Kolonnenboden
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Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte UNTERLAGEN ZUR VORLESUNG CHEMISCHE TECHNOLOGIE IV Kapitel ERDÖL, Erdgas, Biomasse und PRODUKTE daraus Univ.Doz. Dr. Alfred ECKER Wien, Jänner 2011 Doz. Dr. Alfred Ecker 2011 1 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte aus diesen Ressourcen Inhaltsverzeichnis 1) Technische und wirtschaftliche Aspekte 2) Erdöl-Rohöl i) Zusammensetzung von Rohöl Kohlenwasserstoffe 3) Herstellprozesse und Verfahren i) Rohöl spezifische Verfahren Rohöldestillation Vakuumdestillation Gasnachverarbeitung Hydrierende Entschwefelung Schwefelgewinnung nach dem Claus-Verfahren Katalytisches Reformieren Katalytisches Cracken Dampfpyrolyse Isomerisierung Alkylieren Katalytische Entparaffinierung Hydrocracken Visbreaking Coking ii) Extraktion iii) Kristallisation iv) Absorption v) Adsorption vi) Polymerisation/Oligomerisation 4) Stand der Technik bei RAF-Verfahrensanlagen (BAT) Doz. Dr. Alfred Ecker 2011 2 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte 5) Produkte aus Rohöl i) Zwischenströme (a) Gase (b) Naphtha (c) Kerosin (d) Gasöl (e) Toprückstand (f) Vakuumdestillat (g) Vakuumrückstand ii) Fertigprodukte (a) LPG (b) Kraftstoffe (c) Ottokraftstoffe (d) Flugkraftstoffe (e) Diesel (f) Heizöle (g) Schmierstoffe (h) Bitumen (i) Koks 6) Erdgas als Rohstoffquelle Synthesegas Methanol Produkte aus Methanol Oxosynthese Copolymerisation von CO mit Olefinen Kraftstoffe aus Erdgas 7) Biomasse als Rohstoff für Kraft-und Schmierstoffe Bio-CNG (Compressed Natural Gas aus Biogas) Bio-Diesel Bio-Methanol und –Alkohole Synthetische Kohlenwasserstoffe mittels Fischer Tropsch (HTFT, LTFT, FTTO) MTG (Methanol to Gasoline), MTSyn ATF, ATD (Alcohols to Fuels, Diesel), Oligomerisierung Doz. Dr. Alfred Ecker 2011 3 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Erdölchemie und Petrochemie 1 Technische und wirtschaftliche Aspekte der Rohölverarbeitung Die chemische Industrie hat gelernt, mit jeglichen Rohstoffen umzugehen und jeweils die wirtschaftlichsten Rohstoffe einzusetzen. Früher waren die CH-Quellen Öle und Fette, dann Kohle. Heute wird der überwiegende Anteil von organischen Chemikalien aus Erdöl erzeugt. Die Entwicklung der Erdölchemie (Petrochemie) begann anfang der zwanziger Jahre. Die Raffinerien wurden in der Nähe von Rohöl-Quellen errichtet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es üblich, die Raffinerien in die Nähe großer Verbrauchszentren zu verlegen. Die Vorteile der großtechnischen Erzeugung und die wirtschaftlichen Erzeugungsmöglichkeiten von Chemikalien aus Erdölprodukten waren auch die Ursache dafür, daß Erdölprodukte rasch die wichtigste Basis für die Chemische Industrie wurden. Theoretisch kann fast jede organische Chemikalie aus Erdöl erzeugt werden. Allerdings versucht die chemische Industrie, das wirtschaftlichste Rohmaterial zu verwenden. Zwar haben ältere Produktionsstätten noch den Vorteil niedriger Fixkosten, aber die Material -und Betriebskosten spielen heutzutage eine derart wichtige Rolle, daß möglichst bald auf Verfahren mit geringerem Verbrauch oder billigerem Rohstoff zurückgegriffen werden muß, um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch aus Umweltgründen wird auf Grundstoffe und Verfahren umgestiegen, die weniger Ressourcen verbrauchen, bei denen weniger Nebenprodukte oder Schadstoffe anfallen und die ein Recyclieren ermöglichen. Die Petrochemische Industrie in Europa durchlief in den letzten Jahrzehnten mehrere wirtschaftliche und strukturelle Krisen. Die wesentlichen Ursachen lagen an Überkapazitäten, schwachen Nachfragen in Rezessionszeiten und ungenügender Wettbewerbsfähigkeit. Bei Ethen, dem derzeitigen Schlüsselprodukt der Petrochemie liegt die jährliche Produktionskapazität in Westeuropa bei >20 Mio Tonnen. Es gab und wird aber Zeiten geben, wo der Markt weniger benötigt als produziert wird (Angebot höher als Nachfrage). Überkapazitäten sind auf die zyklische Investitionstätigkeit der Petrochemie und den stark gesplitteten Markt zurückzuführen. Die zunehmende Globalisierung verstärkt außerdem den Wettbewerb und verursacht durch Niedrigpreisangebote einen Preisverfall. Nicht rentable kleine Anlagen müssen dann zugesperrt werden und nur die Produzenten mit großen Anlagen (Scale up !!) können auch bei niedrigen Preisen überleben. Dieser Zyklus wird „Schweinezyklus „ genannt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 1 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Ehemalige Importstaaten in Südostasien werden autark und können infolge der niedrigen Lohnkosten billiger produzieren. Lohnintensive Industriezweige wie z. B. die Textilindustrie und Kostennachteile auf der Rohstoffseite sowie Umweltauflagen führen zu Abwanderungen in günstigere Regionen (wie z. B. Fernost). Der Bedarf für petrochemische Grundstoffe wie z. B. Acrylnitril nimmt in Westeuropa damit ab. In letzter Zeit wird ein Trend zu Erdgas als Ausgangsstoff anstelle Erdöl erkennbar. Dies hat wirtschaftliche, technologische aber auch umweltpolitische Aspekte als Ursache. Derzeit werden 7 - 8 % der Erdölverarbeitung als Einsatzmaterial für die Petrochemie verwendet. Diese sind allerdings die Bausteine für 60 - 70 % der chemischen Industrie. Über 90% sind Erdölprodukte wie Kraftstoffe, Brennstoffe, Schmierstoffe und Bitumen. Insgesamt liegt der Verbrauch an Fertgprodukten und Zwischenprodukten aus Erdöl für die chemische Industrie bei 4 500 Millionen Tonnen. 2 Erdöl- Rohöl 2.1 Zusammensetzung von Erdöl Die Qualität von Erdölen und die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Erdölen können sehr unterschiedlich sein. Die einfachste Charakterisierung kann aufgrund der Dichte erfolgen. Wir unterscheiden dann zwischen leichten und schweren Rohölen. Die Dichten der Rohöle können zwischen 0,7 und 1 schwanken und sind indirekt ein Maß für die Menge an leichten Kohlenwasserstoffen bzw. für die Anteile an Kohlenwasserstoffen mit hohem H/C-Verhältnis. Tab. 1/1- 1 Rohöl Rohöle unterschiedlicher Provenienz, Eigenschaften Land Viskosität Asphaltene O S Mm2/s %M %M %M Boscan Emeraude Pematang Hassi Messaoud Venezuela Kongo Indonesien Algerien 595 113 10 2,3 14 1,7 0,1 0,1 0,5 1,1 0,5 1,9 5,5 0,57 0,1 0,1 N % M 0,5 0,7 0,2 0,4 V ppm Ni Ppm 1220 9 1 <1 120 60 15 <1 Aufgrund der Unterschiede in den Eigenschaften müssen die Bedingungen bei Lagerung und Transport sowie die Verarbeitungsmaßnahmen entsprechend angepaßt werden. Das Wissen um die Zusammensetzung, den Anteilen an leichten und schweren Bestandteilen, den Gehalt an Fremdelementen ist daher von wesentlicher technischer und wirtschaftlicher Bedeutung für die weitere Aufarbeitung des Rohöles zu Fertigprodukten wie Kraftstoffen. Rohöle sind Gemische von reinen Verbindungen in riesiger Anzahl, sodaß mit zunehmender Siedelage bzw. Molekülgröße (wegen der Isomeren) eine Angabe der Einzelverbindungen unmöglich wird. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 2 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Zum besseren Verständnis der Verarbeitungsschritte zu Kraftstoffen soll vorab eine kurze Darstellung der in Rohölen enthaltenen Verbindungsklassen gegeben werden. 2.1.1 Kohlenwasserstoffe Rohöle enthalten vorwiegend Kohlenwasserstoffe, das sind Moleküle, die nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff zusammengesetzt sind. Diese können nach Art ihrer Strukturgruppierung in mehrere Klassen eingeteilt werden. Wenn das vierwertige Kohlenstoffatom durch Wasserstoffe abgesättigt ist, sprechen wir von gesättigten Kohlenwasserstoffen. Diese wiederum können geradkettig oder verzweigt sein, wie dies bei Normalparaffinen und Isoparaffinen der Fall ist. Wenn die Atome C und H in cyclischen Molekülen angeordnet sind, dann liegen Cycloalkane vor, die auch als Cycloparaffine oder Naphthene bezeichnet werden. Bestehen die cyclischen Moleküle aus 6 C-Atomen und sind diese zur Hälfte mit Doppelbindungen miteinander verknüpft, dann nennen wir diese Moleküle Aromaten. 2.1.1.1 Gesättigte Kohlenwasserstoffe, Aliphaten, Alkane oder Paraffine Diese bestehen aus Ketten von Kohlenstoff-Atomen, an denen 0 bis 3 H-Atome hängen können. Das einfachste Paraffin ist Methan aus einem C-Atom und vier H-Atomen. Die allgemeine Formel für Alkane lautet CnH2n+2 Die einzelnen CHx-Glieder in einer Kette können aber verschieden angeordnet sein. Sind die CHx-Glieder gerade angeordnet, dann sprechen wir von Normalparaffinen oder n-Alkanen. Für ein Molekül mit x+2 C-Atomen kann die Formel folgenderermaßen angeschrieben werden: CH3–(CH2)–CH3 Mit zunehmender C-Zahl nehmen Dichte und Siedepunkt zu. Tab. 1/1-2 Methan Ethan Propan n-Butan Isobutan n-Pentan n-Heptan Eigenschaften von Normalparaffinen Formel Molmasse CH4 C2H6 C3H8 C4H10 C4H10 C5H12 C7H16 Doz. Dr.Alfred Ecker 16 30 44 58 58 72 100 Siedepunkt -161 -88 -42 -0,5 -12 36 98 2011 Dichte/15 Kg/m3 260 377 508 585 563 631 688 Seite 3 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Normalparaffine sind bis zu Butan gasförmig, mit 5 bis 12 C-Atomen flüssig und mit mehr CAtomen fest. Wenn die langkettigen Normalparaffine die Löslichkeit insbesondere bei tiefen Temperaturen in den anderen Kohlenwasserstoffen (Kohlenwasserstoff-Matrix) überschreiten, fallen sie aus und können Leitungen und Filter verlegen. Die Normalparaffine haben gute Klopfeigenschaften im Dieselkraftsoff (hohe Cetanzahl), zeigen aber schlechtes Klopfverhalten (niedrige Oktanzahl) im Ottokraftstoff. Wenn in der Kette ein H eines CHx-Gliedes durch eine CH3-Gruppe ersetzt wird, dann entstehen verzweigte Ketten,die wir Isoparaffine nennen. Für ein Molekül mit 5 C-Atomen gibt es zwei Möglichkeiten, die bei Ersatz eines H durch eine CH3-Gruppe zu Molekülen unterschiedlicher Struktur führen. Beide Male entsteht ein Isopentan. Einmal wird ein H durch CH3 ersetzt und es entsteht 2Methylbutan. Das zweite Mal werden 2 H am gleichen C-Atom durch je eine Methylgruppe ersetzt, und wir sprechen dann von 2,2-Dimetylpropan. H H H CH3 H3 C - C - C - H CH3 - C - CH3 CH3 H H CH3 2 Methylbutan 2,2 Dimethylpropan Die Isoparaffine haben gleiche Molmasse, aber niedrigere Dichten und Siedepunkte als die Normalparaffine. Bei den höheren Isoparaffinen sind auch die Schmelzpunkte niedriger als bei den Normalparaffinen. Die Isoparaffine mit über 5 C-Atomen haben auch eine bessere Oktanzahl. Die Isoparaffine im Siedebereich von Kerosinen (170-240 °C, C10 bis C14) und Gasölen (240-360 °C, C14 bis C25) haben hingegen eine geringere Cetanzahl als die Normalparaffine. 2.1.1.2 Gesättigte cyclische Kohlenwasserstoffe Diese KW haben die CHx-Glieder in Ringen angeordnet, wobei die Zahl der C-Atome in einem Ring variieren kann. In Erdölprodukten kommen meist Ringe mit 5-7 C-Atomen vor. Die Cycloparaffine aus 5 und 5 C-Atomen sind Strukturen, die auf die Entstehung von Erdöl aus Lebewesen hinweisen. Die Sterane und Hopane sind Biomarker. Tab. 1/1-3 Kenndaten von Cycloparaffinen Cyclopentan Methylcyclopentan Cyclohexan Methylcyclohexan Doz. Dr.Alfred Ecker Formel Molmasse Siedepunkt C5H10 C6H12 C6H12 C7H14 70 84 84 98 49 72 81 101 2011 Dichte/15°C Kg/m3 750 753 783 774 Seite 4 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Die Cycloparaffine werden auch Naphthene genannt. Die Strukturformel lautet CnH2n. Cycloparaffine aus 2 cyclischen Ringen werden Dekaline genannt. 2.1.1.3 Aromaten Die Aromaten sind cyclische und ungesättigte Kohlenwasserstoffe. Der einfachste Vertreter dieser Strukturgruppe ist Benzol. Es weist 3 Doppelbindungen auf, die jeweils mit einer Einfachbindung im Ring abwechseln, d.h. konjugierte Doppelbindungen sind. Der Benzolring kann folgendermaßen dargestellt werden: H H H H H H H H H H H H In vereinfachter Form werden die oszillierenden Doppelbindungen in Form eines Kreises innerhalb des Sechseckes dargestellt. Die allgemeine Formel für Aromaten lautet CnH2n-6 Aromaten sind reaktionsfähiger als Alkane und Cycloalkane, haben hohe Oktanzahlen, aber geringe Cetanzahlen. Ihre Viskosität ändert sich mit der Temperatur stärker als bei den Alkanen. Aromaten aus mehreren Ringen können karzinogen sein und die Aktivität von Katalysatoren durch Koksbildung verringern. Durch Substitution eines Wasserstoff-Atoms durch Alkylgruppen erhalten wir alkylierte Aromaten. Wenn ein H am Benzol durch eine Methylgruppe substituiert wird, sprechen wir von Toluen (Toluol). Wenn 2H-Atome durch Methylgruppen ausgetauscht werden, dann gibt es - in Abhängigkeit von der Lage der Methylgruppen zueinander - 3 Dimethyl-Benzene, besser bekannt unter Xylene (Xylole). Die 3 Verbindungen heißen je nach der Stellung der Methylgruppen ortho-Xylen Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 5 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte meta-Xylen para-Xylen Zwei benachbarte H-Atome können auch durch Anknüpfen eines zweiten Ringes ersetzt werden. Dann ergibt sich ein kondensierter Mehrkernaromat, in diesem Fall Naphthalin genannt. Die Kombination von 3 Ringen ergibt Anthracen oder Phenanthren. Wird ein Ring an zwei benachbarten C-Atomen mit Cyclohexan verknüpft, dann sprechen wir von Tetrahydronaphthalin oder Tetralin. Einige physikalischen Kenndaten von Aromaten sind nachstehend beispielhaft angeführt. Tab. 1/1-4 Benzen Toluen Ethylbenzen o-Xylen m-Xylen p-Xylen Physikalische Kenndaten von Aromaten Formel Molmasse C6H6 C7H8 C8H10 C8H10 C8H10 C8H10 78 92 106 106 106 106 Siedepunkt °C 80 111 136 144 139 138 Dichte/15°C Kg/m3 884 871 871 884 868 865 Die Aromaten haben hohe Dichten, hohe Oktanzahlen, sehr niedrige Cetanzahlen, gutes Kälteverhalten, zeigen höhere Lösewirkung für Wasser als die Alkane und ändern die Viskosität mit der Temperatur stärker als die Paraffine. 2.1.1.4 Ungesättigte aliphatische Kohlenwasserstoffe (Alkene oder Olefine) Diese Verbindungen sind im Rohöl praktisch kaum enthalten, werden aber bei der Verarbeitung des Rohöles oder von Rohölzwischenprodukten bei Temperaturen über 350 °C durch Spaltung der C-C oder C-H - Bindungen gebildet. Die olefinischen Spaltprodukte werden gezielt in Krackanlagen aus Rohölfraktionen hergestellt, um kleine Spaltprodukte als petrochemische Grundstoffe (Ethylen, Propylen, Isobutylen, Butadien) aus anderen Kohlenwasserstoffen (Butan, Benzin) oder OttokraftstoffKomponenten aus größeren Molekülen (Vakuumdestillaten) zu erzeugen. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 6 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Physikalische Kennzahlen von Olefinen sind untenstehend angeführt. Tab. 1/1-5 Physikalische Kenndaten von Olefinen Ethylen Propylen 1-Buten Cis 2-Buten Trans 2-Buten Isobuten 1-Penten 1,3 Butadien Isopren Cyclopentadien Formel Molmasse C2H4 C3H6 C4H8 C4H8 C4H8 C4H8 C5H10 C4H6 C5H8 C5H6 28 42 56 56 56 56 70 54 68 66 Siedepunkt °C -104 -48 -6 4 1 -7 30 -4 34 40 Dichte/15°C Kg/m3 523 601 627 610 601 646 627 686 Die Olefine sind sehr reaktive Substanzen, die als Ausgangsprodukte zur Herstellung von Polymeren und anderen Chemikalien verwendet werden. Aufgrund ihrer Reaktionsfähigkeit sind sie keine guten Kraftstoff-Komponenten. In Kraftstoffen bilden sie unter Lufteinfluß Oxidations-und Kondensationsprodukte (sogenannten Gum), die Filter verlegen können. Die Olefine verschlechtern die Oxidationsund Lagerstabilität. Die leichtflüchtigen Olefine mit 4 bis 6 Kohlenstoff-Atomen reagieren mit Stickoxiden und gelten als Ozonprecursor. 2.1.2 Hetero-Verbindungen in Rohölen Moleküle, die außer C und H auch andere Atome enthalten bezeichnen wir als Heteroverbindungen. Das häufigste Fremdatom in Rohölen ist der Schwefel, welcher in Form von Schwefelverbindungen in Konzentrationen zwischen 0,1 und bis über 5 % enthalten sein kann. 2.1.2.1 Schwefelverbindungen Schwefel kommt im Rohöl in anorganischer Form als Elementarschwefel, als Schwefelwasserstoff (H2S) oder Kohlenstoffoxisulfid (COS, in Spuren) vor. In organischen Molekülen kann Schwefel in folgenden Formen auftreten: Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 7 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Mercaptane (Thiole) Sulfide Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte CnH2nSH und [CnH2n]2S Die Mercaptane sind hauptsächlich in niedrig siedenden Anteilen des Rohöles enthalten, haben einen unangenehmen Geruch und sind infolge ihrer leicht sauren Eigenschaft korrosiv. Bei Oxidation mit Luft entstehen aus Mercaptanen Disulfide der Form R-S-S-R. In Benzin und Kerosin werden die unangenehm riechenden leichten Mercaptane in Gegenwart eines Katalysators durch Behandeln mit Luft in eher geruchlose Disulfide umgewandelt. Das dafür angewandte Verfahren wird Meroxieren genannt. Die störenden Schwefelverbindungen werden heutzutage in zunehmenden Maße durch Behandlung mit Wasserstoff (Hydrierung) und Umsetzung zu H2S mit nachfolgender Abtrennung des H2S aus den hydrierten Rohölfraktionen entfernt. Die Merkaptane sind in den leichteren Anteilen des Rohöles konzentriert. Mit steigender Siedelage nimmt deren Konzentration ab. In den Sulfiden ist der Schwefel in einer Kette oder einem Ring positioniert. Ethyl propyl sulfid CH3-CH2-S-CH2-CH2-CH3 Die Sulfide können auch in Form cyclischer Verbindungen auftreten wie z. B. in Benzthiophen. S Wegen des konjugierten Systems ist dieser Verbindungstyp sehr stabil und läßt sich erst unter sehr scharfen Hydrierbedingungen aus den schweren Fraktionen entfernen. Schwefelverbindungen können die Lebensdauer bestimmter Katalysatoren in Verarbeitungsanlagen (z. B. Reformer) reduzieren. Beim Verbrennen in Motoren oder Heizanlagen entstehen Schwefeloxide und in der Folge Säuren, die korrosiv sind und so z. B. die Lebensdauer von 3-Weg-Katalysatoren in Ottomoren oder Oxidatioskatalysatoren in Dieselmotoren beeinträchtigen können. Die Verteilung des Gesamtschwefel-Gehaltes im Rohöl unterscheidet sich von der Verteilung der Merkaptane im Rohöl. Der Gesamtschwefel nimmt mit steigender Siedelage zu und nimmt die höchsten Werte in den Destillations-Rückständen an. 2.1.2.2 Stickstoffhaltige Verbindungen Stickstoff-Verbindungen sind vorallem in den schweren Rohölfraktionen. Die Konzentrationen sind aber im Vergleich zu den Schwefel-Verbindungen geringer. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 8 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Die Stickstoff-Verbindungen kommen in Form von Aminen und Amiden vor. An das Stickstoff-Atom können 1 bis 3 Alkylreste gebunden sein. R-NH2 R-NH-R R-N-R R Diese Verbindungen sind basisch. Der Stickstoff tritt aber auch in Ringen auf. Wenn Stickstoff in einem Fünfer-Ring eingebaut ist, sprechen wir von Pyrrolen. H H H N H H H C H C H H Dibenzpyrrol Mit ein oder zwei Benzolringen kondensiert ergeben sich Carbazole. Diese Verbindungen sind neutral. Die hochmolekularen Bestandteile eines Rohöles enthalten auch metallorganische Verbindungen, wobei das Metall (V, Ni) an Pyrrolringen komplex gebunden ist. Stickstoffe in hexagonalen Ringen sind meist basisch, wie z. B. Pyridine. H H CH3 C C C N H H H 2-Methylpyridin Stickstoffverbindungen können Katalysatoren vergiften und die Stabilität nachteilig beeinflußen. Sie können die Ursache für Gelb/Braunfärbungen von Erdölfraktionen sein. 2.1.2.3 Sauerstoffhaltige Verbindungen im Rohöl Rohöle enthalten wesentlich weniger Sauerstoff-Verbindungen als SchwefelVerbindungen.Sauerstoff kommt in Form von Phenolen, Furanen, Benzfuranen, Estern und vorallem Karboxylsäuren vor. Die Säuregruppe -C-OOH hängt meist an Cyclopentan- und Cyclohexanringen. CH2 CH2 CH2 H CH2 O C OH C CH2 H H2 C H3 C C CH2 CH2 C H O CH2 C OH Cyclohexylkarbonsäure und Methylcyclopentylessigsäure Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 9 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Diese Verbindungen sind als Naphthensäuren bekannt. Die Naphthensäuren sind nicht gleichmäßig über den gesamten Siebereich eines Rohöles verteilt, sondern deren Konzentration nimmt bis zum Vakuumgasölbereich zu und dann ab. Die Säurezahl, ausgedrückt in mg KOH/g, zeigt daher im höheren Siedebereich ein Maximum. Phenole und Naphthensäuren sind sauer. Naphthensäuren sind bei Temperaturen über 300 °C stark korrosiv. Naphthensäuren wirken auch wie oberflächenaktive Substanzen und können stabile Emulsionen mit Wasser bilden. 2.1.3 Organometallische Verbindungen Die größten Moleküle eines Rohöles sind in den schwersten Bestandteilen eines Rohöles enthalten.Sie werden Harze und Asphaltene genannt.Sie bestehen aus kondensierten Aromatenringen mit Seitenketten.In ihnen sind die Fremdatome und die Metalle (in Form von Vanadin- und Nickelverbindungen) angereichert. Die Metalle sind komplex an den Stickstoffen von 4 Pyrrolringen gebunden. Diese Moleküle werden zu den Porphyrinen gezählt. 2.1.4 Fremdverunreinigungen im Rohöl Rohöle können in geringen Konzentrationen Wasser, Salze und Sediment enthalten. Wasser und Sediment kommen meist von der Lagerstätte und dem Transport. In Rohölen können bis über 1 % Wasser in gelöster und dispergierter Form vorkommen. Der Sedimentgehalt liegt im Spurenbereich. Die Sedimente können kleine Partikel aus Sand und Staub sein, aber auch Metall- und Gesteinsabrieb aus der Gewinnung und dem Transport enthalten. Die Sedimente setzen sich bei Lagerung des Rohöles gemeinsam mit ausgeschiedenen Paraffinen und Asphaltenen am Boden eines Lagerbehälters ab. Sie sind deshalb sehr unerwünscht, weil sie bei der Verarbeitung des Rohöles stören. Auch Salze können im Laufe der Verarbeitung Schaden anrichten und müssen deshalb vor der Destillation des Rohöles abgetrennt werden. Salze würden sich in Wärmeaustauscherrohren absetzen und den Wärmeübergang verschlechtern, was in der Folge bei zu hohen Temperaturen zu Koksbildung und Korrosionen führen kann. Insbesondere die Erdalkalisalze (MgCl2 und CaCl2) beginnen sich bei Temperaturen über 100 °C unter Abspaltung von Salzsäure zu zersetzen. Bei 200 °C ist Magnesiumchlorid bereits zu 50 % gespalten und bei 300 °C sind annähernd 90 % hydrolisiert. Salze können auch Katalysatoren (Reformer- und Krack-Katalysatoren) deaktivieren und die Koksbildung z. B. in thermischen Krackern wie z. B. dem Visbreaker verstärken. Von den Kohlenwasserstoffen werden die langkettigen, gesättigten Verbindungen (Normalparaffine) mit über 10 C-Atomen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fest und können so Filter und Leitungen verlegen. Aromaten haben zwar ein gutes Kälteverhalten, verringern aber ihre Viskosität sehr stark mit der Temperatur, was sie für die Produktion Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 10 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte von Mehrbereichs-Motorölen ungeeignet macht. Einige Aromaten (zB. Benzol, Benzpyren) sind sogar toxisch. Olefine (ungesättigte KW), die bei thermischen Umwandlungsprozessen und bei zu hoher thermischer Belastung entstehen, sind sehr reaktionsfähig und können leicht Ablagerungen bilden. Die Schwefelverbindungen geben beim Verbrennen Schwefeloxide (SO2/SO3), die in Wasser korrosive Säuren bilden. Die Metalle können Katalysatoren vergiften. Die Verunreinigungen werden bei der Verarbeitung des Rohöles zu Erdölprodukten entfernt und unangenehme Komponenten werden in edlere umgewandelt. Da das Rohöl aus einer riesigen Zahl von Komponenten unterschiedlicher C-Zahl und Molmasse besteht, weist es einen breiten Siedebereich auf und enthält auch nichtdestillierbare Rückstandsanteile. 3 Herstellprozesse und Verfahren zur Erzeugung von Fertigprodukten (Kraftstoffe, Heizöle, Schmierstoffe, Bitumen) und Zwischenprodukten für die Petrochemie 3.1 Rohöl spezifische Verfahren Zur Abtrennung der Destillate vom Rückstand und zur Erzeugung von brauchbaren Fraktionen wird das Rohöl in einer Destillationsanlage in der Raffinerie aufgetrennt. Die mengenmäßige Verteilung der Primärfraktionen (Benzin, Kerosin, Gasöl, Spindelöl und Rückstand) hängt von der Art des Rohöleinsatzes und den Destillationsbedingungen ab. Üblicherweise werden folgende Fraktionen abgenommen: Gase und Flüssiggas Leichtbenzin Schwerbenzin Kerosin (Petroleum) Gasöl (GO) Spindelöl Atmosph. Rückstand bis 20 °C 20/80 (Siedebereich zw. Siedebeginn und Siedeende in °C) 80/180 180/230 230/350 350/390 >390 3.1.1 Rohöldestillation Die in Schwimmdachtanks gelagerten Rohöle werden in die Destillationsanlage verpumpt und bereits vor dem Aufwärmen im Prozeßofen in Wärmetauschern vorgewärmt und in einem Entsalzungsbehälter von den Salzen und Verunreinigungen aus dem Formationswasser und Meerwasser befreit. Salze würden bei der Destillation an Heizrohren und Kolonnenteilen Ablagerungen bilden und bei höheren Temperaturen korrosiven Halogenwasserstoff (wie z. B. Salzsäure) abspalten. Das Rohöl wird daher noch vor dem Aufheizen im Prozeßofen mit Frischwasser (ca. 120 °C, 4 - 5 bar) gewaschen. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 11 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Zur besseren Abscheidung des Wassers vom Rohöl werden Demulgatoren zugesetzt. Außerdem wird ein Hochspannungsfeld von 15 - 20 kV angewendet, um auch feinste Wassertröpfchen durch Koaleszenz rasch abscheiden zu können. Der Entsalzungsgrad liegt bei einstufigen Anlagen bei 85 - 95 % und erreicht bei zweistufigen Anlagen Abscheidungen bis über 99 %. Nach der Entsalzung wird das Rohöl über Wärmetauscher zum Prozeßofen geführt. Als Wärmetauscher werden überwiegend Rohrbündeltauscher mit Schwimmkopf verwendet, in dem das Rohöl im Gegenstrom unter Aufnahme der Produktenwärme auf 200 - 300 °C vorgewärmt wird. Zuletzt wird das Rohöl in einem mit Raffineriegas oder Heizöl befeuerten Röhrenofen auf etwa 370 °C aufgeheizt und über die Transferleitung tangential in die Fraktionierkolonne eingespeist. Durch den tangentialen Eintritt und die Entspannung verdampfen die flüchtigen Anteile und gelangen durch die Böden nach oben. Die nicht verdampften Anteile fließen als Rückstand in den Sumpf der Kolonne. Leicht siedende Komponenten in der Flüssigphase werden auf jedem Boden mit höhersiedenden Komponenten in der aufsteigenden Dampfphase ausgetauscht, bis sich ein Verdampfungsgleichgewicht einstellt. Die leichtesten Anteile (Gase und Benzin) werden über Kopf abgeführt, gekühlt und in einem Separator in Kondensat und Gase getrennt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 12 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Die Flüssigkeit wird teilweise wieder in die Kolonne zurückgeführt (äußerer Rückfluß), wo sie die zum Verdampfen benötigte Wärme den aufsteigenden Dämpfen entzieht und dadurch kühlend wirkt. Die in der Kolonne kondensierten Dämpfe werden von bestimmten Böden als Seitenströme oder Fraktionen abgezogen. Noch geringe leicht flüchtige Anteile werden in Stripperkolonnen durch Dampfeinblasen ausgetrieben (Flammpunkteinstellung) und zur Hauptkolonne zurückgeführt.Auch in den Sumpf der Kolonne wird Dampf zur besseren Verdampfung leichter Anteile infolge Absenkung des Partialdruckes eingespeist. Fraktionierkolonnen sind bis über 50 m hohe zylindrische Türme mit 40 - 50 praktischen Böden. Die Kolonnen für Normaldruck-Destillation sind meist mit Glocken- oder Ventilböden ausgestattet. Bei zu hoher Kolonnenbelastung (zu hohem Durchsatz) werden Böden überflutet und leichte Anteile mitgerissen, sodaß die Trennwirkung stark sinkt. Im unteren Teil hat die Kolonne einen geringeren Durchmesser, um die Verweilzeit des Rückstandes im Sumpf zu verringern und so den atmosphärischen Toprückstand thermisch zu schonen. Rohöldestillationsanlagen enthalten außer der Hauptkolonne noch Trennkolonnen zur Stabilisierung und Auftrennung des SR (Straight Run)-Benzins. Die Benzinstabilisierung erfolgt bei Überdruck (10 - 15 bar) in einer Kolonne mit 30 - 50 Böden und wird vorwiegend nach dem Rest-C4-Gehalt des Sumpfproduktes (Stabilisiertes SR-Benzin) gesteuert. Als Kopfprodukt werden Propan/Butan abgetrennt, die das Handelsprodukt Flüssiggas bilden. Das stabilisierte Bodenprodukt kann dann in einer weiteren Trennkolonne (Splitter, Trennteil) in ein Leichtbezin und in ein Schwerbenzin zerlegt werden. Aus dem Leichtbenzin kann in einer Isomerisierungsanlage Isomerisat als Ottokraftstoff-Komponente hergestellt werden. Das Schwerbenzin ist meist Einsatzmaterial für den katalytischen Reformer. Bei Temperaturen über 370 °C beginnen sich KW zu zersetzen und Olefine und andere Bruchstücke zu bilden. Die atmosphärischen Destillation wird daher nur bis 390 °C betrieben. Um dennoch aus einem Rohöl maximale Destillatmengen erzeugen zu können, wird die Destillation des atm.Rückstandes in einer Vakuumdestillationsanlage fortgeführt. Von Bedeutung ist auch die Destillation bei niedrigen Temperaturen, um Gasgemische (Methan, Ethan, Ethylen, Propan und Propylen) zu trennen. In der chemischen Industrie werden auch Destillationen unter Zugabe von Komponenten wie Wasserdampf oder Extraktionsmitteln (Wasserdampfdestillation, Extraktivdestillation, Azeotropdestillation) durchgeführt, um die Trennwirkung zu verbessern. 3.1.2 Vakuumdestillation In der Rohöldestillation können Rohöle wegen der Gefahr einer thermischen Schädigung der Produkte durch Zersetzung (Cracken) nur bis zu Temperaturen von 370 °C unter Atmoshärendruck destilliert werden. Eine weitere Auftrennung des Sumpfproduktes der Normaldruck-Destillation (atmosphärischer Rückstand) in Fraktionen ist daher nur unter Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 13 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Vakuum möglich. Durch Anlegen eines verminderten Druckes von ca. 20 - 40 Torr (0,03 0,06 bar) werden die Siedetemperaturen der verdampfbaren Anteile um etwa 150 °C abgesenkt, so daß noch Fraktionen im Siedebereich zwischen 350 und 600 °C abgenommen werden können. Die Destillationsergebnisse lassen sich in Form von Siedekurven darstellen. Meist wird auf der Abszisse die Ausbeute in %Vol oder %Masse und auf der Ordinate die Siedetemperatur aufgetragen. In der nächsten Abbildung ist eine Siedekurve dargestellt, wobei die Ergebnisse der vakuumdestillation auf Atmoshärendruck umgerechnet wurden. Einsatz der Vakuumdestillation ist der atmosphärische Rückstand, welcher entweder direkt aus der Rohöldestillation oder aus einem Lagertank eingebracht wird. Nach Vorwärmung in Wärmeaustauschern wird der Toprückstand in einem Prozeßofen auf etwa 400 °C aufgeheizt. Über die Transferleitung erreicht der bereits zur Hälfte verdampfte Einsatz die Vakuumkolonne, die mit Ventil- oder Siebböden ausgestattet ist. Das Vakuum wird durch Dampfstrahl-Ejektroren oder Wasserringpumpen erzeugt. Zusätzlich wird durch Wassereinspeisung der Partialdruck der verdampfbaren Anteile herabgesetzt. Über Kopf werden Wasserdampf und nicht kondensierbare Gase abgesaugt. Als Seitenströme können leichtes und schweres Destillat oder Vakuumgasöl abgenommen Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 14 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte werden. Die Qualität derVakuumdestillate hängt von den Einbauten und der Fahrweise der Kolonne ab. Um ein Verschleppen von Sumpfanteilen in höhergelegene Abnahmetassen zu verhindern, werden Demistoren z.B. Stahlmatten mit Rückspülung oberhalb der VakuumFlashzone eingebaut. Die Abnahme einer zusätzlichen Fraktion hatte den Zweck, möglichst wenig Verunreinigungen aus dem Sumpf in die Destillate zu verschleppen, wird in modernen Anlagen aber nicht mehr benötigt. Overhead Oil Vakuumdestillat Vakuum-Gasöl (VGO) oder Bulk Slopcut Visbreaker Bitumen,Heizöle Vakuumrückstand(VRST) Das Vakuumdestillat wird als Einsatz (feed) für katalytische Crackanlagen (FCC) verwendet, weshalb die Vakuumdestillationsanlage auch als Feedprep bezeichnet wird. Das Sumpfprodukt, der Vakuumrückstand, wird im Visbreaker verarbeitet oder zu einer Mischstation zur Aufstellung von Rückstandsheizölen gepumpt. Vakuumrückstände aus ausgewählten Rohölen werden für die Erzeugung von Straßenbaubitumen verwendet. 3.1.3 Gasnachverarbeitung In der Gasnachverarbeitungsanlage (GNV) werden die in einer Raffinerie anfallenden Gase aus den Rohöldestillationen, Crackanlagen, Reformern und Entschwefelungsanlagen gesammelt und aufgearbeitet. Rohöle enthalten bis zu einigen Prozenten leichte Kohlenwasserstoffe, die in der Rohöldestillationsanlage und in der Benzinstabilisierkolonne als Kopfprodukte (Topgase) abgenommen werden. Die Anlagen werden so gefahren, daß der für Sommer- und Winterbetrieb geforderte Dampfdruck des Vergaserkraftstoffes eingehalten werden kann. In der Fluid Catalytic Crack (FCC)-Anlage entstehen Gase, welche zusätzlich olefinische Kohlenwasserstoffe und saure Bestandteile enthalten (Crackgase). Die bei der hydrierenden Entschwefelung anfallenden Gase werden vom entschwefelten Produkt in einer Stripperkolonne abgetrennt und ebenfalls in der GNV aufgearbeitet (Strippergase). Beim Reformieren von Schwerbenzin werden in der vorgeschalteten Reinigungsstufe (Unifiner) sogenannte Unifiner-Hoch- und Niederdruckgase sowie Strippergase erhalten. Im Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 15 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Reformer (Platformer) selbst fallen mit relativ hohen Drücken in Entspannungsbehältern und Fraktionierkolonnen Platformer Separator-Gase, Debutanisier-Gase und Flüssiggase an, welche an verschiedenen Stellen in der GNV eingespeist werden. Die Gase bestehen aus leichten Kohlenwasserstoffen (KW) wie Methan und Ethan und schwereren KW wie Propan und Butan sowie ungesättigten KW (Propylen, Butene). Sie enthalten Inertgase, Wasserstoff und saure Gase (CO2, H2S). Die Gase können stickstoffhältig (N2, NH3) und schwefelhältig (H2S, COS, CS2) sein. Gase mit niedrigeren Drücken als für die Wiedergewinnung in der GNV erforderlich, müssen verdichtet werden. Damit jedoch die Kompressionstemperatur nicht zu hoch wird, wird in mehreren Kompressionsstufen und unter Kühlung gearbeitet. Auskondensierte höhere Kohlenwasserstoffe müssen abgeschieden werden, um den Kompressor nicht durch Flüssigkeitsschläge zu gefährden. Die Gase erreichen vor der Trennkolonne Betriebsdrucke bis 30 bar. Die korrosiven Bestandteile werden mit geeigneten Flüssigkeiten (Diethanolamin, DEA, u.a.) ausgewaschen. Die mit Schwefelwasserstoff beladene DEA-Lösung wird dann durch Wärmeeinfluß von H2S befreit und in die Waschkolonne rückgeführt. Zur Abtrennung der leichtesten Anteile (Wasserstoff, Methan, Äthan) werden die Gase nach Komprimieren auf über 30 bar in eine Absorber-Stripper-Kolonne eingespeist. Nur mit dieser Kombination aus Absorber und Stripper ist es möglich, die leichten Komponenten ohne Anwendung der energetisch ungünstigeren Kältedestillation zu trennen. Im Absorber werden die schwereren KW (C3 und höhere KW) mit einem in der GNV anfallenden "Gasbenzin" ausgewaschen. Die leichteren KW mit einem relativ hohen Heizwert werden über Kopf des Absorbers abgezogen und als Raffinerie-Brennstoff in Öfen eingesetzt . In den Sumpf des Absorbers mitgerissene leichte KW werden im Stripper ausgetrieben und in den Absorber zurückgeführt. Das Bodenprodukt im Stripper wird in der FlüssigDoz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 16 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte gaskolonne (Entbutanisierkolonne) in eine C3/C4-Fraktion und eine schwere Fraktion ("Gasbenzin") aufgetrennt. Ein Teil des Gasbenzins wird in den Absorber gepumpt und als Waschflüssigkeit verwendet. Die über Kopf abgenommene C3/C4-Fraktion wird dann in der C3/C4-Trennkolonne weiter aufgetrennt. Am Kolonnenboden wird die schwerere C4Fraktion und über Kopf die leichtere C3-Fraktion abgenommen. Die C3-Fraktion besteht aus Propan und Propylen. Propylen wird in der C3-Trennkolonne über Kopf abdestilliert. Propylen mit 91 % Reinheit aus der GNV kann zur Erzeugung von Oxoalkoholen (für Weichmacher) verwendet oder in einer Destillationsanlage zu 99,9 %igem Propylen aufkonzentriert werden. Das Reinstprodukt wird für die Herstellung von Polypropylen herangezogen. Propan und die C4-Kohlenwasserstoffe (Butan, Butene) werden in Kesselwagen (KWG) oder Tankwagen (TKW) abgefüllt und als Flüssiggas (LPG, Liquified Petroleum Gas) verkauft. Das Verkaufsprodukt Propan besteht zu über 95 % aus Propan und etwas Propylen. Butan S enthält vorwiegend gesättigte C4-Kohlenwasserstoffe (Butan und Isobutan). Das Verkaufsprodukt Butan ist ein Gemisch aus Butan und Butenen. Die Flüssiggase sind bei einem Druck von 25 bar bei Raumtemperatur flüssig, enthalten geringe Verunreinigungen und besitzen hohe Oktanzahlen und hohen Heizwert. Sie werden daher als Brennstoffe für besondere Zwecke [Camping und Haushalt, Gewerbe (Bäckereien u.a.) und Glasindustrie, Stadtwerken] und als Kraftstoff (Autogas) verwendet. Die aus Kopfproduktsammlern, Druckhalte- und Sicherheitsventilen ausströmenden Gase werden gesammelt und können nach Komprimieren in einer Fackelgasrückgewinnungsstation in das Heizgassystem eingespeist werden. Entspannungsgase, die bei Außerbetriebnahme einer Anlage in überaus großer Menge anfallen können, werden aus Sicherheitsgründen abgefackelt (Fackelgase). Die in den Destillationen bei der Erdölverarbeitung gewonnenen Fraktionen enthalten noch störende Fremdelemente, die durch Reinigungsschritte entfernt werden müssen. Zur Reinigung werden hydrierende Verfahren wie z. B. Hydrodesulfurierung (HDS), Hydrotreating u.ä. Verfahren eingesetzt. Zur Konvertierung von SR-Produkten in Edelkomponenten werden z. B. das Reformieren (Platformieren) und die Isomerisierung verwendet. Um größere Mengen zu erzeugen, werden schwerere Produkte durch Crackverfahren wie z. B. Katalytisches Kracken (FCC, Hydrocracken) und thermisches Kracken (Steamcracken, Visbreaken undCoking) in leichtere umgewandelt oder leichte gasförmige Komponenten durch Syntheseverfahren wie das Alkylieren zu flüssigen Produkten veredelt. 3.1.4 Hydrierende Entschwefelung (Hydrodesulfurisation, HDS) Rohöle enthalten je nach Provenienz unterschiedliche Mengen an Schwefel- und Stickstoffverbindungen sowie Metallen, die sowohl bei der Verarbeitung des Rohöles zu Fertigprodukten als auch beim Verbrennen wegen Umweltbelastung und Korrosionsbildung stören. Die Schwefelgehalte in Erdölprodukten müssen daher minimiert werden. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 17 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Eine Reduktion der Schwefelgehalte ist duch hydrierende Entschwefelung von Erdölprodukten möglich. Bei der Hydrierung werden Kohlenstoff-Schwefel - Bindungen gespalten und die Bruchstücke in Kohlenwasserstoffe und Schwefelwasserstoff umgewandelt. Verfahrensanlagen zur hydrierenden Entschwefelung von Erdöldestillaten werden weltweit in großer Zahl betrieben. Eine HDS-Anlage besteht im wesentlichen aus Austauschern, Röhrenofen, Festbettreaktoren, Hoch- und Niederdruckabscheidern und Trennkolonnen. Die Einsatzprodukte (Kerosin, Gasöl, Spindelöl, VGO u.a.) und Wasserstoff werden in Austauschern vorgewärmt, im Ofen bei einem Druck von 30 - 60 bar auf ca. 350 °C aufgeheizt und danach über einen Festbettreaktor geführt, welcher mit einem Kobalt/Molybdän-Katalysator gefüllt ist . H2S -Gas to DESULFURIZATION RECYCLED H 2 H2 LPG REACTOR Light naphtha (C5 - C6) Medium naphtha NAPHTHA 24 bar Heavy naphtha CCR FEEDSTOCK HEATER Naphtha Hydrotreater Der für die Hydrierung benötigte Wasserstoff wird vom Platformer geliefert. Im Hochdruckabscheider wird nicht verbrauchter Wasserstoff abgetrennt und als Kreislaufgas in den Prozeß rückgeführt. Das hydrierte Produkt wird am Boden des Abscheiders abgezogen und in einer Stripperkolonne von leichteren Kohlenwasserstoffen und Schwefelwasserstoff befreit. Die Gase aus den Abscheidern und die leichten Anteile aus dem Stripper (Schwefelwasserstoffhältige Strippergase) werden mit Diethanolamin (DEA) gewaschen, um den Schwefelwasserstoff (H2S) zu entfernen. Aus der beladenen DEA-Lösung wird der Schwefelwasserstoff durch Erhitzen freigesetzt und in der Schwefelrückgewinnungsanlage in Schwefel umgewandelt. Die schwefelfreien Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 18 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Restgase werden als Heizgase verwendet. Das gestrippte Produkt kann noch in Trennkolonnen aufgetrennt werden (abhängig von Einsatz und Hydrierschärfe). 3.1.5 Schwefelgewinnung nach dem Claus-Verfahren Bei der hydrierenden Entschwefelung und bei anderen Verfahren in einer Raffinerie (FCC, PF, VB) fallen Schwefelwasserstoff (H2S) hältige Gase an. Die Abtrennung des H2S aus diesen Gasströmen erfolgt durch Absorption an Alkanolaminen wie Diethanolamin (DEA) oder Monoethanolamin (MEA), aus welchen in einer nachgeschalteten Regenerationsstufe durch Erhitzen hochprozentiger H2S wieder freigesetzt wird. Auch aus saurem Erdgas wird H2S vorwiegend durch regenerative Aminwäsche entfernt. Der konzentrierte Schwefelwasserstoffstrom wird anschließend nach einem von Claus erfundenen Verfahren in Schwefel umgewandelt. Im Claus Prozeß wird zunächst ein Drittel des Schwefelwasserstoffs zu Schwefeldioxid verbrannt und dann mit den restlichen zwei Drittel H2S zur Reaktion gebracht. Die dabei ablaufenden Reaktionen können vereinfacht durch folgende Gleichung wiedergegeben werden. H2S + 3/2 O2 SO2 + H2O 2 H2S + SO2 3/ 2 S2 + 2 H2O 3H2S + 3/2 O2 3/ 2 S2 + 3 H2O In der Verbrennungskammer wird zuerst ein Teil des H2S mit Luft zu Schwefeldioxid (SO2) verbrannt, wobei die stark extherme Reaktion zur Dampferzeugung genutzt wird. Beim Abkühlen in einem Abhitzekessel entsteht bereits ein Großteil des Schwefels. Nicht umgesetzte Gase (H2S und SO2) werden nochmals erwärmt und über einen aktivierten Bauxit-Katalysator geleitet, wo Schwefel bei Temperaturen von 400 - 500 °C gasförmig anfällt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 19 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte In einem Kondensator wird dann der Schwefel abgekühlt und in flüssiger Form abgeschieden. Um einen hohen Umsetzungsgrad zu erreichen, wird diese Verfahrensstufe mehrmals wiederholt, bis ein Restgas mit wenigen Prozent Schwefelwasserstoff verbleibt. Dieses wird entweder nach Verbrennen zu SO2 über einen hohen Schornstein entsorgt, oder bei größeren Mengen in einer Tailgas-Anlage weiter aufgearbeitet. Abb. 7 zeigt die SchwefelRückgewinnungsanlage. 3.1.6 Katalytisches Reformieren Das in der atmosphärischen Destillation anfallende SR (Straigth run)-Benzin hat eine relativ niedrige Oktanzahl und ist für eine direkte Verwendung im Ottokraftstoff (OK) ungeeignet. Zur Erzielung eines besseren Wirkungsgrades werden Ottomotoren zunehmend höher verdichtet. An den OK werden daher besondere Anforderungen hinsichtlich Kopffestigkeit gestellt. Laut ÖNORM (EN 228) muß Normalbenzin eine Research-Oktanzahl (ROZ) von 91 und Superbenzin eine ROZ von 95 (Eurosuper) bzw. 98 (Super Plus) aufweisen. Durch katalytisches Reformieren werden die Kohlenwasserstoffe mit niedriger Oktanzahl in hochoktanige Komponenten umgewandelt. Da die leichteren Kohlenwasserstoffe im SRBenzin höhere Oktanzahlen (65 - 75 ROZ) als die schwereren Komponenten besitzen und sich beim Reformieren weniger leicht umwandeln, wird in einem Trennteil das Leichtbenzin (LBi) aus dem Primärbenzin abgetrennt und nur die Schwerbenzin-Fraktion (70 - 180 °C) mit ROZ 40 - 60 in die Reformer-Anlage eingesetzt. Die Umsetzung der niedrigoktanigen Kohlenwasserstoffe in hochoktanige aromatische Komponenten erfolgt an Edelmetallkatalysatoren (Platin mit Rhenium auf Aluminiumoxid als Träger), welche gegen Verunreinigungen wie Schwefel- und Stickstoffverbindungen, Chlor, Blei u.a. sehr empfindlich sind. Der Gehalt an Verunreinigungen wird daher begrenzt. Die störenden Verunreinigungen im Schwerbenzin werden vor Eintritt in den Platformer (Platin Reformer) im Unifiner oder Naphtha Hydrotreater (NHT) durch Hydrierung über einem Kobalt/Molybdän/Nickel-Katalysator entfernt. Der für die Hydrierung benötigte Wasserstoff (H2) fällt im Platformer (PF) an. Bei der Hydrierung bilden sich aus SVerbindungen Schwefelwasserstoff (H2S), aus Stickstoff-Verbindungen Ammoniak (NH3) und aus Sauerstoff-Verbindungen Wasser. Die Gase und leichten Kohlenwasserstoffe werden abgetrennt und in der GNV aufgearbeitet. Bei Reformierverfahren laufen verschiedene Reaktionen wie Dehydrierung, Dehydrocyclisierung, Isomerisierung, Hydrocracken u.a. in einem Temperaturbereich von 490 - 530 °C und bei Drücken von 8 - 40 bar ab. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 20 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Durch optimale Prozeßbedingungen und ausreichenden Wasserstoff-Partialdruck wird die Bildung von Koks am Katalysator minimiert.Multimetall-Katalysatoren erlauben es, den Prozeß bei 10 bar und einem Wasserstoff / Einsatz-Verhältnis von 5:1 durchzuführen. Dabei bleiben die Reformat-Ausbeuten (ca. 85 %) über lange Fahrperioden und bis zu einer Koksbelegung von 20 % unverändert (erhöhte Reaktionstemperaturen führen zu keiner Erhöhung des Hydrocrackanteiles). Der am Katalysator abgeschiedene Koks wirkt deaktivierend und muß nach bestimmten Laufzeiten entfernt werden. Dies geschieht in Verfahren mit absatzweiser Arbeitsweise nach Abstellung der Anlage durch Abbrennen mit Sauerstoff, welcher mit Inertgas (0,5 - 2 %Vol 02) verdünnt wird, um eine kontrollierte Temperaturführung zu ermöglichen (<450 C). Ein Verfahren mit Regenerierung des Katalysators ist das Platforming-Verfahren von Universal Oil Product (UOP). Das Unifinat wird mit Kreislaufwasserstoff versetzt und über Wärmetauscher dem Reformerofen zugeführt. Nach dem Ofenaustritt erreicht das verdampfte Einsatzbenzin mit einer Temperatur von >500 °C den 1. Reaktor. Durch die stark endothermen (wärmeverbrauchenden) Dehydrierungsreaktionen kühlt sich das Reaktionsgemisch so stark ab, daß es vor Eintritt in den 2. Reaktor nochmals im Reformerofen aufgeheizt werden muß. Auch vor Eintritt in den 3. Reaktor erfolgt ein Aufheizen im Ofen . R e g e n e r a t o r 1 Platformer Ofen 2 Platformer Abscheider Abscheider 3 Platformat zur Stabilisierkolonne Einsatz Wasserstoff CCR- Platformer (Cont.Catalyt.Reforming) Die gasförmigen Einsatzprodukte durchströmen das Katalysatorfestbett radial von oben nach unten über einen Ringraum zwischen Reaktormantel und Katalysatorbett und verlassen über ein axial angeordnetes Abzugsrohr den Reaktor. Die Reaktionsprodukte werden in Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 21 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Wärmetauschern gekühlt und in Abscheidern (Hochdruck- und Niederdruckabscheider) getrennt. Die vorwiegend aus Wasserstoff bestehende Gasphase (ca. 80 % H2) wird als Kreislaufgas in den Prozeß zurückgeführt und im Unifiner zum Hydrieren des SBi eingesetzt. Überschüssiger Wasserstoff wird für die Hydrierung von Kerosen, Gasöl und Spindelöl zwecks Entschwefelung verwendet. Die flüssigen Produkte werden in einer Stabilisierkolonne in Platformat und ein C3/C4-Gemisch aufgetrennt. Das Platformat wird zur Herstellung von Vergaserkraftstoffen, zur Erzeugung hocharomatischer Lösungsmittel (Schwerplatformat) oder zur Gewinnung von Reinaromaten (Benzol, Toluol, Xylole) verwendet. Die Verfahren mit kontinuierlicher Regenerierung arbeiten mit bewegten Katalysatorbetten. Die Reaktoren können turmartig übereinander angeordnet sein, wobei der unterste Reaktor das größte Volumen aufweist. Der Katalysator rieselt durch alle drei Reaktoren und gelangt nach dem untersten Reaktor geringfügig deaktiviert in den Regenerator. Durch diese kontinuierliche Regeneration können Reformate mit Oktanzahlen >100, mehr Wasserstoff und Aromaten bei niederen Drücken und Kreislaufverhältnissen trotz höchster Reformierschärfe erzeugt werden. 3.1.7 Katalytisches Cracken In der Rohöldestillation fallen nur die im Rohöl vorhandenen einzelnen Primärfraktionen an. Da die Destillatmengen nicht ausreichen, den Produktenmarkt mit Vergaserkraftstoff und anderen leichten Fertigprodukten abzudecken, müssen überschüssige schwere Fraktionen in leichtere Produkte umgewandelt werden.Das katalytische Cracken (Cat-Cracken) erlaubt das Aufspalten höher siedender Kohlenwasserstoffe an Katalysatoren mit sauren Zentren an der Oberfläche. Als Einsätze werden Vakuumgasöle (Bulkdestillate) aus Vakuumdestillationsanlagen (Feedprep Anlagen) verwendet. Die Katalysatoren sind synthetische Aluminiumsilikate (Zeolithe) mit spezieller Porenstruktur. Da die CrackKatalysatoren empfindlich gegen Metalle sind, muß der Gehalt an Metallen im Einsatz begrenzt (Metallfaktor V + Ni + Fe < 3 ppm) werden. Die im Einsatzprodukt enthaltenen Schwefelverbindungen werden zum Teil als Schwefelwasserstoff abgespalten, welcher gemeinsam mit den leichten KW in der GNV aufgearbeitet wird. Beim Cracken anfallende hochmolekulare Reaktionsprodukte werden am Katalysator als Koks abgeschieden. Einsätze mit hohem Aromatengehalt führen zu höherem Koksanfall. Der Koks wird im Regenerator abgebrannt, wodurch die für das Cracken notwendige Reaktionswärme erzeugt wird. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 22 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Crack-Gas Rauchgas Leicht-Benzin 620 °C regenerierter Katalysator Luft 750 °C R e a k t o r R e g e n e r a t o r Crack Benzin HauptFraktionierKolonne BenzinTrennkolonne Stabilisierkolonne katalyt. CrackBenzine Schwer-Benzin leichtes katalyt. Gasöl Crackschweres katalyt. Gasöl Gasöl Einsatz Vakuumdestillat entschwefelt Das katalytische Cracken erfolgt heute allgemein nach dem Wirbelbettverfahren in einem durch Reaktor und Regenerator zirkulierenden Katalysatorstrom (Fluid Catalytic CrackingFCC). Das vorgewärmte Bulkdestillat kommt in einem Steigrohr ("Riser") mit dem heißen Katalysator (>600 °C) in Kontakt und wird dadurch schlagartig auf die erforderliche Cracktemperatur von 400 °C gebracht. Die Crackreaktionen laufen vorwiegend bereits im "Riser" ab und werden im Reaktor nach Abzug des Katalysators gestoppt (Reaktortemperatur 500 °C, Druck knapp <2 bar, Katalysator/Einsatzverhältnis 6:1). Der mit Koks beladene Katalysator strömt dann zum Regenerator und wird mit Luft bei ca. 700 °C abgebrannt. Die dabei entstehende Verbrennungswärme deckt den Wärmebedarf der endothermen Crackreaktionen. Aus den Abgasen und Reaktionsprodukten werden Katalysatoranteile mittels Zyklonen abgeschieden. Der regenerierte Katalysator wird anschließend wieder im Riser mit dem Einsatz in Kontakt gebracht. Die Crackdämpfe aus dem Reaktor werden in einer Fraktionierkolonne aufgetrennt . Als Reaktionsprodukte fallen Gase, 40-45% Crackbenzin, 20 - 30 % leichtes Cycleöl (LCO), ca. 5 - 10 % GSO (geklärtes Sumpföl) und ca. 5 % Masse Koks an. Das Crackgas wird in der GNV verarbeitet. Das CC-Benzin wird stabilisiert und in ein LCC (leichtes Crackbenzin) und SCC (schweres Crackbenzin) aufgetrennt. LCC und SCC werden zur Aufstellung von Ottokraftstoffen (OK) verwendet. Die Gasölfraktion LCO kann als Cutterstock für Visbreakerrückstand und als Mischkomponente für Rückstandsheizöl verwendet werden. GSO wird dem Heizöl schwer (HS) oder dem Visbreakereinsatz in geringer Menge zugemischt. Steigende Anforderungen an Ottokraftstoffe (Schwefel, Benzol, Olefine, ROZ) erfordern Kraftstoffqualitäten mit geringeren Emissionen und höherer Oktanzahl. Durch veränderte Betriebsbedingungen (Temperatur), neue Katalysatoren und Additive kann die Ausbeute an Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 23 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Olefinen ohne Einbuße bei den Oktanzahlen gesteigert werden. Die FCC - Katalysatoren werden zur Stabilisierung und Aktivitätserhöhung mit seltenen Erden dotiert. Eine Steigerung des Olefinanteiles bringt ein Zusatz von Zeolith HZMS 5, der insbesondere paraffinische Moleküle mit >7C-Atomen krackt und isomerisiert. Neueste Entwicklungen bei den Crack-Katalysatoren ermöglichen folgende Verbesserungen: - Durch Verwendung von Oxidationspromotoren kann das im Regenerator beim Abbrennen des Kokses anfallende Kohlenmonoxid (CO) in Kohlendioxid überführt werden. Als Promotoren werden Edelmetalle wie Platin dem Katalysator zugesetzt. - Für den Einsatz von schweren Vakuumgasölen und sogar Rückständen mit höherem Metallgehalt (Vanadium und Nickel) muß die Metalltoleranz der Katalysatoren verbessert werden. Dies kann durch Modifikation der Katalysatorzusammensetzung oder durch Zugabe von Metallpassivatoren (Antimonverbindungen) erfolgen. - Hohe Schwefeldioxid (SO2) Emissionen bei schwefelreichen Einsätzen können durch hydrierende Vorbehandlung des Einsatzes oder durch Abgasentschwefelung verringert werden. Auch die Bindung des im Regenerator beim Koksabbrennen entstehenden SO2 durch basische Zusätze (Magnesiumoxid u.a.) ist möglich. Die gebildeten Sulfate werden dann im Reaktor unter Freisetzung von Schwefelwasserstoff reduziert, welcher mit dem Gasstrom in der GNV aufgearbeitet werden kann. Der DCC-Prozeß (Deep Catalytic Cracking) des RIPP (Research Inst. of Petroleum Processing, Peking) ermöglicht die Maximierung von C3- bis C5-Olefinen. Es werden 14 - 21 % Propen, 20 % Butene und bis 7 % Pentene gegenüber 5 % Propen und 10 - 11 % Butene in der FCC-Anlage erhalten. 3.1.8 Dampfpyrolyse (Steamcracken) Erzeugung petrochemischer Grundstoffe in der AC-Anlage Aus Erdöl werden außer Bitumen, Brennstoffen, Schmierölen und Kraftstoffen auch Petrochemische Grundstoffe erzeugt. Der Anteil der Petrochem. Grundstoffe an der Gesamterzeugung von Erdölprodukten ist jedoch relativ gering und beträgt in Österreich nur wenige Prozente. Die Grundstoffe für die petrochemische Industrie werden im wesentlichen durch Steamcracken in der Ethylenanlage (AC-Anlage) produziert. Einsatzprodukte können Butan, Naphtha (SR-Benzin), Gasöl und schwere Destillate sein. Der Einsatz wird unter Zugabe von Dampf in Spaltöfen auf über 800 °C erhitzt und in kleinere Kohlenwasserstoffmoleküle gespalten. Beim Austritt aus dem Ofen werden die Spaltprodukte rasch abgeschreckt. Die dabei abgegebene Wärme dient zur Erzeugung von Hochdruckdampf (über 100 bar), welcher zum Antrieb der Spaltgaskompressoren benutzt wird. Nach dem Ofen erreichen die Spaltprodukte annähernd Schallgeschwindigkeit. Im Spaltofen werden Wandtemperaturen von über 1000 °C und im Destillationsteil der Anlagen Temperaturen von unter -150 °C erreicht. Die Materialien sind daher extremen Belastungen ausgesetzt und müssen hochlegiert sein. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 24 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte S p altg a s S p a ltg a sW äs ch e 1. B e n zin L a u g u n g S p a lto fe n C3 H y d r. P y ro ly se ö l P ro p y le n R o h -C 4 P y ro ly se b e n z in PyB i H y d r. E n t e t h a n e r T r o c k n e r B e n zin strip p er E n tb u ta n e r E n t p r o p a n e r K älte b lo ck 1. E n t m e t h a n e r H2 M e th an isie ru n g 2. E n t m e t h a n e r W asse rsto ff E th y le n C2 S p l i t t e r E th a n z u m S p alto fen Das nach dem Quenchen abgekühlte Gasgemisch wird in einer Spaltgas-Waschkolonne von Schwefelwasserstoff befreit und danach getrocknet. Um das Gasgemisch destillativ auftrennen zu können, werden die Spaltprodukte komprimiert und schrittweise auf tiefere Temperaturen bis unter -150 °C abgekühlt. In der Entethaner-Trennkolonne werden C2 und leichtere Kohlenwasserstoffe von den schwereren Produkten abgetrennt. Das Kopfprodukt des 1. Entmethaners wird dann in der "Kältebox" bei tiefen Temperaturen weiter aufgetrennt. Im Entmethaner werden Wasserstoff (H2), Kohlenmonoxid (CO) und Methan (CH4) über Kopf abgetrennt. Da CO ein Katalysatorgift für bei Hydrierungen verwendete Katalysatoren darstellt, werden Spuren CO im Methanisierungsreaktor mit Wasserstoff in Methan umgewandelt. Der von CO befreite Wasserstoff wird zur Hydrierung des C3-Stromes und von Pyrolysebenzin verwendet. Überschüssiger Wasserstoff kann in die Wasserstoff-Schiene der Raffinerie eingespeist werden. Zwischen 1. und 2. Entmethaner wird der C2-Strom über Molekularsieb getrocknet. Acetylen (HC ≡ CH) kann mit Dimethylformamid (DMF) extrahiert werden. Im C2-Splitter werden dann Ethylen und Ethan getrennt. Ethan wird in einen Spaltofen rückgeführt, Ethylen hingegen zu Polyethylen weiterverarbeitet. Das Sumpfprodukt des 1. Entethaners wird im Entpropaner aufgetrennt. Über Kopf gehen die C3-Kohlenwasserstoffe weg. Propin (CH3-C≡CH) und Propadien (CH2=C=CH2) werden selektiv hydriert. Aus dem verbleibenden Propylen (Reinheit über 99,9 %) wird Polypropylen erzeugt. Im Entbutaner wird eine C4-Fraktion (Roh-C4-Schnitt) über Kopf abdestilliert. Die Roh-C4-Fraktion enthält Butadien (Ausgangsprodukt für Synthese-Kautschuk), Isobutylen (Rohstoff für Herstellung von MTBE) und andere C4-Kohlenwasserstoffe. Das Bodenprodukt des Entbutaners gelangt in den Benzinstripper. Das gestrippte Pyrolysebenzin wird zur Verbesserung der Stabilität selektiv hydriert und als hochoktanige Mischkomponente in den OK-Pool verpumpt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 25 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Die Wirtschaftlichkeit einer Ethylenanlage hängt nicht nur vom Verhältnis Kosten Einsatzstoff zu Ethylenpreis ab, sondern auch von den erzielbaren Preisen der Nebenprodukte. Beim Kracken von Naphtha fällt Butadien an, welchem Zuwachsraten von 2 % vorausgesagt werden. Da der Propylen- und Ethylen-Verbrauch um 3-4 % steigen soll, wird zukünftig ein Überschuß an Butadien produziert werden. Dies wird den C4-Markt signifikant beeinflussen. MTBE wird als hochoktanige Komponente für Ottokraftstoffe benötigt. Dieses kann aus Isobuten mit Methanol erzeugt werden. Isobutan und Buten wird auch für die Alkylat Herstellung verwendet. 2-Butene können mittels Metathese in Propen umgewandelt werden. Diese Entwicklungen aus dem Bereich der C4-Chemie werden verstärkt Bedeutung erlangen. Pyrolysebenzin wird heute als Kraftstoffkomponente verwendet. Es enthält allerdings Benzol und olefinische Kohlenwasserstoffe. Benzol kann in einem Kernschnitt abgetrennt werden. Interessante olefinische KW sind Isoamylen und Cyclopentadien. Aus Isoamylen kann TAME produziert werden. CP (Cyclopentadien) und DCP (Dicyclopentadien) sind für die Harzerzeugung und Polymerproduktion wichtig. C9-Aromaten könnten für die Harzproduktion sowie 2,6 Dimethylnaphthalin (heute aus o-Xylol und Butadien) für Spezialkunststoffe Bedeutung erlangen. 3.1.8-1VERWERTUNGSMÖGLICHKEITEN VON C4-RAFFINERIESTRÖMEN Art der C4-Kohlenwasserstoffe (KW): C4-KW C4-STROM (ZUSAMMENSETZUNG IN %) AUS FCC AUS STEAMCRACKER UPSTREAM - BEGLEITGAS n-Butan 10 2 65 - 80 Isobutan 34 - 48 1 20 - 35 Isobuten 13 - 15 22 Buten-1 11 - 13 14 Buten-2 24 - 28 11 Butadien 2 48 Anfall der C4-Ströme: Bei der atm. Destillation: Bei Konversionsverfahren: Doz. Dr.Alfred Ecker Butan und Isobutan Steamcracken: Butadien und Butene Katalyt. Kracken: Butane und Butene Reformieren: Butane 2011 Seite 26 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Bei den o.a. Prozessen fallen Gase an, welche in unterschiedlichen Verfahrenschritten aufgetrennt, gereinigt und isoliert werden. Beim Steamkracken werden die C4Kohlenwasserstoffe als Roh-C4 Schnitt gewonnen. Die Abtrennung von Butadiene von anderen Komponenten erfolgt durch flüssig-flüssig-Extraktion oder durch eine „extraktive Destillation“. Die gängigsten Lösungsmittel dabei sind N-Methylpyrrolidon ( NMP) oder Dimethylformamid (DMF). D rie r & A c id g as rem o v al C ra c k in g fu rn a n c e D e m e th a n iz e r G a s o lin e fra c tio n a to r D e e th a n iz e r N a p h th a fe e d sto c k E th y le n e re fin in g H P S te a m S te a m CH F u e l o il 4 H 2 P ro p y le n e H 2 P ro pa n e D e p ro p a n iz e r C 3H 4 re m o v a l B u ta d ie n e P ro p y le n e fra c tio n a te r G a s o lin e D e b u ta n iz e r Das verbleibende „Raffinat 1“ enthält Isobuten als Hauptmenge (30 - 40 %), welches zur Herstellung von Methyltert. Butylether (MTBE) herangezogen wird. Nach der Abtrennung von MTBE verbleibt ein C4-Gemisch („Raffinat 2“) aus Butan, Isobutan und Butenen. Raffinat 2 wird in den Steamkracker rückgeführt oder zur Einstellung der Flüchtigkeit von Ottokraftstoff verwendet. Die Gase aus der Destillation, Krackgase aus der FCC-Anlage und Gase aus dem Reformer werden in Gasnachverarbeitungsanlagen aufgearbeitet. Butan oder Butan/Propan-Gemische werden als Flüssiggas (LPG) verkauft und als Kraftstoff oder Brennstoff eingesetzt. Flüssiggas wird z. B. zum Betreiben der größten LPG-Busflotte in Wien verwendet. Die mit LPG betriebenen Autobusse der Wr. Stadtwerke besitzen zudem noch einen Abgaskatalysator. Butan wird auch zur Einstellung des Dampfdruckes bei der Aufmischung von Ottokraftstoffen und als Ausgangsstoff zur Herstellung von Spezialchemikalien und als Zwischenprodukt für die Chem. Industrie (z. B. für MTBE, Maleinsäureanhydrid usw.) verwendet. Konversion der C4-Kohlenwasserstoffe Mit dem abnehmenden Verbleiungsgrad von Ottokraftstoffen muß der Klopffestigkeitsverlust durch hochoktanige Komponenten wettgemacht werden. Ether und Alkylat sind die bevorzugten Edelkomponenten. Zur Herstellung dieser klopffesten Stoffe werden C4-Kohlenwasserstoffe benötigt. Isobuten für Butylether und Isobutan und Buten für Alkylat. Zur Deckung des steigenden Bedarfes an diesen C4-Kohlenwasserstoffen stehen einige Verfahrensrouten zur Verfügung, welche eine Umwandlung von Butan in die für die Veretherung und Alkylierung erforderlichen Komponenten ermöglichen. Nachstehend sind Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 27 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Beispiele für derartige Konversionstechnologien mit Prozeßnamen und Lizenzgeber angeführt: VERFAHREN TECHNOLOGIE LIZENZGEBER NACHTEILE Isomerisierung Butamer UOP Empfindlich gegen N, S, O Dehydrierung Catofin Lummus Kat. Deaktivierung Oleflex UOP Kat. Deaktivierung + N, S, O sensitiv STAR Phillips Kat. Deaktivierung + N, S, O sensitiv Alkylierung Veretherung Snamprogetti Snamprogetti Kat. Deaktivierung H2SO4 e.g. STRATCO Hoher Säureverbrauch HF e.g. Phillips giftig Snamprogetti Snamprogetti Hüls u.a. UOP u.a. Der Butamer-Prozeß ist das am Markt am häufigsten installierte C4-Isomerisierungsverfahren. Es werden derzeit Edelmetallkatalysatoren verwendet, die gegen Verunreinigung im Einsatz noch empfindlich sind. Die Dehydrierverfahren haben wiederum den Nachteil, daß Verkokungen auftreten und der Katalysator deaktiviert wird. Alkylierungsanlagen mit Flußsäure (HF) werden wegen der Gefährlichkeit und Umweltbelastung durch die Säure kaum mehr installiert. Bei der Alkylierung mit Schwefelsäure ist der hohe Säureverbrauch nachteilig. Der Schwerpunkt bei der Erzeugung hochoktaniger Komponenten verschiebt sich daher zur Veretherung. Zur Gewinnung von mehr Isobuten für MTE gibt es mehrere Möglichkeiten: Der Roh-C4 Schnitt aus dem Steamkracker kann partiell hydriert werden, wobei das Butadien in Buten umgewandelt wird. Das Gemisch aus Butanen, Isobuten und Butenen kann dann in einer MTBE-Anlage und anschließend in einer Alkylierungsanlage umgesetzt werden. Wenn von einer Butan reichen C4-Fraktion ausgegangen wird, sollte das n-Butan zuerst in einer Trennkolonne (Deisobutaner, DIB) abgetrennt werden. Besteht der Einsatz überwiegend aus n-Butan, so muß dieses durch Isomerisierung in Isobutan umgewandelt werden. Sind im C4-Strom noch Merkaptane enthalten, werden diese zuvor durch Laugenbehandlung entfernt. Der Einsatz muß auch noch von störendem Wasser und Sauerstoffverbindungen (z. B. Methanol u.a.) durch Behandlung mit Molekularsieben befreit werden. Der so vorbereitete Einsatz kann dann z. B. in einer Butamer-Anlage an einem Platinkatalysator isomerisiert werden. Das entstandene Isobutan wird in einer DIB-Kolonne vom restlichen Gasgemich abgetrennt und in eine Dehydrieranlage (z. B. Oleflex) gepumpt. Der bei der Dehydrierung anfallende Wasserstoff wird in einer PSA-Anlage (Pressure swing absorbtion) gereinigt und für Isomerisierung oder Hydrierung verwendet. Die Isobuten reiche Fraktion kann dann mit Methanol auf einem Ionenaustauscherharz zu MTBE umgesetzt werden. Das nach der Abtrennung von MTBE verbleibende Gasgemisch kann noch zu Alkylat weiterverarbeitet werden. Water Doz.Methanol Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 28 Purge gas Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte MTBE-Verfahren sind nachstehend angeführt. Lizenzgeber: Institut Francais du Petrole, IFP/CD Tech, IFP/Ste. National Elf Aquitaine, IFP/Instituto Mexicano des Petroleo, LPEC, Petroflex, Phillips 66 Co., Shell Research Ltd., Snamprogetti SPA, Sumitomo Chemical, Texaco Development Corp. MTBE-Verfahren: ARCO Chemical Co, BP (Etherol), BP/Intevep, Conoco Inc., CD Tech, Edeleanu GmbH, Erdoelchemie GmbH, Hüls AG, Hüls/UOP, Hüls/UOP/Koch, Icerp Im BP-Reaktor erfolgt die Umsetzung des Isobuten mit Methanol zu MTBE. Das von CD Tech patentierte Reaktordesign vermeidet "Hitzespots" am Katalysator. Der 90 %ige Umsatz wird in der angeschlossenen Katalytischen Destillation durch Gleichgewichtsverschiebung wegen des dauernden Abzuges von MTBE aus der mit sogenannten "Texas tea bags" gefüllten Kolonne auf 97 % erhöht. Ein besonderes MTBE-Verfahren ist der Katalytische Destillationsprozeß von CD Tech. Als Einsatz kann die C4-Fraktion aus einer FCC-Anlage verwendet werden. Da diese Fraktion Stickstoffverbindungen enthalten kann, welche die Lebensdauer von MTBE-Katalysatoren verringern, wird der C4-Strom mit Wasser gewaschen. Danach wird Methanol zugesetzt und das Gasgemisch einem speziellen Reaktor (Boiling Point Reactor, BP-Reaktor) zugeführt. Eine Verfahrensroute zur Gewinnung maximaler Mengen MTBE aus einem Butangemisch, das bei der Erdöl-Erdgas-Gewinnung als Begleitgas anfällt, wird nachstehend kurz beschrieben. Das n-Buten/Isobutan-Gemisch aus einem Förderfeld und C4 aus einer Isomerisierung werden in diesem Beispiel zunächst in einer DIB-Kolonne getrennt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 29 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Die abgetrennte Isobutenfraktion wird in eine Catofin-Anlage zwecks Dehydrierung geleitet. Das anfallende Isobuten/Isobutan-Gemisch wird dann in einer MTBE-Anlage umgesetzt. Der bei der Dehydrierung anfallende Wasserstoff wird in einer PSA-Anlage gereinigt. Nach den vorher beschriebenen Verfahren können außer MTBE auch andere Ether wie z. B. ETBE oder TAME erzeugt werden. Für die Herstellung von ETBE (Ethyltertbutylether) wird Ethanol anstelle von Methanol mit Isobuten umgesetzt. Zur Produktion von TAME (Tertiäramylmethylether) wird die in einem Depentaner anfallende C5-Fraktion aus einer FCC-Anlage herangezogen. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 30 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte 3.1.9 Isomerisierung Die Isomerisierung dient der Umwandlung von geradkettigen Paraffin-Kohlenwasserstoffen in verzweigte Isomere. Als Rohstoffe dienen im wesentlichen n-Butan, Pentan und Hexan in Leichtbenzinfraktionen. Die Isomerisierung von n-Butan zu Isobutan wird meistens mit Anlagen zur Alkylierung von Isobuten kombiniert. Die Isomerisierung von C5- und C6- Fraktionen (ROZ = 68 - 70) führt zu verzweigten C5- und C6- Kohlenwasserstoffen mit höherer Oktanzahl (ROZ = 83 - 85). Die Isomerisierung kann sowohl in der Flüssig- als auch in der Gasphase ablaufen. Als Katalysator wird meist Platin auf Aluminiumoxid verwendet. Die Reaktionen laufen bei Temperaturen von 150 - 250 °C und einem Druck von 1 bis 5 MPa ab. Beim Reformieren finden ebenfalls Isomerisierungsreaktionen statt. Aus Methylcyclopentan wird Cyclohexan gebildet, das dann zu Benzol dehydriert wird. Langkettige Paraffine sind fest oder kristallisieren in der Kälte aus. Diese Normalparaffine in schwerem Gasöl oder Vakuumgasöl können in Isoparaffine in einer Isomerisierungsanlage umgewandelt werden. Der Isomerisierungskatalysator ist meist ein Zeolith. 3.1.10 Alkylieren Beim Alkylieren wird Isobutan mit niederen Olefinen oder Olefingemischen in Gegenwart von Katalysatoren (z. B. Schwefelsäure oder Fluorwasserstoffsäure) bei niederen Temperaturen zu flüssigen Kraftstoffkomponenten mit hohen Oktanzahlen umgesetzt. Mit Butenen als olefinischer Einsatz entsteht als Alkylat Isooctan, vorwiegend 2,2,4Trimethylpentan (RON 100). Die Alkylierung von Propen und Pentenen führt zu Alkylaten mit niedrigerer Oktanzahl. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 31 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Bei der Alkylierung mit Schwefelsäure werden die Kohlenwasserstoff-Gemische (IsobutanFraktion und Olefin-Fraktion) in einem Kontaktor mit konzentrierter Schwefelsäure bei 5° C umgesetzt. Isobutan wird in einem 5 - 10fachen Überschuß eingesetzt. Die Reaktionswärme wird mit dem zirkulierenden Isobutan durch Verdampfungskühlung abgeführt. Auch aromatische Kohlenwasserstoffe können alkyliert werden .So fällt bei der AlkylierungsReaktion von Benzol mit Ethylen Ethylbenzol an, das dann in Styrol umgewandelt werden kann. 3.1.11 HYDROCRACKEN Hydrocrack-Verfahren bieten höchste Flexibilität und erlauben Katalysator und Prozeßbindungen so zu variieren, daß überwiegend Flüssiggas, Benzin, Mitteldestillat oder spezielle Vakuumdestillate für z. B. die Schmierölerzeugung hergestellt werden können. Als Einsatzstoffe können Vakuumdestillate, aber auch Rückstände verwendet werden. Reaktionsprodukte sind überwiegend gesättigte Kohlenwasserstoffe mit hohen Anteilen an Isoparaffinen und Naphthenen (Cycloparaffine). Der Wasserstoff-Verbrauch ist mit 200 bis über 300m3/m3 Einsatz äußerst hoch und erfordert daher meist eine eigene WasserstoffErzeugungsanlage. Die meisten Verfahren verwenden Festbettreaktoren, wobei der Einsatz von oben nach unten den Katalysator durchströmt. Der Prozeß kann ein- oder zweistufig gestaltet werden. Zweistufige Anlagen haben sich für die Konversion von Vakuumdestillaten mit hohem Fremdelementanteil (N, S) bewährt. In der ersten Stufe werden N-, S- und Metallverbindungen entfernt, in der zweiten Stufe erfolgt die eigentliche Hydrokonversion. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 32 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte 3.1.12 Katalytische Entparaffinierung In der Katalytischen Entparaffinierungsanlage (KEP) werden Spindelöle und Gasöle aus der Rohöldestillation entparaffiniert. Dabei werden die in den Spindel- und Gasölen enthaltenen langkettigen n-Paraffine an Katalysatoren selektiv zu kürzeren Bruchstücken gecrackt. Dieser selektive Crackprozeß erfolgt in zwei Stufen: In der ersten Stufe werden in einem Pretreater Stickstoff- und Schwefelverbindungen mit Wasserstoff über einen Nickel-Molybdän-Katalysator unter Bildung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff sowie gesättigte Kohlenwasserstoffe reduziert. In der zweiten Stufe werden im KEP-Reaktor die langkettigen n-Paraffine durch einen Zeolith-Katalysator, welcher gleichzeitig ein Hydriermetall (z. B. Nickel) enthält, selektiv einem Hydrocracking unterzogen. Dieser zweiten Stufe ist als Posttreater nochmals ein NiMo Katalysator zur Absättigung nicht aushydrierter Bruchstücke nachgeschaltet. Gas H2 Benzin P r e t r e a t e r HDAbscheider SPO M i s c h e r K E P R e a k t o r D e s t i l l a t i o n (SW) Vacuum T r o c k n u n g GO VGO NDAbscheider Sauerwasser EPK (SW) Katalytisches Entparaffinieren (Catalytic Dewaxing) Die Reaktionen finden bei Temperaturen zw. 350 - 400 °C und Drücken zw. 50 und 100 bar statt. Die aus dem KEP-Reaktor erhaltenen Komponenten werden im Hochdruckabscheider in Gas, welches als Kreislaufgas in den Prozeß zurückgeführt wird, und Flüssigkeit getrennt. Die flüssige Phase wird in einem Niederdruckabscheider noch in Sauerwasser und Kohlenwasserstoffe getrennt. Die auf diese Weise gewonnenen Kohlenwasserstoffe werden nun in einer Destillationskolonne in Gas, Benzin und entparaffinierte Komponenten (EPK) aufgetrennt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 33 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Dabei wird das erhaltene EPK noch in einer Trocknungskolonne auf den für die nachfolgende Weiterverarbeitung notwendigen Trocknungsgrad eingestellt. 3.1.13 Visbreaken Thermisches Cracken wurde in früheren Zeiten zur Erzeugung von Kraftstoffkomponenten angewendet. Durch die Entwicklung katalytischer Verfahren hat thermisches Cracken zur Herstellung von OK-Komponenten an Bedeutung verloren. Thermische Crackverfahren werden heutzutage zur Erzeugung von Petrochemie-Grundstoffen, zur Herstellung von Ruß, allgemein zur Aufarbeitung von Rückständen eingesetzt. Visbreaking gespalten, naphtenische Kohlenwasserstoffe bereits etwa 20 mal langsamer und aromatische KW gehen eher Kondensationsreaktionen unter Koksbildung ein. Wegen der leichten Spaltbarkeit ist eine milde Form des thermischen Crackens mit dem Ziel, die Viskosität von Rückständen zu verringern. Paraffinische Kohlenwasserstoffe (KW) werden bevorzugt langkettiger Paraffine enthalten Visbreaker (VB)-Produkte weniger Paraffine und besitzen somit ein verbessertes Kälteverhalten. Der Schwefelgehalt hingegen reichert sich in den Destillaten und dem VBRückstand an, sodaß VB-Produkte einen um einige zehntel Prozent höheren Schwefelgehalt aufweisen können. Visbreaking-Anlagen werden mit und ohne Crack-Kammer (Soaker) betrieben. Bei Visbreaking Verfahren ohne Soaker wird der Einsatz (vorwiegend Vakuumrückstände) in einem Röhrenofen bei 480 - 490 °C und 8 - 50 bar Druck gespalten. Nach dem Crackofen werden die Reaktionsprodukte abgeschreckt und in einer Trennkolonne aufgetrennt. Als Produkte fallen Spaltgase, VB-Benzin, VB-Gasöl und VB-Rückstand an. C1 - C4/H 2 S NAPHTHA Feed GAS OIL Soaker HEATER Vis ADU VACCUM DESTILLATE Vis VDU VACCUM RE SID TO POX/METHANOL Visbreaker Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 34 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte In Anlagen mit einem Soaker gelangen die Reaktionsprodukte aus dem Röhrenofen in den Soaker, wo die Crackreaktionen bei niedrigerer Temperatur (430 - 450 °C) jedoch längerer Verweilzeit ablaufen. Der Vorteil des Soaker liegt darin, daß infolge der milderen Crackbedingungen weniger Koks gebildet wird. Die Eigenschaften der Visbreaker Produkte hängen von der Fahrweise des Visbreakers, in geringerem Ausmaß von der Art des Einsatzes, ab. Da sich beim Cracken die Struckturgruppenverteilung (Nichtaromaten, Aromaten, Harze, Asphaltene) ändert, muß der Visbreaker so betrieben werden, daß hinsichtlich der Stabilität des VB-Rückstandes und daraus hergestellter Heizöle bestimmte Anforderungen erfüllt werden. Um ein Ausfallen der hochmolekularen Bestandteile zu vermeiden, wird bei Aufstellung von Heizöl schwer der VB-Rückstand zunächst mit aromatenreichen Cutterstocks (VB-Gasöl, LCO u.a.) und dann mit anderen Komponenten (TRST, Bulk u.a.) vermischt. 3.1.14 Coking Unter Coking verstehen wir eine Art des thermischen Krackens unter hoher Krackschärfe. Ziel des Coking-Verfahren ist die Erzeugung maximaler Destillatmengen aus Erdölrückständen. Einsatzprodukte können Top- und Vakuumrückstände aus der Erdöldestillation, Rohöle aus Ölsanden und Schieferölen sowie Schweröle aus dem Steamcracker (Pyrolyseöl) oder aus der Kohleveredelung sein. Delayed-Coking Kondensator Gas CrackdämpfeBenzin Sammelgefäß Kokskammer Kokskammer 440°C Koks Feed Ofen 380°C Doz. Dr.Alfred Ecker Coker-Gasöl 490°C 2011 Seite 35 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Neben Destillaten, die meist noch aufgearbeitet werden müssen, fällt Koks unterschiedlicher Qualität als Hauptprodukt an. Beim Delayed-Coking entsteht Nadelkoks, der zur Erzeugung von Elektroden für die Aluminiumindustrie verwendet wird. Beim Fluid-Coking und Flexicoking wird ein Teil des Kokses zur Erzeugung der für das Cracken notwendigen Prozeßwärme herangezogen. Überschüssiger Koks kann als Brennstoff für Kraftwerke abgezogen werden. Für die Erzeugung ausgezeichneter Koksqualität sollten die eingesetzten Rückstände möglichst wenig Metalle enthalten. Die Rückstände aus schwefelarmen paraffinischen Rohölen werden nach Wärmeaustausch mit heißen Produktströmen und nach Abtrennen leichter Anteile in einem Röhrenofen auf Spalttemperatur gebracht und abwechselnd den Kokskammern zugeführt. Bei Temperaturen von 440 °C und bei 2 bis 4 bar baut sich vom Reaktorboden nach oben ein Koksbett auf, das nach ca. 24 Stunden mit einem Hochdruckwasserstrahl zerschnitten wird. Die leichten Krackprodukte (10 bis 30 % Cokergase und Cokerbenzin und 40 bis 60 % Cokergasöl und Cokerheizöl) werden über die Fraktionierkolonne aufgetrennt. Der ausgetragene „Grünkoks“ muß durch Calcinieren bei Temperaturen um 1400 °C zum Endprodukt (Elektrodenkoks) veredelt werden. 3.2 Extraktion Ermöglicht die Abtrennung einer oder mehrerer Komponenten eines Gemisches mit Hilfe einer Flüssigkeit mit selektiven Löseeigenschaften. Die Extraktion von Benzol mit Sulfolan aus aromatenreichen Benzinkomponenten oder der Aromaten aus Basisölen mit Furfural oder von Acetylen mit Methylpyrrolidon oder Butadien mit Dimethylformamid oder Acetonitril aus den leichten Fraktionen des Steamcrackers seien als nur einige Beispiele aufgezählt. Beim Duo-Sol-Verfahren wird mit zwei nicht mischbaren Lösungsmitteln gearbeitet. So werden z. B. mit Propan die paraffinischen und naphthenischen KW gelöst und die unerwünschten Bestandteile (Aromaten und Verunreinigungen) mit Kresol/Phenol ausgefällt. Die Verfahren sind aufwendig und liefern Extrakte, für welche eine umweltschonende Verwendung gefunden werden muß. 3.3 Kristallisation Hochschmelzende Normalparaffine kristallisieren in der Kälte aus und können das Erdölprodukt (Diesel oder Schmieröl) zum Stocken bringen. Sie können durch Lösungsmittelzusatz, Abkühlung, Kristallisation und Filtration gewonnen oder durch katalytische Entparaffinierung aus dem Öl entfernt werden. 3.4 Absorption Eine Komponente kann mittels Absorption in einer Flüssigkeit abgetrennt werden. Als Beispiel kann die Abtrennung von H2S aus Gasgemischen mittels Diethanolamin und Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 36 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Recyclierung der DEA-Lösung bei der Gasnachverarbeitung (GNV) in Raffinerien genannt werden. Der Schwefelwasserstoff wird durch thermische Behandlung in konzentrierter Form aus der DEA -Lösung ausgetrieben und zu Schwefel nach dem Claus - Verfahren umgesetzt. 3.5 Adsorption Poröse Materialien wie Aktivkohle und Silikagel können Dämpfe an der Oberfläche adsorbieren. Dies kann zum selektiven Abtrennen bestimmter Komponenten verwendet werden. Wasserstoff reiche Gasströme können mit Molsieben gereinigt werden. Mit der Wasserstoff- Reinigungsanlage- PSA Anlage (Pressure Swing Absorption) kann reiner Wasserstoff gewonnen werden. Zweck dieser Anlage ist, mit zB. dem von Union Carbide patentierten DWA-Verfahren (Druckwechseladsorption) aus 3576 Nm3/H Einsatzgas, 2400 Nm3/h Produktwasserstoff mit einer Reinheit von 99,5 % zu erzeugen. Das anfallende Restgas geht zum Heizgasnetz. Um reinen Wasserstoff zu gewinnen werden beim DWA-Verfahren (Druck Wechsel Adsorption) Verunreinigungen wie C1, C2 C3,C4 und schwere Kohlenwasserstoffe bei hohem Druck adsorbiert und bei niedrigem Druck desorbiert. Das Verfahren arbeitet mit wiederholtem Wechsel der beiden Grundschritte ohne Anwendung von Wärme. Molsiebe werden auch zum Abtrennen von Normalparaffinen aus KohlenwasserstoffGemischen und zum Trocknen eingesetzt. 3.6 Polymerisation Bei der Polymerisation werden Einzel-Moleküle zu einem riesigen Molekül zusammengefügt. Wenn verschiedenen Monomere am Prozeß beteiligt sind, spricht man von Kopolymerisation. Wenn nur wenige Moleküle beteiligt sind, sprechen wir von Oligomerisation, zB. zur Herstellung von Benzin durch Di-und Trimerisation von Propen und Butenen. 3.7 Klathrate Erdgas bildet mit Wasser Einschlussverbindungen, die bei Drücken bis 100 bar und Temperaturen >30°C stabil sind. Mit Harnstoff können Paraffine (Normalparaffine) von Kohlenwasserstoffen abgetrennt werden. 4 Stand der Technik bei Verfahrensanlagen BAT (Best available technology) Destillationsanlagen Rohöldestillation In der Rohöldestillationsanlage werden Rohöle in Fraktionen aufgetrennt. Die Rohöldestillation ist als erste Verarbeitungsstufe immer die Anlage mit dem größten Durchsatz. Bei entsprechender Optimierung dieser Anlage können Energieverbrauch und Emissionen wesentlich reduziert werden. Meist erfolgt die Auslegung der Destillationsanlage in Hinblick auf das Rohöl mit der höchsten Durchsatzmenge (Auslegungsrohöl). Bei Destillation anderer Rohöle, insbesondere bei Rohölen mit einem hohen Anteil an leichtflüchtigen Bestandteilen (z.B. Kondensaten) verschlechtert sich die Trennwirkung, weshalb der Durchsatz begrenzt werden muß. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 37 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Stand der Technik ist daher eine Destillationsanlage, der eine oder mehrere PreflashKolonnen vorgeschaltet sind. In der Preflash-Kolonne können die leichten Anteile (z.B. Naphtha) mit einem geringerem Energieaufwand abgetrennt und in entsprechenden Folgeanlagen (z.B. Steamcracker) zu Edelprodukten aufgearbeitet werden. Hydrotreater feed K13 120 - 160 °C Petro naphtha Kerosene Heavy gas oil K5 53 mm HG K2 1 bar 131°C K1 2bar 125 °C Crude 1225 t/h 90 - 120°C K3 1 bar 154 °C 90°C Light gas oil 357°C HEATER Light vak. gas oil Medium vak. gas oil Heavy vak. gas oil HEATER 416 °C vaccum resid Abb. Destillation mit Preflash-Kolonnen Die MIDER-Raffinerie in Leuna verwendete erstmals dieses verbesserte Destillationsverfahren [MAGER, 1997], das von ELF gemeinsam mit TECHNIP in den 80er Jahren entwickelt worden war. Bei dieser progressiven Destillation, bestehend aus zwei Prefraktionierkolonnen, einer Trennkolonne für Naphtha, der Hauptkolonne und der Vakuumkolonne, beträgt der Energieverbrauch 1,25 Brennstoffäquivalente pro 100 t REB bzw. 1,15 t pro 100 t Arab. heavy gegenüber 1,7 bis 2 t pro 100 t Arab. light bei einer konventionellen Destillation. Bei der Raffineriekapazität von 9,7 Mio. Tonnen/a macht die Energieeinsparung gegenüber konventioneller Technologie somit 50.000 Tonnen Heizöl pro Jahr aus. Preflash-Kolonnen ermöglichen eine energiesparende Abtrennung des SR-Naphthas aus Kondensaten mit sehr hohen Benzinanteilen (insbesondere für die Erzeugung des Steamkracker-Einsatzes), weil eine Standardkolonne mit zu hohen Naphtha-Anteilen überflutet werden würde bzw.der Durchsatz der Destillation ohne Preflash zurückgenommen werden müßte. Vakuumdestillation Da Rohöle bei Temperaturen über 370 °C zu kracken beginnen, wird der in der Atmosphärischen Destillation gewonnene Toprückstand im Vakuum weiter aufgetrennt. Um ein Maximum an Destillat aus Rohölen gewinnen zu können, muß das Vakuum erhöht bzw. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 38 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte müssen Kolonneneinbauten mit geringerem Druckabfall verwendet werden. Damit können auf Atmosphärendruck umgerechnete Siedeendtemperaturen um 600 °C erreicht werden (Deepcut-Fahrweise). Eine weitere Kapazitätssteigerung bei Destillationsanlagen ist durch Revamps beim Heattransfer, durch neue Trennböden und durch Prozeßintegration möglich. [TRIVEDI et al., 1998] Katalytische Destillation Das Destillationsprinzip mit katalytisch wirkenden Einbauten ist vor allem durch die Verwendung bei der MTBE-Erzeugung bekannt geworden. CDTech, USA bietet nun auch ein katalytisches Destillationsverfahren für die Entschwefelung von FCC-Benzin an. Das zweistufige Verfahren kostet bei einem Einsatz von 50.000 bbl/d mit 1.800 ppm Schwefel 17 Mio. $ und garantiert eine 95 %ige Entschwefelung. Da ein hoher Schwefelgehalt in Ottokraftstoffen im wesentlichen auf die Zumischung von FCC-Benzin zurückzuführen ist, kann dieses Verfahren bei der Erfüllung des angepeilten Schwefel-Grenzwertes von 50 ppm eine Rolle spielen [ROCK, 1997]. Die katalytische Destillation kann auch zur Reduktion von Benzol aus Reformat verwendet werden [FOLEY et al., 1998]. Im CDHydro-Prozeß erfolgt die Hydrierung ohne zusätzlichem Reaktor in einer Trennkolonne, die eine Katalysatorzone eingebaut hat. Hydrierverfahren Entschwefelung (Hydrodesulfurierung, HDS), Hydrodearomatisierung (HDA) und Hydrodenitrifizierung (HDN). Zur Entschwefelung werden derzeit einstufige Hydrieranlagen mit Co/Mo-Katalysatoren verwendet. Diese arbeiten üblicherweise unter Drücken zwischen 30 und 40 bar. Mit diesen Verfahren sind bei Mitteldestillaten Entschwefelungsgrade von >90% auf einige 100 ppm erreichbar. Der erzielbare Schwefelgehalt im hydrierten Produkt hängt von der Art des Produktes, dem Schwefelgehalt des Einsatzproduktes und den Verfahrensbedingungen ab. Höhersiedende Produkte mit schwer hydrierbaren Schwefelverbindungen wie z.B. Thiophenen können nur unter höheren Drücken und Temperaturen entschwefelt werden. Für Entschwefelungen von Gasölen unter 50 ppm bzw. für die Absenkung der Aromaten sind höhere Drücke, bessere Katalysatoren und verbesserte Reaktorsysteme erforderlich. Hochaktive Co/Mo-Katalysatoren oder Mo-Nitride sind Beispiele für derartige Katalysatoren. Das Katalysatorfouling kann mit einem Segmentreaktor verringert werden [HALBERT, 1998]. Zur Verringerung des N-Gehaltes sind Ni/Mo-Katalysatoren besser als Co/Mo-Katalysatoren [SHIH, 1998]. Thiophene und ähnliche stabile Schwefelverbindungen sind besonders schwer zu hydrieren. Hier bieten sich zweistufige Verfahren, Koppelungen mit mildem Hydrocracken oder Kombinationen mit biologischer Entschwefelung an. Die biokatalytische Desulfurierung wird derzeit im Pilot-Maßstab betrieben [MONTICELLO, 1998]. Um Vakuumdestillate in leichtere Produkte umzuwandeln oder die Mehrkernaromaten zu entfernen, müssen Hydrierungen unter höheren Drücken (über 70 bar) durchgeführt werden. Wenn der Verbrauch an Dieselkraftstoff weiterhin steigt und die im Rohöl enthaltenen Mengen an Mitteldestillat zur Marktdeckung nicht ausreichen, dann müssen auch Konversionskomponenten wie z.B. LCO aus der FCC-Anlage zur Herstellung von Dieselkraftstoff verwendet werden. Krackkomponenten enthalten aber viele aromatische Koksbildner, die ein frühzeitiges Fouling bei Katalysatoren bewirken. Eine Hydrierung unter scharfen Bedingungen ist dann unumgänglich [GONZALES, 1996]. Die Hydrierung kann Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 39 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte einstufig unter Hochdruck über Ni/Mo-Katalysatoren oder zweistufig über spezielle Edelmatallkatalysatoren zur Aromatensättigung erfolgen. Derartige Neuanlagen sind teuer und weisen aufgrund des hohen Wasserstoffbedarfes auch hohe Betriebskosten auf. Für die Hydrierung eines LCO/SR-Gasöl-Gemisches (50/50) sollen die Investitionskosten einer Hydrieranlage mit einer Kapazität von 30.000 bspd bei 60 Mio. $ liegen [KOSEOGLU et al., 1997]. Als Beispiel für ein modernes Hydrierverfahren sei die SynSat-Technologie angeführt, die von ABB Lummus mit Katalysatoren von CRITERION [CRITERION, 1998] angeboten wird. Mit den zweistufigen Verfahren und der SynSat-Technologie können Schwefelgehalte von Destillaten auf unter 10 ppm reduziert werden. Ein anderes Hydrierverfahren, das besonders zur selektiven Reduktion der Schwefelverbindungen in FCC-Benzinen geeignet ist, wurde von Intervep SA und UOP entwickelt und wird unter der Bezeichnung ISAL-Prozeß vermarktet [ANTOS et al., 1997]. Gasölhydrierungen nach IFP-Lizenz erfolgen bei Temperaturen um 350 °C und Drücken um 70 bar. Die Vakuumgasöl-Hydrierung von UOP arbeitet unter einem Druck von 83 bar und bei Temperaturen bis 420 °C. Bei dieser hohen Temperatur finden schon Krackreaktionen statt (Mild Hydrocracken, MHC), wobei bis zu 30 % leichtere Produkte erzeugt werden. Die Raffinerie Schwechat besitzt ebenfalls eine MHC-Anlage. In dieser wird der Feed für die FCC-Anlage hydriert. Beim milden Hydrokracken fallen zugleich geringe Mengen Benzin und Gasöl an. Vor einer Entparaffinierung muß der Einsatz meist auch hydriert werden. Eine katalytische Entparaffinierung besteht daher aus zwei Katalysatorsystemen zur Entschwefelung und Entparaffinierung. Im ersten Katalysatorbett werden bei hohen Drücken die S- und NVerbindungen entfernt und dann wird über einen Zeolith-Katalysator der Gehalt an Paraffinen reduziert (UNOCAL-Verfahren). In dieser Catalytic Dewaxing (CDW) bzw. KEPAnlage werden Gasöle und Vakuumgasöle entschwefelt und entparaffiniert. Dadurch können Winterdieselkraftstoffe mit wenig Aromaten und hoher Cetanzahl erzeugt werden. Dadurch werden weniger Weißrauch beim Start und weniger Ruß emittiert und es entsteht weniger Lärm im Dieselmotor. Um ein besseres Kälteverhalten zu erhalten, können die Normalparaffine entweder gekrackt oder isomerisiert werden. Beim CDW-Verfahren fällt durch das Kracken der Paraffine eine geringere Produktmenge an. Das Isomerisierungsverfahren (IDW) hat diesen Nachteil nicht, weil die Paraffine nur isomerisiert werden. Verfahren gibt es von Mobil, Chevron uund anderen Firmen. Der Mobil-Prozess wird als MAKFINING-Isomerisierungsverfahren vertrieben [ANGEVINE et al., 1997]. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 40 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Varriante I Varriante II Feed Oil and H 2 Rich Treat Gas First Stage Counter-current Reaction Zone Gas and Liquid Quench First Stage Reactog Feed Oil And H 2 Rich Treat Gas HP Stripper Second Stage Countercurrent Reactor Vapor Effluent Vapor Effluent Liquid Quench HP Stripper Section H 2 Rich Recycle Gas for Stripping Gas and Liquid Quench Makeup H2 Second Stage Counter-current Reaction Zone Makeup H 2 Liquid Efflueng Liquid Effluent Liquid Quench H 2 Rich Recycle Gas for Stripping Abb. Hydrierung nach SynSat [CRITERION, 1998] Bei den Hydrierungen entstehen Schwefelwasserstoff aus den Schwefelverbindungen und Ammoniak aus den Stickstoffverbindungen. Diese Gase sind ebenfalls entsprechend dem Stand der Technik zu minimieren. Ammoniak wird über das Abwasser ausgetragen und in der Abwasserbehandlungsanlage entfernt. Schwefelwasserstoff wird mit Alkanolaminen aus den Gasströmen ausgewaschen. Wegen der Gefährlichkeit von Schwefelwasserstoff sind Gaswarngeräte installiert, die einen Austritt ins Freie sofort registrieren, Alarm geben und zum Abstellen der Anlage führen können. Schwefelerzeugung in Claus-Anlagen Der beim Regenerieren der beladenen Alkanolaminlösung freigesetzte konzentrierte Schwefelwasserstoff wird in Schwefelrückgewinnungsanlagen zu Schwefel umgewandelt. Der Schwefel-Umsetzungsgrad liegt bei Claus-Anlagen mit 2 Reaktoren bei >95 %. Mit einem dritten Reaktor kann unter der Voraussetzung einer optimalen Anlagenauslegung eine Umsetzung von 97 % erzielt werden. Der im Abgas aus den Clausanlagen noch enthaltene Schwefelwasserstoff wird zu SO2 verbrannt. Eine weitere Reduktion der SO2–Emissionen kann durch eine Nachbehandlung in einer Tail Gas Clean Up Unit (TGCU) erreicht werden. Mit folgenden Nachbehandlungsanlagen werden Umsetzungsgrade bis 99,5-99,9% erreicht: SCOT-Verfahren Clintox-Prozeß Hydrosulfreen-Verfahren Superclaus-Verfahren Engpässe in der Kapazität der Claus-Anlage können durch Einsatz von Sauerstoff (20-30 %) anstelle von Luft als Oxidationsmittel beseitigt werden (OxyClaus-Prozeß). Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 41 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Es kann auch eine Sulfreen-Verfahrenstufe verwendet werden, um in der Clausanlage eine Umsetzung von über 99,5 % zu erreichen. Das Abgas kann auch in eine Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) eingespeist werden. Platformer und Isomerisierung Stand der Technik sind Platformer mit kontinuierlicher Regeneration (CCR-Platformer), wie sie in Leuna und Schwechat verwendet werden. Die Verbesserungen beim Reforming zielen vor allem auf eine Maximierung der Wasserstoffausbeute, um mehr Wasserstoff für Hydrierungen zu bekommen, und auf eine Minimierung des Benzolgehaltes im Platformat. Letzteres wird durch Herabsetzung des Partialdruckes und der Reforming-Schärfe erreicht. Die daraus resultierende geringere Aromatenausbeute und damit geringere Oktanzahl muß durch verbesserte Katalysatoren (Promotierte Pt/Re-Katalysatoren) oder Oktanzahlbooster wettgemacht werden. Das beim Platformieren gebildete Benzol kann durch die Wahl des Einsatzes (Rohöle mit weniger Methylcyclopentan und Cyclohexan) oder durch nachfolgende Hydrierung einer im Trennteil gewonnenen, mit Benzol angereicherten Fraktion in der Isomerisierungsanlage verringert werden (Vorsicht: exotherme Reaktion!!). Um die Senkung der Oktanzahl durch die Minimierung von Benzol wettzumachen, werden zunehmend Leichtbenzin- Isomerisierungen gebaut. Tab. Entwicklung der Anlagenkapazitäten für die Paraffinisomerisierung in 1.000 Tonnen [CLAUSE et al., 1998] Nordamerika Westeuropa Parzifikküste/Südasie n Osteuropa/GUS Lateinamerika Mittelost Afrika Insgesamt 1990 504 169 24 1995 604 437 67 1998 664 501 92 2000 700 550 210 2010 800 580 700 23 3 15 738 39 41 49 15 1.252 57 116 66 30 1.526 100 120 150 50 1.880 200 135 200 80 2.695 Ein leistungsfähiger Isomerisierungskatalysator wurde kürzlich von Akzo Nobel Catalysts vorgestellt. [de BOER et al., 1997] Fluid Catalytic Cracking (FCC) FCC-Anlagen sind eine der wichtigsten Konversionsanlagen, weil sie die Umwandlung schwerer Fraktionen in Gase, Benzin und Mitteldestillat erlauben [MINAMI, 1998]. Durch spezielle Katalysatoren können höhere Oktanzahlen im Benzin oder mehr olefinische Kohlenwasserstoffe für die Petrochemie oder für die Erzeugung von Alkylat oder Ether erhalten werden. Höhere Temperaturen und kürzere Kontaktzeiten ermöglichen im HS-FCC Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 42 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte (High severity fluid catalytic cracking, eine Entwicklung von Petroleum Energy Center, Japan und KFUMP, Saudi Arabia) höhere Ausbeuten an Butenen für die Alkylierung und MTBE-Produktion. Eine weitere Verbesserung kann durch Abtrennen des verbrauchten Katalysators erfolgen. Im MagnaCat-Verfahren der Kellogg Technology Company wird ein Magnet eingesetzt, um verbrauchten Katalysator abzutrennen [JOHNSON et al., 1998]. Als Einsätze in die FCC-Anlage können Vakuumdestillate und Destillationsrückstände verwendet werden. Der Einsatz von Rückständen hat den Nachteil, daß mehr Koks am Katalysator abgelagert wird, die Katalysatorlebensdauer verringert wird und beim Regenerieren höhere Emissionen an SO2, CO, Staub und Metallen anfallen. Auch der Einsatz von unhydrierten Vakuumdestillaten ist wegen des hohen Schwefelgehaltes von Nachteil. Diese können bis 3 Masse % Schwefel enthalten, welcher sich letztendlich in den Konversionsprodukten und im Rauchgas aus dem Regenerator wiederfindet. 50% des Einsatzschwefels gelangen in die FCC-Produkte, 40-45% als H2S in die Gase und 5-10% finden sich im Koks. Beim Regenerieren des FCC-Katalysators werden durch Abbrennnen des Kokses mit Luft die Schwefelverbindungen in SO2 umgewandelt. Außerdem entsteht bei den hohen Temperaturen von >700°C im Regenerator NOx und durch die unvollständige Verbrennung des Kokses am Katalysator wird CO gebildet. Diese Gase sind nach dem Stand der Technik zu minimieren. Stand der Technik zur SO2-Minderung in FCC-Anlagen Stand der Technik zur Reduktion der SO2-Emissionen ist der Einsatz hydrierter Vakuumdestillate. Durch Hydrierung des Einsatzes wird der Schwefelgehalt auf <0,5 Masse% verringert und in der Folge die SO2-Emission im Regenerator-Abgas bis zu 90 % reduziert. Sowohl in Leuna als auch Schwechat werden die Vakuumdestillate vor der Einspeisung in die FCC-Anlage hydriert. Der Schwefelgehalt im Vakuumdestillat aus REB-Rohöl in Leuna von >1,5 Massen% wird auf 0,35% reduziert. In Schwechat werden Vakuumdestillate unterschiedlicher Rohölprovenienz mit Schwefelgehalten bis 2 % auf unter 0,5% hydriert. De-SOx Katalysatorzusätze reagieren mit dem SO3 im Regeneratorabgas unter Bildung von Sulfaten, die im Reaktor zu H2S reduziert und dann aus dem Gasstrom durch Amine entfernt werden. Die Wirkungsgrade liegen aber unter 50%. Die Entschwefelung der FCC-Abgase mittels Rauchgasentschwefelung ist mit Wirkungsgraden bis 98% (bei regenerativer REA) möglich, wenn die Gase vorher durch ein Gasreinigungssystem von den störenden Substanzen wie Staubbestandteilen, Schwermetallen, Schwefeltrioxid gereinigt werden. Dow Chemical Co verwendet im Turbotak-Prozeß das sogenannte TurboSox Amin zur regenerativen SO2-Entfernung (vertrieben durch Turbosonic Inc.). In Naßverfahren (Wet gas scrubbing, WGS) werden SO2 und Partikulates entfernt. Als Waschmittel werden Natronlauge, Soda und Sulfite verwendet. Die Feststoffe werden in einem Absetzbehälter als Slurry abgetrennt, die beladene Lauge wird aufgearbeitet. Im sogenannten WSA (wet gas sulfuric acid)-Prozeß werden über 99% der Schwefeloxide bei 220 °C katalytisch oxidiert. Katalysator und Partikulates werden elektrostatisch abgeschieden, das SO2 hältige Gas wird auf 400 °C aufgeheizt und in einem Reaktor zu SO3 oxidiert. Durch Kombination mit einer selektiven katalytischen Reduktion können nach dem SNOX-Prozeß auch die Stickoxide bis zu 95% reduziert werden. Stand der Technik zur NOx-Kontrolle in FCC-Anlagen Durch Hydrierung des FCC-Einsatzes und Temperaturkontrolle beim Regenerieren kann die NOx-Emission bis zu 80% reduziert werden. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 43 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Zur Verringerung der SO2- und NOx-Emissionen können Wäscher (Wet gas scrubber) eingesetzt werden. Als Beispiel sei die von Belco Technologies Corp entwickelte Technologie genannt, bei der das EDV-Absorbtionsverfahren mit dem ELSORB Regenerativprozeß kombiniert wurde [HART´S FUEL TECHNOLOGY, 1998]. Stickoxid-Emissionen aus FCC-Anlagen (in Abhängigkeit vom N-Gehalt des Einsatzes 200 – 2.000 mg/Nm3 bei 3%O2) können auch durch thermische bzw. katalytische NOxReduktionsverfahren verringert werden. In der Scanraff-Raffinerie in Schweden wurde die SCR-Technologie für das FCC-Regeneratorabgas installiert, wodurch die NOx-Emissionen von 400 ppm auf 40 ppm verringert werden konnten [BROOK et al., 1997]. In FCC-Anlagen mit partieller Verbrennung des Kokses zu CO kann Kohlenmonoxid zur Reduktion der Stickoxide verwendet werden. Ein Verbrennungspromotor (PROMAX 2000) wurde entwickelt, der NOx durch die Reduktion mittels CO verringern soll [SMITH et al., 1997]. Stand der Technik zur Reduktion von Schwefeloxid-und Stickoxid-Emissionen sind die Hydrierung des Vakuumdestillates. Die Stickoxid-Emissionen können auch effizient (von 800 auf 120 mg/Nm3 bei 3%O2) mittels SCR-Technologie verringert werden. Stand der Technik zur CO-Reduktion bei FCC-Anlagen Bei unvollständiger Verbrennung des Kokses entsteht CO. Durch eine Nachverbrennung über einen Oxidationskatalysator kann das CO in CO2 umgewandelt werden. Stand der Technik ist die Verwendung eines FCC-Katalysators mit Oxidationspromotor. In der Raffinerie Schwechat wird das Total burning-Verfahren mit einem Promotor im Katalysator eingesetzt, wodurch CO zu CO2 umgesetzt wird. Um durch die stark exotherme Reaktion bei der Oxidation von CO zu CO2 die Temperatur kontrollieren zu können, sollte ein Katalysatorkühler verwendet werden. Stand der Technik zur Reduktion von Staub-Emissionen aus FCC-Anlagen Die Staubemissionen aus dem Katalysatorabrieb können durch den Einbau von Zyklonen, durch elektrostatische Filter oder Wäscher verringert werden. Stand der Technik sind Elektrofilter. In den Raffinerien in Leuna und Schwechat werden Elektrofilter mit Wirkungsgraden von > 90 % verwendet. Alkylierung Für die Umsetzung von Isobutan mit Buten zu Alkylat, das aus Isooctanen besteht, werden derzeit Flußsäure oder Schwefelsäure als Katalysatoren verwendet. Beide Säuren verlangen aus Sicherheits- und Umweltgründen besondere Vorsicht bei der Handhabung. HF ist flüchtig und toxisch, bei H2SO4 als Katalysator fallen große Mengen verbrauchte Schwefelsäure an, die regeneriert werden müssen. Da bisher noch keine praktikablen Festkatalysatoren entwickelt wurden, zielen Verbesserungen auf höhere Selektivität und Katalysatorregenerierungen mit minimalem Katalysatorverbrauch. Ein verbessertes Regenerierungsverfahren für gebrauchte Schwefelsäure (SARP) verwendet Propen und verläuft über Diisopropylsulfat als Zwischenstufe. Um bei einem Unfall die Gefahren durch austretende Flußsäure um 60-90% zu reduzieren, hat Phillips Petroleum und Mobil den "Reduced Volatility Alkylation Prozess" mit einem modifizierten HF-Katalysatorsystem entwickelt und 1997 erstmals in den Raffinerien von Phillips Woods Cross,UT, und Mobil Torrance, CA. installiert. Ein neuer Prozeß wird von Haldor Topsoe angeboten. Das Holdor Topsoe Verfahren verwendet Trifluormethansulfonsäure (CF3SO3H) in porösem Trägermaterial als Katalysator. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 44 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Es entspricht dem Stand der Technik und ist derzeit das einzige Verfahren, das weder HF noch H2SO4 als Katalysator verwendet. Recycled Isobutane Light Ends Olefin Feed C4 Product Pretreatment Reactor System Acid Removal Fractionation Isobutane Alkylate Product Acid Recovery Abb. 19: Alkylierung nach Topsoe [JONSDOTTIR, 1998] Benzolextraktion In Rohölen können in Abhängigkeit von der Rohölprovenienz bis zu 1 Masse % Benzol enthalten sein. Beim Platformieren und Kracken wird Benzol gebildet. Platformer und Steamkracker sind die Hauptquellen für Benzol. Durch Abtrennen einer Fraktion aus dem Pyrolysebenzin und dem Reformat läßt sich ein mit Benzol angereicherter Kernschnitt (Herzschnitt) gewinnen, der nach Destillation von Pyrolsebenzin über 80 % Benzol enthalten kann. Wenn der Herzschnitt Verunreinigungen (Schwefel-, Sauerstoff- und Stickstoffverbindungen) und Olefine enthält, müssen Pyrolysebenzin oder der Kernschnitt daraus vor dem Extraktionsschritt hydriert werden. Zur Extraktion von Benzol stehen zahlreiche Lösungsmittel zur Verfügung. Beispielhaft seien folgende Extraktionsmittel angeführt: Sulfolan (Shell) Morphylan (Verfahren v. Krupp Koppers) Furfural Dimethylformamid N-Methyl-Pyrrolidon (NMP) N-Methyl-Pyrrolidon wird auch zur Extraktion von Butadien aus dem im Steamcracker anfallenden Roh-C4 verwendet. LURGI setzt in seinem DISTAPEX-Prozeß NMP ein. Der Prozeß beruht auf dem Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 45 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Prinzip der Extraktivdestillation und besteht aus Destillationskolonnen, zwischen denen das Lösungsmittel zirkuliert wird. ExtraktionsDestillationskolonne Raffinationskolonne Lösungsmittel Stripper Raffinat Aromaten Fraktion Reine Aromatenfraktion Lösungsmittel + Aromatische Komponente Lösungsmittel Abb. 20 Lurgi Distapex-Prozeß Bei der Extraktion aus einem hydrierten Kernschnitt aus Pyrolysebenzin mit 80 % Benzol sind Betriebsmittelverbräuche pro Tonne Benzol von 0,6 t Dampf (12-14 bar), 4 kWh Strom, 24 m3 Kühlwasser und 0,01 kg NMP zu erwarten. Die Reinheit entspricht nach ASTM D 4734 Refined Benzene Grade mit über 99,9 % Masse. Die Extraktionsmittel werden durch Destillation zurückgewonnen und wieder verwendet. Visbreaking Beim leichten thermischen Kracken werden aus Rückständen bis 20 % Destillate gewonnen. Der Visbreaker-Rückstand wird dann für die Erzeugung von schwerem Heizöl verwendet oder in Vergasungsanlagen in Synthesegas (z.B. wie in der MIDER-Raffinerie in Leuna) umgewandelt. Die Krackschärfe muß so gesteuert werden, daß sich wenig Koks im Soaker ablagert (wirtschaftliche Betriebszeiten) und keine Asphaltene beim Vermischen des VBRückstandes mit Stellkomponenten im Heizöl ausfallen. Durch Zugabe von Wasserstoffdonatoren und Wasser kann die Konversion ohne Stabilitäts einbußen erhöht werden. Der Aquaconversions-Prozeß ist eine HydrovisbreakingTechnologie, bei welcher der Wasserstofftransfer aus Wasser stammt. Die Technolgie wurde von PDVSA-Intervep entwickelt und wird von UOP und Foster Wheeler kommerzialisiert. Das Verfahren wurde in einem 38.000 bpd Soaker-Visbreaker bei der ISLA Raffinerie in Curacao getestet. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 46 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Fractionator G as and gasoline D estillate stripper S oaker H eater S team Light gas oil Feed S team R esid A dditive recovery A dditive m ake up Q uench Abb Hydrovisbreaker [HYDROCARBON PROCESSING, 1998] Verfahren zur Rückstandsverarbeitung Raffinerien konvertieren Rückstände, um den Anteil an schwerem Heizöl zu reduzieren und höherwertige Produkte daraus zu machen. Prinzipiell stehen zwei Technologien zur Verfügung: Verfahren zur Erhöhung des H-Anteiles (Hydrierungen) Verfahren zur Anreicherung des C-Anteiles (Krack- und Coking-Prozesse) Beispiele für Verfahren mit Erhöhung des Wasserstoffgehaltes sind: Katalytische Hydrierverfahren: • Resid Fining, RCD UNIBON, Unicracking, HYVAHL-ASVAHL hydrotreatment, AUROBAN • H-Oil, LC-Fining, HYCON Nichtkatalytische Verfahren • Hydrovisbreaking, Dynacracking, Donor Solvent Visbreaking Beispiele für Verfahren mit C-Anreicherung sind: Katalytische Krackverfahren: • Reduced crude cracking (RCC), Heavy oil Cracking, VEBA combi cracking (VCC) • Deep catalytic cracking (DCC) Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 47 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Nichtkatalytische Verfahren: • Coking: Delayed Coking, Fluid Coking, Flexicoking, LR-Coking • Deasphalting: DEMEX, Rose-Verfahren • Visbreaking • Thermal Cracking • Partielle Oxidation In den Rückständen sind hochmolekulare Bestandteile und Metalle angereichert, welche Katalysatoren deaktivieren. Bei Verwendung billiger Katalysatoren müssen die deaktivierten und mit Koks und Metallen (Vanadium und Nickel) beladenen Katalysatoren entsorgt oder aufgearbeitet werden. Die erzielten Destillate müssen noch bei höheren Drücken und Temperaturen hydriert werden, um auch die Aromaten zu reduzieren. Bei den thermischen Prozessen fallen entweder mit Metallen angereicherte und kaum verwertbare Rückstände an und die gewonnenen Destillate müssen ebenfalls hydriert werden. Beim Delayed Coking wird ein schwefelarmer und metallarmer Rückstand wie zB aus den Rohölen EsSider, Amna oder Brega eingesetzt, um Elektrodenkoks für die Aluminiumindustrie zu erhalten. Beim Fluid Coking oder Flexicoking wird der Koks als Brennstoff verwendet oder vergast. Die Rückstände aus Visbreaking oder thermischen Krackverfahren werden meist vergast, wobei Synthesegas und ein Konzentrat mit Vanadium-und Nickelverbindungen anfällt. So wird z.B. Aus dem Vakuum-Visbreakerrückstand in Leuna Synthesegas und Methanol mittels Partieller Oxidation erzeugt. Bei der Partiellen Oxidation fällt Synthesegas und Schlacke an. Das Synthesegas kann auch zur Wasserstoffgewinnung verwendet werden. Die Gasreinigung ist technisch erprobt, die Schlacke ist deponiefähig. Als Beispiel für Verbesserungen beim Coking-Verfahren sei der LR-Prozeß angeführt, nach dessen Prinzip eine SATCON-Anlage von LURGI Umwelt GmbH in der ESSO-Raffinerie Ingolstadt derzeit gebaut wird [ERDÖL ERDGAS KOHLE, 1998]. Mit diesem Verfahren werden Raffinerierückstände zu Zwischenprodukten veredelt, die sich zu marktfähigen Endprodukten weiterverarbeiten lassen [WEISS, 1998]. Neue Verfahren und Verfahrensentwicklungen Raffinerien werden derzeit als „Costcenter“ betrieben. Sie versuchen daher, die Kosten zu minimieren und die Wertschöpfung zu erhöhen. Zubauten, Adaptierungen, Revamps und der Ersatz bestehender Anlagen durch Anlagen mit besserer Energienutzung und geringerer Umweltbelastung haben Vorrang vor neuen Verfahren. Wenn eine veraltete Anlage ersetzt werden muß, hat die Errichtung einer größeren Anlage den Vorteil der geringeren Betriebskosten. Wenn die Wertschöpfung durch Nutzung eines neuen Verfahrens in der Produktionskette wesentlich erhöht werden kann, wird auch in Neuanlagen investiert. Alkylierung Die Firma UOP hat ein Verfahren mit einem Festkatalysator angekündigt. Im Rahmen des EU-Projektes ZEOKATALK [STÖCKER et al., 1998] werden neue ZeolithKatalysatorsysteme erprobt. Die Umsetzung von Isobutan mit Butenen wird in einem SlurryDoz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 48 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Reaktor durchgeführt. Zur Regeneration der Katalysatoren werden auch hydrierende Verfahren getestet. Nach ALBRIGHT [1998] soll aus 2-Buten und Isobuten über einen flüssigen Komplex aus AlCl3 und Ethern hochoktaniges Alkylat erzeugbar sein. Eine Alternative zur Alkylierung bietet Snam Progetti an. Bei dem mit der MTBE-Erzeugung kombinierbaren Verfahren sollen durch Dimerisierung Isooctene entstehen. Durch Hydrierung kann daraus Isooctan erzeugt werden. Krackverfahren mit intern zirkulierender Wirbelschicht Ein neues Wirbelschichtverfahren wurde am Institut für Verfahrenstechnik, Brennstofftechnik und Umwelttechnik an der Technischen Universität in Wien entwickelt. [HOFBAUER, 1993] Das Verfahren arbeitet mit einer intern zirkulierenden Wirbelschicht. In der intern zirkulierenden Wirbelschicht werden Gas und Feststoff im Innern des Reaktors separiert, so daß der Feststoffumlauf ausschließlich innerhalb des Reaktors erfolgt. [FIMBERGER, 1999] Die Vorteile dieses Verfahrens liegen im besseren Wärmeübergang und der Möglichkeit, bei der Reaktion entstehende Schadstoffe durch reaktive Feststoff-Zusätze abfangen zu können. Biodesulfurisation Der Prozeß ermöglicht, Schwefelverbindungen aus fossilen Resourcen durch Enzymkatalysierte Reaktionen zu entfernen. Ein Biokatalysator wird in einem gerührten Reaktor zu dem Öl/Wasser-Gemisch dosiert und die Schwefelverbindungen werden durch Luft oxidiert. Danach werden die Phasen getrennt und das entschwefelte Produkt weiter raffiniert [MONTICELLO, 1998]. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 49 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Air Mist eliminator/vapor capture Biocatalyst Desulfurized oil Water Slurry Mixer Separations unit pH controll and chemical addition Bioreactor Aqueous phase High-sulfur oil feed Biocatalyst & water recycle Biocatalyst draw stream Neutralizing agent Abb.: Biokatalytische Entschwefelung TRENDS in der Raffinerietechnik Nach dem derzeitigen Wissensstand werden auch in der Zukunft Benzin und Diesel die bevorzugten Kraftstoffe sein. Damit wird die Entwicklung der Raffinerietechnik durch technologische und insbesondere organisatorische Fortschritte in der Produktionsökonomie sowie vor allem durch die Forderung nach Minimierung von Umweltbelastungen geprägt. Daraus folgen die Schwerpunkte zukünftiger Entwicklungen bei: • Katalysatoren für Raffinerieprozesse [ABSI-HALABI, 1997] • Prozeßintegration und Automatisierung Katalysatorenentwicklung Ein Schwerpunkt liegt in der Entwicklung neuer FCC-Katalysatoren mit einer bevorzugten Selektivität für Iso-C4- bzw. C5-Kohlenwasserstoffe zur MTBE- bzw. TAME-Synthese. Ein Beispiel für eine solche Neuentwicklung ist der FCC-Prozeß (MIO) in China. Einsatzstoffe sind Vakuumgasöl und Vakuumrückstand. Geeignete Katalysatoren (Zeolith Beta) sollen neben einer optimalen Porenstruktur nur eine geringe H-Transferaktivität zeigen. Ein weiterer Zukunftstrend liegt in der Neuentwicklung heterogener Katalysatoren für die Isoparaffin-Alkylierung. Aussichtsreich scheinen die Entwicklungen neuer supported liquid phase-Katalysatoren (SLP-KAT) zu sein. Problematisch bei der Anwendung dieser Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 50 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Katalysatoren sind die Auslösung von Oligomerisierungsreaktionen bei höheren Temperaturen und Katalysatordesaktivierung. Die Entwicklung neuartiger Katalysatortechnik hat auch im katalytischen Reforming und in der Paraffinisomerisierung Bedeutung. Ziele der Reformingprozesse sind folgende: • Maximierung der Wasserstofferzeugung • Minimierung des Benzolgehaltes. Eine Benzolminimierung wird z.B. erreicht durch eine Abreicherung von Benzolvorstufen im Einsatzprodukt (z.B. Cyclohexan). Neue Pt/Re-Katalysatoren erhöhen die Wasserstoff- und Benzinausbeute, u. a. durch Beeinflussung der Hydrolyseaktivität von Re in Richtung der C6- und C7-Paraffine. Um den Abfall der Oktanzahl aufgrund der Benzolminimierung zu kompensieren, nimmt die Kapazität für die Paraffinisomerisierung laufend zu. Katalysatoren, die für die Isomerisierung eingesetzt werden, sind: • Pt auf amorphen Aluminiumoxid (chlorhältig) • Pt-haltige Zeolithe Prozeßintegration und Automatisierung Um in einer Raffinerie zur richtigen Zeit die richtigen Produkte zur Deckung des Marktbedarfes bereitstellen zu können, sind Planungs- und Prozeßsteuerungssysteme erforderlich. Zwecks Kostenminimierung werden alle Verfahren von einer zentralen Meßwarte aus gesteuert. Um die Produktion kontrollieren und sofort Änderungen in der Fahrweise vornehmen zu können, wird die Qualität der Produktströme mit OnlineMeßgeräten verfolgt. Dies und die Überwachung der wesentlichen Parameter von Anlagen in der zentralen Meßwarte ermöglichen ein sofortiges Eingreifen. Dadurch können Ausfälle und Fehlchargen minimiert werden. Notabfahren über Fackeln wird nur im Gebrechensfall oder bei Stopps benötigt und die Sicherheit wird merklich erhöht. Außerdem gelangen dadurch weniger Schadstoffe in die Umwelt. Zur Erhöhung der Sicherheit dient auch das Abschott- und Entlastungssystem (AES), welches erstmals als sicherheitstechnische Besonderheit in der Raffinerie MIDER in Leuna installiert wurde. Zur Optimierung von Verfahren wird immer häufiger auch Software für die Prozeßsimulation eingesetzt. Ein Überblick darüber kann der Literatur entnommen werden [HYDROCARBON PROCESSING, 1994]. STRATEGIEN zur MINIMIERUNG schwerer Erdölrückstände Raffinerien versuchen aus Rohölen ein Maximum an Destillaten zu gewinnen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Deshalb werden atmosphärische Toprückstände im Vakuum soweit wie möglich „ausdestilliert“. Siedeenden um 600 °C sind derzeit erreichbar (Deep Cut-Fahrweise). Durch Kracken der Rückstände können noch einige Konversionsdestillate gewonnen werden. Beim Visbreaken sind 20 bis über 30 % (Aquavisbreaking) noch an Destillaten gewinnbar. Der verbleibende VB-Vakuumrückstand kann zur Erzeugung eines schweren Heizöles, eines Sonderbrennstoffes oder Bunkeröles verwendet werden. In diesen Produkten sind aber alle Fremdelemente (S, N, V, Ni) angereichert. Diese Elemente ergeben beim Verbrennen SO2, NOx, Staub und Asche. Diese Emissionen belasten die Umwelt und müssen nachträglich aus dem Rauchgas entfernt oder umweltschonend entsorgt werden. Aufgrund der zunehmenden Auflagen werden auch die Grenzwerte für diese Emissionen ständig hinabgesetzt. Der Verbrauch an schwerem Heizöl nimmt daher ab, schwere Heizöle werden hauptsächlich als Sonderbrennstoff in Kraftwerken mit Rauchgasentschwefelung oder in der Zementindustrie eingesetzt. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 51 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte Da die Reinigung von Rauchgasen aus gasbefeuerten Anlagen leichter zu bewerkstelligen ist, steigen viele Kraftwerksbetreiber auf Erdgas um. Die Raffinerien müssen daher andere Einsatzmöglichkeiten für schwere Rückstände finden oder diese in Konversionsanlagen in wertvolle Endprodukte umwandeln. Da Raffinerien außerdem versuchen müssen, hochwertige Produkte direkt an den Endkunden zu bringen, existieren langfristig nur zwei Möglichkeiten, schwere Rückstände in wertvolle Endprodukte umzuwandeln: 1) Beim Kerngeschäft Energie zu bleiben und die Rückstände im Kraftwerk der Zukunft möglichst effizient in das Endprodukt Strom umzuwandeln. 2) Als alternative Strategie Rückstände in Synthesegas umzuwandeln und Synthesegas als Ausgang für Synthesen in der Chemieindustrie zu verwenden Bei der effizienten Nutzung von Rückständen für die Stromerzeugung sind mehrere Möglichkeiten gegeben. Zunächst können die verwertbaren Anteile im Vakuumrückstand durch Verkoken, Deasphaltieren oder andere Konversionsverfahren maximiert werden. Bei diesen Verfahren werden Produkte erhalten, die aber noch raffiniert werden müssen. Weiters verbleibt ein Rückstand, der die Fremdelemente in konzentrierter Form enthält. Dieser muß in speziellen Anlagen verbrannt und vergast werden oder für die Metallgewinnung weiter aufgearbeitet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Vergasung mit Luft und die Einspeisung des Armgases in ein Gassystem oder die Verbrennung im Kraftwerk. Bei Vergasung mit Sauerstoff kann aus dem Reichgas über einen GUD-Prozeß, d.h. über eine Gasturbine und dann über eine Dampfturbine, Strom mit hoher Effizienz erzeugt und die Restwärme in eine Wärmeschiene eingespeist werden. Neben dem hohen Wirkungsgrad kann mit dieser Variante auch Strom für Spitzenabnahmen bereitgestellt werden. Dazu kann bei geringem Strombedarf das Synthesegas in Methanol umgewandelt werden. Im Unterschied zu Strom ist Methanol speicherbar und kann bei Stromspitzen in einer zusätzlichen Turbine zur Energiegewinnung verwendet werden. Infolge der Deregulierung in der stromliefernden Industrie haben viele Raffinerien in den Vereinigten Staaten bereits unabhängige Kraftwerkgesellschaften gegründet, um aus dem wachsenden Strombedarf Nutzen zu ziehen. Die Öl- und Gasindustrie hat damit die Möglichkeit, überschüssige Erdölrückstände in Raffinerien zur Stromerzeugung zu nutzen und gleichzeitig über die Erdgasschiene in den Strommarkt vorzudringen [SUMMERVILLE, 1998]. Bei der Strategie in die Richtung Chemie lassen sich aus dem Synthesegas (CO + H2) nicht nur Wasserstoff sondern auch wertvolle Industriechemikalien wie Methanol, Essigsäure, Alkohole und Folgeprodukte gewinnen. Auf dieser sogenannten C1-Chemieschiene kann dann die gesamte Chemie aufgebaut werden. War früher die Kohle Rohstoff für die Chemie (Reppe-Chemie), so verwendet die Chemie seit der Nutzung von Rohöl, Ethylen als wesentlichen Ausgangsstoff für die Herstellung von Chemikalien. Im Erdgaszeitalter wird der zukünftige Rohstoff Methan und Synthesegas sein. Schon jetzt lassen sich einige Grundchemikalien wie z.B. Essigsäure wirtschaftlicher aus Erdgas über Synthesegas als aus Ethylen erzeugen. In einigen Raffinerien wurde diese Strategie bereits eingeschlagen. In der MIDER-Raffinerie in Leuna wird der Visbreakerrückstand bereits vergast und aus dem Synthesegas Wasserstoff für die Hydrierungen gewonnen. Außerdem werden Methanol und Folgeprodukte daraus erzeugt. Zwei Raffinerien in Italien werden zukünftig den Rückstand vergasen und aus dem Synthesegas über GUD-Technologie Strom erzeugen. In der Raffinerie Schwechat wird derzeit als Chemievorstufe die C2 bis C4-Chemie forciert. Ethylen wird im Steamkracker und Propylen im Steamkracker und in der FCC-Anlage erzeugt. Aus dem im Steamkracker anfallenden Roh-C4 wird Butadien extrahiert. Das im Raffinat verbleibende Isobutylen wird mit Methanol zu MTBE umgesetzt. Ethylen und Propylen werden für die Erzeugung von Polymeren verwendet. Butadien wird verkauft. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 52 Chemische Technologie Org.Stoffe IV Erdöl, Erdgas, Biomasse und Produkte RAFFINERIE DER ZUKUNFT Nach Überlegungen von COLLITTI [1998] und CABRERA [1997] werden in der Raffinerie der Zukunft Erdölprodukte ohne Fremdelemente erzeugt werden. Die Kraftstoffe werden aromatenarm und reich an gesättigten Kohlenwasserstoffen sein. Bei Ottokraftstoff und Dieselkraftstoff wird es zwei Qualitäten geben, um den unterschiedlichen Anforderungen der Motorhersteller und den klimatischen Bedingungen zu genügen. Aus den Rückständen wird ein Maximum an Destillaten erzeugt werden, die aber stark raffiniert werden müssen. Zur Konversion und Raffination werden überwiegend hydrierende Verfahren eingesetzt, um einen möglichst hohen Wasserstoffanteil in den Produkten zu erreichen. Hydrokracker, Alkylierung mit Festkatalysatoren und Isomerisierungen werden die Qualität der Kraftstoffe und Schmierstoffe bestimmen. Der Visbreakerrückstand oder ein aus einem anderen Rückstandskonversionsverfahren verbleibender Rest wird in einer Wirbelschicht verbrannt oder vergast, so daß nur mehr eine an Fremdelementen angereicherte Asche zurückbleibt, aus der die Metalle Vanadium und Nickel gewonnen oder im verglasten Zustand deponiert werden. Die Vergasungsvariante ist deshalb zu bevorzugen, weil Vergasungsverfahren ausgereift sind, die Gasreinigung erprobt ist und keine die Umwelt schädigenden Emissionen auftreten. Raffinerie der Zukunft LPG Petrochem. Grundstoffe Ottokraftstoffe Dieselkraftstoff e H EL Schmierstoff e Bitumen Schwefel MTBE Raffination Destillation Konversion Synthesegas VakuumDest. Vergasung CO/H 2 Wasserstoff Methanol Wärme Rückstände O2 Strom Stickstoff Luft Abb: Fließbild einer zukünftigen Raffinerie Aus dem bei der Vergasung anfallenden Synthesegas kann der für die scharfen Hydrierungen erforderliche Wasserstoffbedarf gedeckt werden und die Produkte können damit wasserstoffreicher, d.h. umweltschonender gemacht werden. Bei Weiterentwicklung der Brennstoffzellen für stationäre und mobile Anwendungen kann Synthesegas in Methanol umgewandelt werden und damit der wasserstoffreichste flüssige Brennstoff für Brennstoffzellen bereitgestellt werden. Doz. Dr.Alfred Ecker 2011 Seite 53