Petra Best - MediaCulture
Transcription
Petra Best - MediaCulture
http://www.mediaculture-online.de Autorin: Best, Petra. Titel: Die Schlümpfe als Weckdienst - das Zeichentrickangebot des Fernsehens. Quelle: Helga Theunert/Bernd Schorb (Hrsg.): Begleiter der Kindheit. Zeichentrick und die Rezeption durch Kinder. BLM-Schriftenreihe, Bd.37. München 1996. S. 57-76. Verlag: Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM). Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Petra Best Die Schlümpfe als Weckdienst – das Zeichentrickangebot des Fernsehens Kinder betrachten Cartoons als 'ihr' Programm, als 'Kinderprogramm'. Verwunderlich ist das nicht, werden sie doch in dieser Meinung von den Programmanbietern unterstützt. Kaum ein Angebot an Kinder, das nicht Zeichentrickelemente integriert, wie zum Beispiel die 'Sendung mit der Maus'. Während die öffentlich-rechtlichen Sender jedoch nur vereinzelt Zeichentrickserien ausstrahlen und Wert darauf legen, dem kindlichen Publikum auch Realserien, Reportagen und Wissenswertes anzubieten, lautet die Devise bei den privaten Anstalten seit Jahren weitgehend 'Cartoons non stop'. Kinderprogramm als eine Aneinanderreihung von Cartoonserien ist bei ihnen die Regel und die Kinder wissen es zu schätzen. "Am liebsten Tele 5, da sind ja die meisten Kinderprogramme drin", erklärte ein 9jähriger, als dieser Sender noch zur Fernsehlandschaft gehörte, und mit seiner Meinung stand er und steht er auch heute nicht alleine da. Die meisten Kinder favorisieren die privaten Sender. Neben den zahlreichen Cartoons hängen die kindlichen Senderpräferenzen auch mit der zeitlichen Verläßlichkeit dieser Anbieter zusammen. Lassen die öffentlich-rechtlichen Anstalten oftmals Regelmäßigkeit vermissen oder setzen kurzerhand das Kinderprogramm wegen 'wichtiger' Ereignisse ab, so bieten die privaten auf festen Sendeplätzen und über längere Zeiträume täglich die gleichen Zeichentrickserien an, manche sogar mehrmals am Tag. Damit kommen sie den Kindern entgegen. Durch die Regelmäßigkeit des Angebots haben diese schnell herausgefunden, welche Cartoonserien sie in den verschiedenen Sendern erwarten. Wie eine 10jährige 1 http://www.mediaculture-online.de haben sie 'ihr' Programm im Kopf: „Die meisten Sendungen, die ich anschauen will, die kenn' ich schon auswendig, und die kommen immer nacheinander". Das Wissen um die Plazierung der bevorzugten Cartoons beginnt bereits im Vorschulalter. Wenngleich hier die Eltern noch mitbestimmen, was die Kinder sehen dürfen, so wissen auch die Kleinen schon ganz genau, wann eine geliebte Sendung läuft. Aber auch wenn die Kinder mit der Fernbedienung durch die Programme turnen, auf Zeichentrickserien stoßen sie mit Sicherheit. Welche der im Programm existierenden Zeichentrickserien bei Kindern Aufmerksamkeit wecken, bestimmt sich nicht zuletzt daraus, wann sie vor dem Bildschirm sitzen. Das gesamte Cartoonangebot des Fernsehens ermöglicht im Prinzip ununterbrochenen Konsum, aber Kinder haben nicht ständig Zeit. Ebenso wie bei Erwachsenen ist auch ihr Alltag ausgefüllt: Sie besuchen den Kindergarten, gehen in die Schule, sind nachmittags im Hort oder müssen Hausaufgaben machen. Sie sind in irgendeinem Verein, oder treffen sich mit ihren Freundinnen und Freunden. Je älter sie werden, desto mehr sind sie außerhäuslich aktiv. Hinzu kommt der familiäre Alltag mit reglementierten Zeiten und mit gemeinsamen Unternehmungen. Fernzusehen ist den Kindern also nur in begrenztem Ausmaß möglich. 1. Nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen – Die Hauptsehzeiten der Kinder1 „Nachmittags, so um halb fünf, fast abends eigentlich, weil ich ja nachmittags im Hort bin. Und dann kann ich so bis 20.00 Uhr gucken". Wie diese 10jährige sehen die meisten Kinder während der Woche ab dem Nachmittag fern. Bis 18.00 Uhr nimmt die Anzahl der jungen ZuschauerInnen stetig zu. Dabei ist das Alter der Kinder entscheidend dafür, wann und wie lange sie vor dem Bildschirm sitzen. Spielt für die 4-bis 6jährigen und für einen guten Teil der Grundschulkinder auch schon der frühe Nachmittag eine Rolle, so schalten die Älteren erst zum Vorabendprogramm um 18.00 Uhr ein. Bis zur Schlafenszeit ist 1 Die Sehzeiten der Kinder haben sich seit Beginn der Studie 'Kinder und Cartoons' nicht wesentlich geändert Die folgenden Angaben basieren auf den Ergebnissen der Befragung von 1991 und beziehen aktuelle kindliche Sehzeiten mit ein, die verschiedenartigen Untersuchungen entstammen, den regelmäßigen Einschaltmessungen und repräsentativen Befragungen ebenso wie qualitativen Untersuchungen und Einzelfallstudien (vgl. Theunert, Lenssen, Schorb 1995, S. 17ff.). 2 http://www.mediaculture-online.de Fernsehen angesagt, zum Abschalten, Entspannen oder um es sich gemeinsam mit der Familie gemütlich zu machen. Fast die Hälfte der 6- bis 14jährigen sitzt bis mindestens 20.00 Uhr vor dem Fernsehapparat. Aber auch viele Vorschulkinder sind in dieser Zeit vor dem Apparat zu finden, wie ein 5jähriger, der "auf‘d Nacht, so um sechse" fern sieht. Die absolute Hauptsehzeit ist also für alle Altersgruppen der Vorabend zwischen 18.00 und 20.00 Uhr. Für die 4- bis 11jährigen ist danach mit dem Fernsehen Schluß, ca. ein Drittel der älteren Kinder sitzt hingegen auch noch nach 20.00 Uhr vor dem Bildschirm. Für die Vorschulkinder ist zusätzlich der Morgenblock von Bedeutung. Während sich die Schulkinder mit Mathe oder grammatischen Regeln plagen, können viele Kleine (noch) die Geschichten des Fernsehens genießen. Sie gehen entweder gar nicht oder erst später in den Kindergarten. Ausreichend Zeit zum Fernsehen also, und für manche Eltern eine willkommene Möglichkeit, um in Ruhe das eine oder andere zu erledigen. Am Wochenende lassen über die Hälfte aller 4- bis 10jährigen ihre Eltern ausschlafen und sehen schon am frühen Morgen gleich nach dem Aufstehen fern. "Samstags und sonntags gucke ich so, wenn ich aufstehe um acht oder so. Dann gibt's auch schon Kinderfilme", schildert eine 10jährige ihren schulfreien Tagesbeginn, der sich oft bis zum Mittag ausdehnt. Der Nachmittag wird insgesamt weniger als während der Woche genutzt. Gemeinsame Unternehmungen mit der Familie stehen für viele Kinder auf dem Programm. Die über 11jährigen bleiben morgens lieber im Bett. Die meisten von ihnen stoßen erst zwischen 18.00 und 20.00 Uhr zur Fernsehgemeinde. "Weil da keine Schule ist, dürfen am Wochenende auch die Grundschulkinder bis 22.00 Uhr gucken und ein guter Teil der 11- bis 14jährigen verfolgt das Geschehen auf dem Bildschirm sogar bis Mitternacht. Für die Kleinsten gilt allerdings auch am Wochenende: spätestens um 20.00 Uhr ist Schluß. Stellt man den kindlichen Sehzeiten die Sendeleisten der Anbieter gegenüber, wird deutlich, inwieweit das Programmangebot den kindlichen Cartoonkonsum mitbestimmt. Die Zeiten, zu denen der größte Teil der Kinder vor dem Fernsehapparat sitzt, sind auch die Hauptsendezeiten der Cartoons. Insbesondere die Vorschul- und Grundschulkinder bekommen zu ihren Sehzeiten nahezu eine Vollversorgung mit Zeichentrickserien, vor 3 http://www.mediaculture-online.de allem durch die privaten Sender. Kein Wunder, daß sich der Fernsehnachwuchs primär diesen Anbietern zuwendet. 2. Am Wochenende für die Frühaufsteher – Die Entwicklung der Angebotsstruktur in den Sendern Wie sich das Cartoonangebot der Sender seit Beginn der Studie 'Kinder und Cartoons' für die kindlichen Sehzeiten entwickelt hat, in welchem Ausmaß die Kinder von den verschiedenen Anbietern versorgt werden und welche Serientypen (vgl. 1.) vertreten waren bzw. sind, wird im folgenden aufgeschlüsselt2. Betrachtet man den Umfang des Cartoonangebots, den Kinder während der ganzen Woche sehen können, so ist im Vergleich zu 1991 zum Ersten die Menge im heutigen Angebot am Wochenende deutlich gestiegen, und zum Zweiten eine Vorverlegung auf die frühen Sendeschienen festzustellen. Das Schaubild (siehe unten) stellt die Jahre 1991 und 1996 gegenüber3: 2 Die Basis hierfür ist eine Reanalyse der Angebotsstrukturen. Von Herbst 1991 bis zum Frühjahr 1996 wurden die Cartoonangebote der Sender pro Jahr in einem Frühjahrs und Herbstmonat ausgewertet. Einbezogen wurden die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie die Privatsender SAT.1, RTLplus (seit 1994 RTL), PRO 7. Der private Anbieter Tele 5, der 1993 in das Deutsche Sportfernsehen (DSF) überging wurde mit seinem umfangreichen Cartoonangebot bis Ende 1992 berücksichtigt. Ab 1993 kommen zwei neue Sender hinzu: RTL 2 und Kabel 1 (vormals Kabelkanal), der weitgehend das Cartoonprogramm von Tele 5 übernommen hat. Ausgewertet wurde nur das Angebot der regelmäßig erscheinenden Zeichentrickserien (keine Spielfilme oder sonstige einmaligen Angebote) sowie Kindermagazine, die erkennbar Zeichentrickserien bzw. Zeichentrickelemente integrieren. 3 Die Sendezeiten sind in Blöcke eingeteilt, die sich an den Sehzeiten der Kinder orientieren: Vormittag: 6.00 (oder früher) bis 12.00 Uhr; früher Nachmittag: 12.00 bis 16.00 Uhr; später Nachmittag: 16.00 bis 18.00 Uhr; Vorabend: 18.00 bis 20.00 Uhr. Da der Abendblock im gesamten Erhebungszeitraum nicht mit Cartoons bestückt ist, wird darauf nicht weiter eingegangen. Die im folgenden angegebenen Zahlen zur Menge der Zeichentrickangebote oder der Verteilung auf die Typen sind Trendangaben und spiegeln Durchschnittswerte. 4 http://www.mediaculture-online.de Konnten 1991 die schon wachen Kinder während der Woche am Morgen rund 10 Zeichentrickserien genießen, so wird ihnen heute fast das Doppelte angeboten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den morgendlichen Sendungen am Wochenende. Schon 1991 war es den Kindern an einem Samstagmorgen möglich, um die 20 Sendungen zumindest in Ausschnitten zu genießen, wenn sie zwischen den Programmen geswitcht haben. Heute können sie sich auf diese Weise in nahezu doppelt soviele Geschichten einklinken. Während der Woche werden, nach einigen Hochs und Tiefs in den vergangenen Jahren, derzeit zwischen 12.00 und 16.00 Uhr etwas mehr Zeichentrickserien gesendet als dies 1991 der Fall war. Zu den späteren Tageszeiten am Wochenende ist das Abgebot geringer. Der gesamte Nachmittag am Wochenende war 5 http://www.mediaculture-online.de und ist spärlich bestückt. Kamen 1991 bereits am Sonntagspätnachmittag keine Zeichentrickserien mehr, so ist das heute noch immer so, und gleiches trifft im Prinzip auch für den Samstagspätnachmittag zu. Auch die Menge in den davorliegenden Sendeschienen hat sich verringert. Am Vorabend schließlich werden die Kinder heute überhaupt nicht mehr fündig. Zeichentrickserien sind zu dieser Sendezeit an allen Tagen und aus allen Kanälen verschwunden. Für die Erweiterung des Angebotes am Wochenende und der stärkeren Konzentration auf die beiden ersten Sendeschienen spielen neben den neu hinzugekommenen Anstalten Kabel 1 und RTL 2 auch Umstrukturierungen in den bereits 1991 bestehenden Sendern eine Rolle: Zum Beispiel die Einrichtung neuer Sendeschienen oder deren Kürzung, wie sie nicht nur bei den privaten, sondern zum Teil auch bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu beobachten sind. 2.1 Zwischen Reduzierung und Erweiterung – Die Entwicklung der Cartoonplazierung bei den privaten Anbietern Absoluter Spitzenreiter in den Jahren 1991 und 1992 war der Sender Tele 5. Täglich am frühen Morgen und am Nachmittag bot er seinem kindlichen Publikum Cartoons an. 6 http://www.mediaculture-online.de Dauerte der morgendliche Termin zwischen zweieinhalb und vier Stunden, so konnten die Kinder während der Woche kurz nach Schulschluß bis zum Vorabend an die 10 Zeichentrickserien genießen, einige der Angebote gleich mehrmals, als Wiederholung einer Folge oder mit neuen Geschichten. Auch am Samstag- und Sonntagnachmittag war den Kindern Cartoonvergnügen gewiß, wenn auch nicht gar so lange. 1992 kürzte der Sender sein werktägliches Nachmittagsangebot um knapp eineinhalb Stunden, so daß einige der später heimkehrenden Kinder wohl nur noch die letzte Zeichentrickserie zu sehen bekamen. Im Herbst wurde dann der Sonntagnachmittag cartoonfrei; als Entschädigung endete das Vormittagsprogramm erst mittags. Ab dem 16.1.1993 übernahm der Kabelkanal (seit 1994 Kabel 1) die Zeichentrickserien von Tele 5 inklusive des Magazins 'Bim Bam Bino', das mit der Maus 'Bino', Basteltips, Wissenswertem und allerlei Geschichten den Kindern zusätzliche Unterhaltung bot und die Zeit zwischen den Zeichentrickserien überbrückte. Die meisten Veränderungen sind bei PRO 7 festzustellen, hier wurde am deutlichsten erweitert und umplaziert. 1991 teilte sich der Sender noch mit Tele 5 die wöchentlichen Cartoonsendezeiten. Am Morgen schaltete er sich etwas später zu und lud die zu Hause Gebliebenen ein, sich zwei Wiederholungen vom Vortage anzuschauen. Wiederholungen 7 http://www.mediaculture-online.de standen auch am Nachmittag auf dem Programm, während zur Vorabendzeit die neuen Folgen auch von den Kindern gesehen werden konnten, die sich erst zu dieser Zeit vor dem Bildschirm einfanden. Bereits im Frühjahr '92 wanderten die wöchentlichen Nachmittagssendungen in den Morgenblock, der je nach Menge der Serien bis zu einer Stunde früher begann. Von nun an können sich nur noch die Kleinen (und die kranken Schulkinder) die Wiederholungen des Vortages ansehen, es sei denn die schulpflichtigen Cartoonfans schaffen es, sich zwischen Anziehen, Frühstück, die Schultasche packen und die Zähne putzen vor dem Fernsehapparat einzufinden. Auch die Vorabendschiene blieb von Umstrukturierungen nicht verschont. Noch im gleichen Jahr wurde die Anfangszeit der dort gesendeten Cartoons vorverlegt, um im Rahmen des Familienprogramms Platz für die bei Kindern ebenfalls beliebten Comedyserien zu machen. Von Montag bis Freitag darf sich der Fernsehnachwuchs jetzt zu einer früheren Zeit auf neue Folgen der jeden Tag gleichen Zeichentrickserien (zwischen zwei und vier) freuen. Bis zum Frühjahr 1995 endete der Block gegen sieben, seit Herbst desselben Jahres erscheint er in der Zeit von 16.05 bis 17.25 Uhr. Eine regelrechte Cartoonexplosion im Angebot des Senders hat jedoch ab dem 28. Mai 1994 stattgefunden. Von nun an wird am Wochenende gesendet, wobei ein Teil der samstäglichen Cartoonfolgen am Sonntag noch einmal zu sehen ist. Zunächst begann PRO 7 schon vor 6.00 Uhr und versorgte sein Publikum bis zum Mittag mit rund 14 Cartoons. In den darauffolgenden Jahren durften die Kinder dann etwas länger schlafen. Mittlerweile beginnt der Cartoonmarathon zumindest am Samstag gegen 7.00 Uhr, und ist mit 5 Stunden Dauer ein wenig kürzer. Für die Langschläfer strahlte der Sender im Frühjahr '95 am Samstagvorabend zwischen 19.00 und 20.00 Uhr zwei Zeichentrickserien aus; ein Angebot, das jedoch schon im nächsten Jahr wieder verschwand, und seitdem nicht mehr gesehen wurde. Damit bekommen die über 11jährigen in diesem Sender kaum noch Zeichentrickserien zu ihren Sehzeiten geboten, es sei denn, sie stehen am Wochenende früh auf. 8 http://www.mediaculture-online.de Cartoons non stop hieß es 1991 am Wochenende, wenn RTL auf Sendung ging. Vom frühen Morgen bis in den Nachmittag konnte der Fernsehnachwuchs die Geschichten von rund 15 Zeichentrickserien verfolgen, nur kurz unterbrochen durch eine Familienserie und eine Kinderspielshow. Am Sonntag gab es dafür nicht gar so viel zu sehen und zum Teil nur die Wiederholungen vom Samstag. Frühes Aufstehen am Wochenende ist bei RTL nach wie vor angesagt. Bis auf eine Ausnahme in den Frühlingsmonaten '95, als werktags jeden Morgen die Cartoons aus der Reihe 'Marvel Universum' zu sehen waren, ist dieser Anbieter seiner Sendezeit relativ treu geblieben: Zeichentrickserien nur am Samstag und Sonntag, und zwar ab sechs Uhr. Seit der ersten Jahreshälfte '94 wurde das Angebot vom Sonntagmorgen stetig erweitert. Endete der Cartoonblock bis dahin nach über drei Stunden, so dauert er heute rund zwei Stunden länger und fängt früher an. Dafür wird am Samstag pünktlich zum Mittag Schluß gemacht. Eingebettet in das Magazin 'Team Disney' ist hier das Cartoonprogramm außerdem für je eine halbe Stunde durch eine Tierserie und durch die bei Kindern beliebte und bei Erwachsenen umstrittene Actionserie 'Power Rangers' unterbrochen. Trotz dem zeitigeren Ende kommen die Kinder noch 9 http://www.mediaculture-online.de immer in den Genuß von bis zu 12 Serien, zumal sich ja als Wiedergutmachung das sonntägliche Angebot auf die gleiche Anzahl um das Doppelte erhöht hat und nicht nur Wiederholungen zu sehen sind. Zusätzlich bietet RTL am Sonntag eine Show an, die bei Sendestart dem 'Disney Club' der ARD nicht unähnlich war. Die 'Disney Filmparade' erschien zum ersten Mal im Herbst 1992 am Sonntagnachmittag; mittlerweile ist daraus eine verkürzte Disney-Reportage geworden, die den Unersättlichen am Sonntagmittag noch für knapp zwanzig Minuten die letzten RTL-Cartoons des Tages bietet. SAT.1 stellte sein Zeichentrickprogramm bis auf den Samstagmorgen ein. Zu dieser Zeit kann der Fernsehnachwuchs die Geschichten aus sechs Cartoons verfolgen. Schon im Frühjahr 1992 wurde das wöchentliche Nachmittagsangebot aus dem Programm entfernt, dafür aber der Morgenblock an beiden Wochenendtagen mit Cartoons aufgefüllt. Die Angebotsmenge variierte zwischen drei und sieben Serien am Samstag, während am Sonntag in der Regel einige der Sendungen wiederholt wurden, zum Teil sogar alle. So konnten die Kinder im Herbst 1994 sämtliche Folgen der Samstagsserien (7) am Sonntag zur nahezu gleichen Zeit noch einmal sehen. Bis Ende 1995 behielt SAT.1 seine Plazierung bei. Die Anfangszeiten schwankten zwischen sechs und acht Uhr und je nach der Menge der Cartoons dauerte das Programm von einer knappen Stunde bis zu zwei 10 http://www.mediaculture-online.de Stunden. Im Herbst '95 schließlich avancierte in diesem Sender der Sonntag zum cartoonfreien Sonntag. RTL 2 ging im Frühjahr 1993 mit Zeichentrickserien auf Sendung, die ab September von dem Magazin 'Die verrückte Vampy-Show' umrahmt wurden, vergleichbar 'Bim Bam Bino'. Seit seinem Cartoonstart hat der Sender nur wenig an der einmal gewählten Plazierung verändert. Nach wie vor füllt er unter der Woche mit bis zu 20 Serien die beiden ersten Zeitschienen aus. Seit Ausstrahlungsbeginn wurden die Cartoonblöcke jedoch vorverlegt, was am Morgen zusätzlich zu einer Erweiterung führte. Derzeit beginnt der Tag für die kindlichen Cartoonfans sogar noch vor sechs Uhr. Mit Wiederholungen vom Vormittag geht es dann am frühen Nachmittag weiter. Den schulpflichtigen Kindern bleibt zwar Zeit, um einen Blick in das Programm zu werfen, doch kommen am Nachmittag eher die Kleinen auf ihre Kosten, da die anderen von ihrem Hortalltag frühestens um 16.00 Uhr heimkehren. Seit Herbst '95 strahlt RTL 2 auch am Wochenende Zeichentrickserien aus. Allerdings mit nur geringem Angebot, sporadisch und auf keinem festen Sendeplatz. 11 http://www.mediaculture-online.de Das Angebot von Kabel 1 ist ebenfalls als üppig zu bezeichnen. Wie bereits erwähnt, übernahm dieser Sender 1993 Cartoonangebote von Tele 5 und bietet seither täglich Cartoons an. An der Plazierung änderte auch dieser Sender in den vergangenen Jahren relativ wenig. Bis 1996 bot er während der Woche bis zu drei Stunden am Morgen an, am frühen Nachmittag zum Teil etwas mehr. Zwischen vier und acht Zeichentrickserien liefen in den jeweiligen Blöcken, und dem Konzept von Tele 5 ähnlich erschienen manche Geschichten gleich zweimal am Tag oder wurden, meist am nächsten Vormittag, wiederholt. Seit diesem Jahr existiert kein Nachmittagsangebot mehr, so daß nur noch den Kleinen Cartoonvergnügen gewiß ist, zu einer Zeit, zu der die anderen schon längst in der Schule sind. Am Wochenende strahlt Kabel 1 am Morgen bis zu sechs Zeichentrickserien pro Tag aus. Seit Herbst '94 beginnt der Sender als einziger Privatanbieter zu einem späteren Zeitpunkt, dafür dauert sein Programm bis in den frühen Nachmittag und endet dort kurz nach 14.00 bzw. 15.00 Uhr. 2.2 Öfter mal was Neues und ohne Regelmäßigkeit – Die Entwicklung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Eine etwas unübersichtliche Angebotsstruktur ist bei den öffentlich-rechtlichen Sendern festzustellen. Mal mehr, mal weniger Cartoons, mal zu diesem Zeitpunkt, mal zu einem 12 http://www.mediaculture-online.de anderen, so läßt sich die Cartoonmenge- und -plazierung von ARD und ZDF charakterisieren. Zum einen liegt das daran, daß hier neben Zeichentrickserien auch andere Animationssendungen gezeigt werden, wie zum Beispiel Puppen- oder Knettrickserien. Zum zweiten gehören Magazinsendungen wie die 'Maus', 'Siebenstein', 'Löwenzahn', 'Ping Pong', 'Disney Club', 'Käpt'n Blaubär Club' oder 'Pumuckl TV' zum festen Angebot des öffentlich-rechtlichen Kinderprogramms, wobei einige der Sendungen auch Cartoons beinhalten. Läßt man die nicht ständig im Programm präsenten Angebote 'Cartoons im l.' und die 'Trickfilmschau' außer Acht, so sind in der ARD explizite Zeichentrickserien rar gesät. In den vergangenen Jahren immer mal wieder mit einem Cartoon angereichert, ist der Samstagnachmittag für die Kinder ein verläßlicher Sendetermin. Dann nämlich kommt der 'Disney Club' bzw. seit 1996 der 'Tigerentenclub'. Auch auf dessen Wiederholung am Sonntagvormittag ist Verlaß und seit Jahren bietet die 'Sendung mit der Maus' um halb zwölf dem kleinen Fernsehpublikum Geschichten und Wissenswertes – sofern – nicht wichtigere Ereignisse sie verdrängen. Bis Ende 1993 wurde die sonntägliche Folge der 'Maus' am Montagnachmittag wiederholt. Am selben Tag sowie am Dienstag und Donnerstag bot die ARD außerdem neue Folgen eines Cartoon an. Allerdings war dieser Sendeplatz nicht ständig besetzt. So kamen die Kinder in den Frühjahren '93 bis '95 zwar auch noch am Mittwoch in den Genuß einer Zeichentrickserie, im Herbst hingegen war 13 http://www.mediaculture-online.de dieses Genre von Montag bis Freitag nicht präsent. Seit 1996 strahlt die ARD während der Woche keine Cartoons mehr aus. Dafür hat sich das Angebot am Wochenende etwas erweitert. Ab dem Herbst '92 kommt der Samstagvormittag als neue Sendeschiene hinzu, zunächst mit einer Magazinsendung wie dem Klassiker 'Ping Pong' oder dem Neuling 'Käpt'n Blaubär Club', später mit ein oder zwei zusätzlichen Zeichentrickserien. Zwar längst nicht so lang wie bei den privaten Anbietern sitzen die Kinder mittlerweile auch bei der ARD in Sachen Cartoons in der ersten Reihe, kaum daß sie am Samstagmorgen aus dem Bett geschlüpft sind. Knapp eine Stunde dürfen sie über die gezeichneten Geschichten lachen, und wenn sie danach nicht bei einem der anderen Sender hängen bleiben, unterhält sie etwas später 'Käpt'n Blaubär' und seine Crew. Ähnlich erweitert wurde auch der Sonntagmorgen. Allerdings ist zwischen der Wiederholung vom 'Disney Club' bzw. 'Tigerentenclub', dem 'Pumucki TV' und der 'Maus' die eine Zeichentrickserie kaum zu entdecken, die noch dazu mal um halb sieben, mal um elf Uhr, mal gar nicht kommt. Der Sonntagmorgen ist, was reine Cartoons betrifft, ein ebenso wenig verläßlicher Termin wie der Sonntagnachmittag. 14 http://www.mediaculture-online.de Ein ähnliches Bild wie bei der ARD zeigt sich beim ZDF. 1991 strahlte dieser Sender am Wochenende keine, und während der Woche an vier Tagen insgesamt drei Zeichentrickserien aus. Die eine war am Montag und Dienstag zu sehen, die zweite erschien außer an diesen beiden Tagen auch am Donnerstag, und zwar jeweils kurz nach 16.00 Uhr. Nur am Freitag sorgte der Alltag der 'Simpsons' für zusätzliche Unterhaltung am Vorabend. Mal zwei Serien täglich, mal nur eine, mal von Montag bis Donnerstag jeweils einen anderen Cartoon, mal nur an drei Tagen, dafür die gleiche Zeichentrickserie ... , so in etwa verlief die Entwicklung des ZDF-Cartoonprogramms. Die Nachmittagssendezeiten während der Woche sind jedoch relativ konstant geblieben und bewegen sich nach wie vor zwischen 14.00 und 16.00 Uhr. Das Vorabendangebot verschwand schon 1992 und mit ihm der Freitag, der erst wieder im Herbst '95 als Sendetag für Cartoons berücksichtigt wurde. Für den zunächst gestrichenen Freitag kam der Samstagnachmittag neu hinzu. Nach einem cartoonreichen Jahr 1993 mit bis zu acht verschiedenen Sendungen und fünftägiger Ausstrahlung mit je zwei Zeichentrickserien, flaute das Angebot schon im nächsten Jahr wieder ab. Seit letztem Herbst nun können sich die Kinder von Montag bis Freitag gegen viertel nach drei auf neue Folgen einer Zeichentrickserie freuen, und am Freitag gibt es noch eine weitere dazu. Auch am Wochenende betätigte sich der Sender als Cartoonanbieter stärker. Der Samstagvormittag wurde im Herbst 1993 mit Cartoons besetzt, nach einigen Experimenten liegen deren Anfangszeiten jetzt am frühen Morgen und es sind mittlerweile drei Cartoons zu sehen, umrahmt von weiteren Animationssendungen. Der Sonntag wurde erst im Herbst '94 vom ZDF erobert. Das ehemals nachmittägliche Angebot verlagerte sich auf den Vormittag. Erst um halb acht, dann um acht und nun um kurz nach zehn Uhr erscheint auf dem Bildschirm entweder eine Zeichentrickserie oder, wie derzeit, eine Puppentricksendung. 3. Alltägliches und Kämpferisches mit einer Spur von Abenteuer – Die inhaltlichen Schwerpunkte Was die Präsenz der verschiedenen Serientypen (vgl. 1.) betrifft, so sind in der Gesamtentwicklung einige Verschiebungen zu beobachten, die die folgende Darstellung illustriert. 15 http://www.mediaculture-online.de Serien des Typs 'bewegter Alltag' sind im Untersuchungszeitraum durchgängig dominant geblieben. Die 'gerechten Kämpfe' hingegen steuerten auf das niedrige Level der 'kleinen Abenteuer' zu, von denen sie aktuell überholt worden sind. Die Typen 'persönliche Scharmützel und 'erfolgreiche Gaunerjagden' bilden selbst zusammengenommen in der Cartoonlandschaft nach wie vor das Schlußlicht. 3.1 Immer und überall präsent – Der bewegte Alltag Ob als chaotisches oder harmonisches Familienleben, ob mit phantastischen Begebenheiten oder mit täglichem Einerlei – in keinem Sender fehlen Geschichten, die sich um den 'bewegten Alltag' ranken. Unverändert steht dieser Typ an erster Stelle, und im Verlauf der Jahre hat sich die Zahl der zugehörigen Angebote deutlich erhöht. Mittlerweile macht dieser Typ sogar fast die Hälfte aller Sendungen aus und ist in den Sendeschienen eines jeden Anbieters präsent. Eine Hochburg des 'bewegten Alltags' ist der Sender PRO 7, der mit solchen Serien schon immer seinen Schwerpunkt setzte. Zwischen fünf und sechs Cartoons bot zur Zeit seines Bestehens Tele 5 täglich an, manche gleich mehrmals. Dessen Platz wird nun von RTL 2 ausgefüllt, der mit seinen durchschnittlich acht Alltagsgeschichten schon an PRO 7 heranreicht. Auch ARD und ZDF haben hier einen ihrer inhaltlichen Schwerpunkte. RTL gibt erst seit 1996 den Alltagsgeschichten den Vorzug, in den Jahren davor konnten die Kinder solche Serien-Erlebnisse am Wochenende gleich in der Früh genießen. Die Eltern der Vorschulkinder durften so beruhigt weiterschlafen, denn Kämpferisches (s.u.) kam 16 http://www.mediaculture-online.de erst etwas später. Bei SAT.1 und Kabel 1 ist dieser Serientyp zwar immer dabei, jedoch selten in der Überzahl. 3.2 Nicht mehr so häufig – Die gerechten Kämpfe Bis Anfang 1996 war dieser Serientyp im Programmangebot an zweiter Stelle, nun allerdings muß er nicht nur um die Gunst bei den Kindern (vgl. 1.), sondern auch um seinen Rang im Cartoonangebot bangen. Aktuell sind die 'gerechten Kämpfe' auf den dritten Platz abgerutscht, was durch die Reduzierung der zum Typ gehörigen Serien und der gleichzeitigen Erhöhung der 'kleinen Abenteuer' bedingt ist. Bei kaum einem Sender machen die 'gerechten Kämpfe' einen zentralen Schwerpunkt aus, doch sind sie nach wie vor die Domäne der privaten Anbieter. Geschichten vom Kampf gegen das Böse finden in der ARD und im ZDF auch heute noch nicht statt. RTL führte bis zum Herbst 1995. Rund die Hälfte der Cartoons handelten von kämpferischen Geschichten. Vor allem am Samstag wurde in diesem Sender 'die Welt gerettet'. Gegen halb elf, wenn die Kleinen wieder unter der Obhut der Eltern standen, und sich auch das letzte verschlafene Grundschulkind vor dem Bildschirm eingefunden hatte, traten alle möglichen Kämpfer für das Gute in Aktion, um bis zum Ende des RTLZeichentricktags die Welteroberungsambitionen der Bösen abzuwehren. Ab der zweiten Jahreshälfte '95 rüstete der Sender erkennbar ab und verringerte dieses Angebot um gut zwei Drittel auf nurmehr drei Serien. Auch Tele 5 war während seines Bestehens mit seinen bis zu sechs Serien sowohl am Morgen als auch am Nachmittag eine verläßliche Anlaufstelle für die Kinder, die dem Kampf gegen das Böse zugetan sind. Der Nachfolger Kabel 1 hielt sich in den ersten beiden Jahren noch zurück, mit nunmehr fünf Serien hat er jedoch aktuell den höchsten Anteil im Programm und so die ehemalige Führungsposition von RTL übernommen. Auch bei Kabel 1 wird vor allem an den beiden Wochenendtagen gekämpft. Da dieser Sender sein Cartoonwochenende später startet, beginnen die 'gerechten Kämpfe' etwa zur gleichen Zeit wie zuvor bei RTL. Bei Pro 7 stehen Serien dieses Typs mal mit zwei, mal mit drei und aktuell mit vier Geschichten nach wie vor auf dem zweiten Platz, durch die Dominanz der Alltagsgeschichten fallen sie allerdings weniger auf. Gleiches gilt für RTL 2, bei dem derzeit in zwei Serien gekämpft 17 http://www.mediaculture-online.de wird. SAT.1 schließlich hatte in seinem ohnehin geringen Angebot im Durchschnitt bis zu vier Cartoons dieser Art, 1996 findet sich dort nur noch einer. 3.3 Beständige Geschichten – Die kleinen Abenteuer Der Serientyp 'kleine Abenteuer' ist fester Bestandteil im inhaltlichen Spektrum der Sender. An der Präsenz dieses Typs wird seit eh und je nicht gerüttelt. Durchschnittlich zwölf verschiedene Serien wurden in den vergangenen Jahren ausgestrahlt. 1996 haben die 'kleinen Abenteuer' das erste Mal die 'gerechten Kämpfe' überholt und nehmen im Gesamtangebot den zweiten Platz ein. Die Geschichten über abenteuerliches Erleben bieten ebenso wie die bewegten Alltagsgeschehnisse alle Sender. Bei ARD und ZDF machen diese Geschichten den zweiten Schwerpunkt aus, wenn auch mit jeweils zwei Serien nicht gerade üppig bestückt. Zunächst bei Tele 5 und jetzt bei Kabel 1 finden die Kinder durchschnittlich vier Serien, die ihnen mit witzigen und auch spannenden Abenteuern unterhaltsames Fernseherleben bescheren. Auch bei RTL und RTL 2 gehören die 'kleinen Abenteuer' zum Programm, und SAT.1 steuert zwei weitere bei. Einzig PRO 7 hat im Verhältnis zu der Menge seiner Cartoons vergleichsweise wenig zu bieten, mal mit einer, mal mit zwei Serien bildet der Sender in puncto Abenteuerliches das Schlußlicht der Anbieter. 3.4 Vereinzelt dabei – Persönliche Scharmützel und erfolgreiche Gaunerjagden Diese oft mit Komik und Slapstick verbundenen Serien, von denen einige zu den Cartoonklassikern zählen, tauchen zwar im Gesamtangebot kontinuierlich auf, sind jedoch mit zusammen durchschnittlich zehn Serien rar gesät. ARD und SAT.1 bieten diese Serientypen überhaupt nicht an. Durchgängig präsent sind sie bei PRO 7, RTL und ehemals auch bei Tele 5. Bei Pro 7 ist für jeden Typ der Anteil der gesendeten Cartoons mit dem der 'kleinen Abenteuer' identisch, zusammengenommen finden in diesem Sender also mehr Scharmützel und Gaunerjagden statt als Abenteuer. Bei RTL und Tele 5 hingegen fallen solche Geschichten mit nur einer 18 http://www.mediaculture-online.de Zeichentrickserie kaum ins Gewicht. Die drei übrigen Anbieter Kabel 1, RTL 2 und ZDF beteiligen sich nur vereinzelt und nicht jedes Jahr an den persönlichen Scharmützeln und erfolgreichen Gaunerjagden. 4 Zusammenfassung Frühmorgens und am Wochenende – Die Plazierung von Cartoons im Programm 1991 und '92 dominierte TELE 5 das Cartoonangebot. Zum Teil bis zum Vorabend war dieser Sender den Kindern die ganze Woche über eine zuverlässige Cartoonquelle. Am Wochenende bereicherte RTL insbesondere am Samstag den Morgenblock, während PRO 7 1991 vor allem für die Kinder von Bedeutung gewesen sein dürfte, die sich erst am Vorabend vor dem Bildschirm einfinden. Das traf am Freitag auch für das ZDF zu. Ansonsten strahlte dieser Sender ebenso wie die ARD und SAT.1 am Nachmittag eher zu den Sehzeiten der jüngeren Kinder Zeichentrickangebote aus. 19 http://www.mediaculture-online.de In den vergangenen Jahren sind in allen Sendern die Cartoons auf die frühen Sendeschienen und auf das Wochenende verlegt worden, wodurch in erster Linie die jüngeren Kinder zu ihren Sehzeiten ausgiebig mit Cartoons versorgt werden. Nach wie vor ist es den Kleinen unter der Woche möglich, am Morgen zwischen drei Anbietern zu wählen: PRO 7, RTL 2 und Kabel 1. Auch am frühen Nachmittag werden sie bei RTL 2 noch reichlich bedient, doch können sie dann auch auf das ZDF umschalten. Für die schulpflichtigen Kinder allerdings sieht die Woche hinsichtlich Cartoons nicht mehr so gut aus. Gehen sie in den Hort oder anderen außerhäuslichen Aktivitäten nach, so werden sie nur noch bei PRO 7 fündig. Im Vorabendblock findet sich auf keinem Sender mehr eine Zeichentrickserie. Die ARD und SAT.1 haben dieses 'Kinderprogramm' gänzlich aus dem werktäglichen Programm verbannt. Am Wochenende hingegen buhlen die Anbieter darum, die Kinder möglichst früh aus den Federn zu holen und sie bis zum Mittag mit Cartoons zu unterhalten. Wegen der zum Teil unregelmäßigen Sendezeiten der öffentlichrechtlichen Anbieter wird der Fernsehnachwuchs weiterhin vorwiegend auf die verläßlichen privaten Anbieter zurückgreifen, auf PRO 7 und RTL sowie auf Kabel 1, dessen Programm zwar später beginnt, dafür bis in den frühen Nachmittag hineinreicht. Alltags-, Kampf- und Abenteuergeschichten – Die im Programm dominierenden Serientypen Was die inhaltlichen Schwerpunkte des Cartoonangebots betrifft, so steht seit Jahr und Tag der Serientyp 'bewegter Alltag' an erster Stelle. Ebenso wie die 'kleinen Abenteuer' wird er in jedem Sender den Kindern als Unterhaltung geboten. Die ehemals stark präsenten 'gerechten Kämpfe' sind mittlerweile reduziert, aktuell haben sie ihren zweiten Platz an die 'kleinen Abenteuer' abgetreten. Nach wie vor jedoch sind die kämpferischen Geschichten eine Domäne der Privatsender, wobei derzeit Kabel 1 die ehemalige Führungsposition von RTL übernommen hat. Die 'erfolgreichen Gaunerjagden' und die 'persönlichen Scharmützel' finden wie eh und je nur selten statt, in manchen Sendern und in manchen Jahren auch gar nicht. Der Sender PRO 7 bietet sie am meisten und am regelmäßigsten. 20 http://www.mediaculture-online.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 21