Silikonfugen im Bad

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Silikonfugen im Bad
Sanitär
Silikonfugen im Bad
Dipl.-Chem. Gerald Emrich*
Ein Arbeitsbereich, in dem sich auch noch gestandene Gesellen mit einiger Unsicherheit bewegen, ist die Ausführung von elastischen Fugen im Sanitärbereich.
Es sind grundlegende Kenntnisse notwendig, um einerseits dem Stand der Technik entsprechend zu arbeiten und andererseits die Ursachen möglicher Schäden
zu erkennen und zu beseitigen.
E
lastische Fugen in der Sanitär­
installation finden sich im An­
schlussbereich zwischen Fliesen und
Sanitäreinrichtungsgegenstand (z. B.
Waschtisch, Badewanne, Duschwan­
ne), als Dehnungsfuge in Bodenbe­
reichen zwischen Wand- und Boden­
fliesen oder als Anschluss zwischen
Wand und einem durchdringenden
Element (z. B. bei einer Vorwand­
installation). Es ist ihr Zweck, die
durch ein unterschiedliches mecha­
nisches Verhalten der einzelnen
Baustoffe anstehenden Kräfte und
Spannungen lastfrei auszugleichen
und zu übertragen.
Eigenschaften und Qualitäten
Silikonmassen sind chemisch
reagierende Produkte und vernetzen
(„vulkanisieren“) zu einem weich­
elastischen Gummi. Dieser Vorgang
erfordert Luftfeuchte und eine
gewisse Temperatur, daher sind Ar­
beiten bei kalter Witterung nahezu
unmöglich.
Der beim Verarbeiten auftretende
Geruch gibt Hinweise auf die Ver­
netzungsart des Silikondichtstoffes,
und jedem ist sicher der typische
*) Dipl.-Chem. Gerald Emrich, Remmers
Bauchemie GmbH, Löningen
Essiggeruch bei vielen dieser Pro­
dukte bekannt. Essig kann korro­
sionsempfindliche und alkalische
Untergründe angreifen. Zu den alka­
lischen Untergründen zählen Beton,
Gipskartonplatten, Kalksandstein.
Unedle Metalle wie Kupfer, Blei oder
Zink sind ebenfalls nicht geeignet.
Essigsilikon führt auf diesen Stoffen
zu Verfärbungen, Salzbildungen und
Haftverlusten. Auch bei vielen Kunst­
stoffen wie Hart-PVC ist ein Haftef­
fekt praktisch nicht vorhanden.
Wesentlich sicherer sind neu­
tralvernetzende Silikone, die sich
zudem durch einen milden Geruch
kennzeichnen. Denn die für Essigsi­
likone genannten Einschränkungen
treffen nicht zu, d. h. der Einsatz bei
den Metallen Kupfer, Blei und Zink
ist ebenso problemlos möglich wie
auf zementgebundenen Stoffen.
Auch das Haftverhalten ist auf vielen
Sanitärkunststoffen wesentlich
besser. Deshalb sollen bei Anschluss­
fugen zwischen Acrylwannen und
keramischen Fliesen ausschließlich
neutralvernetzende Silikone zum
Einsatz kommen.
Beim Arbeiten an Natursteinen
(Marmor oder Granit) oder an kunst­
stoff- sowie bitumenhaltigen Stoffen
sollte beim Dichtstoffhersteller über
Falls notwendig oder vorgeschrieben:
­Grundieren der Fugenflanken mit Primer.
Abkleben der Fugenflanken zur
Erzielung besonders guter Optik.
4
Handelsübliche
Silikonkartusche
mit verschiedenen Düsen
und Verarbeitungsgeräten.
mögliche Einsatzbeschränkungen
nachgefragt werden. Die Übersicht
„Mögliche Einsatzbereiche von
Silikondichtstoffen“ zeigt, welche
Silikonarten bei welchen Materialien
eingesetzt werden können.
Qualitativ hochwertige Silikon­
dichtstoffe sind nicht preiswert und
unterscheiden sich in der Rezeptur
deutlich von den leider immer noch
oft angebotenen Billigprodukten.
Oftmals sind die auf den ersten Blick
preiswerten Silikone mit Rohstoffen
aus unklarer Herkunft zusammen­
gestellt oder enthalten als Streck­
mittel billige Benzingemische, die
langsam aber sicher aus den Fugen
herauswandern. Ein Schrumpfen der
elastischen Fuge und damit mögliche
Rissbildung oder auch Haftverluste
können die Folgen sein.
Ausführung von Silikonfugen
Die Ausführung von elastischen
Fugen wird dem Ungeübten in der
Anfangszeit sicherlich einige Schwie­
rigkeiten bereiten. Neben dem Ein­
satz eines Qualitätsproduktes ist die
Einbringen einer Rundschnur bei zu tiefen
Fugen.
Öffnen der Ausspritz­
düse, am besten im
45°-Anschnitt.
ikz-praxis · Heft 12/2006
Sanitär
Vorbehandlung des Untergrundes
das entscheidende Kriterium für das
Arbeitsergebnis.
Die „Zweidrittelregel“ sollte die
Richtschnur für korrektes Arbeiten
sein: die Fugentiefe ist nach Mög­
lichkeit nur zu etwa 2/3 bezogen
auf die Fugenbreite auszuführen.
Beispiel: Fugenbreite 3 mm, max. Fu­
gentiefe 2 mm (3 x 2/3 = 2): niemals
sollte die Fuge tiefer sein als sie breit
ist. In der Praxis wird diese Fugen­
geometrie durch Schaumstoffschnü­
re oder Folienstreifen erreicht.
Eine „Dreiflankenhaftung“ ist zu
vermeiden. Mit anderen Worten:
Der Silikondichtstoff darf nur auf die
beiden zu verfugenden Baustoffe
aufgetragen werden und nur diese
beiden Kanten berühren (z. B. nur
Wanne und Fliesen). Berührt das
Silikon auch den Untergrund (Putz
oder Estrich), ist die Bewegungs­
freiheit des Dichtstoffs stark einge­
schränkt. Im Laufe der Zeit kann es
zu Ablösungen oder Rissen kommen.
Abhilfe schafft wieder der Einsatz
von Schaumstoffschnüren oder Foli­
enstreifen.
Zur Erzielung eines sauberen Fu­
genbildes und bei empfindlichen Un­
tergründen können die Fugenflan­
ken mit handelsüblichem Kreppband
abgeklebt werden. Anschließend
wird der Fugenraum vollständig mit
dem Dichtstoff verfüllt und danach
das Klebeband entfernt. In jedem
Fall empfiehlt sich eine optische
Kontrolle, ob der frisch eingebrachte
Dichtstoff luft- und blasenfrei mit
einer guten Kontakthaftung an den
Fugenflanken aufliegt. Das nun
aufzubringende Glättemittel – im
Allgemeinen stark verdünnte Sei­
Dann Einbringen
des Dichtstoffes
in die vorbereitete Fuge.
fenlösung – würde Mögliche Einsatzbereiche von Silikondichtstoffen.
ansonsten schnell
Baustoff
Essigvernetzen­
Neutralvernetzen­
in diese Fehlstellen
des Silikon
des Silikon
hineinwandern
Glasierte Fliesen Ja
Ja
und für Haft­
verluste sorgen.
Unglasierte
Ja, mit Haft­
Ja, mit Haft­
Innerhalb der
Fliesen
grundierung
grundierung
typischen Haut­
Beton, Putze
Nein
Ja, mit Haft­
bildezeit (etwa
grundierung
8 - 12 Minuten)
Ja
Ja
kann die Dichtstoff­ Sanitärkeramik
oberfläche mit
Sanitäracryl,
Nein
Ja
Rundhölzern oder
Kunstgläser
Plastikspachteln
Kunststoff
Nein
Ja
zur gewünschten
(PVC,
Polyester)
Form, z. B. Drei­
ecksfugen, abge­
Buntmetalle
Nein
Ja
zogen werden. Die
Aluminium,
Ja
Ja
endgültige Belas­
Eloxal
tung der Fuge darf
Naturstein
Nein
Ja, aber spezi­
erst nach vollstän­
elle Produkte
(
­
Marmor,
Granit)
diger Durchhär­
tung (nach etwa
Glas
Ja
Ja
2 Tagen), erfolgen.
Holz, lackiert
Prüfung
Ja
Die Bildfolge zeigt
oder
lasiert
n
­
otwendig
die einzelnen Ar­
beitsschritte.
ben von Spiegelflächen verwendet
Fehler am Bau
werden dürfen. Die Liste möglicher
Nicht fachgerecht ausgewähl­
Wechselwirkungen ist umfangreich.
te oder verarbeitete Dichtstoffe
Deshalb ist man gut beraten, die
können im Sanitärbereich große
technischen Informationen und den
Schäden verursachen. Mangelnde
Gebindetext zu beachten. Als Regel
Haftung oder Risse in der Fuge
sollte gelten: Frühes Informieren ist
sind mögliche Eintrittsstellen für
M
besser als späteres Sanieren!
Feuchtigkeit – der Auslöser für viele
B i l d e r : Remmers Bauchemie GmbH,
Probleme am Bau. Es muss noch
Löningen
einmal betont werden, dass sauer­
vernetzende Silikone für Buntme­
talle und zementgebundene Unter­
www.remmers.de
gründe absolut – auch nicht nach
Vorbehandlung mit Grundierungen
– ungeeignet sind und auch nicht
zum Einfassen oder gar zum Ankle­
Ansprühen der frischen Silikonmasse mit
Glättmittel.
Heft 12/2006 · ikz-praxis
Nachglätten innerhalb der Hautbildezeit
mit geeignetem Werkzeug.
Die fertig erstellte elastische Fuge
aus Silikondichtstoff.