Fassbinder DVDs Dresden Dreharbeiten

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Fassbinder DVDs Dresden Dreharbeiten
• letter_juli_01-13
27.06.2005
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Ausgabe 4 – Juli 2005
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Special
Schwerpunkt
Setbericht
Fassbinder
DVDs
Dresden
Dreharbeiten
1
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Inhalt
4
Meldungen
Branche, Aus- und Weiterbildung, Festivals, Preise, Kinos
Schwerpunkt: DVD
9
MEDIA
10
„Ich habe noch viel zu erzählen“
Heiko R. Blum über Rainer Werner Fassbinder
Die Welt auf
einer Scheibe
12
Location
13
Wird alles gut?
Stand der GATS-Verhandlungen
14
Ein europäischer Film
Michael André über Micheal Hanekes „Caché“
Schwerpunkt: DVD
16
Vom Dienstleister zum Koproduzenten
Interview mit Werner Wirsing
16
K
aum war der letzte Newsletter mit seinem
Schwerpunkt „TV-Movie“ im Druck, da
meldete sich aus München Thilo Kleine zu Wort
und kündigte an, mit der Bavaria schon bald
Movie-Schnäppchen zum Pauschalpreis von nur
noch 995.000 Euro anbieten zu wollen. Natürlich hat das Sonderangebot namens „Projekt 995“ für die Sender einen Haken: Der Produzent möchte für den Vorzugspreis u.a. die
DVD-Rechte behalten.
Eleganter ist der Übergang vom letzten zum
aktuellen Schwerpunkt kaum zu schaffen. Die
DVD ist zu einem Massenmarkt geworden. Wie
schon beim Sprung von der Platte zur CD ist
auch der Boom der DVD zum Teil der Erneuerung von privaten Filmarchiven geschuldet. Was
man schon als Video besaß, wird jetzt auf DVD
gekauft. Die fallenden Preise der klassischen
Filmwerke machen es einfach. Doch der Boom
mit 30-prozentigen Wachstumsraten wird bald
verebbt sein, und so schätzt e-m-s new media
Chef Werner Wirsing im Interview (Seite 16),
dass der DVD-Markt der Zukunft weniger aus
Filmen, denn aus Special-Interest-Angeboten
bestehen wird.
Wie bei jedem Boom gibt es Gewinner und
Verlierer: Profitiert hat der Kölner Verleih Rapid
Eye Movies, dessen Ausdauer im Geschäft mit
asiatischer Filmware nun mit Chartplätzen seiner Bollywood-Streifen beim DVD-Verkauf belohnt wird.
Zu den Verlierern könnten die Filmtheater
gehören. Noch schützt sie das Kinofenster vor
der unbequemen Konkurrenz. Aber schon hat
Steven Soderbergh angekündigt, seinen neuen Film in den USA zeitgleich im Kino, auf PayTV und auf DVD herauszubringen. Für den Verbraucher soll Soderberghs Angebot ein Plus an
Souveränität bedeuten: Er kann selbst entscheiden, in welcher Form und welchem Umfeld er den Film sehen möchte. Was man in der
Diskussion – und das galt auch schon für die Debatten um die Raubkopien – vermisst, ist eine
Kampagne für das Gemeinschaftsgefühl Kino.
Allein oder zu zweit vor dem Fernseher oder
dem Laptop zu sitzen, kann niemals das Erlebnis
eines vollbesetzten Kinosaales ersetzen. Von
dem winzigen Bildschirm ganz zu schweigen.
Das mag fast schon nostalgisch klingen, gilt aber
trotz des Paradigmenwechsels in der Rezep-
tionskultur, die Fred Kogel in seinem Interview
(Seite 16) prophezeit.
Einen Vorteil hat die DVD dennoch: Mit ihren Bonustracks, in denen Regisseure, Kameraleute und Schauspieler über ihre Arbeit reden,
könnten aus Zuschauern kompetentere Zuschauer werden – die DVD als Filmschule der
Nation.
Um Bonustracks geht es im vorliegenden
Sperrzeiten verkürzen
Interview mit Fred Kogel
18
Fred Fußbroich auf der Silberscheibe
Die Sender freuen sich über steigende DVD-Verkäufe
19
Das Recht des Stärkeren?
Wem die Rechte an der DVD gehören
19
Der Herr der Scheiben
Top Ten der DVD-Verkäufe 2004
20
250 Millionen aus Alsdorf
DVD-Produzenten in NRW
20
Mehr Demokratie in der Verwertungskette?
Day-and-Date Starts
21
Zwei Platten Polycarbonat
Welche DVD-Technik setzt sich durch?
21
„Allein“, Foto: Lichtblick
Heft allerdings weniger. Der Newsletter versucht
vielmehr, die wirtschaftlichen, technischen und
rechtlichen Hintergründe zu betrachten und einen Blick auf die DVD-Produzenten in NRW zu
werfen.
Wie gehabt bietet das Heft darüber hinaus
die bewährten Informationen aus der und über
die Branche in NRW. In einem Making of zeichnen wir die Entstehung von Thomas Durchschlags Debütfilm „Allein“ nach (Kinostart: 28.
Juli), und aus Cannes berichtet WDR-Redakteur
Michael André über „Caché“, für den Michael
Haneke an der Croisette den Regiepreis erhielt.
Außerdem werfen wir einen Blick auf die derzeit sehr zu Unrecht kaum beachteten GATSVerhandlungen, in denen es auch um den Film
geht. Wir besuchen das flammende Set von
„Dresden“ in Troisdorf und stellen im Kinoporträt das Souterrain in Düsseldorf-Oberkassel vor – eines der wenigen Kinos, in denen man
noch rauchen darf.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – [email protected]
Selber vermarkten
Interview mit Herbert Schwering, Icon Film
22
Bollywood macht süchtig!
Interview mit Antoinette Köster, REM
22
Feuersturm auf Knopfdruck
Am Set von „Dresden“ in Troisdorf
24
Dreharbeiten in NRW
27
Kalles Kino
Das Souterrain in Düsseldorf
28
Das Potenzial erkennen
Making of: Thomas Durchschlags „Allein“
29
Mit besten Empfehlungen
Kinostarts: Das Lächeln der Tiefseefische, Europa, Bin Jip,
Weltverbesserungsmaßnahmen, Sabádo, Die Daltons vs. Lucky Luke
29
Impressum
Sonderheft
Internationaler
Filmkongress
Der nächste Newsletter erscheint als Sonderausgabe Mitte August und widmet sich ausschließlich den Diskussionen und den Filmen des Internationalen Filmkongresses der Filmstiftung – zur Vertiefung der Themen für
die, die da waren, und zum Nachlesen für die, die den
Kongress verpasst haben. Ab dem 3. August ist das Heft
bereits online unter www.filmstiftung.de zu finden.
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27.06.2005
Barbara Thielen
zu RTL
Am 15. August
wechselt in der Fiction-Abteilung von
RTL die Leitung:
Nach knapp 15
Jahren, in denen
Annette Wirbatz und Peter
Weckert den Bereich dort mit aufVon teamworx zu RTL:
Barbara Thielen,
gebaut und nachFoto: teamworx
haltig geprägt haben, werden sie nun in der Bereichsleitung von
Barbara Thielen abgelöst. Die studierte Biologin ist bei RTL keine Unbekannte: Von 1991
bis 1998 betreute sie dort als Redakteurin u.a.
„Balko“, „Die Cleveren“ und „Und Tschüs“. Im
Anschluss wirkte sie bei Westdeutsche Universum Film als Producerin und entwickelte bei der pro GmbH u.a. die Serie „Der Elefant“. Für ihre neue Position als Bereichsleiterin Fiction bei RTL verlässt sie die Serienentwicklung bei teamworx Television & Film
GmbH in Köln.
Rabatte bei
ProCine
Von Juli bis September lockt die Neusser ProCine Filmtechnik mit Rabatten von bis zu 50
Prozent (ausgenommen Materialkosten). Willi Jansen, neuer Vertriebsbeauftragter der ProCine für NRW, freut sich auf die Sommeraktion:
„Mit den Sunshine Wochen bedanken wir uns
bei langjährigen Kunden für ihre Treue. Neukunden bieten wir dadurch die Möglichkeit, sich
zu einmaligen Konditionen von der Leistungsfähigkeit der ProCine zu überzeugen.“ Die Rabatte gelten für Filmabtastung, Keycode-DatenVerwaltung, Aaton-Daten-Verwaltung, ArriCode-Daten-Verwaltung, Noisereduction, Tape
to Tape Colorgrading, 4k Laser Film-Ausbelichtung, Filmentwicklung (35mm und 16mm),
Kopierung (35mm und 16mm/S 16mm), DirectBlow-Up Kopien und Negativschnitt.
ProCine Filmtechnik GmbH,
Tel. (02131) 59990; [email protected]
Tonkünstler
Dieter Hebben
In Zusammenarbeit mit der Kölner Soundvision hat sich Geräuschemacher Dieter Hebben in der Kölner Südstadt ein neues Geräuschestudio eingerichtet. Die Foleystage bietet
alle Möglichkeiten der Geräuschvertonung und
des Sounddesigns. Bereits bewährt hat sich das
Studio bei den Projekten „Generation X“, „Saratan“ und „Molly die kleine Monsterin“, dem
Luxemburger Beitrag für die Kunstbiennale in
Venedig „Mondo Veneziano“ und dem Spielfilm „Kontakt“. Hebben steht außerdem regelmäßig bei der Kult-Show „Fang den Mörder“ auf der Bühne des Kölner Gloria, wo er
live Krimiratestücke vertont.
Dieter Hebben, Tel. (0221) 133050;
www.synchrongeraeusch.de
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14:48 Uhr
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Neu: Wuppertaler
Film Briefe
Verfilmt:
Rolltreppe abwärts
Kurze nach
Münster
Mit ihren neuen „Wuppertaler Film Briefen“ will sich die Stadt Wuppertal in Zukunft
vier Mal im Jahr als lebendige und aktive Filmstadt präsentieren. Die druckfrische erste Ausgabe informiert über die Wuppertaler Filminitiative 35W, eine Locationtour durch die bergische Metropole, Dreharbeiten in der Stadt und
die junge Wuppertaler Firma DVDesign. Ein
Kommentar der femme totale-Leiterin Silke Johanna Räbiger, Meldungen und ein
Location-Tipp runden das Heft ab. Zu beziehen
ist der Wuppertaler Film Brief über das Ressort
Stadtmarketing und Wirtschaftskommunikation.
Wuppertaler Film Brief,
Tel. (0202) 5634432;
[email protected]
In den Schulen gehört Hans-Georg Noacks
„Rolltreppe abwärts“ fast schon zur Pflichtlektüre. Mitte Juni feierte die Verfilmung des Jugendbuchs in Bonn Premiere. Realisiert wurde
der 70-minütige Spielfilm von der jungen Bonner Produktionsfirma Scene Missing. Die Produzenten Christoph Zwickler (20) und Dustin Loose (18) konnten dabei auf viele Sponsoren (Bavaria, Licht und Ton, Kodak, CinePostproduction/Geyer Köln) und rund
60 Jugendliche aus dem Bonner Raum bauen,
die den Film an elf Drehtagen an 30 verschiedenen Motiven in Szene setzten. Die Hauptrolle
spielt der Schüler Timo Rüggeberg, Regie
führte Dustin Loose. Derzeit bemüht sich Produzent Zwickler, einen Verleih für die Produktion zu gewinnen und den Film optimal zu vermarkten. Zwickler: „Unser großer Bonus ist, dass
fast jeder das Buch aus dem Unterricht kennt.“
Scene Missing, Tel. (0228) 96699755;
[email protected]
Der Kurzfilmwettbewerb für Produktionen aller Genres und Formate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Klassiker des Filmfestivals Münster (19.-23.10.). Wegen des
großen Interesses sind die Einreichfristen bis zum
15. Juli verlängert worden. Teilnahmebedingungen und Formulare gibt es unter
www.filmfestival.muenster.de.
Filmfestival Münster, (0251) 2303621;
[email protected]
Spuren in Chile
1973 wird Carlos Berger Guralnik mit 70
anderen politischen Oppositionellen von Pinochets „caravana de la muerte“ in der chilenischen Atacamawüste ums Leben gebracht.
Die Leichen sind bis heute verschwunden. 30
Jahre später macht sich Germán Berger
Hertz, der einzige Sohn von Carlos, auf die Suche nach seinem Vater. Die Entwicklung der persönlichen Spurensuche zu einem Film wird in
diesem Jahr von der Discovery Campus Masterschool 2005 begleitet. Die Kölner Gebrüder Beetz Filmproduktion produziert
den Film „Mein Leben mit Carlos“, in dem Hertz
auch die turbulente Geschichte Chiles bis heute spiegeln will.
Gebrüder Beetz Filmproduktion,
Tel. (0221) 3979696;
[email protected]
Neue Referentin
in der Filmstiftung
Christa Kosmala ist die neue persönliche Referentin von Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach. Bereits im Juni startete sie in ihren neuen Job in der Düsseldorfer
Kaistraße. Nach
ihrem Studium
(Germanistik, Theater-, Film- und
Fernsehwissenschaft, Philosophie) in Köln arbeitete Christa
Kosmala als freie
Journalistin für
Printmedien und
Christa Kosmala
Hörfunk. 1997
schloss sie ihre Drehbuch-Weiterbildung an der
Schreibschule Köln (heute: internationale filmschule köln) ab und schrieb und
entwickelte seitdem als Autorin für verschiedene
Produktionsfirmen.
Christa Kosmala ist Nachfolgerin von Katharina Blum, die in der Filmstiftung
NRW den Bereich Kongresse und internationale Kontakte übernimmt.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500;
[email protected]
Festival für
Wuppertal
2007 will die Wuppertaler Filminitiative 35W
mit einem neuen Festival für internationale Debütfilme starten. „Wir glauben, dass es in der
deutschen Festivallandschaft noch Platz für ein
größeres Festival gibt“, erklärte der 35W-Vorsitzende Thomas Egenberger, der derzeit
für das Projekt an einem Marketingkonzept arbeitet und um Sponsoren wirbt.
35 W, Tel. (0202) 5143120;
[email protected]
Tarifeinigung:
Zeitkonten für alle
Nach mehrmonatigen Verhandlungen und intensiven innergewerkschaftlichen Auseinandersetzungen haben sich die Vereinigte
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die
Film- und Fernsehproduzenten auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Mit dem rückwirkend
am 1. Juni in Kraft tretenden Vertrag werden
erstmals die durch Hartz IV entstandenen Härten tarifvertraglich aufgefangen. „Film- und
Fernsehschaffende brauchen nicht länger zu
fürchten, dass ihre ungewöhnlichen Arbeitszeiten sie zu Arbeitslosengeld II-Empfängern
machen“, sagte ver.di-Verhandlungsführer
Matthias von Fintel. Möglich wird dies
durch Zeitkonten, in die die in der Branche übliche Mehrarbeit verbucht wird. Die damit verbundene Verlängerung der Beschäftigungszeit
hilft den Anspruch auf das Arbeitslosengeld I
zu sichern. Dafür müssen mindestens 360 Arbeitstage in den letzten zwei Jahren nachgewiesen werden, was nach den alten Regelungen schwierig geworden wäre. Im Gegenzug
steigen die Gagen ab Januar 2007 und 2008
lediglich jeweils um 1,5 Prozent, die Zuschläge
für Mehrarbeit fallen zugleich von 35 auf 25 Prozent bzw. von 70 auf 50 Prozent. Für tägliche
Mehrarbeit von mehr als 14 Stunden wird jedoch ein Zuschlag von 100 Prozent eingeführt.
ver.di NRW Fachbereich Medien,
Tel. (0211) 61824337;
[email protected]
[email protected]
– Meldungen
Gründerzentrum
ab 2006
Anfang 2006 sollen die ersten Mieter ihre Räume im Audiovisuellen Gründerzentrum in
Köln-Mülheim beziehen. Im Mai hat sich dazu die
Betreibergesellschaft konstituiert, an der neben
der Filmstiftung NRW (25,1%) und der Stadt
Köln (25,1%) das ecmc-Europäisches Zentrum
für Medienkompetenz (25,1%), die MMC- Medien-Service und Dienstleistungsgesellschaft (22,7%) und die IHK Köln (2%) beteiligt sind. Die erste Gesellschafterversammlung
wird am 19. Juli stattfinden
Das Gründerzentrum, das von der Stadt
Köln angeschoben wurde und vom Land mitfinanziert werden soll, richtet sich vor allem an
Absolventen der Film- und Medienhochschulen und soll ihnen mit günstigen Mieten und enger Branchen-Anbindung den Start erleichtern.
Bewerbungen um die Büroplätze nimmt bereits
jetzt Josefine Woithe in der Stabstelle Medien im Amt des Oberbürgermeisters entgegen.
„Mit der breit angelegten Initiative des AVGründerzentrums erhält der Nachwuchs in
NRW eine große Chance, den schwierigen
Sprung in die Existenzgründung zu schaffen“,
so Filmstiftungschef Michael SchmidOspach, der das Entstehen des Zentrums als
Gründungsgeschäftsführer begleitet.
AV Gründerzentrum,
Tel. (0221) 22124571;
[email protected]
Filmservice
RheinRuhr
Aufnahmeleiterin Ricarda Goray und Kameramann Jörn Pott haben in Duisburg den
FilmserviceRheinRuhr gegründet. Ziel ist
es, im Ruhrgebiet, am Niederrhein und im Ballungsraum Köln eine kompetente Filmserviceagentur zu etablieren, die für auswärtige Produktionsfirmen effektiv und kostengünstig Projekte realisiert. Das Angebot reicht von der Vorbereitung und Abwicklung der Motive, über Genehmigungen, Komparserie, Aufenthaltsbusse,
Catering, Beschaffung von Fahrzeugen oder Helikoptern bis hin zu Personalvorschlägen. „In der
Agentur trifft sich die organisatorische Hand der
Aufnahmeleiterin mit dem Auge des Kameramanns, pragmatische und künstlerische Kompetenzen zur optimalen Betreuung der Kunden“, versprechen die Firmengründer.
FilmserviceRheinRuhr,
Tel. (0203) 4407595;
www.filmservicerheinruhr.de
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27.06.2005
NRW sucht
Dramaturgen
Autoren wünschen sich bei der Entwicklung ihrer Drehbücher zunehmend die professionelle
Betreuung durch Dramaturgen oder Script Consultants, und auch Produzenten setzen verstärkt
auf deren Kompetenzen. Um einen aktuellen
und umfassenden Überblick darüber zu erhalten, wer diese Dienstleistung in Nordrhein-Westfalen anbietet, starten die Filmstiftung NRW
und der Verband deutscher Film- und
Fernsehdramaturgen (VeDRA) einen gemeinsamen Aufruf an alle diejenigen in NRW
ansässigen Personen, die in den letzten Jahren
die Entwicklung von Drehbüchern professionell
dramaturgisch betreut haben.
In die neu einzurichtende Datenbank sollen nachweislich hauptberufliche Dramaturgen,
Lektoren, Developer/Stoff-Producer oder anderweitig im Bereich Drehbuch/Projektentwicklung Tätige aufgenommen werden.
„Wir wollen mit unserer Datenbank vor allem interessierten Autoren und Produzenten die
Möglichkeit geben, sich bei uns oder bei der
Filmstiftung aktuell über qualifizierte Dramaturgen und Script Consultants in NordrheinWestfalen zu informieren“, begründet Rüdiger Hillmer, 2. Vorsitzender von VeDRA, die
Aktion. Meldungen bitte an:
Rüdiger Hillmer,
Tel. (05231) 34123;
[email protected]
14:48 Uhr
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Neues aus der ifs
Die ifs internationale filmschule köln begrüßt zwei neue Mitarbeiterinnen: Als Herstellungsleiterin unterstützt zukünftig Claudia
Schurian das Team. Zuvor hat sie u.a. als freie
Produktionsleiterin für die Winkelmann Filmproduktion und Rhein Film gewirkt. Als Assistentin im Bereich Filmregie wechselt außerdem Jattina von Puttkamer von der Agentur very.tv an die ifs.
Unterdessen läuft noch bis zum 4. Juli die
Bewerbungsphase für die zweijährige Postgraduierten-Ausbildung „Sound Design/Film“.
Die Teilnehmer lernen, die gesamte Tonebene
eines Films zu gestalten: von der O-Ton-Aufnahme bis zur Endmischung. Am 26. September wird die Ausbildung an der ifs beginnen.
Eine günstige Gelegenheit, sechs Arbeitszeugnisse aktueller Studenten der ifs zu sehen,
bietet bis zum 6. Juli die Reihe „Spectrum Junger
Film“, die von der Filmstiftung NRW zusammen mit der Cologne Conference während des Internationalen Filmkongresses
in Köln veranstaltet wird. Jeweils als Vorfilm laufen Tina von Trabens „Kurfrieden“, die Kurzdoku „Transfamily“ von Sabine Bernardi, Clemente Fernandez-Gils Experimentalfilm „Big
Bang“, Stephan Schiffers’ Kurzfiction „Am Kanal“, „Dienstschluss“ von Christian Gillmann
und Sabine Bernardis Kurzfilm „Greta“.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
„man.road.river“ gewann den Großen Preis der
Stadt Oberhausen. Foto: Kurzfilmtage Oberhausen
Oberhausen digital
„53 der 134 Filme in unseren Wettbewerben wurden dieses Jahr digital eingereicht oder produziert“, benannte Festivalleiter Lars Henrik Gass eine Tendenz bei den 51. Internationalen
Kurzfilmtagen Oberhausen, die sich auch im restlichen Programm spiegelte. Begünstigt wurde diese Tendenz u.a. durch das Reelport-Projekt, das Filmeinreichungen für das Festival erstmals
online erlaubt, aber auch durch Aktionen im Begleitprogramm wie der BMW Kurzfilm Award,
der drei Filmstudenten ermöglicht, innerhalb von vier Wochen digitale Filme zu drehen, oder auch
ein von Nokia ausgeschriebener Wettbewerb für Handyfilme.
Auch die Zukunft des Werbefilms ist digital, wie die Vorträge auf dem 4. Produzententag des
Festivals zeigten. Flashfilme, Mobisodes, M-Pod: Stichwörter für die Eroberung aktueller DigitalTechnologien durch die Werbung, die auch im Kino einer gänzlich neuen Zukunft entgegen blikkt, sobald das Gros der Leinwände digital bespielt werden wird.
Den mit 7.500 Euro dotierten Großen Preis der Stadt Oberhausen gewann der brasilianische
Beitrag „man.road.river“ von Marcellus L., während den Hauptpreis der deutschen Reihe „Remake“
von Hangover Ltd. einstrich. Der dritte Preis für das beste deutsche Musikvideo ging übrigens
nach Köln: Ausgezeichnet wurde das Video „Rocker“ von der KHM-Studentin Corine Stübi.
Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208) 8252652; [email protected]
Meldungen – [email protected]
Den Bachelor of Arts in der Tasche: Klaus Wolfertstetter, Elmar Wigand, Nicole Kalscheuer, Florian Stranz,
Ben Braeunlich, Christoph Mathieu, Michael Heinze, Christian Brauckmann, Andreas Gäßler, Jens Baumeister
und Karin Kaci (v.l.o.), Foto: Claudia Ast
Bachelor of Arts: „Es gibt nur einen Weg“
Anfang Juni verabschiedete die ifs internationale filmschule köln ihre ersten Bachelors of arts im Bereich Drehbuch. Die zehn
Autoren hatten mit ihren Tutoren (Ruth Toma,
Georg Heinzen, Dieter Bongartz und Peter Henning) Abschlussbücher entwickelt, die
sie im Kölner Bauturm Theater der Branche präsentierten und damit ihre dreijährige Ausbildung
beendeten. Der Newsletter sprach mit Absolvent
Ben Braeunlich, der für sein ifs-Abschlussbuch
„Grenzland“ auf dem Potsdamer Festival „Sehsüchte“ bereits den Drehbuchpreis gewann, über
seine Arbeit und die letzten drei Jahre.
Sie haben zuerst Schiffbau studiert,
sich dann aber doch für das Schreiben
entschieden. Warum?
Ich segle für mein Leben gerne, und eine
Atlantiküberquerung ist einer meiner Kinderträume, doch Schiffe werden auf dem Land gebaut und im Computer entworfen. Und nach
einem Jahr Studium haben mich die vernünftigen Argumente vom geregelten Leben und dem
abgesicherten Einkommen einfach nicht mehr
überzeugt – oder besser, ich war einfach nicht
glücklich damit und gestand es mir ein. Und so
wurde ich ehrlich zu mir selbst, wurde kompromisslos – und Autor.
Die Hauptfigur in Ihrem Buch ist ein
gealterter Kommissar aus dem Osten. Sie
sind ein 26-jähriger Autor aus dem Westen. Was interessiert Sie an Ihrem Helden?
Einmal sein Zustand der Isolation und Ohnmacht. Die Welt um Herbst verändert sich, doch
trotz allem hält er an seinem alten Leben fest
und ist gleichzeitig unfähig, sich anzupassen. So
nimmt er es hin, dass seine Frau ihn nach 20 Jahren Ehe verlässt und sein Sohn nichts mehr mit
ihm zu tun haben will. Stattdessen hegt er sein
marodes Ostauto, sorgt sich liebevoll um seine
Kaninchenzucht und ertränkt seine Probleme im
Alkohol. Man wünscht ihm, dass er seine
Sprachlosigkeit überwindet und sein Leben in
den Griff bekommt.
Dramatischer ist der Kriminalfall, in den er
unweigerlich verwickelt wird – und der alle Erinnerungen an frühere Tage ans Licht spült. Ein
Sommergewitter legt eine Moorleiche im Müritz Nationalpark frei, die hier zu Wendezeiten
verborgen wurde, und Herbst bringt seinen
Sohn mit der Tat in Verbindung. Er muss sich
entscheiden: Soll er ihn der Justiz ausliefern oder
den Mord vertuschen? Was Herbst erst zur tragischen Figur macht, und damit für mich spannend, ist die Konsequenz seiner Entscheidung.
Wir verstehen ihn doch, wenn er seine neue
Partnerin belügen, mobben und ausnutzen muss
– und wir sehen aber auch, dass dies dem alten Kommissar schwer fällt. Er leidet, weil er sein
eigenes Handeln verurteilt. Genau das hat mich
immer für Herbst eingenommen.
Gab es an der ifs Druck, auch an die
Marktverträglichkeit der Stoffe zu denken?
Nein. Jeder von uns hat die Geschichte erzählt, die er oder sie erzählen wollte oder musste. Das Ziel des Studiums war ja auch, ein
marktreifer Autor zu werden, der gute Drehbücher schreiben und Figuren entwickeln kann.
Und nicht der Stoff selbst.
Nach drei Jahren Ausbildung, was
war für Sie die wichtigste Erfahrung aus
dieser Zeit?
Die letzten drei Jahre haben mich nur darin bestärkt, wie richtig meine Entscheidung und
mein Mut war, Autor zu werden. Nicht auf die
tausend faulen Kompromisse einzugehen und
geradlinig den Weg zu gehen, den ich immer
gehen wollte. Die Geschichten zu erzählen, die
ich als Autor erzählen muss, und keine Angst
davor zu haben, daran zu scheitern. Denn es gibt
immer einen Weg. Man muss ihn nur gehen.
Angst bringt einen nirgendwohin.
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Schamoni und Max Ernst
Am 1. September wird in Brühl das Max Ernst Museum eröffnet, für das Peter Schamoni
im Ausstellungssaal eine Multimedia-Schau vorbereitet. Das Original-Filmmaterial stammt aus verschiedenen Dokumentarfilmen, die Peter Schamoni noch zu Lebzeiten mit Max Ernst realisieren
konnte. Einer ihrer gemeinsamen, preisgekrönten Filme war „Die widerrechtliche Ausübung der
Astronomie“ über den Astronomen E.W.L. Tempel. Die Europäische Weltraumbehörde ESA hat
den Film nun für die weltweite TV-Liveausstrahlung am 4. Juli angefordert. Dann will die NASA
zu Forschungszwecken den Kometen Tempel beschießen, der nach dem sächsischen Sternenforscher benannt worden ist.
„Wahrheit oder Pflicht“, Foto: KHM
Neues aus der KHM
Die Studenten der Fächergruppe Film/Fernsehen
an der Kölner Kunsthochschule für Medien sind mächtig produktiv und sorgen mit ihren Filmen Jahr für Jahr nachdrücklich für Aufmerksamkeit. Über 50 Nominierungen und Auszeichnungen heimsten die KHM-Produktionen
alleine in den vergangenen zwölf Monaten ein,
und weitere Ehren stehen bereits in Aussicht. So
ist Jonathan Greenfields Abschlussfilm
„Chaim“ für den Short Tiger 2005 nominiert,
was ihm bereits 15.000 Euro Preisgeld für das
nächste Projekt beschert.
Am 27. Juni werden am Rande des Filmfestes München die Hauptpreise dieser von
der FFA initiierten Nachwuchsförderung vergeben – verbunden mit weiteren 10.000 Euro.
Zwei weitere Abschlussfilme von der KHM sind
für den Besten Absolventenfilm aller deutschen
Hochschulen beim Babelsberger Medienpreis 2005 nominiert. Jan Martin Scharf
(„Wahrheit oder Pflicht“) und Susanne Jäger
(„Vater und Feind“) freuen sich auf die Verleihung am 24. Juni.
„Wahrheit oder Pflicht“ und „Chaim“ laufen übrigens auch in der Nachwuchsreihe „Spectrum Junger Film“, die gemeinsam von Cologne Conference und Filmstiftung NRW
zum Medienforum im Kölner Filmhaus organisiert wird. Weitere KHM-Produktionen im
„Spectrum Junger Film“ sind Claudia Indenhocks Diplomfilm „Wir leben im 21. Jahrhundert“ und die Kurzfilme „Traumjob“ von Jür-
gen Brügger, „Der Coach“ von André Erkau und Cristiano Civitillos „Natura Morta“.
Unterdes wird auch die Reihe „Best of KHM“
im Kölner OFF Broadway noch mit zwei Veranstaltungen fortgesetzt. Am 6. Juli präsentieren sich die KHM-Absolventen Jörn Hintzer
und Jakob Hüfner um 19 Uhr mit ihrem Film
„Weltverbesserungsmaßnahmen“ und eine Woche später Regisseurin Bettina Braun mit ihrer Doku „Was lebst Du?“.
Um den Überblick über die KHM-Aktivitäten zu vervollständigen, gibt es vom 20. bis zum
23. Juli die „Altitude 05“, die Tage der offenen Türe. Jeweils zwischen 14 und 18 Uhr geben verschiedene Ausstellungen Einblicke in das
Schaffen des vergangenen Jahres, gefolgt um
19 Uhr von einem Filmprogramm. Zentrale Anlaufstelle für Besucher ist der Filzengraben 2 in
der Kölner Altstadt – dort befindet sich der Neubau, der erstmals auch für die Öffentlichkeit zu
besichtigen ist. Nachdem die Standortkarte auf
der Website der Schule seit jeher 11 verschiedene Gebäude rund um den Peter-Welter-Platz
aufwies, bündelt der frisch eingeweihte Neubau
nun Sound- und Schnittplätze, Studios, eine Cafeteria und Aula unter ein Dach. Damit hat sich
nun auch die Umzugsdiskussion nach 16 Jahren mit einem guten Dutzend an Standort-Vorschlägen für die KHM endgültig erledigt.
Kontakt: KHM, Tel. (0221) 201890;
[email protected]
Neue Leitung im Kölner Filmhaus
Anne Gerrienne ist die neue kommissarische Geschäftsführerin im Kölner Filmhaus. Zuvor
war die Rechtsanwältin stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Kölner Filmhaus e.V.. Gerrienne löst den bisherigen kommissarischen Geschäftsführer Jochen Bentz ab, der sich auf eigenen Wunsch wieder schwerpunktmäßig auf seine Funktion als Leiter der Abteilung Aus- und
Weiterbildung konzentrieren will. Mit Peter Klas, Rolf-Rüdiger Hamacher, Stephan Bartschat, Volker Noack und Wolfram Grötzner wählte sich der Verein auch einen neuen Vorstand. Außerdem wechselt Michael Claus, seit fünf Jahren Öffentlichkeitsarbeiter des Filmhauses, die Branche. Neue Pressereferentin wird zum 1. August die studierte Film- und Fernsehwissenschaftlerin und PR-Fachfrau Ulrike Meier.
Verlängert hat das Kölner Filmhaus den Bewerbungsschluss für den Vorbereitungslehrgang
zur Prüfung „Aufnahmeleiter/in IHK“ und „Produktionsleiter/in IHK“ bis zum 15. August. Die Lehrgänge beginnen am 1. Oktober bzw. 10. September. Ein Infoblatt und das Bewerbungsformular
gibt es unter www.koelner-filmhaus.de. Das neue Programm „Seminare & Workshops 2. Halbjahr“ vom Kölner Filmhaus erscheint im August.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100; [email protected]
6
Heiligenhaus, Bundesstraße 227: Schauplatz
für die „West Side Story“,
Fotos: Stadtmarketing Heiligenhaus, Alamode Film
Filmschauplätze: Kino auf der B 227
Schlösser, Bergehalden, Zechengelände, Klöster,
eine alte Schnapsbrennerei und sogar eine
Bundesstraße verwandeln sich im Juli und August
jeweils für einen Abend in Filmschauplätze.
Im Rahmen der von der Filmstiftung NRW
organisierten Reihe gibt es vom 8. bis 17. Juli und
vom 2. bis 19. August insgesamt 15 Filmnächte, bei denen auf diese Orte abgestimmte cineastische Leckerbissen gezeigt werden.
Die Filmschauplätze starten am 8. Juli in Geldern im Schloss Haag, das schon zum achten
Mal dabei ist. Gezeigt wird der amerikanische
Kultfilm „Der Club der toten Dichter“. Schlossherrin Katja Gräfin von und zu Hoensbroech rechnet mit rund 500 Zuschauern.
„Im Vorprogramm wird es passend zum Film
einen Gedichte-Wettbewerb geben, bei dem
nur fünf Worte vorgegeben werden“, kündigte die Gräfin an. Auch kulinarisch soll in Anlehnung an den Streifen mit Robin Williams aufgetischt werden. „Wir wollen mit unserer Teilnahme an den Filmschauplätzen etwas für den
Ort tun und hoffen, dass möglichst viele Großstädter nach Geldern kommen, um sich vom
Film und der Kulisse einfangen zu lassen“, so die
Gräfin, die wegen der zahlreichen Fledermäuse im Schloss auch schon mal den Klassiker
„Tanz der Vampire“ im Programm hatte.
Laut Filmstiftungschef Michael SchmidOspach werden mit den Filmschauplätzen „gerade auch Nicht-Cineasten an interessante Örtlichkeiten gelockt“. So könne „mehr Lust auf Kino als attraktive Freizeitgestaltung“ geweckt
werden, meint Anna Fantl, die die Filmnächte
organisiert. Höchster Filmschauplatz in diesem
Jahr wird eine 110 Meter hohe Bergehalde bei
Neukirchen-Vlyn sein. Im Amphitheater in luftiger Höhe, wo sonst Gleit- und Drachensegler
abheben, starten die Zuschauer am 9. Juli mit
dem Einbruch der Dunkelheit zur deutsch-englischen Filmreise „In 80 Tagen um die Welt“
[email protected]
– Meldungen
nach Jules Vernes Abenteuerklassiker.
Die kurioseste Filmkulisse in diesem Jahr ist
sicherlich die Bundesstraße B 227 in der Innenstadt von Heiligenhaus, die am 17. Juli für den
Autoverkehr gesperrt und mit einigen Tonnen
Sand beschaufelt wird. Mit dem Sand, einem
Gottesdienst und Tanz-Darbietungen schaffen die
Veranstalter die richtige Kino-Atmosphäre für den
Kultfilm „West Side Story“ über Teenager-Straßenbanden im New York der 50er Jahre.
Eine ehemalige Schnapsbrennerei in Gütersloh dient dann am 7. August als Filmschauplatz für das Alkoholiker-Drama „Leaving
Las Vegas“, für das Nicolas Cage als sich zu
Tode Saufender mit dem Oscar ausgezeichnet
wurde.
Im Kloster Kamp in Kamp-Lintfort gibt’s am
5. August „Luther“ mit grandiosen Schauspielern wie Peter Ustinov und Bruno Ganz, und am
2. August ist das Sportbootszentrum von Bergkamen Filmschauplatz für den neuseeländischen
Streifen „Whale Rider“. Ganz stilecht läuft am
10. August am Preußen-Museum in Minden der
Klassiker „Der Hauptmann von Köpenick“ mit
Heinz Rühmann in der Rolle des Schusters
Wilhelm Voigt.
Wenn das Wetter mitspielt, rechnen die Veranstalter für die nach wie vor kostenlosen Filmnächte mit regem Zulauf. 2003 kamen im Jahrhundertsommer insgesamt 12.500 Cineasten,
und selbst im verregneten Vorjahr strömten
immerhin noch 11.500 zu den Filmschauplätzen. Die lokalen Partner vor Ort sorgen für das
passende Rahmenprogramm mit Unterhaltung,
Spiel, Essen und Trinken. Zudem wird das Filmprogramm an jedem Abend mit einem Überraschungskurzfilm aus NRW eröffnet.
Das gesamte Programm der Filmschauplätze
mit Aufführungsorten, Terminen und Filmtiteln
gibt es unter www.filmstiftung.de und unter www.filmschauplaetze.de.
• letter_juli_01-13
27.06.2005
14:48 Uhr
Seite 7
Lernort Kino
in NRW
Vom 6. bis 10. Juni fand in NRW die Schulfilmwoche „Lernort Kino“ statt, die u.a. von
der Filmstiftung NRW gefördert und vom
Institut für Kino und Filmkultur organisiert wurde. In dieser Woche tauschten über
50.000 Schüler in NRW das Klassenzimmer gegen den Kinosaal eines der rund 130 beteiligten Filmtheater. Der Newsletter sprach mit Birgit Wittgen, Lehrerin an der Bettine von
Arnim Gesamtschule in Langenfeld, über
ihre Erfahrungen mit „Lernort Kino“ im Rex Filmtheater in Langenfeld.
Welche Filme haben Sie sich mit ihren Klassen angesehen?
Mit zwei siebten Klassen waren wir in
„Raus aus Amal“. Die offene Diskussion über das
Thema lesbische Liebe war in dem Alter im Anschluss an den Film schwierig, aber in einer
schriftlichen Nachbereitung konnte man er-
kennen, dass die Kinder den Film und die Aussage, dass non-konformistisches Verhalten gegenüber Drogen, Alkohol und Sex „echtes“
Selbstbewusstsein erfordert und stark für neue
Lebensentwürfe macht, verstanden haben. Die
Schüler haben nachher zwar nicht gesagt, das
war ein toller Film, aber man hat doch gespürt,
dass er nachhaltig gewirkt hat.
Mit drei zehnten Klasse haben Sie
„Alles auf Zucker gesehen“. Wie war dort
die Resonanz?
Eindeutig positiv, weil in dem Film das Wissen über jüdische Rituale so geschickt und humorvoll verpackt wurde, dass die Schüler Dinge quasi nebenbei lernen konnten, die man
sonst nur sehr schwer vermitteln kann.
Beeindruckend war aber vor allem „Rhythm
is it“, den wir mit der Jahrgangsstufe elf gesehen haben. Ein toller Film zum Thema Disziplin
und Engagement beim Arbeiten. Cool ist, wer
seine Arbeit wirklich gut machen will. Diese Botschaft ist für heutige Schüler vielleicht das Wich-
tigste überhaupt: Unsere Schüler haben geklatscht! Die anfängliche Distanz gegenüber Dokumentarfilm und klassischer Musik ist im Laufe des Films umgedreht in Faszination. Am
Schluss hat das sogar zu einer Reflektion der eigenen Lernsituation geführt, bis hin zu der Aussage: Manche Lehrer treten uns nicht genug.
Ihr Resümee der Schulfilmwoche?
Jugendliche nutzen das Kino nur sehr einseitig und sehen sich dort vor allem Action- und
Klamaukstreifen an. Dabei bietet sich das kommunale Kino hervorragend als alternativer Lernort an. Mit Film als Leitmedium der Medienkultur
kann man dort sehr viel vermitteln. Solche Angebote sollten ausgebaut werden. Wir werden
im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder teilnehmen und für Lernort Kino auch unter Kollegen
und Schülern werben.
Lernort Kino,
Tel. (0251) 5914514;
[email protected]
Optimierung der Filmkultur
Das Netzwerk Filmkultur NRW, ein loser
Zusammenschluss aus 16 Filmfestivals, Filmwerkstätten und Institutionen hat mit Unterstützung des NRW-Ministeriums für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport eine
jüngst erschienene Studie in Auftrag gegeben.
Unter dem Titel „Studie zur Ermittlung und Evaluierung von Potenzialen zur Einnahme- und Kostenoptimierung von Betrieben der Filmkultur
in NRW“ hat Ulrike Erbslöh die Daten ausgewertet.
Danach erreichen die 16 Institutionen mit
einem Gesamtetat von 4,5 Millionen Euro jährlich 120.000 Besucher und organisieren mit 18
Vollzeitkräften 69 Festivaltage im Jahr nebst
durchgehendem Programmkinobetrieb in vier
NRW-Städten. Mögliche Kostenoptimierungen
durch engeres organisatorisches Zusammen-
rücken der Mitglieder untersucht die Studie in
den Bereichen „Personal“, „Druck- und Technikvergaben“ sowie „Marketing und Sponsoring“. Dabei weise allein der Bereich des Sponsorings, der Anzeigen und des Marketings in
Übereinstimmung aller Mitglieder Potenziale auf,
die jedoch wegen dünner Personallage und damit zusammen hängender Zeit- und Kostendefizite schwerlich auszuschöpfen seien, so die
Studie. Geprüft und diskutiert wird im Netzwerk
deshalb Sinn und Machbarkeit eines Vermarktungsbundes, der die Vorzüge der Mitglieder für
Sponsoren in ein breit gefasstes und lukratives
filmkulturelles Paket bündeln könnte.
Netzwerk Filmkultur NRW,
c/o Petra Schmitz (dfi),
Tel. (0208) 471934;
[email protected]
Stummfilmklassiker in Bonn: „Der General“, Foto: Mk2
Ein gut gelaunter Konstantin Faigle in „Die große Depression“, Foto: M. Erbacher
Erfolgreiche Ruge-Stipendiaten
Beim Festival Cinéma du Réel in Paris konnten Tamara Trampe und Johann Feindt für ihren Film „Weiße Raben – Alptraum Tschetschenien“ den Prix des Bibliothèques in Empfang nehmen. Ihre Dokumentation über russische Soldaten in Tschetschenien entstand mit Hilfe des GerdRuge-Stipendiums, das die Filmstiftung seit 2002 an herausragende Dokumentarfilmer vergibt.
Die Produktion der zero film mit dem ZDF und arte ist am 3. Juli auch auf der Cologne Conference in der NonFiction-Reihe zu sehen.
Bereits Ende Juni feierte Ruge-Stipendiat Konstantin Faigle („Out of Edeka“) auf dem Filmfest in München Premiere mit seinem Film „Die große Depression“. In der Produktion von unafilm
mit dem ZDF begibt er sich auf eine Reise durch Deutschland auf der Suche nach den Gründen, warum das Land so kollektiv depressiv verstimmt erscheint. Faigles Tipp: „Mehr Selbstironie, statt mehr
Selbstkritik!“ Die Jury-Sitzung für das Gerd-Ruge-Stipendium 2005 ist für Ende August geplant.
Meldungen – [email protected]
Bonner Sommerkino
Vom 21. bis 31. Juli zeigt der Förderverein Filmkultur Bonn im barocken Arkadenhof der Bonner Universität wieder Stummfilmklassiker mit Live-Musikbegleitung bei freiem Eintritt. Eröffnet wird
das 21. Bonner Sommerkino – Internationale Stummfilmtage mit der Deutschlandpremiere der restaurierten Originalfassung der Stummfilmkomödie „Der General“ (USA 1926) von
und mit Buster Keaton. Schlagzeugsolist Christian Roderburg und Stummfilmpianist Joachim Bärenz werden in einer eigens für diese Aufführung einstudierten Begleitmusik den Film
wie zur Stummfilmzeit live vertonen. Im Verlauf der zehn Tage begleiten international renommierte
Musiker wie Neil Brand, Günter Buchwald, Stephen Horne, Aljoscha und Sabrina Zimmermann als Solisten oder als Duo am Flügel, Schlagwerk und an der Violine mit ihren Kompositionen und Improvisationen die Stummfilmschätze. Mit einem besonderen Begleitprogramm
wird außerdem die im letzten Jahr begonnene Kooperation mit dem Rheinischen LandesMuseum Bonn fortgeführt.
Das komplette Programm mit allen Filmen steht unter www.film-ist-kultur.de bereit.
Bonner Sommerkino, Tel. (0228) 478568; [email protected]
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• letter_juli_01-13
27.06.2005
14:48 Uhr
Seite 8
Am 6. Juni erhielt Stefan Weigl (Mitte) den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis
für Radiokunst für sein Stück „Stripped“ (siehe Newsletter April 05). Norbert Blüm, Monika
Piel (WDR), Dieter Renelt (Vorsitzende des Bundes der Kriegsblinden) und Filmstiftungschef
Michael Schmid-Ospach (v.r.) gratulierten bei der Verleihung auf dem Petersberg in Bonn/Königswinter. Foto: K. Engels
Filmmuseum mit
neuem Foyer
Formatt-Studie:
NRW vorn
Mit einem neuen aktualisierten und erweiterten Museumsführer hilft das Filmmuseum
Düsseldorf seinen Besuchern beim Gang
durch die Ausstellung. Auf fast 100 Seiten führt
der in der Edition Virgines erschienene Band
durch die vier Etagen des Hauses und vermittelt
darüber hinaus Wissenswertes zur Vorgeschichte des Kinos und zur Filmgeschichte.
Ebenfalls neu ist das umgebaute Foyer des Filmmuseums in der Schulstraße, das Architekt
Klaus Dieter Bastian konzipiert hat. Dem
Kino Black Box steht nun ein kleiner Raum hinter der Kasse zur Verfügung, der ein mobiles Mini-Café zu den Kinozeiten möglich macht. Die
Kino-Kasse selbst stammt aus dem ehemaligen
Gloria-Kino in Neuss.
Filmmuseum Düsseldorf,
Tel. (0211) 8993788;
www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum
Im Jahr 2004 wurde ein Drittel aller Fernseh-Auftragsproduktionen in Deutschland (Informationssendungen nicht mitgerechnet) in NRW
hergestellt. Zu diesem Ergebnis kommt das
Dortmunder Formatt-Institut, das ein weiteres Mal eine Vollerhebung sämtlicher deutscher Fernseh-Auftragsproduktionen durchgeführt hat. Nach der Studie erreichte NRW mit
insgesamt 152.000 Sendeminuten erneut den
bundesweiten Spitzenwert. Der Fernsehstandort Bayern erreicht mit 15,5 Prozent nur die Hälfte des NRW-Volumens, gefolgt von Berlin (9,8)
und Hamburg (7,9) Auch im vergleichsweise
hochpreisigen Fictionbereich (TV-Movies, Serien
und Comedy) liegt der Produktionsstandort
NRW mit 44 Prozent (78.418 Minuten) vor Bayern, das lediglich auf 19 Prozent (33.209 Minuten) kommt.
NRW ist auch als Kinofilmstandort fest etabliert. Hier liegt NRW in 2004 mit 9,9 Prozent
(1.182 Minuten) vor Bayern (9,3). Die Pole-Position hält hier allerdings Berlin mit 18,5 Prozent
besetzt. Trotz anhaltender Werbeflaute blieb das
Volumen der Fernsehproduktionen in Deutschland in den Jahren 2003 und 2004 gegenüber
den Vorjahren weitgehend konstant. Die vollständige Untersuchung wird im Sommer 2005
veröffentlicht.
Formatt-Institut, Tel. (0231) 756157;
[email protected]
Junges Deutsches
Kino in Köln
... heißt die Reihe, die die Kölner Filmpalette in Kooperation mit dem Büro Schmitt &
Teigler präsentiert. Im Juli steht dabei als echte Kinopremiere „Nordstadt“ von Michael
Kupzyck auf dem Programm. Unterstützt wird
die Reihe, die jeden Monat junge deutsche Kinofilme vorstellt, von der Geißendörfer Filmund Fernsehproduktion, Colonia Media,
Ziegler Film Köln, der internationalen
filmschule köln und Jeanine Meerapfel.
Außerdem zeigt die Filmpalette – anknüpfend an das Fassbinder Special des WDR, der
Cologne Conference und der Filmstiftung
NRW – im Juli vier frühe Filme von Rainer
Werner Fassbinder: „Liebe ist kälter als der
Tod“ (8.-10.7.), „Katzelmacher“ (11.-13.7.), „Pioniere in Ingolstadt“ (17.-19.7.) und „Whity“ (24.26.7.).
Filmpalette, Tel. (0221) 4694238;
[email protected]
8
Hafenmelodie
NRW in Mannheim
Gegen 22 Uhr beginnen die Filmvorführungen
der Hafenlichtspiele 2005 (29.07.-05.08.),
zu denen die Filmwerkstatt Düsseldorf
auf den Ueckerplatz einlädt. Zusätzlich präsentieren die Düsseldorfer Filmmusik-Experten
Udo Heimansberg und Tobias van de
Locht vom 29. Juli bis zum 4. August ein jeweils einstündiges musikalisches Vorprogramm.
Als Sitzgelegenheiten dienen die vorhandenen
Steinbänke. Es werden Sitzkissen ausgegeben
sowie Klapp- und Liegestühle bereitgestellt. Das
Programm der Hafenlichtspiele, die u.a. von der
Filmstiftung NRW gefördert werden, gibt
es unter www.filmwerkd.de.
Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;
[email protected]
Das neu ins Leben gerufene Festival des
deutschen Films in Mannheim hat den mit
50.000 Euro dotierten Filmkunstpreis 2005 für
den besten deutschen Film des Jahres ausgeschrieben. Nominiert sind 19 deutsche Langfilme. In der Jury sitzen Nina Hoger, Peter
W. Jansen, Peter Lilienthal, Leslie Malton und Ralph Schwingel. Auf der in Ludwigshafen am 10. Juli stattfindenden Preisverleihung bangen auch die Kreativen von fünf
NRW-Produktionen. Nominiert sind die
Lichtblick-Produktion „Allein“ von Thomas
Durchschlag, Till Franzens „Die blaue
Grenze“ (Discofilm), Alexandra Sells
„Durchfahrtsland“ (2Pilots), „Edelweißpiraten“
von Niko von Glasow (Palladio Film) und
„Falscher Bekenner“ von Christoph Hochhäusler (Heimatfilm).
Festival des deutschen Films,
Tel. (0621) 102943;
[email protected]
Grafik und Film
Als Rahmenprogramm zur Ausstellung „Got the
Look – Graphik der Popmusik“, die ab 15. Juli
im Kölner Museum für Angewandte
Kunst zu sehen ist, zeigt das Filmhaus Open
Air (16.07.-20.08.) eine Filmreihe, die einen
Querschnitt durch die Geschichte der Popmusik und deren Abbildung in Grafik und Film zeigt.
Auf dem Programm stehen mit „A Night at the
Filmore“ und „End of the Century – The Story
of the Ramones“ auch zwei Filme von Richard
T. Heffron. Das ausführliche Programm mit
allen Wiederaufführungen, Reihen und Previews
unter www.koelner-filmhaus.de.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;
[email protected]
Auf dem Festival Alice in the City wurde
Thomas Springers Film „Mein Bruder ist ein
Hund“ in Rom als bester Kinderfilm ausgezeichnet. Die Produktion der Kölner Tradewind Pictures wird in diesem Jahr nach Einladungen zum Internationalen Transsilvanischen
Festival in Rumänien außerdem noch in Leipzig und Hongkong zu sehen sein.
In diesem Jahr findet das Internationale Kurzfilmfestival Short Cuts Cologne No.8 vom
30. November bis zum 4. Dezember statt. Einreichungen sind bis zum 30. Juli willkommen.
Download und weitere Infos unter
www.short-cuts-cologne.de.
Kölner Filmhaus,
Tel. (0221) 222710-0;
[email protected]
Medien Parcours
beim Ringfest
Rund 200 Bands mit 250 Auftritten aus den
internationalen und nationalen Szenen spielen
auf dem Kölner Ringfest (26.-28.08.). Dort
kann das vornehmlich jugendliche Publikum
jetzt auch spielerisch erproben, wie Medien entstehen. Dafür sorgt „Generation M CreActive“ mit einem „Parcours der Medienkompetenz“. Zur Beantwortung von Qualifizierungs- und Laufbahn-Fragen gibt es die „Lange Nacht der Beratung“. Generation M CreActive ist eine Veranstaltung der Projektagentur AIM Publik GmbH, Köln.
Näheres unter www.generation-m.de.
AIM Publik. Tel. (0221) 65 008-700;
[email protected]
Direkter Zugriff
Mein Bruder ist
ein Hund
Short Cuts:
Jetzt anmelden
Der Kölner Onlinedienst für Kommunikation,
Kultur und Medien www.comcologne.de
baut sein Informationsangebot aus. Eine neue
Suchmaschine ermöglicht den direkten Zugriff
auf das umfangreiche Archiv des Dienstes, das
inzwischen mehrere tausend Artikel zur Medienregion Köln umfasst. Im Aufbau befindet
sich ein Newsletter für Multiplikatoren aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, der mehrmals
im Monat versandt wird. comcologne.de informiert seit 1996 über die Medien- und Kulturregion Köln.
Redaktion comcologne, Tel. (0221)
545048, [email protected]
[email protected]
– Meldungen
Reinold Dohmann, Foto: Stefanie Hadding
Trauer um
Reinold Dohmann
Reinold Dohmann ist tot. Der engagierte Betreiber des Central-Kino im ostwestfälischen
Borgentreich (siehe Porträt im Newsletter März
2005) verstarb im Alter von 72 Jahren. Im Jahr
2003 hatte die Filmstiftung NRW Dohmann, der neben dem modernen Drei-Säle-Kino noch eine Gastwirtschaft mit Hotel und eine Rinderzucht führte, im Rahmen der Jahresfilmprogramm-Prämien für sein herausragendes Engagement mit einer Sonderehrung ausgezeichnet. Seit 2000 präsentierte
Reinold Dohmann jährlich besondere Programmreihen mit Filmkunst, Originalfassungen
und Kinderfilmen. Dohmanns Sohn Rolf führt
den Betrieb weiter.
• letter_juli_01-13
27.06.2005
14:48 Uhr
Seite 9
Internationales Koproduktionstreffen zum
Filmkongress
MADE IN NRW
A
m 5. Juli treffen sich in Köln 200 Teilnehmer aus zehn Ländern, um auf dem Koproduktionstreffen MADE IN NRW Partner für
neue Projekte zu finden. Das Treffen findet im
Rahmen des Internationalen Filmkongresses der
Filmstiftung NRW statt und wird in Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf und
mit Unterstützung des MEDIA Desk Österreich
und der schweizerischen Euroinfo organisiert.
Die Schweiz und Österreich sind in diesem Jahr
Schwerpunktländer des Koproduktionstreffens,
zu dem nicht nur Produzenten, sondern auch
Finanziers nach Köln reisen.
Aus Österreich werden das Österreichische
Filminstitut (Roland Teichmann), der Filmfonds
Wien (Claudia Fischer), die rtr-Fernsehfilmförderung (Dr. Alfred Grinschgl), Cine Tirol (Sabine
Aigner) und der ORF (Barbara Fränzen & Johanna Hanslmayr-Chorherr) erwartet. Für die Schweiz
kommen die Filmstiftung Zürich (Daniel Waser)
und der TV-Sender SRG/SSR IdéeSuisse (Alberto
Chollet). Aus Deutschland nehmen u.a. der WDR
(Jutta Krug, Filmredaktion/Dokumentarfilm),
WDR/arte (Sabine Rollberg), ZDF/Das Kleine Fernsehspiel (Lucas Schmidt), ZDF dokukanal (Petra
Erschfeld), sowie die Bavaria Film International
(Thorsten Schaumann), Celluloid Dreams (Roman
Paul) und der Pandora Film Verleih teil. Aus Großbritannien ist der Film Council (Himesh Kar) vertreten.
Für das Treffen wurden im Vorfeld aus den
über 70 Einreichungen 27 Firmen aus acht Ländern ausgewählt. Nordrhein-Westfalen und
Österreich sind mit acht Projekten vertreten, die
Schweiz mit sechs. Außerdem nehmen Produktionsfirmen aus Spanien, Großbritannien,
Polen, Belgien und Israel teil. Vorgestellt werden vor allem Spielfilme und dokumentarische
Kinostoffe, die in den meisten Fällen schon weit
entwickelt sind und in deutscher oder englischer
Sprache gedreht werden sollen.
Unter den eingereichten Stoffen ließ sich ein
Trend zu Filmen für Kinder und Jugendliche, zu
politischen Themen, skurrilen Geschichten und
Produktionen über den Nationalsozialismus erkennen.
nen Kinofilm entwickelt. Erzählt wird die Geschichte des Teufelsmädchens Sissy, das überraschend auf der Erde landet und mit unfreiwillig
dreist-komischen Einlagen Chaos stiftet und Bewunderung hervorruft.
Auch „Humpelstilzchen“
der Firma RheinFilm, eine Adaption des gleichnamigen Jugendbuchs
von Dieter Bongartz, richtet sich an ein breites Publikum. In dem Buch geht
es um die gehbehinderte
Juliane Thevissen,
Sonja und die Konflikte mit
RheinFilm, Köln
ihrer Mutter, die die Tochter nach eigenen Vorstellungen formen möchte und die Behinderung
nicht akzeptieren kann.
Rosebud Films möchte das Koproduktionstreffen nutzen, um weitere Partner für ihre internationale Produktion
„Canada“ zu finden. Richard Humbers schwarzhumorige Komödie erSonja Ewers, Rosebud zählt die Geschichte eines
Films GmbH, Köln
Bestattungsunternehmens
auf dem Land, das ruiniert
ist, sollte nicht endlich jemand sterben. Gedreht
werden soll der Film im Februar nächsten Jahres.
Gerhard Schmidt und Tim Rostock,
Gemini Film GmbH & Co. KG, Köln
Elke Ried und Thorsten Flassnöcker,
Zieglerfilm Köln GmbH
Auf der Suche nach Koproduzenten und weiterer Kofinanzierung ist auch die Kölner Gemini
Film, die die Verfilmung des internationalen
Bestsellers „Nach Afghanistan kommt Gott nur
noch zum Weinen“ der iranisch-deutschen Autorin und Filmemacherin Siba Shakib im Frühjahr 2006 in Afghanistan realisieren will. Der Film
soll die bewegende Geschichte der Afghanin
Shirin-Gol schildern, deren Leben 22 Jahre Krieg
und Zerstörung geprägt haben. Zur Zeit arbeitet Shakib an der Endfassung des Drehbuchs.
Gedreht wird in englischer Sprache.
Zieglerfilm Köln präsentiert den Kinderfilm
„Sissy – Das Teufelsmädchen“ von der Autorin
Usch Luhn, die gemeinsam mit der Kölner Firma aus ihrer sechsteiligen Kinderbuchreihe ei-
„Die Zone“ der Dubini Filmproduktion
spielt im Jahre 2018. Unerklärliche Phänomene bei einem Tunnelbau in den Alpen, wie et-
Die Projekte: Eine Auswahl
MEDIA – [email protected]
Donatello und Fosco Dubini,
Dubini Filmproduktion, Köln
wa das plötzliche Verschwinden der Ingenieure, sollen durch eine Psychologin aufgeklärt werden. Fosco Dubinis Science Fiction Film, der sich
an ein Arthaus-Publikum richtet, soll im Gotthard-Tunnel in der Schweiz gedreht werden.
Frei nach Schillers „Die
Räuber“ stellt Produzent
Samir von der Züricher
Produktionsfirma
Dschoint Ventschr
Carla Lia Montis „Räuberinnen“ vor: Erzählt
wird die groteske GeSamir, Dschoint
schichte der eigenwilligen
Ventschr, Schweiz
Lisa, die sich auf der Flucht
vor einem sinneslustigen
Bischof mit einigen emanzipierten Huren anfreundet und im Wald eine Räuberinnenbande gründet. Die Endfassung des Drehbuchs wird
zurzeit erstellt. Gedreht werden soll Ende 2005.
Simon Hesse und Valentin Greutert, HesseGreutert
Film AG, Schweiz
Der Nerven aufreibende Roadmovie „Im Sog der
Nacht“ von der HesseGreutert Film AG aus
Zürich handelt von drei jungen Menschen, deren Traum vom besseren Leben in einer Spirale der Gewalt endet. Als Cast sind August Diehl,
Dominique Jann und Lale Yavas vorgesehen. Die
Endfassung des Drehbuchs ist bereits fertig gestellt, und der Kinofilm soll im Februar nächsten
Jahres produziert werden.
„Sympathie für den Teufel“ der Novotny &
Novotny Filmproduktion schildert den
Aufstieg und Fall des
Schauspielers Ferdinand
Marian, der mit Unterstützung von Joseph
Franz Novotny,
Goebbels in dem NS-ProNovotny&Novotny
pagandafilm „Jud Süß“
Filmproduktion GmbH,
Österreich
zum Weltstar wird und
schließlich an seiner Rolle
des Juden Süß Oppenheimer zerbricht.
Joseph Beuys erfreute sich großer internationaler
Anerkennung, in Deutschland weckte er oft
Kontroverse oder gar Abneigung. „Beuys“ lautet nun der Titel der Künstlerbiografie, die die
Warschauer Produktionsfirma Apple Film
Production über den Bildhauer, Maler, Philo-
sophen und politischen
Aktivisten Joseph Beuys
realisiert, geschrieben
(Ko-Autor Thomas
Knauf) und inszeniert von
dem polnischen Theaterund Filmregisseur Lech
Majewski (Wojaczek).
Der Dreh ist für Frühjahr
2006 geplant. Willem Dafoe soll Joseph Beuys spielen.
Violetta Kaminska,
Apple Film
Production, Polen
Aner Preminger und Motti Lerner,
Poreh Productions Ltd., Israel
Die letzten fünf Jahre der deutsch-jüdischen
Schriftstellerin Else Lasker-Schüler in der Zeit von
1939 bis 45 stehen im Mittelpunkt von „Exile
in Jerusalem“. Das poetisch-psychologische Drama wird von der israelischen Produktionsfirma
Poreh Productions realisiert und bei MADE IN NRW von Autor Motti Lerner und dem
Regisseur und Produzenten Aner Preminger vorgestellt. Das Projekt erhielt eine Entwicklungsförderung der Filmstiftung, und die Endfassung
des Drehbuchs wird bereits erstellt. Eine
deutsch-israelische Koproduktion ist in jedem
Fall anvisiert. Der Cast soll hauptsächlich deutsch
sein und auch das Projekt vorwiegend in deutscher Sprache gedreht werden.
Weitere MADE IN NRW-Teilnehmer sind die Firmen elsani film, Mediopolis Film- und Fernsehproduktion NL Köln, Tradewind Pictures,
Wildart Film, Neue Sentimental Film Entertainment, Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion, Bonus Film, Prisma Film- und Fernsehproduktion,
Petrus van der Let Filmproduktion und Wega
Film aus Österreich, topic features, C-Films, Cobra Film und Fama Film aus der Schweiz, Boca
Boca Producciones aus Spanien, Tall Stories aus
Großbritannien und A Private View aus Belgien.
Weitere Informationen zu dem
Koproduktionstreffen MADE IN NRW
erhalten Sie von der MEDIA Antenne
Düsseldorf, Tel. (0211) 9305014;
[email protected]
MEDIA NEWS
Informationen über Fördermaßnahmen und Einreichtermine erhalten Sie bei der MEDIA Antenne
Düsseldorf, Tel. (0211) 9305014;
[email protected] und auf
der MEDIA-Website
www.mediadesk.de.
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• letter_juli_01-13
27.06.2005
14:48 Uhr
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Anlässlich des Geburtstages von Rainer Werner Fassbinder veranstalten die Filmstiftung NRW, der WDR
und die Cologne Conference Anfang Juli ein Fassbinder Special. Die Düsseldorfer Filmförderer haben überdies
eine Festschrift herausgegeben. Den Anfang mit einem Text von Heiko R. Blum lesen Sie hier.
Gespräche mit Rainer Werner Fassbinder
„Ich habe noch viel zu er z
VON HEIKO R. BLUM
F
assbinder, ‘Tin Drum – Die Blechtrommel’
(von Volker Schlöndorff), ‘Das Boot’ (von
Wolfgang Petersen) – das bekam man schon
vor zwanzig Jahren als Antwort, wenn man
amerikanische Filmleute nach dem deutschen
Kino fragte. In den dreizehn Jahren seines Filmschaffens hat Rainer Werner Fassbinder mehr
als 40 Kinofilme gedreht, in einer Zeit, in der
der junge deutsche Film eine erste, kurzlebige
Weltgeltung erreicht hatte. „Denn mehr als seine Kollegen Alexander Kluge, Wim Wenders,
Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Werner Schroeter – die alle vor ihm Festivalpreise
als internationale Anerkennung errungen hatten – war RWF das Markenzeichen für ‘Made
in Germany’ im Bereich des Kinos. Gerade im
Ausland wurde er mehr geschätzt und geliebt
als zu Hause, wo die BILD-Zeitung noch eine
große Kampagne gegen den ‘Schmuddelsex’
seines ‘Berlin Alexanderplatz’ initiiert hatte.“
(Wolfram Schütte, FR vom 10.6.1992)
Nach dem Oscar für „Die Blechtrommel“
wurde Volker Schlöndorff mehrfach mit amerikanischen Projekten betraut, Wolfgang Petersen erhielt nach seinem Erfolg mit dem fürs
Fernsehen gedrehten „Das Boot“ eine Einladung
nach Hollywood, beide stiegen dort in die erste Riege auf. Viele Deutsche folgten: Schauspieler wie Armin Müller-Stahl, Jürgen Prochnow und der Kameramann Michael Ballhaus
sind seit langem im amerikanischen Film zu Hause. Auch Rainer Werner Fassbinder hätte spätestens nachdem in New York sein 15-stündiger Film „Berlin Alexanderplatz“ ein Riesenerfolg war, in den USA drehen können – er lehnte es stets ab. „Meine Ideen, meine Geschichten, die Figuren in meinen Filmen gehören in
deutsche Städte und Landschaften.“
Fassbinder, der gerade 60 Jahre alt geworden wäre, könnte heute an der Spitze der
erfolgreichsten deutschen Filmemacher stehen.
Zu Lebzeiten wurde er für manchen seiner Filme gescholten, er war mit vielem seiner Zeit voraus. Als „Berlin Alexanderplatz“ bei uns im Fernsehen gezeigt wurde, schimpfte man über die
dunklen Bilder, über die schroffe Sexualität, heute weiß man, dass RWF noch immer eines der
größten Nachkriegstalente im deutschen Kino
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ist. Vielfach erfährt man von Filmstudenten aus
aller Welt, dass sie von seiner Arbeit begeistert
sind und der deutsche Regisseur zu ihren Vorbildern gehört. Kollegen lassen sich noch heute inspirieren, so ist es bezeichnend, dass einer
der besten Filme von François Ozon, „Tropfen
auf heiße Steine“, auf einer Vorlage von Rainer
Werner Fassbinder beruht. Für den jungen deutschen Film ein schweres Erbe? RWF hat mit seiner Radikalität und einer unbändigen Lust am
Filmemachen Wege für den deutschen Film vorbereitet, die bis dato undenkbar waren, seine
Gesellschaftskritik, sein politisches Selbstverständnis wurden aus einer geistespolitischen
Umbruchzeit geboren, – mit dem Ergebnis sich
auseinanderzusetzen kann den aktuellen Film
nur inspirieren.
Ich kann dir viel erzählen
Viele Gespräche habe ich mit Fassbinder geführt, etwa bei den Dreharbeiten zu „Niclashauser Fart“ oder zu „Acht Stunden ist kein
Tag“, „In einem Jahr mit 13 Monden“, „Die dritte Generation“ und „Lola“. Es waren keine klassischen Interviews, eher Auseinandersetzungen
mit Fassbinders Ideen, seinem Verständnis von
unterschiedlichen Kunstformen wie Film oder
Theater und über die Ideen der Zeit. Aber es gab
auch Momente, da kam man nicht an ihn heran, da war er ganz verbissen in seine Arbeit, da
drehte er und drehte, kannte nur die Schauspieler, seine Geschichte, die Kamera, den Ton,
hatte keinen Gedanken frei, um sich mit Dritten auseinanderzusetzen.
Von diesen Ausnahmen abgesehen war es
damals jedoch einfacher, mit Regisseuren und
Schauspielern am Set zu sprechen, einen Gedankenaustausch über die künstlerische Arbeit
zu führen.
Manches Interview entstand unmittelbar
während der Filmarbeit zwischen Regieanweisungen und Dreh, oder auch abends bei der
Sichtung des Materials und danach in der Kneipe. Als ich mit Rainer Werner Fassbinder das
letzte längere Gespräch in Berlin bei den Dreharbeiten zu „Lola“ führte, war er – wie immer
– schwer beschäftigt. „Ruf mich in ein paar Tagen mal an, ich kann dir viel erzählen.“ Zu diesem Erzählen ist es nicht mehr gekommen. Ein
paar Tage später war er schon wieder am Drehen, dann sollte geschnitten werden, zwischendurch musste ein neues Projekt vorbereitet werden. „Ich habe noch viel zu tun. Ich schau mir
diese Kölner Theatersache an“, sagte er und
meinte das Theatertreffen von 1981. Das Interesse für das Theater war immer da. „Da gibt es
soviel Neues, vielleicht kann ich da mal an meine frühere Arbeit anschließen.“ Rainer führte ein
rastloses Leben. Immer war er auf Achse, immer am Arbeiten. Ruhe kannte er nicht. Wir haben uns danach beim Theatertreffen in Köln und
bei den Dreharbeiten zu „Alexanderplatz“ noch
ein paar Mal getroffen, doch Zeit für ein ausführliches Gespräch war nicht mehr vorhanden.
Das Theaterfest in Köln 1981 hätte er nie
durchgehalten, wenn er nicht einen festen Auftrag vom ZDF für eine Dokumentation gehabt
hätte. Er musste ja immer jede Neigung, jedes
Privatinteresse mit Arbeit verbinden. Und er
schaffte das jedes Mal wieder ausgezeichnet.
Doch es schaffte auch ihn.
Mit 36 Jahren war er verbraucht von der Arbeit, vom Drogenkonsum, von seinem rastlosen, nur aus Arbeit und ein bisschen Schlaf bestehenden Leben. Es war abzusehen, dass das
nicht so weitergehen würde, er selbst wusste
das. „Irgendwann muss ich das mal ändern,
doch ich weiß nicht, ob es geht“ – er hat es
nicht mehr geschafft. Mit RWF verlor das Kino
hierzulande damals seinen unbequemsten, unerbittlichsten, stärksten Regisseur. Und seinen
fleißigsten: Zwischen „Liebe ist kälter als der
Tod“ von 1969 und „Querele“ von 1982 lagen
40 Filme, das waren im Schnitt drei Filme im
Jahr. Dazwischen zahlreiche Theaterarbeiten,
darunter unvergessliche Inszenierungen, wie
Marie Luise Fleißers „Pioniere in Ingolstadt“ und
sein eigenes Stück „Bremer Freiheit“ – die beide in Bremen gespielt wurden. Er hat dem modernen Theater in den Jahren 1967 und 1968
mit dem action-theater und dem späteren antiteater (wo eigene Stücke über Gegenwartsthemen entstanden) einen Gegenpol gesetzt,
und er wollte eine neue Theaterform entwik-
[email protected]
– Fassbinder-Special
keln, die das Publikum mehr in das Theaterereignis mit einbeziehen könnte.
Fassbinder war für mich damals mehr als
nur irgendein bemerkenswerter Regisseur, er
war bei aller Distanz so etwas wie ein Vertrauter, weil die Themen vertraut waren, weil sie ein
Stück der eigenen Wirklichkeit aufgriffen. Für
viele von uns stand die Auseinandersetzung mit
der Aktualität im Vordergrund der Arbeit, bei
Fassbinder fand man diese Herangehensweise
wieder. Sein Debüt-Film „Liebe ist kälter als der
Tod“ dann „Katzelmacher“, „Warnung vor der
heiligen Nutte“, „Die Ehe der Maria Braun“ und
vor allem „In einem Jahr mit 13 Monden“ waren für mich die wichtigsten Fassbinder-Filme.
Es sind Filme, die das breite Spektrum seines
Schaffens auch heute verständlich machen.
Statt einer Abhandlung wähle ich im Folgenden einzelne Filme, Szenen, Momente, die
Einblick geben in seine Arbeit und Selbstverständnis als Regisseur. Jemand der so unerbittlich gearbeitet hat, den lernt man kennen,
wenn man sich mit der Arbeit auseinandersetzt.
Wobei eines anzumerken bleibt: RWF war
nicht nur ein ausgezeichneter Regisseur, ein
schneller und dennoch präziser Schreiber, ein
sicherer Schauspieler, er war auch ein brillanter Kameramann, wie „In einem Jahr mit 13
Monden“ und „Die dritte Generation“ beweisen, die einzigen Filme, in denen Fassbinder sein
eigener und einziger Kameramann war. RWF ist
tot, sein Theater, seine Filme sind teilweise heute noch von erschreckender Aktualität, die Filme sind Dokumente der damaligen Zeit, ein
Stückchen Deutschland und ein wichtiger Bestandteil deutscher Kinogeschichte.
Mehr Texte von Heiko R. Blum zu den Filmen
von Rainer Werner Fassbinder sowie Beiträge von Sebastian Feldmann und Joachim von
Mengershausen in der Festschrift: „Ich habe
noch viel zu erzählen“, herausgegeben von
der Filmstiftung NRW.
Rainer Werner Fassbinder und
Rosel Zech: „Die Sehnsucht der Veronika Voss“,
Foto: Privates Archiv für Filmkunde
• letter_juli_01-13
27.06.2005
r zählen“
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• letter_juli_01-13
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• letter_juli_01-13
27.06.2005
14:48 Uhr
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Im Oktober wird die Generalkonferenz der UNESCO in Paris zusammentreten, um abschließend
über einen Vertrag „zum Schutz kultureller Vielfalt“ zu beraten. In Zeiten der Globalisierung steht
auf der Agenda unter anderem die Zukunft der staatlichen Kulturförderung im Allgemeinen
und der Filmförderung und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Besonderen. Derzeit macht
sich leise Hoffnung breit, dass sie erhalten bleiben.
Bei den aktuellen GATS-Verhandlungen
geht es auch um den Film
Wird alles gut?
VON WOLFGANG HIPPE
A
ls „überraschend konstruktiv“ lobte Roland
Bernecker, Generalsekretär der Deutschen
UNESCO-Kommission, die Ergebnisse der eben
beendeten Überarbeitung des Vertragsentwurfs
zum Schutz kultureller Vielfalt. Die jetzt vorliegende Fassung, auf deren Grundlage die Generalkonferenz debattieren wird, stärkt nicht
nur die „Legitimität der öffentlichen Kulturförderung“, sondern schützt auch den Bestand
des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Teil einer „berechtigten nationalen Kulturpolitik“. Ein
Ergebnis, auf das seit mehr als zwei Jahren eine „Koalition zur kulturellen Vielfalt“ in Deutschland und anderswo hinarbeitet, in der sich alle einschlägigen Verbände und Interessensvertretungen zusammengeschlossen haben. Ihr
Ziel: über die UNESCO Einfluss auf die etwa zeitgleich stattfindenden Verhandlungen der Welthandelsorganisation WTO zu nehmen, die sich
im Rahmen ihrer aktuellen Verhandlungsrunde mit einem Handelsabkommen über Dienstleistungen, kurz GATS, befasst.
Kulturelle Angebote wie Film, Fernsehen
oder Musik gelten als Dienstleistungen und der
Dienstleistungssektor insgesamt als entscheidender Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft. Mit GATS soll auch Deutschland „international wettbewerbsfähiger werden und im
Ausland stärker Produkte und Dienstleistungen
absetzen, um hierzulande Arbeitsplätze zu sichern“, so Walter Werner, Referatsleiter der Abteilung Dienstleistungen und geistiges Eigentum
beim Bundeswirtschaftsministerium.
Im Bereich der Kultur liegt der Teufel allerdings im Detail. Kulturelle Dienstleistungen und
Güter gelten nicht nur als Angebote am Markt,
sondern auch als immaterielle Werte, die Identität und Kultur einer Gemeinschaft oder eines
Staates mitprägen und deshalb besonders gefördert werden (können). Dieser Doppelcharakter ist international seit langem unstrittig und
macht das Handling von „Kunst“ und „Kultur“
kompliziert. Dabei geht es noch nicht einmal um
die Zulässigkeit kultureller Förderung überhaupt,
wie Pascal Albrechtskirchinger, Leiter des Brüsseler Europa-Büros des ZDF, auf einer Fachtagung Anfang des Jahres herausstrich. Auch in
den USA werde das gefördert, „was der Markt
nicht hergibt oder was nicht rentabel ist, also
Opernhäuser oder Kunstsammlungen“. Dabei
setze man auf „steuerrechtliche Spitzfindigkeiten“ und „Mäzenatentum“, was GATS-konform
sei. Das Pech der Europäer sei, „dass die audiovisuelle Kulturindustrie in den USA nicht unter die High Culture fällt, weil sie sich selber
trägt.“ Der Umkehrschluss ist einfach: Weil hierzulande – auch wegen der Marktmacht von
Hollywood – eine eigenständige audiovisuelle
Produktion nicht immer kostendeckend erfolgen kann, ist ihre Förderung zulässig. Die Wahl
der Mittel kann dabei sowohl steuerliche Vergünstigungen (wie in den USA) umfassen wie
auch staatliche Zuwendungen oder Beihilfen
(wie traditionell in Europa üblich).
Was für die Kulturförderung im Allgemeinen gilt, trifft auch auf die Medienordnungen
zu. Albrechtskirchinger: „Der bisherige GATS-
Text ist zugeschnitten auf ein amerikanisches
Verständnis von Medienregulierung, und Medien waren in den USA immer anders reguliert
als in Europa.“ Entsprechend spielt dort der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine vergleichsweise geringe Rolle, in Europa ist das bekanntlich anders. Der inner-europäische Streit
dreht sich denn auch weniger um das Für und
Wider von Rundfunkgebühren überhaupt, sondern um den Umfang des öffentlich-rechtlichen
Programmangebots.
Hans-Henning Arnold, bei RTL zuständig für
Medienrecht, sieht in GATS vor allem die „Chance, sich auf dem Weltmarkt zu etablieren“ und
fordert, der „audiovisuelle Bereich (solle) nicht
aufgrund einer protektionistischen Kulturpolitik“ um diese Perspektive gebracht werden. Er
vertraut dabei auch auf die mediale Kompetenz
deutscher Medienunternehmen: „Wenn die in
stärkerem Maße auf dem US-amerikanischen
Markt tätig sein dürften, würde sich die Frage
der einseitigen Beeinflussung der deutschen Kultur ohnehin nicht stellen.“ Ob diese Gewichtung
ausreicht, erscheint Christine M. Merkel allerdings zweifelhaft. Sie ist bei der Deutschen UNESCO-Kommission für die Verhandlungen zur
„kulturellen Vielfalt“ zuständig, und aus ihrer
Sicht geht es auch um die „Nicht-Markt-Voraussetzungen“, die man braucht, „um tragfähige regionale Kulturmärkte zu entwickeln“.
Schließlich vermisse man „nur die Vielfalt, die
man auch kennen gelernt“ habe.
Selbst der immer wieder kritisierte Standort-Effekt der Filmförderung lässt sich so kulturpolitisch begründen. Nicht nur, dass man die
Filmindustrie nicht „in eine, die Mainstream
macht, und eine andere, die Arthouse macht“,
zerlegen könne, so Michael Schmid-Ospach, der
Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Aus seiner Sicht werde die Standortfrage allzu leichfertig und schnell nur negativ belegt: „Wenn ich
einem Regisseur anbiete, an der Deutschen
Oper am Rhein seinen Lieblingstraum zu verwirklichen und das Stück X zu inszenieren, gebe ich ihm das Geld nicht dafür, dass er dasselbe
in Berlin macht.“ Die Doppelnatur künstlerischer
Dienstleistungen positioniert sie auf Dauer mitten zwischen die Stühle der Wirtschafts- und der
Kulturpolitik – einfache Lösungen sind deshalb
ausgeschlossen. Die europäische Position
scheint jedenfalls gefestigter denn je. Die 25 EUMitgliedsstaaten haben bereits bei den UNESCO-Verhandlungen gemeinsam agiert – das
erhöht auch die Chancen demnächst im Rahmen der WTO. So sind wir Europäer schließlich
doch „für Beides“, wie Walter Werner vom
Bundeswirtschaftsministerium formulierte: „für
die öffentliche Kulturförderung und für den
freien Handel.“
Gut zu wissen
WTO = World Trade Organisation. Die
Welthandelsorganisation mit Sitz in Genf wurde 1995 gegründet und wird derzeit von 148
Staaten getragen. Ihre Beschlüsse werden
nach dem Konsensprinzip gefasst. Die WTO
verwaltet und überwacht die in ihrem Kontext beschlossenen Handelsabkommen wie
GATS, GATT und TRIPS und ist damit die
„oberste Globalisierungsbehörde“ der Welt.
Sie verfügt über ein eigenes Gerichtswesen,
das auf der Basis der WTO-Verträge entscheidet und dessen letztinstanzliche Urteile
völkerrechtlich verbindlich sind. Ziel der WTO
ist eine Liberalisierung des Welthandels und
die Beseitigung nationaler, auch innerstaatlicher Bestimmungen, die dem entgegenstehen.
GATS = General Agreement on Trade
in Services. Allgemeines internationales Abkommen für den Handel mit Dienstleistungen.
GATS findet auch bei innerstaatlichen Maßnahmen der Mitgliedsstaaten Anwendung.
Anders als GATT enthält GATS bisher keine
spezielle Regelung über die Zulässigkeit von
Subventionen und keine Bestimmungen über
die innerstaatliche Kulturförderung. Die Verhandlungen darüber laufen derzeit: Kulturelle und audiovisuelle Dienstleistungen (Film,
Musik, Fotografie, Literatur, Bildende Kunst
usw.) gelten als eines der größten Wachstumspotenziale der Weltwirtschaft. Dabei ist
ihr Doppelcharakter als Handels- und Wirtschaftsgut einerseits und Teil der Kultur (eines
Landes) andererseits seit langem anerkannt.
GATT = General Agreement on Tariffs
and Trade. Das 1947 abgeschlossene internationale Abkommen regelt den weltweiten
grenzüberschreitenden Warenhandel und seine eventuellen Einschränkungen, bzw. deren
stufenweiser Abbau. Es sieht Ausnahmen zugunsten der innerstaatlichen Kulturförderung
vor.
TRIPS = Agreement on Trade-Related
Aspects of Intellectual Property
Rights. Ein Abkommen über die Durchset-
GATS-Verhandlungen – [email protected]
zung des geistigen Eigentums unter Handelsbedingungen.
UNESCO = United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation. Die Organisation der Vereinigen Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und
Kommunikation wird von 191 Mitgliedsstaaten getragen, die überwiegend auch Mitglieder der WTO sind. Als Forum zur globalen intellektuellen Zusammenarbeit tritt die UNESCO
u.a. für die Wahrung und Förderung der kulturellen Vielfalt ein. Ihre Konventionen zum
Thema geben den Mitgliedsstaaten allgemeine Leitlinien vor, deren Umsetzung aber
in ihre Autonomie fällt. Verbote oder Sanktionen sind grundsätzlich nicht vorgesehen.
UNESCO-Übereinkommen können in Streitfällen zur Interpretation der WTO-Verträge, etwa von GATS herangezogen werden. Deshalb
wird der zur Entscheidung anstehende Vertrag
„zum Schutz und zur Förderung kultureller
Vielfalt“ auch mit Blick auf WTO und GATS verhandelt.
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27.06.2005
14:52 Uhr
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Als Redakteur beim WDR-Fernsehfilm hat Michael André
für WDR/arte den Film „Caché“ betreut. Für den Newsletter
erzählt er von Michael Hanekes neuem Film, für
den der Österreicher in Cannes den Regiepreis erhielt.
Regiepreis für Michael Haneke in Cannes
Ein europäischer Film
VON MICHAEL ANDRÉ
D
er rote Teppich vor dem monumentalen
Betonklotz des Festival du Palais in Cannes
ist dem Österreicher Michael Haneke mittlerweile wohlbekannt. Seit seinem Kinodebüt mit
„Der siebte Kontinent“ (1989) ist Haneke immer wieder in den Wettbewerb des wohl wichtigsten Filmfestivals der Welt an die Côte d’Azur eingeladen worden. Als sein jüngstes Werk,
der wunderbar-spröde Thriller „Caché“, am
Pfingstsamstag uraufgeführt wurde, war es für
den Regisseur der immerhin achte Auftritt in
Cannes. Auch wenn Haneke den Gang über die
Freitreppe zum Festivalkino mit der ihm eigenen Distanziertheit lakonisch absolviert hat, so
lag über der Cannes-Premiere 2005 doch ein
besonderer Erwartungsdruck. Nach der ungnädigen bis verständnislosen Reaktion, die sein
apokalyptisches Drama „Wolfszeit“ vor zwei
Jahren in Cannes ausgelöst hatte, ging es für
den 63-jährigen Haneke auch um ein Stück persönlicher Rehabilitierung. Dass diese WiederAnerkennung gelungen ist, daran bestand seit
Veröffentlichung der ersten Festival-Kritiken wenig Zweifel. In der Hitparade der internationalen
Filmzeitschrift „Screen“ übernahm „Caché“ die
Führung mit einem eindrucksvollen Durchschnittswert von 3.3 und verlor diese Spitzenposition bis zum Finale auch nicht mehr.
Nun darf man diese Kritiker-Umfragen nicht
überbewerten. Wahrscheinlich hat noch kein
einziger Favorit von „Screen“ die Goldene Palme in Cannes gewonnen. Dazu kam, dass an
der Spitze der Jury dieses Jahr der Serbe Emir
Kusturica stand. Auch wenn der zweifache Palmen-Sieger als Devise für die 58. Filmfestspiele an der Croisette sybillinisch ausgegeben hatte, man sei auf der Suche nach „filmischer
Ästhetik“, so ist doch kein größerer Gegensatz
denkbar zwischen dem barock-anarchischem
Ausstattungskino des Serben und dem filmischen Purismus und moralischen Rigorismus des
Michael Haneke. Nun war im gesamten Wettbewerb von Cannes in diesem Jahr beim besten
Willen kein Film zu entdecken, der dem Credo
Kusturicas vorbehaltlos entsprochen haben
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wird. So triumphierten die wallonischen Brüder
Dardenne mit ihrem Film „L’Enfant“, einer den
Zuschauer aufwühlenden, dabei aber leidenschaftslos inszenierten Geschichte um einen jungen Mann, der mit großer Selbstverständlichkeit
sogar sein Kind verkauft. Und Haneke? Der ging
nicht leer aus. Der bekam für „Caché“ den Regie-Preis und quasi als Trostpreis obendrauf den
Preis der Internationalen Filmkritik FIPRESCI.
Alles in allem eine triumphale Ouvertüre für
die Herausbringung eines Films, den Haneke
schon im Kopf hatte, als er 2003 in Cannes mit
„Wolfszeit“ gastierte. „Caché“ schien mühelos
finanzierbar und rückte zwischenzeitlich doch
in weite Ferne, als das Kino-Musterland Frankreich im Gefolge des Kollaps des Vivendi-Konzerns eine kleine filmökonomische Götterdämmerung erlebte und ein Pariser Produzent
sich sang- und klanglos aus dem Projekt verabschiedete. Es war Margaret Menegoz, geschäftsführende Direktorin bei Films du Losange,
die die lose hängenden Fäden wieder aufnahm
und alte Allianzen für dieses neue Projekt
wiederherstellte. Sie rekonstruierte den alten
Dreierbund zwischen Frankreich, Österreich und
Deutschland, brachte ihre renommierte Pariser
Autorenfilmer-Adresse zusammen mit Michael
Katz bei der Wiener Wega Film und Michael
Weber bei Bavaria International. Margaret Menegoz stellte aber auch den Kontakt zum Kulturkanal arte her, zu seinen Entscheidungsgremien, zu seinen Redaktionen diesseits und jenseits des Rheins. So kam auch die Filmstiftung
NRW an Bord, so erfüllt der Film die Kriterien
des deutsch-französischen Koproduktionsabkommens.
„Caché“ ist ein schönes Beispiel für den modernen europäischen Autorenfilm: Auf der einen Seite haben wir einen Drehbuchautoren
und Regisseur, der zwar nicht im Besitz der Produktionsmittel ist, keine eigene Firma mehr hat,
weder in der Vorbereitung noch in der Realisierung eines Films die entscheidenden Schritte allein und aus eigener Kraft gehen
kann. Dafür hat Haneke aber eine
Produzentin, die ihm den Rücken
freihält, die ihm finanzielle wie zeitliche Freiräume schafft und die – wichtig – an den Autor wie dessen Projekt
glaubt und aufgrund ihrer Produzenten-Biografie dazu auch hinlänglich legitimiert ist. So konnte Haneke zusammen mit seinem Kameramann
Christian Berger vor Drehbeginn wochenlang alle gängigen Videoformate
erproben. Die beiden testeten diverse
Kameras und Objektivsätze, bevor feststand, dass die HD-Kameras von Sony am
ehesten den gewünschten einheitlichen Look
herstellten. Es versteht sich, dass die Szenen
zwischenzeitlich auf 35mm-Film umgespielt
wurden, um die beste Kino-Tauglichkeit zu erfahren.
Dieses skrupulöse Vorgehen, noch längst
bevor die erste Klappe gefallen ist, gehört zur
Arbeitsmethode Hanekes. Und sie macht umso mehr Sinn bei einem Film, der auf der einen
Seite mit den verschiedenen Inszenierungsebenen arbeitet, auf der anderen Seite aber penibel bemüht ist, die Spuren zwischen den einzelnen Elementen zu verwischen: In „Caché“
fließen Bilder aus Video-Überwachungskameras, Traumsequenzen, Fernseh-Ausschnitten sowie „realen“ Film-Aufnahmen zusammen, ohne dass sich der Bildcharakter in Bezug auf Farbe, Körnigkeit, Kontrast erkennbar unterscheiden würde. Hier ist ein Surrealismus moderner Prägung am Werk, der auf den ersten Blick als ununterscheidbare Einheit daherkommt, der bei näherem Hinsehen
sich im Kopf des Zuschauers aber zerlegt in viele irritierende Eindrücke
und Erlebnisse. Und hier sind
wir auch schon beim
Kern des Hanekeschen Ki-
[email protected]
– „Caché“ in Cannes
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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nos: Wahrheit als Ganzes gibt es
nicht, stärker als die Lust an
der Illusion ist der Hang
zur Desillusionierung.
Was bleibt, ist
Zweifel, ist Destabilisierung
des Zuschauers, der nicht
einmal darauf vertrauen
kann, dass die
Bilder ordentlich vorwärts laufen. Wenn sich
Fernsehmoderator
Georges (Daniel Auteuil) zusammen mit
seiner Frau (Juliette Binoche) ein scheinbar nichtssagendes Video auf der Suche
nach der (nicht vorhandenen)
Wahrheit anschaut, dann stehen die Zeichen plötzlich auf
Rewind. Die Bilder geben natür-
lich auch im Rückwärtslauf nicht mehr preis, als
wir ohnehin schon gesehen haben: Bilder eines
Hauses in einer stillen Pariser Seitenstraße. Und
doch sind es diese dürftigen Aufnahmen, die einen unaufhaltsamen Erosionsprozess in Gang
setzen: Sie fördern erst Wut, dann verdruckste
Ahnung, schließlich immer konkretere, frühkindlich verortbare Schuld beim TV-Literaturkritiker hervor. Wir erleben die tiefgreifende Destabilisierung eines Mannes, ohne dass es am Ende einen Freispruch von dieser Schuld geben
würde.
Das Trauma geht weiter – und bleibt ebenso ungelöst wie ein nationales Trauma Frankreichs. Denn ausgerechnet der in München geborene, in Österreich lebende, in Frankreich
mittlerweile verwurzelte Michael Haneke nähert
sich einem besonders schmutzigen Kapitel der
späten Kolonialgeschichte des Nachbarlands.
Eine Großdemonstration in Frankreich lebender
Algerier in Paris endete am 17. Oktober 1961
mit einem Blutbad, und in der Seine trieben anschließend Hunderte von Leichen. Es spricht für
die Diskretion des Michael Haneke gegenüber
seinem Gastland Frankreich, wenn er „Caché“
nicht zu einer Generalabrechnung mit dem Rassismus der Grande Nation nutzt, sondern es bei
einer individuellen Schicksals-Verknüpfung zwischen einem reichen französischen Jungen
und einem algerischen Waisenkind belässt. Haneke: „Es ist ein Film über einen Mann, der die Augen verschließt, um seine persönliche
Schuld vergessen zu können.“ Gerade diese Abstraktion von zuviel
Konkretheit lässt österreichischen wie deutschen Zuschauern
die Chance, sich mit ihren eigenen
nationalen Traumata wieder zu erkennen. Und nicht zuletzt das
macht die Qualität von „Caché“
als europäischen Film aus.
„Caché“, Foto: Les Films du Losange;
Foto Michael André: WDR/Herby Sachs
„Caché“ in Cannes – [email protected]
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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Als Gründer und Vorstandsvorsitzender der Dortmunder
e-m-s new media AG ist
Werner Wirsing ein deutscher
Pionier auf dem Gebiet der DVD.
Aus seinem Hause kam mit
„Knight Moves“ nicht nur
die erste deutsche DVD auf den
Markt, er hat auch den klassischen Filmvertrieb quasi von
Interview mit Werner Wirsing,
e-m-s new media AG
Vom Dienstleister zum
Koproduzenten
hinten aufgezäumt. Im Gespräch
mit Oliver Baumgarten erzählt
er, wie eine geplante Dienstleistung zum Medienunternehmen
Sie haben 1997 die heutige e-m-s
sales GmbH gegründet mit dem Ziel,
DVDs zu vertreiben. Was hat Sie damals
so sicher gemacht, dass dies ein Zukunftsmarkt sein würde?
Ganz einfach die überlegene Qualität der
DVD auf der Ebene von Bild und Ton. Als ich
zum ersten Mal eine DVD gesehen habe, konnte ich gar nicht mehr nachvollziehen, dass man
sich bisher ohne zu murren VHS-Kassetten angeschaut hat. Die Entwicklung der Firma lief
aber ein wenig anders ab. Noch vor der
e-m-s sales GmbH, die im Herbst ´97 gegründet wurde, gab es bereits im Frühjahr mit der
damaligen Hecker Digital das Authoring Studio.
Damit hat unsere Konzentration auf das DVDGeschäft überhaupt erst begonnen. Wir wollten ursprünglich ausschließlich mit unserem Authoring Studio den Lizenzrechteinhabern Dienstleistungen anbieten. Mitte 1997 waren wir die
erste deutsche Firma, die mit „Knight Moves“
einen Spielfilm auf DVD produziert hat. Und
nachdem wir diese DVD auf der Internationalen Funkausstellung 1997 gemeinsam mit Grundig vorgestellt hatten, hatten wir erwartet, dass
die Lizenzinhaber, sprich die Videofirmen, bei
uns die Umwandlung ihrer Filme in Auftrag geben würden.
wachsen musste.
Werner Wirsing,
Foto: e-m-s new media
Seit 2003 ist Fred Kogel
Das Geschäft mit DVDs und Videokassetten ist inzwischen der umsatzstärkste Teil der Filmauswertung in
Deutschland. Welche Rolle spielt die DVD
in der Kalkulation der Constantin Film?
Sehen Sie sich unseren Bericht des erstes
Quartals 2005 an: Wir sind sehr glücklich über
unsere DVD-Umsätze, denn wir hatten ein nicht
so starkes erstes Kinoquartal. In solchen schwächeren Phasen stützen die DVD-Umsätze immer
wieder die Kinoumsätze. Ganz generell könnte es in den nächsten Jahren zur leichten Umschichtung der Kinoerlöse Richtung DVD kommen
Vorstandschef der börsennotierten Constantin Film AG.
In seine Zeit fällt der Einstieg
ins DVD- und Videogeschäft.
Peter Hanemann und Wolfgang
Hippe sprachen mit ihm
über die Zukunft des Filmsehens
Interview mit Fred Kogel,
Constantin Film AG
Sperrfristen
verkürzen
Welche Wachstumspotenziale sehen
Sie bei der DVD?
Auf den ersten Blick wächst der DVDMarkt kontinuierlich weiter. Aber der Preisverfall der DVD in allen Segmenten ist nicht ungefährlich. Mit der Preispolitik mancher Vertriebsfirmen könnte schon das Ende des Booms
eingeläutet sein. Wir versuchen jedenfalls, die
Preise einigermaßen stabil und oben zu halten.
Ich denke, dass das schnelle Wachstum in den
nächsten ein bis zwei Jahren alleine schon deshalb an seine Grenzen stoßen wird.
– zwischen Kino und Home
Entertainment.
Fred Kogel,
Foto: Jürgen Olczyk
16
[email protected]
Sie wollten als Dienstleister loslegen, fanden aber keine Kunden?
Richtig. Ich komme ja aus einer anderen
Branche und wollte ein kleines Studio nebenbei betreiben, das für die Videofirmen das Authoring ihrer Filme übernimmt. Nach der Messe stellte ich aber fest, dass die Leute entweder das Geld nicht hatten für diese Umwand-
– Schwerpunkt: DVD
Ihr Vorstands-Kollege Thomas Peter
Friedl hat kürzlich vorgeschlagen, das
Zeitfenster zwischen Kinostart und DVDVerwertung zu verringern. Was spricht
dafür?
• letter_juli_14-32
27.06.2005
lungen oder schlicht nicht an die DVD glaubten. Eine der wenigen Ausnahmen war die Eurovideo in München. Der heute ja nicht unbekannte Produzent Christian Becker von Westside zum Beispiel hat noch 1999 an der Hochschule in München seine Diplomarbeit über das
Thema „VHS versus DVD“ geschrieben mit dem
Resultat: Die DVD wird sich nicht durchsetzen.
Als ich nun festgestellt hatte, dass wir für unser Authoring Studio nicht genügend Aufträge
bekommen würden, musste ich halt selbst eine Firma gründen, um Rechte einkaufen, um
die DVDs vertreiben zu können. Das war im Oktober 1997 die e-m-s GmbH, die nach Gründung
der e-m-s new media AG in 1999 in e-m-s sales GmbH umbenannt wurde.
Eines Ihrer Kerngeschäfte war von
Beginn an das „Edutainment“. Was sind
das für Filme, und an wen richten sie
sich?
Das ist ein Special Interest-Bereich. Das
Wort setzt sich zusammen aus Education und
Entertainment. Themen aus dem Wissensbereich eignen sich meines Erachtens nach besonders gut für die DVD.
Warum das?
Weil sie dort bestimmte Themen gezielt ansteuern können und so bequem auf Lerninhalte zurück greifen können. Ich glaube, dass der
Bereich Special Interest bei den DVDs noch stark
zulegen wird. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir zu einer Marktsättigung bei den
Spielfilmen kommen, während der Musik- und
der Special Interest-Bereich zunehmen werden.
Zunächst: Es geht keinesfalls darum, den
Kinos zu schaden. Man muss aber sehen, dass
ein großer Kinohit spätestens nach drei Monaten Laufzeit von der Kinoleinwand genommen wird. Andere Filme, die nicht so gut laufen, haben sich oft schon nach ein bis zwei Wochen erledigt. Vor diesem Hintergrund sollten
auch geförderte Filme nicht erst nach sechs,
sondern schon nach drei Monaten Sperrfrist auf
DVD erscheinen können. Das entspricht dem
Bedürfnis des Kinokunden, möglichst früh eine DVD in Händen zu halten.
Ihr Kollege Friedl hat auch vorgeschlagen, nur noch „außergewöhnliche“
Filme ins Kino zu bringen, sowohl Blockbuster wie Arthouse-Filme. Der Rest soll
sofort als DVD/Video vermarktet werden.
Nun ist im Kinogeschäft nicht jeder
Blockbuster ein Kassenschlager, nicht jeder Autorenfilm gutes Kino…
Mein Kollege hat sich vor dem Hintergrund geäußert, dass mit 400 Filmen einfach
zu viele Filme ins deutsche Kino kommen. Letztlich muss natürlich jeder Filmverleiher seine eigene Auswahl treffen. Auch wir überlegen uns
genau, welchen Film wir überhaupt ins Kino
bringen. Wir merken ja, dass die Kinobesucher
selektiver auswählen als noch vor fünf oder zehn
Jahren. Man sieht eben das, was man für außergewöhnlich hält. Von den 35 Millionen Kino-
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Nachdem Sie sich bei den DVDs im
deutschen Independent Markt in der
Spitzengruppe etabliert haben, erwerben
Sie nun die kompletten deutschen Rechte an Filmen und haben mit 3L einen
Filmverleih gegründet, um die Filme auch
im Kino auswerten zu können.
Wenn Sie einen Film vom Produzenten aus
dem Ausland kaufen möchten, dann ist es kaum
möglich, ausschließlich die Homevideo-Rechte zu erwerben. Es begann mit „Monster“, den
wir mit den kompletten Rechten gekauft hatten und für den wir einen Abnehmer der Kinorechte unter den deutschen Verleihern suchten. Die großen Verleiher kamen für mich nicht
in Frage, weil ich da das Gefühl hatte, die würden sich um meinen Film nicht entsprechend
kümmern. Bei den Kleinen hingegen war es so,
dass die von mir erwarteten, praktisch alle Kosten vor zu finanzieren. Im Erfolgsfalle profitiert
da also jemand anderes, und im Misserfolgsfalle
habe allein ich die Kosten am Hals. Und wenn
ich schon alles bezahlen muss, dann kann ich
das gesamte Geschäft auch gleich in meinem
Namen abwickeln.
leih nicht so gerne. Hier gilt es für mich dann
einfach klar zu stellen, dass wir diese Verwertungsrechte eben mitnehmen müssen, um das
DVD-Geschäft überhaupt machen zu können.
Es geht also gar nicht so sehr darum, dass die
Tatsache der Kinoverwertung dem DVD-Geschäft dient, sondern vorderrangig, dass ich die
alleinigen Homemovie-Rechte guter Filme eben
nicht bekomme. Darüber hinaus gilt aber trotzdem, dass ein Film, der vorher im Kino war, auf
DVD besser zu vermarkten ist, weil er durch den
Kinorelease bereits einen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Daraus darf man aber eben nicht den
Umkehrschluss ziehen und sagen, wir starten
die Filme nur im Kino, damit wir sie besser auf
DVD vermarkten können. Obwohl wir das Betriebswirtschaftliche nicht aus den Augen verlieren, sind wir auch Cineasten, denen es Spaß
macht, Filme ins Kino zu bringen. Viele Filme
gehören einfach auch ins Kino. „Oldboy“ zum
Beispiel, der in Cannes den Großen Preis der Jury gewonnen hat, fanden wir so toll, dass wir
ihn ins Kino bringen mussten, obwohl klar war,
dass er die 100.000 Zuschauer-Marke nur
schwerlich würde erreichen können.
In einem Interview stand zu lesen,
all’ das täten Sie nur, um das DVD-Geschäft zu verbessern. Wie ist das zu verstehen?
Ich weiß nicht, ob ich das jemals so gesagt habe, aber ich muss immer in zwei Richtungen argumentieren – da ist die Branche, und
da sind meine Aktionäre. Letztere sehen unseren
sicherlich risikoreichen Ausflug in den Filmver-
Der konsequente nächste Schritt Ihres Unternehmens wäre ja jetzt die Produktion...
Richtig, wir werden uns im bescheidenen
Maße ab diesem Jahr in Deutschland als Koproduzenten betätigen. Erstes Projekt ist da „Eingelocht“ von Peter Thorwarth. Die Beteiligungen als Koproduzent zielen sicherlich auch darauf, uns zu einem frühen Zeitpunkt die Vertriebsrechte sichern zu können.
besuchern, die 2004 deutsche Filme gesehen
haben, haben sich fast zwei Drittel auf die drei
Filme „Traumschiff“, „Der Untergang“ und „Die
sieben Zwerge“ konzentriert. Das ist fast schon
eine Ohrfeige für die anderen deutschen Produktionen.
auf DVD immer noch auf amerikanische Serien
wie „Startrek“, „Sex and the City“ oder „CSI“
fokussieren, sehe ich hier noch Potenzial für
deutsche TV-Event-Movies oder auch deutsche
Serien.
Gibt es denn „objektive“ Kriterien
für die besondere Kinotauglichkeit?
Filme, die man den Zuschauern nicht groß
erklären und bei denen man deshalb nicht große Transferleistungen zwischen Konzept und
Marketing erledigen muss, verkaufen sich natürlich besser als kleinste Arthouse-Themen.
Aber auch im Arthouse-Bereich haben wir Themen, die ein breites Potenzial haben. Unsere Filme „Lost in Translation“, „Motorcycle Diaries“,
„Die Passion Christi“ oder „Die Kinder des Monsieur Matthieu“ gehören natürlich auf jeden Fall
ins Kino.
Gibt es im Gegenzug typische
„DVD“-Filme ?
Früher gab es durchaus typische Video-Titel. Dabei bezog man sich bei Ausklammerung
von Pornofilmen auf die Genres Horror, Thriller und Action. Das ist im gewissen Maße noch
gültig, denn die Genres gehen auch gut als
DVD. Durch ihre qualitative Positionierung als
DVD wurde der Käuferkreis erweitert. Auch Arthouse-Filme laufen als DVD besser als früher auf
VHS. Und obwohl sich Fernseh-Produktionen
Welche Funktion bleibt dem Kino?
Die Umsatzeinbrüche an den Kinokassen
im ersten Halbjahr 2005 liegen nicht am Wetter. Es geht um längerfristige Entwicklungen. So
gibt die 10 bis 19 Jahre alte herkömmliche Kernklientel des Kinos ihr Geld vor allem für mobile Kommunikation, Konzertbesuche und Mode aus – auf Kosten des Kinobesuchs. Bei älteren
Zielgruppen stößt dann die DVD auf erhebliches
Interesse. Da fragt sich mancher: Warum soll
ich noch ins Kino gehen, da warte ich lieber auf
die DVD. Eine gute Heimanlage habe ich auch.
Was empfehlen Sie den Kinobetreibern?
Jeder Kinostandort hat seine Eigenheiten.
Man muss sich auf die jeweiligen lokalen Gegebenheiten einstellen. Generell meine ich aber,
dass sich das Kino der Zukunft weg von der reinen Abspielstätte einer Filmrolle hin zum EventCenter entwickeln wird. Natürlich müssen auch
die Bedürfnisse der Kinobesucher, die sich einen schönen Abend machen wollen, berücksichtigt werden. Sie wollen mehr und neue Angebote bekommen, nicht nur einfach ins Kino
gehen.
Schwerpunkt: DVD – [email protected]
Sie haben auch ein Büro in Los Angeles eingerichtet, um engere Kontakte
zu den Independent Studios zu knüpfen.
Reiner Pragmatismus?
Na ja, von den Majors bekommen Sie ja
die Filme nicht, die vermarkten ihre Filme selbst
weltweit.
Innerhalb von sieben Jahren ist Ihr
Unternehmen zu einem kleinen Medienkonzern gewachsen. Wie weit ist
denn der DVD-Markt noch ausbaufähig?
Von der Organisation unserer Gruppe her
gibt es kaum ein vergleichbares Unternehmen
in Deutschland. Wir haben das Authoring Studio, die AG als Rechteverwerter, wir haben die
Vertriebsfirma e-m-s sales, mit 3L einen eigenen Filmverleih, eine Filmproduktion und eine
Musikcompany, die sich um Musik-DVDs und
-CDs kümmert. So breit aufgestellt ist kaum eine andere Firma in Deutschland. Allerdings muss
ich zugeben: Manches davon ist noch in den
Kinderschuhen. Aber der Absatz der DVDs wird
sich in naher Zukunft stabilisieren. Wachstumsraten von 30 Prozent im Jahr werden
schnell der Vergangenheit angehören. Das
Wachstum unserer Firma werden wir zum einen dadurch erreichen, dass wir künftig teurere
Filme kaufen, die mehr Exemplare pro Titel absetzen lassen. Mehr Umsatz also ohne Erhöhung der Titelanzahl. Außerdem werden wir über den Kinoverleih weiteren
Umsatz generieren und schließlich auch
mit den Erlösen aus dem Verkauf von
Fernsehlizenzen.
Etwa Übertragungen von WM-Spielen?
Unter anderem. Wenn Sie bedenken, welchen Zulauf derzeit Pop- und Rock-Konzerte haben, sehen Sie bei Jung und Alt das Bedürfnis
nach Events. Diesem Trend muss das Kino nachkommen. Kürzlich waren acht U2-Konzerte –
ohne Zusatzkonzerte – in zwei Stunden ausverkauft. Ich könnte mir gut vor vorstellen, dass
sich mit der Live-Übertragung solcher Konzerte in einigen Großstädten die Kinos füllen lassen. Die digitale Kinopräsentation bietet hier
ganz neue Möglichkeiten.
Wie wird sich die Kino- und Filmlandschaft in zehn Jahren darstellen ?
Es findet ein Paradigmenwechsel der Mediennutzung statt. Jüngere Zielgruppen gehen
längst zur mobilen Nutzung von Inhalten über.
Ich glaube deshalb, dass es in zehn Jahren keine 4000 oder 5000 Kinosäle mehr gibt, sondern dass sich das Geschäft von der Kinokasse weg und hin zum digitalen Speichermedium
entwickelt. Das häusliche Filmsehen per DVD
und legales Video-on-Demand via Kabel, Satellit
oder Internet wird sehr an Akzeptanz gewinnen. Wie dramatisch diese Verlagerung ausfallen wird, weiß ich nicht. Das hängt vom Geschick der Kinobetreiber ab, sich den neuen Gegebenheiten und den Wünschen des Kinopublikums anzupassen.
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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Langsam aber sicher verschieben sich die Gewichte zwischen Kino, DVD, Video und Fernsehen. Während die Kinobranche in den USA und
Deutschland seit Monaten Einbußen verschmerzen muss, steigt der DVD-Absatz weiter an. Und während der Verkaufsboom von Kinofilmen
auf Silberscheiben allmählich abflacht, klettern die Absatzzahlen von TV-Formaten auf DVD rapide.
Auch die Fernsehsender freuen sich über steigende DVD-Verkäufe
Fred Fußbroich
auf der
Silberscheibe
VON REINHARD KLEBER
DVDVerkaufsschlager:
„Hinter
Gittern“,
Foto: RTL
D
ie Zahlen sprechen eine eindeutige
Sprache: Allein Hollywood verdient
durch den DVD-Verkauf inzwischen zwei
bis drei Mal so viel wie an den Kinokassen.
Der Umsatz mit DVDs kletterte 2004 in den
USA auf 15,5 Milliarden Dollar, fünfmal so
viel wie vor fünf Jahren.
Weltweit wuchsen die Erlöse im DVDGeschäft von 19,9 Milliarden Dollar im Jahr
2003 auf 21 Milliarden Dollar im Jahr darauf. Im laufenden Jahr sank dagegen die
Zahl der Kinobesucher in den USA um acht
Prozent, in Deutschland sogar um elf Prozent. Ein Ende des Vormarsches der DVD ist
in Deutschland nicht in Sicht: Im Vorjahr erreichte der Umsatz mit den Silberscheiben
mit 1,32 Milliarden Euro einen Rekordwert.
18
Während sich in den
USA das Wachstum des
gesamten DVD-Marktes verlangsamt,
zählen TV-Inhalte zu den Wachstumstreibern. Erhebliche Veränderungen zeichnen
sich bei den Genres ab: Von den 3.727 neuen DVD-Titeln, die in den ersten 18 Wochen
2005 in den USA erschienen, waren 179 Kinoneuheiten, etwa so viel wie im Vorjahr.
Dafür wurden 184 TV-Serien-Boxsets veröffentlicht – ein Anstieg von 53 Prozent.
Auch hierzulande boomen TV-Vermarktungen auf DVD. Sie profitieren nach
Angaben des Bundesverbands Audiovisuelle
Medien von der „Möglichkeit, eine Vielzahl
von Episoden auf mehreren DVDs unterzubringen und von der zusätzlichen Ausstattung der TV-Serien mit originaler Sprachfassung und Hintergrundberichten“. Dazu
kommt die Werbefreiheit der Discs. Ver-
kauften sich TV-Editionen im Jahr 2003
zwei Millionen Mal, so waren es 2004
schon 4,7 Millionen – ein Plus von 135
Prozent.
Während der Durchschnittspreis
von 40,42 Euro auf 31,53 Euro im
Jahr 2004 zurückging, verdoppelte
sich der DVD-Umsatz der TV-Formate
fast – binnen Jahresfrist von 82 Millionen auf 149 Millionen. Damit trägt
die Auswertung der TV-Produktionen
zu 11,3 Prozent des gesamten DVDVerkaufsumsatzes in Höhe von 1,32
Milliarden Euro bei.
Eine wachsende Nachfrage nach TVHighlights auf Silberscheibe hat auch der
Kölner Sender RTL registriert. „Vor allem die
Veröffentlichung von DVDs zu TV-Serien haben wir in den vergangenen beiden Jahren
signifikant gesteigert“, berichtet Holger
Strecker, der Geschäftsführer von RTL Enterprises. Derzeit gibt es etwa 25 DVDs zu
RTL-Formaten im Handel. Strecker: „Von einem Boom zu reden, wäre zu weit gegriffen. Wir planen jedoch, das Segment deutlich zu entwickeln.“
Bei den RTL-Veröffentlichungen kann
man derzeit zwischen Event-Themen wie
„Deutschland sucht den Superstar“ oder „Ich
bin ein Star...“ und Longsellern wie „Hinter
Gittern“ oder „Alarm für Cobra 11“ unterscheiden. Zudem sind Comedy-Formate wie
„OLM!“ und TV-Movies wie „Quest“, „Held
der Gladiatoren“ oder auch „Crazy Race“ sehr
erfolgreich. „Seit Mitte April haben wir auch
den Bereich Sachthemen weiter entwickelt
und erste DVDs zu unserer neuen RatgeberReihe mit der Real-People-Serie ‚Super Nanny’ und den RTL Doku-Soaps ‚Einsatz in 4
Wänden’ und ‚Mein Garten’ veröffentlicht“,
so Strecker. Sehr erfreulich laufe auch die DVD
zur Vox-Kult-Kochshow „Schmeckt nicht gibt’s nicht“ mit Tim Mälzer.
Der größte DVD-Hit von RTL ist die DVD
zu „Deutschland sucht den Superstar“ mit
mehr als 250.000 Einheiten. „Aber auch ‚Dinotopia’, ‚Children of Dune’ und ‚Crazy Race’ haben sich exzellent verkauft“, erläutert
der Geschäftsführer. Derzeit denkt man bei
[email protected]
– Schwerpunkt: DVD
RTL darüber nach, auch „stimmige Produktkonzepte“ zu Dauerbrennern wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ anzubieten.
Generell wolle der Kölner Sender angesichts der wachsenden Rolle der DVD in
Zukunft, so es die Inhalte tragen, weiter
DVDs zu TV-Formaten mit Mehrwert für die
Zuschauer anbieten. „Der Ansatz besteht
dabei aber nicht darin, wahllos zu forcieren
und zu möglichst jedem TV-Format auch eine DVD auf den Markt zu bringen“, so
Strecker. Interessant für die Zweitauswertung seien vor allem Programme, die im
Fernsehen Top-Quoten erzielen oder eine
große regelmäßige Fangemeinde haben.
Über eine kontinuierliche Zunahme des
DVD-Absatzes kann sich auch die WDR mediagroup freuen. Als Rechteinhaberin hält
die WDR mediagroup licensing GmbH auch
die Lizenzrechte an beliebten Kindercharakteren wie Maus, Elefant und Ente aus der
„Sendung mit der Maus“ sowie das Ensemble um Käpt’n Blaubär und Hein Blöd.
Auf DVD verkauft sich denn auch mit dem
kleinen tschechischen „Maulwurf“ ein rund
30 Jahre alter Kinderfernsehklassiker am besten. „Auch bei der ‘Maus’ haben wir einen
guten Abverkauf“, berichtet Alexa Gref, die
Geschäftsführerin der WDR media group licensing.
Beim Trägermaterial verdrängt die DVD
die Videokassette vom Markt. Derzeit liege das Verkaufsverhältnis bei rund 70 Prozent zu 30 Prozent. Auf längere Sicht sei die
VHS-Kassette „vom Aussterben“ bedroht.
Parallel zu den sinkenden Preisen für DVDs
laufen beim Westdeutschen Rundfunk laut
Gref verstärkt Anfragen nach alten Sendereihen wie „Klimbim“, „Schmidteinander“
und Konrad Beikircher-Programmen, aber
auch nach Dokumentationen wie „Trümmerjahre an Rhein, Ruhr und Weser“ ein.
Allerdings müsse in solchen Fällen erst die
Rechtefrage geklärt werden. Nicht zuletzt
gebe es eine große Nachfrage nach Kultserien wie etwa „Tatort“, „Fahnder“ und
„Die Fußbroichs“ und nach regionalen Themen, ergänzt Verene Eberle, Leiterin des
WDR Produktmarketings.
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 19
Während noch vor zehn Jahren die Rechte an der Videovermarktung von Filmen eine eher marginale Rolle spielten, könnten sich die Erlöse
aus der DVD-Lizenzvergabe für Produzenten peu à peu zu einer Größe entwickeln, die nicht unbedeutend auch ins Produktionsbudget
einfließen könnte. Wer das Ringen um die DVDRechte mehrheitlich für sich entscheidet,
Verleiher oder Produzent, steht noch nicht fest.
Wem die Rechte an der DVD gehören
Das Recht
des Stärkeren?
VON OLIVER BAUMGARTEN
D
ie Finanzierung eines deutschen Kinofilms (im Gegensatz zu einer reinen TV-Auftragsproduktion) setzt sich
durchaus komplex aus verschiedenen
Komponenten zusammen. Diverse Förderungen, Sponsoring, Senderbeteiligungen, Fond- und Privat-Beteiligungen,
Beistellungen, Eigenanteil und vorab veräußerte Lizenzen generieren das Budget,
mit dem ein Produzent die Abwicklung
der Produktion finanzieren kann. Die Kino-, DVD- oder TV-Lizenzen liegen zunächst beim Urheber, in diesem Fall pauschalisiert gesagt: dem Produzenten (im
Gegensatz zur reinen TV-Auftragsproduktion, wo sie mehrheitlich bei den Sendern liegen). Die Fernsehrechte des Films
wandern für gewöhnlich im Vorfeld zu jenem Sender, der sich an der Produktion
beteiligen will – das ist nahe liegend. Mit
der so genannten Verleihgarantie wiederum kann sich ein Verleiher noch in der
Produktionsphase die Verwertungsrechte fürs Kino sichern und damit gleichsam
das Produktionsbudget stabilisieren – eine gängige Praxis seit Jahrzehnten. Wer
aber hat die Rechte an der DVD?
In Zeiten vor der DVD spielten die Homevideo-Rechte für einen Produzenten
kaum eine nennenswerte Rolle im Produktionsprozess. Ihre Erlöse bildeten eine hübsche finanzielle Draufgabe, waren
von der Kalkulation aber weitestgehend
Keine neue
Nutzungsart:
„Der Zauberberg“
auf DVD.
Foto: Kinowelt
ausgeschlossen. Mit dem boomartigen
Ein anderes Streitfeld zwischen UrDVD auf längere Sicht die herkömmliche
Einschlag der DVD hat sich das Homeheber und Lizenznehmer hingegen hat
Videokassette ersetzen wird. Durch die
movie-Segment jedoch grundlegend gesich jüngst per Gerichtsentscheid geklärt.
DVD wird daher kein neuer Markt erändert. Absatzzahlen und Margen maDurch das Urteil vom 19. Mai 2005 hat
schlossen; vielmehr tritt sie an die Stelle
chen die Digital Versatile Disc zum poder Bundesgerichtshof entschieden, dass
einer herkömmlichen Verwendungsform.“
tenten Zusatzgeschäft. Engagiert sich ein
es sich bei der DVD im Vergleich zur ViAls „überraschend verwerterfreundliche
Kinovertrieb mittels einer Verleihgarantie
deokassette um keine neue Nutzungsart
Ergänzung der bisherigen Rechtsprebei einer Filmproduktion, so übernimmt
handele. Streitgegenstand war die Frage
chung zur Frage neuer Nutzungsarer in der Regel gleichsam die DVD-Recheines Filmarchitekten, ob dem Rechteinten“, bezeichnet Rafaela Wilde von
te im Paket dazu. Verleiher wie Constanhaber (eine Filmverwertungsgesellschaft)
der Kölner Kanzlei Wilde Beuger &
tin, X-Verleih oder Kinowelt verfügen über
des Films „Der Zauberberg“ (1981) auch
Ellmer das Urteil. In einem Artikel
eigene Vertriebsstrukturen für die DVD,
der Vertrieb von DVDs erlaubt sei, obwohl
der Branchen-Site www.comcowas zahlreiche Vorteile etwa im Bereich
diesem nur das Recht zur Verwertung des
logne.de betont sie, dass im Verdes Marketings aufweist, während anFilms auf Videokassetten eingeräumt worgleich zwischen CD und Schallplatte
dere, vornehmlich kleinere Verleiher ihden war. Die DVD war 1981 noch unbegänzlich anders entschieden worden
rerseits einen spezialisierten DVD-Vertrieb
kannt. „Bloße technische Neuerungen“,
ist. So aber werden alle DVD-Vertriefür die Herausbringung beauftragen müsheißt es aus der Pressestelle des Bundesbe älterer Filmwerke vor eventuellen
sen. Bei vielen deutschen Produzenten hat
gerichtshofes, „die eine neue VerwenNachzahlungen bewahrt, Produzenten älsich in letzter Zeit ob des umwerfenden
dungsform kennzeichnen, reichen [...] für
terer Filmwerke vor Nachlizenzierung und
Erfolgs des neuen Datenträgers, der in den
sich genommen nicht aus, um eine neue
Urheber älterer Filmwerke vor lukrativen
USA dazu geführt hat, dass dessen LiNutzungsart anzunehmen.“ Weiter heißt
Nachzahlungen.
zenzen schon vor Produktionsbeginn bees: „Es ist abzuseträchtliche Summen im Verkauf generiehen, dass
ren, die Vermutung geregt, dass eine Abdie
spaltung der DVD-Rechte aus dem Verleiher-Paket womöglich bessere Ergebnisse erzielen lässt. Von „immensen Preisen“ wird gar im Hause e-m-s new
media AG gesprochen, wenn es
darum geht, DVD-Lizenzen eines Films erwerben zu wollen,
nachdem dieser erfolgreich
im Kino gelaufen ist. Da
Rang
Titel
Genre
Anbieter
liegt es für Produzenten
nah, über neue Risiken
1
D. Herr d. Ringe – D. Rückkehr d. K.
Fantasy
Warner Home Video
nachzudenken und in
2
Harry Potter und d. Gefangene v. A.
Fantasy
Warner Home Video
den Verhandlungen
3
Findet Nemo
Trickfilm
Buena Vista
mit den Verleihfirmen
4
Last Samurai
Action
Warner Home Video
darauf zu bestehen,
5
Fluch der Karibik – 2er DVD
Abenteuer
Buena Vista
die DVD-Rechte zu be6
Harry Potter und d. Kammer d. Sch.
Fantasy
Warner Home Video
halten und separat zu
7
Fluch der Karibik
Abenteuer
Buena Vista
vermarkten. Die aller8
D. Herr d. Ringe III – Special E. E.
Fantasy
Warner Home Video
dings werden das
9
Matrix Revolutions
Science Fiction
Warner Home Video
Pfund der DVD-Lizenzen
10
D. Herr d. Ringe – Die zwei Türme
Fantasy
Warner Home Video
voraussichtlich nur ungern aus der Hand geben
wollen. Da wird es dann
Quelle: GfK Panel Services Deutschland
von Fall zu Fall auf die Stärke
19 deutsche Koproduktionen finden sich unter den Top 100 der DVD-Bestseller. Nach 2003 ist der
der jeweiligen VerhandlungsSuper-Erfolg „Good Bye, Lenin“ auf Platz 11 auch in 2004 als bestplatzierter deutscher Titel
unter den Top 100 der meistverkauften DVDs zu finden. Mit „Der Schuh des Manitu“
position ankommen. Produzenauf Platz 13, „Der Wixxer“ (Platz 18), „Das Wunder von Bern“ (Platz 24), „Luther“
ten kleinerer Arthouse-Filme, für die
(Platz 43), „Lauras Stern“ (Platz 48), „Der kleine Eisbär“ (Platz 54), „Werner gekotzt wird später“ (Platz 73) und „Bibi Blocksberg“ (Platz 89)
der Kinovertrieb zur Zeit schwer genug
setzen die deutschen Kinoerfolge der letzten Jahre
zu erreichen ist, dürften da mehrheitlich
ihren Siegeszug auch als DVD fort.
schlechte Karten haben.
DVD-Kaufmarkt 2004
Der Herr der Scheiben
Schwerpunkt: DVD – [email protected]
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 20
Um ihren Liebsten heiraten zu können, muss „Die syrische Braut“ im Film physische
und emotionale Grenzen überwinden. Jetzt überwindet sie auch technische Grenzen,
denn Koproduzent Eran Rikles will den internationalen Festival-Erfolg für den
israelischen Markt per DVD verlängern – inklusive eines hebräischen „Making of
Syrische Braut“ als Bonusmaterial.
DVD-Produzenten in NRW
D
ie Silberscheibe ist kein israelischer Einzelfall. Für den deutschsprachigen Raum
plant auch Time Bandits als Verleih und Rechteinhaber eine DVD von „Die syrische Braut“. Ob
und wie das hebräische Material übernommen
werden kann, wird nach Angaben von Koproduzentin Bettina Brokemper, Leiterin der Kölner Niederlassung der Neue Impuls Film, noch
diskutiert. Jedenfalls hat die Neusser ProCine
Filmtechnik GmbH, die den Film postproduziert
und alle Kinokopien für Deutschland und Frankreich gefertigt hat, die entsprechenden Menüs
vorliegen.
DVD-Produktion gehört – technisch gesehen – zum laufenden Geschäft der Postproduzenten. Damit sich Regisseure und
Produzenten ihr Material ansehen können, werden Video- und Audio-Inhalte
auf Sichtungsdatenträgern gespeichert,
die dann für DVD-Formate encodiert werden können. Je nach Ausrüstung und
Auftrag übernehmen die Firmen das Authoring, bei dem alle Elemente des DVD-Video-Titels inklusive Audio-, Grafik- und TextAssets zusammengefügt werden. Abschließend
wird dann ein Produktions-Masterband (DLT) erstellt. Von der grafischen Gestaltung bis zum
Mastering versprechen auch die Cine Postproduction GmbH & Co KG Geyer, die Act Videoproduktions GmbH (beide Köln) oder die Pictorion – Das Werk GmbH „alle Leistungen rund
um die DVD“.
250 Millionen
aus Alsdorf
VON PETER HANEMANN
Bei den meisten Postproduzenten bleibt es
in Sachen DVD bei Kleinserien. Die Hürther NOB
etwa produziert nach Angaben ihres Postproduktionsleiters Thomas Rosenau DVDs auf Anfrage. So gab es kürzlich den Auftrag, eine Ausgabe von Günther Jauchs „Wer wird Millionär“
auf DVD zu bringen. Rosenau: „Unser Part war
die Videoproduktion.“ Auf größere Aufträge ist
die Bavaria Production Services GmbH vorbereitet. Horst Jaquet, in der Kölner Niederlassung
Leiter der Postproduktion: „Im Dienstleistungsnetz der Bavaria können wir alles anbieten.“ Zum Verbund gehören auch die Eurotape Media Services, die DVDs replizieren und
verpacken.
Für größere Serien sorgt da eher die e-ms new media AG. Mit ihrer e-m-s Studio GmbH
hat die Dortmunder DVD-Company die Produktionsmittel bis hin zum Mastering im eigenen Haus. Die Vervielfältigung geschieht dann
bei der CDA Datenträger Albrechts GmbH in Albrechts in Mecklenburg-Vorpommern oder bei
der kdg Meditech im österreichischen Elbingenalb. Ein noch größerer Auftraggeber ist das
Kölner Medienhaus Splendid Medien AG, das
sich seit 1974 auf Lizenz- und Filmhandel spezialisiert und den Film entlang der gesamten
Wertschöpfungskette vermarktet. Im Verbund
ihrer Tochterfirmen enteractive, Hamburg, und
Splendid Synchron, Köln, verfügt auch Splen-
did über einen eigenen DVD-Produktionsstrang
inklusive Mastering. Seit die Kölner eng mit der
edel music AG kooperieren, lassen sie bei der
edel-Tochter optimal media production in Röbel an der Müritz pressen. Zahlen über den dortigen Splendid-Ausstoß liegen in Köln offiziell
nicht vor.
Bis vor einigen Jahren brachte Splendid seine DLT-Bänder ins nahe Alsdorf bei Aachen. Hier
produziert die kanadische Cinram GmbH für die
Hauptkunden Warner Home Video (WHV), 20th
Century Fox und Warner Music die Kassenschlager. Für WHV sind es u.a. „Harry Potter“
und „Herr der Ringe“, für Fox „Star Wars“ und
für Warner Music vier Musikvideos mit den Rolling Stones. Sales Diretor Cappi Frenger ist stolz,
dass WHV alle drei „Ringe“-Filme komplett in
Alsdorf fertigen ließ – vom Premastering über
den hauseigenen Druck bis zur kompletten Distribution. Frenger: „Wir sind einer der wenigen
Major-Player, die alles machen.“ In Europa (inklusive Naher Osten) gehört Cinram mit in diesem Jahr rund 250 Millionen produzierten DVDs
und 100 Millionen CDs zu den Top 4. Die drei
anderen Euro-Player sind Technicolor mit einer
Niederlassung unter anderem in Schifflange im
nahen Luxemburg, Sony DADC in Salzburg und
sonopress in Gütersloh.
Auch in Ostwestfalen hat sich ein einstiges
Presswerk für Vinyl-Schallplatten zum Vervielfältiger von Daten und Informationsträgern entwickelt – wie in Alsdorf die Warner Music Factory Europe als cinram-Vorgängerin. Bei den
DVDs verfügt sonopress allein in Gütersloh über
eine Tageskapazität von 750.000 Stück. Daher
rechnet die Tochter der zu Bertelsmann zählenden arvato AG, die am Standort etwa 1000
Mitarbeiter beschäftigt, in diesem Jahr mit einer Produktionsmenge von 140 Millionen. Auftraggeber sind u.a. BMG, Columbia Tristar, TF
1, MGM, Disney/BuenaVista, Concorde Home
Entertainment und Gruner & Jahr. Als am Markt
zu den erfolgreichsten gehörende Produktionen
benennt Uwe Geisenhanslüke, bei sonoporess
Marketing Manager Europe, „Der Schuh des
Manitu“, das „(T)Raumschiff Surprise“ und „Der
Untergang“.
Day-and-Date Starts Demokratie in der Verwertungskette?
F
rüher war alles simpler. Da kam ein Film zunächst ins Kino,
ein halbes Jahr später wurde das Werk als Leih- und kurze
Zeit später als Kaufkassette auf VHS veröffentlicht, ehe er dann
beim Pay- und schließlich im Free-TV gesendet wurde. So kam
jeder Lizenzinhaber scheinbar klar zu seinem Recht, und Kreative wie Produzenten freuten sich über die mindestens ein Jahr
währende Präsenz mit nur einem Film.
Mit Minimum zehn neuen Filmen, die in Deutschland wöchentlich in die Kinos starten, hat das Kinogeschäft heute eine Schnellebigkeit erreicht, die äußerst umsichtiges Marketing
erfordert: um das Publikum entweder innerhalb der ersten zwei
Wochen ins Kino zu treiben oder es nachhaltig an den Film zu
erinnern und so dann einen ebenso großen Marketingaufwand
in der nächsten Stufe der Kette zu vermeiden. Neben diesem
Überangebot erlebt die Verwertungskette aber auch noch einen Angriff aus anderer Richtung: Seit sich die DVD durchgesetzt hat, blüht zunehmend der Schwarzmarkt mit Raubkopien
20
und illegalen Internet-Downloads, die der Filmindustrie jährlich
hohe Schäden zufügen.
Da wird man findig. Einen Testlauf etwa erlebte die Flexplay Technology mit Chazz Palminteris Film „Noel“ im Oktober
2004 in den USA. Kurz vor Kinostart war die DVD für 4,99 Dollar zu kaufen – und zerstörte sich 48 Stunden nach Öffnung der
Verpackung selbst. Eine Art freiwillige Selbstkontrolle durch den
Zuschauer, ob der Film den Kinogang lohnt? Das wäre im Fernsehen günstiger.
Steven Soderbergh und Todd Wagner von 2929 Entertainment unterdes beschreiten einen anderen Weg, um „unseren Content unters Volk zu bringen und die Umsätze zu verbessern“: Sie wollen künftig zunächst sechs digital produzierte Filme gleichzeitig im Kino, auf DVD und im Pay-TV starten.
„Wenn ich einen Song im Radio höre“, lässt Wagner die L.A.
Times weiterhin wissen, „will ich nicht drei Monate warten, bis
ich die CD kaufen kann“. Doch diese Demokratisierung der Ver-
[email protected]
wertungskette durch die Day-and-Date-Strategie, indem jeder
selbst entscheiden kann, auf welche Weise er sich einen Film
anschaut, stößt gerade bei den Kinomachern auf Argwohn. Regal Entertainment, die größte Kinokette der USA, hat bereits
angekündigt, Soderberghs Film „Bubble“ nicht mieten zu wollen, da es gegen ihre Regel verstoße, einen Film zu zeigen, der
anderweitig erhältlich sei. Doch nicht zuletzt wegen der erheblichen Einsparungen beim Marketing und der Eindämmung
des Schwarzmarktes, könnte sich der Day-and-Date-Start als
praktikables Modell erweisen. Der könnte den Kinos übrigens
auch eine weitere Einnahmequelle bescheren: den Verkauf der
DVD nach dem Kinobesuch als Erinnerung an einen schönen
Abend. Ein Tabubruch, der eine Überlegung wert ist, denn das
Kinoerlebnis eines hochwertigen Films – das weiß jeder Schwarzbrenner – ist auch durch die DVD nicht zu ersetzen.
– Schwerpunkt: DVD
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 21
Interview mit Herbert Schwering, Icon Film
Selber vermarkten
Mit „Fickende Fische“ hatte
Herbert Schwering, Produzent
der Kölner Icon Film, einen
veritablen DVD-Hit. Doch was
brachte ihm das? Der Newsletter
sprach mit ihm über die
Bedeutung der DVD-Rechte für
die freie Produktionsszene.
Wer heute einen DVDRekorder kaufen will, muss
die Unterschiede zwischen
DVD-RW und DVD+RW
Wie verfahren Sie gewöhnlich mit
der Vergabe von DVD-Lizenzen Ihrer Filme?
Grundsätzlich liegt mein Interesse darin,
die DVD-Rechte selbst zu vermarkten. Mittlerweile ist es aber fast Standard, dass die Verleihfirmen zusammen mit den Kinolizenzen
eben auch die DVD-Rechte erwerben wollen.
Das macht für einen Produzenten aber nur Sinn,
wenn dafür dann auch der Garantieanteil erhöht wird, was jedoch zur Zeit kaum realistisch
erscheint. Für „Fickende Fische“ habe ich die
Rechte an den Verleih abgetreten. Die DVD lief
mit einer zweimaligen 5.000er Auflage für einen
deutschen Film dieser Art sehr zufriedenstellend.
Aber außer, dass man so mit dem Film für eine
gewisse Zeit präsent ist, gibt das für den Produzenten, zum Beispiel finanziell, keinen Effekt.
Wie sieht der andere Weg aus?
Auch wenn die Verleiher zur Zeit scheinbar am längeren Hebel sitzen, weil ich als Produzent natürlich zunächst froh bin, jemanden
für den Kinovertrieb gefunden zu haben, wird
man sich da zukünftig durchsetzen müssen. Für
den Kompilationsfilm „Lost & Found“ etwa habe ich die DVD-Rechte behalten. Der Markt für
DVDs ist ein sehr eigener, und es erscheint mir
als Produzent sinnvoll, auch mit einem DVD-Vertrieb zu arbeiten anstatt mit einem Kinoverleiher alleine. Sobald der nämlich seinerseits mit
einem DVD-Verlag an der Herausgabe des Films
arbeitet, bin ich als Produzent in diesem Bereich
der Auswertung von der Verantwortung komplett ausgeschlossen. Das ist nicht einzusehen.
Wie wäre dieses Problem zu lösen?
Ich muss mir als Produzent vorher sehr genau anschauen, mit wem ich da zusammen arbeite und notfalls die Auswertungskette selbst
in die Hand nehmen. Zusammen mit anderen
freien Produzenten aus Köln stellen wir seit einiger Zeit Überlegungen in diese Richtung an,
den Verleih, den DVD- und den Weltvertrieb unserer Filme mit einer eigenen Auswertungsstrategie selbst zu organisieren. Gerade im Bereich der DVD könnten wir diese Vorstellung relativ schnell umsetzen.
DVD: Welche Technik setzt sich durch?
Zwei Platten Polycarbonat
VON GÜNTER H. JEKUBZIK
kennen, und die liegen im
Millimeterbereich.
A
lles ist unklar und trotzdem starten die Big
Player der Medienindustrie den DVD-Nachfolger wieder mit zwei konkurrierenden Formaten: Blue-Ray und HD-DVD. Mediengeschichte verläuft nicht geradlinig und noch weniger logisch. Das Musterbeispiel vom Sieg der
mediokren VHS-Kassette über das Qualitätssystem Betamax von Sony ist Historie. Nun
brauchen wir angeblich ein neues DVD-Format,
damit etwa HDTV-Filme auf eine Scheibe passen. Der Einsatz neuer Laser und damit auch
Lese-Geräte (DVD-Player) erlaubt, die Bits in der
einen langen Daten-Spur dichter zu packen. Mit
blauem statt rotem Licht lässt es sich genauer zielen. Das wusste übrigens auch Obi-Wan
Kenobi, der blaue Lichtschwerter gegen die roten der Sith einsetzte!
So weit so gut. Nur gibt es mindestens fünf
Ansichten, wie denn die DVD der Zukunft aussehen soll. Die zwei mit den größten Chancen
werden von Fraktionen der großen HardwareHersteller propagiert: Im Februar 2002 schloss
sich die Blue-ray Group um Matsushita, Pioneer,
Philips, Sony, Thomson, LG Electronics, Hitachi,
Sharp und Samsung zusammen. Später kamen
Dell, Hewlett-Packard und der innovative Computerhersteller Apple hinzu. Im konkurrierenden
DVD-Forum mit ihrem DVD-Nachfolgerformat
HD-DVD sitzen Toshiba, NEC, Intel, IBM und
Warner.
DVDs sind ganz simpel erst einmal zwei aneinander geklebte Platten aus Polycarbonat. In
den Frühzeiten der gleich großen CD gab es
schon mal Probleme mit den Materialien und
den Klebern. Aber nun halten die Silberscheiben mit immer noch dem gleichen Durchmesser von 12 cm einige Jahrzehnte – theoretisch
und in einer Welt ohne Kratzer. Der Lesevorgang
erfolgt ohne Abnutzung: Der Laser tastet in den
bis zu vier Schichten liegenden Daten auf einer
Spur von innen nach außen Bit für Bit ab. Auf
Deutsch: Punkt für Punkt schaut er nach, ob das
Licht reflektiert wird oder nicht. Aus den resultierenden Einsern oder Nullen werden dann
Bilder, Programme, Töne und Filme errechnet.
Die DVD hieß einst „digital video disc“, weil sie
aber mehr kann als Filme zu speichern, setzte
sich der Begriff „digital versatile disc“ (vielsei-
tige digitale Scheibe) durch. Hier enden aber
auch schon die Gemeinsamkeiten. Der Hauptunterschied zwischen Blue-Ray und HD-DVD beträgt gerade einmal 0,5 mm. Denn HD-DVD behält bei der Datenschicht die Norm der „alten“
DVD von 0,6 mm Dicke bei. Blue-Ray reduziert
diese Lage auf 0,1 mm.
Damit ergibt sich ein entscheidendes Argument bei der Produktion der Scheiben, denn
eine HD-DVD kann in den bestehenden Maschinen hergestellt werden, wie Toshiba kürzlich bekannt gab.
Für Blue-Ray müssen neue Anlagen her. Das
ist auch eine entscheidende Frage für Europas
zweitgrößten CD- und DVD-Hersteller, Cinram
in Alsdorf bei Aachen. Das kanadische Unternehmen übernahm das Werk im Jahre 2003 mit
einem Großteil des DVD- und CD-Geschäfts von
AOL Time Warner für rund 1,05 Milliarden und
stellt in Alsdorf mit circa 1000 Fest- und Teilzeitkräften unter anderem für Fox und Warner
her. Trotz hoher Gewinne des Konzerns machte er in den letzten Monaten vor allem mit Massenentlassungen von sich reden. In der For-
Schwerpunkt: DVD – [email protected]
matfrage überraschte Cinram im Januar mit einer wendigen Hybrid-Lösung: Auf der einen Seite eine klassische DVD, auf der anderen eine
HD-DVD.
Übrigens ist dies nur das erste Problem,
denn es gilt noch, den Unterschied zwischen
dem Gegenstand DVD und Anwendung sowie
Kodierung zu beachten: Physikalisch fasst die
HD-DVD pro Schicht circa 15 GB Daten. Das
reicht für einen Film in hoher (HDTV-)Qualität
mit der Codierung MPEG-2 und für ganz viel
Film in MPEG-1. Dann ist die Qualität allerdings
nicht viel besser als von den Videokassetten gewohnt. Blue-Ray bringt gleich 25 GB auf einer
Schicht unter, maximal wären auf vier Schichten dann 100 GB unterzubringen!
Dem Benutzer kann dies Gerangel um eine neue Norm egal sein – er braucht auf jeden
Fall neue Player und Rekorder, wenn sie denn
Ende des Jahres tatsächlich auf dem Markt erscheinen sollten. Sie werden wenigstens abwärts kompatibel sein: Alte DVDs und CDs können auch sie abspielen, wenn der Hersteller die
entsprechenden Laser zusätzlich einbaut.
21
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 22
Interview mit Antoinette Köster, REM
Noch herrscht Frieden im
verschlafenen Troisdorf.
Die Vögel zwitschern,
Bollywood
macht
süchtig!
Menschen in altmodischer
Kleidung stehen in Grüppchen zusammen, trinken
Kaffee, schwatzen.
Hier geht es nicht um ein
gemütliches Stelldichein –
die Gruppe wartet
auf den Feuersturm.
M
it „Ich bin immer für dich da –
Main Hoon Na” hat der Kölner
Verleih Rapid Eye Movies derzeit einen
Titel unter den Top 10 der deutschen DVDCharts. Zwei weitere Bollywood-Filme von
REM finden sich unter den Top 50. Über die
Bedeutung der DVD für ihre Firma sprach
der Newsletter mit Antoinette Köster, die
gemeinsam mit Stephan Holl die Geschäfte
des Verleihs und der Rapid Eye Movies Home Entertainment führt.
Warum laufen Ihre Titel oft so
viel besser auf DVD als im Kino?
Die beiden Bereiche sind einfach nicht
vergleichbar. Dass Bollywood-Filme auf DVD
so gut laufen, hängt zunächst mit der RTL
2-Ausstrahlung zusammen, dank der wir ein
Mainstream-Publikum ansprechen konnten.
Ungewöhnlich ist, dass einer erfolgreichen
DVD-Auswertung, die vorangegangene
ebenso erfolgreiche TV-Ausstrahlung
überhaupt nicht im Wege steht. Dies liegt
sicherlich unter anderem an der besonderen emotionalen Intensität, die diese Filme
beim Zuschauer auslösen. Bollywood macht
süchtig!
Dagegen trifft die Herausbringung
dreieinhalbstündiger Bollywood-Filme in
Originalfassung mit Untertiteln mit meist unter zehn Kopien in deutschen
Programmkinos vorwiegend auf ein cinephiles Nischenpublikum. Unter den
derzeitigen Bedingungen am
Markt müssen
größere Starts
gut überlegt
sein.
22
Wie ist
das Verhältnis der Einnahmen zwischen
REM zu REM HE? Finanzieren die DVD-Gewinne die riskanteren Kinostarts?
Der DVD-Erfolg ermöglicht uns, einen
Strategiewechsel im Kino vorzunehmen.
Wir werden von nun an mit weniger, aber
potenziell stärkeren Filmen an den Start gehen. So haben wir in Cannes unter anderem „Rize”, einen Film von David LAChapelle, sowie „Mongolian Ping Pong” erwerben können. Beide Filme versprechen
außerordentliches Potenzial, besonders „Rize” stellt für uns eine neue Herausforderung
dar.
Die Kinostarts sind im Herbst und Winter diesen Jahres mit jeweils mehr als 20 Kopien geplant
D
Ist in Asien die Konkurrenz um
die Filme, die REM dort einkauft,
durch den Erfolg größer geworden?
Die Konkurrenz ist deutlich spürbar.
Nicht nur deshalb ist es uns wichtig, uns von
Mitbewerbern deutlich abzusetzen. Rapid
Eye Movies HE funktioniert wie auch im Kino immer merklicher als ein Label, das für
Innovation und Qualität steht. Unserer Philosophie entsprechend ist ein Film kein Produkt, sondern ein filmisches Kunstwerk,
dem ein individuelles Marketing zusteht.
Sie haben früher die Verleih-,
Fernseh- und DVD-Reche im Paket gekauft. Wird das angesichts der Erfolge schwieriger?
Wir werden weiterhin wie
bisher alle Rechte erwerben,
denn wir sind in der glücklichen Lage, ein überaus
vertrauensvolles Verhältnis zu Produzenten und
Weltvertrieben zu haben
und natürlich auch wettbewerbsfähig zu sein.
DVD-Motive aus
„Sometimes happy,
Sometimes
sad“,
Fotos: Rapid
Eye Movies
[email protected]
er Feuersturm kommt in Köln Troisdorf
per Knopfdruck, und das auch erst,
wenn es dunkel ist. Auf dem Gelände der
ehemaligen belgischen Kaserne Camp
Spich am Ende eines Industriegebiets entstehen entscheidende Teile von „Dresden“,
der mit zehn Millionen Euro teuersten deutschen Fernsehproduktion aller Zeiten über
den Luftangriff auf Dresden am 13. Februar
1945. Der Feuersturm zerstörte die historische Innenstadt der Elb-Metropole und tötete 35.000 Menschen.
Merkwürdig sehen die Komparsen aus
in ihren Pluderhosen und Uniformen, mit
Schlägermützen oder Kopftüchern, wie aus
alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen direkt in
die Gegenwart gebeamt. Staub meliert ihre Haare. Ein Mann hat eine dicke, blutende Platzwunde am Kopf, das Gesicht eines
Mädchens ist aufgeschürft. Doch bedrükkt sehen sie nicht aus. Lachend gruppieren
sie sich für ein Foto, und selbst Sascha
Schwingel, neben Nico Hoffmann Produzent des Zweiteilers von ZDF, Eos und teamworx, bietet sich höflich lächelnd als Fotograf an.
Erst wenn die Nacht hereinbricht und
die Motten im Scheinwerferlicht tanzen,
wird es unruhig am Set in Troisdorf. Hier hat
Szenenbildner Thomas Stammer Teile einer
Dresdner Straße zwischen den der Abrissbirne geweihten Kasernengebäuden nachgebaut. Überall Staub und Ziegelsteine,
Metallteile liegen am Boden herum, Laternen sind umgestürzt, Häuserfassaden aufgerissen. In den Zimmern haben gerade
noch Menschen zu Abend gegessen, das
Bild über dem Sofa hängt schief, ein Bett
droht, aus dem ersten Stock zu kippen. Gespenstisch. Die Bewohner haben sich in den
Kellern versteckt. Erst nach dem ersten Angriff kommen sie heraus gerannt und versuchen, noch etwas von ihrem Hab und Gut
zu retten. Diese Szenen sollen heute Nacht
entstehen.
Regisseur Roland Suso Richter („Der
Tunnel“) fährt mit einem kleinen Klapprad
– Schwerpunkt: DVD / Setbericht
noch mal schnell zum Hauptgebäude, um
das sich die Wohnwagen des Teams drapieren. Letzte Lagebesprechung, bevor der
Dreh losgeht. Alles muss klappen, denn allein diese fünf von insgesamt 66 Drehtagen
kosten 300.000 Euro. Auch die Filmstiftung
NRW hat dieses außergewöhnliche Fernsehprojekt unterstützt, mit 1,1 Millionen Euro. „Solche anspruchsvollen Drehs sind gut
für die künstlerische Produktionskraft in
NRW“, sagt Geschäftsführer Michael
Schmid-Ospach. Außerdem hat sich die
Filmstiftung mit dem Wunsch nach einer Kinofassung von „Dresden“ für den internationalen Markt durchgesetzt.
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 23
Am Set von „Dresden“ in Troisdorf
Feuersturm
auf Knopfdruck
VO N A N N A KO S KO DA
Drama in „Dresden“: Der Engländer John Light spielt den abgeschossenen
Bomber-Piloten Robert Newman, der sich in die Krankenschwester
Anna Mauth (Felicitas Woll) verliebt. Foto: ZDF/Conny Klein; teamworx.
Um 22 Uhr ist es endlich dunkel, Nervosität
breitet sich aus, die Anweisungen werden knapper, jetzt muss jede Aktion sitzen. Das Filmteam
hat sich bereits mit Atemschutzmasken und
Ohrstöpseln gegen das drohende Inferno ausgestattet. Den Schauspielern bleibt allerdings
nichts erspart. Sie müssen durch die brennende Szenerie laufen, teilweise Temperaturen von
bis zu 60 Grad aushalten. Der herumfliegende
Staub rötet ihre Augen. Für Felicitas Woll und
Benjamin Sadler, die ein junges Paar spielen, sind
die historischen Ereignisse von „Dresden“ durch
den Dreh „erschreckend nachvollziehbar geworden“, erzählen sie später.
Der Vater (Heiner Lauterbach) der jungen
Frau, die sich in einen englischen Fliegerpiloten
verliebt, verliert in dieser Bombennacht die Beine. Über seine Beine werden blaue Tücher gebreitet und die blutenden Stümpfe später digital
aufkopiert. Die Häuserfassaden, hier nur zweistöckig, bekommen zwei zusätzliche Geschosse
aus dem Computer. Auch die britischen Bomber am Himmel über Dresden entstehen erst
nachträglich. Höchstmögliche Authentizität lautet die Aufgabe, die sich Regisseur und Produzenten gestellt haben. „Wir versuchen, diesem Teil deutscher Geschichte historisch und
moralisch gerecht zu werden. Ich fühle mich
den vielen Toten verpflichtet“, sagt auch Drehbuchautor Stefan Kolditz.
Setbericht – [email protected]
Kurz nach 22 Uhr geht es endlich los. „Effekte ab“, ruft der Aufnahmeleiter durchs Megaphon. Erste Flammen lodern durch die Fenster der zerbombten Häuser. 15.000 Liter Gas
stehen zur Verfügung, jedes der 40 Fenster kann
damit einzeln angesteuert werden. Die feuerfesten Materialien der Rahmen sorgen dafür,
dass man die Szene mehrmals wiederholen
könnte. Doch das wahre Inferno bricht erst mit
den vier Windmaschinen los: Sie produzieren
einen Lärm, der direkt aus der Hölle zu kommen
scheint. Glühende Papierfetzen fliegen mit dem
Staub durch die Luft, schon nach Sekunden
knirscht es zwischen den Zähnen. Schauspieler und Komparsen schlagen sich wacker. Sie
müssen, teils schwer bepackt, um ihr Leben laufen. Felicitas Woll steht als Anna mit wehenden
Haaren fassungslos inmitten des Chaos. Einige
der älteren Statisten brechen später in Tränen
aus, so sehr hat sie die Erinnerung an den Krieg
eingeholt.
Nach kurzen Minuten ist der Feuersturm
vorbei. Hier lässt er sich – Gott sei Dank – kontrollieren und wieder abstellen. Nur hinter den
Fassaden haben sich kleine Flammen selbstständig gemacht: Nun kommt die echte Feuerwehr mit modernstem Gerät zum Einsatz.
Manchmal trennt Fiktion und Wahrheit eben
nur eine Mauer. Der Krieg ist für heute vorbei.
Es herrscht wieder Frieden in Troisdorf.
23
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 24
4006 Neandertal
Dragnet
Zwei gegen Zwei
Der 17-jährige Guido leidet seit seiner Kindheit
an Neurodermitis. Als er nach einem schweren
Schub ins Krankenhaus eingeliefert werden
muss, beginnt er, sein Umfeld zu hinterfragen
und begibt sich damit auf eine emotionale
Odyssee, an deren Ende Guido eine gesunde
Balance zwischen Egoismus und Solidarität finden muss. Noch bis zum 15. Juli entsteht diese Coming-of-Age-Geschichte der Peter Rommel Productions in Köln, Düsseldorf, Mettmann, Erkrath und im Titel gebenden Neandertal. Regie führt Ingo Haeb nach seinem eigenen Drehbuch. Als Darsteller haben Produzent Peter Rommel und die Koroduzenten
David Groenewold/German Film Productions in Zusammenarbeit mit dem ZDF –
Das kleine Fernsehspiel (Redaktion: Lucas Schmidt) und arte (Anne Even, Georg Steinert) die Darsteller Jakob Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna
Gastdorf, Falk Rockstroh, Fabian Hinrichs und Jens Münchow unter Vertraggenommen. Für die Bilder dieser 980.000 Euro teuren Kinoproduktion sorgt Kameramann
Ralf Mendle.
Peter Rommel Productions,
Tel. (0221) 9646088;
[email protected]
Die „Providence“, ein schottisches Fischerboot kurz vor dem Konkurs, läuft in einen europäischen
Hafen ein. Wieder reicht der magere Fang nicht aus, um die vielen offenen Rechnungen zu bezahlen. In dieser aussichtslosen Lage beschließt der Maat Sean, 20 illegale chinesische Immigranten nach Schottland zu schmuggeln. Den Fischer Riley weiht er ein, seinem Vater aber, dem Kapitän, wagt er es zunächst nicht zu erzählen. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellt, als einer der Chinesen tot im Fischernetz hängt. Regisseur Steve Hudson dreht voraussichtlich ab Oktober an der Nordsee und ab November in Köln den Kinofilm „Dragnet“. Produzentinnen dieser
3,9 Millionen Euro teuren Produktion von Rosebud Films in Zusammenarbeit mit ZDF und arte sind Sonja Ewers und Benjamina Mirnik. Sie stehen in Verhandlungen mit den Darstellern Kevin McKidd, James McAvoy, James Cosmo und Vadim Glowna. Die Kamera soll
Mike Eley führen.
Rosebud Films, Tel. (02233) 7934244; [email protected]
Mit viel Beachtung ist Lars Jessens Debüt-Film
„Am Tag als Bobby Ewing starb“ im Juni im Kino gestartet. Momentan dreht der KHMAbsolvent eine Familienkomödie in Köln und
Umgebung. Seit dem 21. Juni und noch bis 22.
Juli entsteht „Zwei gegen Zwei“ (AT) von
Müller & Seelig (Produzentin: Jutta Müller) für das ZDF (Redaktion: Martin Neumann). Das Buch stammt von Annemarie
Schoenle, die mit der aus dem Leben gegriffenen Geschichte wieder einen liebevollen Blick
auf die Unterschiede zwischen Männern und
Frauen wirft. Es geht um zwei Architekten, Verena und Tom. Verena (Clelia Sarto) ist alleinerziehende Mutter einer zehnjährigen Tochter und bangt um die Verlängerung ihres Arbeitsvertrages. Tom (Kai Wiesinger), ebenfalls Architekt und Vater eines zehnjährigen Jungen, führt ein offenbar geregeltes Familienleben und wird deshalb zu Verenas Konkurrenten. Erst als Verena einen Blick hinter die so sorgfältig aufgebaute Fassade wirft, merkt sie, wie
sehr Tom in seiner Vergangenheit gefangen ist.
Vor der Kamera von Michael Tötter stehen
außerdem noch Dietrich Hollinderbäumer,
Waldemar Kobus, Ann-Kathrin Sudhoff
und Rieke Schmid. Für das Casting sind Die
Besetzer (Erwachsene) und Maria Schwarz
(Kinder) zuständig.
Müller & Seelig,
Tel. (0221) 942150;
[email protected]
Tote haben
keine Lobby
Jeder zweite Mord in Deutschland bleibt unentdeckt. Das ist die These des Sachbuchs „Tote haben keine Lobby“ von Sabine Rükkert, das nun als Grundlage der gleichnamigen Dokumentation des WDR (Redaktion: Ulrike Schweitzer, Matthias Kremin) dient.
Anhand von zwei Fällen werden die Fehlerquellen bei den Todesermittlungen aufgezeigt.
Wo haben die professionellen Ermittler versagt?
Wo haben Ärzte falsche Diagnosen gestellt und
Spuren eines Mordes übersehen? Unter der Regie von Manfred Uhlig, der auch das Drehbuch verfasst hat, beendet smeatonentertainment mit Michael Smeaton als Produzent seinen Dreh, der bereits im Frühjahr begonnen hat, vom 13. bis 21. Juli in Köln und
Hannover. An der Kamera steht Christian Girardet.
smeatonentertainment,
Tel. (0221) 569660;
[email protected]
Abu Ghraip
Running Bear Movies planen ein TV-Drama,
das sich mit den Ereignissen im Gefängnis Abu
Ghraip während des Irak-Kriegs befasst. Regie
führen soll Zeynel Abidin Cal nach einem
Drehbuch von Dean Baykan und ihm selbst.
Der Regisseur steht selbst hinter der Kamera. Gedreht werden soll dieser Antikriegsfilm voraussichtlich Oktober bis Dezember dieses Jahres mit
einem Budget von zwei Millionen Euro in Köln
und Umgebung. Für das Casting sorgt Actors
& Arts Int. Als Darsteller sind bereits Dean
Baykan und Abed Ottmann unter Vertrag.
Running Bear Movies, Tel. (0172)
2039989; [email protected]
24
Vollgas
So hatte sich Ben Klinger (Jan Sosniok) seinen neuen Job als Werksfahrer nicht vorgestellt: Mit der Frau
seines Chefs (Valerie Niehaus) an
Bord verwandelt sich der brandneue
Dienstwagen zur Todesfalle mit teuflischen Tricks ausgestattet: eine
Sprengladung im Airbag und Lichtschranken in den Sitzen. Ben wird
zum Entführer wider Willen. Action,
Stunts und Spannung stehen im Am Set von „Vollgas“, Foto: ProSieben
Mittelpunkt der Action-Komödie
„Vollgas“, die bis zum 1. Juni in Düsseldorf, Köln und Bonn unter der Regie von Lars Montag
gedreht wurde. Das Buch hat er mit Thorsten Dewi und Marc Hillefeld gemeinsam geschrieben.
In weiteren Rollen sind Harald Krassnitzer, Chiem van Houweninge und Jan Hendrik
Stahlberg zu sehen. Die Westside Filmproduktion zeichnet verantwortlich für dieses 2,45
Millionen Euro teure Event-Movie der Produzenten Christian Becker und Anita Schneider
sowie Koroduzent David Gronewald. ProSieben (Redaktion: Wolfgang Oppenrieder) wird
den Film voraussichtlich im Herbst dieses Jahres ausstrahlen.
Westside, Tel. (02151) 6266620; [email protected]
Die Insel der
verlorenen Seelen
Geister, lebende Tote und Besessene: Ganz
schön gruselig geht es zu auf der „Insel der verlorenen Seelen“. Die 13-jährige Lulu, die Protagonistin des Kinderfilms, merkt, dass das Leben auf dem Land ganz schön aufregend sein
kann. Der Kinderfilm „Kletter-Ida“ war ein großer Erfolg, an den Pain Unlimited und Zentropa (Dänemark) nun mit ihrem neuen Kinofilm anknüpfen wollen. Denn von dem dänischen Regisseur Nikolaj Arcel, der auch das
Drehbuch zu „Kletter-Ida“ geschrieben hat,
stammt auch das Drehbuch zu „Die Insel der
verlorenen Seelen“, das er mit Rasmus
Heisterberg nach einem gemeinsamen Konzept von ihnen und von Peter Amelung verfasst hat. Die Dreharbeiten haben am 15. Juni
in Dänemark und Schweden begonnen, ab September wird der Film, der ein Budget von 5,2
Millionen Euro vorsieht, von Produzentin Bettina Brokemper in NRW abgeschlossen. Für
das Kindercasting wurde Jette Termann (Dänemark) beauftragt: Sara Langebaek spielt
Lulu, Lasse Borg Oliver, und Lucas Munk
Billing ist als Sylvester zu sehen. SoloFilm will
den Kinderabenteuerfilm ins Kino bringen.
Pain Unlimited, Tel. (0221) 9777990;
[email protected]
Die wilden Hühner
Cornelia Funkes Erfolgskinderbuch „Die
wilden Hühner“ verfilmt die Bavaria in diesem Sommer (12. Juli bis 14. September) komplett in NRW – in Köln und Umgebung sowie
in Xanten. Regie bei dem Kinofilm in Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion: Susanne
van Lessen) führt Vivian Naefe nach einem
Drehbuch von Güzin Kar und Uschi Reich.
Jacqueline Rietz hat die Darsteller gecastet.
Die Erwachsenenrollen wurden mit Veronica
Ferres, Jessica Schwarz, Axel Prahl und
Doris Schade hochkarätig besetzt. „Die wilden Hühner“, das sind fünf dicke Freundinnen
aus der fünften Klasse, die die Jungs ihrer Schule hassen. Doch als die Oma eines Mädchens
ihre heiß geliebten Maskottchen, die Hühner,
schlachten will, sind sie auf die Hilfe der Jungen
angewiesen. Natürlich helfen die nicht umsonst.
Sie verzichten großzügig auf „Kochen und Küsse“, wollen aber einen Gutschein darüber, dass
sie selbst einmal die Hilfe der Mädchen in Anspruch nehmen können, wenn sie sie brauchen.
Für die Bilder haben Produzentin Uschi Reich
und Koproduzent Peter Zenk Kameramann
Peter Dötting unter Vertrag. Constantin
will den Film in die Kinos bringen.
Bavaria,
Tel. (089) 64990;
[email protected]
[email protected]
– Dreharbeiten
GG 19 –
Alles wird gut
Eine interessante Aufgabe hat sich die movie
members Filmproduktion gestellt. Sie will in
„GG 19“ alle 19 Grundrechte des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland verfilmen. Die 19 Kurzfilme (Gesamt-Budget: 1,9
Millionen Euro) setzen sich künstlerisch mit den
Inhalten der Grundrechte auseinander und wollen eine Diskussion um Anspruch und Wirklichkeit des Grundgesetzes eröffnen. Im Rahmen
des Episodenfilms von Produzent Harald Siebler und der Koproduzenten Hartmut Rabe
und cinegate gibt Schauspielerin Marion
Kracht ihr Regie-Debüt. „Alles wird gut“
wird vom 30. Juni bis 3. Juli in Langenfeld nach
einem Buch von Kathi Liers gedreht, das auf
Artikel 6 des GG basiert: „…Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der
Eltern und die zuvorderst ihnen obliegende
Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Eine junge Familie muss
mit einer zerstörerischen Situation fertig werden: Ehemann Bernd (32) wird des Kindesmissbrauchs verdächtigt und daraufhin von Behörden und Psychologen aus der Familie gerissen. Erst nach einem halben Jahr kann der
Verdacht ausgeräumt werden. Die Darsteller Nicholas Bodeux, Lars Gärtner, Traute
Hoess, Luzie Kurt, Heike Schober und
Rainer Sellien wurden von Anja Dihrberg
gecastet. Die Kamera führt Gerd Breiter.
NFP will „GG 19“, der noch bis Oktober entsteht, in die Kinos bringen.
movie members, Tel. (030) 23620050;
[email protected]
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 25
Neger, Neger,
Schornsteinfeger
… so riefen die anderen Kinder immer dem jungen Hans-Jürgen Massaquoi hinterher. Er
wuchs als schwarzer Junge im Hamburg der Nazi-Zeit auf und hat darüber ein Buch geschrieben, das sich schnell zum Bestseller entwickelte. Nun verfilmen Produzent Markus Trebitsch, Koproduzent Malte Grunert und
Aspekt Telefilm das Erfolgsbuch für das ZDF
(Redaktion: Heike Hempel, Günther van
Endert), allerdings nicht nur in Hamburg, sondern bis Ende Juli auch in Köln und Düren. Regie führt Jörg Grünler nach einem Drehbuch
von Beate Langmaack. Drei junge Darsteller verkörpern Hans-Jürgen in drei verschiedenen Altersstufen, die Mutter spielt Veronica
Ferres. In weiteren Rollen stehen Tim Wilde, Petra Kelling, Jürgen Tarrach, Götz
Schubert, Lea Fassbender, Charly Hübner und Helmut Zhuber vor der Kamera von
Hans Grimmelmann. Eine Ausstrahlung des
Zweiteilers ist für 2006 geplant.
Aspekt Telefilm, (040) 66885455;
[email protected]
Mr. Average
Phantome
Von einer professionellen Taschendiebin und
dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Tochter erzählt der neue Kinofilm „Phantome“ (AT), den
Cameo in Kooperation mit dem ZDF/Das
kleine Fernsehspiel (Redaktion: Jörg
Schneider) ab Ende Juli hauptsächlich in Essen (mit ein paar Drehtagen in Berlin) realisiert.
Die 15-jährige Kati wächst bei ihrer Oma auf.
Als diese stirbt, muss Kati zu ihrer Mutter, die
sie kaum kennt und die durch merkwürdige Methoden ihr Geld „verdient“. Die langsame Annäherung der beiden wird einer harten Belastungsprobe ausgesetzt, als Kati erfährt, wovon
ihre Mutter lebt. Anne Ratte-Polle musste
für die Rolle der Iris absagen. Jetzt muss sich Produzentin Annette Pisacane mit Casterin Simone Bär um eine neue Besetzung kümmern.
Maren-Kea Freese führt Regie (Budget: rund
850.000 Euro), das Drehbuch dazu hat sie gemeinsam mit Thomas Jonigk verfasst. Für die
Bilder sorgt Kameramann Michael Wiesweg.
Cameo Film- & Fernsehproduktion,
Tel. (0221) 9128120;
[email protected]
Abgedreht: Jalil (Khalid Maadour) und
Showmaster Jean-Michel (Francois Vincentelli)
in „Mr. Average“, Foto: Tradewind Pictures
Im Mai fiel die letzte Klappe für die europäische Koproduktion „Mr. Average“, die die Kölner
Tradewind Pictures mit den Produzenten Diana Elbaum von Entre Chien et Loup, Helmut G. Weber und Thomas Springer in Frankreich, Luxemburg und NRW realisiert hat. Die
letzten Aufnahmen entstanden in einem Monheimer Studio. Regisseur Pierre-Raul Renders
erzählt in dem Kinofilm die Geschichte eines jungen Pariser Vorschullehrers, der den Geschmack
der Massen exakt einschätzen kann. Vor der Kamera von Virginie Saint-Martin standen Suzan Anbeh, Kharlid Maadour, Thierry Lhermitte und Caroline Dhavernas. Fortissimo Film will die 4,9 Millionen Euro teure Produktion in die Kinos bringen.
Tradewind Pictures, (0221) 9125610; [email protected]
Liebesleben
Arnies Welt
Maria Schraders erste Regiearbeit basiert auf
einem Bestseller. Mit ihrem Roman „Liebesleben“ gelang der israelischen Autorin Zeruya
Shalev ein Welterfolg. In ihm schildert sie die
Liebe einer jungen Frau zu einem 30 Jahre älteren Freund ihres Vaters, die sich zunehmend
zum Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die
Dreharbeiten finden von Oktober bis Dezember statt. Die Schauspielerin dreht in Israel und
Köln und Umgebung nach einem Buch von ihr
selbst und Leila Stieler. Die Produktion von
X-Filme und der Produzenten Stefan Arndt
und Andro Steinborn und des Koproduzenten Marek Rozenbaum entsteht in Kooperation mit dem BR (Bettina Reiz) und arte (Andreas Schreitmüller) und verfügt
über ein Budget von 3,6 Millionen Euro. Esther Klink (Israel) und Avy Kaufman (Los Angeles, New York) kümmern sich um das Casting.
Als Kameramann steht Benedict Neuenfels
unter Vertrag.
X-Filme,
Tel. (0221) 1792980;
[email protected]
Die Dreharbeiten zu dem TV-Drama „Arnies
Welt“, das Little Shark Entertainment
und die Produzenten Tom Spieß und Sönke Wortmann gemeinsam mit dem WDR
(Redaktion: Dr. Barbara Buhl) in der Eifel
und Köln realisierten, sind abgeschlossen. Nach
dem Roman von Maeve Carels wird die Geschichte von Arnie erzählt, der in einer Kleinstadt in der Eifel Zeuge einer schrecklichen Tat
wird. Die Polizei geht von einem Unfall aus,
doch Arnie hat mehr mit dem Fall zu tun, als
jeder annimmt. Nur Hannah, die Frau des strafversetzten Kommissars Bäumer, erkennt die Gefahr. Regie führte Isabel Kleefeld nach ihrem
eigenen Drehbuch. Vor der Kamera von Rainer Klausmann standen Caroline Peters,
Jörg Schüttauf, Enno Hesse, Ernst
Alisch, Matthias Brandt, Friederike Frerichs, Bruno Schubert, Martin Lindow,
Barbara Philipp, Waldemar Kobus und
Hinnerk Schönemann.
Little Shark Entertainment,
Tel. (0221) 336110;
[email protected]
Dreharbeiten – [email protected]
Schwein gehabt: In „Emmas Glück“ trifft
Max (Jürgen Vogel) die Züchterin Emma
(Jördis Triebel), Foto: Wüste Film / Kerstin Stelter
Emmas Glück
…liegt in Gimborn. Den gleichnamigen Kinofilm dreht Wüste Film West in Zusammenarbeit
mit dem SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve) bis zum 7. Juli in Gummersbach und Umgebung.
Jürgen Vogel spielt darin Max, einen totkranken Mann, der eigentlich nach Mexiko flüchten will.
Jördis Triebel ist als einsame Schweinezüchterin zu sehen, die auf den richtigen Mann wartet.
Der kommt direkt auf ihren Hof, denn Max verunglückt dort eines Tages mit seinem Sportwagen.
Regie bei diesem Melodram führt Sven Taddicken nach einem Buch von Ruth Toma und Claudia Schreiber, die sich am Drehort nahe Gummersbach begeistert über die Location zeigten:
Genauso müsse Emmas Hof aussehen, waren sie sich einig. Als weitere Darsteller haben die Produzenten Hejo Emons, Stefan Schubert und Ralph Schwingel auch Hinnerk Schönemann und Martin Feifel unter Vertrag. Die Kamera führte Daniela Knapp. Wann timebandits den Film ins Kino bringt, steht noch nicht fest.
Wüste Film West; Tel. (0221) 5105067; [email protected]
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 26
August
Im Mittelpunkt der Coming-of-Age-Story „August“ steht die 15-jährige Stevie, die sich mit
den Unstetigkeiten ihrer ruhelosen Hippie-Eltern
auseinandersetzen muss. Als sich die Familie im
geerbten Haus der Mutter in einer Kleinstadt bei
Köln niederlässt, hofft Stevie, die Stabilität zu
finden, die sie schon so lange gesucht hat. Von
Mitte August an bis Mitte September realisieren Pandora und die Produzenten Christoph
Friedel und Claudia Steffen in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und dem SWR (Sabine Holtgreve) diesen Film in der Umgebung von Köln.
Das Buch stammt von Horst Markgraf und
Pia Marais, die auch selbst Regie führt. Birol Ünel und Cici Chuh stehen vor der Kamera von Michael Englert. Géraldine Bajard kümmert sich um das Casting dieser Kinoproduktion, die über ein Budget von einer
Million Euro verfügt.
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;
[email protected]
porno!melo!drama!
Heesook Sohn hat ihren Debütfilm „porno!melo!drama!“ am 30. Mai in Köln abgedreht. Nach einem Buch von ihr selbst und
Dagmar Gabler erzählt die rasante Komödie
von drei unterschiedlichen Frauen: Nico (31), einer Assistenzärztin im Schlaflabor, der türkischen
Polizistin Ayse (30) und der Koreanerin Minju
(29), die von einer Krise in die nächste taumeln.
Ein Patient gesteht Nico, die gern alles unter
Kontrolle hat, seine Liebe; Ayse kämpft gegen
die von Männern geprägten Traditionen ihrer
türkischen Herkunft und verliebt sich ausgerechnet in den schwächlichen Bruder eines notorischen Machos; Minju will einen Film drehen,
Setbesuch: Felix Zackor, Stefan Raiser, Stephan
Ditner, Andrea Hanke, Heesook Sohn, Jale Arikan,
Young Mi Park, Franziska Petri, Michael SchmidOspach (von hinten links). Foto: Dreamtool
um ihre Depressionen zu bekämpfen, dabei hilft
ihr ein junger, dunkelhäutiger Stripper. Die
Hauptrollen sind mit Franziska Petri, Jale
Arikan und Young Mi Park besetzt. Daneben agieren noch Matthias Koeberlin und
Erdal Yildiz vor der Kamera von Stefan Ditner. Die Produktion von Dreamtool Entertainment und der Produzenten Felix Zakkor und Stefan Raiser im Auftrag des WDR
(Redaktion: Andrea Hanke) soll voraussichtlich 2006 ins Kino kommen. Ein Verleih
steht noch nicht fest.
Dreamtool, Tel. (089) 64981424;
[email protected]
Colonia Media
Noch bis zum 7. Juli dreht die Colonia Media
den Fernsehfilm „Elefanten im Schnee“
(„Später Sommer“ AT) in Duisburg und Umgebung. Der mit Götz George, Dagmar
Manzel, Christian Redl und Gudrun Ritter hochkarätig besetzte Film, der im Auftrag
des WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich
Brückner) entsteht, erzählt die Geschichte einer Dreiecksbeziehung. Anne und Matthias führen eine ereignislose Ehe in Werlrode, wo Matthias in einem Steinkohlebergwerk arbeitet. Als
das Werk geschlossen werden soll, kommt Gewerkschaftler Dr. Robert Stubenrauch in die
Kleinstadt, um Verhandlungen zu führen. Robert verliebt sich in Anne, und diese muss sich
entscheiden, ob sie mit diesem Mann ein völlig neues Leben beginnen will. Regie bei dem
TV-Drama führt Andreas Kleinert nach einem Buch von Hans-Werner Honert und
ihm selbst. Die Kamera führt Johann Feindt.
Für die Besetzung hat Produzentin Sonja Goslicki Casterin Anja Dihrberg verpflichtet. Der
Film soll Anfang nächsten Jahres ausgestrahlt
werden.
Abgedreht sind mittlerweile zwei neue „Tatort“-Folgen. „Diamanten“ (AT) heißt der
neue Köln-Tatort von Produzentin Anke
Scheib im Auftrag des WDR (Redaktion: Kat-
26
ja De Bock), der bis zum 4. Mai entstand. Diesmal müssen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt)
und Freddy Schenk (Dietmar Bär) den Mord
an einem Globalisierungsgegner aufklären. Die
Ermittlungen führen die beiden Kommissare bis
nach Antwerpen. Auch Tessa Mittelstaedt,
Joe Bausch, Florian Panzner, Isabella
Parkinson, Andreas Windhuis und Charly Hübner standen vor der Kamera von Martin Kukula. Regie führte Martin Eigler.
Gleichzeitig wurde in Münster, Köln und
Umgebung der neue Münster-Tatort „Der doppelte Lott“ (AT) von Produzentin Sonja Goslicki im Auftrag des WDR (Redaktion: Helga
Poche) gedreht. Regie führte Manfred Stelzer. Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel
(Axel Prahl) ermitteln in einem verwirrenden
Mordfall: Ein Kabarettist wurde umgebracht, der
für seine Auftritte in die Rolle des „Lott“ schlüpft,
eines bekannten Lokalpolitikers. Wem hat nun
eigentlich die Tat gegolten? Dem echten oder
dem falschen Lott? Friederike Kempter,
Christine Urspruch und Mechthild Grossmann standen vor der Kamera von Egon
Werdin.
Colonia Media,
Tel. (0221) 9514040;
[email protected]
[email protected]
Die Familienanwältin
Noch bis in den November steht Mariele Millowitsch in Köln für die neue RTL-Serie „Die
Familienanwältin“ vor der Kamera. Die Sony
Pictures Film und Fernseh Produktion
realisiert acht Folgen der 45-minütigen Dramaserie über eine erfolgreiche Anwältin und
Mutter zweier Kinder, die – von ihrem Mann
wegen einer Jüngeren verlassen – sich eine eigene Familienrechts-Kanzlei aufbauen muss. Neben Mariele Millowitsch sind in den Hauptrollen August Schmölzer, Marie-Luise
Schramm, Jana Thies und Niki von Tempelhoff zu sehen. In Szene gesetzt werden die
Folgen, für die Frank Speelmanns als Headwriter verantwortlich zeichnet, von den Regisseuren Richard Huber, Christoph
Schnee und Olaf Kreinsen. Producer ist
Sven Petersen.
Sony Pictures, Tel. (02233) 518100;
[email protected]
Kalif Storch
Das Märchen „Kalif Storch“ von Wilhelm
Hauff kennt fast jeder. Jetzt wagt sich Regisseur
Uwe Janson an eine Realverfilmung der Erzählung des 1827 im Alter von nur 24 Jahren
verstorbenen Dichters. Gabriel Genschows G.G.-Film realisiert den 3,3 Millionen Euro teuren Film zusammen mit den Koproduzenten MMC Independent, Gereon
Sommerhäuser und Bastie Griese in diesem Sommer in den MMC Studios/Coloneum
in Köln. Das Drehbuch stammt von Christoph
Martin Grosser und Guido Medert und
erzählt die Geschichte des Prinzen Chasid, der
sich durch das Pulver der bösen Zauberin Kaschua in einen Storch verwandelt. Für die Bilder des Films soll Kameramann Hagen Bogdanski sorgen. Als Darsteller sind Matthias
Schweighöfer, Dirk Bach und Minh-Khai
Phan-Thi vorgesehen. Universal Pictures
will die Fantasy-Komödie in die Kinos bringen.
G.G.-Film, Tel. (030) 76706683;
[email protected]
– Dreharbeiten / Post aus der Postproduktion
Post aus der
Postproduktion
ProCine
„Kontakt“ (Kino)
Regie: Sergej Stanojkovski
Prod.: Busse&Halberschmidt, Düsseldorf
„Mr. Average“ (Kino)
Regie: Pierre-Paul Renders
Prod.: Tradewind Pictures, Köln
ProCine, Tel. (02131) 5999-0;
[email protected]
SoundVision
„Shooting Dogs“ (Kino)
Regie: Michael Caton-Jones
Prod.: Egoli Tossell
„I for India“ (Kino)
Regie: Sandhya Suri
Prod.: Zero West
„Mondo Veneziano“ (Kino)
Regie: Antoine Prum
Prod.: Maciste Film
„Delivery“ (Kino)
Regie: Till Nowack
Prod.: frameboX digital design
„Hermines Liste“ (TV)
Regie: Uli Veith
Prod.: Taglicht Media
„Marias kleiner Esel –
Flucht nach Ägypten“ (TV)
Regie: Matthias Bruhn
Prod.: Trickstudio Lutterbeck
„Kalter Krieg im Äther –
Fernsehen im geteilten
Deutschland“ (TV)
Regie: Alessandro Nasini /
Angelika Wagner
Prod.: Wellenreiter TV / WDR
„Nacktmulle“ (TV)
Regie: Herbert Ostwald
Prod.: Taglicht Media
„Sinti + Roma“ (TV)
Regie: Besime Atasever
Prod.: Besime Atasever
SoundVision GmbH, (0221) 311071;
[email protected]
Senden Sie Ihre Post aus der Postproduktion bitte bis zum 10. August an
[email protected]
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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Kneipen- oder Kellerkino, das hätte wohl zu plump geklungen. Und so nennt Kalle Somnitz sein kleines Kino im feinen
Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel ganz edel: „Souterrain“.
Das Souterrain
in Düsseldorf
Kalles
Kino
VON TATJANA KIMMEL
E
ine steile Treppe führt vom Café Muggel in den schmalen, nur etwa vier
Meter breiten Saal. Das Besondere sticht
sofort ins Auge: eine Bar mit Hockern, 50
in Reihen gestellte Stühle, kleine Tische.
Hier geht es gemütlich zu. Die Besucher
nehmen das Glas Wein mit zum Platz, halten einen kleinen Plausch und manch einer steckt sich eine Zigarette an. Deshalb
gibt es zwar immer wieder Streit mit den
Nichtrauchern. Aber es bleibt trotzdem
erlaubt. Verbote sind Kinobetreiber Kallle Somnitz ein Graus.
1993 hat er das Souterrain vor dem
Untergang gerettet – und das Kino ihn vor
der Arbeitslosigkeit. Der studierte Chemiker fand keinen Job in seiner Branche,
und da er sowieso mehr Zeit im studentischen Filmclub als im Labor verbrachte,
wurde er zum Besitzer des kleinsten Kinos
in Düsseldorf.
Helmut Kettler hatte 1977 das Souterrain als erstes Düsseldorfer Programmkino gegründet. Zunächst zeigte er Filme
aus der Kunsthochschule, dann fand der
neue deutsche Film hier eine Bühne. Der
Raum war damals noch kleiner, die Sessel stammten vom Sperrmüll und eine Lüftung gab es auch nicht. Anfang der 90er
Jahre wurde das Kino geschlossen und mit
Gerümpel voll gestellt. Bevor Somnitz es
übernehmen konnte, hatte der Hausbesitzer es gründlich renoviert. Somnitz hat
die Entscheidung nie bereut. „Ich komme
immer gerne hierher“, sagt der 44-Jährige, „weil ich mich hier nur selten ärgere“.
Gemeinsam mit Udo Heimansberg,
seinem Freund aus Filmclubtagen, gründete Somnitz 1998 die Düsseldorfer Film-
kunstkino GmbH. Ihr Ziel: das Filmkunstangebot der Landeshauptstadt zu bündeln. Zunächst bestand die Firma nur aus
einem Kino, dem Metropol. Im gleichen
Jahr kam das kommunale Kino „Black
Box“ dazu, einige Monate später übernahmen sie das Cinema von der UFA.
Schließlich kauften sie 2000 das Bambi
aus der Konkursmasse der Münchner Firma Kinowelt. Das Souterrain profitiert von
der Filmkunstkino GmbH, etwa bei den
Verleihkosten, obwohl es rechtlich nicht
dazu gehört. Das Souterrain ist und bleibt
Kalles Kino.
In Oberkassel bezahlt er im Vergleich
zu den anderen Häusern den höchsten
Mietpreis. Werbeeinnahmen hat er kaum.
Aber das Kino rechnet sich trotzdem, mit
täglich mindestens zwei Vorstellungen.
Zum einen erhält es immer wieder Förderungen und zum anderen hat es ein
treues und konsumierfreudiges Publikum.
Ein Kinoabend bei Bier oder Wein im Keller, das gehört für seine Stammkunden
zum Wochenende.
Oft ist Somnitz erstaunt über seine
Gäste: „Da war mal eine etwa 75 Jahre
alte Dame, die mich an meine Mutter erinnerte. Sie hat sich ‚Der bewegte Mann’
im übervollen Kino auf einem Barhocker
sitzend angeschaut und sich dann mit
‚Das ist super hier’ verabschiedet.“ Somnitz unterhält sich gerne mit dem Publikum. Er freut sich, wenn es seine Begeisterung für das Kino teilt. Seit elf Jahren
ist er nicht mehr in Urlaub gefahren. Seine Reiseziele sind Leipzig, Berlin und Hof.
Auf den Festivals wählt er Filme aus. In
Kalles Kino läuft, was ihm gefällt.
Klein und gemütlich: Das Souterrain
Fotos: Souterrain
Kinoporträt – [email protected]
Die Düsseldorfer Kino-Landschaft hat
sich zu Beginn dieses Jahres stark verändert. In der Lichtburg auf der Königsallee
gingen die Lichter aus. Um die Lücke auszugleichen, spielen jetzt alle Häuser der
Filmkunstkino GmbH Erstaufführungen.
Damit ist das Souterrain das einzige reine Repertoirekino in Düsseldorf. Die Folge: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
kamen 2005 doppelt so viele Besucher.
Zu den 50 Stühlen und 12 Barhockern
müssen immer öfter Klappstühle gestellt
werden. Somnitz sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Er
findet es schade, dass die Lichtburg aufgegeben wurde. Jetzt muss er eine Balance finden zwischen dem Druck, neue
Filme zu zeigen und seinem Konzept. Er
gibt den Filmen gerne Zeit. So saßen bei
„Taxi Lisboa“ in den ersten Aufführungen
nur zwei Zuschauer. Dann schrieb die Presse darüber und der Film war zwei Wochen
lang ausverkauft. „Alles auf Zucker“ lief
über zwei Monate im Souterrain, mit über
4000 Besuchern. „Langsam wurden einige Stammkunden schon ungeduldig“,
sagt Kalle Somnitz, „ich versuche, die Filme aber so lange zu zeigen, wie sich ein
Publikum dafür interessiert.“ Um mehr Filme zeigen zu können, gibt es im Souterrain-Kino seit ein paar Wochen auch sonntags Vorführungen um 14.30 Uhr.
Vorher läuft am Sonntag ein Kinderprogramm. Während die Eltern oben in
Ruhe frühstücken, zeigt Somnitz unten
Klassiker. „Kinderkino hat es nicht leicht“,
resümiert Somnitz, „aber die alten Filme
fesseln die Kleinen doch immer wieder“.
Und dann erzählt er von einem Jungen,
der sich lautstark über „das kleine Furzkino“ und den schwarz-weiß Film beschwerte, dann doch von „Das fliegende
Klassenzimmer“ in den Bann gezogen
wurde und am Ende begeistert war. Was
wünscht sich Kalle Somnitz für sein Souterrain? Die Antwort ist gleichermaßen bescheiden und ehrgeizig: „Ich wünsche mir,
dass es so weitergeht wie bisher.“
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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Von Zeit zu Zeit erlaubt sich der Produzent Joachim Ortmanns, einer der Geschäftsführer der Kölner
Lichtblick Film, ein kleines Spiel. Er pickt sich einen Film heraus, der ihm gefällt und der erfolgreich ist,
etwa Sofia Coppolas „Lost in Translation“, und fragt sich: Wie mag dieser Stoff ausgesehen haben,
bevor diverse talentierte Menschen Hand daran gelegt haben? Wie hat der auf fünf oder zehn oder
20 Seiten eines Treatments funktioniert? Und wie viel vom Zauber des Films steckte wohl schon in
den ganz frühen Drehbuchfassungen? Und dann stellt Ortmanns die eine, für einen Filmproduzenten so
entscheidende Frage: Hätte ich das Potenzial erkannt?
Making of: „Allein“ von Thomas Durchschlag
Das Potenzial erkennen
VON CHRISTIAN SEEBAUM
A
ls Thomas Durchschlag im Herbst 2002
beim Stoffe-Pitching von Absolventen der
Kölner Kunsthochschule für Medien die Idee für
seinen ersten Langfilm vorstellte, die Geschichte
einer jungen Frau mit Borderline-Störung, war
Lichtblick-Produzent Joachim Ortmanns beeindruckt: „Ich hatte das Gefühl, da steckt eine große Energie dahinter.“ Dennoch war der
Weg bis zum fertigen Film lang: Am 4. August
kommt er unter dem Titel „Allein“ in die Kinos.
Gut anderthalb Jahre vergingen, bis im Mai
2004 in Essen mit den Dreharbeiten begonnen
werden konnte. Ein Jahr davon diente der Stoffentwicklung, dem Schmirgeln und Feilen an der
Geschichte. In dieser Zeit sieht Ortmanns seine Rolle als die des ersten Zuschauers: „Man
versucht dann, die Sache stimmiger, emotionaler zu machen, auch dramaturgisch pakkender.“ Generell hält er die Entwicklungsphase
für die wichtigste Phase einer Filmproduktion
und sieht sie in Deutschland sträflich unterbewertet. Ortmanns wünscht sich, dass mehr professionelle Unterstützung in Gestalt von Dramaturgen oder auch Dialogautoren verfügbar
wäre, und dass auch die Fördereinrichtungen
ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln,
dass „Projektentwicklung mehr ist als Drehbuchförderung“.
„Allein“ handelt von Maria (Lavinia Wilson),
einer jungen Studentin, die in der Uni-Bibliothek
arbeitet, die gern ausgeht und trinkt, eine Affäre mit einem älteren Mann (Richy Müller) hat
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und auch sonst das schnelle sexuelle Abenteuer
sucht. Zunächst sind es nur ein Ausdruck in ihrem Gesicht und ihr immer wieder etwas zu
sprunghaftes Verhalten, die ahnen lassen, dass
etwas nicht stimmt. Bald wird klar, dass ihre
Eskapaden weit weniger mit Lust zu tun zu haben als mit dem verzweifelten Versuch, überhaupt Kontakt zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. So wie auch der Schmerz, wenn sie
ihre Unterarme mit der Rasierklinge schneidet.
Sie bewegt sich an der Grenze, borderline, ständig in Gefahr, dass ihr das Leben ganz entgleitet. Sie lernt Jan (Maximilian Brückner) kennen,
der Tiermedizin studiert. Er ist nett und bodenständig und verliebt sich in sie ohne Bedingungen. Er könnte für Maria eine Chance
sein, aber wie weit kann sie ihm vertrauen, ohne ihn zu verlieren?
Finanziert wurde „Allein“ im Rahmen der
„Six Pack“-Reihe für NRW-Nachwuchsfilme, für
die der WDR und die Filmstiftung NRW zu gleichen Teilen ein Gesamtbudget von 800.000 Euro zur Verfügung stellen. Das reicht für einen
Erstling, wenn die Geschichte konzentriert genug ist, Personen und Schauplätze überschaubar sind und wenn die Darsteller, wie etwa Richy Müller, Abstriche an ihren üblichen Gagen
in Kauf nehmen. Gerade bei einem Debüt,
meint Ortmanns, sei es gut, wenn man für die
Finanzierung nicht tingeln gehen müsse, weil
sonst der Zeitraum der Produktionsvorbereitung
noch weiter in die Länge gezogen würde.
Außerdem schätzt er am „Six Pack“ die grundsätzliche „Option auf Kino“, die in diesem Fall
von Werner Fuchs’ Zorro Filmverleih eingelöst
wurde, der „Allein“ bei den Filmtagen in Hof
entdeckte.
Was bestimmt aber, ob ein Film im Kino
oder im Fernsehen besser aufgehoben ist? „Für
mich ist der Unterschied, ob es eine Geschichte ist, die einen emotional sehr, sehr stark bindet. Also, wo ich weiß, es geht um etwas sehr
Existenzielles“, sagt Joachim Ortmanns. „Das
muss jetzt nicht Leben und Tod sein, dass es da
wirklich auf Messers Schneide steht – das gibt
es ja bei Actionfilmen möglicherweise auch –
aber es ist das Emotionale, was den Unterschied
beim Kino macht, die Geschichte hinter der Geschichte.“ Zugleich stellt er fest, dass es sehr
hochwertige, sorgfältig produzierte TV-Filme gebe, auf die diese Kriterien zutreffen, etwa von
Christian Petzold. Die Unterscheidung zwischen
Kino und TV verschwimme zunehmend, „im
Guten wie im Schlechten“. Ein Beispiel sei „Der
Grenzer und das Mädchen“ (Regie: Hartmut
Schoen) mit Axel Prahl und Margerita Breitkreiz:
„Das ist ein so guter Film, da würden die Franzosen sicher für ins Kino gehen. Wir haben ein
dermaßen gutes deutsches Fernsehen, auch bei
diesen Einzelstücken, das macht es zum Teil dem
Kino noch schwerer, gerade für Filme wie ‚Allein’, die jetzt nicht vordergründig mit den ganz
großen Versprechungen kommen, den ganz
großen Szenen, den ganz großen Stars.“
[email protected]
– Making of
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 29
Dabei hat „Allein“ sehr wohl einen „Star“,
auch wenn viele ihn vielleicht noch nicht kennen: Lavinia Wilson. Sie ganz allein trägt die geradlinige Geschichte, findet genau den richtigen Ton, die richtigen Blicke, um die Brüchigkeit und Zerbrechlichkeit ihrer Figur überzeugend auf die Leinwand zu bringen. Beim Saarbrücker Max-Ophüls-Festival hat ihr das den
Preis als beste Nachwuchsdarstellerin eingebracht. Das aufwändige Casting (Anja Dihrberg),
bei dem die Kandidaten nicht nur einzeln, sondern in der für den Film so zentralen Paarkonstellation vorspielten, hat sich offenbar gelohnt.
Auch der nächste Film von Thomas Durchschlag wird von Lichtblick produziert werden,
womit Ortmanns, quasi als Nebeneffekt, auch
dem Trend entgegen wirken will, dass so viele junge Kreative – Hans Weingartner, Daniel
Brühl oder Drehbuchautor Bernd Lichtenberg
sind nur drei Beispiele – nach Berlin abwandern.
Er freut sich über die fruchtbare Arbeit der Kölner Filmschulen ifs und KHM mit ihren unterschiedlichen Ansätzen, sieht im Kinobereich in
NRW aber ein noch ungenutztes Vakuum. „Ein
gut funktionierendes Fernsehklima haben wir
auf jeden Fall, aber dieses cineastische Klima,
da müssen wir noch etwas für tun.“
BUbububububub,
Foto: XXXXXX
Lavinia
Wilson in
„Allein“ Foto: Lichtblick
Making of – [email protected]
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
Seite 30
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Mit besten Empfehlungen
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten, Katharina Blum
Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Heike Meyer-Döring (MEDIA),
Michael Dlugosch, Anna Koskoda,
Uwe Mies, Günter Jekubzik,
Reinhard Kleber, Tatjana Kimmel,
Michael André, Christian Seebaum
und Andreas Rehnolt
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf, alfred friese
Titelfoto:
„Allein“
Foto: Lichtblick
Redaktionsschluss:
20. Juni 2005
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
15. Juli 2005
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung NRW
abonniert werden.
Danke an alle Produzenten, Sender
& Verleiher für ihre Unterstützung
und die Bilder zu ihren Filmen.
Das Lächeln der
Tiefseefische
Kinostart: 7. Juli
Verleih: Central Film
M
alte (Jakob Matschenz) steht kurz vor seiner Volljährigkeit. Sein Ziel: Führerscheinprüfung bestehen und dann nichts wie
weg aus Ahlbeck, einem Seebad auf Usedom.
Weg von dem alkoholabhängigen Vater, der
sich selbst aufgegeben hat. Weg von dem baufälligen Haus, in dem beide leben. Weg in den
Westen, genauso wie es vor Jahren seine
Schwester Hannah gemacht hat. Doch die steht
mit Sohn Lukas überraschend wieder vor der
Tür. Und Malte lernt durch Urlauberin Annika
(Alice Dwyer) die Liebe kennen. Plötzlich ändert
sich alles für Malte, und er beginnt, Verantwortung zu übernehmen.
„Das Lächeln der Tiefseefische“ ist für den
1976 in Hamburg geborenen Till Endemann der
zweite Langfilm nach „Mondlandung“ (2003).
Trotz aller tragischen Aspekte möchte er seinen
neuen Film als Komödie verstanden wissen und
Zukunftsperspektiven aufzeigen. Dafür stehen
symbolisch die Tiefseefische, für die sich der kleine Neffe Lukas so brennend interessiert. Die
nämlich können in der Tiefe des Ozeans leuchten: „Egal, wie dunkel es ist, man kann sich immer Licht machen.“
Jakob Matschenz erhielt beim Filmfestival
Max-Ophüls-Preis die Auszeichnung als Bester
Nachwuchsdarsteller.
Deutschland 2005, Regie: Till Endemann, Drehbuch:
Till Endemann, Darsteller: Jakob Matschenz, Alice
Dwyer, Adrian Topol, Peter Kurth, Victoria Mayer,
Benjamin Mayer, Produktion: Ziegler Film Köln,
WDR/arte
www.zieglerfilmkoeln.de
Europa
Bin Jip
Kinostart: 21. Juli
Verleih: Real Fiction Filmverleih
M
an schreibt das Jahr eins nach dem Zweiten Weltkrieg. Der junge Amerikaner Leopold findet die Heimat seiner Vorfahren als zerbombtes Chaos vor. Unter der strengen Obhut
seines Onkels tritt Leopold seinen neuen Dienst
an: als Schlafwagenschaffner im ersten Luxuswaggon eines neuen Zeitalters. Hier trifft er
die attraktive wie geheimnisvolle Katharina, die
Direktorentochter des Eisenbahnunternehmens.
Leopold verliebt sich und muss erkennen, dass
er seit seiner Ankunft in Europa Spielball aller
möglichen Interessen gewesen ist.
Die Freude am verfremdenden Spiel mit den
Erzählregeln des Genrefilms trieb Lars von Trier
1991 mit dem Abschluss seiner Europa-Trilogie
(nach „The Element of Crime“ und „Epidemic“)
in faszinierende Gefilde surrealer Überhöhung
und nordischer Schwermut. Sein Europa ist ein
in artifiziellem Schwarzweiß verfremdeter Kosmos, wo sich die Perspektiven verzerren, die
Fluchtlinien im Unendlichen verlieren und die
Farbe Rot groteske Akzente setzt. Mit seinem
Film gewann von Trier zahlreiche skandinavische
Filmpreise und konnte auch in Cannes Erfolge
feiern. „Europa“ erntete drei Auszeichnungen:
die Großen Preise der Jury und der Technik sowie den Preis für den herausragenden künstlerischen Beitrag.
Dänemark/Schweden/Deutschland/Frankreich
1990, Regie: Lars von Trier, Buch: Lars von Trier,
Niels Vorsel, Darsteller: Jean-Marc Barr, Barbara Sukowa, Udo Kier, Ernst-Hugo Järegard, Eddie Constantine, Produktion: Gunnar Obel Prod., Nordisk
Film TV, Gerard Mital Prod., PCC, WMG, Schwedisches Filminstitut, Dänisches Filminstitut, Eurimages
www.realfictionfilme.de
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
D – 40221 Düsseldorf
[email protected]
Allein
Kinostart: 28. Juli
Verleih: Zorro
siehe Making of Seite 28
30
[email protected]
– Kinovorschau
Kinostart: 11. August
Verleih: Pandora Film Verleih
T
ae-suk heftet Werbezettel an Haustüren.
Bleibt der Zettel unangetastet, weil der Eigentümer verreist ist, kehrt Tae-suk zurück,
bricht ein und bleibt, solange er dort ungestört
ist. Als Dankeschön hält er die Wohnung in
Ordnung und nimmt auch schon mal kleinere Reparaturen vor. Eines Tages aber versagt das
scheinbar sichere System. Tae-suk dringt in eine Villa ein und findet sich am folgenden Morgen mit einer jungen Frau konfrontiert. Sunhwa, ein ehemaliges Model, lebt hier in völliger Isolation, misshandelt von einem gewalttätigen Ehemann. Es sind die traurigen Blicke
der Frau, die Tae-suk nach überstürzter Flucht
zurück ins Haus führen.
Binnen weniger Jahre hat sich der Koreaner Kim Ki-duk als einer der fleißigsten und
künstlerisch fruchtbarsten Filmautoren im europäischen Festivalzirkel etabliert. Nach dem Berlinale-Regiepreis für „Samaria“ wurde er auf den
letzten Filmfestspielen von Venedig auch für
„Bin-Jip“ ausgezeichnet.
Die surreal anmutende Liebesgeschichte um
ein Pärchen im Niemandsland zwischen Traum
und Wirklichkeit vermischt sanfte Melancholie
und unbeschwerte Situationskomik zu einem
hypnotischen Kinokosmos von irritierender Entrücktheit und verzückender Schönheit. Ein ruhiges Werk eines rastlosen Total Filmmaker, das
nicht zuletzt deshalb in seinen Bann zieht, weil
es die ureigenste Qualität des Kinos beherzigt
– das Erzählen in bewegten, bewegenden Bildern.
Süd-Korea/Japan 2004, Regie: Kim Ki-duk, Buch:
Kim Ki-duk, Darsteller: Lee Seung-yeon, Jae Hee,
Kwon Hyuk-ho, Cho Cho Jin-mo, Choi Jeong-ho,
Produktion: Kim Ki-duk Film in Ko-Produktion mit
CineclickAsia
www.pandorafilm.com
• letter_juli_14-32
27.06.2005
14:52 Uhr
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Weltverbesserungsmaßnahmen
Kinostart: 11. August
Verleih: Concorde Filmverleih
W
ir brauchen mehr Spinner, die sich trauen, einer fixen Idee zu folgen, selbst wenn
sie völlig unsinnig erscheint.“ Mit diesem hintersinnigen, aberwitzigen Credo spannte das Filmautoren-Duo Jörn Hintzer und Jakob Hüfner einen gedanklichen Rahmen für sein erstes gemeinsames Spielfilmprojekt. Und man ließ den
Planspielen Taten folgen mit einem Episodenfilm aus dem Strudel der Befindlichkeiten und
Bedürfnisse des ganz normalen Alltagswahnsinns der deutschen Gegenwart.
Da gibt es die Selbsthilfegruppe Ampel e.V.,
die rücksichtsvolles Fahrverhalten zum Ziel hat
und dabei manchem Teilnehmer interessante Einblicke in die eigene Psyche ermöglicht. Oder wie
wäre es mit der Initiative „Mehr Ästhetik für alle“? Da werden Autos auf Parkplätzen der Farbe nach zu den Stellplätzen gewiesen. Das Leihgeschwisterprogramm wiederum vermittelt Arbeitslose als Ersatzgeschwister an Einzelkinder,
während „Alle auf Augenhöhe“ mit einem speziellen Schuh die Förderung des Gleichheitsprinzips vorantreiben soll.
Insgesamt sieben Anregungen für ein pro-
Sábado –
Das Hochzeitstape
Kinostart: 18. August
Verleih: flax film
K
ameramann und Produzent Gabriel Díaz wird
in diesem filmischen Experiment gleichzeitig
zu einem der Hauptdarsteller, denn der chilenische Film „Sábado – Das Hochzeitstape“ besteht
aus einer einzigen, 65-minütigen Einstellung.
Es ist ein schöner Samstagmorgen. Für diesen Tag ist eine Hochzeit geplant. Daraus wird
nichts. Eine Frau namens Antonia (Antonia Zegers) schnappt sich ihren Nachbarn Gabriel (Gabriel Díaz), denn er hat eine Digitalkamera, und
nimmt ihn mit. Er soll protokollieren, was passieren wird. Antonia sucht eine Frau namens
Blanca auf. Noch glaubt Blanca, dass sie an dem
Tag heiraten wird. Schon im Brautkleid erfährt
Blanca (Blanca Lewin) von Antonia, dass ihr Verlobter Victor ein Draufgänger ist. Antonia wur-
Die Daltons vs.
Lucky Luke
Kinostart: 25. August
Verleih: Falcom Media Group
M
a Dalton hat die Nase voll. Gerade mal 20
Dollar Kopfgeld haben ihre vier Söhne als
Räuberbande auf sich vereinen können. So viel
Schande verträgt keine Gaunerfamilie, also werden die Jungs an die Luft gesetzt. Nach solcher
Demütigung will die Dalton-Gang sich natürlich beweisen und sucht sich für ihren nächsten
Coup die sicherste Bank im Wilden Westen aus
– die Bank in Gulch City. Zunächst muss noch
ein magischer Sombrero beschafft werden.
Außerdem braut man sich einen Zaubertrank
und alles könnte gut sein. Doch die Daltons haben die Rechnung mal wieder ohne Lucky Luke gemacht.
Kinovorschau – [email protected]
duktiveres, sorgenfreieres Miteinander bilden das
erzählerische Gerüst der „Weltverbesserungsmaßnahmen“. Der auf HighDefinition-Material
gedrehte Film erlebte seine Uraufführung im
Rahmen der Programmreihe „Perspektive Deutsches Kino“ auf der diesjährigen Berlinale und
wurde vom US-Fachblatt Variety in die Critic’s
Choice-Reihe „Europe Now“ des Karlovy Vary
International Film Festival aufgenommen.
Deutschland 2005, Regie: Jakob Hüfner, Jörn Hintzer, Buch: Jakob Hüfner, Jörn Hintzer, Darsteller: Andreas Nickl, Peer Martiny, Katja Rosin, Patrick Güldenberg, Christoph Bach, Jan Schütte, Jakob Hüfner, Vera Teltz, Cornelius Schwalm, Ulrike Molsen,
Produktion: Datenstrudel
www.weltverbesserungsmassnahmen.de
de von Victor (Víctor Montero) geschwängert,
und sogar die letzte Nacht haben sie zusammen
verbracht. Die Nacht vor der Hochzeit! Entrüstet
sucht Blanca ihren Noch-Bräutigam auf. Nicht,
ohne Kameramann Gabriel auch dorthin mitzunehmen.
Aus purer wirtschaftlicher Not heraus versucht das lateinamerikanische Kino, sparsame
Produktionsmethoden auszuprobieren. Der 26jährige Regisseur Matías Bize machte daraus „eine Tugend der digitalen Unabhängigkeit“ und
drehte „Sábado“ in einstündiger Echtzeit. Für
„seine Frische, seinen Erfindergeist und seine filmische Energie“ zeichnete ihn die Jury des 52.
Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg 2003 mit dem Rainer-Werner-Fassbinder-Preis aus.
Chile 2003, Regie: Matías Bize, Drehbuch: Paula del
Fierro, Julia Rojas, Darsteller: Blanca Lewin, Antonia
Zegers, Gabriel Díaz, Diego Muñoz, Víctor Montero, Produktion: Matías Bize, Gabriel Díaz, Angel
Films, Spanisch mit deutschen Untertiteln
www.flaxfilm.de
Til Schweiger spielt den gleichmütigen Cowboy mit Jeans und weißem Hut. Als Gegenspieler
wurden die französischen Comedy-Stars Eric Judor und Ramzy Bedia als Joe und Averall Dalton
verpflichtet.
Im Gegensatz zur ersten „Lucky Luke“-Verfilmung von 1990, in der Terence Hill eine Rückkehr zum Spaß-Western der 70er Jahre versuchte, zielte Regisseur Philippe Haim für seine
Real-Version auf präzise Umsetzung der gezeichneten Vorbilder und nutzte dafür ausgiebig die verbesserten Möglichkeiten der modernen Digital-Tricktechnik. Der Westernheld, der
schneller den Colt ziehen kann als sein Schatten, ist endlich Kinowirklichkeit geworden.
Frankreich/Deutschland/Spanien 2005, Regie: Philippe Haim, Buch: Michel Hazanavicius, Eric Judor; Darsteller: Til Schweiger, Eric Judor, Ramzy Bedia, Marthe Villalonga, Javivi, Said Serrari, Romain Berger,
Produktion: Integral Film (D), UGC Images (F), Sogedasa (E)
www.daltonsgegenluckyluke.de
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• letter_juli_14-32
27.06.2005
B A I
14:52 Uhr
L I N G
Seite 32
M I R I A M
Y E U N G
Dumplings
Delikate Versuchung
3L FILMVERLEIH präsentiert eine APPLAUSE PICTURES Produktion
Ein FRUIT CHAN Film “DUMPLINGS – DELIKATE VERSUCHUNG”
Mit
MIRIAM YEUNG BAI LING und TONY KA-FAI LEUNG
Original Soundtrack CHAN KWONG-WING@CLICKMJUSIC
Schnitt FRUIT CHAN und CHAN KI-HOP Art Director PATER WONG
Kostüme DORA NG Production Design YEE CHUNG-MAN
Kamera CHRISTOPHER DOYLE (HKSC) Mischung MEDIA BUSINESS SERVICES LTD.
Technische Bearbeitung SHAW BROTHERS (HK) LTD.
Drehbuch LILIAN LEE Produzent PETER HO-SUN CHAN
Regie FRUIT CHAN
Ab 4. August im Kino
©2004 Applause Pictures Limited. All Rights Reserved.
Wieweit
würdest Du gehen,
um Deinen Hunger
nach Schönheit
"Nach CHUNGKING EXPRESS und
IN THE MOOD FOR LOVE
der neue Leckerbissen aus Hongkong."
zu stillen?
www.dumplings-delikate-versuchung.de

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