RÜcKEn - ANOA Kliniken

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RÜcKEn - ANOA Kliniken
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Editorial
Schmerzfrei
das Leben
genießen
Aber wann? Schmerz kann so endlos sein.
Was nützt mir das Morgen, wenn das Heute
so furchtbar weh tut. Wenn wir erstmal im
Schmerz drin hängen, scheint es kein Ende
mehr zu geben.
Es gibt Hilfe!
Das Angebot für Rückenkranke ist sehr, sehr
groß. Was fehlt, ist die ganzheitliche Behandlung. Diese Art der Therapie erhält man meist
erst in einer multimodalen Schmerzklinik.
Was sich außerdem ändern muss, ist die
Überheblichkeit mancher Orthopäden. Hier
sind noch allzu oft Ärzte am Werk, die nur
einen Standpunkt gelten lassen. Komplexe
Krankheitsbilder scheinen manchen Orthopäden geradezu zu überfordern. Gut für uns, dass
es zum Glück aber auch ganz andere Mediziner
und vor allem engagierte Physiotherapeuten
gibt. Menschen, die wirklich an der Lösung
Ihres Problems interessiert sind.
Das sollten Sie auf
jeden Fall lesen!
• Neues aus der
Forschung:
Ihr Bindegewebe &
Rückenschmerzen
Seite 18
• Was macht eigentlich
ein Osteopath?
Seite 36
• Empfehlenswerte
Rücken-Kliniken
Seite 49
• „Rücken &
Bewegung“:
Alles dazu ab
Seite 60
Das Magazin „Rücken“ hilft Ihnen nicht nur,
Ihre Krankheit besser zu verstehen. Sie erhalten
auch Hilfe zur Selbsthilfe.
Ich wünsche Ihnen neue Energie und ein Leben
in gesunder Bewegung!
Ihr
Klaus Hermann Barde
Herausgeber
RückEn 3
Inhalt
HOHE kOmpEtEnz
EIn tAG Im SItzGEFänGnIS
SpRItzEn
„Millionenfach werden
Spritzen an die Wirbelsäule
gegeben, für die keine gute
Begründung gefunden
werden kann.“
Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf
Universitätsklinikum Heidelberg
10
6 Ich habe kreuzschmerzen
Auch mehrfache Arztbesuche
ergeben leider oft keine Ursache
für den Schmerz.
8 Das liegt an Deinem Lattenrost!
Oder ist die Matratze schuld?
Richtig ist, wir verbringen ein Drittel
unserer Lebenszeit im Bett. Doch
rückenkrank werden wir dort kaum.
9 Erste Hilfen bei kreuzschmerzen
10 Spritzen: Ja oder nein?!
Gespräch mit Prof. Dr. Marcus
Schiltenwolf: „Für sämtliche
Injektionen wegen lokaler
Rückenschmerzen gibt es keine
wissenschaftliche Begründung.“
12 Gib mir was zu tun! Bewegung ist der
beste Freund des Rückens
Keine Schonhaltung, keine Bettruhe,
sondern Bewegung.
14 Richtig sitzen
Arbeitsplatz: Sitzmarathon
mit erheblichen Folgen.
16 Rückenfeind Autositz
Die Qualität des Fahrersitzes wird
sträflich vernachlässigt.
4 Rücken
Physiotherapeuten geben
die Zuwendung, die der
Arzt oft nicht geben kann.
Arbeitsplatz
und Auto:
Zwei Sitzgefängnisse, die
den Rücken
immer mehr
verkümmern
lassen.
34
Bindegewebe & Rückenschmerzen
18 Forschung: neue Wege
zur Schmerzquelle
21 Der Schmerzauslöser
22 Wer heilt, hat Recht
Ein Blick in die Welt unserer
Faszien. Interview mit Faszienforscher Dr. Robert Schleip
26 Orthopäde
Gerade im Umgang mit Orthopäden
empfiehlt sich die Einholung einer
zweiten Meinung.
27 Es geht nur ums Geld
Die unverantwortliche Finanz-Logik
der Krankenhaus-Aufrüstung.
28 Die multimodale Schmerztherapie
Der konsequente Heilungsansatz
Ausführliches Gespräch mit
Dr. med. H.- Christian Hogrefe.
30 Hilfe durch chiropraktik
Wenn nichts mehr geht –
der Chiropraktor hat oft noch
eine gute Antwort.
32 „Die chiropraktik ist eine extrem
sichere Behandlungsmethode.“
Gespräch mit Chiropraktorin
Imke Höper, Gifhorn.
15
34 physiotherapeuten: Ganz stark in
Leistung und zuwendung
Krankengymnastik sollte man
einfach mal ernst nehmen!
36 Im Bindegewebe lesen.
Das funktioniert tatsächlich!
Osteopathie heilt und sorgt für
Wohlbefinden.
38 „therapien darf man nicht wie
kochrezepte anwenden.“
Gepräch mit Frans van den Berg,
Physio- und Manualtherapeut.
Bandscheibenvorfall
40 Ja, nein oder doch?
Rückenschmerzen sind noch
lange kein Bandscheibenvorfall.
Und ein Bandscheibenvorfall
macht noch lange keine
Rückenschmerzen.
43 Hexenschuss
44 Unters messer?
Risikoärmer: Minimal-invasive OP
46 medizinischer Fortschritt
Gespräch mit Prof. Dr. med.
Claus Carstens: „Wir können heute Krankheiten der Wirbelsäule in
einer Form behandeln, die früher
völlig undenkbar gewesen wäre.“
Inhalt
pILAtES, YOGA,
JOGGInG & mORE
SAnFtE RückEn-tHERApIEn
mEDIzInIScHER FORtScHRItt
Warum Cranio-Sacral und
andere osteopathische
Behandlungen so gut für
uns sind.
36
„Wir haben eine
rasante Entwicklung
in der WirbelsäulenChirurgie.“
Prof. Dr. med. Claus Carstens
Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie, Baden-Baden
48 „Rücken“-Adressen,
die man kennen sollte
ANOA Kliniken
Rücken & Bewegung
60 Das hilft!!!
Na, dann mal los!
50 psyche & Schmerz
Wenn der Arzt beim besten Willen
nichts feststellen kann.
61 Für Ihr stabiles Fundament
Rumpfmuskulatur stärken.
52 positives Denken hilft tatsächlich
Optimist trotz Rückenschmerzen.
53 Aktuelles
Gut für Rücken und Gewicht:
Vitamin D
54 Einen guten Schuh merkt man
einfach nicht.Basta!
56 Rückengesund schlafen:
Du immer mit Deiner matratze
Hart oder weich oder wie?
57 „Rücken“-Adressen,
die man kennen sollte
Ausgewählte Chiropraktoren
» Die Ursache von Rückenleiden liegt
zu einem großen Teil im chronischen
Bewegungsmangel unserer Gesellschaft.
Hinzu kommen die extrem schlechte
Ernährung, Übergewicht, Stress,
Elektrosmog, mangelnde Entgiftung des
Organismus und schlechte Verdauung. «
Frans van den Berg
Möglichkeiten
ohne Ende
für einen
tollen Rücken!
46
60
Leser-Aktion
Seite 25
Aktionspreis für
Bindegewebs-trainingsrolle
Sportarten / übungen / tipps
63 Gymnastik
Kostenlos, ohne Trainer,
einfach nur so für sich.
65 pilates
Fit im Powerhouse
66 Stand up paddling
Pro Rücken mit frischer
Luft & Bräune
67 Schwungstab
Das völlig neue Körpergefühl
68 Jogging
Rücken & Laufen? Aber hallo!
70 trampolin
Schwingen / Springen / Federn
72 nordic Walking
Super – aber nur, wenn die
Technik stimmt
74 Yoga
Sanftes Yin-Yoga –
Schmerzfreier Rücken
75 kraft-training
Hanteln für Selbstbewusste
GEWInnSpIEL
Seite 69
Mitmachen und einen
Schwungstab
gewinnen!
76 Und das Bindegewebe nicht vergessen
Gespräch mit Fitness-Trainer
Max Barde.
79 Achtung: Der versicherte Rücken
Funktions-Invaliditätsversicherungen
als Rettungsanker.
82 1000 praktische Hinweise: AGR e.V.
Aktion Gesunder Rücken tut was.
71 Impressum / Vorschau
Rücken Los
5
geht‘s!
Die Suche nach den Wurzeln des Schmerzes …
IcH habe
Ich habe Kreuzschmerzen, doch der Arzt findet nichts.
Stimmt! Mit diesem Problem leben heute viele Menschen.
Auch mehrfache Arztbesuche ergeben keine Ursache für den Schmerz.
Und die verschriebene Krankengymnastik hilft auch nicht weiter.
Was also tun?
Wir müssen uns dem Schmerz
von drei Seiten nähern.
Rückenschmerzen sind nämlich keine einfache Angelegenheit. Oft verbinden sich hier mehrere Ursachen.
Die rein körperlichen Ursachen kann
meist jeder noch selbst erkennen: Das
stundenlange Sitzen am Schreibtisch,
schwere Gartenarbeit, hohe Absätze.
Doch wer erkennt schon die ebenso
häufigen psychischen Auslöser seiner
Rückenschmerzen? Und auch soziale Probleme sollen Rückenschmerzen
begünstigen? Stimmt das überhaupt?
Ja, es stimmt. Neben den, meist auf
den ersten Blick erkennbaren Ursachen,
gibt es die große Grauzone der psychisch und sozial bedingten Ursachen.
A Zwei einfache Beispiele:
Stress: Sie verkrampfen regelmäßig
im Bereich des unteren Rückens, weil
Sie in Stress-Situationen im Beruf wie
auch im privaten Bereich Ihre Muskeln anspannen.
Schulden: Sie wissen nicht, wie Sie den
Schuldenberg abtragen sollen und Ihr
Körper leitet die für den Verstand unlösbare Situation in die Rückenmuskulatur.
B Das geht irgendwann
ins Kreuz.
C Die aber oft auch …
6 RückEn
„Man unterscheidet
allgemeine und spezifische
Kreuzschmerzen.
Spezifische Kreuzschmerzen
sind leicht zu bestimmen:
Hierzu zählen Tumore, Osteoporose
und Bandscheibenvorfall.
Doch nur jeder sechste Patient kann
so leicht diagnostiziert werden.
Die Mehrheit fischt im Trüben.“
Da hier Seele und soziale Situation
oft miteinander verzahnt sind, spricht
man von psychosozialen Belastungen.
Wegen ihrer Verbindung mit der daraus folgenden körperlichen Auswirkung bemühen sich manche Ärzte und
vor allem engagierte Physiotherapeuten bei der Behandlung von unklaren
Rückenschmerzen um eine ganzheitliche Behandlung. Der Begriff hierfür: bio-psycho-soziales Krankheitsmodell. Das sind die drei Seiten, von
denen wir uns dem Schmerz nähern
müssen. Und einen ganz neuen, zusätzlichen Blick auf die Ursachen und
die Behandlung von Rückenschmerzen eröffnet die Faszien-Forschung.
Doch dazu später mehr!
Kreuz
schmerzen
Kreuzschmerzen & LWS
LWS ist die Abkürzung für Lendenwirbelsäule.
Der Begriff LWS-Syndrom steht für alle
Schmerzen, die von der Lendenwirbelsäule
ausgehen oder diese Region betreffen.
Die fünf Lendenwirbel (L1–L5) sind die größten
Wirbel der Wirbelsäule. Sie werden durch den
aufrechten Gang des Menschen sehr belastet.
Typisch
Ischialgie: ziehende Schmerzen im Bereich des
Nervus ischiadicus („Ischias“)
akute Lumbalgie, Lumbago = plötzliche, starke
Schmerzen im Bereich der LWS („Hexenschuss“)
Lumboischialgie = Kombination aus Lumbalgie
und Ischialgie
TIPP
Bei unklaren Rückenschmerzen nicht nur nach
körperlichen Ursachen,
wie z.B. „zu wenig Sport“
suchen. Die Auslöser
können auch immer
psychosozialer Natur sein.
Frauen akzeptieren diese
Tatsache jedoch eher als
Männer. Und Sie liegen
oft richtig damit. Die Entwicklung und Prognose
von Rückenschmerzen
wird nicht besser dadurch,
dass man eventuelle
private und berufliche
Probleme leugnet.
RücKen 7
Die Suche nach den Wurzeln des Schmerzes …
Mediziner rechnen mit immer mehr jüngeren Patienten. Ursache: Verschleiß
durch anhaltendes Sitzen.
Bandscheibenvorfälle bei
erst 12 jährigen sind nicht
mehr außergewöhnlich.
Das liegt an
Deinem Lattenrost!
Es liegt natürlich am falschen Lattenrost. Oder die Matratze ist schuld.
Wer es im Kreuz hat, braucht sich um gute Ratschläge nicht zu sorgen.
Richtig ist, wir verbringen ein Drittel unserer Lebenszeit im Bett.
Doch rückenkrank werden wir dort kaum.
Wir werden nicht im Bett krank.
Unser Rückenfeind nr. 1
ist Bewegungsmangel.
Ab dem Beginn der Schulzeit sitzen
wir täglich erheblich mehr, als das
wir uns bewegen. Das lässt die Rückenmuskeln verkümmern und verkrampfen. Matratzen ohne Spannung
und eingedrückte Lattenroste sind da
nur eine kleine Beigabe zum K.O. von
Wirbelsäule und Rückenmuskulatur.
Jeder Kreuzschmerz ist eine Aufforderung zu mehr regelmäßiger Aktivität. Im Rücken sind 150 Muskeln
auf Arbeit eingestellt. Das moderne,
oft bequeme Leben unterfordert diesen Hochleistungsapparat. Viele Rü-
ckenschmerzen haben auf den ersten
Blick keine erkennbare Ursache. Oft
verfliegen sie auch bereits nach kurzer
Zeit. Wer dann denkt „Gottseidank
vorbei“, sollte vielmehr zu sich sagen:
Danke für den Hinweis! Ich werde
mich ab sofort mehr bewegen.
Schmerzmittel ersetzen
keine Bewegung!
All die bekannten Schmerzmittel aus
der Apotheke können kurzfristig den
Schmerz aber nie die Ursache von Rückenschmerzen beseitigen. Schmerzmittel haben nur die Aufgabe, weitere
schmerzbedingte Muskelverspannungen zu verhindern.
Sitzen, Sitzen, Sitzen: Da hat der Rücken keine Chance!
8 Rücken
tIpp
Hilfreiche Informationen
zum Thema
„Rückengesund Schlafen“
finden Sie auf Seite 56.
Erste Hilfen bei kreuzschmerzen
muskellockernde medikamente
(muskelrelaxanzien)
Muskelrelaxanzien kommen bei
unspezifischen Kreuzschmerzen dann
zum Einsatz, wenn Schmerzmittel nicht
helfen. Sie werden vom Arzt aufgrund
möglicher Nebenwirkungen nur sehr
zurückhaltend eingesetzt.
Wärmetherapie
Zur Behandlung eines akuten,
unspezifischen Kreuzschmerzes
sollte Kältetherapie nicht angewendet
werden. Wärme dagegen regt die
Durchblutung an, beschleunigt den
Stoffwechsel und weitet die Gefäße.
Auf diese Weise werden verhärtete
und verspannte Muskelpartien besser
durchblutet, wieder entspannt und
die Schmerzen gelindert. Beispiel:
Wärmflasche, Heizkissen,
Wärmeauflagen.
paracetamol
Leichte bis mittlere, akute und
unspezifische Rückenschmerzen
werden oft mit Paracetamol
behandelt. Paracetamol zählt neben
den Schmerzmitteln, die Acetylsalicylsäure
oder Ibuprofen enthalten – weltweit
zu den gebräuchlichsten und
weitestgehend unbedenklichen
Schmerzmitteln.
massage
Massage soll zur Therapie
eines akuten, unspezifischen
Kreuzschmerzes nicht
angewendet werden.
Gezielte Spritzen
an die Wirbelsäule
Der Arzt setzt hier je nach
Diagnose örtliche Betäubungsmittel sowie abschwellende
oder entspannende Substanzen
ein. Eine kritische Meinung
hierzu findet der Leser
auf Seite 10.
A Folgende Therapien haben laut den
Empfehlungen des Deutsche Hausärzteverbandes e.V.
keine gesicherte Wirkung:
• invasive Therapieverfahren (zum Beispiel Operationen)
• Bettruhe • Interferenztherapie • perkutane elektrische
Nervenstimulation (PENS) • transkutane elektrische
Nervenstimulation (TENS) • Kurzwellendiathermie
• Lasertherapie • Magnetfeldtherapie • medizinische
Stützkorsette (Orthesen) • Dehnungsbehandlung
(Traktion) • therapeutischer Ultraschall
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Anmerkung: Vor dem Hintergrund dieser Aufzählung wird
die meist ungerechtfertigte Ablehnung osteopathischer
und chiropraktischer Behandlungen verständlich
RückEn 9
Die Suche nach den Wurzeln des Schmerzes
SpRItzEn
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg
„Für sämtliche Injektionen wegen lokaler Rückenschmerzen
gibt es keine wissenschaftliche Begründung.“
10 RückEn
Interview
Im Gespräch:
prof. Dr. marcus Schiltenwolf
Leiter konservative Orthopädie,
Ambulanz und Tagesklinik für
Schmerztherapie, Gutachtenambulanz
Universitätsklinikum Heidelberg.
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Department Orthopädie, Unfallchirurgie
und Paraplegiologie
Bei Rückenschmerzen erfolgt häufig
seitens der Betroffenen eine spontane
Selbstmedikamentierung mit Schmerzmitteln. Welchen ärztlichen Rat sollte
man hierbei bedenken?
Die nationale Versorgungsleitlinie
Kreuzschmerzen empfiehlt vorübergehend (ca. 14 Tage) Schmerzmittel
(z.B. typische Rheumamittel wie Paracetamol, Diclofenac oder Ibuprofen),
um Bewegung trotz bzw. wegen der
Schmerzen zu ermöglichen. Kontraindikationen (insbesondere Herzschwäche) sind dabei zu beachten. Innerhalb
dieser Zeit sollte durch Schmerzmittel
und Bewegung der Schmerz soweit
gelindert sein, dass die Medikamente
reduziert, dann abgesetzt werden können. Eine langfristige Schmerzmedikation ist nicht zu empfehlen.
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg
Oft sind Rückenschmerzen nach dem
Setzen einer Spritze durch den Arzt
längerfristig behoben. Der Patient fühlt
sich geheilt und verzichtet auf eine weiterführende Untersuchung sowie therapeutische Maßnahmen.
Spritzen werden weltweit bei Rückenschmerzen gerne gegeben. Eine deutsche Besonderheit sind Schmerzspritzen in den Gesäßmuskel, diese sind im
Ausland unbekannt.
Für sämtliche Injektionen wegen lokaler Rückenschmerzen gibt es keine
wissenschaftliche Begründung. Wenn
sie dennoch wirken, so ist dies ei-
nem Plazeboeffekt zuzuschreiben, das
heißt sie wirken, weil der Patient daran glaubt.
Widersprüchlich sind die Angabe zu
Spritzen bei wirbelsäulenbedingten
Beinschmerzen (z.B. Ischialgie). Die
Studienlage ist nicht besonders gut.
Auch hier scheinen Plazeboeffekte
stärker zu wirken als das gespritzte
Medikament selbst.
Zusammengefasst werden millionenfach Spritzen an die Wirbelsäule gegeben, für die keine gute Begründung
gefunden werden kann.
Besser wäre die eigenverantwortliche
Beeinflussung der Schmerzen durch
regelmäßige Bewegung.
Die wachsende Zunahme chronischer,
unspezifischer Rückenleiden wird häufig auch auf psychosoziale Ursachen
zurück geführt. Warum können sich
Eheprobleme oder zum Beispiel Angst
um den Arbeitsplatz auf die Rückenmuskulatur auswirken? Wie muss man
sich diese Kausalkette vorstellen?
Stress und Angst verändern die
Schmerzschwellen, wenn sie dauerhaft wirken: Kurzfristig machen uns
Stress und Angst schmerzfrei, langfristig aber schmerzempfindlich. Weiterhin können Eheprobleme durch
Schmerzen gelöst werden: Durch
das Leiden können Schmerzgeplagte die Zuwendung erlangen, die sie
sonst nicht erhalten. Damit wird der
Konflikt scheinbar gelöst, jedoch der
Schmerz verstärkt. Dies ist das Modell
des Krankheitsgewinns.
Können Mediziner und Physiotherapeuten auf diesem Feld der psychosozialen Ursachen echte Hilfestellung
leisten oder nur immer wieder neu die
Symptome lindern?
Am Anfang jeder gelingenden Hilfestellung steht die Motivationsförderung: Bewegen, aktivieren trotz und
wegen der Schmerzen. Ärzte sollen
Ängste der Patienten wahrnehmen
und nicht durch unheilvolle Äußerungen verstärken (Vermeidung von
Nozebo-Botschaften). Auch fehlgeleitete medikamentöse Behandlung soll
vermieden und dem Patienten gezeigt
werden, was er selbst für sich tun kann
(Förderung der Selbstwirksamkeit).
Das Universitätsklinikum Heidelberg
bietet psychologische Schmerztherapie
an. Was ist darunter zu verstehen?
Im Rahmen einer so genannten multimodalen Schmerztherapie werden
Körpertherapie und Psychotherapie
gemeinsam angeboten. In der Körpertherapie lernt der Patient einen
angstfreien aber auch achtsamen und
lustvollen Umgang mit seinem Körper, in der Psychotherapie lernt er
seine körperlichen und seelischen Bedürfnisse zu verstehen, um dann nach
der Therapie das Erlernte in seinen
Alltag übertragen zu können.
Rücken 11
Bewegung ist der beste Freund des Rückens
Gib mir was zu tun!
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Immer mehr Deutsche klagen über Rückenschmerzen.
Doch wo sind die konkreten Befunde?
T
rotz erheblicher Schmerzen der
Patienten zeigen häufig sogar
Kernspin- oder Computertomographie keinerlei Veränderungen an
Wirbeln oder Bandscheiben. Da das
Suchen allzu oft nicht fruchtet, setzt
man heute auf ein „zurück zur Natur“.
Das bedeutet: Keine Schonhaltung,
keine Bettruhe, sondern Bewegung.
Wir verwalten nicht mehr unser Rückenleiden, sondern gehen es aktiv
an. Trotz Schmerzen! So beugen wir
einem anhaltendem Dauerleiden am
besten vor. Kommen Lebens- und
Arbeitsqualität dazu, dann sind dem
Rückenschmerz die Angriffspunkte
genommen. Unsere Wirbelsäule kann
sich dehnen und strecken, in alle
12 Rücken
Richtungen biegen, beugen und drehen. Sie ist für ein aktives Leben wie
geschaffen. Keine Bewegung führt
Rückenkranke in den Rollstuhl.
460 Kilo
Der Isländer Benedikt Magnússon,
Jahrgang 1983, ist nur einer von Millionen Menschen, die locker mehr
als 150 Kilo aus dem Kreuz heben.
Seine Spitzenleistung: 460 Kilo! Was
uns das sagt? Nun, unser Rücken ist
enorm belastbar. Aber er versagt,
wenn man ihn nicht beschäftigt. Rückentraining ist die optimale Versicherung gegen Rückenleiden. Das gilt
für Kinder, Frauen und Männer glei-
chermaßen. Normalsterbliche ohne
Weltrekord-Ambitionen trainieren
ihre Rückenmuskulatur zum Beispiel
mit einer 30 bis 60 Kilo Langhantel.
Mehr Belastung muss nicht sein. Und
wer gar keine Lust auf diese und andere spezielle Übungen hat? Für den
bleiben jede Menge Bewegungsmöglichkeiten im ganz normalen Alltag.
Siehe auch „Rücken & Bewegung“ ab
Seite 60.
Übrigens …
Ein Bandscheibenvorfall
endet für viele Patienten in
einer Operation. Aber: In neun
von zehn Fällen reichen
Schmerztherapie, Bewegung und
Physiotherapie aus!
Autsch!
Bandscheibe drückt auf Rückennerven
Kreuzheben
trainiert den gesamten
Körper, insbesondere
die Rückenstrecker, das
Gesäß, Oberschenkel
und Waden. Viele weitere kleine Muskelgruppen helfen dabei mit,
den Körper bei dieser
Übung zu stabilisieren.
Eine echte Ganzkörperübung also. Kreuzheben
wird zur Vorbeugung
von Rückenerkrankungen wie auch in der Rehabilitation eingesetzt.
Dazu brauchen Sie ein
Fitness-Studio oder Sie
erwerben einen kleinen
Hantelsatz. Siehe auch
Seite 75.
Ortenau Klinik
fotolia.com
TIPP
Die 23 Bandscheiben der menschlichen Wirbelsäule haben die Aufgabe,
Druck- und Stoßbelastungen abzufedern. Die Bandscheiben bestehen aus einem Faserring und einem weichen Gallertkern (Nucleus pulposus), eine Art
Stoßdämpfer im Zentrum der Bandscheibe. Bei „krummer Körperhaltung“
entsteht auf der Rückseite der Bandscheiben Zugkraft durch den Rückenstrecker. Das sind die beiden großen Muskelstränge links und rechts entlang der
Wirbelsäule („Aufrichter der Wirbelsäule“). Dieser Zug führt zur
Bandscheibenvorfall
punktuellen Druckbelastung des
Extrem schmerzhaft:
Faserrings (Anulus fibrosus). FehlDer Gallertkern tritt
Vorfall
belastung und -haltung oder ein
aus und drückt auf
spontaner, extremer Zug können
die Nervenwurzeln.
den Faserring beschädigen. Beim
Bandscheibenvorfall tritt ein Teil
des Gallertkerns durch den beschädigten Ring und verursacht durch
Druck auf den Spinalnerv (Nervus
Rückenmark
spinalis) erhebliche Schmerzen. Bandscheibe
Querschnitt
Bei starker oder lang andauernder Faserring
Einklemmung einer Nervenwurzel sind Empfindungsstörungen,
Gallertkern
Taubheitsgefühle und auch Lähmungen möglich. Zum Beispiel in
Beinen, Blase, Enddarm.
Spinalnerv
Vorfall
Fachbegrif fe
• Prolapsus nuclei pulposi,
Discusprolaps: Bandscheibenvorfall
• Nukleotomie: Die operative
Entfernung eines Bandscheibenvorfalls
• Spondylodese: Entfernung der
gesamten Bandscheibe mit knöcherner Versteifung und Fusion
der benachbarten Wirbelkörper
• Fusion: Zwei oder mehr benachbarte Wirbel werden in ihre ursprüngliche Lage gebracht und
stabilisiert, um sie knöchern
zusammenwachsen zu lassen.
So leben Ihre Bandscheiben
Bei Druck auf die Bandscheiben
verlieren diese ihre Füssigkeit. Der
Mensch kann daher bis zu drei
Zentimeter am Tag schrumpfen.
Im Schlaf versorgen sich die Bandscheiben wieder mit Nährstoffen.
Ab dem 20. Lebensjahr, mit Abschluss der Wachstumsphase, lebt
die Bandscheibe ohne Blutgefäße.
Ihr Stoffwechsel regelt sich dann
nur noch aus dem Rhythmus von
Druck und Entspannung.
RÜcKeN 13
Richtig sitzen
ArbeitsPlATz
Sitzmarathon
mit Folgen…
Volkskrankheit
Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Und eine maßgebliche
Quelle dafür ist die einseitige Körperhaltung. Kurz gesagt: Wir sitzen
falsch. Und wir sitzen zuviel. Täglich!
Die negativen Folgen dieses Bewegungsmangels werden verstärkt durch
falsche Sitzmöbel aller Art.
Hinzu kommen Bandscheibenprobleme. Und wer falsch sitzt, kann nicht
frei und entsprechend tief atmen. Das
macht müde am Arbeitsplatz. Die
Antwort darauf ist eine Arbeitsplatzgestaltung, die ein körperlich und
geistig bewegliches Arbeiten unterstützt. Und: Auch Zufriedenheit mit
der Arbeit hält den Rücken gesund.
8 Stunden auf dem Bürostuhl
Das ständige falsche Sitzen, oft von
Kindheit an, führt zu Muskelverspannungen im gesamten Rücken und im
Schultergürtel.
Achtung: Es geht nicht um einmal
falsch Sitzen. Das Problem sind die
täglichen acht Stunden auf dem Bürostuhl. Und das über Jahre und Jahrzehnte.
Unter anderem das
sollte ein guter Bürositz
ermöglichen! Aber das
reicht noch lange nicht
aus. Es geht noch besser!
14 Rücken
❖ Krampfadern vermeiden
Der Rücken muss bei üblichen Bürostühlen direkten Kontakt mit der Rückenlehne haben. Sie sitzen also auf
der gesamten Sitzfläche Zwischen Ihrer Kniekehle und der Sitzvorderkante noch 2–3 Finger breit Platz lassen. So vermeiden Sie mangelnden
Blutfluss in den Venen. Der Bildung
von Krampfadern wird so vorgebeugt.
❖ Sitzhöhe
So wählen, dass Ober- und Unterschenkel
einen rechten Winkel bilden.
❖ Rückenlehne
Passen Sie die Rückenlehne immer Ihrem
Rücken an. Die höhenverstellbare Rückenlehne / Lordosenstütze soll im Bereich des
hinteren, oberen Beckens (Beckenkamm)
wirkungsvoll stützen. Nur so bleibt der Rücken beim Anlehnen gerade. Die Stützkraft
Ihres Sitzes ist dann richtig eingestellt, wenn
Bewegungen in diesem Bereich nach kurzer
Eingewöhnung nicht mehr bewusst wahrgenommen werden.
❖ Armlehnen (herkömmliche Bürostühle)
Sie dienen der Entlastung im Schulter-Armbereich. Richtige Einstellung: Ober- und Unterarm bilden einen rechten Winkel.
❖ Die individuelle Einstellung zählt!
Ist der Stuhl / Sessel richtig eingestellt, dann
folgt die Rückenlehne automatisch Ihren Bewegungen.
❖ Sitzkissen
Einen schlechten Stuhl kann man natürlich
auch mit einem Kissen etwas kompensieren.
Besser: Den Arbeitgeber um einen vernünftigen Stuhl / Sessel bitten.
❖ Sitzbälle
Gemäß den Kriterien der Arbeitssicherheit
schwierig: keine Lehne, keine Armstützen,
man kann hintenüberfallen. Bewertet nach
Gesundheitskriterien: hochflexibel, wechselnde Aktivität der kleinen Becken- und Rückenmuskeln. Jedoch nicht höhenverstellbar.
Die Bälle können aber in verschiedenen Größen erworben werden. Oft wird auch auf den
Bällen auf Dauer eine krumme Sitzhaltung
eingenommen. Eine abschließende wissenschaftliche Bewertung gibt es nicht.
Kolumnentitel
ein Tag im Sitzgefängnis:
6 Stunden im Büro
3 Stunden vorm Fernseher
2 Stunden am Pc surfen
Für viele Menschen
nicht ungewöhnlich.
Aber gefährlich.
Nicht nur für den Rücken –
auch die lebenserwartung
sinkt deutlich.
Druck!
Beim Stehen ist die Bandscheibe der Lendenwirbelsäule (LWS)
einem Druck von 100 Prozent ausgesetzt.
Gerades Sitzen: 140 Prozent, Vorgebeugtes Sitzen: 190 Prozent.
Nicht anwachsen!
Der beste Mix für Büromenschen:
50 Prozent sitzen, 25 Prozent stehen, 25 Prozent bewegen.
Die Sitzposition muss zwischen vorgeneigter, aufrechter und
zurückgelehnter Haltung wechseln.
RÜcKeN 15
Richtig sitzen
Optimal!
ergonomisch & dynamisch
Bürostühle, die uns so richtig gut tun, sind nicht
nur ergonomisch, sondern auch dynamisch
gebaut. Am besten dreifach dynamisch. So wie
zum Beispiel der 3Dee. Er gilt als Pionier für
natürliches Sitzen. Dieser Stuhl hatte nur eines
zum Vorbild: die Biomechanik unseres Körpers.
Er bietet daher Bewegungsraum zur Seite, nach
vorne, nach hinten und zudem auch vertikales
Schwingen. Stark, die individuell einstellbare
Lordosenstütze plus halbhoher Lehne.
Bürostuhl mit leichtem Trainingseffekt
Weil der 3Dee den Bewegungen des Körpers
folgt, bleibt der Rücken aufrecht. Häufige
Haltungswechsel stärken und trainieren den
Rücken und die Muskulatur.
Mehr über innovatives Sitzen: www.swopper.de
Sie heißen „swopper“, „muvman“
und „3Dee“: Boten aus einer anderen
Sitzwelt. Hier der Bürostuhl 3Dee.
27894
Autositze als Rückenfeind
Gemütlich Gas geben?
F
ür viele Autofahrer ist der Wagen das zweite zuhause. Die Qualität des Fahrersitzes wird dabei oft
sträflich vernachlässigt. Die Folgen
davon hat nahezu jeder Vielfahrer
schon erlebt. Mit rückenfreundlichen Autositzen, die von der Aktion
„Gesunder Rücken“ (AGR) zertifiziert sind, kann jedoch Abhilfe geschaffen werden.
Die Grundkonstruktion von Autositzen und die Sitzposition des Fahrers sind immer noch mehrheitlich
nicht rückenfreundlich ausgelegt. Ein
16 Rücken
Nachrüstsitz ist hier auf Dauer die
beste Lösung. Namhafter Anbieter:
Recaro. Diese Sitze lassen sich in zahlreiche Modelle einbauen
Ein Hauptmangel bei etlichen Anbietern: zu weiche Sitzpolster! „Gemütlich“ denkt man noch beim Kauf –
„Aua“ sagt man, wenn man sich nach
der Fahrt mühsam zum ersten Mal
aus der Polsterung erhebt..
Opel, Mercedes und Volkswagen gelten laut der AGR als Pioniere bei der
Fahrzeugausstattung mit ergonomisch
orientierten Sitzen. Einige Modelle
sind hier bereits in der Grundausstattung rückenfreundlich ausgerüstet.
Fragen Sie danach! Zum Beispiel Opel:
Premium- und Ergonomie-Sitze, die je
nach Ausstattungsvariante serienmäßig oder optional für Insignia, Insignia OPC, Astra, Meriva, Zafira Tourer,
Mokka Cascada angeboten werden.
Der VW Golf ist auf der Fahrerseite
optional mit dem AGR-zertifizierten
ergoActive Sitz ausgestattet. Der Sitz
ermöglicht dem Fahrer 14 verschiedene Einstellvariationen von Sitzfläche,
Lehne und Kopfstütze.
SISSE
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Richtig sitzen
Klimatisierter 18-Wege-Premium-Sitz mit AGR-Gütesiegel
Das muss ein Autositz können
Beckenposition und Krümmung der
Wirbelsäule im Verhältnis zum Lenkrad werden hiermit bestimmt. Und:
Nur so kann sich jeder Fahrer ein gleiches Sichtfeld schaffen. Die Neigungsverstellung der Sitzfläche sorgt für die
richtige Auflage der Oberschenkel.
❖ Rückenlehne
Die Lehne muss für eine wirbelsäulengerechte Gestaltung eine leichte
S-Form aufweisen. Am besten: Die
sogenannte Lordosen-Stütze. Sie unterstützt durch ihre Einstellmöglichkeiten den Lendenwirbel-Bereich.
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❖ Kopfstützenhöhe
© GM Company
❖ Höhenverstellbar / lehnenverstellbar
Individuell einstellbar
❖ Straffe Sitzpolsterung
1. Aktive Kopfstütze:
2. Lordosenstütze elektrisch:
3. Oberschenkelauflage:
4. Sitzflächenneigung:
5. Längsverstellung elektrisch:
6. Höhenverstellung elektrisch:
7. Rückenlehne:
Der Sitz muss den Körper
stützen, nicht einbetten!
❖ Seitenhalt
Hat nichts allein mit Sportwagen zu
tun. Der Seitenhalt dient jedem Fahrer in der Kurve zur Rückenstabilität.
❖ Sitzposition.
Die Sitzlehne soll nicht vom Rücken
überragt werden. Möglichst aufrecht
sitzen.
4-Wege variabel
4-Wege variabel
2-Wege variabel
2-Wege variabel
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In Höhe und Tiefe einstellbare 4-WegeLendenwirbelsäulenunterstützung.
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Rücken
Bindegewebe & Rückenschmerzen
Faszienforschung bestätigt die Arbeit vieler Physiotherapeuten
endlich!
Licht in der Blackbox R
Das muskuläre Bindegewebe (Faszien)
rückt immer mehr in den Mittelpunkt der
Behandlung von Rückenschmerzen
18 RÜcKeN
Faszien: Unser 6. Sinn
Unser Bindegewebe hat alle
Muskeln und Organe mit einer
dünnen Hülle verpackt. Diese
Bindegewebshülle heißt Faszie.
Faszien haben einen sehr großen
Einfluss bei Rückenleiden und
weiteren Erkrankungen unseres
Bewegungsapparates. Faszien
sind unter anderem mit Schmerzund Bewegungssensoren
versehen.
x Rückenschmerz
Große Rückenfaszie
(Thoracolumbar Fascia)
Faszien &
Kreuzschmerzen
So ist zum Beispiel
der unspezifische untere
Rückenschmerz, eine Mitgift
unseres aufrechten Ganges, sehr,
sehr eng mit dem Verlauf und der
Funktion der im Bereich der Lendenwirbelsäule gelegenen Faszie
verbunden. Das man hier auf den
Schmerz heilend einwirken kann,
haben bereits Millionen Patienten
erfahren.
Rücken 19
Bindegewebe & Rückenschmerzen
Faszien: Neue Wege zur Schmerzquelle
Für etliche, oft in ihrem Standesdünkel befangene Orthopäden, waren und sind die sanften Therapien
vieler Physiotherapeuten auch heute noch reine Esoterik. Sie belächeln die Behandlungsformen, die sich
mit der Harmonisierung des muskulären Bindegewebes befassen. Doch die enormen Fortschritte in der
weltweiten Faszienforschung dokumentieren eindrucksvoll: mukuläres Bindegewebe (Faszien)
ist nicht einfach nur ein Verpackungsorgan der Muskulatur.
Entscheidende
Funktionen im Körper
Faszien sorgen dafür, dass die Teile
des Körpers zu einem Ganzen zusammengefügt sind und es auch bleiben.
Bei allen Bewegungen dienen sie als
elastische Stoßdämpfer. Als umfassendes Netzwerk organisieren sie die
Kommunikation unserer Körperzellen. Sie haben eine entscheidende
Funktion bei der Abwehr des Körpers
gegen Krankheitserreger und Infektionen. Nach Verletzungen bilden
Sie die Grundlage
für den Heilungsprozess des Gewebes. Und: Sie sind
das Gewebe, mit
dessen einfühlsamer Behandlung
Physiotherapeuten bei Rückenschmerzen sehr große Erfolge erzielen.
Auch die Rolle der Faszien in der muskulären Kraftübertragung wird heute
wissenschaftlich eindrucksvoll belegt.
20 Rücken
Einseitige Konzentration
auf die Bandscheibe …
In den letzten zwei Jahrzehnten hat
man sich vorwiegend auf die Bandscheiben als Schmerzauslöser konzentriert. Bildgebende Verfahren wie die
Magnetresonanztomographie (MRT)
zeigen jedoch, dass auch angeblich
über Jahrzehnte rückengesunde, völlig
schmerzfreie Menschen häufig Bandscheibenvorwölbungen und -vorfälle
haben. Auf der anderen Seite gibt es in
Was ist mit diesen über 80 Prozent aller Patienten?
… statt Beachtung von
Verletzungen im muskulären
Bindegewebe.
Bereits anhaltendes Sitzen in gebeugter Haltung wie auch zum Beispiel
vorgebeugtes Arbeiten kann das muskuläre Bindegewebe (Faszien) auf
Dauer überfordern. Instabilität und
Zerrverletzungen mit anschließenden
Entzündungen sind
die Folge. Die Faszien
sind mit Zellen (Myo„Die Faszien sind unser wichtigstes
fibroblasten) besetzt,
Sinnesorgan für den so genannten
die sich eigenständig
sechsten Sinn, also für den Körpersinn.“
ausdehnen, zusammenziehen und verDr. Robert Schleip, Universität Ulm.
steifen können. Und
FASCIA Research Group – Erste Referenzadresse
das völlig unabhängig
der internationalen Faszienforschung
von der unter der Faszie liegenden Musder täglichen Praxis der Orthopäden kulatur. Die allgemeine Gelenkigkeit
immer wieder akute und chronische eines Menschen hängt möglicherweise
Rückenschmerzpatienten ohne jeden mit der Dichte dieser Myofibroblasten
nachweisbaren Bandscheibenschaden. auf den Faszien zusammen.
Der Schmerzauslöser
Mikroverletzungen der Faszien
Die Schmerzen des unteren Rückens
sind sehr stark mit dem Verlauf und
der Funktion der dorsolumbalen
Faszie (Abbildung Seite 19) verbunden. Diese umkleidet die Muskulatur der Lendenwirbelsäule (LWS).
Hier, in der Lendenwirbelsäule,
sitzt der „Knick“, der immer wieder
neu den Weg vom Vierbeiner zum
Zweibeiner ertragen muss.
Fascia Research Team, Ulm
• Stress der Faszien
durch Belastungsmangel
Wer einzelne bei uns von Natur aus
angelegte Belastungsrichtungen im
Fasziennetz über mehrere Monate nicht mehr ausübt, läuft Gefahr,
dass die entsprechenden Faszienanteile bei ihm verkümmern. Sie werden dünner, weniger elastisch und
verfilzen. Sie verlieren ihre natürliche Gleitfähigkeit.
• Stress der Faszien durch
chronische Überlastung
Wer eine belastende Bewegung
unzählige Male auf dieselbe Art
und Weise wiederholt, kann seine
Faszien überlasten. Viel zu wenig
bekannt ist, dass unsere Faszien
zudem ein so genanntes Kriechverhalten zeigen: ein vorübergehender
Festigkeitsverlust bzw. ein Ausleiern. Wenn zu lange auf dieselbe Art
und Weise belastet wird, führt dies
häufig auch zu Schwellungen sowie
Zerrverletzungen in den besonders
belasteten faserigen Bindegeweben.
Tipp: das gilt auch für die Faszien
des Unterarmes beim millionenfachen Tippen auf einer Tastatur.
Kurze Pausen sind hier eine fasziale
Wohltat.
Faszienforschung:
Wissenschaftliche Bestätigung
für sanfte Techniken, die auch bei
Rückenschmerzen Heilung bringen.
Als
Beutel-in-Beutel-Verpackung:
Nicht nur der Muskel ist von
einer faszialen Hülle umgeben, sondern auch die in ihm
enthaltenen Faserbündel und
jede einzelne Muskelfaser.
Ohne diese Beutel würde ein
Muskel so wenig Spannkraft
haben wie ein halbflüssiger
Wackelpudding.
Katapult-effekt
wird die Eigenschaft der
Faszien bezeichnet, Be
wegungsenergie wie ein
elastisches Gummiband zu
speichern und rückschnellend
wieder freizusetzen.
Durch diesen Mechanismus erreichen zum
Beispiel Kängurus ihre enorme Sprungkraft.
Rücken 21
Bindegewebe & Rückenschmerzen
Interview mit Dr. Robert Schleip: Ein Blick in die Welt unserer Faszien
„Wer heilt, hat Recht.“
Dieses, verschiedenen Größen der Heilkunde zugeschriebene Zitat, könnte eigentlich genügen, wenn es um die Erfolge von manuellen
Behandlungsformen wie zum Beispiel der Osteopathie, Rolfing oder Feldenkrais geht. Doch so einfach ist es nicht. Um der Gemeinschaft der
Versicherten im Rahmen einer gesetzlichen Krankenkasse die Kosten solcher Behandlungsformen mit aufzubürden, muss Beweis geführt
werden. Bei welchen Rückenleiden hilft welche Technik in welchem Behandlungszeitraum? Ist die Wirkung der Behandlung nachhaltig?
Kann sie eine andere Behandlung überflüssig machen? Welche Ausbildung liegt einer solchen Behandlung zugrunde? Aus welchen Ländern
liegen Langzeitstudien mit Patienten vor?
Unter anderem vor diesem Hintergrund wurde an der Universität Ulm
im Rahmen der Neurophysiologie
das Forschungsprojekt „Faszienforschung“ ins Leben gerufen.
Neuere Erkenntnisse verdeutlichen
eine bedeutende Rolle der Faszien in
der muskulären Kraftübertragung,
bei der Körperwahrnehmung sowie
bei vielen Schmerzsyndromen.
Die Ulmer Arbeitsgruppe untersucht das Vorkommen kontraktiler
Bindegewebszellen in den Faszien.
Die Fragestellung ist: Wie verändern
Faszien, dank dieser Zellen, ihre
Spannung (Steifigkeit) durch Zusammenziehung. Dr. Robert Schleip, einer der drei Köpfe der Arbeitsgruppe,
stand für ein kurzes Interview zur
Verfügung.
Vereinfacht gesagt, finden sich auf
den Faszien Signalgeber aller Art, die
unser Gehirn fortlaufend über die
Stimmung in unserer Muskulatur informieren. Finde ich die Stelle, die das
Schmerzsignal sendet, kann ich mich
von dort an den Ort der Schmerzauslösung begeben.
Warum und wie wirken leichte wie
auch kräftigere Bewegungen der Hand
und der Fingerspitzen auf der Haut des
Patienten?
Wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass manuelle Therapien so
genannte Triggerpunkte dauerhaft
auflösen können. Dazu werden mittels der eingesetzten Grifftechniken
die lokalen Durchblutungsverhältnisse verbessert und die verkürzten
Bindegewebsstrukturen aufgedehnt.
Diese Druck- und Dehnreize stimulieren fasziale Mechanorezeptoren,
die in großer Zahl in den oberflächlichen und intermuskulären Faszien
liegen. Frische Verklebungen können
oft in wenigen Behandlungen gelöst
werden. Langjährig verhärtete Punkte
bedürfen entsprechend einer behutsamen längeren Behandlung. In seltenen Fällen sind sie sogar so verhärtet
und verdichtet, dass eine manualtherapeutische Lösung gar nicht mehr
oder nur partiell möglich ist.
Wo liegt die Quelle des Schmerzes zum
Beispiel bei unspezifischen Rückenschmerzen?
Nicht nur unter dem Begriff der Osteopathie finden sich verschiedenste Behandlungsmethodiken, die gezielt mit
dem Bindegewebe arbeiten. Wie kann
Ihre Forschung hier für den Patienten
Gewissheiten hinsichtlich der jeweiligen Wirkung schaffen?
Allgemein geantwortet: Weichteilschmerzen kommen überwiegend aus
dem faszialen Netzwerk. Die Dichte
der Rezeptoren an deren Oberfläche
ist auffällig groß. Wir wissen heute zudem auch, dass der Botenstoff
TGF-β1 zur Faszienversteifung führt.
Was wir im Labor untersuchen, ist
wie sich unterschiedliche Druck- und
Zugeinwirkungen unmittelbar auf das
lokale Gewebe auswirken. Das untersuchen wir derzeit zum Beispiel mittels
Faszien-Nahaufnahme: Das immer mehr erforschte Ultraschall-Elastographie. Zur Erlangung von Schmerzfreiheit und VerbesGewebe, das so viel in unserem Körper bewirkt.
22 Rücken
Bindegewebe & Rückenschmerzen
optimale Gewebetruktur
serung des Körpergefühls spielt jedoch
auch die Interaktion und Beziehungsqualität zwischen Therapeut und Patient offenbar eine wichtige Rolle. Wenn
die Chemie und Motivation stimmt, ist
der Patient auch bereit Heilung zuzulassen. Er ist dann auch willens, selbst
seinen Teil zum Behandlungserfolg
beizutragen. So durch zum Beispiel
regelmäßige Eigenübungen, Selbstmassagen, Ernährungsumstellung und
Stressreduzierung.
Was können Menschen generell für ihr
Bindegewebe tun?
Wie unsere gesamte Muskulatur, so
verkümmern auch die Faszien bei vielen Menschen mangels ausreichender
Belastung.
Die durchschnittliche Halbwertzeit
des Bindegewebes wird auf ca. 1 Jahr
angegeben. Daraus folgt, dass nach
ca. 6 Monaten bereits ungefähr ein
Drittel der Baustoffe der Faszien ausgetauscht ist, oder 50% nach einem
Jahr. Wer dann solange als träger
Stubenhocker gelebt hat, braucht sich
über sein dann filzartig-verklebtes
Bindegewebe nicht wundern. Wenn
man hingegen die Gleitfähigkeit und
Elastizität seiner Faszien sinnvoll
beansprucht und fördert, darf man
sich auf eine spürbare Zunahme an
gesunder Spannkraft und Geschmeidigkeit in seinem Körper freuen. Faszien-Therapeuten bieten heute ausreichend Übungen an, um hier mit
wenig Aufwand zu guten Ergebnissen
zu kommen. Wer seinen Faszien und
insbesondere dem Rücken regelmäßig etwas Gutes tun will, der kann
das auch zuhause mit einer Blackroll
tun. Zur Auflösung verhärteter Bindegewebszonen empfehlen wir hier
ein zeitlupenartig-langsames Tempo
der schmelzenden Rollbewegungen.
verklebte Gewebestruktur
Vergleich: Muskuläres Fasziengewebe mit und ohne Bewegungsanreize
Faszien & Akupunktur
Amerikanische Studien zeigen, dass die meisten
Akupunkturpunkte in wichtigen Faszienvernetzungsgebieten liegen. Man ist daher der Annahme, dass die
schmerzstillende Wirkung von Akupunkturnadeln mit
der Reizung von Faszien in Verbindung steht.
Spannend: Die GERAC*-Studien
Eine gute Nachricht für alle Patienten mit chronischen Kreuzschmerzen: Das Ergebnis der GERAC-Studien. Diese weltweit größte Untersuchung ermittelte die Wirksamkeit
der Akupunktur im Vergleich zu
einer Standardtherapie bei chronischen Kreuzschmerzen, chronischen
Schmerzen bei Kniegelenksarthrose,
chronischen Spannungskopfschmerzen und chronischer Migräne. Die
Studien verglichen dazu an über
3500 Patienten die Wirksamkeit einer Akupunktur an chinesischen
Akupunkturpunkten. Ein Ergebnis:
Bei chronischem Kreuzschmerz sind
ca. 12 Akupunkturbehandlungen innerhalb von 6 Wochen der konventionellen Standardtherapie ca. 1,7-fach
überlegen. Und: akupunktierte Patienten nahmen im Vergleich deutlich
weniger Medikamente ein.
Dank dieser Studie ist Akupunktur
seit dem 1. Januar 2007 bei Rückenschmerzen und chronischen Gelenkschmerzen eine Kassenleistung.
*German Acupuncture Trials, 2002–2007
Rücken 23
Bindegewebe & Rückenschmerzen
Faszien & Rückenschmerzen
Besonders reich an
Zellen, die sich eigenständig ausdehnen, zusammenziehen und versteifen können, ist die große Bindegewebsschicht zwischen Rückenmuskulatur und Haut: die Lumbal-Faszie.
Bei Patienten mit Rückenschmerzen
zeigt der Ultraschall hier eine Verdickung dieses Bindegewebes. Von Prof.
Siegfried Mense, Heidelberg, wurde
in dieser Faszie zudem eine große
Zahl von potenziellen Schmerzrezeptoren nachgewiesen.
Faszien & Osteopathie
Rückenschmerz-Patienten profitieren beim
Physiotherapeuten in
erster Linie von Bewegungstherapien und Krankengymnastik. Langfristig besonders erfolgreich
sind jedoch Behandlungen, die zusätzlich die ganzkörperliche Vernetzung
aller Muskel- und Nervenverbindungen über die Faszien berücksichtigen.
Darum machen immer mehr Physiotherapeuten eine zusätzliche Ausbildung in Osteopathie. Die osteopathische Medizin ist eine Behandlungsmethode, bei der die gestörte Körperbalance durch eine Normalisierung der
Selbstregulationsfunktion unterstützt
wird. Ähnlich wie bei der Osteopathie
ertastet der Behandler auch bei der
Rolfing Methode fasziale Verklebungen und Verhärtungen und versucht
diese mittels langsam-einschmelzender Griffe zu lösen. Das wachsende
wissenschaftliche Fundament hierzu
liefert unter anderem die Faszienforschung an der Universität Ulm. Faszien umkleiden als dünne, extrem zähe
milchig-weiße Haut jeden einzelnen
24 Rücken
Muskel. Sie bilden in unserem Körper
ein gigantisches Formgebungs- und
Transportsystem ohne Anfang und
ohne Ende. Das gleiche gilt auch für
alle Pflanzen. Ein gern gewähltes Beispiel der Wissenschaft: Die zarte Haut,
die das Fruchtfleisch von Orangenstücken umhüllt.
Faszien &
Lymphsystem
Eine isolierte Behandlung von Rückenleiden ist kaum möglich. Die
Muskeln überlagern sich auch im
Rücken in mehreren Schichten. Sie
sind Muskel für Muskel abgegrenzt
durch eine Faszie. Diese sorgt dafür,
dass die Muskeln sich einzeln bewegen und übereinander gleiten können.
Im Zwischenraum zwischen den Faszien verläuft das Lymphsystem. Die
Lymphflüssigkeit bringt, wie auch das
Blut, Nährstoffe zu den Zellen. Vor allem transportiert sie Abbauprodukte.
Jede Muskelbewegung ist gleichzeitig
eine Faszienbewegung, die den Fluss
der Lymphe unterstützt. Spannungen
in der Muskulatur können dazu führen, dass es zu einem Stau der Lymphe
kommt und die Faszien miteinander
verkleben. Verkleben einzelne Faszien
im Rücken, können die Muskeln dort
nicht mehr aneinander vorbei gleiten.
Spannungen treten auf. An diesen
Stellen können sich zudem Abbauprodukte sammeln (Lymphstau) und
Entzündungsprozesse hervorrufen.
Faszien & Stress
Jeder hat es selbst
schon erfahren: Innere
Gelassenheit senkt die
Anspannung im Körper. Stress lässt
unsere Grundspannung ansteigen.
Diese Empfindung erfahren über den
Körpersinn unserer Faszien. Haben
wir nicht gelernt, auf Ebene der Faszien loszulassen und zu entspannen,
wird der erhöhte Spannungszustand
zu unserem ständigen Begleiter. Wir
sind in Dauerspannung. Unsere Bewegungen neigen dann zur Grobmotorik. Wir sind verletzungsanfälliger.
Faszien & Training
Je elastischer die Faszien im Körper sind,
desto mehr Kraft kann
erzeugt und übertragen
werden. Isoliertes Muskeltraining,
das die Faszien unberücksichtigt lässt,
ist darum auf Dauer nicht so produktiv. Siehe ab Seite 61 „Training für den
Rücken für Jung & Alt“. Verklebung
und Verhärtung der Faszien hemmt
die Kraftübertragung. Chronische
Rückenschmerzen können im Idealfall mit einem gezielten Faszien Training von 2 Mal pro Woche zu je 10
Minuten beendet werden.
Faszien & Tapes
Der Einsatz von Tapes führt nicht nur
bei Sportlern häufig zu
Verbesserungen bei Bewegungsstörungen. Voraussetzung ist,
dass der Physiotherapeut/Osteopath
die Verspannung des Fasziengewebes sicher ertastet. Hochauflösende Ultraschallgeräte und Stoßwellenultraschall leisten hier ebenfalls
eine Diagnosehilfe. Das Taping, bei
dem elastische Klebestreifen auf die
Haut gebracht werden, führt zu veränderten Bewegungsabläufen, die das
verletzte Fasziengewebe weniger beanspruchen. Es kann sich so leichter
und schneller regenerieren.
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ausgezeichnet mit dem Physiopreis!
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E Bindegewebe-Regeneration
E Lymphfluss-Anregung
Einfach & hochwirksam
Jedes gute Fitness-Studio hat sie, die Deutsche Nationalelf und Deutschlands
Rekordmeister im Volleyball arbeiten damit, die Athleten der National Basketball
Association der USA (NBA) aber auch die Deutsche Basketball Nationalmannschaft und zum Beispiel Gold-Sportler Robert Harting schwören darauf.
Physiotherapeuten haben es stets im Handgepäck: Das natürliche „Schmerzmittel“
gegen Rückenleiden.
Jeder profitiert
Problemlos von Nichtsportlern einsetzbar. Wenig Arbeit – viel Wirkung!
Diese Anwendung ist für alle äußerlich zugängigen
Muskelgruppen möglich und reicht von den Füßen bis zum Nacken.
aktiv im alltag
Kaum ein Trainingsgerät bietet mit weniger Aufwand mehr Nutzen als die
Blackroll. Sie brauchen keine besondere Kleidung, keinen besonderen Platz und
keine besondere Tageszeit. Einfach nur die Lust nach einem besseren Körpergefühl.
„Ich bin von der
Backroll schlicht begeistert. Deren vielfältige
Anwendungsmöglichkeiten,
verbunden mit der Möglichkeit die
Druckstärke durch entsprechende
Entlastungstechniken individuell und
graduell zu moderieren, erlauben ein
großes therapeutisches Spektrum.“
Dr. biol. hum. Robert Schleip, Experte für Faszien-Fitness
Rückenspezialisten
Facharzt für
„Rücken“
Orthopäden
Das Arbeitsfeld des Orthopäden, früher im Volksmund
auch Knochenarzt genannt,
ist die Verhütung, Erkennung
und Behandlung angeborener
oder erworbener Form- oder
Funktionsfehler des Stützund Bewegungsapparates,
zum Beispiel nach einem
Unfall. Sein Fachgebiet ist
somit das Zusammenspiel
von Knochen, Gelenken,
Muskeln und Sehnen.
Wichtig:
Früherkennung
von Rückenschäden
26 Rücken
cken
Im Rahmen der Behandlung kommen
chirurgische und physiotherapeutische Verfahren sowie die Schmerztherapie zum Einsatz. Der Facharzt für
Orthopädie macht sich mit körperlichen Untersuchungen und Tests ein
Bild vom Patienten. Dank Röntgenbild, Computertomografie (CT) und
Magnetresonanztomografie (MRT)
sowie Ultraschall und Knochendichtemessung können Befunde zumeist
abgesichert und genauestens lokalisiert werden.
Die technische Orthopädie befasst
sich vorrangig mit der Anpassung von
Hilfsmitteln wie Schuheinlagen und
Prothesen.
Besondere Verantwortung
und Fachkenntnis verlangt
die Kinderorthopädie. Was
im Erwachsenenalter zu
einem bleibenden Problem
werden kann, wie zum
Beispiel eine Skoliose, lässt
sich beim Kind dank Früherkennung noch positiv
beinflussen.
Konservative Therapie –
Operative Therapie
In der Operationsverhütung liegt eine
der orthopädischen Hauptaufgaben.
Man spricht hier von der „Konservativen Therapie“. Diese gelingt meist
dann, wenn Krankheitsbilder früh genug richtig diagnostiziert und behandelt werden. Wenn dies nicht gelingt,
liegt die Alternative in der „Operativen Therapie“.
Die häufigste Operation bei Rückenbeschwerden ist die Bandscheibenoperation. Doch auch bei Bandscheibenschäden steht die operative
Therapie erst am Ende aller Behandlungsversuche.
Laut Techniker Krankenkasse wird
eine Operation nur bei etwa zwei Prozent aller Patienten mit Bandscheibenschäden zwingend notwendig. Die
meisten Bandscheibenschäden heilen
mit der Zeit von selbst aus. Die Operation kann aber unter Umständen
schneller von chronischen Schmerzen
befreien als eine konservative Therapie. Siehe Seite 44.
OPs verdrängen sanfte Medizin
Grobe Fehlentwicklung!
Mit der Zahl wirbelsäulenchirurgischer Abteilungen
in Krankenhäusern steigen
auch die operativen
Eingriffe am Rücken.
„Alte“ und „neue“ Orthopädie
Erst seit Mitte der 1990er Jahre vollzieht sich ein Wandel in der Bewertung von Rückenkrankheiten. Man
sieht nicht mehr alleine die spezifische Funktionsstörung, die es zu
reparieren gilt. Eine ganzheitliche
Sichtweise gewinnt an Boden. Entsprechend kann durchaus zwischen
gestrigen und heutigen Orthopäden
unterschieden werden. Manchen rustikalen „Hüftenklopfern“ mangelt es
aber auch einfach nur an pädagogischem Geschick. Als Rückenpatient
sollte man darauf eingestellt sein.
Gerade im Umgang mit Orthopäden
empfiehlt sich generell die Einholung
einer zweiten Meinung.
Eine orthopädische Praxis kann
durchaus eine „Goldgrube“ sein.
Vor allem, wenn die Patienten zügig
durchgewunken werden und mittels
Belegbetten häufiger als erforderlich
operiert wird.
Es geht um
viel Geld
Auf dem Berliner Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie wurde im Oktober 2013
selbstkritisch Tacheles geredet: Zu wenig Rückenpatienten erhalten sanfte Medizin!
Zwischen 2005 und 2011 hat sich die Anzahl der operativen Eingriffe an der Wirbelsäule von 97.000 auf 229.000 erhöht. Kritische Orthopäden sprachen es deutlich aus:
Ursache hierfür sind die finanziellen Anreize des Gesundheitssystems. Die Deutsche
Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie mahnte: Zu viele Patienten
werden operiert, noch bevor konservative Behandlungen etwa mittels Physio- oder
Schmerztherapie ausgeschöpft werden.
Die absurde Finanz-Logik der Krankenhaus-Aufrüstung
Mit der Zahl wirbelsäulenchirurgischer Abteilungen in Krankenhäusern steigen auch
die operativen Eingriffe am Rücken. „Rund 700.000 Patienten mit Rückenproblemen
landen jedes Jahr in Krankenhäusern, lediglich 20 Prozent von ihnen aber in einer Orthopädischen Fachklinik“, sagte Kongress-Redner Dr. Matthias Psczolla. Parallel dazu
nehme jedoch die personelle und finanzielle Kapazität von Stationen der konservativ-orthopädischen Akutversorgung ab. „Die schlechte Honorierung niedergelassener,
nicht operativ tätiger Orthopäden und Unfallchirurgen führt dazu, dass die konservative
Versorgung von Wirbelsäulenpatienten immer mehr abnimmt. So entstand in den letzten Jahren eine Mangelversorgung in der Manuellen Medizin“, ergänzte Dr. Psczolla
seine Kritik. Er ist Facharzt für Orthopädie und für Physikalische und Rehabilitative
Medizin, Manuelle Medizin/Chirotherapie und Spezielle Schmerztherapie.
Back to the roots!
Als Chefarzt und Geschäftsführer der Loreley-Kliniken Oberwesel forderte Psczolla zum
Ende seiner Rede nicht weniger als eine Selbstverständlichkeit ein: „Jede Behandlung
sollte auf einer umfangreichen und interdisziplinären Diagnose basieren.“ Patienten mit
chronischen Rückenschmerzen müsste daher ein Team aus Orthopäden und Unfallchirurgen, Neurologen, Psychologen und Physiotherapeuten zur Verfügung stehen.
Akut-Kliniken (AnOA)
Als Vorreiter versteht sich auf diesem Feld die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer
orthopädischer Akut-Kliniken (ANOA). Sie strebt an, dass Methoden wie die Manuelle
Medizin, Osteopathie, medikamentöse Schmerztherapie und Physiotherapie wieder
stärker in die Behandlung orthopädischer Erkrankungen eingebunden werden. Und in
Sachen Geld fordert man: Das Fallpauschalensystem soll auch sanfte Methoden angemessen honorieren. Siehe auch Übersicht ANOA-Kliniken auf Seite 49.
RüCKEn 27
Rückenspezialisten
So hilft die multimodale Schmerztherapie
Gespräch mit Dr. med.
H.-Christian Hogrefe,
ChefarztK onservative
Orthopädie,
Klinikum Landau – SÜW,
Bad Bergzabern
Unter Ihrer Leitung können sich Rückenpatienten in der Klinik Bad Bergzabern im Rahmen der multimodalen
Schmerztherapie behandeln lassen.
Was können chronische Schmerzpatienten von diesem Therapiekonzept
erwarten?
In der Konservativen Orthopädie
werden Patienten behandelt, die unter
akuten oder chronischen Schmerzen
leiden, die ambulant nicht beherrschbar sind.
Den chronischen Schmerzpatienten
muss meist erst einmal verdeutlicht
werden, dass es noch Möglichkeiten
gibt, die Schmerzen zu behandeln, man
muss ihnen also Hoffnung vermitteln.
Dies geschieht vor allem dadurch,
dass die einzelnen Komponenten des
Schmerzes individuell aufgeschlüsselt
werden.
28 Rücken
Ihr Rückenschmerz
wird in behandelbare
Einzelkomponenten
„zerlegt“.
Der Rückenschmerz wird in behandelbare Einzelkomponenten „zerlegt“.
Der Rückenschmerz lässt sich mit
manuellen und osteopathischen sowie
strukturellen Untersuchungsverfahren
beispielsweise in muskuläre, fasziale,
gelenkige, nervale oder auch viszerale
Anteile zerlegen, die dann gezielt behandelt werden können.
Welche Maßnahmen können in diesem
Zusammenhang zum Einsatz kommen?
Hilfreich sind in erster Linie auch medikamentöse Maßnahmen, um eine initiale Schmerzfreiheit zu erreichen. Diese werden ergänzt mit reflextherapeutischen Verfahren, wie Akupunktur,
Co2-Gasinsufflationstherapie, Neuraltherapie, therapeutische Lokalanästhesie, Szenarbehandlungen, manuelle, chirotherapeutische und osteopathische Anwendungen und vieles
mehr.
„Die Kombination dieser
Verfahren unter einem
multiprofessionellen Ansatz
trägt dazu bei, dass viele
Operationen vermieden
werden können.“
Einen besonderen Stellenwert hat in
diesem Zusammenhang auch die interventionelle Schmerztherapie, bei der
tieferliegende Wirbelsäulenstrukturen,
wie Gelenke, Nervenwurzeln und auch
Ganglien gezielt unter schmerztherapeutischen Gesichtspunkten behandelt werden. Begleitet werden diese
Maßnahmen durch psychologische
Verfahren, die im Wesentlichen die
Aktivierung von im Patienten noch
nicht geweckten Fähigkeiten sowie
von individuellen Ressourcen zum
Ziel haben. Hierbei wird vor allem
mit verhaltenstherapeutischen, aber
auch systemisch hypnotherapeutischen Ansätzen gearbeitet. Die Kombination dieser Verfahren unter einem
multiprofessionellen Ansatz trägt dazu
bei, dass viele Operationen vermieden
werden können.
Welchen Stellenwert haben osteopathische Behandlungen in der multimodalen Schmerztherapie?
Osteopathische Verfahren sind manualtherapeutische Anwendungen in
der Diagnostik und in der Therapie,
mit deren Hilfe man funktionelle
Defizite der verschiedenen Körpergewebe und /-strukturen erkennen und
Rückenspezialisten
gezielt behandeln kann. Man spricht
von einer „somatischen Dysfunktion“, die die Summe aller erkennbaren
Funktionsstörungen beschreibt.
Auf dem Feld der Osteopathie setzen
Sie auch die Craniosakrale Therapie
ein. Wie unterstützt diese den Heilungsprozess?
Die Craniosakrale Osteopathie nimmt
ihren Ausgangspunkt in der Behandlung der Faszienhüllen des zentralen Nervensystems, die primär ihre
Ausdehnung vom Schädel bis zum
Kreuzbein, also craniosakral, haben,
jedoch über Verläufe des peripheren
Nervensystems den ganzen Körper
erreichen. Somit hat die Craniosakrale
Therapie den gleichen Stellenwert wie
beispielsweise die Funktionale, Viszerale oder Muskelenergietechnik. Alle
diese Techniken lösen Verspannungen
der verschiedenen Bindegewebe, die
Cranioskrale Therapie wird hierbei
primär über die faszialen Strukturen
des Nervensystems wirksam.
Welcher jeweiligen Zielsetzung dienen
die in Ihrem Haus eingesetzte pulsierte
Magnetfeldtherapie sowie Lasertherapie und extrakorporale Stoßwellentherapie?
Die pulsierte Magnetfeldtherapie sowie die Lasertherapie stellen ergänzende Therapieformen dar. Das Wirksamwerden dieser Therapien wird
über das Ansprechen jeweils individueller körpereigener Resonanzen auf
zellulärer Ebene durch die Lichtwellen
oder das Magnetfeld vermutet. Es gibt
Patienten, die hiervon hervorragend
profitieren, andere nicht. Da es sich
um nebenwirkungsarme bzw. /-freie
Therapieverfahren handelt, ist ein Behandlungsversuch gerechtfertigt. Die
extrakorporale Stoßwellentherapie ist
ein mechanisches Verfahren, bei dem
eine Stoßwelle entweder radial oder
fokussiert in das Körpergewebe eingebracht wird. Diese wird insbesondere
zur Behandlung von Triggerpunkten, also fixierten Muskelverspannungszonen, die fast immer an einem
Schmerzgeschehen beteiligt sind, therapeutisch eingesetzt.
Wie differenzieren Sie aus der Fülle
der Therapie-Optionen Ihres Hauses
die Maßnahmen für das jeweils individuelle Therapiekonzept?
Für jeden Patienten lässt sich sehr
schnell erkennen, ob die eine oder
andere Therapieform für ihn geeignet ist. Anhand der gesundheitlichen
Vorgeschichte sehen wir ja, wie erfolglos oder erfolgreich die bereits
vorgenommenen Behandlungen waren. Und: In vielen Fällen werden die
verschiedenen therapeutischen Maßnahmen in einer für den Patienten
individuell zusammengestellten Form
getestet. Dies geschieht natürlich sehr
vorsichtig und unter ständiger Kontrolle der therapeutischen Effekte.
Können Ihre Patienten die möglichen
Wechselwirkungen von physiotherapeutischen Verfahren, physikalischen
Anwendungen, psychotherapeutischen
Behandlungen und ärztlichen Therapieverfahren so einfach verarbeiten?
Durch die täglichen Visiten, die regelmäßigen Teambesprechungen und
die ständige Kontrolle risikobehafteter therapeutischer Maßnahmen,
können schädliche Wechselwirkungen der verschiedenen Therapieverfahren vermieden werden. Sich positiv auswirkende Wechselwirkungen
werden von den Patienten meist gut
verarbeitet. Bei der Therapieplanung
werden die individuellen Ressourcen
des Patienten zur Vermeidung von
Überlastungsreaktionen regelmäßig
berücksichtigt.
Auf welchen Zeithorizont müssen sich
Rückenschmerz-Patienten einstellen,
die sich Ihrer Klinik anvertrauen?
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Akutmedizin liegt zwischen 12 und 13 Tagen. Oft schließt
sich noch eine Anschlussheilbehandlung in einer Rehaeinrichtung an den
Akutaufenthalt an.
Multimodale
Schmerztherapie &
Kreuzschmerzen
Die Multimodale Schmerztherapie ist
eine klinische, kombinierte Schmerz-Behandlung. Sie hilft Patienten mit chronischen Schmerzzuständen.
Viele Bausteine der medizinischen Behandlung stehen bei der multimodalen
Schmerztherapie oft gleichwertig nebeneinander. Der Patient profitiert hier von
einer ganzheitlichen Betrachtung seiner
Krankheit. Siehe auch bio-psycho-soziales Schmerzmodell auf Seite 6.
Die therapeutischen Maßnahmen werden
von mindestens zwei Fachdisziplinen, davon eine psychiatrische, psychosomatische oder psychologische Disziplin, nach
einem ärztlichen Behandlungsplan mit
einer Behandlungsleitung ausgeführt.
Bestehen bei Kreuzschmerzen die
Schmerzen mehr als 12 Wochen, so sollte auf jeden Fall die Möglichkeit für eine
multimodale Schmerztherapie in einer
entsprechenden Klinik geprüft werden.
Rücken 29
Rückenspezialisten
Mit
Feingefühl an die Gelenke
nackenschmerzen
STUDIE
Chiropraktische
Behandlungen erzielten
bei akuten Nackenschmerzen
ein deutlich besseres Ergebnis
als die Verordnung von Medikamenten durch den Arzt. Auch
häusliche physiotherapeutische
Übungen waren den Schmerzmitteln überlegen.
Gert Bronfort, Mitchell Haas, Northwestern
Health Sciences University DC, 2012
Wenn nichts mehr geht – der Chiropraktor hat noch eine Antwort.
Leider zahlt die gesetzliche Krankenkasse
hier nur, wenn die „Chirotherapie“ von einem
Arzt mit Kassenzulassung und entsprechender Zusatzausbildung ausgeführt wird.
Wer in Deutschland zum deutlich höher
qualifizierten Chiropraktor geht, findet nur
bei der BKK24 ein Entgegenkommen.
30 Rücken
Chiropraktoren korrigieren auf schonende und hochpräzise Weise Fehlstellungen von Gelenken, die zu
Nervenstörungen, Beschwerden und
Funktionseinschränkungen im Körper führen können. Hierzu werden
Muskelspannungen gelöst und Gelenke wieder beweglich gemacht. Es geht
dabei um die Wirbelsäule, das Becken,
Arm- und Beingelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und die damit zusammen-
hängenden Prozesse im Nervensystem.
Nach dem Ertasten der Schmerzregionen wird dem Patienten mit gezielten
Handgriffen geholfen. Anhand einer
Röntgenaufnahme werden Krankheiten ausgeschlossen, bei denen eine
manuelle Therapie nicht angebracht
ist. Beispiel: Knochenbrüche oder
Geschwüre. Eine chiropraktische Justierung* ohne Röntgenbild-Kontrolle
kann fatale Folgen haben.
Rückenspezialisten
Klassische Techniken des Chiropraktors
❖ * Justierung
Speziell erlernte Handgriffe für die
Beseitigung von Fehlstellungen innerhalb der Wirbelsäule. Typische
und erfolgreiche Hilfestellung bei
Hexenschuss.
Becken, durch Zug voneinander entfernt. Druckminderung, Entlastung
und Schmerzlinderung sind die Folge. Die Dehnung der Bänder und der
Gelenkkapsel verbessert deutlich die
Beweglichkeit.
❖ Traktion
❖ Mobilisation
Fehlstellungen der so genannten
Gelenkpartner an Hüfte, Knie oder
Schulter werden beseitigt. Hierzu
werden die Gelenkpartner, zum
Beispiel Oberschenkelknochen und
Mit dieser weichen Technik werden
die Gelenkanteile parallel gegeneinander bewegt. Damit werden das Gelenkspiel und somit die Beweglichkeit
wieder hergestellt.
Aufpassen:
Chiropraktor / Chiropraktiker
Die Behandlung
Die Behandlung ist vorrangig manuell. Man wirkt mit dem Druck der
Hände auf Knochen, Muskeln und
Sehnen ein. Wärme, Kälte oder Elektrotherapie können ergänzend eingesetzt werden. Chiropraktoren unterstützen den Patienten zudem bei der
Stärkung der Selbstheilungskräfte.
Dazu erstellt der Chiropraktor einen
individuellen Plan mit Kräftigungs-,
Entspannungs- und Haltungsübungen sowie den geeigneten Entspannungs- und Dehnungstechniken.
Hilfe auf natürlichem Wege
Der Chiropraktor hilft seinen Patienten auf natürlichem Weg. Also ohne
chirurgische Eingriffe und Medikamente. Die Zusammenarbeit mit Ärzten und Krankenhäusern gehört heute zum Alltag.
Die Chiropraktik zählt u.a. in Großbritannien, Belgien, der Schweiz, Dänemark,
Schweden und Norwegen als nichtärztlicher, eigenständiger Heilberuf. Wer in
Deutschland praktizieren will, muss als
Heilpraktiker zugelassen sein. Ferner
dürfen hierfür qualifizierte Ärzte chiropraktische Behandlungen durchführen.
Großer Ausbildungsunterschied
Ein Chiropraktor hat gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) ein Studium von vier bis sieben
Jahren, insgesamt 5.000 Stunden, zu
leisten. Studiert wird dieser Beruf vorrangig in Kanada, den USA und Großbritannien. Angehende deutsche Chiropraktoren haben als nächste Studienorte
England, Dänemark, Frankreich und die
Schweiz zur Wahl.
Zusatzqualifikation Chiropraktik eines
Arztes in Deutschland: Erwerb meist nach
400 Stunden Weiterbildung ohne einheitlich geregelte Standards.
❖ Bindegewebebehandlung
Massage-, Dehn- und Entspannungstechniken an Muskulatur,
Sehnen und Bändern. Die Muskulatur wird so verlängert, dass sie sich
dem neugewonnenen Gelenkspiel
anpassen kann.
❖ Reflex-Techniken
Mit der Einwirkung auf Nervenreflexe werden die Spannung der
Muskulatur und die Schmerzwahrnehmung beeinflusst.
Was ist eigentlich
eine Verrenkung?
Als Verrenkung /
Gelenkverletzung gilt das
gewaltsame Überschreiten der
normalen Bewegungsgrenzen
eines Gelenks mit vollständiger
oder unvollständiger Trennung
der Knochenenden, die das Gelenk
bilden. Zeichen einer Verrenkung
sind Schwellung, Bluterguss, Druckschmerz und Bewegungseinschränkung des Gelenkes. Verstauchung,
Verdrehung und Zerrung zählen
nicht als Verrenkung. Erste Hilfe:
Schonung, Kühlung, stützendes
Bandagieren, Hochlagerung des
geschädigten Gelenks
RüCKEn 31
Rückenspezialisten
„Die Chiropraktik
ist eine extrem sichere
Behandlungsmethode.“
Gespräch mit Imke Höper, B.Sc. (Chiro) D.C. University of Portsmouth,
Chiropraktikzentrum Gifhorn
Chiropraktorin Imke Höper bei der
Untersuchung der Halswirbelsäule
mittels Motion Palpation, einer
Technik, bei der durch Abtasten
die Bewegungsfähigkeit der Gelenke
festgestellt werden kann.
Auf den Schildern vieler orthopädischer Praxen steht „Chiropraktiker“.
Sie nennen sich „Chiropraktor“. Worin
liegt der Unterschied?
Der generelle Begriff, den die meisten
Menschen in Deutschland kennen, ist
Chiropraktiker. Chiropraktiker haben ihre Ausbildung oder Fortbildung
32 Rücken
zum Chiropraktiker oder Chirotherapeuten hier in Deutschland gemacht.
Diese Qualifikation dauert in der Regel mehrere Wochen bis Monate.
Wir als Chiropraktoren versuchen
uns mit dem Namen abzusetzen,
da wir einen Bachelor oder Master
an einer von dem Internationalen
Chiropraktorenverband anerkann-
ten Hochschule erworben haben,
was ein 5–7 jähriges Vollzeitstudium
voraussetzt. Die Qualität der Ausbildung überwachende und vorgebende
unabhängige Institution ist das ECE
(European Council of Chiropractic
Education). Wir, die Mitglieder des
DCG (Deutsche Chiropraktoren Gesellschaft), erfüllen diese Standards.
StUDiE
Die moderne Chiropraktik ist in den
USA entstanden und der allgemeine
Begriff dort lautet „chiropractor“.
Stellen Sie die Diagnose oder gibt der
Arzt die Diagnose sowie auch die Behandung vor?
Für den Laien ist es nicht einfach, die
einzelnen Gesundheitsberufe hinsichtlich ihrer Qualifikation und Tätigkeit zu unterscheiden. Was kann der
Chiropraktor, was der Physiotherapeut
und der Osteopath nicht können?
Wir stellen die Diagnose selbst. Dank
unseres Studiums sind wir Spezialisten für Schäden am muskuloskeletären System. Chiropraktoren sind differentialdiagnostisch ausreichend gut
ausgebildet, um auch die Grenzen ihrer
Zuständigkeit zu erkennen. Der Patient
kommt generell auf eigenen Wunsch
oder eine chiropraktische Behandlung
wird von Ärzten, Heilpraktikern oder
Physiotherapeuten empfohlen. Chiropraktoren sind Heilpraktiker, die keine Kassenzulassung besitzen. Deshalb
kommt kein Patient mit einer Überweisung plus Diagnose, die dann von
der Krankenkasse übernommen wird.
Viele Behandlungsmethoden zwischen diesen Berufsgruppen sind
ähnlich. Besonders bei Weiterbildungsmaßnahmen werden Fähigkeiten erlernt, die sich überschneiden.
Wir als Chiropraktoren behandeln
aber schwerpunktmäßig gezielt einzelne Gelenke mit speziellen, nicht
schmerzhaften Impulsen und anderen
neuromuskulären Behandlungstechniken. Wir versuchen hypomobile
oder blockierte Gelenke, insbesondere in der Wirbelsäule, zu befreien. Die
damit verbundenen Funktionseinschränkungen des benachbarten Nervengewebes sollen zudem verbessert
beziehungsweise behoben werden.
Dadurch versuchen wir Beweglichkeit
wieder herzustellen und Schmerzen
zu lindern.
Im Rahmen der Faszienforschung hat
sich der Stellenwert dieses so genannten sechsten Organs enorm erhöht.
Wie arbeiten Sie als Chiropraktor mit
dem Bindegewebe?
Faszien umhüllen alle Muskeln und
Organe und stehen in Verbindung
miteinander. Eine normale Bewegung
und Organfunktion ist nur durch ein
ungestörtes Arbeiten der Faszien möglich. Als Chiropraktoren versuchen
wir natürlich, die Faszienbewegung
durch spezielle Techniken an Muskeln
und Gelenken zu optimieren.
Ist der Chiropraktor also nur etwas für
privat Versicherte?
Natürlich sollte die Chiropraktik eine
Behandlungsart für alle Patienten sein,
nicht nur für privat Versicherte. Leider
werden aber die Kosten der Behandlung nur von einer gesetzlichen Kasse zum Teil übernommen. Das ist die
BKK 24. Manche Arbeitgeber erstatten
aber auch Teile der Behandlung.
Einige Forschungsergebnisse sagen,
dass die Chiropraktik die effektivste
Behandlungsmethode gegen Rückenbeschwerden sowie die daraus resultierenden Folgen ist. Ihre Meinung dazu?
Natürlich stimme ich mit diesen Forschungsergebnissen überein. Aber oft
ist es nicht die Chiropraktik allein,
die dem Patienten am besten hilft,
sondern ein ausgewogenes Konzept
aus mehreren Ansätzen. Begleitende
Physiotherapie sowie eigene Anstrengungen des Patienten, wie zum Bei-
Spitze: Wirksamkeit der
Chiropraktik
Eine Studie verglich medikamentöse
Behandlung, Akupunktur und Chiropraktik zur Behandlung von unkomplizierten, chronischen Rückenschmerzen. Nach neun Wochen
Behandlung lagen die Resultate der
Chiropraktik deutlich an der Spitze.
Schmerzfreie Patienten: Nach
Medikation 5%, nach Akupunktur
9,4%, nach Chiropraktik 27%.
Patienten mit verbessertem
Allgemeinzustand: Nach Medikation
18%, nach Akupunktur 15%, nach
Chiropraktik: 47%. Giles-Studie, 2003
spiel Fitness, Rehamaßnahmen und
Rückensport, tragen mit dazu bei, die
Gesundheit des Einzelnen zu verbessern. Bei psychisch bedingten Funktionsstörungen im Bereich des Bewegungsapparates beziehen wir andere
Experten mit in die Behandlung ein.
Im Volksmund kursiert das Vorurteil,
dass beim „Einrenken“ sehr viel schief
gehen kann. Worauf beruht diese Annahme?
Die Annahme beruht darauf, dass bei
unsachgemäßer Anwendung es auch
in der Chiropraktik zur Schädigung
bei einigen Patienten gekommen ist.
Durch ausreichend geschulte Hände
angewandt, ist die Chiropraktik aber
eine extrem sichere Behandlungsmethode mit minimalen Nebenwirkungen. Wir leisten ja ein so langes, fundiertes Studium, um die Risikofaktoren eines jeden Patienten zu erkennen
und die Behandlung so sicher wie
möglich zu gestalten. Generell benutzten Chiropraktoren das Wort „Einrenken“ ungern. Um etwas „einzurenken“, müsste es vorher „ausgerenkt“
oder „luxiert“ sein und das ist bei den
kleinen Wirbelgelenken nicht der Fall.
Rücken 33
Rückenspezialisten
Susanne G
Ihr Beruf ist
Physiotherapeutin.
Und – Sie kann
zuhören.
H
eute morgen war Susanne Garla gute zwei Stunden im Altersheim. Dort und später bei Hausbesuchen betreut sie ihre
Langzeitpatienten. Dabei geht es nicht um Wehwechen, sondern oft um Schwerstinvalidität. Menschen, die zwingend
mobilisiert werden müssen, damit sie nicht völlig verkrampfen und zum Beispiel den einen Arm, den sie noch bewegen
können, auch weiterhin in Funktion halten. Zwischenzeitlich, in der Praxis, werden mit zwei Kolleginnen die akuten
Rückenschmerzen eines Fliesenlegers gelindert, Schulter- und Nackenschmerzen einer Angestellten gelöst, Hüft- und
Kniearthrose eines Rentners behandelt, Lympdrainagen durchgeführt, ein Rollstuhlfahrer wieder an das Gehen herangeführt, ein Kind mit Skoliose mittels Übungen in der Haltung korrigiert.
Stillstand ist nie in der kleinen Praxis. ist der letzte Patient gegangen, muss noch der Schriftverkehr erledigt werden. Und
da gibt es eine Menge zu dokumentieren, abzurechnen und manchmal auch zu mahnen. Was Frau Garla mit nach Hause
nimmt, ist das Schicksal manch eines ihrer Patienten. Unfallopfer, die nie wieder werden gehen können. Vereinsamte Alte,
deren einziger Gesprächspartner sie ist. Der Fußballspieler, der nach dem dritten Kreuzbandriss seine träume begraben muss. Dieser direkte Kontakt und die Zuwendung sind es, die die Arbeit von Physiotherapeuten besonders wertvoll
machen. Eine Aufgabe, der viele Ärzte nicht mehr nachkommen können.
in Vollzeit arbeiten heute in Deutschland gut 110.000 Physiotherapeuten. Und es werden jährlich mehr.
34 Rücken
Viele machen mit: Rückenschule
Diese Kurse dienen zum Abbau und
zur Vorbeugung von Rückenschmerzen.
Kursveranstalter sind Krankenkassen, Fitness-Studios, Ergo- und Physiotherapeuten. Rückenschulen werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland
einmal jährlich (8–12 Sitzungen je 60–90
Minuten) mit etwa 80% bezuschusst.
e Garla hilft jeden Tag.
AOK-Mediendienst, fotolia.com
So ein Quatsch:
Krankengymnastik bringt nix
Wenn es um allgemeine, unbestimmte Rückenschmerzen geht, dann zeigt
der behandelnde Arzt meist in eine
Richtung: Krankengymnastik beim
Physiotherapeuten. Auf dem Krankenschein steht dann zum Beispiel:
5 x KG. Und nun kommt es darauf
an! Worauf? Was der Patient daraus
macht. Vorweg: Physiotherapeut ist
kein eigenständiger Heilberuf, sondern ein Gesundheitsfachberuf. Die
medizinische Notwendigkeit einer KG
wird ausschließlich durch den Arzt
festgestellt und auf Rezept verordnet.
Ein KG-Fall: Roland Grafkammer ging zweimal zur Krankengymnastik. Und das war es dann. Er ist
übergewichtig und kurzatmig, Rückenschmerzen quälen ihn täglich.
Schmerztabletten allein helfen Ihnen
da nicht weiter, hat sein Orthopäde
gesagt. Darum: 5 x KG. Im Gespräch
unter Arbeitskollegen spricht Graf-
kammer nach der ersten KG-Stunde
von Pippifaxübungen für Blöde.
Das Problem mit der Krankengymnastik liegt im Appell an die Selbstverantwortung des Patienten. Nach 5
x KG sollte man in der Lage sein, die
erlernten Übungen alleine auszuführen. Und das regelmäßig. Doch wer
tut das? Auf jeden Fall Männer seltener als Frauen. Quer durch alle Bildungsschichten gibt es eine Antihaltung zur Krankengymnastik. Dabei
ist eindeutig erwiesen: Krankengymnastik hilft! Dass unser KG-Fall Roland Grafkammer dessen ungeachtet
auch zwingend an seinem Übergewicht arbeiten muss, versteht sich von
selbst. Zumindest für Außenstehende.
Ärzte, die rabiate Physiotherapeutin oder darüber, dass er für so etwas
einfach keine Zeit hat. Wer dagegen
bettlägrig ist und passiv mobilisiert
werden muss, sieht die Situation meist
positiver und ist für die Hilfe dankbar.
Kernziele der Physiotherapie:
• Linderung von Schmerz
• Förderung von Stoffwechsel & Durchblutung
• Erhaltung & Verbesserung der Beweglichkeit
• Erhaltung & Verbesserung der Koordination
• Erhaltung & Verbesserung der Kraft
• Erhaltung & Verbesserung der Ausdauer
Durchhalten gehört dazu
Krankengymnastik ist für viele Rückenpatienten eine dauerhafte Aufgabe. Eine Aktivität also, die Disziplin
erfordert. Wer durchhält, belohnt sich
selbst. Wer abbricht, schimpft auf die
Fango, Schlingentisch, Muskelaufbau: Das sind unter anderem die
Standards. Aber physiotherapeutische Praxen bieten meist noch
erheblich mehr. Die Mitarbeiter
verfügen oft über Zusatzqualifikationen, um den Patienten möglichst
umfassend helfen zu können.
Kaum ein Gesundheitsberuf ist
weiterbildungsfreudiger!
Rücken 35
Rückenspezialisten
im Bindegewebe lesen. Das funktioniert tatsächlich!
Osteopathie
Ü
ber ein Dutzend Therapieangebote finden sich oft auf den
Praxen-Schildern und Internetseiten der Physiotherapeuten. Vieles
davon versteht man auf den ersten Blick nicht. So schreibt Eduard
Böhler auf seiner Internetseite: „In
unserer Praxis für Osteopathie und
Physiotherapie in Koblenz und im
Westerwald begleiten wir Säuglinge,
Kinder und Erwachsene auf ihrem
Weg zu mehr Gesundheit, Mobilität
und Lebensqualität.“ Und er verweist
zudem darauf, dass viele gesetzliche
Krankenkassen die Kosten für eine
osteopathische Behandlung mittlerweile anteilig erstatten. Welche, das
verrät ein Blick auf die Seite http://
www.bv-osteopathie.de/de-kostenerstattung.html
36 Rücken
Ganzheitliche Behandlungsmethode
Doch was macht eigentlich ein Osteopath? Ist das schon Esoterik oder
noch solides Handwerk? Zum Glück
letzteres und das seit über einhundert Jahren. Osteopathie steht für eine
ganzheitliche Behandlungsmethode
und widmet sich der Harmonisierung
des Bindegewebes (Faszien). Siehe ab
Seite 18.
In der osteopathischen Behandlung
spürt der Therapeut durch die Wahrnehmung seiner Hände im Bindegewebe des Patienten Verspannungen und Fehlhaltungen des Körpers.
Durch gezielte manuelle Techniken
wird das gestörte Körpergleichgewicht wieder ausbalanciert. Dabei
übernehmen die Selbstheilungskräfte
des Patienten die wesentliche Arbeit.
Bei diesem Verfahren arbeitet der
Therapeut ohne Instrumente, Apparate, Spritzen oder Medikamente.
Fehlfunktionen im Körper können
durch Verletzungen, Stürze, Operationen, aber auch Entzündungen sowie
emotionale Faktoren wie Stress entstehen. Sie bleiben unerkannt, solange der Organismus noch in der Lage
ist, diese Einflüsse zu kompensieren.
Die sanfte Technik der Osteopathie
setzt an den Punkten an, wo die Fehlfunktion ausgelöst wird. Osteopathie
kennt kaum Nebenwirkungen und
sorgt meist in den ersten Behandlungsstunden für Wohlbefinden beim
Patienten. Leichte Schmerzblockaden
werden oft bereits in der ersten Behandlung aufgelöst.
Rückenspezialisten
Viszerale Osteopathie
(viszeral, lateinisch = Eingeweide)
In der viszeralen Osteopathie
werden die Beweglichkeit der Organe zueinander und die Mobilität ihrer Einbettung in das Bindegewebe ertastet, um mögliche
Spannungen zu lösen. Beschwerden in der Wirbelsäule oder den
Muskeln des Bewegungsapparates
werden oft durch Probleme der
inneren Organe verursacht oder
beeinflusst.
Wer zieht wie doll?
Das Bindegewebe verbindet einfach alles!
Dank langjähriger Übung und sehr
guten anatomischen Kenntnissen
kann der Osteopath zuordnen, aus
welcher anatomischen Struktur des
Körpers, aus welchem Muskel oder
Organ, ein Spannungszug kommt.
Diesem Zug spürt der Osteopoath im
Bindegewebe nach. Das Bindegewebe
(Faszien) durchzieht dreidimensional
den gesamten Körper. Es verbindet
alles mit allem, darum Bindegewebe.
Der Osteopath hat gelernt, die unendlichen Verschaltungen des Bindegewebes zu „lesen“.
Die Qualifikation des Osteopathen
wie auch seine interdisziplinären
Kenntnisse erweisen sich darin, den
Zusammenhang zwischen Spannungen und Veränderungen in der lokalisierten Bindewebsstruktur und den
Beschwerden des Patienten genau
herzustellen.
Zur Auflösung der Spannung in einem oft seit Jahrzehnten verzogenen
oder auch großflächig versteiften Gewebe bedarf es hoher Sensibilität,um
die gestresste Faszie nicht weiter anzuspannen. Entscheidend ist darum,
dass die im Spannungsumfeld blockierte Selbstheilungskraft des Körpers Stück für Stück vom Osteopathen aktiviert wird.
Cranio-sacrale Osteopathie
(cranium-sacral, lateinisch =
Schädel -Kreuzbein)
Über Gehirn und Rückenmark
(das Zentralnervensystem - ZNS)
und die umhüllenden Hirnhäute
besteht eine funktionelle Beziehung vom Schädel über die Wirbelsäule bis hinunter zum Becken.
Störungen im Bereich des Schädels können somit Auswirkungen
auf andere Körperbereiche haben.
Beschwerden im Körper sind entsprechend eine mögliche Ursache
für Kopfbeschwerden und Nervenleiden.
Parietale Osteopathie
(paries, lateinisch = Wand)
Diese Form der Osteopathie widmet sich der Behandlung der
Rumpfwand mit Brustkorb, Becken und dazugehöriger Muskulatur plus Armen und Beinen.
Gelenk-Blockierungen und Muskel-Verspannungen sind hier zum
Beispiel ein Behandlungsthema.
Prinzip der Ganzheitlichkeit
Der Osteopath versteht den Körper grundsätzlich als funktionelle
und strukturelle Einheit. Die osteopathische Behandlung berücksichtigt daher stets die Einheit des
viszeralen, cranio-sacralen und
parietalen Systems.
Osteopathie &
Krankenkassen
Bezahlen die Krankenkassen?
Voraussetzung für die teilweise Erstattung osteopathischer Behandlungen
durch gesetzliche Krankenkassen ist
eine formlose ärztliche Bescheinigung.
Außerdem muss der Therapeut eine
anerkannte berufliche Qualifikation besitzen und einem in Deutschland offiziell
anerkannten Verband für Osteopathie
angehören.
Nach deutscher Rechtsprechung ist die
Osteopathie eine Heilkunde im Sinne des
Heilpraktikergesetzes und darf nur durch
Heilpraktiker und Ärzte ausgeübt oder
verordnet werden.
Die meisten privaten Krankenversicherer
übernehmen generell die Kosten osteopathischer Leistungen.
Das Problem: Eine reglementierte Anerkennung der Osteopathie als eigenständiges Berufsbild existiert in Deutschland
nicht. Fragwürdige osteopathische Qualifikationen werden durch eine bestandene Heilpraktikerprüfung legitimiert.
Weit über zwanzig Verbände bieten
Ausbildungen an. Der Bundesverband
Osteopathie (bvo) e.V. und die Deutsche
Gesellschaft für Osteopathische Medizin
(DGOM) e.V zum Beispiel genießen bei
den Kassen einen guten Ruf.
Rücken 37
Gepräch mit
Frans van den Berg,
Physiotherapeut und Manualtherapeut
– Lehrbeauftragter für den Studiengang
Master of Science in Physiotherapie
am Ulmkolleg
– Lehrbeauftragter für den Studiengang
Master of Advanced Studies und Master
of Science (Sports Physiotherapy)
am interfakultären Fachbereich für
Sport- und Bewegungswissenschaften
der Universität Salzburg
Jeder Patient braucht seine eigene individuelle therapie.
„Therapien darf man nicht
wie Kochrezepte anwenden.“
Sie arbeiten als Physiotherapeut und
sind zudem Autor und Herausgeber
der Lehrbuchreihe „Angewandte Physiologie“. Ihr besonderes Fachgebiet
ist die Bindegewebephysiologie. Vor
diesem Hintergrund die Frage: Ist es
empfehlenswert, wenn sich Patienten
mit unspezifischen Rückenschmerzen
mehrgleisig behandeln lassen? Oder
schließen sich zum Beispiel die klassische Krankengymnastik und die Osteopathie einander aus?
Als Gründer und Lehrer der Internationalen Akademie für Osteopathische
und Manuelle Therapie (IAOMT)
(Kursreihe “KPM – Klinisches Patientenmanagement”) ist es mir ein sehr
großes Anliegen Physiotherapeuten
klar zu machen, dass bei den meisten Patienten ein eingleisiges Fahren
meistens dazu verurteilt ist, entweder
keine oder nur kurzfristige Ergebnis38 Rücken
se bei den Patienten zu erzeugen. Die
meisten Patienten haben nicht nur
Probleme bzw. Veränderungen am
Bewegungsapparat sondern auch im
Bereich der innere Organe, des energetischen Systems, des Reflexzonensystems, der Ernährung usw..
Rein schon aus physiologischer
Sicht betrachtet ist es unmöglich, dass
Schmerzen ihre Auswirkungen nur
im Bewegungsapparat zeigen. Sie betreffen den ganzen Menschen und damit alle Regulationssysteme.
Das breite Feld der sanften manuellen
Therapien erfährt durch die Faszienforschung zunehmend Bestätigung.
Hinzu kommen immer wieder neue
physikalische Therapieangebote. Haben Sie eine Empfehlung für Patienten
mit Rückenleiden, wie man sich in der
Fülle der Behandlungsmethoden orientieren kann?
Das Fasziensystem ist wie auch das
Nervensystem ein Kontinuum im
Körper und kann dementsprechend
auch in anderen Körperbereichen
Beschwerden bzw. Veränderungen
erzeugen. Man kann zumeist nicht
davon ausgehen, dass nur da wo Symptome angegeben werden auch die
Ursache der Beschwerden des Patienten liegt.
Was mich gerade im Rahmen der
Faszientherapie zu Zeit entsetzt, ist die
Radikalität mit der zum Teil an diesem empfindlichen Gewebe gearbeitet
wird. Das, was im Rahmen der Fasziendistorsionstherapie (Typaldos) geschieht, ist für mich mit Therapie und
Ethik nicht im Einklang zu bringen.
Für mich ist Schmerz noch immer
etwas, was der Körper dann erzeugt,
wenn im Körper eine Verletzung zu
entstehen droht. Das bedeutet für
mich, Schmerzen mit einer „Therapie“
Rückenspezialisten
zu verursachen und sogar Hämatome zu erzeugen, kann für mich keine
Therapie sein. Es gibt auch keine einzige physiologische Begründung für
das Erzeugen von Schmerzen während einer Therapie. Außer wenn der
Patient Schmerzen während der Therapie als Beweis für die Effektivität
der Behandlung betrachtet.
Deshalb kann ich Patienten nur
empfehlen Therapeuten(innen), die
solche Maßnahmen in ihre Praxis anbieten, zu meiden und Therapeuten
zu suchen, die einfühlsam und respektvoll mit dem Körper des Patienten umgehen. Das ist heutzutage nicht
mehr so einfach, weil immer mehr
Therapeuten nach dem Fasziendistorsionsmodell (Typaldos) arbeiten. Das
liegt daran, dass die Kurse sehr einfach und damit populär sind.
Das grundsätzliche Problem liegt
darin, dass viele Therapeuten auf Kursen gerne fertige Kochrezepte lernen.
Die Beschwerden des Patienten werden dann ohne eigenes Nachdenken
behandelt. So einfach ist aber Therapie nicht. Jeder Patient braucht seine
eigene individuelle Therapie. Also
eine gute, ausführliche Untersuchung
und ein gezieltes Patientenmanagement. Dieses Management beinhaltet
therapeutische Maßnahmen in der
Praxis, ein Heimübungsprogramm,
Informationen über die Ernährung,
und möglicherweise eine Empfehlung
auch an andere Therapeuten; zum
Beispiel Psychotherapeuten bei starken Stress-Phänomenen.
Als Hauptursache von Rückenleiden
wird allgemein der zunehmende Bewegungsmangel verantwortlich gemacht.
Bereits bei Kindern werden gravierende Schwächen der Muskulatur diagnostiziert. Welche Sportausübung ist
nach Ihrer Erfahrung am sinnvollsten,
„Es ist mir ein sehr großes Anliegen, Physiotherapeuten
klar zu machen, dass bei den meisten Patienten ein eingleisiges Fahren meistens dazu verurteilt ist, entweder
keine oder nur kurzfristige Ergebnisse bei den Patienten
zu erzeugen.“
um eine Kräftigung des gesamten Bewegungsapparates zu gewährleisten?
Die Ursache von Rückenleiden liegt
zu einem großen Teil im chronischen
Bewegungsmangel unserer Gesellschaft. Hinzu kommen die extrem
schlechte Ernährung, Übergewicht,
Stress, Elektrosmog, mangelnde Entgiftung des Organismus und schlechte Verdauung.
Sport ist grundsätzlich gut, weil er
das Herz-Kreislaufsystem aktiviert,
Zucker verbrennt, die Organmobilität
optimiert, Stress abbaut, den Bewegungsapparat physiologisch belastet
und das Atemwegesystem trainiert. Es
geht beim Sport nicht nur um Kräftigung. Es geht um Aktivität.
Bodybuilder haben kräftige Muskeln, können aber dennoch Rückenbeschwerden bekommen. Man kann also
nicht pauschal sagen: Menschen mit
starken Muskeln haben keine Rückenbeschwerden. Es geht darum, dass,
wenn man Muskeln kräftigt, nicht nur
die großen Muskeln trainiert sondern
auch die kleinen tiefliegenden Muskeln. Gerade diese sind für die Stabilität in der Wirbelsäule verantwortlich.
Die Sportaktivitäten sollten vielfältig sein, also nicht nur Leistungssport.
Und: Es sollte vor allem Spaß machen.
Ohne Freude wird kein Mensch lange
Sport betreiben. Die Sportausübung
muss generell einfach in den Alltag
integrierbar sein: Spazieren gehen,
(Berg)Wandern, Nordic Walking,
Joggen, Ski-Langlauf, Inline Skating,
Schwimmen, Fitnessübungen. Ausschließliches nur Tennis- oder zum
Beispiel nur Fußballspielen belastet
den Körper auf Dauer zu einseitig.
Hier scheiden sich die Geister:
Fasziendistorsionsmodell
Das Fasziendistorsionsmodell (FDM) ist
eine noch junge Behandlungsform in
der Osteopathie. Aktuell wird das FDM
vorwiegend bei Beschwerden am Bewegungsapparat und zur Schmerztherapie
angewandt. Begründet wurde dieses
Modell von dem verstorbenen amerikanischen Osteopathen und Notfallmediziner Dr. Stephen typaldos. Er hatte
in der Körpersprache seiner Patienten
sich wiederholende typische Hinweise
auf deren Beschwerden erkannt. Daraus
entwickelte er ein Behandlungsmodell.
Neu ist hier somit, dass nicht nach den
Erkenntnissen der Anatomie oder Physiologie behandelt wird, sondern gemäß
der Angaben der Patienten.
typaldos hat hierzu 6 verschiedene Ausdrücke von Beschwerden gefunden und
zu diesen 6 Ausdrücken, die er „Distorsionen“ nannte, die Behandlung entwickelt. Die Behandlung ist manuell, also
mittels spezifischer Handgriffe. Das FDM
erfreut sich in den USA, Japan und Europa einer raschen Verbreitung.
Kritik
in der Osteopathie, in der das FDM in
Deutschland und Österreich oft mit zur
Ausbildung zählt, gibt es viele Kritiker dieser Behandlungsform. Für den Osteopathen spielen das sensible Aufspüren und
die Herstellung von Verbindungen und
deren Zusammenhänge im Organismus
des Patienten die wesentliche Rolle. Kritiker bewerten die Behandlung nach dem
FDM als zu schmerzhaft und zu standardisiert. Der Patient werde demnach in seiner individualität vernachlässigt.
RüCKen 39
Bandscheibenvorfall
Habe ich einen oder h
Rückenschmerzen sind noch lange
kein Bandscheibenvorfall.
Und ein Bandscheibenvorfall macht
noch lange keine Rückenschmerzen.
Unglaublich
Das ergebnis der Jensen-Studie*
Sie waren frei von Rückenschmerzen und ließen
sich im Magnetresonanztomographen (MRt)
die Lendenwirbelsäule untersuchen.
Bei 52% der Personen konnte eine Vorwölbung der
Bandscheibe nachgewiesen werden.
Bei 27% wurde ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert.
1% hatte einen Bandscheibenvorfall, der auf das umliegende Gewebe drückte.
38% hatten Veränderungen nicht nur an einer Bandscheibe.
Nur 33% der untersuchten Personen gaben jedoch an,
manchmal unter Rückenschmerzen zu leiden.
Untersuchungen wie die Jensen-Studie und viele aktuelle Erhebungen
dokumentieren: Viele haben es mit der Bandscheibe und sind
dennoch schmerzfrei.
*M.C. Jensen / USA - 7 / 1994
40 Rücken
Man macht seinen alltäglichen Kram und
plötzlich steht man unter Strom. Heiss,
stechend, ohne Ende. Einfach so. Von einem Moment zum anderen. Hilflosigkeit
und Wut zugleich. Wut darüber, dass der
Mist nicht vorbei geht. Hilflosigkeit, weil
man noch nicht einmal bis zum Handy
kommt, was da nur drei Meter entfernt
in der Fensterbank liegt. Jetzt wäre es gut,
wenn man bei sich selbst ein paar Informationen abrufen könnte. Was könnte
das sein? Wie kriege ich das wieder weg?
Hier die wichtigsten Fakten, wenn der
Rücken streikt.
K Der Vorfall
In der Wirbelsäule sitzen 23 Bandscheiben. Sie arbeiten als Stoßdämpfer zwischen den Wirbelknochen. Jeder dieser Stoßdämpfer hat im Inneren einen
Gallertkern. Ein kleines Gelkissen. Es
besteht zu 90 Prozent aus Flüssigkeit.
Drumherum ein harter aber elastischer
Faserring.
Mit zunehmendem Alter und entsprechendem Verschleiß kann dieser Faserring feine Risse aufweisen. Er verliert
seine Elastizität. Der Gallertkern hat
jetzt die Möglichkeit, sich etwas nach
außen vorzuwölben. Durchbricht er den
Faserring, kommt es zum Bandscheibenvorfall. Der seitliche hintere Anteil
Der Bandscheibenvorfall.
r habe ich nicht?
der Bandscheibe wird stets am stärksten belastet. Das hintere Längsband
ist an dieser Stelle besonders schwach
ausgebildet. Deshalb treten die meisten Bandscheibenvorfälle an dieser
Schwachstelle – hinten und seitlich –
auf. Dringt der Gallertkern dabei in
den Wirbelkanal ein, kann er, muss
aber nicht, auf Nervenwurzeln drücken. Der Schmerz ist dann grandios.
K Bandscheibenvorwölbung
Die Bandscheibenvorwölbung (Potrusion) ist eine durch Druck verursachte Vorwölbung des Faserrings
über den Wirbelkörperrand hinaus.
Aber kein Durchbruch des Faserrings.
Geschätzte 20 bis 30 Prozent
der Bevölkerung erleiden
in ihrem Leben mindestens
intakte
Bandscheibe
einmal eine Bandscheiben-
Wirbelkörper
Bandscheibe
Bandscheibenvorfall
Rückenmark
Beginnende
Protusion
Fortschreitende BandscheibenProtusion
vorfall
Gut zu wissen …
Hexenschuss:
Nach 7 tagen meist verschwunden
Bandscheiben-Vorwölbung:
Kann fast immer mit konservativer
therapie geheilt werden.
Bandscheibenvorfall:
Führt nur in 10 Prozent der Fälle
zur Operation
Rücken 41
Bandscheibenvorfall
vorwölbung; mehrheitlich in der Lendenwirbelsäule. Diese kann schmerzfrei sein aber auch alle schmerzhaften
Folgen eines Vorfalls nach sich ziehen.
Operiert wird in diesen Fällen sehr
selten.
E Das führt zum Bandscheibenvorfall
1. Verschleiß mangels Elastizität und
genereller Abnutzung. Die Wasseraufnahmefähigkeit des Gallertkerns
hat nachgelassen. Die Stoßdämpfer
im Kreuz werden immer mehr belastet. Hoher Druck auf den spröder
gewordenen Faserring führt zum
Durchbruch des Gallertkerns.
2. Typisch für jüngere Jahrgänge:
Übergewicht und falsche Belastungen. Erbliche Faktoren.
Generell gilt: Wer sehr viel sitzt, vor allem im Auto, ist besonders gefährdet.
Die Symptome
Lendenwirbelsäule (LWS)
Druck auf die Nervenwurzeln im
Bereich
der
Lendenwirbelsäule.
Stechender, anhaltender Schmerz,
besonders bei Bewegung. Man
nimmt eine Schonhaltung ein und
verkrampft. Die Rückenmuskulatur (Rückenstrecker) verspannt
und verhärtet sich. Starke Atmung
und Husten verstärken den Kreuzschmerz. Meistens ist die Bandscheibe zwischen dem vierten und fünften
Lendenwirbel oder die Bandscheibe
zwischen dem fünften Lendenwirbel
und dem Steißbein betroffen. Hier
verläuft der Ischiasnerv. Druck auf
den Ischias führt zur Schmerzausstrahlung in Gesäß und / oder Bein.
Kommt es durch einen Vorfall zum
Ausfall von Nervenfunktionen, sind
Taubheitsgefühle (pelziges Gefühl)
oder Kribbeln und eventuelle Lähmungen in Bein und Fuß typisch. In
besonders schweren Fällen fallen die
Funktionen im Unterleib aus. Erste,
oft wirksame Schmerzlinderung: Anwinkeln der Beine um 90° und Hochlagerung.
Halswirbelsäule
Halswirbelsäule (HWS)
Nackenschmerzen und Schmerzen,
die in die Arme, die Hände und auch
den Hinterkopf ausstrahlen können. Kribbeln, Taubheitsgefühle und
manchmal auch Kälteempfindungen
sind möglich.
Brustwirbelsäule
Lendenwirbelsäule
42 Rücken
Brustwirbelsäule (BWS)
Schmerzen entlang der Rippen, in der
Mitte des Rückens, bei Lachen und
Husten, selten Lähmungserscheinungen in den Beinen. Oftmals auch symptomfrei. Nicht selten Zufallsbefund
bei einem MRT oder CT.
Arzt & Diagnose
Nach der Abfrage der typischen
Symptome untersucht der Arzt
den Patienten und tastet, ob womöglich eine Nervenwurzel eingeengt ist. So erhält der Mediziner
einen Hinweis auf die mögliche
Lage des Bandscheibenvorfalls. Sicher feststellen lässt sich ein Bandscheibenvorfall dann durch so genannte bildgebende Verfahren.
Das Röntgenbild der Wirbelsäule zeigt, ob die Wirbelkörper
näher beieinander liegen oder sich
verschoben haben. Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) zeigen
in einem Schnittbild genau an, in
welchem Bereich der Wirbelsäule
ein Bandscheibenvorfall aufgetreten ist und in welche Richtung sich
die Bandscheibe verschoben hat.
Viele Bandscheibenvorfälle verlaufen ohne Beschwerden. Der im
Bild zu sehende Bandscheibenvorfall muss folglich nicht zwingend
die Ursache der Beschwerden sein.
Bandscheibenvorfall
Welche therapie?
Mit einer konservativen Therapie bekommen Arzt und Patient bis zu 90
Prozent aller Bandscheibenvorfälle
sowie die Folgebeschwerden in den
Griff. Dabei setzt man auf diese zwei
Faktoren: Schmerzlinderung und
Ausgleich sowie Stabilisierung der
Rückenmuskulatur.
Konservative Therapie
Schmerzlindernde Medikamente, Lagerung im Stufenbett, Physiotherapie
(Krankengymnastik), Rückenschule.
Wärme regt die Durchblutung in der
Haut an. Sie lockert die verspannte
und versteifte Rückenmuskulatur.
Wärme-Anwendungen: Fango- und
Moorpackungen, Rotlicht sowie auch
Wärmepflaster.
Stufenbettlagerung: Der Patient legt
im Liegen die Beine im rechten Winkel auf einen Würfel oder zum Beispiel auf einen hohen Kissenstapel.
Gezielte manuelle Behandlung: Physiotherapie / Osteopathie / Chiropraktik
Operation
Wenn die konservative Therapie erfolglos bleibt, bei starken, schmerzmittelresistenten Schmerzen, bei Lähmungserscheinungen.
Zeitrahmen
Durch konservative Maßnahmen
sollten sich Bandscheibenprobleme
nach sechs bis acht Wochen deutlich
gebessert haben. Danach kann zum
Beispiel der Aufenthalt in einer Klinik mit multimodaler Schmerztherapie erwogen werden. Siehe Seite 28.
Letzte Maßnahme ist ein operativer Eingriff.
Unsere Wirbelsäule
Die Wirbelsäule (Columna vertebralis) gliedert sich in die Lenden- (LWS),
Brust- (BWS) und Halswirbelsäule (HWS). Sie setzt sich aus den Wirbelkörpern
zusammen, die den Wirbelkanal formen. Durch diesen verläuft das Rückenmark.
Auf Höhe eines jeden Wirbels treten aus dem Rückenmark seitlich Nerven aus, die
bestimmte Körperteile versorgen. Halswirbelsäule: Nerven der Arme, Lendenwirbelsäule:
Nerven der Beine.
Wann passiert der Vorfall?
Lendenwirbelsäulenvorfälle treten am häufigsten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
auf. Die Halswirbelsäule erwischt es meist zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr. Eine
Bandscheibenvorwölbung tritt oft wesentlich früher auf.
Immer das Kreuz!
90 Prozent der Bandscheibenvorfälle sitzen direkt im Kreuz, der Lendenwirbelsäule
(LWS). 10 Prozent der Fälle treffen die Halswirbelsäule (HWS). Sehr selten tritt an anderen
Punkten der Wirbelsäule ein Vorfall auf.
Jede Menge Druck!
Bandscheiben können echt was ab. Wer eine Getränkekiste so richtig falsch anhebt, setzt
die Bandscheiben einem Druck von 23 bar aus. Ihr PKW-Reifen hat zwischen 2 – 3 bar
Druck. Wer schläft, belastet seine Stoßdämpfer mit 1 bar. Lockeres Stehen: 5 bar. Richtig
schön mit Absicht gerade Sitzen: 4 bar. „Normal“ sitzen: 2,7 bar.
Hexenschuss … fast immer harmlos
Wir hüpfen. Wir tanzen. Wir laufen.
Tausende Male im Leben. Und dann
haut es uns so richtig hinten einen
rein. Von Lumbago, Lumbalgie oder
Lumbalsyndrom spricht dann der
Arzt. Unsereiner sagt ganz einfach
Hexenschuss. 60 bis 80 Prozent der
Deutschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben einen Hexenschuss.
Typische Symptome: starke Schmerzen beim Aufrichten aus gebeugter
Haltung. Die Schmerzen kommen
meist nur in bestimmten Stellungen. Die Rückenmuskulatur verspannt sich. Im unteren Rücken
herrscht Schmerzchaos und
man kann sich kaum bewegen. Man denkt: Alarm,
Ba nd scheibenvor fa l l!
Doch das sagt die Medizin: Schmerzhaft, aber
harmlos. Außer man hat Taubheitsgefühle,
Lähmungserscheinungen
und Probleme bei Toilettengängen.
Schmerzmittel und Wärme helfen.
Das passiert
Hexenschuss ist eine akute Kreuzblockade. Ursache sind Einengungen
des Ischiasnervs durch Wirbelkörper
oder verspannte Muskeln. Ganz typisch dann die Schmerzen im Gesäß.
Gründe dafür kann es viele geben:
Eine ruckartige oder ungeschickte
Bewegung beim Tanzen genügt. Eine
Getränkekiste wurde falsch angehoben oder im Schwimmbad fegte ein
kalter Wind.
So lange dauert es
Nach 7 Tagen ist der Schmerz meist
Vergangenheit. Nur selten halten die
Beschwerden länger an.
Rücken 43
Bandscheibenoperation
Unters messer?
minimal-invasive eingriffe sind risikoärmer
High tech
„Auf keinen Fall gehe ich ins Krankenhaus,“ sagt der Eine. „Wenn, dann
richtig,“ sagt der Andere. Ja, nicht jeder hat Angst vor einer Bandscheibenoperation. Weg mit dem Schmerz
und dann nie wieder Probleme, heißt
bei solchen Patienten das Motto. Vor
allem, wenn die konservative Therapie nur langsam anschlägt. Und dann
gibt es da noch die Orthopäden, die
dem Patienten einen operativen Eingriff stets als unvermeidlich darstellen.
Doch ob das wirklich immer der Weisheit letzter Schluss ist?
in Deutschland werden jährlich ca. 140.000
Bandscheibenoperationen durchgeführt.
Laut techniker Krankenkasse sind 4 von 5
Rücken-operationen unnötig.
44 Rücken
Eine Bandscheiben-Operation steht
zur Diskussion, wenn Lähmungen auftreten und sich diese zudem
schnell verschlechtern. Spricht der
Patient überhaupt nicht auf Schmerzmittel an, ist ebenfalls Eile geboten.
Schwere Bandscheibenvorfälle, die
Teile des Unterleibs als taub erscheinen lassen und zur Inkontinenz führen, machen jede Diskussion hinsichtlich einer Operation überflüssig.
Die offene (invasive) Wirbelsäulenchirurgie birgt grundsätzlich mehr
Risiken als die minimal-invasive Technik (Operative Eingriffe ohne größere
Schnitte). Verletzungen der Nervenbahnen können nachhaltige Folgen
Bandscheibenoperation
moderne
operationsmethode
wie zum Beispiel Lähmungen haben.
Als größtes Risiko eines minimal-invasiven Wirbelsäuleneingriffs unter
Vollnarkose gilt die Narkose selbst.
Das passiert
Die Tage und Stunden vor einer Bandscheiben-Operation sind kein Vergnügen. Vor allem die Frage „Was ist, wenn
es schief geht“ steht im Raum. Die minimal-invasive Wirbelsäulenchirurgie
hat jedoch einen derart hohen Entwicklungsstand, dass der Eingriff an
sich heute nicht mehr die Hauptfrage
sein muss. Bedeutender für den Patienten ist, ob die Schmerzen und der
NAcHDeNKeNSWeRt
Manche Patienten wählen bewusst den
bequemen Weg einer Operation. Konservative Therapie setzt dagegen neben der
Akzeptanz von Schmerzen vor allem Disziplin voraus. Eine Disziplin, die sich nach
der Ausheilung auch mit einer Rückenschule oder regelmäßigen allein betriebenen Übungen fortsetzen muss. Nach einer
OP erliegt man leicht dem Trugschluss:
So, das war´s dann, nie wieder Schmerzen. Ein weiterer Faktor für nicht immer
notwendige Bandscheiben-OPs ist laut
Experten die Überzahl an Neurochirurgen
im Ärztemarkt. Bandscheibenoperationen
sind für diese das Hauptbetätigungsfeld.
Laut dem Lübecker Bericht* verzeichnen
85 Prozent der operierten Patienten Eingriffe an den Bandscheiben für sich als
„Erfolg“, 15 Prozent hingegen als „Misserfolg“. Der Bericht schließt mit dem Ergebnis: Auf lange Sicht sind konservative
Behandlungen so erfolgreich wie operative. Operationen führen zu schnellerer
Schmerzfreiheit. Sie haben aber auch ein
höheres Risiko an Komplikationen.
*Studie: Operative Eingriffe an der lumbalen Wirbelsäule bei bandscheibenbedingten Rücken- und Beinschmerzen. Eine Verfahrensbewertung. Institut für
Sozialmedizin Universitätsklinikum Lübeck.
Vorfall nun auch auf Dauer behoben
sind. Siehe auch Seite 46 und 47.
Anästhesie
Die Operation kann je nach Eingriff
unter einer örtlichen Betäubung wie
auch unter Vollnarkose durchgeführt
werden. Hier gelten dann die Gesetzmäßigkeiten wie bei jeder Anästhesie.
Entsprechend wird der Patient zuvor
vom Anästhesisten aufgeklärt und
vom Pflegepersonal vorbereitet. Es ist
üblich, einen Tag vor der Operation
im Krankenhaus zu verbringen. Am
OP-Tag wird natürlich nicht mehr gegessen, es gibt die typische OP-Kleidung und Thrombosestrümpfe.
Voruntersuchungen
Letzte Blutentnahme, aktuelles Röntgenbild oder Magnetresonanztomographie, EKG zur Überprüfung der
Herzkreislaufwerte und Vorgespräch
mit dem Narkosearzt.
Generell gilt, dass ein Eingriff unter
örtlicher Betäubung das Herz-Kreislauf-System und das zu operierende
Gewebe weniger belastet. Meist kann
der Patient in diesem Fall kurze Zeit
später nach Hause gehen. Nach einem
Eingriff unter Vollnarkose wird man
zumeist nach drei bis fünf Tagen aus
der Klinik entlassen. Es folgen meist
ambulante Reha-Maßnahmen durch
physiotherapeutische Praxen.
A minimal-invasive
endoskopische
Bandscheiben-op
Das endoskopische-Verfahren ist das
schonendste Verfahren, um einen
Bandscheibenvorfall minimal-invasiv
zu behandeln.
Ein Endoskop ist ein über einen Computer gesteuertes, flexibles Untersuchungsgerät zur optischen Erkundung
des Körperinnenraums.
Der Zugang des Endoskops erfolgt
durch einen kleinen Hautschnitt direkt
in eine Öffnung, die von Natur aus in
der Wirbelsäule ist. Sie ermöglicht den
Zugang zu jedem Bandscheibenvorfall.
Moderne Endoskope haben einen geringen Durchmesser und zeigen ein
sehr gutes Bild. Die Arbeitskanäle für
die OP-Instrumente sind mit dem Endoskop in nur einem Arbeitsröhrchen
integriert.
Der sehr schonende Eingriff erfordert
nur einen kleinen Einschnitt. So kann
kein Gewebe verletzt werden. Generell
entfernt der Chirurg mit dieser Technik
das vorgefallene Bandscheibengewebe durch Absaugen (Unterdruck), Laser oder Zangen und entlastet damit
die eingeklemmte Nervenwurzel. Am
Ende ist nur die Naht an einem kleinen
Hautschnitt zu sehen.
Minimal-invasive Chirurgie (MIC) bezeichnet operative
Eingriffe mit kleinsten Verletzungen von Haut und
Weichteilen. Die minimal-invasive Wirbelsäulenchirurgie
hat gegenüber invasiven OP-Techniken etliche Vorteile:
Schnellere Wundheilung, kürzere Rehabilitationszeiten und
kleinere Narben. Im Rahmen dieser OP-Technik können Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen (Verengung des Wirbelkanals) und andere
Krankheitsbilder an der Wirbelsäule schonend operiert werden.
Rücken 45
Bandscheibenoperation
Gespräch mit prof. Dr. med. claus carstens
Leitender Arzt Kinderorthopädie und Wirbelsäulendeformitäten,
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Baden-Baden
„Wir können heute
Krankheiten der
Wirbelsäule in einer
Form behandeln, die
früher völlig undenkbar
gewesen wäre.“
Doch am Anfang steht immer das persönliche Gespräch.
Die gängige Medienschelte beim Thema Rückenkrankheiten lautet: Es wird
viel zu viel operiert. Vielleicht sollte
einmal dargelegt werden, bei welchen
Befunden im Rahmen von Rückenleiden auf einen operativen Eingriff generell nicht verzichtet werden kann.
Diese Medienschelte ist so nicht nachvollziehbar. Es ist unstrittig, dass die
Zahl der Wirbelsäulenoperationen
zugenommen hat. Es ist aber ebenso
unstrittig, dass in kaum einem Bereich
der orthopädischen Chirurgie in den
letzten Jahren und Jahrzehnten eine
so rasante Entwicklung von neueren
Operationsverfahren stattgefunden
hat, wie im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie. Wir können heute Krank46 Rücken
heiten der Wirbelsäule in einer Form
behandeln, die früher völlig undenkbar gewesen wäre. Noch vor weniger
als 30 Jahren lag ein Jugendlicher,
der wegen einer Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) operiert wurde,
mindestens 8 Wochen im Krankenhaus – inklusive einer präoperativen
Zugbehandlung durch einen Halo*.
Heute beträgt der stationäre Aufenthalt bei einer solchen Erkrankung
1 Woche. Ältere Patienten mit einer
Wirbelsäulenverkrümmung konnten
meistens überhaupt nicht behandelt
werden. Früher machte man immer
lange Schnitte, die die Muskulatur
stark schädigten, um Schrauben bei
einer Stabilisierungsoperation an die
Wirbelsäule einzubringen. Heute ge-
Interview
nügen ganz wenige und kurze Schnitte, so dass die postoperative Erholung
viel schneller geht. Diese Entwicklung ist für die Patienten segensreich
und führt deshalb verständlicherweise
auch dazu, dass mehr Patienten von
diesen Eingriffen profitieren.
Heute sind auch viele Operationen durchführbar, die früher gar
nicht möglich waren. Fairerweise
muss man allerdings sagen, dass die
meisten Operationen keinen Notfalloperationen sind, sondern elektive
Eingriffe, durch die in der Regel die
Lebensqualität der Patienten deutlich
verbessert wird. Absolut notwendig,
im Sinne von lebensnotwendig, sind
sie jedoch nicht. Die Operationen,
auf die man nicht verzichten kann,
betreffen schwere Wirbelbrüche, Nerven- und Rückenmarksschädigungen
sowie Entzündungen und Tumore.
Dank minimal-invasiver und mikrotherapeutischer Techniken sind insbesondere Bandscheibenerkrankungen
immer schonender zu operieren. Ist
dies vielleicht auch ein wesentlicher
Grund für vermehrte operative Eingriffe?
In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind nicht nur minimal – invasive
und mikrotherapeutische Techniken
entwickelt worden, sondern auch eine
Vielzahl von weiteren Neuerungen,
mit denen bestimmte Erkrankungen
einfach besser behandelt werden können. Ich denke hier beispielsweise an
die Zementverstärkung von Wirbeln,
die aufgrund von Knochenentkalkungen (Osteoporose) gebrochen sind.
Die klinischen Ergebnisse mit diesem
Verfahren zeigen eindeutig, dass die
Patienten hiermit schneller schmerzfrei sind und zügig wieder zur alten
Selbstständigkeit zurückfinden. Hin-
zu kommt, dass durch moderne Narkoseverfahren solche Patienten auch
risikoloser operiert werden können.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, sagt ein Sprichwort. Die Barmer
GEK offeriert ihren Mitgliedern bereits „Zweitmeinungstermine“ bei Rückenspezialisten. Als Ergebnis dieser
Termine wird dann des öfteren von einer zuvor empfohlenen Operation abgeraten. Doch wer weiß, welche Empfehlung eine „Drittmeinung“ ergeben
hätte. Wer hat den Schlüssel zum richtigen Umgang mit dem Thema operative Therapie?
Es ist verständlich und nachvollziehbar, wenn Patienten vor einem im
wahrsten Sinne einschneidenden Ereignis wie einer Operation eine zweite
Meinung einholen. Denn in der Regel
handelt es sich hier nicht um Notfälle, sondern um Erkrankungen, die
keiner akuten Behandlung bedürfen.
Insofern besteht auch die Zeit dazu,
einen anderen Fachkollegen zu befragen. Zwei Gesichtspunkte sind jedoch
zu beachten:
– Eine fundierte Zweitmeinung kann
nur auf Grundlage eines persönlichen
Gespräches und einer klinischen Untersuchung gebildet werden. Zweitmeinungen, die nur nach Durchsicht
von Arztbriefen und Röntgenbildern
etc. abgegeben werden, sind nicht geeignet, um Patienten in ihrer ganzen
Persönlichkeit und Komplexität zu
beurteilen.
– Es gibt nicht nur Drittmeinungen,
manche Patienten holen sich unter
Umständen eine vierte, fünfte oder
gar sechste Meinung ein. Meine Erfahrung ist, dass ein solches Verhalten
in der Regel nicht weiter führt, son-
„Es ist verständlich und
nachvollziehbar, wenn Patienten vor einem im wahrsten Sinne einschneidenden
Ereignis wie einer Operation
eine zweite Meinung einholen. Denn in der Regel
handelt es sich hier nicht
um Notfälle, sondern um Erkrankungen, die keiner akuten Behandlung bedürfen.
Insofern besteht auch die
Zeit dazu, einen anderen
Fachkollegen zu befragen.“
dern eher zur Verwirrung beiträgt.
Meine Empfehlung ist, dass man sich
allerspätestens nach der dritten Konsultation für den Arzt seines Vertrauens entscheidet.
Orthopädie-Patienten erhalten oft als
Diagnose „Verschleiß der Bandscheiben“. Doch was heißt das eigentlich genau? Und kann dieser Verschleiß auch
bereits bei Kindern zutreffen?
Die Bandscheibe besteht zum größten
Teil aus Wasser. Ihre Funktion besteht
darin, die Bewegungen zwischen den
einzelnen Wirbelkörpern zu dämpfen
und den Druck gleichmäßig auf die
umgebenden Strukturen zu verteilen. Im Laufe des Lebens wird durch
normale Alterungsvorgänge der Wassergehalt geringer mit der Folge, dass
die Höhe der Bandscheibenfächer abnimmt und sich die Druckverteilung
ändert. Dies wiederum führt zu Verknöcherungen, die je nach Lage auch
auf die Nerven oder das Rückenmark
drücken können. Diesen eigentlich
physiologischen Vorgang bezeichnet
man als Verschleiß. Wann dieser Vorgang anfängt, in welchen Abschnitten
Rücken 47
Bandscheibenoperation
der Wirbelsäule der Verschleiß auftritt und zu welchen klinischen Beschwerden dies führt, ist individuell
höchst unterschiedlich. Einflussfaktoren sind nicht nur das Alter, sondern beispielsweise auch eine genetische Disposition oder eine berufliche
Belastung.
Aus diesen Überlegungen folgt,
dass Kinder normalerweise von einem Bandscheibenverschleiß nicht
betroffen sind. Allerdings können Erkrankungen, die im Kindesalter auftreten, wie zum Beispiel die Skoliose
oder das Wirbelgleiten, in höherem
Alter vermehrt zu einem Bandscheibenverschleiß führen, wenn diese
Erkrankungen in der Jugend nicht
rechtzeitig oder nicht ausreichend behandelt werden.
Mittels der so genannten bildgebenden
Verfahren wie zum Beispiel dem Röntgen und der Magnetresonanztomographie lassen sich bei Rückenschmerzen
häufig keine Befunde ableiten. Wie
werden für eine operative Therapie
dennoch sichere Befunde gewonnen?
Die Diagnostik, die zur Operationsentscheidung führt, kann sich in
keinem Fall ausschließlich auf Röntgenbilder oder eine kernspintomographische Untersuchung stützen. Am
Anfang steht immer das persönliche
Gespräch mit dem Patienten, die so
genannte Anamneseerhebung, gefolgt
von einer subtilen klinischen Untersuchung. Aus dieser Untersuchung ergeben sich Hinweise, wo welche bildgebenden Verfahren anzuwenden sind.
Nur in einem Teil der Fälle ist dann
auch klar, wodurch die Beschwerden
verursacht werden und wie dem abzuhelfen ist. In vielen Fällen sind weitere
diagnostische Maßnahmen erforderlich. Dies können beispielsweise Un48 Rücken
tersuchungen mit Kontrastmittel sein
oder eine vorübergehende Ausschaltung der schmerzhaften Bereiche mit
einem örtlichen Betäubungsmittel.
Ist der Patientenwunsch nach Wiederherstellung der alten Funktion und
zugleich völliger Schmerzfreiheit durch
eine Operation überhaupt generell zu
erfüllen?
Wir leben in einem Zeitalter, in dem
Mobilität gefördert und gefordert
wird. Auch sind die Ansprüche der
Patienten nach vollständiger Wiederherstellung der alten Funktion und
der völligen Schmerzfreiheit stark
gestiegen. Diesen Ansprüchen können wir nicht immer gerecht werden.
Natürlich sollte der Patient beispielsweise nach einer wohl abgewogenen
Entscheidung zur Operation und
sorgfältig durchgeführten Bandscheibenoperation beschwerdefrei sein.
Aber der Bandscheibenvorfall ist eine
Erkrankung, die nachhaltig die Funktionsfähigkeit des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes beeinträchtigt.
Dies kann dann im Laufe der Jahre
zu einem vorzeitigen Bandscheibenverschleiß und hieraus resultierenden
Beschwerden führen.
Auch gibt es – insbesondere bei
älteren Menschen – manchmal so
starke Veränderungen in allen Wirbelsäulenabschnitten, dass durch eine Operation nur der größte Teil der
Beschwerden gelindert werden kann.
Eine vollständige Beschwerdefreiheit
ist jedoch nicht erreichbar. Dies muss
man als Operateur auch sehr sorgfältig vor der Operation mit dem Patienten besprechen, damit hinterher keine
Unzufriedenheit mit dem Operationsergebnis besteht.
*Haltepunkt zur Stabilisierung und Streckung der
Wirbelsäule
ANoAKliniken
Ein Gewinn für
Rückenpatienten
ANOA, das ist die Arbeitsgemeinschaft nicht operativer orthopädischer Akut-Kliniken. Dieser
Verbund von Krankenhäusern
hat sich auf akute und chronische
Erkrankungen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei ist ein
breites Spektrum von Schmerzerkrankungen mit eingeschlossen.
Ganzheitliche Behandlung
In den ANOA-Kliniken arbeitet
für den Rückenpatienten stets ein
Team aus Ärzten, Psychologen
und Therapeuten. Sanfte Methoden, wie zum Beispiel osteopathische und naturheilkundliche Verfahren, fließen in die Behandlung
mit ein. Der Behandlungsansatz
berücksichtigt zudem auch die
möglichen seelischen Ursachen
eines Rückenleidens.
„Rücken“-Leser finden hier eine
Übersicht aller ANOA-Kliniken.
„Jede Behandlung sollte auf einer
umfangreichen und interdisziplinären Diagnose basieren. Patienten
mit chronischen Rückenschmerzen
sollte ein Team aus Orthopäden
und Unfallchirurgen, Neurologen,
Psychologen und Physiotherapeuten zur Verfügung stehen.“
Matthias Psczolla,
Chefarzt und Geschäftsführer
der ANOA-Loreley-Kliniken,
Oberwesel.
Kliniken
Sana Kliniken Sommerfeld
Dr. Wolfram Seidel
16766 Kremmen
Tel.: 033055 5-0
www.sana-hu.de
mediclin Klinikum Soltau
Dr. Lutz Reuter
29614 Soltau
Tel. 05191/ 800-210
www.mediclin.de/klinikum-soltau
Kreiskrankenhaus Jugenheim
Dr. Hanns-Edgar Hoffart
64342 Seeheim-Jugenheim
Tel.: 06257 508-551
www.kreiskliniken-darmstadt-dieburg.de
Loreley Kliniken
Dr. Matthias Psczolla
55430 Oberwesel
Tel.: 067447120
www.loreley-kliniken.de
Klinikum Landau-SÜW
Dr. Hans-Christian Hogrefe
76887 Bad Bergzabern
Tel.: 0 63 43 / 950 – 33 01
www.klinikum-ld-suew.de
Simssee Klinik
Dr. Holger Dittmann
83053 Bad Endorf
Tel.: 08053 200-550
www.simssee-klinik.de
Klinik für manuelle therapie
Dr. Kai Niemier
59071 Hamm
Tel.: 02381 986-0
www.kmt-hamm.de
Klinikum Nürnberg
Dr. Susanne Schwarzkopf 90471 Nürnberg
Tel: 0911 398-2206
www.klinikum-nuernberg.de
Agaplesion markus Krankenhaus
Prof. Dr. Stefan Rehart
60431 Frankfurt a. M.
Tel: 069 9533-2540
www.markus-krankenhaus.de
marienhausklinik St. Josef
Dr. Jan Holger Holtschmit
66679 Losheim am See
Tel.: 06872 903-2500
www.marienhauskliniken.de
Krankenhaus Lahnhöhe
Dr. J. Henning
56112 Lahnstein
Tel.: 02621/915-568
www.klinik-lahnhoehe.de
DRK Schmerzzentrum mainz
Prof. Dr. Raimund Casser
55131 Mainz
Tel.: 06131/988-501
www.drk-schmerz-zentrum.de
DRK-elisabeth-Krankenhaus
Christian Lang
55765 Birkenfeld
Tel.: 06782 / 181350
www.el-stift.de
Rommel Klinik Wildbad
Dr. Georg Jäger
75323 Bad Wildbad
Tel.: 07081/ 171159
www.rommel-klinik.de
St. Bernhard Hospital
Dr. Florian Danckwerth
47475 Kamp-Lintfort
Tel.: 02842/70-8405
www.st-bernhard-hospital.de
St.-Vincentius-Krankenhaus Speyer
67346 Speyer
Tel.: 06232/133-226
www.vincentius-speyer.de
St. elisabeth-Krankenhaus
Dr. med. Viktor Schuppe
66976 Rodalben
Tel.: 06331/251-280
www.krankenhaus-rodalben.de
marienkrankenhaus Flörsheim
Dr. D. Nischwitz
65439 Flörsheim
Tel.: 06145 504-0
www.marienkrankenhaus-floersheim.de
m&i-Fachklinik enzensberg
Dr. Christian Kranemann
87629 Hopfen am See
Tel.: 08362 12-2215
www.fachklinik-enzensberg.de
Sportklinik Hellersen
Dr. Stefan Nolte
Paulmannshöher Str. 17
58515 Lüdenscheid
Telefon: 02351 945-2251
Telefax: 02351 945-225
www.sportklinik-hellersen.de/
Kliniken Dr. erler
Dr. Marion Kübrich
90429 Nürnberg
Tel.: 0911-2728-460
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Klinikum Bad Bramstedt
Markus Jungbluth
Oskar-Alexander-Str. 26
24576 Bad Bramstedt
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m&i-Fachklinik Herzogenaurach
Prof. Bernd Kladny
In der Reuth 1
91074 Herzogenaurach
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RÜcKeN 49
Rückenschmerzen & Seele
ich kann
bei ihnen
nichts
feststellen!
50 RÜcKeN
„Die Wirbelsäule ist okay,“ sagt der Arzt.
Doch was ist mit Ihrem Arbeits-Stress …
Und Marianne Krugemann ärgert sich wieder einmal schwarz. Seit Monaten
ist da etwas mit dem Rücken. Am ersten Tag war es nur ein Piekser. Und heute:
Wahre Stromschläge, einfach mal so zwischendurch. Es zieht den Rücken rauf
und runter. Sitzt mal links, sitzt mal rechts. Dazu Kopfschmerzen, morgens
schon. Aushalten kann man das, arbeiten kann man auch, aber wie lange noch?
Und der Arzt findet nix. Es gab Massagen, es gab Fango. Am Ende hat die Kasse
sogar eine Tomographie bezahlt: Nix zu sehen. Ich bin doch nicht blöde, verteidigt sich Frau Krugemann vor ihren Arbeitskollegen. Doch was hilft das schon?
Bei gut 80 Prozent aller chronischen Rückenschmerzpatienten
wurden depressive Symptome
festgestellt. 20 Prozent sind
nachweislich depressiv. Sicher
ist: Rückenschmerzen können
Ausdruck einer Depression sein.
Chronische Schmerzen können
zu Depressionen führen. Der
Bericht 2013 der deutschen
Psychotherapeutenkammer
gibt hierzu deutliche Hinweise.
Mit viel Anlauf und auch innerem Wi- alltäglichen Miteinander immer wie- psychotherapie als Hilfe
derstand gab es dann einen vom Arzt der zu spüren vermeint. Was dann Nun, da Bandscheiben und Wirbel
verordneten Besuch in einer psycho- schon zwei Leiden sind: Minderwer- vergleichsweise besser aussehen und
therapeutischen Praxis. Eine moder- tigkeitskomplex und der daraus resul- harte körperliche Arbeit weiterhin auf
dem Rückzug ist, ist „Rücken“ plötzne, attraktive Frau, bisschen zu doll tierende tägliche Stress.
lich ein Riesenthema.
geschminkt, dachte Frau Krugemann
Wo sonst, als in der seelischen Verfür sich, als sie dann der Psychothera- Stress am Arbeitsplatz
peutin gegenüber saß. Was soll die mit Offenkundig ist, dass je weniger man fassung der Menschen kann da noch
mir anfangen? Einige Sitzungen spä- sich an seinem Arbeitsplatz wohl geforscht werden. Neben dem Faktor
ter war man schon weiter. Was soll die fühlt, desto größer ist die Chance an Bewegungsmangel wird daher die
fortwährende
mit mir anfanseelische Angen? Das war
Wir kämpfen nicht mehr täglich um das nackte Überleben.
spannung vienicht nur so
ler Menschen
ein Gedanke
Wir sind bestens ernährt. Wir frieren nicht. Wir haben Maschinen
als Auslöser
gewesen, das
für alle schweren Arbeiten. Wir haben tausend Formen entspannter
war ein Teil
für Rückenleides GesamtFreizeitgestaltung. Aber die Seele leidet. Das Volk hat „Rücken“. den diagnosbildes, welches
tiziert. Zudem
die WissenFrau Krugemann von sich hatte. Auf gut deutsch: Rückenschmerzen zu leiden. Und da schaft weiß: Wer Dauerstress hat, hat
Ein Minderwertigkeitskomplex hatte wir täglich neu hören, dass über ein oft einen hohen Muskeltonus, sprich
sie klein gehalten. So klein, dass am Drittel der Bevölkerung sich von sei- Spannung in der Lendenwirbelsäule.
Der Begriff vom ganzheitlichen
Ende der gesamte Rücken verspannt ner Arbeit überfordert fühlt und Stress
war, immer wieder. Weil so ein Kom- am Arbeitsplatz spürt, kann es nicht bio-psycho-sozialen Ansatz bei der
plex sich im Körper abarbeitet. Bei überraschen, dass Rückenleiden als Bekämpfung chronischer Rückenbedem einem im Magen, dem anderen Volkskrankheit Nummer eins bewer- schwerden hat daher vollste Berechtiin der Stimme, bein Frau Krugemann tet werden. Alle Untersuchungen zei- gung. Siehe hierzu auch Seite 6.
im Rücken. Kern des Komplexes: Sie gen deutlichst: Menschen, die früher
Kein Wunder also, dass heute in
war an ihrem Arbeitsplatz die einzige lebten, hatten oft eine verheerende Ab- vielen Rückenkliniken das Wort der
Mitarbeiterin mit einem Hauptschul- nutzung der Lendenwirbel. Weit mehr Psychotherapeuten gleichberechtigt
abschluss und ohne einen Lebensge- als heutige Generationen. Dennoch neben dem der Ärzte steht. Vorfährten. Zwei Faktoren, die der eine hatten unsere Großeltern weitaus we- bildlich agiert hier der Verbund der
locker wegsteckt und ein anderer im niger Probleme mit dem Rücken.
ANOA-Kliniken.
Rücken 51
Rückenschmerzen & Seele
Optimist
trotz Rückenschmerzen
Kennen Sie Optimisten? Mögen Sie
die? Diese Lebensauffassung, in der
die Welt stets von der besten Seite betrachtet wird? Kann man eigentlich
etwas gegen eine zuversichtliche, lebensbejahende Stimmung haben? Ja,
meist dann, wenn es einem selbst dreckig geht. Und bei Rückenschmerzen
ist das der Fall.
Doch nun kommt es darauf an: Pessimisten geben sich selbst die Schuld
für unangenehme Ereignisse. Ganz
nach dem Motto: Das musste ja so
kommen. Andere sumpfen rum und
haben nie was. Ich gehe einmal aus
und kriege einen Hexenschuss.
Schmerz & Selbstmitleid
Merken Sie was? Geht es bei dieser
Sichtweise nicht eher um Selbstmitleid? Selbstmitleid auf der Basis eines schwachen Selbstwertgefühls?
Ein waschechter Optimist würde die
Sache ganz anders betrachten. Wer
weiß, wozu dieser Hexenschuss gut
ist. Und wenn die Frau, die ich an diesem Abend kennen gelernt habe, echt
„Ein Pessimist ist ein
Mensch, der sich über
schlechte Erfahrungen
freut, weil sie ihm recht
geben.“ Heinz Rühmann
52 Rücken
nett ist, dann besucht Sie
mich wegen meines Hexenschusses. Außerdem
habe ich jetzt den ganzen
Tag Zeit, um zu telefonieren und mich mal so
richtig selbst zu verwöhnen.
Energie: Auch für
Versuch Nr. 15
Reicht so eine optimistische
Einstellung auch für einen
chronisch Rückenkranken?
Ja, erst recht! Als chronisch Rückenkranker haben Sie zwei Möglichkeiten: Im Schmerz verkriechen oder
solange suchen, bis eine Lösung gefunden ist. Der Optimist glaubt an
eine Lösung und wird daher einhundertmal eher von seinen Schmerzen
befreit sein, als derjenige, der sich
aufgibt.
Ein Blick in die Fall-Liste chronischer Rückenschmerzpatienten zeigt:
Viele fanden nach Irrwegen ihren
Weg aus dem Schmerz. Warum? Weil
sie sich ein gutes Ende ihrer Odyssèe
vorstellen konnten. Und dieser Optimismus setzte Energie frei. Die Energie für neue Besuche bei möglichen
medizinischen und anderen Helfern
in der Not. Optimisten können übrigens besser mit Stress umgehen und
sind in der Regel auch gesünder als
Pessimisten.
Wer positiv denkt, erzeugt eine
konstruktive und optimistische
Grundhaltung. Damit gewinnt
man mehr Lebensqualität und
vor allem die Energie, die man
dringend benötigt, um Widerstände zu überwinden.
Pessimisten sehen Fehlschläge, die
sie in einem bestimmten Bereich ihres
Lebens erleiden, als verbindlich für
alle Erfahrungen ihres Lebens an.
Optimisten sagen sich: Hier, bei A habe ich Pech gehabt, doch was hat das
mit B zu tun?
Viele Studien beweisen: Negative Erwartungen an eine Schmerz-Therapie
beeinflussen deren Erfolg!
Aktuell
Kostenlos: Schlankheitsmittel Vitamin D
Akku leer im Winter? Oft eine Folge von Vitamin-D-Mangel!
Vitamin D ist eines unserer wirkungsvollsten und vielseitigsten Vitamine. Es stärkt die Abwehr gegen Krebs, Herzinfarkt, Diabetes,
Virusgrippen und Depressionen, sorgt für Knochenhärte und kurbelt
die Fettverbrennung an. Dafür muss man jedoch zwei, drei Tage in der
Woche für 15 bis 30 Minuten aus dem Haus gehen und der Sonne
ein Stück Haut zeigen. Das reicht, um einem Vitamin-D-Mangel
vorzubeugen. Übrigens: Sechs von 10 Deutschen leiden
unter Vitamin-D-Mangel. Eine europäische Studie errechnete bei besserer Vitamin-D-Versorgung Milliardenersparnisse für die Gesundheitssysteme.
Positiver Nebeneffekt
Kanadische Forscher fanden hohe Fetteinlagerungen in den Muskeln junger Frauen, wenn ihr
Vitamin-D-Spiegel niedrig war. Vitamin D ist also
wahrscheinlich auch ein natürliches Schlankheitsmittel! Unser Körper produziert es kostenlos, wenn wir
uns draußen bewegen.
Doppelt so hoch:
Übergewicht contra Bandscheiben
Ein hoher BMI* geht mit ausgeprägtem Bandscheibenverschleiß einher.
Vor allem das Endstadium der Degeneration, wenn die Bandscheibe so
stark abgenutzt ist, dass die Wirbelzwischenräume stark verengt sind,
betrifft Fettleibige. Generell sind
Rückenleiden bei stark übergewichtigen Menschen doppelt so hoch
vertreten wie bei normalgewichtigen. Untersucht wurde eine Gruppe
von 2599 Männer und Frauen. Das
Durchschnittsalter der Teilnehmer
betrug 42 Jahre.
*Body-Mass-Index. Hier wird das
Körpergewicht in Beziehung zur
Körpergröße gesetzt.
Was schreibt mein Arzt über mich?
Befund einsenden und kostenfrei übersetzen lassen
Hier können Sie sich Ihren ärztlichen
Befund leicht verständlich und kostenfrei übersetzen lassen. Bitte beachten: Ihre Einsendung darf nur einen
Befund umfassen, der einen Umfang
von maximal zwei DIN-A4-Seiten
hat. Zum „Übersetzer-Team“ zählen
Medizinstudenten ab dem 8. Fachse-
mester und Ärzte. Für sie ist die Übersetzung von Befunden ein hilfreiches
Training und Motivation für die alltägliche Arbeit mit Patienten. Alle 500
Mediziner arbeiten ehrenamtlich. Es
darf jedoch gespendet werden.
Rückenpatienten, die es genau wissen
wollen, gehen auf www.washabich.de
Barfuss-Schuh: FiveFingers
Vibram sorgt mit seiner Eigenentwicklung, dem FiveFingers, für Aufsehen. Der Fußhandschuh ermöglicht
individuelle Bewegungsfreiheit. Die absolut flexible Vibram®-Sohle gewährleistet optimalen Grip, Leistungsund Widerstandsfähigkeit, aber auch die korrekte Arbeitsweise aller Muskeln. Die Zehen passen sich dem
Boden an und nehmen diesen wahr. Achtung: weil wir
es nicht gewöhnt sind, barfuß zu laufen, wirken hier stärkere Kräfte auf den Fuß und auf die Achillessehne. Also:
langsam angehen lassen! www.vibram-fivefingers.de
Es hilft! Positives Denken
gegen Rückenleiden
Tabletten und Physiotherapie sind
eine Möglichkeit. Optimismus
kann eine weitere Waffe gegen den
Schmerz sein. Eine Studiengruppe in Neuseeland machte ein halbes Jahr lang die gleichen Rückenübungen. Die Versuchspersonen
mit einer negativen Einstellung zu
ihrer Arbeit und ihrem Leben entwickelten doppelt so oft chronische Rückenschmerzen. Auch eine
englische Studie aus 2011 dokumentiert, dass Patienten, die neben
Physiotherapie, Osteopathie oder
Akupunktur gezielt mit positivem
Denken arbeiteten, sich doppelt so
gut wie eine Vergleichsgruppe vom
Schmerz befreien konnten.
Rücken 53
Für unseren Rücken gut zu Fuß
Passt nicht!
Sie: Hauptsache schön.
Er: Herrenschuhe für das
Büro, hart wie Bretter.
Dazu zwei Hände, die stundenlang tipp, tipp machen.
Wie langweilig. Da muss der
Bewegungsapparat ja an
Unterforderung verkümmern,
während sich der Verdauungsapparat Kalorie auf Kalorie
einverleibt und Jahr für Jahr
weiter auswölbt. Und Beule
vorne heißt dann manchmal
auch Beule hinten, nämlich
Bandscheibenvorfall.
Falsche Schuhe sind normal.
Haltungsschäden durch falsche Schuhe auch.
54 RÜckEN
W
ir halten fest: Barfuß gehen
auf natürlichen Böden ist sooo
gesund. Zum Beipiel im Urlaub am
Sandstrand oder auf pieksigen Nadelwaldwegen. Schön! Da machen
die Füße alles, wozu sie der Herrgott
gebaut hat: Greifen, rollen, drehen,
auf den Spitzen stehen. Und sie sind
enorm flexibel und zugleich sensibel,
unsere Füße. Einfach fantastisch. Was
da alles drinsteckt: Die Sohlen für
eine hübsche Fußreflexzohnen-Massage, der Spann für einen fulminanten Torschuss, die Achillessehne als
dickste und stärkste Sehne des Menschen und, und, und.
Fuß-Statistik
• Inhalt: 26 Knochen, 32 Muskeln
plus Sehnen und 107 Bänder.
• Leistung: Sie tragen uns im Leben
durchschnittlich 130.000 Kilometer –
dreimal um die Erde!
• Kontakte: In der Fußsohle enden mehr als
72.000 Nervenbahnen. Sie sind direkt mit
dem Gehirn verlinkt.
• Das Körpergewicht wird von der Fußsohle
zu unterschiedlichen Anteilen getragen:
Fußballen 40%, Ferse 33%, Großzehe 5%,
Fußaußenrand 15%, weitere Zehen 7%.
Wer seinen Verstand einschaltet, versteht, dass Schuhwerk generell und falsches Schuhwerk erst recht nicht das
Wahre für unsere so lebendigen Füße
ist. Ungefedertes Stoßen, stauchen,
stoppen – da sagt die Wirbelsäule no!
Und dazu all das, was der Mensch sich
so an Unsinn auf seine Füße zieht. Der
reinste Schwachsinn aus rein gesundheitlicher Betrachtung. Schuhe werden mehrheitlich nach Status, Design
und Niedrigpreiskriterien gekauft.
80
Prozent der Deutschen vernachlässigen
ihre Füße und strapazieren sie mit Modellen,
die nicht ihren Maßen entsprechen.
Bundesverband der Deutschen Schuhindustrie
(HDS), Deutsches Schuhinstitut (DSI)
Einen guten Schuh merkt man einfach nicht. Basta!
Er soll erstmal nur passen und nicht
aussehen. Das individuelle Abrollverhalten in der Gehbewegung muss
stimmen. Daher darf die Sohle kein
Brett sein. In der Ferse muss echter
Halt sitzen. Das Material muss zwingend atmungsaktiv sein. Wer mag
schon heiße Füße, schwitzende Füße,
erschöpfte Füße. Einen guten Schuh
merkt man einfach nicht. Basta!
Aktivschuhe
Aktivschuhe setzen Reize für den
Bewegungsapparat. Einige aktivieren den Muskelaufbau, andere setzen
auf Dämpfung und Gelenkschonung.
Nur Fragen und Probieren hilft hier
weiter. Rücken und Gelenke haben
ihre helle Freude an einem körpergewichtsabhängigen Dämpfungssystem
im Schuh. Fragen Sie also nach Aktivschuhen.
Kinderschuhe
Kinderschuhe müssen Wachstum
und die natürliche Entwicklung des
Kinderfußes zulassen. Haltungsschäden in jungen Jahren? Da kann man
doch wirklich vorbeugen!
Orthopäde und Physiotherapeut
helfen bei Fußbroblemen. Zu empfehlen ist die regelmäßige Kontrolle
der Statik und Dynamik der Füße, im
Abstand von drei Monaten.
Dazu kommt, auch für jeden Erwachsenen sinnvoll, die Bewegungsanalyse auf dem Laufband. Es gibt
übrigens nicht „die Kindereinlage“.
Die ärztliche Diagnose entscheidet
hier und nicht das Schuhgeschäft.
Hohe Absätze contra Knie- Hüftund Wirbelgelenke
Unsere Gelenke haben eine logischnatürliche Position im Körper. Sie basiert auf der normalen anatomischen
Stellung unserer Füße. Hohe Absätze
modellieren die Körperhaltung um.
Jedes Jahr ein Stück mehr. Am Ende
stehen Gelenkschäden und Rückenschmerzen. Wadenmuskulatur und
Achillessehne sind verkürzt.
Highheels mit Plateau
Die Fußsohle ist unser Signalgeber:
Fußstellung, Bewegungsrhythmus und
Geschwindigkeit werden dem Gehirn gemeldet. Pausenlos. Das Plateau
schaltet diese Informationen aus. Kein
Wunder, dass gerade auf Plateausohlen mehr gestolpert und gestürzt wird.
„Erst mal raus aus
diesen Schuhen!“
Warum nur? War man wieder
mal zu eitel, vernünftige Schuhe einzukaufen? Zu hart, zu eng,
zu kurz, zu weit, zu lang, zu hohe Absätze, porenfreies Material,
steife Sohle, abschnürende Reißverschlüsse und Bänder: Was für
eine überflüssige Tortur. Die Folgen: Sehnenverkürzungen, wundlaufen, Blasen, Druckschmerzen,
Deformationen, Hautleiden, Erschöpfung am Arbeitsplatz aber
auch beim Theaterbesuch. Und
das seit „ewigen Zeiten“. Weil der
Mode-Faktor den Kauf bestimmt.
Rücken 55
Rückengesund schlafen
Du immer mit
Deiner Matratze!
Gesunder Schlaf & und
rückengerechtes Bettsystem.
Millionen Bürger schlafen schlecht.
Übermüdung und Rückenschmerzen am Morgen sind typisch. Laut
Experten betragen die jährlichen
Folgekosten
übermüdungsbedingter Unfälle in Deutschland 10
Milliarden Euro. Die Wahl der individuell passenden Matratze, des
richtigen Kissens und einer anspruchsvollen Unterfederung haben auch vor diesem Hintergrund
ihre Bedeutung.
Du liegst falsch. Das Kissen taugt nichts. Wir brauchen dringend eine
neue Matratze. Das sagt meist die Ehefrau. Männer kümmert es kaum,
wie sie liegen. Und das ist ein Fehler. Immerhin verbringt man gut
ein Drittel seines Lebens im Bett.
56 RÜckEN
zu weich
Hart …
zu hart
Eine richtig harte Matratze soll es sein. Die ist gesund. Denkt
man so. Und das ist der erste Irrtum.Eine sehr harte Matratze
gibt nicht oder kaum nach. Sie kann sich der Wirbelsäule nicht
anpassen. So entstehen beim Liegen Freiräume im Lendenwirbelbereich. Hier wird die Wirbelsäule dann nicht ausreichend
gestützt. Die Rückenmuskeln
müssen die Haltearbeit folglich
auch im Schlaf übernehmen.
Verspannungen sind möglich.
Wie sollen sich die RückenmusSehr weiche Matratzen sind ebenfalls nicht rückenschonend. Wie
keln da im Schlaf erholen?
soll ein Pudding die Wirbelsäule stützen? Die mehrheitlich beste
Matratze für den Rücken hat einen mittleren Härtegrad. Sie gibt
so nach, dass in jeder Liegeposition die Wirbelsäule gestützt wird.
Probeliegen ist somit kein Gag der Matratzenwerbung. Bevor die
teils über 1000,- Euro für eine Top-Matratze ausgegeben werden,
macht so ein Liegetest schon Sinn. Man bedenke, je nach Körpergewicht geben Matratzen unterschiedlich nach.
optimal
… oder weich?
Matratzentypen: Qualitätsunterschiede
Es gibt nicht die eine Top-Matratze.
Jeder Hersteller hat diverse Qualitäten im Angebot! Faktoren wie
Raumgewicht (RG), Anzahl der Federn (Taschenfederkern und Federkern), Härtegrad, Punktelastizität
und zum Beispiel Höhe der Matratze wollen beachtet sein. Diese Fachbegriffe erklären wir Ihnen auf der
nächsten Seite in der Rubik Details.
und Anpassungsfähigkeit als Federkern-Matratze.
v Federkern-Matratze
Einfacher, meist preiswerter Matratzen-Typ. Geringe Anpassungsfähigkeit und Punktelastizität.
v Kaltschaum-Matratze
Breites Qualitätsspektrum. Oft Bauernfängerei mit hohen Preisnachlässen für minderwertige Ware! Kaltschaum ist ein dem Naturprodukt
Latex nachempfundenes Material.
Hier zählt das Raumgewicht. Mit
steigendem Raumgewicht wächst die
Qualität des Liegeverhaltens. Kaltschaum-Matratzen sind dank der
hohen Rücksprungelastizität für alle
Schlaftypen interessant..
v Taschenfederkern-Matratze
Hier sind die Federn in Stofftaschen
vernäht. Das Verrutschen der einzelnen Federn soll so verhindert
werden. Bessere Punktelastizität
v Viscoelastische Matratze
Sehr hohe Anpassungsfähigkeit und
Punktelastizität. Wo der Körper auf
der Matratze aufliegt, gibt sie nach
und passt sich perfekt an. Rücksprung-
elastizität etwas geringer als bei
Kaltschaum. Hervorragendes Liegegefühl, so wie bei erstklassigen Kaltschaum-Matratzen.
v Latex-Matratze
Das Naturprodukt Latex ist nicht
preiswert. Die Matratzen sind zudem sehr schwer. Latex ist generell
ein weiches Material und bietet daher eine hohe Einsinktiefe.
v Kombinationsprodukte
Hochpreisige Produkte kombinieren die Vorzüge von Kaltschaumund viscoelastischen Matratzen.
Es handelt sich um einen jeweils
hochwertigen Kaltschaum- oder
Taschenfederkern mit beidseitiger
viscoelastischer Auflage. Die jeweils
oberste Schicht passt sich aufgrund
der Körperwärme der Körperform
an. Der Kern leistet eine hohe Rücksprungelastizität.
Rücken 57
Rückengesund schlafen
Das muss eine Matratze leisten!
Die nächtliche Regeneration von Rückenmuskulatur und Wirbelsäule
erfordert im Idealfall eine körpergerechte Kombination von Unterfederung*, Matratze und Kissen.
Die sensibelste Stelle, der Lendenwirbelbereich (LWS), muss auf jeden Fall
gestützt werden.
Optimal
Schulter und Hüfte sinken weit genug
ein und die Wirbelsäule liegt daher
entsprechend waagerecht.
Die Details
Negativ
Durchhängen des gesamten Körpers
(sehr weich). Stauchung des gesamten
Körpers durch hohen Auflagedruck
(sehr hart).
Der Einkauf
Körperform, Gewicht und Schlafgewohnheiten beachten.
Und das kissen?
Auch das Kissen muss dafür Sorge
tragen, dass die Wirbelsäule waagerecht gelagert wird. Es muss sich zudem an jede neue Schlafposition gut
anpassen.
Das müssen Sie beachten!
• Welcher Typ sind Sie? Bauch-, Rücken-, oder mehr Seitenschläfer?
Ein Bauchschläfer benötigt ein vergleichsweise flaches Kissen. Für den
Rückenschläfer ist von Bedeutung,
dass die Wirbelsäule im Schlaf weiterhin die typische S-Form behält.
Wer meist auf der Seite liegt, sollte
den Bereich zwischen Hals, Schulter
und Matratze durch das Kissen gut
ausfüllen.
• Grundsätzlich muss sich ein Kissen
immer wieder an neue Schlafpositionen schnell anpassen. Welche Kissenfüllung man dabei bevorzugt?
Ausprobieren!
Achtung!
Das Zusammenspiel von Matratze
und Unterfederung muss beim Matratzenkauf zwingend berücksichtigt
werden. Zurecht spricht man von einem Bettsystem. Die beste Matratze
kann ihre positiven Wirkungen nicht
entfalten, wenn eine ungeeignete oder
minderwertige Unterfederung dies
verhindert. Und: Eine minderwertige Matratze kann nicht durch eine
Top-Unterfederung aufgewertet werden. Darum gilt: Matratze, Kissen
und Unterfederung gemeinsam und
aufeinander abgestimmt kaufen! In
der nächsten Ausgabe von „Rücken“
werden Unterfederungen vorgestellt.
A Weiche Matratze: niedrigeres Kissen
A Harte Matratze: höheres Kissen
A Flexibel: Einige Produkte lassen sich
durch herausnehmbare Elemente in
der Höhe regulieren.
Einkauf
Matratze und Kissen zusammen erwerben. Später
denkt man nicht mehr dran.
58 Rücken
TIPP
v Unterfederung
Überbegriff für unter der Matratze befindliche Systeme, die den Druck des
Körpers und der Matratze im Schlaf abfedern. Untermatratzen, Roste, Federholzrahmen.
v Raumgewicht (RG)
Gibt bei Kaltschaummatratzen das Gewicht in Kilogramm je Kubikmeter an. Je
geringer das Raumgewicht, um so länger
dauert es bis die Matratze nach Wegfall
der Belastung wieder seine ursprüngliche Form einnimmt. Raumgewicht nicht
mit dem Härtegrad verwechseln.
v Federkern
Miteinander verbundene Stahlfedern, die
sich jedoch unabhängig voneinander bewegen können.
v Härtegrad
Festigkeitsstufe einer Matratze. Die
europäische Norm hierzu findet in der
Praxis keine Anwendung. Daher ist der
Härtegrad eine nichtt vergleichbare Größe der verschiedenen Hersteller. Darum:
Probeliegen!
v Punktelastizität bedeutet, dass die
Matratze nur an der Stelle nachgibt, wo
die Belastung erfolgt. Es breitet sich vom
Druckpunkt her keine breite Fläche aus.
Probeliegen demonstriert bestens diese
Eigenschaft einer Matratze.
v Rücksprungselastizität
Rücksprungelastizität ist das Verhalten
eines Materials nach Beendigung der Belastung. Optimal ist die schnelle Rückformung in die ursprüngliche Form. Hochwertige Produkte, gleich welchen Typs,
sollten eine hohe Rücksprungelastizität
aufweisen.
Adressen Chiropraktoren
chiropraktoren
Mitglieder der Deutschen chiropraktoren-Gesellschaft e.V.
– Ausgewählte Adressen –
chiropraktiker gibt es viele – chiropraktoren muss man suchen
Der Unterschied zwischen Chiropraktoren und Chiropraktikern liegt in der
Dauer ihrer Ausbildung. Ein Chiropraktor hat ein nach WHO-Richtlinien vorgegebenes Studium von vier bis sieben Jahren (insgesamt 5.000 Stunden)
abgeschlossen. Die Zusatzqualifikation als Chiropraktiker für Ärzte erhält
man dagegen nach 400 Stunden Weiterbildung. Standards gibt es für diese
Weiterbildung nicht.
Das langjährige Studium zum Chiropraktor beinhaltet eine qualifizierte
Ausbildung und sehr viel praktische Erfahrung. Chiropraktoren behandeln
ganzheitlich. Medikamente werden nicht eingesetzt.
Alle hier vorgestellten Adressen stehen für ein 4–7 jähriges Studium an
einer ausländischen Universität; meist USA, Großbritannien oder Dänemark.
Dies garantiert dem Leser eine fundierte Ausbildung in den medizinischen
Grundlagen und den Methoden der Chiropraktik.
Lesen Sie hierzu auch die Beiträge auf den Seiten 30 bis 33.
Chiropraktik Leipzig
Timo Kaschel
Master of Science Chiropractic
Katharinenstr. 15
04109 Leipzig
Tel.: 0341 - 4623034
[email protected]
www.chiropractic-leipzig.de
Chiropraktikzentrum Berlin
Anne Rampacher
Master of Science Chiropractic
Varziner Straße 12
12161 Berlin
Tel.: 030 - 84183406
[email protected]
www.chiropraktik-zentrum-berlin.de
Chiropraxis Sieverling
Dr. med. Annette Sieverling-Spliedt
Doctor of Chiropractic
Beselerallee 38
24105 Kiel
Tel.: 0431 - 55 72 622
[email protected]
www.chiropraxis-kiel.de
Gesine Lunau
Master of Science Chiropractic
Behringstraße 16a
22765 Hamburg
Tel.: 040-399069-06
[email protected]
www.chiropraktik-altona.de
Chiropraxis Christian Lemche
Doctor of Chiropractic
Op de Barg 5
22941 Delingsdorf
Tel.: 04532 - 282323
[email protected]
www.lemche.de
Chiropraktik-Oldenburg
Rainer Veal
Master of Science Chiropractic
Osterkampsweg 1
26131 Oldenburg
Tel.: 0441-96010167
[email protected]
www.chiropraktik-oldenburg.de
Praxis für Chiropraktik
Urs Zimmermann
Doctor of Chiropractic
Karl-Wiechert-Allee 1
30625 Hannover-Kleefeld
Tel.: 0511 - 5 63 64 01
[email protected]
www.praxis-fuer-chiropraktik.de/
Chiropraktik-Zentrum Peine
Volkhard Homann
Doctor of Chiropractic
Händelstr. 7
31228 Peine-Stederdorf
Tel.: 05171-14242
[email protected]
www.chiropraktik-zentrum.de
Chiropraktikzentrum Burgdorf
Gesine Homann-Höper
Bachelor of Science Chiropractic
Bahnhofstr. 26
31303 Burgdorf
Tel.: 05136-97244-22
[email protected]
www.chiropraktorin.de
Praxis für Chiropraktik Aachen
Robert Ademmer Master of Science
Arne Herbert Master of Science
Oppenhoffallee 97
52066 Aachen
Tel.: 0241- 9010 674
[email protected]
www.chiropraktik-aachen.de
Leb Chiropractic
Monika Berger
Master of Chiropractic
Biebricher Allee 94
65187 Wiesbaden
Tel.: 0611-97139521
[email protected]
www.leb-chiropractic.de
Chiropraktik Praxis Westend
Günther Sasse
Doctor of Chiropractic
Friedrichstr. 47
60323 Frankfurt
Tel: 069 - 90743774
[email protected]
www.chiropraktik-frankfurt.de
Chiropraxis Achim Wenk
Doctor of Chiropractic
Hauensteinstr. 78-80
79713 Bad Säckingen
Tel.: 07761-5534970
[email protected]
www.chiropraxis-wenk.de
Aktive Chiropraktik Praxis
Matthew Barton
Annette Kerling-Barton
Doctor of Chiropractic
Chiropraktikzentrum Gifhorn
Klaus-Tussing-Str. 6
Imke Höper
Gesundheitspark
Bachelor of Science Chiropractic
D-66386 St. Ingbert
Im Heidland 23a
Tel.: 0 68 94 - 9 55 74 19
38518 Gifhorn
[email protected]
Tel.: 05371 - 6271466
[email protected] www.aktive-chiropraktik.de
www.chiropraktikzentrum-gifhorn.de
Chiropraktisches Zentrum
Peter Munch
Chiropraktik Altmark
Doctor of Chiropractic
Josefa Langkau
Hasborner Straße 46
Master of Chiropractic
66822 Lebach-Dörsdorf
Philipp-Müller-Straße 6
Tel.: 06888 - 5 81 07 00
39638 Gardelegen
[email protected]
Tel.: 03907 - 7 79 70 97
www.petermunch.de
[email protected]
www.chiropraktik-altmark.de
M Chiro | Mannheim Chiropractic
Nadine Simon & Michael Hamblin
Tony Sramek
Master of Chiropractic
Doctor of Chiropractic
Streseman Str. 4
Am Wassermann 29
68165 Mannheim
50829 Köln-Vogelsang
Tel.: 0621-3915 92 50.
Tel.: 0221 - 55400364
[email protected]
[email protected]
www.mannheimchiropractic.de
www.tonysramek.de
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Doctor of Chiropractic
87600 Kaufbeuren
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Tel.: 08341-9080447
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der Deutschen Chiropraktoren-Gesellschaft e.V. sind.
RÜckEN 59
Rücken & Bewegung
Sportarten
Übungen
Tipps
Na, dann mal los!
W
enn Millionen leiden, dann gibt es
auch Millionen Ratschläge. Die
Mutter aller Vorschläge heißt ganz einfach
„Bewegung“. Doch das allein genügt dem
Menschen nicht. Er will Angebote, Bilder,
Motivation. Und so finden wir auch ein
enormes Angebot an Therapien, Geräten
und Übungen für den Rücken. Schüttelt
man diese durch einen Filter, bleibt Vieles
hängen, was einfach nur als Quatsch zu
titulieren ist. Überflüssiges Zeug zur Gewissensberuhigung. Manch Zeitgenosse glaubt,
bereits mit dem Kauf eines Traningsgerätes
oder eines Vitaminpräparates wäre er aller
Rückensorgen ledig. Das ist peinlich. Doch
schauen Sie einmal in die Schlafzimmer
und Medizinschränke der Nation.
Grauselig! Die Wurzel diesen
Übels: Absolute Bequemlichkeit gepaart mit absoluter
Disziplinlosigkeit. Bloß nicht
anstrengen. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen
Dinge vor, die funktionieren.
Aber merke: Es gibt nix Gutes,
außer man tut es.
60 RÜckEN
Foto: novacare gmbh/SISSEL, www.sissel.de
Tiefenmuskulatur im Rücken
Sie liegt gelenksnah direkt an der
Wirbelsäule und sorgt dafür, dass die
Wirbelkörper wie ein Zahnrad ineinander
greifen. Sie garantieren die notwendige
Stabilität der Wirbelsäule und halten die
Bandscheiben an ihrem Platz.
Tiefe & kraft
Für ein stabiles Fundament
Dicke Oberarme, na und? Was bringen die schon, wenn der Rest nicht
stimmt. Der Rest, das ist vor allem
die Kraft der Rumpfmuskulatur. Hier
spielt sich alles ab. Aber wirklich alles.
Kurz gesagt: Ist die Mitte schwach,
baumelt der Rest ohne Halt in der
Luft. Das Fundament muss also sehr
stabil sein. Wie das Fundament eines
Hauses. Wer für seinen Rücken vorsorgen will, stärkt daher die Rumpfmuskulatur.
4 x Nutzen des Tiefenmuskulatur-Trainings
1. Stärkung der tief liegenden Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur
2. Neue Kraft aus der Körpermitte verbessert Körperhaltung und Balance
3. Alle Bewegungen werden kraftvoller und ökonomischer
4. Spürbare Vertiefung der Atmung
Das Training
Die Oberflächenmuskulatur kann
man mit jeder Art von Krafttraining
einfach und gezielt trainieren. Sie
kann aber nicht allein den Körper
stabilisieren. Hierfür sind zusätzlich
Diese 2 Muskelgruppen
wollen gefordert werden
Stabilisations- und Balanceübun❖ Oberflächenmuskulatur bewegt und gen erforderlich. Diese sprechen die
formt unseren Körper. Das sind die Tiefenmuskulatur in Bauch, Rücken
Muskeln, die jeder sehen kann.
und Beckenboden an. Unsere Beweg❖ Tiefenmuskulatur stabilisiert uns lichkeit und Kraft werden durch das
und gibt uns Haltung. Sie ist nahe Zusammenspiel von Oberflächendran am Skelett, wie zum Beispiel muskulatur und Tiefenmuskulatur
der Wirbelsäule.
bestimmt.
die kleinen,
Bewegungsmangel lässt
kümmern.
ver
ln
ske
Mu
tief liegenden
muskeln können
Die großen Oberf lächen
gleichen.
diese Schwäche nicht aus
Rücken & Bewegung
Ein echter Schlankmacher
Gratis im Sommer & Winter
Das gute, alte Seilspringen. Genauso effektiv wie
Radfahren oder Laufen. Spitze für Kraft, Ausdauer
und Beweglichkeit. Ihr Herz-Kreislauf-System freut
sich darüber. Neben den Bein- und Gesäßmuskeln
stärkt das Seilspringen
vor allem die Bauch- und
Rückenmuskulatur, die
dann wiederum für eine
bessere Haltung sorgt.
Der Kalorienverbrauch ist
zudem enorm. Ein echter
Schlankmacher. Für Anfänger gilt: 1 Minute Seilspringen (60 Sprünge pro
Minute), 1 Minute Pause. Das ganze 5 x wiederholen. Übrigens: Seilspringen heißt heute ganz modern „Rope Skipping“. Leichtläufige Kunststoffseile mit Drehgriffen: ab 20 Euro im Fachhandel.
Alle Übungen zur Kräftigung der Tiefenmuskulatur verbessern die Koordination
unserer Bewegungen. Man kommt einfach
besser rüber. Stabilisationstraining und Balancetraining sind dafür genau das Richtige.
Stabilität
Meist Halteübungen ohne Bewegung. Die
gesamte Muskulatur bleibt in einer festen
Position angespannt. Übungen mit Bewegung werden gleichmäßig und langsam
durchgeführt. Die Rumpfmuskulatur bleibt
angespannt.
balance
Man trainiert sein
Gleichgewicht.
Das Sitzen auf dem
Gymnastik-Ball ist zum
Beispiel eine Übung bei
Balanceproblemen.
62 Rücken
Typische Balance-Übung
Stellen Sie sich gerade hin. Heben Sie
ein Bein an und lassen Sie nun beide
Arme kreisen. Wenn Ihnen das gut gelingt, kreisen Sie anschließend abwechselnd den linken und dann den rechten
Arm. Wechseln Sie die Beine regelmäßig und versuchen Sie, von Tag zu Tag
länger auf einem Bein auszuhalten.
Können Sie das?
test zur Körperbalance
Sie stellen sich an einen Tisch oder Stuhl, um im
Notfall schnell zugreifen zu können. Stellen Sie vor
sich eine Uhr mit Sekundenzeiger auf, möglichst
gut im Blickfeld. Stellen Sie sich aufrecht hin und
schließen Sie die Augen. Heben Sie nun einen Fuß
und testen Sie, wie lange Sie das schaffen. Liegt
Ihre Zeit unter 15 Sekunden, sollten Sie auf jeden
Fall Balanceübungen machen.
Rücken & Bewegung
1. Gymnastik
Schutzgötter der Gymnastik
Herakles & Hermes
Bewegungsübungen gab es zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte, sogar bei den Eskimos. Viele Formen dessen, was
wir heute als Gymnastik bezeichnen, hat seine Wurzeln in Griechenland. Und ein Stück Rückengymnastik war immer
mit dabei. Bekannte Übungen aus dem Schulsport, den Mannschaftssportarten und der Krankengymnastik findet man
heute unter neuem Namen in der Fitnesswelt wieder. Übungen, die teils über 4000 Jahre alt sind. Mit all diesen Übungen
kann man an jedem Platz der Welt seinen Spaß haben. Ohne Eintritt, ohne Trainer, nur für sich. Wenn, ja wenn man
die Disziplin dazu hat.
Rumpfheben
Rückenschaukel
Brücke
Das machen schon die Babys
Locker, locker
Die kennt auch jedes Kind
Zwei Varianten: Legen Sie sich
flach auf den Boden und spannen
Sie die Muskeln von Bauch, Rücken
und Po an. Die Arme sind nach
vorne oder wahlweise nach hinten
ausgestreckt. Ihre Fußspitzen sind
aufgestellt oder die Beine gestreckt
angehoben. Heben Sie den Oberkörper an. Halten Sie diese Position
für mindestens 10 bis 15 Sekunden.
Dann legen Sie Oberkörper und
Beine wieder ab. Führen Sie diese
Übung sechsmal aus. Wenn Sie die
Übung mit nach vorne gestreckten
Armen ausführen, können diese
wechselseitig schwingen.
Legen Sie sich auf den Boden.
Achten Sie darauf, dass Ihr Rücken flach aufliegt. Kein Hohlkreuz! Winkeln Sie Beine an, so
dass zwischen Ober- und Unterschenkel ein 90 Grad Winkel
entsteht. Umfassen Sie die Schienbeine dann mit den Armen und
ziehen Sie die Beine zum Körper
heran. Heben Sie den Kopf und
die Schultern leicht vom Boden ab
und schaukeln Sie langsam etwa
15mal vor und zurück. Führen Sie
die Übung dreimal aus.
Kinder können diese Übung
spontan ausführen. Nicht alle natürlich – aber doch sehr viele. Und
Sie? Also: Auf dem Rücken lang
gestreckt hinlegen, dann die Beine
ganz eng an den Po ziehen. Nun
die Hände mit den Handflächen
auf dem Boden neben die Ohren
legen. Achtung einatmen …, Becken anheben und aus den Armen
den Oberkörper nach oben drücken. Hat´s geklappt? Ach so, Sie
haben „Rücken“. Dann setzen wir
doch diese Übung als Fernziel an.
Denn in Ihrer Jugend war das sicher ein Klacks für Sie. :-)
Rücken 63
Rücken & Bewegung
Die Königin
Ja, die Kniebeuge ist die
Übung aller Übungen.
Wer hätte das gedacht!
Mit dieser netten Übung bedienen Sie Ihren Haltungsapparat komplett – und nicht
nur diesen! Sie erreichen die wichtigsten
Muskeln im unteren Rücken, spannen generell die Rückenstrecker an, aktivieren
Ihre Bauch- und Hüftmuskulatur, setzen
einmal rundum die Bein- und Gesäßmuskulatur in Schwung. Und oben
drauf: Ein gutes Stück Kondition!
Ja, diese Mehrgelenks- und Muskelgruppenübung erzielt in kürzester Zeit eine durchschlagende
Wirkung. ach was hätten die Mediziner weniger zu tun, wenn jeder
täglich seine Kniebeugen machen würde.
So geht es
− Schulterbreiter Stand, Hände
in Schulterhöhe nach vorne.
− Langsam in die Hocke gehen.
Langsam wieder hochkommen.
− Beim Heruntersetzen einatmen,
beim Hochstrecken ausatmen.
− Der Rücken bleibt immer gerade
− Sie schauen immer auf Ihre Fingerspitzen!
− Mag sein, dass Sie als Kniebeugenerstklässler etwas
wackeln am Anfang. Dann öffnen Sie sich doch eine
Zimmertür, fassen links und rechts die Türgriffe an
und machen es einfach mal mit diesem Halt.
64 Rücken
der Gymnastikübungen
Immer wieder
Wie oft macht man nun Kniebeugen? Alles ist möglich, da wir hier ja nur mit unserem Eigengewicht
arbeiten und uns keine Hantelstange im Nacken
drückt. Zum Start fangen wir natürlich ganz langsam an. Starten Sie mit drei Wiederholungssätzen. Also drei Einheiten von zum Beispiel 8
Wiederholungen mit jeweils 1 bis 2 Minuten
Pause. Das geht zu leicht? Nun, warum nicht
drei Einheiten zu 15 Wiederholungen?
Warum nicht mehrfach am Tag? Hauptsache gerade bleiben. Also keinen Rundrücken
machen und auf jeden Fall geradeaus sehen.
Doch das schaffen Sie. Nach drei Tagen geht
das schon recht ordentlich. Nach sieben Tagen
ist die Kniebeuge Ihr bester Freund. Sie atmen
tiefer, Sie haben ein besseres Körpergefühl. Sie
gehen gerade durchs Leben. Sie werden sich
ärgern, dass Sie diese bescheidene Übung nicht
schon seit Jahren zu Ihrem täglich Brot gemacht haben.
Macht überhaupt nichts! Jetzt geht’s los.
PS: Sie sind übergewichtig? Dann können Sie Kniebeugen
mit mehr als schulterbreitem Beinstand machen. Täglich
wenige Wiederholungen. Und dann steigern. Sie sind stark
übergewichtig? Dann kann Ihnen diese Übung, wie auch
alle anderen gymnastischen Übungen, Probleme bereiten.
Rücken & Bewegung
2.Pilates
Fit im Powerhouse
Pilates: Ein systematisches Ganzkörpertraining mit vielen Pluspunkten.
E
in kluger Mann, dieser Joseph
Hubert Pilates. Er packte das Beste zusammen, was Körper und Geist
leisten können, um unseren Körper
in Topform zu bringen. Hierzu wird
das, was uns in Haltung und Bewegung bestimmt, vorrangig trainiert:
Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur. Wer unter chronischen,
haltungsbedingten Rückenschmerzen
leidet, wird, einen kompeteten Trainer
vorausgesetzt, mit Pilates sehr viel erreichen können.
Energie aus der Körpermitte
Es werden vor allem die tief liegenden,
kleinen und meist schwächeren Muskelgruppen angesprochen. Kraftübungen, Stretching und bewusste Atmung
bestimmen das Training. Die Ziele:
Stärkung der Muskulatur, Verbesserung von Kondition und Koordination, neue Körperhaltung. Die Basis von
Pilates ist der Aufbau der Stützmuskulatur: Das Powerhouse! Gemeint ist die
in der Körpermitte liegende Muskula-
tur rund um unsere Wirbelsäule. Warum mögen gerade Frauen Pilates? Weil
alle Bewegungen langsam und gleitend
ausgeführt werden. Die Nähe zum Yoga ist unverkennbar. Muskeln und Gelenke werden geschont. Gleichzeitig
wird die Atmung geschult. Die rund
500 Pilates-Übungen sind ein Wechselspiel von Dehnung und Muskelstärkung, begleitet vom richtigen Atmen.
Konzentrationsfähigkeit
Pilates ist durchaus anspruchsvoll. Es
erfordert konzentrierte und exakte
Bewegungskoordination. Körper und
Geist müssen immer voll bei der Sache
sein. Man gewinnt ein neues Körperbewusstsein. Daraus entwickeln sich
ein Gefühl für Konzentration sowie
Stressresistenz. Wer regelmäßig Pilates macht, hat im Alltag was davon.
Das bekunden Menschen weltweit.
Harmonie
Bei Pilates wird nichts erzwungen.
Mit der Zeit findet man seine Harmo-
nie zwischen Bewegung und gezielter
Atmung. Tiefe, möglichst vollständiges Ausatmen ist für den Trainingserfolg von hoher Bedeutung. So stellt
sich das neue Körperbewusstsein am
schnellsten ein.
Pilates macht man am Besten in Kleingruppen. So hat der Trainer jeden gut im
Blick. Sehr untrainierte Anfänger, Übergewichtige und Ältere können sich bei
Stützübungen überlasten. Hier macht es
Sinn, zuerst an Pilates-Geräten die Belastungen zu dosieren. Erst dann geht
es auf die Matte. So lassen sich Rückenund Nackenschmerzen sowie Zerrungen
vermeiden.
Qualifikation: Wir sind nicht mehr am Anfang. Darum finden sich genug Studios,
die einen Trainer mit den Basis-Qualifikationen Sportlehrer, staatlich geprüfter
Gymnastiklehrer oder Physiotherapeut
plus entsprechender Zusatzqualifikation
anbieten können.
RÜcKEn 65
Rücken & Bewegung
3.Stand up Paddling
Immer in Balance
Rückentraining mit Spaß- und Bräunungsfaktor
D
a steht man wackelig auf dem
Wasser, muss das Gleichgewicht
halten, die Kraft aus dem Rücken
holen und darf nicht krumm stehen.
Das ist doch ein wunderbares Training, oder? Etwas zu trendig meinen
Sie. Wer will das ändern? Alle Jahre
wieder kommt eine neue Trendsportart. Stimmt das in diesem Fall? Stand
Up Paddling oder zu gut deutsch Paddel-Surfen ist uralt. Sie erinnern sich?
TV-Filme aus der Südsee: Tahiti, Ha66 Rücken
wai, Fischer in Asien. Eben, da stehen
Leute seit über zweitausend Jahren auf
einem Floß oder Brett und legen darauf viele Kilometer zurück. Nun ist es
Freizeitsport in den USA und Europa.
Rückenmuskeln im Wechselspiel
Stand Up Paddling ist tatsächlich gut
für unseren Rücken. Warum? Das
erkennt auch der Laie ruckzuck. Da
arbeiten Oberflächen- und Tiefenmuskulatur flott zusammen. Anders
So funktioniert Paddel-Surfen
Aufrecht auf dem Surfbrett stehen,
Stechpaddel im Wechsel im Wasser
nach hinten ziehen und los geht die
Reise. Zwei Tage kippelt man. Dann
läuft´s. Bei Sonne: Immer Hut auf und
eincremen. Wir sind auf dem Wasser,
da brennt man schnell durch. An Nordund Ostsee geht das auch als softe
Spielart des Wellenreitens. Achten Sie
mal darauf im nächsten Urlaub. Ausrüstung wird im Internet wie auch in
manchem Fachhandel reichhaltig angeboten. Wer es sportlich will: es gibt
bereits etliche Wettbewerbe.
geht es auch nicht, sonst könnte sich
niemand auf dem Brett halten. Somit
haben wir die heilige Allianz von Stabilität, Balance und Kraft. Genau das,
was wir für unsere Rumpfmuskulatur brauchen. Massensport wird das
sicher nicht. Aber wer eine Seenplatte vor der Haustür hat, wie die Berliner und Mecklenburger oder nahe
der bayerischen Seen lebt, dem kann
dieser Sport viel Gutes tun. Darum:
Trendig, aber kernig und gesund.
4.Schwungstab
Spannend
Ein völlig neues
Körpergefühl
Pluspunkte
Mit dem Schwungstab verbessert man
bei regelmäßigem
Training deutlich
❖ Kraft-Ausdauer
❖ Tiefenmuskulatur
❖ Koordination
❖ Stoffwechsel
❖ Herzfrequenz
Das ist das
Geheimnis …
Qualität & Preis
Achtung: Schwungstäbe gibt es
in diversen Qualitäten. Die Erfinderin
Andrea Burkhardt ist mit der Top-Marke
„Staby“ im Markt. Ihre technisch sehr ausgereiften Stäbe bieten mehrere Trainingslevel
durch verschiebbare Gewichte. Preise für
Schwungstäbe je nach Trainingslevels
• Zwei Trainingslevels ab ca. Euro 40,• Drei Trainingslevels ab ca. Euro 79,• Premiumprodukte ab Euro 99,-
Stimulanstraining
Unsere Muskelfasern vibrieren ständig mit unterschiedlicher Frequenz (Muskeltonus).
Diese Bewegungen erzeugen Schwingungen, die auch im Ruhezustand gemessen werden
können. Die Wissenschaft geht davon aus, dass unsere Muskeln besonders in der Phase
entwickelt werden, wenn sie am stärksten vibrieren. Die mit dem Schwungstab bewusst
ausgelösten harmonischen Schwingungen bewirken daher einen Zuwachs an Muskelkraft
und Muskelleistung. Der Stab löst mit seiner Vibration eine sehr tiefgehende Reaktion des
Körpers aus. Diese reflektorische Anspannung der Rumpfmuskulatur kann man bewusst
so nicht erreichen.
Rücken 67
Foto: novacare gmbh/SISSEL, www.sissel.de
Man nehme eine elastische, 150 cm
lange Fiberglasstange, mit einem Griff
genau in der Mitte plus 2 kleine Gewichte an den Endstöcken. Das Ganze darf 650 bis 1000 Gramm wiegen.
Und dann „zittert man los“. Zittern?
Nein, es geht darum einen harmonischen Rhythmus zu finden. Der Stab
wird durch die eigene Körperkraft in
Schwingung versetzt und dann durch
ständige, kurze, weitere Impulse am
Schwingen gehalten.
Hat man seinen Rhythmus bei
den unterschiedlichen Übungen erst
einmal gefunden, gewinnt man von
Übungseinheit zu Übungseinheit an
Kontrolle. Diese ebenso vielseitige wie
hochintensive
Koordinationsschulung sorgt für ein großartiges Fitnessgefühl. Die Schwungstab Übungen wirken besonders effektiv auf die
Bauchmuskulatur, die Rückenstrecker
und den Beckenboden. Ein Riesengewinn für die gesamte stabilisierende
Muskulatur.
Bereits nach nur 10 Minuten Training fühlt sich der Körper wie neu an.
Das kleine Gerät, das dieses Wunder
vollbringt heißt Schwungstab, Swingbar, Swingstick oder auch Flexibar.
Und: Auch in Sachen „Fettverbrennung“ kann mit dem Schwungstab
viel erreicht werden.
Rücken & Bewegung
5. Jogging
Rücken &
Laufen?
Aber hallo!
Die Kombination von Lauftraining und gezieltem
Training der Tiefenmuskulatur ist kaum zu überbieten.
Man läuft mit den Beinen. Richtig!
Aber: Der Rest unseres Körpers arbeitet mit. Mehr als zwei Drittel der
gesamten Körpermuskulatur sind
während des Laufens in Aktion. Und
wie ergeht es dabei dem Rücken? Vielleicht eine Studie als Beispiel:
Der Würzburger Orthopäde Markus
Walther hat Daten aus 1203 Fragebögen von Teilnehmern des Würzburg-Marathons 2003 auswertete. 530
der Studienteilnehmer waren jünger
als 40 Jahre, 673 über 40 Jahre alt. Klares Ergebnis: Der Anteil an Sportlern
mit Rückenschmerzen lag deutlich
unter dem Bevölkerungsquerschnitt.
Eine Untersuchung, die belegt, dass
Joggen oder Langstreckenlaufen dem
Rücken schadet, muss erst noch „er68 Rücken
funden“ werden. Etwas anderes ist es,
wenn wir mit Schuhen laufen, die den
natürlichen Laufprozess abfälschen.
Darum: Laufschuhe müssen immer
(!) individuell zum Laufrhythmus und
zur Fußstellung des Läufers passen.
Sehr gesund!
Grundsätzlich ist Laufen für alle
Körperfunktionen sehr gesund. Das
wechselnde Aufsetzen der Füße sorgt
zudem für eine stetige Rotation im
Umfeld der unteren Lendenwirbel.
Das stärkt natürlich die diagonalen Muskeln zwischen den Wirbelkörpern. Die damit einhergehende
Durchwärmung der unteren Rückenmuskeln ist ein weiterer Pluspunkt.
Laufen hat zudem einen hohen Kalorienverbrauch. Ein Aspekt, der bisher
Regelmäßiges Lauftraining
ist bis ins höchste Alter möglich!
Laufen entstresst!
Und das hilft jedem Rücken!
viele Menschen dazu motiviert hat,
mit dem Laufen zu beginnen. Und
wer durch Laufen abnimmt, dessen
Wirbelsäule hat weniger zu tragen.
Mit leichten Rückenschmerzen laufen?
Ja, vor allem auf Waldboden oder
Rasen. Oft ist danach der Schmerz
weniger geworden oder auch ganz
verschwunden. Wichtig dabei: Wenn
nicht gerade ein schöner Sommertag
angesagt ist, dann mit T-Shirt und
Trainingsjacke laufen. Wir wollen
unsere Muskulatur mit dem Laufen
ja lockern und aufwärmen. Mehrheitlich sind Rückenschmerzen ein klares
Zeichen für den Abbau der Tiefen-
muskulatur des Rückens. Läufer mit
Rückenschmerzen hatten diese fast
ausschließlich bereits vorher. Daher
behält man das Laufen bei, macht
aber im Laufe der Woche auch zwei
bis dreimal gezielte Übungen für die
Rumpfmuskeln. Es gilt: Je stabiler der
Rumpf, desto stabiler die Lauftechnik.
Tipp
Wer lange Strecken läuft, wirkt auf
die natürliche Krümmung (S-Form)
der Wirbelsäule ein. Da macht es
Sinn, sich nach dem Laufen zu strecken und auch auf dem Boden liegend
einmal die Wirbelsäule nach unten
zu drücken.
Laufen bedeutet immer auch Spannungsabbau. Das, was sich im Laufe eines Arbeitstages oder privat angestaut
hat, kann wieder abfließen. Das Laufen,
„um den Kopf frei zu bekommen“, ist
eine wahre Medizin und dazu noch gratis. Jeder hat schon einmal gehört, das
Laufen für positive Stimmung sorgt. Man
läuft maulig los und kommt heiter zurück.
Diese Erfahrung machen Millionen Läufer
in aller Welt, unabhängig von Status und
Beruf. Laufen wird aber zum Stressfaktor,
wenn der Ehrgeiz überhand nimmt. Wer
ständig nur vom Leistungsgedanken getrieben ist, wird seinem Rücken mit keiner
Sportart etwas Gutes tun.
Für unsere „Rücken“-Leser !
Gewinnspiel
Gewinnen Sie
• Einsatzbereiche: zur gezielten
Stärkung der Rumpfmuskulatur,
für Kraft- und Ausdauertraining,
zur Bewegungsschulung,
Haltungs- und Koordinationsverbesserung, Training
der Tiefenmuskulatur
• Länge: ca. 150 cm
Plus tolles
Übungsposter
Unsere Frage:
Wie heißt der Begriff,
der heute mit dem Thema
Rückenschmerzen immer
stärker in Verbindung gebracht
wird? In dieser Ausgabe der
Zeitschrift „Rücken“ wird er
mehrfach erwähnt.
F
–
–
–
–
Bitte senden Sie uns das Lösungswort per e-mail oder auf einer Postkarte, versehen mit Ihrer
Anschrift. BHM Fachmedien – Mitteldorfstraße 12 – 37130 Gleichen / [email protected]
Einsendeschluss: 01. Juli 2014. Mitarbeiter und deren Angehörige dürfen nicht an der Verlosung
teilnehmen. Das Los entscheidet, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung.
–
Mitmachen
&
nen!
in
w
ge
Foto: novacare gmbh/SISSEL, www.sissel.de
1 x ihr SiSSel® Sport-Swing
Gesunder Rücken - Tolle Figur
Rücken & Bewegung
6.Trampolin
Sp r i n g e n
S chwin Federn
ge n
Neue Lebensfreude für den Rücken
auf die sanfte Art – auch nach
einer Operation
70 RÜcKEn
Foto: Bellicon
Ja, ein Mini-Trampolin ist gut für Rücken
und Gelenke! Sogar Arthrose-Patienten
dürfen es nutzen. Wer hätte das gedacht!
Wobei, bei Arthrose jumpt man nicht mehr
wild wie in einer Hüpfburg, sondern man
schwingt auf der Sprungfläche. Ist der Körper dann aufgewärmt und sensibilisert,
darf man auch sanft federn. Wer „nur“ Rückenschmerzen hat, der kann sich natürlich
viel stärker einbringen. Grundsätzlich garantiert eine gut dosierte Matteneindringtiefe einen sanften und langen Bremsweg.
Mini-Trampoline machen Freude an der
Bewegung. Viele nutzen ein Mini-Trampolin auch beim Physiotherapeuten bewusst
mit Musik.
Vorschau „
RÜcKEn“ Ausgabe 2
Die Belohnung
• Stärkung der Rückenmuskulatur
• Stärkung des Bindegewebes
• Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
• Verbesserung des Gleichgewichtgefühls
• Pumpwirkung in der Beinmuskulatur
fördert die Lymphdrainage
• Soffwechselanregung
• Prävention gegen Osteoporose
Und das Knie? Der Kreislauf?
Kein Problem, wenn die Sprungmatte
weich abgefedert ist. Darum geht es
uns ja. Aktivierung der Tiefenmuskulatur auf die sanfte Art. Zehntausendfach erprobt! Billig-Trampoline
taugen dazu natürlich nicht. Was wir
brauchen, sind hochelastische, gut abgestimmte Halteseile. Dann antwortet unser Körper schon nach kurzer
Zeit mit gestärkter Rückenmuskulatur. Wer leichte Probleme mit dem
Kreislauf hat, beginnt seine Übungen
mit einem Partner, der neben dem
kleinen Tampolin steht und ihm die
Hand reicht.
Foto: Bellicon
Und die Bandscheiben?
Der Körper kann viel, viel mehr, als
wir oft erwarten. Bandscheiben-Patienten können eine Woche nach der
OP durchaus auf einem Mini-Trampolin trainieren. Hochelastische
Trampoline belasten zudem den
Rücken erheblich geringer als
zum Beispiel das Joggen. Und:
verkümmerte Muskeln helfen
einer operierten Bandscheibe
überhaupt nicht weiter. Meist
waren sie ja genau die Ursache
der Operation! Stärkung der Rückenmuskulatur ist danach die Nr. 1 aller
Maßnahmen. Die einzige Frage heißt,
welche Methode wähle ich dazu?
Anstrengend? Experten sagen: Überanstrengung ist hier nahezu unmöglich. Fünfzehn bis zwanzig Minuten
tägliches Schwingen, nicht Springen,
genügen bereits.
Tipp: Bevorzugen Sie seilgefederte
Minitrampoline. Spiralgefederte Geräte sind
oft viel zu hart. Die Aktion Gesunder Rücken
e.V. hat zum Beispiel das Mini-Trampolin
„bellicon“ mit dem AGR-Siegel ausgezeichnet. Das ist kein einfaches Spaß-Trampolin,
sondern ein ganz bewusst nach medizinischen Grundsätzen entwickeltes Gerät. An
diesem Maßstab sollten Sie sich orientieren.
Forschung
Neue Therapien und Hilfen bei
❖ Arthrose
❖ Osteroporose
❖ Skoliose
❖ Rückenschmerzen
Rücken-Fitness
So wirken Schwimmen,
Bergwandern und
Skilanglauf
Was ist dran? Rückengesundes Gehen
z.B. mit Shape-ups von SKECHERS:
Schuhe mit eingebautem Fitness-Center
IMPRESSUM
Verlag: BHM I Fachmedien
Barde-Hoppe & Medien GmbH
Mitteldorfstraße 12 · 37130 Gleichen
[email protected]
Geschäftsführer: Klaus Hermann Barde
Verantwortlich im Sinne des Presserechts
(ViSdP): Klaus Hermann Barde
Herausgeber: Klaus Hermann Barde
Schwingen – Federn – Springen
Das Auf- und Ab des Körpers sorgt für
ständige An-und Entspannung. Damit erzielen wir eine zweifache Wirkung: Zum
einen wird die Muskulatur trainiert. Zum
anderen erreichen wir einen Massageeffekt. Der anhaltende Schwerkraftwechsel
lockert die verspannten Muskeln. Eine
Wohltat. Was noch passiert? Wir gewinnen eine tiefere Atmung und die Verbesserung der Koordination. Letzteres, weil
wir stetig die Balance halten müssen.
Denn eines versteht auch jeder Nichtsportler: Wenn der gesamte Organismus
schwingt, dann erreichen wir auch vielfältige Wirkungen auf den gesamten Organismus. Wirkungen, nach denen sich unser Körper oft jahrelang gesehnt hat, weil
er doch genau dafür „erfunden“ wurde.
Redaktion: Telefon 05 51 / 633 92 01
[email protected]
Erscheinungsweise: 2 x im Jahr
Bezug: Bundesweit im Zeitschriftenund Bahnhofsbuchhandel sowie direkt
beim Verlag
Art-Direktion: Michaela Vormoor
Anzeigen: Karin Klawunn
Telefon 05 51/ 5 85 11
Telefax 05 51 / 4 363 2
[email protected]
Bilder: Soweit nicht anders
gekennzeichnet: Fotolia.com
Urheber-Recht: Das Dokument mit Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt.
Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere des Nachdrucks, der Speicherung
in Datenverarbeitungsanlagen sowie das
Darstellen auf einer Website liegen, auch
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der Barde-Hoppe & Medien GmbH.
Eine Haftung für Gesundheitsschäden
aus der Anwendung von Hinweisen wird
nicht übernommen.
Alle weiteren Rechte vorbehalten.
RÜcKEn 71
Rücken & Bewegung
6.Nordic Walking
Oh jeh, da kommen
sie schon wieder …
Was können wir nicht bösartig sein.
Wir, die wir kein Nordic Walking
betreiben. „Ihr habt den Ski vergessen,“ ist ja noch ein Spruch der
netteren Kategorie. Doch was ist dran
am Stockgeklapper? Eine Menge,
tatsächlich! Wenn man die Sache
richtig angeht. Richtig heißt, mit der
richtigen Technik! Darum hierzu drei
Sätze. Vorweg: Starke Verspannungen
im Nacken, Probleme in der Halswir-
TIPP
belsäule, Probleme in der Schulter?
Der Gesundhei
tswer
bestritten. Nor t ist undic-WalkingKurse werden
daher auch
von Krankenka
ssen angeboten. Manche K
assen leisten
auch eine finan
zielle Unterstützung. Einfac
h einmal bei
Ihrer Kasse an
rufen.
Dann kann der Stockeinsatz diese
Leiden noch verstärken. Also besser
nein. Solange bis diese Probleme
behoben sind.
1.
Der richtige Stockeinsatz ist die
heilige Kuh dieser Ausdauersportart. Darum: Wir empfehlen ein paar
geführte Stunden mit einem Profi.
Wir wollen ja nicht mit schleifenden
Stöcken durch die Feldmark trödeln,
sondern etwas erreichen.
72 Rücken
2.
Auch zur Fußstellung kann einiges gesagt werden: Flächig auf der ganzen Ferse aufsetzen, bewusst abrollen
und mit dem Großzehenballen abdrücken. Wir setzen unsere Füße nebeneinander und nicht voreinander! Nur
so arbeiten Hüft- und Gesäßmuskeln
gleichmäßig. Der Oberkörper wird
bewusst aufrecht gehalten.
3.
Der rechte Stock hat immer dann
Bodenberührung, wenn die linke
Ferse aufsetzt, der linke Stock, wenn
die rechte Ferse aufsetzt. Die Stöcke
werden nah am Körper geführt. Der
jeweilig eingesetzte Stock wird schräg
nach hinten geführt. Stockeinsatz
immer unterhalb des Körperschwerpunktes. Ansonsten gilt Punkt 1.
Wenn die Technik stimmt, dann …
werden Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder in
Armen, Beinen und Rumpf gleichmäßig ausgewogen
trainiert. Dank diesem harmonischen Rhythmus
sind die Effekte für den Rücken sehr positiv:
Die stetigen
stetigen Rotationen
Rotationen im
im Beckenbereich
Beckenbereich
• Die
sorgen dafür, dass die Bandscheiben vermehrt Wasser einlagern. Sie gewinnen anVolumen, Festigkeit und Elastizität.
Schultergürtel und
und Becken
Becken drehen
drehen
• Schultergürtel
beim Walken fortlaufend gegeneinander. Die damit in Rücken
und Bauch angesprochenen
Muskeln werden stabilisieren die Lendenwirbelsäule.
Als Bonus oben drauf
gibt es frische Luft einschließlich Kalorienverbrennung plus
den Spaß in der
Gruppe.
Die richtige Ausrüstung
Nordic-Walking-Stöcke bestehen
meist aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) oder
Aluminium. CFK dämpft die
BodenkonSchwingungen des Bodenkon
taktes besser als Aluminium. Ein
StockspitGummischutz auf den Stockspit
zen puffert zusätzlich Schläge ab
und vor allem: Klapper, klapper
wird leiser. Faustformel für die
Stocklänge: Körpergröße (in cm)
Zweix 0,66 = Stocklänge. Im Zwei
kürzefel wählt man eine etwas kürze
re Stocklänge als berechnet. Das
verhindert Ausweichbewegungen
Telesin den Schultergelenken. Teles
koprohr-Stöcke ermöglichen eine
Qualitätsstöexakte Verstellung. Qualitätsstö
cke gibt es schon ab 45 Euro.
Das richtige Schuhwerk ist beim
geNordic Walking mindestens ge
nauso wichtig wie die Stöcke. Es
gibt spezielle Walking-Schuhe.
Sie sind im Fersenbereich sowie
abgeder gesamten Sohle stärker abge
rundet als ein Laufschuh. Achten
stabiSie auf gute dämpfende und stabi
tylisierende Eigenschaften. Die ty
pische, flüssige und dynamische
Nordic-Walking Bewegung wird
so sinnvoll unterstützt.
So ein Stock liefert genug Ideen zum Aufwärmen und Dehnen.
Rücken 73
Rücken & Bewegung
7. Yoga
YinYoga
Das sanfte Yoga für Menschen mit Rückenschmerzen
Viele Yoga-Übungen gleichen Figuren, die wir aus der Sportgymnastik
kennen. Dennoch: Yoga ist anders.
Und den einen Yoga gibt es nicht.
Vom indischen Urvater Patanjali und
dessen Yogasutra, geschrieben vor
über 1500 Jahren, bis heute haben
sich etliche Yogawege entwickelt. Einige davon sind gerade einmal 20 bis
50 Jahre alt. Das Wissen auf dem Patanjalis Schriften selbst basieren, ist
wiederum weit über 2000 Jahre alt.
Das, was heute vorrangig praktiziert
wird, ist ein sportlich ambitioniertes
Yoga mit Elementen aus anderen Trainingssystemen.
Rücken & Yin-Yoga
Das ruhige Yin-Yoga wird hauptsächlich im Sitzen oder Liegen praktiziert.
Yin-Yoga heilt Rückenschmerzen, weil
das minutenlange Halten der Positionen das Bindegewebe geschmeidig
und flexibel macht. Die in dieser Aus74 Rücken
gabe „Rücken“ mehrfach angesprochenen Faszien kommen also wieder
ins Spiel. Energie staut sich während
der Übung in dem gedehnten Faszien / Muskulatur-Bereich. Kurz nach
Aufhebung der Übung fühlt sich der
Anfänger steif. Dann löst sich die
Energie jedoch und fließt verstärkt
durch den Körper. Nach einer Stunde
gut geleiteter Übung tritt das typische
Yoga-Verjüngungsgefühl ein. Die Rückenschmerzen sind oft völlig fort.
Passiv aber geduldig!
Was man können muss, ist durchhalten. Die Übungen werden passiv,
also ohne bewusste Anspannung
ausgeführt. Der Atem ist mit Absicht
langsam. Nach ein bis zwei Minuten
kommt der dringende Wunsch, die
Haltung aufzugeben. Doch was für
zum Beispiel fünf Minuten gedacht
ist, muss auch ausgehalten werden.
Wie gesagt, ohne zu verkrampfen!
Buch-Tipp
Sehr lesenswert:
„Yin Yoga – Der
sanfte Weg zur
inneren Mitte“
(bestes Yogabuch
des Jahres 2011)
von Stefanie Arend, Yoga-Lehrerin und
Ernährungsberaterin, Schirner Verlag,
176 Seiten, 14,95 Euro. Bestellungen
auch über [email protected]
„Der Yin-Aspekt drückt sich auch in der
sanften Art aus, wie Arend ihre Übungen
selbst vormacht. Keine geschminkte Modelschönheit, keine extremen Verrenkungen ‚ menschlich, weiblich, zutiefst dem
göttlichen Wesen der Bewegung vertrauend. Bitte mehr von diesen Büchern und
im Sinne Simone de Beauvoirs: Ein Kampf
dem Yoga-Muskelschweiß! Denn das hat
Pantanjali bestimmt nicht gewollt.“
Giuseppe Gerhards
8.Krafttraining
Einfach nur Kraft
Beim Krafttraining geht es um das
Arbeiten gegen einen Widerstand. Irgendeinen Widerstand. Auch wer rudert, betreibt daher ein Krafttraining.
Man drückt den Wasserwiderstand
weg. Und wer sich an einem Seil hochzieht oder einen Klimmzug macht,
setzt sein Körpergewicht als Widerstand ein.
Unser Körper ist
darauf eingestellt,
auf Widerstände
mit Kraftzuwachs
zu reagieren. Steigert
man den Widerstand
in sinnvollen Train i ngs a b s t ä nden,
dann kann sich
unser Körper zwischenzeitlich erholen
und mit der neu gewonnenen
Kraft auch gegen einen jetzt
gesteigerten Widerstand
Die drei Grundübungen
➊ Kniebeuge
Am Anfang ohne Gewicht, dann mit
der Hantelstange, dann mit Gewichten
➋ Kreuzheben
Am Anfang mit der Hantelstange,
dann mit Gewichten
➌ Klimmzüge
mit dem Eigengewicht.
Alternativ: Latzugstange am Turm
erfolgreich anarbeiten. Werden unsere Muskeln dann einige Wochen nicht
mehr gefordert, dann verlieren sie die
neu gewonnene Kraft. Und in dieser
einfachen, biologisch logischen Tatsache liegt das große Problem. Problem?
Ja, Problem!
Der Widerstand sitzt im Kopf –
nicht in der Hantel
Raten Sie einmal, wieviele Karteileichen es in einem Sportstudio mit 500
Mitgliedern gibt. Ich gebe Ihnen die
Antwort: Im Sommer 400, im Winter 300. Toll für den Studiobetreiber,
ungünstig für Hunderttausende, die
Monat für Monat ihre Studio-Beiträge
zahlen. Denn vom Beitrag allein wird
der Rücken nicht stärker und nimmt
der Bauch nicht ab. Der größte Widerstand sitzt also im Kopf und
nicht in der Hantel. Das ist das
Problem, seitdem es auf dieser Welt
Fitness-Studios gibt.
Wiederholungen & Gewichte
Junge Männer, die gerne richtige Muskelbüffel werden wollen, arbeiten meist mit
schweren Gewichten, die ihnen nur eine
geringe Wiederholungszahl ermöglichen.
5 Sätze zu 5 Wiederholungen wäre so
eine Variante.
Wir als gesundheitsbewusste Rückensportler bewegen uns zwischen Sätzen
von 3 x 8 Wiederholungen bis hin zu
3 x 12 Wiederholungen. Vorab gibt es
immer einen Satz von 15 Wiederholungen nur mit der Hantelstange, um den
Bewegungsablauf technisch sauber zu
erinnern.
Klimmzüge startet man, je nach Können,
mit 3 Sätzen zu 3 Wiederholungen. Frauen verzichten zumeist auf Klimmzüge, da
ihnen diese auch bei bestem Willen einfach nicht gelingen. Hier bieten sich als
Alternative das sitzende Rudern in einer
so genannten Rudermaschine oder das
Latzug-Gerät an. Auskünfte dazu hat der
Fitness-Trainer parat.
Die Gewichte der Hantel steigert man
dann, wenn man sicher im Bewegungsablauf ist und mit dem bisher gewählten
Gewicht ruhige drei Sätze ausführen
kann. Eingeatmet wird, wenn man zu
einer Übung ansetzt. Ausgeatmet wird,
wenn man die Übung gegen den Widerstand ausführt.
Grundübungen sind Übungen, die
mehrere Muskeln gleichzeitig ansprechen. Das Gegenteil sind isolierte Übungen. Unsere Grundübungen setzen jeweils eine ganze
Gelenk- und Muskelkette in Bewegung. Und das ist richtig so. Der
Rücken ist kein Solist, er hat Arbeit
für alle Körperteile zu leisten. Die
drei Grundübungen kräftigen daher auch die Übergänge von Muskelgruppe zu Muskelgruppe.
RücKEn 75
Rücken & Bewegung
Schmerzen vorbeugen: Das Bindegewebe im Blickpunkt
„Die Rolle ist bei uns Standard
in jedem Trainingsplan.“
Gespräch mit Max Barde, Fitness-Trainer, Student der Sport- und Trainingswissenschaften, Berlin.
Breiten- wie auch Spitzensportler
schwören auf die Arbeit mit der Rolle. Was bewirkt die Arbeit mit diesen
Rollen, auch „Blackroll“ oder „Foam
Rolls“ genannt?
Der Wirkungsgrad der Rolle ist vielseitig. Zuerst einmal muss man sich
vor Augen halten, dass es sich hier um
eine Selbstmassage handelt. Also hat
diese Rolle schon einmal den Vorzug,
den wir auch bei Massagen haben, wie
zum Beispiel erhöhte Durchblutung
in der Muskulatur und im muskulären Bindegewebe.
Hinzu kommt das herkömmliche
auflösen von „verkrampften Stellen“.
Auf den letzteren Punkt möchte ich
näher eingehen. Man muss sich vorstellen, egal ob Nichtsportler, Breiten-
76 Rücken
oder Spitzensportler – jeder Mensch
hat in seinem muskulären Bindegewebe kleine und größere Verklebungen
wie auch Verhärtungen in der Muskulatur. Diese lokal begrenzten Muskelverhärtungen nennen wir „Triggerpoints“. Trigger sind Störfaktoren,
die die sportliche Leistungsfähigkeit
beeinträchtigen. Sie sorgen zudem für
Schmerzen im Alltag, vor allem im
unteren Rücken.
Was tun? Nun, Trigger reagieren auf
Druck – und hier kommt unsere Rolle
ins Spiel. Durch das Abrollen des Bindegewebes und der Muskulatur lösen
wir diese Punkte langsam wieder auf.
Wer nun glaubt, „weggerollt“ bedeutet für immer verschwunden, der irrt
jedoch. Jedes Training wie auch viele Alltagsbewegungen und zugleich
aber auch stundenlanges Sitzen bilden
immer wieder neue kleine und große
Trigger. Die Arbeit mit der Rolle ist
daher wie eine regelmäßige Gesundheitspflege anzusehen.
Früher wurde im Sport nur über die
Muskulatur geredet, kaum über das
Bindegewebe.
Die Wissenschaft spricht von myofaszialen Triggerpunkten. „Myo“ steht
für Muskel, „faszial“ steht für Bindegewebe. Dieser Begriff zeigt den
Zusammenhang zwischen dem Triggerpunkt und der Muskelfaszie, also
der den Muskel umgebenden Bindegewebehaut (Faszie), deren Fasern
sich in das Innere des Muskels fortsetzen. Durch das Rollen wird die Faszie
Das Geheimnis der „Blackroll“
mittels mechanischer Kompression
stimuliert. Parallel hierzu wird auch
das Lymphsystem angeregt. Das Auflösen von verhärtetem Gewebe und
die Anregung des Lymphsystems sind
wesentliche Arbeitsfelder in Physiotherapie und Osteopathie. Die Selbstmassage mit der Rolle ist als Gesundheitsvorsorge auf genau diesem Feld
zu betrachten. Zunehmend bekannt
wird auch die Trigger-Stoßwellentherapie, die gerne von Sportlern genutzt
wird.
Gibt es unterschiedliche Trainingsrollen?
Wie bei jedem neuen Trend versuchen
natürlich viele Hersteller ein Produkt
zu kreieren, welches noch besser und
noch effektiver funktionieren soll.
Daher gibt es diese Rollen in verschiedenen Größen und Farben von unterschiedlichen Anbietern. Auch kleine
Bälle dieser Art sind im Markt, um
noch präziser an Stellen wie Nacken,
Fuß oder Schulter zu arbeiten. Wem
das alles zu teuer oder zu aufwändig ist, der kann sich auch mit einer
harten Papprolle oder einem Kunststoffrohr behelfen. Ich empfehle jedoch, darum eine Lage Schaumstoff
zu wickeln.
Manche nutzen die Rolle vor, manche
nach dem Training. Was ist richtig?
Ich vertrete die Meinung: Vor dem
Training ist der Einsatz sinnvoller,
als unmittelbar danach. Schließlich
nutzt man die Rolle zur Aktivierung
und Mobilisierung. Wenn überhaupt,
macht es für mich Sinn, nach dem
Training jede Partie nur sehr kurz
zu behandeln, um die Durchblutung
in der soeben trainierten Muskulatur
nochmals zu erhöhen. Grundsätzlich
ja vor einem Work-out und an trai-
ningsfreien Tagen, als aktive Erholung.
Beim ersten Mal soll der Einsatz recht
schmerzhaft sein. Woran liegt das?
Die „Triggerpoints“ sind vor der Erstbehandlung in den meisten Fällen
noch sehr zahlreich und natürlich oft
auch bereits schon sehr lange verfestigt. Kein Wunder, dass es ordentlich
schmerzt.
Und ab wann kann man sagen, ist das
Bindegewebe richtig gut im Schuss?
Nach 6–12 Monaten regelmäßigem
Training mit der Rolle ist man auf
einem guten Weg. Trotzdem heißt
es auch dann das Training mit der
„Foam Roll“ beizubehalten.
Kein Spitzensportler verzichtet heute
mehr auf seine Rolle. Und jeder Schreibtischtäter sollte sie ebenfalls nutzen.
Im Sportstudio oder zu Hause: Die Eigenbehandlung mit der Rolle ist überall möglich. Das passiert hier: Jeder
Anwender merkt sofort, wo in seiner
Muskulatur schmerzhafte Stellen stecken. Die Triggerpunkte! Nach weiteren
langsamen Wiederholungen spürt man
sogleich, wie die Rolle wirkt. Alles wird
weicher, entspannter! Das Rollen löst
Verklebungen und Verdickungen im
muskulären Bindegewebe wieder auf.
Jeder bestätigt es: Der Körper wird
beweglicher, das Körpergefühl verbessert sich, die Schmerzen vergehen. Eine kerngesunde Sache. Beziehen kann
man diese Rollen z.B. als Leser der
Zeitschrift „Rücken“. Siehe Seite 25.
Welche Übung empfehlen Sie grundsätzlich?
Besonders wichtig ist es in meinen
Augen, das Iliotibial Band abzurollen. Es verläuft an der äußeren Seite
der Oberschenkel und ist bei vielen
Menschen für starke Haltungsprobleme verantwortlich. Wenn es verkürzt
ist, leidet darunter unsere Hüft- und
Kniestellung. Zwei Bereiche, die weitere Kompensationshaltungen im
Körper hervorrufen können.
Was sagen die Studio-Mitglieder zur
Rolle? Muss man viel Aufklärungsarbeit leisten?
Die Rolle ist bei uns Standard in jedem Trainingsplan. Bei Neukunden,
die das erste mal kommen, muss man
natürlich kurz erklären, was das jetzt
wieder für ein schräger Fitnesstrend
ist. Aber wenn man darlegt wofür es
gut ist und die ersten Leute die Ergeb-
Verspannte, harte Waden:
Die Blackroll massiert gründlich.
nisse bemerken, ist die Begeisterung
oft groß.
Und persönlich gefragt: Wie oft arbeiten Sie mit der Rolle?
Ich persönlich nutze sie vor jedem
Training und meistens an trainingsfreien Tagen. Aus eigener Erfahrung
kann ich sagen, dass sich Beweglichkeit und Mobilität extrem verbessert
haben.
Rücken 77
Absturz ins wirtschaftliche und private Abseits
Die geringe Höhe der gesetzlichen Absicherung bei Erwerbsunfähigkeit bedeutet für Betroffene regelmäßig einen Absturz ins wirtschaftliche und damit meist auch private Abseits. Als Faustformel beträgt
die monatliche Rente bei voller Erwerbsunfähigkeit etwa 33%, bei
halber Erwerbsunfähigkeit etwa 16% vom letzten Bruttoeinkommen.
Wer hier nicht privat vorgesorgt hat, muss damit rechnen, dass zukünftig weder eine Altersversorgung für die Zeit des Rentenbezugs
sowie Geld für laufende Finanzierungen und private Kredite, Hobbies
und Freizeitgestaltung und überhaupt für ein lebenswertes Leben
zur Verfügung steht. In jedem Fall sollten Betroffene parallel zu einem Rentenantrag beim Arbeitsamt einen Antrag nach § 145 SGB
IX stellen, um als Behinderte von unentgeltlicher Beförderung im
öffentlichen Straßenverkehr zu profitieren.
22,65 % Fälle von Berufsunfähigkeit sind Erkrankungen des Bewegungsapparates. Sie sind zudem für fast 1/3 der krankheitsbedingten Arbeitsausfallzeiten verantwortlich. 50 % aller Reha-Anträge
kommen aus diesem Bereich.
78 Rücken
Der versicherte Rücken
Der versicherte Rücken
von Stephan Witte
Der unabhängige Versicherungsmakler Stephan Witte ist Experte für alle Formen der
Arbeitskraftabsicherung. Zudem bewertet er vierteljährlich die Versicherungsbedingungen in der Funktionsinvaliditäts-Versicherung, Unfall-Versicherung, stationären
Krankenzusatz-Versicherung und Pflegetagegeld-Versicherung. Leser können über die
„Rücken“-Redaktion Kontakt mit Stephan Witte aufnehmen. ([email protected])
Für Rückenkranke sind oft nicht tatsächliche Leistungseinschränkungen
und messbare Verschleißerscheinungen die Ursache für eine Berufsaufgabe. Es sind die beständigen Schmerzen, die zur Aufgabe zwingen. Diese
Schmerzbelastung kann auch zu Depressionen oder einem Burnout führen. Störungen, die fortbestehen können, wenn die erste Ursache für den
Schmerz, z.B. eine beruflich bedingte
Zwangshaltung, schon lange beendet
wurde.
Wer keine hinreichende gesetzliche
oder private Absicherung hat, wird
trotz chronischer Rückenbeschwerden oft so lange weiter arbeiten, bis
auch die letzte Möglichkeit zur Regeneration des Körpers geschwunden
ist. Körperlicher Raubbau ist damit
umso wahrscheinlicher, je schlechter
die persönliche Absicherung der Arbeitskraft ist.
GElD & KRAnKHEIT
lohnfortzahlung für Arbeitnehmer
Wer als Arbeitnehmer arbeitsunfähig
wird, hat im Regelfall einen Anspruch
auf Lohnfortzahlung während der
ersten sechs Wochen einer vorüberge-
henden Arbeitsunfähigkeit (§ 3 EntgFG). Üblicherweise anfallende Überstunden werden dabei nur berücksichtigt, wenn diese regelmäßig in
den letzten drei Monaten vor Eintritt
der Arbeitsunfähigkeit angefallen
sind (z.B. BSG vom 23.01.1973 – 3 RK
22/70). Steuerfreie Zulagen bleiben
unberücksichtigt (§ 1 SvEV) – ausgenommen sind Sonn-, Feiertags- und
Nachtarbeitszuschläge.
Ermittlung des Krankengeldes
Nach Ablauf von 42 Tagen besteht
für Arbeitnehmer ein Anspruch auf
Krankengeld. Dieses wird maximal
für 72 Wochen innerhalb von 3 Jahren gezahlt (§ 48 SGB). Anders als bei
der Lohnfortzahlung besteht hier allerdings für Gutverdiener eine erhebliche Lücke zwischen dem Nettoeinkommen in gesunden Tagen und dem
Krankengeld bei Arbeitsunfähigkeit.
Gezahlt werden gemäß § 47 SGB V
von den gesetzlichen Krankenkassen im Schnitt 70% des letzten Bruttogehalts aber nie mehr als 90% des
Nettogehalts. Dabei wird sich meist
am niedrigsten Wert orientiert. Ein
Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze zur Krankenversicherung (2014: 48.600 Euro im Jahr bzw.
4.050 Euro im Monat) wird nicht be-
rücksichtigt. Das so ermittelte Krankengeld wird noch um Sozialabgaben
(Beiträge zur Renten-, Arbeitslosenund Pflegepflichtversicherung) gekürzt. Es verbleiben im Schnitt 70 bis
75% vom letzten Nettoeinkommen.
Aufwendungen für die Krankheit
Eine länger andauernde Arbeitsunfähigkeit hat Aufwendungen für
Medikamente und Arztbesuche zur
Folge. Die anteilige Kostenbeteiligung an einem Kuraufenthalt kann
die Haushaltskasse zusätzlich belasten. Selbstständige und Freiberufler
müssen daran denken, dass sie auch
im Krankheitsfall ihre Beiträge zur
Krankenversicherung weiterzahlen
müssen. Wer während des Bezugs
von Arbeitslosengeld erkrankt, erhält
Krankengeld in Höhe des Leistungsbetrages des Arbeitslosengeldes.
Aussteuerung der leistungen bei
Berufs- und Erwerbsunfähigkeit
Besteht die Arbeitsunfähigkeit nach
Ablauf von 78 Wochen innerhalb von
drei Jahren noch immer fort (§ 48 SGB
V) oder wurde zuvor eine Vollrente
aus der gesetzlichen Rentenversicherung gewährt (§ 50 SGB V), so liegen
entweder Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit vor.
Rücken 79
Der versicherte Rücken
Attraktiv für viele
Berufsgruppen:
FunktionsinvaliditätsVersicherungen.
Rücken & Versicherungsschutz
D
ie private Versicherungswirtschaft bietet verschiedene Alternativen zur Absicherung der persönlichen Arbeitskraft. Nicht alle
diese Varianten bieten aber eine
umfassende Absicherung für Beeinträchtigungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Jeder Wettbewerber
hat hier seine Vor- und Nachteile.
Die Prämienhöhe ist zwar für viele
Menschen ein wesentliches Entscheidungskriterium, doch sollte man
vorrangig auf die Bedingungsunterschiede achten!
Versicherungsschutz für schmerzhafte
Störungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Verschleißerscheinungen
der Bandscheiben sind nicht gedeckt.
Berufsunfähigkeit
Alle Berufsunfähigkeitsversicherungen beinhalten Versicherungsschutz,
wenn Rückenbeschwerden den Versicherten zur Berufsaufgabe zwingen.
In der individuellen Ausgestaltung
des Versicherungsschutzes gibt es jedoch erhebliche Unterschiede.
Jahrelang einen niedrigen Beitrag
zahlen und dann im Leistungsfall leer
ausgehen – das ist nicht der Sinn einer Versicherung. Achtung: Die Bedingungsunterschiede zwischen den
Tarifen der Versicherer können ausschließlich Makler und Honorarberater neutral erläutern
Krankentagegeldversicherung
Eine zusätzliche Krankentagegeldversicherung ist in jedem Fall anzuraten,
um die Versorgungslücke ab dem 43.
Tag bedarfsgerecht zu schließen. Bedenken Sie dabei, dass üblicherweise
kein gleichzeitiger Bezug von Krankentagegeld und Berufsunfähigkeitsrente möglich ist.
Unfallversicherungen
Am weitesten verbreitet sind Unfallversicherungen. Solche Verträge bieten
aber nur selten einen hinreichenden
Erfreulich ist, dass gerade für jüngere
Personen der Abschluss einer hinreichenden Krankentagegeldversicherung
mit nur geringen Kosten verbunden ist.
80 Rücken
Funktionsinvaliditäts-Versicherungen
Deutlich auf dem Vormarsch sind
Funktionsinvaliditäts-Versicherungen. Diese gibt es sowohl als Lebensals auch als Sachversicherungsprodukt. Beispiele: KörperSchutzPolice /
Allianz, CARDEA safety first / Cardea.life, Existenzschutzversicherung /
Axa sowie Multi-Rente / Janitos.
Versichert ist bei diesen Policen die
dauerhafte Beeinträchtigung körperlicher Funktionen. Je nach Anbieter
und Tarif können Leistungsauslöser
der Verlust von Grundfähigkeiten
(z.B. Gehen, Sprechen, Beugen, Autofahren), schwerwiegende Organerkrankungen (z.B. Lungen- oder Nierenerkrankungen), die Folgen schwerer Unfälle, Pflegebedürftigkeit oder
der Eintritt schwerer Erkrankungen
(z.B. Krebs oder Herzinfarkt) sein.
Grundsätzlich besteht im Rahmen
von Funktionsinvaliditäts-Versicherungen Versicherungsschutz für einen Verlust der Arbeitskraft durch
Rückenbeschwerden. Der Leistungs-
Der versicherte Rücken
eintritt durch den Versicherer wird an
den Folgen der jeweiligen Erkrankung
und nicht an deren Diagnose festgemacht. Es besteht kein Berufsunfähigkeitsschutz.
Sonstige Absicherungen
Sehr schwach ist der Versicherungsschutz durch eine Dread Disease-Ver-
sicherung (Schwere Krankheiten-Versicherung) für die Folgen von Wirbelsäulenbeschwerden. Erwerbsunfähigkeits- sowie Grundfähigkeitsversicherungen bieten ebenfalls keinen
ausreichend spezifischen Schutz bei
Rückenkrankheiten. Gleiches gilt für
die durchaus sinnvolle Absicherung
gegen den Eintritt des Pflegefalles
(Pflegetagegeld-, Pflegekosten- und
Pflegerentenversicherung). Die meisten Rückenprobleme führen nämlich
nicht zwingend zu einer Pflegebedürftigkeit im Sinne der klar definierten Pflegestufen I, II und III.
Das Problem der Antragsstellung
Wer biometrische Risiken (Krankheit, Kräfteverfall oder Tod) absichern
möchte, muss sich im Klaren darüber
sein, dass dies fast nie ohne Angaben
zum Gesundheitszustand möglich ist.
Alle Angaben dazu sollten so vollständig und wahrheitsgemäß wie möglich
beantwortet werden. Wer beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte und den
Hexenschuss von vor einigen Jahren
verschweigt, muss sich nicht wundern, wenn dies bei der Beantragung
von Versicherungsleistungen herauskommt. Das kann den Versicherer zur
Ablehnung des Leistungsantrages berechtigen.
Nehmen Sie sich also die Zeit, vor Antragsstellung alle Krankenakten der
vergangenen zehn Jahre von Ihren
Ärzten und Heilbehandlern anzufordern – so lange beträgt die gesetzliche
Aufbewahrungspflicht. Damit vermeiden Sie, versehentlich nur einen
Teil der gewünschten Auskünfte zu
geben. Sie können so auch erkennen,
ob Ihre Ärzte tatsächlich nur korrekte Angaben zum Gesundheitszustand
vermerkt haben. Nicht selten können
scheinbar harmlose „Verlegenheitsdiagnosen“ (z.B. eine attestierte Depression ober Überlastungsstörung, um
Für die Antragstellung
empfiehlt sich die
Begleitung durch
einen unabhängigen
Versicherungsmakler.
Im Idealfall ein
Honorarberater.
eine Mutter-Kind-Kur bewilligt zu
bekommen) dazu führen, dass später
Leistungen verweigert werden, weil
ein Antrag unter Kenntnis dieser Angaben vom Versicherer gar nicht erst
angenommen worden wäre. Wenden
Sie sich immer an einen unabhängigen Versicherungsmakler oder Honorarberater. Nur so gehen Sie sicher,
dass auf Basis Ihrer Angaben zum Gesundheitszustand der für Sie passende Versicherungsschutz ermittelt und
beantragt wird.
„Nicht selten können scheinbar
harmlose „Verlegenheitsdiagnosen“ (z.B. eine attestierte
Depression ober Überlastungsstörung, um eine Mutter-KindKur bewilligt zu bekommen)
dazu führen, dass später
Leistungen verweigert werden.“
Es ist in jedem Fall empfehlenswert,
die Absicherung der Arbeitskraft so
früh wie möglich in Angriff zu nehmen. Krankenakten werden naturgemäß mit fortschreitendem Alter immer umfangreicher. Eine wunschgemäße Absicherung wird entsprechend
schwieriger.
Rücken 81
Wissen
Aktion Gesunder Rücken e. V.
www.agr-ev.de
Hoher Nutzwert & Praktische Hilfestellung
G
etestet wird viel in Deutschland.
Doch worum geht es dabei? Doch
fast immer nur um Preis, Leistung
oder Design. Manchmal aber auch
um unsere Gesundheit. Und wenn es
um das Thema „Rückengesundheit“
geht, ist einer ganz weit vorn: Die Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V..
Diese Institution gibt seit 1995 dem
Volksleiden Rückenschmerzen eine
ebenso kompetente wie glaubwürdige
Stimme.
Hier wird nicht allein das medizinische Fachwissen verschiedener Disziplinen zusammengeführt. Viel wertvoller noch ist die Streuung dieses
Know-hows in die breite Öffentlichkeit. Den größten Dienst an der Allgemeinheit leistet die Aktion Gesunder
Rücken jedoch mit der Etablierung
dieses Know-hows in der Arbeitswelt.
Wo sonst hat Prävention gegen Rückenleiden mehr Bedeutung als dort,
wo Menschen oft tagaus, tagein die
gleiche Körperhaltung einnehmen
und immer wieder die gleichen Bewegungen ausführen.
Mehr rückenfreundliche Produkte …
Doch was passiert am Arbeitsplatz,
um tatsächlich rückengerechte Verhältnisse zu schaffen? Wissen die
Verantwortlichen, worauf man bei
der Anschaffung rückengerechter
Steh- Sitzarbeitsplätze, PC- Eingabegeräte, Gabelstapler- und LKW-Sitze
oder Paletten-Umreifungssystemen
zu achten hat?
Wer prüft zum Thema Rückengesundheit Alltagsprodukte, wie Autositze, Betten, Schuhe, Fahrräder, Polstermöbel, Fernsehsessel und mehr? Wer
denkt bei Schulmöbeln daran, dass
hier Heranwachsende täglich etliche
Stunden in Sitzhaltung verbringen?
Hochinformativ mit vielen Produktvorstellungen:
Das AGR-Magazin. Per Download oder in Papierform
über www.agr-ev.de
82 Rücken
Rückengerecht konstruierte und gestaltete Gebrauchsgegenstände sind sowohl bei der Vorbeugung von Rückenschmerzen als auch bei der Therapie
von Erkrankungen des Bewegungsapparates wesentliche und wichtige
Hilfsmittel. Der Konsum und das
Kaufverhalten sind leider selten auf
sinnvolle ergonomische Produkte
ausgerichtet.
… dank AGR-Gütesiegel
Weil den meisten
Produkten nicht
auf den ersten
Blick anzusehen
ist, ob diese ergonomischen
Ansprüchen genügen, hat die Aktion
eine Entscheidungshilfe für Industrie,
Wirtschaft und Verbraucher entwickelt: Das AGR-Gütesiegel. Ein Siegel,
dass zudem auch den Fachhandel auszeichnet, der die auf diesem Feld richtigen Produkte im Sortiment hat.
Kritische Stimmen mahnen zurecht
vor der Fülle an Siegeln, mit denen
uns Verbrauchern heute die Euros aus
der Tasche gezogen werden sollen.
Anders die Aktion Gesunder Rücken: Sie zeichnet ausschließlich Produkte aus, die ihre rückengerechte
Konstruktion vor einer unabhängigen
Prüfkommission mit Experten aus
verschiedenen medizinischen Fachbereichen unter Beweis gestellt haben.
Das Gütesiegel wurde zudem gemeinsam mit den beiden größten
deutschen Rückenschulverbänden entwickelt. Für die medizinische Fachwelt
hat die Aktion außerdem das Weiterbildungsangebot zum „Referent für
rückengerechte Verhältnisprävention“
ins Leben gerufen. Diese Weiterbildung genießt sowohl staatliche Anerkennung als auch die Anerkennung
als ärztliche Weiterbildung.

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