MEGABRANCHE LOGISTIK Wie Immobilieninvestoren vom
Transcription
MEGABRANCHE LOGISTIK Wie Immobilieninvestoren vom
SONDERAUSGABE MÄRZ 2008 MEGABRANCHE LOGISTIK Wie Immobilieninvestoren vom weltweiten Wachstum profitieren nachhaltige Gebäude Warum Zertifizierungssysteme neue Standards setzen Klein, aber Fein Warum Skandinavien ins Blickfeld internationaler Immobilienanleger rückt N r. 0 1 / 2 0 0 8 MEGABRANCHE LOGISTIK Wie Immobilieninvestoren vom weltweiten Wachstum profitieren NACHHALTIGE GEBäudE Warum Zertifizierungssysteme neue Standards setzen KLEIN, ABER FEIN Warum Skandinavien ins Blickfeld internationaler Immobilienanleger rückt Der Hong Kong International Airport „Chek Lap Kok“. Der 1998 fertiggestellte Flughafen wurde von Lord Norman Forster entworfen. Weitere Infos unter: www.hongkongairport.com Liebe Leser, bitte kopieren Sie diese Seite und senden Sie uns Ihre Antwort an folgende Faxnummer: (040) 55 28 97 89. Wenn Sie weitere Fragen haben oder RAUM & mehr per E-Mail anfordern möchten, senden Sie Ihre Nachricht bitte an: [email protected] Sind Sie an RAUM & mehr interessiert? Sind Sie an weiteren Union Investment-Informationen interessiert? Ja, ich bitte um Ja, ich bitte um Zusendung folgender Broschüren: $ kostenfreie und regelmäßige Zusendung $ Unternehmensbroschüre Union Investment Real Estate AG $ Zusendung der vorherigen Ausgabe $ Produktbroschüre Hotels $ Korrektur meiner Versandadresse (siehe unten) $ Produktbroschüre Shopping Center Absender bitte gut lesbar ausfüllen: Nachname Firma Land Vorname Branche Telefon Titel Postfach oder Straße/Hausnummer E-Mail Position bzw. Aufgabenbereich Postleitzahl/Ort Telefon: +49 (40) 349 19-0 Fax: +49 (40) 349 19-191 E-Mail: [email protected] Asset Management Deutschland Tel.: -171 Core Markets Tel.: -172 Emerging Markets Tel.: -439 Asia Pacific Tel.: -224 Shopping Center Tel.: -187 Hotel Gruppe Tel.: -465 Projektmanagement Tel.: -251 Vermietung Tel.: -478 Immobilien Marketing Kommunikation Pressestelle Tel.: -160 oder -139 Impressum RAUM & mehr Das Immobilienmagazin der Union Investment Real Estate AG Herausgeber Union Investment Real Estate AG Caffamacherreihe 8 D-20355 Hamburg Telefon: +49 (40) 349 19-0 Telefax: +49 (40) 349 19-191 E-Mail: [email protected] Verantwortlich für den Inhalt Fabian Hellbusch (Leiter Immobilien Marketing Kommunikation der Union Investment Real Estate AG) www.union-investment.de E-Mail an die Redaktion [email protected] Objektleitung Frank Parlow Chefredaktion Nikolaus von Raggamby (Facts & Figures GmbH) Verlag Facts & Figures GmbH Stubbenhuk 3, D-20459 Hamburg Telefon: +49 (40) 319 90-622 Telefax: +49 (40) 319 90-525 E-Mail: [email protected] Elke Hildebrandt (PR- und Redaktionsbüro) Art-Direktion Frauke Backer/backerdesign.com Dominik Arndt Bildredaktion José Blanco, Veit Hengst Infografik Jens Storkan Druck Druckerei Vetters GmbH & Co. KG Gutenbergstraße 2 D-01471 Radeburg RAUM & mehr erscheint halbjährlich im 13. Jahrgang in deutscher und englischer Sprache. Aktuelle Auflage: 143.000 Exemplare Tiellcvoer: Artur/View/Dennis Gilbert Kontakt Union Investment Real Estate AG Caffamacherreihe 8, D-20355 Hamburg R a u m & M e h r 0 2 _ 0 E n t r e e Zwischen Krise und Schatzsuche von Robert Orr Nach fünf Jahren einer fantastischen Per- Vorzeige-Immobilienfonds, dessen Wert im formance auf dem Immobilienmarkt haben zweiten Halbjahr 2007 von 2,1 auf 1,5 Mil- sich die Spielregeln plötzlich verändert. Zu liarden Pfund gesunken war. Und Norwich einem Zeitpunkt, als sich ohnehin schon ein Union gab bekannt, dass ihr Immobilien Wechselbad der Gefühle eingestellt hat- trust von 4,4 Milliarden Pfund in der Spit- te, hat die Subprime-Krise in den USA im ze im vergangenen Mai auf 2,8 Milliarden vergangenen August nicht nur das Ende Pfund im Januar 2008 abgestürzt war. Im des billigen und leicht verfügbaren Geldes gleichen Monat fror Scottish Widows seinen eingeläutet, sondern auch allgemeines 2 Milliarden Pfund schweren Fonds für ei- Unbehagen auf den globalen Immobilien nen Zeitraum von bis zu einem Jahr ein und märkten ausgelöst. folgte damit den Beispielen von mindestens Die Frage ist, ob die Transaktionen zum Er- sieben weiteren britischen Fondsbetreibern, liegen gekommen sind oder die Talsohle die seit Anfang Dezember 2007 die Eiszeit erreicht ist und Investoren schon wieder für ihre Fonds ausgerufen hatten. Schätze sehen, die es zu heben gilt. Gene- Das sind jedoch nicht notwendigerweise rell besteht kein Zweifel, dass der britische nur schlechte Nachrichten. Viel wichtiger ist, Markt von der Subprime-Krise sichtlich in dass Großbritannien nun langsam wieder ein Mitleidenschaft gezogen wurde und dass Markt mit attraktiven Preisen wird. Einerseits eine grundlegende Korrektur stattgefunden erscheint London mit seinen längeren Miet- Kontakt zu Robert Orr: hat. Im Londoner Westend sind die Spitzen- laufzeiten und mit Spitzenrenditen für Büro- [email protected] anfangsrenditen für Büroflächen im zwei- flächen in der City von derzeit 5,5 Prozent preiswert − selbst im Vergleich zu einigen 4,5 Prozent gestiegen. In der City haben mitteleuropäischen Märkten, wo die Spitzen- sich die Spitzenanfangsrenditen im ent- renditen immer noch näher an den 5 Prozent sprechenden Zeitraum sogar um 125 Basis- liegen. Mit Fünf-Jahres-Swap-Rates unter punkte auf 5,5 Prozent erhöht. Über alle Im- 5 Prozent in Großbritannien bietet der Büro- mobilienarten hinweg rutschte die jährliche markt für Core-Investoren erstmals seit vielen Wertentwicklung von plus 12,5 Prozent im Jahren wieder eine positive Renditespanne. Jahr 2006 auf nun minus 8,6 Prozent 2007. Internationale Player, die zuvor an Groß- Die Jahreserträge – also Miete plus Wertent- britannien nicht interessiert waren, überden- wicklung – gingen von plus 18,1 Prozent auf ken deshalb bereits ihre Strategie. minus 4,4 Prozent zurück. Auf längere Sicht hin wird die Performance Es überrascht deshalb kaum, dass die ge- des britischen Immobiliensektors von der werblichen Immobilienvehikel in Großbri- Erholung der Kreditmärkte und von der tannien zu kämpfen haben. Die britischen Belastbarkeit der britischen Volkswirtschaft REIT-Aktien verloren von Januar bis Dezem- abhängen. Es deutet jedoch vieles darauf hin, ber 2007 durchschnittlich 38 Prozent. Im Ja- dass die bisherigen Wertkorrekturen langsam nuar 2008 schockte New Star Asset Manage- wieder neue Transaktionen in Gang bringen – ment mit einer Gewinnwarnung für seinen allerdings mit anderen Käufergruppen. International Capital Group von Jones Lang LaSalle in London. Weitere Informationen unter: www.joneslanglasalle.de Foto: Jones Lang LaSalle ten Halbjahr 2007 um 100 Basispunkte auf Robert Orr ist Mitglied der Raum & Mehr 0_05 I n h a lt 06 Markt & Branche Aus der Nische heraus Globalisierung ohne Logistik? Undenkbar. Autos, Spielzeug, Kleidung ohne den weltweiten Transport auf Schiffen und Lkw? Nicht mehr vorstellbar. Von der Megabranche Logistik profitieren auch Immobilienanleger. Seite 6 Gebaut für die Zukunft Das Thema Nachhaltigkeit ist endlich befreit aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft: Vermehrt erkennen Firmen, dass ökologisches Bewusstsein eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäfts ist. Seite 12 Klein, aber fein Die skandinavischen Länder haben sich zu wirtschaftsstarken Vorzeigestaaten gewandelt. Fotos: Visum/Zeitenspiegel/Rainer Kwiotek; Union Investment(2); Visum/Ilja C. Hendel; www.freudenberg-ds.de; Sothebys; Getty Images Kein Wunder also, dass sie in das Blickfeld internationaler Immobilieninvestoren gerückt sind. Seite 16 12 Mensch & Arbeit Ra u m & A n l a g e Gefühlte Raumqualität Kein Zweifel, die Gut gebündelt Die Neufassung des Investment- Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern wird von ihrem gesetzes macht es für Offene Immobilienfonds Arbeitsumfeld stark beeinflusst. Wie stark genau, das leichter, sich an einer Objektgesellschaft zu beteiligen. wollen Bürodesigner messbar machen. Seite 20 Im Ausland ist dieses Modell weitverbreitet, denn es bietet eine Reihe von Vorteilen. Seite 24 16 Neu aufgestellt Offene Fonds sind wieder attraktiv. Die Branche hat durch ein Maßnahmenpaket die Wende geschafft. Ab 2009 profitieren Anleger zudem durch die Abgeltungsteuer. Seite 28 Ra u m & L e b e n Inbegriff von Stil Kleider machen Leute und Leder das Reisegepäck. Wie kaum ein anderes Material steht Leder bis heute für stilvolle Koffer, Aktentaschen und Reiseaccessoires. Seite 30 20 30 R a u m & M e h r 0 _ 0 7 M a r k t & B r a n c h e Aus der Nische Globalisierung ohne Logistik? Undenkbar. Autos, Spielzeug, Kleidung ohne den weltweiten Transport auf Schiffen und Lkw? Nicht mehr vorstellbar. Von der Megabranche Logistik profitieren auch Fotos: Plainpicture/Stephan Zirwes, EB-STOCK/Emanuel Bloedt Immobilienanleger heraus Container am Hamburger Hafen: Die Logistikbranche setzte 2006 etwa 180 Milliarden Euro um. Damit war sie nach dem Handel und der Automobilindustrie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland. R a u m & M e h r 0 8 _ 0 9 M a r k t & B r a n c h e Die Logistikbranche ist einer der größten Nutznießer der Globalisierung. Fast alles, was heute die Fabriken verlässt und in Geschäften ausliegt, wird auf irgendeine Weise transportiert oder gelagert. Nach den aktuellen Zahlen der Welthandelsorganisation WTO legte der Welthandel in den vergangenen Jahren kontinu ierlich zu – 2006 um 8 Prozent. Und auch im vergangenen Jahr dürfte der Zuwachs ähnlich ausgefallen sein. Das Bruttoinlands produkt aller Staaten kam dabei 2006 nur um 3,5 Prozent voran. Der Handel zwischen den Ländern wuchs damit fast doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft. Insgesamt exportierten die Länder 2006 weltweit Waren für fast 15 Billionen Dollar – mehr als dop pelt so viel wie 1999. Trotz der weltweiten Handelsverflechtungen fand der größte Warenaustausch innerhalb Europas statt. Fast ein Drittel des Welthandels machten die europäischen Staaten unter sich aus. Deutschland hatte daran einen erheblichen Anteil und ist nach der Öffnung des Kontinents nach Osten aufgrund seiner zentralen Lage zu einem der wichtigsten Logistikstandorte in Eu ropa geworden. Die Branche setzte knapp 180 Milliarden Euro um. Damit war die Logistik nach dem Handel und der Automobil industrie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland. Davon profitieren langfristig nicht nur die Transport- und Dienst leistungsunternehmen. Auch Immobilieninvestoren haben die Chan cen erkannt, die sich mit Logistikimmobilien bieten. Nach einer aktuellen Einschätzung von Jones Lang LaSalle (JLL) machen Logis tik- und Industrieimmobilien mittlerweile rund 4 Prozent der ins Dynamische Entwicklung Der deutsche Lagerflächenmarkt erreichte 2007 mit fast vier Millionen Quadratmetern einen Rekordumsatz. Dynamisch entwickelten sich die Gebiete außerhalb der Ballungsräume. Mit 2,64 Millionen Quadratmetern (+ 53 Prozent gegenüber 2006) waren sie für zwei Drittel des Umsatzes 2007 verantwortlich. Dagegen gingen die Umsätze in den Top-5-Ballungsräumen insgesamt um 17 Prozent auf 1,28 Millionen Quadratmeter zurück. Logistikimmobilien im Aufwind Regionale Flächenumsätze 2007* in 1.000 Quadratmetern, Veränderung gegenüber 2006 in Prozent 2007 Blick auf den Hamburger Hafen: Laut einer Untersuchung des Logistikberaters SCI setzt jede zweite deutsche Logistikfirma die Hansestadt auf Platz eins der bevorzugten Standorte. Veränderung Frankfurt** 302 +2 % Hamburg 301 – 42 % München 242 –2 % Düsseldorf 222 –6 % Berlin 209 –11 % Summe Ballungsräume 1.275 –17 % Außerhalb der Ballungsräume 2.640 +53 % Gesamt 3.915 +20 % * Abschlüsse über 4.000 m2 ** inkl. Wiesbaden Quelle: JLL Deutschland titutionellen Investitionen in Deutschland aus. Dementsprechend wurden 2007 rund 2,62 Milliarden Euro in Hallen und Lager investiert, ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Aneinanderreihung von immer wieder neuen Rekordergebnissen wird in 2008 allerdings keine Fortsetzung finden. Wir gehen davon aus, dass eine Größenordnung von um die 2 Milliarden Euro erreicht werden könnte“, sagt Rainer Koepke, Leiter Industrie Immobilien bei JLL Deutschland. Da ein Großteil der Waren das Land über den Seeweg erreicht und verlässt, gehören die großen Hafenstädte zu den bevorzugten Standorten. Nach einer Untersuchung der Logistikberatung SCI setzt jede zweite deutsche Transport- und Logistikfirma Hamburg auf Platz eins. Den zweiten Platz belegt das Ruhrgebiet, das alleine durch die hohe Zahl an Menschen, die versorgt werden müssen, eine große Rolle spielt. Zudem hat die Region eine gute Anbindung an die wichtigen internationalen Häfen Amsterdam und Rotterdam und mit Duisburg den größten Binnenhafen Europas. Auch die Analysten des Düsseldorfer Immobilienberaters Aengevelt glauben, dass die Region Hamburg in den kommenden Jahren einer der größten und wachstumsträchtigsten Märkte für Logistikimmobilien bleiben wird. Union investiert in Logistikimmobilien Auch Union Investment setzt auf Logistikimmobilien als ergänzende Anlage in ihren Immobilienfonds. Jüngste Neuerwerbung ist ein rund 59.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum in Muggensturm (Landkreis Rastatt), welches die Kapitalanlagegesellschaft für ihren Offenen Immobilienfonds ImmoInvest: Europa angekauft hat. Die Immobilie ist für zwölf Jahre an die IHLE Baden-Baden AG, einen der europaweit führenden Großhändler für Reifen, Felgen und Zubehör, vermietet. Die zentrale Lage an der Grenze zu Frankreich profitiert besonders von der voranschreitenden Integration des EU-Binnenmarkts. Der Erwerb des Logistikzentrums in der Rheinebene ist das dritte Investment von Union Investment auf dem deutschen Logistikmarkt. Vor Kurzem hatte Union Investment die Projektentwicklung eines Logistikparks in Worms sowie das PrimeX-Logistikzentrum in Norderstedt bei Hamburg erworben. „Mit gut positionierten Logistikimmobilien gewinnen wir renditestarke Beimischungen für unsere Foto: www.christoph-papsch.com Mieten steigen deutlich Weitere Chancen sieht das Maklerhaus außerhalb der sogenannten Top-5-Ballungsräume in den Regionen Bremen, Halle / Leipzig und in Nordhessen rund um Kassel / Bad Hersfeld (siehe Tabelle). Für Martin Schachner-Blume, Berater beim Maklerunternehmen Dr. Lübke, stehen die beiden „Tore nach Osteuropa“ – Leipzig und Nürnberg – auf der Wunschliste der Investoren ganz oben. Vor allem Leipzig hat in den letzten Jahren einen immensen Aufschwung erlebt. So verlegt der Kurierdienst DHL derzeit seinen europäischen Knotenpunkt von Brüssel nach Leipzig. Handelsunternehmen wie Amazon oder Quelle errichteten hier jeweils ihre größten Versandzentren. Bis 2012 sollen zahlreiche Zulieferbetriebe und Dienstleister folgen. Grund dafür ist die strategisch gute Lage im Herzen Europas. Nach einer Untersuchung der Münchner Logistikberatung Capten ist die Region optimal, um aus zentralen Warenlagern eine möglichst günstige Versorgung aller wichtigen europäischen Ballungsräume vom Atlantik bis zum Ural zu gewährleisten. Von dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Osteuropa profitieren neben Deutschland vor allem Zentral- und Südpolen sowie der Südwesten der Slowakei. Diese Länder ziehen vor allem nach der EU-Osterweiterung einen Vorteil aus ihrer zentralen Lage und den etablierten Handelswegen gen Osten. Nach den aktuellen Erhebungen von JLL konnten die europäischen Länder 2007 einen Zuwachs beim Logistikflächenumsatz von 20 Prozent verbuchen. Auch die Mieten stiegen demnach deutlich. Allen voran in Oslo (plus 22 Prozent im Jahresvergleich). Starke Steigerungen zwischen 6 und 7 Prozent beobachtete JLL auch in Edinburgh, Brüssel, Antwerpen und Lyon. Die Zahlen belegen, dass neben den aufstrebenden Regionen in Osteuropa Skandinavien, Frankreich und Großbritannien zu den führenden Logistiknationen gehören. Der wichtigste europäische Markt für Investoren ist aber Deutschland. Nach JLL-Zahlen beläuft sich der überwiegend in Büro- und Einzelhandelsobjekte investierten Immobilienfonds“, so Frank Billand, Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate AG. International kaufte die Immobilieninvestmentgesellschaft Anfang 2008 den „Parque Industrial Tecnológico II“ in Guadalajara. Der Ankauf des rund 121.500 Quadratmeter Mietfläche umfassenden Gewerbe- und Logistikparks für den UniImmo: Europa markiert den Einstieg in den mexikanischen Logistikimmobilienmarkt. Nutzflächenbestand von Logistikimmobilien in den vier größten Ballungsräumen Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München sowie den Großräumen Frankfurt und dem Ruhrgebiet auf etwa 13 Millionen Quadratmeter. Trotz der großen Volumina sind Leerstände besonders bei modernen Lagerhallen selten geworden. Vor allem in den wichtigen Logistikzentren und den Häfen übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. „Die Anfragen, die wir bekommen, sind phänomenal“, freut sich Christian Bischoff, Regional Director Nordeuropa beim US-Logistikimmobilienentwickler Prologis. Denn nicht alles, was in den Maklerberichten gezählt wird, wird auch von den Firmen gesucht. Während bei älteren Hallen noch ein ausreichend großes Angebot besteht, fehlt es vor allem an großen, neuen Logistikflächen. Thomas Steinmüller, Managing Director der Capten AG, beobachtet eine Tendenz hin zu größeren Hallen. Noch vor wenigen Jahren seien 10.000 Quadratmeter die unterste Grenze gewesen, heute sollten es schon mindestens 30.000 Quadratmeter sein. Aufgrund der besseren Anbindungen innerhalb Europas würden viele regionale Lager aufgelöst und die Länder aus einem einzigen, großen Lager beliefert. Mit den steigenden Transportkosten, vor allem aufgrund der explodierenden Ölpreise, könne R a u m & M e h r 1 0 _ 1 1 M a r k t & B r a n c h e sich das zwar wieder ändern, doch die Kostenvorteile in großen Lagern seien enorm. Bestätigt wird die Nachfrage nach großen Logistikflächen durch den Trend hin zu Logistikparks mit einer Million Quadratmetern und mehr. So umfasst zum Beispiel das Güterverkehrszentrum vor den Toren Bremens eine Nutzfläche von 496 Hektar (4,96 Millionen Quadratmeter). In diesen Megaparks lassen sich klassische Logistikdienstleister wie Kurier- und Paketdienste sowie Speditionen nieder. Aber auch Produktionsfirmen, Zulieferer und andere Dienstleister siedeln sich dort an. Denn längst nicht mehr bestimmt das bloße „rein ins Lager, raus aus dem Lager“ die Abläufe in den Hallen. Heute sind Logistikzentren kleine Fabriken. Produkte werden vormontiert, repariert, gelagert, manchmal sogar komplett hergestellt. Andere werden umgerüstet, angelieferte Einzelteile werden zusammengebaut, neu verpackt und verschickt. „Mehrwertdienstleistungen“ nennen das die Fachleute. „Computerfirmen zum Beispiel schätzen die Nähe zu Rollfeld und Autobahn. Statt ein defektes Notebook zeit-, kosten- und verkehrsintensiv ins Ausland zum Hersteller zu transportieren, wird es am Flughafenstandort beziehungsweise in dessen Nähe repariert“, erklärt Professor Rudolf Juchelka von der Universität Duisburg-Essen, der in einer aktuellen Studie das Potenzial von Logistik-Gewerbeparks an Flughäfen untersucht hat. Die Gebäude selber möchten immer weniger Unternehmen in ihren Bilanzen stehen haben. So sucht die Deutsche Post beispielsweise derzeit einen Käufer für 1.300 eigengenutzte Immobilien im Wert von geschätzten 1,5 Milliarden Euro. Auch andere Logistiker trennen sich von ihren Liegenschaften. Der Verkauf der Logistikimmobilien hat den Vorteil, dass das fest verbaute Kapital inklusive der stillen Reserven aktiviert wird. Das verbessert die Liquidität, die Rentabilität des Eigenkapitals und damit auch das Rating der Unternehmen. Zudem gehört die eigene Bewirtschaftung und Verwaltung der Immobilien nicht zum Kerngeschäft vieler Firmen und ist deshalb meist teurer und aufwendiger, als Miete zu bezahlen. Dieser Meinung ist auch Gernot Beer, Finanzvorstand der Andreas-Schmid-Logistik-Gruppe in Gersthofen bei Augsburg. Trotzdem sieht er keinen einseitigen Vorteil in der Anmietung von Logistik immobilien. So sei man mit selbst bewirtschafteten Flächen bei Umbauten oder Umorganisationen der Abläufe deutlich flexibler und schneller. „Wir versuchen, einen Mix zu finden aus eigenen und angemieteten beziehungsweise geleasten Flächen“, erklärt Beer. Am schwäbischen Stammsitz gehören die Immobilien dem Unternehmen, an entfernten Standorten oder im Ausland bevorzuge man gemietete Objekte. Auch bei den Laufzeiten setzen die Unternehmen auf eine gute Mischung. „Große, zusammenhängende und preisgünstige Flächen mieten wir bei guter Lage gerne länger an, ansonsten achten wir auf kürzere Laufzeiten, um flexibel reagieren zu können“, so Beer. „1 Prozent Wirtschaftswachstum weltweit führt zu 2 Prozent mehr Handel und zu 3 Prozent mehr Containern“ Professor Frank Straube, TU Berlin Wer keine Immobilien mehr besitzt, die ausgelastet werden müssen, kann zudem flexibler auf Veränderungen der Auftragslage reagieren. Denn viele Outsourcing-Verträge mit den Kunden aus der Industrie laufen nur zwischen drei und sieben Jahren. Für diese Zeit möchte sich kein Unternehmen eine teure Lagerhalle bauen, die es nach Auslaufen des Vertrags vielleicht nicht mehr benötigt. Nur Unternehmen, die zehn oder mehr Jahre ein Gebäude nutzen werden oder eine speziell auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Immobilie benötigten, würden tendenziell selber bauen, stellt JLL fest. Immer mehr Firmen mieten daher ihre Hallenflächen oder verkaufen eigene Lagerobjekte an Investoren und leasen sie zurück. Doch institutionelle Anleger sind bei der Auswahl der Immobilien wählerisch. Dabei steht die Drittverwendungsfähigkeit an erster Stelle. Zieht ein Mieter aus, müssen aufwendige Internationale Handelsströme 2006 709 (6,1) regionaler Handel in Mrd. Dollar 388 (3,3) Europa GUS-Staaten Nordamerika 3.651 überregionaler Handel in Mrd. Dollar (Anteil am gesamten Welthandel in Prozent) 80 905 451 (3,9) 72 Anteil des regionalen Handels am gesamten Welthandel in Prozent Europa 31,4 Asien 14,1 Nordamerika 7,8 Südamerika 1,0 GUS 0,7 Naher Osten 0,6 Afrika 0,3 Naher Osten 242 (2,1) 268 (2,3) Asien 970 (8,3) Afrika 111 Südamerika 33 1.638 1.022 (8,8) Quelle: WTO Büroräume oder fest installierte Montagestraßen umgebaut werden können. Auch müssen sich mehrere Nutzer die Halle aufteilen können, beziehungsweise Flächen müssen problemlos erweiterbar sein. „Gerade bei Neubauten ist diese Anforderung mittlerweile absolute Pflicht“, weiß Martin Schachner-Blume von Dr. Lübke. Auch einige technische Voraussetzungen gehören zu den unverzichtbaren Eigenschaften moderner Hallen: So muss die Lagerhöhe mindestens zehn Meter betragen und pro 1.000 Quadratmeter Hallenfläche wenigstens ein Lkw-Ladetor vorhanden sein. Gefragt sind Immobilien in Ballungszentren mit einer guten Anbindung an das Autobahnnetz. Nach der Einführung der LkwMaut spielt auch der Eisenbahnanschluss wieder eine große Rolle sowie die Nähe zu internationalen Flughäfen. Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema. So errichtete der Immobilienentwickler Gazeley in Wiesbaden ein ökologisches Logistikzentrum, bei dem der Energie- und Wasserverbrauch deutlich reduziert werden konnte. Auch Christian Bischoff von Prologis stellt fest, dass immer mehr Mieter bereit seien, für energiesparende und nachhaltig konzipierte Hallen mehr Miete zu bezahlen. Trotz der hohen Nachfrage gehen Experten in den kommenden Monaten von leicht fallenden Preisen aus. „Mittelfristig rechne ich damit, dass die Preise etwas zurückgehen“, so Martin Schachner-Blume. Jedoch bieten Logistikimmobilien noch immer einen kleinen Renditekick. JLL erwartet, dass die Spitzenrendite bis Ende dieses Jahres von 6,32 Prozent auf 6,57 Prozent steigen wird. Laut Aengevelt werden Logistikimmobilien aufgrund des wachsenden Bedarfs nach neuen Flächen in den kommenden Jahren weiterhin bei in- und ausländischen Investoren beliebt sein. Die Wertsteigerungspotenziale seien jedoch bei den derzeit hohen Kaufpreisen und einem relativ stabilen Mietpreisniveau vergleichsweise gering. Alexander Heintze arbeitet als freier Journalist in München. „Blutkreislauf der Wirtschaft“ Wohin entwickelt sich die Logistik? Professor Frank Straube, Leiter des Bereichs Logistik an der Technischen Universität Berlin und stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), wagt einen Blick in die Zukunft RAUM & mehr: Stellt die Entwicklung des Ölpreises nicht eine große Gefahr dar? Straube: Logistik ist heute deutlich mehr als Transport. Es ist das Planen und Steuern ganzer Abläufe. Dabei setzen sich die gesamten Logistikkosten aus Management-, IT-, Transport- und Lagerkosten zusammen. Bei Industrieunternehmen machen diese rund 8 Prozent aus, bei Handelsunternehmen etwa 20 Prozent. Die Treibstoffkosten schlagen vielleicht mit 2 bis 5 Pro- zent der Logistikkosten zu Buche. Wir gehen davon aus, dass sich die Logistikkosten über steigende Energiekosten erhöhen. Aber es gibt andere Effekte, die das überlagern. RAUM & mehr: Welche sind das? Straube: Es sind vor allem drei Dinge: mehr Arbeitsteilung weltweit, mehr Wirtschaftswachstum und steigende Bevölkerungszahlen. Damit ist Logistik so etwas wie der Blutkreislauf der Wirtschaft. RAUM & mehr: Welche Rolle spielt Deutschland dabei? Straube: Deutschland hat eine besondere Rolle als Transitland, aber auch als Kompetenzland für Logistik. Die größten Logistikdienstleister weltweit sind deutsche. Die deutsche Logistik ist im weltweiten Vergleich von Institutionen wie Weltbank und EU gut bewertet worden. Und sie schafft Arbeitsplätze. Rund 2,5 Millionen Menschen machen in Deutschland Logistik. RAUM & mehr: Welche Probleme ergeben sich daraus? Gibt es etwa ausreichend Logistikflächen? Straube: Logistikflächen gibt es genug in Deutschland. Die Herausforderung ist die Integration dieser Logistikflächen in Logistikströme. Viele Güterverkehrszentren sind aus politischen Gründen entstanden und bilden nicht unbedingt die Warenströme der Wirtschaft ab. Teilweise sind sie schlicht an der falschen Stelle entstanden. Ihre Verknüpfung mit Verkehrsträgern und Firmen ist das große Thema. RAUM & mehr: Welche Anforderungen haben Unternehmen an moderne Logistikflächen? Straube: Unternehmen suchen Lieferantenparks in der Nähe der Produktion; Dienstleister in der Nähe von Häfen oder Eisenbahnterminals. Da gibt es immer mal wieder in Ballungsgebieten den Kampf um Fläche. In Summe ist die Bedeutung von Logistikflächen für die Wirtschaft in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diese Materie ist heute umkämpft, aber es stellt keinen Engpass dar. Wo es klemmt, ist die Infrastruktur in den Häfen und auf den Straßen. Die Container müssen schneller aus den Häfen heraus, hin zu den Firmen. Das ist ein großes Problem. 1 Prozent Wirtschaftswachstum weltweit führt zu 2 Prozent mehr Handel und zu 3 Prozent mehr Containern. Dieser Faktor führt dazu, dass sich die weltweiten Containerströme alle fünf Jahre verdoppeln. Interview: Alexander Heintze Foto: BVL RAUM & mehr: Die Logistik gehörte in den letzten Jahren zu den absoluten Boombranchen. Droht nun aufgrund der steigenden Öl- und Transportkosten und des bevorstehenden Abschwungs ein Ende dieser Entwicklung? Frank Straube: Wenn die Wirtschaft schrumpft, haben wir einen Rückgang im Volumen. Durch die weltweite Arbeitsteilung findet der Rückgang aber nicht 1:1 statt, sondern beträgt nur etwa 50 Prozent des Zuwachses. Das kommt daher, dass Unternehmen in Rezessionszeiten noch stärker Produktion in Billiglohngebiete verlagern. Egal, ob es boomt oder nicht boomt: Die Logistik wird immer gebraucht. Die Branche schafft in Rezession und in Boomzeiten Arbeitsplätze. Professor Frank Straube ist Leiter des Bereichs Logistik an der Technischen Universität (TU) Berlin. Weitere Informationen unter www.bvl.de Kontakt zu Professor Straube: [email protected] Beispiele für nachhaltiges Bauen: Blick in das Atrium des IBN Institute for Forestry and Nature Research (links) im niederländischen Wageningen, entworfen vom Stuttgarter Büro Behnisch Architekten. Bereits 2005 erhielt der Büroturm (rechts) mit der prominenten Adresse 111 South Wacker in Chicago das begehrte LEED-Zertifikat. Seit 2005 gehört er auch zum Bestand von Union Investment. R a u m & M e h r 1 2 _ 1 3 M a r k t & B r a n c h e Gebaut für die Zukunft Das Thema Nachhaltigkeit ist endlich befreit aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft: Vermehrt erkennen Unternehmen, dass ökologisches Bewusstsein und soziales Engagement eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und den Bestand des eigenen Geschäfts sind – und handeln danach. Neue, nationale Zertifizierungen setzen zudem Standards. Auch Deutschland zieht jetzt nach Seit ihr Schreibtisch im neuen Unternehmensgebäude steht, fühlt sich Jill Kasza richtig wohl: „Nicht einen einzigen Schnupfen“ habe sie mehr gehabt, sagt die Angestellte eines der größten Energieversorger der USA, Exelon, mit Sitz in Chicago. Zuvor hatte sie mindestens zwei- bis dreimal pro Jahr wegen Erkältung das Bett hüten müssen. Ihre bessere physische Verfassung wirke sich auch auf ihre Produktivität aus, sagt sie und führt den Erfolg auf das angenehme Raumklima im neuen Gebäude zurück: Dank eines Systems zur Raumluftfilterung, Öko-Wandfarben und emissionsarmen Bodenbelägen ist zumindest die buchstäblich „dicke Luft“ kein Thema mehr am Arbeitsplatz der US-Amerikanerin. Exelons „grüner” Unternehmenssitz ist derzeit das größte Bürogebäude der Welt, das nach dem US-Gebäudestandard „Leadership in Energy and Environmental Design“, kurz LEED, für die herausragende Qualität seiner Innenraumgestaltung (Commercial Interiors, CI) mit der höchsten Note Platin ausgezeichnet wurde. Der Energieverbrauch reduzierte sich gegenüber dem alten Domizil um 43 Prozent, der Wasserbedarf sank um 30 Prozent, und mit Blick auf eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität fällt auf alle Arbeitsplätze und in jeden Konferenzraum natürliches Licht. Fotos: Martin Schodder; Union Investment Auszeichnung zieht Mieter an Bereits 2005 erhielt ein Objekt, das heute zum Portfolio der Union Investment Real Estate AG gehört, das begehrte LEED-Zertifikat: Der Büroturm mit der prominenten Adresse 111 South Wacker im Geschäftszentrum von Chicago wurde mit dem Siegel in Gold für seine nachhaltige Bauweise ausgezeichnet – und zog nicht zuletzt aus diesem Grund namhafte Mieter wie Deloitte, Lord Bissel and RR Donnelley an. Insgesamt erst 112 Bürogebäude, davon sechs mit Platinstatus, tragen in den USA ein LEED-Zertifikat, das seit 2000 verliehen wird. In Großbritannien, dem Mutterland der Gebäudezertifizierung, zählt das zuständige Building Research Establishment (BRE) allerdings bereits 100.000 nach dem nationalen Standard „Building Research Establishment Environmental Assessment Method“ – kurz BREEAM – zertifizierte Bauten. Dazu zählen jedoch ebenso Wohnhäuser wie Schulen, Büros wie Gefängnisse, Krankenhäuser und Produktionshallen. „BREEAM wurde bereits 1990 entwickelt und ist das älteste Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen“, erläutert Heide Schuster von WS Green Technologies in Stuttgart und ergänzt: „BREEAM ist sowohl Vorbild für den US-Standard wie auch für das australische Bewertungssystem.“ R a u m & M e h r 1 4 _ 1 5 M a r k t & B r a n c h e Was nämlich in den USA – und auch in Kanada – LEED heißt, ist in Australien der Green Star: Je nach Güte verleiht das „Green Building Council of Australia“ (GBCA) seit 2002 vier, fünf oder auch sechs Sterne für besonders umweltfreundliche Gebäude. Und auch „down under“ liegt grünes Bauen offenbar im Trend: „Das GBCA ist in den vergangenen zwölf Monaten erstaunlich stark gewachsen“, sagt GBCA-Vorsitzender Tony Arnel. So stieg die Mitgliederzahl von 260 auf mehr als 470. 15 Projekte wurden 2007 in ganz Australien neu zertifiziert, 430 Projekte haben sich für eine Zertifizierung registrieren lassen. Besonders stolz ist Arnel auf eine weltweit erste Initiative, die „Green Star Business Partnership“. Zehn der führenden australischen Industrieunternehmen und Regierungsorganisationen haben sich freiwillig verpflichtet, alle neu errichteten eigenen wie gemieteten Gebäude einem Green-Star-Rating zu unterziehen. „Die Partnerschaft ist Ausdruck unserer Vision, über die rein ökologische auch die soziale und wirtschaftliche Komponente des grünen Bauens stärker ins Blickfeld zu rücken“, sagt der GBCA-Vorsitzende. Der Wunsch nach Ausweitung des Themas hat einen guten Grund: Bei allen Zertifizierungsinstrumenten geht es schließlich um mehr als bloß ein Label für Umweltfreundlichkeit. „Die Zertifikate weisen aus, dass in der Planung und Ausführung Nachhaltigkeitskriterien eingehalten wurden“, versucht Heide Schuster eine Definition. Dabei meint nachhaltiges Bauen deutlich mehr als nur die Errichtung eines „Öko-Hauses“. Wer nachhaltig baut, muss • auf eine hohe städtebauliche wie gestalterische Qualität Wert legen oder auf Funktionalität achten; • die ökonomischen Folgen des Ressourcenverbrauchs über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes im Blick haben; • ökologische und schließlich soziale Effekte des Vorhabens berücksichtigen. Ein Zertifikat muss all diese Nachhaltigkeitskriterien prüfen, sie gewichten und sie schließlich in einer Note zusammenführen. Eine komplexe Aufgabe, wie Frank Spandl, Direktor für Business Development bei der internationalen Ingenieurgesellschaft Arcadis, weiß. „Echte ‚Öko-Bilanzen’ sind nicht so einfach zu erstellen, sie erfordern lange Diskussionen und sind mitunter politisch schwer zu vermitteln“, sagte er anlässlich der Konferenz für Immobilien Lebenszyklus Management (ILM), die Ende vergangenen Jahres in Berlin stattfand. „LEED zum Beispiel ist eine pragmatische, vergleichsweise oberflächliche, aber dennoch akzeptierte Lösung mit viel Marketingpower“, urteilt er über die US-amerikanische Zertifizierungsvariante. Und auch das britische BREEAMSiegel mag nicht der Weisheit letzter Schluss sein – immerhin ist es besser als keins. N e u e s Q u a l i tät s z e i c h e n Neben Großbritannien, Nordamerika und Australien haben jüngst auch Japan und Frankreich mit eigenen Zertifikaten nachgezogen. Und endlich bekommt in diesem Jahr auch Deutschland ein eigenes Siegel für nachhaltiges Bauen, das die Eigenheiten des Markts abbilden soll. Die im Juni 2007 gegründete Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), zu deren Gründungsmitgliedern auch Union Investment Real Estate zählt, wird zukünftig ein Qualitätszeichen für Gebäude vergeben, die einen breiten Kriterienkatalog (siehe Tabelle) erfüllen. In Deutschland wurden bereits Anfang der 80er-Jahre Wärmeschutz- und in deren Folge Energiesparverordnungen erlassen; seit den 70erJahren sind deutsche Architekten und Ingenieure Vorreiter auf dem Gebiet der Energieeffizienz. „Mit dem DGNB-Zertifikat er- Noten, Sterne, Edelmetall Internationale Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude System (Land) DGNB-Siegel (Deutschland)1 HQE (Frankreich) Prüfungsschwerpunkte Fünf Nachhaltigkeitskriterien: Schutz von Ressourcen Schutz der globalen Umwelt Menschengerechtes Umfeld Gesundheit der Gebäudenutzer, Behaglichkeit Erhalt von Werten 14 Kategorien in den Bereichen: Öko-Konstruktion Öko-Management Komfort Gesundheit Benotung Zertifikat und Plakette, eventuell Mehr-Sterne-System 1) in Arbeit bestanden („base“) stark („performant“) sehr stark („très performant“) BREEAM (Großbritannien) Planungs- und Bauablauf Gesundheit und Komfort Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser) eingesetzte Materialien Flächenverbrauch bestanden („pass“) gut („good“) sehr gut („very good“) herausragend („excellent“) LEED (USA) Sechs Nachhaltigkeitskriterien: Grund und Boden Wasserhaushalt Energie und Atmosphäre Materialien und Ressourcen Raumluft Innovation und Design LEED-zertifiziert LEED Silber LEED Gold LEED Platin Green Star (Australien) CASBEE (Japan) Energie Emissionen Materialien Flächenverbrauch und Ökologie Wasser Transport Aufenthaltsqualität im Innern Management vier Sterne: „Best Practice“ fünf Sterne: „Australian Excellence“ sechs Sterne: „World Leadership“ Q („Quality“): Ökologische Qualität des Gebäudes (Innenraum, Betrieb, Umwelt) L („Loadings“): Ökologische Auswirkungen des Gebäudes (Energie, Ressourcen, Materialien) Gemessen im „Gebäude-UmweltWirkungsgrad“ BEE = Q/L C („poor“) B B+ A S („excellent“) Quelle: eigene Recherche, Stand: Januar 2008 Fotos: Landesmesse Stuttgart; Avenue Images/Index Stock/B. Leighty; NordLB/R. Halbe; Banz+Riecks/C. Richters Nachhaltigkeit trifft moderne Architektur: Die Landesmesse Stuttgart (oben links) und das Bürohaus Karolinen Karree in München (unten rechts). Der Exelon Pavilion (oben rechts, Gebäude vorn) in Chicago: Der Hauptsitz des US-Energieversorgers wurde mit einem LEED-Zertifikat in Platin ausgezeichnet. Unten links das Paddington Central-Building 3 von Morley und Union Investment, das ein BREEAM-Zertifikat in sehr gut erhielt. gibt sich eine Plattform, diese umfassende Expertise deutscher Marktteilnehmer zu erschließen und analog den amerikanischen und britischen Systemen auch international einzusetzen“, sagt Ralf Bode, Gruppenleiter Immobilien Projektmanagement bei der Union Investment Real Estate AG. Inhaltlich basiert das deutsche System auf den Ergebnissen des „Runden Tisches Nachhaltiges Bauen“, der 2002 am Bauministerium installiert wurde. Denn auch in Berlin arbeitet man an einem Zertifizierungssystem – Mitte des Jahres soll es nun endlich vorgestellt werden. Ob es am Ende gelingt, aus DGNB- und ministeriellem Siegel ein einziges, verbindliches deutsches Nachhaltigkeitslabel zu machen, ist noch offen – auch wenn die Beteiligten die Vorteile eines einheitlichen Etiketts beschwören. Wie dringlich die Entwicklung eines Nachhaltigkeitssiegels auch für Deutschland ist, zeigt das Beispiel Redevco: Mangels einer deutschen Alternative orientiert sich die Immobiliengesellschaft des deutschen Textilmultis C & A am britischen Zertifikat. Das Unternehmen will künftig alle seine Immobilien nach BREEAM-Anforderungen errichten. Elf Projekte sind bereits im Bau oder in Planung, auch in Deutschland. Und bereits im Herbst soll in Mainz der erste vollständig CO2-neutrale C & A-Eco-Store eröffnen. Denn die Erfahrungen im Ausland haben Immobilieninvestoren gelehrt: Zertifizierte Immobilienprojekte erhöhen die Chancen bei der Vermietung und beim Wiederverkauf und geben die Sicherheit, dass vorgegebene Qualitätskriterien sowohl in der Planung wie auch in der Bauphase eingehalten werden. Der Lebenszyklusgedanke schließlich, Kern der Nachhaltigkeitsidee, kommt in besonderer Weise dem Interesse langfristig orientierter Investoren entgegen: Die Reduzierung von Betriebskosten zum Wohl der Mieter, die Stabilisierung der Mikrolage dank städtebaulich sensibler Planung und die Anpassungsfähigkeit eines Gebäudes auf die sich wandelnden Anforderungen seiner Nutzer reduzieren das Risiko für den Eigentümer – nachhaltig. Denn auch bei ihren potenziellen Mietern – zumal es sich um global agierende Konzerne handelt, die unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit und Investoren stehen – ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen ganz oben auf der Agenda. „Diese Entwicklung hat im vergangenen Jahr enorm an Dynamik gewon nen – und zwar weltweit“, sagt Colin Dyer, Weltchef des internationalen Immobilienberaters Jones Lang LaSalle (JLL). Heute ziehe kein internationales Unternehmen mehr in ein Gebäude, das Energieressourcen sinnlos verschwendet. „In den USA hat man blitzartig auf diesen Trend reagiert und mit LEED einen Standard entwickelt, der gute Chancen hat, auch international zur Benchmark zu avancieren“, ergänzt JLL-Deutschlandchef Christian Ulbrich. Welches Siegel „ihr“ Bürogebäude trägt, spielt für Exelon-Mitarbeiterin Jill Kasza womöglich nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidender dürften für sie die täglich aufs Neue spürbaren Vorzüge sein, die nachhaltige Gebäude bieten. Ihren Arbeitgeber wird die gesteigerte Produktivität der Mitarbeiter ebenso freuen wie reduzierte Kosten für den Gebäudebetrieb. Eine Zufriedenheitskaskade, die schließlich auch den Gebäudeeigentümer erreicht: Sein Plus liegt in langfristig stabilen Mieterträgen und stetigem Wertzuwachs seines Investments. Fazit: Nachhaltigkeit rentiert sich. Anne Wiktorin arbeitet als freie Journalistin in Köln. Smörgasbord und Smörrebröd, Tivoli und Schären, end vor allem in Kopenhagen, verstärkt in Wohnimmobilien umge lose Wälder, einsame Fjorde: Auf der touristischen Land wandelt. Insgesamt etwas schwächer präsentieren sich derzeit die karte ist Skandinavien mit den Ländern Norwe Wohnimmobilienmärkte. „Die internationale Finanzkrise zeigt gen und Schweden sowie den meist in einem eben auch in Skandinavien Folgen“, erläutert Bisgaard. „Kre Atemzug genannten Staaten Dänemark dite für Wohnimmobilien haben sich so stark verteuert, dass und Finnland längst kein weißer Fleck Investitionen in diesem Segment quasi zum Erliegen ge mehr. Und auch auf der Immobilien kommen sind.“ Allerdings geht der Skandinavien-Experte investmentkarte gewinnen die vier Län davon aus, dass sich die Situation in den kommenden der deutlich an Kontur. Zwar bestimmen zwei Jahren wieder entspannen wird. „Sehr interessant in den meisten dieser Staaten noch im haben sich dagegen die Einzelhandelsimmobilienmärkte mer vor allem einheimische oder skandi entwickelt“, berichtet Bisgaard. Er erwartet in diesem Seg navische Marktteilnehmer das Geschehen, ment weiterhin gute Investitionschancen, denn in Kopenha doch auch amerikanische, britische und deut gen ebenso wie in Helsinki und Stockholm sei der Leerstand bei sche Kapitalanleger wagen sich seit einigen Jahren Einzelhandelsflächen vor allem in den Toplagen sehr gering. Das auf das bislang wenig bekannte Terrain. Angelockt von der stabilen lässt auf steigende Mieten hoffen. Interessante Potenziale sehen wirtschaftlichen und politischen Entwicklung, suchen vor allem si auch deutsche Investoren auf den dynamischen Immobilienmärk cherheitsorientierte Investoren nach Anlagemöglichkeiten. Allerdings ten im hohen Norden. sind die skandinavischen Märkte vergleichsweise klein: So zählt man in der Region Stockholm, dem mit Abstand größten gewerblichen Ko p e n h a g e n : S t e i g e n d e R e n d i t e n Immobilienmarkt Skandinaviens, nur rund elf Millionen Quadrat meter Bürofläche. Im Vergleich hierzu sind es in Paris, dem euro „Die Wirtschaftsstruktur Dänemarks zeichnet sich insbesonde päischen Büromarkt-Spitzenreiter, etwa 49 Millionen und in Lon re durch eine Vielzahl mittelständischer Industrie- und Dienstleis don knapp 20 Millionen Quadratmeter. Wie in allen kleinen Märk tungsunternehmen aus, die oft hoch spezialisiert und exportstark ten ist deshalb der Wettbewerb um gute Immobilien hoch. „Ohne sind und dabei technologisch zur Spitzenklasse gehören“, berichtet einen Partner vor Ort ist es für Ausländer nahezu unmöglich, dort Jens Erik Gravengaard, Leiter des Nordic-Real-Estate-Teams der HSH Fuß zu fassen“, berichtet Holger Bisgaard, ehemaliger Stadtplaner Nordbank. Rund 5,4 Millionen Einwohner erwirtschaften ein Brut von Kopenhagen. Auch deshalb fließt ein Großteil des Investment tosozialprodukt, dessen Wachstumsrate zwar skandinavienweit am kapitals zwischen den vier Ländern hin und her. „Dänen sind vor unteren Ende liegt, bezogen auf Europa allerdings einen Spitzen allem in Stockholm aktiv und Norweger in Kopenhagen“, beschreibt platz bedeutet. Die gute Wirtschaftsentwicklung, Bisgaard die Situation. Allerdings blickten die Skandinavier zu verbunden mit einer relativ geringen Bautä nehmend auch nach Osteuropa, Asien und vereinzelt nach tigkeit, verspreche einen Anstieg der Mie Deutschland. So übernahm zum 1. Januar 2008 die an ten für Büroflächen, der in den vergangenen der Londoner Börse notierte schwedische Aberdeen Jahren eher schwach ausgefallen sei. Zudem Asset Management PLC die Degi Deutsche Gesell sei die Infrastruktur Kopenhagens durch den schaft für Immobilienfonds mbH von der Dresdner größten Flughafen Nordeuropas, den Hafen Bank AG. Und der dänische Baltic Property Trust und die direkten Zugverbindungen zu meh (BPT) kündigte an, in Deutschland Objekte im reren europäischen Großstädten sehr gut Gesamtwert von bis zu 1 Milliarde Euro er entwickelt. „Diese positiven Rahmen werben zu wollen. bedingungen haben dazu beigetra „In den skandinavischen Län gen, dass sich in den vergangenen dern wird sich aufgrund der Jahren verstärkt internationale Un Schweden Finnland sehr guten Beschäftigungs ternehmen aus unterschiedlichen lage auch in diesem Jahr Branchen in der Region angesiedelt Norwegen die Nachfrage auf den haben“, sagt Gravengaard. Er geht Büromärkten weiter posi davon aus, dass die Spitzenrendite tiv entwickeln“, prognos für Büroimmobilien in Kopenhagen, Helsinki Oslo tiziert Bisgaard. Gesucht die im Herbst 2007 noch bei rund 4,75 Stockholm seien moderne Büroflä Prozent lag, entgegen früheren Progno chen in zeitgemäßen Ge sen bereits in diesem Jahr um 25 bis 50 Ba 200 km bäuden. Davon profitierten sispunkte steigen wird. Hauptgrund dafür in erster Linie die neuen Hafen seien steigende Finanzierungskosten für die quartiere und große Konversi Dänemark Investoren. International wird der Immobi Kopenhagen onsflächen. Frei werdende inner lienmarkt jedoch nur vereinzelt wahrgenom städtische Bürogebäude würden, men. „Bisher spielen ausländische Investoren Fotos: Bilderberg/Jerzy Modrak; STOCK4B/cadaphoto; R a u m & M e h r 1 6 _ 1 7 M a r k t & B r a n c h e Klein, aber fein Die skandinavischen Länder haben sich in den vergangenen vier Jahren zu wirtschaftsstarken Vorzeigestaaten gewandelt. Kein Wunder also, dass sie auch in das Blickfeld von internationalen Immobilieninvestoren gerückt sind Blick in die Königliche Bibliothek von Kopenhagen: Positive wirtschaftliche Rahmenbedingungen locken vermehrt internationale Unternehmen nach Dänemark. R a u m & M e h r 1 8 _ 1 9 M a r k t & B r a n c h e in Kopenhagen keine so bedeutende Rolle wie in anderen europäischen Metropolen“, berichtet Gravengaard. Zu den wenigen deutschen Investoren, die den Schritt nach Skandinavien bereits getan haben, gehört die Union Investment Real Estate AG, die bereits im Jahr 2005 Büro- und Einzelhandelsflächen für etwa 62 Millionen Euro am Bürostandort Nydalen in Oslo erworben hat und inzwischen auch in Stockholm und Helsinki investiert ist. „Allerdings ist der Markteintritt für Ausländer gerade in Norwegen nicht leicht; das Transaktionsgeschehen ist bisher weitgehend von einheimischen Investoren geprägt“, berichtet Victor Stoltenburg, Head of Acquisition Core Markets bei der Hamburger Immobilieninvestmentgesellschaft. Der Immobilienmarkt in Oslo sei noch immer vergleichsweise intransparent, und hohe Zinsen sowie die Kosten der Währungsrisikoabsicherung schreckten viele Investoren ab. „Dabei gehört Oslo aufgrund der Büroflächenknappheit und des damit verbundenen hohen Mietsteigerungspotenzials derzeit zu den spannendsten Immobilieninvestmentmärkten in Europa“, gibt Stoltenburg zu bedenken. Weitere Investitionen in der norwegischen Hauptstadt seien für Union Investment daher durchaus vorstellbar. O s L o : S ta r k e r M i e ta n s t i e g Ein gestiegenes internationales Interesse an Oslo beobachtet auch Truls Nergaard, der für das Immobilienberatungsunternehmen DTZ in Norwegen tätig ist. „Der Markt verändert sich durch die ausländischen Investoren, wird professioneller und transparenter“, beschreibt er die derzeitige Entwicklung. „Die Büro-Spitzenmieten sind im Jahr 2007 um 30 Prozent gestiegen und damit förmlich explodiert.“ Zudem seien die Folgen der internationalen Finanzkrise in Norwegen, im Unterschied zu den anderen skandi- navischen Ländern, nicht so deutlich zu spüren. „Die Banken sind bei der Kreditvergabe zwar vorsichtiger und ihre Margen sind gestiegen. Dennoch ist der Osloer Immobilienmarkt ausgesprochen gesund und wird sich auch in den kommenden zwei Jahren positiv weiterentwickeln“, meint Nergaard. Obwohl die anderen skandinavischen Länder nachziehen, kann Stockholm seine Spitzenposition im Reigen der Nordlichter weiter behaupten. Der gewerbliche Immobilienmarkt der schwedischen Hauptstadtregion ist nicht nur der größte, sondern gilt auch als einer der am weitesten entwickelten unter den skandinavischen Staaten. Das belegt nicht zuletzt das große Interesse ausländischer Investoren, die vor allem aus den Vereinigten Staaten und Groß britannien kommen und in Stockholm allein im ersten Halbjahr 2007 rund 3,6 Milliarden Euro investierten. Allerdings ist der Stockholmer Büroimmobilienmarkt auch volatiler und verfügt nach Frankfurt am Main aktuell über die zweithöchste Leerstandsquote in Europa. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass Stockholm seine Position als eines der bedeutendsten Wirtschaftszentren in Skandinavien in den kommenden Jahren weiter ausbauen kann. „Die schwedische Konjunktur läuft seit Langem hervorragend“, berichtet Wolfgang Lawrenz, Director Equity Capital Markets Origination bei der DZ Bank. „Schon seit einigen Jahren verzeichnet Stockholm ein hohes Bevölkerungswachstum, das überwiegend auf der Zuwanderung aus anderen Regionen Schwedens beruht“, erläutert er. Knapp ein Viertel aller Beschäftigten erwirtschaftet im Großraum Stockholm rund ein Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung Schwedens. Kein Wunder also, dass auch Immobilieninvestoren zuversichtlich auf den Standort blicken. „Wir erwarten in den kommenden Jahren einen weiter abnehmenden Leerstand und einen deutlichen Anstieg der Mieten“, meint Lawrenz. Indessen geht er davon aus, Traditionell und modern: Schwedische Marinesoldaten vor der Altstadt Stockholms (links) und Skateboarder am Rathausplatz in Oslo. Internationale Immobilienanleger investierten im vergangenen Jahr zwischen 5 und 6 Milliarden Euro in Skandinavien. dass sich das Mietwachstum künftig leicht abschwächen wird, da aufgrund des steigenden Neubauvolumens mit einem größeren Flächenangebot zu rechnen ist. Zudem seien erste Auswirkungen der Krise auf den internationalen Finanzmärkten zu beobachten. „Da die Risikoprämien und Finanzierungskosten gestiegen sind, ist davon auszugehen, dass auch die Renditen wieder leicht steigen werden“, prognostiziert Lawrenz. rieren für ausländische Investoren nicht so hoch seien. Insgesamt konzentriert sich das Marktgeschehen in Finnland vor allem auf den Großraum Helsinki mit seinen rund 1,3 Millionen Einwohnern. Die Stadt weist einen Büroflächenbestand von rund 5,7 Millionen Quadratmetern auf, von dem sich etwa ein Fünftel im Stadtzentrum befindet. Wie groß das Vertrauen in das Potenzial des Standorts ist, belegen auch die jüngsten Engagements von Union Investment, MEAG und der Deka Immobilien GmbH, die mit dem Erwerb von zwei Einzelhandelsimmobilien in der finnischen Küstenstadt Turku Anfang dieses Jahres ebenfalls den Markteintritt in Finnland vollzogen haben. Die Kapitalanlagegesellschaft erwartet in ihrem „Immobilien Monitor“ für die Region Helsinki bis zum Jahr 2012 weiterhin ein sehr dynamisches Wirtschaftswachstum. „Die anhaltend gute Produktivitätsentwicklung schlägt sich in einem Beschäftigungsaufbau im Dienstleistungssektor von 1,1 Prozent nieder“, heißt es in der Analyse. Das werde die Nachfrage nach Büroflächen ebenso wie das gute Konsumklima weiter ankurbeln – Nachrichten, die international tätige Investoren gern hören. Zwei Drittel des in Finnland investierten Immobilienkapitals gehen bereits auf ihr Konto – ähnlich hoch liegt dieser Anteil nur noch in Schweden. Die Investmentlandschaften Dänemarks und Norwegens hingegen müssen ausländische Anleger offenbar erst noch kartieren – und sich dabei, wie Holger Bisgaard empfiehlt, von Scouts mit einschlägigen Ortskenntnissen führen lassen. Christiane Harriehausen ist freie Journalistin in München. Fotos: Vario Images/Chromorange; Bilderberg/Jerzy Modrak; Laif/Ralf Kreuels; laif/Frank Siemers H e l s i n k i : B e g e h rt b e i I n v e s to r e n Nach Stockholm und Oslo rangiert inzwischen auch der Immobilieninvestmentmarkt der finnischen Hauptstadt Helsinki in der Investorengunst weit vorn. Angaben des Immobilienberatungsunternehmens Catella Property Group zufolge wurde im Jahr 2007 das Rekordinvestitionsvolumen von 2006 in Höhe von 5,6 Milliarden Euro wieder erreicht. Ein Großteil der Investoren kam dabei aus dem Ausland, darunter auch deutsche Offene Immobilienfonds. Angelockt werden die Kapitalanleger von den spürbaren Folgen des seit den 90er-Jahren erfolgreich durchgeführten Reformkurses. Damit verbunden waren Kürzungen bei den Sozialausgaben und hohe Investitionen in Forschung, Entwicklung und Bildung in Finnland. „Wir konnten in den vergangenen fünf Jahren eine große Veränderung auf dem finnischen Immobilieninvestmentmarkt beobachten“, berichtet Seppo Martikainen, Vizepräsident bei dem finnischen Immobilienunternehmen YIT Construction. „Der Markt profitiert nicht nur von der Wirtschaftskraft des Landes, er ist auch sehr transparent und liquide geworden“, beschreibt Martikainen die Entwicklung. Einen weiteren Vorteil sieht er darin, dass in Finnland als einzigem Euroland in Skandinavien die Markteintrittsbar- Ausgewählte Wirtschaftsdaten Anzahl der Beschäftigten* in Mio. Wirtschaftswachstum* 2007 zum Vorjahr in % Wirtschaftswachstum* 2008 zum Vorjahr in % Inflationsrate* 2007 in % Arbeitslosenquote* 2007 in % Schweden 4,4 3,6 3,7 1,6 5,3 Norwegen 2,4 2,9 2,8 12,0 2,5 Dänemark 2,8 2,1 2,0 2,1 3,5 Finnland 2,4 4,0 3,0 1,4 7,4 k. A. 2,8 2,5 2,2 6,9 EU-Durchschnitt * Prognose Quelle: Jones Lang LaSalle Nordic City Report, Herbst 2007 Die wichtigsten Büroimmobilienmärkte Büroflächenbestand 2. Q. 2007 in 1.000 m2 Spitzenmiete 2007 in Euro/m2/Monat Leerstandsrate 2007 in % Spitzenrendite 2007 in % 900 41,8 k. A. 4,00 bis 4,50 Stockholm 1.624 36,9 8,9 4,40 Helsinki 1.801 24,8 5,5 4,75 Kopenhagen 4.912 21,3 3,1 4,75 bis 5,00 Oslo jeweils nur das Geschäftszentrum (CBD) Quelle: Jones Lang LaSalle Nordic City Report, Herbst 2007 Neue Verwaltungszentrale der Credit Suisse in Zürich: Der Zusammenhang zwischen Arbeitsumfeld und Mitarbeiterproduktivität lässt sich derzeit noch nicht objektiv messen. Büroausstatter wie Bene wollen nun den Nachweis erbringen. R a u m & M e h r 2 0 _ 2 1 M e n s c h & Ar b e i t Gefühlte Raumqualität Kein Zweifel, die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern wird von ihrem Arbeitsumfeld stark beeinflusst. Wie stark genau, das wollen Bürodesigner messbar machen Dass es einen Zusammenhang zwischen Bürogestaltung und der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter gibt, ist mittlerweile erwiesen. Die Londoner Commission for Architecture and the Built Environment (CABE) beispielsweise veröffentlichte vor etwas mehr als zwei Jahren eine Zusammenfassung aller bisherigen Forschungsergebnisse zum Thema. Demnach sind Mitarbeiter, die ihr Arbeitsumfeld als sehr angenehm empfinden, um 25 Prozent produktiver als diejenigen, die sich extrem unwohl fühlen. Und auch der aktuelle Office-Excellence-Check, eine Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Die Performance-Unterschiede zwischen Mitarbeitern, die in einem optimal gestalteten und ausgestatteten Büro arbeiten, und denjenigen, die mit einem mangelhaften OfficeDesign vorliebnehmen müssen, betragen bis zu 36 Prozent. Doch für den Einzelfall sind diese Zahlen wenig aussagekräftig. Denn die Frage, welchen Einfluss das Arbeitsumfeld eines bestimmten Unternehmens auf dessen Mitarbeiter konkret ausübt, bleibt offen. Büromöbelhersteller und Bürodesigner Steelcase, dessen Deutschlandzentrale in Rosenheim sitzt, hat das Thema Messbarkeit ganz oben auf die Agenda gesetzt. „Der Return on Investment bei Investitionen in den Arbeitsraum muss für die Auftraggeber messbar sein“, sagt Marketingchef Stefan von Terzi. Steelcase beauftragte deshalb das IAO, ein Analyseinstrument zu entwickeln, das eine schnelle und unkomplizierte Bewertung sowohl der Büroqualität als auch der Mitarbeiterleistung ermöglicht. Mithilfe eines Vorher-Nachher-Vergleichs kann damit nun auch analysiert werden, welchen Einfluss eine gestalterische Aufwertung von Büroräumen im Einzelfall hat. Das Analyseinstrument basiert auf den Erkenntnissen des Office-Excellence-Check. Dieser kostenlos nutzbare webbasierte Bürotest verfolgt in Form einer Langzeit- und Trendstudie die Qualität der Arbeits- und Bürosituation in Deutschland. Seit der Freischaltung im Oktober 2005 haben mehr als 4.800 Teilnehmer den Test durchgeführt und damit eine valide Datenbasis geschaffen. Interessanterweise misst der Office-Excellence-Check die Leistung Fotos: Bene; www.freudenberg-ds.de Performance-Measurement „Wir kämpfen jeden Tag damit, dass sich der Zusammenhang zwischen Bürodesign und Mitarbeiterproduktivität im Einzelfall noch nicht objektiv messen lässt“, sagt Olaf Philippi, Geschäftsführer der Hamburger Niederlassung des Büroausstatters Bene, der europaweit rund 75 Niederlassungen betreibt. Denn viele Unternehmer und Manager sind nur dann bereit, Geld für die gestalterische Aufwertung ihres Büros in die Hand zu nehmen, wenn sie errechnen können, ob und wann sich die Investition amortisiert. Viele Bürodesigner arbeiten daher mit Hochdruck daran, den Einfluss, den die Gestaltung des Arbeitsumfelds auf die Produktivität hat, im Einzelfall messbar zu machen. Bene beispielsweise will anhand der gerade erst sanierten Verwaltungszentrale der Credit Suisse in Zürich den entsprechenden Nachweis erbringen. Dafür wertet das Unternehmen derzeit Krankenstände und Mitarbeiterbefragungen aus. Der Londoner Bürodesigner DEGW wiederum, der unter anderem Büros für Google, BBC und Capital One gestaltete, bietet als Dienstleistung ein sogenanntes Performance-Measurement durch das hauseigene Researchteam an. Und auch der amerikanische Blick in das Innovationszentrum des Autozulieferers FDS: Die offene Atmosphäre hat die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter verbessert. R a u m & M e h r 2 2 _ 2 3 M e n s c h & Ar b e i t Projektraum, entworfen von Wiesner-Hager, Anbieter von Büro- und Objektmöbeln: „Die Anforderungen jeder Abteilung müssen bei der Wahl Fotos: Wiesner-Hager (2) der Büroform genauestens analysiert werden“, erklärt Michael Pellny, Geschäftsführer des Weissman-Instituts. der Menschen nicht an objektiven Kriterien wie den Krankheitstagen oder der Fluktuation, sondern daran, wie sie ihre Leistung selbst einschätzen. „Die Arbeitnehmer können ihre eigene Produktivität und Office-Performance selbst am besten einschätzen. Sie wissen sehr wohl, was förderlich ist und wo es klemmt. Bewertet werden deshalb insbesondere Aufwand und Qualität der eigenen Arbeitsergebnisse, Effizienz, Zielorientierung und Effektivität aller Prozesse im Büroalltag“, erläutert Jörg Kelter vom Fraunhofer IAO. Das vom Fraunhofer IAO für Steelcase entworfene Analyseinstrument kam zum ersten Mal im Fall der Freudenberg Dichtungsund Schwingungstechnik (FDS) zum Einsatz. Der zur Freudenberg Gruppe gehörende Automobilzulieferer hat kürzlich einige Forschungs- und Entwicklungsbereiche in einem Innovationszentrum räumlich zusammengefasst. Vorher saßen die Ingenieure in konventionellen Zellenbüros verteilt über mehrere Stockwerke und Gebäude. Sie sahen sich meist nur in offiziellen Besprechungen. „Wir haben deshalb nach einer Lösung gesucht, die mehr Flexibilität, Transparenz, Offenheit und Kommunikation ermöglicht“, sagt Ulrich Frenzel, Leiter des Innovationcenters bei FDS. Und so entstand die Idee des Innovationszentrums. Unter Einbeziehung der rund 70 Mitarbeiter und Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse entwickelte das Fraunhofer IAO ein neues Konzept. Das Ergebnis ist ein Büro mit nur wenigen Wänden, ein „Open-Space-Office“, in dem es zudem keine fest zugeordneten Arbeitsplätze gibt, sodass sich Projektteams immer wieder neu gruppieren können. Die passenden Büromöbel dazu lieferte Steelcase. Zahlreiche raumhoch verglaste kleinere Besprechungsräume – die „Denkerzellen“ – bieten Rückzugsmöglichkeiten für Teambesprechungen, Telefonate und konzentriertes Arbeiten. Ergebnis des Vorher-Nachher-Ver- gleichs einige Monate nach dem Umzug: Die Leistung der Mitarbeiter stieg um 6,3 Prozent. „Die offene Atmosphäre fördert die Kommunikation und lässt Ideen leichter gedeihen. Das wirkt sich auch auf die Arbeit der Entwickler und auf die Anzahl unserer Innovationen sehr positiv aus“, sagt Frenzel. Der Fraunhofer IAO-Experte Kelter hofft, dass solche Beispiele Schule machen und mehr Firmen dazu motivieren, in Büroqualität zu investieren. „Manager denken in Renditekategorien. Unsere Zahlen werden sie hoffentlich überzeugen, dass sich durch eine bewusste und sorgfältige Bürogestaltung überdurchschnittliche Potenziale erschließen lassen“, sagt Kelter. Bis zu 3.000 Euro pro Mitarbeiter kostet im Schnitt die Aufwertung des Arbeitsumfelds – so die einhellige Meinung der Experten. Deutsche Unternehmen investieren aber nur zögerlich. Der vom Fraunhofer IAO im Office-Excellence-Check ermittelte Designindex liegt bei 60,1 Prozent – 0 Prozent bedeutet gestalterisches Brachland, 100 Prozent ist der Idealfall. Demnach ist die Büroqualität deutscher Unternehmen eher durchschnittlich als gut. „Neue Qualitäten entstehen insbesondere dort, wo ganzheitliche Sichtweisen zum Tragen kommen und ein erkennbares Gestaltungskonzept konsequent umgesetzt wird“, sagt Kelter. Die ergonomische Qualität der Möbel, Raumklima, Lichtverhältnisse sowie ein ansprechendes Farb- und Materialkonzept sind dabei wichtige Faktoren. Am weitaus wichtigsten für die Leistung der Mitarbeiter ist jedoch ein Arbeitsumfeld, das jede Art von Kommunikation fördert und unterstützt. „Ein aus meiner Sicht noch immer stark unterschätzter Faktor“, sagt Kelter. „Hilfreich in diesem Zusammenhang ist es, wenn Büros insgesamt möglichst transparent sind, sich die Mitarbeiter gegenseitig sehen und sowohl zufällige als auch be- wusste Treffen entstehen können − egal ob am Arbeitsplatz, in der Kaffeeküche, am Kopierer oder im Flur. Und damit dies funktioniert, müssen gerade diese Zonen besonders attraktiv gestaltet sein.“ Zugleich sollte es natürlich genügend Besprechungsräume geben, die mit der entsprechenden Technik ausgestattet sind. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch die Frage, wie ein Gebäude insgesamt konzipiert und strukturiert wird. Also: Welche Abteilungen sollten sich stärker austauschen und deshalb nahe beieinandersitzen? Oder: Wo kann ich innerhalb des Gebäudes attraktive Treffpunkte und marktplatzähnliche Situationen schaffen? Büroform ist entscheidend Fast genauso bedeutsam aber ist die Wahl der geeigneten Büroform: „Mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen zu den in Deutschland noch immer dominierenden Zellenbüros. Eine sorgfältige Auswahl und bewusste Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Büroform − ob Einzelbüro, Kombi-Büro, Multispace oder Teambüro − findet jedoch leider noch viel zu selten statt“, sagt Kelter. „Nicht alle Möbel und Strukturen unterstützen jeden Mitarbeiter gleich gut“, bestätigt Michael Pellny, Geschäftsführer des Weissman-Instituts und Mitautor des Buchs „Die lebende Immobilie“. Der Vertrieb beispielsweise lebe von offenen Strukturen, Kommunikation und Mobilität. Die Entwicklungsabteilung hingegen sei weniger mobil, dafür aber sehr auf den Austausch von Erfahrungen und Wissen angewiesen. Die Buchhalter und Controller wiederum bräuchten Ruhe, um konzentriert das Zahlenmaterial durcharbeiten zu können. „Die Anforderungen jeder Abteilung müssen bei der Wahl der Büroform genauestens analysiert werden“, sagt Pellny. An diesen Erkenntnissen orientiert sich etwa das neue Bürokonzept der Santander Consumer Bank in Mönchengladbach. Die Kombination mehrerer Bürokonzepte hat sich hier nach einer eingehenden Analyse als beste Lösung erwiesen. Entstanden ist ein Open-SpaceBüro, das durch fest zugewiesene Einzelbüros ergänzt wird. Wie wichtig eine genaue Analyse der Arbeitsabläufe ist, zeigt auch die von der Bene-Gruppe neu gestaltete Zentrale der Rechtsanwaltskanzlei Slaughter and May in London. Die Zeiten, in denen Anwälte in lichtarmen Zellenbüros endlose Stapel Papier wälzten und mit niemandem sprachen, sind vorbei. Die Arbeit ist kommunikativer geworden. Die moderne Technik hat den Zugriff auf Informationen erleichtert und den Laptop zum wichtigsten Arbeitsmittel gemacht. Slaughter and May wollte daher kein Büro der Moderne Büromöbel: Flexibilität und Kommunikation sind derzeit wichtigste Kritierien der Bürogestaltung. traditionellen Art. Die neuen Räume sind klar strukturiert. Sie erlauben den Anwälten, sich zum konzentrierten Arbeiten zurückzuziehen. Kommunikation findet im „Coffice“ statt – einer Mischung aus Café und Office, wo geschäftliche Gespräche in entspannter Atmosphäre geführt werden. In der Bibliothek wiederum gibt es Zonen, wo sich die Anwälte online informieren und konzentriert arbeiten können. Zwei weitere Faktoren in Sachen Büroqualität verdienen besondere Beachtung. Das sind zum einen die technische Infrastruktur und zum anderen die Frage der Akustik. Als der Anbieter mobiler Produkte und Dienstleistungen Jamba neue Büroräume in Berlin suchte, waren beide Themen wichtige Entscheidungskriterien. Das alte Kreuzberger Büro hatte einen Holzfußboden, der zwar attraktiv, aber sehr unpraktisch war. „Wir suchten daher ein modernes Büro, das nicht nur offen und transparent ist, sondern auch relativ ruhig und eine moderne, technische Infrastruktur bietet“, sagt Niels Genzmer, Pressesprecher bei Jamba. Im Domaquarée in Berlin-Mitte wurden sie fündig. Drei Stockwerke belegt das Unternehmen mittlerweile. Hier gibt es Doppelböden, in denen sich der Kabelsalat mühelos verstauen lässt. Teppiche und Regale sorgen für eine angenehme Akustik. Und auch die Transparenz ist dank der zahlreichen Glaswände gewährleistet: Bei Jamba können die Mitarbeiter wegen der bodentiefen Fenster sogar von einer Etage in das gegenüberliegende nächste Stockwerk schauen. Weitere Informationen zum Office-Excellence-Check unter: www.oexc.web-erhebung.de Ansprechpartner: Jörg Kelter, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), E-Mail: [email protected] Johanna Lutteroth arbeitet als freie Journalistin in Hamburg. R a u m & M e h r 2 4 _ 2 5 Raum & Anlage Gut gebündelt Die Neufassung des Investmentgesetzes macht es für Offene Immobilienfonds leichter, sich an Objektgesellschaften zu beteiligen, die eine – oder mehrere – Immobilien halten. Im Ausland ist dieses Modell weitverbreitet, denn es bietet eine Reihe von Vorteilen e i n e R e i h e vo n C h a n c e n So birgt die Gesetzesnovelle für die Immobilienfondsbranche auf der einen Seite eine Reihe von Chancen: Die Kapitalanlage gesellschaften sind nicht mehr gezwungen, ohne Einschränkungen Fondsanteile täglich zurückzunehmen. Das erleichtert gerade in Zeiten hoher Mittelbewegung die Liquiditätssteuerung. Auch die Voraussetzungen für das Geschäft mit institutionellen Großkunden wie Versicherungen und Pensionskassen wurden verbessert: Weil diese Immobilienprofis in der Lage sind, Anlagerisiken einzuschätzen, wurden einige Vorschriften gelockert. Beispielsweise können Immobilieninvestoren in den Vertragsbedingungen selbst festlegen, in welchem Maße sie direkt in Immobilien oder indirekt in Immobiliengesellschaften investieren. Durch Regelungen wie diese sollen deutsche Spezial fondsprodukte künftig im Wettbewerb mit Investmentprodukten ausländischer Herkunft besser bestehen können. Gleichwohl werden Kapitalanlagegesellschaften auch weiterhin die Möglichkeit nutzen, Immobilienfonds nach luxemburgischem Recht aufzulegen, das noch mehr Flexibilität ermöglicht. Nicht zuletzt wird die Branche erleichtert sein, dass einer der umstrittensten Pläne der Ministerialen keinen Eingang ins Gesetz fand: Kapitalanlagegesellschaften dazu zu zwingen, Immobilienfonds verschiedener Risikoklassen einzuführen, statt am Grundprinzip der regional und nach Nutzungsarten diversifizierten Produkte festzuhalten. T r e n d z u m B e t e i l i g u n g s m od e l l Ein zweifellos positives Signal setzen ebenfalls die gesetzlichen Neuregelungen für den Fall des indirekten Immobilienerwerbs – auch wenn sich so mancher Praktiker eine noch stärkere Flexibilisierung gewünscht hätte. Bereits seit einem Jahrzehnt ist es den Fonds erlaubt, anstelle eines klassischen Büro-, Einzelhandels- oder Wohnobjekts auch Anteile an einer Immobiliengesellschaft zu erwerben. „In der Praxis ist dies insbesondere im Ausland eine weitverbreitete Form des Immobilienerwerbs“, sagt Michael Albrecht, Gruppenleiter Recht Immobilien bei der Union Investment Real Estate AG. Vor allem aus steuerlichen Gründen ist es in vielen Ländern attraktiv, Gesellschaftsanteile – „Shares“, wie die Profis sagen – statt Steine („Assets“) zu erwerben. Denn beim Immobilienkauf verdient der Fiskus in allen Ländern bekanntlich mit: Wechselt ein Grundstück mit oder ohne Gebäude den Eigentümer, wird Grunderwerbsteuer fällig. Das ist in England oder den USA, in Frankreich, Spanien, Polen oder Ungarn nicht anders als in Deutschland. „Der Kauf von Anteilen an einer Immobiliengesellschaft ist demgegenüber in vielen Ländern grunderwerbsteuerfrei“, erläutert Albrecht – eine Chance, für die Investoren vor allem in Ländern dankbar sind, in denen die Grunderwerbsteuersätze die 10-Prozent-Marke streifen oder sie sogar überschreiten. Doch entscheiden sich Fondsgesellschaften nicht allein aus steuerlichen Gründen für den indirekten Weg, Immobilien zu Foto: Jupiterimages/IFA-Bilderteam Nun hat es doch noch geklappt: Nachdem der Bundestag am 8. November vergangenen Jahres den Entwurf zur Änderung des Investmentgesetzes verabschiedete, trat die Novelle fast in letzter Minute, nämlich am 28. Dezember 2007, in Kraft. Seitdem gelten damit für die gesamte deutsche Fondsbranche neue Regeln, die sie teils sofort, teils nach einer Übergangsfrist bis 2010 umzusetzen hat. Die Neuregelungen sollen, so das ausdrückliche Ziel des Gesetzgebers, „die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland steigern, die Innovationstätigkeit der Branche verbessern und der Abwanderung von Fondsvermögen in andere Standorte entgegenwirken“. Deregulierung und Modernisierung hieß daher von Beginn an die Devise. Darum, was dies im Einzelnen bedeutet, wurde jedoch lange und zäh gerungen – besonders im Hinblick auf neue Regeln für Offene Immobilienfonds. Denn was in der Theorie sinnvoll erscheint, ist nicht für jeden gleich praktikabel. Am Ende steht häufig der Kompromiss – und dies war auch im Fall des neuen Investmentgesetzes nicht anders. Gebündelte Stahlstangen: Offene Immobilienfonds können sich jetzt leichter an Objektgesellschaften beteiligen, die mehrere Liegenschaften halten. Entscheidender Vorteil: Der Kauf von Anteilen an einer Gesellschaft ist in vielen Ländern grunderwerbsteuerfrei. R a u m & M e h r 2 6 _ 2 7 Raum & Anlage erwerben. In manchen Ländern – darunter den USA, aber auch in den osteuropäischen EU-Ländern – ist der Beteiligungserwerb inzwischen die Regel. „Der Trend geht weltweit hin zum Beteiligungsmodell“, sagt Uwe Stoschek, Immobilienfondsspezialist und Steuerexperte bei PricewaterhouseCoopers (PwC). Beteiligungsstrukturen haben sich speziell in den Fällen bewährt, in denen Fonds mit einem Auslandsinvestment Neuland betreten. Die Union Investment Real Estate AG hat auf diese Weise in Mexiko Fuß gefasst: In der Hauptstadt Mexico-City erwarben die Hamburger Investmentmanager im Jahr 2005 einen 30-prozentigen Anteil an einer Beteiligungsgesellschaft des Büroturms Torre Mayor. Die übrigen 70 Prozent hält der Projektentwickler Reichmann International. Ähnlich agiert das Unternehmen in Chile. Auch hier ist man, wie Michael Montebaur, Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate AG berichtet, eine Exklusivvereinbarung mit einem „Pionier der lokalen Immobilienwirtschaft“ – dem Projektentwickler Birmann − eingegangen. Geringere Bedeutung in Deutschland Besonders empfiehlt sich das Immobilienbeteiligungsmodell, wenn es sich um den Erwerb von Projekten in der Entwicklungsphase handelt. Wie im Fall der rund 71.500 Quadratmeter großen Einzelhandelsimmobilie „Forum Mersin“ in der Türkei, an der die Union Investment Real Estate AG bereits in der Projektphase über eine Immobiliengesellschaft beteiligt war. Partner ist der türkische Projektentwickler Multi Turkmall. In der Türkei realisieren die Unternehmen derzeit ein weiteres gemeinsames Centerprojekt: Mit 130 Millionen Euro ist Union Investment an der Entwicklung des „Forum Kayseri“ beteiligt, das in der südostanatolischen Provinzhauptstadt Kayseri bis Ende 2009 entstehen soll. In Deutschland spielt das Beteiligungsmodell indes eine vergleichsweise geringe Rolle. „Dies hat zum einen historische Gründe“, erläutert Michael Albrecht. Weil die Form des indirekten Immobilienerwerbs den Fondsgesellschaften erst seit dem Jahr 1998 möglich ist, sind die Fondsklassiker mit Fokus auf dem deutschen Markt noch zu einem großen Teil direkt in Immobilien investiert. „Zum anderen sind hierfür steuerliche Gründe ausschlaggebend“, sagt Albrecht. Denn in Deutschland wird auch bei der Beteiligung an Immobiliengesellschaften meist die Grunderwerbsteuer in Höhe von 3,5 Prozent – in Berlin sogar von 4,5 Prozent – des Immobilienwerts fällig. Das Beteiligungsmodell bringt also hierzulande weniger Vorteile als im Ausland. Dennoch: Bei Großprojekten wie etwa der Entwicklung des Einkaufszentrums am Limbecker Platz in Essen sind Beteiligungen sinnvoll. Bei der größten innerstädtischen Centerentwicklung Deutschlands sitzt Union Investment als Partner einer gemeinsamen Projektentwicklungsgesellschaft mit der ECE (15 Prozent Anteil) und der Arcandor AG (25 Prozent Anteil) in einem Boot. „Wir tragen in diesem Fall auch das Projektentwicklungsrisiko gemeinsam – im Unterschied zu Immobilienankäufen im Stadium der Projektentwicklung, bei denen der Entwickler nach Baufortschritt bezahlt wird, Mie- Indirekte Beteiligungen auf dem Vormarsch Wer sich auf dem internationalen Immobi- ter an Unternehmen, die eine oder mehre- Weg der indirekten Immobilienanlage über lienparkett bewegt, investiert längst nicht re Immobilien halten. Vor allem im Ausland Beteiligungen an Gesellschaften. Seit 2002 mehr nur unmittelbar in Beton und Steine. haben sich solche Beteiligungsstrukturen stieg deren Anzahl in den drei Publikums- Vor allem im Ausland wählen institutionelle weitgehend etabliert, bieten sie doch er- fonds UniImmo: Global, UniImmo: Europa Anleger vermehrt einen indirekten Weg: Bei hebliche steuerliche Vorteile. Als internatio- und UniImmo: Deutschland um mehr als das dieser Variante beteiligt sich der Anleger nal ausgerichteter Investor beschreitet auch 16-Fache auf aktuell 61 Beteiligungen mit als Mehrheits- oder Minderheitsgesellschaf- die Union Investment Real Estate AG den insgesamt 65 Einzelimmobilien. Starker Anstieg der Beteiligungen Indirekte Immobilienanlagen versechzehnfachen sich Anzahl der Beteiligungen an Immobiliengesellschaften in den Offenen Immobilienfonds der Union Investment Real Estate AG Anzahl der über Immobiliengesellschaften gehaltenen Liegenschaften in den Offenen Immobilienfonds der Union Investment Real Estate AG 65 61 39 39 29 4 6 2002* 2003* * jeweils September 29 10 2004* 2005* 2006* 2007* 4 6 2002* 2003* 10 2004* 2005* 2006* 2007* Quelle: Union Investment Real Estate, Stand: Februar 2008 Blick auf ein mehrstöckiges Wohnhaus: Seit Ende 2007 können sich Offene Fonds auch an mehrstöckigen Konstruktionen beteiligen. Darunter versteht man eine Beteiligung an einer Holding-Gesellschaft, die wiederum in eine Immobiliengesellschaft investiert. ter häufig schon vorab feststehen oder es Mietgarantien gibt“, erläutert Michael Albrecht die entscheidenden Unterschiede der beiden Modelle. Ebenfalls variabel ist, mit welchem Anteil sich ein Fonds an einer Immobiliengesellschaft beteiligt. Grundsätzlich kann eine Kapitalanlagegesellschaft eine Gesellschaft zu 100 Prozent erwerben, genauso gut aber auch nur 15 oder 30 Prozent der Gesellschaftsanteile in ihr Fondsportfolio legen. Ganz unabhängig ist die Kapitalanlagegesellschaft dabei nicht in ihrer Entscheidung. Denn das Investmentgesetz definiert aus Anlegerschutzgründen, wie viel Prozent des Fondsvermögens maximal auf indirekte Weise investiert werden dürfen: Die Obergrenze beträgt auch im neuen Gesetz 49 Prozent. Foto: Corbis/Image100 s t r e n g e Q u ot e n r e g e l u n g e n Großes Gewicht hat ein kleiner Zusatz im Gesetzestext: Ist der Fonds nämlich zu 100 Prozent an einer Immobiliengesellschaft beteiligt, wird dies jetzt behandelt wie ein direktes Investment – und muss bei der Quote von 49 Prozent nicht berücksichtigt werden. Bei ihrer Berechnung sind allein Beteiligungen entscheidend, in denen der Fonds entweder Mehrheits- oder Minderheitsgesellschafter ist. „Um Mehrheitsgesellschafter zu sein, genügt es jedoch nicht, mehr als die Hälfte am Kapital zu halten“, erläutert Albrecht. „Das Gesetz verlangt für die Einstufung als Mehrheitsbeteiligung zweierlei: dass der Gesellschafter die satzungsändernde Stimmenmehrheit und die Kapitalmehrheit hat.“ Deshalb kann im Einzelfall auch dann eine Minderheitsbeteiligung vorliegen, wenn für den Fonds beispielsweise 60 Prozent der Kapitalanteile gehalten werden − aber die Satzung nur mit einer größeren Stimmenmehrheit geändert werden kann. Für alle Minderheitsbeteiligungen gilt noch einmal eine strengere Quotenregelung: Beteiligungen an Gesellschaften, in denen der Fonds in der Minderheit ist, dürfen 30 Prozent der Vermögenswerte nicht übersteigen. „Eine Verbesserung gegenüber der alten Fassung des Gesetzes, wo die Grenze bei 20 Prozent lag“, so Uwe Stoschek. Und durchaus sinnvoll, meint der PwC-Experte: „Abgesehen davon, dass man als Minderheitsgesellschafter geringeren Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nehmen kann, sind Minderheitsbeteiligungen auch weniger marktgängig, lassen sich womöglich also schwieriger veräußern.“ Auch Michael Albrecht hält die gesetzliche Begrenzung von Minderheitsbeteiligungen daher für sinnvoll. Im Fall von Mehrheitsbeteiligungen hätte er sich indes noch mehr Flexibilität gewünscht: „Warum Beteiligungen, die wir als Mehrheitsgesellschafter umfassend kontrollieren, unter die Quotenregelung von 49 Prozent fallen, ist schwer nachvollziehbar. Zumal es in der Praxis in einigen Ländern gar nicht möglich ist, 100 Prozent der Gesellschafteranteile zu erwerben.“ Vorerst wird die Branche mit dem Kompromiss leben müssen – und sich in Geduld üben. Denn eines ist sicher: Die nächste Novelle des Investmentgesetzes kommt bestimmt. Anne Wiktorin arbeitet als freie Journalistin in Köln. R a u m & M e h r 2 8 _ 2 9 Raum & Anlage Neu aufgestellt Offene Immobilienfonds sind wieder attraktiv. Die Branche hat durch ein Maßnahmenpaket die Wende geschafft. Zudem profitieren deutsche Anleger ab dem Jahr 2009 durch höhere Nachsteuerrenditen im Rahmen der Abgeltungsteuer Ungeachtet der derzeitigen Turbulenzen an den weltweiten Börsen und Finanzmärkten könnte 2008 wieder ein Erfolgsjahr für Offene Immobilienfonds werden. Zwei Jahre nach ihrer bislang größten Krise hat die Branche zu alter Stärke zurückgefunden. Zum einen, weil die Fondsgesellschaften wichtige Reformen eingeleitet haben. Zum anderen, weil sich die Fonds auf dem Höhepunkt des weltweiten Immobilienbooms 2007 mit zum Teil deutlichem Gewinn von älteren Beständen getrennt haben. Fondsmanager konnten auf diese Weise die Werte der Fondsanteile kräftig steigern. Deutsche Anleger haben dies honoriert und bestätigen die wichtige Rolle der Fondskategorie als stabilisierendes Element im Anlegerdepot. Das zeigen auch die deutlichen Nettomittelzuflüsse der vergangenen Monate. Bis Ende 2007 verzeichneten die 42 Offenen Immobilienfonds insgesamt einen Nettomittelzufluss von 6,7 Milliarden Euro, 2006 schlug noch ein Minus von 7,4 Milliarden Euro zu Buche. Das wiederbelebte Interesse der Anleger hat gute Gründe: Den Managern Offener Fonds ist es gelungen, einen sichtbaren Wandel zu vollziehen. Zum einen wurden die Immobilienportfolios durch kluge Ver- und Ankaufspolitik erfolgreich optimiert. So erzielte die Branche nach Angaben des Branchenverbands BVI per Ende 2007 mit einem Ein-Jahres-Zuwachs von 5,7 Prozent den besten Jahres-Gruppenmittelwert seit Mitte der 90er-Jahre. Zum anderen wurden die zunächst freiwilligen Verpflichtungen zugunsten einer verbesserten Liquiditätssteuerung und der höheren Transparenz in der Bewertung der Fondsobjekte mit dem Investmentänderungsgesetz durch den Bundestag am 8. November 2007 verbindlich verabschiedet. Das Gesetz ist bereits seit dem 28. Dezember 2007 in Kraft. „Der Offene Immobilienfonds ist krisenfest gemacht worden”, kommentierte Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer des BVI. Die wichtigsten Änderungen: Beteiligungen Offene Immobilienfonds können wie bisher alternativ zum direkten Immobilienerwerb Immobiliengesellschaften erwerben oder sich an ihnen beteiligen. Neu ist, dass der Gesetzgeber 100-Prozent-Beteiligungen an Immobiliengesellschaften mit den direkt gehaltenen Immobilien gleichstellt. Wenn deshalb auch weiterhin gilt, dass Immobilienbeteiligungen 49 Prozent aller Vermögenswerte des Fonds nicht übersteigen dürfen, so betrifft dies heute nur Beteiligungen, an denen der Fonds weniger als 100 Prozent der Anteile hält. Betei- ligungen an Immobiliengesellschaften, in denen der Fonds nur über eine Minderheit des Kapitals und / oder der Stimmrechte verfügt, dürfen nach neuem Recht 30 Prozent der Vermögenswerte nicht übersteigen (bisher 20 Prozent). Auch sind jetzt sogenannte mehrstöckige Konstruktionen zulässig. Unter diesem sperrigen Begriff versteht man eine Beteiligung an einer Holding-Gesellschaft, die wiederum in eine Immobiliengesellschaft investiert. Allerdings müssen für den Fonds immer 100 Prozent der Anteile über die Holding-Gesellschaft gehalten werden. Offene Immobilienfonds halten ihre Grundstücke gerade im Ausland häufig über gesellschaftsrechtliche Konstruktionen, weil dies dort oft steuerlich attraktiv ist (siehe Seite 24 bis 27). Anteilscheinrücknahme Für die tägliche Rücknahme von Anteilscheinen können die Fondsgesellschaften Höchstgrenzen pro Order festsetzen. Diese Höchstgrenze kann entweder als konkreter Betrag oder als Anteil am Fondsvolumen in Prozent definiert werden. Der Gesetzgeber hat so dafür gesorgt, dass sich Anteilscheinrückgaben privater und institutioneller Großanleger unterschiedlich behandeln lassen. Wird die Höchstgrenze überschritten, können die Fondsgesellschaften Fristen setzen, um die Rücknahme von Fondsanteilen zu regeln. Die Rücknahmebedingungen müssen allerdings im Verkaufsprospekt deutlich sichtbar dokumentiert werden. Bewertung Auch die Trennlinie zwischen Fondsmanagement und Immobiliensachverständigen wurde schärfer gezogen. Gutachter dürfen die Grundstücke und Gebäude eines Fonds nur noch zwei Jahre lang als sogenannte Hauptgutachter bewerten, danach muss ein anderer Experte diese Aufgabe übernehmen. Durch diese Rotation soll die Qualität der Gutachten gewährleistet bleiben. Die Einzelverkehrswerte aller Immobilien sind außerdem im Rechenschaftsbericht eines Fonds zu veröffentlichen – eine Praxis, die von den Kapitalanlagegesellschaften im Rahmen der Selbstverpflichtung mehrheitlich bereits seit 2006 umgesetzt wird. Anleger Offener Immobilienfonds profitieren zudem ab 2009 von der dann maßgeblichen Abgeltungsteuer, die in Deutschland im Zuge der Unternehmenssteuerreform 2008 beschlossen wurde. Denn ab 2009 hebt die neue Pauschalsteuer die bisherige Benachteiligung der Offenen Fonds gegenüber den Aktienfonds auf. Bei allen Fondsgat- tungen müssen Anleger dann nur noch maximal 25 Prozent Einkom mensteuer auf die jährlichen steuerpflichtigen (ausgeschütteten und ausschüttungsgleichen) Erträge und den beim Anteilscheinverkauf realisierten Veräußerungsgewinn zahlen. Bislang müssen Immobilien fondsanleger, je nach individuellem Steuertarif, bis zu 45 Prozent der steuerpflichtigen Erträge an den Fiskus leisten. Was die Offenen Fonds ebenfalls attraktiv macht: Gewinne aus dem Verkauf einer mehr als zehn Jahre lang (Spekulationsfrist) gehaltenen deutschen Immobilie sind für Privatanleger nach wie vor steuerfrei. Ein weiterer steuerlicher Vorteil Offener Fonds: Ab 2009 werden im Ausland erzielte, in Deutschland steuerfrei gestellte Mieterträge und Verkaufserlöse nicht mehr bei der Ermittlung des persönlichen Steuertarifs berücksichtigt. Denn der sogenannte Progressionsvorbe halt wird zum 1. Januar 2009 mit der Einführung des Abgeltungsteuer regimes hinfällig. Der Progressionsvorbehalt sorgt bisher dafür, dass sich der persönliche Einkommensteuersatz des Fondsanlegers erhöht: Um ihn zu berechnen, schlägt das Finanzamt im Ausland erzielte, in Deutschland steuerfrei gestellte Mieterträge und Verkaufserlöse dem zu versteuernden Einkommen zu, um den persönlichen Steuersatz festzulegen. In der Folge erhöht sich teilweise der maßgebliche Steuer tarif signifikant. Ab 2009 wird das nicht mehr passieren. Im Gegen teil: Fonds, die überwiegend in ausländische Immobilien investieren, sind in Bezug auf die Nachsteuerrendite des Privatanlegers künftig sogar im Vorteil. Auf die verbleibenden, unter anderem im Inland erzielten Mieterträge greift der Fiskus sehr zurückhaltend zu: Laufen de Kosten und Abschreibungen mindern die Bemessungsgrundlage der Abgeltungsteuer, ausländische Quellensteuern werden vom 25prozentigen Steuerabzug abgezogen, und Veräußerungsgewinne bleiben nach zehn Jahren nach wie vor steuerfrei. Einen Wermuts tropfen hat die Steuerreform jedoch auch für Offene Fonds: Anle ger können ihre nach 2008 erworbenen Anteile nicht mehr steuerfrei verkaufen. Die einjährige Spekulationsfrist erlischt genauso wie bei Aktienfonds. Allerdings werden Wertsteigerungen von auslän dischen Immobilien in Ländern mit freigestellten Veräußerungsgewinnen von der Abgeltungsteuer ausgenommen. Nikolaus von Raggamby Offene Immobilienfonds erhöhen Auslandsanteil in ihren Portfolios Investmentstrategie Der Anteil ausländischer Immobilien Altersstruktur Der Immobilienbestand von Offenen in den Portfolios Offener Immobilienfonds ist laut Branchen- Immobilienfonds ist überwiegend jung. Knapp zwei Drittel verband BVI (Bundesverband Investment und Asset Manage- der Objekte sind nicht älter als zehn Jahre, was laut BVI vor ment e. V.) in den vergangenen fünf Jahren von durchschnitt- allem zu niedrigen Erhaltungsaufwendungen und soliden lich 41,8 Prozent bis Ende September 2007 auf 68,3 Prozent Wertentwicklungen beiträgt. gestiegen. Im Schnitt hielten Offene Immobilienfonds stichtagsbezogen noch 31,7 Prozent ihrer Bestände in Deutschland (gegenüber 58,2 Prozent Ende 2002). Im europäischen Ausland Junge Immobilienbestände Altersstruktur des Liegenschaftsvermögens in Offenen Immobilienfonds in Prozent standen Frankreich (18,8 Prozent), Großbritannien (12,8 Pro- bis 5 Jahre 38,8 zent) und die Niederlande (7,3 Prozent) ganz oben in der Gunst 5 bis 10 Jahre 25,5 der Fondsmanager. In Übersee lagen die Vereinigten Staaten 10 bis 15 Jahre 14,4 15 bis 20 Jahre 10,2 mehr als 20 Jahre 11,1 (rund 4,3 Prozent) an der Spitze. Die Quote außereuropäischer Länder erreichte insgesamt 8,5 Prozent und verzeichnete im Vergleich zu Ende 2002 (3,3 Prozent) eine deutliche Steigerung. Quelle: BVI; Angaben per 30. September 2007 Wo Offene Immobilienfonds investiert sind Steigender Auslandsanteil Geografische Verteilung des Liegenschaftsvermögens in Prozent Verteilung des Liegenschaftsvermögens Offener Immobilienfonds in Prozent Deutschland 58,2 55,1 49,0 47,2 43,2 31,7 Ausland 41,8 44,9 51,0 52,8 56,8 68,3 4,2 sonstige außereuropäische Länder 31,7 Deutschland 4,3 USA 100 80 60 40 20 0 16,1 sonstige Länder in Europa 4,8 Italien 2002 Quelle: BVI; Angaben per 30. September 2007 2003 2004 2005 2006 2007 7,3 Niederlande Quelle: BVI; Angaben per 30. September 2007 18,8 Frankreich 12,8 Großbritannien Inbegriff von Stil Kleider machen Leute und Leder das Reisegepäck. Wie kaum ein anderes Material steht Leder bis heute für stilvolle Koffer, Aktentaschen und Reiseaccessoires Raum & Leben Symbol für Stil und Luxus: Lederkoffer von Louis Vuitton kurz vor ihrer Fertigstellung (links). Bis es so weit ist, durchläuft allein schon das Rohmaterial Leder einen aufwendigen Produktionsprozess. Die Tierhäute werden zunächst gereinigt, gegerbt und dann zum Trocknen aufgehängt (rechts). Fotos: Laif/Madame Figaro, Gottfried Stoppel Raum & Mehr 30_31 Fotos: Ludwig Reiter; GraziaNeri/Agentur Focus/Massimo Sestini; Agentur Focus/Magnum Photos/C. Anderson Raum & Mehr 32_33 Das Ritz, der Orientexpress und die Titanic sind legendär. Nicht nur wegen der Anekdoten, die sich um sie ranken. Sie sind vielmehr der Inbegriff luxuriösen Reisens und lassen sofort an die High Society der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts denken, die mit edlen Gepäckstücken stilvoll die Welt erkundete. Zahlreiche Filme wie „Mord im Orientexpress“, „Tod auf dem Nil“, „Jenseits von Afrika“ oder „Titanic“ halten den Mythos lebendig. Damals wurde Reisegeschichte geschrieben. Die modernen Verkehrsmittel Eisenbahn, Passagierdampfer und Automobil boten den vom Fernweh geplagten Schönen und Reichen ungeahnte Möglichkeiten und stellten völlig neue Anforderungen an das Reisegepäck. Wurden früher Kleider, Anzüge, Uniformen und Unterröcke in schwere Kisten verstaut und auf die Kutsche geschnallt, mussten die modernen Gepäckstücke leicht sein und unter einen Sitz im Waggon passen oder in den Fond eines Autos. Das war die Geburtsstunde des Koffers und wenig später der Reisetasche, die für den Wochenendtrip reicht. Neben der Firma Louis Vuitton schrieben Hermès und Goyard Koffergeschichte. Sie entwickelten immer neue Gepäckformen: kleine und große Koffer, Steamer Bags – Taschen für schmutzige Wäsche – Reisenecessaires, Handtaschen und Aktentaschen. Am häufigsten verarbeiteten sie Leder, weil es vergleichsweise leicht, langlebig und reißfest ist. Die neuen Reiseaccessoires verkauften sich prächtig. Die Nachfrage florierte, und viele Anbieter zogen nach. In der deutschen „Lederstadt“ Offenbach beispielsweise gab es 1925 rund 507 Leder verarbeitende Betriebe mit insgesamt 8.000 Mitarbeitern – so viele wie nie zuvor. Zum Vergleich: Heute sind es noch 18 mit rund 1.500 Beschäftigten. „Diese Lederkoffer und -taschen sind nach wie vor der Inbegriff von Stil und Reisekultur“, sagt Till Reiter, geschäftsführender Gesellschafter des Wiener Traditionshauses Ludwig Reiter, das neben Maßschuhen auch Reisegepäck alten Stils herstellt. Gerade deshalb nutzen viele Hersteller von luxuriösen Lederwaren noch heute diese nostalgische Erinnerung für die Vermarktung. Darüber hinaus verweisen sie stolz auf die Kunst der Verarbeitung ihrer Produkte. Denn wie Leder richtig behandelt wird, wissen nur noch ganz wenige. „Leder ist das älteste und einzige Kulturgut der Welt, über das fast nichts aufgeschrieben wurde“, sagt Rebecca Grajecki, Lederexpertin bei Montblanc. Von Generation zu Generation haben die Täschner ihr Wissen mündlich weitergegeben. „Wir beschäftigen daher Täschner, deren Familien seit vier oder fünf Generationen im Geschäft sind und die das Know-how und die Liebe zum Leder mit der Muttermilch aufgesogen haben“, sagt Grajecki. Allerdings gibt es davon nur noch sehr wenige. Der Beruf stirbt aus und damit auch das Wissen. Kein Wunder, dass traditionell ausgebildete Täschner bei Herstellern luxuriöser Lederartikel heiß begehrt sind. Zunächst entscheidet aber die Rohware über die Qualität des späteren Produkts. Die Tierhaut sollte keine Narben und Einstiche von Insekten aufweisen. Schon die Haltung der Tiere, egal ob Kalb, Lamm oder Krokodil, ist daher von großer Bedeutung: Montblanc beispielsweise verarbeitet für seine Luxusprodukte nur die besten Häute von Tieren, die in Gegenden leben, wo für sie ideale Lebensbedingungen herrschen. Die weitere Verarbeitung der Tierhäute ist nichts für empfindliche Gemüter. Die Tierhaut wird aufgeweicht, in Kalk und Schwefelverbindungen gelegt, damit sich die Haare lösen, Raum & Leben und schließlich wird mit scharfen Messern das restliche Fleisch entfernt. Danach spaltet man die Haut, damit das Leder eine gleichmäßige Dicke bekommt. Später werden die Häute in verschiedene Gerbstoffe eingelegt. Dadurch verwandelt sich die Tierhaut in haltbares Leder. Grundsätzlich wird zwischen der vegetabilen Gerbung (mit pflanzlichen Stoffen), die ein eher festes und hartes Leder hervorbringt und mehrere Monate dauert, und der Chromgerbung (mit Salzen) unterschieden, aus der eher weiches Leder hervorgeht und die nur wenige Tage in Anspruch nimmt. Ein Patentrezept für die Zusammensetzung der Gerbstoffe gibt es nicht. „Jeder Gerber hat seine eigene Rezeptur, die er hütet wie ein Geheimnis. Es gilt als Kapitalverbrechen, sie weiterzugeben“, sagt der Lederdesigner Daniel Rodan, der für viele Prominente weltweit Lederkleidung entwirft. „Es gibt bestimmt mehr als 350 verschiedene Gerbarten.“ Auch das Know-how der Gerber ist nur eingeschränkt zugänglich. Leder ist folglich kaum imitierbar. Hochburg der Gerbkunst ist heute die Toskana. Hier haben zahlreiche kleine Gerbereien ihren Sitz, die das Luxussegment der Lederindustrie beliefern. Fast alle großen Labels haben sich daher mit ihren Lederateliers in Ober italien niedergelassen. Hier bündelt sich auch das Know-how der Täschnerei. Für verschiedenste Endprodukte werden unterschiedliche Lederqualitäten benötigt, die durch den Gerbprozess bestimmt werden. Die optimale Gerbung gibt es deshalb nicht, es kommt vielmehr darauf an, wofür ein Leder verwendet werden soll. Vegetabile Leder kommen oft bei Koffern zum Einsatz und sind beliebt, weil sie eine schöne Patina entwickeln. Chromleder wiederum werden häufig für Autositze genutzt. „Erst muss ich wissen, was ich designen möchte. Dann entscheide ich mich für das Leder“, sagt Johann Stockhammer, Kreativdirektor bei Etienne Aigner. Oftmals gibt es das passende Ausgewählte Ledertaschenanbieter Egana Goldpfeil Accessoires (www.goldpfeil.de) Erich Ludwig Hamburg (www.erichludwig.de) Etienne Aigner Deutschland (www.etienne-aigner.de) Hermès Deutschland (www.hermes.com) Louis Vuitton Deutschland (www.louisvuitton.de) Ludwig Reiter Manufaktur (www.ludwig-reiter.com) Montblanc Deutschland (www.montblanc.de) Thomas Hicker Lederwaren Manufaktur (www.thomas-hicker.at) Leder aber nicht auf dem Markt. „Dann beschreiben wir den Gerbereien, was wir haben wollen und was das Leder können muss“, sagt Stockhammer. „Und die versuchen dann, mit einem ihrer vielen Geheimrezepte das gewünschte Ergebnis zu erzielen.“ Ein edles Leder wird jedoch erst durch die erstklassige Verarbeitung zum Luxusprodukt: Je weniger geklebt wird, desto besser ist die Qualität. Die Koffer, Taschen und Attachés von Papworth Travel Goods, Ludwig Reiter, Hermès, Aigner, Thomas Hicker oder Montblanc sind hauptsächlich genäht – entweder per Hand oder mit der Ledernähmaschine. „Es kommt auf exzellente Täschner an, die wissen, welche Teile des Leders sich wie verwenden lassen“, sagt Jörg Rausch, Geschäftsführer beim Lederzentrum in Göttingen, das unter anderem auf die Restauration von Leder spezialisiert ist. Ein Portemonnaie besteht beispielsweise aus rund 60 Einzelteilen. Ein Koffer wiederum setzt sich aus mehr als 250 einzelnen Lederstücken zu- sammen. Bei Hermès, Ludwig Reiter, Thomas Hicker und Erich Ludwig werden sie noch mit der Hand Stich für Stich zusammengenäht. Kostenpunkt für einen Koffer: 300 bis 5.000 Euro. „Wir setzen individuelle Wünsche um und fertigen Einzelstücke an“, sagt Andreas Ludwig, einer der letzten Etuimacher in Deutschland. Für einen großen deutschen Sportartikelhersteller produzierte Ludwig unlängst 300 Aktenkoffer, und auch eine große deutsche Unternehmensberatung zählt zu seinen Kunden: Für sie nähte Ludwig Aktentaschen, die bis zu zwölf Akten im DIN-A4-Format fassen können. Auch Reiter macht solche Spezialanfertigungen. Im Schnitt verlassen pro Jahr 120 handgenähte Koffer das Wiener Traditionshaus Reiter. Die meisten dieser exklusiven Täschner bieten darüber hinaus − ebenso wie die Marken Montblanc, Aigner, Goldpfeil, Papworth oder Hermès − fertige Gepäck-Kollektionen an. Sie alle versuchen, in ihren Designs die Tradition mit der Moderne zu verbinden. Sie bauen Extras wie Handyfächer ein und versehen Taschen mit Tragegurten oder Koffer mit Rollen. „Gepäck und Reisetaschen werden genau auf die Anforderungen der Reisewelt angepasst“, sagt Aigner-Experte Stockhammer. Ludwig Reiter hat diesbezüglich einen eigenen Ansatz: „Wir versuchen, die Tradition in die moderne Zeit zu übersetzen. Wir wollen ihr eine Zukunft geben“, sagt Reiter. Rollen und andere neue Materialien lehnt der Lederexperte deshalb grundlegend ab. Wie diese Synthese zwischen Moderne und Tradition funktioniert, zeigt ein Beispiel. Reiter hat gerade eine Laptop-Tasche aus Wasserbüffelleder auf den Markt gebracht, die innen statt mit Schaumstoff mit Lammfell ausgelegt ist, um den Computer vor Stößen zu schützen – nach neuartigen Materialien hält man hier vergeblich Ausschau. Johanna Lutteroth arbeitet als freie Journalistin in Hamburg. Näharbeiten an einem Ludwig-Reiter-Koffer (links), letzte Korrekturen an einer Aigner-Tasche und eine fertige Hermès-Handtasche. Ein edles Leder wird erst durch die erstklassige Verarbeitung zum Luxusprodukt: Je weniger geklebt wird, desto besser ist die Qualität. R a u m & M e h r 3 4 _ 3 5 M a g a z i n „Durchbruch in Asien erst mit Niederlassung in Singapur gelungen“ RAUM & mehr sprach mit Michael Montebaur, im Vorstand der Union Investment Real Estate AG für das Auslandsressort zuständig, über die künftige Investmentstrategie RAUM & mehr: Offene Immobilienfonds befinden sich dank der Mittelzuflüsse wieder auf der Käuferseite. Wo wird die Union Investment Real Estate AG künftig investieren? Michael Montebaur: Wenn man auf das vergangene Jahr zurückschaut, dann lag der Schwerpunkt der Investitionen deutlich außerhalb der klassischen Kernmärkte: Während nur zwei kleinere Ankäufe in Paris erfolgten und kein einziger in London, standen Märkte wie Mexiko, Chile, die Türkei und die Region Asien / Pazifik im Vordergrund. Das entspricht dem Profil unseres globalen Fonds und ist eine sinnvolle Beimischung für den Deutschlandund den Europa-Fonds, die bereits über ein großes Portfolio in europäischen Kernmärkten verfügen. Wir haben die europäischen Metropolen jedoch nicht aus dem Blick verloren. Sobald die Investitionsmärkte für uns dort wieder etwas attraktivere Preisstrukturen bieten, sind wir sofort investitionsbereit. RAUM & mehr: Die Fondsbranche in Großbritannien wird derzeit stark von der SubprimeKrise gebeutelt. Werden die Offenen Immobilienfonds in den Sog mit hineingezogen? Montebaur: Wir sind überzeugt, dass dies nicht geschehen wird. Und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen schreibt der Gesetzgeber vor, dass deutsche Offene Immobilienfonds – anders als britische – maximal 50 Prozent einer Investition fremdfinanzieren dürfen. In der Realität liegen die Quoten, insbesondere für Investitionen im Euroraum, noch deutlich darunter. Zum Zweiten hat das von der Subprime-Krise betroffene Segment kleinteiliger Wohnimmobili- en für unser Anlageprodukt keine Relevanz. Und drittens: In den vergangenen Monaten, während derer die Immobilienpreise weltweit in den Himmel zu schießen schienen, haben die Offenen Fonds bei ihren Ankäufen Augenmaß bewiesen. Nicht zuletzt die externe Sachverständigenbewertung hat sich während unterschiedlicher Marktphasen in den letzten Jahren bewährt. Dies wird nun entsprechend honoriert. RAUM & mehr: Stichwort Liquidität: Sind die Offenen Immobilienfonds auch von der restriktiveren Kreditvergabe der Banken betroffen? Montebaur: Offene Fonds sind in der komfortablen Lage, Investitionen ausschließlich aus ihrem Eigenkapital tätigen zu können. Die Fremdfinanzierung dient in der Regel nur der steuerlichen Optimierung oder der Wechselkurssicherung. Deshalb erleben Offene Fonds gerade in Michael Montebaur ist Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate AG. der jetzigen Marktphase, dass die Banken ihnen aufgrund des geringen Verschuldungsgrads der Sondervermögen besonders attraktive Finanzierungskonditionen anbieten. RAUM & mehr: Union Investment hat erst kürzlich erneut in Asien, speziell in Malaysia und Japan, investiert. Wie interessant ist derzeit der asiatische Kontinent für Immobilieninvestments? Montebaur: Die asiatischen Immobilienmärkte stehen derzeit im besonderen Fokus der ge samten Investmentbranche. Gründe hierfür liegen in der Dynamik der Märkte und dem in den meisten Märkten weiterhin erwarteten Mietwachstum. Die Volkswirtschaften weisen erhebliche Wachstumsraten auf, da Länder wie Malay sia, Thailand oder Vietnam schnellstmöglich Anschluss an die reifen Märkte finden wollen. Die Dynamik und Hebelkraft, die vom Wachstum der beiden Giganten China und Indien ausgehen wird, verändert das Wirtschaftsgefüge weltweit. Beide Märkte haben langfristig spannende Investitionsperspektiven zu bieten. RAUM & mehr: Worauf kommt es beim Immobiliengeschäft in Asien besonders an? Montebaur: Nach jahrelanger Vorarbeit ist uns in den vergangenen zwei Jahren der Markteintritt in vier asiatischen Ländern gelungen. Möglich wurde der Durchbruch erst durch die Installation einer eigenen Niederlassung in Singapur, die von Steffen Wolf geleitet wird. Damit sind wir in der Region präsent. In Asien, mehr noch als in anderen Märkten, ist der enge persönliche und ständige Kontakt notwendig, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu schaffen und zu erhalten. Subprime-Krise bremst europäische Investmentmärkte 4 Gewerbliche Immobilieninvestments bleiben trotz der Subprime-Kri- dieses Jahres ein neuer Konsens im Hinblick auf den Marktwert erreicht se in den USA und den Turbulenzen an den weltweiten Börsen und Fi- sein dürfte“, kommentiert Tony Horrell, CEO JLL European Capital Mar- nanzmärkten bei internationalen Anlegern beliebt. In Europa verringerte kets, die Bilanz. JLL rechnet für 2008 mit einem Gesamttransaktionsvolu- sich im zweiten Halbjahr 2007 zwar das Volumen deutlich – für das Ge- men, das rund 20 Prozent unter dem von 2007 liegen wird. samtjahr verzeichneten die Märkte dennoch überdurchschnittlich gute Ergebnisse. Zu diesem Resultat kommt das Immobilienberatungsunternehmen Jones Lang LaSalle (JLL) in seiner aktuellen Erhebung. Nach ersten Hochrechnungen lag das Transaktionsvolumen auf den europäischen Experten rechnen 2008 mit weiterem Rückgang Gewerbeimmobilien-Direktinvestitionen** in Europa, in Mrd. Euro grenzüberschreitend Inland Gewerbeimmobilienmärkten 2007 bei rund 220 Milliarden Euro. Der Transaktionsfluss hat sich dabei im zweiten Halbjahr auf 100 Milliarden 253,0 220,0* 176,0* 173,9 129,8 130,2 2003 2004 Euro verlangsamt und lag 25 Prozent unter dem erzielten Volumen im Vergleichszeitraum (Juli bis Ende Dezember) des Vorjahrs. „Die Preiskorrekturen, die zum Ende des zweiten Halbjahrs 2007 vorgenommen wurden, werden bis ins erste Halbjahr 2008 hinein anhalten, wobei bis Mitte 2005 * Prognose ** ohne Wohnimmobilien 2006 2007 2008 Quelle: Jones Lang LaSalle, Stand: 9. Januar 2008 Union Investment erschließt weltweit neue Immobilienmärkte 4 Portfolio Die Neustrukturierung hat bei den Fonds der Union In- UniImmo: Europa das Projekt „CapSquare Office Tower“ (links oben) vestment Real Estate AG bereits im letzten Jahr Früchte getragen. So in Kuala Lumpur für rund 100 Millionen Euro gekauft. Union Investment legte die Wertentwicklung des UniImmo: Deutschland im ersten Ge- ist damit bereits in vier Büroimmobilienmärkten des asiatischen Konti- schäftshalbjahr 2007/08 auf 8,4 Prozent zu. Die deutlich über dem nents engagiert. Vor dem Hintergrund der anhaltend starken Mieternach- langfristigen Mittel liegende Performance ist vor allem auf Sonder frage für Topbüroflächen in Japans Großstädten, hat Union Investment effekte zurückzuführen. Im Frühjahr 2007 hatte das Fondsmanagement zudem ihr Portfolio in Tokio um ein erstes Büroinvestment erweitert. Sie ein umfangreiches Immobilienportfolio für rund 1,36 Milliarden Euro erwarb das elfgeschossige „Shiomi Koyama Office Building“ (links mit deutlichem Gewinn verkauft. Auch der UniImmo: Europa verzeich- unten) in Zentral-Tokio für umgerechnet rund 130 Millionen Euro. Das nete mit rund 5,6 Prozent zum Geschäftsjahresende 2007 ein gutes Er- mit 17.800 Quadratmetern Mietfläche ausgestattete und vollständig ver- gebnis. Im Branchendurchschnitt erzielten Offene Immobilienfonds im mietete Grade-A-Gebäude ergänzt das Portfolio des UniImmo: Global. vergangenen Jahr eine Ein-Jahres-Performance von 5,7 Prozent – laut Branchenverband BVI der beste Jahres-Gruppenmittelwert seit Mitte 4 Südamerika Weiterhin expandiert Union Investment in den Wachs- der 90er-Jahre. tumsmärkten Mittel- und Südamerikas: Nahezu zeitgleich zum Markteintritt in Malaysia erwarb die Investmentgesellschaft mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von umgerechnet rund 73 Millionen Euro zwei weitere Liegenschaften in Mexiko und Chile. Union Investment, bereits seit 2005 in Lateinamerika engagiert, hat den Bestand in der Region damit auf zwölf Objekte und Projekte erweitert. Neuzugänge Fotos: Union Investment (3); Union Investment/Ines Glombik im Lateinamerika-Portfolio sind das vollständig an den Nutzer Xerox Chile vermietete „Xerox Building“ in Santiago de Chile, welches für den UniImmo: Global erworben wurde, sowie der ebenfalls zu 100 Prozent vermietete „Parque Industrial Tecnológico II“ in Guadalajara (rechts). Der Ankauf dieses 121.500 Quadratmeter Mietfläche um- 4 Asien Um den erfolgreichen Kurs zu halten, setzt Union Investment fassenden Gewerbe- und Logistikparks für den UniImmo: Europa mar- auf eine weitere Internationalisierung ihrer Geschäftsaktivitäten. So fass- kiert den Einstieg von Union Investment in den mexikanischen Logis- te Union Investment als erste deutsche Immobilienfondsgesellschaft in tikmarkt. Guadalajara gilt mit rund 60.000 Beschäftigten in der Elek- Malaysia Fuß. Zu Jahresbeginn wurde für den Offenen Immobilienfonds troindustrie als das „Silicon Valley Mexikos“. +++ Die nächste RAUM & mehr-Ausgabe erscheint im Oktober 2008 +++ Wir eröffnen neue Perspektiven. Für gemeinsamen Erfolg. Nur wer bereit ist, Dinge auch mal anders zu sehen, kann neue Perspektiven entdecken. Ein Prinzip, dem wir seit jeher folgen und das uns zu einem der führenden europäischen ImmobilienInvestment-Manager gemacht hat. Mit 40 Jahren Immobilien-Know-how und der anerkannten Kapitalmarktexpertise einer starken Gruppe agieren wir souverän und vorausschauend auf den globalen Märkten. Beleg hierfür ist unser Portfolio mit mehr als 160 Qualitätsimmobilien in 22 Ländern weltweit. Darunter Landmark-Buildings wie z.B. der Torre Mayor in Mexico City – ein kluger Schachzug, nicht nur für unsere Anleger. Für die Zukunft haben wir noch viel vor. Mit innovativen Produkten und strategischen Partnerschaften wollen wir Zug um Zug neue Märkte erschließen. Begleiten Sie uns! Schließlich ist Erfolg erst richtig schön, wenn man ihn teilt. www.union-investment.de