung des Verbots und zur Tragung der Kosten verurteilt wurde. Ebenso geschah es noch im Jahr 1848, und es nimmt nicht wunder, daß aus diesen Mißstimmigkeiten im Verlaufe der Revolution sich in Bingen sehr liberale Tendenzen bemerkbar machten, von denen in der Lebensbeschreibung des Pfarrers Stauß erzählt wird. Noch im November 1848 beschließt der Gemeinde-Rat „in Anbetracht der verdienst- und arbeitslosen Zeit werde das Graben nach Erz auf der Gemarkung Bingen nur den Ortseinwohnern gestattet." (Gem.-Archiv Bingen Faz. Erzgraben). Das Ende des Bergregals erfolgte durch die Verordnung der Fürstl. Hohenz. Landesregierung vom 25. Mai 1849 und damit endigte auch die Bevorzugung der Sigmaringendorfer. Nach der Uebernahme der Landeshoheit durch Preußen 1852 war alljährlich von den Bürgermeistern an das Oberamt über Gruben und Lagerstätten von Erz, Kalk, Tuff, Sand, Kies, Quarz, Schiefer, über ihre Eigentümer, das gewonnene Quantum, die Zahl der Arbeiter und ihre Familien zu berichten. Aus dem Bericht des Bürgermeisters Schröck vom Jahre 1852 entnehmen wir, „daß sich auf Gemarkung Bingen ca. 20 Erzgruben befinden, welche aber fast alle ausgebeutet seien, daß zur Zeit nur 2 Gruben benützt werden, und daß die Ausbeute 1500 Kübel betrage, die an das Hüttenwerk Laucherthal abgeliefert würden." Die Erzgruben befanden sich meistens auf Gemeindegrund (Wald- und AllmandstückenJ in den Gewannen Lehr, Weithart, Luibental, auf dem Hau, Bindorfer Wald, Speettendorfer Rücken, Aenisäcker, Altgeländ, Hoher Stich, Riedlinger Holz, Leutefelder Höhe. Daneben wurde noch im Wald der Heiligenpflege und auf privaten Grundstücken nach Erz gegraben, so daß sich auf der Gemarkung Bingen etwa 60 Stellen nachweisen lassen, an denen einmal nach Erz gegraben wurde. Auf die Beschwerde der Gemeinde Bingen, daß die Fürstl. Verwaltung das Graben auf ihren Grundstücken nach Möglichkeit beschränke und die Gemeindewaldungen durch vermehrtes, wenig beaufsichtigtes Graben und die Abfuhr wesentlich Schaden erleiden, der durch die Vergütung von 1 kr. ie Kübel in keiner Weise abgegolten sei, erstattet der Königl. Bezirksförster Karle ein Gutachten, in dem dargelegt wird, daß die mangelnde Aufsicht, die unvollständige Ausbeutung, die Nichtzuschüttung der verlassenen Gruben, die durchschnittlich eine Tiefe von 20—25 Fuß (6—7,50 m) erreichen, die Absperrung der verlassenen Gruben, die oft unterbleibt und die im Winter bei Schnee Fallgruben bilden, sehr zu beanstanden seien, und daß die geringe Vergütung von 1 kr. für die Gemeinde auf eine angemessene Höhe von 3 kr. je Kubikfuß (Laucherthäler Kübel — 0,966 württbg. Kubikfuß) zu betreiben sei. Des weiteren schlägt er vor, die Gemeinde sollte die Erzgewinnung in Regie betreiben, eine Mannschaft zusammenstellen und den Grubenbau durch den Schachtbau erweitern. (Staatsarchiv Sigmaringen Rubrik XVI Abt. 147). Nun beschloß die Gemeinde den Erstattungsbetrag von 1 kr. auf 3 kr. zu erhöhen. Alsbald traten die Erzgräber mit einem Bittgesuch an die Gemeinde heran, es beim alten Satz zu belassen. Sie schreiben: An den Löblichen Gemeinderath und Bürgerausschuss Dahier. Da wir laut Eueres Beschlußes vom 31. Jänner 1861 unter den alten Bedingungen unser Geschäft — nemlich das Erzgraben — nicht mehr fortsetzen dürfen, sondern statt 1 kr. jetzt 3 kr. zur Gem. Kasse bezahlen sollen, und wir unser Geschäft vor circa 2 Monaten mit vielen Auslagen und Zeitaufwand wieder betreiben, in der besten Hoffnung, nach den alten Bedingungen, ohne uns vorher in Kenntnis gesetzt zu haben, so wird es wohl erlaubt sein, an die geehrten Mitglieder des Gem. Raths und Bürg. Ausschuß einige Worte in ernstem Sinne an Sie zu sprechen und zwar: 1. Weisen wir Erzgräber schriftlich und begründet nach, daß jährlich nach dem Durchschnitt gerechnet 5000 Gulden durch das Erzgraben in unsere Gemeinde gekommen sind, also wohl ein bedeutender Verdienst. 2. Weisen wir nach, daß unser circa 18 Familienväter durch das Erzgraben unsere Familien bereits 3/4 Jahr ernähren und unser Hauswesen besorgen, auch sind mindestens 12 bis 15 Fuhrleute durch Erzfunren beschäftigt, welche einen schönen Lohn verdienen. 3. Glauben wir, daß die Entschädigung mit 1 kr. jedenfalls schon so bezahlt ist, daß auf allen Plätzen, wo Erz gegraben wird, bei weitem das Holz nicht soviel reinen Ertrag abwirft, als das Erz. 4. Haben alle Nachbargemeinden für dieses Jahr auf den Aufschlag verzichtet, und somit werden unsere geehrten Herren des Kollegiums uns arme Bürger nicht stiefmütterlich behandeln. 5. Bemerken wir, daß die Verwaltung keineswegs mit uns akkordiert, wenn die Gemeinde auf ihrem Beschluß beharrt. Wir Unterzeichneten stellen daher die Bitte an die Kollegien, man möchte uns für dieses Jahr so behandeln, wie bisher schon, weil wir einen großen Schaden durch den Aufschlag erleiden müssen. In der Hoffnung unsere Bitte erfüllt zu sehen, unterzeichnen sich: Joh. Georg Wolfsturm, Anton Senfle, Jakob Senfle, Wilhelm Schuler, Simon Wiehl, Knoll alt, Guntram Fleisch, Josef Rebholz, Josef Schneider, Xaver Engel, Mathä Hieble(?), Josef Wolfer, Josef Riedinger, Mathä Wolfsturm, Martin Hahn, Karl Fleisch." — Neben diesen Männern befaßten sich in der Zeit von 1840—1870 noch folgende Bürger mit der Erzgräberei: Konrad Kiene (ein Urgroßvater des Schreibers), Matheus Widmer, Wilibald Scheffold, Fidel Fleisch, Baltas Weißhaupt, Franz Rebholz, Josef Senfle, Johann Fleisch, Benedikt Schneider und Thadä Greiner. Inzwischen hatte sich auch das Oberamt Sigmaringen näher mit der Erzgräberei befaßt und den Entwurf eines Statuts über die Behandlung der Erzgräberei ausgearbeitet, der in 14 §§ alle Fragen zwischen Gemeinde und Erzgräbern regelt, den Gemeinden aber die Festsetzung der Entschädigung und die Ernennung eines örtlichen Technikers zur Beaufsichtigung der örtlichen Erzgräberei überläßt. Dieses Statut wurde im September 1861 seitens der Gemeinde genehmigt, und der Konrad Ki^ne von den Gemeinden Bingen und Hitzkofen als örtlicher Techniker vorgeschlagen. Da 22 von 24 Gemeinden des Reg. Bezirks Hohenzollern als gemeinsamen Techniker den Bergverwalter Edele von Laucherthal erwählten, ersuchte das Oberamt die Gemeinde Bingen, den Gemeinderatsbeschluß abzuändern und ebenfalls Herrn Edele als Sachkundigen aufzustellen. Aber eingedenk der alten Stre.r^gkeiten und verlorenen Prozesse mit der Bergverwaltung beharrte die Gemeinde auf ihren Beschluß und wies die Ernennung Edeles ab, wobei sie von der Gemeinde Sigmaringendorf unterstützt wurde, die schreibt: „daß bei der Erzgräberei die Hüttenverwaltung keinen Einfluß ausüben dürfe, denn sie habe nicht die Vorteile der Gemeinden, sondern nur den eigenen Nutzen im Auge, auch sei bei der Hüttenverwaltung kein Mann vorhanden, der die technischen Kenntnisse der Erzgräberei beherrsche." Auch als Oberamtmann v. Manstein in einem längeren, eindringlichen Schreiben die Gemeinde ersucht, sich den anderen 22 Gemeinden anzuschließen, zumal ja die Kosten nicht erstehen und durchschlagende Gründe für das Gegenteil wohl nicht vorliegen dürften, bleibt die Gemeinde bei ihrem ersten Beschluß. Hier scheint der Herr Oberamtmann über die alten Streitigkeiten und die verlorenen Prozesse der Gemeinde mit der Bergverwaltung nicht hinreichend orientiert gewesen zu sein. Auch der Hinweis auf eine besondere Anerkennung seines Wunsches verfängt nicht, denn am 6. Februar 1863 wird von den Bürgerkollegien beschlossen: „Man sei durchaus : licht mit dem Antrage des Hüttenverwalters Edele als Techniker, die Erzgräberei zu überwachen und zu leiten, einverstanden. Vielmehr wolle die Gemeinde hier die durch die Gesetze ihr eingeräumten Rechte selber ausüben und müsse sich vor fremden Eingriffen und Bevormundung wahren. Der Gemeinderath: Der Bürgerausschuß: Bürgermeister Schröck Josef Schmied Josef Schröck Apolinar Schneider Johann Georg Heutele Wunibald Scheffold Martin Stauß Johann Horn Josef Deschler Sebastian Mautz" (Gem. Archiv Bingen, Rubrik 32 Erzbergbau 1828-1868) Schon im Jahre 1865 stockte der Absatz des in Laucherthal erzeugten Eisens, wie folgendes Schreiben des Hüttenwerks besagt: „Durch die ungünstigen Cor inkturen, welche die Hüttenwerke zu bestehen haben, worunter namentlich die gedrückten Preise zu nennen sind, war es der Verwaltung nicht möglich, den Hochofen zu betreiben, so daß ein großer Vorrat von Erz vorhanden ist. Wir ersuchen deshalb das Bürgermeisteramt, dort bei Gelegenheit zum Wissen der Erzgräber zu bringen, daß sie vorerst mit der Erzgräberei sich nicht beschäftigen wollen, indessen sind wir bereit, nähere Auskunft auf mündliche Anfragen zu ertheilen." Als letzter Erzgräber betrieb Guntram Fleisch eine Erzgrube „s' Guntrams Erzgrub" neben der Inneringer Straße bei der „Judenbuche". Alles Erz wurde an die Laudiert geführt und meistens in Hitzkofen beim Hause Saupp mit einer Radwäsche gewaschen. Es möge noch angeführt werden, daß in dem Jahrzehnt von 1858—1868 von den durchschnittlich 10—15 Erzgräbern der Gemeinde Bingen aus Gemeindegrundstücken — Wald und Allmand — rund 70 000 Kübel oder Staar (ein Kübel faßte 24,185 1 und wog rund 100 Pfund) nach laucherthal abgeliefert wurden, die bei einem Preise von 18 kr. je Kübel den Betrag von 21 000 Gulden erbrachten, auf das Jahr mithin 2 100 fl, was bei 15 Erzgräbern einen Jahresverdienst von je 140 fl ergäbe. Dazu kämen noch die Erträge aus dem Heiligen- und Riedlinger Spitalwald und aus Privatgrundstücken, alles in allem ein schwer verdienter Lohn. Nach dem Jahr 1870 hörte auch in Bingen die Bohnerzgräberei auf, denn „der große Aufschwung der das Stufenerz verhüttenden Eisenwerke an Ruhr und Rhein brachten schon in den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Bohnerzgewinnung zum erliegen". (Dr. Maier, Geschichte von Inneringen). „Die Erzgruben wurden wieder zugeschüttet und der Boden verebnet. Der Pflug fährt seitdem wieder über sie hinweg und auf ihrer Stelle wächst wieder Nahrung für Mensch und Vieh. Nur die Gruben in den Wäldern zeigen noch die einstigen Arbeitsstätten der Erzgräber und verkünden der Nachwelt die ehemalige Herrlichkeit, aber auch Veränderlichkeit und Vergänglichkeit alles Irdischen." — (Nach J. Barth „Vor 300 Jahren" aus der Schrift „Um Gamerdenga rum", S. Acker, Gammertingen, S. 8—11). 63 An unsere Bezieher! Mit der Nummer 4/1969 stellt die Buchdruckerei der „Hohenzollerischen Heimat" besorgt hatte. Von Anfang Acker OHG. in Gammertingen den Druck ein, den sie seit der Begründung der Zeitschrift im Jahre 1951 an hat die Buchdruckerei Acker das finanzielle Risiko getragen und für das Erscheinen der Zeitschrift erhebliche Opfer gebracht. Dafür gebührt den Inhabern der Buchdruckerei Acker, Herrn Sebastian Acker f und Herrn Edwin Stern, der herzliche Dank des Hohenzollerischen Verein wird Geschichtsvereins und der Bezieher der „Hohenzollerischen die Zeitschrift künftig Heimat . — Der in eigene Regie nehmen und Mittel und Wege suchen, ihr weiteres Erscheinen sicherzustellen. Wir richten an unsere Bezieher die herzliche Bitte, die „Hohenzollerische Heimat" weiterzubeziehen und neue Abonnenten für sie zu werben. Hohenzollerischer Geschichtsverein Fehlende Nummern der „Hohenzollerischen Heimat" aus früheren Jahrgängen werden abgegeben soweit noch vorhanden. Buchdruckerei ACKER OHG., 7487 Gammertingen, Tel. 07574/ 205 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT — 19. Jahrgang Orts-, Sach- und Abbildungsverzeichnis Achberg, Die H e r r s c h a f t - im 18. J a h r h u n d e r t (mit 1 Abb.) 10—13 Achberg, Schloß - um 1824 (Bildnis) 11 Albstollen, D e r - , geol. G r u n d l a g e n und Voruntersuchungen beim Bau der 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung (mit 3. Abb.) 2 ¡6—10 Alemannisches Reitergrab in Laiz freigelegt 47 A u s w a n d e r e r , Ein R a n g e n d i n g e r - schreibt zu N e u j a h r 1854 13—14 Bachnamen in H o h e n z o l l e r n 45—46 Bad I m n a u , Zu Versen und D e n k m ä l e r n in - (mit 3. Abb.) 58—61 Bad Imnau, B i n d e r - V o t i v (Bildnis) 59 Bad I m n a u , Sitz der Weißheit (Bildnis) 60 Benzinkutsche, Bumillers - v o r dem Gasthaus P o s t in Jungingen (Bildnis) 43 Beuron, vom Petersfelsen (Bildnis) 28 Bingen, Ueber die Bohnerzgewinnung in der Gemeinde 61—63 Bittelbronn, M a r t e r k r e u z (Bildnis) 61 Bodenseewasserversorgung, D e r Albstollen (mit 3 Abb.) 2; 6—10 Bohnerzgewinnung, Ueber die - in der Gemeinde Bingen 61—63 Bumiller, A n t o n , g e n a n n t der „ K u p e t o n i " (mit 2. Abb.) 42—43 ßumiiler, A n t o n (Bildnis) 42 Burladingen, V o m Burladinger Schlößle 41 Deckel, Friedr. Wilh., Geschichten um ein Junginger Original, (mit 1 Abb.) 55—58 D e n k m a l p f l e g e 1968 in H o h e n z o l l e r n (mit 3 Abb.) 23—27 Dettensee, M a r x Heinrich Keller von Schieitheim aus (mit 1 Abb.) 49—55 Dettensee, Schloß um 1250 (Bildnis) 51 D o n a u t a l , Schulwanderungen im oberen - (mit 1 Abb.) 28—29 E d e l m a n n , Sammlung im Britisch. Museum L o n d o n (Buchbespr.) 47 Eugenie, Fürstin von Hohenz.-Hechingen (mit 5 Abb.) 33—37 Eugenie, Fürstin - als Erbprinzessin (Bildnis) 35 Geschichtsverein, H o h e n z . , F r ü h j a h r s t a g u n g 1969 in Hechingen46—47 Gcsc' ditsverein, H o h e n z . , Lehrfahrc nach Adlberg u n d benachbarte Waldburg-Schlösser 48 Gewässernamen, 14 15 Gruol, Pfarrkirche, Inneres (3 Bildnisse) 25 27 H a n s j a k o b , Heinrich reist durch H o h e n z o l l e r n (mit 2 Abb.) 38—41 H a n s j a k o b , Heinrich, mit P f a r r e r s h u t und als S t u d e n t (Bildnis 38—3 Hechingen, Fürstin Eugenie von H o h e n z . - H e c h i n g e n (mit A b b . ) 33—37 Hechingen, Schoß Lindich (Bildnis) 37 Hechingen, Villa Eugenia (Bildnis) 34 Hechingen, Billardhäuschen im P a r k der Villa Eugenia (Bildnis) 36 Hechingen, Villa Silberburg (Bildnis) 36 H o h e n z o l l e r n , D e n k m a l p f l e g e 1968 (mit 3 Abb.) 23—27 H o h e n z o l l e r n , H a n s j a k o b reist d u r a l - (mit 2 Abb.) 38—41 Jungingen, A n t o n Bumiller, g e n a n n t „ H u p e t o n i " (mit 2. Abb.) 42—43 55—58 Jungingen, Friedr. Wilh. Deckel (mit 1 Abb.) 32 Kirchenfond, P f a r r p f r ü n d e u n d — 47 Laiz, Alemannisches Reitergrab in — freigelegt L a u d i e r t , Richard, H o f m a l e r , Leben u n d Werk (mit 8 Abb.) 1 — 5 ; 17—20 Laudiert, Richard, H o f m a l e r , Werkverzeichnis 20—22; 44 Papiermühle Die ehemalige — zu Weilheim bei Hechingen (mit 2 Abb.) 31—32; 44 P f a r r p f r ü n d e und K i r c h e n f o n d 32 Rangendingen, Ein Rangendinger A u s w a n d e r e r schreibt zu N e u jahr 1854 13—14 Sagen aus dem deutschen Südwesten (Buchbesprechung) 15—16 Sammlung E d e l m a n n im Britischen Museum zu L o n d o n (Buchbesprechung.) 47 Schäfer, Josef, Nachruf 30 Schieitheim, Keller v o n -, M a r x Heinrich aus Dettensee (mit Abb.) 49—55 Schulwanderung im oberen D o n a u t a l (mit Abb.) 28—29 Sigmaringen, H o f m a l e r Richard Laudiert, Leben und Werk (mit Abb.) 1—5; 17—22; 44 Wasserzeichen der P a p i e r m ü h l e zu Weilheim bei Hechingen (2 Bildnisse) 31 Weilheim, Die ehemalige P a p i e r m ü h l e zu — bei Hechingen (mit 2 Abb.) 31—32 BEILAGE J O H A N N ADAM KRAUS Burgställe und Schlösser in und um Hohenzollern Das Wort Burg hängt mit „bergen<r zusammen und bezeichnet allgemein eine schützende Stätte. Urkunden sagen dafür auch Veste, Feste oder lateinisch Castrum, castellum, burgum. Schon in der frühgeschichtlidien Zeit bauten die Menschen unter einer Führerpersönlichkeit Flieh- oder Wallburgen, Ringwälle für Mensch und Vieh, um darin in Zeiten der Not und Gefahr Zuflucht zu fiinden. Die Römer legten bei ihren Eroberungszügen viereckige Kastelle mit Wall und Spitzgraben an, wobei manchmal der Wall auch durch eine Mauer ersetzt wurde. In Wall und Graben bestanden auch die Wegsperren oder Schanzen des Spanischen Erbfolgekrieges von 1704 (Jungingen, Salmendingen). Die Burgen im mittelalterlichen Sinn kamen im 9. bis 11. Jahrhundert auf, zunächst nur m ; r besonderer Genehmigung des Königs. Um die Jahrtausendwende wurden die Erdwerke meist durch Mauern ersetzt, dann auch die Technik vervollkommnet durch die Berührung mit dem Morgenland in den Kreuzzügen. Je nach der Lage auf steiler Höhe oder in ebenem, durch Wasser oder Moor geschütztem Gelände unterscheidet man Höhen- oder Wasserburgen. Die Stelle, wo eine Burg steht oder stand (also zerstört od. verlassen ist) nannte man Burgstall (Bürstel), der somit keinen Viehstall bezeichnet! Im deutschen Sprachgebiet schätzt man gegen 10000 Burgen. Ums Jahr 1500, als das edle Rittertum zu Ende ging, bei dem es wie bei allen menschlichen Einrichtungen auch gelegentlich Versager gab (jedoch waren Raubritter seltene Ausnahmen!), oder durch Ausbreitung der Feuerwaffen und andere Ursachen sich totlief, konnten die primitiven und meist unbequemen Burgen ihren Wehrzweck nicht mehr erfüllen. Sie zerfielen, soweit sie nicht in Fehden zugrundegegangen, und die Bewohner verzogen in die ummauerten Städte oder bauten ihre Sitze zu bequemen und modernen Schlössern um. Zu einer kleinen Ritterburg genügten ein festes Haus, oft mit Turm oder Bergfried, oft mit Hof und Mauer darum, die meist mit einem Graben umfangen waren. Das Ganze maß oft nicht mehr als 20 bis 30 Meter im Durchmesser. Gelegentlich findet man auch statt des Bergfrieds eine Schildmauer, wie bei Burg Hettingen. Stets wurde geschickt nach dem Gelände, besonders nach der Felsenform gebaut, nie nach starrem Schema. Beliebt waren Namen auf Eck, Stein, Fels, Burg. Scheunen und Ställe (Schwaighäuser) blieben als einfache Holzbauten meist außerhalb des Burgberings und gingen bei Angriffen oder Berennungen oft zugrunde. Der Ringelstein bei Ringingen besteht nur aus einem kleinen Turm von 5—6 m unregelmäßiger Seitenlänge an steiler Felsenhalde. Die zugehörigen Wirtschaftsgebäude lagen 50— 60 m unterhalb auf einer kle ien Ebene am Kälberwasen, heute innerhalb des Waldes Kästlesbühl. Mehr oder weniger hergerichtete Ebenen als Turnierplätze finden sich bei vielen Burgruinen. Wie gesagt, seit dem 16. Jahrhundert sind die meisten kleinen Burgen zerfallen oder als Steinbrüche benützt worden. So z. B. baute man 1791 in Salmendingen mit den Steinen der Burg, die noch ziemlich erhalten gewesen, eine Feuerröße (Feuerteich). Dasselbe scheint auch in Ringingen der Fall zu sein bei Einfassung des Raißle, der Hilb und des direkt unter dem Burgstall an der alten Staig gelegenen Viechbrunnens (alle seit 1911 eingegangen). Denn nach dem Deckengemälde der Marienkapelle stand 1/63 noch bedeutend mehr von der Ringinger Burg, als der jetzt noch erhaltene Bergfried. Lausbuben macht es bekanntlich Freude, brüchige Mauern vergangener Herrlichkeit aus Mutwillen zu zerstören, als wären alle Burgen nur Raubnester gewesen. Selbst Schatzgräber haben noch um die Jahrhundertwende aus Habgier Unheil angerichtet in der dummen Hoffnung, die Bewohner hätten früher Schätze in den Mauern verborgen. Und doch verdienen die Burgruinen als Zeugen edler Ritterlichkeit der Vorzeit erhöhten Schutz und Aufmerksamkeit, wobei jede Veränderung tunlichst zu vermeiden ist. Bei manchen Burgställen finden sich als Überbleibsel aus dem Burggärtlein noch Immergrün, gelegentlich auch Spuren von Eisenverhüttung des Burgschmieds (vordere Falkenburg bei Burladingen). Literatur (soweit sie öfters zitiert ist): Alberti = . Württembergisches Adels- und Wappenbuch von O. v. Alberti, 1889 f. Albv. = Blätter des Schwäb. Albvereins, 1889 f. Bercker = Edm. Bercker, Die Kirchenpatrozinien des Kreises Sigmaringen, 1967. Cod. Sal. = Codex Salemitanus, 1883, 3 Bände. FUB =r Fürstenbergisches Urkundenbuch. Handbuch = Handbuch der historischen Stätten: Baden-Württemberg, 1965. HH — Hohenzollerische Heimat, 1951 f. HJH = Hohenzollerische Jahreshefte. Hodler — F. X. Hodler, Geschichte des Oberamts Haigerloch, 1928. Kasper = Alfr. Kasper, Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau, 1964. KDH = Kunstdenkmäler Hohenzollerns: Krs. Hechingen, 1939. KDS = Kunstdenkmäler Hohenzollerns: Krs. Sigmaringen, 1948. Knobloch = Kindler v. Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch, 3 Bände. Mitt. — Mitteilungen d. Vereins für Geschichte Hohenzollerns, 1867 f. OA Beschr.= Beschreibung des Oberamts N. N. Sch. — Max Schefold: Hohenzollern in alten Ansichten, Konstanz 1963. Stehle —: Bruno Stehle, Hohenzollern, Sigmaringen, 1925. UHKr — Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal, 2 Bände. U Stetten — Urkunden des Klosters Stetten bei Hechingen: H J H 1955—1957. WUB = Wirtembergisches Urkundenbuch. WVJ = Würtembergisches Vierteljahresheft für Landesgeschichte. ZGO ^ Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins. Zing. — Zingeler-Buck, Zollerische Schlösser und Burgen in Schwaben, 1906. Zwief. = König-Müller, Zwiefalter Chroniken, 1941. ZWL . . Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. Aus der burgenkundlichen Literatur seien nur folgende Werke genannt: J. N. Cori, Bau und Einrichtung der deutschen Burgen, 2. Auflage 1895; O.Piper, Burgenkunde, 3. Auflage 1912; derselbe: Abriß der Burgenkunde, 3. Auflage 1922; Herb. Caboga, Die mittelalterliche Burg, 1951 (Rapperswil). Im Jahre 1906 haben K. Th. Zingeler und Gg. Buck die wichtigsten zollerischen Schlösser und Burgen in Wort und Bild unter Beigabe geschichtlicher Daten beschrieben. Eine kurze Zusammenstellung möglichst aller Burgstellen in und um Hohenzollern gab es meines Wissens bisher nicht. Ortskundige Heimatfreunde mögen daher folgenden Versuch noch möglichst ergänzen! Ablach scheint einst im Ortsteil Emich eine Burg gehabt zu haben. Adel wird im 13. und 14. Jahrhundert mehrfach erwähnt, so 1202 Hch. von Abilahe, 1348—59 Rentz und 1376 der Chorherr und Magister Friedrich von A., der in Konstanz erschlagen wurde. 1 ) Am südwestlichen Abhang zum Bach Ablach sieht man Erdbefestigungen mit tiefen Gräben als Seitenwerk, die nach Stehle2) frühgeschichtlich sein können. Achberg (neuestens zum Kreis Wangen geschlagen), erwähnt seit 1194, ist bekannt durch sein Schloß des ehemaligen Deutschordens von 1700, dem schon eine ältere Burg voranging. 3 ) Affelstetten, kleine Burgruine mit wenig Mauern auf dem südlichen Ausläufer des Kirchberges von Veringendorf westlich der Laudiert und der Straße nach Jungnau. In der Nähe ist der gleichnamige Weiler abgegangen. Herren des Namens kommen urkundlich 1308—32 vor. 4 ) Vgl. Apfelstetten im Lautertal in Württemberg. Affenschmalz s. Killer. (Der Name A. für das Junginger Bürgle ist irrig!) Altenburg, Burgstelle ohne eigentliche Überreste genau gegenüber von Affelstetten, also südlich der Pfarrkirche Veringendorf in 400 m Entfernung, links der Laudiert und Landesbahn. Sie dürfte die älteste Burg der Grafen von Veringen darstellen und heißt schon im Habsburger Urbar 1313 „zerbrochene Burg" 5) Eine andere „Alte Burg" liegt oberhalb Gammertingens und Bronnens und eine dritte als Volksburg bei Langenenslingen (s. dort!). Azilun, s. Burladingen. Bachhaupten. Bertholfus von B. schenkte zwischen 1137 und 1183 den Ort mit ^virche ans Kloster Salem. Sein Wohnsitz wird später vom Klosterhof überbaut worden sein.6) Bärental bei Beuron. Hier sind abgegangen: Burg Ensisheirn7), die im Jahre 1477 von Beuron an den Grafen Jos Niklas von Zollern überging,8) Kreidenstein mit wenig Resten, nach dem sich später die Rottweiler Patrizier Spreter schrieben. Wilhelm von Kr. soll 1470 den Burgplatz samt Gütern und Fischrecht in der Bära 1) FUB 5, Nr. 118 u. 174, 7; Knobloch I, 1; Cod. Sal. I. 94; Friedrich der Schwarze, genannt von Abalah: Cod. Sal. I, 428; Bercker 23. 2 ) Stehle 411. 3 ) Zing. 59; KDS 38—46; Handbuch 3. Bild bei Sdi. 9. 4 ) Lichtschlag, Hedinger Gymnasialprogramm 1872; Mitt. 60, 58 f; FUB 5, 391. Zing. 107. 5 ) Habsburger Urbar: H H 1963, 27. 6 ) Cod. Sal. I, 43. 7 ) Stehle 415; Ensingesheim kommt als villula 1095 von Hesso von First ans Kl. Sankt Georgen; ZGO 1858, 218; KDS 57. 8 ) KDS 57, Bercker 33. 2 dem Kloster Beuron vermacht haben. Am Unterlauf des Baches, schon auf Gemarkung Beuron, Ruine Pfannenstiel, von der noch ein gutes Stück Viereckbau zu sehen ist. Sie kam 1476 als Burgstall an Beuron. 9) Baldenstein, s. Gammertingen. Benzingen hätte 1242 ff. Ortsadel, dessen Flügelwappen auf Verwandschaft mit denen von Lichtenstein und Meldungen deutet. Die Burg stand in der Nähe der Kirche am Brühl, hinterließ jedoch fast keine Spuren. 10 ) Beuren b. Schlatt. Die in Urkunden des Klosters Stetten vorkommenden Personen „von Büren" dürften bürgerlich gewesen sein. Beuron besitzt außer der Ruine Pfannenstiel eine Volksburg, „die Altstatt" beim Steighof mit 120 m langem und noch bis 2 m hohem Wall, Größe 210 zu 140 m.11) Ein langer hoher Damm südwestlich des Klosterorts auf der Höhe hart an der Landesgrenze längs des Friedinger Weges liegt beinahe auf württembergischem Gebiet. Er scheint vom Jahre 1704 herzurühren (s. Jungingen!). 12 ) Oberhalb Beurons steht auf steilem Felsenklotz das teilweise erhaltene Schlößlein Bronnen auf badischem Gebiet, weiter oben der trutzige Turm der Ruine Kallenberg (castrum 1253). Donauabwärts folgen die Burgstelle auf dem Käpfle links, und rechts die gut erhaltene Burg Wildenstein, nahe dabei der verschwundene Wildenfels, links Schloß Werenwag, dann die Ruinen Lenzenburg, Lägelen, Wageck, Wagenburg, Langenfeld, Hausen, Neidingen, Langenfels, Ramsberg usf. Bietenhausen b. Haigerloch: Hodler 13 ) nennt zum Jahr 1240 einen Ritter „Hogo v. Betenhusen", doch scheint sein Burgplatz verschollen zu sein. Oder wohnte er nur in einem befestigten Hof? Bingen b. Sigmaringen: Auf dem Castrum zu Buningen urkundete 1231 der Graf Gottfried von Sigmaringen. Adel „von Büningen" erscheint mit Gebhard v. B. 1265, andere Vertreter in Urkunden des Klosters Heiligkreuztal 1322 ff. als Bürger zu Riedlingen. 14 ) Deren Wappenschild war gespalten: Vorn ein aufrechtes Ankereisen (wie Stein), hinten ein halber Adler. Die frühere Burg scheint später durch den gotischen Chor der Pfarrkirche überbaut zu sein, wo noch alte Keller im Boden stecken. Das Bittelschießer Täle: s. Bittelschieß. Bisingen hatte außer der im Jahre 1311 durch die Reutlinger zerstörten Burg Rohr (heute Schlößle genannt, mit Gräben und wenig Mauerwerk) 15 ) auch hart südlich am jetzigen Pfarrhaus einen 1277 erwähnten Adelssitz der Herren von Bisingen (1228—1385).16) Bittelschieß, Dörflein südlich der Donau, hatte 1,2 km nordöstlich hoch über der Mühle eine Burg (Schlößle), deren Standort von einst 40 m Höhe völlig durch Kiesabbau verwischt ist. Im Jahre 1245 hat Hugo v. Bittelschieß Dorf und Burg B. dem Bischof von Konstanz übereignet und als Lehen zurückerhalten. Eine zweite Burg, heute „Bürstel", stand nördlich davon ») Zing. 120, mit Plan; Stehle 414; Albv. 1908, 43—48; Kasper 29. 10 ) Mitt 3, 45. " ) Mitt. 27, 22 f. 12 ) Mitt. 27, 24; Zu den Burgen des Donautals: Kasper. 13 ) Hodler 620. ,4 ) WUB 4, 410; Cod. Sal. I, 458: Hugo, Albert und Berthold v. Bittelschieß. Ü H K r I, 122. 15 ) H H 1965, 9; Zerstörung von Rohr, Jungingen, Haideck 1311: WVJ 1883, 3. 16 ) Buhl-Knaus, Bisinger Heimatbuch 1953, 46. links über dem Weg nach Ablach in 610 m Höhe, ist jedoch im Walde nur noch schwach zu erkennen. Die Karte schreibt „Ringwall". Der Gründungsbericht des Klosters St, Georgen im Schwarzwald nennt 1092 Berthold, Rudolf und Mazinus von Büttelsciez.17) Andere Herren des Namens sind 1231 Zeugen auf der Burg Bingen.18) Eine dritte Burg (oberhalb Bingens links an der Laudiert unweit Hornsteins) erhielt von den Herren von Bittelschieß deren Namen um 1265. Im Burgbering auf dem Eingangsfelsen des hiervon genannten „Bittelschießer Täles" wurde um 1620 die Ulrichskapelle erbaut, die bisher am Roßlauf bei Bingen gestanden und dann um 1695 in Marienkapelle umbenannt wurde. 19 ) Zingeler hat bei der Beschreibung den nördlich weit vorspringenden Wall der Vorburg nicht beachtet. Weiter unterhalb rechts der Laudiert ist ein freistehender Felsen mit dem alten Namen „Engenstein" burgverdächtig. Boll b. Hechingen hatte eigenen Adel, die Boller oder „von Bolle", so Wernher v. B. 12 8 5.20) Dessen Burg stand vielleicht westlich auf dem Roßberg am Zollerwald (630 m ü. M.) oder südlich auf dem Hasenbühl in 900 m Entfernung vom Ort (650 m). Eine zweite Burg, heute Bürstel (Burgstall) genannt, zeigt in 1 km Entfernung nordöstlich vom Dorf im Wiesengelände einen Ringgraben. In der Nähe ist der Weiler Semdach abgegangen, weswegen man annimmt, die Burgstelle habe auch so geheißen. Leute des Namens „von Semdach" (adelige?) kommen 1318 bis 1346 als Hechinger Bürger in Urkunden des Klosters Stetten vor. 21 ) Beim Kirchlein Maria-Zell über Boll, also unterhalb des Zeller Horns, ging das alte Pfarrdorf Zell mit der Burg gleichen Namens ab, deren Bewohner als Schenken der Grafen von Zollern sich dann von Neuenzell, Andeck, Erpfingen, Hurningen ( H a r lingen) und Stauffenberg nannten. Der Burgplatz Zell ist nach Ansicht Willy Baurs durch Abbau des Tuffsteins zerstört. Im Jahre 1459 erhielten die beiden gleichnamigen Geistlichen Wernher Schlaitz vom Zollergrafen die Erlaubnis, im Burgstall Zell zu bauen. Obiges Neuenzell (erwähnt 1283 bis 1314, im Jahre 1269 auch Niedernzell genannt) muß in der Nähe gelegen haben. Man darf mit ein: em Grund annehmen, es sei mit obigem Bürstel identisch, weil im Güterbeschrieb des genannten Klosters 1646 der Platz als „Schenkenbrühl oder Burgstall" vorkommt. 22 ) Brenzkofen, s. Sigmaringen. Bubenhofen hieß die Burg bei einer ehemaligen Agathakirche im Bubenhofer Tal an der Stunzach unterhalb Rosenfeld, nach dem gleichnamigen Adelsgeschlecht benannt. 23 ) So hieß auch die völlig verschwundene Wohnstatt der gleichen Familie auf dem Schriet (Marktplatz) in Grosselfingen24) und endlich auch der 17 ) Burg 1245; Erzb. Archiv Freiburg H 502; ZGO 1858, 200 f. 1S ) WUB 4, 410; Andere Glieder der Familie: Cod. Sal. I, 119, 127, 456; und I, 275 Ritter Hugo mit Burg B., Gattin Engelburg und Bruder Albert 1243. 19 ) H H 1952, 29; Zing. 98 f mit Plan S. 101; Kasper 92. 20 ) U Stetten: Register. 21 ) Zollerheimat 1936, 17. 2 -) Die Schenkenfamilie: H J H 1954, 142—83; U Stetten S. 210 u. 245; W. Baur in Albv. 1931, 289 fi. „Der Zoller" Hechingen 1931, Nr. 266 und 270. 23 ) H H 1962, 26. 24 ) Zing. 64. hintere Lichtenstein bei Neufra an der Fehla. Die Familie ist von Max Dunker und F. Furtmeier untersucht.25 Burladingen hatte eine jetzt verschwundene Burg gleichen Namens (Adel von 1140 bis 1402 nachweisbar) auf der Hohen Wacht, von der nur Steinhaufen übrig sind. Die Kapellenweihe Peter und Paul ist vom Jahre 1185 überliefert. Dagegen ist die doppelte Falkenburg (nach dem Wappen der Familie benannt) über der Straße nach Stetten an zwei durch Gräben vom Hinterland abgeschnittenen Felsen erkennbar. Die vordere Falkenburg, auf der sich Eisenschlacken finden, könnte nach dem Azlenbrunnen (heute Kreuzbrunnen unterhalb des Dorfes an der Straße) in der Zwiefalter Chronik von 1138 einst Azilun geheißen haben. Auch der jenseits des Jenneoder Annatals stehende Gottfriedfelsen zeigt einen Abschnittsgraben.26) Der Volksmund erzählt von einer ledernen Brücke über das Tal zur Falkenburg. Im Jahre 1492 erbaute (laut eines 1858 entfernten Inschriftsteins) Bischof Friedrich von Augsburg, geborener Zollergraf, unweit der Pfarrkirche St. Georg beim „Alten Schloß", dem ältesten Sitz des Ortsadels und späteren Zehntscheuer, ein Jagdschlößlein in Kreuzform, das nach mehrfachen Umbauten und Bränden 1925 abging.27) Ein Inventar des Schlößleins liegt von 1512 gedruckt vor, ein anderes von 1612 findet sich im fürstlichen Archiv Sigmaringen.28) Das Römerkastell stand westlich auf Gemarkung Hausen. Burre oder Burrau, längst verschwundene Burg beim Burrauweiher, 1,4 km nordöstlich vom Kloster Wald. Ein Ritter Eberhart von Burre ist 1216 bis 1243 erwähnt. 29 ) Dettensee mit seiner Burg hat durch Zingeler30) und Hodler je eine Würdigung gefunden. Wir kennen 1318 einen Heinrich v. D. 31 ) Dettingen a. Neckar hatte a) eine Burg des dortigen Adels (1139—1596) auf der Hornhalde, b) Der letzte Rest des Schlößleins Niederdettingen ist vor einigen Jahren am Ausgang des Diessener Tälchens abgebrannt. 32 ) c) Ein Schlößlein Alt-Neuneck stand rechts des Flusses auf der Neckarhalde. 33 ) Dettlingen besaß nach Holder 34 ) vom 13. bis 15. Jahrhundert eigenen Adel, dessen Burg auf dem „Schlößlesberg" stand. Dießen. Hier sieht man noch die stattliche Burgruine der Herren v. D. 1241—1520 bzw. der Hülwer oder Pfützer (ursprünglich von Steinhilben!) 1261—1528 und ihrer Nachfolger. 35 ) Zehn Minuten östlich davon stand nach Joh. Wetze! die Burg Altendießen des 25 ) Dunker in ZWL 1937, 335—369; H H 1963, 21, 35, 55. 26 ) H H 1959, 40; Albv. 1935, 10 f. 27 ) Aug. Speidel, Burladinger Heimatbuch 1958, 122; Zing. 65 mit Bild und Plan. 28 ) Mitt. 21, 122; ein anderes Inventar von 1612 liegt im fürstl. Archiv i. Sigmaringen. 29 ) Mitt. 3, 37; WUB 3, 270; Bercker 164; Cod. Sal. I, 186, 275. 30 ) Zing. 66 mit Plan. 31 ) Hodler 632 f. 32 ) H H 1965, 45. Bild von Niederdettingen 1705: M. Schefold Nr. 15. 33 ) Hodler 643. Handbuch 119. 34 ) Hodler 653. 35 ) ebenda 660 f; Zing. 68 mit Bild und Plan. Handbuch 122. 3 Georg von Neuneck 1458. Der Burgplatz jedoch, der nur den Flurnamen Burgstall (1482) und ein Mäuerchen hinterließ, ist am südlichen Ortsausgang gegen Dettingen dem Tuffste n-Abbau zum Opfer gefallen. Dietfurt an der Donau, zu Vilsingen gehörig: Der Ortsadel starb schon um 1130 aus.86) Die Gräfin Gepa v. D. war eine Wohltäterin des Klosters Zwiefalten.37) Um 1253 saß hier Truchseß Berthold von Rohrdorf, später die von Reischach. Die Ruine auf einem Felsstotzen bei der Mühle zeigt einen ziemlich erhaltenen Turm. Sie ist in Privathand. Darunter gibt es einen unterirdischen Gang: eine natürliche Felsenhöhle, durch die wir Buben noch um 1919 geschlüpft sind. Ebenfalls rechts der Donau auf einem runden Bergkopf „Tiergärtie" findet sich eine interessante Wallburg. 38 ) Doberatsweiler bei Achberg: Burg 1350, von der 1890 noch geringfügige Mauern zu sehen waren. 39 ) Ensisheim, s. Bärental. Empfingen: Im Jahre 1148 erscheint in einer St. Georger Urkunde ein edler Gottfried von Empfingen und 1331 ein Hugo v. E.40) Von einer Burgstelle ist jedoch nichts mehr bekannt. Ettisweiler: Auf der Burg Bingen finden wir im J. 1231 als Zeugen auch einen Herrn H(einrich) von Oitiswilair. Dann 1263 tauchen auf Walther und seine Schwester Hailwig v. Oetinswiler und 1297 ein Haertnid genannt Fuchs von Oetinswiler. 41 ) Einen Burgplatz kennt man nicht. Der nächstgelegene ist der von B ittelschieß. Falkenburg, s. Burladingen. Falkenstein, links an der Donau oberhalb Thiergarten, eine ehemalige Doppelburg, meist im Wald versteckt, aber noch stattliche Mauern zeigend. Ritter Gero v. F. 1256. Im J. 1318 saßen hier die Herren von Rosna, 1362 die von Magenbuch, 1390 die von Bubenhofen, im J. 1516 kam die Burg an die Grafen von Zimmern auf Wildenstein,42) von denen der berühmte FalkenstJiner Altar auf die Grafen und späteren Fürsten von Fürstenberg überging. Feldhausen: Ungeklärt ist der Flurname von 1508 „Am Burgweg"'', ca. 1 km nordwestlich des Dorfes. 43 ) Fischtngen am Neckar hat auf seinem Gebiet die bedeutende Ruine Wehrstein, die dem Fürstenhaus Hohenzollern gehört, Die Burg sei 1646 von den Bayern zerstört worden. Als erster erscheint Hugo v. W. 1101.44) Die von Zingeler angeführte Nachricht, die Burg werde schon zur Zeit des Königs Pipin d. K. 752 erwähnt, beruht auf einem Irrtum. 3B ) >tehle 452, Zing. 71 mit Bild u. Plan; KDS 402. 37 ) Kasper 43; Zwief. 201 f. Zu Dietfurt und anderen Burgen an der Donau vgl. das leider veraltete Büchlein von Anton Schlude: Das Donautal v. Tuttlingen bis Sigmaringen, 1858, 119 Seiten. KDS 402. 38 ) Zing. 71; Stehle 453. Bilder Dietfurt bei Seh. 17—18. 39 ) Bercker 25; nach Zingeler-Laur, Hohenz. Kunstdenkmäier 1896, 182. 40 ) Notitia in ZGO 1858, Nr. 121; Hodler 681. 41 ) WUB 4, 410; Cod. Sal. I, 428; II 533; Auch das benachbarte Schwäblishausen hatte Adel und Burg: A. Krieger, Topogr. Wörterbuch v. Baden II, 928. 42 ) Stehle 451; Zing 76 mit Bild u. Plan; KDS 403; 1213 Conrad, Heinrich Dietnarc v. F.: Cod. Sal. 1, 127; Die von Magenbuch zu Falkenstein H J H 1935, 145 f; Kasper 35. 43 ) Bercker 46; Vielle'oit hängt der heutige Birklesberg etwas südlich damit zusammen: 1330 Birkisberg: H J H 1962, 63. 44 ) Zing. 138 mit Bild und Plan; Albv. 1898, 15—20; Die Herren v. Wehrstein: Mitt. 10, 29—65. 4 Frohnstetten: Die Flur Eppenbürg von 1550 (Eppo Eberhard) am Abhang zur Schmeie weist auf den Adel „von Frunstettin", der früh nach Ueberlingen verzog, wo 1246 Heinrich v. F. vorkommt. 45 ) Frundsbürgle, s. Ringingen. Gammertingen: Die alte Grafenburg um 1150 dürfte an Stelle des späteren Schlosses der Herren Speth (heute Rathaus) als Wasserburg gestanden haben. Hier saßen wohl auch die Ministerialen, die sich „v. G." nannten. Man kennt im 13. Jahrhundert einen Zwiefalter Propst Heinrich und den Abt Konrad v. G. (diesen 1250—1251 im Amt!), und 1292 taucht ein „Kiverli von Gammertingen" auf, der ziemlich sicher zu den Lichtensteinern gehörte.45a) Vgl. unten. Das „Alte Schloß" an der Fehla entpuppte sich neuestens als Baldenstein46) mit einem verschwundenen Weiler und Mühle gleichen Namens, der um 1130 an Zwiefalten kam und noch 1329 als Hof bestand. Am Weihtäle gegen Bronnen stand die völlig abgegangene Burg Husteneck der „Mälchinger" um 1360—9047) und gegenüber links der Lauchert an der Steghalde gegen Bronnen die Burg Mündelstein (heute Wendelstein) mit noch sichtbarem Abschnittgraben um den Felsen. Die „Alte Burg" zwischen Bronnen und Mariaberg auf der Halde rechts der Lauchert ist noch gut zu erkennen an einigen Mauerresten. Sie hieß jedoch um 1100 ReutenhaldeniS), von der mehrere Vertreter in den Zwiefalter Schriften vorkommen und einer sogar Abt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald war. Später hieß die Burg nach einem neuen Bewohner „Kiverlins Burg". Die Kiverlin waren ein Nebenzweig der Herren von Liditenstein, die um Gammertingen ihr Wesen hatten. Demgegenüber zeigt die Flur Altenburg mit kleiner Feldkapelle gegen dem Teufelstor und Hettingen links der Lauchert keine Burgspuren, heißt auch in Hettinger Urkunden des 15. Jh. „Altenbünd" (Bund-Baind-Zaun!). Auf der Gammert.r.ger Schloßhalde gegen Feldhausen scheint einmal ein Schloßbau geplant gewesen, wie derjenige der Speth zu Bronnen, der auf Klage von Mariaberg eingestellt wurde, 1602—60. Gauselfingen hat westlich vom Dorf am Bergabhang einen Felsen mit Graben und Mauerresten namens Leckstein oder Schlößle und, davon durch das Kohltäle getrennt, den Burgplatz Hasenfratz, dessen Name neuerem Humor entsprang. 40 ) Bewohner beider Plätze sind nicht bekannt. Vielleicht hieß die letztere Burg, von der noch der Umfang und gegen den Burladinger Kessel zwei Turmstümpfe zu erkennen sind, früher Schirmberg.™) Gebrochen Gutenstein, s. Gutenstein. Glashütte: Die im nordöstlichen Wald gegen Welhwang versteckte Hünaburg (Heunenburg, Hennenburg) westlich des Kehlbaches stellt c -ie einst starke Volks bürg dar. Mächtige Wälle und Gräben sind vorhanden.51) Vgl. Kappel. 45 ) H J H 1959, 64; Stehle 205. a) H J H 1937, 84; ZWL 1966, 94. ZWL 1968, 1—30. Bild bei Sch. 47, H H 1967, 56 und 1968, 27. 46 ) H H 1967, 61; Albv. 1969, 7; Ein Grabungsbericht ist vom Fachmann Dr. Wein-Tübingen zu erwarten. 47 ) H H 1960, 51; Zollerheimat 1933, 37. 48 ) H H . 1966, 24. 48 a) H J H 1956, 110; Mitt. z. vaterländ. Gesch. 17 (1879) 103; ZWL 1966, 94. 4i >) Albv. 1933, 11 f. •'") H J H 1962, 67: Urkunde Nr. 34. 51 ) Stehle 422; Mitt. 27, 24; H H 1951, 63. 43 Glatt unweit des Neckar hat das gut erhaltene Weiheroder Wasserschloß der Herren von Neuneck (1161 bis 1671), sowie ein ehemaliges Schlößle, das zum Pfarrhaus umgebaut wurde. 52 ) Ein Inventarverzeichnis des Schlosses liegt von 1540 vor. 53 ) Grosselfingen mit völlig vergangenem Schloß Bubenhofen auf dem Marktplatz „Schriet" hat aber noch ziemlich Mauerwerk der Burg Homburg, alt „Hainburg" (1344), am unteren Homburger Hof. 54 ) Vor der Burg stand die Kapelle. 55 ) Im Schloß Hainburg starb 1610 der 13jährige Hugo Heinrich v. Lichtenstein, Oswalds Sohn.50) Am Nordrand der Feldflur Grosselfingen findet sich der Name Hagenbach. Michael Walter vermutet, die Zollergrafen hätten die Güter der Herren v. Hagenbach (1225 Albert v.H. zusammen mit dem niederadeligen Hugo v. Haigerloch) als Dienstmannen der Grafen von Hohenberg überkommen und dann in Erinnerung an Halenbach die Hainburg (Hagenburg) erbaut. 57 ) Ein überzeugender Beweis fehlt jedoch. Gruol (alt Gruorn): Um 1380 besaß Andres von Stetten die „Burg Gruorn mit Wassergraben und Schütte darum" als hohenbergisches Lehen. Etwa 1406 erhielt Heinrich von Wehingen „das Wasserhaus" zu Gruol, das dann 1436 Schlößle genannt wird, „das der Stettener innegehabt". 58 ) Es stand rechts der Stunzach und ist als im 17. Jh. umgebautes Bauernhaus noch erhalten. Entgegen der Ansicht Albertis kennt man in dem bei Münsingen aufgegebenen Gruorn keinen Adel, sondern er gehörte hierher. Schon 1095 erscheint ein Walkerus de Gruorun. 59 ) Südwestlich des Dorfes in 2,5 km Entfernung sollen im Langenfirst oder Kessel Spuren einer Volksburg erhalten sein.60) Gutenstein a. d. Donau (badisch) besitzt rechts des Flusses ein Schlößle auf steilem Felsen, heute Försterhaus, links eine Flur „Burgfeld" auf dem mittleren Felsen mit unbedeutenden Resten. Weiter unterhalb, gleich nach dem Zusammenfluß der Schmeie mit der Donau, steht links auf hohem schmalem Felsen ein Rest von „Brocken Gutenstein* (1354 Niedergutenstein), die schon 1546 ais Burgstall erscheint. Sie gehört zu Laiz. Oberhalb Gutensteins bei dem Thiergartenhof mit seiner romanischen Basilika, Rest des Pfarrdorfes Weiler, sollen nach der Zimmerischen Chronik die Herren von Weiler in einer Felsenhöhle gehaust haben. Ihr Wappen habe in Weiß drei Mohrenköpfe gezeigt. Habsberg, s. Langenenslingen. •3) •S1) *) 56 ) :8 ') s") 60 ) 61 ) Zing. 80 mit Bild und Plan; Stehle 492; H H 1953, 39; Locher, die Herren von Neuneck: Mitt. Jg. 11—17. Als ersten nennt Gabelkofer zum J. 1161 den Mönch Reginboto v. N. zu Reichenbach: H H 196/, 62; Bilder bei Sch. 21—24. Mitt. 15, 22. Zing. 85 mit Plan; H H 1956, 1; 1963, 36 nennt Furtmeier die Burg auf dem Schriet oder Marktplatz „Hagenburg"; ob mit Recht? Zollerheimat 1937, 82 Bild. Allerheiligstes 1513: H H 1953, 47. Mitt. 31, 133. WUB 3, 160; s'Zollerländle vom 31. Juli 1926: ZGO 96, 308 f. K. O. Müller, Quellen z. Wirtschaftsgesch. Hohenbergs 1952, 121, 143. Hodler 722 f. Stehle 493; Laur, Hohz. Kunstdenkmäler 1896, 86. Zing. 27; Stehle 427; KDS 220; Die von Magenbuch zu Gutenstein: H J H 1935, 140 f; Zu Gutenstein auch Kasper 40. Hagenbach, s. Grosselfingen. Haideck, s. Trochtelfingen. Haigerloch: Links der Eyach stand die alte Grafenburg Haigerloch (der Pfarrei Weildorf) 1095, von der noch der sog. Römerturm als ehemaliger Bergfried erhalten ist. Eine andere Haigerlocher Burg stand oberhalb Kirchzarten unweit des Bahnhofs Himmelreich, die Wiesneck. Bruno von Haigerloch-Wiesneck stiftete um 1120 dort in der Nähe das Chorherrenstift St. Märgen. In Haigerloch entstand später rechts der Eyach das noch bestehende Schloß und im Tale links das Schlößle (jetzt Brauerei). Erwähnt sei auch das Schlößle im Haag. 62 ) Hainburg, s. Grosselfingen. Hasenfratz, s. Gauselfingen. Hausen i. Killertal: Auf dem Hausener Kapf (884 m ü. M.) nördlich der Wasserscheide Fehla-Starzel liegt, deutlich an Mauerzügen erkennbar, eine namenlose Burgstelle63). Ums Jahr 1350 kämpfte ein Werner von Husen im Fähnlein des Konrad von Burladingen in Italien. Im Weilertal rechts über dem Schwarzen Brunnen zeigen auf Tailfinger Gebiet Wälle und Gräben den Ort der ehemaligen Weilersburg an.64) Eine „Burghalde" des 16. Jh. auf Schnait konnte noch nicht identifiziert werden. 65 ) Das Römerkastell gegen Burladingen auf der Schlichte (740 m ü. M.), das den Albübergang in den Jahren 85—110 n. Chr. sperrte, wurde 1912/14 ausgegraben und wieder zugeschüttet.66) Die zugehörige Römerstraße führt von LaizWinterlingen-Hermannsdorf her, dann weiter durchs Tiefental zur Ringinger Kapelle, dann nordostwärts. Auf dem Hohenberg (Haubenberg 928,5 m) gegen Hermannsdorf finden sich die nur 50 cm starken Grundmauern eines der 12 Tiergartenhäuslein der Zollerischen Landtafel Merians von 1662.67) Hausen unter Weilheim (jetzt Hausener Hof) gehört seit 1901 zur Gemarkung Hechingen. Die Otte von Husen des 15. Jh. führten das Wappen der Herren von Wurmlingen-Steinhilben: halber Drache auf Dreiberg. Mehrere Angehörige der Familie finden sich in den Urkunden des Kl. Stetten. Ihre Burg darf wohl an Stelle des späteren Lindich vermutet werden. Hausen am Andelsbach, wo man eine Burg vermuten wollte, hat keinerlei Spuren einer solchen aufzuweisen, auch nicht das Hausener Oeschle bei Walbertsweiler.68) Hechingen: In der Stadt sind das Alte und gegenüber das Neue Schloß erhalten. Dieses beherbergt jetzt die Hohenzollerische Landesbank, jenes ein Museum. Auf dem Lindich entstand 1738 ein fürstlichesLustschloß.69) Die Villa Eugenia in der Oberstadt hat Zingeler beschrieben. Wenig Reste außer einem Abschnittgraben hinterließ die Stauffenburg ob Rangendingen beim 62 ) Zing. 27 mit Plan d. Oberstadtburg S. 34; Handbuch 237; K D H 107 f.; Schloß und Hagschloß 134 bis 142. Dazu Hodler mehrfach; Bilder bei Sch. 25 bis 28. Zu Bruno v. Haigerloch s. „Schauinsland" 1964, 116—121. °3) Albv. 1933, 9 f; H H 1956, 4. 64 ) Kreisbeschr. Balingen: Register im Bd. IL; H H 1954, 21. «5) H H 1962, 63. 66 ) H H 1952, 43; 1960, 66—67. 67 ) ebenda 1954, 20—21. 65 ) ebenda 1956, 9; Dagegen soll nach der Pfarrchronik auf dem Bühele ein Schloß gestanden haben. °9) Zing. 114 mit Bild and Plänen; K D H 186—202; Villa Eugenia: Zing. 75 mit Biid und Plan; K D H 194. Bilder bei Sch. 30—46. 5 Stauffenburger Hof. 70 ) Die frühere Burg dieses Namens siehe unter Wessingen. Heidenschloß, s. Storzingen. Heiligenzimmern (früher Zimmern in Horgun): Der Ortsadel, die Zimmerer oder Zimmerli (1269—1479) wurde von Max. Schaitel erforscht. Die „Burghalde" 1560 (ohne Überreste) liegt westlich des Ortes über dem ehemaligen Kirchberger Fronhof. 71 ) Ein Fräulein von Zimmern und ein anderes von in der Nähe ausgegangenem Beuren („Büren") werden als Gründerinnen des Frauenklosters Kirchberg um 1220 genannt. 72 ) Hermentingen a. d. Laudiert: Um 1100 schenkte ein Dienstmann des Grafen Liuthold von Achalm, namens Hermann von Hermindingen, dem Kloster Zwiefalten einen Hof zu Neuhausen bei Metzingen (Zwief. Chr. 183). Von seinem Burgsitz ist nichts bekannt geblieben. Ob der Felsen Ramstein in Frage käme? Eher die Höhe 715 unmittelbar westlich des Dorfes. Hertenstein, s. Sigmaringen. Hettingen besitzt über dem Städtchen ein Schloß des Fürsten von Hohenzollern an Stelle der früheren Bürg (mit Schildmauer statt Bergfried) der Grafen von Veringen73) bzw. deren Vorgänger. Maurer nimmt als Erbauer den Berthold von Neifen an, den Tochtermann des Grafen von Gammertingen um 1200. Diese Vermutung wird jedoch durch das Vorkommen eines Dienstadels von Hettingen schon im 12. Jahrhundert erschüttert.74) Die Mauer zog ehemals vom Schloßberg herab um das Städtchen. Hochburg, s. Rangendingen. Holnstein, s. Stetten u. H. Hohenberg bei Schörzingen (Württbg.): Ehemalige Burg auf dem Oberhohenberg, S'tz der Grafen von ZollernHohenberg, 1449 durch die Rottweiler gebrochen.75) Als erster erscheint Gr. Friedrich von Hohenburg(!) 1158 in Verona 76 ), dann derselbe mit seinem Bruder Burkart 1179—1193 als Söhne des Zollergrafen Burkart 1125—1150- Burg und Städtchen Hohenberg sind völlig ausgelöscht. Hohenfels (eigentlich Neu-Hohenfels, die alte Burg des Namens stand bei Sipplingen) ist Teil der Gemeinde Kalkofen, gehörte 1292 den Herren von H. und kam dann durch eine Heirat an die Herren von Jungingen, schließlich 1473 an Hugo von Landenberg, von ihm an das Spital Uberlingen und dann an den Deutschen Ritterorden. 77 ) Im Schloß ist jetzt eine Schule als Filiale von Salem eingerichtet. Nach Stehle soll dort 1295 auch eine Burg Hohenberg bestanden haben, die wohl mit Hohenfels identisch war. Hohenstein, s. bei Trochtelfingen. Hohenzollern: Burg seit 1061 nachweisbar mit „Burkart 7 ») ) 72 ) 73 ) 71 74 ) 75 ) ) 7: ) 76 6 Zing. 126; K D H 151—152. Zollerheimat 1936, 18; H H 1967, 46. H J H 1964, 342. Zing. 81 mit Plänen; KDS 160—163; Handbuch 282; Die Grafen von Veringen H J H 1964, 1—132; ZWL 1968, 1—30. Bild bei Sch. 47. ZWL 1966, 100 f; H J H 1937, 75 u. 84 nach Mon. Germ. Necrol. I. Zing. 38. K. Schmid, Graf Rudolf v. Pfullendorf 1954, 271; Zing. 91 mit Plänen; Stehle 432; KDS 202—207, Handbuch 291; O. Glaeser, Die Herrschaften und Herren von Hohenfels: H J H Jg. 1—3; Bilder bei Sch. 48—49. und Wezel de Zolorin V 8 ) Völliger Neubau unter Preußen nach 1850. Nur die Michaelskapelle ist alt. Homburg, s. Grosselfingen. Hornstein a. d. Laudiert: Die auf hohem Felsen stehende umfangreiche Ruine muß als Burg 1244 bestanden haben, wo ein N. de Hornstein als Kirchherr in Seekirch genannt ist, dann 1250 die Brüder Heinrich und Albert v. H. Die Burg, die zuletzt eine Zeitlang als Zuchthaus diente, wurde 1873 von den Herren v. H. nach deren Rückerwerbung abgebrochen.79) Die alte Kapelle stand auf der äußersten Felsnase, die jetzige ist seit 1725 im Rundturm neben dem oberen Tor untergebracht. Eine Beschreibung des Ganzen liegt von 1740 vor. Ein „Neues Schloß" im Dorflein Hornstein selbst beim Hause Desdiler ging schon im 18. Jahrhundert wieder ab.80) Zu Hornstein gehört das oben genannte „Bittelschießer Täle" mit seiner vergangenen Burg (s. Bittelschieß). Hiinaburg, s. Glashütte. Husteneck, s. Gammertingen. Inzigkofen: Wenn jener Cunrad dictus Enzinghofer, der 1273 als Zeuge zu Meßkirch vorkommt, ein Adeliger war 81 ), könnte er auf der später Niedergutenstein genannten Burg gesessen haben. Beweise fehlen. S. Gutenstein. Isikofen, Burgplatz bei einer sehr alten, längst verschwundenen Siedlung und Furt unterhalb Jungnau auf bewaldeter Kuppe links der Laudiert, 2,1 km entfernt vom Dorf, zeigt in 646 m Höhe nur wenig Gemäuer. Der Platz (am Einschnitt der Landesbahn) ist schon ums Jahr 1400 Burgstall genannt. 82 ) Jungingen: Die Stammburg der Herren v. J., aus denen die zwei Hochmeister des Deutschen Ordens, Konrad und Ulrich hervorgingen, stand auf dem kleinen „Bürgle" südlich des Dorfes unterm Himberg, wo noch Wall und Graben erkennbar sind. Lauer und M. Lorch haben außer den Grundmauern auch unterhalb ein langgestrecktes Wirtschaftsgebäude mit Rundturm festgestellt. Die Unterlagen besitzt Oberlehrer Mich. Lorch in Killer. 83 ) Die seit 1075 erwähnten Herren zogen schon vor 1300 fort, erwarben 1316 Schiltau (Jungnau) und später Hohenfels und starben mit Ulridi am 16. Januar 1501 im Mannesstamme aus. Das andere angebliche Bürgle östlich von Jungingen mit dem Bürgleshof von 1872 hat den Namen vom Ringinger Fundsbürgle auf dem Seeheimerberg. Dieser Hügel wurde bei Anlage der talsperrenden sogenannten „Schwedenschanze" im Jahre 1704 durchgraben.84) 78 ) Zing. 1 mit Plänen; H J H 1962, 281; Handbuch 492; K D H 211—224; (Stehen) Nadirichten üb. d. kgl. Stammburg Hohenzollern, 1863; L. Schmid, Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau d. Bg. Hohenz. 1867. Zum Namen Zollern: H J H 1962, 218—219. Willy Baur, Burg Hohenzollern 1961, 20 Seiten mit herrl. Farbaufnahmen. 7a ) Zing. 96 mit Plänen; Freibg. Diöz. Arch. 2, 117; „Die von Hornstein u. Hertenstein" v. Edw. v. Hornstein, Konstanz 1911—16, 738 Seiten; Kasper 90. Bilder bei Sch. 71—72. 80 ) H H 1953, 28; 1952, 29. 81 ) FUB 5, Nr. 193, 82 ) Zing. 106; Stehle 429; KDS 195. 83 ) H H 1953, 55 u. 1954, 39; Zerstörung: s. Note 15; Albv. 1931, 243—50; 317. Die Herren von Jungingen: Mitt. 62, 1—52; 63, 1—29, H J H 1935, 67; Ulrichs des Letzten Tod: ZGO 1916,196; Des Hochmeisters Kampf und Tod: H H . 1952, 13—14. 84 ) Zollerheimat 1939, 37 f. Baiingen gab es schon 1330 Bürger des Namens Rangendinger. 115 ) Reischach (Filiale von Wald) mit noch blühendem Adel, der schon 1191 erwähnt ist, aber auch auswärts wohnt. Die Burgstelle ist merkwürdigerweise unbekannt. Reutenhalden, s. Gammertingen. Ringelstein, s. Ringingen. Ringgenbach (Filiale von Menningen): Im Jahre 1237 nennen die Urkunden einen Ritter Johannes von Rinkenbach.116) Da im Habsburger Urbar von 1306/13 Ringgenbach als „Richenbach" erscheint, gehören u. U. auch einige Herren von Rickenbach hierher. Der Burggraben wurde im Urbar von Wald 1501 noch erwähnt, seitdem ist er verschollen. Ringingen hatte drei Burgen: a) Burg dieses Namens auf dem östlich ans Dorf stoßenden Nehberg, wo Konr. Alb. Koch im Jahre 1929 die angeblich in einer früheren Flieburg errichtete Ritterburg untersuchte.117) Sie ging um 1470 in Trümmer. Unterhalb im Koy entspringt der kleine Ringelbrunnen, der jetzt in Rohre gefaßt ist. 1545 ist die Rede von einem Hinteren Vorhof (östlich) und zwei Hofstätten unter der Burg (am Waldrand), wo die Schwaighäuser gestanden seien. Noch steht der Bergfried mit ca 13 m Höhe als einziger der ganzen Umgegend. Hier hausten 1180 Otto und Dietrich v. R., 1277-92 der freie Herr Eberhard v. R., 1342-91 die Truchsesse von Urach-Ringingen, 1402-50 die Schwelher,118) 1455 deren Tochtermann Friedrich von Ow, 119 ) 1464 die Schwelherwitwe Anna von Freyberg, 120 ). Doch gehörte das Dorf R. selbst in den Jahren 1383 und 1406 dem Heinrich v. Killer-Affenschmalz, später den Schwelhern. Die Zimmer. Chronik sagt 1566: „das Schloß, von dem die Mauern noch mehrteils stehen, ist ein ansehnlicher Edelmannssitz gewesen." b) Ringelstein (auch Aloises Schlößle, nach einem neueren Besitzer des Waldes), Turmruine überm Budiental an der Burladinger Grenz am Kästlesbühl. Sie wäre nach Lauer schon im 13. Jahrhundert zerstört worden. Die Herren v. R. schrieben sich zeitweise "von Killer, genannt Affenschmalz". Den Übernamen brachte Heinrich v. K. von Italien mit. Die Wirtschaftsgebäude standen unterhalb auf einer kleinen Ebene ob dem Kälberwasen (heute im Wald). 121 ) c) Frundsbürgle (oder Freundsbürgle, seit 1870 auch „Eineck") auf dem Seeheimerberg über Jungingen, wo ein tiefer Abschnittgraben die Bergnase abschneidet, auf deren Spitze die Markungen Ringingen, Killer u. Jungingen zusammenstoßen. Bewohner sind keine nachzuweisen,122) da die Burg nach Lauer schon im 13.Jh. abgegangen sei, sodaß nicht einmal mehr Dachziegelreste zu finden sind. (Grabungsunterlagen bei Mich. Lorch 115 ) U Stetten Nr. 81. '•») Stehle 439; Mitt. 3, 38; Da im Habsburger Urbar die Wortform Richembach lautet, wie die des Dorfes Rickenbach, ist eine Trennung schwierig! 117 ) H H 1967, 44; 1961, 6 u. 23 mit Plan. ,18 ) Zollerheimat 1937, 49—51; Die Truchsesse von Urach-Ringingen: H J H 1952, 74—118; 1954, 187—188; Die Schwelher v. Wielandstein: H J H 1938, 94—148. 119 ) UHKr II, S. 300. 120 ) H H 1954, 14. 121 ) Alv. 1931, 317—321; 1929, 73 f; H J H 1954, 126 und 1961, 40—41; Die Herren v. Killer-Affenschmalz u. Ringelstein: H J H 1954, 103—141. 122 ) H H 1961, 41; Albv. 1950, 3. in Killer). Im Seeheimertal gegen Jungingen unter der Muethalde an der Grenze findet sich ob dem Wasen ein ebener Platz von ca. 30 m im Geviert mit Hohlziegelresten und durch einen Graben gesichert.123) Welchen Zweck soll hier unter der Steilhalde ein Gebäude gehabt haben? Ein „Uolrich von Sehan" kommt um 1400, als im Killertal wohnend, im Beuroner Urbar vor. Rohr, s. Bisingen. Rosna bei Habstal: Herren von Rosenowe kommen 1209bisl415 vor. Ihre Burg, die schon 1373 Burgstall war, stand östlich des Dörfleins, das ehedem Talheim hieß.124) Rulfingen: Die Herren von R. sind längst abgestorben. Wir lesen von Albero 1231—48, Wernher v. R. 1231, Wernher mit seinem Sohn Ulrich und Neffen Ulrich noch 1304. Ihre Burg dürfte auf dem „Kügelebühl" südlich des Dorfes anzunehmen sein.126) Salmendingen: Die Burg der Herren von Salbadingen (1245-1357) eines Zweiges der von Stain und Pflummern, stand oberhalb der Pfarrkirche auf Kay über einer starken Quelle. Sie wird schon 1386 Burgstall genannt. 126 ) Man sieht noch den mächtigen Turmstumpf und Mauertrümmer, da die Ruine im Jahre 1791 alsSteinbruch für einen Feuerteich diente. Die Schanzen nördlich an der Landesgrenze stammen wie die bei Jungingen aus dem Jahre 1704.127) Schalksburg, s. Straßberg. Schatzberg, 4 km nordöstlich von Bingen im Wald auf Markung Egelfingen (Württbg., 710m) gehörte zeitweise den Herren von Hornstein. Man sieht noch stattliche Mauerreste.128) Schiltau, s. Jungnau. Schirmberg, s. Gauselfingen. Schmeien: Der Burgstall der Herren von „Schmiehen" (Heinrich 13 42)129) stand ca. 400 m nordwestlich von Unterschmeien links des Baches auf einem Felsen, also nicht an der Mündung der Schmeie.130) Sichtbar ist nur noch der Graben, der die nach Nordwesten vorspringende Geländezunge abschneidet. Semdach, s. Boll. Sickingen: Abgegangene Wasserburg, 1369 Burgstalimit Quelle im nebenan verschwundenen Altendickingen auf württembergischem Gebiet.131) Der Platz hat nur ein Ausmaß von 22 zu 22m. Hier seien auch die früheren Burgen der Nachbarschaft erwähnt: Bodelshausen, Dusslingen, Hirrlingen, Hemmendorf, Mössingen, Stanshofen (bei Belsen abgegangen), zwei Burgstellen bei oder in Oeschingen, außerdem die erst im 18. Jahrhundert abgebrochene Burg First, Nehren, Talheim mit zwei Schlößle im Dorf und der vergangenen Andeck auf dem Ausläufer des Farrenberges (der Schenken von Zell-Andeck!). 123 ) H J H 1960, 42. ) Stehle 439; Herren von Rosna: H J H 1936, 179 bis 197, Bercker 114. 125 ) Mitt. 51, 52 f; H H 1964, 14; Cod. Sal. I, 272, 277. 126 ) Mitt. 8, 8—12; u. 32, 73 f; Zing. 124 mit Bild u. Plan. 127 ) Zollerheimat 1939, 35 f. 128 ) OA Beschr. Riedlingen 1923, 732; H H 1958, 52 u. 1963, 39; Kasper 101. 12B ) Monumenta Hohenbergica 356; Alberti T T , 697. 130 ) Albv. 1934, 276; FUB 5, 421; War im J. 1461 sdion Burgstall. 131 ) OA Beschr. Rottenburg 1900, I, 547. 132 ) ebenda 466; Kreisbeschr. Tübingen 1967, I, 238 f. 124 9 Über Talheim auf dem Kirchkopf eine schön erhaltene Ringburg. 133 ) Sigmaringen: Die Burg an der Stelle des heutigen fürstlichen Schlosses wurde 1077 von Rudolf von Schwaben belagert. 133 ) Burg Hertenstein, wonach sich ein Zweig der Herren von Hornstein schrieb, (heute „Altes Schloß") stand unterhalb Jungnau an der Verengung des Tales rechts der Laudiert auf einem spitzen Felsen, ist jedoch ganz verschwunden. Sie kam 1449 als Burgstall an die Stadt Sigmaringen.134) Das über dem Friedhof stehende neue Schlößle zu Hedingen namens Suggenstein ist eine Erinnerung an den ursprünglichen Sitz der Herren von Hedingen. Ein Conrad v. H. findet sich 1263—78, vor 1324 ein Volkwin, 1323 ist ein „H(emrich) genannt Hedinger" als Konverse in Salem. Itel Volkwin hat als Stifter des Klosters Hedingen einen Namen (vor 1346). Die Zimmerische Chronik nennt das angeblich 100 m unterhalb des Klosters gelegene alte Schlößlein „S»ppenstein" (Soppe=Sumpf). Im Jahre 1441 hieß die Burg zu Hedingen (nach A. Frick) Bugenstein (bloß Hörfehler?) und bestand in einem „Turm über der Donau mit Haus und Hofraite", wobei man Stein doch wohl als Felsen auffassen muß, der kaum auf eine Wasserburg paßt. Buge würde Biegung bedeuten, Soppenstein aber „Felsenburg am Sumpf". 135 ) Im Jahre 1247 begegnet uns ein Wezzilo von Brozzekeuen und 1262—63 ein Reinfried von Brenzkofen. 136 ) Beide Namen werden als gleichbedeutend angesehen. Auf der Felsennase des Brenzkofer Berges, unweit der Brauerei Zollerhof, hätten diese Herren einen idealen Burgsitz gehabt. Spuren sind jedoch nicht mehr zu entdecken. Etwa 3,5 km südlich von Sigmaringen steht das fürstliche Jagdschloß Josefslust. Sigmaringendorf, die alemannische Ursiedlung von Sigmaringen, zeigt nur aus dem 16. Jahrhundert das ehemalige Schlößlein Ratzenhofen an der Laudiert, dessen Name auf den Wirt Ratzenhofer zurückgehen dürfte. 137 ) Etwa 1,5 km westlich des Dorfes über der hohen Waghalde rechts der Donau und 300 m von der Sigmaringer Grenze entfernt, findet sich der 40 m emporragende Kappenbühl (627 m ü. M.) mit einem vier- bis sechsfachen Ring wall, der der Eisenzeit zugerechnet wird. 138 ) Die geringe Größe des eirunden Innenraumes von 55 zu 35 m könnte freilich auch auf eine spätere Ritterburg passen. Ob damit der im Habsburger Urbar 1313 genannte Haldenburgshof in Sigmaringendorf zusammenhängt, bleibt ungewiß. 133 ) Spöck, Kreis Sigmaringen: Nach Stehle gehört zur Gemeinde der große Hof Arnoldsberg, der ehemals eine Burg besessen habe. Tatsächlich ist im Salemer Ur183 ) Zing. 14 mit Plan; KDS 287; 306—313; H H 1952, 48; Handbuch 623; Seigel-Kaufhcld, Schloß Sigmaringen, 1966. Bilder bei Sch. 83—94. 134 ) Zing. 106; Die von Hornstein u. Hertenstein S. 1. 135 ) WUB 8, 74; FUB 5, Nr. 171, 3; 228, 1 u. 241, 2; Zimmerische Chronik 3, 175: Suppenstein; H H 1957, 13. «») ZGO 35, 404; WUB 4, 150; Cod. Sal. I, 403. ,37 ) K. Dehner, Chronik v. Sigmaringendorf 1912, 29; Im J. 1573 tritt ein Wirt Leonh. Ratzenhofer in S. auf (ebda 34). Dagegen hat Conrad v. Ratzenhofen 1271 schwerlich hier Besitz: Bercker 128. 138 ) Mitt. 27, 22—23. 139 ) H H 1964, 14; Ein merkwürdig ähnlich klingender Koppenhof zu Hedingen im Habsburger Urbar von 1313: H H 1964, 13; Handbuch 627. 10 kundenbuch 1243/44 ein „miles Eggihard de Specke" verzeichnet, der auf Burg Bittelschieß als Zeuge auftritt. Im 14. Jahrhundert findet man „Specker" als Bürger zu Pfullendorf: 1329, 1359.140) Starzein im Killertal: Eine dreieckige Volksburg mit Wall und Graben liegt westlich des Dörfleins hoch auf einem Ausläufer des Himbergs (830 m), ungefähr über der Kirchstaig, die zum Platz des verschwundenen Johanniterklösterleins „Jungental" hinaufführte. Auch unten im Tal bei Starzein muß eine spätere Burg bestanden haben, denn es heißt 1612: Die Weiherwiesen zu Starzein stoßen an Hans Diebolds Wiesen, die „das Burgstall" genannt werden. 141 ) Stauffenberg: Burgstelle mit Abschnittgraben und Erdhaufen oberhalb Rangendingen beim Stauffenburger Hof. 142 ) Die frühere Burg des Namens siehe unter Wessingen!143) Die Schenken von St., heute noch blühend in Lautlingen und Wilflingen bei Riedlingen, zweigten sich um 1315 ab von den Schenken von Zell am Zoller. Den Namen übernahmen sie kurz vorher von den zollerischen Truchsessen von Stauffenberg. Vgl. Boll. Stein bei Hechingen hat unterhalb des Dorfes auf dem linken Hochufer der Starzel im Pfarrwald die kleine Mus- oder Miesburg (Name wohl neu), die man zu Unrecht als frühgeschichtliche Fliehburg ansehen wollte. Mauerreste waren um 1900 noch innerhalb der mächtigen Doppelumwallung zu sehen. Bewohner sind freilich nicht bekannt. 144 ) Steinhilben: Die verschwundene „Burg und das Steinhaus (so 1393, dann 1483 Jagdhaus, 1560 erweitert) im Dorf an einer jetzt zugeschütteten Hilbe ist von Zingeler beschrieben worden. Die Herren v. St. (1247 —1496), auch Pfützer oder Hülber, bzw. v. Felsenberg benannt, waren laut ihres Wappens Abkömmlinge derer von Wurmlingen (halber Lindwurm über Dreiberg).145) Die Burgen des nahen württembergischen Oberstetten siehe bei Trochtelfingen. Steinhofen: Ein Berthold von St. kommt am 2. Februar 1241 mit Werner und Gero von Bubenhofen als Zeuge für den Grafen von Württemberg vor und 1268 hatte ein B(erthold) von St. Anteil am Zehnten im benachbarten Engstlatt 14C) Die gelegentlich geäußerte Vermutung, bei der Pfarrkirche habe eine Burg gestanden ist bestechend, doch fehlen feste Anhaltspunkte. 147 ) Stetten bei Haigerloch: Hodler weist von 1325 bis 1356 eigenen Adel nach,148) eine Burgstelle ist jedoch heute nicht bekannt. Ein Andres von Stetten hatte um 1380 die Burg Gruol als hohenbergisches Lehen inne. S. Gruol. Stetten unter Holnstein: Die Burg Holnstein über dem Dorf, von einer Höhle im Burgfelsen benannt, kommt mit Adilbert von Holinstain um 1120 mit Besitz im nahen Meldungen ('A der Kirche) in der Zwiefalter Chronik vor. Man sieht noch bedeutende Ruinen. Hier saßen neben den Hölnsteinern um 1408 Heinrich 14 °) Stehle 449; Cod. Sal. I, 275; FUB 5 Nr. 189, 4; 169, 2. 141 ) Zollerheimat 1941, 17. 14ä ) Zing. 120; Unsere Note 22; H H . 1954, 57. 143 ) H H 1964, 46. 144 ) Albv. 1929, 262. llr ') Zing. 127 mit Plan; Mitt. 8,5; Herren v. Steinhilben; Zollerheimat 1933, 21, 29, 37. 1!C ) WUB 4, 12; Kreisbeschr. Balingen II, 313. 147 ) Buhl-Knaus, Bisinger Heimatbucn 1953, 28—29. 148 ) Hodler 781. von Killer-Affenschmalz. 1409 Wilhelm Schenk von Stauffenberg, seit 1412 Althans Schwelher von Ringingen, später sein Bruder Mettelhans, 1470 dessen Stiefsohn Hans von Sachsenheim. Die Familie v. H. starb um 1490 aus, bzw. stieg durch unebenbürtige Heirat in den Bürgerstand herab. 149 ) Die Burg zerfiel um 1500 und im Jahre 1584 ließ Graf Eitelfriedrich von Zollern den Turm vollends abbrechen. Im benachbarten Erpfingen (Württbg.) standen zwei Burgen: a) die eine an der Stelle des Pfarrhauses, die Schnattren hieß, b) die andere-auf dem Berg gegen Holnstein, wo noch ein gespaltener halber Turm zu sehen ist. Nach Erpfingen nannte sich auch ein Schenk von Andeck-Zell. Storzingen: Das „Schlößle" der alten Ortsherren liegt als unbedeutender Burgstall rechts der Schmeie, 1 km südlich des Dorfes auf schmalem Felsrücken, der von der Eisenbahn abgeschnitten ist.150) Nach dem Verschwinden des (übrigens nicht beurkundeten) Ortsadels waren hier begütert: die Grafen von Lupfen, 1418 die von Werdenberg, dann die Herren von Regnotzweiler und von Magenbuch. Etwa 500 m südlich vom Schlößle an der badischen Grenze steht rechts der Schmeie die Ruine Weckenstein (im Volksmund „Heidenschloß") mit einigen Mauerresten auf schroffem Felsen. Die Familie von W. stiftete um 1210 das Kloster Wald, starb dann schon 1387 aus.151) Straßberg: Der Platz der heutigen und schon der 854 genannten Pfarrkirche St. Verena hieß, wie der Pfarrort selbst, bis um 1500 „Burg", ohne daß wir den Grund kennen, bzw. von so früher Verteidigungsanlage an dieserStelle wissen. Das noch bestehende Schloß Straßberg, das seinen urtümlichen Burgcharakter bewahrte, steht links der Schmeie auf hohem felsigen Berge gegen Winterlingen und scheint den Namen vom schweizerischen Grafengeschlecht „von Straßberg" erhalten zu haben, wohl als Lehen von Buchau.152) Im Schloß saßen nach den Grafen von Hohenberg: 1345 bis 1420 die Herren von Reischach, dann Hans von Stein, genannt Schnellinger, seit 1429 Althans Schwelher von Ringingen, dann dessen Sohn Fritz und dann der Enkel Peter, seit 1508 Wolf gang von Homburg, 1532 bis 1625 die von Westerstetten. Im Jahre 1967 ging das Schloß käuflich vom hohenzoilerischen Fürstenhaus an den Metallurgen Dr. Laschimke (im Laucherttal) über. Etwa 900 m nördlich des Dorfes findet man über dem verschwundenen Weiler Oitringen links des Baches die spärlichen Reste der Oedenburg auf einem Felskopf. Sie hieß ehemals Schalksburg (d. h. Diener- bzw. Vasallenburg). C(onrad) de Scalcisbg. ist 1211 Zeuge in der Pfarrkirche Veringen und Heinrich v. Sch. ebenso 1266 im Dorf Veringen.152a) Eine Mathild v. Sch. findet sich um 1400 am 4. Dezember im Nekrolog Zwiefalten, zwei Heinriche (Vater und Sohn) und eine Agnes v. Sch. um 1350 im Totenbuch von Margrethausen. Anfangs sind die Herren mit den Grafen von Veringen, dann von Hohenberg und Zollern 149 ) Zwief. 185; Mitt. 26, 9—24; u. 31, 137; Zing. 94 mit Bild u. Plan; H J H 1955, 76, 80. 150 ) Albv. 1934, 273—276; Die Herren v. Magenbuch zu Storzingen: H J H 1935, 146. läl ) Zing. 136 mit Plan; Cunrad v. W. 1238; Burkart 1241. Cod. Sal. I, 225, 241 usw. 15ä ) Zing. 128 mit Bild u. Plan; KDS 348; H J H 1959, 8 f.; Handbuch 647. Bild um 1699 bei Sch. 98 1S2 a) ZGO 35, 118 und 404. nachweisbar. Der Name Schalksburg scheint früh mit der niederadeligen Familie auf die riesige Volksburg bei Burgfelden gewandert zu sein,153) die dann 1255 als Schalksburg im Besitz der Grafen von Zollern neben den Rittern von Sch. erscheint. Letztere nannten sich dann um 1380 von Streichen, dann von Rosenfeld.154) Suppenstein, s. Sigmaringen. Thalheim bei Meßkirch: Das Pfarrhaus ist ein ehemaliges Jagdschlößlein des Fürsten Josef Friedrich von Hohenzollern—Sigmaringen, 1715—69 erbaut. 155 ) Thanheim b. Hechingen kennt keinen Ortsadel (wohl aber der badische Ort Tannheim bei Donaueschingen). Doch sollen nach der Überlieferung, die Lud. Egler 1894 mitteilt, sowohl auf dem Horn, als auch auf der Flur Blumen einst Schlösser gestanden haben. Ersteres ist 1 km südlich der Pfarrkirche verzeichnet, die Flur Blumen 800 m südöstlich von dort und 300 m östlich des Horns links der Straße nach Onstmettingen am Klingenbach. Große Steine und Ziegel sollen dort gefunden worden sein. Zu sehen ist beiderorts nichts mehr. Weiter südlich, schon auf Markung Streichen, liegt der Hundsrücken, dessen drei alte Gräben als Reste einer frühgeschichtlichen Anlage gelten, während das westlich anschließende Felsplateau eine Ritterburg getragen haben mag.156) Trillfingen bei Haigerloch; In den Hohen Tannen, 2 km nördlich der Wendelinskapelle, sieht man alte Gräben und Wälle, die nicht erforscht sind.157) Trochtelfingen besitzt außer den zwei runden Türmen der Stadtbefestigung und dem werdenbergischen Schloß, dem heutigen Schul- und Rathaus, 158 ) noch vier weitere Burgstellen: a) den Burgstall mit Wall und Graben oberhalb der Stadt links der Seckach, gegenüber der Umspannanlage des Elektrizitätwerks, b) Der Felsen Wetzeisburg gegen Steinhilben wurde zur Steingewinnung nach 1900 völlig weggesprengt, c) Bei der Burgkapelle des 17. Jahrhunderts, 500 m nördlich der Stadt, finden sich noch als Rest der früheren Burg unbedeutende Gräben, d) Die „Hintere Burg" ist mit der 1311 von den Reutlingen! zerstörten Haideck identisch. Sie krönt (2,2 km nördlich des Ortes am Südrand der geräumigen Haid) einen hohen Berg, der hart östlich an der Kreuzungsstelle Landesbahn— Straße steht. (Nebenan findet sich die Flur „ K ä s t l e " ^ Castellum!) Auf dem Berggipfel sieht man freilich nur noch Gräben und Steinhaufen. Man kennt freie Herren von Haideck 1139—1263.159) Außer den Herren von Truchtelfingen (1297—1420), wie die Siedlung f' nher geschrieben wurde, sind noch einige andere Adelsgeschlechter neben den Grafen von Werdenberg, bzw. Tübingen und Württemberg hier nachweisbar, so 1356 Hans von Salbadingen, der zeitweise auf der Burg zu Burladingen gesessen hatte, 153 ) H H 1960, 19; Albv. 1960, 30. ) Zing. 128 f.: H H 1960, 19; Zur großen Schalksburg: Kreisbeschr. Balingen II, 453; Zing. 43 mit Plan. 155 ) Stehle 450. 156 ) L. Egler, Mythologie, Sage u. Gesch. d. Hohz. Lande, 1894, 208, Buhl-Knaus, Bisinger Heimatbuch 1953, 22; Frdl. Auskunft von Herrn Emil Dieringer, Thanheim. 157 ) Stehle 500; Zur Ortsgeschichte: Hodler 791. 158 ) 2-ing. 132 mit Stadtplan. 15 °) H H 1967, 20; Alb^. 1967, 42; Zerstörung 1311: WVJ 1883, 3. 154 11 Heinrich Rimmelin 1400, Eberhard Hipp 1467.160) Die Burgstelle der Herren von Mägerkingen an der Seckach unterhalb Trochtelfingen steht auf der linken Seite des Baches und heißt heute Hielock, östlich von Trochtelfingen und Steinhilben stand bei Oberstetten auf einer Felskuppe die Burg Hohenstein. Teile des Bergfrieds und der Umfassungsmauer sind erhalten. Die hochadeligen Herren von Hohenstein starben um 1200 aus. Später erscheinen hier die Grafen von Zollern, dann die Kaib aus der Familie der Speth. Außer dem Hohenstein gibt es laut OA. Beschreibung Münsingen in Oberstetten noch zwei weitere Burgställe, doch ist einer durch den Bau des Hochbehälters zerstört. V eringendorf: Der Flurname Altenburg (im Habsburger Urbar auch „zebrochene Burg") liegt links der Laudiert und Landesbahn auf dem Felsen 500 m südlich der Pfarrkirche. Hier dürfte die Vorgängerin der Grafenburg von Veringenstadt gestanden haben. Siehe auch Affelstetten. Burgverdächtig ist ein mitten im Laucherttal oberhalb des Dorfes gelegener Hügel namens Stetten, links des Baches. Veringenstadt entstand um 1180—1200 aus dem Weiler, der zur auf dem Bergsporn erbauten Burg der Grafen von Veringen gehörte. Umfangreiche Ruinen der Burg und die schön renovierte romanische Peterskapelle fesseln den Blidc.161) Die Zimmerische Chronik von 1566 redet schon vom „alten Burgstall", angeblich aber haben die Schweden 1632 das Schloß vollends zerstört. Walbertsweiler: Im Hausener Oeschle, wo die Herren von Hausen im Donautal begütert waren, ist von einer Burg nichts bekannt. Salem kaufte vor 1275 das Gut Husen bei Walbertsweiler. 162 ) Weckenstein, s. Storzingen. Wehrstein, s. Fischingen. Weildorf bei Haigerloch hatte 1095 bis 1472 nachweisbar Adel, 163) Burgverdächtig ist der Hof Tannenburg. Was Hodler jedoch zu ihm und „Wilisdorf" aus dem 8. Jahrhundert bringt, bleibt unglaubwürdig. Ein anderer Ort Weildorf mit Adel liegt im Linzgau bei Uberlingen. Weilheim bei Hechingen: Hier steht eine sogenannte Wehrkirche auf einem Bergsporn, heute noch ummauert samt dem Friedhof und dem Pfarrhaus. Der einst freistehende Kirchturm gehörte (nach dem 5 m über dem Erdboden befindlichen nach Westen schauenden alten Eingang zu sch'ießen) ehemals zu einer im Westen vorgebauten Burg, die ganz verschwunden ist.164) Außer dieser Höhenburg (500 m ü. M.) findet man auch noch 290 m östlich der Kirche den schwachen Oberrest einer Tiefenburg, nämlich den abgerundeten Hügel „Uf der Burg" von 5—6 m Höhe, im Osten begrenzt von Zimmer- oder Weidenbach, im Westen vom Krotten- oder Doifbach und im Süden geschützt durch einen künstlichen Graben (460 m ü. M.). Kleine Scherbenreste hat Elmar Blessing fest16 °) H H 1858, 28; Mitt. 38, 36. ) Zing. 51 m. Bild und Plan; Die Grafen von Veringen: Mut. Jg. 2—5 (Locher); H J H 1964, 1—132; ZWL 1968, 1—30; Peterskapelle: KDS 393; Dienstmannen von Veringen: 1238 Cunrad, 1251 Berthold: Cod. Sal. I, 225, 307; Kasper 98. 16ä ) Cod. Sal. III, 137. 163 ) Hodler 808. 164 ) KDS 309; Elmar Blessing, Die Kirchenpatrone im Kreis Hechingen, 1962, 41. 161 12 gestellt. Der Platz darum her heißt Wörth und der von der Kirche dahin führende Weg „Werdgasse" (nicht Wehrgasse; Werd—Damm). Zur Burg passen sowohl die „Breite" im Süden und der „Brühl" im Norden. Als Bewohner hier oder bei der Kirche käme ein -„B(erthold) von Wilhain" in Betracht, der 1285 als Zeuge in Hechingen auftaucht. Burgenverdächtig gelten auch die Fluren Burgaich bzw. Burkach (520 m ü. M.) in 1 km Entfernung nordwestlich der Kirche, und (da schwäb. Turn gleich Turm ist) die Flur Mißturne, 800 m östlich der Kirche, sowie Turne, 1600 m nordwestlich des Dorfes, freilich alle ohne Spuren.165) Wendelstein, s. Gammertingen. Wessingen: Auf dem östlich vom Dorf gelegenen Hörnle oder Hornrain (Bismarckshöhe oder Belvedere), auf dem jetzt der Hochbehälter der Bodenseewasserleitung errichtet ist, fand man noch im vorigen Jahrhundert alte Keller. Es ist das Hörnlein Stauffenberg, der Burgplatz der zollerischen Truchsessen von Stauffenberg, deren Name um 1316 auf die Schenken von Zell überging und wenig später in die Nähe von Rangendingen wanderte. 143 ) Zell am Zoller, heute Kirche und Friedhof „Maria Zell",16®) ist der Stammsitz der Schenken von Zell, Neuenzell (1269 Niedernzell), Andeck bei Thalheim, Hirrlingen, Erpfingen und Stauffenberg. Siehe Boll! Ein Abschnittsgraben um kleinen Raum auf dem Zeller Horn, das einst zu Zell, jetzt Onstmettingen gehört, ist nicht erforscht, nur in der Kreisbeschreibung Balingen als hallstattzeitlich vermutet. 167 ) Hier könnte eher eine kleine Burg gestanden haben. Die Zollerische Landtafel Merians von 1662 zeigt an dem Platz ein festes Haus, größer als die andern Tiergartenhäuslein. Zimmern bei Hechingen: Eine Flur Bürgle unweit der Kirche weist auf den Platz, an dem der 1134—56 nachweisbare Graf Gottfried von Zimmern, Bruder des Zollergrafen Egino, seinen Sitz gehabt haben dürfte. Zu sehen ist nichts mehr.168) Vgl. auch Heiligenzimmern. NACHTRAG: Hechingen: Die 3 Wohltäter des Klosters Zwiefalten um 1120, nämlich Kuno, Berthold und Berta von Hachingen und ein im Nekrolog unterm 26. Januar eingetragener Wezel (vor 1150) dürften ihren Wohnsitz an Stelle des späteren (neuen) Schlosses gehabt haben. Inneringen: Eine Guota von Inaringz'n schenkte um 1120 dem Kloster Zwiefalten ein goldgefaßtes Bein-Kreuzlein mit einer Blutreliquie des Heilandes (Zwief. Chr. 121). Ihre Wohnung vermuten Maier und Krezdorn (Geschichte von Inneringen 1966, 32 und 95) auf dem 1313 erwähnten Schiltauer Fronhof, dem späteren Zwingerhof. Gammertingen: Das Kloster Mariaberg (jetzt wiirttbg. Heilanstalt oberhalb Gammertingens und Bronnens) sei nach der Ueberlieferung ebenfalls an Stelle einer Burg von einer Gräfin nach Verlust ihrer Kinder gegründet worden. 165) Frdl. Auskünfte des staatl. Vermessungsamts Hechingen und des Herrn Bürgermeisters Beck—Weilheim; U Stetten Nr. 8. 166 ) Note 22; W. Bauer in Aibv. 1931, 289—294. Eine interessante Vermutung über die Herkunft der Schenken von Zell (1250) in H J H 1962, 218! 107 ) Kreisbeschreibung Balingen 1, 173. 168 ) Zwief. 243, 345.