BERATENDE INGENIEURE - Verband Beratender Ingenieure
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BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 1/2 2015 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG BÜROMANAGEMENT PRODUKTE UND PROJEKTE BERATENDE INGENIEURE 1/2 2007 1 KV-Anz_E-buch_Muster_SHT_Hauptbeitrag 05.09.13 17:00 Seite 1 Basiswissen Elektrotechnik für den SanitärHeizungs-Klima – Praktiker Grundlagen für die Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im SHK-Handwerk Es gibt heute wohl keinen Beruf mehr, der ohne ein Grundwissen der Elektrotechnik und Elektronik auskommt. Das Buch spricht den Nichtelektriker an, richtet sich aber in erster Linie an den SHK- Praktiker, um diesen u.a. bei der Erlangung der Qualifikation einer „Elektrofachkraft festgelegte Tätigkeiten“ zu unterstützen. Vermittelt wird ein Einblick in die Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik in einer für den Nichtelektriker verständlichen Sprache. Zudem kommt auch die Praxis nicht zu kurz. Das Buch kann und soll eine berufsorientierte Fachausbildung nicht ersetzen, kann aber einen Fortbildungslehrgang unterstützen und vielleicht das Interesse wecken, sich ausführlicher mit der Elektrotechnik zu befassen. Günter E. Wegner, Seevetal 2013 Basiswissen Elektrotechnik, 1. Auflage 8/2013, 148 Seiten, Format 20,7 cm x 29,7 cm ISBN 978-3-88382-095-8 COUPON Bitte senden Sie mir das Fachbuch „Basiswissen Elektrotechnik“ zum Preis von 39,80 € zzgl. Portokosten 8 Tage unverbindlich zur Ansicht - danach übernehme ich das Buch Firma Bestellungen sind per Post, Fax, E-Mail oder online über den webshop möglich. Post: Krammer Verlag AG, Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf Fax: 0211-9149-480 E-Mail: [email protected] webshop: www.krammerag.de/webshop.php Besteller Straße, Hausnummer PLZ,Wohnort Datum, Unterschrift Lassen Sie sich mit einem Blick ins Buch überzeugen krammerag.de/webshop.php Krammer Verlag Düsseldorf AG, Telefon 0211 / 91 49 - 3 EDITORIAL Bauen digital Vor vierzehn Tagen … Ines Bronowski, Chefredakteurin … haben insgesamt 12 Gesellschafter der Planungs- und Bauwirtschaft – vom Ingenieurverband VBI über die Bauindustrie bis zur Bundesarchitektenkammer – den Gesellschaftervertrag für die gemeinsame Bauen digital GmbH unterzeichnet. Anliegen ist nichts weniger als einer grundlegenden Modernisierung des Planens und Bauens hierzulande den Weg zu bereiten. Die Methode dazu heißt BIM – Building Information Modeling und soll anhand der digitalen Erfassung aller Planungsdaten in einem virtuellen Modell dazu beitragen, den „Teufel im Planungsdetail“ schneller zu erkennen, um Fehler auf der realen Baustelle zu vermeiden, Kosten senken und Termine einhalten zu können. Damit alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette Bau auch dasselbe meinen, wenn sie künftig mit BIM planen und bauen, soll die gemeinsame GmbH die Standardisierung von Prozess- und Bauteilbeschreibungen vorantreiben, Normen und Richtlinien sowie Musterverträge für das Bauen der Zukunft entwickeln. Mit der Zeichnung der Anteile haben die Gesellschafter und das Bundesverkehrsministerium, das als Förderer auch Sitz und Stimme im Aufsichtsrat haben wird, zugleich die Anschubfinanzierung gesichert. Natürlich ist VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius unbedingt zustimmen, wenn er darauf hinweist, dass es mit der Gründung allein nicht getan sei, sondern noch viel zu tun bleibe, damit digitales Bauen zum Standard in allen Bereichen werden kann. Dennoch war der gemeinsame Auftritt des VBI-Präsidenten mit dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, dem Präsidenten des Bauindustrieverbandes und der Architektenkammerpräsidentin zur Vorstellung des Gemeinschaftsunternehmen auf der Bau-Messe in München in jeder Hinsicht bemerkenswert. Wer die Verbändelandschaft mit ihren diversen Mitgliederinteressen und persönlichen Eitelkeiten des Spitzenpersonals ein wenig kennt, kann sich vorstellen, dass da ein beachtliches Stück Arbeit und ein gerüttelt Maß an Beharrlichkeit notwendig waren, um die 12 Verbände und Kammern unter einen Hut, bzw. einen gemeinsamen Gesellschaftervertrag zu bringen. Dass dies gelang, ist an vorderster Stelle auch Verdienst der VBI-Verbandsführung, die sich von der ersten Idee an bis zur nunmehr aus der Taufe gehobenen Bauen Digital GmbH für dieses Projekt stark gemacht hat. Ein Erfolg, der Applaus verdient hat. Einen kleinen Einblick in die praktischen Probleme und Herausforderungen, die es bei der breiten Einführung digitaler Planungs- und Baumethoden zu meistern gilt, geben passend zum aktuellen Anlass zwei der Beiträge dieser Ausgabe. Mirjam Borowietz, Vorstandsmitglied der ZWP-Ingenieur AG, resümiert als TGA-Planerin Erfahrungen und Erkenntnisse aus BIM-Pilotprojekten (S. 36) und Simone Bühler von der HWP Planungsgesellschaft stellt die grenzüberschreitende Integration von Planungsdaten in einem digitalen Gebäudemodell für einen Krankenhausbau vor (S. 40). Welche Themen neben BIM den VBI 2015 beschäftigen werden, ist Thema des Interviews mit VBI-Präsident Dr. Cornelius auf Seite 8. Einen Rückblick auf den ersten europaweiten Workshop zur Vorstellung der inzwischen von der Initiative Praxisgerechte Regelwerke im Bauwesen PRB vorgelegten Vereinfachungsund Verschlankungsvorschläge der Eurocodes lesen Sie auf S. 7. Auch bei dieser inzwischen sehr erfolgreichen Initiative gehörte der VBI zu den Gründungsvätern. Und bevor Sie jetzt umblättern, noch ein Hinweis auf die VBI-Website vbi.de. Dort finden VBI-Mitglieder in der Rubrik Aktuelles den Link zur Konjunkturumfrage 2015. Allerdings läuft hier bereits der Endspurt, denn am 6. Februar endet die diesjährige Mitgliederbefragung, deren Ergebnisse um so aussagefähiger sind, je mehr Mitglieder sich beteiligen! Und in der Rubrik VBI-Magazin haben wir im Archiv den kompletten Jahrgang 2014 zum Downloaden bereitgestellt. Außerdem finden Sie dort das Jahresinhaltsverzeichnis und in den Mediadaten den Themenplan für den hiermit eröffneten Jahrgang 2015. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 3 BuAnzWo?rterbuch_KK:Muster_RAS_Engl_4sp 12.12.2008 11:56 Uhr Seite 101 Matthew Gray Wörterbuch der Haustechnik Deutsch - Englisch Englisch - Deutsch Ausgabe 1 1. Auflage 2007, ca. 680 Seiten, ISBN 978-3-88382-085-9, 39,80 €, zzgl. Versandkosten Krammer Verlag Düsseldorf AG. KRAMMER VERLAG DÜSSELDORF AG Matthew Gray Wörterbuch der Haustechnik Der Autor Matthew Gray, seit einigen Jahren im Krammer Verlag Düsseldorf AG zuständig für den internationalen Teil der Fachzeitschrift RAS, hat ca. 10.000 aktuelle Begriffe aus dem Bereich der Haustechnik zusammengetragen und diese in dem neuen Wörterbuch der Haustechnik Deutsch – Englisch/Englisch – Deutsch veröffentlicht. Ausgehend von seiner Tagesarbeit bildete u. a. mehrsprachiges Informationsmaterial, das ihm von Herstellern der Haustechnik zur Verfügung gestellt wurde, die Quelle für dieses Wörterbuch. So entstand ein Nachschlagewerk, das nicht nur als Handwerkszeug für die Konservation jedweder schriftlicher Form geeignet ist, sondern darüber hinaus sich für die Angebotserstellung, für die Anfertigung grundlegender Verkaufsunterlagen, wie beispielsweise Kataloge, Bedienungsanleitungen, Pressenotizen etc. anbietet. Das Wörterbuch enthält zusätzlich einen umfangreichen Anhang mit ca. 1.000 idiomatischen Sätzen zu den Themen Montage, Inbetriebnahme, Wartung und Vertragsrecht. Dies kann als Grundlage muttersprachlicher Formulierungen dienen. Damit wird das Wörterbuch sowohl für den Kaufmann, den Techniker und den Planer der SHK-Branche zu einem wichtigen Wegbegleiter. Coupon einfach ausfüllen und absenden an: Krammer Verlag AG, Goethestraße 75, 40237 Düsseldorf, Telefon 02 11/91 49-4 28, Telefax 02 11/91 49-4 50 Senden Sie mir das Fachbuch „Wörterbuch der Haustechnik“ von Matthew Gray zum Preis von 39,80 Euro 8 Tage unverbindlich zur Ansicht – danach übernehme ich das Buch. Name Straße Postleitzahl/Ort Datum/Unterschrift Bequem online bestellen: www.krammerag.de/shop INHALT 3 EDITORIAL Bauen digital - vor 14 Tagen ... Ines Bronowski 6 VBI IM DIALOG 7 PRB-Tagung – Europäischer Normungsaustausch Ines Prokop 8 Neues Jahr, neue Herausforderungen – VBI-Präsident Volker Cornelius im Interview 10 NAMEN UND NACHRICHTEN 17 WORAN ARBEITEN SIE GERADE 20 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG EUREF-Campus – Vom Campuskonzept zur Haustechnik Christian Brensing Foto: Jörg Hempel 24 Blue Office, Bochum – Bürogebäude mit Aussicht und Umsicht Thomas Schmidt Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegen der VBI-FIDIC-Seminarflyer und der aktuelle Unita-Brief bei. 28 Wärmeversorgung Gewerbegebiet Germering – ganzheitliche Planung in der kommunalen Energieversorgung Christian Eberl, Maximilian Walch, Alexander Buschmann 32 Sanierung einer Wohnsiedlung in Berlin – Energieeffizienz mit Aufstockung Bärbel Rechenbach BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN 1/2 2015 36 BIM in der TGA-Planungspraxis – Herausforderung datenmodellorientierte Planung Mirjam Borowietz 40 Neubau Krankenhaus USACE – Vorplanung total digital Simone Bühler BÜROMANAGEMENT 44 Planerallianz – Zukunftsmodell für planende Ingenieure? Matthias Still 46 Employer Branding – Wie Arbeitgeber für Bewerber unwiderstehlich werden Gunther Wolf TECHNISCHE AUSRÜSTUNG BÜROMANAGEMENT PRODUKTE UND PROJEKTE BERATENDE INGENIEURE 1/2 2007 1 Zum Titelbild: Rund um den historischen Gasometer in Berlin-Schöneberg entsteht ein CO2-neutrales Gewerbegebiet Abbildung: EUREF AG BERUF UND RECHT 49 ABC des Baurechts – Ermittlung des Honorars bei geänderten Planungsleistungen – Wie ist das Honorar „anzupassen“? Janis Heiliger 50 Urteile in Leitsätzen – Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH Sabine von Berchem 52 PRODUKTE UND PROJEKTE 62 TIPPS UND TERMINE 66 IMPRESSUM BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 5 VBI IM DIALOG Firmengründung Cornelius und Dobrindt präsentieren Bauen digital GmbH Gemeinsam mit Bauindustrie, Verbänden und Kammern der planenden Berufe sowie Softwareherstellern hat der VBI am 20. Januar auf der BAU in München die Bauen Digital GmbH aus der Taufe gehoben. Wie der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt bei der öffentlichen Vorstellung der Plattform Digitales Bauen unterstrich, sei die Bauen Digital GmbH ein Meilenstein auf dem Weg zum Bauen der Zukunft. „Die Plattform soll maßgeblich dazu beitragen, dass modernstes digitales Bauen in allen Bereichen zum Standard wird.“ VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius ergänzte für die Ingenieure: „Wir wollen eine noch bessere Zusammenarbeit, die Transparenz, Kosten- und Termintreue steigern und Effizienzpotenziale nutzen. Dafür brauchen wir mehr als innovative Software, alle Beteiligten an Planung und Bau müssen an einem Strang ziehen.“ Die Bauen Digital GmbH ist auch Resultat der Arbeit der Reformkommission Großprojekte, die angesichts der Problemprojekte Stuttgart 21 und BER von Dobrindt-Vorgänger Ramsauer ins Le- ▲ Minister Dobrindt und Dr. Cornelius bei der Pressekonferenz in München ben gerufen worden war. Der VBI war von Anfang an in der Kommission vertreten und hat sich mit Nachdruck für die Gründung der Bauen Digital GmbH eingesetzt, „denn die Ingenieure haben als Treuhänder des Bauherrn eine Schlüsselrolle bei Projektsteuerung, Kommunikation und Qualitätssicherung“, wie Cornelius in München erneut betonte. Mit Blick auf die Zuständigkeit des Ministers, erinnerte er aber auch daran, was es bedeutet große Datenmengen verarbeiten zu müssen: „Dafür benötigen wir auch die entsprechende digitale Infrastruktur in Form von Breitbandzugängen.“ Ingenieur-Zukunft VBI trifft EU-Parlamentarier Der VBI präsentierte Ende vergangenen Jahres in Brüssel die Ergebnisse der Verbandsumfrage zum Zukunftsbild des Beratenden Ingenieurs. Thema der Veranstaltung zur Zukunft der Freien Berufe 2020 war die EU-Transparenzinitiative, die den Anstoß zu der VBI-Umfrage gegeben hatte. Im Zuge der EU-Transparenzinitiative, die Wettbewerbsbarrieren abbauen soll, stehen die nationalen Vorschriften der Freien Berufe in Europa auf dem Prüfstand. Vor diesem Hintergrund haben VBI und weitere Vertreter der Freien Berufe gemeinsam deren Bedeutung und Funktion für die Gesellschaft, für Wachstum und Beschäftigung in der Euro- 6 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 ▲ VBI-Hauptgeschäftsführer Metzler bei der Diskussion in Brüssel päischen Union hervorgehoben. „Das hohe Vertrauen in die Freien Berufe ist lange erarbeitet worden, insbesondere durch eine hervorragende Ausbildung, kontinuierliche Weiterbildung und eigene Qualitätssicherungsmechanismen“, sagte VBI-Hauptgeschäftsführer Arno Metzler zur möglichen Deregulierung des Berufsstands. In der EU fehle es nicht an Wettbwerb, sondern an Regelungen, die der Qualität und nicht dem Preiskampf verpflichtet seien. Metzler präsentierte zudem eine Studie des Wirtschafts- und Sozialausschusses, die erstmals die Situation der Freien Berufe europaweit analysiert, darunter in einem Kapitel die Beratenden Ingenieure. VBI IM DIALOG PRB-Tagung Erfahrungsaustausch im Interesse der Praxistauglichkeit Der erste internationale Workshop der Initiative Praxisgerechte Regelwerke im Bauwesen e.V. (PRB) im Dezember 2014 übertraf mit rund 90 Teilnehmern und einem konstruktiven Meinungsaustausch alle Erwartungen. Erstmals seit ihrer Gründung vor knapp vier Jahren hatte die deutsche Initiative PRB sowohl inals auch ausländische Vertreter aus europäischen Normungsgremien, Ingenieurverbänden und anderen Interessenverbänden zu diesem zweitägigen Treffen nach Berlin eingeladen. Dabei standen folgende zwei Anliegen im Blickpunkt der PRB-Vertreter: erstens der Austausch über die unterschiedlichen Erfahrungen mit den Eurocodes in den verschiedenen Ländern; zweitens die Beratung der Ansätze zur Verbesserung der Eurocodes, die in den vergangenen Jahren von den PRB-Projektgruppen erarbeitet wurden. Im ersten Tagungsblock berichteten Normungsexperten aus Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, der Schweiz, Schweden und Spanien über den Stand der Einführung und die praktische Anwendung der Eurocodes in ihren Ländern. Dabei waren sich Referenten und Zuhörerschaft in einem Punkt einig: der enorme Umfang der Eurocodes erschwert deren Anwendung. Von den Vortragenden wurde vielfach der Wunsch nach verbesserter Lesbarkeit der jeweiligen Eurocodes geäußert. Um die Anwendung der europäischen Bemessungsnormen zu erleichtern, sind in vielen Ländern eigene nationale Kurzfassungen oder Kommentare erarbeitet und veröffentlicht worden. Große Unterschiede gibt es in Europa bezüglich der baurechtlichen Einführung der Eurocodes. In einigen Ländern, wie Norwegen, Schweden und Deutschland, sind die Ingenieure für die Tragwerksplanung zur Anwendung der Eurocodes verpflichtet, da die nationalen Bemessungsnormen außer Kraft gesetzt wurden. In anderen Ländern, wie Frankreich, Groß- britannien und Spanien, ist die Anwendung der Codes bislang nur für öffentliche Bauten obligatorisch. Charles Goodchild vom britischen TCC (The Concrete Center) berichtete, dass nach neuester Statistik etwa 45 % der Bauvorhaben in Großbritannien mit den Eurocodes bemessen werden. In der Schweiz wiederum dürfen die nationalen SIA-Normen des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) nach wie vor uneingeschränkt angewendet werden. Der Schweizer Hans Rudolf Ganz betonte die Vorteile der kompakten SIA-Normen, die mit den Eurocodes kompatibel sind. Insgesamt wurde deutlich, dass die ungleiche baurechtliche Einführung der Eurocodes in den jeweiligen Ländern ganz unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Eurocodes bewirkt. Daher ist die angestrebte gesamteuropäische Harmonisierung der Eurocodes für die Mitarbeiter der Normungsgremien eine große Herausforderung. Nach den Berichten aus Europa erörterten Mitarbeiter der PRB-Projektgruppen ihre Vorschläge zur Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit der Eurocodes. Im Fokus des ersten Veranstaltungstages standen die Eurocodes 0 und 1. Am zweiten Tag standen die Eurocodes 2 und 7 im Mittelpunkt. Erfreulich, dass die Anregungen von PRB für die Überarbeitung der Eurocodes auch von bislang vermeintlichen Skeptikern der Initiative PRB aus Europa überwiegend offen aufgenommen wurden. Die konstruktiven Diskussionen des Workshops forcierten bei allen Teilnehmern das Überdenken der eigenen Position. So bestätigte die Veranstaltung, dass nur durch den Gedankenaustausch der unterschiedlichen interessierten Kreise ein Kompromiss möglich wird. Zur Fortsetzung und Ausweitung des Dialoges wird eine Folgeveranstaltung anvisiert. PRBZiel ist es, zukünftig auf die Entscheidungsfindungsprozesse in Europa noch stärkeren Einfluss nehmen zu können, damit die Normen für die Tragwerksbe- bauw esen forum Edited by Manfred Nußbaumer, Robert Hertle and Lars Meyer Proceedings of the first PrB-Workshop on Contributions for the Ease of use of the Eurocodes b messung in Europa praxistauglich bleiben. Die Vorträge der Tagung wurden in einem englischsprachigen Tagungsband zusammengefasst und können über den Beuth-Verlag gedruckt (Bestell-Nr. 2501) oder als E-Book (Bestell-Nr. 25196) jeweils zum Preis von 64 Euro (Kombipaket: 83,20 Euro) auf der Webseite des Beuth-Verlages (www.beuth.de) bestellt werden. Dr. Ines Prokop KURZ GESAGT Neuer Vorstand im VBI-Verkehrsausschuss: Zum Leiter des Gremiums wählten dessen Mitglieder Jochen Ludewig, Grontmij GmbH, gleichzeitig auch VBI-Landesvorsitzender in Hessen. Seine Stellvertreter sind HansJörg Niemeck, Inros Lackner SE, und Hermann Hasselmann, Hasselmann Müller Planungsgesellschaft mbH. Führungswechsel auch im VBIAuslandsausschuss: Heiko Scheibe, IGIP Darmstadt ist neuer Vorsitzender des Auslandsausschusses, seine Stellvertreter sind Dr. Ralf Meyerhoff, CES Consulting Engineers Salzgitter GmbH, und Dr. Hans-Christoph Schaefer-Kehnert, GFA Consulting Group. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 7 VBI IM DIALOG Im Interview Neues Jahr – neue Herausforderungen? 2015 hat begonnen. Mit der BAU in München und dem inzwischen vierten Außenwirtschaftstag Planen und Bauen Ende Januar (BI berichtet in der nächsten Ausgabe) fanden die ersten wichtigen Branchentreffen statt. m Gespräch mit BI erläutert VBI-Präsident Dr.-Ing. Volker Cornelius zentrale Anliegen und Aufgaben der VBI-Verbandsführung in diesem Jahr. Herr Dr. Cornelius, der VBI-Vorstand trifft sich Ende des Monats mit dem EFCA-Vorstand in Berlin. Welche Themen werden Sie besprechen? Ein zentrales Thema wird die Fortsetzung der im vergangenen Jahr in EFCA begonnenen Diskussion um ein gemeinsames Berufsbild sein. Dazu muss man wissen, dass die meisten der im EFCA-Vorstand aktiven Ingenieure aus eher industriegeprägten Ingenieurunternehmen kommen, während wir uns in Deutschland, aber auch die Kollegen in Österreich, der Schweiz und dem Benelux-Raum als Beratende Ingenieure den Freien Berufen zugehörig fühlen. Interessanterweise haben die neuerdings wieder forcierten Deregulierungsbestrebungen aus Brüsssel die diesem Selbstverständnis zugrundeliegenden Werte, also vor allem die von Liefer- und Herstellerinteressen unabhängige Leistungserbringung und die berufliche Selbstverwaltung und -kontrolle im Dienste von Qualität und Qualifikation durch die Ingenieurkammern, in ein ganz neues Licht gerückt. Vor allem die Unabhängigkeit der Leistungserbringung, das Alleinstellungsmerkmal beratender Ingenieure und ihrer Büros, wird auch im EFCA-Board als hervorragendes Marketinginstrument gesehen, um Image und Akzeptanz unseres Berufsstandes europaweit zu stärken. Mit EFCA-Unterstützung wollen wir das Leitbild des unabhängigen Planers quasi zur EU-Marke entwickeln. Darüberhinaus sind meine Vorstandskollegen sowie hoffentlich einige Firmenvertreter anwesend, so dass interessante Gespräche zu erwarten sind. 8 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Verbandsintern war die Diskussion um das Zukunftsbild des Beratenden Ingenieurs ja ein wichtiges Thema des vergangenen Jahres. Wie lautet Ihr Fazit? Wie geht es nun weiter? Diese vor dem Hintergrund der EUTransparenzinitiative geführte Diskussion, die alle unsere Berufsregeln und die Organisationsweise der Beratenden Ingenieure erneut auf den Prüfstand stellt, war sehr hilfreich. Wir haben so die Rückversicherung, dass die Mehrheit der Mitglieder unser System des Beratenden Ingenieurs und dessen freiberufliche Selbstverwaltung durch die Ingenieurkammern richtig und wichtig findet. Jetzt gilt es, dieses Berufsbild weiter auszuformen. Dabei geht es uns z. B. darum, Ingenieuren in größeren Unternehmen, die selbstständig und unabhängig von den gesellschaftsrechtlichen Eigentümern große und komplexe Projekte leiten, also im besten Sinne als Beratende Ingenieure im Interesse ihrer Auftraggeber tätig sind, auch den Zugang zu diesem Titel zu ermöglichen. Hier wollen wir in diesem Jahr mit den Kammern gemeinsam weiter vorankommen – also aktiv mitgestalten, statt irgendwann eine administrative Lösung zu erleiden. Themenwechsel. BIM, also Building Information Modeling, war ebenfalls 2014 in aller Munde. Was soll die in diesem Zusammenhang vom VBI mitinitiierte Bauen digital GmbH leisten? Das gemeinsame Unternehmen von Planerverbänden, Bauwirtschaft und der Initiative buildungSMART soll als Partner des Bundes die Entwicklung verbindlicher Standards und Normen zur Einführung und Anwendung von BIM gewährleisten. Der VBI will dadurch erreichen, dass auch künftig kleine und mittlere Ingenieurbüros an den unterschiedlichsten Projekten mitarbeiten können, ohne für jeden Auftrag in neue Software und entsprechende Mitarbeiterschulungen investieren zu müssen. Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass die Ingenieure ihre zentrale Rolle im Planungsprozess behalten – nicht nur im eigenen Interesse sondern auch im Interesse des Gesamtprojektes. Wie ist der Stand der Dinge? Wir haben vor 14 Tagen in München auf der BAU den Gesellschaftervertrag paraphiert. Das heißt, die Gesellschaft kann jetzt gegründet werden und nach einer gewissen Anlaufzeit, wenn Geschäftsführung und Mitarbeiter angestellt sind, im Sommer richtig an die Arbeit gehen. Stichwort Wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Was erwartet der VBI 2015 von der Politik? Da möchte ich vor allem zwei Punkte ansprechen. Punkt eins ist die Umsetzung der EU-Vergaberichtlinie in deutsches Recht. Leider zeichnet sich inzwischen ab, dass die VOF als eigenständiges Regelwerk abgeschafft werden soll. Für deren Beibehaltung hatte sich der VBI bislang stark gemacht und auch die Zusicherung der Spitze des Bundesbauministeriums erhalten. Wie aus den Anfang Januar vom Bundeskabinett vorgelegten Eckpunkten zur Umsetzung der EU-Vergaberichtlinie hervorgeht, sollen die speziellen Vergabevorschriften für Architekten- und Ingenieurleistungen, das jetzige VBI IM DIALOG Kapitel 3 der VOF, und die Regeln für Wettbewerbe, also zum Auslobungsverfahren aus Kapitel 2 der VOF, als neuer Abschnitt in eine einheitliche Vergabeverordnung eingehen. Wenn das so kommt, müssen wir jetzt gemeinsam mit den anderen Planerorganisationen beim federführenden Bundeswirtschaftsministerium dafür kämpfen, dass die Neuregelungen nicht hinter die VOF zurückfallen. Punkt zwei ist die gesamtschuldnerische Haftung. Hier sind wir nach langen Jahren der Suche nach einer schuldrechtlichen Lösung leider nicht vorangekommen. Deshalb ist unser Ziel jetzt eine ver- sicherungstechnische Lösung über die Objektversicherung. 6. Welche Aufgaben und Herausforderungen sehen Sie außerdem für die Verbandsarbeit? Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr die direkte verbandsinterne Kommunikation zu stärken. Das heißt, wir als Verbandsführung wollen mehr mit den Mitgliedern als über sie sprechen. Geplant ist, die Treffen der Landesverbände und Fachgremien für den Dialog mit dem ganz normalen Mitglied zu nutzen. Ich möchte erreichen, dass wir als Verbandsfüh- rung schneller erfahren, wo unsere Mitglieder der Schuh drückt, was wir für sie und ihre Unternehmen tun können. 7. Der VBI-Kongress 2015 findet Ende November in Baden-Baden statt. Dort stehen turnusgemäß Vorstandswahlen auf dem Programm. Werden Sie wieder für das Präsidentenamt kandidieren? Ja, ich bin bereit, mich erneut zur Wahl zu stellen. Für das Gespräch bedankt sich Ines Bronowski VBI-EFCA-Erfolg Bürokratieabbau bei EU-Entwicklungszusammenarbeit Der VBI hat sich erfolgreich mit Hilfe des europäischen Dachverbands EFCA für eine Vereinfachung bei der Bewerbung um Programme der EU-Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt. VBI-Mitglied Dr. Hans-Christoph Schaefer-Kehnert, GFA Consulting Group, hatte den VBI auf eine Verschärfung der Practical Guidelines (PRAG) zur Bewerbung um Programme im Rahmen der „EU External Actions“ aufmerksam gemacht. Mit Unterstützung des VBI-Auslandsausschusses wurde EFCA eingeschaltet, so dass die Europäische Kommission zu einem Corrigendum bewegt werden konnte. Demnach sollen im Frühjahr 2015 folgende Erleichterungen veröffentlicht werden: - Begrenzung der zulässigen Liquiditätsanforderungen zur Bewertung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit - Erläuterung, dass zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer abweichende Vereinbarungen zum Haftungslimit möglich sind (bei Auftragsvolumina unterhalb von 1 Mio. Euro) - Begrenzung der umfassenden Auskunftspflichten über Mitarbeiter auf „key experts“ sowie Zulässigkeit von Ano- nymisierungen (im Sinne des Arbeitnehmerdatenschutzes) - Aufgrund anderer Rechtsvorschriften kann eine Verlängerung der dreijährigen Referenzenfrist dagegen nicht gewährt werden. Auch eine Verkürzung des Haftungszeitraums wird nicht eingeräumt. Insgesamt senken diese Änderungen die Hürde zur Beteiligung von Ingenieurbüros und reduzieren den Bewerbungsaufwand – ein schöner Erfolg der verstärkten VBIPräsenz auf europäischem Parkett. VBI-FG Architektur und Technik stützung durch Sascha Ratayski und Tatjana Steidl in der VBI-Geschäftsstelle aus der Taufe gehobene Veranstaltungsformat Zukunft hat. Bei der Premiere hatte Baurechtsexperte RA Dietmar Hartnick mit seinem Impulsvortrag über Bauzeitverlängerungen und die Durchsetzung daraus resultierender zusätzlicher Honoraransprüche die Diskussion entfacht. Insbesondere sein Rat an Architekten und Ingenieure, die Möglichkeit zur Honoraranpassung bei Eintreten entsprechender Umstände von vornherein vertraglich festzuschreiben, forderte Widerspruch heraus. Mehrere Teilnehmer berichteten von ihren Erfahrungen, dass solche Klauseln praktisch nicht mehr durchsetzbar seien. Die auf Auftraggeberseite schon bei Ver- tragsabschluss bewusst einkalkulierte Konfrontation sei eher Regel, denn Ausnahme. Am Ende war sich die Runde einig, dass ein kultureller Wandel am Bau dringend erforderlich ist. Es gelte wieder Rechtsfrieden zwischen Auftraggebern und Planern herzustellen, wie BDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Welter unterstrich. Diese zentrale politische Aufgabe müsse natürlich verbändeübergreifend angepackt werden. Als nächsten Schritt der VBI-BDA-Zusammenarbeit im Rahmen der VBI-Fachgruppe Architektur und Technik vereinbarten Welter, Ratayski und Zimmermann ein Arbeitstreffen, um Themen der Plattformtreffen 2015 zu vereinbaren. Gelungener Neustart Mit einem angeregten Meinungsaustausch über Kooperation und Konfrontation zwischen Auftraggebern und Architekten und Ingenieuren hat die VBI-Fachgruppe Architektur und Technik am 11. Dezember in Berlin einen gelungenen Neustart hingelegt. Die rund 30 Teilnehmer des gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten BDA konzipierten Treffens von Architekten und Ingenieuren waren sich einig, dass dieser Dialog zwischen VBI- und BDA-Mitgliedern unbedingt fortgesetzt werden soll. Auch VBI-Fachgruppenchef Fabian Zimmermann zeigte sich überzeugt, dass das mit Vorstandsunter- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 9 NAMEN UND NACHRICHTEN Nachfolge im Planungsbüro Eckpunkte Neue Seminartermine Modernisierung des Vergaberechts Der VBI hält für seine Mitglieder verschiedene Informationsmöglichkeiten rund um das Thema Nachfolge bereit. Seit Jahresbeginn stehen auch die Termine für die Seminare fest. Egal ob ein Büro zum Verkauf steht oder sich einer junger Ingenieur für eine Übernahme interessiert, beide Parteien sind in den Seminaren „Übergabe und Nachfolge in Planungsbüros“ gut aufgehoben. Den Auftakt macht wie immer Berlin am 12. März. Es folgen die Seminare in Hamburg am 8. Mai und Frankfurt am 18. Juni. Danach geht es am 21. Oktober in Stuttgart weiter, bevor am 4. November das Nürnberger Seminar den Jahrgang beschließt. Im Mittelpunkt der Seminare steht die systematische Planung der Übergabe. Durch die langjährige Erfahrung der Referenten und den kleinen Teilnehmerkreis bleibt zudem viel Raum für individuelle Fragen. Basis für die Zusammenarbeit mit den Referenten ist der von BDU und VBI getragene „Kooperationsverbund Unternehmensübergaben“. Gerade kleinere und mittlere Büros stehen bei den Seminaren im Mittelpunkt. Die Themenpalette reicht von Mitarbeiterbindung (Wie binde ich gute Mitarbeitern an mein Büro? Ist mein Mitarbeiter X geeignet, mein Nachfolger zu werden?) über die Wertermittlung des Unternehmens (Welches Wertermittlungsverfahren ist das richtige? Warum oder wann sollte ich den Wert meines Büros ermitteln lassen?) bis zu Finanzierungsmöglichkeiten (Wie kommt mein Nachfolger an Geld? Was kann der Verkäufer tun?). Wer keine Zeit für einen Seminarbesuch hat, findet einige grundsätzlich Informationen und Praxistipps im VBI-Leitfaden „Nachfolge in Planungsbüros“, der auf der VBI-Website (www.vbi.de/Bookshop) bestellt werden kann. Außerdem unterhält der VBI eine nichtöffentliche Datenbank für Inhaber von Planungsbüros und möglichen Kaufinteressenten. Weitere Informationen zum Thema Büroübergabe: Martina Gabriel, [email protected], Tel. 030/26062-231. 10 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Das Bundeskabinett beschloss am 7. Januar die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erarbeiteten Eckpunkte zur Umsetzung der EUVergaberichtlinie in nationales Recht. Danach bleibt es dabei, dass das Vergabeverfahren für Liefer- und Dienstleistungen sowie für freiberufliche Leistungen in der Vergabeverordnung (VgV) zusammengeführt werden. Eine VOF als eigenständiges Regelwerk soll es künftig nicht mehr geben. Die spezifischen Vergabevorschriften zur Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen (bislang Kapitel 3 der VOF) und die Vorschriften zu Wettbewerben (Auslobungsverfahren) im Bereich der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens (bislang Kapitel 2 der VOF) sollen stattdessen als neuer Abschnitt in die Vergabeverordnung aufgenommen werden. Dieser Abschnitt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) erarbeitet und steht abweichend von der sonstigen Federführung des BMWi unter gemeinsamer Federführung von BMWi und BMUB. Erfreulich ist, dass die Regelungen zur Eignungsprüfung vereinfacht werden sollen. Durch die Einführung einer Einheitlichen Europäischen Eigenerklärung sollen die Bieter von der Verpflichtung ei- ner frühzeitigen Vorlage umfangreicher Nachweise und Bescheinigungen entlastet werden. Zur „Einheitlichen Europäischen Eigenerklärung“ wurde bereits ein Entwurf vorgelegt, zu dem bis Mitte Januar Stellung genommen werden konnte. Künftig müssen dann nur diejenigen Bieter, die für den Zuschlag in Betracht kommen, die erforderlichen Bescheinigungen einreichen. Auch wenn der Zuschlag wie bisher weiterhin auf das wirtschaftlichste Angebot erteilt werden muss, können künftig neben dem Preis soziale, ökologische und innovative Aspekte stärker in die Bewertung einfließen. Der öffentliche Auftraggeber soll hierbei konkrete Vorgaben zu den umweltbezogenen und sozialen Eigenschaften der zu beschaffenden Leistungen machen. Außerdem soll kleinen und mittleren Unternehmen künftig der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erleichtert werden. Soweit ein Mindestumsatz zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verlangt wird, soll dafür eine Höchstgrenze gesetzt werden. Der Kabinettsbeschluss für die Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen ist bereits für das Frühjahr geplant. Alle übrigen Novellierungsschritte müssen bis April 2016 abgeschlossen sein. Berufsgruppenranking Ingenieure unter den Top Ten Fragt man die Deutschen, welcher Berufsgruppe sie am meisten vertrauen, landen die Feuerwehrleute auf Platz 1 (97 %), gefolgt von Sanitätern und Krankenpflegepersonal. Auch die Ingenieure haben es unter die Top Ten der zur Wahl stehenden 32 Berufsgruppen geschafft. Mit einem Vertrauensindex von 80 % kamen sie exakt auf den 10. Platz. Das geht aus der Studie „GfK Trust in Professions 2014“ hervor, die auf 28.000 Verbraucherinterviews basiert, die der GfK-Verein zur Förderung der Marktforschung in 25 Ländern durchgeführt hat. Die Versicherungsvertreter (19 %) landeten in Deutschland auf dem vorletzten Platz, deutlich hinter den Bankern (39 %), aber vor den Politikern (15 %), die auch in 21 weiteren Ländern den geringsten Zuspruch erhielten. Die schlechte Platzierung der Volksvertreter verblüfft insofern, als Bürgermeister deutlich besser abschneiden: Ihrem führenden Kommunalpolitiker vertrauen knapp 55 % der Deutschen. NAMEN UND NACHRICHTEN Baukostenstudie Schweiz weltweit am teuersten Wie aus dem von VBI-Mitglied Arcadis Mitte Januar veröffentlichen jährlichen weltweiten Baukostenvergleich hervorgeht, war das Bauen 2014 in der Schweiz am teuersten. Es folgen Dänemark und Hongkong, mit 2014 jedoch jeweils gesunkenene Baupreisen. Deutschland rangiert auf Rang 9. Während hierzulande das Bauen 2014 teurer geworden ist, sanken die relativen Baukosten in Japan und Singapur erheblich. Außerdem ergab die vom Arcadis EC Harris Strategic Research und Insight Team zusammengestellte Studie, die auf dem Vergleich der Baukosten für jeweils 13 Gebäudetypen in 43 Ländern basiert, dass Bauen derzeit in Japan günstiger ist als in den USA. Für 2015 prognostizieren die Wissenschaftler angesichts niedriger Rohstoffpreise einen gebremsten Baukostenanstieg. Den vollständigen „Arcadis International Construction Costs Report“ finden Sie auf: www.arcadis.com Ingenieurbaupreis 2015 Zwei Auszeichnungen für sbp Der „Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis“ 2015 geht an die Schweizer Ingenieure Walt + Galmarini AG, die gemeinsam mit der Markus Schietsch Architekten GmbH den nach funktionalen, technischen, wirtschaftlichen und gestalterischen Gesichtspunkten von der Jury einstimmig zum Sieger gekürten „Kaeng Krachan Elefantenpark“ im Zoo Zürich geplant haben. Außerdem zeichnete die Jury vier weitere Projekte aus, von denen gleich zwei die Handschrift des Stuttgarter VBI-Mitgliedsunternehmens Schlaich Bergermann und Partner (sbp) tragen. In der Urteilsbegründung der von Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Universität der Bundeswehr München, geleiteten Jury heißt es über das Preisträgerprojekt, dass der Elefantenpark sowohl architektonisch als auch ingenieurtechnisch durch die aufgelöste, weit gespannte Schalenkonstruktion in Brettsperrholz-Bauweise besteche. Die hybride Gesamtkonstruktion sei eine große Herausforderung für die numerische Modellbildung und für die nichtlineare Analyse. Zum Wettbewerb waren 46 Projekte mit Standorten in neun Ländern eingereicht worden, die in hervorragender Weise die gesamte Breite des Bauingenieurwesens widerspiegeln. Weitere vier Auszeichnungen vergab die Jury an: • das Solarenergie-Projekt „Ultimate Trough Test Loop“, Harper Lake, Kali- ▶ Das mit dem Ingenieurbaupreis ausgezeichnete Elefantenhaus. ▼ Die ausgezeichnete Grubentalbrücke von sbp. fornien (USA) des Ingenieurbüros Schlaich Bergermann und Partner sbp • das Projekt „Baugruben zur Erweiterung des Rheinkraftwerks Iffezheim“ der Büros Kempfert + Partner Geotechnik und RMD-Consult GmbH • die Grubentalbrücke im Zuge der DBNeubaustrecke Ebensfeld-Erfurt, Goldisthal im Thüringer Wald von Schlaich Bergermann und Partner sowie • Sanierung und Instandsetzung der Saarbrücke Mettlach, geplant und ausgeführt von der Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH. Mit dem aktuellem Wettbewerb wurde der seit 1988 alle zwei Jahre vom Verlag Ernst & Sohn vergebene Ingenieurbaupreis für herausragende Leistungen im Konstruktiven Ingenieurbau dem Bauingenieur Ulrich Finsterwalder gewidmet und entsprechend umbenannt. Ernst & Sohn führt auf diese Weise in Kooperation mit den Nachkommen Finsterwalders die Gründungsidee des Ingenieurbaupreises fort, den Berufsstand der Bauingenieure in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu stärken. Die Preisverleihung fand am 30. Januar im Deutschen Museum in München statt. www.ingenieurbaupreis.de. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 11 NAMEN UND NACHRICHTEN ▲ Ausgezeichnete Ingenieurleistung: Membran-bespanntes Seilnetzdach in der Stahlbau-Ingenieurpreis 2015 Mike Schlaich gewinnt Hochbau-Preis Mike Schlaich von Schlaich Bergermann und Partner, Berlin, wird für die Überdachung am KundenCenter der Autostadt in Wolfsburg mit dem „Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues“ in der Kategorie Hochbau ausgezeichnet. Die Idee des Daches als „Blatt in der Landschaft“ wird durch die geschwungene Form des Stahlträgers mit dem leichten Flächentragwerk sehr gut umgesetzt. Die Konstruktion ist ein membranbespanntes Seilnetzdach, das mit geringem Materialaufwand und in nachhaltiger Ausbildung eine Fläche von rund 1.600 m² überspannt und in nur 15 Monaten geplant und gebaut werden konnte. ▶ Montage der 1.420 m langen Sundsvall Brücke, ausgezeichnet mit dem Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaus Foto: Firmengruppe Max Bögl 12 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 In der Kategorie Brückenbau gewinnt Stephan Lüttger von Max Bögl für die Fertigung und Montage der spektakulären Großbrücke Sundsvall in Schweden. „Wir konnten wieder großartige Ingenieurleistungen auszeichnen“, so Dr. Bernhard Hauke, Geschäftsführer von bauforumstahl zum Ergebnis des Wettbewerbs, der 2014 zum zweiten Mal ausgelobt worden war. Neben den beiden Preisen vergab die Jury weitere acht Auszeichnungen, von denen fünf an VBI-Mitglieder gingen. Die Preisverleihung fand am 20. Januar auf der BAU 2015 in München statt. Autostadt Wolfsburg Foto: Tobias Hein Preisträger Kategorie Hochbau Überdachung der Ausfahrt vor dem Kunden Center der Autostadt Wolfsburg Ingenieur: Prof. Mike Schlaich mit Ron Marten-Behnke, David Sommer, Mathias Nier und Stephanie Thurath von schlaich bergermann und partner, Berlin Architekt: Graft – Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin Auszeichnungen: King Fahad Nationalbibliothek in Riad, Saudi-Arabien Ingenieur: Klaus Bollinger mit Mark Fahlbusch, Bollinger+Grohmann Ingenieure, Frankfurt am Main Architekt: Gerber Architekten, Dortmund NAMEN UND NACHRICHTEN Estádio Jornalista Mário Filho – Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, Brasilien (siehe BI 7-8/2013, S. 29 ff) Ingenieur: Knut Göppert mit Knut Stockhusen, Thomas Moschner und Miriam Sayeg, schlaich bergermann und partner, Stuttgart Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Turmbauwerk – Duisburg Ingenieur: Prof. Harald Kloft mit Prof. Klaus Fäth, Dr. Florian Mähl und Martin Schneider von osd GmbH & Co. KG, Frankfurt/M. Architekt: Ortner & Ortner Baukunst, Köln Stahlbauer: stahl + verbundbau, Dreieich Innovatives Verbundmittel für integrierte Deckenträger – CoSFB Betondübel Ingenieur: ArcelorMittal – Technische Beratung Preisträger Kategorie Brückenbau Fertigung und Montage der Sundsvall Brücke in Schweden Stahlbauer: Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH & Co. KG, Sengenthal Auszeichnungen: Neubau der Waschmühltalbrücke Ingenieur: Volkhard Angelmaier mit Rico Stockmann, Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG, Stuttgart Architekt: AVI Architekten GmbH, Kaiserslautern, Fuß- und Radwegbrücke Hagelsbrunnenweg, Stuttgart-Vaihingen Ingenieur: Stephan Engelsmann von Engelsmann Peters Beratende Ingenieure, Stuttgart Innkanalbrücke Töging Ingenieur: Daniel Schäfer mit Dr. Frank Jungwirth von BPR Dr. Schäpertöns & Partner, Neubau der Osthafenbrücke Frankfurt am Main Ingenieur: Sebastian Schultheis von Grontmij GmbH, Frankfurt Architekt: Ferdinand Heide Architekt BDA, Frankfurt/Main Stahlbauer: Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH & Co. KG, Sengenthal Weitere Informationen: www.bauforumstahl.de Coplan ▲ Der ausgezeichnete Coplan-Firmensitz Prämierter „Bullenstall“ Die Coplan AG aus Eggenfelden erhielt für Bau und Sanierung des einstigen Bullenstalls der Schlossökonomie Gern und damit „für den Erhalt von denkmalgeschützten Bauwerken in Bayern“ im September den bayerischen Denkmalpflegepreis 2014 in Bronze. Coplan hatte die Schlossökonomie Gern in Eggenfelden zum Firmensitz umgewidmet. Mit dem Umbau des 1830 entstandenen, in den 1960er Jahren zum „Bullenstall“ umfunktionierten Steildachstadel hat das Ingenieurunternehmen zudem ein Stück regionaler Kulturgeschichte bewahrt und gleichzeitig einen Standort mit 120 hochmodernen Arbeitsplätze gestaltet, was nun mit dem Denkmalpflegepreis in Bronze in der Kategorie „private Bauwerke“ honoriert wurde. Pbr-Projekt Campus Kamp-Lintfort ausgezeichnet ▲ Campus Kamp-Lintfort Foto: Klemens Ortmeyer Bereits zum sechsten Mal hat der „BDA Linker Niederrhein“ 2014 seine „Auszeichnung guter Bauten“ vergeben. Dabei wurde Ende November auch das Projekt der pbr Planungsbüro Rohling AG, VBI-Mitglied seit 1967, Campus Kamp-Lintfort der Hochschule Rhein-Waal mit einer Anerkennung gewürdigt. Der Entwurf für den Campus entstand in Zusammenarbeit mit dem Straelener Architekten Michael van Ooyen und ging 2010 als 1. Preis aus einem Generalplanerwettbewerb hervor. Zum Auszeichnungsverfahren waren Bauwerke, Gebäudegruppen und städtebauliche Anlagen jeglicher Nutzung zugelassen, die seit Juni 2010 fertiggestellt wurden. Der Campus Kamp-Lintfort der Hochschule Rhein-Waal gehört zu den modernsten Hochschulstandorten des Landes und ist gekennzeichnet durch vier zwei- bis dreigeschossige Neubauten, die einen klar gefassten zentralen Platz ausbilden. Im Norden des Campus bildet ein quadratischer Baukörper, der als Hörsaalzentrum und Bibliothek fungiert, den Kopf der Hochschule. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 13 NAMEN UND NACHRICHTEN Freie Berufe LAP Structural Award für Elbauenbrücke Die von LAP Leonhardt Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG, Stuttgart, geplante Elbauenbrücke Schönebeck wurde Mitte November in London mit dem Structural Award 2014 in der Kategorie „Highway or Railway Bridge Structures“ ausgezeichnet. Die Begründung der Jury lautet: „The judges were impressed by the elegant simplicity of the bridge which has been thoughtfully detailed to fit perfectly into the surrounding landscape whilst, at the same time, creating a landmark structure. The steel box superstructure was well chosen to suit the segmental erection methodology, to provide aerodynamic stability and to provide Prämierte Elbauenbrücke Schönebeck smooth lines to the deck, reducing its apparent depth.“ Die neue, 1.129 m lange Elbauenbrücke Schönebeck besteht aus einer 309 m langen südlichen Vorlandbrücke, der 489 m langen Hauptbrücke über die Elbe und einer 331 m langen nördlichen Vorlandbrücke. Die Hauptbrücke ist eine Schrägkabelbrücke aus Stahlverbund mit 185 m Hauptspannweite und einem A-Pylon. Die Structural Awards werden seit 1968 vom Institution of Structural Engineers verliehen und gehören zu den weltweit renommiertesten Ingenieurbaupreisen. Fachkräfte GIZ-Programm für tunesische Ingenieure Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH bietet in Zusammenarbeit mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und der tunesischen Arbeitsagentur ANETI Ingenieurbüros Unterstützung bei der Suche nach hochqualifizierten Fachkräften. Das Projekt mit dem Titel „deutsch-tunesischer Mobilitätspakt“ gilt vornehmlich Ingenieuren aus den Bereichen Informatik und Elektrotechnik. Im Rahmen des Projekts sollen die Teilnehmer nach einer intensiven sprachlichen und interkulturellen Vorbereitung in Tunesien ein Praktikum in einem Unternehmen in Deutschland absolvieren. Zu dem Zeitpunkt haben sie breits gute Deutschkenntnisse und erste Berufserfahrungen. Im Anschluss an das Praktikum steht es den Unternehmen frei, die Fachkräfte zu den Bedingungen der „Blauen Karte EU“ 14 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 zu übernehmen. Die Praktika werden für drei Monaten mit monatlich 300 Euro bezuschusst. Im Mai sollen die ersten Teilnehmer ihr Praktikum beginnen. Ab sofort nimmt die GIZ-Stellenprofile von interessierten Unternehmen an, die die hochqualifizierten Tunesier in ihren Betrieben beschäftigen möchten. Vorstellungsgespräche per Skype, Videokonferenz oder Telefon sind jederzeit möglich. Darüber hinaus können sich Unternehmen im Rahmen einer Business-StudyTour nach Tunis im April 2015 auch vor Ort von den Potenzialen der Fachkräfte überzeugen, die Kandidaten persönlich kennenlernen und Vorstellungsgespräche führen sowie einen Eindruck des Wirtschaftsstandorts Tunesien erlangen. Ansprechpartnerin für interessierte Unternehmen ist Claudia Notthoff, [email protected], Tel. 06196/792155. BFB sieht sich gestärkt Nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vergangenen Dezember in Berlin sieht sich der Bundesverband der Freien Berufe für das Jahr 2015 gewappnet: Die verbandsinterne Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Mitgliedsorganisationen werde künftig transparenter gestaltet, zudem habe man weitere Organisationen aufgenommen. Mit den Präsidiums- und Vorstandswahlen kommenden Sommer soll der interne Reformprozess abgeschlossen sein. Arup IHP 2014 für Bosco Verticale Bosco Verticale, zwei Wohnhochhäuser im Zentrum von Mailand, gewinnen den Internationalen Hochhauspreis (IHP) 2014. Die Auszeichnung wird von der Stadt Frankfurt am Main zusammen mit dem Deutschen Architekturmuseum und der DekaBank verliehen. Bosco Verticale, der „vertikale Wald“ im Herzen von Mailand, einer der stärkstverschmutzen Städte Europas, besteht aus zwei Wohntürmen mit 110 bzw. 76 m Höhe. Auf deren Balkonen bis hinauf zum 27. Obergeschoss gedeihen insgesamt 900 Bäume von drei bis sechs Metern Höhe sowie 5.000 Sträucher und 11.000 Blütenpflanzen. Das Projekt wurde von Boeri Studio entworfen und von Projektentwickler Hines realisiert. Es soll neue Maßstäbe für nachhaltiges Wohnen setzen. Arup Italien zeichnete für die Tragwerksplanung und Geotechnik verantwortlich. Des Weiteren erbrachte das Planungsund Ingenieurbüro Beratungsleistungen in den Bereichen Akustik, Schwingungsverhalten, Körperschall und Spezialtiefbau und lieferte Lösungen für die Schallentkopplung der Türme von zwei direkt unter den Gebäuden verlaufenden Eisenbahntunneln. NAMEN UND NACHRICHTEN Adjudication Fachmediatoren-Ausbildung VBI-Seminare zum FIDIC-Vertragswerk VBI und Steinbeis starten neuen Kurs Die bewährte VBI-Seminarreihe zur Anwendung der FIDIC-Vertragsmodelle in deutscher Sprache startet mit dem Basiskurs für Einsteiger am 27. März. Alle Folgeseminare sind zweitägig und finden erneut in Berlin statt. VBI-Mitglieder genießen Rabatt auf die Teilnahmegebühr. Seit 2007 bietet der VBI die Seminarreihe mit den Referenten Rechtsanwalt Dr. Götz-Sebastian Hök und Dipl.-Ing. AxelVolkmar Jaeger an. Das jährliche Seminarprogramm beinhaltet auch ein spezielles Ausbildungspaket zum Dispute Adjudicator nach FIDIC. Diese Methodik zur Streitvermeidung und -beilegung in Bauprojekten wird in einem dreitägigen Prüfungskurs trainiert und zertifiziert. Im Auftrag von FIDIC führt der VBI die Liste der deutschsprachigen Dispute Adjudicators, die auf der VBI-Webseite einsehbar ist: www.vbi.de/infopool/dispute-adjudication/ Information und Anmeldung zu den Seminaren 2015 finden Sie im VBI-Terminkalender und unter: www.germanfidicseminare.de. Am 12. März beginnt der neue Zertifikationslehrgang zum „Fachmediator für Großgruppen und Planungsprozesse“. Die Ausbildung ist von VBI und Steinbeis speziell für Ingenieure entwickelt worden, um Konflikte in Bauprojekten zu vermeiden bzw. bestehende Konflikte durch Mediation zu befrieden. Dabei spielt auch die Bürgerbeteiligung eine zentrale Rolle. Im November präsentierten die Absolventen des ersten Ausbildungsganges ihre Abschlussarbeiten. Ihr Gesamturteil über dieses neue Fortbildungsangebot für Ingenieure fiel durchweg gut aus. Hans Rzondkowski, vom VBI-Mitgliedsbüro Masuch + Olbrisch, resümiert: „Ich habe in jeder Einheit dazu gelernt, dabei manches über mich selbst. Zusammenfassend profitiere ich fast täglich von dieser Ausbildung, auch außerhalb von Me- diationsverfahren, insgesamt eine lohnende Investition.“ Auch Bernhard Keim, Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner, VBI: „Frei von Zweifeln bin ich nicht zum ersten Termin des Lehrgangs nach Berlin gefahren. Aber bereits nach dem ersten Modul waren diese beseitigt. Ich konnte so viele Anregungen und Ideen zu Kommunikation und Umgang mit Konflikten mitnehmen, die sich auch sofort im beruflichen Alltag umsetzen ließen. Und unbedingt erwähnenswert: sehr freundliche und kompetente Trainer, gute Unterlagen und ein super angenehmes Lehrgangsklima mit netten Kollegen.“ Zum Lehrgang 2015 sind noch Anmeldungen möglich: www.ausbildung-mediator-planen-undbauen.de/ CRM und ERP für Dienstleister Maßgeschneiderte Branchenlösungen für: Ingenieure BASt Studie zu Minikreisverkehren Minikreisverkehre steigern die Verkehrssicherheit und sorgen für flüssigen Verkehr. Dies ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Studie „Minikreisverkehre – Ableitung ihrer Einsatzbereiche und Einsatzgrenzen“ (Forschung kompakt 20/14), die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) im November veröffentlichte. Allerdings sind die Kreisverkehre nicht immer gut zu erkennen, was sich durch Hinweisschilder bzw. einen anderen Oberflächenbelag ändern ließe. Die Studie finden Sie auf der Webseite der www.bast.de (Suchwort: Minikreisverkehre). Architekten Planungsbüros Besuchen Sie uns in der Halle 5, Stand E25 Berater CRM Marketing / Leads Erstverkauf CRM Neues Projekt Kundenbindung Projektabwicklung Budgetkontrolle Verrechnung ERP ERP Projektplanung Budgetierung Ressourcenplanung CRM Change-Request Erweiterungsauftrag Hamburg: T +49 40 30 37 36 70 [email protected] www.vertec.com BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 15 NAMEN UND NACHRICHTEN Feuerverzinken Innovationspreis für Brücke Feuerverzinkte Brücke über die A 44 Der zum sechsten Mal verliehene Innovationspreis Feuerverzinken geht an die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungsund - bau (DEGES) GmbH für die Planung einer feuerverzinkten Stahl-Verbund-Brücke über die A 44. Duch das Feuerverzinken auch der zyklisch belasteten Teile der Brücke soll sie wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge für 100 Jahre ohne Wartung vor Korrosion geschützt sein. Die Jury beurteilte die Brücke als richtungweisend und Leuchtturm-Projekt. Sie sei ein Piltotprojekt, das „konsequent und praxisgerecht aktuellste Forschungsergebnisse“ umsetze. Das auslobende Institut Feuerverzinken nahm die Jurybegründung zum Anlass an die Politik zu appellieren: Das Pilotprojekt stehe für „intelligente, langfristig orientierte Bauentscheidungen, Instandhaltungskosten an Brückenbauwerken zu minimieren“. Dachkonstruktionen Schadensanalyse für Kirchengewölbe Ein aktuelles Projekt der Leibniz-Universität Hannover könnte einigen sanierungsbedürftigen Kirchen aus dem 19. Jahrhundert helfen. Viele neugotische Kirchen in Deutschland und Europa weisen sich ähnelnde Schadensbilder auf, häufig auch Risse in Bögen und Dachgewölben. Um die Deckengewölbe zu sichern, wurden in einigen Gebäuden nachträglich Zuganker oder andere Stahlkonstruktionen eingebaut. Doch wo und wie diese angeordnet werden müssen, um die vorhandenen Kräfte ohne Schäden abzuleiten, war oft unklar. Daher wurden die Anker teilweise auf gut Glück eingesetzt. Mit dem vom Land Niedersachsen und der evangelischen Landeskirche geförderten Projekt der Geodäten und Ingenieure der Leibniz-Universität soll in Zukunft eine genaue rechnerische Analyse der Gewölbestrukturen gezielte Sanierungsmaßnahmen ermöglichen. Die Zahl der Zuganker könnte so erheblich reduziert werden. Exemplarisch für viele beschädigte Sakralbauten haben die Wissenschaftler die Christuskirche in Hildesheim ausgewählt. Zunächst hat ein Team des Geo- 16 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 dätischen Instituts die gesamte Gewölbestruktur der Kirche mit terrestrischen Laserscannern dreidimensional vermessen. Basierend auf den Messpunkt-Koordinaten wurde ein dreidimensionales Modell der Kirche entworfen. Ein Team aus dem Institut für Massivbau um Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx und den Gesamtprojektkoordinator Dr.-Ing. habil. Michael Hansen erstellte daraufhin ein numerisches Rechenmodell. Als weiterer Partner hat ein auf experimentelle Tragsicherheitsbewertungen spezialisiertes Ingenieurbüro Belastungsversuche an der Kirche in Hildesheim durchgeführt. Dafür wurden die Zuganker genutzt, die vor rund 20 Jahren während einer vorherigen Sanierung installiert worden waren. Die Kirchenstützen wurden mit einer Kraft von bis zu 70 t zusammengezogen und die entstandenen Verformungen mit einem Lasertracker gemessen. Mit diesem Belastungsversuch konnte das Berechnungsmodell dem realen Tragverhalten angepasst werden. Die geodätische Vermessung von sanierungsbedürftigen Kirchengewölben, gekoppelt mit räumlichen Berechnungen, soll künftig viel Geld sparen. KURZ GESAGT Die Young Professionals im VBI haben gewählt: Neuer Vorsitzender ist Robert Bajza, Neusäß. Weiterhin sind neu im Vorstand Sarah Holterhoff, Bonn, Alexander Lackner, Landau i.d.Pfalz, sowie Stefan Schumacher, Wiehl. BDI-Präsident Ulrich Grillo bleibt weiterhin im Amt. Die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie BDI wählte ihn Ende November einstimmig wieder. Stephan Engelsmann ist neuer Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg. Die Kammermitglieder wählten den Stuttgarter Professor und Bauingenieur Mitte November an die Spitze der Berufskammer, deren Vizepräsident er bereits war. Neue Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist Petra Wesseler. Sie wurde auf Vorschlag von Bundesbauministerin Barbara Hendricks vom Bundeskabinett ernannt. BBR betreut mit 1.200 Mitarbeitern in Berlin und Bonn die Bundesbauten im In- und Ausland und bietet der Bundesregierung zudem fachlich-wissenschaftliche Beratung. Die ISP Scholz Beratende Ingenieure AG ist Preisträger des Bayerischen Mittelstandspreises im Bezirk München. Die Auszeichnung überreichte Ministerpräsident Horst Seehofer vergangenen November im Rahmen des CSU-Mittelstandstags in Bamberg. Das Bundesverkehrsministerium hat zum Jahresende 2014 die Datensammlung „Verkehr in Zahlen 2014/2015“ herausgegeben. Sie kann erstamals online als PDF- bzw. Excel-Datei heruntergeladen werden: www.bmvi.de/viz. WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? Aktuelle Projekte von VBI-Mitgliedern sind … DORSCH INTERNATIONAL CONSULTANTS GMBH, WWW. DORSCH.DE … TUNNELBAUMAßNAHMEN AM MITTLEREN RING SÜDWEST IN MÜNCHEN Die Tunnelbaumaßnahmen am Mittleren Ring Südwest in München verlagern den Verkehr unter die Erde, um Lärm und Schmutz für Anwohner zu verringern und mehr Grünflächen zu schaffen. Das Ingenieurbüro Dorsch International ist für Tunnel- und Straßenplanung sowie für die gesamte Verkehrsführung während der Bauzeit verantwortlich. Offizielle Eröffnung soll in der 2. Jahreshälfte sein. Der Startschuss für die Tunnel- und Straßenbauarbeiten fiel nach europaweiter Ausschreibung bereits 2009. Inzwischen ist viel geschehen, beispielsweise sind die Rohbauarbeiten sowie die Tunnelfahrbahnen nahezu fertiggestellt. Derzeit läuft der Innenausbau. Im Anschluss folgen bis etwa Ende 2017 die Wiederherstellung der Oberfläche und die Gestaltung von Grünanlagen, darunter der 28.000 m2 große Heckenstallerpark. Die Dorsch Gruppe war von der Stadt München mit der Planung von insgesamt drei Tunneln des Mittleren Rings beauftragt, dem 2002 eröffneten Petueltunnel im Norden, dem 2009 freigegebenen Richard-Strauss-Tunnel im Osten der Stadt und der aktuellen Baumaßnahme mit zwei Tunneln, einer Brücke, geotechnischen Gutachten, Tunnelentwässerung und Feuerlöschtechnik sowie dem gesamten Straßenbau. „Die zwei Tunnelabschnitte und die tiefergelegte Straße sorgen dafür, dass die Anwohner entlastet werden und der Verkehr auf dem Mittleren Ring künftig flüssiger läuft. Dabei wurde großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, so entspricht das Projekt jetzt schon neuesten Standards“, so Rupert Reichthalhammer, Projektleiter bei Dorsch. Foto: Jan Kraege ARUP DEUTSCHLAND GMBH, BERLIN, WWW.ARUP.COM. …DAS RONALD-MCDONALD-HAUS IN SANKT AUGUSTIN Die Ronald-McDonald-Kinderhilfe hat auf dem Gelände der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin im Rhein-Sieg Kreis ihr 20. Ronald McDonald Haus eröffnet. Es bietet künftig jedes Jahr rund 450 Familien in 25 Apartments ein Zuhause auf Zeit, während die Kinder stationär behandelt werden. Entworfen wurde das sechsge- schossige Gebäude von Graft Architekten. Die dynamische Form erinnert an ein im Uhrzeigersinn um 90 Grad gedrehtes J, das ein JA symbolisieren soll zum Leben der Kinder, die in Sankt Augustin oftmals wegen schwerer Erkrankungen behandelt werden. Arup übernahm die komplette Planung bis zur Genehmigung für die Bereiche Tragwerk, TGA und Bauphysik. Die besondere Herausforderung lag in der Planung des Dachtragwerkes, das sich stützenfrei über den gesamten vorgelagerten Multifunktionsraum spannen sollte bei gleichzeitiger Auskragung des Haupttragwerks über dem Eingangsbereich. Dabei wurden sämtliche Leistungen bis zur Genehmigungsplanung von den Mitarbeitern zur Hälfte unentgeltlich erbracht und die andere Hälfte von Arup an den Bauherrn gespendet. „Wir sind vom Konzept der Ronald-McDonald-Kinderhäuser überzeugt und freuen uns sehr, dafür einen Beitrag geleistet zu haben,“ sagt Burkhard Miehe, Associate Director, Arup Deutschland GmbH BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 17 WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? PKI PFEIL & KOCH INGENIEURGESELLSCHAFT, STUTTGART, KÖLN, WWW.PK-I.DE … DAS ENERGIEKONZEPT FÜR DAS NEUE RATHAUS NEU-ANSPACH In Neu-Anspach wurde ein neues Rathaus mit einer Bruttogrundfläche von ca. 2.650 m2 errichtet. Der Neubau bietet Platz für Verwaltungs- und Besprechungsräume. Im Untergeschoss entstanden Räume für die Technik und ein großes Archiv, im Erdgeschoss Gewerbefläche und Garage. Im Fokus des PKiEnergiekonzepts steht die Kombination aus Bauphysik und darauf abgestimmter Technischer Gebäudeausrüstung: Der kompakte Gebäudekörper erhielt eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle, so dass die Transmissionswärmeverluste stark reduziert werden. Da die Massivbauweise die Aktivierung thermischer Massen ermöglicht, sorgt eine Nachtluftspülung über witterungsgeschützte Öffnungsklappen im Sommer in Verbindung mit einem außenliegenden Son- nenschutz für thermische Behaglichkeit. Um die Speichermasse des Gebäudes zu nutzen, blieben die Decken in den Büros weitgehend unverkleidet. Die Wär- meerzeugung erfolgt über einen ressourcenschonenden Holzpelletskessel. Insgesamt wird so eine Unterschreitung der EnEV 2009 um 55 % erreicht. Die neue Spielstätte des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks in Katowice genügt allerhöchsten Ansprüchen an die Akustik. Davon überzeugten sich neben dem Chefdirigenten des Hauses, Alexander Liebreich, auch bereits die Wiener Philharmoniker und das Londoner Symphonieorchester. Mit dem 25.000 m2 großen Gebäude ist Katowice mit einem Schlag in die erste Liga der Städte mit Konzerthäusern von Weltrang aufgestiegen. Mit vereinten Kräften haben die Architekten Konior Studio, das Ingenieurbüro Happold Engineering und die Akustikexperten von Nagata Acoustics einen besonderen Ort für Musiker und -liebhaber erschaffen. Zur Umsetzung höchster akustischer Standards für den Konzertsaal wurden mithilfe von AkustikComputermodellen unter Laborbedingungen zahlreiche Daten generiert und umfangreich ausgewertet. Zu einem Problem hätten die Geräusche der Be- und Entlüftungsanlage werden können. Für ungestörten Konzertgenuss und anspruchs- 18 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Foto: Bartek Barczyk BUROHAPPOLD ENGINEERING, BERLIN, WWW.BUROHAPPOLD.COM … DAS NEUE KONZERTHAUS KATOWICE volle Studioaufnahmen entwickelte Konior Studios zusammen mit dem Team von BuroHappold deshalb verschiedene innovative Lösungen: So wurden die Ventilatoren außerhalb des Gebäudes platziert und im Kammersaal maßangefertigte hölzerne Quellluftdurchlässe installiert. „Von Anfang an hatten wir bei diesem Pro- jekt insbesondere in Hinblick auf die Akustik unglaublich ehrgeizige Ziele. Dass wir die hohen Erwartungen erfüllen konnten, ist ein wunderbarer Erfolg. Dies macht das positive Echo, das die Akustik des Saals quer durch alle Reihen hervorgerufen hat, sogar noch schöner“, sagt Paweł Lisiak, Projektleiter bei BuroHappold. WORAN ARBEITEN SIE GERADE ? PÖYRY DEUTSCHLAND GMBH, WWW.POYRY.COM … DAS BÜRGERPROJEKT NORDBAHNTRASSE IN WUPPERTAL Anfang 2012 die Projektsteuerung für vier der fünf Streckenabschnitte des Verkehrs- und Infrastrukturprojekts übernommen. „Wir freuen uns und sind sehr stolz darauf, dass der Weg nun entlang der gesamten Trasse genutzt werden kann“, sagte Christian Kochmann, Lei- Foto: Pöyry Der neue, rund 22 km lange Geh-, Radund Inlinerweg auf der ehemaligen Nordbahntrasse in Wuppertal wurde Ende 2014 eröffnet. Er führt über 23 Brücken sowie durch fünf ehemalige Eisenbahntunnel (Foto: Stützwandsanierung vor dem Tunnel Dorrenberg). Pöyry hat seit ter der Abteilung Verkehrsanlagen und Leiter des Projekts bei Pöyry. Aufgaben der Pöyry-Ingenieure waren die Projektorganisation und -koordination sowie das Termin- und das Kosten-Controlling. An dem Projekt waren insgesamt 19 Planungs- bzw. Ingenieurbüros, davon drei Generalplaner, sowie über 35 verschiedene Baufirmen beteiligt. Zwei Besonderheiten des Projekts stellten für Pöyry eine positive Erfahrung dar: An der Nordbahntrasse waren neben der Stadt Wuppertal und den Fachkräften bzw. -firmen sowohl der Bürgerverein Wuppertalbewegung e.V. (Initiator des Projektes) als auch Arbeitskräfte des Zweiten Arbeitsmarktes beteiligt. „Die Bürgerbeteiligung in den laufenden Planungsprozessen erfolgt heutzutage bei großen Infrastrukturprojekten früher und intensiver als noch vor einigen Jahren. Uns war es wichtig, die Wünsche der Bürger aufzunehmen und zusammen mit der Stadt und den Planern auf Machbarkeit zu überprüfen. Dabei galt es auch, mögliche Abstimmungsverzögerungen zwischen Planer, Stadt und Bürgerverein zu minimieren“, so Kochmann. Dadurch gewann das gesamte Projekt frühzeitig Akzeptanz. Drees & Sommer AG, Stuttgart, www.dreso.com … DER SHOPPING- UND FREIZEITKOMPLEX AVIA PARK IN MOSKAU Der Ende 2014 eröffnete Avia Park mitten in Moskau ist mit 399.564 m2 Russlands größter Shopping- und Freizeitkomplex. Das Foto zeigt die Eröffnung. Im November 2012 wurde auf dem Gelände eines ehemaligen militärischen Flughafens der erste Spatenstich gesetzt. Seit 2008 hatte Drees & Sommer die Konzept- und Vorplanungsphase des Projektes begleitet und den Projektentwickler und Auftraggeber AMMA Development unterstützt, seit 2012 war Drees & Sommer als Bauherrenvertreter und Projektsteuerer tätig. Der Komplex beherbergt auf seinen 230.000 m2 Mietfläche Einzelhandels, ein Kino mit 17 Sälen, 80 Restaurants, einen Wintergarten sowie ein Aquarium mit tropischen Fischen, das sich über vier Ebenen erstreckt. 500 Markengeschäfte unterschiedlicher Anbieter (Mode, Möbel, Haushaltswaren etc.) befinden sich ebenfalls in dem Freizeit- und Shopping-Komplex. Realisiert hat den Avia Park das türkisch-russische Bauunternehmen Renaissance Construction. Es folgte dabei dem Gestaltungskonzept des bekannten amerikanischen Architekturbüros Callison. Eines der Design-Highlights ist das 40.000 m2 messende Glasdach. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 19 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG EUREF-Campus, Berlin-Schöneberg Vom Campuskonzept zur Haustechnik VON CHRISTIAN BRENSING Das Ingenieurbüro BLS Energieplan GmbH wurde 2009 mit der Planung eines Energieund Infrastrukturkonzepts für den 55.000 m2 großen EUREF-Campus beauftragt. Die TGA-Planung für einzelne Bauten auf dem ehemaligen Gaswerkgelände schloss sich unmittelbar an. Dabei gilt die Maßgabe, CO2-neutral zu planen. Der Standort Der EUREF-Campus entsteht seit 2007 auf dem denkmalgeschützten ehemaligen Gasag-Gelände des Schöneberger Gaswerks. Dort entwickelt die EUREF AG unter Leitung von Dipl.-Ing. Architekt Reinhard Müller einen modernen ökologischen Büro- und Wissenschaftsstandort, dessen weithin sichtbares Wahrzeichen der 78 m hohe Gasometer ist. Der gesamte Campus hat sich inzwischen als populärer Veranstaltungsort etabliert und wird dementsprechend circa 300 mal im Jahr genutzt. Am Ende des Entwicklungsplans 2018 sollen auf dem Gelände insgesamt 25 Gebäude mit circa 165.000 m2 BGF für Arbeiten, Wohnen und Veranstaltungen entstanden sein. Integriertes Energie- und Infrastrukturkonzept Die Fläche des gesamten EUREF-Campus umfasst 55.000 m2. Darauf befinden sich neben dem historischen Gasometer sechs denkmalgeschützte gründerzeitliche Bauten u. a. des Architekten Alfred Messel. Diese Altbauten wurden bis 2012 nahezu komplett saniert, sind fast CO2-neutral und einer neuen Nutzung zugeführt. Sie bilden den historischen Nukleus der auf Forschung und Zukunftstechnologien aus- 20 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 gerichteten Campus-Industrie. Mit der Errichtung des ersten Neubaus 2012, dem 15.200 m2 großen, zehngeschossigen Gebäude 12/13, legte die EUREF AG den Grundstein für die Projektierung und Realisierung weiterer, ebenfalls mit LEED-Platin zertifizierter „Green-Buildings“. All diesen bis heute fortlaufenden Bautätigkeiten ging die Erarbeitung eines Energie- und Infrastrukturkonzeptes für die Erschließung des gesamten EUREF-Geländes voraus. Nach den Vorgaben der EUREF AG, die BLS Energieplan nach einem Auswahlverfahren beauftragt hatte, legte man großen Wert auf die Umsetzung eines realistischen Energiekonzepts. Die Voraussetzungen, die VBI-Mitglied BLS dafür mitbrachte, waren geradezu ideal. Seit der Gründung in den Achtziger Jahren beschäftigt sich BLS über die herkömmliche TGAPlanung hinaus mit Energiekonzepten. So planten BLS-Ingenieure 1987 das erste Berliner Blockheizkraftwerk „Block 103“ in Kreuzberg und befassen sich seitdem mit alternativen Methoden der Energieerzeugung und -einsparung. In Städten wie z. B. Leipzig, Greifswald und aktuell in Potsdam und in Berlin – i.d.R. in Zusammenarbeit mit Partnern – entwickelte BLS Energiekonzepte für eine ganze Region. Aus diesen überregionalen Projekten ergaben sich weitere Ein- ◀ Luftbild von Berlin-Schöneberg mit dem fertigen EUREF-Campus (Visualierung) Alle Abbildungen: EUREF AG ▼ Im neuen Haus 12/13 arbeiten auch die BLS-Ingenieure. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 21 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG geizige Ziel eines CO2-neutralen Campus zu erreichen. Demzufolge erhielt die Gasag Contracting 2012 den Zuschlag und beauftragte BLS Energieplan mit der Planung der Kälte- und Wärmeversorgung. Im ersten Bauabschnitt startete man mit Biogas befeuerten BHKWs und Kompressionskältetechnik. Auch die Tiefengeothermie war – und ist immer noch – ein Thema, obwohl sich die Förderbedingungen in der benötigten Größenordnung verschlechterten. Neben Biogas-BHKWs konzipierte BLS ein Netz, das sowohl mit Niedertemperatur, als auch mit mittleren und höheren Temperaturen betrieben werden kann. Die Kunst besteht bei ständig fluktuierenden Energiekosten und Verfügbarkeiten gerade darin, einerseits ein tragbares Konzept zu entwickeln und andererseits eine gewisse Flexibilität zu bewahren. Dieses Optimum zu erzielen, gelang im Zusammenspiel von EUREF AG, BLS und Gasag. Inzwischen sind auf dem Gelände Energie produzierende und verteilende Medien gut sichtbar: Windräder und Photovoltaikanlagen auf den Dächern und über den Campus verstreut Zapfsäulen für Elektrofahrzeuge. ▲ Aktuell im Bau ist Haus 14, in das noch 2015 die Deutsche Bahn einziehen soll. zelbeauftragungen für die Anlagen- und Trassenplanung, die Planung einzelner Gebäude und letztendlich auch Einblicke in das deutsche Energierecht. Wesentliche Bestandteile des Energieplans der EUREF AG waren eine Definition und Beschreibung unterschiedlicher Ausbauszenarien sowie eine Aufstellung der Kennzahlen einzelner Bestandsgebäude. In einem ersten Schritt ermittelte man den um jährliche Schwankungen klimabereinigten Verbrauch. Eine entsprechende Tabelle katalogisiert alle Bauten, ob alt oder neu, in Bezug auf ihren Wärmeverbrauch. Allgemein wurden die Gebäudestandards als MINERGIE (Schweiz), Passivhaus, Niedrigenergiehaus, KFW-40-, KFW60-Haus (beide EnEV2007) und nach den KFW-Förderstufen entsprechend der EnEV 2009 ausgelegt. Energiezentrale für Kälte und Wärme Für den gesamten Campus lobte die EUREF AG eine Betreiberausschreibung aus. Ziel war die Realisierung einer CO2neutralen Energieversorgung für Wärme und Kälte zu marktüblichen Preisen. Für die Formulierung „CO2-neutral“ existiert in Deutschland allerdings keine gesetzliche Definition. Im Falle des EUREF-Campus bedeutete dies vor allem eine kombinierte Versorgung mit Kälte, Wärme sowie mit Allgemeinstrom. Mit dieser Zielvorgabe taten sich jedoch viele der bietenden Firmen schwer. Gasag Contracting hatte einen Heimvorteil, da das Unternehmen bereits auf dem Gelände der Betreiber war. Damit existierten gute Rahmenbedingungen, das ehr- 22 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Integrale Planung und Monitoring von Gebäude 12/13 Der erste EUREF-Neubau war das zunächst für LEED-Gold ausgelegte Gebäude 12/13, das nach der Fertigstellung LEED-Platin-Niveau – der gewünschten Zertifizierung für alle EUREF-Neubauten – erreicht hat. Vor dem Hintergrund ihrer 30-jährigen Erfahrung in der Projektierung energieeinsparender Bauvorhaben ergaben sich für die BLS vor Beginn der Planungen eine Reihe von Fragen und Vorgaben prinzipieller Art. Sie wurden mit der EUREF AG und den Architekten REM+tec direkt besprochen: Was ist gewünscht – Niedrigoder Hochtechnologie, welche Ausbauszenarien sind auf dem Campus und in den Gebäuden notwendig und wie kann man zum Beispiel die angewandte Umwelttechnologie später auch mit in das Gebäudemarketing einfließen lassen? Letztlich laufen alle konzeptionellen Anforderungen auf eine einfache Formel hinaus, die Jens Krause, Prokurist und Leiter der TGA der BLS Niederlassung Berlin, kurz und bündig so definiert: „Gute Behaglichkeit mit wenig Energie“. Damit meint er insbesondere, dass es nicht immer z. B. einer technisch aufwändigen Kühl- und Heizdecke oder einer alle theoretischen Funktionen beherrschenden MSR-Technik bedarf, um entsprechend nachhaltige Werte und Formen der Behaglichkeit am Arbeitsplatz zu schaffen. Neben den Architekten von REM+tec und der BLS ist mit der Firma Schneider Elektric, Spezialist für Gebäudeleittechnik, ein weiterer Projektbeteiligter Kernmieter im Neubau-Gebäude 12/13. Dies hat den Vorteil, dass die Firma im Gebäude Leittechnik mit ihren eigenen Systemen einbaute. Damit geht die Verpflichtung einher, über zehn Jahre alle energetischen Belange einem Monitoring zu unterziehen. Um dieses Ziel erfolgreich umzusetzen, bedarf es erfahrener Facility Manager, die mit der Technik vertraut sind und ein Gebäude bzw. das System entsprechend „fahren“ können. TECHNISCHE AUSRÜSTUNG gen flexibel reagieren zu können. Monitoring, wie schon angeRealisierung Planung /Controlling Erzeuger sprochen, ist ein wesentlicher Bestandteil des gesamten K W K K Integrale Planung Smart Grid Forschung /Entwicklung EUREF-Campus mit seinen Speicher TTeechnologien Monitoring Gebäuden. Jeder Mieter erE-Mobility Mieter Jour Fixe Speicher hält regelmäßig in Form von Diagrammen seinen Energieverbrauch vorgelegt. Das MoNetze nitoring geht sogar soweit, Gebäude dass man in den zwei EingänPerformance gen sowie im Foyer von Schneider Electric im GebäuLEED Platin/Gold Klimaschutzziele 2050 der de 12/13 auf Bildschirmen Bundesregierung den aktuellen EnergieverCO2-Neutralität brauch aller Mieter graphisch Immobilienmanager Award 2014 ablesen kann. Die Zufriedenheit aller Mieter von Haus Alle Abbildungen: EUREF AG 12/13 in Punkto Behaglichkeit im letzten Sommer 2014 war hoch, obwohl so ein träges Systems wie die Bauteilaktivierung in der ersten Betriebsphase meist nicht gleich optiDas intelligente Gebäude im täglichen Betrieb male Ergebnisse bringt. Exemplarisch lässt sich an Gebäude 12/13 zeigen, wie die Campus übergreifenden Energie sparenden Maßnahmen auch bei Einzelprojekten greifen. Eine Vielzahl von Planungsund Ausführungsdetails gewährleisten ein energetisch und vermietungstechnisch erfolgreiches Bauwerk. Betritt man die von den jeweiligen Mietern unterschiedlich ausgebauten Büro- und Verkaufsräume, fallen trotzdem eine Reihe von Standards auf, die direkt mit der energetischen Bilanz zu tun haben: die für die Betonkernaktivierung offenen und in Sichtbeton ausgeführten Decken, sturzfreie Fenster zur besseren Zirkulation und Verhinderung von Warmluftsäcken unter der Decke, die gleichzeitig die Bauteiltemperierung unterstützen und eine bessere Tageslichtausnutzung gewährleisten. In jedem Raum befinden sich die Einlässe der Grundlüftung (Mindestluftwechsel von 0,5 – 1AC), Radiatoren können zur Abdeckung von Spitzenlasten auf Wunsch individuell zugeschaltet werden. Wo ein hoher Luftwechsel durch Belegung der Räume mit vielen Personen, z. B. in den Besprechungsräumen, notwendig ist, kann er individuell eingestellt werden. Ansonsten sind die Anlagen mit einer sehr guten Wärmerückgewinnung und effizienten Ventilatoren versehen. Bei der MSR hat Schneider Electric verschiedene Ausbaustufen angeboten, wobei sich BLS für eine mittlere Ausstattung z. B. ohne automatische Steuerung des Sonnenschutzes entschieden hat. Trotz der von Mieter zu Mieter unterschiedlichen Ausbaustufen und Anforderungen gilt einheitlich für das ganze Gebäude das Konzept intelligenter Zähler und intelligenter Netze, um zu allen Zeiten auf Veränderun- Ausblick auf den Campus der Zukunft Unter den Stichworten „Power to heat“ bzw. „Power to cool“ wird in einer alten, 200 m3 großen unterirdischen Teergrube nach entsprechender Schadstoffsanierung ab 2015 Überschussstrom zwischengespeichert. In dem zwischen zwei denkmalgeschützten Bauten auf dem EUREF-Campus befindlichenTank soll sowohl Warm- als auch Kaltwasser mit günstigem Strom bereitgestellt werden. Damit wäre der EUREF-Campus der erste Standort, der Power to heat mit Power to cool kombiniert. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Ist diese Kombination zusammen mit Geothermie zukunftsweisender als ein neues, mit Biogas betriebenes BHKW? Fragen wie diese werden beim weiteren Ausbau auf dem Campus zu beantworten sein. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) bestätigt indes, dass der EUREF-Campus die deutschen Klimaschutzziele für 2050 und die Ziele zur Nutzung regenerativer Energien für 2030 bereits 2014 erfüllt hat. Mit der Erstellung eines campusübergreifenden Energiekonzepts, dem erfolgreichem Um- und Ausbau der Altbauten sowie dem Neubau der Gebäude 12/13, Haus 14 (Fertigstellung im Juli 2015) und Haus 10/11 (Fertigstellung 2016) begann für die EUREF AG und die BLS Energieplan eine beispiellose Serie von Green-Building-Projekten. Autor: Christian Brensing, CBE-enterprises, Berlin BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 23 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Bürogebäude, Bochum Blue Office – Mit Aussicht und Umsicht VON THOMAS ScHMIDT Was macht ein Bürogebäude aus, das nicht nur Ergebnis, sondern auch Schauplatz fachübergreifender, ganzheitlicher Planungsprozesse ist? Ein Weg zur Antwort führt ins Ruhrgebiet, zu einem Objekt, das für alle Aspekte des Bauens plausible Lösungen formuliert. Standort und Architektur Wenn Architekten und Ingenieure ein Gebäude zur eigenen Nutzung entwickeln, ist das immer interessant. In diesem Fall hat die SSP SchürmannSpannel AG, ein interdisziplinär aufgestelltes Planungsbüro mit mehr als 85 Mitarbeitern aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen, Projektentwicklung und Wirtschaftswissenschaft, VBI-Mitglied seit 1985, seinen Maximen eine Gebäudeform gegeben. Die Wahl des Standorts weist auf einen von vielen Seiten beleuchteten, reflektierten Planungsprozess hin: In direkter Nähe der Universität Bochum und der Fachhochschule Bochum, das Ruhrtal überblickend, markiert das neue Bürogebäude den Eingang zum bestehenden Technologiequar- 24 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 tier auf der ehemaligen Zeche Mansfeld. Eine starke Adresse, insbesondere für den von der Talseite ankommenden Besucher. Das Eingangsgrundstück ist verkehrstechnisch hervorragend angebunden und die Umgebung so grün, wie es im Ruhrgebiet überhaupt nur geht – auffindbar und attraktiv, mit Nähe zur Wissenschaft der Zukunft. Das Gelände des Quartiers sollte sinnvoll nachverdichtet werden. Das ausgebildete Volumen des Gebäudes leistet den Hauptteil zur Adressbildung: Zur nördlichen Straßenseite vier- und zur Südseite zweigeschossig stellt das Gebäude ein Torhaus für das gesamte Quartier dar. Die dunkle Fassade ist einem geschäftlichen Auftritt angemessen. Auf zurückhaltende Art erfüllt sie die Erwartungen der Besucher an eine ◀ ‘Grundriss des Erdgeschosses und Gebäudeschnitt Zeichnungen: SSP zeitgenössische Architektursprache. Ein filigranes Rahmenwerk strukturiert das Gebäude und gibt Hinweise auf die Tragstruktur. Die regelmäßigen Felder sind an den Hauptansichtsseiten zu einem Drittel geschlossen und zu zwei Dritteln transparent, wobei die geschlossenen Elemente ein erst auf den zweiten Blick wahrnehmbares Spiel von Grautönen aufweisen. Die Faserzementplatten der Gebäudehülle und die anthrazitfarbigen Aluminiumoberflächen der Fenster tragen zu dem insgesamt ruhigen Gesamtbild bei. Innen wirkt das BlueOffice im Gegensatz zum eher nüchternen Äußeren überraschend zugänglich und heiter. Die mit Aluminiumoberflächen versehenen Fenster entpuppen sich im Inneren als raumhohe Holzfensterkonstruktion mit Holzfüllungen. Das großzügige Forum öffnet sich dem Besucher durch eine hölzerne Treppe, aus Stufen und Sitzstufen, die über zwei Geschosse reicht. Diese Halle bildet den „Zentralen Mittelpunkt des Gebäudes“. Der Gesamteindruck wird hier von den Holzoberflächen und einem warmen orangeroten Farbton bestimmt. So trägt die Innenraumgestaltung auf subtile Art und Weise ihren Teil dazu bei, Schwellenängste abzubauen und interdisziplinäre Kommunikation zu fördern. Die Arbeitsplatzorganisation spiegelt das credo des Planungsbüros wider: Integrale Planung. In den beiden, das Forum flankierenden, gespannten Rie- PROJEKTBETEILIGTE Bauherr: Objektentwicklungsgesellschaft EGR/VBW mbH Nutzer: SSP SchürmannSpannel AG Architektur, Gebäudetechnik, Brand- und Schallschutz: SSP SchürmannSpannel AG Tragwerksplanung: Lederhose, Wittler & Partner GbR geln entwickelt sich auf einem wandelbaren Grundrisskonzept mit einem Raster von 1,35 m eine Bürolandschaft mit sehr gut dimensionierten, offenen Arbeitsbereichen, die den informellen Austausch der interdisziplinären Planungsteams fördern sollen. Konzentrierte Besprechungen, auch mit Bauherren und externen Planungspartnern, finden in den elf über das Haus verteilten Besprechungsräumen statt. Durch die offen angelegte Organisationsstruktur und den Einsatz von großzügigen Glaswänden bleiben Mitarbeiter und Prozesse innerhalb des Büros sichtbar. Die cafeteria im Untergeschoss und die Forumshalle sind integrale Bestandteile eines Gesamtkonzeptes. Die zentrale Halle wird als Forum für den täglichen Austausch von Ideen, für Vorträge und Präsentationen und eine quartalsweise stattfindende Gemeinschaftsveranstaltung genutzt, die alle Mitarbeiter über die laufenden Projekte informiert. Investition in die Zukunft: Modularität und Wandelbarkeit. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 25 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Integrale Planung – Energieeffizienz Ein wichtiger Punkt der Planung war es, dem Gebäude eine effiziente technische Infrastruktur mitzugeben. Diese Zielsetzung wurde optimal umgesetzt. Die technische Infrastruktur des Blue Office ist dezentral organisiert. Jedes Geschoss hat eigene Sanitäranlagen und Serverräume. Die zusätzliche haustechnische Vorinstallation lässt im Zusammenspiel mit der geschickten Grundrisskonfiguration eine Vermietung an sechs voneinander unabhängige Mietparteien zu. Zukunftsorientiert geplant ist ein Wachstum des Büros bis zu einem Maximum von 120 Mitarbeitern möglich. Auch eine Reduzierung der Arbeitsplätze innerhalb der Vermietungsfläche ist möglich. Am Energiekonzept lässt sich das integrale Zusammenspiel darstellen: Die Forumshalle dient nicht nur als Treffpunkt, sondern verbessert auch maßgeblich das A/V-Verhältnis auf den guten Wert von 0,3. Mithilfe der vier öffenbaren Oberlichter findet hier eine gesteuerte und durch die Thermik des Raumes gestützte Auskühlung der Halle statt. In Verbindung Innenraumtreppe mit Sitzstufen Foto: Jörg Hempel mit einer hoch gedämmten, trotz transparenter Anmutung lediglich zu 45 % dreischeibenverglasten Alu-Holzfassade, erreicht das Bürogebäude mit + 15 % zur EnEV nahezu Passivhaus-Standard. Die Südfassade des nördlichen Bauteils ist bis auf zwei große Panoramafenster fast geschlossen. Der Verzicht auf abgehängte Deckensysteme ermöglicht in den Bürobereichen die Bauteilaktivierung der Betondecken. Die Metallheizkühldecken wirken schallabsorbierend und lassen wie gefordert eine angenehme Raumakustik entstehen. Die Installationen an den Decken sind sichtbar ausgeführt, die Abwärme der Serverräume wird zur Wärmerückgewinnung genutzt. Innen liegende Lichtlenk-Lamellen, die Durchsicht ermöglichen und das eintreffende Licht blendfrei in die Tiefe des Raums lenken bzw. nach außen reflektieren, maximieren den Tageslichteintrag an der Südfassade. Im gesamten Haus sind LED-Leuchtmittel eingesetzt. Durch die Verwendung zertifizierter Baustoffe erreicht das Gebäude eine positive Ökobilanz. TECHNISCHE AUSRÜSTUNG Fazit Das Blue Office in Bochum soll nicht durch spektakuläre Innovationen blenden. Seine Stärken liegen nicht in der besonderen, nie da gewesenen Ausformulierung einzelner Aspekte. Was überzeugen soll, ist die sinnvolle Balance, das auf die individuellen Planungsziele ausgerichtete, funktionierende Zusammenspiel aller erforderlichen Teile. Das nicht Vorhandensein fachlicher Scheuklappen ist in allen Bereichen spürbar, in diesem Gebäude fügt sich alles undogmatisch zusammen. Eine Auszeichnung beim Klimaschutz Award 2013 der Stadt Bochum unterstreicht eindrucksvoll das nachhaltige Energiekonzept des Blue Office. Autor: Dipl.-Ing. Architekt Thomas Schmidt, Vorstand SSP SchürmannSpannel AG, Bochum ▲ Zentrale Halle und angrenzender Bürobereich Foto: Jörg Hempel ▼ GebäudeSystemschnitt Zeichnung: SSP BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 27 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Nordansicht der Energiezentrale, M1:50 Wärmeversorgung Gewerbegebiet „Germeringer Norden“ Ganzheitliche Planung in der kommunalen Energieversorgung VON CHrISTIAN EBErL, MAxIMILIAN WALCH UND ALExANDEr BUSCHMANN Seit 2007 wurde in Germering bei München ein Nahwärmenetz provisorisch über einen Ölkessel versorgt. Die Stadtwerke Germering, Betreiber des Nahwärmenetzes, entwickelten inzwischen eine neue, nachhaltige Lösung. Gemeinsam mit der Team für Technik GmbH und der Stadt wurde das Projekt ganzheitlich von der Idee einer neuen Wärmeversorgung bis zum Betrieb des neuen Biomethan-BHKWs erfolgreich umgesetzt. Warum ist ganzheitliche Planung und Realisierung notwendig? Bei größeren, komplexen Projekten stimmen die Ziele der einzelnen Projektbeteiligten (im hier vorgestellten Projekt u. a. Bauamt, Genehmigungsbehörde, Denkmalschutz, Gasversorger) nicht immer mit den Zielen des Gesamtprojekts überein. Dies führt zwangsläufig zu Interessenkonflikten, die den Projekterfolg behindern können. Für das hier vorgestellte Projekt wurde der Ansatz des ganzheitlichen Planens und Bauens gewählt, der auf eine möglichst frühe Einbeziehung der Projektbeteiligten in den einzelnen Phasen des Projekts und eine gute Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten setzt [1]. Dabei ist es wichtig, unnötige Schnittstellen zu vermeiden und notwendige Informationen allen Projektbeteiligten gleichermaßen zur Verfügung zu stellen, um das Projekt zum Ziel zu führen. Besonders auf die Informationspolitik wurde im hier beschriebenen Projekt des VBI-Mitgliedsunternehmens Team für Technik großer Wert gelegt. 28 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Grundlagen und Ausgangssituation Bereits im Jahr 2007 plante die Stadt Germering gemeinsam mit den Stadtwerken Germering, die Energieversorgung der Stadt aus regenerativen Quellen zu bestreiten. Gemeinsam mit einer angrenzenden Gemeinde sollte ein Geothermie-Projekt entwickelt werden, um große Teile der Stadt mit regenerativer Wärme zu versorgen und gleichzeitig regenerativen Strom zu erzeugen. Dazu wurde von der Stadt in einem für die Fernwärmeerschließung günstigen Gewerbegebiet ein erstes Nahwärmenetz verlegt, um die Kunden frühzeitig an das Netz anschließen und mit Wärme versorgen zu können. Zunächst wurde die Wärme über einen provisorischen Ölkessel erzeugt, der nach Fertigstellung der geothermischen Anlage ersetzt werden sollte. Die Verhandlungen mit den potenziellen Investoren des Geothermie-Großprojekts verliefen jedoch schwieriger als anfangs gedacht und wurden schließlich auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Stadtwerke Germering mussten daher eine alternative Wärmeerzeugung für das Gewerbegebiet kon- TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Südansicht der Energiezentrale, M 1:50 zipieren, um das Provisorium durch eine langfristige Lösung zu ersetzen Konzeption einer innovativen und nachhaltigen Wärmeversorgung 2011 wurde das Ingenieurbüro Team für Technik beauftragt, ein Konzept für die Wärmeversorgung des Gewerbegebiets „Germeringer Norden“ zu entwickeln. Das Konzept sollte sowohl einen wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen, als auch dem Ziel der Stadtwerke Germering gerecht werden, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Oberstes Ziel war dabei, den als Provisorium installierten Ölkessel möglichst schnell zu ersetzen. Dazu wurden sowohl verschiedene Versorgungsals auch Erzeugungsvarianten hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und CO2-Einsparung untersucht. Konkret wurden drei verschiedene Versorgungsvarianten untersucht: von einer kleinen Lösung mit wenigen großen Kunden (Szenario 1) über eine Variante unter zusätzlicher Berücksichtigung eines ausgewiesenen, aber noch nicht bebauten Gewerbegebiets, sowie zwei im Bau befindliche Einkaufszentren (Szenario 2) bis zu einer großen Lösung, bei der auch noch eine dichte Wohnbebauung südlich der Einkaufszentren berücksichtigt wird (Szenario 3). Bei der Erzeugung wurden ebenfalls mehrere Varianten, wie z. B. KWK-Anlagen, gefördert nach KWKG oder EEG, und Biomasseanlagen, betrachtet. Von Beginn an wurde außerdem großer Wert auf eine frühzeitige Abstimmung und Diskussion mit Auftraggeber, den politischen Entscheidern und der Stadtverwaltung gelegt, um die Weichen des Projekt in die richtige richtung zu stellen und den rückhalt in den einzelnen Gremien sicherzustellen. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung ergab, dass die Versorgung mit einem Biomethan-BHKW und Erdgas-Spitzenlastkessel die wirtschaftlichste Variante darstellt. Die vergleichsweise gute Wirtschaftlichkeit ergab sich unter anderem dadurch, dass für den erzeugten Strom Anspruch auf Vergü- Abbildungen: Architekturbüro Maurer PROJEKTBETEILIGTE Bauherr: Stadtwerke Germering, Stadt Germering Generalplaner: Team für Technik GmbH, München Architekt: Architekturbüro Maurer, München Statik: rb Bauplanung GmbH, München ▲ Untersuchte Versorgungsszenarien BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 29 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ◀ BHKW-Anlage mit einer elektrische Leistung von 527 kW Foto: Team für Technik GmbH tung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2012) über 20 Jahre besteht. Alle anderen Varianten erzielten erheblich geringere, teilweise deutlich negative Kapitalwerte. Ergebnis der Untersuchung war die Empfehlung, im Germeringer Norden eine neue Wärmeerzeugung für das bestehende Netz auf Basis von biomethanbefeuerter Kraft-Wärme-Kopplung zu errichten. Dadurch können im Endausbau nach Szenario 2 ca. 1.600 t CO2 pro Jahr im Vergleich mit einer herkömmlichen dezentralen Versorgung mit ErdgasBrennwert-Kesseln eingespart werden. Die Stadtwerke Germering entschlossen sich schließlich dazu, eine neue Energiezentrale gemäß den Ergebnissen aus dem Wärmeversorgungskonzept zu errichten. Planung und Realisierung der neuen Energiezentrale Die neugebaute Zentrale hat die Aufgabe, die bereits vorhandenen Kunden und potenzielle Neukunden im nordwest- lichen Teil des Gewerbegebiets mit Wärme zu versorgen, darüberhinaus aber auch die Möglichkeit zu bieten, weitere potenzielle Kunden im Süden zu erreichen. Das BHKW sollte daher so dimensioniert werden, dass es zum einen in den ersten Betriebsjahren bei noch geringem Wärmebedarf eine ausreichende Anzahl von Betriebsstunden erreicht, zum anderen aber auch nach dem erwarteten Kundenzuwachs der Großteil der benötigten Wärmemenge durch das Biomethanbetriebene BHKW erzeugt werden kann. Außerdem sollte die Möglichkeit bestehen, die Zentrale in Bezug auf die Spitzenlast zu erweitern. Im nördlichen Bereich des Wärmenetzes werden bereits drei Bestandskunden mit Wärme versorgt. Dabei handelt es sich um zwei Großmärkte mit 630 kW und 400 kW Anschlussleistung und ein Bürogebäude mit 50 kW Anschlussleistung. Im Zuge der Planung wurden die beiden Einkaufszentren im Süden und erste Neukunden im nordwestlichen Teil des Gewerbegebiets an das Netz angeschlossen, so dass diese ebenfalls aus der neuen Energiezentrale versorgt werden können. Eine Herausforderung bestand darin, die Versorgung der bereits angeschlossenen Kunden möglichst unterbrechungsfrei aufrecht erhalten zu können. Die neue Energiezentrale umfasste schließlich ein BHKW mit einer elektrischen Leistung von 527 kW und einer thermischen Leistung von knapp 700 kW. Im Grundlastbetrieb des BHKWs werden im Durchschnitt ca. 70 % der Wärmemenge durch das BHKW erzeugt (in den ersten Jahren ist der Anteil etwas höher; bei Aufsiedelung des Gewerbegebiets reduziert sich der Anteil etwas). Weiterhin wurden zwei GasSpitzenlastkessel mit einer thermischen Leistung von jeweils 3.700 kW geplant, wobei beim derzeitigen Ausbaugrad erst ein Gaskessel installiert ist, ein zweiter, identischen Gaskessel bei Bedarf in das Erzeugungskonzept integriert werden ◀ CO2-Emissionen der untersuchten Erzeugungsvarianten Abbildung: Team für Technik GmbH 30 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG kann, so dass knapp 7,5 MW Spitzenleistung zur Verfügung stehen. Zeitpunkt der Installation und die tatsächliche Größe des zweiten Gaskessels werden allerdings von der Ausbaugeschwindigkeit des Gewerbegebiets bestimmt. Der vom BHKW erzeugte Strom wird über einen Mittelspannungsanschluss in das öffentliche Netz eingespeist. Durch die rolle der Team für Technik GmbH als Generalplaner für die Anlage lief die komplette Kommunikation über das Ingenieurbüro, so dass auch hier alle Prozesse effektiv gestaltet werden konnten. Betrieb der neuen Energiezentrale Auch beim Betrieb und der Sicherung der langfristigen Förderansprüche arbeiteten die Stadtwerke Germering und die Team für Technik GmbH eng zusammen. Ziel war es, einen zuverlässigen Partner für die Belieferung des BHKW mit Biomethan zu finden, der durch einen günstigen Preis die Wirtschaftlichkeit der neuen Versorgung sicherstellt. Dadurch, dass erst von wenigen Kunden Verbrauchsdaten vorhanden waren, musste der Wärmebedarf der Verbraucher und des Netzes auf Basis der frühzeitig abgestimmten und im Projektverlauf verifizierten rahmenbedingungen berechnet werden. Somit konnte durch die Angabe eines engen Bedarfskorridors ein für die Wirtschaftlichkeit der Anlage guter Preis erzielt werden. Begleitende Maßnahmen Ein wichtiger Baustein des ganzheitlichen Ansatzes bei der Umsetzung war die Informationspolitik, die während der gesamten Projektlaufzeit umgesetzt wurde. Neben der beschriebenen frühzeitigen Einbindung aller Projektbeteiligten wurden auch die Bürger und die Öffentlichkeit immer wieder über den Projektstand informiert. So wurde jede Möglichkeit genutzt, in der regionalen Presse über den Projektverlauf zu berichten. Und auch Informationsveranstaltungen wie z. B. der von der Bayerischen Ingenieurkammer ausgerichtete „Tag der Energie“ dienten dazu, mit interessierten, aber auch kritischen Bürgern ins Gespräch zu kommen, um diese über die Technologie und über die einzelnen Entscheidungen, die der neuen Wärmeversorgung zugrunde liegen, zu informieren. Fazit Die Stadtwerke Germering haben gemeinsam mit der Team für Technik GmbH mit einem ganzheitlichen Ansatz die Wärmeversorgung des Gewerbegebiets „Germeringer Norden“ von der ersten Idee bis zum Betrieb umgesetzt. Die rolle als Generalplaner, die regelmäßige Information des Stadtrates, die Einbeziehung der Stadtverwaltung sowie die Information der Bürger über die lokale Presse und über Informationsveranstaltungen ermöglichten eine problemlose Durchführung des Projektes. Von der Konzept- über die Planungsund Bauphase bis zum Betrieb wurde das Projekt durch die ▲ Neubau der Energiezentrale in Germering, Ansicht Nord ▲ Netzpumpen in der Energiezentrale Fotos: Team für Technik GmbH enge Zusammenarbeit aller Beteiligten zum Erfolg geführt. So entstand durch eine über mehrere Jahre gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Auftragnehmer eine innovative und nachhaltige Energieversorgung eines Gewerbegebiets mit einer CO 2-Einsparung von ca. 1.600 t gegenüber einer herkömmlichen dezentralen Energieversorgung über Erdgas-Brennwert-Kessel. Autoren: Dipl.-Ing. (FH) Christian Eberl, Geschäftsführer, Dipl.-Ing. Maximilian Walch, Projektingenieur, Dipl.-Ing. M.Sc. Alexander Buschmann, Projektleiter, Team für Technik GmbH, München Literatur [1] Bayerische Ingenieurkammer-Bau (Hg.) (2012): Ganzheitliches Planen und Bauen, zweite Auflage BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 31 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Haus mit Aufstockung Sanierung Wohnsiedlung, Berlin-Tegel Energieeffizienz mit Aufstockung Foto: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh Von BärBel rechenBAch Die Ansprüche an zeitgemäße, energieeffiziente Gebäude sind in den vergangenen Jahren extrem gestiegen. So ist es nicht nur Strategie, sondern vielmehr Vernunft, wenn Architekten und TGA-Planer vernetzt arbeiten – z. B. um die Aufstockung von Siedlungshäusern mit der energetischen Sanierung einer ganzen Siedlung zu kombinieren. ▲ Lageplan: Die hellgrau unterlegten Gebäude bekamen eine Etage mehr. Grafik: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh 32 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Neue Heizungsanlage. Das Berliner Büro Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh ist noch jung, genau wie Geschäftsführer Jonas Kamprad. Sein Büro existiert erst seit 2008 und hat sich auf die Sanierung im Bestand, vor allem im bewohnten Bestand spezialisiert. Zu einem der jüngsten Projekte gehört die Sanierung einer Wohnsiedlung nahe des Flughafensees in Berlin-Tegel. 1952 vom Bund für Familien der französischen Alliierten gebaut, wurde sie nach Abzug der französischen Armee 1994 von der Bundesanstalt für Vermögensaufgaben erstmals renoviert. nach Verkauf an die Investorengruppe cité West erhielt das Büro Architekturwerk den Auftrag, diese Wohnsiedlung in Toplage architektonisch und energetisch weiter zu optimieren, um höherwertig vermieten zu können. Vorher... einige der insgesamt 17 ausgewählten häuser hatten bereits vor Jahren eine Fassadendämmung mit Mineralwolle erhalten. Von Vorteil war außerdem, dass die gesamte Wohnsiedlung bereits an ein zentrales nahwärmenetz angeschlossen war. Allerdings hielt die heizungstechnik weder aktuellen und erst recht nicht künftigen Anforderungen an die energieeffizienz stand. Der Investor wollte zudem den Wohnungsanteil in zehn der insgesamt 17 Gebäude erhöhen. Daraus resultierte auch ein in Zukunft höherer Wärmebedarf. Die Architekten schlugen deshalb in ihrem Sanierungskonzept vor, beide Aufgaben zu koppeln: Die zehn ausgewählten häuser erhielten zum einen eine neue etage mit zusätzlicher Wohnfläche, zum anderen sollte in die- Foto: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh sem Zusammenhang die heizungsanlage des gesamten Gebietes gleichzeitig so erneuert werden, dass die zehn „erhöhten“ häuser dem „KfW-Standard 85“ entsprechen würden. Schnell stellte sich heraus, dass dabei die TGA-Planung sowohl einen sehr großen Anteil am Architekturprojekt als auch einen erheblichen einfluss auf das Gelingen des Projektes hat. Das wiederum verlangte seitens der Architekten einen intensiven Austausch mit den Fachplanern – dem Tragwerksplaner, aber vor allem dem TGA-Ingenieur. „Wir beschlossen also erstmals als Architekturbüro, neue Wege zu gehen,“ so Kamprad. Bei früheren Bauvorhaben habe Architekturwerk immer mit externen TGA-Planern gearbeitet. Allerdings ergaben sich dabei bei kleineren wie größeren Projekten immer Abstimmungsschwierigkeiten, da der Bauherr meist Büros auswählte, mit denen Kamprad und Team noch nie zusammengearbeitet hatten. „Deshalb integrierten wir dieses Mal die TGA-Planung in unser Büro“, erklärt Kamprad. Mit dem neuen Mitarbeiter klappte die Verständigung zwischen Architekten und TGA-Planer deutlich besser. „Wir bekamen den gesamten leistungskatalog viel einfacher umgesetzt“, erzählt Kamprad. Und noch ein weiteres entscheidendes Argument für die neue Bürokonstellation führt Kamprad an: Der Architekt als objektplaner haftet laut aktueller rechtsprechung immer öfter fürs gesamte Projekt. er habe demzufolge nur eine Alternative: entweder lässt er die Finger von der Bauüberwachung, da diese den größten risikoanteil birgt oder er schließt sich eng mit TGAPlanern zusammen. letzteres sei Trend, vor allem beim Bau- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 33 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG INFORMATIONEN ZUM PROJEKT Bestandswohnungen: 180 Anzahl neue Wohneinheiten: 33 Neue Wohnfläche: 2.770 m2 Gesamtwohnfläche: 11.000 m2 Anzahl Geschosse: 3 Gebäudehöhe: 15 m Bauherr: cité West Gruppe Architektur und TGA-Planung: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh Berlin Tragwerksplanung: AS Ingenieure, Berlin en im Bestand. Die Kontrolle über das Planungsrisiko sei einfacher zu bewältigen. „Auch wenn wir kein 50-leute-Büro sind, sondern nur 10-12 Mitarbeiter haben. Wir stellten fest, dass wir für den Bauherren eine besser abgestimmte Gesamtleistung erbringen können und erheblich eher und schneller auf Probleme reagieren können.“ ... und Nachher Der Investor gab kurze Bautermine vor, um die Bewohner wenig zu belasten. eine besondere herausforderung für alle Beteiligten, da die Aufstockung innerhalb von drei Monaten pro haus erledigt sein sollte. Für die Aufstockung kamen deshalb holzständerwände mit einem hohen industriellen Vorfertigungsgrad zum einsatz, einschließlich integrierter holzfenster mit 3Scheiben-Isolierverglasung im Passivhausstandard (U-Wert unter 0,15 W/m²K). Die elemente – 5.000 m² Kronoply-oSB/F-Platten mit 18 mm Dicke fürs Dach und 6.500 m² Kronoply-oSB/3Platten mit 22 mm Dicke für Wände – wurden ans bisherige Treppenhaus direkt angeschlossen. Die 22-mm-Platten dienten dabei als Unterkonstruktion für die Fassade aus Stehfalz-Zinkblech. Die herkömmlich installierte zentrale heizanlage mit einer leistung von rund 1.400 kW wurde an die tatsächlich benötigte leistung aller häuser inklusive der neubauteile angepasst. Jonas Kamprad: „Wir konzipierten die heizzentrale so, dass jetzt jedes haus für sich die Wärme über einen Wärmetauscher aus dem netz entnehmen kann und nicht mehr direkt an das nahwärmenetz angeschlossen ist. Die benötigte leistung der heizungshauptpumpe lässt sich durch die Systemtrennung genau anpassen und je nach Bedarf reduzieren. Der hydraulischer Abgleich des nahwärmenetzes konnte auf diese Weise auf ein effizienteres, kleineres netzt ausgelegt werden. Kleinere rohrmaße führen außerdem zu geringeren Wärmeverlusten.“ Zur Idee gehörte es auch, für die KfW-Förderung eine kombinierte Gas-Pelletkesselanlage zu installieren. Die heizkesselanlage mit einer leistung von 654 kW wurde auf vier, in Kaskade geschaltete Pelletheizkessel (insgesamt 224 kW) und bedarfsweise zugeschaltete Gasbrennwertkessel (insge- 34 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 ▲ Innenansicht und Balkon. samt 430kW leistung) verteilt. Somit ist es möglich, die Kessel besser auszulasten und deren Wirkungsgrad weiter zu optimieren. Abhängig vom Brennstoffpreis können vorrangig Pellets oder Gas für die Wärmeversorgung genutzt werden. Das wiederum mindert die warmen Betriebskosten um etwa 60 %! „Diese Mischkalkulation stellte für uns als Planer“, so Kamprad, „im rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten eine intelligente und praktische lösung dar.“ Für die nicht KfWgeförderten häuser genügen preisgünstige Gasbrennwertkessel. Dadurch sind die Gesamtkosten gering, die zu liefernde Pelletsmenge und das lager kleiner. Infolge der hochgedämmten neuen Dachetage mit Walmdach und der sehr effektiven heizung deckte die KfW-Förderung der Wohnungssanierungen (je 75.000 €) auch weitgehend die Kosten der gesamten Aufstockung mit ab – obwohl der Wohnungsbestand nur mit neuen wärmedämmenden Fenstern verbessert wurde. Das Tegeler Beispiel zeigt, dass es sich durchaus lohnt, Architekturleistung und TGA-Planung gemeinsam anzubieten. 2.770 m2 neue, qualitativ hochwertige Wohnfläche sind im rahmen des Tegeler Projekts entstanden. Die relativ hohen nettomieten von 8 bis 10 euro pro Quadratmeter werden durch günstige Betriebskosten relativiert – dementsprechend sind alle Wohnungen längst vermietet. Autorin: Bärbel Rechenbach, Baufachjournalistin, Berlin TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Holzrahmenbauelemente der Opitz Holzbau GmbH Neuruppin, mit integrierten Fenstern ▲ Ansicht Bad im erweiterten Dachgeschoss. Fotos: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh ▲ Heizungsschema Grafik: Architekturwerk Gesellschaft von Architekten mbh BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 35 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG BIM in der TGA-Planungspraxis Herausforderung datenmodellorientierte Planung VON MIRJAM BOROWIETZ Die Arbeit mit dreidimensionalen Gebäude-Daten-Modellen (Building Information Modeling – BIM) gewinnt auch im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung mit zunehmend komplexen Bauvorhaben immer mehr Bedeutung im Planungsprozess. Alle wesentlichen Planungspartner sollen relevante Daten in das gemeinsame Gebäudemodell einbringen und dieses Modell für die Weiterbearbeitung nutzen können. (Little BIM) und der Planungs- und Bauprozessübergreifenden Lösung (Big BIM) zu unterscheiden. Mit dem konsequenten Ansatz der 3D-Modellierung bei der Konstruktion und der Kopplung von Berechnungen und Konstruktion der haustechnischen Anlagen verfolgt die ZWP Ingenieur-AG schon seit einigen Jahren im eigenen Hause einen BIM-Ansatz. ▲ TGA-Isometrie als BIM-Modell im IFC-Viewer Mit BIM und den objektorientierten Basisdatenmodellen IFC (Industry Foundation Classes) gibt es seit einigen Jahren eine Basis, auf der mittlerweile immer mehr Softwareprodukte miteinander kommunizieren können. Mit dem Aufbau von konsistenten Gebäudedatenmodellen kann BIM den Planungsablauf der Architekten und TGA-Ingenieure, die Vorbereitung der Bauausführung in den Baufirmen sowie die Übernahme der bewirtschaftungsrelevanten Gebäudedaten in das Facility Management unterstützen. Vor allem soll BIM aber die Planungs- und Kostensicherheit für den Bauherrn und die Transparenz während des Planens und Bauens erhöhen. Doch wie weit ist die Praxis tatsächlich bei der Nutzung von Gebäude-Daten-Modellen im Rahmen der Planung der technischen Gebäudeausrüstung? Das Spektrum dessen, was als BIM bezeichnet wird, ist derzeit ziemlich breit. Zum Beispiel ist zwischen dem Ansatz des Building Information Modeling als kleine firmeninterne Lösung 36 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 ZWP-Arbeitsweise Bevor die ZWP-Ingenieure die intelligente Schnittstelle genutzt haben, wurden alle Gewerke im CAD-System konstruiert und in Leistungsphase 3 mittels Berechnungssoftware nachgerechnet. Bei dieser Vorgehensweise mussten die technischen Netze letztlich zweimal erstellt werden. Inzwischen ist die Planung mit Entwicklung der Netze im PreCAD von mh-Software bei der ZWP Ingenieur-AG zum Standard geworden. Seit Einführung der datenbasierten Konstruktion haben sich bei ZWP auch die Aufgabenfelder der Mitarbeiter verändert. Inzwischen erfolgt die Nutzung des Systems von allen an der Planung beteiligten Berufsgruppen – vom technischen Systemplaner bis zum Ingenieur. Je nach Erfordernis von CAD-Konventionen transferieren wir die berechneten Netze am Ende der Entwurfsplanung in unser CAD-System. Als Basis-CAD-System nutzen wir seit einigen Jahren AutoCAD MEP. Die Gewerke werden via intelligenter Schnittstelle aus den mit mh-software durchgeführten Berechnungen an AutoCAD MEP übertragen. Die Objekteigenschaften werden dabei in Gänze übergeben, so dass auch im CAD-System die technischen Bauteile erhalten bleiben, also eine Rohrleitung eine Rohrleitung und ein Volumenstromregler ein Volumenstromregler mit entsprechenden Eigenschaften (Größe, Luftmenge, Druckverlust) bleibt und keine Anhäufung von Strichen. Die intelligenten Objekte werden aus der Berechnung direkt in die Konstruktion übernommen. Massenauszüge und andere Listen (z.B. Heizlast, Luftmengen, Zuordnungen von Komponenten zu Räumen) lassen sich in Datenbanken auslesen und in diesen bei Bedarf verändern. TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ▲ Geometrisches TGA-Modell in mh-Software Pilotprojekt-Erfahrungen Das Bauwesen in Deutschland ist durch die Zusammenarbeit vieler kleiner und mittlerer Ingenieurbüros und Unternehmen geprägt. Für den Großteil der Bauaufgaben entstehen immer wieder neue, projektbezogene Planungsteams und Konsortien, die ihre jeweiligen eigenen Geschäftsprozesse aufeinander abstimmen müssen. Während sich die Prozesse im eigenen Büro stark beeinflussen und optimieren lassen, ist bei der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Projektpartnern auch das Zusammenwirken unterschiedlicher Softwareprodukte zu beachten. Im Rahmen eines Pilotprojektes testete die ZWP IngenieurAG in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Léon Wohlhage Wernik erstmals 2011/2012 Building Information Modeling als interdisziplinäre Planungsmethode. BIM sollte dabei insbesondere als Werkzeug für das nachhaltige Planen und Bauen erprobt werden. Es sollten Grundlagen für die kooperative Arbeit mit Gebäudemodellen an Hand der BIMMethode mit Fokus auf die Ziele des Bauherrn erarbeitet werden. Projektziel dabei war auch die Entwicklung eines bürointernen Workflows zur Arbeit im Rahmen eines BIM. Wichtigste Erkenntnis war dabei, dass das Arbeiten mit BIM bereits im Vorfeld eine intensive Zusammenarbeit der Planungsbeteiligten in Bezug auf die Abstimmung der Prozesse und Anforderungen der Modelle erfordert. Die getesteten Schnittstellen zur Übertragung von Gebäudemodellen zeigen im Bereich der Konstruktion bereits eine gute Handhabbarkeit und Funktionalität. Dadurch lassen sich gesicherte Erkenntnisse über die Qualität der Koordination der Systeme (Architektur und TGA) gewinnen und anhand des gemeinsamen 3D-Modells visuell und über eingebaute Kollisionsprüfungen validieren. Durch den Architekten wurde in der frühen Planungsphase das Modell über die IFC-Schnittstelle übergeben. Dazu waren mehrere Testläufe erforderlich, um einerseits die richtigen Einstellungen beim Schreiben der IFC-Datei zu finden. Andererseits gab es verschiedene Schwierigkeiten beim Import, häufig verursacht duch die große Datenmenge. Im Zuge der Zusammenarbeit konnte jedoch eine Prozessstruktur entwickelt werden, bei der nur die Daten herausgefiltert werden, die zum Übergeben für ein funktionierendes Modell zwingend erforderlich sind, während ein großer Teil überflüssiger Daten erkannt und ausgeschaltet werden konnte. Die Verwendung von Informationen aus den Architekturmodellen für eine Geometriekontrolle mit den TGA-Komponeten ist ohne Weiteres möglich. Bei der direkten Integration der Daten aus dem Architekturmodell in die Berechnungssoftware (z. B. Heiz- und Kühllastberechnung) zeigen sich in der Praxis jedoch Schwierigkeiten, da kleinere Übertragungsfehler oder Fehlinterpretationen der Software bei der Übertragung zu einem Nachbearbeitungsaufwand führen, um das Modell nutzen zu können. Daher hat es sich als sinnvoll erwiesen, mit konkreten Anforderungen zur Modellbearbeitung im Rahmen von BIM mit der Entwurfsplanung (LP 3) zu beginnen. Datenmanager-Aufgaben Über die CAD-Objekte mit eindeutigen Eigenschaften lassen sich qualitative Überprüfungen des Modells durchführen sowie die Modellinformationen in anderen Formaten darstellen, z. B. als Listen. BIM soll aber wesentlich mehr sein als eine reine 3D-Planung. Entscheidend für den Prozess ist es, mit den Planungsbeteiligten festzulegen, welche Modelldaten von den einzelnen Akteuren tatsächlich benötigt und genutzt werden, um das Modell nicht mit unnötigen Daten zu überfrachten. Dafür ist nach unseren Erfahrungen bei den Beteiligten ein Experte erforderlich, der sich mit dem Potenzial und den Eigenheiten seiner Software sowie den Anforderungen an den Datentransfer auskennt. Alternativ kann ein Datenmanager eingesetzt werden, der eine Strukturierung der Daten vornimmt und die Qualität des übergebenen Modells prüft bzw. zu der Qualität und Quantität der übertragenen Daten berät. Also zum Beispiel festlegt, welche Daten, in welcher Qualität BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 37 TECHNISCHE AUSRÜSTUNG ◀ „Little BIM“: der Architekt erstell 2DGrundrisse, die TGA-Pläne werden objektorientiert in 3D erstellt. Abbildungen: ZWP Ingenieure-AG zu übertragen sind und die Übertragung aus den Modellen überprüft. Durch das Testprojekt wurden wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung von Workflows für zukünftige Projekte gewonnen. Eine allgemeine Definition von Übergabestandards blieb jedoch schwierig, da sich zeigte, dass die Anforderungen je nach verwendeter Software anders gelagert waren. Hierbei ist eine wesentliche Erkenntnis, dass bei der integrierten büroübergreifenden Arbeitsweise immer ein kleines Testprojekt erstellt werden muss. Bei der Größe eines realen Bauprojektes lassen sich einmal entstandene Datenformate sonst kaum korrigieren. Zwischen den verschiedenen Softwareprodukten lassen sich die Eigenschaften der Objekte der TGA über die IFC-Schnittstelle zwar ohne Datenverluste übertragen, man darf jedoch nicht erwarten, die Objekte in einer anderen Software als proprietäre Objekte weiterbearbeiten zu können. Viewer erleichtern Zusammenarbeit Eines der Ziele der Modellbearbeitung ist die Darstellung des Gesamtgebäudes einschließlich Technik in einem Modell. Häufiger Diskussionspunkt ist, wie das gesamt Gebäude-Datenmodell aufgebaut ist. Bei der Nutzung von nur einer Software ist die Arbeit in einem einzigen Modell durchaus möglich. Dennoch stellt es sich auch hier sinnvoll dar, feste Planungsstände zur Nutzung zu vereinbaren. Üblicher ist jedoch die Nutzung unterschiedlicher Softwaresysteme der einzelnen Planungsbeteiligten. Über die IFC-Schnittstellen lassen sich die Objektdaten zu bestimmten Planungsständen von einem zum anderen Softwareprodukt übertragen (z.B. von Auto-CAD MEP nach Revit oder von ArchiCad nach Autocad MEP). Theoretisch sind also alle Voraussetzungen gegeben, alle Gewerke zusammen zu referenzieren, um ein Gebäudemodell in der jeweiligen eigenen Software anzuzeigen. Die Performance der Rechner ist für die Datenmengen zum Teil jedoch nicht optimal. Daher hat es sich als praktisch erwiesen, einen leistungsstarken Viewer einzusetzen, der we- 38 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Innenraumtreppe mit Sitzstufen Foto: Jörg Hempel sentlich weniger Arbeitsspeicher erfordert und gleichzeitig in der Lage ist, die gelieferten IFCModelle direkt zu verarbeiten. Mit Hilfe dieses Viewers können sämtliche Gewerke zusammenreferenziert und in ein Gebäudemodell integriert werden. Dabei wurden von der ZWP Ingenieur-AG zwei IFC-Viewer getestet. Navisworks und der Solibri Model Viewer und Modell Checker ermöglichen es, z. B. IFC-Formate und eine Reihe anderer Programmformate in einem Gebäudemodell zu referenzieren und darin Tests zu Kollisionen und logische Abfragen durchzuführen. Dadurch konnte die Qualitätssicherung verbessert werden. Integration der Werk- und Montageplanung erforderlich Wesentlicher Nutzen der BIM-Methode ist die Weiterführung in Bauausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und sonstigen Bauwerken. Fakt ist jedoch, dass eine BIM-Planung bisher von den bauausführenden Unternehmen aus dem Bereich der technischen Gebäudeausrüstung fast nicht genützt oder gefordert wird. Insofern wird der BIM-Prozess derzeit häufig noch mit der Werk-und Montageplanung unterbrochen. Aber erst mit der Erstellung von Revisionsunterlagen auf Basis einer BIM-orientierten Werk- und Montageplanung wird der volle Nutzen des Systems für den Bauprozess deutlich. Gleichfalls hätte die geschlossene Kette bis zu den Revisionsunterlagen den Vorteil, darauf aufbauende Facility Managementsysteme im Gebäudebetrieb nutzen zu können. Fazit Während eine hausinterne BIM-Lösung schon Standard ist, stellt die planungs- und bauprozessübergreifende BIM-Lösung in der Planungspraxis derzeit noch eher die Ausnahme als die Regel dar. Wesentliche Tools für einen übergreifenden BIM-Prozess sind bereits vorhanden und die Nachfrage nach dieser Planungsmethode hat in den vergangenen Monaten durch Generalplaner und Bauherren messbar zugenommen. Ähnlich dem Übergang von der Papierpause zur CAD-Zeichnung ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die datenmodellorientierte Planung in den kommenden Jahren endgültigen Einzug in die TGA-Planungsbüros halten wird. Autorin: Dipl.-Ing. Mirjam Borowietz Vorstandsmitglied, ZWP Ingenieur-AG, Berlin, Mitglied im VBI VBI_Anzeige_A4_quer_Verband_Layout 1 16.04.14 17:44 Seite 1 Wir wollen Ihren Erfolg. Profitieren Sie von einem starken Verband! www.vbi.de Der VBI vereint die besten Planer und Berater Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisation unabhängig planender und beratender Ingenieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören? Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern! Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de BIM neubau Krankenhaus des USACE, Ramstein Vorplanung total digital VOn SIMOnE BÜHLER Die HWP Planungsgesellschaft mbH hat deutschlandweit als eines der ersten Unternehmen BIM als Planungsmethodik eingeführt und seit 2006 in verschiedenen Projekten angewandt, so auch im Rahmen des Krankenhaus-Großprojektes „Medical Center Replacement“ im Auftrag des U.S. Army Corps of Engineers (USACE) in Ramstein-Weilerbach, wo im Oktober 2014 der erste Spatenstich gefeiert wurde. der Welt sie sich befinden. Beim Arbeiten mit BIM haben daher alle Beteiligten jederzeit Zugriff auf die notwendigen Daten und können durchgeführte Änderungen und ihre Auswirkungen sofort nachvollziehen. ▲ Das geplante Krankenhaus Visualisierungen: HOK Architects Die Baubranche verändert sich derzeit unter dem Einfluss der Digitalisierung rasant. Building Information Modeling (BIM) ist dabei ein wichtiges Stichwort, erlaubt der innovative Ansatz doch das Sammeln, Vernetzen und Analysieren der Daten zu einem Bauvorhaben in einem einzigen digitalen Modell. Vorteile integrierter Planung gegenüber konventioneller Planung Beim Building Information Modeling steht das digitale Gebäudemodell im Mittelpunkt. In mehreren und unterschiedlichen Datenmodellen, die in einer einzigen Datenbank verknüpft werden, werden alle Informationen zum Gebäude zentral gespeichert: Pläne wie Grundrisse, Ansichten und Schnitte sowie Listen und weitere abgeleitete Attribute wie Kosten, Materialbeschaffenheiten oder energetische Eigenschaften. Mit dem Modell entsteht dadurch vorab ein realistisches Abbild des späteren Gebäudes. An der Detaillierung des Gebäudemodells arbeiten im Idealfall alle in den Planungsprozess Involvierten kontinuierlich und gleichzeitig zusammen. neben Architekten sind dies Tragwerksplaner, Gebäudetechniker, Brandschutzplaner, ausführende Firmen und viele weitere – unabhängig davon, wo auf 40 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Plausibilitätsanalyse und Kostensicherheit Innerhalb des Modells können verschiedene Raumtypen definiert und Änderungen mit großer Zeitersparnis standardisiert umgesetzt werden. Spezifische Oberflächenqualitäten und Sonderelemente werden zu diesem Zweck den Raumtypen zugeordnet. Weil die Inhalte zentral verwaltet werden, wird eine entscheidende Fehlerquelle bei der Planung vermieden: Mittels einer Kollisionsanalyse werden die Bestandteile des Modells auf Ihre Konsistenz geprüft. Oder der Planer wird vom Programm auf mögliche Fehler oder Unschlüssigkeiten hingewiesen. Durch BIM wird verglichen mit dem klassischen Planungsprozess früher eine größere Planungstiefe erreicht, was wiederum dem besseren Verständnis des Bauvorhabens dient bzw. in einer besseren Beurteilbarkeit der Varianten resultiert. Im Modell können darüber hinaus Prozesse, Zeitabläufe und Kostenentwicklungen unter verschiedenen Parametern simuliert werden. Um dies zu erreichen, werden weitere SoftwareLösungen mit dem BIM-Modell verknüpft (z. B. die Kostenmanagement-Software RIB iTWO oder die Raum- und Ausstattungsdatenbank dRofus). Auftraggeber erlangen frühzeitig Transparenz und somit Entscheidungssicherheit über Faktoren, die wesentlich zum Erfolg eines Projektes beitragen. Darüber hinaus trägt BIM durch die Integration von Kostendaten auch dazu bei, die Kosten- und Terminsicherheit enorm zu steigern. Kosten werden nicht mehr geschätzt, sondern sind bereits in frühen Planungsphasen modellbasiert ableitbar. In der Bauphase befindliche Projekte profitieren ebenfalls von der möglichen Simulation verschiedener Szenarien. So verringert BIM die Lücke zwischen Planungs- und Bauleitungszuständigkeiten. Bauherren behalten auch im Bauverlauf jederzeit den Überblick. In der Zeit nach Planung und Bau kann das BIM-Modell ebenfalls gewinnbringend genutzt werden, so beispielsweise im Rahmen der Inbetriebnahme, für das Facility Management und das Life Cycle Management des Gebäudes. Einführung von BIM braucht Know-how und Investitionen In Deutschland fehlt bisher eine umfassende BIM-Strategie, nach der sich Bauherren und Planungsunternehmen strategisch aufstellen können. Anders als in den USA, norwegen, Finnland, Dänemark und Singapur ist das Planen öffentlicher Bauvorhaben mit BIM keine Verpflichtung und es gibt bisher kaum öffentliche Förderung. Für die nutzung von BIM pricht, dass der Ansatz unter den gegebenen Bedingungen für Bauherren einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Im Vergleich mit ihren Mitbewerbern erzielen sie durch BIM Opportunitätserlö- Empfangshalle se, vermeiden Mehrkosten und können ihr Facility Management effizienter gestalten. Die Investition in entsprechende Soft- und Hardware wird oft gescheut. Um die Ressource BIM nutzen zu können, ist darüber hinaus entsprechendes Fachwissen und Know-how der Planer notwendig. Häufig wird auch der ungerechtfertigte Einwand geltend gemacht, nach dem der zeitliche Aufwand, ein vollständiges Gebäudemodell zu erstellen, beträchtlich sei und nicht entlohnt würde. Fest steht, die Einführung und Etablierung von BIM erfordert einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel, denn mit den neuartigen Planungsmethode ändern sich Planungs- und Bauprozess grundlegend. BIM verändert die gesamte Arbeitswelt von Planungsunter- BIM ter, verantwortlich für die Projektkoordination und die Einhaltung der vereinbarten organisatorischen Regeln innerhalb der BIM-Projekte über alle Planungsdisziplinen hinweg. „Kommunikation zwischen den Teammitgliedern und transparentes Arbeiten gewinnen durch BIM noch mehr an Bedeutung, als dies ohnehin bereits der Fall ist“, so Schindler. „Der BIMManager ist die Person im Projekt, die den Einsatz der BIMSoftware und -Methodik koordiniert und bei der alle Fäden zusammenlaufen. Er stimmt ab, wie verschiedene Teams und verschiedene Fachplaner miteinander am Modell arbeiten, überprüft die Einhaltung der Regeln und unterstützt die nutzer. Er führt auch die Kollisionsanalyse im Modell durch und kommuniziert die notwendigen Änderungen an die zuständigen Planer.“ neben der eigentlichen operativen Projektkoordination ist es auch seine Aufgabe, die rasanten technischen neuerungen im BIM-Bereich ständig im Blick zu behalten. ▲ Wartebereich Rhine Ordnance Barracks: Medical Center Replacement Als Generalplaner war HWP von 2010 bis 2014 an der Vorplanung des BIM-Großprojektes „Rhine Ordnance Barracks Medical Center Replacement“ (ROBMCR) des U.S. Army Corps of Engineers beteiligt. Das digitale Gebäudemodell des Krankenhauses umfasst eine Fläche von rund 137.300 m² sowie zwei Parkhäuser mit einer Fläche von 52.900 m². An der Planung waren insgesamt 20 Büros beteiligt, die über sechs verschiedene Zeitzonen hinweg zusammengearbeitet haben und rund 15 Besprechungen pro Woche computergestützt durchführten. „Es war eine große Herausforderung beim Projekt ROBMCR, die große Zahl der Projektbeteiligten zu koordinieren. Dabei mussten wir auch die Einflüsse verschiedener Planungskulturen, rechtlicher Bestimmungen und daraus resultierender Erwartungshaltungen betrachten. In diesen Aspekten unterscheiden sich die USA und Deutschland doch beträchtlich“, erläutert BIM Manager Schindler. Datenbasis für alle Planer war das zentrale Revit-Modell, auf das über einen Citrix-Server zugegriffen und mit dem online gearbeitet wurde. Das so erarbeitete BIM-Modell des Projektes enthält mehr als 4.000 Räume, 65.000 Ausstattungsgegenstände und mehr als 75 betriebsorganisatorische Abteilungen. ▲ Kantine ▲ Detailplanung Abbildungen: HWP nehmen. Arbeiten werden nicht mehr nacheinander ausgeführt, sondern parallel. Dies erfordert ein Umdenken bei allen Beteiligten und eine veränderte Planungskultur. Entsprechende Strukturen für das kollaborative Arbeiten müssen geschaffen werden. Um diesen Wandel in der Organisationsstruktur zu manifestieren, wurde bei HWP bereits vor einigen Jahren die Funktion eines BIM-Manager eingeführt. Übernommen hat diese Andreas Schindler, Senior Architekt und Projektlei- 42 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Fazit und Ausblick Building Information Modeling ermöglicht die integrierte Planung von Bauvorhaben und kollaboratives Arbeiten aller Planer an einem gemeinsamen Gebäudemodell. Für Bauherren bedeutet BIM einen Wettbewerbsvorteil, denn die Kostenund Terminsicherheit von Projekten wird bei adäquater Anwendung verbessert, während Planungsfehler im Vergleich zur „klassischen“ Planung reduziert werden. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren immer mehr Planungsbüros BIM als Planungsmethode anwenden werden. Derzeit gibt es jedoch erst wenige Ingenieure und Architekten, die bereits erfolgreich Projekte mit BIM durchgeführt haben. Zu Modell diesen zählt die HWP Planungsgesellschaft mbH, die mit dem „Rhine Ordnance Barracks Medical Center Replacement“ ein Großprojekt der US Army mit BIM geplant hat. Als Erfolgsfaktor hat HWP dabei den Einsatz eines BIM-Managers bei der Koordination aller BIM-bezogenen Informationsflüsse identifiziert. So kann auch der rapide Fortschritt der Technologien nutzbar gemacht werden. Andreas Schindler, BIM-Manager bei HWP, erklärt: „Die technischen Weiterentwicklungen sind derzeit so rasant, dass es wichtig ist, den Überblick zu behalten. Auch darin sehe ich eine Aufgabe des BIM-Managers.“ Autorin: Simone Bühler, Leitung Marketing & PR, HWP Planungsgesellschaft mbH Stuttgart nACHGEFRAGT Im Gespräch mit BIM-Manager Andreas Schindler Was macht ein BIM-Manager, was sind die wichtigsten Aufgaben? natürlich unterscheiden sich die exakten Zuständigkeiten des BIM-Managers je nach Projekt und Unternehmen. Der BIM-Manager ist allgemein gesprochen die Person im Projekt, die den Einsatz der BIM-Software und -Methodik koordiniert und bei der alle Fäden zusammenlaufen. Er stimmt ab, wie verschiedene Teams und verschiedene Fachplaner miteinander am Modell arbeiten, überprüft die Einhaltung der Regeln und unterstützt die nutzer. Er führt auch die Kollisionsanalyse im Modell durch und kommuniziert die notwendigen Änderungen an die zuständigen Planer. Die technischen Weiterentwicklungen sind derzeit so rasant, dass es wichtig ist, den Überblick über die vielfältigen Innovationen auf diesem Gebiet zu behalten. Auch darin sehe ich eine Aufgabe des BIM-Managers auf Unternehmensebene.“ kanische und deutsche Architektur doch beträchtlich. Generell halte ich das ‚Erlernen‘ der Software für eine der kleineren Herausforderungen. Ich sehe eine größere Herausforderung in den vielfältigen Möglichkeiten, die BIM in Projekten bietet. Kommunikation zwischen den Teammitgliedern und transparentes Arbeiten gewinnen hierdurch noch mehr an Bedeutung, als sie ohnehin bereits haben. Was wollen Sie öffentlichen und privaten Bauherrren als Botschaft mitgeben? Building Information Modeling ist direktes Resultat der anhaltenden Digitalisierung. Dieser Trend hat alle Bereiche der Gesellschaft erfasst und lässt sich nicht umkehren. Einen guten Vergleich dafür bieten Smartphones: Als sie aufkamen, wurden sie von vielen Seiten als unnötige Spielerei abgetan. Heute kann sich aber keiner mehr vorstellen, wie das Leben ohne Smartphones aussehen würde. Daher sollWas sind die größten Herausforderungen bei einem te man lieber früher als später versuchen, die Vorteile zu nutBIM-Projekt wie dem Rhine Ordnance Barracks Medical zen, die BIM als neue Art der Planung bietet. Hier sehe ich Center Replacement (ROB MCR? den Gesetzgeber in der Pflicht, aber auch die PlanerkolleEs war eine große Herausforderung bei diesem Projekt, die gen. große Zahl der Projektbeteiligten zu koordinieren. Das Krankenhaus-Großprojekt haben wir als Joint Venture mit einem Was müssen kleine Ingenieurbüros tun, um auch künftig amerikanischen Architekturbüro bearbeitet. Daneben waren in BIM-Projekten gleichberechtigt mitplanen zu können? weitere amerikanische, deutsche und britische Fachplaner Sie müssen anfangen. Letztlich liegt es nicht an der Größe beteiligt, so dass mit 20 Büros in sechs verschiedenen Zeit- der Ingenieurbüros, sondern an der Qualifikation, dem Enzonen Web-Meetings abgehalten und die Aufgaben koordi- gagement und der Bereitschaft für neues der einzelnen Mitniert werden mussten – eine komplexe Aufgabe. Dabei muss- arbeiter. Alle Projekte – egal welcher Größe – werden von ten wir auch die Einflüsse verschiedener Planungskulturen, Menschen erarbeitet und nur diese können BIM praktizieren. rechtlicher Bestimmungen und daraus resultierender Erwar- Der Rechner allein macht gar nichts. Die Intelligenz muss imtungshaltungen betrachten. Hier unterscheiden sich ameri- mer noch VOR dem Rechner sitzen. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 43 BÜROMANAGEMENT Planerallianz Zukunftsmodell für planende Ingenieure? VON MATTHIAS STILL Bei der Erweiterung und Neustrukturierungen der Kreisklinik Wörth zeichnet die PlanerAllianz für große Teile der TGAPlanung verantwortlich. Die PlanerAllianz GmbH & Co. KG ist ein Zusammenschluss von aktuell 15 Planungsbüros aus Würzburg, Suhl und Osnabrück zu einem der größten Netzwerke von Experten der technischen Gebäudeausrüstung mit mehr als 200 Mitarbeitern. Ziel: den großen Playern der Branche Paroli bieten. ▲ Das Kreiskrankenhaus aus der Luft Fotos: PlanerAllianz ▼ Freundlicher Eingang Projektmanagement im Netzwerk Glaubt man den Prognosen des Deutschen Krankenhausbarometers, dann schreiben rund 1.000 deutsche Kliniken derzeit rote Zahlen, rund 300 sind sogar von der Schließung betroffen. Der hohe Kostendruck im Gesundheitswesen stellt das Management von Krankenhäusern vor große Herausforderungen: Restrukturierungen und effiziente Strukturen bei hoher Versorgungsqualität müssen umgesetzt werden. Dieser Prozess hat auch Auswirkungen auf bauliche Maßnahmen und die damit einher gehende technische Gebäudeausrüstung. Nicht selten entstehen daraus Großprojekte im Klinikaus- und -umbau sowie in der Modernisierung der technischen Infrastruktur. Projekte, bei denen kleine Planungsbüros schnell an ihre Grenzen stoßen, sich die Arbeit in einem Netzwerk mit mehreren spezialisierten Büros hingegen anbietet. Bei der Erweiterung und Neustrukturierung der Kreisklinik Wörth an der Donau betreute die PlanerAllianz große Teile der TGA-Gewerke. Die Kreisklinik in Süddeutschland mit 110 Betten der Grund- und Regelversorgung genießt bei der Bevölkerung und den niedergelassenen Ärzten in der Region eine hohe Akzeptanz. Ende 2013 wurde die Erweiterung des OPs, der Endoskopie und der angrenzenden Bereiche ausgeschrieben. Die PlanerAllianz erhielt den Zuschlag für die Planung der Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Gebäudeleittechnik (HLS) einerseits sowie für Starkstrom/ Schwachstrom/ Förderanlagen (ELT) andererseits. Eine Umsetzung im Netzwerk liegt hier auf der Hand: Schließlich handelt es sich bei dem Krankenhausumbau, der insgesamt mit 12,2 Mio. Euro veranschlagt wurde, um ein Großprojekt, mit dem sich kleine Planungsbüros schwer getan hätten. Und dies ist kein Einzelfall. Überall am Markt sei eine Kon- 44 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 zentrationsbewegung hin zu „den Großen“ zu spüren, wie VBI-Mitglied Ralf Kottmeier erklärt. Der Diplomingenieur ist gemeinsam mit Michael Engelmann Geschäftsführer der PlanerAllianz. Darin begründet sich auch die Idee der Zusammenarbeit in einem Verbund: So können kleine Büros großen Wettbewerbern etwas entgegen halten, ohne dabei ihre eigene Identität und die bewährte Position am Markt zu verlieren. Kooperation aus Generalisten und Spezialisten Die Zusammenarbeit erlaubt, je nach Schwerpunkt des einzelnen Büros, sowohl einen hohen Grad an Spezialisierung als auch an Generalisierung. Kann der Spezialist ein bestimmtes Gewerk nicht abdecken, wird ein Partnerbüro angefragt. Braucht der Generalist für aufwendige Aufträge zum Beispiel einen Spezialisten in der MSR-Technik, Gebäudeleittechnik, Instandhaltung oder Überwachung, gilt das Gleiche. Auf diesem Weg lassen sich auch größere, komplexere Aufträge generieren und überregionale Projekte akquirieren. Bisher lediglich lokal oder regional tätige Büros bekommen einen bundesweiten Auftritt. Zudem wird die Wahrnehmung durch Kunden im Hinblick auf Leistung, Größe und Nähe deutlich erhöht. „Sein“ Dienstleister ist für ihn vor Ort, auch während des Betriebs. Durch eine entsprechende Qualitätssicherung wird durch die Geschäftsführung der PlanerAllianz sichergestellt, dass alle Partner erfahren und qualifiziert sind. Der Auftraggeber bekommt nie den Eindruck, dass gerade in seinem Projekt „gelernt“ wird. Eine entsprechende Personaldecke sorgt dafür, dass auch Kapazitätsengpässen entgegen gewirkt werden kann. Wie das in der Praxis funktioniert, lässt sich gut an dem Krankenhausprojekt in Wörth veranschaulichen. Für den Ausbau wurden zwei getrennte Ausschreibungen für die Bereiche Heizung/Lüftung/Sanitär und Elektro durchgeführt. Nach den erfolgreichen Präsentationen und der Zuschlagserteilung für beide Bereiche wurde eine interne Projektvereinbarung getroffen, in der festgehalten wurde, wer welche Aufgaben übernimmt und welche Honorarverteilung daraus folgt. Zwar handelte es sich – von außen betrachtet – um zwei Aufträge: Jedoch gab es für das Innenverhältnis ein Projektteam mit Gesamtprojektleiter und somit einem zentralen Ansprechpartner für die Krankenhausleitung. In diesem Fall übernahm das Planungsbüro für den HLS-Bereich die Leitungsfunktion. Die Umsetzung der vom Auftraggeber vergebenen Leistungen wurde durch eine moderne, gemeinsame IT-Infrastruktur begleitet. So konnten Projektkommunikation und -dokumentation auf der Basis einer internetbasierten Softwarelösung schnell und effizient umgesetzt werden. Gemeinsame Software-Infrastruktur senkt Kosten Der gemeinsame Server zählt dabei zu den zentralen Vorteilen, die alle Partner nutzen können. In der Regel werden hohe Kosten für eine umfangreiche Software-Infrastruktur deut- lich gesenkt: Vor allem kleine Ingenieurbüros haben dadurch die Gelegenheit für überschaubares Geld auf Programme zugreifen zu können, die ansonsten das Budget sprengen. Bei der PlanerAllianz übernimmt der PlanTeamServer diese Aufgabe als zentrale IT-Schaltstelle. Diese Plattform im Internet bietet eine eigene Kommunikations- und Dokumentablageumgebung sowie weitere Features rund um Planung, Bau und Betrieb von Immobilien. Die Plattform steht den Gesellschaftern nicht nur für die gemeinsamen Projekte im Netzwerk, sondern in vollem Umfang auch für Projekte im eigenen Unternehmen zur Verfügung. Und manchmal ergeben sich für die Partner bei einem Planungsprojekt ganz ungeahnte Vorteile. So hat die PlanerAllianz während der Planung des Klinikumbaus in Wörth an der Donau auch noch den Zuschlag für die Erstellung eines Energiekonzeptes erhalten. Ein höchst willkommener Pluspunkt, der das Krankenhausprojekt abrundete. Zusammenfassung Die wichtigsten Vorteile der Planerkooperation im Netzwerk sind: - Eine hohe Spezialisierung ist im Netzwerk ebenso möglich wie eine Generalisierung, da die jeweils ergänzenden Leistungen von Partnerbüros abgedeckt werden können. - Neben dem bestehenden Geschäft lassen sich zusätzliche Aufträge on top generieren. - Kleine Büros können sich an Großaufträgen beteiligen, die sie eigenständig nicht realisiert hätten. - Über das Netzwerk lässt sich ein starker Auftritt am Markt, eine Marken- und Meinungsbildung realisieren. - Die Kooperation mit anderen Planern sorgt für Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer. - Personal und Infrastruktur (z. B. im IT-Bereich) lassen sich gemeinsam nutzen. Autor: Matthias Sill, Agentur Public Effekt, Hamburg BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 45 BÜROMANAGEMENT Employer Branding Wie Arbeitgeber für Bewerber unwiderstehlich werden VON GUNTHER WOLF Für Ingenieurbüros ist es hochgradig wettbewerbsentscheidend, sich jederzeit mit dem benötigten Fachpersonal versorgen zu können. In einigen Branchen avanciert die Verfügbarkeit geeigneter Humanressourcen inzwischen zu einem Faktor, der die Umsetzbarkeit von Wachstumsstrategien enorm limitiert. Immer mehr Unternehmen starten daher ein EmployerBranding-Projekt, um ihre Vakanzen auch in Zukunft optimal und zügig besetzen zu können. Viele Unternehmen beklagen einen Mangel an ausreichend leistungsbereiten und qualifizierten Bewerbern. Die Arbeitskräfteknappheit wird sich in den nächsten Jahren verschärfen und Ausmaße annehmen, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Sie wird die Marktverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt umkehren und eine neue Wettbewerbssituation schaffen, in der sich nur diejenigen Unternehmen behaupten können, die über eine hohe Attraktivität als Arbeitgeber verfügen. Eine sorgfältig gebildete, strategiegenau aufgebaute und prägnant positionierte Arbeitgebermarke (Employer Brand) stellt einen praktikablen Weg zu diesem Ziel dar. Keine Bindung, kein Branding Dabei ist die richtige Schrittfolge entscheidend: Zuerst haben wir die Bindung der bestehenden Mitarbeiter an das Unternehmen zu vertiefen und ein erfolgsorientiertes Arbeitsklima zu erzeugen (siehe Beitrag „Mitarbeiterbindung“ in BI 11-12/2014, S. 48 ff). Erst, wenn dies gewährleistet ist, kann das Unternehmen ein für Bewerber attraktives und authentisches Bild („Image“) von sich vermitteln. Glücklicherweise ▲ Employer Brand: Ein Weg zur Arbeitgeberattraktivität 46 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 wirkt die Arbeitgeberattraktivität ihrerseits zurück auf den Bindungsgrad des bestehenden Personals, was wiederum Kostensenkungen, Umsatzsteigerungen und Wertzuwächse nach sich zieht. So, wie das Marketing die Unternehmens- oder Produktmarken zur gezielten Steuerung des Images einsetzt, nutzt das Personalmarketing die Arbeitgebermarke. Marken vereinigen Eigenschaften, die mit dem Marken-Namen in Verbindung stehen. Eine Unternehmensmarke ist etwa dann stark, wenn die Zielgruppe zu dem Unternehmen die zutreffenden Charakteristika nennen kann – und andersherum, anhand der Markeneigenschaften das zugehörige Unternehmen. Dies gilt auch für die Arbeitgebermarke, wobei der Fokus auf den für Arbeitnehmer relevanten Eigenschaften der Organisation liegt. Hier zählen Wahrhaftigkeit und Authentizität: Eine hohe Fluktuationsrate der Neueingestellten wäre die unbeabsichtigte Folge, wenn das Unternehmen nicht hält, was es in seinen Arbeitgebermarken-Botschaften verspricht. Differenzieren und emotionalisieren Sich differenzieren, sich deutlich abheben von ArbeitsmarktWettbewerbern, ist entscheidend für die erfolgreiche Markenbildung. Im Marketing bezeichnet man diese Alleinstellungsmerkmale als Unique Selling Proposition (USP), im Personalmarketing als Unique Employer Value Proposition (UEVP). Die UEVP zeigt auf, welche Merkmale das Unternehmen als Arbeitgeber einzigartig und unvergleichlich attraktiv machen. Und zwar exakt für diejenigen Bewerber, die genau diese Charakteristika schätzen. Was sind das für Merkmale? Jeder Beratende Ingenieur weiß aus Erfahrung, dass er nur dann einen Auftrag erhält, wenn der Kunde „ein gutes Bauchgefühl“ hat und „die Chemie stimmt“. Auch Produktwerbung stellt kaum noch auf rationale Fakten ab. Denn wir Menschen fällen den größten Teil unserer Entscheidungen, bewusst oder unbewusst, auf der emotionalen Ebene: Kaufentscheidungen beispielsweise, aber auch Bewerbungsentscheidungen. Ein Kandidat bewirbt sich BÜROMANAGEMENT dann, wenn er das Gefühl hat, dass das Unternehmen mit seinen Werten, seinen Zielen und seiner Kultur zu ihm passt. Das Unsichtbare strategisch steuern Als für die Arbeitgebermarkenbildung (Employer Branding) geeignete Arbeitgebereigenschaften kommen daher insbesondere unternehmenskulturelle Aspekte wie Werte und Ziele sowie andere überdauernde Eigenschaften infrage. Employer Branding bezeichnet den Prozess von Bildung, Aufbau und Positionierung einer Arbeitgebermarke. Eine Marke ist nicht das Symbol, die Tonfolge oder der Slogan. Dies sind Markenrepräsentationen. Eine Marke selbst kann man nicht sehen oder anfassen; sie existiert unsichtbar in den Köpfen und Herzen der Menschen. Eine starke „Employer Brand“ bildet ein wahrhaftiges, unverwechselbares, für die Zielgruppe attraktives und bei dieser fest verankertes Eigenschafts-Bild. Ebenso wie Branding nicht dasselbe ist wie Marketing, ist Employer Branding nicht dasselbe wie Personalmarketing. Letzteres umfasst die operativen Aktivitäten zur bedarfs- und nachfragegerechten Vermarktung des Arbeitgebers. Hier kommen aktuelle Präferenzstudien zum Zuge. Eine Arbeitgebermarke hingegen bedient sich wesentlich stabilerer und langlebigerer Inhalte. Zweifellos geht es in beiden Feldern um die Beeinflussung der Zielkandidaten bei ihren Bewerbungsentscheidungen. Das Unternehmen will als künftiger Arbeitgeber attraktiver sein als andere Unternehmen, mit denen es – am Arbeitsmarkt! – im Wettbewerb steht. In der Praxis hat sich beim Employer Branding ein vierstufiges Projektschema bewährt. ▲ Vier Schritte zum attraktiven Arbeitgeber alle Abbildung: Wolf I.O. Group Schritt 1: Analyse Ziel der Analysephase ist es, die Ausgangspositionen und Rahmenbedingungen zu ermitteln. Bei dem Kick-Off-Meeting des Projekts, an dem alle Projektbeteiligten teilnehmen, haben Sie als Projektleiter die Voraussetzungen für das Arbeiten der Projektgruppe zu legen. Anlass und Ziele des Projekts sollten von einem Mitglied der Unternehmensleitung dargestellt werden, um dem Projekt das nötige Gewicht zu verleihen. Bei der Ist-Analyse befasst sich die Projektgruppe beispielsweise mit Rankings der Arbeitgeberattraktivität, mit relevanten Kennziffern der Personalbeschaffung oder der Positionierung von Arbeitsmarktwettbewerbern. Daneben lohnt sich ein Blick auf Systeme, Prozesse und Instrumente der Führung, der Unternehmenskommunikation und des Personalmanagements. Erkannte Defizite und Veränderungsbedarfe werden in einer Aufgabensammlung festgehalten. Die Projektgruppe hat zudem emotional wirksame Werte, Ziele und unternehmenskulturelle Merkmale herauszuarbeiten, die das Unternehmen als Arbeitgeber auszeichnen. Hierfür können qualitative 1:1-Interviews oder Workshops mit einer repräsentativen Auswahl an Mitarbeitern durchgeführt werden. Danach sollten Sie einen bunten Strauß an denkbaren Marken-Merkmalen in den Händen halten. Schritt 2: Konzeption Ziel des zweiten Schrittes ist es, die strategischen Leitplanken für die Umsetzung des unternehmensspezifischen Arbeitgebermarkenauftritts zu erarbeiten und die zielgruppenbezogene Umsetzung vorzubereiten. Hierfür ist der „bunte Strauß“ zu verdichten, auszusieben und zu schärfen, bis etwa vier bis sieben besonders aussagestarke, emotional wirksame Charakteristika des Unternehmens vorliegen. Jedes Merkmal ist mit erklärenden Sätzen zu versehen, die konkret das hiermit verbundene Empfinden, Denken und Handeln im Unternehmen beschreiben und die emotionale Ebene ansprechen. Diese Sätze werden zu einem zusammenhängenden Text zusammengefasst, dem Positioning Statement. Es enthält insofern alle relevanten Merkmale, während die UEVP-Botschaft ausschließlich die Alleinstellungsmerkmale verdeutlicht. Nach der unternehmensspezifischen Definition der Zielgruppen hat die Projektgruppe die relevanten Elemente von Positioning Statement und UEVP in maßgeschneiderte Botschaften zu übertragen. Nun haben Sie die zentralen Merkmale identifiziert, die Außenstehenden ein genaues Vorstellungsbild von Ihrem Unter- BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 47 BÜROMANAGEMENT nehmen geben und es ihnen ermöglichen, auf der emotionalen Ebene zu entscheiden, ob sie in dieses Gefüge passen. Zudem halten Sie mit der UEVP die wettbewerbsdifferenzierenden, bewerbungsauslösenden Merkmale in den Händen. Durch entsprechend ausdifferenzierte Botschaften werden Sie der Vielfalt der Zielgruppen gerecht. Schritt 3: Umsetzung Mit diesem Instrumentarium sollte es Ihnen gelingen, Ihr Unternehmen zum Wunscharbeitgeber bei genau den optimal passenden Zielkandidaten werden zu lassen. Zu den internen Aktivitäten sollten eine Roll-out-Veranstaltung, eine Broschüre und eine Schulung der Führungskräfte und der Mitarbeiter gehören. Unterstützend sind Artikel in Mitarbeiterzeitungen, ein entsprechender Intranet-Auftritt, Guidelines und FAQ denkbar. Parallel dazu steht die Bearbeitung der erstellten Aufgabensammlung an: Alle für Arbeitnehmer relevanten Systeme, Prozesse und Instrumente sind so auszurichten, dass sie mit der strategischen Markenpositionierung übereinstimmen. Nehmen Sie insbesondere das Recruiting unter die Lupe. Hier verschafft sich der Bewerber, der Ihren Arbeitgeberauftritt als attraktiv empfand, einen ersten Eindruck. Werden die Markeneigenschaften in Anzeigenvorlagen, Korrespondenz, Auswahlverfahren, Einstellungs- und Onboardingprozessen erkennbar? Bestätigt sich für den Bewerber, was wir nach außen versprechen? Professionelle Kommunikation nach außen beruht zumeist auf einem von einer Werbeagentur entwickelten Kreativkonzept. Es setzt die gewünschte Markenpositionierung präzise und zugleich aufmerksamkeitsstark um. Die besten Resultate erzielen Sie, wenn Sie neben den klassischen Medien und Werbeformen auch Kanäle des Web 2.0 nutzen und vernetzen. Schritt 4: Employer Brand Management Nach ein paar Monaten erreichen Sie den Punkt des Projekts, an dem das Employer Branding – der Prozess von Bildung, Aufbau und Positionierung der Arbeitgebermarke – in das Employer Brand Management übergeht. Das Unternehmen besitzt zwar nun festgelegte Markeninhalte, kommuniziert und lebt diese auch, aber es muss erst noch zur Arbeitgebermarke werden. Das ist nicht zuletzt eine Frage der Zeit. Um eine Marke fest in den Köpfen der Zielkandidaten zu verankern, sind die Inhalte über Jahre hinweg kontinuierlich in den Arbeitsmarkt hinein zu transportieren. Markenanalysen zeigen, dass viele Marken über Jahre und Jahrzehnte mit hoher Kraft wirken, manche jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder verblassen. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit der erzielten Projekterfolge und der strategisch orientierten Markenführung ist nun die Funktion des Employer Brand Managers einzurichten. Die Arbeitgebermarkenführung gehört in die Hände einer fachlich versierten, intern und ex- 48 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 tern gut vernetzten Person, die die Entwicklung der Arbeitgebermarke kontinuierlich und über die Jahre hinweg begleitet. Fazit: Wunscharbeitnehmer trifft Wunscharbeitgeber In Zeiten, in denen die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte immer häufiger das strategische Unternehmenswachstum limitiert, nimmt das Management der Arbeitgebermarke eine erfolgsentscheidende Stellung im Unternehmen ein. Eine starke Employer Brand lohnt sich – für alle: 1. Sie verschafft dem Unternehmen einen hohen Nutzen im Hinblick auf die verzögerungsfreie Besetzung freiwerdender, veränderungs- oder wachstumsbedingt entstehender Stellen. Mit einer sorgfältig gebildeten, strategiegenau aufgebauten und prägnant positionierten Employer Brand gelingt es, zum Wunscharbeitgeber der exakt zum Unternehmen passenden Zielkandidaten zu werden. 2. Mitarbeiter streben zunehmend nach Sinnhaftigkeit der Arbeit und Erfüllung ihrer Motive. Die am Grundsatz der Wahrhaftigkeit orientierte Arbeitgebermarke verschafft dem potenziellen Bewerber ein scharfes Bild von dem Unternehmen. Sie bietet ihm die erforderliche Informationsbasis für seine emotional geprägte Entscheidung, ob er sich voll und ganz für die Werte und Ziele dieser Organisation engagieren will und wird. 3. Solch intrinsisch motivierte Mitarbeiter sind der Traum einer jeden Führungskraft: Sie sind Garanten für das Erreichen der Business-Ziele, für Flexibilität und Innovationen, für intensive Lieferanten- und Kundenbeziehungen. Denn, und das gilt für Beratende Ingenieure ebenso wie für deren Klienten: Mit solchen Attributen ausgestattete Humanressourcen bilden den vielleicht wertvollsten und zugleich einzigen unkopierbaren Faktor für die Differenzierung gegenüber Wettbewerbern – mit entsprechenden Erfolgen auch an den Absatzmärkten. Autor: Gunther Wolf Dipl.-Ökonom und Diplom-Psychologe, Executive Consultant bei der Wolf I.O. Group GmbH, Wuppertal Literatur Wolf, Gunther: Employer Branding. In vier Schritten zur erfolgreichen Arbeitgebermarke. Dashöfer Verlag, Hamburg 2014, ISBN des E-Books: 978-3-931832-65-0, ISBN der Druck-Version: 978-3-931832-67-4. BERUF UND RECHT ABC des Baurechts Ermittlung des Honorars bei geänderten Planungsleistungen – Wie ist das Honorar „anzupassen“? VON DR. JANIS HEILIGER Das Problem Die Durchsetzung von Vergütungsansprüchen für zusätzlich erbrachte Leistungen stellt Planer regelmäßig vor Probleme. Bis zur HOAINovelle 2009 hatte der Verordnungsgeber den Tatbestand von Planungsänderungen gar nicht geregelt. 2009 kam es dann zu den missglückten Regelungen in § 3 Abs. 2 und § 7 Abs. 2 HOAI, die sich als völlig praxisuntauglich erwiesen. 2013 hat der Verordnungsgeber mit § 10 eine Vorschrift für die Abrechnung von Änderungs- und Zusatzleistungen eingeführt, die in der Literatur ebenfalls als nicht gelungen gilt. § 10 Abs. 1 HOAI 20131 lautet: „Einigen sich AG und AN während der Laufzeit des Vertrages darauf, dass der Umfang der beauftragten Leistung geändert wird, und ändern sich dadurch die anrechenbaren Kosten oder Flächen, so ist die Honorarberechnungsgrundlage für die Grundleistungen, die infolge des veränderten Leistungsumfangs zu erbringen sind, durch schriftliche Vereinbarung anzupassen.“ Ergänzt wird diese Regelung durch § 10 Abs. 2 HOAI: „Einigen sich AG und AN über die Wiederholung von Grundleistungen, ohne dass sich dadurch die anrechenbaren Kosten oder Flächen ändern, ist das Honorar für diese Grundleistungen entsprechend ihrem Anteil an der jeweiligen Leistungsphase schriftlich zu vereinbaren.“ Wie diese Honoraranpassung im Einzelnen ausgestaltet werden soll, hat der Verordnungsgeber nicht näher geregelt. In der täglichen Praxis stellt sich daher bei Planungsänderungen die Frage, wie die „Honorarberechnungsgrundlage“ bzw. das „Honorar“ anzupassen ist. Anpassung des Honorars Bei § 10 Abs. 2 HOAI geht es um die Wiederholung von Grundleistungen. Da es bei einer Wiederholung von Grundleistungen regelmäßig auch zu Änderungen der anrechenbaren Kosten kommt, darf bezweifelt werden, dass § 10 Abs. 2 HOAI überhaupt praktische Anwendung finden wird. Gleichwohl wird darin klargestellt, dass Planungsänderungen als Wiederholungsleistungen einzustufen und deshalb nach den erneut (wiederholt) zu erbringenden Grundleistungen abzurechnen sind. Bei Veränderung der anrechenbaren Kosten ist die „Honorarberechnungsgrundlage“ gemäß § 10 Abs. 1 HOAI anzupassen. Nachdem der BGH im April 2014 die Unwirksamkeit des – praxisuntauglichen – Kostenvereinbarungsmodells festgestellt hat, sind der Ermittlung eines zusätzlichen Honoraranspruchs ausschließlich die Berechnungsgrundlagen im Sinne von § 6 Abs. 1 HOAI – anrechenbare Kosten, Honorarzone und Leistungsumfang – zugrunde zu legen. Problematisch ist jedoch, von welchen anrechenbaren Kosten der Planer zur Ermittlung seines zusätzlichen Honoraranspruchs auszugehen hat. Das Honorar bestimmt sich bekanntlich nach der Kostenberechnung, die in Leistungsphase 3 zu erstellen ist. Grundsätzlich handelt es sich bei der Kostenberechnung für die Ermittlung des Honorars um eine statische Kostenermittlung, die honorarrechtlich nicht nachträglich angepasst werden darf. Grund hierfür ist, dass der Ver1 ordnungsgeber mit der Novellierung der HOAI 2009 das Honorar der Planer von den tatsächlichen Baukosten abkoppeln wollte. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Kostenberechnung unveränderbar ist. Denn wenn sich die in der ursprünglichen Kostenberechnung erfassten anrechenbaren Kosten aufgrund von Zusatzleistungen verändern, ist die Kostenberechnung unter Berücksichtigung der Änderungs- und Zusatzleistungen fortzuschreiben. Die für die Ermittlung der Planerhonorare grundsätzlich statisch ausgelegte Kostenberechnung erweist sich somit für den Fall der Planungsänderung als dynamisch. Aus diesem Grund muss ein Planer zur schlüssigen Darlegung seines zusätzlichen Honoraranspruchs die Kostenberechnung im Hinblick auf die planungsbezogenen Änderungen fortschreiben. Diese Fortschreibung der Kostenberechnungen darf jedoch nicht dazu führen, dass der Planer an der veränderten Kostenberechnung in sämtlichen beauftragten Leistungsphasen honorarerhöhend partizipiert. Selbstverständlich gilt diese Fortschreibung der Kostenberechnung nur für die Fälle, bei denen Baunachträge in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Änderung des Leistungsumfangs des Planers stehen. Nicht jeder Baunachtrag darf zu einer Fortschreibung der Kostenberechnung führen. Der Planer hat bei einer Leistungsänderung außerdem darzulegen, in welchem Umfang vertraglich vereinbarte Grundleistungen im Zuge der Planungsänderung wiederholt zu erbringen sind. Die Bewertung der wiederholt erbrachten Grundleistungen erfolgt in Anlehnung an § 8 HOAI unter Berücksichtigung anerkannter Bewertungstabellen (beispielsweise Siemon-Tabelle) für Teilleistungen. Insoweit gilt für Absatz 1 nichts anderes als für § 10 Abs. 2 HOAI. Die Honorarzone wird sich in den meisten Fällen bei Planungsänderungen nicht ändern. Praxistipp 1. Regelmäßig ist zu beobachten, dass Planernachträge schlecht bzw. unzureichend begründet werden. Die Neufassung der HOAI wird dazu führen, dass Planer ihr Honorar-Nachtragsmanagement deutlich verbessern. Zur erfolgreichen Durchsetzung der Vergütungsansprüche für zusätzlich erbrachte Leistungen sollte verstärkt auf die Aufbereitung und Begründung solcher Mehrleistungen geachtet und der Auftraggeber frühzeitig über fälliges Zusatzhonorar infolge von Änderungsleistungen informiert werden. 2. Der Schwerpunkt bei der Begründung von Planernachträgen sollte in der Darstellung der wiederholt erbrachten Grundleistungen sowie der für den Vertragspartner nachvollziehbaren Fortschreibung der Kostenberechnung liegen. 3. Dem Planer steht ein Anspruch auf Anpassung des Honorars zu und der Auftraggeber ist verpflichtet, eine schriftliche Vereinbarung mit ihm abzuschließen. Autor: Rechtsanwalt Dr. Janis Heiliger, Orth Kluth Rechtsanwälte, Partnerschaftsgesellschaft mbB, Düsseldorf Sämtliche Paragraphen sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – solche der HOAI in der Fassung vom 17.07.2013. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 49 BERUF UND RECHT Urteile in Leitsätzen Entscheidungen der Oberlandesgerichte und des BGH ZUSAMMENGESTELLT VON RECHTSANWÄLTIN SABINE VON BERCHEM, VBI-JUSTIZIARIN Haftung des Architekten für Falschberatung 1. Der mit der Grundlagenermittlung (Leistungsphase 1) beauftragte Architekt hat den Besteller hinsichtlich der Genehmigungsfähigkeit des Bauvorhabens vollständig und richtig zu beraten. Verletzt der Architekt diese Pflicht und erklärt sich der Besteller aus diesem Grund damit einverstanden, dass der Architekt ein anderes Gebäude als das ursprünglich gewollte plant, ist der Architekt dem Besteller zum Schadensersatz gemäß § 634 Nr. 4, §§ 636, 280, 281 BGB verpflichtet. Der Schaden besteht in diesem Fall darin, dass der Besteller Aufwendungen für ein Gebäude tätigt, das er ohne die mangelhafte Planungsleistung des Architekten nicht hätte errichten lassen. 2. Ein Mangel der Werkleistung liegt vor, wenn sie nicht die vertraglich vereinbarte Beschaffenheit aufweist. Dabei ist die Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik, sofern nicht ein anderer Standard vereinbart worden ist, als Mindeststandard geschuldet. (Bestätigung von BGH, Urteil vom 7. März 2013 – VII ZR 134/12) 3. Die Kausalität zwischen einem Überwachungsfehler des Architekten, der zu einem Mangel des Bauwerks geführt hat, und dem Schaden, der dem Besteller in Gestalt der zur Mangelbeseitigung erforderlichen Aufwendungen entsteht, ist nach objektiven Kriterien zu beurteilen. BGH, Urteil vom 10.07.2014 – VII ZR 55/13 Honorarminderung wegen nicht ordnungsgemäß erbrachter Grundleistungen 1. Der vom Architekten geschuldete Gesamterfolg ist im Regelfall nicht darauf beschränkt, dass er die Aufgaben wahrnimmt, die für die mangelfreie Errichtung des Bauwerks erforderlich sind. Es ist vielmehr durch Auslegung zu ermitteln, was Umfang und Inhalt der geschuldeten Leistung ist. 2. Der Architekt hat regelmäßig die Arbeitsschritte zu erbringen, die als planerische Vorgaben für die Bauunternehmer erforderlich sind, damit diese die Planung vertragsgerecht umsetzen können, und die es dem Bauherrn ermöglichen zu überprüfen, ob der Architekt den geschuldeten Erfolg vertragsgemäß bewirkt hat. 3. Erbringt der Architekt die von ihm geschuldeten Leistungen nicht im vereinbarten Umfang, ist sein Honoraranspruch entsprechend zu mindern. 4. Erstellt der Architekt die erforderliche Tragwerksplanung, ohne hierzu beauftragt zu sein und wird diese vom Auftraggeber verwendet, steht dem Architekten ein Anspruch auf Zahlung von Honorar in Höhe der Mindestsätze der HOAI zu, weil der Auftraggeber die Kosten zur Erstellung einer Statik erspart hat. 5. Für die Prüfbarkeit einer Architektenschlussrechnung reicht es aus, dass die vom Architekten vorgelegten Unterlagen zusammen mit der Rechnung alle Angaben enthalten, die der Auftraggeber zur Beurteilung der Frage benötigt, ob das geltend gemachte Honorar den vertraglichen Vereinbarungen entsprechend abgerechnet worden ist. Setzt sich der Auftraggeber mit der sachlichen und rechnerischen Richtigkeit der Rechnung auseinander, zeigt er damit, dass er in der Lage ist, die Rechnung zu prüfen. OLG Brandenburg, Urteil vom 13.03.2014 - 12 U 136/13 (nicht rechtskräftig) 50 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Ermittlung des Architektenhonorars nach Kündigung 1. Bei der Beurteilung, in welcher Höhe dem Architekten ein Vergütungsanspruch für bis zur Kündigung erbrachte Leistungen zusteht, muss berücksichtigt werden, dass nicht ausnahmslos alle Grundleistungen einer Leistungsphase vom Architekten geschuldet sind; es ist daher zunächst festzustellen, welche Teilleistungen in den einzelnen Leistungsphasen hätten erbracht werden müssen, um die vom Architekten bis zur Kündigung erbrachten Teilleistungen honorarmäßig bewerten zu können. 2. Beruhen Architektenleistungen bei Erweiterungs- und Umbauten auf einem einheitlichen Auftrag zur Planung und Ausführung, ist keine getrennte Honorarberechnung für Umbau und Erweiterung vorzunehmen, wenn Umbau und Erweiterung aus technischen und konstruktiven Gründen ineinandergreifen (hier: Planung eines Anbaus mit Schwimmbad an ein Wohnhaus). 3. Hat der Architekt die anrechenbaren Kosten durch die Darlegung von Auftragssummen substanziiert dargelegt, ist ein pauschales Bestreiten des Bauherrn unbeachtlich; da dem Bauherrn die zu Grunde liegenden Angebote bekannt sind, muss er für ein beachtliches Bestreiten detailliert angeben, welche Einwendungen er gegen die Kostenberechnung erhebt. 4. Der mit der Überprüfung einer Architektenrechnung betraute Sachverständige darf seine Bemühungen zur Ermittlung der zutreffenden anrechenbaren Kosten nicht deshalb einstellen, weil er die Kostenberechnung des Architekten für nicht prüfbar erachtet. 5. Rechnet der Bauherr gegen den Honoraranspruch des Architekten hilfsweise mit einem Schadensersatzanspruch auf, den er zugleich zum Gegenstand einer Widerklage macht, darf das Gericht nicht durch Teilurteil den Honoraranspruch abweisen und die Entscheidung zur Widerklage dem Schlussurteil vorbehalten. OLG Celle, Urteil vom 12.02.2014 – 14 U 103/13 (nicht rechtskräftig) Pflicht des Tragwerksplaners zur zeichnerischen Vorgabe schadensträchtiger Details 1. Aufgabe des Tragwerksplaners ist es vor allen Dingen, die Standfestigkeit der ihm übertragenen Konstruktion sicherzustellen. Wird dieser Zweck nicht erreicht, weil die geplante Konstruktion nicht standfest ist, liegt ein Mangel vor. 2. Zu den Leistungspflichten eines Tragwerksplaners gehört es, die Einhaltung der Anforderungen der allgemein anerkannten Regeln der Technik an das Tragwerk sicherzustellen. Das kann es im Einzelfall erforderlich machen, dem Auftragnehmer die auszuführenden Maßnahmen so detailliert vorzugeben, dass die Tragfähigkeit der Konstruktion auch tatsächlich erreicht wird. 3. Der mit der Tragwerksplanung beauftragte Ingenieur hat dem ausführenden Unternehmen besonders schadensträchtige Details, zu denen der Umfang des Ausnagelns hier unzweifelhaft gehörte, in einer jedes Risiko ausschließenden Weise zu verdeutlichen. 4. Enthält die Statik keine Vorgabe zum Ausnageln, heißt das nicht, dass keinerlei Nägel einzubringen sind. Es obliegt dann dem Fachbauunternehmen, die Anzahl der Nägel zu bestimmen. Fragt das Unternehmen nicht nach, nagelt also nach seinen Vorstellungen, übernimmt es die Verantwortung für diesen Teil der Leistung und zwar unabhängig von der Planung. OLG Naumburg, Urteil vom 06.03.2014 – 1 U 95/13 BERUF UND RECHT Akquisevergütung unterhalb der Mindestsätze? 1. Grundsätzlich schließt jeder, der die Dienste eines Architekten in Anspruch nimmt, zumindest stillschweigend einen Architektenvertrag ab. Daher muss er damit rechnen, eine Vergütung zu zahlen. Besonders gilt dies, wenn die Leistung mit Arbeitsaufwand oder Kosten verbunden ist. Denn derartige Leistungen werden regelmäßig nicht unentgeltlich erbracht. 2. Es ist davon auszugehen, dass jeder Architekt nur für eine bestimmte Zeit bereit sein wird, unentgeltliche „Vorleistungen“ im vertragslosen Zustand zu erbringen. 3. Die Beantwortung der Frage, ob der Architekt werbend tätig wird, um den Auftrag zu erhalten – dann handelt es sich um eine unentgeltliche Akquisitionstätigkeit – , oder ob er bereits auf vertraglicher Grundlage eine vergütungspflichtige Tätigkeit wahrnimmt, hängt letztlich allerdings von den Umständen des jeweiligen Einzelfalls ab. 4. Soll ein Architektenvertrag erst geschlossen werden, wenn eine endgültige Entscheidung über die konkrete Art des Bauvorhabens getroffen wurde, steht den Parteien frei, für die als Akquisitionstätigkeiten erbrachten Planungsleistungen ein Entgelt zu vereinbaren, das sich unterhalb der Mindestsätze der HOAI bewegt. OLG Jena, Urteil vom 08.01.2014 – 2 U 156/13 (nicht rechtskräftig; NZB: VII ZR 35/14) Bindung des Architekten an seine Schlussrechnung Vereinbaren die Parteien eines Architektenvertrags ein Honorar, das die Mindestsätze in unzulässiger Weise unterschreitet, verhält sich der Architekt, der später nach den Mindestsätzen abrechnen will, widersprüchlich, was nach Treu und Glauben dem Geltendmachen der Mindestsätze entgegensteht, sofern der Auftraggeber auf die Wirksamkeit der Vereinbarung vertraut hat, darauf vertrauen durfte und sich darauf eingerichtet hat (hier bejaht). OLG Naumburg, Urteil vom 10.10.2013 – 1 U 9/13 Schadensersatzpflicht des Projektsteuerers Ein Projektsteuerer haftet auf Schadensersatz, wenn sein Auftraggeber Zuwendungen zurückerstatten muss, weil bei der Verwendung der Zuwendungen Vergabevorschriften verletzt wurden oder die Vergabe nicht ordnungsgemäß dokumentiert werden kann. OLG Düsseldorf, Urteil vom 27.06.2014 – 17 U 5/14 Unschlüssige Honorarklage wegen nicht prüfbarer Abrechnung und verspäteter Prüfbarkeitsrüge 1. Wird der Einwand fehlender Prüfbarkeit nicht innerhalb von zwei Monaten nach Zugang der Schlussrechnung erhoben, ist dieser Einwand ausgeschlossen. Das hat zur Folge, dass die Honorarforderung des Architekten fällig wird und die Verjährung zu laufen beginnt. 2. Auch wenn der Auftraggeber nicht alsbald Bedenken gegen die Prüfbarkeit erhebt, bleibt er uneingeschränkt in der Lage, die sachliche Berechtigung der berechneten Forderung anzugreifen. Dies kann er auch mit solchen Gründen, die gleichzeitig die fehlende Prüffähigkeit belegen. 3. Die bloße Angabe verschiedener Werte genügt nicht, um die Berechtigung einer geltend gemachten Honorarforderung schlüssig darzulegen. Hierzu müssen nicht nur die Ergebnisse der Kostenermittlung, sondern auch die dieser zugrunde liegenden Kriterien angegeben werden. 4. Defizite der Schlussrechnung des Architekten im Hinblick auf die Prüfbarkeit führen im Honorarprozess dazu, dass die Klageforderung des Architekten nicht schlüssig dargetan ist und die Klage (endgültig) als unbegründet abgewiesen wird. OLG Düsseldorf, Urteil vom 25.03.2014 – 21 U 90/13 Den Partner für Ihr Projekt finden Sie hier: Home > Planerdatenbank Finden Sie hier gezielt technische Consultants oder Unternehmen Wer/ Was? Wo? SUCHEN www.vbi.de/planerdatenbank Der Name VBI ist ein Qualitätsbegriff. Ob es um die Koordination eines Großprojekts geht, Fachplanungen am Bau oder detaillierte Spezialaufgaben: Von unabhängig planenden und beratenden Ingenieuren dürfen Sie immer höchste Qualität erwarten. In der VBIPlanerdatenbank finden Sie unter den rund 3.000 hochqualifizierten VBI-Mitgliedern für jedes Ihrer Projekte den passenden Partner. Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31, 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0, Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de PRODUKTE UND PROJEKTE OKALUX Durchdachte Tageslichtlösungen ▲ Kö-Bogen mit geschwungenen Flächen und Einschnitten in die Fassade. Tageslicht hat in der Architektur fundamentale Bedeutung. Forschungsergebnisse bestätigen den großen Einfluss von natürlichem Licht auf die psychische und physische Gesundheit sowie die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit des Menschen. Darüber hinaus beeinflusst die Quantität und Qualität des Lichts das energetische Gesamtsystem eines Gebäudes. Intelligente Tageslichtsysteme berücksichtigen diese Aspekte, so dass gute Gestaltung, Sonnenschutz und effektive Tageslichtnutzung eine gelungene Balance ergeben. Um Lichtlenkung und Verschattung zu optimieren, hat Okalux gemeinsam mit Lichtplanern das Funktionsglas Okasolar entwickelt, das bereits in zahlreichen Objekten mit Erfolg verwendet wird. Beispiel 1: Der Düsseldorfer Kö-Bogen von Daniel Libeskind zeigt, dass sich die Funktionsgläser von Okalux harmonisch in ambitionierte Fassadengestaltungen einfügen. Das Ensemble, eine 6-geschossige Bebauung aus einem größeren und einem kleineren Bau, hat eine glatte und bündige Gebäudehülle, die durch „Cuts“ segmentiert wird. Zugleich löst der Wechsel zwischen vertikal und horizontal betonten Fassadenflächen die geschwungene Hülle in kleine Einheiten 52 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Foto: Krischerfotografie ▲ Die Simulation zeigt wie die Tageslichtverhältnisse durch den Einsatz von Okasolar optimiert werden.Fotos: OKALUX ▲ Tageslicht prägt die Atmosphäre im Inneren der Mariners Harbor Foto: Naho Kubota und immer wieder neue Ansichten auf. Die unteren Geschosse sind dem Einzelhandel vorbehalten. Um in den darüber befindlichen hochwertigen Büros die Tageslichtsituation zu optimieren, wurde ein Teil der horizontalen Lichtbänder mit Okasolar ausgestattet. Feststehende, verspiegelte Lamellen im Scheibenzwischenraum verhindern eine direkte Sonnenlicht-Einstrahlung. Durch den spezifischen Lamellenquerschnitt wird bei hohem Sonnenstand ein Teil der Strahlung nach außen reflektiert; der Wärmeeintrag ins Gebäude reduziert sich deutlich. Damit sinkt auch die Kühllast des Gebäudes. Steht die Sonne niedrig, fällt das Tageslicht teils in den Raum, teils wird es nach oben an die Decke umgelenkt und damit diffus und tief in den Raum gestreut. Die gute Ausleuchtung mit Tageslicht verringert den Bedarf an Kunstlicht. So verbessert Okasolar die Energiebilanz und ermöglicht ganzjährig angenehme Arbeitsbedingungen. Beispiel 2: In der neuen Zweigstelle der New York Public Library, der Mariners Harbor Library, wurde Tageslicht gezielt als Gestaltungsmittel eingesetzt. Der Neubau vom Architekturbüro A*PT Architecture/Atelier Pagnamenta Torriani präsentiert sich offen und lichtdurchflutet. Von der metaphorischen Ebene, dass Wissen Erleuchtung bedeuten kann, über energetische Aspekte bis hin zu nutzerorientierten, atmosphärischen Lösungen spielt der Umgang mit Tageslicht hier überall eine elementare Rolle. Durch große Fenster und Oberlichter wird die Tageslichtnutzung im Innenraum maximiert. Für einen optimalen Blend- und Sonnenschutz wählten die Architekten Okasolar-S-Funktionsgläser für die Überkopfverglasung. Diese schließen eine direkte Einstrahlung des Sonnenlichts nahezu aus und sorgen für gleichmäßige Ausleuchtung der Räume mit diffusem Tageslicht zu jeder Tages- und Jahreszeit. Die innovative Tageslichtplanung in der Bücherei ist Teil eines Nachhaltigkeitsund Energiekonzeptes, für das das Gebäude mit LEED-Silber zertifiziert wurde und weitere Preise und Auszeichnungen erhielt. www.okalux.com PRODUKTE UND PROJEKTE KURZ GESAGT Haupt-Verwaltung der Dräxlmaier Group in Vilsbiburg Dank GSWT-Technik sind die gebäudetechnischen Anlagen von außen nicht sichtbar. SEW Wärmerückgewinnung spart Technikfläche Im Industriebau kommt es im Planungsprozess oft zu gravierenden Änderungen. So wurde bei einem Bauvorhaben des Autozulieferers Dräxlmaier, Vilsbiburg, in bereits fortgeschrittenem Planungsstadium entschieden, in den Erweiterungsbau des Dräxlmaier-Technologie-Zentrums (DTZ) zusätzlich ein Rechenzentrum einzubauen und anstatt der geplanten Dachzentrale auf dem 5. OG eine PenthouseVorstandsetage zu errichten. Dies führte vor allem wegen des zusätzlichen Kältebedarfs für das Rechenzentrum und dem damit verbundenen Platzbedarf für Kälteaggregate und Rückkühleinrichtungen zur kompletten Neuausrichtung des Klimatisierungskonzeptes. Das mit der TGA-Planung beauftragte Ingenieurbüro GFI, München, brachte daraufhin das Gegenstrom-Schicht-Wärmeaustauscher-System (GSWT-System) ins Spiel, zumal die vorgesehene Anordnung der klima- und kältetechnischen Primäranlagen inklusive einer Rückkühleinrichtung für 760 kW Kälteleistung im 2. UG mit konventioneller Technik kaum realisierbar erschien. Das GSWT-System bietet die Option, Abwärme aus der Kälteerzeugung in das Verbundsystem einzukoppeln und für Heizzwecke zu nutzen. In der heizfreien Zeit wird die Abwärme an die Fortluft abgegeben, separate Rückkühleinrichtungen entfallen. Der Planer entschied sich für ein WärmeKälte-Verbundsystem aus reversibel ar- ▲ Die GSWT-Wärmeaustauscher werden am SEWStandort Kempen in sogenannte Leerteile des Gerätelieferanten (hier Fabrikat Heber) eingebaut und zusammen mit den anderen Geräteteilen vor Ort endmontiert. Fotos: SEW beitender Wärmepumpe (Heizen und Kühlen), einer Kältemaschine, einer Freikühlfunktion über die ohnehin vorhandenen Wärmeübertrager des GSWT-Systems sowie einer adiabatischen Verdunstungskühlung zum Vorkühlen der Zuluft. Durch die Integration der Abwärme aus dem Rechenzentrum in das Verbundsystem, den hohen Systemaustauschgrad des Wärmerückgewinnungssystems bis zu 80 % und die Wärmepumpenfunktion einer der Kältemaschinen kann der Gebäudewärmebedarf vollständig durch Abwärme gedeckt werden. Nach dem Konzept der TGA-Ingenieure lassen sich im DTZ durch das GSWT-System und die Ein- und Auskopplungen von Abwärme rund 90 % der Wärme zurückgewinnen und etwa 50 bis 60 % der Gesamtkühlarbeit über Freikühlung und adiabatische Kühlung generieren. www.sew-kempen.de Der neue TROX-Brandschutzkatalog ist erhältlich. Bislang gibt es bereits die Kataloge für Regelgeräte, Regelsysteme, Luft-Wasser-Systeme/Dezentrale Lüftung, Filtergeräte/Filterelemente und Jalousieklappen/ Schalldämpfer/Wetterschutzgitter im neuen nutzerfreundlichen Konzept. Darin ermöglicht das Inhaltsverzeichnis den direkten Zugriff auf alle Produkte. Die einheitlichen Produktinformationen bieten dem Nutzer eine schnelle Produktauswahl und skizzieren alle Produktvorteile auf einen Blick. Der neue Brandschutzkatalog ist wie alle anderen Trox-Kataloge kostenlos über ein Anforderungsformular abrufbar unter www.trox-kataloge.de Zur EnEV 2014 bietet das neugefasste Berichtsheft 19 des Bundesverbandes Porenbeton fundiertes Wissen. Autor Prof. Dr.-Ing. Martin Homann informiert über Grundlagen und Ziele der EnEV 2014, über Nachweisverfahren für Wohn- und Nichtwohngebäude und behandelt die Themen Dichtheit und Wärmebrücken, Anforderungen an bestehende Gebäude und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). Das Heft steht ab sofort kostenlos zum Download bereit oder ist gedruckt (Schutzgebühr 3 €) beim Bundesverband Porenbetonindustrie e.V.,erhältlich. www.bv-porenbeton.de Emco Klima stellt mit den neuen Schnellauswahlkatalogen 2014/2015 kompakte Planungshilfen für seine Produktgruppen emcoair (Luftdurchlässe, Klappen, Regler), emcotherm (Konvektoren, Roste, Deckenkühlkassetten) sowie emcovent (dezentrale Lüftungsgeräte) bereit. Die drei Broschüren können kostenlos per Telefon (0591/91400) bestellt oder jeweils als Pdf-Datei kostenlos von der Website heruntergeladen werden. www.emco-klima.com BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 53 PRODUKTE UND PROJEKTE VIESSMANN think project! Stromkosten für Reha-Klinik halbiert BIM Collaboration in der Cloud ▲ Das Klinikgebäude in Bad Wiessee am Tegernsee erinnert an ein Hotel. Wer den Gebäudekomplex am Sonnenfeldweg in Bad Wiessee betritt, merkt erst auf den zweiten Blick, dass dies eine Reha-Klinik und kein Hotel ist. Dahinter steckt die Philosophie der Medical Park AG, wonach Patienten Gäste sind, die nach einer schweren Krankheit oder einer Operation einen angenehmen Aufenthalt haben sollen. Neben dieser Verpflichtung zu einem ganzheitlichen Genesungsprozess ihrer Gäste hat sich Medical Park auch der Nachhaltigkeit verschrieben. Vor diesem Hintergrund werden derzeit die 13 Häuser des Unternehmens mit effizienten Energiesystemen von Viessmann modernisiert; das Investitionsvolumen beträgt insgesamt 3,5 Mio. €. Der Anfang des Projekts wurde am Standort Bad Wiessee am Tegernsee gemacht. Nur vier Wochen dauerte die Erneuerung der kompletten Heizzentrale der Klinik St. Hubertus mit ihren 460 Zimmern. Installiert wurden zwei Gas-Brennwertkessel Vitocrossal 300 und ein Blockheizkraftwerk Vitobloc 200. Während der Umbauzeit sorgte eine mobile Heizzentrale für unterbrechungsfreien Betrieb. Das BHKW ist das Herzstück der Energiezentrale. Dessen Abwärme dient zur Deckung der Grundlast; bei Bedarf werden die Gas-Brennwertkessel stufenweise zugeschaltet. Der erzeugte Strom wird komplett im eigenen Haus verwendet. Dank der hohen Jahreslaufzeit von rund 8.000 Stunden muss fast kein Strom mehr aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Dies ist nur dann der Fall, wenn wegen fehlenden Wärmebedarfs das BHKW abgeschaltet wird. „Mit der neuen Anlage konnten wir die Stromkosten von zuvor 28.000 auf 14.000 € halbieren“, resümiert Projektleiter Christian März von der Medical Park AG. Durch die neuen Energiezentralen reduzieren die Medical-Park-Kliniken ihren CO2-Ausstoß um mehr als 2.200 t/a. Um diese Menge an Treibhausgas zu absorbieren, wären etwa 144.000 Bäume notwendig. www.viessmann.de ◀ Nach der Modernisierung sind zwei Gas-Brennwertkessel Vitocrossal und ein Blockheizkraftwerk Vitobloc in der Heizzentrale installiert. Fotos: Viessmann 54 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 Building Information Modelling (BIM) ist für think project! kein neues Thema. Kunden von think project! nutzen seit einigen Jahren die Plattform zum Austausch von 3D-Bauwerksmodellen. Bis heute fehlt es jedoch an Möglichkeiten, die aufwendig aufbereiteten BIM-Modelle projektweit einzusetzen. Die neue Lösung von think project! für BIM Collaboration schließt diese Lücke. Um digitale Bauwerksmodelle sinnvoll in die Projektprozesse zu integrieren, sind aus Sicht von think project! zwei Dinge nötig: Erstens sollen Projektpartner BIM-Modelle auch ohne eigene CAD- oder BIM-Software nutzen können. Bauwerksmodelle werden einfach im Webbrowser visualisiert, geprüft und kommentiert. Zweitens müssen die Abhängigkeiten zwischen Modellen und anderen Projektdokumenten berücksichtigt werden. Durch die Verlinkung der Modelle untereinander sowie mit Berichten, Plänen und Nachrichten, zum Beispiel RFIs oder RFCs, werden Modelle in die Abstimmungs- und Freigabeprozesse eingebunden. Für diese beiden Kernaufgaben bietet think project! nun eine flexible Lösung, die über die think project! Collaboration Cloud projektweit genutzt werden kann. „Vor knapp einem Jahr haben wir die Entscheidung getroffen, einen stärkeren Fokus auf das Thema BIM zu legen. Wir haben hierfür ein Expertenteam an Bord geholt. Nur wenige Monate später können wir jetzt eine smarte Lösung für BIM-Collaboration präsentieren und freuen uns auf die Rückmeldungen aus Pilotprojekten“, erklärt Thomas Bachmaier, Geschäftsführer think project!. www.thinkproject.com PRODUKTE UND PROJEKTE ▲ Forschungsprojekt Aktivhaus B10 in Stuttgart. alphaEOS/Next Kraftwerke B10 wird Teil eines virtuellen Kraftwerks Das von den Projektpartnern alphaEOS, ILEK der Uni Stuttgart und SchwörerHaus gemeinsam mit dem VBI-Mitgliedsunternehmen Werner Sobek Group entwickelte und von der Bundesregierung im Verbundvorhaben „Schaufenster Elektromobilität“ geförderte Stuttgarter Forschungsprojekt „Aktivhaus B10“ untersucht, wie innovative Materialien, Konstruktionen und Technologien unsere gebaute Umwelt nachhaltig verbessern können. Dank eines ausgeklügelten Energiekonzepts und einer vorausschauenden, selbstlernenden Gebäudesteuerung erzeugt das Gebäude das Doppelte seines Energiebedarfs aus nachhaltigen Quellen. Seit November 2014 ist B10 Teil des virtuellen Kraftwerks Next Pool der Next Kraftwerke GmbH. Das Energiemanagement-System alphaEOS kommuniziert mit dem virtuellen Kraftwerk und entscheidet vorausschauend, wann das Gebäude Strom marktkonform einspeist, zwischenspeichert oder aus dem Netz bezieht. Die 70 m² große PV-Anlage des Aktivhauses B10 produziert rund 8.300 kWh Strom pro Jahr – etwa doppelt so viel wie für den Gebäudebetrieb und die Elektromobilität benötigt wird. „Der überschüssige PV-Strom muss nicht mehr eingespeist werden, wenn die Sonne scheint, sondern dann, wenn der Bedarf neue Erkenntnisse über die wirtschaftliche Vernetzung von Erzeugern und Lastnehmern mit geringer Leistung“, erklärt Jochen Schwill, Co-Geschäftsführer und Co-Gründer der Next Kraftwerke GmbH. „Gerade im Hinblick auf die umfassende Verwirklichung der Energiewende ist die flexible Einspeisung Erneuerbarer Energien ein wichtiger Baustein.“ www.alphaeos.com www.next-kraftwerk.de KURZ GESAGT ▲ Kabellos regelt das alphaEOS-System den Wohnkomfort im Aktivhaus. Fotos: alphaEO im Netz am größten ist“, erläutert Jonathan Busse, Vorstand der alphaEOS AG. Steuerbare Haushaltgeräte wie Waschoder Spülmaschinen werden bevorzugt dann betrieben, wenn günstige Energie aus dem Netz oder von der eigenen Erzeugung vom Dach bzw. aus dem Stromspeicher verfügbar ist. So trägt das System zur lokalen Netzstabilisierung bei. Zwei von der Daimler AG als weiterem Projektpartner zur Verfügung gestellte Elektro-Smarts werden ebenfalls netzverträglich mit PV-Strom geladen. „Durch die Aufnahme der Erzeugungsanlage des Aktivhauses in den Pool unseres virtuellen Kraftwerks erwarten wir „Beispiele zur Bemessung von Porenbeton nach Eurocode 6“ heißt das ergänzende Berichtsheft 14 des Bundesverbands Porenbeton zu den normativen Änderungen des Nationalen Anhangs zur europäischen Mauerwerksnorm EC 6 (DIN EN 1996). Zur Unterstützung der Fachplaner erläutert das Berichtsheft die Bemessungsregeln des EC 6 ausführlich und enthält auch Bemessungen für in Verbindung mit gemauerten Konstruktionen erforderliche Stahlbetonbalken. Das überarbeitete Heft 14 steht als Download kostenlos bereit oder kann als Printversion (Schutzgebühr 6 €) beim Bundesverband Porenbetonindustrie e.V., Kochstr. 6-7, 10969 Berlin, Tel. 030/25928214, bestellt werden. www.bv-porenbeton.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 55 PRODUKTE UND PROJEKTE Uniglas Isolierverglasung XXL Der Uniglas-Gesellschafter Henze-Glas ist Ansprechpartner für „Übergrößen“: Für die Spezialisten aus dem Harz wird die Produktion und Verarbeitung von Glasscheiben erst ab einer Größe von 3.210 x 6.000 mm interessant. Welches Isolierglas aus dem Spektrum der Uniglas®-Marken dabei gewünscht wird, ist nicht relevant. Von Uniglas®-Top bis zu Uniglas®-Safe orientiert sich die Auswahl ganz am Einsatzzweck. Auf der BAU 2015 präsentierte der Großglasspe- zialist eine 18 m breite und 3,30 m hohe Isolierglasscheibe mit einem Eigengewicht von mehr als 4 t. Mit der Marke Uniglas®-Facade zeigte Uniglas ein weiteres Highlight der fachlichen Bandbreite seiner 21 Gesellschafter: eine besonders energieeffiziente Fassadenlösung in freistehendem, 5 m hohem Holz-Glas-Verbund (HGV). Durch den Einsatz von Holz anstelle von Aluminiumprofilen werden um 43 % verringerte CO2-Werte erreicht. Aufgrund des ▲ Isolierverglasung XXL Foto: UNIGLAS GmbH & Co. KG Verzichts auf eine Tragkonstruktion aus Metall kann die Wärmedämmung der Fassade mit U-Werten bis zu Ucw = 0,7 W/m2K überzeugen. Neben den optischen und ökologischen Vorteilen übernimmt die HGV-Systemlösung auch eine aussteifende Funktion innerhalb der Gebäudehülle. www.uniglas.de Caverion Gebäudetechnik punktgenau koordiniert Derzeit entsteht im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen nach Plänen der Frankfurter Architekten Meixner Schlüter Wendt eine Wahrzeichen der Stadt neu: der Henninger Turm. Das Hochhaus, das in seiner äußeren Gestalt dem historischen Vorbild ähneln soll, wird nach Fertigstellung 77.000 m² Bruttogeschossfläche aufweisen und auf 40 Etagen 207 exklu- Visualisierung des neuen Henninger Turms in Frankfurt/M. Foto: Actris 56 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 sive Wohnungen beherbergen. Eine Uförmige Blockrandbebauung stellt ergänzend Gewerbeflächen für die Nahversorgung bereit. Caverion ist für die Heizungs-, Sanitärund Kältetechnik, für Lüftung, Sprinkler, Gebäudeautomation und Elektrotechnik des neuen Henninger Turms verantwortlich. Das Auftragsvolumen für den 140 m hohen Neubau liegt bei rund 33 Mio. €. Beeindruckend sind die Daten der geplanten Gebäudetechnik, wie etwa die Lüftungsanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 340.000 m³/h oder die Entrauchungsanlagen mit 240.000 m³/h. Darüber hinaus installiert Caverion mehr als 9.000 Sprinkler, 1.200 Sanitärobjekte, 18.000 m² Kühldecken und 6.000 Leuchten. Die Energie für Heizung und Kühlung des Gebäudes liefert u. a. eine der derzeit größten Geothermie-Anlagen Hessens. Dafür wurden 122 Bohrungen mit einer Gesamtlänge von 12 km ins Erdreich getrieben. „Als Komplettdienstleister für die Aus- führung von Gebäudetechnik profitieren wir bei diesem Bau besonders von unserer langjährigen Erfahrung mit Hochhausprojekten“, so Manfred Kölbl, Leiter des Bereiches Großprojekte der Caverion Deutschland GmbH. „Für enge Terminpläne wie in diesem Fall sind wir durch eine Gewerke übergreifende Abwicklung als technischer Generalunternehmer mit unseren Teams optimal aufgestellt. “ Das überzeugte auch die Auftraggeber. „Lage, Bauweise und die technische Ausstattung machen den Henninger Turm zu einem einzigartigen Wohnbauprojekt“, sagt Jörg Janson, Projektleiter bei der Actris Henninger Turm GmbH & Co. KG. Die Erfahrungen, die Caverion mit vergleichbaren Projekten wie THE SQUAIRE oder dem Frankfurter Palaisquartier gesammelt hat, hätten die Entscheidung beschleunigt. Im Dezember 2016 sollen alle Arbeiten am Henninger Turm abgeschlossen sein und die ersten Bewohner einziehen. www.caverion.com PRODUKTE UND PROJEKTE RIB Datenaustausch im MultiModellContainer Der iTWO MultiModellContainer ist eine neuartige Technologie, die es ermöglicht, BIM-Modellinformationen kombiniert mit weiteren Projektdaten unterschiedlicher Formate einschließlich ihrer logischen Beziehungen an Partnerunternehmen zu übergeben. Die Grundidee für diese Paketierung von 5D-Projektdaten im MultiModellContainer wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Mefisto-Forschungsprojekts von 2009 bis 2012 entwickelt und anschließend von RIB zur Marktreife gebracht. Der iTWO MultiModellContainer soll die durchgängige Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten Parteien durch den Austausch von Multimodellen via Standard-Schnittstellen entscheidend vereinfachen. Rainer Diehl, Produktmanager bei RIB Software, über die Funktionsweise: „Das BIM-Modell selbst sowie die für die Zusammenarbeit mit Partnern elementaren Projektdaten liegen in unterschiedlichen Formaten vor. Modelle werden in der Regel über das vom buildingSMART entwi- ▲ Der iTWO MultiModellContainer soll den Datenaustausch vereinfachen. ckelte, international gültige IFC-Datenformat ausgetauscht. Für Terminpläne oder Kalkulationsdaten gilt das XML-Format als gängig. Und Mengeninformationen oder Leistungsverzeichnisse liegen als GAEB-Daten vor: Ein innerhalb der Bundesrepublik etabliertes Format, entwickelt vom Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen. Foto: RIB Der iTWO MultiModellContainer erlaubt es, exakt diejenigen modellbasierten Projektinformationen logisch zu koppeln, die ein Projektpartner für seine Aufgabe benötigt.“ Auf diese Weise vereinfacht der iTWO MultiModellContainer laut Hersteller den Kommunikationsprozess zwischen den projektbeteiligten Parteien. www.rib-software.com Rockwool Rockfon Grenzenloses Farbenspiel „Rockfon Eclipse“ Akustikdeckensegel absorbieren Schall sowohl auf ihrer Vorder- als auch auf ihrer Rückseite und sorgen für eine deutliche Reduzierung der Nachhallzeit und des Schallpegels. Vor allem dort, wo klassisch abgehängte Deckensysteme nicht eingesetzt werden können, etwa unter Glasdachkonstruktionen und unter denkmalgeschützten oder historischen Decken, spielen sie ihre raumakustischen Stärken voll aus. Zudem sind sie besonders für den Einsatz in Gebäuden geeignet, in denen das Raumklima durch eine Betonkernaktivierung gesteuert wird. Die Befestigung der Rockfon Akustikdeckensegel kann an nahezu jedem Untergrund erfolgen. Durch die freihängende Montage der Se- gel bleibt die Decke zugänglich und die Luftzirkulation im Raum wird nicht behindert. Neben quadratischen, rechteckigen, runden und vielen weiteren Standardformen sind sie auf Kundenwunsch auch in jeder anderen Form lieferbar. Nun eröffnet ROCKFON mit einer im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlosen Farbauswahl zusätzliche Freiheiten für die Realisierung hochwertiger Raumgestaltungen. Ab sofort können alle „Rockfon Eclipse“ Akustikdeckensegel in jeder Farbe des „Natural Color System®“ (NCS) bestellt und eingesetzt werden. Das NCS definiert über 1.950 Farben, die den gesamten wahrnehmbaren Farbraum abdecken. www.rockfon.de Jede Form, jede Farbe: die „Rockfon EclipseTM“ Akustikdeckensegel machen´s möglich. Fotos: Rockwool Rockfon GmbH/ Rockfon A/S BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 57 PRODUKTE UND PROJEKTE Vector Foiltec Luftige Dachkonstruktion Im Nordosten des Flughafens Frankfurt bietet das neue House of Logistics & Mobility (HOLM) Raum für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um indisziplinär zu forschen sowie Aus- und Weiterbildung zu betreibenben. Träger des Projekts sind das Land Hessen und die Stadt Frankfurt. Albert Speer & Partner entwickelten in Zusammenarbeit mit dem FraunhoferInstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation das räumlich-organisatorische Funktionskonzept der 17.000 m² Nutzfläche im HOLM. Die transparente Überdachung des 600 m² großen Innenhofs unterstützt dieses Konzept. Durch großzügigen Tageslichteinfall entsteht eine angenehme Atmosphäre im Innenraum, die zu Kommunikation und zum Verweilen einlädt. Mit großer Leichtigkeit überspannen zehn rund 60 m² große ETFE-Folienkissen den Hof. Aufgrund des geringen Gewichts der transparenten Kissen konnten Architekten und Ingenieure filigrane und extrem leichte Fachwerkträger aus Stahl als Unterkonstruktion wählen. Dieser Dachaufbau belastet die Gebäudestruktur bei gleicher Belichtungsintensität statisch deutlich weniger als ein vergleichbar großes Glasdach. Gleichzeitig erfüllen die flexiblen und langlebigen Folienkissen des Texlon-Systems von Vector Foiltec die thermischen Anforderungen an den Passivhaus-Standard – eine Bedingung für neu errichtete öffentliche Gebäude in Frankfurt. Mit den fünflagigen Folienkissen konnte die geforderte Dämmwirkung spielend erreicht werden. Eine isolierende Luftschicht zwischen den einzelnen ETFELagen sorgt zusammen mit patentierten Thermoprofilen für einen niedrigen Wärmedurchgangswert. Gleichzeitig verhindern die Thermoprofile Kältebrücken und die Bildung von Kondenswasser an Dach- und Unterkonstruktion. Ein Niederdrucksystem hält vollautomatisch den Überdruck von 250 Pa zwischen den Folienlagen konstant aufrecht. Zudem re- 58 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 ▶ Die leichte und filigrane Dachkonstruktion passt zum kommunikativen Charakter des HOLM. ▼ Das Texlon-EFTE ist leicht, thermisch isolierend und reinigt sich als weltweit einziges Folienkissensystem selbst. Fotos: Vector Foiltec duziert das Texlon-ETFE-System den Wartungsaufwand spürbar: Dank seiner Oberflächenstruktur reinigt sich das Material bei Regen selbst. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrad konnte die Dachfläche in kürzester Zeit fertig gestellt werden. Ein digitales 3DModell der Architekten diente Vector Foiltec als Grundlage für die maßgenaue Fertigung von Kissen und Aufnahmerahmen. Die Folienlagen wurden an den Rändern dauerhaft miteinander verschweißt und kamen einbaufertig auf die Baustelle. Gleiches gilt für die Thermoprofile zur Aufnahme der jeweils 19 m langen und 3,6 m breiten Kissen. Sie wurden vorab maßgenau vorgeschnitten und mit sämtlichen Ausfräsungen für Abdichtungen und den Befestigungselementen für die Folienkissen versehen. Vector Foiltec lieferte die Folienkissen für das Projekt, übernahm die Montage und unterstützte die Ingenieure von VBIMitglied Dr. Grotkop & Partner, Bremen, bei der Tragwerksplanung. www.vector-foiltec.com PRODUKTE UND PROJEKTE rungsbeständig, einfach zu reinigen und farbecht. Die duromeren Hochdrucklaminate (HPL) sind speziell für den Außenbereich entwickelt worden und mit einem UV-Filter beschichtet. Die gebogene Form der segelartigen Konstruktion stellte für den Einsatz der Kronoplan-Platten eine besondere Herausforderung dar, denn die ebenen Elemente mussten der Rundung folgen. Zugleich galt es, regelmäßige Fugen zu erzeugen. Dies führte dazu, dass in den waagerechten Reihen die Plattenelemente nach oben kleiner werden und einzeln zugeschnitten und bearbeitet werden mussten – gemäß des vorgegebenen Rasters der Planung. Im Gesamtbild verlaufen die Fugen ähnlich wie Längenund Breitengrade auf dem Globus und finden in ihrer Längsausprägung in der Spitze des Segels ihren Pol. www.wilkes.de Wilkes Kunststoffe Segel gesetzt Die neue ADAC-Yachtschule erinnert an ein Segel. Die bundesweit einzige Yachtschule des ADAC befindet sich auf einem 1.200 m² großen Grundstück am Ufer des Möhnesees (Sauerland). Die lange Zeit genutzten Holzbauten aus den 1940er Jahren, mussten 2013 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Nach Plänen von Architekt Sascha Werth aus Senden entstand ein zweigeschossiges, multifunktionales Gebäude, das mit rund 600 m² Nutzfläche Platz für Schulungsräume, Boote und Materiallager sowie Appartements für Kursteilnehmer bietet. Zudem lädt ein Café mit Biergarten Spaziergänger und Besucher zum Verweilen ein. Der Flachdachbau mit Klinkerfassade und großen Fensterflächen wird optisch von einem waagerecht umlaufenden gelben Band geprägt. Besonders ins Auge fällt der expressive Mittelteil des Neubaus: Wie ein Segel ragt der gebogene Gebäudeteil in den Himmel und stellt den Bezug zur Umgebung und zum Wassersport her. Die rund 45 m² Glasflächen an der Fassade des „Segels“ suggerieren Offenheit und lassen Licht in die sich hier befindende Ferienwohnung. Die gekrümmte Fläche besteht aus gebogenen, im Gefach gedämmten Brettschichtholzträgern. Verkleidet ist die Kon- struktion mit anthrazitfarbenen und vereinzelt mit gelben Kompaktplatten „Kronoplan Color“. Die ebenen Elemente wurden im aufwändigen Zuschnitt der Rundkonstruktion angepasst und erzeugen eine einheitliche Fläche mit gleichmäßigem Fugenbild. Das BekleidungsMaterial ist witte- Die KronoplanPlatten folgen der segelähnlichen Konstruktion. Fotos: Wilkes Kunststoffe BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 59 PRODUKTE UND PROJEKTE ATHE-Therm Heiz- und -Kühlsystem für Boden, Wand und Decke Die ATHE-Therm Heizungstechnik GmbH bietet eine modulare, besonders platzsparende Fußbodenheizung an, die sich auch als Wandheizung und zur Deckenmontage eignet. Ihr ATHE-F-Modul ist nicht nur besonders flach, leicht und flexibel, sondern sehr energieeffizient im Betrieb. Außer zum Heizen lässt sich das System auch zum Kühlen nutzen. Beim Einsatz am Boden bietet sich eine Kombination mit dem neu entwickelten Estrich ATHE-Öko-Quick an, der umweltschonende Eigenschaften aufweist und mit bis zu 60 N/mm² besonders fest ist. Für die Kombination aus ATHE-F-Modul und ATHE-Öko-Quick ergibt sich eine Aufbauhöhe von nur 45 mm, was das System für den Einsatz in nahezu jedem Umfeld prädestiniert. Vor allem bei der Sanierung erfüllen die ATHE-F-Module alle Anforderungen, die im Altbau wichtig sind: Die Modulhöhe ▲ ATHE-F-Modul Foto: ATHE-Therm Heizungstechnik von 24 mm minimiert die Aufbauhöhe, das Flächengewicht von 65 kg/m² gewährleistet eine minimale statische Belastung, etwa von alten Holzbalkendecken. Dazu kommt die modulare Bauweise, bei der die einzelnen Elemente vor Ort fest verschweißt werden. Dies ermöglicht die flexible Anpassung an bauliche Gegebenheiten und macht das System sehr robust. Indem die Module bei ATHE-Therm projektindividuell vorge- plant werden, sind jeweils optimale Lösungen und sehr kurze Montagezeiten garantiert. Das neue Flächenheizungssystem senkt die Energiekosten auf zweifache Weise: Zum einen wird die Wärme genau dort abgeben, wo sie gebraucht wird. Zum anderen kann das F-Modul mit geringerem Energieeinsatz die gleiche Heizleistung erbringen wie klassische Fußbodenheizungen: Das Wasser wird gleichmäßig durch die Vierkantrohre geleitet, was zu einer optimierten Wärmeverteilung führt. Zugleich lassen sich so die Aufheizzeiten stark verkürzen. Für viele Bauherren ist auch die Möglichkeit interessant, ATHE-F-Module nicht nur zum Heizen, sondern auch zum Kühlen zu nutzen. In diesem Fall empfiehlt sich die Verwendung einer Deckenlösung mit einem eigenen Heiz- bzw. Kühlkreis. www.athe-therm.de KaMo Individuell Heizen und Kühlen Das schwäbische Familienunternehmen KaMo ist Spezialist für Verteilersysteme für Flächenheizungen sowie zentrale und dezentrale Frischwarmwassertechnik. Das Expertenwissen aus beiden Bereichen hat KaMo in seiner Wohnungsstation WK-HK mit Heizen-Kühlen-Modul vereint: Mit dieser Wohnungsstation lassen sich nahezu alle Komfortwünsche wie Warmwasserbereitung, RadiatorenHeizung und Fußbodentemperierung realisieren. Im mehrgeschossigen Wohnungsbau ist diese Form der dezentralen Energieversorgung deshalb besonders komfortabel, weil in jeder Wohnung die Regulierung der Heizung oder Kühlung individuell vorgenommen werden kann. Darüber hinaus kann zur bestehenden Flächentemperierung über einen Hochtemperaturkreis ein Badheizkörper zusätzlich mit Wärme versorgt werden. Die Anlage ist 60 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 anschlussfertig verdrahtet und entsprechend den technischen Vorgaben gedämmt. Ausgelegt ist die Station bis zu 10 kW Heizlast, auf Wunsch über Einspritzkreise und außentemperaturgeregelt. Die Wohnungsstation wird inkl. vormontiertem Fußbodenheizungsverteiler (thermisch isoliert zur Vermeidung von Kondensationsfeuchtigkeit im Kühlbetrieb) geliefert. Die bestehende Verrohrung der Fußbodenheizung wird hierbei auch für den Kühlbetrieb verwendet. Zusätzliche Sensoren vermeiden ein Unterschreiten des Kondensationspunktes. Vier verschiedene Wärmetauschergrößen von 12 bis 19 l/min Zapfmenge sorgen für die optimale Anpassung an den gewünschten Trinkwarmwasserbedarf. Die Wohnungsstation ist auf einer 755 mm breiten Platte montiert, Sonderbauweisen sind möglich. ▲ In der WK-HK Wohnungsstation steckt viel Expertenwissen. Foto: KaMo Die Wohnungsstation WK-HK ergänzt das hauseigene Komplettangebot in der dezentralen Frischwarmwassertechnik. In diesem Segment führt KaMo verschiedene Wohnungsstationen, Trinkwassererwärmungsstationen, Heizzentralen und sein innovatives Gasthermen-Austausch-System „Vario GT“ im Produktprogramm. www.kamo.de PRODUKTE UND PROJEKTE PERI Systemlösungen für Abbruch, Um- und Neubau ▲ Mittels PERI-VARIOKIT wurde die denkmalgeschützte Fassade während der gesamten Baumaßnahme zuverlässig abgestützt. Wenn Karlsruhe im Sommer 2015 sein 300-jähriges Stadtjubiläum feiert, wird das neue Vivarium im Erdgeschoss des Naturkundemuseums mit vielfältigen Aquarien und Terrarien die Hauptattraktion der durch Sanierung und Modernisierung hinzugewonnenen rund 1.200 m² Museumsfläche sein. Auch die neuen Sonderausstellungsflächen im Obergeschoss binden den umgebauten Trakt in das Nutzungskonzept des Museums mit ein. Die umfangreichen, knapp 18-monatigen Abbruch- und Rohbauarbeiten fanden bei laufendem Museumsbetrieb statt. Währenddessen musste die histo- ▲ Die Fassadenabstützung wurde exakt an die vorhandenen Fensteröffnungen angepasst. Fotos: PERI GmbH Carrier Schutz für Michelangelos Meisterwerke Im Jahr 1993 entwickelte und installierte Carrier das erste Klimatisierungssystem in der Sixtinischen Kapelle Roms, das eine maximale Anzahl von 700 Besuchern zur gleichen Zeit bewältigte. Heute besuchen täglich ca. 20.000 Menschen die Kapelle. Ein 2014 neu eingebautes Klimasystem erlaubt nun bei fast allen Wetterbedingungen bis zu 2.000 Besuchern gleichzeitig Michelangelos Meisterwerke zu bewundern. Das neue System setzt zwei Carrier AquaForce® 30XWV wassergekühlte Kühlanlagen mit Greenspeed® Intelligenz ein, jede mit 580 kW Leistung. Das Konzept nutzt speziell entwickelte Software und Komponenten sowie patentierte energiesparende Technologien, um optimale Klimabedingungen zum Schutz der Gemälde in der Kapelle aufrechtzuerhalten. Mit seinem intelligenten Steuerungssystem, das mit einer erweiterten Video-Applikation von UTC Building & Industrial Systems verbunden ist, kann das HVAC-System Besucherströme vorauskalkulieren und seine Leistung intuitiv anpassen. Um einen reibungslosen Betrieb des neuen Systems sicherzustellen, hat der Vatikan rische, 12 m hohe Fassade auf knapp 50 m Länge abgestützt werden. Die hierfür verwendete Fachwerkkonstruktion basierte auf Systembauteilen des VARIOKIT Ingenieurbaukastens von PERI. Deren Mietbarkeit, rasche Verfügbarkeit und einfache Montage sparten Zeit und Kosten gegenüber einem herkömmlichen Stahlbau. Von außen fast nur aufgrund des Baustellenkrans sichtbar, wurden hinter der Bestandsfassade die Stahlbetonwände und -decken des Westflügels neu errichtet. Für die hohen SB 4 Sichtbetonanforderungen der 12 m hohen Außenwände kombinierte das erfahrene Baustellenteam die außenseitige VARIO GT 24 Träger-Wandschalung mit gegenüber gestellten, 60 cm breiten TRIO-Elementen auf der Innenseite. Für die Schalungsund Bewehrungsarbeiten bei den erhöhten Wandtakten diente das PERI UP Rosett Modulgerüstsystem als 7,50 m hohes Trag- und Arbeitsgerüst. Zur maßgenauen Herstellung der rundbogenförmigen Wandaussparungen plante und lieferte PERI projektspezifisch angefertigte Aussparungselemente bereits vormontiert auf die Baustelle – und rundete dadurch das Ausführungskonzept zu einer ganzheitlichen PERI Schalungsund Gerüstlösung ab. www.peri.de einen fünfjährigen Wartungsvertrag mit Carrier Distribution Italy SpA vereinbart. „Unser Ziel ist nicht die Restaurierung sondern die Erhaltung. Deshalb haben wir Carrier ausgewählt, weil ein Meisterwerk wie die Sixtinische Kapelle ein vergleichbares Meisterstück an Technologie benötigt", sagte Antonio Paolucci, Direktor der Vatikanischen Museen. Die Vatikanischen Museen konnten die Kapelle während der Demontage und der Neuinstallation der Anlage, die in der Spitzensaison im Sommer stattfand, geöffnet halten, weil sie ein temporäres, von Carrier Rental Systems bereitgestelltes HVAC-System genutzt haben. www.carrier.de BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 61 TIPPS UND TERMINE BÜCHER ENERGIEBERATUNG Das Buch „Energieberatung und Energiemanagement, Industrie- und Gewerbegebäude“ gibt Planern, Architekten, Energieberatern, Bauherren und Eigentümern von Immobilien Entscheidungshilfen bei der Auswahl optimaler energetischer Modernisierungsmaßnahmen. Die Autoren liefern eine anwendungsorientierte Einführung in das Thema Energieberatung und Energiemanagement nach EnEV und EEWärmeG und geben nützliche Hinweise und Informationen für die Praxis des Energiemanagements für Nichtwohngebäude. BAUVERTRAGSRECHT ENTWÄSSERUNG VBI-Mitglied Robert Werth gehört zum internationalen Autorenteam des von Lukas Klee herausgegebenen Praxiswegweisers durch das internationale Bauvertragsrecht. Das unter dem Titel „International Construction Contract Law“ seit Januar erhältliche Buch sei gerade für deutsche Ingenieure interessant, betont Werth, weil die im Inland erforderlichen VOB-Kenntnisse im internationalen Geschäft nicht anwendbar seien und es darüber hinaus in der hiesigen Studentenausbildung kaum Lehrinhalte gebe, die auf andere Vertrags- und Rechtskreise vorbereiten. Während die bislang verfügbaren Bücher zu dieser Materie jeweils einzelnen Rechtsräumen oder bestimmten Vertragsformen wie FIDIC oder NEC gelten, gebe das neue Werk einen umfassenden praxisorientierten Überblick über die im internationalen Geschäft üblichen Projekt- und Vertragskonstellationen, erläutert Werth, der mit einer Einleitung und einem fachlichen Abschnitt in dem Buch vertreten ist. Die DWA hat den Entwurf für das Merkblatt „Zustandserfassung und Bewertung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden – Teil 7: Beurteilung der Umweltrelevanz des baulich/betrieblichen Zustands“ publiziert, das sich mit den Auswirkungen von nicht den Anforderungen entsprechenden Entwässerungssystemen auf die Umwelt befasst. Nach DIN EN 752:2008 dienen Entwässerungssysteme dem Schutz von Oberflächengewässern und Grundwasser. Werden bei der Zustandsbeurteilung Mängel festgestellt, sind diese mit Hilfe eines Sanierungskonzepts zu beheben, das nach hydraulischer Leistungsfähigkeit, baulichem Zustand, betrieblichen Mängeln und Auswirkungen auf die Umwelt unterscheidet. Das Merkblatt DWA-M 149-7 enthält Hilfen, mit denen Handlungsprioritäten unter dem Gesichtspunkt der Umweltrelevanz begründet werden sollen. Damit unterstützt es übergreifende Bedarfsplanungen zur Sanierung defekter Systeme. Es hat jedoch keinen direkten Bezug zur Maßnahmenplanung. Das Merkblatt trifft auch keine absoluten Aussagen zur Umweltrelevanz. DWA-M 149-7 richtet sich an Ingenieure, die mit der Erfassung und Beurteilung des Zustands von Kanalsystemen und entsprechender Sanierungsbedarfsplanung befasst sind. Die DWA bittet bis um 31. März um schriftliche Stellungnahme: DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dipl.-Ing. Christian Berger, E-Mail: [email protected]. Eine digitale Vorlage für Stellungnahmen befindet sich unter Lukas Klee: International Construction Contract Law. Wiley-Blackwell 2015, 97,90 Euro, ISBN 978-1-11871790-5, auch als E-Book für ca. 76 Euro erhältlich. Achim Bethe, Martin Pfeiffer (Hrsg.): Energieberatung und Energiemanagement, Industrie- und Gewerbegebäude. Beuth-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-410-21745-9 , 46 Euro (auch als E-Book). HOAI: GEP-ARBEITSHILFEN Mit der neuen HOAI ist nun eindeutig, dass Leistungen zu Generalentwässerungsplänen (GEP) nicht in der Objektplanungsvergütung enthalten sind. Die geänderten Normen und Regelungen machten die vollständige Überarbeitung des Hefts 12 der AHO-Schriftenreihe „HOAI – Arbeitshilfen zur Vereinbarung von Ingenieurverträgen für die Bearbeitung von Generalentwässerungsplänen (GEP)“ nötig. AHO (Hrsg.): HOAI – Arbeitshilfen zur Vereinbarung von Ingenieurverträgen für die Bearbeitung von Generalentwässerungsplänen. Berlin 2014, 14,80 Euro, www.aho.de. 62 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 http://de.dwa.de/themen.html. Während des öffentlichen Beteiligungsverfahrens steht der Entwurf als Leseexemplar unter DWAdirekt http://de.dwa.de/ dwadirekt im DWA-Entwurfsportal kostenfrei zur Verfügung. HANDBUCH VOF Die Autoren erläutern, wie Verfahren zur Vergabe von freiberuflichen Leistungen ober- und unterhalb der Schwellenwerte rechtssicher und mit wenig bürokratischem Aufwand durchgeführt werden können. Sie geben konkrete Handlungsanleitungen für die unterschiedlichen Vergabegegenstände, ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Vergabe von Architektenleistungen. Im Einzelnen geht es um die Vorbereitung des Verfahrens, die Bekanntmachung, vertragliche Regelungen, um die Verhandlungsphase, die Dokumentation sowie um Strategien von Bewerbern und Bietern im VOF-Verfahren und Rechtsschutz. Wir wollen Ihren Erfolg. Profitieren Sie von einem starken Verband! Reichert/Reuber/Siegburg: Handbuch VOF. Wolters Kluwer, Köln 2014, 69 Euro, ISBN 978-3-80414659-4. RISIKOVORSORGE ABDICHTEN DURCH INJEKTION Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat ein neues Merkblatt vorgelegt, dass sich mit dem Bauen in überschwemmungsgefährdeten Gebieten befasst. Der Entwurf der Publikation DWAM 553 „Hochwasserangepasstes Planen und Bauen“ beschreibt die wichtigsten Strategien zur Risikominderung und grundsätzliche Handlungsoptionen. Dabei haben die Autoren Überschwemmungsereignisse aus Starkregen und Flusshochwasser im Blick. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf den Themen „Raumplanung in Risikogebieten“ und „Hochwasserangepasstes Bauen“. Auf die spezifischen Bedingungen beim „Bauen im Bestand“ wird ebenfalls eingegangen. Das Merkblatt ist Teil des DWA-Hochwasser-Kompendiums und bildet einen wichtigen Baustein für die Bereiche Bauvorsorge und Risikovorsorge. Zum Entwurf des Merkblatts DWA-M 553 „Hochwasserangepasstes Planen und Bauen“ sind bis 28. Februar 2015 schriftliche Stellungnahmen möglich. Ursachen für Bauschäden sind häufig Wasser- und Feuchteeintritt an erdberührten Bauteilen. Für eine Reihe von Materialien und Verfahren zur nachträglichen Bauwerksabdichtung durch Injektion existieren derzeit keine Regelwerke, so dass die Anwendung durchaus mit Risiken für Bauherren, Planer und ausführende Unternehmen verbunden ist. Eine Arbeitsgruppe aus Fachleuten im Bereich der Planung, Ausführung, Materialherstellung, Bauüberwachung und Materialprüfung hat unter dem Dach der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (STUVA) nun die dritte, aktualisierte und deutlich ergänzte Ausgabe eines entsprechenden Merkblatts erarbeitet. Es spiegelt übersichtlich strukturiert den gegenwärtigen Stand auf dem Gebiet der nachträglichen Bauwerksabdichtung durch Injektionen wider. Gegenstand sind in erster Linie Stoffe und Applikationsverfahren zur Instandsetzung von Bauwerken und zum Füllen von Rissen. Im Einzelnen geht es um Gelschleierabdichtungen im Baugrund, flächige Injektionen in Bauteile, Riss- und Hohlrauminjektionen, den Einsatz von Injektionsschläuchen und Injektionskanälen sowie die Injektion von Bewegungsfugen. DWA-Bundesgeschäftsstelle, Dipl.-Geogr. Dirk Barion, E-Mail: [email protected]. Eine digitale Vorlage für Stellungnahmen befindet sich unter http://de.dwa. de/themen.html. Während des öffentlichen Beteiligungsverfahrens steht der Entwurf als Leseexemplar unter DWAdirekt http://de.dwa.de/dwadirekt kostenfrei zur Verfügung. Stuva (Hrsg.): Abdichten von Bauwerken durch Injektion. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2014, 45 Euro, ISBN 978-3-8167-9360-1, preisgleiches EBook: ISBN 978-3-8167-9361-8. www.vbi.de Der VBI vereint die besten Planer und Berater Deutschlands. Er ist die führende Berufsorganisation unabhängig planender und beratender Ingenieure in Deutschland. Sie wollen dazu gehören? Sprechen Sie mit uns, wir informieren Sie gern! Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 [email protected], www.vbi.de TIPPS UND TERMINE KOOPERATIONSMANAGEMENT LEXIKON KÄLTETECHNIK Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Gestaltung von Kooperationen weltweit. Nun stellt sie ihr Managementmodell Capacity Works einer breiteren Öffentlichkeit in einem Buch zur Verfügung. Es bietet eine umfassende Einführung in die Herausforderungen erfolgreichen Kooperationsmanagements und beschreibt Vorgehensweisen für die Praxis. Die fünf Erfolgsfaktoren Strategie, Kooperation, Steuerungsstruktur, Prozesse sowie Lernen und Innovation werden konzeptionell vorgestellt und durch eine umfangreiche Toolbox ergänzt, um die praktische Arbeit in diesen Erfolgsfaktoren zu unterstützen. Gleichzeitig liefert das Handbuch einen umfassenden Einblick in die Welt des Kooparationsmanagements anhand zahlreicher Praxisbeispiele und gibt Einblicke in die Arbeit der internationalen Zusammenarbeit. Das informative Lexikon „Kältetechnik“ ist ein Nachschlagewerk mit mehr als 1.600 Stichwörtern und wendet sich an Ingenieure, Techniker und Studenten des Bereichs Kältetechnik sowie an Fachleute anderer Ingenieurwissenschaften. Die Darstellung ist kompakt, praxisnah und reicht von den theoretischen Grundlagen der Kälteerzeugung über Kältemittel bis zur Anlagentechnik. Dieter Schmidt (Hrsg.): Lexikon Kältetechnik. VDE-Verlag, Berlin 2014, 49 Euro, ISBN 978-3-80073575-4. GIZ GmbH (Hrsg.): Kooperationsmangement in der Praxis: Gesellschaftliche Veränderungen gestalten mit Capacity Works. Springer-Verlag, 59,99 Euro, ISBN 978-3-658-06275-0. BAUFELDFREIMACHUNG Die in § 33 (3) HOAI beschriebenen Leistungen waren nie geeignet, sowohl auftraggeber- als auftragnehmerseitige Anforderungen an ein spezifiziertes Leistungsbild zu erfüllen. Deshalb hat die AHO-Fachkommission „Baufeldfreimachung/Altlasten“ schon ein Leistungsbild erarbeitet. Mit der jüngsten HOAINovellierung 2013 musste das Leistungsbild, das als Heft 18 in der AHO-Schriftenreihe erschienen ist, überarbeitet werden. Nun umfassen die Planungsleistungen folgende Leistungsstufen: Bearbeitung zur Objektentwicklung und Bedarfsplanung, Grundlagenermittlung und Vorplanung, Entwurfs- und Genehmeigungsplanung, Ausführungsvorbereitung, Überwachung und Dokumentation. AHO (Hrsg.): Leistungsbild und Honorierung: Planungsbereich „Baufeldfreimachung/Rückbau“. Berlin 2014, 14,80 Euro, www.aho.de. 64 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 ENTWÄSSERUNG IM STRAßENBAU Die Forschungsgesellschaft für Straßenund Verkehrswesen (FGSV) hat die „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Entwässerungseinrichtungen im Straßenbau“, ZTV Ew-StB, mit der Ausgabe 2014 neu herausgegeben. Sie ersetzen die gleichnamigen ZTV Ew-StB aus dem Jahre 1991. Die ZTV Ew-StB enthalten Anforderungen für Entwässerungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Neu-, Um- und Ausbau von Straßen, Plätzen und Wegen sowie deren Nebenanlagen. Neben dem Neubau von Entwässerungseinrichtungen ist auch die grabenlose Kanalsanierung Gegenstand des Buchs. Die ZTV Ew-StB sind darauf gerichtett, dass die „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C (VOB/C): Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen“ Bestandteile des Bauvertrages sind. Für Erdarbeiten im Zusammenhang mit Entwässerungsarbeiten gelten die ZTV E-StB. Neben allgemeinen Hinweisen beispielsweise zu Stoffen und Bauteilen, Prüfungen und Mängelansprüchen gelten die ZTV Ew-StB auf Banketten, Straßenmulden, Entwässerungsgräben, Straßenrinnen, Straßenabläufen, Rohrleitungen, Schächten, Sickeranlagen, Durchlässen, Pumpanlagen, Bauwerken für die Behandlung des Wassers und Versickerungseinrichtungen. Auch Maßnahmen bei Baustelleneinrichtungen und der Baudurchführung in Wasserschutzgebieten sowie die Entwässerung während der Bauzeit sind Thema. FGSV (Hrsg.): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Entwässerungseinrichtungen im Straßenbau (ZTV Ew-StB). FGSV-Verlag, Köln 2014, 26,80 Euro, www.fgsv-verlag.de TIPPS UND TERMINE TERMINE 5. März, Kassel GEOTECHNIK-KONVENT Der Verlag Ernst & Sohn sowie die Firma Uretek Deutschland laden am 5. März nach Kassel zum „Geotechnik-Konvent“. Auf dem Programm stehen Vorträge zu Injektionsverfahren zur Baugrundverstärkung, Geotechnik zur Energiespeicherung und z. B. zum Thema „hydraulischer Grundbruch in Baugruben“. Robert Breder vom VBI-Mitglied Ingenieurgruppe Geotechnik GbR, Kirchzarten, spricht zu „Hebungen in der Stadt Staufen – Ursachen und Gegenmaßnahmen“. www.uretek.de/newsroom/fachseminare 5.–6. März, Offenburg FACHMESSE GEOTHERM Die Fachmesse Geotherm in Offenburg lädt mit einem europaweiten Kontaktnetzwerk, Informationen zum neuesten Stand der Technik und als Branchentreffpunkt nach Offenburg. Etwa 40 Expertenvorträge zu tiefer und oberflächennaher Geothermie sind während der zwei Messe- und Kongresstage vorgesehen. Im Einzelnen geht es um Neuerungen in der Qualitätssicherung bei der öberflächennahen Geothermie, außerdem um Erfahrungen in der Bohrtechnik, Erdkollektoren und Gaswärmepumpen und den Einsatz von Geothermie in der Gebäudetechnik. www.messe-offenburg.de VBI-INTENSIVSEMINARE 19. März, Mühlheim Strategien für die erfolgreiche Bewerbung im Vergabeverfahren Vermittelt werden Wissen und Verständnis um die allgemeinen verfahrensrechtlichen Anforderungen im Zusammenspiel mit individuellen auftraggeber- bzw. verfahrensspezifischen Anforderungen. Das Seminar zeigt dieses Zusammenspiel sowie die daraus abzuleitenden strategischen Ansatzpunkte für die erfolgreiche Bewerbung und Angebotsgestaltung auf. Referenten: Dipl.-Ing. Architektin Sandra Trelle, compar - strategien für architektur und städtebau, VBI-Mitglied, und Alexander Nette, LL.M., Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, NETTE Rechtsanwälte; Lehrbeauftragter für Vergaberecht und Vertragsmanagement an der Westf. Hochschule 22. April, München Einführung und Zertifizierung von QM-Systemen bei kleinen und mittleren Ingenieurbüros Das Seminar befasst sich mit den finanziell messbaren Vorzügen eines QM-Systems (Fehlererkennung, Fehlervermeidung, KVP, Dokumentation, etc.) ebenso wie mit den Anforderun- gen an eine externe Zertifizierung. Es ist so aufgebaut, dass in drei Schritten die Anforderungen an das QM-System erarbeitet und diskutiert werden. So erhalten alle Teilnehmer einen Überblick der Anforderungen der DIN EN ISO 9001:2008. Referenten: Dipl.-Ing. Christoph Stolp, Qualitätsmanagement- und SGU-Beauftragter, Dipl.-Wirt.-Ing. Olaf Neeb, DEKRA Certification GmbH 29. April, Hamburg Richtige Vorbereitung und Durchführung von Vergabeverfahren für Bauleistungen Vertiefte Kenntnisse in diesen Bereichen sind zwingende Voraussetzung, um die eigene Leistung richtig und mangelfrei, damit abnahmefähig und ohne Haftungsrisiken erbringen zu können. Das Seminar vermittelt vertiefende Grundlagen unter Berücksichtigung der neuen EU-Vergaberichtlinien sowie der sich durch die Änderungen der VOB/A und der Landestariftreue- und Vergabegesetze ergebenden Rahmenbedingungen. Referenten: Dipl.-Ing. Architektin Sandra Trelle und RA Alexander Nette (siehe oben) Informationen und Anmeldung zu allen VBI-Intensivseminaren: www.unita.de 12.–13. März, Oldenburg BAUTAGE ZU BIM „Digitales Planen, Bauen und Betreiben“ sind die Themen der 11. Oldenburger Bautage im städtischen Kulturzentrum PFL. Die Veranstaltung will vor allem kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit geben, sich auf die Arbeitsmethode BIM einzustellen Auch BIM in der Ausbildung ist ein Thema. Zudem werden praktische BIM-Projekte vorgestellt und der künftige Einfluss digitaler Methoden diskutiert. Die Oldenburger Bautage sind einer Veranstaltung des Fördervereins der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth. www.jade-hs.de/bautag 17.–19. März, Rottach-Egern 26. März, Dresden BAUSCHÄDEN-FORUM STAHLBAUFACHTAGUNG Das 85. Bauschäden-Forum findet erneut am Tegernsee statt. Es geht sowohl um Bauschäden und deren Vermeidung als auch um Probleme technischer und rechtlicher Art mit aktuellen Ausführungen und Konstruktionen. Daraus wiederum sollen dann bautechnische Notwendigkeiten zur fehlerfreien Ausführung entwickelt werden. www.bauschaeden-forum.de Der VBI unterstützt die Dresdner Stahlbaufachtagung 2015 der Bauakademie Sachsen. Diesjährige Themenschwerpunkte sind der Geschossbau in Stahlund Verbundbauweise, Dach- und Wandsysteme in Stahlleichtbauweise sowie der Brückenbau. Dr.-Ing. Thomas Misiek vom VBI-Mitgliedsbüro Breinlinger Ingenieure Tuttlingen ist mit einem Vortrag zu den neuen europäischen Normen für den Metallleichtbau mit von der Partie. Programm und Anmeldung: www.bauakademie-sachsen.de. BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 65 IMPRESSUM TIPPS UND TERMINE 26.–27. März, Hamburg UMGEBUNGSLÄRMRICHTLINIE Die Lärmkontor-Tagung gilt bereits zum dritten Mal der EU-Umgebungslärmrichtlinie. Aktueller Hintergrund ist die beginnende Kartierungs- und Aktionsplanungsstufe der EU-Umgebungslärmrichtlinie. In Deutschland wurden aktuell und nahezu gleichzeitig die Arbeiten an der Schall 03 (2012) und den RLS2014 abgeschlossen. Über diese Regelwerke informiert die Tagung ebenso wie über den kooperativen Managementansatz bei Lärmsanierungen von Mehrfachbelastungen durch unterschiedliche Verkehrs- und Baulastträger. www.tagung.laermkontor.de 15. April, Berlin GEWERK TGA „Gewerk TGA – Den letzten beißen die Hunde? Rechtliche Chancen und Risiken“ heißt eine Veranstaltung der DINAkademie am15. April in Berlin. Ausgangspunkt für Konflikte sind oft fehlerhafte Leistungsbeschreibungen, aber auch Risiken, die der Bieter in Kauf nimmt, um den Auftrag zu erhalten. Das Seminar beschäftigt sich daher bereits mit der Bieterphase bei öffentlichen Aufträgen und fragt nach der Risikoverteilung und nach vertraglichen Möglichkeiten zu ihrer Beeinflussung. Die Teilnehmer des Seminars bekommen also einen guten Einblick in Vergabestrategien, Vertragsgestaltung, der Einbeziehung von AGB, Sach- und Bauzeitnachträgen und richtige Vertragsabwicklung. Informationen und Anmeldung: DIN-Akademie, Tina Stegath, Telefon: 030/26012577, [email protected] 17.–18. April, Bremerhaven SACHVERSTÄNDIGENWESEN Die Mitglieder der VBI-Fachgrupppe öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige tagen in Bremerhaven. Auf der Agenda stehen das JVEG, die Vorbereitung des DST und der Stand der EU-Normung. Außerdem gibt es Gastvorträge zu interessanten Fällen aus der Sachverständigentätigkeit und beson- 66 BERATENDE INGENIEURE 1/2 2015 dere Probleme mit Bezug auf die aktuelle Rechtsprechung. www.vbi.de/Aktuelles/Termin 23.–24. April, Düsseldorf BERATENDE INGENIEURE FACHMAGAZIN FÜR PLANEN UND BAUEN ISSN 0005-8866 45. Jahrgang www.vbi.de BAUTECHNIKTAG Der deutsche Bautechniktag des DBV Deutscher Beton- und Bautechnikverein findet am 23. und 24. April in Düsseldorf statt. Unter dem Motto „Städte und Regionen im Wandel – Herausforderungen an Gesellschaft und Technik“ wird den Teilnehmern ein breitgefächertes Programm geboten, zu dessen fachlicher Qualität eine ganze Reihe VBI-Mitglieder beitragen, darunter VBI-Präsident Dr. Volker Cornelius. Er moderiert die Fachsitzung „Lebenszyklusbetrachtung und Nachhaltigkeit“. www.bautechniktag.de 24.–25. April, Berlin FIDIC-VERTRAGSBEDINGUNGEN Die Grundlagen der Arbeit mit dem FIDIC Red Book und dem Yellow Book sind Thema des Hauptkurses der VBISeminarreihe 2015 zu den FIDIC-Vertragsbedingungen, die am 27. März beginnt. Für VBI-Mitglieder betragen die Teilnahmegebühren nur 1.430 Euro statt der regulären 1.595 Euro. Einzelheiten zu Seminar und Anmeldung unter: www.germanfidicseminare.de. 6.–8. Mai, Staffelstein THERMISCHE SOLARENERGIE Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist Schirmherr des 25. OTTI-Symposiums Thermische Solarenergie in Kloster Banz, Bad Staffelstein. Auch der VBI ist wieder Mitveranstalter des erfolgreichen Symposiums. Innovative Solarthermie-Komponenten stehen ebenso auf der Agenda wie innovative Konzepte für Wärmespeicher. www.solarthermie-symposium.de Weitere Veranstaltungshinweise, insbesondere die Termine der VBI-Landesverbände und Fachgremien, finden Sie auf der VBI-Website. HERAUSGEBER: Verband Beratender Ingenieure VBI Budapester Straße 31 10787 Berlin Tel.: 030/26062-0 Fax: 030/26062-100 www.vbi.de REDAKTION: Ines Bronowski (Chefredakteurin) Tel.: 030/260 62-230, Fax: -100 [email protected] Martina Gabriel Tel.: 030/26062-231, Fax: -100 [email protected] VERLAG: Krammer Verlag Düsseldorf AG Goethestrasse 75 40237 Düsseldorf Tel.: 0211/9149-3 Fax: 0211/9149-450 [email protected] ANZEIGEN: Alke Schmeis Tel.: 0211/9149-455, Fax-450 [email protected] Es gilt die Anzeigenpreisliste 2013 LAYOUT: Claudia Weber KNM Krammer Neue Medien GmbH Düsseldorf DRUCK: D+L Printpartner, 46395 Bocholt ERSCHEINUNGSWEISE/BEZUGSPREISE: 6 Ausgaben jährlich, als Doppelhefte Einzelheft: 20 Euro Abonnement Inland + EU 120 Euro nicht EU-Länder 160 Euro Studentenabonnement: 60 Euro VBI-Mitglieder erhalten „Beratende Ingenieure“ im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht 6 Wochen vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes gekündigt wird. COPYRIGHT: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.