KOREA, DEMOKRATISCHE VOLKSREPUBLIK

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KOREA, DEMOKRATISCHE VOLKSREPUBLIK
KOREA,
DEMOKRATISCHE
VOLKSREPUBLIK
KOREA,
DEMOKRATISCHE VOLKSREPUBLIK
Buddhisten
(22,9 %)
Christen
(29,4 %)
-Katholiken (10,9 %)
-Protestanten (11,5 %)
Einwohner:
Fläche:
Flüchtlinge (int.)*:
2
50.005.000
99.900 km
502
* Ausländische Flüchtlinge in diesem Land
Sonstige Religionen
(1,3 %)
Religionslose
(46,4 %)
Flüchtlinge (ext.)**:
Binnenflüchtlinge:
496
–
** Ins Ausland geflohene Bürger dieses Landes
Die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) gilt allgemein als die verschlos­
senste Nation der Welt, sie wird vom repressivsten Regime der Welt regiert, mit einem
der schlimmsten Menschenrechtsregister der Welt. Auch wenn die Verfassung
.
Nordkoreas
die „Freiheit der Religionsausübung“ gewährt, gibt es in Wirklichkeit in
Nordkorea keine Religionsfreiheit. Die US Commission on International Religious
Freedom (US-Amerikanische Kommission für internationale Religionsfreiheit)
berichtet über das Fortbestehen „schwerer“ Verletzungen der Religionsfreiheit.1
Im Dezember 2011 starb Kim Jong-il (auch als „Lieber Führer“ bekannt), sein
Nachfolger wurde sein Sohn Kim Jong-un. Seit der Gründung wird Nordkorea von
einer einzigen Familie regiert und ist weltweit vermutlich die einzige Diktatur mit
einer Herrscherdynastie, die sich wie eine Gottheit präsentiert. Der Großvater von
Kim Jong-un, Kim Il-sung, der als der „Große Führer“ bekannt ist, wird tatsächlich
wie eine Gottheit verehrt, und der Personenkult setzte sich in den zwei nachfolgenden
Generationen von Führern fort. Tatsächlich wird von allen Einwohnern Nordkoreas
absolute Loyalität gegenüber der Familie Kim und dem Regime gefordert und kein
anderer Glaube wird toleriert. In jeder Wohnung, jedem Büro und öffentlichen Gebäude
sind Bilder vom „Großen Führer“ und vom „Lieben Führer“ auszustellen.
Kim Jong-un hält seine Macht durch brutalste Unterdrückung seines Volkes aufrecht.
Das hierfür bekannteste Beispiel betrifft seinen Onkel Jang Song-thaek, seinen Mentor
und die Nummer zwei im Staat; Kim Jong-un ließ ihn im Dezember 2013 verhaften
und hinrichten. Einen Monat zuvor waren Berichten zufolge mindestens 80 Menschen
an einem Tag hingerichtet worden, weil sie Bibeln besessen oder südkoreanische
Fernsehdramen angeschaut hatten. Anfang 2013 wurde, Gerüchten zufolge, eine
1
US Commission on International Religious Freedom annual report 2013.
© KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014
ehemalige Geliebte von Kim Jong-un durch Maschinengewehrfeuer hingerichtet, ein
ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister starb bei einem Mörserangriff.
1988 errichtete die Regierung religiöse Verbände für Protestanten, Katholiken,
Buddhisten und Chondoisten (Anhänger einer synkretistischen Glaubenslehre, die auf
dem Konfuzianismus basiert), eine äußerliche Anerkennung religiöser Gemeinschaften.
In Pjöngjang wurden eine katholische Kirche, zwei protestantische Kirchen und
eine russisch-orthodoxe Kirche errichtet, doch wird allgemein angenommen, dass es
sich hierbei um Kirchen Potemkinscher Art handelt. Sie stellen gewissermaßen ein
Aushängeschild für ausländische Besucher dar. Die Katholische Kirche hat keinen
Priester in Nordkorea und so kann keine Messe gehalten werden. Priestern, die
gelegentlich das Land besuchen, wird es gestattet, Messe zu lesen, doch meistens in
Privaträumen ausländischer Botschaften. Der Vatikan hat die drei nordkoreanischen
Diözesen – Pjöngjang, Hamhung und Chunchon – für vakant erklärt und der
Administration des südkoreanischen Bischofs unterstellt. Der Bischof Francis Hong
Yong-ho aus Pjöngjang wurde seit dem 10. März 1962 nicht mehr gesehen.
Aufgrund der Verschlossenheit des Landes und der Geheimhaltung der
Religionszugehörigkeit seitens der Gläubigen ist es nicht möglich, exakte statistische
Daten über die Anzahl der Christen oder der Anhänger anderer Religionen zu erhalten.
Offiziellen Daten zufolge soll es in Nordkorea 3.000 Katholiken geben, doch könnte ihre
Zahl höher sein, wenn man heimliche Gläubige dazuzählen würde. Archivdaten zufolge
gab es annähernd 50.000 Katholiken im Norden Koreas vor der Spaltung der Halbinsel.
Seit der Errichtung des Regimes im Jahr 1953 sind grob geschätzt 300.000 Christen
verschiedener Glaubensrichtungen verschwunden.
Nordkoreanische Flüchtlinge, die aus dem Land fliehen, melden immer wieder‚ dass
es in Nordkorea keine Religionsfreiheit gibt. Die meisten berichten, dass sie im Land
nie einem Christen begegnet sind oder eine Bibel gesehen haben. Nach einem neuen
Bericht für das Jahr 2013 vom Database Center for North Corean Human Rights
(Datenzentrum für Menschenrechte in Nordkorea) über die „Religionsfreiheit in
Nordkorea“ gaben 99,6 % der nordkoreanischen Überläufer, die interviewt wurden,
an, dass es in Nordkorea keine Religionsfreiheit gibt; 75,7 % berichteten außerdem,
dass die Ausübung religiöser Aktivitäten mit Festnahmen und Freiheitsstrafen geahndet
wird.2
Nach ihrer Flucht über die Grenze nach China, wo sie mit christlichen Missionaren
in Kontakt treten, die den Flüchtlingen helfen, treten viele neue Konvertiten
2
Database Center for North Korean Human Rights, „Religious Freedom in North Korea“, 2013.
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zum Christentum über. China verfolgt jedoch eine politische Linie, welche die
Zwangsabschiebung von Nordkoreanern vorsieht. Zurück in Nordkorea werden die
Überläufer als Erstes gefragt, ob sie Missionaren begegnet sind, ob sie eine Bibel
besitzen oder Kontakt zu Südkoreanern aufgenommen haben. Schwangeren droht
Zwangsabtreibung, Neugeborenen Kindstötung.
Eine neue Veröffentlichung aus dem Jahr 2013 von Justice for North Korea, The
Persecuted Catacomb Christians of North Korea, berichtet: „Nordkoreaner werden
ohne Prozess lebenslänglich in staatliche Gefangenenlager gesteckt, wenn sie eine Bibel
besitzen oder die Bibel gelesen haben. Nur weil sie gebetet haben, werden Nordkoreaner
gezwungen, in Arbeitslagern oder normalen Gefängnissen wie Sklaven extrem hart zu
arbeiten. Viele Christen sterben in diesen Lagern und Gefängnissen an Hunger und an
der menschenunwürdigen Behandlung.“3
Das Zentrum des nordkoreanischen Repressionssystems bilden die brutalen
Gefangenenlager, die sogenannten kwan-li-so, auch „Gulags“ genannt. Schätzungen
zufolge werden hier über 200.000 Gefangene unter menschenunwürdigen Lebens­
bedingungen gehalten sowie systematisch und grausamst gefoltert; im Widerspruch
zum internationalen Recht werden sie gezwungen, Zwangsarbeit zu leisten, etwa im
Bergbau, bei Holzfällung und aufzehrender Fabrikarbeit, ohne ausreichende Verpflegung
zu bekommen, was zu extremer Erschöpfung, Erkrankungen und in vielen Fällen auch
zum Tod führt. Es wird angenommen, dass mindestens 25 % der Christen Nordkoreas
in Gefangenenlagern festgehalten werden. Für die Familien der Verhafteten gilt Schuld
durch Mittäterschaft, so dass bis zu drei Generationen verfolgt werden können.
Der Zugang zu den Lagern bleibt internationalen Beobachtern verwehrt, und so
stammen die einzigen verfügbaren Informationen von Überlebenden derselben, von
Satellitenbildern und geheimen Nachrichtendiensten. Eine detaillierte Analyse der
Lager findet sich in The Hidden Gulag von David Hawk: The Lives und Voices of ‘Those
Who are Sent to the Mountains’, erstmals 2003 vom Committee on Human Rights
in North Korea (Komitee für Menschenrechte in Nordkorea) veröffentlicht; 2012
kam eine überarbeitete, aktualisierte zweite Auflage heraus.4 2011 veröffentlichte
Amnesty International Satellitenbilder, welche das Ausmaß der Gefangenenlager
Justice for North Korea, „The Persecuted Catacomb Christians of North Korea“, by Kim Hi-tae und
Peter Jung, 2013.
4
The Committee for Human Rights in North Korea, The Hidden Gulag: The Lives und Voices of
‘Those Who are Sent to the Mountains’, 2012, http://hrnk.org/uploads/pdfs/HRNK_HiddenGulag2_
Web_5-18.pdf
3
© KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014
zeigten,5 2013 veröffentlichte Amnesty International neue Informationen, die darauf
schließen ließen, dass die Behörden versuchten, die Existenz der Lager zu verheimlichen,
indem sie diese mit bestehenden Dörfern zu verschmelzen versuchten.6
Ein wichtiger Aspekt der Kontrolle, die das Regime auf die nordkoreanische Gesellschaft
ausübt, ist das Songbun-System der sozialen Rangordnung, das die Bevölkerung
in 51 Kategorien politischer Klassen aufgliedert, die ihrerseits in drei große Klassen
gruppiert sind: „vertrauenswürdige“, „zweifelhafte“ und „feindliche“ Klassen. Die Klasse
einer Person wird durch die Geburt bestimmt, wobei die politischen Leistungen und der
Hintergrund der Familie ausschlaggebend sind und Auswirkungen auf jeden Lebensbereich
einer Person haben, einschließlich des Zugangs zu Erziehung, Gesundheitsvorsorge,
Nahrungsmittelrationen und Arbeitsmöglichkeiten. Das System wurde im Detail in
einem größeren Bericht vom Komitee für Menschenrechte in Nordkorea analysiert, der
Bericht trägt den Titel Marked for Life: Songbun – North Korea’s Social Classification
System und wurde 2012 veröffentlicht.7 Christen und Angehörige anderer Religionen
werden fast automatisch als Teil der „feindlichen“ Klassen angesehen. Daraus folgt, dass
sie schweren Strafen und Verfolgungen ausgesetzt sind.
Im August 2010 kam die Meldung, dass 23 Christen verhaftet worden waren, drei davon
wurden hingerichtet.
Am 16. Juni 2009 wurde Ms Ryi Hyuk Ok,8 33, aus Ryongcheon-si Pyunganbuk-do
hingerichtet, weil sie angeblich Bibeln verteilt hatte. Sie war auch beschuldigt worden,
Oppositionelle gegen das Regime organisiert zu haben, außerdem eine Spionin und eine
Katholikin mit Verbindungen zu den Vereinigten Staaten und Südkorea zu sein. Der
Ehemann, ihre drei Kinder und die Eltern wurden von der Sicherheitsbehörde der Provinz
Pyungbuk zu der National Security Division (Abteilung für Nationale Sicherheit) am
17. Juni 2009 gebracht und am 22. in die Anstalt der Nationalen Sicherheitsdivision
gesteckt, einem Gefängnis für politische Täter in Hweryung, Hambuk.
Amnesty International, „Images reveal scale of North Korean political prison camps“, 3. Mai 2011,
http://www.amnesty.org/en/news-and-updates/images-reveal-scale-north-korean-political-prisoncamps-2011-05-03
6
Amnesty International, „North Korea: New images show blurring of prison camps und villages“,
7. März 2013, http://www.amnesty.org/en/news/north-korea-new-images-show-blurring-prison-campsand-villages-2013-03-07
7
The Committee for Human Rights in North Korea, Marked for Life: Songbun – North Korea’s Social
Classification System, 2012, http://hrnk.org/uploads/pdfs/HRNK_Songbun_Web.pdf
8
CSW, „North Korea – CSW condemns reported execution of Christian woman“, 30. Juli 2009, http://
dynamic.csw.org.uk/article.asp?t=press&id=889
5
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Am 10. März 2009 wurde Ms Seo Keum Ok, 30, aus Sineuiju-si Pyunganbuk-do
verhaftet, weil sie Bibeln und CDs verteilt hatte. Sie wurde beschuldigt, Spionage
betrieben zu haben, außerdem eine Katholikin mit Verbindungen zu den Vereinigten
Staaten und Südkorea zu sein. Weiter wurde ihr vorgeworfen, Spionage über die
Kernenergieanlagen in Keumchang-ri und Pyunganbuk-do betrieben zu haben. Dem
Bericht zufolge wurde sie „unbeschreiblicher Folter“ unterzogen. Es ist nicht bekannt,
ob sie noch lebt. Ihr Mann, Kim Pyung Cheol, wurde auch verhaftet und eingekerkert,
ihre zwei Kinder gelten als vermisst.
Am 4. Oktober 2008 wurde Mr Kim Kwang Myung, 45, ein Katholik aus Wonsan-si
Gangwon-do verhaftet, ihm wurde vorgeworfen, Kurzwellen-Radios verteilt zu haben.
Nach Angaben des Berichts „ist nicht bekannt, ob er noch lebt“.
Im November 2012 wurde Kenneth Bae, ein US-Amerikanischer Christ koreanischer
Abstammung in Rason City verhaftet, als er sich mit einer Gruppe von fünf Europäern
auf einer von ihm geführten Rundreise befand. Im Mai 2013 wurde er zu 15 Jahren
schwerer Zwangsarbeit wegen angeblicher „Planung feindlicher Aktivitäten gegen die
Demokratische Volksrepublik Korea“ verurteilt.
Berichten vom Dezember 2012 zufolge soll es zu einem Anstieg in der Zahl
nordkoreanischer Spione in China gekommen sein, die nach Menschenrechtsaktivisten
und Christen suchen, die nordkoreanischen Flüchtlingen helfen. Im Januar 2013
wurden zwei nordkoreanische Christen getötet: Einer wurde an der Grenze erschossen,
als er zu einem Bibel-Trainingskurs in China fahren wollte, der andere starb in einem
Gefangenenlager. Dieses zweite Opfer hatte sich in China zum Christentum bekehrt und
war dann nach Nordkorea zurückgekehrt, doch hatten die Behörden seine Bekehrung in
Erfahrung gebracht und ließen ihn verhaften. Im Gefängnis wurde er gefoltert und zu
harter Zwangsarbeit verurteilt. Im März 2013 beschloss der United Nations Human Rights
Council (UN-Menschenrechtskommission) einstimmig, einen Untersuchungsausschuss
aufzustellen, um die Verletzungen der Menschenrechte in Nordkorea zu untersuchen.
Der Untersuchungsausschuss unter dem Vorsitz des australischen Richters Michael
Kirby hielt eine Reihe öffentlicher Verhöre in Seoul, Tokyo, London und Washington,
DC ab und reiste nach Bangkok und in andere Städte zur Beweisaufnahme, mit dem
Ziel, dem Menschenrechtsrat darüber zu berichten.
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