Neue OZ online - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
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Neue OZ online - Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung
Altmark-Zeitung Hähnchenmast: Stadt stellt sich quer mei Salzwedel. Mit großem Beifall nahm die BI „Keine Hähnchenmast Dambeck“ gestern Abend den einstimmigen Beschluss des Stadtrates zur Kenntnis, das so genannte „gemeindliche Einvernehmen“ für die Hähnchenmastanlage zwischen Dambeck und Brewitz zu versagen. Die Stadtverwaltung hat Fachkräfte zu Rate gezogen und kam nach eingehender Prüfung aller Unterlagen zu dem Schluss, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für diese Anlage nicht gegeben sind. © Foto: Meineke Nicht nur die BI „Keine Hähnchenmast Dambeck“ stellte sich gestern quer – der Stadtrat tat dies auch. Ein Video dazu sehen Sie heute auf unserer Homepage: www.az-online.de. Rechtsamtsleiter Erich Kaiser erläuterte einige Gründe, die zu dieser Auffassung geführt haben. So würden von den Antragstellern diverse Unterlagen fehlen, u. a. zur Berechnung der Immissionen. Außerdem sei das vorgesehene Gelände planungstechnisch als Landwirtschaftsbzw. Erstaufforstungsfläche ausgewiesen, bei der Mastanlage handele es sich aber um industrielle Produktion. Oberhalb von Dambeck sind zwei Wohngebiete geplant – bei einer derartigen Anlage in der Nähe würde dort wohl niemand bauen. Zudem liegen die prognostizierten Geruchswerte zwei Prozent unter der Obergrenze – zuzüglich der Gerüche aus der Biogasanlage werde diese Grenze überschritten. „Dambeck ist kein rein landwirtschaftlich geprägter Ort“, schloss Kaiser und wies darauf hin, dass 70 der 100 Arbeitsplätze im Ort anders geartet sind. Die dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden. Kaiser: „Massive öffentliche Belange sprechen gegen die Anlage mit 160 000 Mastplätzen in vier Ställen“, und das sah der Stadtrat genauso. Volksstimme Stadtrat positionierte sich gestern Abend deutlich / Dambecker protestierten vor dem Kulturhaus Klares Nein zur Hähnchenmast Von Holger Thiel Der Salzwedeler Stadtrat hat sich gestern Abend einstimmig dafür ausgesprochen, das gemeindliche Einvernehmen zum Bau von vier Hähnchenmastställen zwischen Dambeck und Brewitz zu versagen. Jetzt ist das Landesverwaltungsamt Halle als Genehmigungsbehörde am Zuge. Folgt es der Auffassung des Stadtrates, ist das Zwei-Millionen-Projekt des niedersächsischen Hähnchenzüchters Horst Ostendorf erst einmal vom Tisch. Salzwedel/Dambeck. Mit Beifall begrüßten die rund 30 Mitglieder der Bürgerinitiative "Keine Hähnchenmast Dambeck" und Tierschützer die einstimmige Stadtratsentscheidung, die um 18.22 Uhr fiel. Sie hatten zuvor mit Plakaten, Transparenten und weißen Holzkreuzen vor dem Kulturhaus gegen die geplanten 160 000 Hähnchenmastplätze nur wenige hundert Meter von Dambeck und Brewitz entfernt protestiert. Die Stadträte bekamen zudem ein Flugblatt, das in Stichpunkten über die möglichen Folgen dieser industriellen Massentierhaltung informierte, in die Hand gedrückt. Bärbel Domke vom Tierschutzverein Salzwedel verteilte eine Resolution. "Es ist doch klar, dass wir die Dambecker unterstützen. Massentierhaltung verstößt gegen den Tierschutz" sagte sie. "Wir sind glücklich über die Entscheidung des Stadtrates", erklärte BI-Mitglied Judith Dutschke nach dem einstimmigen Beschluss. Renate Wegener fügte hinzu: "Die Arbeit der Bürgerinitiative ist belohnt worden." Sie hoffe nun, dass die Dambecker und Brewitzer weitere Unterstützung vom Stadtrat und dem Rathaus beim Widerstand gegen die Hähnchenmast zu erhalten. Sowohl Oberbürgermeisterin Sabine Danicke als auch Rechtsamtsleiter Erich Kaiser begründeten im Foyer des Kulturhauses, warum sie dem Stadtrat empfehlen, einen vorzeitigen Baubeginn der vier Ställe ebenso zu versagen wie ein gemeindliches Einvernehmen. "Die Ställe stehen massiv den öffentlichen Belangen des Ortes Dambecks entgegen", fasste Kaiser seine Ausführungen zusammen. Er sprach sogar von einer Salamitaktik, mit der der niedersächsische Geflügelzüchter Horst Ostendorf sein Ziel erreichen will. Ostendorf betreibt seit Ende vergangenen Jahres eine Biogasanlage in Dambeck. Im Februar hatte die Biogas Dambeck GmbH und Co.KG mit Sitz im niedersächsischen Garrel im Landesverwaltungsamt den Bauantrag für die vier Ställe gestellt. Acht Wochen hatte die Stadt Zeit, den Antrag zu prüfen und das gemeindliche Einvernehmen herzustellen oder eben wie getan zu versagen. Landesbehörde ist am Zuge Eine planungsrechtliche Stellungnahme, die nicht ganz unerheblich für das weitere Verfahren entsprechend des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist. Ohne das kommunale Einverständnis ist das Verfahren ersteinmal gestoppt. Allerdings: Folgt das Landesverwaltungsamt nicht der Argumentation von Salzwedel, wird es anstelle der Stadt das Einverständnis herstellen. Dann beginnt ein öffentliches Verfahren, an dem sich auch die Bürger beteiligen und Einwände erheben können. Die Bürgerinitiative rüstet sich bereits dafür. Mit den Rückenhalt von mehr als 1000 Unterstützerunterschriften, die in den vergangenen Monaten gesammelt wurden. [ document info ] Copyright © Volksstimme.de 2011 Dokument erstellt am 07.04.2011 um 05:32:07 Uhr Erscheinungsdatum 07.04.2011 | Ausgabe: saw DPA Kükenzüchter: Behörden duldeten Amputationen Donnerstag, 07. April 2011, 13:28 Uhr Cuxhaven (dpa/lni) - Für die Verteidigung des Küken-Zuchtbetriebs Lohmann Tierzucht aus Cuxhaven ist der Fall klar: Weil das Agrarministerium und der Landkreis die Amputationen an Küken über Jahre nicht untersagt hätten, treffe die wegen Tierquälerei Angeklagten keine Schuld. Die Geschäftsführer hätten gar nicht wissen können, dass sie etwas Verbotenes getan haben sollen, sagte der Hamburger Anwalt des weltweit führenden Unternehmens am Donnerstag. Zuvor hatten Medien über diese Verteidigungsstrategie berichtet. Ein für den 13. April angesetzter Prozess war abgesagt worden. Den Berichten zufolge soll das Verfahren gegen einen Angeklagten eingestellt werden. Den anderen Geschäftsführer erwarte ein Strafbefehl, der so niedrig sei, dass er nicht als vorbestraft gelte. TAZ 06.04.2011 Lohmann plant Deal mit Staatsanwaltschaft Teilamputationen "im Prinzip illegal" Mit viel Geld will der weltgrößte Hybrid-Hennen-Hersteller einen Tierquälerprozess abwenden. Die Firma hat Küken Zehen und Kämme teilamputiert. VON BENNO SCHIRRMEISTER HAMBURG taz | Vorerst gestoppt ist der Strafprozess gegen zwei Geschäftsführer der Cuxhavener Firma Lohmann Tierzucht (LTZ). Das Unternehmen ist Weltmarktführer für die Züchtung sogenannter Legehennen-Hybride. Die beiden Chefs, Rudolf P. und Hans-Friedrich F., hätten sich ab 13. April wegen millionenfacher Tierquälerei vorm Amtsgericht Cuxhaven verantworten müssen. Bis Januar wurden männlichen LTZ-Küken Zehen und Kämme teilamputiert. Einziger Zweck der Quälerei: sie auszusortieren. Denn Hähne gelten der Legehennen-Branche als "Sexfehler", die zu vergasen sind. Firmeninterne Protokolle, die der taz vorliegen, beweisen, dass die Geschäftsführung spätestens seit März 2006 wusste, dass sie damit "im Prinzip illegal" handelte. Dieser Bereich bleibe trotz Kontrollmangels "sehr gefährlich für LTZ", heißt es in den Dokumenten. "Der Termin für die Hauptverhandlung ist aufgehoben", bestätigte am Mittwoch Gerichtsdirektorin Ingrid Stelling auf Nachfrage. Grund: Die zuständige Staatsanwaltschaft Stade hat einen der beiden Strafbefehle zurückgenommen - vorläufig. "Da ist noch nichts definitiv", so deren Sprecher Thomas Breas. Zu einem Millionendeal, von dem die NordseeZeitung am Mittwoch berichtete, sei es indes nicht gekommen. Zwar gebe es Verhandlungen. Doch diese stünden "noch ganz am Anfang", so der Staatsanwalt. Strategiewechsel bei der Staatsanwaltschaft Schon das bedeutet einen Strategiewechsel. Anklage war schließlich nur erhoben worden, weil die Geschäftsführer die im Dezember ausgestellten Strafbefehle nicht akzeptierten. Die nämlich beliefen sich auf mehr als 90 Tagessätze. Damit hätten beide als vorbestraft gegolten. Doch schon im Vorfeld drohte ihr Kampf um den Freispruch zu scheitern: Es zeigte sich, dass die Verteidigung mit einer Geheimstudie der niederländischen Geflügellobby belegen wollte, dass Teilamputationen das Wohlbefinden der Tiere mehrt. Ein öffentlicher Schuldspruch ist allerdings noch schlechter als ein leiser Eintrag ins Vorstrafenregister. Über einen Deal könnte LTZ gleich beide Übel abwenden. Gelegen käme das vor allem P. Denn der lehrt an der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft und ist ein gefragter Tierschutzgutachter. "Er sitzt in allen relevanten Gremien", so Edmund Haferbeck von der Tierrechtsorganisation Peta, die 2008 die LTZ-Chefs angezeigt hatte. Er gehe fest davon aus, dass nun durch Zahlungen versucht wird, "mit aller Macht Prozess und Vorstrafe zu verhindern". Dass dabei statt der ursprünglich geforderten je 13.000 Euro ein sechsstelliger Betrag fließe, sei anzunehmen. NDR Stand: 06.04.2011 15:11 Uhr Geldbuße statt Tierquälerei-Prozess? Die Hühner bei Lohmann sollen unnötige Qualen erlitten haben. (Archivbild) Ein weltweit tätiger Kükenzüchter aus Cuxhaven soll über Jahre hinweg Hühner gequält haben. Eine gerichtliche Aufarbeitung des Falls wird es jedoch nicht geben: Der Prozess gegen zwei Geschäftsführer entfalle, sagte Amtsgerichtsdirektorin Ingrid Stelling am Mittwoch in Cuxhaven und bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Nordsee-Zeitung". Ursprünglich sollte der Prozess in der kommenden Woche in Cuxhaven beginnen. Zur Anklage war es gekommen, weil die Geschäftsführer einen Strafbefehl nicht akzeptiert hatten. Nach Angaben der "Nordsee-Zeitung" hätten sie jeweils 13.000 Euro zahlen sollen und wären vorbestraft gewesen. In einem Fall habe die Staatsanwaltschaft ihren Antrag auf einen Strafbefehl zurückgenommen, sagte Stelling. Die Anklagebehörde werde wohl bald einen neuen stellen. Im anderen Fall laufe das Verfahren noch. Millionen-Geldbuße statt Strafprozess? Laut der "Nordsee-Zeitung" haben sich das Unternehmen Lohmann Tierzucht LTZ und die Staatsanwaltschaft jedoch geeinigt. Den Angaben zufolge könnte LTZ eine MillionenGeldbuße zahlen. Das sei Spekulation, betonte Stelling. Weder die Staatsanwaltschaft noch der Kükenzüchter wollten sich zu den Gründen für die plötzliche Absage des Prozesses äußern. Weitere Informationen Tierquälerei: LTZ und Behörden unter Beschuss Zwei Geschäftsführer der Lohmann Tierzucht kommen wegen Tierquälerei vor Gericht. Derweil wächst die Kritik am Veterinäramt Cuxhaven. Es soll Verstöße geduldet haben.mehr Mitte Februar war der Vorwurf jahrelanger Hühner-Quälerei bei Lohmann laut geworden. Mitarbeiter sollen zur Optimierung des Zuchtprozesses massenweise Kämme und Zehen von Hühnerküken amputiert haben, hieß es. Das Unternehmen hatte sich dabei auf eine Studie einer niederländischen Universität berufen, die dieses Vorgehen als tierschutzkonform bezeichnet hatte. Lohmann Tierzucht beschäftigt an ihren weltweiten Standorten rund 200 Mitarbeiter. Niederlassungen und Tochterfirmen gibt es unter anderem in Kanada, Frankreich und Spanien. NORDSEE-ZEITUNG „Deal“ im Küken-Skandal Cuxhaven. Für Dr. Edmund Haferbeck kommt die Nachricht unserer Zeitung, dass der Prozess gegen Lohmann Tierzucht wegen Tierquälerei geplatzt ist, offensichtlich nicht überraschend. Doch äußern darf er sich dazu nicht. Der Rechts- und Agrarexperte der Tierschutzorganisation PETA, die 2008 Anzeige gegen LTZ erstattet hatte, bittet um Verständnis und verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht. Von Christian Döscher Für Dr. Edmund Haferbeck ist Lohmann „ein absolut rotes Tuch“. Nur zögernd haben gestern die Staatsanwaltschaft in Stade und das Amtsgericht in Cuxhaven auf Nachfrage der NORDSEE-ZEITUNG bestätigt, dass der Prozess gegen Lohmann am 13. April in Cuxhaven nicht stattfindet. „Die Verfügung ist gerade erst raus“, sagt Ingrid Stelling, Direktorin des Amtgerichts in Cuxhaven. Bei dem „Deal“ scheint einer der LTZ-Geschäftsführer „fein raus“, nach § 153 der Strafprozessordnung wird das Verfahren gegen F. wahrscheinlich eingestellt. Die Begründung könnte sein, dass F. als kaufmännischer Geschäftsführer von den „fachlichen“ Amputationspraktiken nichts habe wissen können. Anders sieht es bei P. aus, der auch in einschlägigen Fachzeitschriften publiziert hat. Ein neuer Strafbefehls-Antrag gegen ihn dürfte aber unter 90 Tagessätzen liegen, damit wäre auch er nicht vorbestraft. Lohmann aber könnte als Gegenleistung bis zu eine Million Euro in die Staatskasse zahlen. So sieht es § 30 des Ordnungswidrigkeitengesetzes vor. Die Bußgeldhöhe setzt die Staatsanwaltschaft fest. Lohmann ist für PETA seit Jahren ein Thema, „doch bisher sind wir nie richtig an die rangekommen“, sagt Haferbeck. „In Tierschützerkreisen ist LTZ ein absolut rotes Tuch.“ Die Beweisführung für Tierquälereien war eigentlich unmöglich. Bis sich ein sogenannter Whistleblower an die Tierschutzrechtsorganisation wandte. Ein Zuflüsterer, der jetzt nicht mehr bei LTZ arbeite, aber wertvolle Informationen und Beweise geliefert habe. Selbst bei PETA hätten nur zwei Leute darüber Bescheid gewusst. 2008 kam es dann zur Anzeige. PETA prangerte dabei nicht nur die Amputationspraxis von Kämmen und Zehen der Hühnerküken an, sondern auch die von Schnäbeln und die Vergasung männlicher Küken. Ermittlungen bezüglich des Amputierens der Schnäbel und des Vergasens wurden aber wegen eines „Verbotsirrtums“ eingestellt, da die Praktiken vom Kreisveterinäramt behördlich abgesegnet worden seien. Beschwerden von PETA gegen die Einstellung laufen derzeit noch. Der Landkreis Cuxhaven will LTZ künftig das Vergasen untersagen lassen. Beim Thema Kreisveterinäramt redet sich der PETA-Experte in Rage. „Die Veterinärbehörden sind eine Gefährdung für die öffentliche Ordnung. Sie stehen nur auf Täterseite und kommen ihren Aufgaben durchweg nicht nach.“ Auch bei Lohmann stünde die wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens im Vordergrund. „Über die Stadt Cuxhaven kreist der Pleitegeier. Wenn Lohmann von der Landkreisbehörde angegangen würde, hätte das Auswirkungen auf die ganze Stadt“, so Haferbeck. Belastbare Unterlagen habe er nicht, aber als ehemaliger Kommunalpolitiker wisse er, wie das auf „kumpelhafter Ebene“ laufe. „Da werden natürlich keine Gelder hin- und hergeschoben. So plump ist man heute nicht mehr.“ Artikel vom 06.04.11 - 16:00 Uhr Anwälte machen sich bezahlt Cuxhaven. Manchmal lohnt es sich offenbar, die Pferde zu wechseln – und wenn es bei Hühnern ist. Ursprünglich hat sich der Hühnerzüchter Lohmann Tierzucht im Verfahren wegen mutmaßlicher Tierquälerei von einer Cuxhavener Anwaltskanzlei vertreten lassen. Jetzt fungiert Graf von Westphalen aus Hamburg als Beistand – und das offenbar mit durchschlagendem Erfolg. Von Christian Döscher Die neuen Anwälte haben dafür gesorgt, dass die Staatsanwaltschaft in Stade zu neuen Erkenntnissen gekommen ist, der Prozess am Mittwoch platzt, ihre Mandanten, zwei Lohmann-Geschäftsführer, nicht als vorbestraft gelten und das Unternehmen selbst „nur“ einen sechsstelligen Betrag in die Staatskasse zahlen muss. Graf von Westphalen ist kein Unbekannter, wenn es um Tierschutz-Prozesse geht. So haben sie Pelztierfarmen genauso vertreten wie den Circus Krone. Nach Informationen der NORDSEE-ZEITUNG konnten sie gegenüber dem Amtsgericht in Cuxhaven glaubhaft widerlegen, dass Lohmann Tierzucht (LTZ) vor Abschluss des Ermittlungsverfahrens auf die Unzulässigkeit von Kammkürzungen bei Hähnen hingewiesen worden sei. Auch der Vorwurf, das Kammkürzen sorge für länger anhaltende, erhebliche Schmerzen, sei nicht statthaft. Schließlich habe der Kreisveterinär darauf hingewiesen, dass der Eingriff komplikationslos, kurz und mit geringem Schmerz verbunden sei. Tierschutzgesetz angeführt Für die Zehenamputationen bei Hühnern bemühen die Anwälte gar das Tierschutzgesetz. Dort ist für das „Absetzen des krallentragenden letzten Zehengliedes bei Masthahnenküken, die als Zuchthähne Verwendung finden sollen, während des ersten Lebenstages“ keine Betäubung notwendig. Ursprünglich hatte die Tierschutzorganisation PETA nicht nur die Amputationspraktiken von Kämmen und Zehen bei Hühnerküken angezeigt. Aber Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Schnabelkürzens und des Vergasens von männlichen Küken wurden wegen eines „Verbotsirrtums“ eingestellt. Das heißt LTZ kann nicht für etwas belangt werden, was von den Behörden abgesegnet worden war. Diese Strategie ist jetzt offenbar auch bei den verbleibenden Anklagepunkten erfolgreich gewesen – und rückt abermals das Kreisveterinäramt und das Landwirtschaftsministerium ins Zwielicht. Obwohl die Praktiken dort bekanntgewesen sind, habe man sie Lohmann nicht untersagt. Selbst nach einem Besuch bei LTZ in Cuxhaven, bei dem Vertreter sowohl des Kreises als auch des Ministeriums Stallungen und Tierbestände besichtigt hatten, seien die Praktiken nicht verboten worden. Für Ministeriumssprecher Dr. Gert Hahne ist klar, „dass das, was bei Lohmann stattfand, nicht statthaft war“. Doch seien dem Landwirtschaftsministerium die Hände gebunden gewesen, da allein der Landkreis weisungsbefugt gewesen sei. Fragwürdig erscheint es da zumindest, wenn das Ministerium im November 2010 – nach Abschluss der Ermittlungen – gegenüber dem Kreis und auch „nachrichtlich“ gegenüber LTZ den Kammschnitt als verbotene Amputation einstuft. Skurril soll es mitunter im Schriftverkehr zwischen Ministerium und LTZ zugegangen sein, so gibt es mitunter keine klaren Fristen für die Abgabe von Dokumenten, sondern man zeige sich erfreut, dass schon etwas zur Verbesserung des Tierschutzes getan worden sei oder beim Aufräumen des Schreibtisches müsse doch aufgefallen sein, dass noch eine Publikation ausstehe. Höhe des Bußgeldes Die persönliche Strafe kann dem Gesetz nach an ein Bußgeld für das Unternehmen gekoppelt werden, damit kann der Unrechtsgehalt einer Tat beseitigt werden. Das Ordnungswidrigkeitengesetz sieht bei Vorsatz Strafen von bis zu einer Million Euro, bei Fahrlässigkeit bis zu 500 000 Euro Bußgeld vor. Im ursprünglichen Strafbefehl ist noch von Vorsatz die Rede. Lohmann zahlt einen sechsstelligen Betrag in die Staatskasse. Artikel vom 07.04.11 Lohmann Tierzucht: Der König der Küken Cuxhaven/Dorum. Die Halle ist so groß wie unscheinbar. Wer vor der Brüterei der Lohmann Tierzucht in Dorum steht, draußen im Niemandsland zwischen Bremerhaven und Cuxhaven, würde nie vermuten, dass hier jedes dritte Hühnerei auf der Welt seinen Ursprung hat. Von Inga Hansen Rund 5000 Hochleistungshennen schlüpfen hier im Schnitt täglich, streng behütet in sterilen Brutschränken. Kaum einen Tag alt, werden sie in alle Welt transportiert, wo sie sich vermehren. Die Lohmann Tierzucht GmbH, die die Brüterei in Dorum betreibt, ist Weltmarktführer in der Legehennen-Produktion. Ein Champion, dessen Chefs jetzt im Mittelpunkt von Ermittlungen um mutmaßliche Tierquälerei stehen. Eigentlich hätte am Mittwoch der Prozess gegen zwei Geschäftsführer von Lohmann Tierzucht beginnen sollen. Ursprünglich angeklagt waren sie, weil in ihrem Betrieb frisch geschlüpften Küken Schnäbel gekürzt, Kämme abgeschnitten und Zehen amputiert wurden. Angeblich damit die Tiere besser sehen können und sie sich in den engen Ställen nicht gegenseitig verletzen. Zudem wurden viele männliche Küken getötet und im Schredder zermanscht. Denn die Hähne können keine Eier legen und sind zu mager für die Fleischmast. Das sei weltweit „gängige Praxis“ in der Zucht, verteidigt sich der Hühnerkonzern. Das stimmt. Nach Schätzungen von Tierschützern werden jährlich 40 Millionen Eintagsküken getötet, weil die Industrie keine Verwendung für sie hat. Eine Praxis, die erlaubt ist. Sie wirft ein Schlaglicht auf die Gebaren in der Branche, aber vor allem auch darauf, wie unsere Gesellschaft damit umgeht. Weil sie nach günstigem Fleisch giert und nach dem täglichen Frühstücksei, werden Hühner und Puten heute so industriell gezüchtet, gemästet und verwertet wie kein anderes Lebewesen. Lohmanns Weg an die Weltspitze ist dafür nur ein Beispiel. Vor über 50 Jahren, als der Fischmehlfabrikant und Firmengründer Heinz Lohmann in Cuxhaven mit seiner Zucht begann, produzierten Hennen nur alle zwei Tage ein Ei. Heute legen die hochleistungsfähigen Hybriden, wie die Industriehühner heißen, nahezu täglich eins. 60 Millionen Euro Umsatz Das Cuxland ist die Heimat des Hennenherstellers, der mittlerweile 60 Millionen Euro im Jahr umsetzt und Niederlassungen in Dänemark, Kanada, den USA und Brasilien unterhält. In den Forschungslaboren am Stadtrand von Cuxhaven brüten Wissenschaftler über dem perfekten Huhn, tüfteln an Schalendicke und Festigkeit der Eier, an der Legefreudigkeit und am Futterverbrauch. In riesigen Ställen im Nordkreis werden Hochleistungshennen aufgezogen, in den Brütereien in Dorum und Altenwalde schlüpfen jedes Jahr vier Millionen Küken. „Für jede Haltungsform das richtige Huhn – für jeden Markt das richtige Ei“, wirbt der Konzern auf seiner Webseite. Lohmann Tierzucht produziert Hennen für jeden Markt – Hühner, die große braune Frühstückseier legen, wie sie die Deutschen lieben, ebenso wie kleine weiße für den indischen oder mexikanischen Markt. Mit ihren Bestseller-Rassen hat die Cuxhavener Firma vom Nordseedeich aus die Welt erobert. Mit nur 200 Mitarbeitern beliefert sie Kunden in 100 Ländern. In Deutschland stammen gar zwei von drei Eiern aus einer Zuchtlinie von der Küste. Lohmann Tierzucht gehört heute zur Agrarholding von Erich Wesjohann, dessen Bruder Paul-Heinz mit der Marke „Wiesenhof“ einer der bedeutendsten Hühnerfleisch-Produzenten Europas ist. Fakten, die man einer Münchener PR-Agentur entlocken muss. Zurzeit sei ein Blick hinter die Kulissen von Lohmann Tierzucht leider nicht möglich, sagt Unternehmenssprecher Tobias Russ. Zu stark fühlen sich die Hühnerzüchter offenbar unter Beschuss. Dabei müht man sich bei Lohmann nach eigenen Angaben seit längerem, das Töten der MiniHähnchen zu vermeiden. „Ein schwarzer Fleck“ in der Branche sei es, räumt Russ ein. Zwei Ideen gibt es: So überlegt man, die mageren Hähnchen als tierfreundlich gemästete Stubenküken zu vermarkten. Zugleich forschen Lohmann-Wissenschaftler gemeinsam mit der Uni Leipzig daran, das Geschlecht der Tiere bereits im Ei festzustellen. Artikel vom 08.04.11 - 07:00 Uhr Gert Lindemann äußert sich kritisch zu Vorhaben in Barver Minister gegen 3200-Kühe-Anlage 005.04.11|DiepholzFacebook Diepholz - BARVER (ej) · Der Landwirt Jörn Kriesmann (42), der in der Nähe seines Hofes in Barver eine Stallanlage für 3200 Kühe errichten möchte, spürt mehr und mehr Gegenwind. Jetzt kritisierte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) seine Pläne. In einem Brief an einen Bürger aus Barver, der gegenüber dem Minister Sorgen und Bedenken geäußert hatte, schreibt Lindemann: „Ich habe durchaus Verständnis für Ihre Haltung. Betriebe dieser Größenordnung entsprechen auch nicht meinem agrarpolitischen Leitbild. Sie haben für mich eher einen großgewerblichen Charakter, den ich nicht für förderungswürdig halte. Wenn jemand eine Tierhaltungsanlage dieser Größenordnung errichten will, ist es vielmehr grundsätzlich sein unternehmerisches Risiko, das er eingehen darf, soweit es nicht gesetzeswidrig ist. Stallbauprojekte dieser Größenordnung lehnt die niedersächsische Landesregierung ab. Wir werden solchen Unternehmen keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, zu denen wir nicht rechtsverpflichtet sind. Im Fokus der niedersächsischen Agrarpolitik stehen die bäuerlichen Betriebe. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass bei jedem Stallbau abhängig von der Größenordnung umfangreiche rechtliche Vorgaben zum Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz eingehalten werden müssen“, so Gert Lindemann, Niedersächsicher Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, in seinem Brief. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die den geplanten 3200-KüheStall massiv bekämpft, äußert in einer gestern vorgelegten Pressemitteilung Freude über die Haltung Lindemanns. Laut AbL-Sprecher Eckehard Niemann sollten sich Gemeinde Barver, Samtgemeinde Rehden und die Genehmigungsbehörden durch diese eindeutige Positionierung der Landesregierung „hinsichtlich einer möglichen Nichtgenehmigung gestärkt fühlen“. Landvolk, Landwirtschaftskammer und Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) sollten ihre Unterstützung des Landwirts Kriesmann jetzt noch einmal sehr gründlich überdenken. Niemann zeigte sich zuversichtlich, auch diese agrarindustrielle Anlage mit Hilfe der Bürger und des neuen „Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken Kreis Diepholz und umzu“ zu verhindern. Die Entscheidung für oder gegen die Stallanlage müssen Gemeinderat beziehungsweise Samtgemeinde treffen, die im Fall einer Befürwortung Bebauungsplan und Flächennutzungplan ändern müssen. Kriesmann betreibt bereits einen Hof mit 1100 Kühen und möchte den Bestand des Familienbetriebes (wie mehrfach berichtet) nahezu verdreifachen. Proplanta ® | 05.04.2011 | Agrarpolitik >> Deutschland Lindemann und Landesregierung gegen 3.200er-Milchviehanlage bei Diepholz Bienenbüttel - Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bedankt sich bei Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann für seine klare Ablehnung der geplanten 3.200er-Milchviehanlage in Barver bei Diepholz. Dieser Dank gelte ganz sicher für ganz viele Bauern und Bürger der Region, die durch dieses „agrarstrukturelle Monsterprojekt“ ihre Entwicklungsmöglichkeiten, Milchpreise und Lebensqualität bedroht sehen. In einem Brief vom 29.3.2011 an einen besorgten Anwohner hatte Lindemann betont, Betriebe dieser Größenordnung mit großgewerblichem Charakter entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild und würden von der niedersächsischen Landesregierung abgelehnt. Lindemann hält derartige Anlagen deshalb auch nicht für förderungswürdig. Man werde solchen Unternehmen keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, zu denen man nicht rechtsverpflichtet sei. Lindemann verweist in seinem Brief zudem auf „umfangreiche rechtliche Vorgaben zum Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz“. Laut AbL-Sprecher Eckehard Niemann sollten sich Gemeinde, Samtgemeinde und Genehmigungsbehörden durch diese eindeutige Positionierung der Landesregierung hinsichtlich der durchaus möglichen Nichtgenehmigung gestärkt fühlen. Landvolk, Landwirtschaftskammer und Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) sollten ihre Unterstützung des Investors jetzt noch einmal sehr gründlich überdenken. Niemann zeigte sich zuversichtlich, auch diese agrarindustrielle Anlage mit Hilfe der Bürgerinnen und Bürger und des neuen „Netzwerks Bauernhöfe statt Agrarfabriken Kreis Diepholz und umzu“ baldmöglichst zu verhindern. (AbL) DPA Lindemann lehnt Riesenkuhstall ab Montag, 04. April 2011, 15:10 Uhr Barver (dpa/lni) - Die Gegner eines Mega-Kuhstalls für 3200 Tiere in Barver bei Diepholz bekommen Rückenwind aus dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. «Stallprojekte dieser Größenordnung lehnt die niedersächsische Landesregierung ab», heißt es in einem am Montag von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) veröffentlichten Brief von Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) an einen Anwohner des Stall-Projekts. Betriebe dieser Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild. Nach Angaben der Samtgemeinde Rehden gibt es noch keinen Bauantrag des Investors. NDR Stand: 05.04.2011 10:52 Uhr Unterstützung für Gegner von Mega-Kuhstall Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gerd Lindemann (CDU) stellt sich hinter Gegner von Groß-Kuhställen. In einem Brief, den die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft veröffentlicht hat, versichert Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) seine negative Haltung gegenüber der geplanten Anlage für 3.200 Kühe. Stallbau-Projekte dieser Größenordung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild. Deshalb wolle das Ministerium auch keine finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Ob die Einwände des Ministers und die Proteste der Diepholzer Landwirte den Groß-Kuhstall verhindern können, ist unklar. Mehr Kühe als Einwohner? Bildergalerie als Diashow anzeigen 1 von 8 Benachbarte Landwirte protestieren gegen die Pläne, die Großfarm auf 3.200 Milchkühe aufzustocken. Sie fürchten um ihre Existenz. Das Groß-Projekt könnte kleine und mittlere Familienbetriebe verdrängen. Schon jetzt hat der Landwirt in Barver (Landkreis Diepholz) 1.100 Kühe. Ein durchschnittlicher Familienbetrieb hält 30 bis 100 Tiere. Neben der wirtschaftlichen Konkurrenz sprechen sie sich vor allem gegen die Massentierhaltung aus. Bei 3.200 Tieren in einem Stall sei eine artgerechte Haltung nicht mehr gewährleistet. Auch die 2.000 Hektar große Futterfläche in Barver würde für so viele Tiere nicht ausreichen. Schon jetzt stehen die 1.100 Kühe des Landwirts dicht gedrängt im Gatter. Im Familienbetrieb des Nachbarn in Barver haben die Kälbchen noch mehr Platz. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisiert den geplanten Riesenstall. In solchen "Tierfabriken" kämen die Kühe nicht mehr zur Ruhe. Es liegt nun am Gemeinderat in Barver. Er muss jetzt über den Riesen-Stall entscheiden. Bürgermeister Detlev Osterbrink (WGB) will sich in Ruhe eine Meinung bilden. Benachbarte Landwirte protestieren gegen die Pläne, die Großfarm auf 3.200 Milchkühe aufzustocken. Sie fürchten um ihre Existenz. Das Groß-Projekt könnte kleine und mittlere Familienbetriebe verdrängen. Mit einem Schild "Warum braucht eine Familie 3200 Kühe?" wird auf dem Milchviehbetrieb Friedhelm Feldhaus in Barver (Landkreis Diepholz) gegen den geplanten Bau eines Kuhstalls für 3.200 Tiere in der Nachbarschaft protestiert. © dpa Bildfunk Fotograf: Carmen Jaspersen Milchbauern bangen um ihre Existenz Bei den Milchbauern in der Gemeinde Barver sorgen die Pläne weiter für Existenzängste. Wenn das Vorhaben in die Tat umgesetzt würde, hätten die anderen Bauern in dem Ort kaum noch Chancen, ihre Familienbetriebe mit 30 bis 100 Tieren weiterzubetreiben. Noch sind allerdings bei der Gemeindeverwaltung keine Anträge eingereicht. Es gebe nur eine Voranfrage des Landwirts, der die Anlage plant, sagte der Ortsbürgermeister Detlev Osterbrink von der Wählergemeinschaft Barver. Der Gemeinderat habe sich noch keine Meinung gebildet. "Wir wollen keinen Schnellschuss", betonte der Bürgermeister. Videos Video Die Milchbauern in Barver haben Existenzangst 07.03.2011 | 20:30 Uhr NDR Fernsehen: Niedersachsen 18.00 In Diepholz will eine Großfarm ihren Bestand von 1.100 Tieren auf 3.200 Tiere aufstocken. Der Region stehen aber nur 2.000 Hektar Futterfläche zur Verfügung. Video starten (01:38 min) Proteste gegen Groß-Kuhstall 3.200 Kühe sollen in dem neuen Riesenstall in Barver leben. Friedhelm Feldhaus, ein Kollege und Nachbar des Landwirts, der den RiesenStall bauen will, hat Angst um seine Existenz: "Wenn das so kommt, können wir hier aufgeben". Die anderen Landwirte sorgen sich, dass sie dann künftig bei den Pachtflächen den Kürzeren ziehen könnten, wenn sie ihre Betriebe vergrößern wollen. Deshalb protestieren Feldhaus und etwa 50 seiner Kollegen gegen die Pläne für den Riesen-Stall. Mehr Geld lasse sich seiner Meinung nach damit nicht verdienen. "Er will wohl nur der Größte sein", sagte Feldhaus über seinen Nachbarn. Für Hartmut Bloch, Gemeindedirektor von Barver und Samtgemeindebürgermeister von Rehden, ist neben der Frage der Pachtflächen auch die Frage, ob die die angrenzenden Straßen für den An- und Abtransdport ausgelegt sind. Kritik kommt auch von den Bauernverbänden Kleinere Betriebe sorgen sich um ihre Existenz. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) gehört zu den größten Kritikern des Mega-Projekts. Auch Martin Morisse, Bundesvorstandsmitglied des Bundes deutscher Milchviehhalter (BdM) befürchtet durch das Groß-Projekt einen Verdrängungswettbewerb, bei dem die kleinen und mittleren Familienbetriebe weichen müssen. "Es wird dasselbe an Milch produziert werden, nur von weniger Betrieben", sagte Morisse. Eckehard Niemann von der AbL spricht von "Tierfabriken", in denen die Kühe nicht mehr zur Ruhe kämen. Jetzt könne man das Projekt noch im Anfangsstadium verhindern, so Niemann. Volksstimme Bußgeldverfahren gegen Schweinezüchter läuft noch Binde: Kontrolleure erneut fündig Von Holger Thiel Binde. Das Bußgeldverfahren gegen den holländischen Schweinezüchter Adrian Straathof, der in Binde eine Schweinezuchtanlage mit mehr als 30 000 Tierplätzen betreibt, ist noch immer nicht abgeschlossen. Straathof hatte gegen die Höhe des Bußgeldes, bis zu 500 000 Euro Widerspruch eingelegt. Das Landesverwaltungsamt als zuständige Behörde hatte das Verfahren eröffnet, weil der Holländer im Zuge der ersten Erweiterung der Anlage in den Jahren 2005 und 2006 Gebäude errichtet hatte, für die keine Genehmigungen vorlagen. Die Palette reicht von einem Technikhaus über Stallplätze bis zu Siloanlagen. Schwarzbau sagt der Volksmund dazu. In der vergangenen Woche ließ Straathof dem Landesverwaltungsamt 17 Aktenordner zum Erweiterungsbau übergeben. "Diese Akten müssen jetzt durchgearbeitet werden", erklärte Gabriele Städter, von der Stabsstelle Kommunikation der Landesbehörde. Diese schaut sehr kritisch auf die Binder Anlage. Erst vor wenigen Tagen gab es eine erneute Kontrolle durch Mitarbeiter des Landesverwaltungsamtes. Denn im Bußgeldbescheid war auch verfügt worden, dass diejenigen Betriebsteile, die ohne Genehmigung errichtet wurden, stillzulegen sind. Dazu gehört unter anderem Fahrsilos für die Biogasanlage, die ohne Erlaubnis verlängert wurden. Doch bei der Kontrolle sei nun festgestellt worden, dass der Betrieb von Straathof genau gegen diese Auflagen verstößt, so Städter. Welche Konsequenzen das haben wird, sei offen. Der Kon-trollbesuch werde derzeit im Landesverwaltungsamt ausgewertet, erklärte die Pressesprecherin. Wann das Verfahren endgültig abgeschlossen sein wird, steht noch nicht fest. Sicher ist nur, die seit Jahren geplante zweite Erweiterung auf nunmehr 55 000 Tierplätze kann Straathof nicht in Angriff nehmen. [ document info ] Copyright © Volksstimme.de 2011 Dokument erstellt am 06.04.2011 um 05:32:37 Uhr Erscheinungsdatum 06.04.2011 | Ausgabe: saw Sonderstadtratssitzung zum umstrittenen Projekt beginnt um 18 Uhr / Transparente, Plakate und weiße Holzkreuze Dambecker protestieren heute gegen Hähnchenmast Ein Bettlaken, vier Leute, die die Ecken festhalten und schon kann das Transparent geschrieben werden. Mitglieder der Dambecker BI bereiteten sich Montagabend auf die heutige Sonderstadtratssitzung vor. Foto: Holger Thiel Salzwedel/Dambeck (ht). Der Stadtrat entscheidet heute Abend, ob die Stadt das so genannte gemeindliche Einvernehmen mit dem geplanten Bau von vier Hähnchenmastställen zwischen Dambeck und Brewitz gibt. Dieses Einvernehmen ist Voraussetzung dafür, dass der vom niedersächsischen Hähnchenmäster Horst Ostendorf gestellte Bauantrag in ein Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionschutzgesetz mündet. Die Sonderstadtratssitzung beginnt um 18 Uhr im Foyer des Salzwedeler Kulturhauses. Die Mitglieder der Dambecker Bürgerinitiative "Keine Hähnchenmast Dambeck" haben sich am Montagabend auf diese Sitzung vorbereitet. Transparente, Plakate und Flugblätter wurden angefertigt. Mit diesen sowie mit weißen Holzkreuzen wollen die Dambecker und Brewitzer ab 17.30 Uhr vor dem Kulturhaus gegen die geplanten 160 000 Hähnchenmastplätze, die nur wenige hundert Meter von ihren Wohnhäusern entstehen sollen, protestieren. "Jeder Salzwedeler, der sich der Demonstration anschließen will, ist willkommen", erklärte Judith Dutschke von der Bürgerinitiative. [ document info ] Copyright © Volksstimme.de 2011 Dokument erstellt am 06.04.2011 um 05:32:31 Uhr Erscheinungsdatum 06.04.2011 | Ausgabe: saw Freie Presse Blick auf die Ferkelzuchtanlage in Reichenbach, einem Ortsteil der Gemeinde Kriebstein. In unmittelbarer Nähe will der örtliche Ferkelzüchter noch in diesem Jahr zwei neue Stallanlagen bauen. Das Landratsamt Mittelsachsen muss noch grünes Licht geben. Foto: Falk Bernhardt Mehr Schwein aus Erlau und Kriebstein High-Tech-Anlagen zur Tierproduktion in Planung - Modernste Technik soll Geruchsbelästigung minimieren Erlau/Kriebstein. Noch in diesem Jahr will die Agrargenossenschaft Agraset in der Gemeinde Erlau einen neuen Maststall für Schweine bauen. Mit dieser Anlage am Hauptstandort Naundorf, die zwei große Ställe von je 26 Metern Länge und 90 Metern Breite umfasst, sollen drei zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Dabei will das Unternehmen tief in die Tasche greifen. Die Investition bewegt sich nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Jan Gumpert im Millionenbereich. "Die Baugenehmigung vom Landratsamt Mittelsachen liegt bereits vor", erklärte er den Planungsstand. Nun gehe es an die Konkretisierung des Finanzierungsplanes. Dabei bemühe man sich, vor allem heimische Firmen zu beschäftigen. Das Ziel ist klar: Mit der Fertigstellung der Anlage bis zum Jahresende sollen weitere 4160 Schweinemastplätze geschaffen und so die Ertragslage verbessert werden. Rund 16.000 Ferkel produziert Agraset pro Jahr in seiner Zuchtanlage in Wiederau. "Diese haben wir bisher in den Westen teilweise zu Schleuderpreisen abgegeben, da wir keine ausreichenden Kapazitäten zum Mästen hatten." Das soll nun mit Schaffung des Neubaus vorbei sein. Gumpert macht die Rechnung auf: "Jede Sau wirft im Schnitt 25 Ferkel pro Jahr. Das macht bei uns rund 16.000 Ferkel. Bei drei Mastdurchgängen benötigen wir also 5300 Mastplätze. 1140 haben wir bereits, und so bauen wir 4160 Plätze neu." Pro Tier verspreche man sich dann drei bis sieben Euro - ein Durchschnittswert, der zwar 2010 in ganz Sachsen nicht erreicht wurde, aber in einem "guten Jahr" durchaus möglich sei. Große Proteste der Bürger gegen die neue Stallanlage befürchtet er nicht. Dank modernster Technik, einer Zentralabsaugung und zehn Meter hohen Abluftröhren, rechnet er mit so wenig wie möglich Geruchsbelästigungen für die Bevölkerung. Außerdem sei der Standort bereits in der Vergangenheit landwirtschaftlich geprägt. Nicht ganz so schnell geht es mit der geplanten Erweiterung der Ferkelzuchtbetrieb GmbH in Reichenbach, einem Ortsteil von Kriebstein, voran. Geschäftsführer Mark Reinken, hat bis jetzt noch kein grünes Licht vom Landratsamt Mittelsachsen bekommen. Er hofft trotzdem, noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen zu können. Ende 2010 hatte der Gemeinderat Kriebstein dem Vorhaben zugestimmt. Eines der wichtigsten Argumente war dabei die Schaffung von sieben neuen Arbeitsplätzen. Derzeit gibt es in dem 2009 eingeweihten Zuchtbetrieb in Reichenbach 14 Beschäftigte. Geplant ist nach Darstellung von Reinken der Neubau von zwei Stallanlagen. Die Investition in Millionenhöhe sei Voraussetzung, dass der Bestand um 1900 Sauen auf 3300 ansteigt. Zur Erweiterung habe man sich aufgrund der guten Nachfrage entschlossen. Das Fleisch sei in der Region beliebt. Ausschlaggebend seien auch die kurzen Transportwege gewesen, so Reinken. erschienen am 14.02.2011 ( Von Eveline Roessler ) http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/352264/Zu-wenig-Gefluegel-fuerSchlachthof%3F.html In Wietze stehen bereits erste Hallen des umstrittenen Großprojektes / Gegner geben sich jedoch nicht geschlagen - 01.04.2011 Zu wenig Geflügel für Schlachthof? Von MICHAEL EVERS Wietze. Lange Zeit diskutierten Gegner und Befürworter nur über Pläne auf Papier, inzwischen nimmt der umstrittene Geflügelschlachthof in Wietze Form und Gestalt an. Auf einem 21 Hektar großen Areal am Rande der 8000-Einwohner-Gemeinde im Kreis Celle stehen bereits erste Hallen des Großschlachthofes, in dem knapp 2,6 Millionen Hähnchen pro Woche geschlachtet werden können. Während Befürworter die wirtschaftlichen Impulse für die Region betonen, geben die Gegner sich noch lange nicht geschlagen. Sie bezweifeln, dass der Schlachthof wie geplant im Spätsommer in Betrieb gehen kann. Knackpunkt: Angeblich sollen sich kaum Bauern bereitgefunden haben, als Hähnchenmäster den Schlachthof zu beliefern. "Das ist im Moment das große Problem. Es haben sich nicht einmal zehn Landwirte gefunden, mindestens 420 werden für die Produktion benötigt", meint Norbert Juretzko, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Wietze. Ohne ausreichend Hähnchenmäster in der Region könne der Schlachthof allenfalls auf kleiner Linie anfahren. "Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr noch nichts produziert wird." Der Bau sei bereits mehrfach verschoben worden, unter anderem unter Verweis auf zu frostiges Wetter. Tatsächlich hätte so mancher Landwirt aber für sich ausgerechnet, dass ihm als Lohnmäster für die Emsland Frischgeflügel GmbH kaum ein einträgliches Geschäft bevorstehe. Niedersachsen ist Deutschlands Hähnchenland Nummer eins. Bisher war die Branche vor allem im Nordwesten und im Emsland konzentriert. Dort aber wird der Raum für neue Agrarunternehmen knapp, daher richtet die Branche den Blick neuerdings nach Ostniedersachsen. "Es gibt hier andere landwirtschaftliche Voraussetzungen als im Emsland", sagt Juretzko. Waldstücke etwa machten den Bau von Mastställen schwieriger als im Westen. Die Kritik der Bürgerinitiative ist vielfältig: So wird der Schlachthof als Teil einer tierfeindlichen Agrarindustrie abgelehnt. Sorge gibt es vor Hähnchenblut im Abwasser, vor einer Lastwagenlawine bei der Belieferung des Schlachthofes und vor Emissionen bei den zahlreich nötigen Mastställen im Umkreis. Bürgermeister Wolfgang Klußmann hält die Einwände der Bürgerinitiative für unbegründet und überzogen. Bewusst gestreut worden sei etwa die Behauptung, in dem Schlachthof würden nur Billigkolonnen aus Osteuropa eingesetzt. "Ich habe nicht den Eindruck, dass es einen massiven Widerstand gibt, das ist eine kleine Gruppe." Große Stimmung gegen das Bauprojekt gebe es nicht. Vielmehr habe es für die 250 Arbeitsplätze in der Produktion bereits 900 Bewerbungen gegeben, darunter 361 Initiativbewerbungen aus der Region, noch bevor überhaupt Stellen ausgeschrieben wurden. Für die Finanzen der klammen Kommune verspricht Klußmann sich einen kräftigen Schub. Die Einwohnerzahl könne wieder steigen, dies seien gute Nachrichten für den Weiterbetrieb von Grundschule und Kindergärten. An der Inbetriebnahme im Spätsommer werde festgehalten, betont unterdessen ein Unternehmenssprecher. Feststehe, dass der Betrieb mit einer Produktionslinie im Einschichtbetrieb bei voller Auslastung starte. Zur Frage der Mastbetriebe wollte der Sprecher keine Auskunft geben. 25 künftige Mitarbeiter würden bereits am Hauptsitz im emsländischen Haren eingearbeitet, der Betriebsstart erfolge dann mit 250 Beschäftigten. 40 Millionen Euro werden in den Schlachthof investiert. "Die Region um Celle kann sich glücklich schätzen, dass die Entscheidung für diesen Standort gefallen ist", sagt Wilhelm Hoffrogge, Vorsitzender des Landesverbandes der Geflügelwirtschaft. Das Unternehmen hätte in die neuen Bundesländer gehen können, wo es mehr Zuschüsse gegeben hätte. Den Protest der Bürgerinitiative hält er für maßlos überzogen. Mancher Landwirt sei deshalb vor einem Einstieg in die Hähnchenmast zurückgeschreckt. Dabei biete dies so manchem jungen Landwirt eine Perspektive für seinen Hof. Sächsische Zeitung Dienstag, 5. April 2011 (Chemnitzer Morgenpost) Proteste gegen Hühnerfarm Der Gegenwind gegen eine geplante Hühnerfarm bläst immer stärker. Die Lunzenauer Bürgerinitiative (BI) hat die benötigten 650 Unterschriften für ein Bürgerbegehren beisammen. Damit könnte die 2,2-Millionen-Investition der Sächsischen Farmbetriebe wackeln, einen Stall mit 40000 Tieren zu errichten. Der Geschäftsführer der Sächsischen Farmbetriebe, Georg von Bitter (32), will in Lunzenau eine Hühnerfarm bauen. Foto: Dietmar Thomas Lunzenau. Am 12. April sollen die Unterschriften Bürgermeister Ronny Hofmann (42, CDU) übergeben werden. Der sieht die Sache gelassen. „Das gehört zur Demokratie.“ Danach entscheidet der Stadtrat. „Es kann doch nicht sein, dass wir kein Geld für ordentliche Straßen haben, aber die Massentierhaltung mit Millionenbeträgen fördern“, sagt Wolfgang Hendler (60) von der BI. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums (SMUL) wurden seit 2007 knapp 42 Millionen Euro Fördermittel für die Geflügelhaltung bewilligt. In Sachsen gibt es derzeit rund 8,2 Millionen Hühner. Aktuell laufen laut SMUL acht Genehmigungsverfahren für Neuanlagen. (tor) Sächsische Zeitung Donnerstag, 17. März 2011 (Döbelner Anzeiger) BOCKELWITZ Großes Eierlegen könnte noch 2011 starten Von Heike Stumpf In Doberschwitz soll ein Geflügelzuchtbetrieb entstehen. Die Anwohner reagieren sehr unterschiedlich darauf. Georg von Bitter, Geschäftsführer der Sächsischen Farmbetriebe aus Hilbersdorf, hat den Gemeinderäten und einigen Anwohnern von Bockelwitz und ehemals Thümmlitzwalde erklärt, wie der geplante Geflügelzuchtbetrieb in Doberschwitz aussehen und wie es dort ablaufen soll. Das Unternehmen rechnet in den nächsten Tagen mit den letzten Genehmigungen. Dann könnte der Bau der Betriebsstätte im Mai beginnen und die Produktion von Brut-eiern noch Ende 2011 starten. Der Betrieb will in der Gemeinde Bockelwitz 2,5 Millionen Euro investieren und drei Arbeitsplätze schaffen. Foto: D. Thomas Knapp 40.000 Hühner in drei Ställen – das hört sich nach mächtig viel Gegacker an. Das dürfte es auch werden, wenn die Sächsischen Farmbetriebe (SFG) GmbH die Genehmigung für den Bau eines Geflügelzuchtbetriebes in Doberschwitz bekommt. Allerdings soll derjenige, der an den Ställen vorbeifährt, die Tierhaltung weder sehen noch riechen. Schon seit mehr als einem Jahr stehen die Bockelwitzer Gemeinderäte mit dem Zuchtbetrieb aus der Nähe von Freiberg in Verbindung. Am Dienstag hat Geschäftsführer Georg von Bitter das Projekt erstmals so vorgestellt, dass sich Räte und Bürger von dem geplanten Betriebsteil ein Bild machen können: Entstehen sollen drei große Hallen, in denen nahezu 40000 Hennen und Hähne leben. Zumindest für ein paar Monate. Nach Doberschwitz kommen sie in der 20. Lebenswoche. Bis zur 60. Lebenswoche sollen sie möglichst viele befruchtete Eier produzieren. Diese gehen dann an Brütereien, sofern sie die Qualitätsanforderungen erfüllen. Wenn nicht, nimmt sie die Industrie ab. Mit den Tieren, die aus den Doberschwitzer Eiern schlüpfen, wird später weitergezüchtet. Am Ende der Produktionskette steht der Broiler, den Konsumenten nahezu weltweit kaufen. Aus den Hühnern, die keine Bruteier mehr produzieren, werden Suppenhühner. Wenn es soweit ist, wird der gesamte Stall geräumt, gereinigt und desinfiziert. Der über die Wochen gesammelte Kot kommt in eine Biogasanlage nach Grimma. Weil es keine Güllelagerung im Freien gibt, dürfte es auch zu keiner Geruchsbelästigung kommen. Die Abluft soll der Wind weg von Wohnhäusern tragen. Die Tiere leben in Bodenhaltung und komplett drinnen. Trotz vieler automatisierter Abläufe wie dem Füttern und Tränken und einem Eiertransport per Band werden drei Mitarbeiter benötigt. „Schön wäre es, wenn sie schon Erfahrungen aus der Geflügelzucht mitbringen“, sagte Georg von Bitter. Aber auch ein anderer landwirtschaftlicher Abschluss sei denkbar und eine Qualifizierung möglich. Wenn die Baugenehmigung in nächster Zeit eintrifft, könnte noch im Mai Baubeginn sein. Die meisten Arbeiten sind schon ausgeschrieben. Der Geschäftsführer rechnet mit einer Bauzeit von einem halben Jahr, so dass der Erstbezug der Ställe Ende 2011 durchaus zu schaffen wäre. Einwohner aus Ostrau und Zschoppach äußerten sich verärgert darüber, dass ihnen die Ställe sozusagen vor die Nase gesetzt werden. Die SFG hatte anfangs in Zschoppach bauen wollen. Die Ortschaftsräte und die Thümmlitzwalder Gemeinderäte lehnten ab. „Wir haben schon genug Belastungen im Ort“, so Ortschaftsrätin Ursula Rauwolf. Landwirtschaft und Tierproduktion nicht als Belastung zu sehen, dafür sprach sich Manfred Golze vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie aus. Er bestätigte, dass die Behörden alle Tierproduktionsanlagen überwachen und kontrollieren. „Darauf will ich mich verlassen“, sagte Anwohner Günther Schmidt. Er bedauerte, dass es eine solche Informationsveranstaltung nicht früher gegeben hat: „Einige meiner Bedenken sind ausgeräumt worden.“ NDR Stand: 04.04.2011 12:51 Uhr Störtebekers Erbe: Brot und Hering für's Volk Der Seeräuber Störtebeker hatte ein Herz für Arme. (Archivbild) Mit der traditionellen Lätare-Spende hat Verden am Montagvormittag an das Vermächtnis des Seeräubers Klaus Störtebeker erinnert. Der Legende nach soll der Pirat kurz vor seiner Hinrichtung im Jahr 1401 der Stadt ein Erbe hinterlassen haben, damit sie jedes Jahr 530 Schwarzbrote und 1.600 Salzheringe an Bedürftige, Beamte und Geistliche verteilt. Als Andenken daran verschenkten Politiker gemeinsam mit einem Störtebeker-Darsteller auf dem Rathausplatz Brot und Fische an alle Schaulustigen. Zu den diesjährigen Ehrengästen gehörten Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann und der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Eckart von Klaeden (beide CDU). Kutsche statt Pferd Während Lindemanns Rede protestierten einige Bauern der Region gegen die niedersächsische Agarpolitik. Sie hielten Transparente mit der Losung "Bauernhöfe statt Tierfabriken" in die Luft. Die Mehrheit der Verdener aber war gekommen, um von Störtebeker und seinen Gehilfen kostenlos Hering und Brot abzuholen. Störtebeker ritt in diesem Jahr übrigens nicht auf einem Pferd vom Dom zum Rathaus, sondern fuhr vornehm in einer historischen Kutsche vor. Im Anschluss an die traditionelle Heringsgabe gab es in der Verdener Stadthalle ein Störtebeker-Heringsessen für die geladenen Gäste. Dabei werden Spenden für karitative und soziale Einrichtungen gesammelt. Brauch seit mehr als 400 Jahren Jedes Jahr am Montag nach Lätare gibt es 1.600 Heringe für die Schaulustigen. (Archivbild) Noch heute wird der Pirat Störtebeker als "Robin Hood" der Armen glorifiziert. Hartnäckig hält sich die Legende, der Seeräuber habe mit einem Teil seiner Beute Arme und Bedürftige unterstützt. Jedes Jahr am Montag nach Lätare, dem Sonntag drei Wochen vor Ostern, veranstaltet die Stadt Verden daher die Lätare-Spende. An der Tradition wird schon seit 1602 festgehalten. Aus diesem Jahr stammen zumindest die ältesten Spendenbelege, die sich im Besitz der Stadt befinden. Die Mahlzeit hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert: Vier Fässer mit insgesamt 1.600 Salzheringen und 530 Schwarzbrote werden verteilt. Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Bild 50 von 61 Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Bild 51 von 61 Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Bild 52 von 61 Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Bild 53 von 61 Verdener Lätare-Spende Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden, und Wolfgang Golasowski, Staatsrat beim Bremer Umweltsenator, griffen Pirat Klaus Störtebeker bei der Verdener LätareSpende unter die Arme und verteilten großzügig Brot und Heringe an das Volk. © Mediengruppe Kreiszeitung/Katrin Preuß Märkische Zeitung 15.03.2011 LANDWIRTSCHAFT: Nicht mit uns! Münchehofener Bürgerinitiative will Hühnerfarm mit 30 000 Tieren verhindern MÜNCHEHOFE - „Hier soll die Hühnerfarm entstehen“, sagt Manuela Rienas und zeigt auf eine gerade ergrünende Wiese. Sie liegt zwischen den Orten Münchehofe und Hermsdorf und soll bald Heimat von 30 000 Hühnern werden – wenn es nach dem Willen der Agrargenossenschaft Münchehofe ginge. Das Feld, auf dem die Hühnerfarm stehen soll, wird auf drei Seiten von Bäumen begrenzt, an einer von einem Graben und dem Europaradweg, der nach Münchehofe führt. „Bei dem hohen Grundwasserspiegel hier und so vielen Tieren werden Wasser und Boden zwangsläufig verseucht“, glaubt Manuela Rienas. Am Ortseingang von Münchehofe haben die Dorfbewohner ein großes Plakat aufgestellt. Darauf steht: „Münchehofe sagt: Ja zur Ökogemeinde, Nein zu Massentierhaltungsanlagen“. Seit einem dreiviertel Jahr schon kämpfen Manuela Rienas und einige hundert Bewohner der Münchehofer Ortsteile gegen den Bau der Hühnerfarm und haben dazu die Bürgerinitiative „Landlust statt Hühnerfrust“ gegründet. Sven Teske, einer der Sprecher der Initiative, betont aber, dass sich der Protest nicht gegen die Agrargenossenschaft richtet. Sie betreibt am Ort auch eine Milchkuhwirtschaft mit 400 Tieren in ökologischer Haltung. „Wir wollen den Eindruck vermeiden, dass wir gegen die Genossenschaft sind. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn jemand Geld verdienen will. Wir sind nur gegen den Standort der Mastanlage“, sagt Teske. Den Standort halten die Münchehofer aus verschiedenen Gründen für ungeeignet. „Wir sind gerade auf dem Weg, Ökogemeinde zu werden“, erklärt Teske. Für Besucher der Gläsernen Molkerei – ein Vorzeigebetrieb für Münchehofe – werde die gigantische Hühnerfarm „direkt in der Sichtachse“ liegen. Zudem würde der Gestank von 30 000 Legehennen sich über das Dorf legen. Und wer könnte garantieren, dass nach einer solchen Anlage Schluss sei? Es wurden insgesamt fünf Standorte für geeignet befunden. Zweifel haben die Farmgegner auch an dem Versprechen, die Eierproduktion werde „bio“ sein. „Das ist ein agrarindustrieller Betrieb unter dem Deckmantel ökologischer Landwirtschaft“, findet Sven Teske. In seiner Präsentation werbe der Investor mit einer „schönen, heilen Hühnerwelt – wie das mit 30 000 Tieren gehen soll, ist mir ein Rätsel.“ Seit langem schon fordert die Bürgerinitiative, dass die Agrargenossenschaft ein Gutachten einholt, dass die Umweltverträglichkeit der Hühnerfarm bestätigt. „Aber das wird einfach ignoriert“, sagt Manuela Rienas. Die 48-Jährige, die auch stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Münchehofe ist, ist frustriert. Sie fühlt sich als Vertreterin von 580 Einwohnern vom Kreistag im Stich gelassen. „80 Prozent der Bewohner haben unsere Petition unterschrieben, die Gemeindevertreter sind sich einig. Trotzdem vertreten die Abgeordneten nicht unsere Interessen“, sagt Rienas. Die Gemeinde sei vergangenes Jahr von dem Vorhaben überrollt worden. „Warum hat man nicht vorher mit uns gesprochen?“ Rienas fühlt sich als Politikerin auf kleinster Ebene dem Willen ihrer Dorfbewohner verpflichtet. „Ich habe den Mehrheitswillen umzusetzen.“ Die Mitglieder der Bürgerinitiative hegen trotz allem leise Hoffnung auf eine Einigung mit der Agrargenossenschaft und der Kreisverwaltung. Für den 22. März hat der Vorsitzende der Bauernfraktion im Kreis, Heiko Terno, zu einem „Erörterungstermin“ in den Lübbener Kreistag geladen. „Vielleicht gibt es da mal etwas inhaltlich neues“, sagt Sven Teske. (Von Nora Schareika) 31.03.2011 POLITIK: Es bleibt beim Nein zur Hühnerfarm in Löpten Erneute Abstimmung im Gemeinderat endet wie erwartet, ist aber fraglich GROß KÖRIS - Es war eine Posse, die sich am Dienstagabend im Mehrzweckraum der Turnhalle von Groß Köris abspielte. Und, wie sich gestern herausstellte, auch noch eine, die keine rechtliche Grundlage hatte. Denn geheim abstimmen können Gemeindevertreter laut Kommunalverfassung gar nicht. Genau das wurde jedoch von fünf Vertretern durchgesetzt. Die zwölf Gemeindevertreter von Groß Köris, Bürgermeister Marco Kehling und Amtsleiter Ulrich Arnts waren Dienstag zusammengekommen, um ein letztes Mal über die Legehennenanlage des Biohofes Löpten abzustimmen, die ein Investor in dem Ortsteil bauen will. Eine Bürgerinitiative arbeitet seit langem gegen den Plan, hier einen Stall für 36 000 Legehennen zu errichten. Die Gemeinde ist bei dem Thema aber gespalten. Befürworter führen den wirtschaftlichen Nutzen für den Ort an. Für viele Anwesende überraschend stellte Gemeindevertreterin Margret Keller (CDU) den Antrag, in geheimer Abstimmung zu entscheiden, ob der Bebauungsplan für die betreffende Fläche geändert wird – das würde den Bau der Hühnerfarm möglich machen – oder nicht. Für die geheime Abstimmung stimmten in offener Abstimmung fünf Gemeindevertreter, damit wäre nach der alten Gemeindeordnung der nötige Stimmenanteil gegeben gewesen. Die gilt aber nicht mehr, wie Gemeindevertreter Reinhard Geister noch vor der Abstimmung richtig anmerkte. Er bemühte die Kommunalverfassung, laut der eine geheime Stimmabgabe nur bei Wahlen, nicht aber bei Abstimmungen möglich ist. Dies bestätigte gestern auch Dagmar Gröke, Leiterin der Kommunalaufsicht des Landkreises Dahme-Spreewald. „Es gilt die Regel, dass Abstimmungen offen erfolgen müssen“, sagte Gröke. Was das für die Abstimmung in Groß Köris bedeutet, ist aber noch nicht abzusehen. „Welche rechtlichen Folgen das hat, muss man sehen. Sowohl der Amtsdirektor als auch die Kommunalaufsicht haben das Recht, die Abstimmung zu beanstanden“, so Gröke. Das Ergebnis der Abstimmung fiel indes nicht anders aus als erwartet: Acht Gemeindevertreter stimmten gegen eine Änderung des Bebauungsplanes und damit gegen die Hühnerfarm. Fünf stimmten für einen neuen Bebauungsplan und damit für eine Umwidmung des jetzigen Mischgebietes in eine landwirtschaftliche Fläche. Dies würde dem Investor den Bau der Hühneranlage ermöglichen. Im betroffenen Ortsteil Löpten haben laut Matthias Rackwitz, einem Mitglied der Bürgerinitiative, 84 Prozent der Einwohner gegen die Hühnerfarm unterschrieben. Nach der Sitzung ist nun offen, ob noch einmal abgestimmt werden muss. Das wäre eine rein formale Angelegenheit, denn die Sympathien innerhalb der Gemeinde für oder gegen die Hühnerfarm sind klar und bekannt. Viele Einwohner, die zu der zweistündigen Veranstaltung in die Turnhalle gekommen waren, gingen kopfschüttelnd nach Hause. „Nach dem Ergebnis ist auch wieder klar, wer die Fünf waren, die für die Anlage gestimmt haben – es sind die Fünf, die für die geheime Abstimmung waren“, sagte ein Bürger. „Es ist wirklich lächerlich, dass die Gemeindevertreter nicht offen abstimmen wollen über ein Thema, das alle etwas angeht“, fand auch Torsten Roeck, der selbst in dem Gremium sitzt. (Von Nora Schareika) Neue OZ online 04.04.2011, 20:34 Fenster schliessen drucken Ausgabe: Ems-Zeitung Veröffentlicht am: 04.04.2011 Emsländisches Landvolk informiert Landwirte über offene Flanke Dörpen sr Dörpen. Bei Nachwahlen zum Vorstand des Emsländischen Landvolks haben die Landwirte des Kreisvereins Aschendorf Hümmling Wilhelm Munk zum Nachfolger für den verstorbenen Bernhard Hanekamp gewählt. Hanekamp habe eine schmerzliche Lücke hinterlassen, ehrte ihn der Vorsitzende Bernd Schulte-Lohmöller. Seine hervorragenden Kontakte habe Hanekamp als stellvertretender Vorsitzender genutzt und damit „für uns alle viel bewegt“. Als sein Nachfolger wird Wilhelm Munk bis zum Ende der Wahlperiode Schulte-Lohmöller zur Seite stehen. Zum Vertreter für den Vorstand im Verein Emsländischer Landwirte (VEL) nominierten die Mitglieder einstimmig Andreas Hunfeld. Die Silberne Ehrennadel des Emsländischen Landvolkes erhielt Theo Radtke aus Neulehe für sein 20-jähriges Engagement als Vorsitzender des Ortsvereins. Im Anschluss an die Personalien widmeten sich die Landwirte aktuellen Herausforderungen. Die moderne Tierhaltung werde allzu oft medial an den Pranger gestellt, rügte der Vorsitzende Schulte-Lohmöller. Die Politik sei kein verlässlicher Partner mehr, und selbst der als Fachmann geschätzte Minister Lindemann habe beim Tierschutz die Sachlichkeit verlassen. „Wir sind für das Tierwohl, aber es muss praktikabel sein“, betonte der Landvolk-Vorsitzende. Auch beim aktuellen Thema Bioaerosole werde einseitig an die Landwirtschaft gedacht, monierte Schulte-Lohmöller. Dabei kämen diese in vielen Bereichen vor. Das Interesse der Tierhalter an der Problematik sei allerdings sehr groß, denn zurzeit fehlten verlässliche Erkenntnisse über die Quantifizierung, Lebensdauer und Wirkung dieser Stäube in der Stallluft. Die Unsicherheit konnte der Referent der Universität Göttingen, Prof. Dr. Ir. Herman van den Weghe, nicht ausräumen. Zwar stellte der Experte detailliert und ausführlich den Forschungsstand und die Erkenntnisse über Zusammensetzung und Quellen der belebten und unbelebten Partikel in der Stallluft dar. Doch betonte der Experte auch ausdrücklich die Schwierigkeiten bei der Messung, die unbefriedigende Rechtslage und die vielen unbeantworteten umweltmedizinischen Fragen, die es immer noch gebe. Selbst das „Vehikel“ Abluftreinigung stellte der Göttinger Professor infrage. Die Bioaerosole seien eine „offene Flanke“ und das Mittel der Wahl, wenn es darum gehe, neue Betriebe gerichtlich zu verhindern. Die Wissenschaft sei bei diesem komplexen Thema nicht in der Lage, einheitliche Grenzwerte vorzuschlagen. Deshalb sollte sich die Landwirtschaft um Kommunikation mit der Gesellschaft bemühen. Die bestehenden Verfahren zur Reduktion der Bioaerosole müssten mit neuen Technologien verbessert werden. Und schließlich forderte van den Weghe für das „Agrarland Nummer 1“ eine Kartografierung der Hintergrundkonzentration. Diese sei eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung der Tierproduktion in Niedersachsen. Neue OZ online Veröffentlicht am: 10.03.2011 McAllister zu Gast in Osnabrück: „Kein Gorleben-Ersatz in Niedersachsen“ hab,ham Osnabrück Osnabrück. Im Interview äußerte sich Ministerpräsident David McAllister zu Themen wie Biosprit und Wehrreform. In der Bewertung des neuen Kraftstoffs E10 gibt es auch in der niedersächsischen Koalition Differenzen. Die CDU ist für die weitere Einführung, die FDP dagegen. Wie ist Ihre Position? Die Automobil- und die Mineralölindustrie sowie die Bundesregierung haben die Vorbehalte der Autofahrer bezüglich des Biosprits unterschätzt. Nicht erst jetzt, sondern bereits im vergangenen Jahr hätte die Aufklärung beginnen müssen. Die Industrie ist aufgefordert, jetzt klar und verbindlich die Modelle zu benennen, bei denen es Risiken gibt. Sie ist in einer Bringschuld und in der Verantwortung gegenüber dem Verbraucher. Es muss hundertprozentig verlässliche Informationen geben. Streit gibt es um die Wehrreform. Sind Sie für eine zügige Umsetzung oder eher für ein Verschieben? Und was erwarten Sie vom neuen Verteidigungsminister de Maizière speziell mit Blick auf Niedersachsen? Die Aussetzung der Wehrpflicht ist politisch beschlossen. Der letzte Jahrgang ist am 1. Januar eingezogen worden. Eine Verschiebung des Auslaufens des Wehrdienstes zum 30. Juni kann ich mir nicht vorstellen. Die betroffenen jungen Männer brauchen Planungssicherheit. Die Bundespolitik muss jetzt zügig ein attraktives und umsetzbares Modell für die Rekrutierung von Freiwilligen vorlegen. Da gibt es noch Handlungsbedarf. Wichtig ist es jetzt, Werbung und Überzeugungsarbeit für den Freiwilligendienst der Bundeswehr und der anderen Institutionen bei den jungen Menschen zu leisten. Die ganze Aussetzung der Wehrpflicht und die Einführung der freiwilligen Dienste stehen unter einem erheblichen Zeitdruck. Umstritten sind die Pläne, Kohlendioxid in unterirdischen Lagern zu entsorgen. Bleibt Niedersachsen bei dieser CCS-Technik wirklich außen vor? Ich stehe der CCS-Technologie sehr kritisch gegenüber. Es bleiben noch zu viele Fragen unbeantwortet. Deshalb setzen wir uns für eine gesetzliche Regelung ein, die es den Ländern ermöglicht, selbst zu entscheiden, ob sie eine dauerhafte geologische Speicherung von Kohlendioxid wollen oder nicht. Das darf nicht gegen den Willen eines Landes stattfinden. Beim Atommüll droht Niedersachsen die fast komplette Entsorgung aufgebürdet zu werden. Oder sehen Sie ernsthaftes Bemühen des Bundes, Standorte außerhalb dieses Landes in Betracht zu ziehen? Die Entsorgung hoch radioaktiven Atommülls ist eine nationale Aufgabe. Gorleben wird nun ergebnisoffen zu Ende erkundet. Sollten sich dabei gravierende Defizite herausstellen, die gegen eine Eignung des Salzstocks sprechen, muss die Erkundung in Gorleben beendet werden. Spätestens dann muss ein neuer Standort für ein sicheres Endlager für hoch radioaktiven Atommüll in Deutschland gesucht werden. Hier sind dann insbesondere die anderen Bundesländer in der Pflicht, da Niedersachsen bereits für etwa 90 Prozent des Atommülls die Verantwortung tragen muss, die im Endlager Schacht Konrad eingelagert werden sollen. Ihr Amtsvorgänger Wulff hat immer betont, bei Nichteignung von Gorleben komme kein anderer Standort in Niedersachsen infrage, erst recht nicht das schon einmal dafür vorgesehene Emsland. Bleibt es dabei? Niedersachsen trägt bei der Endlagerung von schwach, mittel- und hoch radioaktivem Müll gegenwärtig die gesamte nationale Verantwortung. Dazu kommen noch die Altlast Asse und die Castortransporte. Eine weitere Belastung halte ich für ausgeschlossen. Dringend benötigt werden neue Stromtrassen. Bürgerinitiativen haben Verhältnisse wie bei „Stuttgart 21“ angedroht, falls es nicht zu einer kompletten Verkabelung kommt... Der Ausbau der Hochspannungsnetze ist zu einer Achillesferse unserer Industriegesellschaft geworden. Ohne die neuen Netze werden wir den notwendigen Umbau in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung nicht erreichen. Dazu sind aktuell etwa tausend Kilometer neue Leitungen erforderlich, insbesondere bei uns im Norden. Bei den Verhandlungen über das neue Energieleitungsausbaugesetz ist uns ein großer Erfolg gelungen mit den vier Pilottrassen, wo in Teilabschnitten Erdverkabelung möglich sein wird. Nun sind die Netzbetreiber aufgefordert, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben mit dem Netzausbau zu beginnen. Forderungen nach einer generellen Erdverkabelung hören sich zwar einfach an, sind aber aus rechtlichen und technischen Gründen nicht realisierbar, auch wenn ich eine Vollverkabelung grundsätzlich für wünschenswert halte. In Hamburg hat die CDU eine schwere Schlappe erlitten. Was muss passieren, um ähnliche Desaster im Superwahljahr 2011 zu verhindern – auch bei der Kommunalwahl in Niedersachsen? Das Wahlergebnis an der Elbe war eine reine Hamburgensie. Die Ursachen liegen ausschließlich in der Hamburger Landespolitik. Diese Wahl hat keine Auswirkungen auf Niedersachsen oder andere Teile Deutschlands. In der Landwirtschaft gibt es Auswüchse zum Beispiel bei Großmastställen, Biogasanlagen und Monokultur. Wie wird die Landesregierung hier gegensteuern und auch beim Tierschutz neue Akzente setzen? Wir brauchen in der Agrarpolitik mehr gesellschaftlichen Konsens. Die Landwirte kommen aus der Mitte unserer Gesellschaft. Deswegen wehre ich mich in aller Deutlichkeit gegen eine pauschale Diffamierung der konventionellen Landwirtschaft. Im Bereich des Tierschutzes gibt es Handlungsbedarf, hier hat Landwirtschaftsminister Lindemann auf meine Bitte hin bereits Vorschläge gemacht. Dazu gehört beispielsweise der Verzicht auf Schnabelkürzen bei Legehennen und Puten oder das Schwänzekupieren und Kastrieren ohne Betäubung bei Ferkeln. SÜDKURIER Schwarzwald-Baar-Kreis 04.04.2011 Massen-Zucht und Hof-Idylle Schwarzwald-Baar (ewk) „Unser täglich Fleisch – billig – giftfrei – artgerecht?“: Lebensmittelskandale, Dioxin im Tierfutter, Massentierhaltung und der Hunger in der Welt bringen dieses Thema immer wieder in die Schlagzeilen und jetzt auch auf das „Anstöße“Podium der kirchlichen Bildungswerke im evangelischen Gemeindehaus am Irmapark in Donaueschingen. Der Oberbaldinger Schweinezüchter Urban Messner und der Schwarzwaldbauer Theo Kern stellten sich hier der Diskussion. Pfarrer Stefan Boldt erläuterte ethische Perspektiven und die 60 Besucher konnten sich einbringen. Seit Monaten sind die Planungen von Urban Messner in der öffentlichen Diskussion. Der bäuerliche Familienbetrieb möchte seine Schweinezucht auf der Ostbaar um das Vierfache vergrößern. Künftig sollen 1200 Muttersauen jährlich 30 000 Ferkel für die Schweinemast liefern, selbstverständlich unter den aktuellen Tierwohl-Auflagen. Die Futtermittel sollen zu 80 Prozent (Getreide) aus der Region kommen plus 15 Prozent Soja und der Rest Mineralfutter. Nach 190 Tagen sind die Tiere auf dem Verbraucherteller. „Als Unternehmer muss man sich weiter entwickeln“, sagt Messner – und seine drei Kinder, wollen in den Betrieb einsteigen. Während sich die Kommune Bad Dürrheim auf Konfrontation gestellt hat, sieht Messner die moderne Massentierhaltung als nicht belastender an als Landwirtschaft vor 50 Jahren, als beinah zu jedem Haus im Dorf auch ein Stall gehörte. Eine ganz andere Perspektive von Landwirtschaft beschreibt Theo Kern. Der Altbauer vom Bartleshof hat den Betrieb längst an den Sohn übergeben. Seit 250 Jahren wird auf dem alten Schwarzwaldhof bei Vöhrenbach gewirtschaftet. Milchwirtschaft ist seit eh und je hier das Konzept. Auf 40 Hektar Grasland „leben 27 Milchkühe von dem, was bei uns wächst“: extensive Kreislaufwirtschaft und seit sieben Jahren als Bioland-Betrieb zertifiziert. Der „Bauer mit Leib und Seele“ schätzt die Tiergesundheit in seinem Stall als „sehr gut“ ein und „darstellbare Lebensqualität für die Tiere sollte das Maß sein“. Pfarrer Boldt aus Buchenberg, entwickelte Verständnis für beide Ansätze. Er kennt die schwierige Situation der bäuerlichen Familienbetriebe und nimmt auch den Verbraucher in die Verantwortung. Zudem möchte er mit bäuerlichen Genossenschaften Wachstumszwängen begegnen. Engagierte Plenumsdiskutanten beklagten das Elend der Massentierhaltung, warnten, dass über Wachstumszwängen und Konkurrenzdenken Lebensqualität auf der Strecke bleibe, forderten politische Steuerung des landwirtschaftlich-chemischen Komplexes, statt Fleischdumping zu produzieren, das Tier als Mitgeschöpf wahrzunehmen und schließlich als Verbraucher auch Bereitschaft, regional und verantwortungsbewusst erzeugte Lebensmittel zu kaufen. Schwarzwälder Bote Bad-Dürrheim Schweinezüchter hält an Plänen fest (rtr), aktualisiert am 29.03.2011 um 10:38 Uhr Auf die Frage, ob die Grünen generell gegen Massentierhaltung sind, antwortet Ökobäuerin Martina Braun, das hänge von unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel, um wie viel Tiere es sich handle, wie das Platzangebot, die Haltung und das Futter sei. Foto: dpa Bad Dürrheim-Oberbaldingen - Auch nach dem Regierungswechsel im Land möchte Landwirt Urban Messner aus Oberbaldingen an seinen Plänen festhalten und auf dem Gewann Rauäcker Ställe für 1260 Muttersauen bauen, die jährlich dann über 30 000 Ferkel "produzieren". Die Grünen sprechen sich gegen eine solche Massentierhaltung aus, was auch Landtagskandidatin Martina Braun beim Bürgergespräch in Oberbaldingen noch vor der Wahl betont hat. Aber auch jetzt, nachdem es in Baden-Württemberg eine grün-rote Regierung geben wird, hält Braun die Möglichkeiten für begrenzt, das Bauvorhaben Messners zu verhindern. So sei das privilegierte Bauen im Außenbereich, auf das sich Messner mit seinem Vorhaben stütze, im Baugesetzbuch geregelt. Das sei Bundesgesetz, liege also nicht in Händen der Landesregierung. Auf die Frage, ob die Grünen generell gegen Massentierhaltung sind, antwortet Ökobäuerin Martina Braun, das hänge von unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel, um wie viel Tiere es sich handle, wie das Platzangebot, die Haltung und das Futter sei. Auch Gülle, beziehungsweise die Mistentsorgung spiele eine Rolle. "Grundsätzlich soll die Tierhaltung aber in kleineren Strukturen stattfinden", betont Braun und fügt hinzu: "Woraus sich dann die Frage ergibt, wie hoch beispielsweise der Fleischkonsum sein kann, beziehungsweise wie wir den Bedarf decken." Braun empfiehlt, die agrarpolitischen Weichen neu zu stellen und beispielsweise für "Tierfabriken" die Investitionsförderung zu kürzen. Doch solche Veränderungen bräuchten Zeit. Von jetzt auf jetzt ließen sich die Pläne Messners "nicht blockieren". Urban Messner geht davon aus, dass er seinen Antrag für das Bauvorhaben im Mai einreichen wird. Ursprünglich war der Termin für März vorgesehen. Doch es habe Verzögerungen gegeben. Der Oberbaldinger Schweinezüchter wird heute an einer Podiumsdiskussion teilnehmen, zu der die evangelische Erwachsenenbildung und das katholische Bildungswerk um 20 Uhr ins evangelische Gemeindehaus in Donaueschingen, Max-Egon-Straße 21, einladen. Bei der Veranstaltung zum Thema "Nahrungsmittelskandale ohne Ende?" stellen sich Landwirte aus der Region dem Gespräch. Aller-Zeitung 31.03.2011 23:45 Uhr Dedelstorf Schweinemast: Streit um weitere Tiere Dedelstorf. Landwirt Werner Warnecke will seine Schweinemastanlage erweitern. Statt 1320 sollen dann 3224 Tiere gehalten werden (AZ berichtete). Dagegen wehren sich jetzt einige Einwohner des Ortes. Die Kritik der Bürger richtet sich nicht gegen die Erweiterung an sich. Vielmehr hätten sich die Dedelstorfer einen anderen Standort gewünscht – und eine andere Informationspolitik des Investors. „Wir haben von dem Projekt erst aus der Zeitung erfahren“, so die Kritik. Da lagen die Pläne aber bereits im Genehmigungsverfahren. „Das ist der übliche Weg. Ich habe nach geltendem Recht die Genehmigung beantragt, jetzt werden die Betroffenen gehört“, erklärt Warnecke. Um das Informationsdefizit auszugleichen, hatten sich rund 40 Bürger zu einem Gesprächsabend getroffen und dazu auch Warnecke eingeladen. Der stand Rede und Antwort, aber: „Wir hatten nicht wirklich das Gefühl, dass unsere Einwände gehört wurden“, so die Dedelstorfer. Das sieht Warnecke anders. „Ich habe auf die Fragen der Bürger geantwortet. Außerdem wurde das Genehmigungsverfahren öffentlich ausgelegt, es konnte sich jeder informieren, und ich habe mit Bürgern Einzelgespräche geführt und festgestellt, dass es nicht nur Kritiker gibt.“ Die Dedelstorfer, die zu den Kritikern gehören, befürchten ein Zunahme des Verkehrs im Ort, mehr Geruch und den Wertverfall ihrer Immobilien. Daher hätten sie sich einen Standort weiter weg vom Ort gewünscht. Um das zu erreichen, wollen sie jetzt Einwände gegen das Projekt erheben. Warnecke: „Das ist ein laufendes Verfahren. Die Bürger sind beteiligt. Jetzt müssen wir sehen, wie entschieden wird.“ Ba Münsterländische Volkszeitung 4.4.11 Genehmigungsverfahren Bauantrag zum geplanten Schweinestall in Uffeln liegt jetzt öffentlich aus Die Straße Uffelner Esch: Familie Tegelmann und die Stadt halten den Wirtschaftsweg auch für Tiertransporte für ausreichend, Anlieger bestreiten das. (Foto: Dieter Bähre) Uffeln. Die Kreisverwaltung Steinfurt hat im Genehmigungsverfahren für den Bau eines Schweinemaststalls in Uffeln einen abgeänderten Bauantrag öffentlich ausgelegt. Seit dem heutigen Montag können Betroffene die Unterlagen im Rathaus Ibbenbüren und in der Kreisverwaltung in Steinfurt einsehen. Eingeflossen sind in erster Linie bauliche Verbesserungen gegen Geruchsbelästigungen. Vorangegangen waren umfangreiche Prüfungen der Prognosen im Bauantrag durch die Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Sie halten das Geruchsgutachten und die angewandten Verfahren für sachgerecht. Inzwischen seien auch die besseren Werte der neuen Immissionsrichtlinie berücksichtigt worden. Das sagte Sachbearbeiter Dr. Rolf Winters unserer Zeitung. Wie es weitergeht Der neue Bauantrag liegt insgesamt 14 Tage aus. In dieser Zeit können Bedenken erneut vorgetragen werden. Falls darunter keine „relevanten Einwendungen“ sind, wird über die Genehmigung mit einem „rechtsmittelfähigen Bescheid“ entschieden. Beobachter gehen davon aus, dass die Kreisverwaltung den Schweinemaststall nunmehr genehmigen und die Anlieger dagegen vor dem Verwaltungsgericht klagen werden. Eine Klage hat aufschiebende Wirkung, wogegen die Familie Tegelmann wiederum einen Antrag auf „sofortige Vollziehung“ stellen kann. Dagegen können sich die Gegner des Stalles mit einem „Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung“ wehren. Der wiederum wird von den Verwaltungsgerichten üblicherweise im „Eilverfahren“ schneller entschieden als im Rechtsstreit. Die Landwirtin Monika Tegelmann will einen 150 Meter langen und 35 Meter breiten Stall bauen. Er bietet Platz für 4200 Mastschweine. Direkte Nachbarn und weitere Uffelner hatten bereits in einem Erörterungstermin im Oktober ihre ablehnende Haltung begründet. Vor allem die Aussagen über die voraussichtlichen Geruchsbelästigungen für die Anwohner waren heftig umstritten. Gleichzeitig hat die Kreisverwaltung weitere Streitthemen überprüfen lassen. Dazu zählt der nach Ansicht der Anlieger unzureichende Brandschutz für die Tiere. Die Kreisverwaltung halte das Brandschutzkonzept auch nach neuerlicher Abwägung für ausreichend, sagte Winters. Im Gutachten zu niedrig angesetzt waren laut Landwirtschaftskammer offenbar die Schweine-Umschlagszahlen. Die Kreisverwaltung geht jetzt von häufigeren Tiertransporten aus. Das bleibe aber ohne Auswirkungen auf das Genehmigungsverfahren. Die Stadt Ibbenbüren hält die Zufahrt für ausreichend. Die Landwirtschaftskammer habe auch bestätigt, dass die von den Antragstellern zu erbringenden Futtermittel zu 51 Prozent auf eigener landwirtschaftlicher Fläche erzeugt werden können. Damit handele es sich um ein landwirtschaftlich betriebenes Projekt und nicht um ein gewerbliches, das nach anderen Vorschriften zu beurteilen wäre. Keine neuen Erkenntnisse gebe es beim ebenfalls strittigen Thema Bioaerosole. Die Kreisverwaltung sehe keinen Handlungsbedarf, sagte uns Winters. VON DIETER BÄHRE DER WESTEN Landwirtschaft : Das schweinische Dilemma am Hillering Unna, 07.04.2011, Jens Schopp Billmerich. Ein Landwirt bringt seine Nachbarschaft gegen sich auf. Der Billmericher Landwirt Heiner Hilleringmann plant, seine Schweinemast um 1 480 Plätze zu erweitern. Bereits jetzt grunzen mehr als 2 500 Schweine auf dem Hof an der Hertingerstraße. Gestern lud der Kreis als Genehmigungsbehörde zur gesetzlich geforderten öffentlichen Anhörung. Und da taten sich Gräben zwischen Hilleringmann und seinen Nachbarn auf. Auf der einen Seite verfolgt der Landwirt wirtschaftliche Interessen. Auf der anderen Seite fühlen sich die Nachbarn schon jetzt durch die vorhandene Anlage zum Teil massiv gestört. Stichwort: Gestank. Ein Gutachter eines Ingenieurbüros rechnete den Anwohnern vor, was sie an Ausdünstigen aus dem Stall zu erwarten haben. Die Ställe würden mit Abluftkaminen ausgestattet, die drei Meter über Firsthöhe ihren Auslass hätten. Seinen Altstall will Hilleringmann mit modernen Abluftkaminen nachrüsten. Beispielsweise habe ein NachbarGrundstück mit Geruchsbelästigungen von 10 Prozent der Jahresstunden zu rechnen. Das war alles sehr abstrakt. Damit konnten die zum Teil aufgebrachten Anlieger wenig anfangen. Schon gar nichts mit der Tatsache, dass das Ausfahren der Gülle aus formalen Gründen (das fällt unter Ackerbau) nicht im Gutachten berücksichtigt wird, so der Gutachter. Allerdings: „Wir können Gutachten nur erstellen und Genehmigungen nur auf der aktuell gültigen Rechtslage erteilen“, so Joanna Seyda-Herforth, Leiterin der Stabsstelle Recht beim Kreis. Das helfe ihnen alles nichts, so die Nachbarn. „Wir haben den Wandel von einem Hof zu einem landwirtschaftlichen Industriebetrieb erlebt“, schimpfte eine Nachbarin. Man könne nicht mehr lüften, wann man wolle, nicht mehr mit Besuch auf der Terrasse sitzen. Andere klagten über Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Hilleringmann wurde Sturheit und Arroganz vorgeworfen. Er könne ja mal anrufen und mitteilen, wann er Gülle fahre. „Du rührst dich ja nicht, Heiner“, so eine erboste Nachbarin. Jetzt werde der Kreis den Bauantrag Hilleringmanns emissionsrechtlich prüfen. Möglich, dass er als Auflage Filter einbauen muss. Das würde das Projekt erheblich verteuern. EMDER ZEITUNG Verfahren für Wybelsumer Farmpläne beginnt Emden. Der Startschuss ist gefallen: Der Antrag liegt bei der Stadt und das Verfahren zum ”Neubau einer Junghennen-Aufzuchtfarm” in Wybelsum hat offiziell begonnen. Vertreter der Stadt Emden stellten gestern der Presse den Ablauf des Verfahrens vor. Theoretisch ist denkbar, dass das gesamte Verfahren wie gesetzlich vorgeschrieben innerhalb von sieben Monaten abgeschlossen ist - allerdings nur dann, wenn alle erforderlichen Unterlagen vollständig vorliegen und es im weiteren Verlauf zu keinen Verzögerungen kommt. Das machten Stadtbaurat Andreas Docter, Fachbereichsleiter Rainer Kinzel und der Leiter der Bauaufsichtsbehörde, Klaus-Jürgen Wahala, deutlich. Landwirt Gerhard Odinga hatte den einen Aktenordner umfassenden Antrag am 22. März abgegeben (wir berichteten). Schon jetzt gehen bei der Stadt Widersprüche gegen Odingas Vorhaben ein. Diese sind für das Verfahren jedoch nicht relevant. Klaus-Jürgen Wahala kündigte an, man werde einen Antwortbrief an die Betreffenden entwerfen und möglicherweise ein Blatt mit dem Verfahrensablauf beilegen. Die Einwendungen von Betroffenen innerhalb des Genehmigungsverfahrens müssten ”sachbezogen” sein und sich direkt auf den Inhalt des Antrags beziehen, unterstrich Docter. Die öffentliche Auslegung werde eine äußerst umfangreiche Präsentation werden, da sehr viele Bereiche betroffen sind, führte Wahala aus. ”Wir müssen den Bürgern umfassende Möglichkeiten geben, sich über das Vorhaben zu informieren.” Rainer Kinzel betonte, der Schutz des Menschen stehe bei solchen Prüfungen ”ganz obenan”. Mindestens ebenso gehe es bei der Prüfung um den ”Stand der Technik”, fügte Wahala hinzu. Eine Hühnerfarm auf Emder Gebiet ist ein Novum, auch für die Stadt Emden. Gleichwohl ist das Thema für die Verwaltung nicht neu, wie Docter sagte. Erste Erfahrungen hat die Stadt im vergangenen Jahr gesammelt, als ein Landwirt in Marienwehr eine Brutei-Anlage für 20 000 Tiere bauen wollte. Der Antrag wurde abgelehnt. Die jetzt anstehende Überprüfung von Odingas Antrag muss auch klären, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich wird. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben ab 85 000 Tieren. Odinga beantragt eine Farm für 84 997 Junghennen. Die Verfahrensschritte im einzelnen: P Das Vorhaben wird nach der Bundes-Immissionsschutzverordnung ablaufen. Daraus ergibt sich ein Genehmigungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit. Laut Gesetz muss das Verfahren innerhalb von sieben Monaten abgeschlossen sein (wenn die Unterlagen vollständig sind). P Zunächst werden die Behörden beteiligt. Sie haben, sobald die Unterlagen vollständig sind, einen Monat Zeit. Gefragt sind in diesem Fall Veterinär, Bauaufsicht, Gemeinde, Straßenbau (BEE), Landwirtschaftskammer, Naturschutzbehörde, Wasserbehörde, Bodenschutzbehörde, Straßenverkehrsabteilung, Gesundheitsamt und Gewerbeaufsicht. Eine Voruntersuchung wird ergeben, ob auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erfolgen muss. Die UVP umfasst die Auswirkungen auf Menschen, Tiere , Pflanzen, biologische Vielfalt, Boden , Wasser, Luft, Klima und Landschaft. P Ist all das abgehandelt, werden der Antrag und die behördlichen Prüfungsergebnisse öffentlich bekannt gemacht und einen Monat lang ausgelegt. Bis zwei Wochen nach Ende der Auslegung kann jedermann schriftlich Einwendungen erheben. P Anschließend folgt eine öffentliche Erörterung der Einwendungen. Diese soll möglichst schnell nach Ablauf der Einwendungsfrist stattfinden. Danach wägt die Genehmigungsbehörde (Bauaufsicht der Stadt Emden) ab und fertigt entweder den Genhmigungs- oder den Ablehnungsbescheid. P Nach Bekanntgabe der Entscheidung können alle, die schriftliche Einwendungen eingereicht haben (und nur diese!), Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. Der Antragsteller kann nach dem Erörterungstermin den vorzeitigen Baubeginn beantragen, erläuterte Stadtbaurat Docter. Damit verbunden wäre aber auch das Risiko, dass er seinen Bau bei einem für ihn negativen Bescheid wieder entfernen müsste. Docter verwies darauf, dass dies ein reines Fachbehörden- verfahren ist und der Rat keine Entscheidungsbefugnis habe. Er kann aber schriftliche Einwendungen erheben. H Unterdessen fand in Wybelsum ein Treffen der Arbeitsgruppen der ”BI Emden gegen Massentierhaltung, Umweltbelastung und für eine gesunde Landwirtschaft” statt. Das Treffen am Donnerstag im Friesenkrug geriet zu einer zweiten Gründungsversammlung. Statt der erwarteten 15 Teilnehmer kamen laut BI 85. Zudem gewann die Initiative 50 neue Mitglieder. Es sind weitere Aktionen geplant. Die sollen unter www.bi-emden.de bekannt gegeben werden, kündigte BI-Sprecher Michael Bergmann an. NDR Stand: 07.04.2011 15:00 Uhr Billiglöhner quetschen sich auf engstem Raum Millionen Hühner werden jede Woche in Lohne von Billiglöhnern aus Osteuropa geschlachtet. Zwölf Männer in einem Wohnhaus, das eigentlich nur für den Platzbedarf einer Kleinfamilie gedacht war. 19 solcher überbelegten Häuser gibt es in Lohne (Landkreis Vechta). Die Männer aus Osteuropa arbeiten für die ansässige Schlachterei von Deutschlands größtem Markengeflügel-Hersteller Wiesenhof. Für viele Lohner und ihre Stadt-Spitze sind diese Arbeiterquartiere eine Zumutung. Sie wollen dem ein Ende setzen. "Die Häuser leiden" Der Unmut in der Nachbarschaft der Häuser ist groß: "Die Parkplatzsituation ist katastrophal", stöhnen die Anlieger. "Die Häuser leiden. Samt Kanalisation sind sie einfach nicht auf so viele Menschen ausgelegt", sagen die Menschen auf der Straße. Stadt prüft Klage Wiesenhof will demnächst noch mehr Geflügel in Lohne schlachten. Auch Lohnes Verwaltungsspitze ist alarmiert. Aufgerüttelt von der Opposition, meinen die Verantwortlichen, Verstöße gegen das Baurecht festgestellt zu haben. "Eine solche starke Nutzung der Häuser halten wir für nicht genehmigungsfähig", sagte Tobias Gerdesmeyer (CDU), stellvertretender Bürgermeister, im Interview mit NDR 1 Niedersachsen. Beim Landkreis sieht man das offenbar anders. Dort werden die zu Arbeiterquartieren umfunktionierten Wohnhäuser zurzeit überprüft. Eine nachträgliche Genehmigung der Unterkünfte würde sich aber bereits abzeichnen, meint Gerdesmeyer. Für diesen Fall erwäge die Stadt eine Klage. Wiesenhof will nicht verantwortlich sein Das Unternehmen Wiesenhof schiebt derweil die Verantwortung für die Unterbringung der Arbeiter von sich. Die liege bei dem Subunternehmen, für das die Männer arbeiten. Wiesenhof dürfe "keinen direkten Einfluss auf die Unterbringungssituation nehmen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Angst um Grundwasserpegel Lohne hat mit Wiesenhof noch ein weiteres Problem: Der Hähnchen-Produzent will seine Schlachtzahl deutlich erhöhen. Von 1,6 Millionen auf 2,4 Millionen Hähnchen in der Woche. Zum Säubern und für die Produktionsprozesse braucht der Schlachthof viel Wasser. Die Lohner befürchten, dass das Grundwasser dadurch dramatisch absinkt und die Feuchtbiotope im Süden der Kleinstadt trockengelegt werden. Ein von Wiesenhof in Auftrag gegebenes Gutachten soll nun die Folgen einer Grundwasserentnahme klären. AGRARHEUTE Veröffentlicht am 02.04.2011. [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Prozess-Lohmann ] Mittwoch, 06.04.2011 Geflügel | 06.04.2011 Prozess um Küken-Zuchtbetrieb fällt aus Bremerhaven - Der Prozess gegen den Küken-Zuchtbetrieb Lohmann Tierzucht (LTZ) soll einem Zeitungsbericht zufolge entfallen. LTZ war Tierquälerei vorgeworfen worden. Einem Bericht der "Nordsee-Zeitung" zufolge soll der für 13. April angesetzte Prozess ausfallen. Das habe die Direktorin des Amtsgerichts Cuxhaven, Ingrid Stelling, dem Blatt mitgeteilt, schreibt die Zeitung. Hintergrund soll den Angaben zufolge ein "Deal" zwischen den Prozessbeteiligten sein. Danach könnte LTZ eine Millionen-Geldbuße zahlen. Kämme und Zehen amputiert Mitte Februar war bekanntgeworden, dass bei Lohmann jahrelang Hühner gequält worden sein sollen. Mitarbeiter sollen zur Optimierung des Zuchtprozesses massenweise Hühnerküken die Kämme und Zehen amputiert haben. Das Unternehmen hatte sich dabei auf eine Studie einer niederländischen Universität berufen, die dieses Vorgehen als vermeintlich tierschutzkonform bezeichnet hatte. Kommende Woche sollte der Prozess gegen zwei Geschäftsführer in Cuxhaven beginnen. Zur Anklage war es laut Zeitung gekommen, weil die Geschäftsführer einen Strafbefehl in Höhe von jeweils rund 13.000 Euro nicht akzeptiert hatten, infolgedessen sie vorbestraft gewesen wären. Nach dem "Deal" würden beide Geschäftsführer als nicht vorbestraft gelten, schreibt die Zeitung weiter. Von LTZ könnte bis zu einer Million Euro in die Staatskasse fließen. dpa MZ Web Kreis Wittenberg Zögern wegen Grundwassers erstellt 06.04.11, 19:34h, aktualisiert 06.04.11, 19:53h GERBISBACH/MZ/GRO. An der Biogasanlage neben dem künftigen Schweinemast-Komplex Gerbisbach wird weitergebaut. Wie Projektmanager Helmut Rehhahn am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte, rechnet er mit einer Fertigstellung im Mai. Bis dahin sind neben den bereits bestehenden Behältern zwei weitere zu installieren. Ein Baustart für die Schweinemastanlage, die einmal über 28 000 Tierplätze verfügen soll, zeichnet sich derzeit noch nicht ab. Frühestens im Juni werde der wohl vollzogen werden können, sagte Rehhahn. Aufgrund der hohen Grundwasserstände müsse hier noch gewartet werden. Ein Baustart zum jetzigen Zeitpunkt wäre zwar möglich, würde aber zusätzliche Kosten verursachen. Zur Diskussion, wie sie auch am Montag im Stadtrat Jessen geführt wurde, dass die Zufahrt zum Gelände, der Fischweg, nicht für schwere Baufahrzeuge ausgelegt sei, erklärte der Projektmanager, dass eine Belastungsprobe erfolgt sei. Der Test habe ergeben, dass der Fischweg belastbarer sei als allgemein angenommen werde. Artikel publiziert am: 25.03.11 Kontroverse um Biogasanlage in Bartelsdorf hält nach Informationsveranstaltung an Dorffrieden ist stark gefährdet Scheessel - BARTELSDOORF (hu) · Der geplante Standort für eine neue Biogasanlage in Bartelsdorf erhitzt nach wie vor die Gemüter. Sechs Landwirte wollen eine Biogasanlage hinter der Gaststätte Ehlermann bauen, die nur 100 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt ist. Zahlreiche Bartelsdorfer machten ihrem Unmut während der Infoveranstaltung Luft. Drei Wochen nach einer Anliegerversammlung hatten nun die SPD-, Grünen- und UFSFraktionen des Gemeinderats Scheeßel zu einer Infoveranstaltung zum Thema „Biogasanlage in Bartelsdorf“ in die Gaststätte Ehlermann eingeladen. Die geplante Biogasanlage mit einer Leistung von bis zu 500 KW zählt zu den privilegierten Anlagen, die sowohl im Dorfgebiet als auch im nicht beplanten Außenbereich zulässig sind, wenn das Vorhaben in einem räumlich-funktionalen Zusammenhang mit dem Betrieb steht. Die geplante Anlage auf dem Grundstück von Landwirt Kord-Heinrich Mahnken hat auch den Verwaltungsausschuss der Gemeinde Scheeßel passiert, der keine Einwände erhoben hat. Sämtliche erforderliche Unterlagen liegen jetzt beim Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven, welches über die Baugenehmigung entscheidet. Ob sich die Erwartungen der anwesenden Ratsmitglieder aus den Oppositionsfraktionen hinsichtlich eines „interessanten Diskussionsabends“ erfüllten und die daraus resultierenden „erhofften wichtigen Hinweise für die Ratsarbeit“ an diesem Abend erfüllten, muss bezweifelt werden. Anlieger Werner Tiedemann stellte die Frage: „Handelt es sich hier um eine ShowVeranstaltung oder haben wir schon Wahlkampf?“ Die Kommunalpolitiker verneinten dies, betonten aber, dass sie dem Bau der Biogasanlage positiv gegenüber stünden. Bezüglich des eigentlichen Problems, nämlich der brisanten Standortfrage ließen sie sich kein Ja oder Nein entlocken. Moderator Detlef Steppat (UFS) und Angelika Dorsch (SPD), die auch Anliegerin ist, versuchten, die aufgeheizte Stimmung im Saal zu versachlichen, indem sie für ein von Bürgern und Betreibern gemeinsam getragenes, bisher fehlendes Wärmekonzept für die Biogasanlage warben, fanden dafür aber kein Gehör. Bernhard Detjen machte deutlich, dass die Bürger vorher nicht informiert worden seien. Er fuhr Dorsch in die Parade, dass an dem von ihr als Panikmache verurteilten Gerücht über den Neubau einer „Hähnchenmastanlage“ zur Wärmeabnahme bei Nichtakzeptanz durch die Bürger durchaus „etwas dran“ sei. Landwirt Christian Indorf betonte, dass alles dafür getan worden sei, Lärm- und Geruchsbelästigungen in Grenzen zu halten. Das Gesundheitsrisiko der Anlage, so Anlieger Matthias Berulla, sei zu bedenken. Unterstützt wurde er von Werner Kröger, der von Emissionen mit Bakterienbelastung sprach, die noch nicht erforscht seien. Er brachte die Diskussion aber auch auf den Punkt: „Die Anlage soll gebaut werden, aber nicht so nah am Dorf.“ Das Thema Wertverlust der Häuser und sinkende Lebensqualität wurde von Anliegerin Birgit Schöner-Funck eingebracht, die aus der Doppelbelastung durch den Windpark und die geplante Biogasanlage hervorgehen würde. Der Dorffrieden in Bartelsdorf scheint dahin. Aller Voraussicht nach werde sich in Kürze eine Bürgerinitiative gründen, war zu hören. Hellweger Anzeiger 31.03.2011 Legehennenstall: Pläne liegen aus Die Pläne der Familie Ostermann, an der Palzstraße einen zusätzlichen Legehennenstall für 19800 Legehennen sowie eine Eiersortier- und Versandhalle zu errichten, werden jetzt noch einmal öffentlich ausgelegt. Wie berichtet hatte die Firma Ruhrtaler Frisch-Ei die Baumaßnahme beantragt. Trotz Anwohnerbeschwerden hatte der Fröndenberger Umweltausschuss dem Vorhaben bereits seinen Segen gegeben, auch war keine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig. Nun jedoch werden die Pläne noch einmal öffentlich ausgelegt, da das Vorhaben einer Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz bedarf. Dieses Gesetz soll vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigung, Geräusche und Erschütterungen schützen. Die Unterlagen für das Vorhaben liegen ab sofort bis zum 20. April bei der Stadt Fröndenberg im Rathaus an der Ruhrstraße 9, Raum 21, während der allgemeinen Öffnungszeiten aus. Einzusehen sind die Unterlagen außerdem beim Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises Unna, Platanenallee 16, Raum 203, während der Öffnungszeiten oder per Terminvereinbarung unter Tel. 02303/27-3472. Einwendungen sind bis einschließlich 6. Mai schriftlich beim Kreis Unna, Fachbereich Natur und Umwelt, Platanenallee 16, 59425 Unna oder bei der Stadt Fröndenberg einzureichen. Die Einwendungen müssen die Anschrift des Einwenders tragen. Hamburger Abendblatt Hähnchenmastgegner fordern neue Gesetze Christiane Tauer Hedendorfer Bürgerinitiative will, dass der Landkreis Stade Filteranlagen in Ställen zur Pflicht macht, wie es andere Landkreise längst tun Hähnchenmast im Buxtehuder Ortsteil Hedendorf: Die zwei bestehenden Ställe sollen um knapp 80 000 auf 160 000 Tiere erweitert werden. Hähnchenmäster Diedrich Dammann. Foto: Christiane Tauer Buxtehude-Hedendorf. Die Bagger rollen bereits, doch die Hedendorfer Bürgerinitiative (BI) gegen Hähnchenmast gibt nicht auf. Etwa 60 Bewohner der Buxtehuder Ortschaft wollen sich nicht kommentarlos damit abfinden, dass Landwirt Diedrich Dammann wenige hundert Meter südöstlich des Ortes zwei neue Mastställe für fast 80 000 Hähnchen errichtet. Zwei Ställe mit ebenso vielen Tieren stehen bereits nebenan, so dass insgesamt fast 160 000 Masthähnchen in der Hedendorfer Feldmark gehalten werden. Auch wenn der Landkreis die Baugenehmigungen bereits erteilt hat und die Arbeiter seit einigen Wochen Fakten schaffen, sind Bernd Prang und seine BI-Mitstreiter davon überzeugt, dass ihre Mühe nicht umsonst sein wird. Sie wissen zwar, dass sie die Anlage nicht mehr verhindern können. Trotzdem wollen sie dafür kämpfen, dass die Ställe zumindest Filteranlagen bekommen. Die wiederum sind im Landkreis Stade nicht vorgeschrieben, und darin liegt laut BI das Problem. "Solange sie nicht verpflichtend sind, wird kein Landwirt sie freiwillig einbauen", sagt Prang, der als Dozent für Arbeits- und Gesundheitsschutz arbeitet. Nach seinen Schätzungen können sich die Kosten für Filtersysteme auf bis zu 40 000 Euro belaufen - viel Geld für einen landwirtschaftlichen Betrieb. Hinzu kommt, dass auch die regelmäßige Wartung sehr aufwendig ist. Die BI hofft trotzdem, Diedrich Dammann dazu zu bewegen, die Filter einzubauen, damit die Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung möglichst gering gehalten wird. Dass diese Gefahr häufig ausgeblendet wird, ist für BI-Mitstreiterin Elly Kühl unbegreiflich. "Wie es uns geht, interessiert gar nicht", sagt sie. Sie könne selbst bei größter Hitze oftmals nicht ihre Fenster öffnen, so durchdringend und unerträglich sei der ammoniakhaltige Geruch, der von den Ställen herüberweht. Vor allem ein Punkt ist für die BI schwer zu begreifen: Wie kann es sein, dass es innerhalb des Landes Niedersachsen unterschiedliche Regelungen hinsichtlich der Filteranlagen gibt? Laut Prang gebe es in anderen Landkreisen sehr wohl eine Filterpflicht, und deshalb wolle die BI dafür kämpfen, dass die unterschiedliche Auslegung des Bundesimmissionsschutzgesetztes endlich beendet werde. Der Weg dorthin könne nur über die Politik führen, erklärt Prang. "Gesetze fallen schließlich nicht vom Himmel, dafür haben wir unsere gewählten Volksvertreter." Die BI hat deshalb bereits Kontakt mit der SPD-Landtagsabgeordneten Petra Tiemann aufgenommen, die ihnen beim Weg durch den Gesetzesdschungel helfen wolle. Auch direkt vor ihrer Haustür wollen die Hähnchenmastgegner aktiv werden. "Wir rufen dazu auf, dass sich Leute von uns in den Ortsrat wählen lassen", sagt Prang. Das "Informationsdefizit", an dem Hedendorf leide, sei in seinen Augen mit Schuld daran, dass die Ställe jetzt gebaut werden. Hätte die Stadt die Zuwegung zu der Mastanlage nicht ohne Wissen der Politik in einem Vertrag mit dem Betreiber geregelt, hätte man die neuen Ställe verhindern können. Eine weitere Frage will die BI ebenfalls geklärt wissen: Wohin genau wird der Hühnermist gebracht? "Wir haben von der zuständigen Landwirtschaftskammer Bremervörde immer noch keine Antwort erhalten", sagt Marlene Prang, die so wie ihr Mann Bernd gegen die Hähnchenmast kämpft. Auf Nachfrage des Abendblatts erklärt Bezirksstellenleiter Joachim Ramme, dass es in Niedersachsen kein offizielles "Mistkataster" gebe. Es bestünde aber theoretisch durchaus die Möglichkeit, das politisch durchzusetzen, denn beispielsweise beim Klärschlamm sei es so geregelt, dass offiziell angezeigt werden muss, wo genau die Stoffe hinkommen. Im Genehmigungsverfahren für eine Hähnchenmastanlage überprüft die Landwirtschaftskammer lediglich die Tierzahlen und vergleicht sie mit der Fläche, auf die der Mist gebracht werden soll. Die Kammer rechnet nach, ob die Fläche in der Lage ist, die anfallenden Nährstoffe aufzunehmen und gibt ihre entsprechende Stellungnahme an die Genehmigungsbehörde ab - im Hedendorfer Fall an den Landkreis Stade. "In Stichproben überprüfen wir dann, ob der Landwirt eine Düngebilanz führt", sagt Ramme. Das heißt, der Landwirt muss bei einer solchen Kontrolle alle Unterlagen auf den Tisch legen und nachweisen, wie viel er welche Fläche gedüngt hat. Hat er selbst nicht genügend Flächen zur Verfügung, schließt er Verträge mit anderen Landwirten ab. "Wir versuchen generell, in die Hühnermist-Transporte noch mehr Transparenz zu bringen", sagt Ramme mit Blick auf das Verschicken von Mist aus dem westlichen Niedersachsen nach Ostdeutschland. Etwas ist in dieser Hinsicht zumindest in letzter Zeit in Bewegung geraten. Die Landwirtschaftskammer verzeichne vermehrte Anzeigen aus der Bevölkerung, sagt Ramme. Liegt eine Anzeige vor, müssen die Prüfer aktiv und vom Mastbetrieb einen Einblick in die Düngebilanz fordern. Bisher ist das die einzige Chance der Bürger, dem Landwirt auf die Finger zu schauen. Diese Möglichkeit dürfte auch für die Hedendorfer interessant sein. "Wir wollen saubere Luft zum Atmen und sauberes Wasser zum Trinken", sagt Elly Kühl. Die BI plane, gegen die neuen Ställe zu demonstrieren, wenn sie errichtet sind. "Wenn wir nicht Druck aufbauen, geht es doch immer so weiter", sagt Bernd Prang. Denn auch wenn Diedrich Dammann versichere, dass er in Zukunft nicht noch mehr Mastställe bauen wolle - wer könne da schon sicher sein? NWZ CLOPPENBURG, 30. März 2011 Landwirte kritisieren Stall-Novelle Agrar Schweinehalter „von zwei Seiten in der Zange“ – Landvolk fordert Flexibilität Der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes, Hubertus Berges, kritisierte im Kreishaus vor rund 150 Anwesenden wesentliche Züge der Neuregelung. BILD: Reiner Kramer Vor allem kleinere und mittlere Betriebe seien betroffen, so die Landwirte. 213 neue Ställe wurden 2010 beantragt. von Reiner Kramer Cloppenburg - Die künftige Genehmigungspraxis des Landkreises sorgt für reichlich Kritik von Seiten der Landwirte. Vor allem gegen die Auflage, dass Ställe nunmehr einen Abstand von 100 Metern zum nächsten Nachbargebäude einhalten müssen, stößt den Bauern sauer auf. Das wurde auf der Informationsveranstaltung des Kreislandvolkverbandes im Kreishaus in Cloppenburg am Dienstag offenbar, zu der rund 150 Besuchern gekommen waren. „Große Sorge bereitet uns die starke Entwicklung der Landwirtschaft in bereits verdichteten Gebieten mit immer größeren Anlagen“, begründete Leitender Baudezernent des Landkreises Cloppenburg, Georg Raue, die Neuregelung der Genehmigungspraxis, die bei allen Modernisierungen von Stallbauten greift. Hartmut Günster vom Bauamt des Landkreises lieferte dazu die 2010 sind 213 Stallneubauten beantragt worden, insbesondere Zahlen: Schweinemastställe mit mehr als 1000 Plätzen. Von 1,2 Millionen Schweinen in 2005 habe die Tierdichte auf 1,7 Millionen in 2010 im Kreis zugenommen. „Wie soll ich bei Rindviehhaltung 30 Prozent an Emissionen einsparen“, fragte ein Landwirt aufgeregt. Eine Antwort konnte auch Baudirektor Georg Raue nicht liefern, brächten doch Abluftreinigungsanlagen in diesem Falle wenig. Ein Punkt, an dem der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes, Hubertus Berges, dazu aufrief, die Novelle zu überdenken. Sauenhalter würden derzeit sogar „von zwei Seiten in die Zange genommen“, sagte Berges weiter. Neben den neuen Auflagen des Landkreises müssten Ställe laut Landesvorgaben umgebaut werden. Wer den vorhandenen Stall nach der Verordnung umstrukturieren will, wird laut Günster nicht die geforderten Immissionsverbesserungen von 30 Prozent einhalten müssen. Allerdings bieten die Ställe künftig weniger Platz für Sauen. Wer also die Zahlen etwa durch einen Anbau ausgleichen will, erhält hierfür in besonders belasteten Gebieten nur die Genehmigung, wenn Immissionswerte um 30 Prozent reduziert werden. Der Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes, Bernhard Suilmann, forderte Flexibilität vom Landkreis: Die Abstandsbestimmung dürfe „kein Dogma“ sein. Auch bei der 30Prozent-Regelung bei Immissionen müssten Spielräume her. Vor allem größere Betriebe würden in Außenbereiche abwandern, glaubt Suilmann. Hier seien die Städte und Gemeinden am Zuge, ihre Möglichkeiten der Bauleitplanung zu nutzen, entgegnete Raue. WESTFALEN HEUTE Nachricht 06.04.11, 16:00 Landwirte: Bessere Abstimmung soll Bürgerproteste gegen Mastställe verhindern Achtung Redaktionen: Bei der Abstimmung zwischen Landwirten und Anwohnern über die Baupläne von Mastställen handelt es sich bislang um eine Absichtserklärung und nicht - wie berichtet - um eine bindende Vereinbarung. Bitte nutzen Sie für Ihre Berichterstattung die folgende korrigierte Meldung: Kreis Borken (wh). Um gerichtliche Klagen und Proteste gegen neue Mastställe zu verhindern, wollen Landwirte ihre Baupläne künftig mit Anwohnern und Städten abstimmen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) hat im Kreis Borken die Absichtserklärung "Branchenvereinbarung Landwirtschaft" mit Behörden vor Ort, der Landwirtschaftskammer NRW sowie Bürgermeistern der beteiligten Städte unterzeichnet. Borken ist damit "Pilot-Kreis" für die anderen westfälische Regionen. Hintergrund der Erklärung: Viele Landwirte in Westfalen wollen nach Angaben der Landwirtschaftkammer sowie des WLV expandieren und größere Ställe für die Viehhaltung bauen, um wirtschaftlicher zu arbeiten. Die Geruchsbelästigung durch die Gülleausdünstungen stinkt jedoch zahlreichen Anwohnern - sie ziehen gegen bereits erteilte Baugenehmigungen vor Gericht. Im Kreis Borken wollen sich die Landwirte künftig vor dem Bauantrag mit den Betroffenen zusammenzusetzen und bei Problemen nach alternativen Standorten für ihre Mastställe zu suchen. Gerade in dieser Region ist das Thema akut, weil die Viehdichte doppelt so hoch ist wie im NRW-Schnitt: Auf je 100 Hektar landwirtschaftlich verfügbare Fläche kommen dort 212 Rinder und 924 Schweine. Zudem ist die Wohnbebauung durch den Zuzug aus dem Ruhrgebiet in den vergangenen Jahren immer näher an die Höfe gerückt. Pressekontakt: Hans-Heinrich Berghorn, Pressesprecher WLV, Telefon: 0251/4175107, E-Mail: hansheinrich.berghorn[at]wlv.de; Stephan Wolfert, Pressesprecher westliches Münsterland WLV, Telefon: 02861/930658, E-Mail: stephan.wolfert[at]wlv.de; Uwe Spangenberg, Landwirtschaftskammer NRW, Telefon: 0251/2376234, E-Mail: presse[at]lwk.nrw.de SCHARF LINKS Solidaritätskundgebung für beschuldigte UmweltaktivistInnen 06.04.11 Bewegungen, Soziales, Umwelt, Niedersachsen von Kampagne "KaKaKa.Du" Letztes Jahr im Juni brannte in Sprötze (südlich von Hamburg) eine Hähnchenmastanlage kurz vor der Inbetriebnahme vollständig ab. Einige Wochen später veröffentlichten die Tierbefreier e.V. ein Schreiben, in welchem sich die "Animal Liberation Front" zu der Tat bekannte. Kampagne "KaKaKa.Du" Inzwischen wurde die Mastanlage wieder aufgebaut und gegen drei Aktivist_innen, die sich letztes Jahr bei Besetzungen und anderen Aktionen gegen Massentierhaltung engagierten, wurden Ermittlungsverfahren wegen Brandstiftung eingeleitet. Am 8.4. ab 13.00 Uhr wird es in Lüneburg vor dem Landgericht eine Solidaritätskundgebung für die Beschuldigten geben. "Mit dieser Aktion will ich auf die Ziele staatlicher Repression aufmerksam machen. Ich werde beschuldigt, weil ich politisch aktiv bin und nicht, weil die Beweiskraft das rechtfertigt. Durch die Ermittlungen soll ich eingeschüchtert und in meinem politischen Engagement behindert werden. Zusammen mit anderen habe ich deshalb die Kampagne "KaKaKa.Du" ins Leben gerufen, um dieser von den Strafverfolgungsorganen gewollten Vereinzelung entgegenzuwirken. Und um durch einen offensiven Umgang mit dieser Repression das Thema Massentierhaltung weiter in die Öffentlichkeit zu tragen." meint Karl-C, ein Beschuldigter. Die Beweise, die den Aktivist_innen derzeit bekannt sind, beziehen sich größtenteils auf eine Aussage der Besitzerin der abgebrannten Anlage in Sprötze. Diese sagte aus, sie habe am Abend vor dem Brand drei Tramper in der Nähe gesehen, unter anderem soll einer von ihnen Augen wie Terence Hill gehabt haben. Letztes Jahr wurde in Bonn eine Hausdurchsuchung bei einem der verdächtigten Aktivisten durchgeführt, eine Weile später wurde die gleiche Person durch die Polizei von einer Autobahnraststätte zur Erkennungsdienstlichen Behandlung mitgenommen. Mindestens ein weiterer Beschuldigter muss damit rechnen, bald zu einer solchen Erkennungsdienstlichen Behandlung zwangsvorgeführt zu werden, obwohl vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg Klage dagegen eingereicht wurde. "Bisher befindet sich das Ermittlungsverfahren noch in der Anfangsphase, dennoch ist es möglich, dass in absehbarer Zeit Strafverfahren gegen die drei Verdächtigten eröffnet werden. Der Staat schützt die Interessen der Wirtschaft und nicht die der Menschen und Tiere, welche die Folgen der Massentierhaltung tragen müssen. Wenn der Widerstand dagegen wie in diesem Falle Erfolg hat, wird schnell ein Schuldiger oder eine Schuldige gebraucht, einerseits zur Abschreckung und andererseits, um Aktivist_innen als Verbrecher_innen darzustellen." erzählt Fiona, eine Unterstützerin der Kampagne "KaKaKa.Du". Bei der Aktion am Freitag wird es ein Straßentheater geben, während dem Strafanzeigen an Passant_innen verteilt werden, welche aufgrund haarsträubender Indizien der Brandstiftung verdächtigt werden. Verblüffend ähnlich wie bei den drei Beschuldigten des Mastanlagen Brandes in Sprötze. kakakadu.blogsport.de VON: KAMPAGNE "KAKAKA.DU" Neue OZ online Veröffentlicht am: 22.03.2011 Landwirte wollen Betriebe erweitern hpet Hagen Hagen. Dürfen ein Sauen- und ein Bullenhalter ihre Betriebe spürbar erweitern? Diese Frage stellt sich derzeit an der Iburger Straße in Hagen. Allerdings vorrangig nicht der Gemeinde, denn zuständig für die Genehmigung ist der Landkreis Osnabrück. Die Kommunalpolitik diskutiert trotzdem. In Sichtweite vom Landhotel Buller will ein Landwirt einen Stall für 1000 Ferkel bauen. Foto: Jörn Martens Die Projekte: Zwei der letzten Hagener Vollerwerbs-Landwirte wollen expandieren. Sie verfügen über zwei Hofstellen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander an der Iburger Straße. Der eine züchtet Bullen und will einen neuen Stall für weitere 92 Tiere nebst einer Silageplatte errichten. Der andere will seine Schweinezucht ausbauen. Kern dieses Plans ist der Neubau eines sogenannten Flatdecks für die Aufzucht von 1024 Ferkeln. Dazu soll noch Platz für 54 weitere Sauen entstehen. Im Gegenzug werden aber auch Stallungen abgerissen. Das Privileg: Landwirte genießen, sofern sie wie in diesem Fall im nicht durch Bebauungsplan geregelten Außenbereich ansässig sind, ein vom Gesetzgeber vorgesehenes Vorrecht für Bauvorhaben. Ihre Zulässigkeit steht lediglich unter dem Vorbehalt des Entgegenstehens öffentlicher Belange und einer ausreichenden Erschließung. Das Prozedere: Die Gemeinde Hagen kann lediglich eine Empfehlung aussprechen, entscheiden muss über die Anträge der Landkreis. Dabei fungiert er bei dem Neubau für die Bullen als Untere Baurechtsbehörde, bei der Behausung für die Ferkel als Untere Immissionsschutzbehörde. Das heißt, im zweiten Fall wird verschärft geprüft, ob von dem Vorhaben eventuell schädliche Emissionen ausgehen. Zunächst aber muss neben der Gemeinde vor allem auch die Landwirtschaftskammer ihre Stellungnahme abgeben. Das Problem: der Geruch. Tierzucht ist ohne Geruchsemissionen nicht zu machen. Das ist in aller Regel hinnehmbar, allerdings liegt das Landhotel Buller Luftlinie nur 200 Meter von dem Hof des Sauenhalters entfernt. Und dreht der Wind ungünstig, merken die Gäste dort schon jetzt, dass nebenan ein gerüttelt Maß an Schweinen seinen Dienst tut. Bis zum anderen Landwirt sind es immerhin 500 Meter. Das Pro und Kontra: Auch wenn ihnen die Entscheidung abgenommen wird, die Hagener Kommunalpolitik diskutiert die Vorhaben der Landwirte kontrovers. Im Umweltausschuss deutete sich an, dass in der Mehrheitsgruppe aus CDU, FDP und Grünen einige Vertreter dem Schutz des Landhotels den Vorzug geben. „Eins ist sicher“, meinte Bernhard Bußmann (CDU), „wenn einer Bestandsschutz hat, dann das Landhotel Buller.“ Er selbst habe vor Ort die bereits jetzt „erstaunlichen“ Geruchsemissionen erlebt. Georg Hehemann von den Grünen wies auf die doch beträchtlichen Zuwächse bei der Zahl der Tiere auf beiden Höfen hin und deutete ebenfalls an, dem Anliegen der Landwirte nicht positiv gegenüberzustehen. Einen vermittelnden Ansatz nahm die SPD ein. „Wir sind froh, dass wir überhaupt noch einen Vollerwerbslandwirt haben“, sagte Reinhard Wittke. Zudem seien Landwirte und Landhotel bisher immer gut miteinander ausgekommen. Die SPD würde zustimmen, wenn gesichert sei, dass keine zusätzlichen Emissionen entstehen. ELITE ONLINE Deutsche Investoren bauen Megastall in Rumänien Eine Gruppe deutsch-niederländischer Investoren plant in der Region Alba die größte Milchviehanlage Rumäniens. Es geht um einen Stall mit rund 2000 Kühen, die Investitionssumme beläuft sich auf rund 8 Mio. €. Die deutsch-niederländische Kooperation „DN Agrar Garbova CV“ ist aktuell Eigentümer von zehn landwirtschaftlichen Betrieben in Rumänien. Erst im letzten Jahr übernahm die Gesellschaft für 4,7 Mio. Euro einen Milchviehbetrieb des rumänischen Milchverarbeites „Albalact“. Artikel geschrieben: Dienstag, 05. April 2011 um 08:41 Uhr AGRARZEITUNG 6. April 2011 Nutztierhaltung braucht gesellschaftliche Akzeptanz Die intensive Tierhaltung in Deutschland steht auf dem Prüfstand. Einen Forderungskatalog zur Nutztierhaltung will die Bundestagsfraktion der SPD in den Bundestag einbringen. Der Agrarausschuss des Bundestages diskutierte heute in Berlin über die Zukunft der Nutztierproduktion. Die SPD-Bundestagsfraktion will die Intensivtierhaltung auf den Prüfstand stellen. Damit landwirtschaftliche Betriebe auch in Zukunft Entwicklungsmöglichkeiten auf diesem Gebiet haben, hält der Tierschutzbeauftragte Heinz Paula (SPD) eine gesellschaftliche Akzeptanz der Tierhaltung in Deutschland für erforderlich. Vor dem Agrarausschuss des Bundestages setzte sich Paula dafür ein, die Nutzungskonflikte zu entschärfen. In Kürze will die SPD-Bundestagsfraktion einen Forderungskatalog zur Nutztierhaltung in den Bundestag einbringen. Verschiedene Gesetze und Verordnungen wie das Baugesetz, das Bundesimmissionsschutzgesetz, das Tierschutzgesetz sowie die Tierschutz-Nutztierverordnung und die Düngeverordnung sollen demnach überprüft werden. Abgelehnt wurde heute im Agrarausschuss ein Antrag von Bündnis90/Die Grünen zur Überprüfung der Nutztierhaltung. "Wir lassen es nicht zu, dass die Tierhalter in der Landwirtschaft pauschal unter Generalverdacht gestellt werden", begründete der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Landwirtschaft, Franz-Josef Holzenkamp (CDU), die Ablehnung. Die Unionsfraktion tritt für einen ergebnisoffenen Dialog der Betroffenen vor Ort ein. (da) http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis-Oldenburg/354701/Futterproduzentensehen-sich-am-Pranger.html Niedersachsen Landwirtschaftsminister zieht Konsequenzen aus Dioxinskandal - 05.04.2011 Futterproduzenten sehen sich am Pranger Von Martin Siemer Dötlingen. Um die Zukunft der niedersächsischen Futtermittelindustrie nach dem DioxinSkandal ging es gestern in Dötlingen beim Deutschen Verband Tiernahrung (DTV). Zu Gast bei den Futtermittelproduzenten waren Niedersachsen Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) und Professor Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Oldenburg. Als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal zu Beginn des Jahres sprach sich Haunhorst für den Ausbau einer systemübergreifenden Qualitätssicherung in der Agrarindustrie aus. Dafür müsse sichergestellt werden, dass keine unerlaubten Abfälle in den Handel und damit in die Futtermittelproduktion gelangten, so Haunhorst. Zudem sei eine einheitliche Identifizierung aller Betriebe und damit eine verbesserte Rückverfolgung der Produktionskette zwingend notwendig. Künftig sollten auch private Kontrollinstitute, wie bereits jetzt die staatlichen Labore, einer Anzeigepflicht bei kritischen Befunden unterliegen, erklärte Haunhorst. "Wenn das in das Gesetz geschrieben wird, müssen wir als Produzenten abwägen, ob wir unsere Proben nicht außerhalb Deutschlands prüfen lassen", erklärte einer der Tagungsteilnehmer. Kritik aus den Reihen der Tierfutterhersteller gab es am Verbraucherinformationsgesetz. Dieses sieht bei nachgewiesenem Fehlverhalten vor, die betreffenden Hersteller öffentlich zu machen. "Wo ist dabei die Abgrenzung zwischen Verbraucherschutz und Schutz der Unternehmen?", fragte Stefan Niemeyer, Geschäftsführer des Produzenten Miavit aus Essen in Oldenburg. "Das Kind ist doch schon in den Brunnen gefallen, wenn der Unternehmer nicht innerhalb von zwei Wochen seine Unschuld beweisen kann", befürchtet Niemeyer. Auch Claus-Peter Wölpers, Geschäftsführer des Futtermittelherstellers Strahmann aus Drentwede, steht einer solchen Veröffentlichung skeptisch gegenüber. "Wir Hersteller sind der Flaschenhals. Wir kaufen die Produkte ein und fertigen daraus qualitativ hochwertige Futtermittel. Wenn einer der Vorproduzenten dabei kriminelle Energie aufwendet, so wie beim Doxinvorfall, haben wir als Hersteller das nicht verursacht, stehen aber am Pranger", sagte er. Agrarminister Gert Lindemann bemängelte die Weigerung der Verbände, bei einer Veröffentlichung der Verursacher mitzuwirken. "Ich verstehe nicht, dass die Verbände sich in einer Krisensituation gewehrt haben, Ross und Reiter zu nennen." Lindemann zeigte sich überzeugt, dass ein solches Vorgehen nicht die ganze Branche diskreditieren würde. "Man kann die schwarzen Schafe nennen und gleichzeitig deutlich machen, dass alle anderen weiß sind", sagte Lindemann. Allerdings hatte auch der Landesminister noch keine Antwort auf die Frage, wie man einerseits eine transparente Verbraucherinformation sicherstellt und andererseits den Unternehmen einen gewissen Schutz bietet. Er glaubt nicht, dass die Tierfutterhersteller zum Spielball der Politik werden. Landesweit zwei Kontrolleure mehr Der Geschäftsführer des Tiernahrungsverbandes Bernhard Krüsken sieht seinen Verband indes schon weiter als die derzeitigen Planungen der Gesetzgebung. Die geplante Trennung der Produktionslinien für technische und tierische Fette sei seit dem 1. April umgesetzt. Ebenso könne innerhalb von vier Stunden die Produktionskette zurückverfolgt werden. "Weitere Punkte sind derzeit in der Bearbeitung", kündigte Krüsken an. Aber auch er hält einige Punkte der künftigen Gesetzgebung für kritisch. "Die Hersteller sollen verpflichtet werden, vor Produktionsbeginn die Inhaltsstoffe zu prüfen. Der Inverkehrbringer der Rohstoffe bleibt dabei vollkommen außen vor." Nicht erfasst würden auch Einzelfutterhersteller, wie zum Beispiel Landwirte, die sich das Tierfutter selbst mischen. Lindemann kündigte an, in seinem Ministerium eine eigene Stelle als Ansprechpartner für alle Beteiligten der Futtermittelproduktion einzurichten. Außerdem sollen die Futtermittelkontrolleure entlastet werden. Landesweit seien bereits zwei zusätzliche Stellen eingeplant. Zu Beginn der Tagung hatte Heinz Neesen, Präsident der Regionalgruppe Nord der Futtermittelproduzenten, auf die derzeit hohen Futtermittelpreise hingewiesen. Sie liegen nach seinen Angaben rund ein Drittel über dem Niveau des vergangenen Jahres. Bei den Futtermittelmengen verzeichnet der Verband in Niedersachsen trotz Dioxinskandal einen Zuwachs um 7,2 Prozent auf rund 9,2 Millionen Tonnen. Badische Zeitung 4.4.2011 Tierschutz per Gütesiegel: Was ist drin in der Wurst? Vorbild Blauer Engel: Mit einem Gütesiegel sollen Verbraucher beim Einkauf bald über die Qualität der Haltung von Schweinen, Rindern, Hühnern oder Puten informiert werden. BERLIN. Das fordert der Wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums in einer noch unveröffentlichten Stellungnahme für die schwarz-gelbe Regierung. "Der Beirat sieht im Tierschutzlabel ein geeignetes Instrument, um die Tierschutzsituation in der Nutztierhaltung zu verbessern", heißt es im Gutachten, das der Badischen Zeitung vorliegt. So würde den Verbraucherwünschen Rechnung getragen. Die Experten erwarten zudem, dass Landwirte, die sich um eine möglichst gute Tierhaltung bemühen, im Wettbewerb gestärkt werden, wenn diese Bemühungen für den Verbraucher kenntlich würden. Da eine europaweite Einführung eines Gütesiegels derzeit nicht absehbar ist, plädieren die Forscher für einen deutschen Alleingang beim Tierschutz. Vorbild soll der Blaue Engel sein, der seit Ende der 1970erJahre besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen auszeichnet. Das Tierschutzsiegel soll freiwillig verliehen werden und mehrstufig sein, ähnlich wie die Sterne-Regelung in der Hotellerie. Je besser es den Tieren während der Aufzucht geht, desto höher darf sich der Produzent einstufen. Die Kriterien für eine artgerechte Haltung sollen wissenschaftlich festgelegt werden. "Eine Kennzeichnung soll die Verbraucher in die Lage versetzen, besonders tiergerecht erzeugte Produkte zu erkennen", erläutert der Beirat den Vorschlag. Denn zwischen den Erwartungen der Verbraucher an eine tiergerechte Haltung und der Praxis in manchen Ställen klafft nach Einschätzung der Fachleute eine große Lücke. Von einem Kontrollsystem vom Stall über den Transport bis hin zum Schlachthof verspricht sich der Rat mehr Transparenz bezüglich des Tierschutzes. TAZ 04.04.2011 Experten fordern Tierschutz-Siegel Blauer Engel für Puten Das Leben von Nutztieren soll verbessert werden – zur Not auch im nationalen Alleingang. Das fordert der Wissenschaftliche Beirat des Verbraucherschutzministeriums. VON WOLFGANG MULKE BERLIN taz | Mit einem Gütesiegel nach dem Vorbild des "Blauen Engels" könnten Verbraucher beim Einkauf bald über die Qualität der Haltung von Schweinen, Rindern, Hühnern oder Puten informiert werden. Das fordert zumindest der Wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) in einer noch unveröffentlichten Stellungnahme für die Bundesregierung. "Der Beirat sieht im Tierschutzlabel ein geeignetes Instrument, um die Tierschutzsituation in der Nutztierhaltung zu verbessern", heißt es im Gutachten. So werde den Verbraucherwünschen Rechnung getragen. Die Experten erwarten auch, dass Landwirte, die sich um eine möglichst gute Tierhaltung bemühen, im Wettbewerb gestärkt werden. Da eine europaweite Einführung eines Gütesiegels derzeit nicht absehbar ist, plädieren die Forscher für einen deutschen Alleingang beim Tierschutz. Das Label soll freiwillig verliehen werden und mehrstufig sein – ähnlich wie die SterneRegelung in der Hotellerie: Je besser es dem Tier während der Aufzucht geht, desto höher darf sich der Produzent einstufen. Die Kriterien für eine artgerechte Haltung sollen streng wissenschaftlich festgelegt werden. "Eine Kennzeichnung soll die Verbraucher in die Lage versetzen, besonders tiergerecht erzeugte Produkte zu erkennen", erläutert der Beirat den Vorschlag. Zwischen den Erwartungen der Verbraucher an eine tiergerechte Haltung und der Praxis in manchen Ställen klafft nach Einschätzung der Fachleute eine große Lücke. Von einem Kontrollsystem vom Stall über den Transport bis hin zum Schlachthof verspricht sich der Rat mehr Transparenz bezüglich des Tierschutzes. Widerstand aus der Industrie erwartet Die Widerstände gegen strengere Regulierungen sind groß, obwohl viele Verbraucher dies wünschen. "Gleichwohl stehen viele Vertreter aus Landwirtschaft, Lebensmittelhandel und industrie dem Thema weiterhin reserviert bis ablehnend gegenüber", stellen die Experten fest. Gerade in der Union wehren sich Agrarpolitiker gegen höhere Ansprüche an die Tierhaltung. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will dagegen Standards durchsetzen, die Nutztieren unnötiges Leid erspart. Spätestens im Herbst sollen die Gesetze verschärft werden. Damit werden zum Beispiel Kastrationen von Ferkeln ohne Betäubung verboten. Die Ministerin setzt sich auch für ein EU-weites Gütesiegel für den Tierschutz ein. Ob sie die Forderungen nach einem deutschen Alleingang aufnimmt, ist dagegen noch offen. Tagesspiegel 04.04.2011 21:57 UhrVon Heike JahbergKommentare: 2 Artikel teilen: Orientierungshilfe Ein Siegel für den Tierschutz Wissenschaftler machen sich für die Einführung eines Tierschutzlabels stark - auch um Verbrauchern die Orientierung zu erleichtern, welche Tiere tatsächlich artgerecht gehalten werden. Berlin - Kastrierte Ferkel, Hennen in Legebatterien – seit dem Dioxin-Skandal wächst die Empörung über den Umgang mit Nutztieren. Immer mehr Deutsche legen Wert darauf, dass die Tiere bis zu ihrem Tod artgerecht gehalten werden. Um Verbrauchern die Orientierung zu erleichtern, machen sich Wissenschaftler für die Einführung eines Tierschutzlabels stark. In einem Statement, das dem Tagesspiegel vorliegt, spricht sich der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium für ein solches Label aus. Mit dem Siegel sollen Produkte gekennzeichnet werden, bei denen der „Tiergerechtheit“ über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus besonders Rechnung getragen wird. Zur Tiergerechtheit zählen sie die artgerechte Haltung und die Gesundheit der Tiere. Von dem neuen Label verspricht sich der Beirat nicht nur eine bessere Tierhaltung, sondern auch mehr Transparenz für die Verbraucher. Zudem soll es den Betrieben erlauben, „höhere Tierschutzleistungen glaubwürdig zu kommunizieren und über Mehrpreise erhöhte Kosten der Erzeugung auszugleichen“. Dem neuen Siegel soll eine umfassende Tierschutzkennzeichnung zugrunde gelegt werden, bei der die gesamte Prozesskette von der Genetik über die Aufzucht bis hin zur Schlachtung berücksichtigt werden soll. Um die Betriebe zu motivieren, besser zu werden, sprechen sich die Wissenschaftler zudem für ein mehrstufiges Label – ähnlich dem Sternesystem in der Hotelkennzeichnung – aus. An diesem Donnerstag werden sich Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums, der Ernährungsindustrie und der Bauern mit Verbraucherschützern treffen, um über eine neue Charta für die Landwirtschaft zu beraten. Dabei wird es neben dem Tierschutzlabel auch um konkrete Verbesserungen bei der Tierhaltung gehen. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) will per Verordnung festlegen, dass es künftig keine neuen Käfige für Legehennen in Deutschland geben wird. Zudem sollen die Kastration von Ferkeln und das Markieren von Pferden mit Brandzeichen verboten werden. Die Bauern sehen der Diskussion über eine bessere Tierhaltung mit Skepsis entgegen. Forderungen nach mehr Umwelt- und Tierschutz müssten mit den Realitäten in offenen Märkten abgeglichen werden, heißt es in einem offenen Brief von Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner an Ministerin Aigner. „Wer dies nicht akzeptiert, verdrängt die deutschen Bauern vom Markt.“ Zudem warnt der Verbandschef vor Preiserhöhungen. „Sollen die deutschen Landwirte Nahrungsmittel vorrangig für eine kaufkräftige Elite produzieren oder für alle Bürgerinnen und Bürger?“, fragt Sonnleitner. Auch ein separates Tierschutzlabel lehnt der Bauernverband ab. Schon jetzt sei der Tierschutz gesetzlich verankert, gibt Verbandssprecher Michael Lohse zu bedenken. „Alle Bauern, die sich an das Gesetz halten, müssten das Tierschutzlabel bekommen“, meint Lohse. Ein zusätzliches Siegel ist nach Meinung des Bauernverbandes daher unnötig. Das sehen die Wissenschaftler anders. Auch die Bundesagrarministerin ist für eine solche Kennzeichnung, allerdings auf europäischer Ebene. Der Beirat plädiert dagegen für eine nationale Lösung auf freiwilliger Ebene. „Da eine europäische Lösung in naher Zukunft nicht in Sicht ist, sollte eine nationale Pionierleistung angestrebt werden“, heißt es in der Stellungnahme. Heike Jahberg News vom: 15.03.2011 Experten fordern: Tierschutzgesetz verschärfen Verschärfte Regeln für die Haltung von Nutz- und Haustieren forderten Experten zum Abschluss der Tierschutztagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll am 13. März. Rund 100 Tiermediziner, Tierschützer und andere Interessierte diskutierten drei Tage, wie in Zeiten von Massentierhaltung und Haustier-Boom ein artgerechter Umgang sichergestellt werden kann. „Wir müssen die Mindeststandards erhöhen hin zu einer tiergerechten Haltung. Bisher herrscht im Gesetz das Prinzip der reinen Schadensvermeidung vor“, sagte Dr. Reinhart Kluge vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Den zuständigen Amtstierärzten seien oft die Hände gebunden, weil bestehende Regeln nicht ausreichten, um Tiere ausreichend zu schützen. Als Anreiz für Landwirte, sich an diese Standards zu halten, sei ein Förderprogramm der Bundesregierung wünschenswert, das gute Tierhaltung belohne. Männliche Küken in Legebatterien werden geschlachtet, weil sie keinen Nutzen bringen. Hochgezüchtete Puten setzen so viel Fleisch an, dass sie nicht mehr laufen können – solche und zahlreiche weitere Beispiele zeigen: Nutztierhaltung nimmt auf das einzelne Tier oft keine Rücksicht, es wird nicht als Lebewesen, sondern als Betriebsmittel betrachtet. „Wir wissen, dass die Milch aus der Tüte kommt, aber wie sie da rein kommt, wollen viele nicht so genau wissen“, so Kluge. Neben verschärften Vorschriften empfehlen die Experten außerdem, Sachkundenachweise für alle Tierhalter einzuführen, auch um Auswüchse bei der Haustier-Haltung zu unterbinden. „Es scheint dem Pudel egal zu sein, ob sein Fell weiß oder pink gefärbt ist, aber tiergerecht ist so etwas natürlich nicht“, sagte Dr. Silvia Blahak von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. Wo Haustiere zum Statussymbol verkommen, aus optischen Gründen unnatürliche Merkmale angezüchtet werden oder Menschen Tiere eigens zur Jagd aussetzen, würden eindeutig Grenzen überschritten. Ob die Würde des Tieres explizit in das Tierschutzgesetz oder sogar in das Grundgesetz aufgenommen werden sollte, blieb unter den Experten umstritten. Einige Fachleute plädierten dafür, stattdessen nur konkrete Vorschriften zu verschärfen. Andere versprechen sich vom expliziten Schutz der Tierwürde mindestens eine Signalwirkung, die den Blick auf das Tier in der Gesellschaft verändern würde. Einig waren sich die Tagungsgäste darin, dass das Verbot sexueller Handlungen an und mit Tieren in das Tierschutzgesetz ausdrücklich aufgenommen werden müsse. Kooperationspartner der Veranstaltung waren die Bundestierärztekammer (BTK), der Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), der Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V., der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (BPT), der Deutscher Tierschutzbund e. V. (DTSchB) und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT). Pfarrerin und Studienleiterin Kathinka Kaden leitete die Tagung. Details zum Programm Tagung finden Sie unter http://www.ev-akademie-boll.de/tagungen/details/520411.pdf Quelle: "Evangelische Akademie Bad Boll" NWZ VECHTA, 4. April 2011 Grüne fordern Wende in der Agrarpolitik Bezirks-Konferenz Die Bauern sollen nach einer Umsteuerung die Gewinner werden – Für Stilllegung des KKW Unterweser Christian Meyer, landwirtschaftlicher Sprecher BILD: dpa Die Förderung von Großbetrieben dürfe nicht mehr im Vordergrund stehen. Nötig seien faire Preise und eine höhere Qualität. von Jürgen Westerhoff Vechta - „Wir brauchen eine neue Agrarpolitik – und die Bauern müssen die Gewinner sein.“ Ausgerechnet im Oldenburger Münsterland – dort, wo aus Sicht der Grünen die Probleme in der Landwirtschaft am größten sind – plädiert der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Meyer (Holzminden) für eine drastische Wende in der Agrarpolitik. Meyer ist Sprecher für Landwirtschaftspolitik, Verbraucherschutz, Natur- und Tierschutz der Grünen-Fraktion in Hannover und erläutert am Sonnabend auf der Bezirkskonferenz der Weser-Ems-Grünen in Vechta die Ziele für eine neue Ausrichtung einer Agrarpolitik, bei der nicht mehr die Förderung von Großbetrieben im Mittelpunkt stehen solle. Bislang sei in der Politik die Grundlage für immer größere Produktionseinheiten gelegt worden. Als Folge habe sich beispielsweise die Zahl der Großmastställe für Geflügel in den vergangenen Jahren verdreifacht. Meyer: „Wir müssen dringend umsteuern. Die Zahlung von EU-Geldern darf nicht mehr überwiegend an Großbetriebe gehen, sondern muss an das Einhalten von Qualitätsregeln gekoppelt werden.“ Die Teilnehmer der Konferenz aus den Kreisverbänden im Nordwesten stimmen Meyers Forderung nach einem neuen Leitbild für die Landwirtschaftspolitik zu. Danach sollen faire Preise und eine höhere Qualität der Produkte angestrebt werden. Das führe bei der Landwirtschaft zu einem besseren Gewissen und zu höherer gesellschaftlicher Anerkennung. Beim Kampf gegen die zunehmende Zahl von Tierfabriken empfahl Meyer, die Möglichkeiten des Baurechts jeweils genau zu prüfen. Die Konferenz beschäftigte sich auch mit den Problemen durch Biogasanlagen und der Sicherheit des Kernkraftwerks Unterweser in Kleinensiel (Landkreis Wesermarsch). Einmütig sprach sie sich für eine sofortige und endgültige Stilllegung der sieben ältesten Atommeiler aus. In Sachen Biogas sei inzwischen in Niedersachsen die Schwelle der Verträglichkeit für den Anbau nachwachsender Rohstoffe erreicht. Proplanta ® | 28.03.2011 | Tier >> Tierschutz Niedersächsische Landkreise gegen Agrarfabriken Bienenbüttel - Die AbL sieht die niedersächsische Landesregierung angesichts des massiven Drucks von vielen Bürgerinitiativen, Landkreisen und Medien unter wachsendem Zugzwang, gegen die agrarindustrielle Qualhaltung in Agrarfabriken vorzugehen. Agrarminister Lindemann habe jüngst in seinem Tierschutzplan immerhin das Ende des Schnäbelkürzens bei Geflügel und des Abschneidens der Schweine-Ringelschwänze ab dem Jahr 2015 angekündigt und hierzu eine Kommission eingesetzt. Nun würden auch die Landkreise und der Niedersächsische Landkreistag weitere Regelungen zur Verhinderung von Großmastanlagen einfordern. AbL-Sprecher Eckehard Niemann wies darauf hin, dass die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta angesichts der Massierung von Großmastanlagen bereits einen Genehmigungsstopp für Neuanlagen ausgesprochen hätten, bis die Antragsteller ausreichende Keim- und Brandschutzgutachten vorlegen könnten. Auch die Region Hannover verlange Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube generell keine gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr. Landkreise wie Lüneburg oder Lüchow- Dannenberg hätten sich gegen Agrarfabriken und für Bauernhöfe positioniert. Nun genehmige auch der Landkreis Cloppenburg neue Stallbauten mit mehr als 2.000 Schweinemast- und mehr als 750 Sauenplätzen nur noch mit Abluft-Reinigungsanlagen. Auf der Grundlage des geltenden Bau- und Immissionsschutz-Rechts, so Landrat Eveslage, sei der Landkreis als Genehmigungsbehörde verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen schädliche Umwelteinwirkungen sowie erhebliche Belästigungen für Allgemeinheit und Nachbarschaft zu verhindern. Er empfahl Städten und Gemeinden, ihre Steuerungsmöglichkeiten über die Bauleitplanung zu nutzen, um Stallbauten in freier Landschaft zu verhindern. Auch der Niedersächsische Landkreistag hat vom Land eine Neuregelung beim Bau von neuen Tierställen eingefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei die objektive Grenze des Möglichen erreicht. Außerdem nehme die Akzeptanz für bestimmte Arten von Tierhaltungsanlagen in weiten Teilen der Bevölkerung ab. Das geltende Recht biete keine hinreichenden Möglichkeiten zur Grenzziehung. Die Landkreisversammlung forderte vom Land Niedersachsen konkrete Vorgaben für die Genehmigung und den Bau von Großmastanlagen. Auch der Bund müsse das Baurecht ändern. Ministerpräsident McAllister bezeichnete es in einer Rede vor Junglandwirten im emsländischen Lingen als fraglich, ob die gegebenen Steuerungsmöglichkeiten in Sachen Mastställen noch ausreichten. Das Vorgehen des Landkreises Emsland sei „in der gegebenen Situation nicht zu beanstanden“. Er warf die Frage auf, ob die Privilegierung für großgewerbliche Tierhaltungsanlagen eingeschränkt werden müsse. Landwirtschaftliche Anlagen mit ausreichender Futtergrundlage oder in Größenordnungen, die „als Betriebszweig problemlos betrieben“ werden könnten, stünden nicht zur Diskussion. Nach Einschätzung der AbL sind Agrarindustrie und Bauernverband zunehmend isoliert, würden aber hinter den Kulissen ihren Druck auf die ihnen immer noch eng verbundene CDU-FDP-Koalition erhöhen. Landvolk-Präsident Hilse, der im Aufsichtsrat von Europas größtem Schlachtkonzern sitze, wolle offenbar vor allem das Kupier-Verbot bei Schweinen verhindern, um damit die Haltung der Schweine auf Spaltenböden zu sichern. „Bei der Haltung der Mastschweine auf Spaltenböden in engen Boxen beißen sich die gestressten Tiere gegenseitig die Schwänze ab, deshalb ist diese Art der Haltung nur mit dem Abschneiden der Schwänze möglich“ – so der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann: „Ohne Schwanzkupieren kann man Schweine nur noch auf Stroh, mit genügend Platz und mit Auslauf halten, eine solche Haltung können nur bäuerliche Strukturen gewährleisten, nicht aber Agrarfabriken.“ Die AbL forderte die Landesregierung auf, landesweit gegen den Neubau von Agrarfabriken oberhalb der vorhandenen Grenzen des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes vorzugehen (1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 15.000 Geflügelplätze). Gleichzeitig müssten über neue Nutztierhaltungs-Verordnungen die Forderungen der EU-Richtlinien nach einer artgerechten Haltung mit genügend Platz auf Stroh und ohne Tierverstümmelung rasch durchgesetzt werden. Ein Programm für den Umbau auf solche Haltungsformen und auf Freilandhaltung stehe auf der Tagesordnung. Niedersachsen solle seinen Einfluss nutzen, um solche Regelungen auch bundes- und EU-weit auf den Weg zu bringen, zum Beispiel im Rahmen der EUAgrarreform. Eine solche Beschränkung der Tierhaltung auf mittelständische bäuerliche Strukturen liege im Interesse der allermeisten Landwirte, weil dadurch die überschussproduzierende Konkurrenz der Agrarindustrie ausgeschaltet werde, weil durch die Mengenreduzierung viel Spielraum für faire Erzeugerpreise geschaffen würde und weil dadurch eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung gesichert sei. (AbL) Schaumburger Nachrichten 06.04.2011 15:16 Uhr Landkreis / Grüne Ostendorff: Kein Steuergeld für Massentierhaltung Bauernhöfe statt Agrarfabriken, regionale Märkte statt Fleischexporte: Was wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten anmutet, ist für Friedrich Ostendorff die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland. Im Gespräch mit den SN plädierte der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grünen für die Abkehr von einer auf Maximierung angelegten, industriellen Agrarwirtschaft und kündigte einen Richtungswechsel in der Agrarpolitik an. Landkreis (kcg). „Wir wollen diesen Weg so nicht weitergehen“, erklärte Ostendorff mit Blick auf die agrarpolitische Linie der schwarz-gelben Regierungskoalition. Indem CDU und FDP weiterhin einseitig diejenigen Betriebe fördern, die „auf Masse und Export setzen“, trage sie zur Expansion der Massentierhaltung bei und damit zum Ende der bäuerlichen Landwirtschaft in Deutschland. Mit den Grünen sei diese Art der Subventionierung nicht zu machen. „Jeder Bauer entscheidet selbst, ob er am Weltmarkt mithalten will. Wer diesen Weg geht, darf aber nicht erwarten, dass er weiterhin mit Steuergeld unterstützt wird“, sagte Ostendorff. Statt auf internationale Absatzmärkte zu setzen, sehe er die regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte als große Zukunftschance der Landwirtschaft. Zudem sprach sich der Grünen-Politiker und Bio-Landwirt für eine Erzeugungskennzeichnung der Lebensmittel aus: „Die Verbraucher von Eiern und Fleisch aus Massentierhaltung sollten wissen, dass ihr Hühnchen aus einem Stall mit 40.000 Tieren kommt und nicht, wie auf der Packung suggeriert, von einem Fachwerkhof“, betonte Ostendorff. Schließlich habe schon die Kennzeichnung von Eiern aus Käfighaltung dazu geführt, das diese quasi vom Markt verschwunden seien. Ausgehend von einer breiten gesellschaftlichen Debatte über nachhaltige Landwirtschaft ist sich Ostendorff sicher, dass die Agrarpolitik der Grünen den Nerv der Verbraucher trifft. Das zeige im Übrigen die Wahl in Baden-Württemberg, bei der seine Partei auch im ländlichen Bereich an Stimmen zulegen konnte. Auf europäischer Ebene lege er große Hoffnungen in die Agrarreform. „Wir stehen mit EU-Agrarkommissar Ciolos in einem fruchtbaren Austausch. Auch was die Debatte in Europa angelangt, bin ich sehr optimistisch, dass wir mehr Ökologie in der Agrarpolitik durchsetzen können.“ Thüringer Allgemeine Schlotheim: Moderne Entlüftung für neue Ställe Den Vorwurf, sich nicht intensiv genug mit der Hähnchenmast im Ortsteil Hohenbergen beschäftigt zu haben, müssen sich die Stadträte nicht gefallen lassen. Dem sehr detaillierten Vortrag der Planer wurde am Montagabend interessiert zugehört, und es wurden viele Fragen zum Projekt gestellt. Schlotheim. Letztlich wurde das "gemeindliche Einvernehmen" zum Projekt erteilt. Der Ortsteilrat Hohenbergen hat sich allerdings dagegen ausgesprochen, sagte Ortsteilbürgermeisterin Petra Dlouhy. 80 000 neue Mastplätze entstehen und verdoppeln die bisherige Zahl. Die Pläne für die Feuerlöschversorgung müssen noch überarbeitet werden. Für die dann vier Ställe werden die Tiere auf einen Ritt an- und abgeliefert, hieß es. Danach hatte sich Karsten Blaß erkundigt. Dass die Ausgleichspflanzungen in der Gemarkung Körner erfolgen, sei eine Auflage der unteren Naturschutzbehörde, bekam Peter Schöler zur Antwort. Ihm wurde auch erläutert, dass die Geruchsbelästigung trotz der zwei neuen Ställe geringer als bisher sei. Ausgerüstet wird der Neubau nämlich mit einer modernen vertikalen Entlüftung, die nachträglich auch in den beiden vorhandenen Ställen eingebaut wird, berichteten die Planer. ske / 30.03.11 / TA NEUE WESTFÄLISCHE GODELHEIM Godelheimer gehen jetzt vor Gericht Schweinemastanlage: Bürger wollen sich von der Stadt zugesagte Prozesskosten zurückholen VON BURCKHARD HOEPTNER Fühlen sich im Stich gelassen | FOTO: BURCKHARD HOEPTNER Godelheim. Die vier Kläger gegen die genehmigte Schweinemastanlage am Radweg zwischen Godelheim und Amelunxen wollen nicht mehr länger auf ihr Geld warten und in die Offensive gehen. Wie die NW mehrfach berichtete, hatten sie sich auf Drängen von Altbürgermeister Hermann Hecker bereiterklärt, gegen den Betrieb zu klagen, weil es die Stadt selbst versäumt hatte. 1.100 Euro hatte die Stadt Höxter bereits gezahlt. Zwei Tage später wurde Hecker mit großem Bahnhof in den Ruhestand verabschiedet. Seitdem sind die Zahlungen, Gesamtsumme 16.000 Euro, ausgeblieben. Denn niemand will etwas von der Zusage, die auch in einem Aktenvermerk bei der Stadtverwaltung festgehalten ist, gewusst haben. Jetzt richtet sich der Zorn der Godelheimer gegen den Ersten Beigeordneten Klaus Schumacher, der die Amtsgeschäfte des Bürgermeister bis zur Neuwahl kommissarisch weitergeführt hat und Stefan Fellmann, Rechtsamt, die nach Aussage der Kläger vom Hecker angewiesen worden seien, den ersten fälligen Betrag auszuzahlen. Das sei auch geschehen. Wenn die Stadt nicht die Restsummen zahlt, wollen die Godelheimer den Klageweg beschreiten. Gegen Fellmann und Schumacher, so gestern Dietmar Kanand, Wilhelm Benedix, die zu den Klägern zählen, und Ortsausschussvorsitzender Hans-Josef Held, seien mittlerweile Dienstaufsichtsbeschwerden eingereicht worden. Zur Dienstaufsichtsbewerde gegen Fellmann hat Bürgermeister Alexander Fischer bereits Wilhelm Benedix geantwortet. Das Schreiben ist für die Godelheimer Kläger ernüchternd. Darin heißt es unter anderem, dass Stefan Fellmann schon seinerzeit dem damaligen Bürgermeister Hermann Hecker gegenüber seine rechtlichen Bedenken vorgetragen habe. Es hätten weder eine Entscheidung des Rates noch eine verpflichtende Erklärung zur Prozesskostenübernahme vorgelegen. Zwar habe Fellmann die Anordnung Heckers befolgt, die erste Zahlung zu überweisen, da Hecker die Angelegenheit zur Chefsache erhoben hatte. Fellmann habe jedoch nach Heckers Entlassung in den Ruhestand keine Notwendigkeit mehr gesehen, weitere Zahlungen zu leisten. Die Kläger sind schockiert. Sie haben nicht nur über ihren Rechtsanwalt Akteneinsicht bei der Stadt beantragt, die sie bislang nicht erhalten haben, sondern auch Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Ersten Beigeordneten Klaus Schumacher "wegen Unwahrheit und Vertuschung im Amt" gestellt. "Wir haben Grund zur Annahme, dass Herr Schumacher spätestens bei der Übernahme der Amtsgeschäfte sowohl vom Rechtsamt als auch vom ausscheidenden Bürgermeister unterrichtet wurde. Herr Schumacher hätte daher in seiner Amtszeit als Übergangsbürgermeister die Kläger über die rechtlich problematische Verfahrensweise Herrn Heckers unterrichten müssen. Durch sein Fehlverhalten hat er der Stadt, seinem Amt und den Bürgern, die im guten Glauben für die Stadt als Dritte geklagt haben, schweren Schaden zugefügt!", heißt es in der Begründung. Die Kläger Wilhelm Bendix, Dietmar Kanand, Dieter Mauer und Angelika Wiesemeier fordern zudem, Klaus Schumacher wegen des Versäumnisses der Klagefrist gegen den Schweinemastbetrieb zur Verantwortung zu ziehen. Dadurch seien den Godelheimer Privatleuten erhebliche finanzielle Kosten entstanden. CDU/CSU - Bundestagsfraktion 06.04.2011 | 13:56 Uhr Holzenkamp: Für einen offenen Dialog zur Nutztierhaltung Berlin (ots) - Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat am Mittwoch einen Antrag der Grünen, der eine Überprüfung der intensiven Nutztierhaltung verlangt, abgelehnt. Dazu erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Franz-Josef Holzenkamp: "Die Unionsfraktion im Bundestag hat den Antrag der Grünen abgelehnt, weil er außer pauschalen Vorwürfen und Unterstellungen nichts zu bieten hat. Wir lassen es nicht zu, dass die Tierhalter in der Landwirtschaft pauschal unter Generalverdacht gestellt werden. Wir sind uns durchaus bewusst, dass die Entwicklung der Tierhaltung in einigen Regionen Deutschlands die Grenzen der gesellschaftlichen Akzeptanz erreicht hat. Deshalb treten wir für einen ergebnisoffenen Dialog der Betroffenen vor Ort ein. Hierzu gibt es bereits verschiedene Initiativen, z.B. den von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner angestoßenen Diskussionsprozess um eine Charta für Landwirtschaft und Verbraucher. Wir weisen aber auch auf die bereits bestehenden Gesprächskreise hin, etwa die Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Landwirtschaftliche Erzeugung und Markt" oder die Initiative von Landesagrarminister Gert Lindemann in Niedersachsen. Wir brauchen keine Aufforderungen der Grünen. Wir haben längst begonnen. Im Kern geht es den Grünen offensichtlich um die Frage, ob die Nutztierhaltung in Deutschland noch eine Zukunft hat. Sie vergessen dabei, welchen erheblichen Beitrag die Tierhaltung für die Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe und damit auch für die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung in ländlichen Regionen erbringt. Bereits heute sind hohe Standards bei Umweltschutz, Haltung, Fütterung, Transport oder Schlachtung einzuhalten. Sie werden permanent weiterentwickelt. Darüber hinaus stellt sich angesichts der Forderungen der Grünen die Frage, ob wir den Kommunen ihre Planungsrechte rauben wollen. Die Unionsfraktion wird sich dieser Forderung aus guten Gründen nicht anschließen." Pressekontakt: CDU/CSU - Bundestagsfraktion Pressestelle Telefon: (030) 227-52360 Fax: (030) 227-56660 Internet: http://www.cducsu.de Email: [email protected] Vier Pfoten: weniger Fleisch ist gesund für Mensch, Tier und Umwelt Published on April 6, 2011 by lifepr · No Comments (lifepr) Hamburg, 06.04.2011 – Zum Weltgesundheitstag am 7. April erinnert die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN die Konsumenten daran, dass Fleisch zu den gesundheitsschädlichsten Lebensmitteln gehört. Es ist nachweislich für die am weitesten verbreiteten Zivilisationskrankheiten und Haupttodesursachen verantwortlich. Doch Tierprodukte sind auch ungesund für unser Klima: Bereits mehrere internationale Studien belegen, dass Massentierhaltung – aus der über 90 Prozent des Fleisches stammen – der größte Verursacher des Klimawandels ist. Dass Massentierhaltung auch ungesund für die Tiere ist, versteht sich von selbst. “Die Menschen haben die geistige Verbindung zwischen dem Tier auf der Wiese und dem Stück Fleisch auf dem Teller verloren”, betont Johanna Stadler, Geschäftsführerin von VIER PFOTEN. “Viele verdrängen die Tatsache, dass das, was sie gerade zu sich nehmen, einmal gelebt und gefühlt hat.” Heute weiß man, dass der Konsum von Fleischprodukten zu Bluthochdruck, HerzKreislauferkrankungen, Schlaganfällen und bestimmten Krebsarten führen kann. VIER PFOTEN fordert daher ein Umdenken nicht nur seitens der Konsumenten: “Bei der Forschung zu Tierversuchsalternativen ist die so genannte 3R-Methode verbreitet: Reduce, Refine, Replace. Dies lässt sich auch auf den Fleischkonsum und die Fleischproduktion umlegen”, betont Stadler abschließend: 1. Reduce: Viele Ernährungsexperten empfehlen eine Reduktion des Fleisch- und Wurstkonsums auf maximal drei Portionen pro Woche 2. Refine: Massentierhaltung muss Schritt für Schritt durch Freilandhaltung ersetzt werden 3. Replace: Schmackhafte pflanzliche Fleisch- und Wurstprodukte gibt es in immer größerer Auswahl in immer mehr Supermärkten. Mehr Informationen unter http://www.vier-pfoten.de/klimakiller TOP AGRAR Deutsche Hähnchenmäster weiter auf Wachstumskurs [04.04.2011] Die deutschen Geflügelmäster geben weiter mächtig Gas. Nach Angaben der „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) lag die Bruttoeigenerzeugung 2010 bei rund 1,59 Mio. t, womit im vierten Jahr in Folge eine Rekordmenge produziert wurde. Seit 2006 wuchs die Geflügelfleischerzeugung in Deutschland um 34,0 %. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Nachfrage der Bundesbürger nach Geflügelfleisch um 14,4 %. Der durchschnittliche ProKopf-Verbrauch belief sich 2010 auf 19,3 kg; das waren 500 g mehr als im Vorjahr. Mehr gefragt war vor allem Hähnchenfleisch. Sehr dynamisch entwickelte sich im vergangenen Jahr der Export von deutschem Geflügelfleisch: Ausgeführt wurden 683.100 t, was gegenüber 2009 einer Steigerung um rund 12 % entspricht. (AgE) NRW scheitert mit Verkürzung der Transportzeiten [04.04.2011] Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel bedauert, dass sich die Bundesländer auf der Agrarministerkonferenz am Freitag in Jena nicht auf eine einheitliche Linie zum Tierschutz in Europa einigen konnten. Sein Vorschlag, die maximale Transportzeit für Schlachttiere strikt auf acht Stunden zu begrenzen, wurde nicht in die Beschlüsse übernommen. „Tierschutz hat Verfassungsrang, das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Es ist sehr bedauerlich, das einige Bundesländer nicht den Mut haben, sich aktiv für den Tierschutz einzusetzen“, erklärte Remmel anschließend. „Ich erwarte hier auch mehr Unterstützung von Ministerin Aigner, die in ihrer Funktion als Ankündigungsministerin ihren Plänen zu mehr Tierschutz keine Taten folgen lässt. Dabei bedeuten mehr Rechte für Tiere auch mehr Schutz für den Verbraucher.“ Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agrarministerkonferenz war die Ausgestaltung der gemeinsamen EU-Agrarpolitik nach dem Jahr 2013. Der Forderung Nordrhein-Westfalens die EU-Direktzahlungen an Landwirte stärker an Klima-, Umwelt-, Natur- und Tierschutzbelangen auszurichten, wurde in Teilen in einen gemeinsamen Beschluss aufgenommen. Der Minister zeigte sich erfreut, dass seine Forderung nach dem Grundprinzip „öffentliches Geld für öffentliche Güter“ verabschiedet werden konnte und sich Deutschland aktiv an der Diskussion um die Einführung einer „Ökologisierungskomponente“ beteiligen soll. Weitere konkrete Vorschläge Nordrhein-Westfalens wurden in folgenden Protokollerklärungen formuliert: Protokollerklärung des Landes Nordrhein-Westfalen: 1. Um die europäischen Biodiversitätsziele zu erreichen, sollen die Rahmenbedingungen für die 1. Säule um einen betriebsbezogenen Anteil von ökologischen Vorrangflächen ergänzt werden. Der vom Sachverständigenrat für Umweltfragen vorgeschlagene Wert von 10 % kann hierfür als Orientierungswert dienen. 2. Das Land Nordrhein-Westfalen spricht sich zur Verstärkung des Klimaschutzes für einen Klima-Check für landwirtschaftliche Betriebe aus. Mittlere und größere Betriebe sollten die Durchführung einer Beratung über Klimaschutzmaßnahmen (Klima-Check) nachweisen. 3. Das Land Nordrhein-Westfalen setzt sich für eine Umstrukturierung der Förderung auch mit dem Ziel der Stärkung der 2. Säule und eine höhere EU-Kofinanzierung für die 2. Säule ein. 4. Das Land Nordrhein-Westfalen spricht sich nachdrücklich dafür aus, dass im Rahmen der 2. Säule auch die Trittstein- und Vernetzungsbiotope, die als Kohärenzgebiete der Sicherung des Natura 2000 - Netzwerkes dienen, vollständig in die Förderung einbezogen werden. 5. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstreicht die Notwendigkeit verlässlicher Direktzahlungen und ermutigt den Agrarkommissar, sich vor diesem Hintergrund für die Ziele der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes sowie der Förderung des ländlichen Raums als wichtige Elemente des Europäischen Agrarmodells einzusetzen. Die Länder Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sind der Auffassung, dass bei der Weiterentwicklung der Direktzahlungen zur Honorierung der durch die Landwirtschaft erbrachten Öffentlichen Güter ein Leistungsbezug hergestellt wird und den unterschiedlichen Betriebsstrukturen und Betriebsformen in geeigneter Weise Rechnung getragen werden sollte. Weitere Beurteilungen der Agrarministerkonferenz: Bayern zufrieden mit Ergebnissen der Agrarministerkonferenz (1.4.2011) Lindemann drängt auf Vereinfachung der GAP (1.4.2011) Aigner: Minister setzen sich für zuverlässige Agrarpolitik in Europa ein (1.4.2011) Rumpf: Beschlüsse zu Agrarpolitik und erneuerbaren Energien (1.4.2011) Backhaus fordert progressive Diskussion der europäischen Agrarpolitik (1.4.2011) Kupfer: Übergangsregelungen für Agrarumweltmaßnahmen (1.4.2011) Thüringen fordert von der EU eine verlässliche Agrarpolitik (1.4.2011) Klimaexperten erwarten vermehrt Bodenerosionen und Ernteausfälle [04.04.2011] In Zukunft können häufigere Starkniederschläge zu verstärkten Bodenerosionen führen und punktuell sogar ganze Ernten vernichten. Zu diesem Ergebnis sind mehrere Studien gekommen, die das Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben hatte und die nun auf dem Symposium „Es wird wärmer! Auswirkungen des Klimawandels auf Böden und Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen“ in Bonn vorgestellt worden sind. Dort stellten die Wissenschaftler zudem fest, dass auch in der entfernter liegenden Zukunft durch weiter steigende Temperaturen längere Dürreperioden im Sommer zu erwarten sind. „Mit einer ambitionierten Klimaschutzpolitik wollen wir helfen, den Klimawandel zu stoppen“, betonte Landwirtschaftsminister Johannes Remmel. Gleichzeitig müsse man sich aber auf die nicht mehr abwendbaren Klimafolgen einstellen, auch in der Landwirtschaft, so der Ressortchef. Auf dem Symposium stellten die Experten darüber hinaus mögliche Anpassungsmaßnahmen für die Landwirtschaft vor. Beispielsweise helfe gegen die zunehmenden Bodenerosionen durch Starkregen, die Ackerflächen ganzjährig durch Pflanzen oder Mulch zu bedecken und auf den Einsatz schwerer Maschinen auf feuchten Böden zu verzichten. Außerdem könnten die langfristig trockener werdenden Sommer in Zukunft den Einsatz von Bewässerungsanlagen nötig machen. Das komme gerade für alle Regionen mit sandigen Böden in Frage, die nicht ausreichend Wasser für regenarme Phasen speichern könnten. Das Düsseldorfer Ministerium hat zu den Auswirkungen des Klimawandels und zu den möglichen Anpassungsmaßnahmen die beiden Broschüren „Klimawandel und Boden“ und „Klimawandel und Landwirtschaft“ erstellt. Download der Broschüren Atomausstieg nicht ohne Folgen für die Landwirtschaft [04.04.2011] Der von der Bundesregierung gewollte schnellere Umstieg auf erneuerbare Energien dürfte nicht ohne Folgen für die Landwirtschaft bleiben. So erwartet beispielsweise der Präsident des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT), Helmut Wulf, dass die nachwachsenden Rohstoffe durch den Ausstieg aus der Kernenergie stärker in den Fokus rücken. „Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass die Biomasse noch mehr als bisher zur Kraftstoff- und Energieproduktion herangezogen wird“, erklärte Wulf am vergangenen Mittwoch vor Journalisten in Berlin. Der Kampf um die Fläche werde weiter an Dynamik gewinnen. Laut einer Branchenprognose der Agentur für erneuerbare Energie steigt die Stromerzeugung aus Biomasse bis 2020 gegenüber dem vergangenen Jahr um 61 % auf 54 Terreawattstunden (TWh). Zugleich würden laut den Erwartungen knapp 20 % der aus regenerativen Quellen erzeugten Elektrizität von 278 TWh aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Die Branche erwartet, dass 2020 etwa 47 % des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien kommt, nach 17 % im vergangenen Jahr. Als Votum für den Ausstieg aus der Kernenergie wertete der Fachverband Biogas (FvB) das Ergebnis der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. „Die Menschen haben verstanden, dass die Atomkraft nicht beherrschbar und ein vollständiges Ersetzen durch erneuerbare Energien in Deutschland spätestens bis 2020 möglich ist“, erklärte FvBPräsident Josef Pellmeyer in Reaktion auf die Abwahl der schwarz-gelben Landesregierung in Stuttgart und die massiven Stimmgewinne der Grünen im Ländle wie auch im benachbarten Rheinland-Pfalz. Mit Blick auf die 2011 anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) warnte der FvB-Präsident vor einem „völligen Systemwechsel“. Anhand der mit dem EEG 2009 gesammelten Erfahrungen sei die gezielte Veränderung einiger Stellschrauben, beispielsweise des Güllebonus, notwendig. Eine rohstoffbezogene Vergütung, die weiterhin den wirtschaftlichen Einsatz von Energiepflanzen und Gülle beziehungsweise Mist in standortangepassten Biogasanlagen ermögliche, sei Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Biogasnutzung. Aber nicht nur beim Strom, sondern auch in der Wärmeversorgung und bei den Kraftstoffen gelte es, den Anteil erneuerbarer Energie deutlich zu erhöhen. Biogas spiele dabei eine wichtige Rolle. Der Fachverband forderte, auch der wichtige Bereich der Biogaseinspeisung müsse durch einen verlässlichen Rechtsrahmen verstärkt vorangetrieben werden. (AgE) Gülle soll auch künftig nicht als Abfall gelten [04.04.2011] Die Bundesregierung will Wirtschaftsdünger auch künftig generell nicht dem Abfallrecht unterstellen, wenn sie den Anforderungen des Düngemittelrechts entsprechen. Nach dem Entwurf zur Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, den das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch beschlossen hat, soll dies auch dann gelten, wenn beispielsweise Gülle in Biogasanlagen eingesetzt und vergoren wird und die Gärreste anschließend ausgebracht werden. Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Fachverband Biogas (FvB) hatten im Vorfeld vor den gravierenden Folgen einer Einstufung von Gülle als Abfall beim Einsatz in Biogasanlagen gewarnt. Nach Fachverbandsschätzungen hätte fast die Hälfte der rund 6 000 Biogasanlagen ihre Genehmigungen anpassen oder aber mindestens zusätzliche abfall-, wasser- und düngerechtliche Anforderungen beim Betrieb und Einsatz des aufgewerteten Gärproduktes einhalten müssen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium war dieser Argumentation gefolgt und hatte sich gegen Widerstände aus dem Umweltressort durchgesetzt. Nach der Neuregelung soll ferner sichergestellt werden, dass Landschaftspflegeholz nicht als Abfall eingestuft, sondern dem Holz aus der Forstwirtschaft gleichgestellt wird. Damit bliebe Landschaftspflegeholz wie Materialien aus der Land- und Forstwirtschaft aus dem Anwendungsbereich des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ausgeschlossen. Dies gilt als entscheidende Voraussetzung für eine verstärkte energetische Verwertung von Landschaftspflegeholz, an der insbesondere Kommunen und Landkreise großes Interesse haben. Der Gesetzentwurf wird nun dem Bundesrat und danach dem Deutschen Bundestag zugeleitet. Das Gesetz bedarf der Zustimmung der Länderkammer. CRV wächst in Brasilien [04.04.2011] Die niederländische Zuchtorganisation CRV hat Ende März den brasilianischen Spermaanbieter Central Bela Vista übernommen. Das teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Central Bela Vista ist eine der bedeutendsten Spermaanbieter in Brasilien. Gehandelt wird sowohl Sperma der Rasse Holstein als auch Sperma brasilianischer Kuhrassen. Mit der Übernahme kann CRV nun auf dem brasilianischen Markt insgesamt 3,6 Mio. Spermadosen anbieten. Der Marktanteil steigt damit auf ca. 35 %. CRV sieht in der Übernahme einen wichtigen Beitrag, um noch stärker vom wachsenden Markt bei der künstlichen Besamung in Brasilien zu profitieren. Das neue Unternehmen heißt CRV Bela Vista. Das bisherige Spermageschäft solle künftig ausgebaut werden. Außerdem ist geplant, gesextes Sperma zu produzieren und anzubieten. CRV ist schon seit 1998 in Brasilien aktiv. Damals wurde die Zuchtorganisation Lagoa da Serra übernommen, heute unter CRV Lagoa bekannt. 2009 übernahm CRV 50 % der Anteile an Sexing Technologies Brazil. Agrarminister finden 500 kW-Gülleanlagen klein [05.04.2011] Die Agrarministerkonferenz hat sich für Veränderungen am Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG) ausgesprochen, das dieses Jahr zur Novellierung ansteht. In einem am vergangenen Freitag in Jena gefassten Beschluss befürworteten die Minister, den Bau „kleiner güllebasierter Anlagen bis 500 kW stärker zu unterstützen“. Gülleanlagen könnten bei Ausnutzung des vorhandenen Güllepotentials durch die Verminderung der Methanemissionen deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten. Eine 500-kW-Anlage wird heutzutage vor allem mit nachwachsenden Rohstoffen und gegebenenfalls zusätzlich mit Gülle betrieben, schon weil der Energiegehalt der Exkremente eigentlich zu gering ist, um damit eine 500-kW-Anlage komplett oder weitgehend zu betreiben. Hinzu kommt die Frage der Transportwege. Gerade die Kopplung des bisherigen Güllebonus mit dem Bonus für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Bonus) in kleineren bis mittelgroßen Anlagen war in den vergangenen Monaten in Politik und Wirtschaft als Fehlanreiz kritisiert worden. In dem Beschluss setzt sich die Agrarministerkonferenz außerdem dafür ein, die Einspeisevergütung so zu gestalten, dass vorrangig Biogasanlagen mit einer Gasaufbereitung und -einspeisung oder mit einer marktfähigen Kraft-Wärme-Nutzung zu betreiben sind. Zudem sollen Impulse gesetzt werden, um die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme besser auszunutzen. Auch die Anreize zur Direkteinspeisung von Biogas aus landwirtschaftlichen Anlagen ins Erdgasnetz seien zu stärken. Mit der Forderung nach einer deutlichen Vereinfachung der Vergütungsregeln nahmen die Minister die Kritik am Boni-Wildwuchs im EEG auf. Sie befürworten außerdem eine verstärkte Forschung zu alternativen Energiepflanzen. Geprüft werden soll nach ihrem Willen, wie beispielsweise durch Anreize innerhalb des Nawaro-Bonus diese alternativen Kulturen vermehrt bei der Biogaserzeugung Einzug finden könnten. Mit dieser Anregung gehen die Länderchefs auf Bedenken am vermehrten Maisanbau in bestimmten Regionen ein. Die EEG-Novelle ist im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig. Die Länderkammer könnte bei Konflikten mit dem Bundestag über eine Verzögerungstaktik aber trotzdem Druck ausüben, denn der Zeitplan für die EEG-Novelle ist sehr eng gesteckt. Salmonellen: Abzüge für Kategorie III-Betriebe [05.04.2011] Einige nordwestdeutsche Schlachtunternehmen gehen inzwischen dazu über, Schlachtschweine aus Betrieben mit dem Salmonellenstatus der Kategorie III mit Preisabzügen zu bestrafen, meldet die ISN. Die Westfleisch zum Beispiel soll Kat. IIIBetriebe mit einem Preisabzug von bis zu 3 Cent je kg Schlachtgewicht belegen. Und Danish Crown im ehemaligen D&S-Schlachthof in Essen/Oldenburg geht nach ISN-Informationen sogar noch einen Schritt weiter gehen. Hier soll man seit einigen Wochen überhaupt keine Schweine mehr annehmen, die aus Kategorie III-Betrieben stammen. Die ISN kritisiert dieses Vorgehen aufs Schärfste, zumal die Einschleppungsursachen, die Verbreitung im Betrieb und die genaue Bekämpfung der Salmonellen noch nicht hinreichend geklärt seien. Französische Bauern blockieren Einfuhren aus Spanien [05.04.2011] Um die heimische Produktion zu stützen, haben sich die französischen Schweinehalter und Verarbeiter nach langwierigen Verhandlungen jetzt auf die Nutzung des Herkunftslogos „Viande Porcine de France“ (VPF) verständigt. Vorab seien allerdings noch einige technische Einzelheiten zu regeln. Und auch die Höhe der Wertschöpfung für die Produzenten müsse noch ausgehandelt werden. Zurzeit orientiere sich das Logo an einem Lastenheft der Branche, das für die Schweineproduzenten einen Mehrwert von 2 Cent je kg Schlachtgewicht vorsehe. Der Verband der Schweineproduzenten knüpft hohe Erwartungen an das VPF-Logo, stellte jedoch klar, dass eine flächendeckende Herkunftsgarantie noch eine Weile in Anspruch nehmen werde. Die französische Schweineproduzenten ihrerseits überprüfen bereits seit Mitte Februar die bisherige Umsetzung des Logos VPF in den Fleisch- und Wurstwarenabteilungen des Großflächenhandels. Aufgrund ihrer katastrophalen wirtschaftlichen Situation fordern sie einen Stopp von Schweinefleischeinfuhren. Wiederholt haben sie in letzter Zeit Transporter mit spanischer Ware blockiert. Dies sorgt wiederum für Ärger bei den Schweinehaltern in Spanien. Das Madrider Landwirtschaftsministerium machte deutlich, Verstöße gegen den freien Warenverkehr innerhalb der EU nicht zu dulden. Sie hat bereits einen entsprechenden Vorstoß in Brüssel gemacht. (AgE) AbL und Umweltverbände präsentieren radikales Prämienmodell [06.04.2011] Anlässlich des Besuchs von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos heute in MecklenburgVorpommern hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zusammen mit einigen Umweltverbänden das Bündnis "Meine Landwirtschaft" vorgestellt. Nach Angaben der Norddeutschen Neuesten Nachrichten fordern die Verbände darin einen radikalen Wechsel in der Agrarförderung. Der AbL-Vorsitzende Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf sagte dazu gestern in Schwerin, mit der Agrarreform müssten die Direktzahlungen gerechter und ökologischer ausgestaltet werden. Künftig dürften nicht mehr die Betriebe "belohnt werden, die den ländlichen Raum entvölkern und von der Wertschöpfung abkoppeln", sondern jene Agrarbetriebe, die Arbeit anbieten. Das System, von dem die am meisten profitieren, die so viel wie möglich rationalisieren und Arbeitskräfte entlassen, müsse beendet werden. Graefe zu Baringdorf fordert eine Obergrenze von 150 000 Euro je Betrieb. Wer 100 % der Subventionen erhalten wolle, müsse sich an Standards halten. So solle die volle Beihilfe nur gezahlt werden, wenn eine vernünftige Fruchtfolge eingehalten werde und eine Kultur nicht mehr als höchstens 50 % der Ackerfläche einnehme. Darüber hinaus müssten Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen oder Kleegras als Gesundungsfrüchte mindestens 20 % ausmachen, schlägt das Bündnis vor. Wer das nicht einhalten will, der solle 30 % seiner gesamten Betriebsprämie verlieren. 10 % der Agrarfläche eine Betriebes sollten zudem für den Artenschutz reserviert werden. Sonnleitner beklagt fehlende Sachkenntnis bei Politikern [06.04.2011] Mangelnde Sachkenntnis der politischen Entscheidungsträger hat DBV-Präsident Gerd Sonnleitner beklagt. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Details der EU-Agrarpolitik den meisten Mitgliedern des Bundestages überhaupt nicht mehr geläufig sind“, sagte Sonnleitner bei einer Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg. So reklamierten Umwelt- und Naturschützer ungeniert Milliarden zugunsten von Extensivierung und Artenschutz. Sie attackierten Agrarindustrie und Massentierhaltung „und wissen gar nicht, wovon sie reden“. „Wir halten jetzt schon schärfste Umweltauflagen für Wasser, Boden und Luft ein“, erklärte der DBV-Präsident. Er bekräftigte zugleich seine Vorbehalte gegen die von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner angestrebte „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“, die diese ausgerechnet mit massiven Verschärfungen im Tierschutz beginnen wolle. Sonnleitner: „Man muss kein Freund moderner Tierhaltungen sein. Man sollte sich die Entwicklung aber genau anschauen.“ So sei ein Boxenlaufstall für die Rinder garantiert besser als die früher übliche Anbindehaltung. Moderne tiergerechte Ställe setzten Schweine, Legehennen und Puten weniger Stress aus als die älteren Anlagen. Der Präsident betonte erneut die Bereitschaft des Verbandes zu weitergehenden Tierschutzanforderungen. Beispielsweise habe der Berufsstand auf europäischer Ebene angeboten, bis 2018 ganz auf Ferkelkastration zu verzichten. In anderen Bereichen sei die Richtung klar: „Wir wollen weg vom Töten der männlichen Legehennenküken, vom Schwänzekürzen bei den Ferkeln bis hin zum Enthornen der Kälber.“ Voraussetzung dafür seien Forschung und Entwicklung, Züchtung sowie angepasste Fütterung. „Das alles erfordert Zeit - und die muss man uns jetzt auch geben“, mahnte Sonnleitner. (AgE) Bauernverbände: Lage für EU-Tierhalter spitzt sich dramatisch zu [22.03.2011] Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) warnen vor dem Hintergrund hoher Betriebsmittelkosten und geringer Erzeugerpreisen vor einer weiteren Zuspitzung der Lage der EU-Tierhalter. COPA und COGECA forderten die Europäische Kommission auf, für eine bessere Funktionsweise der europäischen Wertschöpfungskette zu sorgen. Die Branchenvertreter argumentieren, dass der Markt zunehmend volatil werde und die von den Produzenten zu tragenden Betriebsmittelkosten für Düngemittel, Kraftstoff und Futtermittel auf nicht tragbare Preisniveaus angestiegen seien. Das gefährde die Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Betriebe. Darüber hinaus nähmen Importe aus Nicht-EU-Ländern zu, obwohl diese nicht dieselben Produktionskosten hätten und nicht die strengen EU-Normen im Bereich der Lebensmittelsicherheit, des Tierschutzes und des Umweltschutzes einhielten. Die Produktionskosten im südamerikanischen Rindfleischsektor werden von COPA und COGECA auf 73 Euro bis 81 Euro pro Dezitonne Lebendgewicht beziffert, also auf rund ein Drittel der Produktionskosten in Italien oder Frankreich. COPA-/COGECA-Generalsekretär Pekka Pesonen warnte vor schwerwiegenden Konsequenzen nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die europäische Ernährungssicherheit. Die Kommission müsse deshalb sicherstellen, dass die Landwirte bessere Erlöse über den Markt erwirtschafteten. Pesonen forderte mehr Transparenz und eine genauere Untersuchung, wie sich Preise und Gewinnspannen entlang der Lebensmittelkette verteilen. Ferner müsse das europäische Wettbewerbsrecht angepasst werden, um es Erzeugerorganisationen wie Genossenschaften zu ermöglichen, an Größe und Einfluss zuzunehmen und zu einer ausgewogeneren Lebensmittelkette beizutragen. AgE KTBL-Tagung in Münster [08.04.2011] Unter das Motto „Zukunftsorientiertes Bauen für die Tierhaltung“ hat das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) seine Jahrestagung 2011 gestellt. KTBL-Präsident Prof. Dr. Thomas Jungbluth prognostizierte zur Eröffnung des zweitägigen Fachkongresses in Münster, NRW, weiteres Wachstum bei den landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. Zugleich wird seiner Ansicht nach die Technisierung und Automatisierung in der Nutztierhaltung weiter deutlich zunehmen. „Wir brauchen also auch in Zukunft neue technische Innovationen“, forderte Jungbluth in seiner Rede. „Der effiziente Einsatz von Arbeitszeit ist für den betriebswirtschaftlichen Erfolg Grundvoraussetzung.“ Ein zentrales Thema des Fachprogramms war die Frage der richtigen Standortwahl für Tierhaltungsanlagen. Prof. Dr. Wilhelm Söfker aus Bonn machte in seinem Vortrag klar, dass die Gemeinden Steuerungsmöglichkeiten bei Stallbauplänen haben. Und von diesen Möglichkeiten machen sie mehr und mehr Gebrauch. Das gilt vor allem bei gewerblichen Stallbauten, die in einigen deutschen Landkreisen bereits über 90 % der Stallbauvorhaben ausmachen. Gruppenhaltung von Sauen: Die Zeit wird knapp [08.04.2011] Ab 2013 müssen Sauen in der EU in der Gruppe gehalten werden. Als die Nutztierhaltungsverordnung 2006 in Deutschland in Kraft getreten ist, betraf diese Regelung zunächst nur Ställe, die von dem Zeitpunkt an neu gebaut bzw. umgebaut wurden. Zum Ende nächsten Jahres laufen nun alle entscheidenden Übergangsfristen ab – auch für die älteren Sauenställe, schreibt Dr. Karl-Heinz Tölle, Chefredakteur vom WochenblattWestfalen-Lippe in seinem aktuellen Kommentar. In der Hoffnung, dass diese Gesetzesvorgabe noch kippen könnte, haben anfangs noch viele Bauern auf Zeit gesetzt. Nun ist aber klar, in weniger als zwei Jahren ist Gruppenhaltung für Sauen Pflicht. Bundesagrarministerin Ilse Aigner habe erst letzte Woche klargemacht, dass es keinen Weg zurück gebe. Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zufolge haben in den Veredlungsregionen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein etwa 60 % der Landwirte die Vorgaben heute schon umgesetzt. Niederländische und dänische Bauern bewegen sich auf vergleichbarem Niveau. Nachholbedarf besteht in Süddeutschland, wo nur 40 % der Sauenbetriebe nach heutigem Stand den Vorgaben ab 2013 genügen. Geradezu erschreckend ist der Blick nach Frankreich und Spanien, so Dr. Tölle weiter. Zwei Drittel der französischen und 90 % der spanischen Betriebe haben ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Er warnt davor, dass es hier wieder so laufen könnte, wie bei der Käfighaltung von Legehennen. Deutschland ist Musterknabe und die anderen profitieren am Ende von Sonderwegen und Ausnahmen. „Der Strukturwandel in der Ferkelerzeugung wird vorangetrieben, denn auch wenn bisher kein Handlungsbedarf zur Veränderung des Betriebes bestand, die Verordnung zwingt die Bauern dazu“, stellt der Agrarfachmann zudem fest. Für viele Betriebe heißt es nun schon wieder: wachsen oder weichen. Diese Verordnung ist seiner Meinung nach ein weiteres Beispiel dafür, wie der Strukturwandel durch politisch motivierte Auflagen vorangetrieben wird. (ad) Weniger Gülle aus den Niederlanden [07.04.2011] Die Niederlande haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Gülle exportiert. Insgesamt waren es 2010 rund 388.267 Tonnen und damit 45 % weniger als im Vorjahr. Bezogen auf den Phosphorgehalt betrug der Rückgang hingegen nur 19 %, denn die Exportgülle wies im vergangenen Jahr einen deutlich höheren TS-Gehalt auf als 2009. Hauptabnehmer ist inzwischen Belgien und nicht mehr Deutschland, meldet das niederländische Fachblatt Agrarisch Dagblad. Marktexperten führen den Rückgang auf die gesunkenen Kunstdüngerpreise zurück, die die niederländische Gülle für deutsche Ackerbauern weniger attraktiv machten. Die neuen Auflagen zur Drucksterilisation importierter Gülle sollen auf die Exportzahlen hingegen noch keinen Einfluss gehabt haben. Denn die Auflagen traten erst gegen Ende des hier erfassten Zeitraums in Kraft. AGRARZEITUNG 8. April 2011 Campofrio steht vor Übernahme Der weltgrößte Fleischverarbeiter Smithfield Foods will weitere Anteile des spanischen Wettbewerbers Campofrio Food übernehmen. Den Angaben des Unternehmens zufolge bietet der Schweinezucht- und Schweinefleischverarbeitungskonzern mit Firmensitz in Virginia, USA, 9,50 € je Campofrio-Aktie. Bislang hält Smithfield Foods 37 Prozent an dem spanischen Fleischproduzenten. Weitere 50 Prozent sollen nun hinzukommen. Im 3. Quartal hatte Smithfield Foods einen Gewinnsprung erzielt und dabei unter anderem von einer gestiegenen Nachfrage nach Schweinefleisch profitiert. (kbo) [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Schwein » Aus der Wirtschaft » SmithfieldWeltmarktfuehrer ] Freitag, 08.04.2011 Aus der Wirtschaft | 08.04.2011 Smithfield strebt Weltmarktführerschaft an Washington - Smithfield Foods will weitere Anteile an Campofrio Foods erwerben. Ziel ist es, die Weltmarkführerschaft für abgepackte Fleischwaren zu erreichen. Smithfield strebt Weltmarktführerschaft an Smithfeld Foods, der größte Schweinefleischerzeuger in den USA, führt derzeit Gespräche mit der Campofrio Food, dem größten europäischen Hersteller von verarbeiteten Fleischprodukten, um weitere 50 Prozent an dem spanischen Unternehmen zu erwerben, bzw. seinen derzeitigen Anteil von 37 auf rund 87 Prozent aufzustocken. Der Wert des 50 ProzentAnteils an Campofrio wird laut Dow Jones auf 700 Millionen US-Dollar (rund 491 Millionen Euro) geschätzt. Smithfeld will diese Summe mit Hilfe vorhandener Liquidität und Kapitalmarktfinanzierungen stemmen, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Synergieeffekte erhofft "Die Akquisition von Campofrio würde sich in die langfristige Strategie von Smithfeld einfügen, ein Weltmarktführer bei abgepackten Fleischwaren für Endkunden zu werden", sagte Larry Pope, Vorstandsvorsitzender von Smithfeld Foods. Man erwarte von der Übernahme Synergieeffekte sowohl im internationalen als auch im US-Geschäft, beispielsweise im Verkauf, in der Verarbeitung und bei der Rohstoffbeschaffung. Sollte das Geschäft zum Abschluss kommen, könnte Smithfelds die Verarbeitungsbetriebe von Campofrio mit Rohstoffen aus seinen osteuropäischen oder US-Schweinefleischfabriken beliefern, wie Vertreter des US-Konzerns erklärten. Da die Schinkenpreise in Europa wesentlich höher sind, könnte Smithfeld somit weitere Wertschöpfung schaffen. Fokus auf verarbeitete und verpackte Fleischprodukte Der US-Konzern hatte jüngst seinen Fokus stärker auf verarbeitete und verpackte Fleischprodukte gerichtet, während er gleichzeitig seine Geschäftstätigkeit in der Schweinefleischproduktion etwas zurückfährt. Die Ausweitung des Engagements bei Campofrio stellt einen einmaligen und strategischen Schritt dar, um auf dem europäischen Markt zu expandieren, sagte Stephen Share, Analyst bei Morgan Joseph TriArtisan. Das Hauptaugenmerk von Smithfeld Foods werde aber weiterhin dem Schuldenabbau gelten und nicht dem großangelegten Einstieg in mögliche Akquisitionen, so Dow Jones. isn [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Rind » Zucht » Enthornung-RLV ] Donnerstag, 07.04.2011 Zucht | 06.04.2011 Enthornung: RLV fordert mehr Sachlichkeit Bonn - Der Milchausschuss des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) rängt auf eine sachlichere Diskussion bei der Enthornung von Rindern. Gelegentliche Forderungen nach einem künftigen Verzicht auf das Enthornen stießen anlässlich der Sitzung des Fachausschusses vergangene Woche in Bonn auf Vorbehalte. Dem Thema Arbeitssicherheit gelte es unverändert Rechnung zu tragen. Immer wieder gebe es schwere Unfälle, etwa beim Nachkennzeichnen mit Ohrmarken oder im Umgang mit frisch abgekalbten Kühen. Zudem ließen sich Auseinandersetzungen durch Rangordnungskämpfe und sogar gegenseitige Verletzungen behornter Tiere auch in großräumigen Laufställen nicht völlig ausschließen, kritisierten die Fachausschussmitglieder. Auf der anderen Seite sei die Zahl genetisch hornloser Spitzenbullen, die gleichzeitig auch andere wichtige Merkmale wie Fitness oder Milchleistung vererbten, bislang eher gering. Eine breit angelegte Zucht auf Hornlosigkeit werde daher noch Jahre in Anspruch nehmen. pd Die Kuh Vom Weidetier zur Milchmaschine von Jutta Berger | 11. März 2011, 18:34 Sie gehört auf die Weide, braucht Hörner, um ihren Platz zu behaupten, ist aber meist enthornt und eingesperrt Die Kuh des 21. Jahrhunderts lebt kurz und intensiv. Kein Wunder, dass betagte Milchproduzentinnen zu Medienstars werden, sich TV-Teams in den Kuhstall drängen, wie kürzlich an der Elbe, als es galt, Theas 17. Geburtstag zu feiern. Die älteste deutsche Kuh ist im Vergleich zu den Seniorinnen in den Nachbarländern aber ein Teenager: Renate, Simmentalerin aus der Schweiz, ist Jahrgang 1982. Bliaml, die braune Tirolerin, ist zwei Jahre jünger und gilt laut Zuchtverband als die Älteste in Österreichs Kuhställen. Notiz von der Existenz der betagten Milchproduzentinnen nimmt die Öffentlichkeit wohl, weil ein langes Kuhleben ungewöhnlich ist, seit die Tiere auf Hochleistung gezüchtet werden. Je mehr Leistung, umso kürzer das Leben. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer österreichischen Kuh beträgt 6,3 Jahre. Wichtiger als das Lebensalter ist für die Bauern jedoch die "Nutzungsdauer" des Tiers. Die beträgt in Österreich im Schnitt 4,6 Jahre. Pro Jahr liefert das konventionelle Nutztier 6800 Kilogramm Milch, eine Biokuh rund 600 Kilogramm weniger. Erreicht wird die Leistung durch Züchtung und Kraftfutter. Von diesem verfrisst eine Kuh jährlich 1700 Kilogramm: Getreide, Mais, Soja. Nicht nur die Milchleistung, auch das Aussehen der Kuh hat sich verändert. Kühe wurden größer und schwerer. Waren Ende des 19. Jahrhunderts noch 16 verschiedene Rassen auf den österreichischen Weiden zu sehen, dominiert heute das Fleckvieh. Zusammen mit Braunvieh und den schwarz-weißen Holstein-Friesian macht das Fleckvieh laut Wissenschaftsplattform ÖNGENE 95 Prozent der österreichischen Rinder aus, drei Prozent sind importierte Fleischrassen. Die neun autochthonen Rinderrassen sind eine Minderheit von zwei Prozent und gelten als gefährdet. Hornlos im Stall Von der Optik her würde man das Hausrind nicht mehr in die Familie der Bovidae, der Hornträger, einreihen. Denn in den letzten 20 Jahren hat sich die Enthornung des Hornviehs durchgesetzt. Kühe mit Hörnern sind eher auf Werbeplakaten als in Ställen daheim. Stattliches Kuhhorn, früher der Kuh und des Bauern Stolz, gilt heute als Gefahrenquelle und wird bereits beim Kalb weggebrannt. Tierschützer und kritische Konsumenten lehnen die Enthornung als Tortur ab, der Eingriff ist aber auch in Biobetrieben (unter Narkose) üblich. Andreas Steinwidder, Leiter des Instituts für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere am Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (Steiermark), begründet die Enthornung mit Verletzungsgefahr für Mensch und Tier. Vor allem in zu kleinen Laufställen käme es zu Rangkämpfen und Verletzungen. "Betriebe, die nicht enthornen, brauchen größere Laufställe, die gut geplant sind. Die Tiere sollen einander ausweichen können." Größere Ställe kosten aber, wendet Steinwidder ein. Ist das Enthornen also Symbol für die Anpassung eines Nutztieres an die Ökonomie? "Man kann das so sehen ..." Eine "Trendwende" pro Nutztierschutz zeichne sich aber bei der Weidehaltung ab, sagt Steinwidder. Weideprämien und die EU-Bioverordnung motivieren Bauern, ihr Vieh wieder auf die Weide zu lassen. Weidewirtschaft bringe Bauern nicht nur ökonomische Vorteile, sie schaffe auch Kundenbindung. Steinwidder: "Kühe auf der Weide sind nicht nur ein schönes Landschaftselement, sie helfen auch die Beziehung zwischen Konsumenten und Landwirtschaft, die immer schwächer wird, aufzubauen." Die Zukunft der österreichischen Landwirtschaft liege in der Produktion höchster Qualität, ist Steinwidder überzeugt. Aber: "Das schaffen wir nur, wenn wir die Konsumenten mit im Boot haben." (Jutta Berger, DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.3.2011) Proplanta ® | 31.03.2011 | Agrarpolitik >> Deutschland AbL: EU-Agrarpolitik gerechter und ökologischer gestalten Hamm - Wenn heute Mittag die Agrarministerinnen und Minister von Bund und Ländern in Jena zu ihrer Frühjahrskonferenz zusammenkommen, steht die Reform der EU-Agrarpolitik oben auf der Tagesordnung. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat den Ministerinnen und Ministern einen Vorschlag vorgelegt, wie die Direktzahlungen der EU an die landwirtschaftlichen Betriebe gerechter und ökologischer ausgestaltet werden können. „Alle sind gefordert, Vorschläge zu entwickeln, wie die von EUAgrarkommissar Dacian Ciolos vor vier Monaten skizzierten Überlegungen für die Agrarpolitik nach dem Jahr 2013 konkret ausgestaltet werden sollen. Denn allen muss klar sein, dass die heutige Ausgestaltung der Brüsseler Agrarpolitik nicht die notwendige Akzeptanz in der Gesellschaft hat, weder bei der Mehrheit der Bauern noch bei anderen gesellschaftlichen Gruppen. Wer dennoch an dem alten System festhält und sich gegen die notwendigen Neuerungen stellt, der gefährdet deshalb nicht zuletzt die finanziellen Grundlagen der Agrarpolitik“, so der Vorsitzende der AbL, Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf. „Wir haben den Ministern vor ihrer Konferenz einen einfachen, aber sehr wirksamen Vorschlag übermittelt, um die Direktzahlungen an einige wenige konkrete Bedingungen zu binden. Um zu den erforderlichen Verbesserungen im Umwelt- und Klimabereich zu kommen, schlagen wir vor, dass den Betrieben ein erheblicher Teil der Direktzahlungen nur dann ausgezahlt wird, wenn sie Vorgaben für eine vernünftige Fruchtfolge einhalten: Eine Kultur bzw. Frucht darf nicht mehr als höchstens 50 Prozent der betrieblichen Ackerfläche einnehmen und Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen oder Kleegras müssen als Gesundungsfrüchte mindestens 20 Prozent ausmachen. Dieses fördert die Bodenfruchtbarkeit und trägt über die Humusbildung und natürliche Luft-Stickstoff-Bindung zum Klimaschutz bei. Wer das nicht einhalten will, der verliert 30 Prozent seiner gesamten Betriebsprämie“, erläutert Graefe zu Baringdorf. Auch den Vorschlag von EU-Kommissar Ciolos, eine Obergrenze für die EU-Zahlungen pro Betrieb und Jahr einzuführen, greift die AbL auf: „Wir schlagen als Kompromiss eine Obergrenze von 150.000 Euro vor, verbunden mit der Möglichkeit für die davon betroffenen Großbetriebe, die Kürzung durch Anrechnung der Hälfte ihrer tatsächlichen Lohnkosten abzumildern oder gar aufzuheben. Damit wird die Wettbewerbsverzerrung zulasten großer Betriebe mit vielen Arbeitskräften abgebaut“, so der AbL-Vorsitzende. Die AbL sieht ihren Vorschlag auch in Übereinstimmung mit einem Expertenpapier von Bund und Ländern. „Das Papier zeigt, dass unsere Vorschläge ohne großen Verwaltungsaufwand umzusetzen sind. Es kommt also allein auf den politischen Willen und Mut an. Und den fordern wir von den Ministerinnen und Ministern“, so Graefe zu Baringdorf abschließend. (AbL) [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Politik » Politik national » Ökologisierung-GAP ] Montag, 04.04.2011 Politik national | 04.04.2011 Länder sagen Ja zu weiterer Ökologisierung der GAP Jena - Die Landwirtschaftsminister der Bundesländer bestehen bei der anstehenden Reform der EU-Landwirtschaftspolitik auf eine substanzielle Vereinfachung. Gleichzeitig akzeptieren sie unter bestimmten Bedingungen eine stärkere ökologische Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Insbesondere müsse dabei jedoch eine einfache administrative Umsetzung gewährleistet sein. Das geht aus einem Beschluss zur Zukunft der GAP hervor, den die Agrarminister auf ihrer Frühjahrskonferenz am vergangenen Freitag in Jena gefasst haben. "Im Lichte der aktuellen Diskussion zeichnet sich die Einführung einer Ökologisierungskomponente ab", stellen die Ressortchefs darin fest. Ihrer Auffassung nach sollte Deutschland diese Diskussion "aktiv mitgestalten". Bislang hatten sich die Lander überwiegend skeptisch zu den Greening-Vorschlagen der Kommission geäußert. Kein Einvernehmen konnten die Agrarminister allerdings darüber erzielen, wie eine Ökologisierungskomponente in der künftigen Agrarpolitik realisiert werden sollte. Während Niedersachsen, Baden-Württemberg und die vier Ostländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen ausdrücklich für eine Einordnung in der Zweiten Säule plädieren, präferiert Nordrhein-Westfalen ein Greening in der Ersten Säule und schlägt einen betriebsbezogenen Anteil von ökologischen Vorrangflächen in einem Umfang von 10 Prozent vor. Beschluss war keine Selbstverständlichkeit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigte sich trotz dieser Auffassungsunterschiede zufrieden mit dem Ergebnis der Agrarministerkonferenz. "Ich begrüße, dass sich die Länderminister erneut auf eine gemeinsame Position verständigt haben", erklärte Aigner gegenüber Journalisten in Jena. Dies stärke ihre Verhandlungsposition in Brüssel und bestätige ihre Position, dass eine weitere Ökologisierung der GAP notwendig sei. Dabei müsse allerdings auch der Vorreiterrolle Deutschlands bei der Umsetzung der bisherigen Reformbeschlüsse Rechnung getragen werden, betonte die CSU-Politikerin. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann hob die Einkommenswirksamkeit der Direktzahlungen hervor, die bei einer GAP-Reform nicht in Frage gestellt werden dürfe. Die Erste Säule nannte er "unverzichtbar". Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Dr. Till Backhaus betonte, dass das Prinzip "öffentliches Geld für öffentliche Leistung" als Richtschnur für die künftige Gestaltung der EU-Agrarpolitik nunmehr von allen Länderministern "ohne wenn und aber" anerkannt werde. Im Detail werde es allerdings immer schwieriger, eine einheitliche Linie der Länder aufrechtzuerhalten, so Backhaus. Thüringens Agrarminister Jürgen Reinholz nannte das Zustandekommen eines gemeinsamen Beschlusses zur GAP nach demVerlauf der Diskussionen "keineswegs selbstverständlich". AgE [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Pflanze » Allgemeines » Gülle-Ammoniak ] Montag, 04.04.2011 Allgemeines | 04.04.2011 Gülleeinarbeitung künftig innerhalb von vier Stunden? Jena - Die Landwirte müssen sich auf eine strengere Reglementierung bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger einstellen. Die Agrarministerkonferenz beauftragte am vergangenen Freitag in Jena die zuständigen Fachbeamten, kurzfristig für eine konkreteAuslegung der Vorschrift in der Düngeverordnung zur unverzüglichen Einarbeitung von Gülle zu sorgen. Die Vollzugshinweise sollen bereits mit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres Anwendung fnden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium drängt auf eine Verpflichtung zur Einarbeitung innerhalb von deutlich weniger als vier Stunden. Hintergrund ist ein drohendes Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen Überschreitung der nationalen Emissionshöchstwerte für Ammoniak. Den Angaben zufolge hat Deutschland die zulässige Höchstmenge im vergangenen Jahr erneut um sechs Prozent überschritten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hält eine kurzfristige Minderung der Ammoniakemissionen um rund 30 Kilotonnen (kt) für erforderlich, um ein Vertragsverletzungsverfahren mit erheblichen fnanziellen Folgen noch abzuwenden. Dieses Ziel sei nur mit einer sehr kurzen Einarbeitungszeit zu erreichen, heißt es im Ministerium. Insgesamt lagen die Ammoniakemissionen in Deutschland im Jahr 2010 bei 581 kt, davon 553 kt aus der Landwirtschaft. Die Höchstgrenze beträgt 550 kt pro Jahr. Heute im Bundestag 142/2011 3. Experten: Hunger in der Welt Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Anhörung) Berlin: (hib/ROV/MIK) Wie die Welternährung in den nächsten Jahrzehnten sichergestellt werden kann und welche Ursachen die Unternährung in Entwicklungsländern hat, war Thema einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am Montagnachmittag. Die Experten waren sich einig, dass ihre Zahl der Hungernden noch steigen wird, sollte nicht bald geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Ein rasanter Anstieg der Bevölkerung finde hauptsächlich in den Regionen der Welt statt, die besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen seien, erläuterte Alexander Müller von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Auch komme in diesen Regionen der erschwerte Zugang zu Trinkwasser hinzu. ”Wasserknappheit ist das große Problem der Zukunft“, sagte er. Das Hunger eine ursächliche Folge von Armut sei, betonte Marita Wiggerthale von Oxfam Deutschland. Wolle man den Hunger bekämpfen, müsse man die finanzielle Not lindern. Schulungsprojekte für Kleinbauern sind dabei ihrer Ansicht nach das beste Mittel. Auch müssten die Industriestaaten das ”land grabbing“ reglementieren, da es den Einheimischen oft den Zugang zu Ressourcen erschwere und die Not dadurch verstärke. ”Hunger ist ein Armutsproblem“, betonte Wiggerthale. Paul Armbruster vom Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband erklärte, dass es in den von Hunger betroffenen Staaten oft keine Landwirtschaftspolitik gebe und die Kleinbauern nicht über das notwendige Know-how verfügten, die von ihnen bewirtschafteten Flächen ertragreich zu nutzen. Auch das Stadt-Land-Gefälle mache ihm Sorgen, da die Kleinbauern nicht in die Wertschöpfung eingebunden würden. Der Schlüssel zur Problemlösung liege in einer Einkommenssteigerung der Kleinbauern und Landarbeiter, stellte Michael Brüntrup vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik fest. Er setzt auf die Öffnung der Märkte um Ertragsschwankungen in unterschiedlichen Regionen abzufangen. Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, nimmt die Regierungen der betroffenen Länder in die Pflicht. Die Kleinbauern sollten motiviert werden, auf dem Land zu bleiben und nicht in die Städte zu gehen. Deshalb müsse die Produktivität der Bauern gesteigert werden, die meist nicht mehr als zwei Hektar mit rückständiger Technik bewirtschafteten. Sie lobte die parlamentarische Initiative, die sich für das Erreichen des 0,7-Prozent-Ziels einsetze und betonte: ”Das ist nicht nur im Interesse der Entwicklungsländer.“ Für ein ökologische Entwicklung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern plädierte Ulrich Hoffmann von der Konferenz für Handel und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCTAD). Die Landwirtschaft sei der größte Emittent von Treibhausgasen, größer noch als die verarbeitende Industrie. Die Problematik der Welternährung bis 2050 zu betrachten, greift Manfred Kern von der Bayer CropScience AG zu kurz. Bereits ab 2025 stünde die Welt vor einen ernstzunehmenden Ernährungsproblem. Um alle Menschen ernähren zu können, bedürfe es mindestens einer Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion. Das nicht nur Anbauflächen für Bioethanol mit den Flächen für Lebensmittel konkurriert, sondern auch der Anbau von Baumwolle, machte Professor Harald von Witzke von der HU Berlin aufmerksam. Die Produktivität von Anbauflächen müsse dringend gesteigert werden, wolle man die Menschheit in Zukunft ernähren. Süddeutsche Hunger und Kommerz 02.04.2011 05:20 02.04.2011 05:20 Salzburgs Festspiele laden den Globalisierungskritiker Ziegler aus Die Rede zur Eröffnung der diesjährigen Salzburger Festspiele ist zum Politikum geworden: Der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler, der dafür ausersehen war, ist ausgeladen worden. Ziegler zählt zu den schärfsten Kritikern der Hungerproduktion durch Agrarindustrie und Spekulation mit Nahrungsmitteln. Er sieht Großsponsoren der Festspiele als Drahtzieher der Affäre. Die Landeshauptfrau, die Sozialdemokratin Gabi Burgstaller, hatte Ziegler wegen seines weltweiten Einsatzes für die Hungernden auserwählt. Auf Betreiben der Festspielpräsidentin, der christsozialen Helga Rabl-Stadler, wurde er nun von der Ministerpräsidentin wieder ausgeladen. Er pflege zu große Nähe zum libyschen Despoten Muammar al-Gaddafi, ist eine der Begründungen: Sein Vortrag könnte diesen Aspekt allzu sehr in den Mittelpunkt des Interesses rücken, statt der künstlerischen Aspekte der Festspiele. Rabl-Stadler legt Wert auf die Feststellung, dass sie Ziegler weder ein- noch ausgeladen habe. Auch hätten sie und Ministerpräsidentin Burgstaller niemals mit Sponsoren über Ziegler oder den Inhalt seiner Rede gesprochen. Die hätten also mangels Kenntnis gar nicht intervenieren können. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Ziegler Opfer politischer Antagonismen geworden sein könnte. Tatsächlich hat er das Gaddafi-Regime weit differenzierter als andere beurteilt, sich aber auch immer distanziert. Den Vorwurf, er sei Träger des obskuren libyschen Menschenrechtspreises, weist er als 'Lüge' zurück. Ihm sei der tatsächlich angetragen, aber von ihm postwendend zurückgewiesen worden. Hinter der Falschbehauptung sieht Ziegler eine Kampagne: Seit er die Hungerlage im Gaza-Streifen vor den Vereinten Nationen anzuprangern verstanden habe, begegne ihm so mancher mit Hass. Ausschlaggebend für die Salzburger Absage erscheint Ziegler der Einfluss der Geld- und Agrarindustrie aus seiner Heimat: Nestlé, Credit Suisse und UBS seien die Druckmacher. Ihnen solle erspart werden, dabei zuzuhören, wie er die Zusammenhänge bei der 'Hungerproduktion' durch die Manipulierung und Monopolisierung der Märkte und Warenströme anprangere. Dabei hätte er gerne 'die bewusstseinsbildende Rolle der Kunst' herausgearbeitet: 'Es braucht ein kollektives Gewissen, um das Massaker des Hungers zu stoppen.' Zieglers Bücher sind fast schon heilige Schriften des Widerstands der Bürgergesellschaft gegen die weltumspannende Verflechtung von Agro- und Geldwirtschaft. 'Aufstand des Gewissens' hätte Zieglers Vortrag überschrieben sein sollen. Nestlé, Gigant unter den weltweit agierenden Agrarkonzernen, war immer ein besonderer Adressat der Kritik: Der Konzern möchte die Wasservorräte des Globus privatisieren, dem Lebenselixier Wasser einen Preis anheften und es damit zum Gewinnspiel machen - nach Meinung von Entwicklungsanalytikern wie Ziegler auf Kosten vom Abermillionen, die heute schon kaum Zugang zu reinem Wasser haben. MICHAEL FRANK SÜDDEUTSCHE Zum Siegeszug der Grünen Das falsche Leben im wahren 04.04.2011, 10:23 Ein Debattenbeitrag von Tanja Busse Wer der Erprobung grüner Lebensstile Heuchelei vorwirft, verkennt die Spielräume grüner Politik. Es gibt konkrete Handlungsmöglichkeiten - auch ohne die Totalrevolution mit radikalem Konsumverbot. "Ach, du bist mit dem Auto?", fragt mich der Kollege, den ich in der S-Bahn getroffen habe, und lächelt spöttisch. Und es gibt Grund für Spott, denn er kennt mich als grüne Missionarin und Auto-Verächterin und weiß, dass unser Haus keine zwei Kilometer vom S-Bahnhof entfernt ist. "Ja, äh, ich muss noch ...", stottere ich, als ich ins Auto steige. Aber ich muss wirklich: Schnell hin, schnell zurück und noch mit den Kindern und abends - und alles in Eile. Bild vergrößern Deutschland exportiert gefrorene Geflügelreste in afrikanische Länder ohne geschlossene Kühlkette. Diese Exporte rechnen sich nur, weil das Hochlohnland Deutschland billig mästet und schlachtet - unter gesetzlichen Standards, die nicht nur Tierschützer als Hohn empfinden. (© dpa) Als "Stunde der Heuchler" hat Johan Schloemann den Triumph der Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg bezeichnet und kritisiert, dass "die wohlhabenderen, gebildeteren, liberaleren Kreise sich im Kleinen bemühen, alles ein ganz bisschen sauberer und richtiger zu machen und zugleich die großen Strukturfragen zur Gewissensentlastung an die Partei der Grünen delegieren". Als Inbegriff der Heuchelei nennt er die Leute, die mit dem Porsche Cayenne zum Altglascontainer fahren. Vermutlich gehören auch solche wie ich dazu, die das Auto nehmen, um zur S-Bahn zu kommen. Natürlich hat Schloemann recht: Der grüne Lifestyle eignet sich hervorragend zur sozialen Distinktion und wird vor allem dann zelebriert, wenn er nicht mit Einschränkungen verbunden ist. Wer Bio-Wein aus Apulien kauft, zeigt, dass er Aldi nicht nötig hat, rettet aber damit nicht die Welt vor dem ressourcenfressenden und umweltvernichtenden Kapitalismus. Doch den Grünwählern pauschal die Widersprüche eines versuchten nachhaltigen Lebensstils zum Vorwurf zu machen, und all denen, die es ein bisschen besser machen wollen, vorzuhalten, dass sie nicht die fertigen Pläne für die Weltrevolution in der Tasche haben, ist unfair. Denn es sind vor allem die Grünwähler, die die Notwendigkeit eines Politikwechsels erkennen, während in anderen Milieus immer noch die naive Vorstellung vorherrscht, Wirtschaftswachstum werde weiter Wohlstand bringen und neue technologische Lösungen würden die drohenden Knappheiten schon rechtzeitig beseitigen. Das aber ist nicht heuchlerisch, sondern ignorant. Und alle, die so denken, freuen sich, wenn die grünen Fortschrittsmiesmacher argumentativ eins übergebraten bekommen. Das macht es für sie nämlich umso leichter, zur Gewissensentlastung Adorno aus der Tasche zu ziehen: Es gibt kein wahres Leben im falschen - also lassen wir's gleich. Dieser Fatalismus spielt denjenigen in die Hände, die aus ökonomischen Gründen kein Interesse an einer Ökologisierung haben. Statt die Grünwähler für mangelnde Konsequenz zu schelten, sollte man sie im Gegenteil ermuntern. Das große grüne Projekt Denn erstens scheitert ihr Versuch, grün zu leben, nicht nur an mangelnder persönlicher Konsequenz, sondern auch an den politischen Grundsatzentscheidungen für die bedingungslose Automobilität der Gesellschaft und für das quantitative Wirtschaftswachstum als Allheilmittel. Wer sich jemals mit Kleinkindern auf dem Fahrradsitz in den Straßenverkehr gewagt hat, weiß, dass es auch jenseits von Faulheit Gründe zum Autofahren gibt. Und wer Bekannte auf dem Land zwischen Pömpsen und Sommersell besucht, versteht, warum dort alle Achtzehnjährigen ein Auto bekommen: weil es dort keinen öffentlichen Personennahverkehr gibt. Wer Kinder, Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bringen versucht, kennt die Dauerhetze und den Druck, schnell und mobil zu sein. Zweitens lenkt der Vorwurf der Heuchelei davon ab, dass es sehr wohl Spielraum für eine grünere Politik gibt, auch ohne die Totalrevolution mit radikalem Konsumverbot. Es gibt Alternativen zur sofortigen Schließung der Auto- und Chemiefabriken, wie sie Johan Schloemann als einzig konsequente Folge der Wahlergebnisse in Baden-Württemberg vorschlägt. Zum Beispiel in der Chemieindustrie: Das Cradle-to-cradle-Prinzip, das der Verfahrenstechniker Michael Braungart entwickelt hat, verlangt einen konsequenten Stoffkreislauf sämtlicher Materialien: Jeder Stoff, der verbaut wird, muss entweder kompostierbar oder komplett wiederverwendbar sein. Wohin mit dem Müll? Würde dieses Prinzip ("von der Wiege zur Wiege") gesetzlich vorgeschrieben, müssten alle Produkte so konstruiert werden, dass ihre Bauteile nicht auf der Müllkippe landen, sondern als Einzelkomponenten neu wiederverbaut werden. Bis heute ist es zulässig, gefährliche Chemikalien einzusetzen - sogar dann, wenn es unbedenkliche Alternativen gibt. Diese Praxis ermöglicht es Unternehmen, Gewinne zu machen und einen Teil der Kosten, nämlich für die Beseitigung der Umwelt- und Gesundheitsschäden, den Steuerzahlern aufzubürden. Es gibt zwei Möglichkeiten, das zu verhindern: Entweder kann der Gesetzgeber die sogenannten externen Kosten internalisieren, also die Verursacher für Umwelt- und Gesundheitsschäden zahlen lassen, oder er kann gefährliche Stoffe schlicht verbieten. Seit Jahren sammelt das Umweltbundesamt sogenannte Best-Practice-Verfahren, Beispiele für die umweltverträglichste Art, etwas zu produzieren oder mit Abfällen umzugehen. Ein anderes Beispiel: Eine simple Verpflichtung zu höheren Tierschutzstandards in der Landwirtschaft könnte weitreichende positive Wirkungen haben. Deutschland exportiert gefrorene Geflügelreste in afrikanische Länder ohne geschlossene Kühlkette, mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten. Entwicklungsorganisationen wie der Evangelische Entwicklungsdienst weisen seit Jahren darauf hin, dass diese Billigexporte die afrikanischen Geflügelhalter in den Ruin getrieben haben. Diese Exporte rechnen sich nur, weil das Hochlohnland Deutschland billig mästet und schlachtet - unter gesetzlichen Standards, die nicht nur Tierschützer als Hohn empfinden. Die Tierschutzverbände aber haben keine Möglichkeit, dagegen zu klagen, wohl aber die Länder. Das grün regierte Baden-Württemberg könnte also eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht gegen Missstände in der Massentierhaltung einreichen. Fleisch würde damit teurer, keine Frage. Aber höhere Standards in der Tierhaltung böten Marktchancen für alle Bauern, die unter Tiermast etwas anderes verstehen als Agrarindustrie. Mit Rückendeckung der grünen Bürger ließe sich Landwirtschaft mit Tierschutz, Klimazielen, gesunder Ernährung, Bildung und Erholung zu einem großen grünen Projekt machen. Als Modellversuche haben einzelne Bürger das längst ausprobiert: interkulturelle Allmendegärten, gemeinschaftliche finanzierte Bauernhöfe. Mit politischer Unterstützung könnte man damit Strukturen verändern, von innen dauerhaft begrünen sozusagen. Das wäre ein aufrichtiger Erfolg für das neue grüne Bürgertum. Tanja Busse, geboren 1970, arbeitet als Journalistin für den WDR und die ZEIT. Ihr Buch "Die Ernährungsdiktatur. Warum wir nicht länger essen dürfen, was uns die Industrie auftischt" erschien 2010. OV Südlohner Initiative verbucht erste Erfolge Lohne (hib) - 600 Unterschriften in weniger als drei Wochen: Die Initiative gegen eine Grundwasserentnahme durch Wiesenhof in Südlohne war fleißig. Und sie war erfolgreich. Wobei die Zahl 600 lediglich als Zwischenwert zu verstehen sei. Es werde weiter gesammelt, betont das Sprecherquintett Lutz Neubauer, Klaus Kurwinkel, Julia Sandmann-Surmann, Frank Scheper-Stuke und Alwin Strothmeyer. Mehr steht am Dienstag, 5. April, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-EPaper. VIEH Liebe Freunde alter Nutztierrassen und alter Obst- und Gemüsesorten, liebe Selbstversorger und Kleinlandwirte, obwohl es fast nicht vorstellbar ist, dass neben atomaren Super-GAU, Tsunamie, Erbeben und Krieg noch Interesse an Agrobiodiversität besteht, anbei auf die Schnelle und kürzer als gewohnt unsere VIEH-Nachrichten, in diesem Sinne VIEHlen Dank für's Lesen und nicht vergessen, erhalten Sie bitte weiterhin die Vielfalt in der Landwirtschaft. Herwig zum Berge Schwarmstedt www.vieh-ev.de ================================================== 1. In eigener Sache 2. Von den Nutztier-Archen 3. Stadtimkerei - alternative Bienenhaltung für die Zukunft? 4. Eier auspusten... 5. Kennen Sie noch Schrankpapier 6. Futter für alte Nutztierrassen 7. Turopolje Schweine 8. Unsere Wahl 9. Die Dunkle Biene 10. TV TIPP ================================================== 1. In eigener Sache ================================================== Aufkleber sind eine gute Sache, um am Auto, Traktor oder auch Schulranzen seine Meinung kundzutun. Mit PROVIEH und einigen anderen Initiativen zusammen wurde ein Aufkleber herausgegeben. Gegen einen addressierten Freiumschlag kann dieser Aufkleber bei uns kostenlos abgerufen werden. Aufkleber anschauen hier: http://nl.xeu.de/j.cfm?i=415241&k=86196 2. Von den Nutztier-Archen ================================================== Wir freuen uns, wieder einige neue Nutztier-Archen in unseren Reihen begrüßen zu können. Auch in diesem Momat sind wieder alle Tierrassen auf den Höfen vertreten. Falk Zinke aus Braunfells-Neukirchen betreibt unsere Nutztier-Arche Bioland Sonnenhof in Hessen. Mit der Hofnummer 16 züchtet er Rotes Höhenvieh, Coburger Fuchsschafe, Vorwerkhühner und Westfälische Totleger, geplant ist noch für dieses Jaht die Züchtung von Leinegänsen. Raimund Josef und Heidrun Agnes Palmer aus Anrode in Thüringen züchten in Ihrer Nutztier-Arche Palmerhof, mit der Hofnummer 41, Meißner Widder, Thüringer Waldziegen und Leinegänse. Wir freuen uns über unsere erste "ENTENARCHE". Mit Mariano Zamorano aus HeinsbergSchleiden in NRW geht die Nutztier-Arche Zoonimal Wild Encounters mit der Hofnummer 146 an den Start. In der Nutztier-Arche werden Alt Holländische Haubenenten, Holländische Krummschnabelenten und die Noord Hollandse Witborsteend gezüchtet. Eine weitere Nutztier-Arche in NRW gründete Alexander Nordloh aus Lemgo, Kreis Lippe. Die Nutztier-Arche Hof Meyer-Nordloh mit der Hofnummer 22 betreibt slow farming mit Meißner Widdern. Weitere Tiere sind in Planung. Die neue Hof Nr. 6 hat die Nutztier-Arche Solschen "La Capretta". Carola Heider-Leporale züchtet im Landkreis Peine/Niedersachsen in Solschen die stark gefährdete Girgentana Ziege aber auch mit einer Herde WDE. Die Imkerei am Hakel, mit Imker Wolfgang Strube gründet unsere erste Nutztier-Arche als reine Imkerei. Die Hof-Nr. 57 in Kroppenstedt in Sachsen-Anhalt hält Dunkle Bienen der Rassen Nigra und Kampinoska. Wir wünschen der Nutztier-Arche Imkerei am Hakel gute Tracht. Gründen Sie doch die nächste Nutztier-Arche! Wir freuen uns auf weitere Mitstreiter für die Vielfalt. Weitere Informationen hier: http://nl.xeu.de/j.cfm?i=415242&k=86196 MDR 600 tote Kühe im Vogtland Botulismus soll schnell erforscht werden Das sächsische Sozialministerium und der Landesbauernverband haben gefordert, die Nervenkrankheit Botulismus bundesweit schnell zu erforschen. Hintergrund ist der Tod von 600 Milchkühen auf einem Bauernhof im Vogtland. Sie litten an Muskellähmung, geringerer Milchleistung und Verdauungsproblemen. Nach Ansicht von Ministerin Clauß soll Botulismus eine meldepflichtige Tierkrankheit werden. Clauß fordert klare Definition Ministerin Christine Clauß erklärte am Dienstag in Dresden, benötigt werde eine klare Krankheitsdefinition. Nur mit dieser sei es möglich, eine Diagnose zu erstellen. "Als folgerichtiger Schritt wäre eine Aufnahme zumindest in die Liste der meldepflichtigen Tierkrankheiten zu begrüßen, um betroffenen Landwirten auch finanzielle Hilfen über die Tierseuchenkasse zukommen zu lassen", sagte die Ministerin. Derzeit fehle dafür die rechtliche Grundlage. Auch Andreas Jahnel vom Landesbauernverband mahnte eine intensive Forschung an. "Wenn die Ursache nicht bekannt ist, wissen wir auch nicht, wie wir reagieren können." Untersuchungen am Fritz-Loeffler-Institut laufen Die Krankheit war 2006 auf einem Hof im vogtländischen Thoßfell zum ersten Mal aufgetreten. Inzwischen ist auch der Landwirt erkrankt. Unklar ist noch, warum die Häufung der Todesfälle nicht schon früher von den Behörden untersucht worden ist. Derzeit prüft das Fritz-Loeffler-Institut für Tiergesundheit den Fall. Die Nervenerkrankung ist bisher weder melde- noch anzeigepflichtig. Ursache dafür ist nach Angaben des Sozialministeriums der schlechte Forschungsstand des chronischen Botulismus. Zuletzt aktualisiert: 05. April 2011, 16:10 Uhr Hamburger Abendblatt 6. April 2011, 06:00 Uhr Energiewende Bei Biogasanlagen ist nicht immer alles "Bio" Elke Schneefuß Serie zur Energiewende, Teil 3: Kritiker fordern Bau-Stopp für Biogasanlagen in Niedersachsen: Bodenfruchtbarkeit gefährdet. Lüneburg. Für die einen ist sie eine kostengünstige und effektive Methode der Energiegewinnung - für die anderen gefährdet sie die Artenvielfalt: Immer mehr Biogasanlagen stellen in Niedersachsen aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Strom her. Bis zu 7,5 Prozent des Strombedarfs werden diese Anlagen, die landwirtschaftliche Produkte in Energie verwandeln, Ende des Jahres in ganz Niedersachsen decken können, so die Prognose der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer. Doch auch Biogas gibt es nicht zum Nulltarif: Für den Anbau von Nutzpflanzen wie Mais, Raps oder Hirse werden immer mehr Anbauflächen gebraucht, die dann nicht mehr für die Produktion von Lebens- oder Futtermitteln zur Verfügung stehen. Auch die Landwirte bekommen wegen der Verknappung der Flächen steigende Pachtpreise zu spüren. Zudem schaden Monokulturen der Artenvielfalt auf dem Acker. Zu den Kritikern des ungehemmten Ausbaus der Biogasanlagen zählt deshalb auch der Nabu Niedersachsen. Er fordert einen Baustopp, nicht zuletzt aufgrund der notwendigen Entsorgung der Gärsubstrate auf die Äcker, weshalb der Nabu sogar für eine Notbremsung eintritt. "Wir müssen die Reißleine ziehen", sagt Bioenergieexperte Uwe Baumert vom Nabu Niedersachsen mit Sitz in Hannover. In einzelnen niedersächsischen Regionen beanspruche Mais schon jetzt mehr als 50 Prozent der Ackerfläche, das bringe Probleme für die Artenvielfalt. "Regenwürmer meiden Mais, weil Futter aus organischem Zersetzungsmaterial fehlt. Damit ist die Bodenfruchtbarkeit in vielen Regionen gefährdet. Aber auch die Wiesenweihe, das Rebhuhn, der Storch und die Schleiereule können mit der ,vermaisten' Landschaft nichts anfangen", sagt Baumert. Er plädiert für einen möglichst breiten Mix regenerativer Energien, auch unter verstärkter Einbeziehung der Erdwärme. Nicht nur die Artenvielfalt leidet unter der Expansion der Biogas-Anlagen. "Die Überdüngung der Landschaft, wenn zusätzlich zur Gülle noch Gärreste aus den Anlagen auf die Äcker gebracht werden - auch das macht uns Sorgen", sagt Uwe Baumert. Mit seiner Kritik steht er nicht allein. Immer größere Anlagen, an denen sich zunehmend auch Agrarunternehmer und Stromkonzerne beteiligen, sind der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL) ein Dorn im Auge. "Wir bevorzugen kleinere Anlagen. Große Kapazitäten bedeuten auch ein erhöhtes Aufkommen beim An - und Abtransport der benötigten Rohstoffe. Dass Nachbarn sich dagegen wehren, ist verständlich", sagt Georg Janssen, AbL Lüneburg. Und auch bei der Fruchtfolge sollte sich etwas ändern. Auf EUEbene gebe es Überlegungen, nur noch 50 Prozent der Energiegewinnung aus einer Frucht zuzulassen. Damit könne man auch die "Vermaisung" der Landschaft eindämmen. "Auch Energie aus grünen Energiequellen ist nicht zum Nulltarif zu haben", sagt Thorsten Riggert, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Nordostniedersachsen für den Raum Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. "Wenn grüne Energie will, muss auch Nachteile in Kauf nehmen. Und eine Quelle nutzen, die wir alle nicht wirklich in Anspruch nehmen: Wir müssen lernen, mehr Strom zu sparen." Vom Grundsatz befürwortet er einen weiteren Ausbau der Biogasanlagen. "Eine ,Vermaisung' kann ich in unserer Region bislang nicht feststellen, hier liegt die Quote für den Maisanbau noch deutlich unter 50 Prozent", so Riggert. Die Landwirte selbst würden auch an neuen Konzepten arbeiten, was die Verwertung von Nutzpflanzen angeht. Im Blickfeld sei zum Beispiel die Zuckerrübe, die den Mais teilweise ersetzen könne. "Wenn die EU für die Fruchtfolge eine Neuregelung plant, dann werden wir uns damit auseinandersetzen. Die Frage ist nur, wer diese ganzen Verordnungen und Gesetze eigentlich noch kontrollieren soll", sagt Riggert. Bei allen Diskussionen über das brisante Thema Energiegewinnung in der Zukunft sollte ein Grundsatz aber immer gelten: "Nämlich miteinander und nicht übereinander zu reden." Teil 4 unserer Serie beschäftigt sich morgen mit einer neuen Ökostrom-Initiative Landvolk Nds. Aktuelles aus Land und Forst Etwas Seelenbalsam erwünscht 16. März 2011 EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie Viele Landwirte fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Kritik an der Tierhaltung im Allgemeinen und an einzelnen ihrer Formen im Besonderen hat an Schärfe zugenommen. Viele Emotionen sind im Spiel, pauschale Urteile werden verbreitet, selten macht sich jemand die Mühe, genauer hinzuschauen. Tierhalter nehmen beim Blick in die Zeitung oder ins Fernsehen, im Gespräch mit Nachbarn und in politischen Debatten mehr als eine gefühlte fundamentale Ablehnung wahr. Sie fühlen sich in ihrer Berufsehre getroffen. Zu Recht verweisen Bauern auf Vorzüge, die moderne, tiergerechte Ställe ihrem Vieh bieten. Dabei haben Tierhalter auch in der Vergangenheit zwischen den nicht immer deckungsgleichen Interessen von Verbraucher- und Tierschutz, Vermarktungsnormen und natürlichen wie auch ökonomischen Zwängen abwägen müssen. Die Hühner etwa wurden nicht aus reiner Schikane in Käfige gesetzt, sondern wegen der besseren Hygiene. Diesen Standard setzen Verbraucher heute voraus und träumen von glücklich scharrenden Hühnern auf grüner Wiese. Mit der Kleingruppenhaltung dagegen mag sich der Verbraucher nicht anfreunden und ignoriert das Votum der Wissenschaft. Auf EU-Ebene hingegen fordern mehrere Länder ein Verschieben des Käfigverbots. Paradoxe Verhältnisse! Dieses Beispiel zeigt, wie schwierig der Spagat für Tierhalter wird, wenn sie lautstark formulierte Forderungen einzelner gesellschaftlicher Gruppierungen erfüllen sollen: Wissenschaftlich belastbare Parameter werden vom „Bauchgefühl" verdrängt. Landwirte, die mit dem Bau eines neuen Stalles über hohe Investitionssummen entscheiden und auf längere Sicht planen, begeben sich damit in schwankende Gefilde. Es verunsichert die Menschen auf den Höfen zusätzlich, wenn Fachminister den Verbraucher als Wähler fest ins Blickfeld rücken, ihnen aber der Mut fehlt, mit in die Rolle des Aufklärers und Vermittlers zu schlüpfen. Und gelegentlich, so hat es jüngst Landvolkvizepräsident Heinz Korte formuliert, wünschen sich Tierhalter auch mal „Seelenbalsam" aus Berlin – landwirtschaftliche Nutztierhaltung ist nicht mit „kollektiver Tierquälerei" gleichzusetzen. Tier- und Verbraucherschützer erweisen sich einen Bärendienst, wenn sie mit überzogener Kritik Fortschritte verhindern. Dann wandern innovative Bauern in andere Branchen ab, und die deutsche Verbraucherschutzministerin kann versuchen, im Ausland Einfluss auf Tierhaltungsbedingungen zu nehmen. Das dürfte ein hoffnungsloses Unterfangen sein. Gabi von der Brelie NORDKURIER Artikel vom 06.04.2011 EU-Kommissar: Großbetriebe nicht benachteiligen Landwirtschaft. Brüssel will die Bedenken der ostdeutschen Landwirte zerstreuen. Gerade in MV dominieren große Betriebe. Rogeez(dpa). EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos will eine finanzielle Benachteiligung großer Agrarbetriebe in der neuen EU-Förderperiode nach 2013 verhindern. Auf einer Podiumsdiskussion gestern in Rogeez (Müritzkreis) versuchte er, Foto: Johannes Nuss Bedenken ostdeutscher Landwirte zu zerstreuen. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern dominieren große Betriebe. "Ich habe verstanden, dass es in Ostdeutschland eine spezielle Situation gibt, die berücksichtigt werden muss", sagte Ciolos. Sie sollten nicht benachteiligt werden. Nach den Worten von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) liegt die durchschnittliche Betriebsgröße im Land bei 250 Hektar. Der EU-Kommissar plädiert dennoch für eine Kappung der Beihilfen bei einer bestimmten Betriebsgröße. Er differenzierte zwischen großen Kooperativen, die ähnlich wie Familienbetriebe wirtschaften, und großen Kapitalunternehmen "auf Prämienjagd". Zwischen ihnen zu unterscheiden, sei oft schwierig. Man müsse der Bevölkerung transparent machen, wofür öffentliche Gelder ausgegeben werden, sagte Ciolos. Nach seinen Worten sollen 30 Prozent der Beihilfen für Umweltleistungen der Landwirte, das sogenannte Greening, gezahlt werden. Dafür solle es keine Kappungsgrenze geben. 70 Prozent seien Einkommensunterstützungen. Die Zahlungen dafür sollten eine Obergrenze haben. Betriebe mit vielen Beschäftigten sollten mehr Beihilfen erhalten als solche mit wenigen. Ciolos widerspach Mecklenburg-Vorpommerns Bauernpräsidenten Rainer Tietböhl, der sich durch die Kappung in der unternehmerischen Entwicklung seines Betriebes eingeschränkt sieht. "Damit bestimmen Sie, wohin ich meinen Betrieb entwickeln kann", kritisierte Tietböhl. Agrarminister Backhaus lehnte in der Diskussion eine Kappungsgrenze erneut ab. "Jeder Hektar ist uns gleich viel wert", sagte er. 50 bis 60 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe im Land hingen von den EU-Ausgleichszahlungen ab. "Wenn es die nicht gäbe, wären die Betriebe weg", sagte er. Backhaus plädiert für eine Grundvergütung für die Produktion hochwertiger Lebensmittel sowie für eine Honorierung der ökologischen Leistungen. Zudem müssten regionale Besonderheiten wie das Wirtschaften im Bergland oder im Niedermoor berücksichtigt werden. Neue OZ online 07.04.2011, 20:13 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/53284806/dlg-praesidentbartmer-referierte-in-lingen-sozialromantik-hat-keinen-platz Ausgabe: Lingener Tagespost Veröffentlicht am: 07.04.2011 DLG-Präsident Bartmer referierte in Lingen: „Sozialromantik hat keinen Platz“ Lingen Lingen. „Wohlstand beginnt mit ausreichender und qualitativ wertvoller Ernährung. Dieses Ziel erreichen wir heute für sechs Milliarden Menschen und damit für vier Milliarden Menschen mehr als noch vor wenigen Jahrzehnten“, erläuterte CarlAlbrecht Bartmer, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), in seinem Vortrag anlässlich des OLB-Forums 2011 – Wissen und Zukunft in der Halle IV in Lingen. Hochkarätige Gäste hießen die Verantwortlichen der Oldenburgischen Landesbank zum „OLB-Forum 2011“ in der Halle IV in Lingen willkommen. Onno Kappei, Jürgen Hindersmann, Dieter Krone, Hermann Bröring, In seinem Vortrag „Landwirtschaft der Zukunft – innovativ oder idyllisch?“, machte der DLG-Präsident und praktizierende Landwirt vor 250 Gästen deutlich, dass die Weltgemeinschaft vor einer großen Herausforderung stehe. Berechnungen gingen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Lebensmittelproduktion verdoppelt werden muss, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und deren gestiegene Ansprüche an veredelten Lebensmitteln zu befriedigen. „Fruchtbare Ackerflächen können nur begrenzt neu in Kultur genommen werden“, betonte Bartmer. Für ihn sei deshalb technischer Fortschritt eine notwendige Alternative, um die großen Herausforderungen einer dynamisch wachsenden Welt nachhaltig zu meistern. Die vergangenen Jahrzehnte hätten gezeigt, dass die Leistungen der Landwirtschaft nur mit dem Streben nach deutlichen Verbesserungen der Produktionsverfahren und somit der Modernisierung des Agrarsektors möglich gewesen seien. Innovative Entwicklungen der Landtechnik seien maßgeblich daran beteiligt, wies Bartmer in dem Zusammenhang beispielhaft auf emsländischen Unternehmen wie Krone in Spelle hin. „Den Fortschritt nicht zu nutzen kann schuldig machen“, warb der Referent für einen verstärkten Dialog zwischen Bürgern, Verbrauchern und Landwirten. Es gelte, eine artgerechte und ökologisch verantwortliche Produktionssteigerung über eine moderne und standortangepasste Technologie zu erreichen. In der Landwirtschaft hat Sozialromantik heute nach Auffassung des DLG-Präsidenten keinen Platz. Die aktuelle Agrarsituation könne nicht mit der Landwirtschaft von früher verglichen werden. Nach seiner Überzeugung müsse die Landwirtschaft der Zukunft innovativ und idyllisch zugleich sein. Schützenswerte Kulturlandschaften seien dort entstanden, wo eine moderne und wirtschaftlich erfolgreiche Landwirtschaft zusätzliche Ressourcen zur Verschönerung ihres Lebensumfeldes erwirtschaften konnte. Innovationen, die eine höhere Produktivität ermöglichen, schaffen erst die Ressourcen für eine lebendige, auch idyllische Kulturlandschaft. TAZ 06.04.2011 Die rätselhafte Welt des Sports Die Wurst und der Trainer KOLUMNE VON ACHIM BOGDAHN Verspeist gern Nürnberger zum Frühstück: Uli Hoeneß. Foto: dpa Fußball ist nichts für Vegetarier, denn im Fußball geht es um die Wurst. Zu Zweitligazeiten hat beispielsweise die SpVgg Bayreuth auf ihren Trikots für die "Großschlächterei Wölfel" geworben (und auch entsprechend gespielt, weswegen es bald bergab ging mit dem Verein). Auch Karl-Heinz Wildmoser, der barocke, inzwischen verstorbene Fleischberg und 1860Präsident war Metzger. Aber nach wie vor sind Fußball und Fleisch unzertrennlich. Beispiel FC Bayern: dessen Präsident Uli Hoeneß hat bekanntlich eine riesige Wurstfabrik in Nürnberg, er ist Gesellschafter der HoWe Wurstwaren, die unter anderem das Oktoberfest, Aldi und McDonald's mit Nürnberger Bratwürsten beliefern. Dann ist da der Aufsichtsratsvorsitzende von den Champions-League-Helden aus Schalke, Clemens Tönnies: Der ist einer der Wurstkönige Deutschlands, in seinen Fabriken werden pro Jahr circa 11 Millionen Schweine geschlachtet, jeden Tag also etwa 30.000 Quieck! Und ein Teil der Tiere sicher zugunsten von Schalke. Da könnte man entweder Dortmund-Fan oder Veganer werden. ACHIM BOGDAHN Ist 45 Jahre alt, arbeitet seit 20 Jahren für den Bayerischen Rundfunk als Radiojournalist, ist Schallplattenfreund und glühender Fan von 1860 München. Aber Hoeneß und Tönnies verbindet noch etwas außer der Liebe zur Wurst und zum Fußball: Sie sind beide Mitbegründer eines gemeinsamen Vereins! "Fleisch zur Freude der Kinder e. V.", mittlerweile umbenannt in "Aktion Kinderträume. Verein der deutschen Fleischwirtschaft e. V." (Schirmherrin Margit Tönnies). Dieser Verein unterstützt zum Beispiel behinderte Kinder, die einmal eine Delfin-Therapie machen wollen (Delfine sind ja auch irgendwie süßer als Schweinchen!). Spaß-Event "Deutsche Zerlegemeisterschaften" Um Gelder für diese Hilfsprojekte zusammenzutrommeln, veranstaltet der Kinderhilfsverein – kein Witz! – alle zwei Jahre die "Deutsche/Europäische Zerlegemeisterschaft", in Zusammenarbeit mit dem "Bundesverband Fleisch e. V." und dem "Deutschen Vieh- und Fleischhandelsbund e. V.". Bei der "European Deboning Championship" treffen sich Fleischer und Zerleger aus ganz Europa auf dem Firmengelände der Tönnies-Fleischwerke und machen in einem spannenden Wettkampf den besten Schweinezerleger unter sich aus. Im Vorlauf müssen pro Teilnehmer "drei Schweineschultern ausgebeint werden". Zeitstrafen gibt es für "Stiche im Fleisch" oder wenn noch "Fleischreste am Knochen hängen". Das ganze wird auf große Videoleinwände übertragen, und man kann nur hoffen, dass keine Kinder zuschauen. Eine Mischung aus "Texas Chainsaw Massacre" und "Schweinchen Dick" jedenfalls, ganz großer Sport und den Schweinen machts bestimmt auch Spaß, wenn sie posthum noch mal groß rauskommen, anstatt namenlos zu Sülze verarbeitet zu werden. Wenn Hoeneß jetzt noch die 3 Millionen (!) fränkischen Rostbratwürste, die in seiner Nürnberger Wurstfabrik täglich (!!) entstehen, also circa eine Milliarde (!!!) Rostbratwürste pro Jahr der Aktion "Brot für die Welt" spenden würde, dann würde er endgültig unsterblich. Tatsächlich musste sich aber der gute Mensch von der Säbener Straße letztes Wochenende von den eigenen Fans anpöbeln lassen. "Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und Du willst Metzger sein, Uli?" titelten die Bayern-Ultras auf einem Transparent gegen Hoeneß und seine Rettungsversuche gegenüber dem pleitegegangenen Lokalrivalen (und Stadionmieter) 1860. Hoeneß ist seitdem verschwunden. Und Schweinemann Tönnies von Schalke? Hatte irgendwie die Schnauze voll von seinem Trainer Felix Magath (wie vor ihm schon so mancher Verein) und feuerte ihn. Somit kommt es nach Magaths Demission und seiner Wiederanstellung in Wolfsburg zu folgenden Paarungen am kommenden Wochenende: Schalke (Ex-Magath-Verein) gegen Wolfsburg (Magath-Verein). Frankfurt (Ex-Magath) gegen Bremen (Ex-Magath). Nürnberg (Ex-Magath) gegen Bayern (Ex-Magath). Hamburger SV (Ex-Magath) gegen Dortmund (ähem, da war er noch nicht). Vielleicht sollte man jetzt schon mal eine Reihenfolge festlegen, in der in Zukunft Bundesligavereine in Not ihren Quälix bekommen. Bei ihm gehts übrigens human zu: mit Medizinball statt Motorsäge. Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe Landwirtschaft "umbauen"? Wilhelm Brüggemeier hatte keinen leichten Stand. Der WLV-Vizepräsident vertrat am Freitag der vergangenen Woche Positionen zur Agrarpolitik, die die meisten der zwei Dutzend Zuhörer im Düsseldorfer Landtag nicht teilten. Das Gros der Gäste bei der Veranstaltung der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ repräsentierte Institutionen aus den Bereichen des Natur- und Umweltschutzes sowie die ÖkoAnbauverbände, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sowie den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Generalthema aller Referate waren die Perspektiven der Landwirtschaft nach 2013. Wer wird gefördert? Norwich Rüße, agrarpolitischer Sprecher der „Grünen“-Landtagsfraktion, regte in der Diskussion an, die Landwirtschaft solle so „umgebaut“ werden, dass sie landschaftsangepasst sei. Vor allem der Maisanbau sei zu dominant. Grundsätzliche Kritik an der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU übte der Europa-Abgeordnete Martin Häusling. Der Biobauer aus Hessen beklagte die seiner Meinung nach ungerechte Verteilung der Direktzahlungen zwischen den Mitgliedstaaten und innerhalb Deutschlands. Geld für die Landwirtschaftspolitik werde es künftig nur noch geben, wenn die Bauern dafür eine neue Begründung liefern könnten, so seine Prognose. Die Reformvorschläge von Agrarkommissar Dr. Dacian Ciolos unterstützen die „Grünen“ im Europaparlament weitgehend. Dass ihre GAP der Welternährung diene, sei dagegen die Lebenslüge der Europäischen Union. Greening oder Begrünung der Agrarpolitik werde vor allem auf den Gunststandorten benötigt. Gleichzeitig müsse darauf geachtet werden, dass die Mittel aus der Zweiten Säule nicht zu sehr für die Investitionsförderung „missbraucht“, sondern mehr auf die ländliche Entwicklung zugeschnitten würden. Insbesondere die benachteiligten Regionen seien auf zusätzliche Gelder angewiesen. Greening kann schiefgehen Wilhelm Brüggemeier dagegen warnte davor, dass Greening auch falsch gemacht werden könne. Dann werde vor allem die Bürokratie gefördert, die Kosten für die Landwirte stiegen und der Wettbewerb werde verzerrt. Für die Begrünung eigne sich eher die Zweite Säule der GAP. Der Landwirt aus Enger im Kreis Herford erinnerte auch daran, dass die Aufgabe der Ernährungssicherung nicht außer Acht gelassen werden dürfe, und stellte schließlich die Frage, ob im Interesse der verstärkten Energieerzeugung aus Erneuerbaren Quellen nicht sogar die Intensivierung der Agrarproduktion angebracht sei. Die Bedeutung der Direktzahlungen und den Mitteln aus der Zweiten Säule für die Landwirte in NRW unterstrich Brüggemeier mit dem Hinweis, dass es insgesamt um ein Volumen von rund 570 Mio. € pro Jahr gehe. Dagegen seien die von vielen kritisierten Exporterstattungen in den vergangenen Jahren fast vollständig abgebaut worden. Verlierer des laufenden Abschmelzungsprozesses bei den Prämien seien die leistungsstarken und intensiv wirtschaftenden Betriebe, während Extensiv- und Grünlandbetriebe profitierten. Außerdem betonte Brüggemeier, dass die vorgeschlagene Bindung der Direktzahlungen an den Arbeitskräftebesatz nicht sinnvoll sei. Und schließlich wies er darauf hin, dass auch die Nebenerwerbslandwirte „aktive Landwirte“ sind und deshalb Anspruch auf Prämienzahlungen haben. Daran dürfe man nicht drehen. Ri AGE 14- 2011 DEUTSCHLAND FUTTERMITTELRECHT Positivliste Einzelfuttermittel kein Garant für Lebensmittelsicherheit Aber Transparenz und Orientierung gegeben - Entscheidend bleibt die praktische Anwendung durch die einzelnen Unternehmen - Warnung aus der Wirtschaft vor einer Risikoklassifizierung der einzelnen Futtermittel - Workshop von ZDL und Bundeslandwirtschaftsministerium anlässlich zehn Jahre Positivliste für Einzelfuttermittel BONN. Die Positivliste für Einzelfuttermittel der Normenkommission im Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft (ZDL) hat sich in den fast zehn Jahren ihrer praktischen Anwendung als Instrument der Futtermittelsicherheit bewährt. Die Liste schafft Transparenz und Orientierung, ist für sich genommen aber kein Garant für die Lebensmittelsicherheit, denn entscheidend bleibt die Anwendung durch die einzelnen Unternehmen, wie dies auch der Fall um dioxinverseuchtes Futter gezeigt hat. In dieser Einschätzung waren sich die 60 Fachleute einig, die am Workshop des ZDL und Bundeslandwirtschaftsministeriums mit dem Titel „Zehn Jahre Positivliste für Einzelfuttermittel“ teilnahmen, der am vorigen Mittwoch und Donnerstag in der Andreas-Hermes-Akademie (AHA) in Bonn stattfand. Der Präsident des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt (LBV), Frank Z e d l e r , betonte, es müssten Lösungen gefunden werden, wie das Vertrauen und die Verlässlichkeit in sichere Futtermittel mit einer rechtsverbindlichen Positivliste für Einzelfuttermittel gestärkt werden könne. Gebraucht werde jetzt eine gute Strategie, die Kommunikation und bessere Vernetzung in der Lebens- und Futtermittelkette umzusetzen. Mit der Positivliste bestehe eine gute Basis, hieran weiter zu arbeiten, sagte Zedler. Dr. Walter T ö p n e r vom Bundeslandwirtschaftsministerium verteidigte die Pläne zur Verschärfung des nationalen Futtermittelrechts. Bekanntlich sieht ein aktueller Verordnungsentwurf des Ressorts eine Risikoklassifizierung für die einzelnen Futtermittel vor: Für Stoffe, die nicht in der Positivliste aufgeführt sind, soll künftig wie für Fettsäuren ausnahmslos eine vollständige Untersuchungspflicht gelten (vgl. LÄNDERBERICHTE 23 i.d.Ausg.). Töpner rechtfertigte diese Maßnahme gegen Kritik aus der Wirtschaft. Man sei sich zwar den damit verbundenen Wettbewerbsverzerrungen bewusst; der Verbraucherschutz habe aber für das Ressort höchste Priorität, betonte der Unterabteilungsleiter. Zweischneidiges Schwert Dagegen warnte Dr. Michael B a u m von der Agravis Raiffeisen AG davor, die Positivliste als Lenkungsmittel zu gebrauchen. Eine Risikoklassifizierung der Einzelfuttermittel sei ein sehr zweischneidiges Schwert. Es könne dann nämlich sehr schnell dazu kommen, dass Futtermittel, die mit einem höheren Risiko eingestuft würden, gar nicht mehr eingesetzt werden könnten. Aber schon heute leide die Mischfutterindustrie tendenziell unter einer Rohstoffknappheit. Für die Herstellung sicherer und qualitativ hochwertiger Futtermittel sind nach Angaben von Baum drei Voraussetzungen entscheidend: Qualitativ hochwertige Produkte von verlässlichen Lieferanten, stabile Geschäftsprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie qualifizierte Mitarbeiter. Der Futtermittelexperte betonte, sehr wichtig seien ein systematisches Lieferantenmanagement und eine eindeutige Spezifikation der Produkte. Die Agravis beziehe Ware nur von zuvor nach Audits freigegebenen Lieferanten und der Freigabe ihrer Produkte. Die Harles & Jentzsch GmbH, die den Dionxinskandal verursacht habe, sei zu keinem Zeitpunkt Lieferant der Agravis gewesen, hob Baum hervor. Er unterstrich außerdem die Wichtigkeit eines für das System kritischer Kontrollpunkte (HACCP) zuständigen Teams. Jedes Futtermittelunternehmen müsse für sich ein HACCP-Konzept erstellen. Die Kette sei nur so stark wie jedes Kettenglied. Eine Erfolgsgeschichte Zedler wies darauf hin, dass der Zentralausschuss der Deutschen Landwirtschaft vor zehn Jahren im April 2001 die Normenkommission mit der Erstellung und Pflege der Positivliste für Einzelfuttermittel beauftragt habe. Dieses neutrale Expertengremium habe bis heute 350 Einzelfuttermittel bewertet und gelistet. Die deutsche Positivliste sei nunmehr bereits in der neunten Auflage veröffentlicht worden. Neben der deutschen Ausgabe sei auch eine englische Fassung für den deutschen Markt zur Verfügung gestellt worden. Die Liste sei kostenfrei über das Internet ohne Einschränkung jedermann zugänglich. Zedler hob hervor, dass die gesamte Kette vom Lebensmitteleinzelhandel über die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe, die Landwirtschaft und die Futtermittelwirtschaft auf die Positivliste als Sicherungsinstrument im stufenübergreifenden System der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) setze. Ebenso erlaube das Qualitätssicherungssystem Milch ausschließlich den Einsatz der in der Positivliste aufgeführten Einzelfuttermittel. „Wir können mit Fug und Recht von einer Erfolgsgeschichte der deutschen Positivliste sprechen“, so Zedler. Positivliste in Partnerländern etablieren Dr. Sabine K r u s e vom Bundeslandwirtschaftsministerium erläuterte, Ziel futtermittelrechtlicher Regelungen sei es von jeher gewesen, Gefahren für Tier und Mensch abzuwehren, die wirtschaftliche Entwicklung der Tierproduktion zu fördern und den lauteren Handel mit Futtermitteln zu sichern. Ein wichtiger futtermittelrechtlicher Ansatz sei dabei von Beginn an die Registrierung oder Zulassung von Futtermitteln gewesen. Damit sollten Transparenz und Sicherheit im Futtermittelmarkt gefördert sowie unlautere Machenschaften und Betrug verhindert werden. Die Positivliste Einzelfuttermittel des ZDL habe darüber hinaus auch das Verantwortungsbewusstsein der Branchen beziehungsweise der Unternehmen in der Kette gestärkt, stellte Kruse fest. Die entsprechende Rechtsgrundlage auf europäischer Ebene stufte die Beamtin als unzureichend ein. Sie erwartet aktuell aber keine Änderungen seitens der Europäischen Union. Kruse erklärte, es müsse nach Lösungen gesucht werden, wie die deutsche Positivliste weiterentwickelt und auch in wichtigen Handelspartnerländern Deutschlands etabliert werden könne. Kein Freibrief Katrin S p e m a n n von der Bonner QS-Gesellschaft stellte klar, dass die Positivliste kein „Freibrief“ sei, wonach ein Produkt, das auf dieser Liste stehe, automatisch sicher sei. Die Positivliste sei nur ein Hilfsmittel. Entscheidend seien die Umsetzungen der HACCPKonzepte in den Unternehmen. Spemann sprach sich für eine etwas stärkere Risikoorientierung in der Normenkommission des ZDL aus. „Wir müssen uns überlegen, ob ein bestimmtes Produkt wirklich zum Futtermittel wird, oder nicht besser als Substrat in die Biogasanlage gehen sollte“, sagte Spemann. Allgemeine Defizite in der Kontrollpraxis sieht Dr. Ingrid H ö h n vom brandenburgischen Verbraucherschutzministerium. Sie beklagte, es gebe in Deutschland zwar viele Futtermittelrechtsexperten, aber kaum noch Futtermittelexperten. Auf dem Gebiet der Futtermittelkunde sei mehr Forschungsarbeit erforderlich. Auch müssten die Futtermittelkontrolleure stetig fortgebildet werden. Genauere Kenntnisse der Positivliste seien da ein Anfang. Wünschenswert wären nach Ansicht von Höhn auch ein regelmäßiger fachlicher Austausch und die gemeinsame Weiterbildung der Futtermittelkontrolleure aller Kontrollsysteme auf regionaler und zentraler Ebene. AgE DEUTSCHLAND/WELT GEFLÜGELMARKT Fast 1,59 Millionen Tonnen Geflügelfleisch brutto erzeugt BONN. Die deutschen Geflügelmäster haben auch im vergangenen Jahr mächtig Gas gegeben. Nach Angaben der „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) weist die gemeinsam mit der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) abgestimmte GeflügelfleischVersorgungsbilanz für 2010 eine Bruttoeigenerzeugung von rund 1,588 Mio t aus, womit im vierten Jahr in Folge eine Rekordmenge produziert wurde. Gegenüber dem Aufkommen von 2009 bedeutete dies eine Zunahme um 8,8 %; seit 2006 wuchs die Geflügelfleischerzeugung in Deutschland um 34,0 %. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Nachfrage der Bundesbürger nach Geflügelfleisch um 14,4 %. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch belief sich 2010 auf 19,3 kg; das waren 500 g mehr als im Vorjahr. Mehr gefragt war vor allem Hähnchenfleisch: Die MEG errechnete hierfür einen gegenüber 2009 um 6,3 % größeren Inlandsverbrauch. Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch an Hähnchenfleisch wird auf 11,4 kg geschätzt. Obwohl die Verbraucher in Deutschland den Hähnchenfleischkonsum in den vergangenen Jahren kräftig gesteigert haben, hinken sie dem EU-Durchschnitt von etwa 17 kg noch weit hinterher. Dies spricht der MEG zufolge für weiteres Wachstumspotential. Der heimische Verbrauch von Putenfleisch ging 2010 um 200 g auf durchschnittlich 6,0 kg pro Kopf zurück. Sehr dynamisch entwickelte sich im vergangenen Jahr der Export von deutschem Geflügelfleisch: Ausgeführt wurden 683 100 t, was gegenüber 2009 einer Steigerung um 11,9 % und gemessen am Niveau von 2006 einer Zunahme um 56,1 % entsprach. Trotz dieses kräftigen Zuwachses ist Deutschland nach wie vor Nettoimporteur von Geflügelfleisch. Die Importe nahmen 2010 um 3,3 % auf 863 200 t zu. Obwohl die Einfuhren an Fleisch die Exporte übertreffen, berechnet die MEG für den deutschen Geflügelmarkt einen Selbstversorgungsgrad von zuletzt 100,7 %. Dies erklärt sich dadurch, dass der Selbstversorgungsgrad die Relation zwischen Verbrauch und Bruttoeigenerzeugung, also der hierzulande gemästeten Tiere, wiedergibt. Derzeit werden demnach in Deutschland zwar genügend Tiere gemästet, um den Inlandsbedarf an Geflügelfleisch zu decken; die hiesigen Schlachtungen reichen aber noch nicht aus. AgE DEUTSCHLAND FIRMENNACHRICHTEN Fleischmulti Marfrig steigert Umsatz und Gewinn deutlich SAO PAULO. Der brasilianische Fleischverarbeiter Marfrig hat im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn deutlich steigern können. Wie der global tätige Konzern mit Hauptsitz in Sao Paulo in der vergangene Woche bekanntgab, kletterten die Nettoumsätze 2010 gegenüber dem Vorjahr um 65 % auf 15,9 Mrd Real (6,9 Mrd Euro). Der Gewinn vor Steuern betrug 1,5 Mrd Real (649,5 Mio Euro) und lag damit doppelt so hoch wie 2009. Hauptmotor der Entwicklung waren die im vergangenen Jahr getätigten Zukäufe von Seara und Keystone Foods (AGRAEUROPE 14/10, LÄNDERBERICHTE 39 und 25/10, KURZMELDUNGEN 1). „Die Akquirierung der Unternehmen hat Marfrig zu einem der weltgrößten Lebensmittelverarbeiter gemacht“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Marfrig-Gruppe, Marcos Antonio M o l i n a d o s S a n t o s . Derzeit agiere das Unternehmen in 22 Ländern auf fünf Kontinenten. Unter Berücksichtigung des Beitrags von Seara und Keystone stiegen die Bruttoumsätze 2010 um 14,2 % auf 20,6 Mrd Real (8,9 Mrd Euro). Mit dem Kauf des nordamerikanischen Unternehmens Keystone wurde das Unternehmen zum Lieferanten von Ketten wie McDonald’s, Campbell’s und Subway. Dagegen festigte Seara Marfrigs Position auf dem brasilianischen Schweine- und Geflügelfleischmarkt. Auch in Europa ist der Fleischriese aktiv. So übernahm er im Mai 2010 den nordirischen Geflügelfleischspezialisten O’Kane Poultry. Bereits zwei Jahre zuvor stieg er bei Moy Park ein, einer Firma, die in Nordirland, England, Frankreich und den Niederlanden präsent ist. Inzwischen erwirtschaftet Marfrig mit Geflügel- und Schweinefleisch höhere Umsätze als mit Rindfleisch. Im vergangenen Jahr waren es 9,0 Mrd Real (3,9 Mrd Euro) gegenüber 6,9 Mrd Real (3,0 Mrd Euro). AgE Umrechnung: 1 Real = 0,4330 Euro DEUTSCHLAND Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern als starke Stimme Ministerpräsident Sellering würdigt Verband - Garant für den Zusammenhalt der Landwirtschaft - Wettbewerbsfähige Strukturen erhalten - Regierungschef bekräftigt Bereitschaft zur Übernahme der BVVG-Flächen - Sonnleitner erinnerte an Umbruchjahre Tietböhl verlangt Verständnis für ostdeutsche Landwirtschaft - Festakt zum 20-jährigen Bestehen des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern NEUBRANDENBURG. Als „starke Stimme in Politik und Gesellschaft“ hat MecklenburgVorpommerns Ministerpräsident Erwin S e l l e r i n g den Bauernverband des Landes gewürdigt. Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern sei ein Partner, „der Gewicht hat und geachtet wird“, lobte Sellering bei einer Veranstaltung zum 20-jährigen Verbandsjubiläum in Neubrandenburg. Der Verband sei Garant für den Zusammenhalt unter den landwirtschaftlichen Betrieben und eine hartnäckiger Verfechter landwirtschaftlicher Interessen. Der Regierungschef verwies auf die gewaltigen Umbrüche, die die Landwirte in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung zu bewältigen hatten. Inzwischen zeige sich, dass die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern diese Umwälzungen insgesamt erfolgreich gemeistert habe. Sellering: „Unsere Betriebe gehören heute zu den modernsten und leistungsfähigsten in Europa.“ Politisches Ziel sei es, diese wettbewerbsfähigen Strukturen zu erhalten. Daher trete die Landesregierung beispielsweise dafür ein, „dass der Boden zu fairen Preisen an denjenigen verkauft wird, der ihn auch bewirtschaftet“, so der SPD-Politiker zur Diskussion um die weitere Privatisierung der Flächen der Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft (BVVG). Sellering betonte zugleich das Interesse des Landes an einer Übernahme der BVVG-Flächen. Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd S o n n l e i t n e r , erinnerte an den schwierigen Umbruch der ostdeutschen Landwirtschaft, der auch zu Konflikten in den Dörfern geführt habe. Die Entstehungsgeschichte des Bauernverbandes sei jedoch der Beweis, „wie zielstrebig, aber auch flexibel der Einigungsprozess der Bauern in Mecklenburg-Vorpommern vorangetrieben wurde.“ Verständnis für die Besonderheiten der ostdeutschen Landwirtschaft in Politik und Gesellschaft forderte Landesbauernverbandspräsident Rainer T i e t b ö h l ein. Keine Agrarfabriken „Wir haben keine Agrarfabriken, sondern Ställe und Stallanlagen, die genehmigungspflichtig sind und in denen nur gesunde Tiere entsprechende Leistungen erzielen“, betonte Tietböhl. Er sprach von „purer Ideologie, manchmal sogar gepaart mit Borniertheit“, denen insbesondere tierhaltende Betriebe im Zuge des jüngsten Dioxinskandals ausgesetzt gewesen seien. „Wer tagtäglich, auch an Sonn- und Feiertagen, in den Stall geht und ordentliche Arbeit verrichtet, hat Anerkennung verdient und nicht Angriffe“, so der Bauernverbandspräsident. Mit Nachdruck wies er Forderungen nach einer Kappung der EU-Direktzahlungen zurück: „Es gibt keine Begründung, warum der erste Hektar einen anderen Betrag bekommen soll als der letzte, wenn damit erbrachte Leistungen und die Einhaltung von hohen Standards in der Landwirtschaft honoriert werden.“ Eine Kappung wäre zudem laut Tietböhl „höchst einseitig gegen die neuen Länder gerichtet“. Für den Verband sei die Position zur Kappung ein VERBÄNDE wichtiger Prüfstein der Politik, so der Präsident im Hinblick auf die bevorstehende Landtagswahl im September. Einen Kurswechsel mahnte Tietböhl in der Bodenpolitik der BVVG an. Nur eine erneute langfristige Verpachtung für zwölf oder 15 Jahre könnte seiner Einschätzung nach den unter Druck geratenen Bodenmarkt entlasten. Kurzfristig müsse sichergestellt werden, dass Direktverkäufe an Pächter nicht zum Verkehrswert erfolgten, sondern auf der Basis von gutachterlich ermittelten Preisen. Betriebe wetterfest machen DBV-Präsident Sonnleitner sieht eine wichtige Aufgabe für den Berufsstand derzeit darin, die Betriebe „wetterfester“ zu machen für stark schwankende Agrarmärkte. Dazu gehöre sowohl die Schaffung eines untersten Sicherheitsnetzes durch staatliche Intervention bei der anstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) als auch die Einführung einer stabilisierenden Risikoausgleichsrücklage auf nationaler Ebene. Bei der EU-Agrarreform komme es darauf an, die „äußerst moderne und zukunftsweisende“ Umsetzung der GAPBeschlüsse von 2003/04 in Deutschland zu erhalten. Sonnleitner: „Wer den Direktausgleich für Grünland und Acker gleich ausgestaltet, wer 25 % der landwirtschaftlichen Fläche unter Schutz stellt, der braucht ein neuerliches Greening nicht.“ Deutschland habe mit der Entkopplung der Direktzahlungen und der Loslösung von historischen Bezügen eine Vorreiterrolle in der Europäischen Union eingenommen. Ziel müsse es sein, „dass die anderen Mitgliedstaaten aufschließen und bis 2020 wieder mehr Einheitlichkeit in der EU erreicht wird.“ AgE DEUTSCHLAND Die Agrarpolitik in Deutschland wird wieder grüner Bündnis 90/Die Grünen stellen möglicherweise künftig die Landwirtschaftsminister in BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz - Koalitionen mit der SPD in beiden Ländern absehbar Spekulation über Namen - Kontinuität in Sachsen-Anhalt STUTTGART/MAINZ. Die agrarpolitische Landschaft in Deutschland wird sich nach den Landtagswahlen vom vorletzten Sonntag deutlich verändern. Dazu dürfte insbesondere das gute Abschneiden von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz beitragen. In beiden Ländern werden die Grünen mit großer Wahrscheinlichkeit in der künftigen Landesregierung vertreten sein. Zwar ist dem Vernehmen nach bislang weder über Inhalte noch Zuschnitte von Ressorts gesprochen werden. Sowohl in Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz gilt die Landwirtschaftspolitik jedoch als ein Schwerpunkt der Partei, so dass es keine Überraschung wäre, sollten in beiden Ländern künftig grüne Landwirtschaftsminister die Richtung vorgeben. Dies gilt umso mehr, als die Grünen gerade in diesem Bereich über „ministrable“ Fachpolitiker verfügen und sich das Interesse der SPD an diesem Politikfeld traditionell in Grenzen hält. Während damit im Südwesten der Republik in den Landesagrarpolitiken die Zeichen auf Neuausrichtung stehen, ist in Sachsen-Anhalt Kontinuität angesagt. Dort haben CDU und SPD inzwischen ihren Willen zur Fortführung ihrer Zusammenarbeit bekundet und sind in Koalitionsverhandlungen eingetreten. CDUVerhandlungsführer für den Agrar- und Umweltbereich ist der bisherige und wohl auch künftige Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko A e i k e n s . Der äußerte sich Ende letzter Woche zuversichtlich über einen baldigen Abschluss der Verhandlungen. Bonde als Kandidat In Baden-Württemberg haben Grüne und SPD am letzten Donnerstag ihre Koalitionsverhandlungen aufgenommen. Der achtköpfigen Verhandlungsgruppe der Grünen AGRARPOLITIK unter Leitung des bisherigen Fraktionschefs im Stuttgarter Landtag und designierten künftigen Ministerpräsidenten Winfried K r e t s c h m a n n gehört mit dem Bundestagsabgeordneten Alexander B o n d e ein denkbarer Kandidat für ein mögliches Ressort für Landwirtschaft und ländlichen Raum an. Der 36-jährige Jurist und Verwaltungswirt ist haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion und stellvertretendes Mitglied im Ernährungsausschuss. Als Berichterstatter für den Einzelplan 10 hat sich Bonde im Bundestag wiederholt kompetent zu agrarpolitischen Fragen geäußert. Der bisherige Landwirtschaftsminister Rudolf K ö b e r l e hat sein Direktmandat im Wahlkreis Ravensburg verteidigt und gehört dem neuen Landtag an. Neuzuschnitt wahrscheinlich Einen Wechsel in der Zuständigkeit für die Landwirtschaft wird es mit Sicherheit auch in Rheinland-Pfalz geben. Dort ist der bisherige Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister Hendrik H e r i n g inzwischen zum neuen Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion gewählt worden. In Rheinland-Pfalz ist die SPD nach herben Verlusten künftig auf einen Koalitionspartner angewiesen. Dies werden aller Voraussicht nach die Grünen sein. Zwar haben die Grünen, die zuletzt nicht dem Landtag angehörten und mit knapp 15 % den Wiedereinzug geschafft haben, auch Sondierungsgespräche mit der nur knapp hinter der SPD liegenden CDU geführt; eine rot-grüne Koalition gilt in Mainz dennoch als die sehr wahrscheinliche Variante. Die Grünen dürften in den anstehenden Verhandlungen bestrebt sein, die Landwirtschaft vom Wirtschaftsministerium wieder abzutrennen und ein neues Ressort mit der Zuständigkeit für Landwirtschaft, Weinbau, ländlichen Raum, Verbraucherschutz sowie möglicherweise auch Umwelt zu schaffen. In ihrem Wahlprogramm spricht sich die Partei für eine Stärkung von regionaler und qualitätsorientierter Nahrungsmittelerzeugung aus, plädiert für einen Ausbau der Ökoförderung und will den Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft verbessern. Als mögliche Kandidatin für ein Ministeramt in Mainz wird die langjährige Bundestagsabgeordnete und ausgewiesene Agrarexpertin Ulrike H ö f k e n gehandelt. Die Diplomagraringenieurin hat sich in der Vergangenheit und zuletzt im Landtagswahlkampf stark in der Landespolitik engagiert. CDU bei Bauern deutlich vorn Unterdessen zeigen Wahlanalysen, dass bei den Landwirten die CDU sowohl in BadenWürttemberg als auch in Rheinland-Pfalz mit Abstand am besten abgeschnitten hat. Wie aus einer Befragung der Forschungsgruppe Wahlen am Wahlsonntag hervorgeht, erreichten die Christdemokraten in Baden-Württemberg bei den Landwirten einen Stimmenanteil von 80 %. Damit konnte die CDU ihr Ergebnis bei der letzten Landtagswahl noch einmal um 4 Prozentpunkte steigern und ihre dominierende Position bei den Landwirten weiter ausbauen. An zweiter Stelle bei den Landwirten rangieren die Grünen mit 9 % der Stimmen. Die künftige Regierungspartei konnte ihren Anteil bei den Landwirten gegenüber 2006 mehr als vervierfachen. Alle anderen Parteien haben Stimmen eingebüßt. Die FDP kommt bei den Landwirten im Südwesten auf 6 %, die SPD auf 3 %. Für Rheinland-Pfalz weisen die Wahlforscher bei den Landwirten ebenfalls die CDU als deutlichen Gewinner der Landtagswahl aus. Danach legte die CDU bei den Landwirten um 4 Prozentpunkte zu und kam auf 57 %. Einen Zuwachs um 2 Prozentpunkte verzeichnet aber auch die SPD, bei der immerhin 22 % der rheinland-pfälzischen Landwirte ihr Kreuzchen machten. Eindeutiger Verlierer der Landtagswahl bei den Landwirten ist die FDP. Die Liberalen büßten 10 Prozentpunkte ein, landeten nach dem sehr guten Ergebnis von 2006 mit 9 % aber noch auf Rang drei. Die Grünen legten in Rheinland-Pfalz um 6 Prozentpunkte zu und erzielten nach dem desaströsen Ergebnis von 2006 nunmehr einen Stimmenanteil bei den Landwirten von immerhin 7 %. Absage an schwarz-gelbe Agrarpolitik Der agrarpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Friedrich O s t e n d o r f f , wies darauf hin, dass seine Partei in Baden-Württemberg auch im ländlichen Raum sehr gute Ergebnisse erzielt habe. In keinem Wahlkreis hätten die Grünen weniger als 10 % erreicht, teilweise liege das Ergebnis auf dem Land noch über dem sehr guten Landesdurchschnitt. Ostendorff sieht darin auch eine „deutliche Absage an die überholte Agrarpolitik von Schwarz-Gelb und ein klares Votum für eine ökologische und soziale Agrarwende“. Die Menschen auf dem Land hätten eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft und besseren Artenschutz, Tierschutz und Umweltschutz gewählt. „Abgewählt haben sie Massentierhaltung, Gentechnik und die Industrialisierung der Landwirtschaft“, so der GrünenPolitiker. Stellvertretend für die Ergebnisse der Grünen im ländlichen Raum nannte Ostendorff den Wahlkreis Emmendingen, wo der Stimmanteil der Grünen von 13,2% im Jahr 2006 auf nunmehr 30,4 % angestiegen ist. Nicht weniger bemerkenswert sei jedoch der Stimmzuwachs in Wahlkreisen, in denen die Grünen früher kaum die 5 %-Hürde geschafft hätten. In Regionen wie Geislingen, Balingen, Neckar-Odenwald oder Main-Tauber habe sich der Stimmanteil der Grünen verdreifacht und liege nunmehr bei jeweils 15 bis 20 %. AgE DEUTSCHLAND/EU Geflügelfleisch erfreut sich wachsender Beliebtheit Branche begrüßt die Expansion des deutschen Marktes - Im vergangenen Jahr ist der ProKopf-Verbrauch an Geflügel bei einem insgesamt eher stagnierenden Fleischkonsum auf 19,3 Kilogramm gestiegen - Der ZDG verweist auf die positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften - Zudem passt Geflügel mit seiner Angebotsform der frischen Teilstücke gut zu einer modernen und gesunden Ernährungsweise - Die heimischen Produzenten haben den Selbstversorgungsgrad auf mehr als 100 Prozent gesteigert BERLIN. Geflügelfleisch erfreut sich in Deutschland weiter einer wachsenden Beliebtheit. Das belegen nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) aktuelle Verbrauchszahlen, die vergangene Woche von der „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) vorgelegt wurden (vgl. MARKT + MEINUNG 7 i.d. Ausg.). Demnach ist der ProKopf-Verbrauch von Geflügelfleisch von 18,7 kg im Jahr 2009 auf 19,3 kg in 2010 angestiegen. Dabei verzeichnete der Hähnchensektor im vergangenen Jahr mit einem Anstieg des Durchschnittsverbrauchs auf 11,4 kg eine Steigerung von 600 g gegenüber 2009. Auf einem konstant hohen Niveau blieb der Putensektor mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 6 kg. ZDG-Geschäftsführer Dr. Thomas J a n n i n g sieht vielfältige Gründe für die steigende Nachfrage von Geflügelfleisch bei einem insgesamt eher stagnierenden Fleischkonsum. Neben den positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften passe Geflügel mit seiner Angebotsform der frischen Teilstücke gut zu einer modernen und gesunden Ernährungsweise, beschreibt er einen der Gründe für den Erfolg der Branche. So liege der Anteil der Frischware im Geflügelbereich bei mehr als 70 %. Chancen im Export steigen Neben dem Verbrauch von Geflügelfleisch ist 2010 nach Angaben der MZG auch die heimische Erzeugung gestiegen. Insgesamt lag die Nettoproduktion an Hähnchenfleisch im vergangenen Jahr bei 807 000 t. Und auch der Putenmarkt weist mit einer um 40 000 t auf 481 000 t gestiegenen Nettoerzeugung einen deutlich ausgebauten Selbstversorgungsgrad von 89,7 % aus; ein Jahr zuvor hatte dieser erst bei 75,6 % gelegen. Janning zeigte sich erfreut über diesen Wachstumskurs. Damit komme die heimische Geflügelwirtschaft der weiterhin steigenden Nachfrage der Verbraucher nach frischem deutschem Geflügelfleisch nach. Zum anderen schaffe sich die deutsche Geflügelwirtschaft aufgrund des wachsenden internationalen Appetits auf Geflügel mit den derzeit weiter steigenden GEFLÜGEL Erzeugungskapazitäten gute Chancen, auch am internationalen Wettbewerb teilzunehmen. Derzeit liege der Selbstversorgungsgrad von Geflügelfleisch in Deutschland bei 100,7 %, und von einer Sättigung des Absatzmarktes könne keine Rede sein. Hohe Erzeugungsstandards gefragt Die Vorzüge von in Deutschland erzeugtem Geflügelfleisch liegen Janning zufolge auf der Hand: In Deutschland gebe es hohe Erzeugungsstandards, die ganz im Sinne einer nachhaltigen Erzeugung in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Gleichgewichtung stünden. Neben hohen Tierschutzanforderungen werde in Deutschland jeder Stallneubau einem strengen standortbezogenen Genehmigungsverfahren unter Berücksichtigung des umfassenden Rechtsrahmens unterzogen. Dabei kämen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sowie modernste Technik zum Einsatz. Natürlich unterstützten diese Technologien den Halter, ersetzten aber nicht dessen Sachkunde und Qualifizierung, betonte der ZDG-Geschäftsführer. Jeder Landwirt müsse in Deutschland über einen geflügelspezifischen Sachkundenachweis verfügen, bevor er überhaupt die Genehmigung erhalte, Puten oder Hähnchen aufzuziehen. Vergleichsweise ressourcenschonende Erzeugung Janning verwies in diesem Zusammenhang auf eine Ende 2010 abgeschlossene Studie der Europäischen Union zur Bewertung des Tierhaltungsbereichs in den 27 EU-Mitgliedstaaten, in der die hohen deutschen Standards bei der Geflügelfleischerzeugung bestätigt würden. Und auch für die Verbraucher, die Wert auf eine ressourcenschonende Erzeugung ihrer Lebensmittel Wert lägen, böte Geflügelfleisch gegenüber anderen Fleischarten Vorteile. Die Studie komme beispielsweise zu dem Ergebnis, dass der Anteil der gesamten Emissionen der europäischen Tierhaltung lediglich einen Anteil von 9,1 % an den gesamten Treibhausgasemissionen ausmachte. Darüber hinaus belege sie, dass die Treibhausgasemissionen aus der Geflügelfleischerzeugung - angegeben in der Einheit Kilogramm eines Produkts - mit 5 kg CO2-Äquivalent vergleichsweise ressourcenschonend seien. AgE EU/WELT ORGANISATIONEN Neuer Weltbauernverband gegründet Nachfolgeorganisation für IFAP geschaffen - Gründungstreffen in Brüssel Generalversammlung soll im Herbst in Südafrika tagen - Noch keine Personalentscheidungen - Verbesserung der Lebensbedingungen und Stärkung der ländlichen Entwicklung als zentrale Ziele - Rolle der Bauern in der Wertschöpfungskette verbessern BRÜSSEL. Nach dem Ende des Weltbauernverbandes (IFAP) haben führende berufsständische Organisationen von verschiedenen Kontinenten vergangene Woche ein neues Dachgremium, die „World Farmers Organisation“ geschaffen. Sitz der neuen Organisation soll Rom sein. Eine Generalversammlung, auf der die wichtigsten Personalien festgezurrt werden sollen, ist für den Herbst in Südafrika angesetzt. Die Mitglieder des für eine Übergangszeit nun amtierenden Vorstandes kommen aus Südafrika, Großbritannien, Kanada und Japan. Der neue Präsident der World Farmers Organisation muss noch bestimmt werden. Für die berufsständische Vertretung ist das Aus der IFAP nach finanziellen Schwierigkeiten des einst in Paris ansässigen Dachverbandes ein Rückschlag. Immerhin war der letzte IFAP-Präsident, der indischstämmige Ajay V a s h e e aus Sambia, der erste IFAPChef aus einem Entwicklungsland. Vashee bezeichnete es gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE am vergangenen Donnerstag als „unglückliche Entwicklung“, dass sich die IFAP nicht habe weiter entfalten können. Einen Grund dafür sieht er in Missverständnissen auf Seiten bestimmter Länder, nachdem es einen Lösungsansatz für die finanziellen Probleme gegeben hatte. Vashee begrüßte die Schaffung der World Farmers Organisation, machte aber gleichzeitig auf Strömungen zur Schaffung eines weiteren Dachverbandes aufmerksam, die sich aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Mittelmeerländern speisen sollen. Ein Treffen sei im Juni geplant. Vashee zeigte sich zuversichtlich, dass die beiden Strömungen zueinanderfinden und es eine vereinte Weltbauernorganisation gibt. Erklärung verabschiedet Mit einer in Brüssel verabschiedeten Erklärung wollen die mehr als 50 GründungsOrganisationen der World Farmers Organisation aus 42 Ländern nun nach vorne schauen. Als Hauptziel der neuen Organisation werden die Verbesserung des Lebensstandards auf den Bauernhöfen, die Stärkung der ländlichen Räume sowie die Sicherung der Welternährung genannt. Die Investitionen in die Landwirtschaft müssten forciert werden, heißt es in der Erklärung vor dem Hintergrund einer bis 2050 erwarteten Steigerung der Nachfrage nach Lebensmitteln um wenigstens 70 %. Zu den Zielen der World Farmers Organisation gehört darüber hinaus eine Stärkung der Landwirte in der Wertschöpfungskette für Lebensmittel. Dies soll den Farmern und Genossenschaften helfen, mit extremen Preisschwankungen umzugehen und ihre Erlössituation zu verbessern. Als weiteres Ziel wird mehr Teilhabe der Bauern an einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung genannt. Zu den Herausforderungen der Zukunft zählt die World Farmers Organisation in diesem Zusammenhang unter anderem den Klimawandel und den Generationswechsel. Aus Deutschland gehört der Deutsche Bauernverband (DBV) zu den Gründungsmitgliedern der World Farmers Organisation. Auf europäischer Ebene sind die EU-Ausschüsse der Bauernverbände und ländlichen Genossenschaften (COPA/COGECA) mit von der Partie. Aus den USA sind das Farm Bureau und die National Farmers Union (NFU) mit dabei, aus Afrika waren laut COPA-Angaben sechs Länder vertreten. Bei dem Auftakttreffen in Brüssel waren unter anderem auch der Dachverband der Pflanzenschutzindustrie CropLife International und die BASF präsent. AgE DEUTSCHLAND Strenge Auflagen für Futtermittelhersteller vorgelegt Zulassungspflicht vorgesehen - Trennung der Produktionsströme soll bei Futterfettherstellern durchgesetzt werden - Nationale Positivliste soll Funktion bei Risikobewertung erhalten Kontrollpflicht für bestimmte Produkte - Scharfe Kritik vom DVT - Die Last der Untersuchungen liegt bei den Mischfutterherstellern BERLIN. In Reaktion auf den Dioxinskandal im Januar strebt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r eine Zulassungspflicht für Futtermittelhersteller in Deutschland sowie verschärfte Vorgaben für Eigenkontrollen der Unternehmen an. Zehn Wochen nach Vorlage des 14-Punkte-Plans von Bund und Ländern liegt jetzt im Entwurf die 41. Änderungsverordnung zur Futtermittelverordnung vor, mit der weitere im Winter angekündigte Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Betriebe, die Futterfette oder Futterfettsäuren herstellen, werden demnach ebenso einer Zulassungspflicht unterworfen wie Transporteure und Inverkehrbringer solcher Produkte. Darüber hinaus müssen Unternehmen, die Futterfette produzieren, ihre Produktionsströme klar voneinander trennen. Fette und Öle, die für die Herstellung von Futtermitteln, Lebensmitteln oder Arzneimitteln bestimmt sind, dürfen nicht in derselben Anlage hergestellt werden wie Fette, die in der industriellen Produktion, zum Beispiel bei der Papierherstellung, eingesetzt werden. „Die Trennung der Produktionsströme ist ein weiterer wichtiger Baustein des Aktionsplans. Wir setzen alle geplanten Maßnahmen mit Hochdruck um und erhöhen so die Sicherheit der Futtermittelkette“, erklärte Aigner vergangene Woche in einer Presseinformation. Scharfe Kritik erntete sie in der Futtermittelwirtschaft. Der Geschäftsführer des Deutschen Verbandes FUTTERMITTEL Tiernahrung (DVT), Bernhard K r ü s k e n , sprach von Aktionismus. Weil die Untersuchungspflicht nur bei den Mischfutterherstellern ansetze, müsste sich laut seiner Einschätzung auf der Rohstoffseite für eine Firma wie Harles & Jentzsch, bei der das kontaminierte Futteröl als Auslöser des jüngsten Skandals gefunden worden war, laut den nun vorgelegten Plänen gar nichts ändern. Risikokategorien geschaffen Bei den Eigenkontrollen werden künftig nach den Planungen Aigners Tests auf Dioxin, Furane oder dioxinähnliche Stoffe vorgeschrieben. Dabei ist laut dem Verordnungsentwurf eine relativ kleine Chargengröße der Einzelfuttermittel von 200 t vorgesehen. Erst wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen, soll mit der Herstellung des Mischfuttermittels begonnen werden dürfen. Die Untersuchungen erfolgen in Risikokategorien, die besonders kritische Stoffe stärker unter die Lupe nehmen. Fettsäuren müssen beispielsweise vor der Verwendung ausnahmslos, das heißt zu 100 %, überprüft werden. Gleiches gilt laut Bundeslandwirtschaftsministerium für Einzelfuttermittel, die nicht in der nationalen Positivliste stehen. Sie unterliegen ebenfalls einer vollständigen Untersuchungspflicht. Stoffe, bei denen das Risiko einer Kontamination laut den Annahmen der Politik geringer ausfällt, beispielsweise reine Pflanzenöle aus Ölmühlen oder Fischerzeugnisse, müssen je nach Risikoklasse zu 50 % beziehungsweise zu 20 % untersucht werden. Kurz nach Veröffentlichung von Aigners Plänen wurde vergangene Woche in Fischöl aus Niedersachsen ein deutlich zu hoher Dioxinwert gemessen. Kostenfaktor DVT-Geschäftsführer Krüsken sieht in dem Entwurf aufgrund der einseitigen Belastung der Mischfutterunternehmen bei den Kontrollpflichten eine „Unvereinbarkeit mit dem Prinzip der Futtermittelkette“. Probleme hat er auch mit der im Verordnungsentwurf auf eine Taktung von 200 t angesetzten Häufigkeit von Dioxinkontrollen. Die Untersuchungen sind angesichts von Preisen von 500 Euro bis 600 Euro je Probe für den Dioxintest nicht zuletzt ein Kostenfaktor. Die geplanten Gesetzesänderungen sind nach Krüskens Meinung „in vielen Punkten eher Ausdruck des Aktionismus als eine tatsächliche Verbesserung der Futtermittelsicherheit“. Solle die nationale Positivliste für Futtermittel als Instrument der Risikobewertung herangezogen werden, müsste diese nach seinem Dafürhalten zudem anders organisiert werden. Auf dieser Liste stehen derzeit etwa 340 Produkte, auf einem entsprechenden EU-Katalog sind es hingegen 600 Produkte. Mit der Forderung nach einer EU-weit verpflichtenden Positivliste steht Aigner in Brüssel auf verlorenem Posten. Risikokommunikation des Staates kritisiert Mit den neuen Vorschriften würde das Aufkommen an gezogenen Proben in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten stark steigen. Krüsken warnt vor diesem Hintergrund vor nationalen Alleingängen und Datenfriedhöfen und sprach von „Gesetzgebung im Affekt“. Die erste Gesetzesinitiative nach dem Dioxinskandal hatte das Bundeskabinett bereits im Februar beschlossen, darunter die Meldepflicht für private Labore. Diese sollen künftig bedenkliche Messergebnisse zu gesundheitlich nicht erwünschten Stoffen bei Futtermitteln und Lebensmitteln automatisch den zuständigen Überwachungsbehörden melden. Außerdem wird mit der Novelle des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB) ein Dioxin-Frühwarnsystem mit vierteljährlichen Lageberichten eingeführt. Krüsken gab mit Blick auf die angestrebte Meldepflicht zu bedenken, nicht immer sei ein Labor in der Lage zu beurteilen, ob ein Produkt sicher sei, schon weil diesem nicht alle Informationen vorlägen. Datenfriedhöfe befürchtet er, weil laut dem LFGB-Entwurf sämtliche Ergebnisse von Eigenkontrollen an die Behörden gemeldet werden sollen. Mit Blick auf den Dioxinskandal im Januar bemängelte der DVT-Geschäftsführer eine fehlende Abstimmung und Einheitlichkeit bei der Risikokommunikation der staatlichen Stellen in Richtung Verbraucher und der sich daraus ergebenden Verunsicherung. Das habe letztlich auch die Exportmärkte in schwere Turbulenzen gebracht. vzbv: Gemischte Bilanz Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zog vergangene Woche eine gemischte Bilanz zum Stand der Umsetzung des 14-Punkte-Plans. "Während die Bundesregierung Maßnahmen zügig in Angriff genommen und zum Teil schon umgesetzt hat, bin ich mit Blick auf die Länder und die Wirtschaft nach wie vor skeptisch, dass es zu einem echten Paradigmenwechsel in der Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung und Informationskultur kommen wird", sagte vzbv-Vorstand Gerd B i l l e n . Er forderte die Bundesländer zu konsequenterem Handeln auf. Diese sollten mehr Geld und Personal für zusätzliche Aufgaben bereitstellen. Die Erfahrungen aus dem Gammelfleisch-Skandal hätten gezeigt, wie rasch der Ruf nach einer den gleichen Qualitätszielen verpflichteten Lebensmittelüberwachung und einem Benchmark verhallen könne. Viele offene Fragen gibt es für den vzbv im Bereich der Verbraucherinformation. Billen rief die Wirtschaft auf, ihre Eigenkontrollsysteme zu optimieren. Schon wieder Dioxinbefund Unterdessen wurde in Niedersachsen schon wieder Dioxin in einem Futtermittelbestandteil festgestellt. Wie das Landwirtschaftsministerium in Hannover am vergangenen Donnerstag mitteilte, wurde in einem Fischmehlbetrieb die Abgabe eines Ergänzungsfuttermittels, nämlich Futteröl, mit einem hohen Anteil an Lachsöl gesperrt und der Rückruf bereits ausgelieferter Ware veranlasst. Die von dem niedersächsischen Betrieb belieferten sieben Mischfutterhersteller in Österreich, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg seien informiert worden. Die Dioxinkonzentration lag den Angaben zufolge bei 6,33 ng Dioxin und dl PCB pro Kilogramm Öl, bei einem erlaubten Höchstwert von 1,5 ng/kg. Eine erste Risikobewertung habe zu dem Ergebnis geführt, dass in dem so hergestellten Mischfutter die Belastung an Dioxin und dl PCB weit unter der festgelegten Höchstmenge von 1,5 ng/kg liege. Deshalb seien in Bezug auf die Futtermittel oder damit gefütterte Tiere zurzeit keine Maßnahmen zu veranlassen. „Im Gegensatz zum gerade überstandenen Dioxingeschehen in Futtermitteln ist hier die Ursache für die Belastung bekannt und es liegt ausreichendes Datenmaterial für die Risikobewertung vor“, meinte Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n . Man könne deshalb „mit hoher Sicherheit eine Gefährdung der Tiere oder für die Verbraucher“ ausschließen. Festgestellt worden war die zu hohe Dioxinkonzentration in dem verwendeten Lachsöl von einem bayerischen Untersuchungsamt. Die Belastung des Lachses in der natürlichen Umwelt mit Dioxinen und dl PCB sei bekannt, so das Agrarressort in Hannover. Bei der Herstellung von Lachsöl würden die Rückstände aufkonzentriert. AgE DEUTSCHLAND Mischfutterproduktion nahe der 22-Millionen-Tonnen-Marke Neues Rekordaufkommen in diesem Jahr erwartet - Weiteres Wachstum in der Schweinemast trägt die Entwicklung - Mastgeflügelbereich weit über dem Durchschnitt - Trendumkehr beim Rinderfutter - Regional gegenläufige Entwicklungen - Krüsken kritisiert politische Reaktion auf Dioxinkrise BERLIN. Die deutschen Mischfutterhersteller rechnen 2011 trotz der Dioxinkrise zum Jahresauftakt insgesamt mit einer weiteren Markterholung. Wie der Präsident des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT), Helmut W u l f , am vergangenen Mittwoch vor Journalisten in Berlin deutlich machte, wird die 2010 erreichte Expansion in diesem Jahr wohl weitergehen. „Wenn nicht unvorhersehbare dramatische Ereignisse eintreten, dürfte die AGRARMÄRKTE Mischfutterproduktion bis zum Jahresende die 22-Millionen-Tonnen-Marke deutlich überschreiten“, sagte Wulf. Die Entwicklung erklärt er mit dem Trend bei den Getreidepreisen. „Wir haben in den zurückliegenden Jahren gesehen, dass die direkte Getreideverfütterung auf den landwirtschaftlichen Betrieben in relativ großem Umfang vom Getreidepreisniveau beeinflusst wurde. Das hat sich so auch für 2010 bestätigt“, betonte Wulf. Die Mischfuttererzeugung stieg laut DVT im vergangenen Jahr gegenüber 2009 um 4,2 % auf 21,75 Mio t. Aufgrund der gestiegenen Preise erhöhte sich der Branchenumsatz um rund 8 % auf 6,7 Mrd Euro. Dieser deutliche Zuwachs war somit ebenso mengen- wie auch preisgetrieben. Regionale Konzentration Weiter zugenommen hat die regionale Konzentration des Mischfuttereinsatzes auf die Veredlungshochburgen im Norden und Westen Deutschlands. So wurden 2010 in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg 15,71 Mio t Mischfutter hergestellt, das waren 5,3 % mehr als im Vorjahr. Fast die Hälfte dieser Menge war Schweinemischfutter. Andererseits ging in Ostdeutschland die Produktion in allen größeren Segmenten mit Ausnahme des Mastgeflügelbereichs zurück. Nicht zu vernachlässigen ist im übrigen die Bedeutung von Importen einerseits und Hofmischungen der Landwirte andererseits. Wie DVT-Geschäftsführer Bernhard K r ü s k e n deutlich machte, wandern in Deutschland insgesamt schätzungsweise 70 Mio t Getreide und Eiweißfutter sowie Grün- und Rauhfutter in die Tiermägen. Dies betonte er angesichts der vom Bundeslandwirtschaftsministerium geplanten Verschärfungen für die deutschen Mischfutterwerke in Reaktion auf die Dioxinkrise Anfang des Jahres. Veredlungshochburgen ausschlaggebend Mit Abstand wichtigste Abnehmer der deutschen Mischfutterwerke waren 2010 abermals die Schweinemäster. Mit einem Plus von 4,1 % auf 9,3 Mio t wuchs die Herstellung von Schweinemischfutter etwa in der Größenordnung des Branchenmittels. Seit 2006 hat sich die Produktion von Schweinemischfutter in Deutschland damit um 14 % erhöht. Das jüngste Wachstum erklärt sich zu einem Großteil aus dem Zuwachs bei der Zahl der Mastplätze. Hier kann Deutschland weiterhin auf Kostenführerschaft in Europa in der Mast und der Schlachtbranche setzen. Wieder verbessert hatten sich 2010 auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Milcherzeugung. Damit einhergehend erhöhte sich die Erzeugung von Rindermischfutter um 3,3 % auf 6,03 Mio t. Erstmals seit 2008 wurde damit wieder die 6-Millionen-Tonnen-Marke genommen. Rund zwei Drittel des Absatzes entfielen mit 4,00 Mio t auf die Region Nord mit den Bundesländern Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg, wo die Produktion ebenso um 3,8 % zulegte wie in den südlichen Bundesländern. In Ostdeutschland war der Absatz von Rindermischfutter hingegen rückläufig. Tiefpunkt bei Legehennenfutter durchschritten Im Aufwind war im vergangenen Jahr auch der Markt für Geflügelfutter. Der Tiefpunkt auf dem Legehennenfuttermarkt sei durchschritten, betonte Wulf. Nach der Zäsur aufgrund des Käfighaltungsverbots im Jahr 2009 sowie nach den langjährigen Rückgängen habe dieser Bereich wieder einen Wachstumssprung verzeichnen können. Konkret wurde die Produktion der deutschen Werke im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 % auf 2,02 Mio t Legehennenfutter ausgeweitet. Der expansivste Bereich blieb laut den DVT-Zahlen die Sparte Mastgeflügelfutter. Hier schlägt sich der anhaltende Boom bei der Erzeugung von Hähnchenfleisch nieder. Der DVT veranschlagt für 2010 ein Produktionsplus von 7,4 % auf 3,52 Mio t. Erfreulich entwickelt hat sich laut Darstellung von Verbandspräsident Wulf auch die Sparte Mineralfutter mit einem Aufkommen von insgesamt 540 000 t. Davon entfielen 260 000 t auf Schweine-, sowie 250 000 t auf Rinderrationen. Nach den Zahlen der amtlichen Produktionsstatistik ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein zweistelliger Zuwachs von mehr als 10 %. „Wir gehen auch davon aus, dass sich dieses Segment positiv entwickelt hat, glauben aber, dass ein Teil der ausgewiesenen Steigerungen auf eine verbesserte Meldequote zurückgeht“, stellt der DVT-Präsident klar. Auf Rekordkurs Mit den 2010 erreichten Steigerungen nähert sich die Futtermittelbranche langsam wieder dem Rekordniveau des Jahres 2008, als bei einem Mischfutterabsatz von 21,82 Mio t ein Umsatz von 7,4 Mrd Euro erreicht worden war. Zeitlich und räumlich begrenzt sind laut Wulfs Einschätzung die Auswirkungen der Dioxinkrise auf die Futtermittelnachfrage geblieben. „Wir gehen heute davon aus, dass sie in der Jahresbilanz 2011 nur geringe Spuren hinterlassen werden, so der DVT-Präsident mit Blick auf die Folgen. Kritisch zur Reaktion der Politik auf den Skandal äußerte sich DVT-Geschäftsführer Krüsken (vgl. LÄNDERBERICHTE 22 i.d.Ausg.). Nicht zuletzt wegen der für die Probenahme im Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums vorgesehenen relativ kleinen Chargen von 200 t für die Dioxintests sieht er eine „Unvereinbarkeit mit dem Prinzip der Futtermittelkette“. Die geplanten Gesetzesänderungen sind nach seiner Meinung „in vielen Punkten eher Ausdruck des Aktionismus als eine tatsächliche Verbesserung der Futtermittelsicherheit“. Konkret warnte er vor nationalen Alleingängen und Datenfriedhöfen und sprach von „Gesetzgebung im Affekt“. AgE Mischfutterherstellung in Deutschland nach Sorten und Regionen (2009 und 20101); in 1 000 t) Zeitraum Rinder Schweine Legehennen Mastgeflügel Kälber Pferde Sonstige Insgesam t 4 000,8 3 855,7 + 145,1 + 3,8 7 766,0 7 417,0 + 349,0 + 4,7 972,1 886,9 + 85,2 + 9,6 2 470,8 2 248,9 + 222,0 + 9,9 148,1 150,2 - 2,1 - 1,4 153,6 162,2 - 8,6 - 5,3 198,4 202,1 - 3,7 - 1,8 15 709,9 14 922,8 + 787,0 + 5,3 2010 2009 2010:09 absolut 1 457,4 1 404,2 + 53,3 488,8 471,5 + 17,3 425,0 429,6 - 4,6 447,9 427,2 + 20,7 103,9 102,7 + 1, 2 + 1, 1 100,4 98,3 + 2, 1 + 2, 1 75,7 71,1 + 4, 6 + 6, 5 3 099,1 3 004,6 + 94,5 2010:09 in v.H. + 3,8 + 3,7 - 1,1 + 4,8 2010 2009 2010:09 absolut 576,5 581,7 - 5,2 1 020,8 1 024,2 - 3,4 620,6 637,1 - 16,5 597,6 597,0 + 0,6 30,7 32,5 - 1,8 89,2 71,3 + 17,9 2 939,8 2 948,2 - 8,4 - 2,7 + 0,1 - 6,0 4,4 4,4 ± 0, 0 + 0, 6 2010:09 in v.H. - 0,9 - 0,3 + 20,1 - 0,3 Gesamtes Bundesgebiet 2010 6 034,8 2009 5 841,5 2010:09 absolut + 193,3 2010:09 in v.H. + 3,3 9 275,6 8 912,7 + 362,9 + 4,1 2 017,7 1 953,6 + 64,1 + 3,3 3 516,3 3 273,0 + 243,3 + 7,4 282,6 285,4 - 2,7 - 1,0 258,5 264,9 - 6,4 - 2,4 363,2 344,4 + 18,8 + 5, 5 21 748,7 20 875,6 + 873,1 + 4,2 Region Nord2) 2010 2009 2010:09 absolut 2010:09 in v.H. Region Süd3) + 3,1 Region Ost4) 1) vorläufige Zahlen für 2010; 2) Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, NordrheinWestfalen; 3) Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg; 4) Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen AgE 13-2011 EU/DEUTSCHLAND GEFÜGELMARKT Geflügelfleischerzeugung in der EU 2010 um gut 2 Prozent gestiegen BONN. In der Europäischen Union ist die Geflügelfleischproduktion im vergangenen Jahr deutlich gesteigert worden. Wie die „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) am vergangenen Mittwoch unter Bezug auf die aktualisierte Versorgungsbilanz der EU-Kommission berichtete, erhöhte sich das Bruttoaufkommen an Geflügelfleisch in der Gemeinschaft 2010 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % auf 11,995 Mio t. Dabei wuchs die Hähnchenfleischerzeugung um 2,6 % auf 9,18 Mio t und die Putenfleischproduktion um 1,6 % auf 1,83 Mio t. Erstmals seit 2003 wies der Putenbereich der MEG zufolge wieder einen Anstieg des Aufkommens auf; im Jahr 2003 waren EU-weit noch insgesamt 2,14 Mio t Putenfleisch erzeugt worden. Die Stabilisierung auf dem europäischen Putenmarkt ist im Wesentlichen auf die Entwicklung in Deutschland zurückzuführen, wo die Bruttoeigenerzeugung an Putenfleisch 2010 auf das Rekordniveau von schätzungsweise 438 000 t ausgedehnt wurde. Während sich die EU-Geflügelfleischproduktion erhöhte, nahm der Verbrauch ab. Der Gesamtkonsum in der Gemeinschaft verringerte sich im Jahresvergleich um 0,1 % auf 11,663 Mio t; pro Kopf wurden 2010 durchschnittlich 23,2 kg Geflügelfleisch verzehrt. Entsprechend erhöhte sich der Selbstversorgungsgrad mit Geflügelfleisch in der EU um 2,5 Prozentpunkte auf 103,3 %. Für 2011 rechnet die EUKommission nach Angaben der MEG mit einer Stagnation der Produktion, auch wenn für Deutschland noch von einem Wachstum ausgegangen werden kann. Im Außenhandel erwartet die Brüsseler Behörde eine leichte Intensivierung. Der Selbstversorgungsgrad soll wie 2010 gut 103 % betragen. AgE DEUTSCHLAND/EU Aigner will keine Agrarwende Ministerin setzt auf bäuerliche und unternehmerische Landwirtschaft - Absage an den „rein auf Rendite blickenden Finanzinvestor“ - Landwirtschaft muss verbraucherorientiert und wettbewerbsfähig sein - Für Vielfalt statt Schwarz-Weiß-Lösungen BERLIN. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r hat ihre Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Landwirtschaft skizziert. Sie setze auf eine „bäuerliche Landwirtschaft, geführt von Landwirten, die sich als Unternehmer verstehen und dem Wettbewerb stellen“, heißt es in einem Beitrag der Ministerin mit dem Titel „Moderne Landwirtschaft - nachhaltig und verbraucherorientiert“, mit dem sie ihre Initiative für eine „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“ untermauert. Der Ministerin zufolge soll nicht der „rein auf Rendite blickende Finanzinvestor“ das Bild auf den Äckern bestimmen. Gefragt sei vielmehr der Landwirt, „der sich seiner Heimat und dem Eigentum verpflichtet fühlt“. Aigner: „Wir brauchen keine Agrarwende zurück ins vorige Jahrhundert, sondern eine vorausschauende, AGRARPOLITIK verantwortungsvolle, verbraucherbezogene, aber auch wettbewerbsfähige Landwirtschaft.“ Deren größte Herausforderung sieht die Ministerin in der Produktion von Lebensmitteln für eine stetig wachsende Bevölkerung. Diese Lebensmittel müssten sicher und qualitativ hochwertig, nachhaltig und ethisch vertretbar erzeugt werden und zugleich bezahlbar sein. Sie setze dabei nicht auf „Schwarz-Weiß-Lösungen“, sondern auf eine „Vielfalt an Formen nachhaltiger Landwirtschaft“, so die CSU-Politikerin. GAP stärker auf Umweltziele ausrichten Ausdrücklich bekennt sich die Ministerin zu dem Vorhaben der EU-Kommission, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bei der anstehenden Reform stärker auf Umweltziele auszurichten. Auf nationaler Ebene gehe es darum, die Agrarwirtschaft zukunftsfest zu machen. Die Voraussetzung dafür sieht Aigner in einer effizienten und nachhaltigen Produktion, die die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher aufgreift. Dabei verweist die Ministerin darauf, dass die hohen Erwartungen der Verbraucher an die Landwirtschaft „nicht selten im Widerspruch stehen zu kostengünstigen und effizienten Produktionsmaßnahmen.“ Mit dem Chartaprozess will Aigner solche Widersprüche und Interessenkonflikte benennen und Lösungen aufzeigen. Landwirtschaft und Verbraucher im Dialog - das sei „der Königsweg zu einer modernen Landwirtschaftspolitik“. Gegenstand der Charta sei eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Handlungsoptionen einer zukunftsorientierten Landwirtschafts- und Verbraucherpolitik. Am Ende dieses Prozesses stünden politische Schlussfolgerungen. AgE ___________________________________________________________________________ __________________ Moderne Landwirtschaft - nachhaltig und verbraucherorientiert Unsere Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Welternährung und Lebensmittelsicherheit, Klimawandel und Umweltschutz, Energiesicherung und mehr Unabhängigkeit vom Erdöl. Diese elementaren Zukunftsfragen hängen unmittelbar mit Landwirtschaft zusammen. Im Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen gewachsen sein. Mit ihr wächst die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und sicheren Lebensmitteln. Gleichzeitig bringt der Klimawandel Naturkatastrophen mit sich. Überschwemmungen in Pakistan und Australien, Flächenbrände in Russland, Dürreperioden in Afrika sorgen schon jetzt für enorme Ernteeinbußen und haben massiven Einfluss auf die aktuellen Weltmarktpreise für Agrarprodukte. Hinzu kommen die knapper werdenden fossilen Energiereserven. Darüber hinaus belegen die dramatischen Erfahrungen mit der Nutzung der Kernkraft in Japan die Notwendigkeit, möglichst schnell einen nachhaltigen Wechsel zu den erneuerbaren Energien zu vollziehen. Die Landwirtschaft ist mit diesen Schicksalsfragen der Menschheit verknüpft wie kein anderer Wirtschaftszweig. Ihr kommt bei der Bewältigung all dieser Herausforderungen eine Schlüsselrolle zu. Aber sie kann dies nicht alleine tun. Das Welthungerproblem ist allein mit Produktionssteigerungen nicht zu lösen, Good Governance, funktionierende Ernteverarbeitungs- und Vermarktungssysteme und die gerechte Verteilung von Nahrungsmitteln sind ebenso wichtig. Auch beim Klimawandel ist die Landwirtschaft ebenso Leid tragend wie verursachend. Und bei der Suche nach Alternativen zum Erdöl können nachwachsende Rohstoffe auch nur einen Teil beitragen. Dennoch, die Ausrichtung der Landwirtschaft von morgen ist von existenzieller Bedeutung für uns alle. Deswegen muss eine breite gesellschaftliche Debatte geführt, müssen Ziel- und Interessenkonflikte, wie die so genannte „Tank-oder-Teller-Diskussion“ national wie international diskutiert und gelöst werden. Fest steht: Die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft war und ist es, die Menschen zu ernähren. Die Produktion von Nahrungsmitteln muss daher auch in Zukunft immer Vorrang haben vor der Produktion von Energiepflanzen. Das ist nicht verhandelbar. Und noch eines ist unstrittig: Ohne Nachhaltigkeit, ohne Umweltschutz und ohne regionalen Bezug wird es auch zukünftig nicht gehen. Der Plan der EU-Kommission, gezielt über die Agrarpolitik in der gesamten Gemeinschaft darauf hinzuwirken, ist daher richtig und unverzichtbar. Deutschland und die deutsche Landwirtschaft sind hier Schrittmacher und begrüßen die Absicht, das Prinzip der Nachhaltigkeit und dabei besonders des Umweltschutzes noch stärker in der europäischen Agrarpolitik zu verankern. 2014 beginnt die neue Finanzierungsperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik, schon jetzt müssen hierfür die richtigen Weichen gestellt werden. Es gilt aber auch national die Agrarwirtschaft zukunftsfest zu machen. Dazu bedarf es, neben tragfähigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auch einer effizienten und nachhaltigen Produktion. Diese muss die Wünsche und Bedürfnisse der Verbraucher aufgreifen. Das geschieht zum beiderseitigen Vorteil: Denn Landwirtschaft braucht Anerkennung für ihre vielfältigen gesellschaftlichen Leistungen, wenn sie weiterhin in der Mitte der Gesellschaft verankert bleiben will. Verbraucher brauchen Vertrauen in Sicherheit, Transparenz und Qualität unserer Lebensmittel. Es ist an der Zeit, sich dem Bild des Verbrauchers von Landwirtschaft anzunehmen. In manchen Köpfen hat sich ein - hauptsächlich durch die Werbung erzeugtes verklärtes Bild von „der guten alten Landwirtschaft“ festgesetzt. Demgegenüber tauchen immer wieder Schreckensbilder aus der Tierhaltung auf, die den Eindruck tierquälerischer Praktiken vermitteln wollen. Die Wahrheit ist eine andere: Es gibt nicht DIE gute oder DIE böse Landwirtschaft. Moderne Landwirtschaft heute ist weder so romantisch wie in der JoghurtWerbung, noch so unbarmherzig wie von Kritikern gerne dargestellt. Moderne Landwirtschaft heute ist sicherer, umwelt- und ressourcenschonender und tierfreundlicher als noch vor 20 Jahren, Prognose positiv. Und genau das wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher: 56 % - so eine aktuelle Allensbach-Studie - erklären, gute Ernährung spiele in ihrem Leben eine „sehr große“ Rolle, 86% achten beim Kauf auf möglichst frische Waren und für 52 % ist die regionale Herkunft ein wichtiges Kriterium. Auch beim Thema Tierschutz sind sich die Verbraucherinnen und Verbraucher einig: 79 % möchten, dass Nutztiere artgerecht gehalten werden. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Das gesellschaftliche Bild der Landwirtschaft ist positiv: 82 % sind der Meinung, Landwirtschaft sorgt für frische Lebensmittel aus der Umgebung, 66 % halten Landwirtschaft wichtig für die Erhaltung des ländlichen Raums und der Dorfgemeinschaft. Das heißt, die Menschen sehen die Landwirtschaft dort wo sie hingehört: in der Mitte der Gesellschaft. Aber auch das gehört zur Wahrheit: die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher an die Landwirtschaft sind hoch und stehen nicht selten in einem gebrochenen Verhältnis zu kostengünstigen und effizienten Produktionsmaßnahmen. Hier liegt die größte Herausforderung einer verbraucherorientierten Landwirtschaft: Es gilt Lebensmittel für eine stetig wachsende Bevölkerung zu produzieren, die sicher und qualitativ hochwertig, nachhaltig und ethisch vertretbar erzeugt wurden und zugleich bezahlbar sind. Das ist ein ambitioniertes Unterfangen. Aber es ist machbar. Wenn man nicht auf „SchwarzWeiß-Lösungen“ pocht, sondern Platz schafft für eine Vielfalt an Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Ich möchte aus dieser Vielfalt und mit dieser Vielfalt ein Zukunftskonzept für eine moderne in der Gesellschaft verwurzelte Landwirtschaft erarbeiten. Im Mittelpunkt muss eine bäuerliche Landwirtschaft stehen, geführt von Landwirten, die sich als Unternehmer verstehen und dem Wettbewerb stellen. Diese landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaften nachhaltig, ressourcenschonend und in der Fläche. Nicht der rein auf seine Rendite blickende Finanzinvestor soll das Bild auf den Äckern bestimmen, sondern der Landwirt, der sich seiner Heimat und seinem Eigentum verpflichtet fühlt. Und zwar im Schulterschluss mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Das war und ist unser Erfolgsrezept. Wir brauchen keine Agrarwende zurück ins vorherige Jahrhundert, sondern eine vorausschauende, verantwortungsvolle, verbraucherbezogene, aber auch wettbewerbsfähige Landwirtschaft. Nichts betrifft den Menschen so unmittelbar wie sein täglich Brot. Deswegen muss es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, die Zukunft der Landwirtschaft zu gestalten. Am 15. März hat mein Ministerium den Prozess für eine Charta für Landwirtschaft und Verbraucher gestartet. Dieser Prozess erhebt den Anspruch, auf eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Handlungsoptionen einer zukunftsorientierten Landwirtschafts- und Verbraucherpolitik. Deshalb bringen in den Workshops Wissenschaftler und Betroffene aus Wirtschaft und Verwaltung und Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen ihre Sicht vor. Ein Meinungsforum auf unserer Internetseite ermöglicht es jedem Besucher, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Am Ende stehen politische Schlussfolgerungen. Nicht übereinander reden, sondern miteinander, Landwirtschaft und Verbraucher im Dialog, das ist der Königsweg zu einer modernen Landwirtschaftspolitik. Nur so wird es uns möglich sein, die großen Herausforderungen zum Wohle aller Menschen zu bewältigen. DEUTSCHLAND/EU/WELT EKD-Agrarbeauftragter: Plädoyer gegen Klonfleisch HOHEBUCH. Fleisch und Milch von Nachkommen geklonter Tiere dürfen nach Überzeugung des Agrarbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens D i r s c h e r l , nicht in Europa vermarktet werden. Er appellierte vergangene Woche an die Europa-Parlamentarier, sich in den derzeit in Brüssel laufenden Verhandlungen über die Einführung von EU-Vorschriften für Klonfleisch gegen die Kommission sowie den Rat durchzusetzen. Dieser wolle im Interesse eines freien Welthandels insbesondere gegenüber den USA das Inverkehrbringen von Produkten der Nachkommen geklonter Tieren auf dem Binnenmarkt ermöglichen, und zwar selbst dann, wenn diese nicht gekennzeichnet seien. Auch wenn von wissenschaftlicher Seite die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Klon-Erzeugnissen attestiert werde, müssten aus tierethischer Sicht deutliche Grenzen gegen die „ungezügelte Kommerzialisierung der Tierproduktion“ gezogen werden, betonte der EKD-Agrarbeauftragte. Die Praxis zeige, dass eine erhebliche Zahl geklonter Tiere gesundheitlich schwer geschädigt und in ihrer Lebenserwartung begrenzt sei. Daneben komme es bei der Geburt von Klontieren häufig zu Komplikationen. Zwar zeigten sich bei den Nachkommen diese Probleme nicht mehr; gleichwohl stelle sich die Frage, warum Fleisch und Milch geklonter Tiere beziehungsweise derer Nachkommen vermarktet werden VIEH/FLEISCH sollten, unterstrich Dirscherl. Die Erzeugnisse seien auch mit konventionellen Zuchtmethoden zu produzieren. Die christliche Einsicht, dass Nutztieren eine eigene Würde zukomme, gerate vor einer „rein profitorientierten Kalkulation“ ins Abseits. Dirscherl forderte Wahlfreiheit für die Verbraucher und sprach sich dafür aus, dass Klon-Erzeugnisse bei einer möglichen europäischen Zulassung eindeutig gekennzeichnet werden müssten. AgE DEUTSCHLAND PUBLIKATIONEN KTBL-Schrift zur ökologischen Schweinehaltung DARMSTADT. „Ökologische Schweinehaltung - Zukunftsweisende Haltungsverfahren“ ist der Titel einer neuen Publikation des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), die einen schnellen Überblick gibt über die Gestaltung von Schweineställen, -buchten und -ausläufen entsprechend den EG-Öko-Verordnungen. Wie das KTBL vergangene Woche in einem Hinweis auf die insgesamt 196-seitige Schrift weiter mitteilte, werden Beispiele für die Gestaltung von Abferkelbuchten mit Fotos, Grundriss- und Querschnittszeichnungen ausführlich beschrieben. Daneben bietet die Publikation einen Überblick über Haltungsverfahren für die Mastschweinehaltung, die Ferkelaufzucht sowie den Deck- und Wartebereich. Haltungsgrundsätze und wichtige Baudetails werden laut KTBL ausführlich detailliert erläutert. Dabei geht es unter anderem um die Klimasteuerung und die Buchtenabtrennung, Türen, Tröge und Tränken, Möglichkeiten der Einstreu und der Entmistung sowie um den Komfort und die Beschäftigung der Tiere. Die Schrift kann direkt beim Kuratorium bestellt werden. (www.ktbl.de) AgE DEUTSCHLAND/EU Schweinehalter leiden unter niedrigen Preisen und der Tierschutzdebatte Praktikable Alternative zur Ferkelkastration gefordert - Lösung darf keinen Konsumverzicht zur Folge haben - Die steigende Zahl an Schweineschlachtungen erhöht die Exportabhängigkeit Deutschlands - Weiterhin zu niedrige Preise für Schlachttiere - Zwang zur Gruppenhaltung tragender Sauen gefährdet die Existenz vieler Betriebe Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaften im VdAW EHINGEN. Ferkelerzeuger und Schweinemäster in Deutschland leiden derzeit unter niedrigen Preisen und der Tierschutz-Debatte und stehen darüber hinaus der für viele Betriebe schwierigen Aufgabe gegenüber, bis 2013 die Gruppenhaltung tragender Sauen einrichten zu müssen. Das ist das Fazit der Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaften im Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW), die Mitte des Monats in Ehingen stattfand. Der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaften für Ferkel und Schlachtvieh Oberschwaben, Peter H u b e r , beurteilte die Diskussion über die Ferkelkastration und die angestrebte Lösung der Ebermast als kritisch. Der Verzicht auf die Kastration berge für das Fleisch ein erhöhtes Geruchsrisiko, das zunächst sicher ausgeschaltet werden müsse. Die Einführung von Kastrations-Alternativen dürfe keinen Konsumverzicht zur Folge habe oder den Markt spalten, erklärte Huber und forderte die Entwicklung praktikabler Lösungen. Laut Daniel W e e b e r , VdAW-Fachreferent für Vieh und Fleisch, befindet sich Deutschland auf dem Weg hin zu einem Billigland für Schlachtungen. Während im Jahr 2009 noch 56 Millionen Schweine geschlachtet worden seien, habe man ein Jahr später bereits 59 Millionen gezählt. Mit diesem Plus und einem gleichzeitig rückläufigen Konsum verstärke sich die Exportabhängigkeit Deutschlands, erläuterte Weeber. Ferner steige dadurch auch die VIEH/FLEISCH Mastkapazität in Süddeutschland, während die dortige Sauenhaltung seit 2003 um insgesamt 20 % gesunken sei. Der Vermarkter Helmut G a i ß m a i e r beklagte die geringen Erlöse für Schlachtschweine. Einblicke ins Gutfleisch-Programm Zwar hat sich der Preis Gaißmaier zufolge nach dem Dioxinskandal rasch wieder erholt; das gegenwärtige Preisniveau von 1,44 Euro pro kg sei aber weiterhin zu niedrig. Wegen der hohen Futterkosten wäre ein Preis von mindestens 1,70 Euro je kg notwendig, um kostendeckend produzieren zu können. Wie der Vermarkter berichtete, verringert sich die Zahl der Schlachtunternehmen stetig. Allein die größten Schlachtbetriebe Deutschlands deckten mehr als die Hälfte der gesamten Produktion ab. Das führe zu einer immer stärkeren Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen. Nach Einschätzung Weebers wird sich für Schweinehalter insbesondere das Jahr 2013 schwierig gestalten, weil die geforderten Umbauten hin zur Gruppenhaltung tragender Sauen vor allem für kleinere Betriebe oftmals unrentabel seien. Daher sei von einer „gravierend“ hohen Zahl an Betriebsaufgaben auszugehen. Als positiv beurteilte Weeber, dass immer mehr Schlachthöfe das sogenannte 4D-Prinzip - geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt in Deutschland - forderten, um damit dem Wunsch der Verbraucher nach regionalen Produkten nachzukommen. DiplomAgraringenieurin Inken B u b e c k gewährte Einblicke in das Gutfleisch-Programm der Edeka Südwest. Das im Jahr 2003 auch für Schweinefleisch eingeführte Programm umfasst Kriterien wie eine begrenzte Transportzeit der Schlachttiere, Tierschutzaudits und eine gezielte Auswahl der Eber. AgE ÖSTERREICH Schweinebauern befürchten totales Kastenstandverbot in der Sauenhaltung Das Wiener Gesundheitsministeriums hat einen Änderungsentwurf zur Tierhaltungsverordnung vorgelegt - Gefordert werden darin Abferkelbuchten von mindestens 5,5 qm Fläche und eine Verpflichtung zur Gruppenhaltung nach dem Decken - Die Schweinehalter geben hohe Umbaukosten und Erdrückungsverluste bei Ferkeln zu bedenken Grillitsch plädiert für eine praxistaugliche Weiterentwicklung des Tierschutzes WIEN. Ein Entwurf des Wiener Gesundheitsministeriums zur Tierhaltungsverordnung, der ein Verbot der Kastenstandhaltung von Zuchtsauen während der Geburt und in der Säugezeit vorsieht und die Haltung von Muttersauen über die EU-Standards hinaus verschärfen will, bringt Österreichs Schweinebauern derzeit massiv auf die Barrikaden. Bei einer eigens zu diesem Thema einberufenen Versammlung des Verbandes Österreichischer Schweinezüchter (VÖS) am vergangenen Mittwoch in Wieselburg wurde der Vorstand von rund 1 200 Schweinehaltern bevollmächtigt, wenn nötig auch „härtere Protestmaßnahmen“ gegen die geplante Gesetzesverordnung zu ergreifen. Begonnen hatte die Diskussion bereits vor zwei Jahren, als eine Wienerin eine Beschwerde an den SPÖ-Volksanwalt Dr. Peter K o s t e l k a richtete, in der sie kritisierte, dass der Kastenstand von Sauen systematisch Tierleid verursache. Anfang Januar 2011 thematisierte Kostelka in einer Fernsehsendung die Problematik und berichtete öffentlichkeitswirksam, dass Zuchtsauen in Österreich „in Käfigen“ - den sogenannten Kastenständen - gehalten werden dürften, und das über mehrere Monate pro Jahr. Da jedoch die gängige Praxis, Muttersauen in Abferkelbuchten zu fixieren, dem Bundestierschutzgesetz widerspreche, müsse die Tierhaltungsverordnung zugunsten der eingesperrten Schweine geändert werden. Daraufhin wurde im Gesundheitsministerium, das für Fragen des Tierschutzes zuständig ist, eine Missstandsanzeige eingebracht. Gesundheitsminister Alois S t ö g e r reagierte prompt mit einem Entwurf zur Abänderung der Tierhaltungsverordnung. Zwar verweigert das Landwirtschaftsministerium diesem SCHWEINE Vorschlag bisher die nötige Zustimmung, doch die Volksanwaltschaft könnte in dieser Angelegenheit nun den Verfassungsgerichtshof anrufen und - laut Juristenmeinung - damit auch Recht bekommen. Verheerende Auswirkungen zu befürchten Den Schweinebauern stößt sauer auf, dass Stöger bislang noch kein einziges Gespräch mit Vertretern der Schweinebranche gesucht hat. Auf der Versammlung in Wieselburg machten Redner deutlich, dass die Auswirkungen für die gesamte Schweinebranche verheerend sein könnten. Dem geplanten Verbot der Kastenstandhaltung wurde auch mit Zahlen aus der Praxis begegnet. So hätten etwa Versuche des Schweinezentrums Gießhübl bei Amstetten eine Steigerung der Todesfälle durch Erdrücken bei Ferkeln von 1,2 bis 1,4 Tieren pro Wurf aufgezeigt; im Kastenstand seien es hingegen 0,6 bis ein Ferkel je Wurf. In einem Änderungsentwurf fordert das Gesundheitsministerium Abferkelbuchten von mindestens 5,5 qm Fläche sowie die Verpflichtung zur Gruppenhaltung nach dem Decken. Das würde den Totalumbau vieler Ställe nach sich ziehen. Zudem befürchten die Schweinebauern durch den Stress der Gruppenhaltung im Deckzentrum eine geringere Erfolgsquote und mehr Umrauscher. Allein durch die höheren Erdrückungsverluste oder den vermehrten Platzbedarf bei der freien Abferkelung würde ein 100-Sauen-Betrieb bis zu 17 000 Euro jährlich an Gewinn verlieren. Berechnungen der steirischen Erzeugergemeinschaft Styriabrid, in die auch notwendige Umbauarbeiten einbezogen wurden, kommen auf 20 Euro bis 25 Euro Mehrkosten pro Ferkel beziehungsweise rund 45 000 Euro pro Betrieb. „Bei den derzeit aktuellen Preisen darf kein Schweinehalter in das vom Gesundheitsressort vorgeschlagene System investieren“, empfahl Konrad B l a a s vom Landwirtschaftsministerium. Kein praxistaugliches Alternativsystem Ähnlich schätzt VÖS-Obmann Walter L e d e r h i l g e r die Situation ein. Nach seiner Ansicht sind die zu erwartenden hohe Kosten für eine Abkehr vom Kastensystem am Markt von den Mästern kaum zu erwirtschaften. Aufgrund der überzogenen Tierschutzmaßnahmen würde die Eigenproduktion von Ferkeln um rund die Hälfte absinken. Besonders aufgebracht sind die VÖS-Mitglieder über die Tatsache, dass das aktuell gültige Gesetz erst 2005 von allen vier damaligen Parlamentsparteien unter Kostelka - damals noch SPÖ-Klubobmann im Parlament - abgesegnet wurde. Seither habe die Hälfte aller Schweinezüchter ihre Stallungen nach den bisherigen Erfordernissen der Gruppenhaltung umgebaut und dafür etwa 200 Millionen Euro investiert, monierte Lederhilger. Wenn nun diese Ställe noch vor Ende der kalkulierten Abschreibungszeit nicht mehr rechtens seien, könne das von den Betrieben finanziell nicht verkraftet werden. Zudem gebe es für die VÖS vorerst auch kein praxistaugliches Alternativsystem zur Kastenstandhaltung von Muttersauen, stellte der Verbandschef klar. Selbst das gerne als Vorbild herangezogene „Schweizer Modell“ - in der Eidgenossenschaft sind Kastenstände seit 1997 verboten - funktioniere nur, weil die Schweiz ihren Markt für Schweinefleisch abschotte und den Landwirten Ausgleichszahlungen für tierschutzbedingte Einbußen zahle. Wo bleibt die Risikofolgenabschätzung? Betont kämpferisch zeigte sich der Präsident des Österreichischen Bauernbundes (ÖBB), Fritz G r i l l i t s c h , vor den Schweinehaltern. Er forderte Gesundheitsminister Stöger auf, beim Tierschutzgesetz wieder zurück an den Start zu gehen. Die heimischen Schweinebauern brauchten eine praxistaugliche Weiterentwicklung des Tierschutzes und keine ruinösen Auflagen, die Österreich im Alleingang umsetze. Nach Ansicht von Grillitsch sind die Übergangsfristen im Änderungsentwurf viel zu kurz gewählt. Moderne Ställe hätten eine Abschreibungsdauer von rund 15 Jahren. Wer jetzt Investitionen verlange, erhöhe nicht den Tierschutz, sondern bedrohe 31 000 österreichische Schweinebauern und die Arbeitsplätze der Branche. Einmal mehr wies der ÖBB-Präsident auf die hohen Tierschutzstandards hin, die in Österreich bereits gelten. Schon heute seien 70 % aller Sauenplätze nach den modernsten Standards und absolut EU-gesetzeskonform eingerichtet. Zudem sei hinlänglich bekannt und bewiesen, dass pro Jahr 500 000 Ferkel vor dem Erdrücken durch die Muttersau bewahrt würden, wenn das Tier nach dem Wurf vorübergehend in einem Ferkelschutzkorb gehalten werde. Offenbar sei Stöger einseitig von Tierschützern aufgestachelt worden, ohne eine Risikofolgenabschätzung für die heimische Landwirtschaft angestellt zu haben. Richtige Diskussion zum falschen Zeitpunkt Der Diskussion mit den aufgebrachten Schweinebauern in Wieselburg stellte sich auch Josef T r o x l e r vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Mit einer kritischen Expertise und seinem Auftritt in der von Kostelka genutzten Fernsehsendung hatte er aus Sicht vieler Landwirte besonders viel Öl ins Feuer gegossen; vereinzelt wurden auf der Versammlung Vorwürfe laut, der Tierschutz-Professor sei der wahre Treiber hinter den strengeren Haltungsbedingungen im Schweinestall. Troxler ließ sich allerdings davon nicht beirren: „Es ist eine Tatsache, dass die Haltung in Kastenständen als nicht tiergerecht bezeichnet werden muss“, so sein Standpunkt. Allerdings räumte Troxler ein, dass der Zeitpunkt der Diskussion schlecht gewählt sei, weil die Branche generell unter Druck stehe und viele Betriebe gerade erst in neue Stallneu- und -umbauten investiert hätten. VÖS-Obmann Lederhilger drängt indes auf eine rasches Ende der Diskussion: „Wir wollen bald Klarheit darüber, ob es eine Perspektive in der Ferkelproduktion gibt.“ AgE FRANKREICH AGRARPOLITIK Geflügelwirtschaft sieht Vertragspolitik gefährdet PARIS. Angesichts der enormen Probleme, die deutlich gestiegenen Rohstoffkosten auf die Abnahmepreise des Handels abzuwälzen, sei die gesamte Vertragspolitik der Geflügelbranche in Kürze gefährdet. Davor hat Michel P r u g u e gewarnt, der seit der ersten Februarwoche den Dachverband der französischen Geflügelwirtschaft (CFA) leitet. Er bedauerte, dass es den Geflügelverarbeitern lediglich gelungen sei, zwischen 8 % und 10 % der höheren Rohstoffpreise bei Futtermitteln durchzureichen. Weitere 7 % seien jedoch unerlässlich, da die Verarbeiter andernfalls ihre Verträge mit den Geflügelhaltern nicht erfüllen könnten, warnte Prugue. Der CFA habe sich das Ziel gesetzt, bei einer Preisindexierung eine Vorreiterrolle zu spielen und appelliere deshalb an die Branche, entsprechende Fortschritte zu erzielen. AgE EU/DEUTSCHLAND VERBRAUCHERSCHUTZ Salmonellenbefall von Geflügel weiter rückläufig Anzahl der infizierten Bestände von 2008 auf 2009 gesunken - Mehrzahl der Mitgliedstaaten erreicht Reduktionsziele - Deutschland kann Vorgaben für Masthähnchen, aber nicht für Legehennen einhalten - Rückgang der Salmonelleninfektionen beim Menschen wird mit den verstärkten Anstrengungen in der Tierhaltung begründet - Dalli: Großer Erfolg - Weitere Erreger unter anderem Campylobacter und Listerien - Bericht von EFSA und ECDC PARMA. Die Bekämpfung von Salmonellen in Legehennenbeständen schreitet voran: Von 2008 auf 2009 nahm die Anzahl der mit dem Krankheitserreger infizierten Bestände über die EU hinweg weiter ab. Das geht aus dem jüngsten Jahresbericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) über Zoonosen und lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche hervor. Der EFSA und dem ECDC zufolge konnten 17 beziehungsweise 18 EU-Mitgliedstaaten ihre Ziele zur Verringerung der Salmonellenverbreitung in Geflügel, Eiern und Hühnerfleisch erreichen. Deutschland schaffte die Einhaltung der Vorgabe für Hähnchenfleisch, aber nicht für Legehennen. Im Bundesmittel wurde eine Durchseuchung der Legehennen mit S. Enteriditis oder S. Typhimurium von 4,8 % registriert; die Vorgabe lautete 2,4 %. Für Masthähnchen wurde der Zielwert von 1,9 % für fünf Salmonellentypen um einen vollen Prozentpunkt unterschritten. Weniger Fälle beim Menschen Im EU-Durchschnitt sank der Anteil der Legehennenbestände, die mit den zu reduzierenden Salmonella-Arten infiziert sind, von 2008 auf 2009 um 0,3 Prozentpunkte auf 3,2 %, der entsprechende Anteil der Masthähnchenbestände um 0,1 Prozentpunkte auf 1,2 %. Ein gleichzeitig beobachteter Rückgang der Salmonellenerkrankungen bei Menschen um europaweit 17 % auf knapp 109 000 Fälle wird von EFSA hauptsächlich auf diese Entwicklung zurückgeführt. Die Behörde bezeichnete die Abnahme der Infektionen als großen Erfolg und als Beweis für die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen. Auch EUGesundheitskommissar John D a l l i begrüßte die neuen Zahlen. „Die EU hat große Fortschritte bei der Bekämpfung von Salmonellen erzielt“, so Dalli vergangene Woche in Brüssel. Die europäischen Verbraucher müssten darauf vertrauen können, dass die Bekämpfung der Erreger unvermindert fortgesetzt werde. Trotzdem bleiben SalmonellaBakterien eine der häufigsten Ursachen von lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen. Sie wurden besonders oft in Hühner-, Puten- und Schweinefleisch nachgewiesen. Anstieg der Listerieninfektionen Noch mehr lebensmittelbedingte Erkrankungen ließen sich laut EFSA nur auf den Erreger Campylobacter zurückführen. Im vorvergangenen Jahr wurde gegenüber 2008 ein Anstieg der Fälle um 4 % auf gut 198 000 Fälle verzeichnet. Bei Nahrungsmitteln wurden Campylobacter-Bakterien, die Durchfall und Fieber verursachen können, hauptsächlich in rohem Geflügelfleisch nachgewiesen. Bei lebenden Tieren fand man die Bakterien in Geflügel, Schweinen und Rindern. Die ungleich gefährlicheren Listerieninfektionen nahmen um 19 % auf rund 1 650 bestätigte Fälle zu. Diese Erkrankung führt in gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie älteren Menschen relativ häufig zum Tode: Nach EFSASchätzungen starben 2009 in der EU etwa 270 Menschen an Listeriose. Das Bakterium wurde in verschiedenen verzehrfertigen Lebensmitteln nachgewiesen, beispielsweise in Räucherfisch, hitzebehandelten Fleischerzeugnissen und Käse. Der Bericht berücksichtigt insgesamt 14 Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, darunter auch QFieber, Brucellose, Rindertuberkulose, Tollwut und die beiden parasitären Zoonosen Trichinellose und Echinokokkose. (www.efsa.europa.eu/) AgE EU/DEUTSCHLAND Mehr Förderung für Eiweißpflanzen verlangt Produktion von Körnerleguminosen in der EU-15 auf 3,3 Millionen Tonnen gesunken UFOP für mehr Anstrengungen in der Züchtung - Politische Maßnahmen haben sich als unzureichend erwiesen - Für marktorientierte Anreizwirkung - Europaparlament hat Unterstützung für Proteinpflanzen im Rahmen der EU-Agrarreform angemahnt BERLIN. Angesichts des rückläufigen Anbaus von Körnerleguminosen auf nur noch rund 100 000 ha in Deutschland sieht die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) dringenden Handlungsbedarf in der Züchtungsforschung. In einem am Montag FUTTERMITTEL vergangener Woche vorgelegten Forderungskatalog verlangt die UFOP neben der Förderung der Pflanzenzüchtung auch Unterstützung für den Praxisanbau von Eiweißpflanzen sowie für die Vermarktung, Verarbeitung und die Verwendung in der Fütterung. Die landwirtschaftliche Praxis werde den besonderen Stellenwert von Körnerleguminosen im Anbau und in der Verwertung stärker beachten, wenn eine marktorientierte, ökonomische Anreizwirkung eingeführt werde. Als Voraussetzung für eine erhöhte Attraktivität des Anbaus von Körnerleguminosen werden finanzielle Anreize gesehen. Die Anregungen der UFOP reihen sich ein in politische Forderungen des Europaparlaments von Anfang dieses Monats. Die Abgeordneten hatten die EU-Kommission dazu ermuntert, Festlegungen für Eiweißpflanzen im Rahmen von Fruchtfolgevorschriften zu treffen und dies mit Krankheitsschutz auf dem Acker, einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Praxis und neuen Herausforderungen wie Ernährungssicherung und Klimawandel begründet. Die UFOP betont ihrerseits, die EUEiweißpflanzenprämie der Ersten Säule in Höhe von 55,57 Euro/ha habe in der Vergangenheit bei weitem nicht ausgereicht, um den negativen Trend beim Anbau von Körnerleguminosen aufzuhalten. Frankreich und Spanien vorn Die Agrarumweltprogramme der Zweiten Säule stellten zwar für Eiweißpflanzen in Deutschland einen Anreiz dar, würden jedoch nur von wenigen Bundesländern angeboten, so dass dieses Instrument bislang nicht ausreichend wirke, kritisierte die UFOP mit Blick auf die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK). Die Vorteile der stickstoffbindenden, eiweißreichen Blattfrüchte sollten für eine Optimierung der Pflanzenproduktion stärker genutzt werden. Laut Schätzungen der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) wurden Körnerleguminosen im vergangenen Jahr nur noch auf 1,14 Mio ha in den „alten“ EUMitgliedstaaten (EU-15) angebaut. Dabei leisteten Frankreich und Spanien, wo allein Futtererbsen auf 238 000 ha beziehungsweise 200 000 ha angebaut wurden, den mit Abstand größten Beitrag. Die Gesamtproduktion der EU-15 an Eiweißpflanzen belief sich auf etwa 3,3 Mio t an Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen, davon 1,9 Mio t Futtererbsen und 1,37 Mio t Ackerbohnen. Damit konnte nur ein Bruchteil des EU-Bedarfs an Futtereiweiß gedeckt werden. Zum Vergleich: Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet für die Europäische Union insgesamt im aktuellen Wirtschaftsjahr 2010/11 mit Sojabohnenimporten im Umfang von 14,0 Mio t (AGRA-EUROPE 11/11, MARKT + MEINUNG 1). Hinzu kommen prognostizierte Einfuhren von Sojaschrot von mehr als 20 Mio t. Der hohe Importbedarf für die Fütterung der Schweine und Hühner in der Europäischen Union entspricht nach Einschätzung von Agrarexperten einer Flächeninanspruchnahme von rund 20 Mio ha in Übersee. Vorteile längerer Fruchtfolgen Verfechter einer stärkeren Förderung des Eiweißpflanzenanbaus wie die UFOP und das Europäische Parlament erhoffen sich eine Minderung der Importabhängigkeit in der Proteinversorgung. Auch wird eine Auffächerung des Spektrums an Feldfrüchten als Argument vorgebracht. Resistenzen gegenüber Pflanzenschutzmittelwirkstoffen soll durch eine erweiterte Fruchtfolge vorgebeugt werden. Man erwartet zudem einen geringeren Bedarf an mineralischem Stickstoffdünger im Ackerbau. Es dürfe auch nicht übersehen werden, so die Position der UFOP, dass ein weiterer Rückgang der Anbauflächen von Körnerleguminosen mit einem zunehmenden Einsatz von Nachbausaatgut einhergehen werde. Dies werde zwangsläufig zur Abnahme der Intensität in der züchterischen Bearbeitung dieser Kulturpflanzen führen. Hohe Bedeutung im Ökolandbau Die UFOP warnt vor Konsequenzen für den ökologischen Landbau, der auf die biologische Stickstofffixierung der Leguminosen dringend angewiesen sei. Ausschließlich für den ökologischen Landbau werde die Züchtung von Körnerleguminosen in Deutschland nicht kostendeckend möglich sein. Zurzeit existierten hierzulande nur noch je ein einziges Züchtungsprogramm für Erbse, Ackerbohne und Süßlupine - alle anderen Programme seien bereits aufgegeben worden. Den noch bestehenden Züchtungsprogrammen drohe das gleiche Schicksal, da sich die dauerhafte Unterschreitung einer „kritischen Masse“ im Anbau andeute. Da Züchtungsprogramme sehr langfristig angelegt seien und ein Ausstieg nicht kurzfristig revidiert werden könne, gehe entsprechendes Know-how und Innovationspotential unwiederbringlich verloren, warnte die UFOP. AgE Anbau von Körnerleguminosen in der EU-15 (2010/11) Fläche in 1000 ha Ertrag in t/ha Produktion in 1000 t Erbsen Bohnen Lupinen Erbsen Bohnen Lupinen Erbsen Bohnen Lupinen 2,0 2,0 59,0 4,2 200,5 238,3 1,0 10,0 1,4 13,0 2,4 6,2 1,0 17,0 7,7 27,7 147,8 2,4 50,0 1,3 2,2 0,0 9,5 0,3 24,1 0,3 6,2 6,4 2,0 - 6,0 6,0 3,0 1,4 1,3 4,5 3,0 3,0 4,2 2,3 1,2 - 5,0 3,3 1,8 1,5 3,4 6,0 1,5 3,5 2,4 0,0 2,1 3,0 1,1 2,0 0,7 2,5 0,5 - 12,0 12,0 177,0 5,8 252,5 1 064,0 3,0 30,0 5,9 29,8 1,0 5,0 56,0 13,5 40,8 503,8 14,3 75,0 4,6 5,3 0,0 20,0 0,9 27,1 0,6 4,2 16,1 1,0 - Schweden 46,8 - - 2,6 - - 120,0 Großbritannie n EU-15 50,0 192,0 5,0 4,0 3,3 - 198,0 634,0 - 635,7 459,1 45,1 3,0 3,0 1,1 1 904,0 1 368,8 49,3 Belgien Dänemark Deutschland Griechenland Spanien Frankreich Irland Italien Niederlande Österreich Portugal Finnland - AgE 12-2011 DEUTSCHLAND Bundeslandwirtschaftsministerium nimmt Charta auf die eigene Kappe Am Ende soll kein Kompromisspapier der beteiligten Verbände und Institutionen stehen Ministerium will eigene Schlussfolgerungen ziehen - Charta für Landwirtschaft und Verbraucher soll Leitliniencharakter haben - Bauernverband sieht Befürchtungen beim Auftaktworkshop nicht bestätigt BERLIN. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wird die Beiträge in dem von ihm initiierten Diskussionsprozess über die künftige Ausrichtung der Agrar- und Verbraucherpolitik nicht unmittelbar in die vorgesehene „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“ einfließen lassen. „Wir streben kein Kompromisspapier der beteiligten Verbände und Institutionen an“, AGRARPOLITIK hieß es nach der Auftaktveranstaltung zum Thema „Umwelt“ am Dienstag vergangener Woche im Agrarressort. Stattdessen behält sich das Ministerium vor, die Ergebnisse nach seinen Maßstäben zu bewerten und eigene Schlussfolgerungen aus den Debatten zu ziehen. Die daraus resultierende Charta werde den Charakter von Leitlinien haben, die Hinweise auf die Anforderungen an eine moderne Landwirtschaft geben werde. Gleichzeitig gehe es darum, daraus resultierende Konfliktfelder zu identifizieren und Lösungswege aufzuzeigen. Ob im Ergebnis gesetzgeberische Konsequenzen gezogen würden, beispielsweise im Hinblick auf eine Novelle des Landwirtschaftsgesetzes, bleibe abzuwarten. Ausdrücklich betont das Ministerium die rechtliche Unverbindlichkeit der Charta. In deren Erarbeitung würden auch die Koalitionsfraktionen sowie die Länder einbezogen. Unterdessen zog der Deutsche Bauernverband (DBV) ein positives Fazit des ersten Workshops. DBV-Generalsekretär Dr. Helmut B o r n sprach von einem „sehr offenen und transparenten Diskurs“, dem sich die Landwirtschaft auch in Zukunft nicht verweigern werde. Befürchtungen, dass die Belange der Landwirtschaft nicht hinreichend Gehör fänden, hätten sich zumindest beim Auftakt nicht bestätigt, so Born. Kritik kommt inzwischen vor allem aus den Reihen der Koalitionsfraktionen. Grummeln in der Koalition Der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses, Hans-Michael G o l d m a n n , äußerte grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Charta-Prozesses. „Mir erschließt sich nicht, wie eine breite Diskussion ohne inhaltliche Vorgaben der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien politisch brauchbare Resultate bringen soll“, gab der FDP-Politiker zu bedenken. Seiner Einschätzung nach wird die Initiative im Ergebnis zu „einigem Verdruss“ führen, „wenn Beteiligte erkennen, dass ihre Positionen zwar gehört, aber nicht berücksichtigt wurden“. Deutliche Kritik übte Goldmann an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r , der er eine unzureichende Einbindung der zuständigen Arbeitsgruppen in der FDP, aber auch der Union vorwarf. Dabei sei die Charta „nur ein Beispiel“. Ähnliche Töne gibt es zumindest hinter vorgehaltener Hand auch in den Reihen der Unionsfraktion. Goldmann hat dennoch am ersten Workshop teilgenommen und will dies auch bei den folgenden Veranstaltungen tun. Dabei gehe es ihm auch darum, „dass kein allzu schiefes Bild von moderner Landwirtschaft gezeichnet wird“. Insgesamt lag die Teilnehmerzahl am Umwelt-Workshop bei rund 60 Vertretern von Verbänden und Organisationen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft. Zudem ist bislang eine Vielzahl von Internetbeiträgen im Bundeslandwirtschaftsministerium eingegangen, von denen allerdings nur eine kleine Auswahl veröffentlicht wird. AgE DEUTSCHLAND Holzenkamp: Landwirtschaft nicht unter Generalverdacht stellen CDU/CSU-Agrarsprecher mahnt ausgewogene und unvoreingenommene Charta-Diskussion an - Große und gewerbliche Tierhaltung nicht in Frage stellen - Verbote gehen zu Lasten der Beschäftigung in ländlichen Räumen - Klausurtagung der Unions-Arbeitgruppe TREIS-KARDEN . Die Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion stellt sich hinter den von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r eingeleiteten Prozess zur Erarbeitung einer Charta für Landwirtschaft und Verbraucher, will aber einseitige Kritik vor allem an der landwirtschaftlichen Tierhaltung nicht zulassen. „Wir mahnen eine offene, ausgewogene und unvoreingenommene Diskussionsführung an“, erklärte Arbeitsgruppenvorsitzender FranzJosef H o l z e n k a m p anlässlich einer Klausurtagung Anfang letzter Woche im rheinlandpfälzischen Treis-Karden. Die Union lehne es ab, die Landwirtschaft unter Generalverdacht AGRARPOLITIK zu stellen. Der CDU-Politiker erinnerte daran, dass die Diskussion einzelner Vorgänge „allzu oft dazu genutzt wird, die gewerbliche Tierhaltung und die Tierhaltung in bestimmten Größenordnungen generell in Frage zu stellen“. Dagegen wehre man sich. Holzenkamp: „Wir brauchen den Vergleich nicht zu scheuen.“ Deutschland habe eines der strengsten Tierschutzgesetze der Welt. Der Agrarsprecher der Union räumte zugleich ein, dass die Konzentration der Tierhaltung in bestimmten Regionen Deutschlands eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst habe, „der wir uns stellen müssen“. Für die CDU/CSU stehe allerdings fest, „die Landwirtschaft - und dazu gehören auch gewerbliche Tierhaltungsbetriebe - ist nicht der Gegner des ländlichen Raumes“. Sie sei vielmehr eine tragende Säule der Beschäftigung in den Mittelzentren und Dörfern. „Wer Entwicklungsmöglichkeiten durch Verbote einschränkt, gefährdet Arbeitsplätze, nicht nur auf den Betrieben, sondern auch im vor- und nachgelagerten Bereich“, warnte Holzenkamp. Bekenntnis zum Export „Ziel der Unionsfraktion bleibt es, dass sich unsere Betriebe erfolgreich am Markt behaupten können, und zwar unabhängig von Unternehmensform oder Bewirtschaftungsverfahren“, betonte der Arbeitsgruppenvorsitzende. Im Gegensatz zur Opposition sei die CDU/CSU „stolz auf die Leistung unserer Land- und Ernährungswirtschaft, besonders im Export“. Die Betriebe benötigten verlässliche Rahmenbedingungen und keine populistischen Parolen wie seinerzeit im Milchbereich. Holzenkamp: „Wir müssen unsere Betriebe fit machen für die neuen Herausforderungen wie die Sicherung der Welternährung.“ Dies gelte auch für die laufenden Gespräche zur Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2013. Erforderlich sei eine weitere Entbürokratisierung der Cross-Compliance-Auflagen, anstatt die Direktzahlungen an weitere Anforderungen zu knüpfen. Gleichzeitig müsse der Bevölkerung erklärt werden, wozu die Mittel der GAP auch zukünftig benötigt würden. „Die sichere Versorgung mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln und die Sicherung eines angemessenen Einkommens für die Landwirte sind keine Aufgaben aus vergangenen Zeiten, sondern zentraler Auftrag für eine zukünftige Agrarpolitik“, so der Abgeordnete. Die Union wolle den Weg der früheren Reformen fortsetzen und das Modell der multifunktionalen Landwirtschaft weiter im EU-Haushalt absichern. Mündiger Verbraucher als Leitbild Im Verbraucherschutz setzt die Union nach den Worten Holzenkamps auf den mündigen Verbraucher. Dieses Leitbild stehe im Vordergrund, während die Opposition den Menschen Entscheidungen abnehmen und sie bevormunden wolle. Im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit sprach sich Holzenkamp für eine Verbesserung der Kennzeichnung aus. Gleichzeitig gehe es darum, Täuschungen zu verhindern und die Aufklärung voranzutreiben. „Nur mit Transparenz und einem intensiven öffentlichen Dialog auf der Basis wissenschaftlicher Bewertung können wir eine Qualitätssteigerung bei der Lebensmittelkennzeichnung erreichen“, erklärte der CDU-Politiker. AgE DEUTSCHLAND Vorhaben zur Geschlechtsdiagnose am unbebrüteten Ei Forschungsteam an der Universität Leipzig untersucht Einsatzmöglichkeiten optischer und schwingungsspektroskopischer Analysemethoden - Ziel ist die Vermarktung aller produzierten Eier - Bislang können die Wissenschaftler das Geschlecht ab dem achten Bebrütungstag bestimmen - Praxistaugliche Verfahren gibt es bisher keine - Daher werden in Deutschland pro Jahr 40 Millionen männliche Küken getötet FORSCHUNG LEIPZIG. Die Geschlechtsdiagnose am unbebrüteten, dann noch verwertbaren Ei ist das Forschungsziel eines Teams aus Wissenschaftlern der Universität Leipzig und interdisziplinärer Verbundpartner. Wie die Hochschule in der vergangenen Woche weiter mitteilte, sollen die Einsatzmöglichkeiten optischer und schwingungsspektroskopischer Analysemethoden zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung untersucht werden. Für die derzeit von den Forschern präferierten spektroskopischen Verfahren diene ein mittels Laser in der Eischale erzeugtes Loch als Zugang für die weitere, lichtgestützte Analyse. Allerdings seien die Schlüpfraten aus beprobten Eiern bislang nur im kleinen Rahmen getestet worden. "Wichtig ist nun, auch die Auswirkungen der einzelnen Untersuchungsschritte auf den Brutverlauf und -erfolg, auf die postnatale Entwicklung der Küken sowie die Tiergesundheit und Legeleistung der Hennen genau zu analysieren“, erklärte Maria-Elisabeth K r a u t w a l d - J u n g h a n n s , Professorin an der Universität Leipzig und Koordinatorin des Forschungsprojekts. In dessen Rahmen sei es bisher gelungen, das Geschlecht ab dem achten Bebrütungstag mittels endokrinologischer Methoden sicher zu bestimmen. Praxistaugliche Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei, die dieses möglichst unbeschädigt ließen, gebe es bis heute aber keine. Weniger Legehennen benötigt Nach Angaben der Wissenschaftlerin werden deshalb bei der Zucht von Legehennen allein in Deutschland pro Jahr mehr als 40 Millionen gerade geschlüpfte, männliche Küken getötet. "Das ist sowohl aus Sicht des Tierschutzes als auch für die Industrie ein Problem mit gesellschaftspolitischer Tragweite", betonte Krautwald-Junghanns. Für sie selbst stehe die ethnische Komponente im Vordergrund; schließlich gehe es um lebende Tiere. Die Unterstützung von wirtschaftlicher Seite sei dennoch entscheidend, denn viele Projekte seien immer dann gestorben, wenn ökonomische Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Mit den angestrebten Methoden könnten im Idealfall auch unbebrütete Eier, aus denen einmal Hähnchen schlüpfen würden, dem Markt noch zugeführt werden. Das würde nicht zuletzt auch dazu beitragen, die Zahl der für die Versorgung der Bevölkerung mit Eiern und Eiprodukten benötigten Legehennen wieder zu verringern. Das Projekt "Möglichkeiten der In Ovo-Geschlechtsbestimmung beim Haushuhn als Alternative zur routinemäßigen Tötung männlicher Eintagsküken aus Legehennenlinien", das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für drei Jahre mit einer Fördersumme von rund 1 Mio Euro finanziert wird, endet im kommenden Juni. In einem neuen Antrag soll danach die Verlässlichkeit der neu entwickelten Methoden abgesichert werden. AgE DEUTSCHLAND Nach Dioxinkrise das Vertrauen der Verbraucher wieder herstellen Deutscher Raiffeisenverband will in seinen Futtermittelgenossenschaften Allianzen schmieden und Synergien nutzen - Die Branche muss sich grundsätzlich auf noch stringentere Rahmenbedingungen einstellen - Das Vertrauen in die bestehenden Qualitätsmanagementsysteme nachhaltig stärken - Kontroll- und Prüfsysteme zwischen Vorlieferanten und der nachgelagerten Stufe synchronisieren - DRV-Fachtagung Futterwirtschaft MÜNSTER. Nach der Dioxinkrise zu Anfang dieses Jahres ist es für die genossenschaftliche Futterwirtschaft in Deutschland das oberste Ziel, rasch das Vertrauen der Verbraucher wieder herzustellen. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Manfred N ü s s e l , sieht alle Beteiligten der Wirtschaftskette gefordert, dazu einen Beitrag zu leisten. Ein realistischer Lösungsansatz sei der von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r vorgelegte Aktionsplan „Verbraucherschutz in der Futtermittelkette“, sagte Nüssel auf der FUTTERMITTEL DRV-Tagung Futterwirtschaft, die am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche in Münster stattfand. Insbesondere die strengeren Anforderungen für Futterfett verarbeitende Betriebe müssten schnellstmöglich umgesetzt werden. Wenn Bund und Länder nun gemeinsam und koordiniert die Überwachungssysteme verbesserten, werde das vom DRV unterstützt. Nach Ansicht von Nüssel müssen sich die Unternehmen der Futterwirtschaft grundsätzlich auf noch stringentere Rahmenbedingungen einstellen. Von Verbandsseite werde man aber darauf achten, dass dies mit Augenmaß erfolge. Parallel dazu müsse man jetzt daran arbeiten, das Vertrauen in die bestehenden Qualitätsmanagementsysteme nachhaltig zu stärken. Bislang sei in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen worden, dass gerade durch diese Systeme die Verbreitung von belastetem Fleisch in der Nahrungskette weitgehend verhindert worden sei, stellte der DRV-Präsident fest. Er hob hervor, dass zeitliche Lücken zwischen dem Inverkehrbringen der Futtermittel und dem Vorliegen sicherheitsrelevanter Analyseergebnisse geschlossen werden müssten. Dazu müsse die Branche die Kontroll- und Prüfsysteme zwischen Vorlieferanten und der nachgelagerten Stufe synchronisieren. Bei der dazu notwendigen Vernetzung von Dokumentations-, Informations- und Risikomanagementsystemen für die Futtermittelhersteller wolle der genossenschaftliche Verbund auch Synergieeffekte erzielen. Die Referenten der DRV-Fachtagung waren einhellig der Meinung, dass die Branche vor großen Herausforderungen stehe. So wüchsen die gesellschaftlichen Anforderungen hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit kontinuierlich, während gleichzeitig weltweit der Bedarf an Futtermitteln auf immer neue Rekordhöhen steige. „Kontrolle der Kontrolle“ verbessern Nach den Worten von Bernhard K ü h n l e , Abteilungsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium, war es schon in der Vergangenheit richtig, im Lebensmittel- und Futtermittelbereich einen großen Wert auf Eigenkontrollsysteme zu legen. Auch in Zukunft gebe es zur Haupt- und Erstverantwortlichkeit der Unternehmen in der Wertschöpfungskette keine Alternative, denn die Eigenkontrollen seien „das Fundament der Lebensmittelsicherheit“. Allerdings sei „die Kontrolle der Kontrolle“ noch quantitativ und qualitativ verbesserungsbedürftig, räumte Kühnle ein. Dazu gehöre ein konsequentes Qualitätsmanagement unter staatlicher Überwachung mit einer unabhängigen Auditierung. Parallel dazu sei eine Nachjustierung an den Vorgaben für Eigenkontrollen und staatliche Kontrollen notwendig, so etwa der Ausbau des Dioxin-Monitorings und eine Verschärfung der Vorgaben für den Probenumfang und die Untersuchungspunkte. Der Ministerialbeamte erwartet, dass bis Ende 2011 acht der zehn Punkte des Aktionsplans von Ressortchefin Aigner umgesetzt werden können. Länger könnte es bei der Positivliste und einer Verbesserung der Qualität der Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung der Länderbehörden dauern. Eigenkontrollen haben funktioniert Thomas M a y von der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) betonte, dass die Eigenkontrollen der Branche während der Dioxinkrise funktioniert hätten. Da ein QSSystempartner die Dioxin-Verunreinigung im Tierfutter aufgedeckt habe, sei es möglich gewesen, das Problem schnell einzugrenzen. Dabei habe QS richtige und sachliche Informationen bereitgestellt und zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen. Vor allem die Rückverfolgbarkeit im QS-System habe den Kreis betroffener Landwirte stark eingegrenzt und zu einer zügigen Entsperrung vieler Betriebe geführt. Allerdings könne das QS-System als „Wertegemeinschaft“ nicht ausschließen, dass gemeinsame Werte durch technisches beziehungsweise menschliches Versagen oder kriminelle Machenschaften verletzt würden, stellte May klar. QS könne aber einen Beitrag dazu leisten, dass dies immer schwieriger werde. Aus dem Dioxin-Vorfall habe QS direkt Rückschlüsse gezogen und zügig Maßnahmen in der Futtermittelwirtschaft umgesetzt, beispielsweise eine Trennung der Warenströme zwischen Futtermitteln und anderem Material bei allen Produktionsprozessen und eine Be- und Verarbeitung von Mischfetten und -ölen sowie Mischfettsäuren ausschließlich in separaten Anlagen. Gegen eine Pflichtversicherung Über die Konsequenzen der Dioxinkrise für den Versicherungsschutz in der Futter- und Lebensmittelkette referierte Alois L a t t w e i n von der R+V-Versicherung. Nach seiner Einschätzung befinden sich die Futtermittelhersteller immer auf einer Gratwanderung: „Man kann viele Dinge nicht bemerken“, so der Experte. Auch sei grundsätzlich zu fragen, ob Dioxin heute überhaupt noch versicherbar sei. Ein umfassender Versicherungsschutz für die Beteiligten der Futtermittelkette bedürfe einer Betriebshaftpflichtversicherung mit integrierter erweiterter Produkthaftpflichtversicherung, der Deckung für Leistung- und Ertragsminderung und einer Ertragsschadenversicherung ohne Ausschluss von Dioxinschäden. In diesem Zusammenhang machte Lattwein deutlich, dass sich die Versicherungswirtschaft darum bemühe, eine Einführung der Pflichtversicherung zu verhindern, da die Futtermittelhersteller in der Regel über einen ausreichenden Versicherungsschutz verfügten. Hinzu komme, dass Reglementierungen im Rahmen der Pflichtversicherung die Produkte zu Lasten aller Versicherungsnehmer verteuerten. Ferner würde eine Pflichtversicherung nicht nur industrielle Futtermittelhersteller betreffen, sondern auch die landwirtschaftlichen Betriebe selbst, weil diese unter Umständen ebenfalls Futtermittel herstellten. Der Versicherungsfachmann wies darauf hin, dass dieses Thema bereits in den letzten Jahren von der EU-Kommission eingehend geprüft worden sei. Dabei sei die Behörde zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Deckungsvorsorgepflicht nicht erforderlich sei. „Falsche Kommunikation“ betrieben Nachhilfe in Sachen Krisenkommunikation gab der Journalist Jörg-Michael J u n g i n g e r . Dazu präsentierte er konkrete Beispiele „falscher Kommunikation“ von Branchenvertretern während der Krise und arbeitete detailliert die Schwachpunkte heraus. Von Anfang an hätte die Futterwirtschaft klar kommunizieren müssen, dass die Eigenkontrolle in der Dioxinkrise eigentlich funktioniert habe, so Jungingers Hauptkritikpunkt. Auch hätte es der Branche gut angestanden, sich bei den Verbrauchern zu entschuldigen. Für eine Kommunikation im Krisenmanagement muss laut Darstellung des Medienprofis zunächst geklärt werden, wie man auf „das kranke System Medien“ am besten reagiert. Hier zeige die Erfahrung, dass es wenig Sinn mache, der Öffentlichkeit Sachinformationen zu erläutern. „In Interviews kann man nichts mehr erklären“, so Jungingers Empfehlung. Was zähle, sei die Meinung zu einem Thema; und dabei müsse darauf geachtet werden, dies in maximal 20 Sekunden zu tun, und zwar mit klaren Statements, die beim Hörer auch im Gedächtnis blieben. Produktionsintensität mit Schlüsselrolle Laut Darstellung von Dr. Henning S t e i n f e l d von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird die Nachfrage nach Fleisch weiter steigen: Bis 2050 gebe es rund 30 % mehr Menschen auf der Welt, die dann im Vergleich zu heute etwa 70 % mehr Fleisch verzehrten. Dies betreffe aber in erster Linie Entwicklungsländer, denn die Nachfrage in Industrieländern sei bereits gesättigt und gehe möglicherweise sogar zurück, vor allem wegen Gesundheitsaspekten. Eine Schlüsselrolle werde der Produktionsintensität zukommen, denn die Intensität erhöhe die biologische Effizienz, erklärte Steinfeld. Allerdings sei zu beachten, dass die Produktionsintensität und die Emissionsintensität negativ korreliert seien. Deshalb würden eine mögliche Besteuerung oder das Kappen von Klimaemissionen vor allem Wiederkäuer und extensive Produktionsformen treffen. Hinzu komme, dass die extensive Form der Tierhaltung nicht in der Lage sein werde, wesentliche Teile der steigenden Fleischnachfrage zu decken; sie könne aber - vor allem regional - eine wichtige Nischenproduktion einnehmen. Eine weitere und schnelle Intensivierung - vor allem in Entwicklungsländern - sei „alternativlos“, so der FAOExperte. Diese Entwicklung werde durch die Rohstoffverteuerung noch beschleunigt. Megatrends nicht verschlafen Prof. Wolfgang B r a n s c h e i d vom Max-Rubner-Institut (MRI) warf der Fleischwirtschaft vor, die Megatrends der Landwirtschaft verspätet, defensiv und halbherzig aufzugreifen, und auch nur dann, wenn es sich aktuell rechne. So helfe es beispielsweise beim Tierschutz überhaupt nicht, etwas zu verschweigen. Die Tierschutzbewegung habe eigentlich gerade erst angefangen, gab Branscheid zu bedenken. Deshalb müsse die Branche Probleme frühzeitig erkennen und auch ernst nehmen. Verpasste Gelegenheiten waren laut Branscheid das Ende der Käfighaltung von Geflügel und die Kastration sowie das Kupieren der Schwänze beim Schwein. Doch schon stünden die nächsten Bedrohungen an, nämlich Fragen zu Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung von Hähnchen, Puten und Kaninchen. Auch beim Thema CO2 müsse die Fleischwirtschaft mitlaufen, ohne zu stolpern, empfahl der Wissenschaftler. Es gelte eine Rationalität in der Diskussion anzustreben, angepasste Systeme zu suchen und politisch mitzugestalten. Risikomanagement verstärken Prof. Holger T h i e l e vom Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel lenkte den Blick auf die Milchbranche. Thiele sieht langfristig einen steigenden Milchpreistrend auf den Weltmärkten. Kurzfristig sei dagegen mit höheren Preisschwankungen und damit auch Schwankungen des Milcheinkommens zu rechnen. Die Milcherzeuger und ihre Partner in der Wertschöpfungskette müssten sich deshalb mehr als bisher mit Risikomanagement beschäftigen, wozu ihnen zahlreiche Optionen zur Verfügung stünden. Allerdings müssten die Teilnehmer auf dem Milchmarkt im Risikomanagement und im Umgang mit hoher Preisvolatilität noch sehr viel aufholen. Nach Thieles Worten ist es die Aufgabe der Politik, das Spektrum der möglichen Instrumente des Risikomanagements möglichst breit zu halten. Der Wissenschaftler attestierte der Milchbranche mit einer sehr guten Ausstattung an natürlichen Ressourcen, Know-how und Sachkapital auch in volatilen Märkten grundsätzlich sehr gute Erfolgsaussichten. Preisvorhersagen immer schwieriger Einen aktiveren Umgang der Landwirte mit dem Thema Risikomanagement forderte auch Andreas R i c k m e r s vom Agrarkonzern Cargill. Rickmers prognostizierte weltweit „gigantische Aussichten“ für die Agrarbranche. Heute sei die Landwirtschaft allerdings noch weitgehend auf sich allein gestellt. Daher müsse sich auch die Futterbranche fragen, wie man dem einzelnen Landwirt besser helfen könne. Preisvorhersagen sind nach Ansicht von Rickmers in Zukunft fast unmöglich, sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig. Die liege in erster Linie an einer zunehmenden Komplexität der Märkte. Zudem gebe es eine steigende Verzahnung von Agrar- und Industrierohstoffen. Erschwert würden Prognosen auch durch die Tatsche, dass es sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite ein Übergewicht instabiler Staaten gebe, ganz zu schweigen von unvorhersehbaren Ereignissen wie der Erdbebenkatastrophe in Japan. AgE EU/WELT VIEH UND FLEISCH COPA und COGECA sehen dramatische Lage für EU-Tierhalter BRÜSSEL. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) warnen vor dem Hintergrund hoher Betriebsmittelkosten und geringer Erzeugerpreisen vor einer weiteren Zuspitzung der Lage der EU-Tierhalter. Wie der Deutsche Bauernverband (DBV) vergangene Woche mitteilte, drängen COPA und COGECA die Europäische Kommission, eine bessere Funktionsweise der europäischen Wertschöpfungskette zu gewährleisten. Die Branchenvertreter argumentieren, dass der Markt zunehmend volatil werde und die von den Produzenten zu tragenden Betriebsmittelkosten für Düngemittel, Kraftstoff und Futtermittel auf nicht tragbare Preisniveaus angestiegen seien. Das gefährde die Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Betriebe. Darüber hinaus nähmen Importe aus Nicht-EU-Ländern zu, obwohl diese nicht dieselben Produktionskosten hätten und nicht die strengen EU-Normen im Bereich der Lebensmittelsicherheit, des Tierschutzes und des Umweltschutzes einhielten. Die Produktionskosten im südamerikanischen Rindfleischsektor werden von COPA und COGECA auf 73 Euro bis 81 Euro pro Dezitonne Lebendgewicht beziffert, also auf rund ein Drittel der Produktionskosten in Italien oder Frankreich. COPA-/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n warnte vor schwerwiegenden Konsequenzen nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die europäische Ernährungssicherheit. Die Kommission müsse deshalb sicherstellen, dass die Landwirte bessere Erlöse über den Markt erwirtschafteten. Pesonen forderte mehr Transparenz und eine genauere Untersuchung, wie sich Preise und Gewinnspannen entlang der Lebensmittelkette verteilen. Ferner müsse das europäische Wettbewerbsrecht angepasst werden, um es Erzeugerorganisationen wie Genossenschaften zu ermöglichen, an Größe und Einfluss zuzunehmen und zu einer ausgewogeneren Lebensmittelkette beizutragen. AgE DEUTSCHLAND Die großen Schlachthöfe wachsen am stärksten Top 4 schlachten bereits mehr als 60 Prozent der deutschen Schweine - Tönnies bringt es auf einen Marktanteil von knapp 25 Prozent - Dahinter folgt Vion mit mehr als 18 Prozent - Die Top 3 der Branche wuchsen stärker als der Gesamtmarkt - Übernahmen unter den Mittelständlern BERLIN. Die Großen der deutschen Schlachtschweinebranche haben ihre Marktanteile im vergangenen Jahr weiter ausgebaut. Das geht aus dem aktuellen Schlachthofranking der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hervor. Demnach gingen beim Tönnies-Konzern 2010 insgesamt 14,20 Millionen Schweine an die Haken, das waren 1 Million beziehungsweise 7,6 % mehr als ein Jahr zuvor. Fast jedes vierte in Deutschland zerlegte Schwein stammt somit von Tönnies. Vion steigerte die Schlachtleistung um 7,0 % auf 10,7 Millionen Tiere, was einem Marktanteil von 18,4 % entsprach. Bei Westfleisch als größtem genossenschaftlich organisierten Schlachter in Deutschland erhöhten sich die Tierzahlen um 5,8 % auf 6,58 Millionen Schlachtungen. Im Bundesmittel legte die Zahl der Schweineschlachtungen im vergangenen Jahr hingegen nur um 3,7 % auf 58,3 Millionen zu. Die drei Großen der Branche brachten es somit auf einen addierten Marktanteil von 54,1 %, nach 52,4 % im Jahr zuvor. Wie geht es weiter bei D&S? Im Bundesdurchschnitt bewegte sich die Steigerung der Schlachtzahlen 2010 bei D&S aus dem oldenburgischen Essen als Nummer 4 auf dem deutschen Schweinemarkt. Das Unternehmen registrierte ein Plus von 3,8 % auf 3,58 Millionen Schlachtungen. Das entspricht einem Marktanteil von 6,1 %. D&S ist vom dänischen Marktführer Danish Crown gekauft worden. Mit Spannung wird erwartet, wie sich D&S Fleisch nach der Übernahme durch Danish Crown entwickelt. Die offizielle Übernahme durch die Dänen erfolgte am 16. Januar. Die ISN erwartet langfristig eine spürbare Ausweitung der Schlachtzahlen, auch wenn nach Unternehmensangaben kurzfristig eine solche Ausweitung nicht geplant ist. Zahlen von FLEISCH 63 000 bis 80 000 Wochenschlachtungen sind nach ISN-Informationen aber bereits genannt worden. Noch weit entfernt von dänischen Verhältnissen Da neben dem Wachstum der großen Konzerne gleichzeitig die mittelständischen Schlachtunternehmen in den vergangenen Jahren kräftig zulegten, ist Deutschland laut ISN „von dänischen und niederländischen Verhältnissen“ noch weit entfernt. In Dänemark dominiert Danish Crown den Markt, in Holland ist es Vion. Dass die Großen stark auftreten können, zeigt sich an jüngsten Entwicklungen. Tönnies gab kürzlich den Einstieg bei der Nummer 8 auf dem deutschen Schlachtschweinemarkt, dem Unternehmen Tummel aus Schöppingen bekannt (AGRA-EUROPE 11/11, LÄNDERBERICHTE 6). Die ISN sieht diese Beteilung von Tönnies kritisch. Gerade im Kampf um Marktanteile auf dem Schlachtsauenmarkt könnte sich die Beteilung gravierend auswirken, meint der Verband, der den Anteil von Tönnies an den Sauenschlachtungen auf rund 70 % beziffert. Müller Gruppe rückt in die Top 10 vor Ein starker Verdrängungswettbewerb findet bei mittelständischen Betrieben statt. Ein überdurchschnittlich starkes Wachstum erzielte im vergangenen Jahr Vogler durch die Übernahme des Bremer Schlachthofes Vosding. Viele Schlachtbetriebe planen laut ISNEinschätzung offenbar weiterhin eine deutliche Ausweitung der Schlachthaken. Das stärkste prozentuale Wachstum verbuchte im vergangenen Jahr die Müller-Gruppe aus Birkenfeld bei den Schlachtzahlen mit einem Plus von 18,1 % auf 1,28 Millionen Schweineschlachtungen. Dabei trug der Ausbau des Ulmer Standortes wesentlich zu der Steigerung bei. Hingegen hat Düringer durch den Wegfall des Bremer Standortes verloren und rutschte auf Rang 11 der Rangskala ab. AgE Top 10 der deutschen Schweineschlachtbetriebe (2009 und 2010; in Millionen Schlachtungen) 2009 2010 2010:09 in v.H. Marktanteil 2010 in v.H. Tönnies, Rheda-Wiedenbrück Vion (NFZ, Moksel & Südfleisch), Düsseldorf Westfleisch (inkl. Barfuss), Münster D&S, Essen/Oldenburg Vogler, Luckau Böseler Goldschmaus, Garrel BMR Schlachthof, Garrel Tummel, Schöppingen Gausepohl, Dissen Müller Gruppe, Birkenfeld 13,20 10,00 14,20 10,70 + 7,6 + 7,0 24,4 18,4 6,22 3,45 1,70 1,39 1,26 1,31 1,25 1,08 6,58 3,58 1,95 1,49 1,37 1,35 1,34 1,28 + 5,8 + 3,8 + 14,7 + 6,8 + 8,3 + 2,7 + 6,8 + 18,1 11,3 6,1 3,3 2,5 2,3 2,3 2,3 2,2 Top 10 insgesamt 39,80 43,82 Deutschland insgesamt 56,20 58,30 75,2 + 3,7 100,0 AGE 11-2011 USA/WELT USA erwarten relativ niedrige Fleischerzeugung in den nächsten Jahren FLEISCHMARKT Die derzeit hohen Futtermittel- und Energiepreise bremsen die Produktion von Rind- und Schweinefleisch in den Vereinigten Staaten - Deutlichere Steigerungsraten werden für rotes Fleisch erst ab 2014 erwartet - Aufkommen an Geflügelfleisch dürfte dagegen stetig zunehmen - Vorausschau des Washingtoner Agrarministeriums bis 2020 WASHINGTON. Wegen der sehr hohen Futtermittel- und Energiepreise rechnet das amerikanische Landwirtschaftsministerium für das eigene Land mit einer relativ niedrigen Produktion von rotem Fleisch in den Jahren 2012 und 2013. In seinen aktuellen, auf das Schlachtgewicht (SG) bezogenen Langzeitprognosen bis 2020 sagt das Agrarressort für das nächste Kalenderjahr ein Aufkommen an Rindfleisch von 11,3 Mio t voraus, verglichen mit jeweils rund 11,8 Mio t in den beiden vergangenen Jahren. Dabei wird von einem Abbau der Rinderbestände von 94,5 Millionen Tieren Anfang 2009 auf weniger als 92 Millionen Stück zum Jahresanfang 2012 gerechnet. Die US-Schweinefleischproduktion soll sich 2012 und 2013 um die 10,2 Mio t bewegen; das wären gut 200 000 t weniger als 2009, allerdings rund 100 000 t mehr als die für 2010 geschätzte Menge. Für die zweite Hälfte des Jahrzehnts erwarten die Washingtoner Fachleute dann wieder eine positive Entwicklung der Rinder- und Schweinemast: Die Rindfleischerzeugung soll bis 2020 auf 12,8 Mio t, die Schweinefleischerzeugung auf 11,3 Mio t zunehmen. Ohne Wachstumsdelle dürfte sich nach Einschätzung des Ministeriums hingegen die Geflügelhaltung entwickeln. Zu gute kommt der Branche, dass Geflügel der effizienteste Futtermittelverwerter ist. Für 2012 wird eine Hähnchenfleischproduktion in Höhe von 16,8 Mio t prognostiziert; das wären fast 900 000 t mehr als 2009. Bis 2020 soll das Aufkommen an Geflügelfleisch auf 19,4 Mio t steigen. Stagnation des Geflügelfleischexports erwartet Weiter zulegen wird laut den Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums der Rindfleischexport. Dieser hat sich bereits in den vergangenen Jahren deutlich erholen können. So setzten die Vereinigten Staaten 2010 erstmals seit dem Exporteinbruch nach dem Auftreten des ersten Fall von Boviner Spongiformer Enzephalopathie (BSE) Ende 2003 wieder mehr als 1,0 Mio t Rindfleisch im Ausland ab. Für 2011 wird zwar ein leichter Rückgang vorausgesagt; bis 2020 soll die Ausfuhrmenge aber stetig auf fast 1,4 Mio t steigen. Auch für den Schweinefleischexport zeigt sich das Agrarressort zuversichtlich: Vorausgesagt wird eine Zunahme von knapp 2,0 Mio t im vorigen Jahr auf mehr als 2,5 Mio t im Jahr 2020. Die US-Fachleute verweisen dabei mit Blick auf den globalen Handel auf die „hohe Produktionseffizienz im amerikanischen Schweinesektor“. Zwar seien die Mastkosten in Brasilien niedriger; jedoch seien die Vermarktungsmöglichkeiten begrenzt, da einige wichtige Importländer Brasilien nicht als frei von der Maul- und Klauenseuche (MKS) anerkennen würden. Das Ministerium sieht Mexiko und die Pazifik-Staaten als wachsende Auslandsmärkte für US-Schweinefleisch. Die Lieferungen nach Russland dürften dagegen abnehmen, da Moskau die landeseigene Schweinehaltung weiter forcieren wird. Gerechnet wird aus dem gleichen Grund auch mit einem Rückgang der russischen Geflügelfleischimporte. Insgesamt geht das US-Agrarressort zwar von einer deutlichen Zunahme der weltweiten Importnachfrage nach Geflügel aus, da es preiswerter als Schweineund Rindfleisch ist. Ein sehr intensiver Wettbewerb und der voraussichtlich starke Anstieg der Inlandsnachfrage dürften den Geflügelfleischexport aber bremsen. Laut der Prognose aus Washington wird sich der US-Hähnchenfleischexport in den nächsten Jahren eher rückläufig entwickeln beziehungsweise stagnieren. Für 2012 wird eine Ausfuhrmenge von 3,13 Mio t vorausgesagt, verglichen mit 3,09 Mio t im Jahr 2009. Rotes Fleisch weniger gefragt Die Inlandsnachfrage nach Fleisch pro Einwohner wird in den Vereinigten Staaten nach den Prognosen des Landwirtschaftsministeriums in den nächsten Jahren abnehmen. Belief sich der Pro-Kopf-Verbrauch von rotem Fleisch und Geflügel in den USA während der Jahre 2004 bis 2007 noch auf durchschnittlich 100,2 kg SG, dürften es 2012 und 2013 nur mehr 92,1 kg SG sein. Die Washingtoner Fachleute sehen als Grund für die Einschränkung die niedrigeren Produktionsmengen beziehungsweise höheren Preise an. Ab 2014 wird wieder mit einem stetigen Anstieg des Pro-Kopf-Fleischverbrauchs gerechnet, und zwar auf knapp 98 kg SG im Jahr 2020. Während die Nachfrage nach Geflügelfleisch pro Einwohner zu Beginn des neuen Jahrzehnts mit durchschnittlich 48,3 kg SG um mehr als 6 kg über dem Niveau von 2009 liegen soll, werden der Rind- und Schweinefleischverbrauch pro Kopf unter dem Strich nicht mehr steigen. Vielmehr gehen die Washingtoner Fachleute davon aus, dass die Nachfrage nach rotem Fleisch je Einwohner bis 2012 und 2013 deutlich sinken wird. Anschließend wird zwar wieder mit einer Erholung gerechnet; die Mengen des Jahres 2009 dürften aber nicht mehr erreicht werden. Im Einzelnen wird prognostiziert, dass sich der Pro-Kopf-Konsum von Rindfleisch im Jahr 2020 im Mittel auf 38,1 kg SG beläuft; das wären 1,5 kg weniger als 2009. Die Nachfrage nach Schweinefleisch soll im Jahr 2020 durchschnittlich 27,4 kg SG betragen, womit das Niveau von 2009 um 1,9 kg unterschritten würde. Das Verbrauchstief pro Einwohner soll 2013 mit 36,1 kg SG Rind- und 26,4 kg SG Schweinefleisch markiert werden. AgE Prognose zur Entwicklung wichtiger Fleischmärkte in den USA 1) (2009 bis 2020) Einheit 2009 2010 2011 2012 2013 2015 2017 2020 Tierbestand Mill. Stück davon Mill. Stück Mutterkühe Produktion Mio t Inlandsverbrauch 94,52 31,71 93,70 31,38 92,55 31,10 91,95 31,19 92,27 31,64 94,85 32,32 95,80 33,27 96,70 34,13 11,82 11,78 11,59 11,28 11,40 11,98 12,43 12,78 insgesamt Mio t pro Kopf2) kg Export Mio t Erzeugerpreis3) $/kg Schweinefleisc h Tierbestand4) Mill. Stück Produktion Mio t Inlandsverbrauch 12,17 39,6 0,88 1,77 11,87 38,2 1,05 2,02 11,72 37,5 1,03 2,12 11,44 36,2 1,09 2,27 11,49 36,1 1,18 2,35 12,05 37,2 1,26 2,33 12,51 38,0 1,31 2,34 12,87 38,1 1,39 2,48 67,15 10,44 64,89 10,10 64,45 10,24 64,14 10,19 64,22 10,20 66,12 10,52 67,79 10,80 70,57 11,27 Rindfleisch insgesamt pro Kopf2) Export Erzeugerpreis3) Hähnchenfleisc h Produktion Inlandsverbrauch Mio t kg Mio t $/t 9,01 29,3 1,86 0,93 8,53 27,5 1,98 1,21 8,53 27,3 2,12 1,22 8,43 26,7 2,17 1,29 8,41 26,4 2,22 1,33 8,64 26,7 2,32 1,31 8,86 26,9 2,41 1,34 9,24 27,4 2,53 1,42 Mio t 15,94 16,43 16,67 16,82 17,08 17,73 18,35 19,39 insgesamt pro Kopf5) Export Erzeugerpreis3) Mio t kg Mio t $/kg 12,94 42,1 3,09 1,00 13,55 43,7 2,88 1,07 13,71 43,8 3,02 1,10 13,92 44,1 2,95 1,14 14,15 44,5 2,97 1,16 14,75 45,5 3,02 1,19 15,33 46,6 3,06 1,22 16,30 48,3 3,13 1,29 1) Umgerechnet auf metrische Gewichtseinheiten aus den Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums, gerundet; 2) bezogen auf das Schlachtgewicht der zerlegten Tiere 3) bezogen auf Lebendgewicht; 4) Dezember des Vorjahres; 5) kochfertige Ware DEUTSCHLAND SITUATIONSBERICHTE Schwarz über das Image der Landwirtschaft besorgt Wunschbild über die Landwirtschaft ist allzu häufig von „agrarromantischen Vorstellungen“ geprägt. Verbandspräsident sieht die agrarpolitische Debatte in eine unglückliche Richtung laufen - Landwirtschaftliche Produktion nicht in gut und schlecht unterteilen RENDSBURG. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner S c h w a r z , zeigt sich besorgt über das Bild der heutigen Landwirtschaft in der Öffentlichkeit. Die gesellschaftliche Debatte über die Landwirtschaft sei eröffnet. Nicht nur die Berichterstattung um den Dioxin-Fall, sondern auch die von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r initiierte Diskussion über eine Charta „Landwirtschaft und Verbraucher“ verdeutlichten die Bedeutung der Landwirtschaft in der Wahrnehmung der Menschen. „Landwirtschaft interessiert die Menschen und das nicht ohne Grund. Lebensmittel werden mehr denn je als Mittel zum Leben wahrgenommen“, erklärte Schwarz anlässlich des traditionellen Kaminabends mit der Landespresse am Montag vergangener Woche in Achterwehr. Dabei seien Lebensmittel so günstig wie nie zuvor. Noch vor 100 Jahren habe der Verbraucher die Hälfte seines Einkommens dafür ausgegeben; heute seien es nur noch 12 %. Dabei hätten sich Qualität und Verarbeitung enorm verbessert, betonte Schwarz. Diese Leistung der heimischen Bauern sei aber nur mit einer modernen und intensiven Landwirtschaft möglich. Das Wunschbild über die Landwirtschaft sei allerdings allzu häufig von „agrarromantischen Vorstellungen“ geprägt. Als „unglücklich“ bezeichnete der Verbandspräsident die Richtung der agrarpolitischen Debatte: „Wir machen einen Fehler, wenn wir unsere landwirtschaftliche Produktion in gut und schlecht unterteilen. Natürlich erzeugen wir auch regional, saisonal, ökologisch - und das machen wir gerne. Aber es muss auch gekauft werden“, stellte Schwarz klar. Nicht den Bogen überspannen Nach Ansicht des Verbandspräsidenten geht an einer modernen Landwirtschaft und Tierhaltung kein Weg vorbei. Diese erfülle die Verbraucherwünsche noch am besten. Schwarz warnte die Politik, den Bogen zu überspannen: „Unsere Landwirte stehen unter einem enormen Wettbewerbsdruck. Im Gegensatz zu den Klein- und Mittelständlern im Handwerk sind wir von Weltmarktpreisen abhängig.“ Landwirte müssten ihre Betriebe ständig weiterentwickeln und vergrößern, um sie am Leben zu halten und die von der Gesellschaft geforderten Leistungen zu erbringen. Trotzdem stünden Teile der Gesellschaft und der Politik den notwendigen Betriebsgrößen skeptisch gegenüber. „Das funktioniert so nicht“, warnte Schwarz. Eine artgerechte und ökologisch verantwortliche Produktivitätssteigerung sei nur über moderne und standortangepasste Technologien zu erreichen. Moderne Landtechnik, Pflanzenschutz, Düngung, Züchtung, Tiermedizin seien verlässliche Partner des Menschen und nicht ihre Feinde, betonte der Verbandspräsident. Agrarwende-Befürworter ohne realistische Konzepte Schwarz warf den Befürworter einer Agrarwende vor, keine realistischen Umsetzungskonzepte zu haben. Zur Marktorientierung der Landwirtschaft gebe es keine Alternative. Der Verbandspräsident forderte, niemand, der Verantwortung trage, dürfe der Bevölkerung vorgaukeln, dass eine generell andere Landwirtschaft möglich sei. „Wir müssen vielmehr zeigen, was moderne Landwirtschaft kann“, unterstrich Schwarz. Der Deutsche Bauernverband (DBV) tue dies mit einem großen Selbstbewusstsein, denn die Landwirte wüssten, ob es ihren Tieren, den Pflanzen und dem Boden gut gehe. „Das werden wir in Zukunft noch weit offensiver darstellen müssen. Und ich bin mir sicher, dass die Bevölkerung diesen Weg dann auch mitgeht“, sagte Schwarz. AgE Lindemann: Die Haltungssysteme an die Tiere anpassen Ziele für Tierschutzplan konkretisiert - Ende der Enthornung als eine Vorgabe - Indikatoren sollen Fortschritt sichern - Noch kein konkreter Zeitplan - Kritik an Haltung des Bundes in Sachen GAK - Wegen EU-Vorschriften nur geringer Spielraum in der Agrarinvestitionsförderung - Strenge Kontrolle der Nährstoffströme aus den Niederlanden angekündigt - Fortbestand von Gülleförderung im EEG nicht ausgeschlossen - Plädoyer für bessere Kooperation zwischen Agrar- und Umweltpolitik in Sachen deutscher Wald BERLIN. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n zielt mit seiner Tierschutzinitiative auf Reformen im Stallbau ab. „Wir halten es von der Ausrichtung her für wichtig, sich vom Grundsatz darauf zu verständigen, dass wir für die Zukunft der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung generell nicht die Tiere an Haltungssysteme angepasst wissen wollen, sondern Haltungssysteme so gestalten, dass diese den Tieren angepasst sind“, erklärte Lindemann vergangene Woche gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE. Diesen Grundsatz will er auch in der Rinderhaltung durchgesetzt sehen, wo er einen Verzicht auf die Enthornung anstrebt. Langfristig setzt er für dieses Projekt auch auf züchterische Fortschritte. Die Initiative reiht sich ein in das Ziel, Verstümmelungen bei Nutztieren abzuschaffen, so das Kürzen von Schnäbeln bei Geflügel sowie die Kastration und das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen. Zu Lindemanns im vergangenen Monat vorgestellter Tierschutzinitiative tagte vergangene Woche erstmals der Lenkungsausschuss mit Vertretern aus Wirtschaft, Landwirtschaft, Wissenschaft, Tierschutz und Gesellschaft, um sich zu den Zielmarken abzustimmen. Zu den alle Tierhalter betreffenden Planungen gehört dem Minister zufolge auch eine stärkere Erfassung des Arzneimitteleinsatzes. „Wir wollen ein Indikatorensystem aufbauen und bei der Lebendbeschau am Schlachthof oder im Betrieb und bei der Schlachtung den Zustand der Tiere begutachten lassen durch die dort ohnehin vorhandenen Veterinäre und in stärkerem Maße checken, was die Tiere im Laufe ihres Lebens an Arzneimitteln verschrieben bekommen haben“, sagte der Minister. Kontinuität und Konfliktlinien Im Einbeziehen der Wirtschaft in den Mitte vergangenen Monats skizzierten Tierschutzplan sieht Lindemann eine typisch niedersächsische Stärke in der Agrarpolitik verwirklicht. Gleichzeitig glaubt er an Kontinuität in der Agrarpolitik auf Bundesebene seit seinem Weggang als Staatssekretär aus dem Hause von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r Anfang 2010. „Es scheint mir nicht so, dass eine grundsätzlich andere Richtung gegenüber dem gefahren wird, was ich selbst noch als agrarpolitische Ziele mit definiert habe in meiner Zeit in Berlin“, sagte der Minister. Er zeigte sich mit Blick auf die von Aigner angestrebte Charta für Landwirtschaft und Verbraucher zuversichtlich, auch weiterhin auf einen Nenner zu kommen. Konfliktpotential besteht allerdings in Sachen Gemeinschaftsaufgabe (GAK). Nicht bereit ist Lindemann, „mit dem Bund darüber zu verhandeln, andere Akzentsetzungen vorzunehmen, während der Bund das Geld zusammenstreicht“. Mehr Spielraum erwünscht Nur begrenzten Spielraum hat Niedersachsen bei seinem Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP), was Lindemann auf Vorgaben aus Brüssel zurückführt. „Wir haben für das Jahr 2011 versucht, ein bisschen stärker in Richtung Ackerbaubetriebe umzusteuern und das Förderniveau für den Milchviehbereich nicht wie in den zurückliegenden Jahren auf 60 % zu halten“, erläuterte Lindemann die ursprünglichen Planungen, denen sich die EU-Kommission jedoch entgegenstellte, weil der Milchbereich im Förderkanon mit zu den „neuen Herausforderungen“ zählt. Man sei daher bei den 60-Prozent-Anteilen für den Stallbau geblieben. „Das ist Geld, das in Niedersachsen durchaus sinnvoll abfließt. Ich halte das also nicht für fehlgeleitete Förderung, aber ich hätte mir im Interesse der Gerechtigkeit schon gewünscht, dass wir ein bisschen unabhängiger bei der Festsetzung wären, welche Prozentsätze denn für einzelne Segmente, übrigens auch für den Gartenbau, zur Verfügung gestellt werden dürfen“, sagte der Minister. AGRA-EUROPE: Herr Minister, Sie haben im vergangenen Monat eine Tierschutzinitiative angekündigt. An Indikatoren soll sich das Tierwohl künftig messen lassen. Wie sehen Umsetzung und der Zeitplan konkret aus? Lindemann: Wir halten es von der Ausrichtung her für wichtig, sich vom Grundsatz darauf zu verständigen, dass wir für die Zukunft der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung generell nicht die Tiere an Haltungssysteme angepasst wissen wollen, sondern Haltungssysteme so gestalten, dass diese den Tieren angepasst sind. Für die Tierschutzindikatoren wird die exakte Zeitschiene noch formuliert, es steht also derzeit noch kein Datum fest, zu dem die Indikatoren abschließend definiert sein sollen. Die Lenkungsgruppe mit Vertretern von 14 Institutionen als beratendes Gremium für die Tierschutzinitiative ist am Montag zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen. Im Mittelpunkt standen erste Absprachen über die Arbeitsstruktur zur Umsetzung des Tierschutzplanes. Mitglied im Lenkungsausschuss sind unter anderem Vertreter aus dem Bereich des Tierschutzes, des Verbraucherschutzes, des Handels, der Fleischwirtschaft, der Geflügelwirtschaft, der Tierärztlichen Hochschule Hannover, des Landvolks, der Landwirtschaftskammer sowie der Kirche. AGRA-EUROPE: Bisher hat ja ein Schwerpunkt der Diskussion auf dem Geflügel und den Schweinen gelegen. Stichworte sind hier die von Ihnen beabsichtigte Abschaffung des Schnäbelkürzens sowie der Ausstieg aus der Ferkelkastration und dem Schwanzkupieren. Wie sieht es eigentlich bei den Rindern aus, was ist da geplant? Lindemann: Da ist unter anderem geplant, auf Enthornungen generell zu verzichten. Das ist das eine. Zum Anderen wollen wir uns etwas genauer damit befassen, wie hoch der Arzneimitteleinsatz bei den gängigen Nutztierarten ist und aus diesem Indikator ableiten, ob an Haltungssystemen, Zucht oder Fütterung etwas verändert werden muss. AGRA-EUROPE: Sehen Sie denn im Arzneimitteleinsatz in der Rinderhaltung derzeit einen Problembereich? Lindemann: Nein, ich sehe eigentlich bei der Milchproduktion die geringsten Probleme momentan. Die Bauern haben stark in Stallbauten investiert. Beim Milchvieh haben wir im Vergleich der Nutztierarten mit Blick auf den Tierschutz derzeit die geringsten Probleme. AGRA-EUROPE: Das stärkere Monitoring beim Arzneimitteleinsatz bezieht sich dann also nicht nur auf die Rinder? Lindemann: Das bezieht sich auf alle Nutztierarten. Wir wollen ja ein Indikatorensystem aufbauen und bei der Lebendbeschau am Schlachthof oder im Betrieb den Zustand der Tiere begutachten lassen durch die dort ohnehin vorhandenen Veterinäre und in stärkerem Maße checken, was die Tiere im Laufe ihres Lebens an Arzneimitteln verschrieben bekommen haben. Daraus können wir Schlussfolgerungen für die Beratung der Betriebe ziehen oder, wenn wir regelmäßig die gleichen Probleme haben, das als Indikator dafür nehmen, dass offenbar an dem Haltungssystem oder an der Rasse der Tiere irgendetwas nicht so ist, wie es sein sollte und daraus entsprechende Schlussfolgerungen ableiten, beispielsweise für die Zucht der Tiere oder für die Haltungssysteme. AGRA-EUROPE: Sie wollen also mit Hilfe der Indikatoren auf der individuellen Betriebsebene ebenso ansetzen können wie auf der Ebene der Produktionssysteme insgesamt? Lindemann: Wenn sich zeigt, dass es um die Produktion unter bestimmten Haltungsbedingungen insgesamt geht, dann muss man natürlich auch am System ansetzen. Wir stellen uns schon vor, dass am Ende der Schaffung dieses Indikatorensystems nicht nur eine Beratung oder eine Reaktion hinsichtlich der Haltungssysteme stehen sollte, sondern wenn sich zeigt, dass das Betriebsmanagement einen ganz massiven Einfluss auf den Zustand der Tiere haben sollte, dann kann man darauf natürlich auch reagieren, indem man, wie beispielsweise bei der Milch, wo Rohmilch mit deutlich erhöhter Keimzahl einen geringeren Preis bekommt, beim Schlachtvieh auch in diese Richtung denkt. Das ist in der Tat eine Überlegung, die wir am Ende dieser Entwicklung durchaus für vernünftig halten. AGRA-EUROPE: Sie haben den Begriff des "Systems" gerade selbst verwendet, in Abgrenzung zum individuellen Betrieb. In der aktuellen Tierschutzdebatte wird von Befürwortern einer Agrarwende diese Systemfrage gern gestellt. Können Sie dagegen mit fachlichen Argumenten überhaupt gewinnen? Lindemann: Ich bin eigentlich immer noch guten Mutes, dass man am Ende mit fachlich vernünftig begründbaren Lösungen weiter kommt als mit politischen Schlagworten, die man in den Raum wirft. Das, was als Agrarwende verstanden wird, ist ja ausgesprochen schwammig. Von Vertretern einer solchen Agrarwende wird gern polarisiert zwischen Ökobetrieben einerseits und agrarindustriellen Betrieben andererseits. Dieses Weltbild ist mir zu schlicht, als dass es in der Realität Bestand haben könnte und es gibt ja aus guten Gründen auch keine Definition dessen, was Agrarindustrie eigentlich sein soll oder nicht sein soll. Insoweit kann ich mit den Begriffen nichts anfangen. Aber eins ist für mich klar: Wenn wir sehen, dass bis 2050 auch aus Sicht der UN-Ernährungsorganisation FAO die Nahrungsmittelproduktion mindestens um 70 % steigen muss, um die Weltbevölkerung zu ernähren, dann wird das nicht in einem System möglich sein, in dem wir die Landwirtschaft in den fruchtbarsten Gegenden dieser Erde extensivieren. Vielmehr müssen die fruchtbaren Gegenden dieser Erde ihre Verantwortung für die Ernährung der Menschen auf dieser Welt tragen. AGRA-EUROPE: Das heißt, eine weitere Intensivierung der Agrarproduktion auch in Niedersachsen? Lindemann: Nicht überall und flächendeckend, schließlich produzieren wir in einzelnen Regionen schon intensiv genug. Die Devise darf aber nicht lauten 'Reduziert doch die Agrarproduktion, zieht euch aus den internationalen Märkten zurück und dann kommt diese Welt schon in Ordnung'. Das halte ich für einen völlig falschen Weg. AGRA-EUROPE: Sie sehen also durchaus noch Möglichkeiten, den Viehbesatz zu erhöhen im Landesmittel, wenn ich Sie jetzt recht verstanden habe? Lindemann: Wünschenswert wäre es beispielsweise, wenn in meiner Heimat, der Hildesheimer Börde, nicht nur Weizen und Zuckerrüben wachsen, sondern auch andere Produkte erzeugt werden. Dazu gehören auch tierische Produkte. Insoweit verstehe ich die Aufregung überhaupt nicht, die gerade in diesen Gebieten entsteht, wenn jemand einen Hähnchenstall bauen möchte oder sich eine Rindermastanlage zulegt. Zur bäuerlichen Landwirtschaft hat die Tierhaltung immer dazugehört, seit Tausenden von Jahren. Und warum das auf einmal nicht mehr möglich sein soll, nur wenn das eine Dimension erreicht, die modernen Bewirtschaftungsansprüchen genügt, kann ich nicht nachvollziehen. AGRA-EUROPE: Wie sehen sie das beim geplanten Schlachthof in Wietze bei Celle? Lindemann: Der Schlachthof ist natürlich ein Gewerbebetrieb, aber wenn da Hähnchenmast im Umfeld stattfindet, dann halte ich Haltungseinheiten, in denen 30 000 oder 40 000 Hähnchen gemästet werden - dazu braucht man heute eine halbe Arbeitskraft - für durchaus im Bereich des bäuerlichen Familienbetriebes liegend. Das betrachte ich nicht als Agrarindustrie. Wenn ich sehe, dass in anderen Teilen unseres Landes Ställe für Einheiten von 150 000 bis 200 000 Hähnchen gebaut werden, dann hat das für mich schon einen großgewerblichen Charakter, den ich nicht für förderungswürdig halte. Das ist dann das unternehmerische Risiko, das jemand eingehen darf, weil es nicht gesetzeswidrig ist, aber auch nicht das, was wir uns als Landesregierung wünschen oder was wir fördern. AGRA-EUROPE: Bisher können Nährstoffüberschüsse aus dem Westen Niedersachsens in östlichen ackerbaulich geprägten Landesteilen genutzt werden. Könnte es da nicht zu Problemen kommen, wenn in den klassischen Ackerbauregionen mehr intensive Tierhaltung stattfindet? Lindemann: Davon sind wir meilenweit entfernt, wenn ich das in meinem eigenen Dorf, in Hohenhameln, das liegt mitten in der Hildesheimer Börde, sehe. Diejenigen, die einen Stall bauen, müssen einen qualifizierten Flächennachweis hinsichtlich des Verbleibs ihrer Gülle oder der Exkremente erbringen und müssen genau belegen, auf welche Flächen das aufgebracht werden soll. Da sind wir gerade in Mittel- und Südniedersachsen weit entfernt von problematischen Verhältnissen. Wir haben eher in den Intensivgebieten punktuell ein Problem und da müssen wir rangehen durch eine bessere Überwachung der Nährstoffströme. AGRA-EUROPE: Sie planen also eine verschärfte Überwachung, was den Wirtschaftsdüngertransport angeht. Das hat dann letztendlich auch mit mehr Auflagen für die Landwirte zu tun, was die Dokumentation angeht, nicht wahr? Lindemann: Das wird dazu führen, dass man genaueren Aufschluss über die Nährstoffströme auch schriftlich festhalten muss. Das bezieht sich allerdings insbesondere auf von außen zugeführten Wirtschaftsdünger. Wir haben den Eindruck, dass gerade in jetzt schon belastete Gebiete auch eine Menge tierischer Exkremente zum Beispiel aus den Niederlanden, geht. Das bezieht sich auch auf die Substrate aus Biogasanlagen, die bisher offenbar einer vergleichsweise geringen Verbleibskontrolle unterliegen. Wo das Risiko einer überlappenden Aufbringung besteht, müssen wir uns vergewissern, dass das nicht stattfindet. Da müssen wir genauer hinschauen. AGRA-EUROPE: Also sprich, sie verdächtigen die Landwirte, dass da an der Düngemittelverordnung vorbei Dinge ausgebracht werden. Lindemann: Ich verdächtige nicht die Landwirte, aber einige scheinen das nicht so wahnsinnig strikt anzuwenden. AGRA-EUROPE: Können sie das näher eingrenzen? Lindemann: Das ist natürlich ein Problem, was eher in den Intensivgebieten vorkommt als in den Gebieten, in denen es kaum Tierhaltung gibt. AGRA-EUROPE: Zu den Nährstoffüberschüssen in den Intensivgebieten trägt auch Biogas bei. Niedersachsens Landesregierung hat einen Reformvorschlag zur EEG-Novelle mit der Abschaffung der Boni vorgelegt. Sehen Sie Unterstützung für diesen Vorschlag, der ja auf eine Vereinheitlichung der Förderung abzielt? Lindemann: Es gibt schon Unterstützung dafür, das Förderniveau für neue Biogasanlagen nicht auf dem gegenwärtigen Niveau beizubehalten. Das ist inzwischen eine eingeführte Technik und insoweit sind die Anreizkomponenten, diese Technik zu verwenden, eigentlich nicht mehr in dem Maße gegeben, wie es zu Beginn des Biogasanlagenbaus einmal der Fall gewesen ist. Der Güllebonus hat sein Ziel nicht erreicht. Wir hatten uns, ich hab da in Berlin noch selbst dran mitgebastelt, seinerzeit vorgestellt, den Flächendruck zu reduzieren, indem mehr Gülle in Biogasanlagen fließt. Tatsächlich ist aber Biogas durch die Addition von Nawaro- und Güllebonus selbst in den Intensivgebieten so attraktiv geworden, dass dort viele neue Anlagen entstanden sind und sich die Flächenkonkurrenz sehr deutlich erhöht hat. Da müssen wir gegensteuern. AGRA-EUROPE: Aber eine eigene Gülleförderung, wie sieht’s damit aus? Lindemann: Ich könnte mir einen völligen Wegfall der Bonussysteme vorstellen und nur noch zwei Stufen etabliert wissen, das eine ist die reine Nawaro-Stufe, wo eben Mais und andere Ackerfrüchte reingegeben werden, und das andere wäre die Biogasanlage, die weitgehend bis ausschließlich aus Abfallstoffen gefüttert wird, aus Gülle, Grünabfällen und so weiter. Für eine eigene Gülleförderung müsste man jedenfalls auf Anteile der tierischen Exkremente im Vergärer von mindestens 80 % kommen und nicht nur auf 30 %, wie es derzeit für den Güllebonus vorgeschrieben ist. Zum anderen stellen wir uns in Niedersachsen eben auch dezidiert vor, dass eine Biogasanlage in Zukunft nur dann rentabel sein darf, wenn hinter ihr ein gut funktionierendes Kraft-Wärme-Kopplungssystem steckt. AGRA-EUROPE: Worüber wir jetzt gerade gesprochen haben, betrifft Investitionen von Landwirten. Nun haben sie gerade ihr neues Agrarinvestitionsförderprogramm vorgestellt. Da besteht eine Kontinuität in Niedersachsen mit dem Schwerpunkt auf den einzelbetrieblichen Zuschüssen. Wenn sie sich die Zukunft der Zweiten Säule anschauen, soll das dann so bleiben oder haben sie darüber hinausgehende Pläne, auch vor dem Hintergrund der EU-Prioritäten? Lindemann: Dem stellvertretenden Generaldirektor für Landwirtschaft in der EUKommission, Dr. Rudolf M ö g e l e , habe ich kürzlich noch einmal deutlich machen können, dass wir in Niedersachsen nach wie vor für eine auf den Markt ausgerichtete Landwirtschaft stehen. Die EU-Kommission hat sich als eines ihrer drei im November ausgegebenen Ziele eine rentable Nahrungsmittelerzeugung auf die Fahnen geschrieben. Das sehen wir auch so. Die Ausrichtung der niedersächsischen Agrarpolitik wird auch weiterhin so bleiben, dass wir als Ziel eine volle Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirte mindestens im europäischen Konzert haben wollen und nicht eine Situation anstreben, in der ein erheblicher Teil der Landwirte nur noch aus europäischen Finanztöpfen am Leben zu erhalten ist. Mit jeder neuen EU-Finanzierungsperiode sind die Zuwendungen an die Landwirte in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Und das wird, so befürchte ich, auch beim nächsten Mal möglicherweise so sein und dann müssen wir den Landwirten sagen, welche Zukunft sie haben. Der Schwerpunkt dessen, was Landwirte machen müssen und sollen ist eine rentable Produktion und Veräußerung ihrer Produkte zu einem möglichst gewinnbringenden Preis. AGRA-EUROPE: Kommen wir noch mal auf die Zweite Säule und das Agrarinvestitionsförderprogramm. Momentan haben wir wieder ein gutes Investitionsklima in der Landwirtschaft. Erfreulicherweise. Fürchten sie da nicht Mitnahmeeffekte durch ihre Förderpolitik bei den klassischen Investitionszuschüssen? Lindemann: Da sind Mitnahmeeffekte sicherlich auch gegeben. Es wird Landwirte geben, die das auch ohne staatliche Förderung machen könnten. Aber es kommt uns eigentlich darauf an, deutlich zu machen, welche Entwicklung wir haben wollen und dafür Sorge zu tragen, dass die Zielgruppe, die in den Genuss der Förderleistung kommt, auch die ist, die im Fokus unserer Agrarpolitik steht. Und das sind die bäuerlichen Betriebe. Und wenn jemand weniger Kapitaldienst leisten muss durch staatliche Förderung, ist das am Ende auch ein Beitrag zur Stabilisierung der Betriebe. AGRA-EUROPE: In der Vergangenheit ist in Niedersachsen doch das allermeiste Geld den Rinderhaltern zugute gekommen. Sehen sie da nicht ein gewisses Gerechtigkeitsdefizit gegenüber den anderen Landwirten? Lindemann: Die EU zwingt uns dazu, das so zu machen. AGRA-EUROPE: Inwiefern? Lindemann: Wir haben für das Jahr 2011 versucht, ein bisschen stärker in Richtung Ackerbaubetriebe umzusteuern und das Förderniveau für den Milchviehbereich nicht auf 60 % zu halten, wie in den vergangenen Jahren. Ich war seinerzeit in der sehr schwierigen Situation für die Milch selbst daran beteiligt, Milch in den Katalog der „Neuen Herausforderungen“ zu schieben. Das nun vorliegende Ergebnis behagt mir nicht so wahnsinnig gut, aber dass moderne Milchviehbetriebe gefördert werden sollen, da habe ich überhaupt kein Problem mit. Ich sage das insbesondere im Hinblick darauf, dass die Bindung der Förderung an die Milchquote entfallen ist und sich unsere Milchviehbetriebe eben darauf einrichten können, auch dann wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, wenn die Milchquote 2015 ausläuft. Letztendlich sind wir bei den 60-Prozent-Anteilen für den Stallbau geblieben. Das ist Geld, das in Niedersachsen durchaus sinnvoll abfließt. Ich halte das also nicht für fehlgeleitete Förderung, aber ich hätte mir im Interesse der Gerechtigkeit schon gewünscht, dass wir ein bisschen unabhängiger bei der Festsetzung wären, welche Prozentsätze denn für einzelne Segmente, übrigens auch für den Gartenbau, zur Verfügung gestellt werden dürfen. AGRA-EUROPE: Ja, die Milchquoten laufen aus. Da bleibt dann nach 2015 eigentlich nur noch der Zucker als EU-Agrarerzeugnis mit vorgegebenen Produktionsrechten, vom Wein mit den Pflanzrechten einmal abgesehen. Sind die Zuckerquoten nach 2015 noch zeitgemäß? Lindemann: Ich glaube ja, wir kommen momentan glaube ich, nicht ohne aus, weil Zucker eben so noch nicht den Schwankungen des Weltmarktes standhalten kann. AGRA-EUROPE: Der EU-Preis ist doch mittlerweile niedriger als der Weltmarktpreis. Lindemann: Ja, aber ich bin mir nicht sicher, dass das so bleibt. Insoweit möchte ich auf den Mechanismus zurzeit jedenfalls nicht verzichten. Sie müssen bedenken, dass man in Südamerika sehr flexibel in der Verwendung des Zuckers ist, sei es für die Verwendung als Treibstoff oder in der Vermarktung als Zucker. Ich würde, was die EU-Marktentwicklung angeht, gerne noch ein bisschen mehr Stabilität in die ganze Entwicklung reinbekommen. Bevor man die Zuckerquoten abschafft, würde ich gern wissen, was bei den WTOVerhandlungen rauskommt, wenn man überhaupt eine Abschaffung anstrebt. Zunächst benötigt man eine zuverlässigere Beurteilung der Marktsituation. Unsere stärksten Verbündeten für die Beibehaltung der Zuckerquoten sind die AKP-Staaten und die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs), die ja selbst die Präferenzerosion befürchten, wenn wir uns darauf einlassen, hier das System zu verändern. Diese Staaten sehen damit ihre Landwirtschaft in existenziellen Gefahren. Solange wir ausdrücklich auch aus vielen Staaten der Dritten Welt ermuntert werden, an diesem System nichts zu verändern, ist glaube ich der Druck, auch von außen her, nicht so groß. AGRA-EUROPE: Kommen wir noch mal auf die Innenpolitik. Im Bundeshaushalt wird ja gespart, auch an der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK). Wie beurteilen Sie da die Gemengelage angesichts der Bestrebungen des Bundes, Prioritäten festzulegen? Lindemann: Prioritäten für die Förderung werden ja im zuständigen Planungsausschuss (Planak) festgesetzt und das ist auch der richtige Weg, dies gemeinschaftlich zu entscheiden. Wir sind jederzeit dazu bereit, über die gemeinsamen GAK-Ziele mit dem Bund zu reden. Nicht bereit bin ich, mit dem Bund darüber zu verhandeln, andere Akzentsetzungen vorzunehmen, während der Bund das Geld dafür zusammenstreicht. AGRA-EUROPE: Und darauf läuft es für sie momentan hinaus? Lindemann: Ja, ich hatte schon ein wenig Schwierigkeiten mit der Ansage des Bundes, wir sollten doch den Ökobereich besser fördern. Das hielt die Bundesministerin für nötig. Für Niedersachsen kann ich sagen, im Gegensatz zu anderen Bundesländern haben wir den Ökobereich eigentlich immer aus der GAK gefördert. Aber Appelle, wie wir die GAK-Mittel verwenden sollen, während der Bund gleichzeitig die Mittel zusammenstreicht, die halte ich nicht für sonderlich konstruktiv. Dann wäre der umgekehrte Weg für die Länder sicherlich eher anzustreben. AGRA-EUROPE: Aber mit den Kürzungen auf Bundesebene muss man ja umgehen, die sind unausweichlich? Lindemann: Das weiß ich nicht, ob die wirklich unausweichlich sind. Es gibt ja auch andere Spielfelder der Bundespolitik, für die man sich überlegen kann, ob man das vorhandene Instrumentarium in vollem Umfang beibehalten muss. AGRA-EUROPE: Als da wären? Lindemann: Beispielsweise steht aus einer ganzen Reihe von Abgaben, die aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen für Emissionen und andere Dinge zu leisten sind, im Umweltministerium in hohem Maße Geld zur Verfügung, um Biodiversität und ähnliches zu fördern. Wir haben immer schon gesagt, es ist doch ein Witz, dass ständig betont wird, gerade unsere Wälder in Deutschland trügen in hohem Maße dazu bei Biodiversität, Wasser- und Klimaschutz zu fördern, es gleichzeitig aber auf Bundesebene nicht gelingt, den Wald in Deutschland zu fördern. Stattdessen tummeln wir uns in irgendwelchen tropischen Wäldern und geben uns auch noch Mühe, die so unter Schutz zu stellen, dass man allen Ernstes versucht, die eigene Bevölkerung in tropischen Staaten aus ihren Wäldern auszusperren, weil das Schutzgebiete werden sollen. Dafür zahlen wir viel Geld. Ein solcher Vollschutz geht in meinen Augen in die falsche Richtung. Lieber sollte man eine nachhaltige Bewirtschaftung durch die einheimische Bevölkerung sicherstellen. Und beim deutschen Wald sollte man sich von der Haltung verabschieden, ’Der ist doch sowieso da, helft euch selbst und seht zu, wie ihr über die Runden kommt’. Hier möchte ich den Bund ermuntern, zwischen Umwelt und Landwirtschaft besser zusammenzuarbeiten, um gemeinsam zu erreichende Schutzzwecke auch aus gemeinsamen Töpfen zu fördern und nicht zu sagen, das ist deine Spielwiese, da bekommst du kein Geld, ich geb’ das lieber in die Tropen. AGRA-EUROPE: Wie sehen Sie die „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“, die Frau Aigner in den nächsten Wochen und Monaten auf den Weg bringen will? Lindemann: Ich hoffe, dass in die Charta reinkommt, was wir Niedersachsen für wichtig halten und wir werden relativ deutlich sagen, wenn uns etwas nicht behagt. In den vergangenen Monaten und in der Zeit, seit ich in Hannover Minister bin, habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass wir in der Ausrichtung der Politik durchaus die gleiche Wellenlänge haben. Es scheint mir nicht so, dass eine grundsätzlich andere Richtung gegenüber dem gefahren wird, was ich selbst noch als agrarpolitische Ziele mit definiert habe in meiner Zeit in Berlin. Insofern bin ich zuversichtlich, dass man auch weiterhin auf einen Nenner kommt. AGRA-EUROPE: Herr Minister, wir danken Ihnen für das Gespräch. AGE 10-2011 DEUTSCHLAND Raffinerien bleiben auf vollen E10-Tanks sitzen Neuer Kraftstoff mit höherem Bioethanolanteil wird zu wenig getankt - Unsichere Verbraucher greifen auf teureres Super Plus zurück - Dabei vertragen weit mehr als 90 Prozent der Fahrzeuge Super E10 - Mineralölwirtschaftsverband kritisiert Informationspolitik von Umweltministerium und ADAC - Beratungsoffensive an Tankstellen angekündigt - DBV und BDBe verteidigen Biokraftstoffe BERLIN. Beim neuen Superkraftstoff mit einem Ethanolanteil von 10 % (E10) haben die Ölkonzerne derartige Absatzschwierigkeiten, dass die Markteinführung ins Stocken gekommen ist. Wie der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Dr. Klaus P i c a r d , vergangene Woche erklärte, meiden bis zu 70 % der Kunden unnötigerweise die neue Sorte Super E10. Stattdessen tankten sie das teurere Super Plus mit einem Ethanolgehalt von 5 %. Dabei seien 90 % der Fahrzeuge für E10 ausgelegt. Laut dem Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) können bei den deutschen Herstellern 99 % der Pkws mit E10 betankt werden. Während es zunehmend zu Lieferschwierigkeiten bei Super Plus komme, unterstrich Picard, liefen die E10-Tanks der Tankstellen und damit auch die der Raffinerien voll. Die Produktion einer einzelnen Sorte könne jedoch nicht kurzfristig hochgefahren werden. Der MWV kritisierte die Informationspolitik des Bundesumweltministeriums und des ADAC zu E10 und kündigte eine Informationsoffensive an. Unter anderem soll die Liste der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) mit allen für E10 geeigneten Fahrzeugen in jeder Tankstelle ausliegen. Benzin-Gipfel diese Woche Dass der bisherige Hinweis der Industrie auf die DAT-Liste im Internet nicht ausreichend sei, hatten der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) kritisiert und ein „aktives Vorgehen“ der Mineralölwirtschaft gefordert. Bundesumweltminister Norbert R ö t t g e n begrüßte das Vorhaben des MWV. Die Tankstelle sei der zentrale Ort für verlässliche Informationen. In Reaktion auf die Turbulenzen hat Bundeswirtschaftsminister Rainer B r ü d e r l e alle Beteiligten aus Politik und Industrie zu einem Benzin-Gipfel am Dienstag geladen. Dort sollen Experten aus dem Wirtschafts-, Umwelt-, Verkehrs- und Landwirtschaftsressort zusammen mit BIOENERGIE Mineralölwirtschaft, Automobilindustrie, Biokraftstoffverbänden und dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) über das weitere Vorgehen beraten. Brüderle sieht vor allem die Auto- und Mineralölhersteller in der Pflicht, bei den Verbrauchern für „absolute Klarheit“ zu sorgen. Produktion wird gedrosselt Picard warnte vor der ersten Produktionsdrosselung einer Raffinerie, die in den nächsten Tagen erwartet wird. Sollten weitere Standorte folgen, sei nicht nur das Benzinangebot eingeschränkt, sondern auch die Gesamtversorgung mit Mineralölprodukten gefährdet. Mittelfristig könne das Verhalten der Konsumenten dazu führen, dass die Raffinerien wieder auf E5-Benzin zurückstellten, betonte Picard. Dann fielen hohe Strafzahlungen an, weil gegen das Biokraftstoffquotengesetz verstoßen werde. Das führe wiederum zu Preisaufschlägen. Der Grund für die Einführung von E10 wird nach Meinung des MWV der Öffentlichkeit nicht ausreichend erklärt. Wie der MWV-Geschäftsführer hervorhob, haben schließlich umweltpolitische Entscheidungen in Brüssel und Berlin dazu geführt. Die Mineralölwirtschaft sei „lediglich Erfüllungsgehilfe“ der Politik. Von daher erhofft sich der Verband mehr Unterstützung vom Bundesumweltministerium. Dessen bisherige Informationen zu E10 hätten zu wenige Verbraucher erreicht und die Konsumenten verunsichert. Biokraftstoffquote ohne E10 Für jeden nicht beigemischten Liter Ethanol muss die Industrie etwa 40 Cent Strafe zahlen. Je Liter Benzin müssten dann fast 2 Cent auf den Benzinpreis aufgeschlagen werden, erläuterte Picard. Bei weiter steigenden Preisen für Bioethanol kann jedoch der Punkt erreicht werden, bei dem die Strafzahlungen für die Wirtschaft günstiger sind, als die Mehrkosten beim Ethanolpreis. Am vergangenen Donnerstag ging der April-Kontrakt für Ethanol an der Börse in Chicago mit 2,62 $ je Gallone (50 Cent/l) aus dem Handel, das waren rund 12 % mehr als Anfang des Jahres. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) wies darauf hin, dass die obligatorische Erfüllung der Biokraftstoffquote in Höhe von 6,25 % auch ohne E10 möglich sei. Wie VDB-Geschäftsführer Elmar B a u m a n n erläuterte, erlauben die gesetzlichen Regelungen, neben der Beimischung auch den Verkauf von reinem Biokraftstoff zu nutzen, um die Quote zu erfüllen. Seit Jahren sei es gängige Praxis, dass die Mineralölwirtschaft den Verkauf von reinem Biodiesel in großen Mengen auf die Quote anrechnen lasse. Der gesamte Absatz von reinem Biodiesel 2010 sei so verwendet worden. Auch in den Jahren davor hätten die Mineralölunternehmen regen Gebrauch von dieser Möglichkeit gemacht. Unabhängigkeit vom Erdöl DBV-Präsident Gerd S o n n l e i t n e r und der BDBe-Vorsitzende Norbert S c h i n d l e r nannten E10 eine sinnvolle politische Entscheidung: „Die Klimaschutzziele der EU können ohne Biokraftstoffe nicht erreicht werden und die aktuellen weltpolitischen Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig eine größere Unabhängigkeit von Erdölimporten für unsere Wirtschaft ist.“ Als durchschaubar bezeichneten beide, dass die Verunsicherung der Verbraucher von Autogegnern wie dem Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Prof. Hubert W e i g e r , missbraucht werde, um Stimmung gegen Biokraftstoffe und die Landwirtschaft zu machen. „Jetzt soll den deutschen Bauern wegen Biokraftstoffen auch noch die Rodung von Regenwald angelastet werden“, kritisierte Sonnleitner. Über die Nachhaltigkeit von Bioethanol werde viel Falsches verbreitet, unterstrich Schindler. Für Bioethanol zur E10-Beimischung würden keine Wälder abgeholzt oder Torfmoore trockengelegt. In der EU gälten seit diesem Jahr strenge und weltweit wegweisende Nachhaltigkeitsvorschriften, für europäisches Bioethanol ebenso wie für Importware. Tank gefährdet nicht den Teller Gegen Vorwürfe, dass für E10 die Anbauflächen für Nahrungsmittel knapp werden, nahm der VDB Stellung. Geschäftsführer Baumann erklärte, lediglich auf etwa 1,3 % der Weltagrarfläche erfolge der Anbau von Biokraftstoffen. Da die Produktionsfläche für Biodiesel und Bioethanol so gering sei, könnten sie nicht für den Hunger auf der Welt verantwortlich gemacht werden. Lebensmittelfirmen wie Unilever oder Nestlé böten den Bauern bisher lediglich Minimalpreise an und sähen in der Biokraftstoffproduktion eine neue Konkurrenz. Höhere Preise seien aber ein Anreiz, effiziente Landwirtschaft zu betreiben. Baumann forderte, dass die bisher nur für Biokraftstoffe geltenden Nachhaltigkeitsregeln auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden. „Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Nachhaltigkeit der Herstellung von Biokraftstoffen strengen Kontrollen unterliegt, während es für Lebensmittel keine entsprechenden gesetzlichen Regelungen gibt“, betonte Baumann. Röttgen will günstigen Bestandsschutz Ende Februar hatte Bundesumweltminister Röttgen die Mineralwirtschaft dafür kritisiert, dass sie sich „bei denjenigen Autofahrern bediene“, deren Fahrzeuge kein Super E10 vertrügen. Diese könnten nun ausschließlich Super Plus tanken. Der Grundgedanke der Bestandsschutzregelung, der die Anbieter verpflichtet, die nächsten Jahre ein preisgünstiges Benzin mit 5 % Ethanol anzubieten, werde damit missachtet. Die Mineralölwirtschaft begründet ihr Vorgehen mit organisatorischen und wirtschaftlichen Zwängen. Um neben Super E10 und Super Plus noch das alte Super E5 anbieten zu können, müssten die Tankstellen ihre unterirdisch gelegenen Tanks teilen oder neue Behälter einbauen. Das seien teure und langfristige Investitionen, die letztendlich wieder der Verbraucher tragen müsse, betonte Picard. Vorwürfe richtete die Mineralölwirtschaft außerdem an den ADAC, der zur Information und Aufklärung seiner Mitglieder hätte beitragen müssen. Stattdessen verunsichere der Automobilclub die Verbraucher und nehme in Kauf, dass 70 % der Autofahrer durch falsches Tankverhalten Geld zum Fenster rauswürfen, erklärte Picard. Mineralölwirtschaft soll zahlen Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael K a u c h , wies wie der VDB auf die mögliche Nutzung von reinem Biokraftstoffen hin. Durch die Kombination des bestehenden Kraftstoffes mit reinem Biokraftstoff sei die Quote ohne Strafzahlungen zu erfüllen. Diese Variante soll seiner Meinung nach neben anderen Punkten beim Benzin-Gipfel besprochen werden. Beim Thema E10-Einführung sieht Kauch Mineralölwirtschaft und Automobilhersteller in der Informationspflicht. Prof. Erik S c h w e i c k e r t als verbraucherpolitischer Sprecher der FDP warnte die Mineralölwirtschaft davor, drohende Strafzahlungen auf die Verbraucher abzuwälzen. Wenn es der Ölbranche nicht gelinge, die Autofahrer von E10 zu überzeugen, müssten sie selbst dafür die Zeche übernehmen. Auch dürfe es nicht zu einem Sprit-Engpass an den Tankstellen kommen. Die FDP-Agrarpolitiker Christel H a p p a c h - K a s a n und Rainer E d e l betonten, der Anbau von Energiepflanzen zur Biokraftstoffproduktion sei notwendig, damit die Treibhausgase im Verkehrsbereich verringert würden. Beide Politiker befürworten eine langfristige Strategie, um die ehrgeizigen Ziele im Energiekonzept der Bundesregierung zu erreichen. Grüne lehnen Beimischzwang ab Für ausreichende Steuererleichterungen bei reinen Biokraftstoffen sprach sich der energiepolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Hans-Josef F e l l , aus und lehnte einen Beimischzwang ab. Bei jeder weiteren Erhöhung der Beimischungsstufe drohe ein ähnliches Chaos wie derzeit. Dagegen könne mit einer wachsenden Anzahl von Autos, die reinen Biosprit vertrügen, ein solches Durcheinander vermieden werden. Umweltpolitikerin Eva B u l l i n g - S c h r ö t e r von der Bundestagsfraktion Die Linke forderte eine Pause bei der Einführung von E10. Außerdem soll die Bundesregierung für ein Moratorium in der EU werben, wo die Erfahrungen der Einführungsphase ausgewertet und die Öko-Bilanz für Biokraftstoffe neu berechnet werden. Zusammenarbeit wichtig Der Hauptgrund für den Fehlstart bei der Markteinführung von E10 sieht Deutschlands größter Bioethanolherstellers CropEnergies in der Verunsicherung der Konsumenten. Es sei offensichtlich nicht gelungen, die Kunden im Vorfeld umfassend über den neuen Kraftstoff und seine Vorteile für den Verbraucher zu informieren. „Alle Beteiligten müssen jetzt gemeinsam daran arbeiten, die Verbraucher so schnell wie möglich umfassend über den neuen Kraftstoff zu informieren“, erklärte Lutz G u d e r j a h n , Vorstandsmitglied der börsennotierten Südzucker-Tochter. CropEnergies verfügt im Zeitzer Stammwerk in SachsenAnhalt über eine Produktionskapazität von 280 000 t. Hinzu kommen rund 240 000 t Bioethanol in Belgien. Zweitgrößter Hersteller ist Verbio mit seinen Werken in Schwedt und Zörbig. Beide Standorte können ebenfalls zusammen 280 000 t erzeugen. Bei voller Ausnutzung aller Produktionsanlagen in Deutschland können etwa 1 Mio t Bioethanol im Jahr produziert werden. Um E10 flächendeckend anbieten zu können, benötigt die Mineralölwirtschaft allerdings rund 2 Mio t Bioethanol. AgE Umrechnungskurs 1 $ = 0,7251 Euro Deutschlands größte Bioethanolhersteller (nach Produktionsstandort und Jahresproduktionskapazität in t) Produktionsstandort Rohstoffb asis Jahreskapazit ät Zeitz „Getreide und Zuckerrübe n“ 280 000 Schwedt „Getreide und Zuckerrübe n“ 180 000 Zörbig „Getreide und Zuckerrübe n“ 100 000 fuel21 Klein Wanzleben Zuckerrübe n 100 000 Anklam Bioethanol Anklam Zuckerrübe n 45 000 Eco Strom Plus Premnitz v.a. Getreide 90 000 N.prior energy2) Stade v.a. Getreide 100 000 CropEnergies1 ) Verbio 1) CropEnergies hat außerdem ein Werk im belgischen Wanze mit 240000 t Kapazität; 2) Werk steht zurzeit still und soll im April wieder produzieren FRANKREICH/EU Paris will der notleidenden Schweinebranche helfen Landwirtschaftsministerium bereitet nationales Ausstiegsprogramm für besonders angeschlagene Betriebe vor - Verbandspräsident Serres rechnet mit annähernd 400 Betriebsaufgaben - Aktionsplan an Brüsseler Vorgaben gebunden, darunter eine Produktionsdrosselung um mindestens 3 Prozent PARIS. In Frankreich steht Landwirtschaftsminister Bruno L e M a i r e zu seinen wiederholten Zusicherungen, den seit geraumer Zeit stark gebeutelten Schweineproduzenten unter die Arme zu greifen. Wie der Präsident des zuständigen Fachverbandes (FNP), JeanMichel S e r r e s , in Paris mitteilte, wird bereits ein nationales Ausstiegsprogramm für besonders angeschlagene Produzenten vorbereitet. Für die Zustimmung der Europäischen Kommission ist Serres zufolge allerdings eine Produktionsrückführung um mindestens 3 % Voraussetzung; davon wären nach seiner Einschätzung vermutlich annähernd 400 Erzeuger betroffen. Eine weitere Auflage für die Zustimmung Brüssels ist laut FNP-Präsident eine Finanzierung zu jeweils 50 % aus privaten Mitteln und öffentlichen Geldern. Mit Blick auf die anhaltend negative Konjunktur und die bereits seit mehreren Jahren andauernden Probleme der französischen Schweineproduzenten unterstützt der FNP grundsätzlich die Idee von Le Maire für ein Ausstiegsprogramm, um damit besonders angeschlagene Schweinehalter zu unterstützen und die Restrukturierung der Branche zu beschleunigen. Keine leichte Aufgabe Für die Umsetzung eines nationalen Aktionsprogramms zur Reduzierung der Schweineproduktion in Frankreich müssen im Rahmen der Brüsseler Agrarleitlinie mehrere Auflagen berücksichtigt werden. Unter anderem darf kein Produktionsausstieg für einen Betrieb finanziert werden, der bereits Gegenstand eines gerichtlichen Vergleichsverfahrens ist. Als zweiten Knackpunkt nannte der FNP-Präsident die Kostenfrage. Da der Plan laut Brüsseler Vorgaben höchstens zu 50 % aus öffentlichen Mitteln finanziert werden kann und eine Produktionsrückführung von 3 % in Form von Ausstiegshilfen annähernd 15 Mio Euro kosten würde, stellt sich laut Verbandsführung die entscheidende Frage, wie im Staatshaushalt zwischen 7 und 8 Mio Euro dafür locker gemacht werden könnten. Von privater Seite würden die Mittel aus dem Verkauf der Betriebsgebäude stammen, wobei jedoch in jedem Fall eine Ablösung der Wohngebäude verhindert werden sollte. „Der Schweinehalter muss seine Wohnung behalten können, da der soziale Aspekt beim Ausstiegsprogramm Vorrang haben soll“, stellte Serres klar. Tatsächliche finanzielle Situation entscheidend Ein weiteres Problem sieht der FNP-Präsident in der korrekten Offenlegung der tatsächlichen finanziellen Situation von ausstiegswilligen Betriebsleitern. Entsprechende Angaben von den Erzeugerorganisationen seien nicht zu bekommen und Gläubiger, Banken oder Futtermittelhersteller seien in der Regel nur partiell über den Verschuldungsgrad des Betriebsleiters informiert. Serres begrüßte in dem Zusammenhang ausdrücklich die Idee der regionalen Außenstelle des Landwirtschaftsministeriums (DRAAF) in der Bretagne. Deren Leiter Louis B i a n n i c regte bereits an, die Datei des Agridiff-Fonds zu konsultieren, aus dem Zuschüsse für finanziell besonders angeschlagene Betriebe bezahlt werden. Außerdem wolle man in der Bretagne die Landwirtschaftskammern auf Departementebene einbeziehen, empfahl Biannic. TIERHALTUNG Auch kritische Stimmen Verbandspräsident Serres geht davon aus, dass das Ausstiegsprogramm insbesondere nicht ausreichend spezialisierte oder kleine Schweinebetriebe ansprechen werde sowie Betriebsleiter, die nicht in der Lage sind, weitere Umweltauflagen zu erfüllen. Gleichwohl werde es genügend Schweinehalter geben, für die das Ausstiegsprogramm eine Alternative sei. Allerdings räumte Serres ein, dass der Plan nicht ideal sei und innerhalb der Branche nicht generell auf Begeisterung stoße. Eine Umstrukturierung werde zwangsläufig zu einem Produktionsrückgang und höheren Kosten für die Branche führen. Dies sei in Krisenzeiten nicht willkommen. Kritiker gaben zu bedenken, dass die Europäische Kommission ohne weiteres auf einer Produktionsrückführung von mehr als 3 % bestehen könne, um den Plan zu genehmigen. Auch deshalb habe Paris bislang noch keinen offiziellen Antrag bei der Brüsseler Kommission gestellt. AgE WELT/DEUTSCHLAND Politische Maßnahmen gegen „land grabbing“ notwendig EKD-Agrarbeauftragter Dirscherl fordert Stopp des Ausverkaufs von Ackerland zugunsten einzelner Länder und des globalen Finanzkapitals - FAO muss Initiative ergreifen - Nicht nur China aktiv WALDENBURG. Politische Maßnahmen gegen das sogenannte „land grabbing“ hat der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens D i r s c h e r l , angemahnt. Nur durch ein international abgestimmtes Verhandlungsmandat der Staatengemeinschaft könne eine Übereinkunft getroffen werden, den Ausverkauf von Ackerland zugunsten einzelner Länder und des globalen Finanzkapitals zu stoppen, so Dirscherl vergangene Woche in einer Presseverlautbarung. Er sieht in erster Linie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gefordert, die Initiative zu ergreifen. „Noch stehen wir am Anfang des neuen Phänomens“, erklärt der Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg. Noch sei Zeit zu politischem Handeln, „bevor aus der globalen Shopping-Tour für Ackerflächen aus egoistischen nationalen Motiven oder dem Interesse an Spekulationsgewinnen langfristig ein Flächenbrand entsteht.“ Land grabbing gefährde die nationale Ernährungssouveränität von Völkern und bedrohe damit den Frieden, warnt der EKD-Beauftragte. Seinen Angaben zufolge hat allein China in den letzten vier Jahren 2 Mio ha Land aufgekauft. Im Nachbarland Laos belaufe sich der Erwerb auf 600 000 ha, um mit bewässerten Reisflächen langfristig eine Jahresernte von 2 Mio t einzufahren. Flächeneinkäufe in Afrika kämen hinzu. Auch Malaysia und Thailand seien in Laos aktiv, einem der ärmsten Länder der Erde. Kleinbauern als Verlierer Beide Länder hätten sich dort mittlerweile 15 % des Staatsgebietes angeeignet für Gummirohr-, Zuckerrohr- und Maniok-Plantagen zur Bioethanol-Herstellung sowie Eukalyptus- und Akazienwälder zur Papierproduktion, teilte Dirscherl mit. Südkorea, die Arabischen Emirate und Saudi-Arabien tätigten Landkäufe in Pakistan, auf den Philippinen, in Kambodscha, Indonesien, der Mongolei, Argentinien und Madagaskar. Das Vorgehen diene in allen Fällen dazu, die Nahrungsversorgung der eigenen Bevölkerung mit Mais, Weizen und Reis zu sichern und Energiereserven vom Acker aufzubauen. Im Sudan hätten sich Südkorea fast 700 000 ha und die Arabischen Emirate 380 000 ha für den Weizenanbau gesichert. Gleichzeitig belaufe sich der Importbedarf für die sudanesische Bevölkerung auf 3,2 Mio t Nahrungsmittel. Für Dirscherl zeigt die Globalisierung der Agrarmärkte damit ihre „unbarmherzige und zynische Seite“. Die Zielländer erhoffen sich von den Landverkäufen die Nutzbarmachung brach liegender Ackerflächen, die Ansiedlung be- und verarbeitender AGRARPOLITIK Industrien und damit neue Arbeitsplätze. Erwartet werde ferner ein Ausbau von Infrastrukturen und die Einnahme von Devisen, um die Bevölkerung mit günstigen Nahrungsmitteln auf den Weltmärkten zu versorgen. Dirscherl bezweifelt, dass solche Hoffnungen berechtigt sind. Aufgrund fehlender Bodenrechtstitel, unklarer Grundstücksgrenzen und begünstigt von Korruption der heimischen Eliten, die selbst Profiteure des Landkaufs sind, würden jedoch sehr oft Kleinbauern von ihrem Grund gejagt und in Hunger und Verarmung getrieben. Die Landflucht in die ohnehin hoffnungslos überfüllten Slums der Großstädte werde forciert. AgE DEUTSCHLAND Fleischwirtschaft ohne Strategie in der Tierschutzdebatte Professor Spiller von der Universität Göttingen hält der Branche schwerwiegende Versäumnisse in der Öffentlichkeitsarbeit vor - „Wer nicht antritt, hat schon verloren“ Unternehmen müssen Farbe bekennen - Innovative Marketingkonzepte notwendig GÖTTINGEN . Gravierende Versäumnisse in der Öffentlichkeitsarbeit hat der Göttinger Agrarökonom Prof. Achim S p i l l e r der deutschen Fleischwirtschaft vorgeworfen. Die Branche habe sich seit der BSE-Krise aus der öffentlichen Diskussion zurückgezogen, sagte der Marketingexperte dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE. Ähnlich wie in der jüngsten Dioxinkrise hätten viele Verantwortliche schon damals erlebt, wie ein Futtermittelproblem von Politik und Medien zu einer Frage der industriellen Agrarproduktion und der Massentierhaltung stilisiert worden sei. Landwirte und Verarbeiter hätten aus diesen negativen Erfahrungen „die nachvollziehbare, aber verhängnisvolle Konsequenz gezogen, dann doch lieber nichts mehr zu sagen.“ Spiller: „Wer nicht antritt, hat schon verloren.“ Der Wissenschaftler sieht insbesondere die Unternehmen der Fleischwirtschaft und dabei vor allem die Unternehmer gefordert. „Entscheidend ist, dass einige große Unternehmen erkennen, dass sie Farbe bekennen müssen“, so der Hochschullehrer. Auf die Dauer schadeten sich die Unternehmen selbst, „wenn sie sich in den für Außenstehende kaum transparenten Branchenstrukturen verstecken.“ Die Top-3 der deutschen Fleischwirtschaft seien so groß, dass sie laut Spiller auch ohne bekannte Marken gegenüber der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig seien. Erst allmählich entwickle sich ein Bewusstsein für die Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz der modernen Tierhaltung. Mit Nachdruck hob Spiller die Notwendigkeit innovativer Marketingkonzepte hervor, um kritische Verbraucher zu erreichen. Deren Anteil veranschlagt er auf rund 40 %. Branche muss Strategie entwickeln Für den Inhaber des Lehrstuhls für Marketing für Agrarprodukte und Lebensmittel am Göttinger Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung ist eine Branchenstrategie im Bereich der Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit wichtiger als die Bereitstellung erheblicher finanzieller Mittel. Die mangelnde Akzeptanz gegenüber der Kleingruppenhaltung bei Legehennen wertet er als ein Indiz für die bestehenden Strategiedefizite. So hätten viele Branchenvertreter über eine lange Zeit hinweg die klassische Käfighaltung verteidigt und die Kleingruppenhaltung als Fehlweg dargestellt. Als Lösung sei sie erst dann vorgestellt worden, als die Diskussion um die Käfighaltung verloren war. Für die Zukunft müsse es darum gehen, frühzeitig und im aktiven Dialog mit den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen zukunftsfähige Strategien zu definieren. Die betäubungslose Ferkelkastration oder das Kupieren von Schwänzen sollte die Branche dem Wissenschaftler zufolge nur dann verteidigen, „wenn sie wirklich glaubt, diese Produktionsformen langfristig öffentlich akzeptiert zu bekommen.“ Die Verantwortlichen müssten sich fragen, ob sie in einer Fernsehdiskussion argumentativ bestehen könnten, in der Bilder dazu gezeigt werden. „Wenn VIEH/FLEISCH nein, dann sollten selbst strategische Ausstiegsszenarien entwickelt werden, um das Image nicht weiter zu gefährden. Wenn ja, dann muss dies auch aktiv und öffentlich vor den Kritikern verteidigt werden.“ Wie auch immer die Branche sich entscheide, „stillzuhalten und zu hoffen, dass ‚dieser Kelch’ an ihr einfach vorüber geht, hilft nicht“, betonte Spiller, der dem Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium angehört. Von Feindbildern Abstand nehmen Der Wissenschaftler rief Wirtschaft und Tierschutzverbände dazu auf, von ihren Feindbildern Abstand zu nehmen. Es nütze nichts, „wenn Landwirte und Fleischunternehmen als ‚Fleischmafia’ bezeichnet werden.“ Umgekehrt sei es aber auch nicht besser, wenn Tier- und Umweltschutzgruppen als „Spendenfischer“ gesehen würden, denen es nicht um die Sache, sondern lediglich um neue Spendeneinnahmen gehe. „Genauso wenig wie Unternehmer nur ihren Gewinn im Kopf haben und ihr Gewissen ausgeschaltet haben, ist es ein Zerrbild, wenn man die Branchenkritiker pauschal diskreditiert“, erläuterte Spiller. Aus vielen Gesprächen mit beiden Seiten habe er die Erkenntnis gewonnen, dass die vorhandenen Feindbilder nur im persönlichen Dialog auf vielen Ebenen einer realistischen Sichtweise weichen würden. Kaum Angebote für kritische Verbraucher Der Hochschullehrer räumt ein, dass sich der Anteil von 40 % der Verbraucher, die Befragungen zufolge einer produktivitätsorientierten Agrar- und Ernährungswirtschaft skeptisch gegenüberstehen, im Einkaufsverhalten bislang nicht niederschlage. Eine Ursache sieht er darin, dass die Branche ihr Angebot für diese Zielgruppe noch nicht gut entwickelt habe. Spiller verwies auf die hohe Preisbereitschaft dieser Zielgruppe. „Aber wenn beispielsweise Bio-Geflügel heute im Laden rund das Dreifache kostet, ist es dann so erstaunlich, wenn der Marktanteil unter 1 % liegt?“ Hier bedürfe es innovativer Marketingkonzepte, um diese Lücke zu füllen. Dazu kann laut Spiller auch ein glaubwürdiges Label für Animal Welfare gehören, an dem gegenwärtig an seinem Lehrstuhl gearbeitet werde. In erster Linie müsse jedes Produkt, das für besonderes Tierwohl stehe, glaubwürdig sein. In Anbetracht des schlechten Branchenimages werde es einzelnen Unternehmen schwer fallen, diese Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit und bei kritischen Stakeholdern zu finden. Vor diesem Hintergrund gehe es bei dem in Göttingen verfolgten Ansatz darum, innovative Unternehmen, den Deutschen Tierschutzbund und kompetente Tierethologen zusammenzubringen. Privatwirtschaftliches Konzept mit Vorteilen „Wir setzen als Konzept auf ein freiwilliges, mehrstufiges Label“, erklärte der Wissenschaftler. Derzeit würden dafür die Kriterien für Schweine und Masthähnchen entwickelt. Ein freiwilliges und privatwirtschaftliches Konzept könne an dieser Stelle schneller sein als der Staat. Dennoch sei es positiv, dass viele Politiker gerade in den vergangenen Monaten ihre Unterstützung signalisiert hätten. Auch dies könne zur Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit beitragen. Möglicherweise bedürfe es künftig sogar einer staatlichen Regelung, um Unternehmen zu sanktionieren, die mit missbräuchlichen Animal-Welfare-Siegeln oder Werbeaussagen auf dem Markt aufträten. Vorbehalte gegenüber dem geplanten Label aus den Reihen landwirtschaftlicher Verbände wies Spiller als unbegründet zurück: „Es geht uns nicht um die Diskriminierung des Marktes, sondern um Marktdifferenzierung.“ Ziel sei es, mit glaubwürdigen und pfiffigen Marketingkonzepten einen Teil der kritischen 40 % zu erreichen und damit natürlich auch Wertschöpfung zu erzielen. Landwirtschaft muss sich der Größendiskussion stellen Für berechtigt hält Spiller die gegenwärtige Diskussion um große Stallanlagen. Auch innerhalb der Landwirtschaft gebe es viele, „die bei Größenordnungen von 100 000 Schweinen Bauchschmerzen haben.“ Zwar sei Größe per se kein Tier- oder Umweltschutzproblem; in einer Europäischen Union, die mit beachtlichen Mitteln die Landwirtschaft nicht zuletzt auch deshalb stütze, weil sie regionalpolitische Ziele verfolge, sei die Diskussion um Größenbegrenzungen jedoch genauso legitim wie die Frage der Schaffung von „Agroparks“. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass sich die Landwirtschaft diesen Fragen stellen muss. Ein Anliegen müsse es sein, die Debatte auf eine realistische Grundlage zu stellen. Dass dies nötig sei, zeigten Studien, denen zufolge für Verbraucher bei 300 Mastplätzen „Massentierhaltung“ beginne. Um vorschnelle politische Entscheidungen zu vermeiden, müsse in der Landwirtschaft selbst eine offene Diskussion um die Zukunft der Tierhaltung geführt werden. Darin müssten wichtige gesellschaftliche Gruppen wie die Kirchen oder Journalisten integriert werden. Beispiele aus den Niederlanden zeigten, „dass eine schnelle gesetzliche Regulierung auch viele negative Folgen haben kann.“ AgE DEUTSCHLAND/DÄNEMARK MILCH Hansa-Milchbauern stimmen für Zusammenschluss mit Arla UPAHL/VIBY. Die norddeutsche Molkerei Hansa-Milch geht im skandinavischen Milchverarbeiter Arla auf. Die Mitglieder der Hansa-Milch stimmten am vergangenen Mittwoch mit einer überwältigenden Mehrheit von 96 % für den Fusionsvorschlag der Vorstände. Bei Arla betrug die Zustimmung laut Unternehmensangaben sogar 100 %. Der Beschluss wird rückwirkend zum 1. Januar 2011 umgesetzt. Die Hansa-Milch MecklenburgHolstein eG wird künftig Hansa Arla Milch eG heißen. Sie bleibt als Genossenschaft mit ihren Mitgliedern bestehen und tritt als solche der Arla Foods amba bei. Somit blieben die demokratischen Strukturen erhalten, erklärte die Hansa-Milch, die künftig mit eigenen Repräsentanten in den Arla-Gremien vertreten sein wird. Der Hansa-Vorstandsvorsitzende Uwe K r a u s e sprach vom Grundstein für ein erfolgreiches Wachstum und der Stärkung der Marktposition. Beide Unternehmen kooperieren bereits seit Jahren. Hansa-Milch mit seinen rund 1 200 Milchbauern in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gehört in Norddeutschland zu den wichtigsten Anbietern von frischen Molkereiprodukten wie Milch, Sahne und Quark aus der Region. Arla ist hierzulande hingegen für Käse und Butter bekannt. Hinter Arla stehen rund 7 200 Landwirte aus Dänemark und Schweden. Die MegaGenossenschaft ist erfolgreich mit Marken wie Buko, Castello und Lurpak. Durch den Zusammenschluss wollen sich die beiden Molkereien ergänzen. „Gemeinsam können wir ein komplettes Sortiment von Molkereiprodukten aus einer Hand anbieten und somit ein noch interessanterer Partner für den deutschen Einzelhandel werden“, erklärt Ove M ø b e r g , Aufsichtsratsvorsitzender von Arla. Das dänisch-schwedische Unternehmen verarbeitet pro Jahr rund 8,6 Mrd l Milch, bei Hansa waren es zuletzt etwa 700 Mio l. AgE Ausgewählte Milchkonzerne in Deutschland und der Welt nach Umsatz (2009, in Mrd Euro) Nestlé Schweiz 18,55 Danone Frankreich 10,60 Lactalis Frankreich 9,09 FrieslandCampina Holland 8,01 Fonterra Neuseeland 7,28 Dean Foods USA 7,00 Arla Foods Dänemark/S chweden 6,19 Dairy Farmers of America USA 5,82 Kraft Foods USA 4,88 Deutsches Milchkontor1) Deutschland 4,00 Meiji Dairies Japan 3,69 Saputo Kanada 3,56 Parmalat Italien 3,53 Morinaga Milk Industry Japan 3,46 Bongrain Frankreich 3,28 Mengniu China 2,69 Yili China 2,53 Land O´Lakes USA 2,31 Bel Frankreich 2,22 Müller2) Deutschland 2,10 Hochwald Deutschland 1,10 1) 2011 durch Fusion hervorgegangen aus Nordmilch und Humana; 2) Umsatz der Gruppe einschließlich der britischen Aktivitäten Quelle: Rabobank und eigene Recherchen USA FIRMENNACHRICHTEN Smithfield will Schulden abbauen Neben der Schweinefleischvermarktung soll auch die Mast wieder profitabel sein - Der vertikal integrierte Konzern verweist auf erfolgreiche Trendumkehr durch Restrukturierung Auslastung von mehr als 90 Prozent erreicht - Aber noch hohe Belastung durch Zinsdienst SMITHFIELD. Der amerikanische Fleischkonzern Smithfield hat seine Profitabilität in den vergangenen Monaten erhöht und will nun die Belastungen durch Zins- und Schuldendienst abbauen. Wie Vorstandschef C. Larry P o p e vergangenen Monat bei einer Konferenz der Bank Goldman Sachs in New York deutlich machte, soll der Schuldenstand des vertikal integrierten Schlachtkonzerns bis zum Abschluss des nächsten Finanzjahres, das am 30. April 2012 endet, unter die Marke von 2 Mrd $ (1,45 Mrd Euro) sinken, nach prognostizierten 2,5 Mrd $ (1,81 Mrd Euro) Ende Oktober 2010 und 3,0 Mrd $ (2,17 Mrd Euro) zum Abschluss des Finanzjahres 2010. Tragende Säule für diese Entwicklung soll neben den fertigen Produkten nun auch die Schweinemast werden, die dem Konzern in den vergangenen Jahren Probleme bereitet hat. Die eingeleitete Kostensenkungsinitiative soll den Aufwand im Segment Schweinemast pro Jahr um 90 Mio $ (65 Mio Euro) senken. Aus den roten Zahlen war Smithfield durch die Entwicklung bei der Schweinefleischvermarktung bereits Mitte vergangenen Jahres gekommen (AGRA-EUROPE 37/11, LÄNDERBERICHTE 9). Smithfield ist der größte Schweinefleischverarbeiter in den USA und auch in Europa aktiv, so in Frankreich, Spanien und Rumänien. Beispielsweise gehört den Amerikanern das Unternehmen Campofrio. Führende Marktposition bei abgepackter Ware Auch für das im Mai beginnende Wirtschaftsjahr 2012 rechnet Smithfield mit einer wieder profitablen Schlachtschweineproduktion. Ein wichtiger Faktor soll eine starke Exportnachfrage sein. Gleichzeitig erwartet der Konzern aber einen Zuchtsauenbestand auf historisch niedrigem Niveau. In der Schweinefleischverarbeitung verweist Smithfield auf eine stark verbesserte Auslastung seiner Betriebe von mehr als 90 %, gegenüber weniger als 80 % vor der Restrukturierung. Smithfield betont seine Stärken in verschiedenen Produktkategorien für abgepackte Fleischwaren. So hat das Unternehmen laut eigenen Angaben bei abgepacktem Kochschinken in den USA einen Marktanteil von 31 %; bei Schinken sollen es 21 % und bei Würstchen 19 % sein. Trotz hoher Materialkosten zeigte sich Pope auch mit den Margen im Geschäft mit abgepacktem Fleisch zufrieden. Gewinn und Stabilität würden durch die abgepackten Fleischprodukte für Endverbraucher getrieben. AgE Umrechnungskurs: 1 $ = 0,7231 Euro AGE 9-2011 EU/WELT GEFLÜGELMARKT Fast 1,3 Millionen Tonnen Geflügelfleisch aus der EU exportiert BRÜSSEL. Der Geflügelfleischexport aus der Europäischen Union hat im vergangenen Jahr kräftig zugenommen. Wie die EU-Kommission in Brüssel berichtete, führte die Gemeinschaft 2010 insgesamt 1,27 Mio t Geflügelfleisch in Schlachtgewichtäquivalenten nach Drittländern aus, was im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um 257 000 t oder gut ein Viertel bedeutete. Im Jahr 2009 war trotz globaler Finanz- und Wirtschaftskrise erstmals die Marke von 1 Mio t genommen worden. Im Einzelnen steigerten Frankreich und die Niederlande den Export von Geflügelfleisch nach Drittstaaten im Jahr 2010 um 7 % auf 333 000 t beziehungsweise 16 % auf 245 600 t, Deutschland um 8 % auf 161 300 t. Mit Abstand größter Abnehmer von Geflügelfleisch aus der EU-27 ist Russland, das seine Bezüge im Berichtsjahr um 8 % auf 245 000 t ausdehnte. Relativ kräftig nach oben geschnellt sind zuletzt die Ausfuhren nach Hongkong; sie erhöhten sich gegenüber 2009 um 72 % auf 151 500 t. Bereits 2009 hatten die EU-Geflügelfleischexporte in die frühere britische Kronkolonie kräftig zugenommen, nämlich um die Hälfte auf 88 400 t. Zu einem wichtigen Bezieher von Geflügelfleisch aus der Gemeinschaft hat sich auch Benin entwickelt; das westafrikanische Land weitete die Importe um mehr als ein Drittel auf 115 000 t aus. Damit lag es nur leicht hinter Saudi-Arabien, dessen Bezüge um gut ein Fünftel auf 118 000 t zulegten. Die Ukraine verringerte dagegen die Einkaufsmenge um 3,5 % auf 84 000 t. Im Unterschied zu den Ausfuhren sind die Geflügelfleischimporte der EU-27 im vergangenen Jahr deutlich gesunken, und zwar um 75 000 t oder fast 9 % auf knapp 800 000 t. Maßgeblich dafür war die Entwicklung der Einfuhren aus Brasilien; das südamerikanische Land lieferte 579 800 t Geflügelfleisch in die Gemeinschaft, was einer Abnahme um 80 000 t oder gut 12 % entsprach. Im Jahr 2009 waren die Geflügelfleischbezüge der EU aus Brasilien bereits um 3 % gesunken. Dagegen konnte Thailand die Lieferungen zuletzt wieder steigern, und zwar um mehr als 5 % auf 148 000 t. An Bedeutung verloren haben Chile und Argentinien, die 2010 rund 34 300 t beziehungsweise 15 800 t Geflügelfleisch in die EU-27 lieferten. AgE Außenhandel der Europäischen Union1) mit Geflügelfleisch (2006 bis 2010; in 1 000 t Schlachtgewichtäquivalenten) 2006 2007 2008 997,2 258,6 62,6 76,9 47,4 81,0 615,8 451,7 110,8 866,3 244,4 64,7 79,4 64,4 28,2 857,7 671,8 129,1 981,8 230,1 58,7 95,1 83,4 112,4 890,6 679,4 146,5 2009 2010 2010:09 in v.H.2) 1 014,3 227,1 88,4 97,4 84,9 87,0 874,6 659,3 140,4 1 271,7 245,0 151,5 118,0 115,0 84,0 799,8 579,8 148,0 + 25,4 + 7,9 + 71,5 + 21,1 + 35,5 - 3,5 - 8,6 - 12,1 + 5,4 Geflügelfleisch Exporte darunter nach Russland Hongkong Saudi Arabien Benin Ukraine Importe darunter aus Brasilien Thailand 1) Bis 2006 EU-25, ab 2007 EU-27; 2) Änderungsraten basieren auf den ungerundeten Kommissionsangaben EU/WELT VIEH-/FLEISCHMARKT EU-Nettoexport von mehr als 100 000 Tonnen Rindfleisch Erstmals seit 2002 führte die Gemeinschaft im vorigen Jahr wieder mehr Rindfleisch einschließlich Lebendrinder aus als ein - Lieferungen nach Drittstaaten nahmen gegenüber der Vorjahresmenge fast auf das Doppelte zu - Russland steigerte die Bezüge überdurchschnittlich - Türkei als neuer Absatzmarkt BONN. Erstmals seit 2002 hat die Europäische Union im vergangenen Jahr wieder mehr Rindfleisch und Rinder exportiert als sie gleichzeitig aus Drittstaaten bezogen hat, wobei umgerechnet in Schlachtgewicht (SG) eine Nettoausfuhrmenge von rund 106 000 t verzeichnet worden ist. Nach Angaben der Europäischen Kommission wurden von der Gemeinschaft im Jahr 2010 insgesamt etwa 485 200 t SG Rindfleisch einschließlich lebender Tiere ausgeführt; das waren fast 191 100 t SG oder 94,5 % mehr als im Krisenjahr 2009. Maßgeblich für die annähernde Verdopplung der Exportmenge waren im Wesentlichen die wieder kräftig erholte Nachfrage Russlands sowie die Öffnung des türkischen Marktes für Schlachtrinder aus der EU. Auf Russland und die Türkei entfielen im vergangenen Jahr zusammen mehr als 40 % des gesamten Rindfleischexports der Gemeinschaft. Insgesamt erreichten deren Rinder- und Rindfleischausfuhren 2010 einen Wert von 1,25 Mrd Euro, verglichen mit 615,4 Mio Euro im Jahr zuvor. Bezogen auf das Kilogramm Schlachtgewicht erhöhten sich die Erlöse in der Drittlandsvermarktung im Schnitt um 0,10 Euro auf 2,57 Euro. Die Rindfleischeinfuhren der EU-27 verringerten sich im Berichtsjahr um gut 12 % auf rund 379 000 t SG; das bedeutete ein neues Tief. Selbst in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, als die Mitgliedstaaten im Schnitt zusammen noch mehr als 1 Mio t SG Rindfleisch einschließlich Lebendrinder in Drittländer exportierten, waren gleichzeitig mindestens gut 400 000 t SG Rindfleisch von dort bezogen worden. Die damalige Fünfzehnergemeinschaft brachte es in dieser Zeit im Mittel auf eine Nettoausfuhrmenge von rund 650 000 t SG an Rindfleisch und Rindern. Gut 70 000 Tonnen in die Türkei Mit Abstand wichtigster Partner der EU-27 aus Sicht der Rindfleischexporteure ist Russland, das seine Bezüge 2010 um 167 % auf 135 800 t SG steigerte. Damit übertraf die Liefermenge in die Russische Föderation auch die Volumina von 2008 und 2007 deutlich. Im Krisenjahr 2009 hatte Russland die Rindfleischeinfuhren aus der Gemeinschaft um mehr als die Hälfte auf weniger als 51 000 t SG gedrosselt. Neuen Schwung ins Exportgeschäft der europäischen Vieh- und Fleischwirtschaft brachte im vergangenen Jahr die Entscheidung Ankaras, den jahrelang unter Verweis auf die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) für die EU gesperrten Schlachtrindermarkt wieder zu öffnen, nachdem die Fleischpreise in der Türkei zuvor stark gestiegen waren. Bis dato waren lediglich Zuchtrinder eingeführt worden. So wurden 2010 aus der Gemeinschaft nach Kleinasien fast 70 400 t SG Rindfleisch geliefert, verglichen mit weniger als 600 t im Jahr zuvor. Auch die Ausfuhren in den Libanon legten deutlich zu, nämlich von 7 800 t auf rund 33 800 t SG. Kroatien drosselte hingegen die Rindfleischbezüge aus der EU im Jahresvergleich um 8 % auf 23 200 t SG. Importe aus den USA auf Erholungskurs Kräftig gesunken sind in den vergangenen Jahren auf der Importseite der Europäischen Union die Rindfleischlieferungen aus Brasilien. Der südamerikanische „Agrarriese“ exportierte 2010 noch 144 800 t SG Rindfleisch in die Gemeinschaft, was gegenüber 2009 ein Minus von 3 % bedeutete. Damit hat sich der Rückgang jedoch deutlich abgeschwächt, denn zuvor hatten die Rindfleischbezüge der EU aus Brasilien von 364 000 t SG im Jahr 2007 auf 149 000 t im Jahr 2009 abgenommen. Die Vieh- und Fleischwirtschaft in dem südamerikanischen Land macht hierfür neben der Aufwertung der landeseigenen Währung Real auch die Auflagen der EU zur Rückverfolgbarkeit des Rindfleischs verantwortlich. Die Rindfleischexporte Argentiniens in die Gemeinschaft gingen 2010 um 43 000 t oder mehr als ein Drittel auf 79 500 t SG zurück. Im Jahr zuvor war die betreffende Liefermenge um 31 % auf 122 500 t SG gestiegen, da in Argentinien 2009 viele Rinder wegen der Trockenheit geschlachtet wurden. Auch aus Uruguay kam zuletzt weniger Ware; die Rindfleischimporte der EU aus diesem Land verringerten sich 2010 um gut 16 % auf 66 200 t SG. Erneut deutlich zugenommen haben dagegen im vergangenen Jahr die Bezüge aus den USA, und zwar um 59 % auf 15 300 t SG. Im Jahr 2006 hatten die Vereinigten Staaten weniger als 1 000 t Rindfleisch in die EU geliefert. AgE Außenhandel der EU1) mit Rindfleisch2) (2006 bis 2010; in t Schlachtgewicht) 2006 2007 2008 2009 2010 2010:09 in v.H. Exporte insgesamt darunter nach Russland Türkei Libanon Kroatien Schweiz Algerien Elfenbeinküste 318 927 145 383 974 4 823 18 907 10 162 9 467 4 938 247 722 87 277 214 3 647 16 460 14 457 1 674 6 941 291 601 102 347 204 5 619 19 917 25 968 1 689 8 969 249 165 50 881 571 7 838 25 126 19 072 6 681 13 404 485 166 135 762 70 370 33 774 23 159 22 340 16 151 14 853 + 94,5 + 166,8 + 330,9 - 7,8 + 17,1 + 141,7 + 10,8 Importe insgesamt darunter aus Brasilien Argentinien Uruguay Botswana USA Neuseeland Namibia Australien 513 160 331 762 82 865 45 350 7 118 956 7 195 8 063 12 366 556 024 363 839 97 656 39 544 13 929 2 746 5 756 10 467 10 019 395 063 171 454 92 924 66 402 10 395 6 547 12 455 10 348 12 957 431 182 149 007 122 494 79 144 11 452 9 609 15 783 12 457 16 937 378 954 144 791 79 487 66 156 15 763 15 290 13 669 13 571 13 628 - 12,1 - 2,8 - 35,1 - 16,4 + 37,6 + 59,1 - 13,4 + 8,9 - 19,5 1) Bis 2006 EU-25, ab 2007 EU-27; 2) einschließlich Lebendtiere EU/WELT AGRARHANDEL EU-Schweinefleischexport erreicht neuen Rekord BRÜSSEL. Der Schweinefleischexport aus der Europäischen Union hat sich im vergangenen Jahr nach dem Rückgang im Krisenjahr 2009 kräftig erholt. Wie aus einer aktuellen Übersicht der Europäischen Kommission hervorgeht, wurde 2010 bezogen auf das Produktgewicht insgesamt die Rekordmenge von fast 2,69 Mio t Schweinefleisch einschließlich lebender Tiere und Wurstwaren von der Gemeinschaft in Drittstaaten exportiert; das waren 300 800 t oder fast 13 % mehr als 2009. Im Vorjahr hatte der EU-Schweinefleischexport vor allem aufgrund einer schwächeren Nachfrage der asiatischen Einfuhrländer um fast 184 600 t abgenommen. Die Russische Föderation als wichtigster Kunde steigerte ihre Bezüge im Jahr 2010 um gut 6 % auf 809 100 t. Dagegen nahmen die EU-Schweinefleischlieferungen nach Hongkong im Anschluss an den deutlichen Einbruch im Vorjahr nur leicht zu, und zwar um 2 % auf etwa 421 900 t. Gleichzeitig dehnte allerdings China die Importe wie schon 2009 deutlich aus: Geliefert wurden voriges Jahr in das „Reich der Mitte“ 212 000 t EUSchweinefleisch; das bedeutete ein Plus von fast 19 %. Um mehr als ein Fünftel auf 223 900 t dehnte Japan den Einkauf von Schweinefleisch aus der Gemeinschaft aus. Die Lieferungen in die Ukraine gingen dagegen weiter zurück, nämlich um 6 % auf 137 900 t. Wieder über die Marke von 100 000 t stieg 2010 der EU-Export von Schweinefleisch in Richtung Südkorea. Auffallend war die annähernde Verdreifachung der Liefermengen nach Weißrussland, das im vergangenen Jahr rund 80 300 t bezog. Sehr moderat fielen im Vergleich dazu die Zuwächse im Ausfuhrgeschäft mit den USA und Australien aus, die 58 600 t beziehungsweise 50 300 t Schweinefleisch aus der Gemeinschaft einführten. Die EU selbst drosselte ihre Importe an diesem Produkt um 16 % auf 43 400 t, wobei die Schweiz entgegen diesem Negativtrend ihre Lieferungen um gut 1 % auf 17 500 t steigern konnte. AgE Außenhandel der EU1) mit Schweinefleisch2) (2006 bis 2010; in t Produktgewicht) 2006 2007 2008 2009 2010 2010:09 in v.H. Exporte insgesamt darunter Russland Hongkong Japan China Ukraine Südkorea Philippinen Weißrussland Kroatien USA Australien Angola 2 089 363 687 402 138 554 249 380 53 785 9 789 142 599 23 321 59 586 56 785 67 048 29 579 40 757 1 910 908 647 052 243 171 232 951 86 345 2 757 137 421 34 243 10 509 56 151 66 472 34 583 48 637 2 569 087 769 044 462 299 236 609 147 951 189 001 115 757 40 912 55 273 63 426 61 471 45 621 49 003 2 384 536 760 880 413 548 186 134 178 725 147 030 95 163 26 572 28 369 70 697 55 495 46 703 45 424 2 685 319 809 149 421 948 223 903 212 020 137 882 100 796 89 388 80 284 67 581 58 627 50 310 44 501 + 12,6 + 6,3 + 2,0 + 20,3 + 18,6 - 6,2 + 5,9 + 236,4 + 183,0 - 4,4 + 5,6 + 7,7 - 2,0 Importe insgesamt darunter Schweiz 32 368 8 934 43 179 10 476 59 838 12 377 51 662 17 240 43 401 17 481 - 16,0 + 1,4 1) Bis 2006 EU-25, ab 2007 EU-27; 2) einschließlich Lebendtiere DEUTSCHLAND/WELT Deutsche Molkereien erzielen Exportrekord Erstmals wurden 2010 mehr als 1 Million Tonnen Käse ins Ausland geliefert - Butter- und Milchpulverausfuhren kräftig gestiegen - Grenzüberschreitender Absatz von Milchdesserts MILCHMARKT und Joghurts nahm um fast die Hälfte zu - Export-Union für Milchprodukte sieht in der Entwicklung den Beleg für die Leistungsfähigkeit der Branche - Meier: Andere Länder beneiden uns darum BERLIN. Überraschend schnell hat die heimische Milchwirtschaft nach dem Krisenjahr 2009 im Exportgeschäft wieder Tritt gefasst und dabei ordentlich Gas gegeben. So erzielten die Molkereiunternehmen in Deutschland 2010 ein neues Rekordergebnis bei den Ausfuhren. Wie die Export-Union für Milchprodukte am Dienstag vergangener Woche unter Berufung auf vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes mitteilte, legten bei den Standardprodukten die Ausfuhren von Butter und Milchpulver relativ besonders stark zu. So erhöhte sich die Auslandsvermarktung von Butter im Jahresvergleich um 23,5 % auf 100 000 t. Der Export von Magermilchpulver wuchs um 15,4 % auf 222 000 t, der von Vollmilchpulver sogar um 47,2 % auf 79 000 t. Vergleichsweise moderat fiel dagegen die Steigerung der Ausfuhr von Milch mit 1,3 % auf 2,568 Mio t aus. Die dem Wert nach stärker zu Buche schlagenden Käseexporte konnten 2010 im Vergleich zur Vorjahresmenge um 6,7 % auf 1,009 Mio t ausgebaut werden. „Zum ersten Mal wurden mehr als eine Milliarde Kilogramm Käse aus Deutschland exportiert“, freute sich der Vorsitzende der Export-Union für Milchprodukte, Gerhard M e i e r . Das gute Ergebnis stelle die Leistungsfähigkeit deutscher Molkereien dar. Deutschland sei der größte Käseexporteur weltweit und nutze jedes Jahr mehr die Wertschöpfungsmöglichkeiten beim Export. „Andere Länder beneiden uns darum“, so Meier. Die Innovationskraft der Unternehmen drücke sich auch besonders beim Export von Milchdesserts und Joghurts aus, führte der Verbandschef aus. Mit einer Steigerung um 47 % seien hiervon mehr als 230 000 t exportiert worden. Die Ausfuhr sei der dynamische Motor der Marktentwicklung gewesen und habe dem deutschen Milchmarkt und damit auch dem Erzeugerpreis erneuten Schwung verliehen, betonte Meier. Deutlich mehr Käse nach Russland geliefert Zum Käseexport stellte der Verbandschef im Einzelnen fest, dass zwar die Liefermengen nach Italien, Deutschlands wichtigstem Handelspartner, leicht zurückgegangen seien, dafür sich jedoch Russland als drittwichtigster Partner etabliert habe. Im Jahr 2010 exportierten die deutschen Molkereien der amtlichen Statistik zufolge insgesamt rund 228 700 t Käse nach Italien; das waren etwa 7 % weniger als 2009. Die Lieferungen in die Russische Föderation beliefen sich auf 86 100 t, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 69 % bedeutete. Im Krisenjahr 2009 waren die Bezüge Russlands an deutschem Käse um knapp ein Fünftel auf 51 000 t gesunken. Deutlich erhöht hat sich 2010 auch der Käseexport in die Niederlande, dem zweitwichtigsten Auslandsmarkt in diesem Segment, und zwar um 15 % auf 120 800 t. Prozentual zweistellige Zuwächse verbuchte die deutsche Milchwirtschaft auch bei den Käseausfuhren nach Belgien, Polen und Tschechien. Rückläufig entwickelten sich unter anderem die Lieferungen nach Frankreich; diese verringerten sich um etwa 7 % auf 71 300 t. Zu Absatzeinbußen kam es außerdem in Spanien und Griechenland. Parallel zum Gesamtexport legten auch die Käseimporte Deutschlands im vorigen Jahr kräftig zu, nämlich um 7,3 % auf 608 200 t. Da die Bezüge aber von einem deutlich niedrigeren Niveau zunahmen, wuchs der Ausfuhrüberschuss trotz des relativ geringeren Anstiegs der Exporte um 22 300 t auf annähernd 400 800 t. Ihrerseits auf erhebliche Überschüsse im Käsehandel mit Deutschland kommen die Niederlande und Frankreich, die zugleich die wichtigsten Lieferanten sind. Während die Niederlande den Käseexport ins Bundesgebiet 2010 um 5,3 % auf 228 700 t steigerten, entsprach die Liefermenge Frankreichs mit 113 700 t dem Niveau von 2009. AgE Exporte der deutschen Milchwirtschaft1) (2009 und 2010, in 1 000 t) 2009 2010 2010:09 in v.H. 2) Milch 2 535 2 568 + 1,3 Vollmilchpulver 54 79 + 47,2 Magermilchpulve 192 222 + 15,4 r Käse 945 1 009 + 6,7 Butter 81 100 + 23,5 1) Gerundete Angaben; 2) Änderungsraten basieren auf den ungerundeten Zahlen Deutscher Außenhandel mit Käse (2009 und 2010, in t) 2009 2010 2010:09 in v.H. Exporte insgesamt davon Italien Niederlande Russland Frankreich Österreich Großbritannie n Spanien Belgien Tschechien Griechenland Dänemark Polen 945 358 1 008 993 + 6,7 245 370 228 735 - 6,8 105 080 120 778 + 14,9 51 005 86 105 + 68,8 76 560 71 335 - 6,8 57 664 61 831 + 7,2 54 525 59 056 + 8,3 Importe insgesamt davon Niederlande Frankreich Dänemark Österreich Luxemburg Italien Schweiz Griechenland Großbritannie n Irland Polen Belgien 566 930 217 200 113 213 71 790 33 188 33 230 26 614 19 653 5 744 6 852 608 225 228 748 113 678 78 895 37 020 32 602 31 055 22 110 13 651 13 271 + 7,3 + 5,3 + 0,4 + 9,9 + 11,5 - 1,9 + 16,7 + 12,5 + 137,7 + 93,7 6 386 15 015 5 696 9 397 8 582 5 301 + 47,2 - 42,8 - 6,9 64 869 41 115 29 681 33 702 23 958 18 384 58 850 - 9,3 46 728 + 13,7 32 740 + 10,3 30 810 - 8,6 24 416 + 1,9 23 066 + 25,5 DEUTSCHLAND Privilegierung im Außenbereich auf dem Prüfstand AGRARPOLITIK Koalition will anstehende Novelle des Baugesetzbuchs zur Überprüfung nutzen - Räumliche Fehlentwicklungen in der Tierhaltung korrigieren - Unterschiedliche Auffassung zur Effektivität der Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen - Keine Mehrheit für GrünenAntrag zur Beendigung der Privilegierung von gewerblichen Tierhaltungsanlagen BERLIN. Die Konzentration der Tierhaltung in einigen Regionen ruft die Bundespolitik auf den Plan. Zwar wurde ein Antrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zur Einschränkung der Privilegierung im Außenbereich für große Tierhaltungsanlagen vergangene Woche im Bundestag mit großer Mehrheit abgelehnt; Abgeordnete aller Fraktionen sprachen jedoch von Fehlentwicklungen im Bereich der tierischen Veredlung, die korrigiert werden müssten. Vertreter von Union und FDP verwiesen auf vorhandene bauplanungsrechtliche Instrumente, die den Kommunen weitreichende Steuerungsmöglichkeiten einräumten. Gleichzeitig ließ aber der agrarpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Dr. Max L e h m e r , erkennen, dass bei der anstehenden Novelle des Baugesetzbuchs auch die Vorschriften für das Bauen im Außenbereich sorgfältig geprüft würden. Ähnlich äußerte sich der SPD-Abgeordnete Hans-Joachim H a c k e r . Der FDPAgrarier Hans-Michael G o l d m a n n mahnte zur Zurückhaltung. Aus seiner Sicht hat sich das Baugesetzbuch im Hinblick auf den Außenbereich bewährt. Alexander S ü ß m a i r von der Linken bezeichnete das Baurecht als ungeeignet, das Problem der „Massentierhaltung“ zu lösen. Der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , sprach angesichts der Ablehnung des von ihm initiierten Gesetzesantrags von einem „schlechten Tag für alle, die sich gegen die Expansion von Agrarfabriken in ihrer Region einsetzen“. Gewerbliche Tierhaltung von Privilegierung ausschließen Der Antrag zielte darauf ab, gewerbliche Tierhaltungsanlagen ohne Flächenbindung von der baurechtlichen Privilegierung im Außenbereich auszunehmen. Ostendorff nannte dafür im wesentlichen drei Gründe. Tierhaltungsanlagen ohne eigene Futterfläche und ohne eigene Fläche für Gülle- und Mistverbringung dürften im Außenbereich nicht genehmigungsfähig sein, weil „Massentierhaltungen nichts mit Bauernhöfen zu tun haben“. Diese „Riesenställe“ stellten zum andern eine erhebliche Belastung für Tier, Umwelt sowie Natur dar und zerstörten ganze Landschaften. Schließlich produzierten große Anlagen massive Ammoniakemissionen, Ausscheidungen wie Bioaerosole und Gerüche und beeinträchtigten die Lebensqualität der Anwohner. Für nicht ausreichend hält der Grünen-Politiker die Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen. Deren Instrumente seien stumpf, ihre Anwendung sei aufwendig und kostenintensiv. Entwicklungsmöglichkeiten erhalten „Wir wollen die Entwicklungsmöglichkeiten unserer landwirtschaftlichen Betriebe erhalten“, betonte hingegen CSU-Agrarsprecher Lehmer. Voraussetzung dafür seien „die entsprechenden Entscheidungsspielräume für wirtschaftliche Betriebsformen“. Lehmer warf den Bündnisgrünen vor, ihnen gehe es nicht um die Korrektur oder Beseitigung von Fehlentwicklungen, sondern „um die Verhinderung der weiteren positiven Entwicklung eines ganzen Wirtschaftsbereichs“. Der CSU-Politiker verwies auf große lokale und regionale Unterschiede in der Tierhaltung. In weiten Bereichen Deutschlands seien die Strukturen in Ordnung. Gleichzeitig gebe es jedoch in einigen Regionen Entwicklungen, „bei denen Stallbauvorhaben an Grenzen der gesellschaftlichen Akzeptanz stoßen“. Lehmer: „Darauf wollen und werden wir reagieren, aber nicht mit pauschalen Verboten.“ Die Koalition werde im Rahmen der Novelle des Baugesetzbuchs eine sach- und fachgerechte Diskussion über die zukünftige Steuerung der Betriebsentwicklung im Außenbereich führen. Es mache daher keinen Sinn, jetzt den Teilbereich der Tierhaltung in größeren Beständen vorab ohne ausreichende Prüfung zu reglementieren. Behörden und Gemeinden hätten bereits nach geltendem Recht vielfältige planerische Möglichkeiten, die Genehmigung gewerblicher Tierhaltungsanlagen sozial- und umweltverträglich zu steuern. Darüber hinaus sei es für die Akzeptanz aller Tierhaltungsbetriebe wesentlich, so Lehmer, dass über sie ein intensiver Dialog mit allen Beteiligten und Betroffenen vor Ort stattfinde. Instrumentarium nutzen Aus Sicht von Goldmann wäre eine Streichung der Privilegierung im Außenbereich für gewerbliche Tierhaltungsanlagen kontraproduktiv. Dies hätte seiner Einschätzung nach zur Folge, „dass diese Betriebe in die Vorranggebiete gehen, die die Kommunen ausweisen müssen“. Der FDP-Politiker warf den Grünen Populismus vor, weil sie die Haltung in großen Anlagen mit Tierquälerei gleichsetzten. Regionale Fehlentwicklungen in der Tierhaltung, die auch Goldmann einräumt, beruhen seiner Einschätzung nach nicht auf unzureichenden Vorschriften, sondern darauf, dass die Kommunen ihre rechtlichen Möglichkeiten nicht nutzten. „Wir müssen das endlich anpacken und umsetzen“, betonte der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses und führte das Planungsrecht ebenso an wie das Immissionsschutzrecht. Anlagen nicht generell verhindern Auch nach den Worten des SPD-Abgeordneten Hacker gibt es bereits heute baurechtliche Möglichkeiten, um die Ansiedlung von gewerblichen Tierhaltungsanlagen zu steuern. Hierzu zählten die Ansiedlung von gewerblichen Tierhaltungsanlagen oder die Ausweisung von geeigneten Standorten für solche Anlagen im Flächennutzungsplan. Im Kern gehe es nicht darum, große Stallanlagen generell zu verhindern. Vielmehr seien Standorte „dort zu planen, wo sie verträglich sind“. Diesem baurechtlichen Ansatz verschließe sich seine Fraktion nicht, erklärte der SPD-Politiker. Benötigt würden aber „justiziable Regelungen, die nicht zu mehr Unklarheit führen und es den Kommunen ermöglichen, effektiver zu arbeiten“. Darüber hinaus bedürften jedoch auch tierschutzrechtliche Regelungen wie das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung einer Klarstellung. Hacker appellierte an seine Kollegen, die Diskussionen vor Ort fair zu führen „und den Bürgern nicht mehr zu versprechen als das, was wir als Lösungsmöglichkeit ansehen“. Massentierhaltung definieren Süßmair hielt den Grünen Etikettenschwindel vor, weil ihr Entwurf „nicht das hält, was er verspricht“. Beispielsweise lasse der Vorschlag eine Definition von „Massentierhaltung“ vermissen. Ohne eine solche Definition könne „Massentierhaltung“ jedoch nicht vor Ort geregelt oder verboten werden. Dafür geeignet ist dem Augsburger Abgeordneten zufolge nicht das Baurecht. Heranzuziehen seien vielmehr Vorschriften zu Emissionen und zu Haltungsformen, außerdem die ökologischen und kulturellen Auswirkungen sowie die jeweiligen Arbeitsbedingungen. Statt des Baurechts setze die Linke auf Regelungen im Bereich der Bürgerbeteiligung, des Naturschutzes und vor allem des Immissionsschutzes. „Industrielle Tierhaltung ist keine Frage des Baugesetzbuchs, sondern Ergebnis eines marktradikalen Denkens und eines Willens zur Profitmaximierung des Kapitals“, sagte Süßmair. AgE DEUTSCHLAND Etwa jede sechste Legehenne in der Kleingruppenhaltung Die mittlerweile dominierende Bodenhaltung zählte Anfang Dezember 2010 fast 19 Millionen Tiere - Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Legehennen in Deutschland im vergangenen Jahr um 11 Prozent - Haltungsplätze besser belegt - Statistisches Bundesamt rechnet vorerst nicht mit einem weiteren Aufbau des Bestandes EIERMARKT WIESBADEN. Die politisch umstrittene Kleingruppenhaltung für Legehennen spielt in der deutschen Eierwirtschaft bislang eine nur untergeordnete Rolle. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag vergangener Woche berichtete, wurden bei der Erhebung am 1. Dezember 2010, bei der sämtliche Betriebe von Unternehmen mit mindestens 3 000 Hennenhaltungsplätze erfasst werden, rund 4,69 Millionen Legehennen in ausgestalteten Käfigen gezählt. Bezogen auf den Gesamtbestand entfiel danach etwa jede sechste Legehenne auf diese Haltungsform; der Anteil an den Haltungsplätzen betrug 18,2 %. Die klassische Käfighaltung ist in Deutschland bekanntlich bereits seit zwei Jahren verboten. Den Legehennenhaltern war allerdings unter bestimmten Bedingungen für die Umstellung ihrer Betriebe noch eine Übergangsfrist bis Ende 2009 gewährt worden. Die Wiesbadener Statistiker zählten Anfang Dezember vergangenen Jahres in Deutschland 155 Legehennenbetriebe mit Kleingruppenkäfighaltung, die es zusammen auf 6,68 Millionen Hennenplätze brachten. Ihre Kapazitätsauslastung lag bei durchschnittlich 70 %. Die Branche insgesamt steht da deutlich besser da, denn sie nutzte ihre Kapazitäten zum Erhebungstermin zu gut 81 %. Bundesweit wurden zuletzt 36,70 Millionen Hennenplätze erfasst, was zwar 640 000 oder 1,7 % weniger als Anfang Dezember 2009 waren gleichzeitig wurde der Bestand an Legehennen aber um 3,01 Millionen Tiere beziehungsweise 11,2 % auf 29,86 Millionen Stück aufgestockt. Das Bestandsniveau liegt damit allerdings noch um 2,6 Millionen Tiere unter dem Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2007. Die als Frühindikator geltende monatliche Brütereistatistik deutet laut Bundesamt darauf hin, dass das zurzeit erreichte Niveau gehalten werden dürfte. Kurzfristig seien keine weiteren Steigerungen zu erwarten. Seit 2007 Umkehrung der Verhältnisse Die inzwischen klar dominierende Haltungsform für Legehennen in Deutschland ist die Bodenhaltung. Sie zählte Anfang Dezember 2010 insgesamt 23,03 Millionen Hennenplätze, was im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme um 6,4 Millionen oder 38,5 % entsprach. Ihr Anteil an allen Haltungsplätzen belief sich auf fast 63 %. Damit hat sich das Verhältnis zur Käfighaltung binnen drei Jahren aufgrund der politischen Vorgaben umgedreht, denn im Jahr 2007, als die klassische Käfighaltung noch gut zwei Drittel aller Haltungsplätze stellte, hatte es die Bodenhaltung lediglich auf einen Anteil von 17 % gebracht. Die Zahl der Legehennen in der Bodenhaltung erhöhte sich während der zwölf Monate bis zum 1. Dezember 2010 um 5,64 Millionen Stück beziehungsweise 42,3 % auf 18,96 Millionen Tiere. Demnach entfielen zuletzt knapp zwei von drei Legehennen auf diese Haltungsform. Zugelegt hat im vergangenen Jahr auch die Freilandhaltung: Die Zahl der Hennenplätze erhöhte sich hier von Dezember 2009 bis Dezember 2010 um 10,0 % auf 4,73 Millionen, der in diesem Segment gehaltene Legehennenbestand um 10,5 % auf 4,27 Millionen Stück. Mit 90 % wies diese Haltungsform am Berichtstag die höchste Kapazitätsauslastung auf. An Boden verloren hat zuletzt in Deutschland die ökologische Eierproduktion. Die Zahl der ökologisch gehaltenen Legehennen verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 % auf weniger als 1,94 Millionen Stück. Die betreffenden Hennenplätze nahmen allerdings nur um 3,7 % auf 2,26 Millionen ab, so dass sich die Kapazitätsauslastung in den Öko-Legehennenbetrieben auf 86 % verschlechterte. Weniger als acht Milliarden Eier Obwohl sich die Zahl der in Deutschland gehaltenen Legehennen deutlich erhöht hat, ist die Konsumeiererzeugung im vergangenen Jahr klar unter dem Niveau von 2009 geblieben. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden von Januar bis November 2010 insgesamt 8,6 % weniger Konsumeier in Deutschland erzeugt als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Die gegenläufige Entwicklung zum Bestand erklärt sich aus dem starken Rückgang der deutschen Eierproduktion in den ersten Monaten von 2010, der nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Im ersten Halbjahr hatte das Produktionsminus zur vergleichbaren Vorjahreszeit 17 % betragen. Ausgehend von den bisherigen Produktionsdaten dürfte die heimische Konsumeiererzeugung 2010 unter der Marke von 8 Milliarden Stück bleiben. Im Jahr davor war das Aufkommen der amtlichen Statistik zufolge bereits um 11,1 % auf 8,55 Milliarden Konsumeier und der Selbstversorgungsgrad auf den Tiefstand von 58,8 % gesunken. Im Jahr 2008 hatte sich die Konsumeiererzeugung in Deutschland noch auf 9,62 Milliarden Stück belaufen. Ein Drittel der Legehennen in Niedersachsen Das Gros der Eierproduktion in Deutschland stammt von Betrieben mit 30 000 Haltungsplätzen und mehr. Auf die hier Anfang Dezember 2010 erfassten 277 Betriebe entfielen zusammen rund 27,26 Millionen Haltungsplätze und fast 21,74 Millionen Legehennen, womit sich die Anteile an der jeweiligen Gesamtzahl auf 74 % beziehungsweise 73 % beliefen. Die 862 Halter mit 3 000 bis weniger als 30 000 Haltungsplätze brachten es insgesamt auf etwa 9,45 Millionen Plätze und 8,12 Millionen Legehennen. Ungeachtet der Umstellungen bei den Haltungsformen liegt der Schwerpunkt der deutschen Eierproduktion nach wie vor in Niedersachsen. Den Wiesbadener Statistikern zufolge wurden dort Anfang Dezember vorigen Jahres 357 Betriebe mit insgesamt 12,69 Millionen Haltungsplätzen und 9,78 Millionen Legehennen erfasst; dies entsprach einem Anteil von jeweils rund einem Drittel. Mehr als drei Viertel der im Rahmen der Erhebung in Niedersachsen gezählten Haltungsplätze und 73 % der Legehennen entfielen dabei auf Betriebe mit 30 000 Haltungsplätzen und mehr. Die Käfighaltung hatte dort zum Zeitpunkt der Erhebung einen überdurchschnittlichen Anteil an den Haltungsplätzen von 29 %; ihr Anteil am Legehennenbestand betrug aber nur 21 %. Die Bodenhaltung kam in Niedersachsen auf Anteile von 51 % sowie 57 %. Außerhalb Niedersachsens befinden sich die meisten Legehennen in Nordrhein-Westfalen und Bayern. In Nordrhein-Westfalen wurden zuletzt 204 Betriebe mit 3,90 Millionen Haltungsplätzen und 3,50 Millionen Legehennen erfasst, in Bayern 128 Betriebe mit 3,59 Millionen Haltungsplätzen und 3,19 Millionen Legehennen. In Bayern hielten die 17 Eierproduzenten mit mindestens 30 000 Tieren rund zwei Drittel aller Legehennen dort; in Nordrhein-Westfalen brachten es die 29 größeren Betriebe auf fast drei Viertel des gesamten Legehennenbestandes in diesem Bundesland. AgE Betriebe mit Hennenhaltungsplätzen1) nach Haltungsformen (1. Dezember 2005 bis 2010) 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2010:09 in v.H. 1 246 850 509 306 - 1 253 770 553 349 - 1 233 712 569 255 110 1 189 587 604 248 119 1 111 275 705 258 148 1 139 155 782 277 148 + 2,5 - 43,6 + 10,9 + 7,4 ± 0,0 Betriebe Insgesamt davon Käfighaltung2) Bodenhaltung Freilandhaltung3) Ökologische Erzeugung4) Haltungsplätze Insgesamt davon Käfighaltung Bodenhaltung Freilandhaltung Ökologische Erzeugung2) 39 408 217 39 619 902 39 994 455 39 929 992 37 344 316 36 704 085 - 1,7 28 827 594 27 914 014 27 036 944 24 777 300 14 069 387 6 681 875 - 52,5 5 564 540 6 008 077 6 800 636 8 659 350 16 629 469 23 032 507 + 38,5 5 016 083 5 697 811 4 375 596 4 451 573 4 297 494 4 729 275 + 10,0 1 781 279 2 041 769 2 347 966 2 260 428 - 3,7 Legehennenbestand Insgesamt davon Käfighaltung 32 256 838 32 527 963 32 697 002 31 705 900 26 846 197 29 860 837 + 11,2 21 275 081 22 048 615 21 924 619 18 868 534 7 572 165 4 694 983 - 38,0 Bodenhaltung5) Freilandhaltung5) Ökologische Erzeugung4) - - 5 710 783 3 478 221 1 583 379 7 186 699 13 323 768 18 964 189 + 42,3 3 916 835 3 858 729 4 265 621 + 10,5 1 733 832 2 091 535 1 936 044 - 7,4 1) In Betrieben von Unternehmen mit 3 000 und mehr Haltungsplätzen; 2) ab 2010 nur noch Betriebe mit Kleingruppenhaltung und Haltung in ausgestalteten Käfigen; 3) ab 2007 ohne Betriebe mit ökologischer Erzeugung; 4) erstmalig im Jahr 2007 erfasst, die Betriebe ordneten sich bis 2006 in der Regel der Haltungsform der Freilandhaltung zu; 5) Bestand erstmals im Jahr 2007 erfasst Zahlen zur deutschen Eierwirtschaft1) (2000 bis 2010) Einheit Betriebe2) Anzahl Hennenhaltungsplätze in 1 000 2000 2002 2005 2007 2008 2009 2010 1 334 41 148 1 268 40 250 1 246 39 408 1 233 39 994 1 189 39 930 1 111 37 344 1 139 36 704 35 312 10 191 33 756 9 937 32 265 9 262 32 697 9 578 31 706 9 617 26 846 8 554 29 861 289,4 288,0 289,1 296,0 298,7 293,1 0,79 0,79 0,79 0,81 0,82 0,80 3) Legehennenbestand3) in 1 000 Stück Erzeugte Eier4) Millionen Stück Eier je Henne und Jahr Stück - Eier je Henne und Tag Stück 1) Die Daten beziehen sich auf die Betriebe von Unternehmen mit 3 000 und mehr Haltungsplätzen; 2) Aufgrund einer Revision des Berichtskreises ist ein Vergleich mit den Vorjahresergebnissen ab 2007 nur eingeschränkt möglich; 3) jeweils zum 1. Dezember; 4) einschließlich Bruch-, Knick- und Junghenneneier DEUTSCHLAND Aeikens will Anwohner besser vor Geruchsbelästigungen schützen Bei Genehmigungsverfahren von Tierhaltungsanlagen soll neben dem Schutz- auch der Vorsorgeaspekt einbezogen werden - Außerdem fehlen bei größeren Anlagen Abstandsregelungen zur Wohnungsbebauung - Eventuell Abgasreinigung zur Pflicht machen - Sachsen-Anhalt mit den Plänen bundesweit Vorreiter - „Forum Nutztierhaltung“ ins Leben gerufen MAGDEBURG. Um Anwohner in der Nähe von Tierhaltungsanlagen in Sachsen-Anhalt besser vor Geruchsbelästigungen zu schützen, soll künftig bei Genehmigungsverfahren für die Prognose der Geruchsbelästigung nicht nur der Schutzaspekt, sondern auch der Vorsorgeaspekt in den Fokus gerückt werden. Das hat Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko A e i k e n s bei der Auftaktveranstaltung des „Forums Nutztierhaltung“ angekündigt. Daraus ergebe sich eine deutlich schärfere Anforderung an die Geruchsminderung größerer Anlagen. Ein Mangel der Rechtsvorgaben sei außerdem, dass bei größeren Ställen mit mehr als 700 Großvieheinheiten keine Abstandsregelungen zur Wohnbebauung vorgesehen seien. „Gelingt es nicht anders, Geruchsbelästigungen zu minimieren, soll in diesen Fällen die Abgasreinigung Pflicht sein“, betonte der Minister. Mit diesem konsequenten Vorgehen sei Sachsen-Anhalt bundesweiter Vorreiter. Auch Altanlagen sollten unter Berücksichtigung von Übergangsfristen an die heutigen Normen herangeführt werden, kündigte Aeikens an. Er räumte zugleich ein, dass sich der Geruch in der Nähe von Tierställen nie völlig ausschalten lasse. Es müsse aber gelingen, ihn durch konsequentes Einhalten der gesetzlichen Vorgaben minimal zu halten. Vorbehalte nicht ignorieren UMWELTSCHUTZ Tierhaltungsanlagen stießen nämlich gerade wegen des Geruchs auf den Widerstand der Bevölkerung, führte Aeikens weiter aus. Solche Vorbehalte dürfe man nicht einfach ignorieren. Es gehe einerseits um die Menschen, die dort wohnten, andererseits jedoch ebenso um Akzeptanz für die Tierhaltung. Die Diskussion um die konventionelle Nutztierhaltung habe in Deutschland vor allem in der Schweine- und Geflügelhaltung eine neue Qualität erreicht. Dabei entstehe der Eindruck, hier stünden zwei Fronten „argumentativ eingemauert gegenüber“. Diese Grenze wolle man mit dem Forum aufbrechen. Es werde darüber gesprochen, wo die Konfliktlinien verliefen und ob und wie diese Gegensätze aufgelöst werden könnten. Das gehe nur mit einer breiten Beteiligung. Daher habe er Wirtschaftsakteure, Verbände, Wissenschaftler, Tierschutz- und Naturschutzverbände sowie Kirchenvertreter eingeladen, erläuterte der Minister. Bei diesem Dialog dürfe man nicht das agrarpolitische Ziel einer dem ländlichen Raum entsprechenden Entwicklung der Nutztierhaltung aus den Augen verlieren. Die Landesregierung sehe sich weiterhin verpflichtet, Arbeitsplätze in der Agrarwirtschaft zu erhalten und zu schaffen. Bei dieser Entwicklung nähmen Verbraucher-, Tier- und Umweltschutz einen hohen Stellenwert ein, so Aeikens. AgE EU/DEUTSCHLAND Situation der Käfighaltung von Legehennen unübersichtlich Wahrscheinlich auch nach dem Jahreswechsel 2011/12 noch Eier aus Batterien auf dem EUMarkt - Stand der Umsetzung des Verbots unklar - Dalli fordert Mitgliedstaaten zur Einreichung von Daten bis spätestens April auf - Fazekas: Frage nach Handlungsmöglichkeiten verfrüht - Schätzungen: Mindestens sechs Mitgliedstaaten bauen noch überwiegend auf herkömmliche Käfige - Forderung nach Übergangsfristen abgelehnt Aigner und Spelman pochen auf fristgerechte Umsetzung - COPA/COGECA verlangen gleiche Standards für Eier aus Drittländern BRÜSSEL. Die Hinweise verdichten sich, dass auch nach dem 1. Januar 2012 noch Eier aus Batteriehaltung auf den EU-Binnenmarkt gelangen dürften. Bekanntlich gilt ab diesem Datum ein EU-weites Verbot für Legebatterien. Unbekannt ist allerdings nach wie vor die Größenordnung dieser nach derzeitiger Rechtslage nicht vermarktungsfähigen Eiermengen. Wie EU-Gesundheitskommissar John D a l l i am Montag vergangener Woche gegenüber den Landwirtschaftsministern unterstrich, lässt die Datenlage zur Käfighaltung von Legehennen in Europa mehr als zu wünschen übrig. Dalli rief die Mitgliedstaaten auf, umgehend Abhilfe zu schaffen und seinen Dienststellen bis spätestens 1. April umfassende Statistiken und Aktionspläne zu übermitteln. Er bezeichnete es als inakzeptabel, dass auch zwölf Jahre nach dem Beschluss, die herkömmlichen Legebatterien zugunsten von ausgestalteten Käfigen abzuschaffen, noch immer Unklarheit über den Stand der Umsetzung bestehe. Der ungarische Landwirtschaftsminister Dr. Sándor F a z e k a s bezeichnete es gegenüber Journalisten als verfrüht, bereits jetzt zu fragen, was mit Eiern aus Batteriehaltung nach dem Jahreswechsel geschehen solle. Bevor eine Entscheidung getroffen werde, müsse man sich einen Überblick über die tatsächliche Lage verschaffen. Die Beschränkung der Vermarktung sei eine Option - dann würden aber auch die Importe aus Drittländern steigen. Bild noch wenig realistisch Während herkömmliche Käfige in Deutschland, Luxemburg, Österreich und Schweden bereits verboten sind, hinken mehrere Mitgliedstaaten hinterher. In der Kommission geht man nach eigenen Schätzungen bislang davon aus, dass 2010 in mindestens sechs Mitgliedstaaten nämlich in Bulgarien, Griechenland, Irland, Polen, der Slowakei und Tschechien - noch mehr als die Hälfte der Hennen in Legebatterien gehalten wurden. Zypern und Ungarn bewegten EIER sich knapp unter diesem Wert. Diese Länder vereinen rund 18 % der EU-Eierproduktion auf sich, die für das vergangene Jahr auf 7,28 Mio t veranschlagt wird. Allerdings wurde unterstrichen, dass die Zahlen nicht dem aktuellen Stand entsprechen müssen. „Wir haben kein realistisches Bild vom Stand der Umsetzung“, betonte Dalli gegenüber den Ministern. Deutschland gehört zu einer Reihe von Staaten, die für 2010 bis Mitte Februar noch überhaupt keine Daten nach Brüssel geschickt hatten. Allerdings wurden die Zahlen mittlerweile vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht (vgl. MARKT+MEINUNG 1 i.d.Ausg.). Dalli drohte nicht unmittelbar mit Sanktionen, sollte die Frist zur Umsetzung der Richtlinie verpasst werden. Allerdings erinnerte er daran, dass die Mitgliedstaaten für die ordnungsgemäße Umsetzung verantwortlich seien. Indirekt winkte er so mit der Möglichkeit von Vertragsverletzungsverfahren. Übergangsmaßnahmen gefordert Polen drängte gemeinsam mit Rumänien und Bulgarien auf die Möglichkeit einer verlängerten Nutzung von Batteriekäfigen und Übergangsmaßnahmen für solche Betriebe, die eine Umstellung voraussichtlich nicht schafften, jedoch bereits Investitionen in die neuen Käfige getätigt hätten. Der Warschauer Landwirtschaftsminister Marek S a w i c k i führte dabei unter anderem ins Feld, dass die neuen Mitgliedstaaten weniger Zeit als die EU-15 gehabt hätten, um sich auf die Umstellung vorzubereiten. Aus polnischen Delegationskreisen wurde gegenüber Journalisten angemerkt, dass viele Hennenhalter nach dem EU-Beitritt alte Käfige aus Westeuropa übernommen hätten und diese teilweise immer noch abzahlten. Die Argumente verfingen jedoch bei der Mehrheit der Mitgliedstaaten nicht. Sogar Länder wie Tschechien und Frankreich, die laut Berichten des Europäischen Lebensmittel- und Veterinäramtes (FVO) selbst Probleme bei der Umsetzung haben, stellten sich gegen Übergangszeiträume. Paris pochte darüber hinaus auf schärfere Kontrollen von Eiern aus Drittländern. Keine Rolle rückwärts Bundeslandwirtschaftministerin Ilse A i g n e r verlangte von allen Mitgliedstaaten einen fristgerechten Ausstieg aus der konventionellen Legehennenhaltung bis Ende 2011. Deutschland habe die herkömmliche Batterie-Käfighaltung bereits zwei Jahre früher abgeschafft, als es nach EU-Recht erforderlich gewesen sei. Die anderen Mitgliedstaaten müssten jetzt folgen, und zwar ausnahmslos. Alles andere sei eine Rolle rückwärts im europäischen Tierschutz. Außerdem würden jene Betriebe wirtschaftlich benachteiligt, die wie vereinbart die herkömmliche Käfighaltung abgeschafft hätten. „Das Verbot, Legehennen in konventionellen Käfigen zu halten, ist ein großer Fortschritt für den Tierschutz“, betonte die Ministerin. Daneben pocht Aigner auf klare Kriterien für ein europäisches Tierschutzlabel. Wer als Verbraucher auf besonders tiergerechte Haltungsformen Wert lege und zudem bereit sei, dafür mehr Geld zu zahlen, müsse auch erkennen können, welche Hersteller diese deutlich höheren Standards erfüllten. Die Kriterien für eine europaweite Kennzeichnung müssten nicht nur deutlich strenger ausfallen als bereits geltende gesetzliche Vorgaben, sondern für die Kunden auch nachvollziehbar sein. Als Vorbild sieht Aigner „das bewährte Bio-Siegel“. Unterstützung aus London Auch die britische Landwirtschaftsministerin Catherine S p e l m a n forderte die strikte Einhaltung der Frist und ein Vermarktungsverbot für nicht-konforme Eier ab 2012. Eine Verzögerung wäre zahlreichen Betrieben in Großbritannien und anderswo in Europa gegenüber äußerst ungerecht, so Spelman. Der britische Eiersektor habe bedeutende Investitionen unternommen, um die Umstellung weg von Batteriekäfigen vor dem Jahreswechsel vorzunehmen. Sie sollten deshalb nicht mit Eiern aus anderen EU-Ländern, die noch nicht soweit seien, konkurrieren müssen. Einfuhren kontrollieren Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) warnten anlässlich eines Treffens mit der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft vor einem erhöhten Risiko verstärkter Importe von nicht regelkonform produzierten Eiern aus Drittländern. „Die Handelspolitik der EU muss sicherstellen, dass dieselben Haltungsvorschriften auch für Einfuhren gelten“, betonte COPA-/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n . Ein Teil der europäischen Erzeuger habe grundsätzliche Schwierigkeiten mit der Einhaltung der Normen. Deshalb sollten die Mitgliedstaaten mehr Geld für Investitionen in den Tierschutz zur Verfügung stellen. Viele kleine Betriebe müssten aufgrund der EU-Richtlinie aufgeben. Ferner rief Pesonen zur Verlängerung der EU-Absatzförderung von Eiern auf. AgE Schätzungen zur Haltung von Legehennen in der EU1) (31. Dezember 2010; in Millionen Tieren) Gesamtzahl Anteil in Anteil in der Lege- ausgestalte herkömmlic hennen ten Käfigen hen Käfigen in v.H. in v.H. Belgien Bulgarien Dänemark Deutschland2) Estland Finnland Frankreich Griechenland Großbritannie n Irland 3,2 3,3 0,6 4,1 5,3 38,8 18 34 61 61 2 21 56 24 35 15 87 28 2,2 4 52 Italien - - - Lettland 2,2 79 12 Litauen 2,6 62 34 Luxemburg3) 0,1 - - Malta - - - Niederlande 33,1 - - Österreich2) 5,5 4 - 32,0 24 69 Portugal - 25 - Rumänien 7,0 50 32 Schweden2) 5,9 39 - Slowakei 3,3 26 64 Slowenien 1,3 14 35 Polen Spanien 44,0 - - Tschechien 4,7 18 79 Ungarn 2,8 35 47 Zypern 0,4 35 43 1) Meldungen bis zum 16. Februar 2011 berücksichtigt - Hinweis der Kommission: "Daten spiegeln eventuell nicht den tatsächlichen Stand wider"; 2) Verbot nicht ausgestalter Käfige umgesetzt: Schweden 1999, Österreich 2009, Deutschland 2010; 3) Komplettes Käfigverbot seit 2007 DEUTSCHLAND GEFLÜGEL Putenwirtschaft beklagt anhaltend hohe Futtermittelpreise BERLIN. Angesichts der stark gestiegenen Futtermittelpreise bangt die deutsche Putenwirtschaft trotz eines gutes Absatzes und leicht gestiegener Auszahlungspreise derzeit um ein ausreichendes Betriebseinkommen und fordert höhere Auszahlungspreise. „Die Landwirte müssen über 30 % mehr für Futtermittel zahlen als im Januar 2010. Diese unvorhersehbar hohe Preissteigerung stellt eine große Belastung für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe dar“, betonte Thomas S t o r c k , Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und Vorsitzender des dem ZDG angeschlossenen Verbandes Deutscher Putenerzeuger. Die weltweite Verteuerung des Getreides lasse die Futtermittelpreise in die Höhe schnellen. Die Erlöse für die Betriebe seien dadurch insgesamt auf ein historisches Tief gesunken. Die Futtermittelkosten machten allein 60 % der Betriebskosten in der Putenerzeugung aus. Beim derzeitigen Preisgefüge sei eine kostendeckende Erzeugung daher nicht mehr möglich, erklärte Storck. Die Putenhalter könnten diese „dramatische wirtschaftliche Belastung“ nicht lange aushalten und bräuchten schnell deutlich höhere Auszahlungspreise. Man sei sich bei dieser Forderung bewusst, dass sich deren Umsetzung auf die gesamte Preiskalkulation auswirken werde. Seit der Neuorganisation im Juni 2010 repräsentiert der Verband Deutscher Putenerzeuger als berufsständische Vertretung laut ZDG alleinig die Interessen der Putenhalter und verfolgt das Ziel unter Berücksichtigung von hohen Tier-, Verbraucher und Umweltstandards die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Putenwirtschaft zu erhalten und zu stabilisieren. Oberste Prämisse dabei ist die Gewährleistung optimaler Produktsicherheit und Qualität von Putenfleischprodukten. AgE DEUTSCHLAND VERSICHERUNGEN Versicherung gegen Dioxin und Co. für 35 Cent pro Schweinemastplatz WIESBADEN. In Reaktion auf den Dioxinskandal bietet die Vereinigte Tierversicherung (VTV) der R+V landwirtschaftlichen Zucht- und Mastbetrieben ab 1. März 2011 eine Ergänzung für die Ertragsschadenversicherung an: Damit sind laut Angaben der R+V, die von der ersten Versicherung dieser Art spricht, auch Schäden gedeckt, die aufgrund von Verunreinigung durch Dioxin entstanden sind, ebenso durch weitere Schadstoffe wie krebsauslösende, chemische Chlorverbindungen (PCB), die als Mykotoxine bekannten Schimmelpilzgifte sowie Metalle wie Blei oder Cadmium. Der neue Baustein „Beanstandung bei amtlicher Untersuchung auf Kontamination durch Schadstoffe“ kostet pro Jahr beispielsweise 5 Cent je Legehenne und 35 Cent pro Schweinemastplatz. Er muss bei Neuund Bestandskunden ausdrücklich in die Police eingeschlossen werden. Wie die R+V weiter erläuterte, tritt die Ertragsschadenversicherung schon dann ein, wenn die Veterinärbehörde den Zucht- oder Mastbetrieb vorsorglich gesperrt hat. Der aktuelle Dioxinskandal bei Futtermitteln habe gezeigt, dass die Haftpflichtversicherungen der Futtermittelhersteller nur bei einem reellen Sachschaden haften müssten, also erst dann, wenn die Tiere durch die Futteraufnahme so stark belastet seien, dass Grenzwerte überschritten würden und sie zur Nahrungsmittelherstellung nicht mehr geeignet seien. Bei der so genannten Verdachtssperre, die Anfang 2011 vorsorglich gegen fast 5 000 Betriebe verhängt wurde, greife die Haftpflicht nicht. Ebenso wenig zahle die Tierseuchenkasse, wenn aufgrund einer Dioxinverseuchung der Tierbestand getötet werden müsse. Die R+V/VTV-Ertragsschadenversicherung kommt laut Unternehmensangaben für den betriebswirtschaftlichen Verlust auf, wenn der Landwirt seinen Betrieb aufgrund von anzeigepflichtigen Tierseuchen, Unfällen oder übertragbaren Tierkrankheiten schließen muss. Dies gilt auch für eine vorübergehende Sperrung sowie für Transport- oder Lieferverbote. AgE DEUTSCHLAND ORGANISATIONEN ISN-Führung entgeht Debakel bei Vorstandswahlen Birgit Scharlau setzt sich gegen August Rietfort durch - Die Schweinemästerin aus dem Münsterland hat langjährige Erfahrung in der ISN - Aber Christian Haskamp von der Initiative Pro ISN behält gegen Gerhard Harms die Oberhand - Dierkes verteidigt geplante Branchenkommunikation - Käfigeier als warnendes Beispiel OSNABRÜCK. Die erste Frau im Vorstand der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hat im innerverbandlichen Richtungsstreit ein Debakel für die Führung um den Vorsitzenden Heinrich D i e r k e s und Geschäftsführer Dr. Torsten S t a a c k verhindert: Bei der Vorstandswahl im Rahmen der ISN-Mitgliederversammlung am Dienstag vergangener Woche in Osnabrück setzte sich Birgit S c h a r l a u aus dem nordrheinwestfälischen Havixbeck als Kandidatin der ISN-Führung knapp gegen August R i e t f o r t durch. Sie behielt mit 210 zu 200 Stimmen für einen der beiden im sechsköpfigen Vorstand zur Wahl stehenden Posten knapp die Oberhand. Rietfort saß seit 2003 im ISN-Vorstand und hatte sich auf die Seite der „Initiative Pro ISN“ geschlagen, die sich für einen Richtungswechsel der ISN und gegen die von Dierkes angestrebte „Branchenkommunikation Fleisch“ stark gemacht hatte, für die ein Betrag von 20 Cent pro Schlachtschwein im Gespräch ist. Für den zweiten Vorstandsposten wurde indes der Kandidat der Initiative Pro ISN, Christian H a s k a m p aus Steinfeld im Landkreis Vechta, mit 213 Stimmen gewählt, gegenüber 187 Stimmen für Gerhard H a r m s . Aus Altersgründen hatte Franz S c h u l z e T e n k h o f f seinen Vorstandsposten zur Verfügung gestellt. Klarer war der Ausgang der Beiratswahlen, bei denen sich neun der zwölf von der ISN-Führung unterstützten Kandidaten durchsetzten. Die Initiative Pro ISN hatte angekündigt, sich nach der Osnabrücker Mitgliederversammlung wieder auflösen zu wollen. Vor der Wahl hatte Dierkes vor einem Zerfall der ISN gewarnt, sollten die falschen Entscheidungen getroffen werden. Integrationsfigur Angesichts der Unruhe an der ISN-Basis vor der Mitgliederversammlung sieht die neu in den Vorstand gewählte Birgit Scharlau ihre Aufgabe nicht zuletzt auch darin, Ruhe und Ausgleich in den Verband zu bringen. Wie sie am vergangenen Donnerstag gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE erklärte, soll der Aufruhr nun intern verarbeitet werden. „Ich traue mir zu, dass ich eine Integrationsfunktion haben kann“, sagte die Schweinemästerin aus dem Münsterland, die auf einem 80-Hektar-Betrieb rund 1 000 Mastplätze hat. Scharlau ist bei der ISN kein unbeschriebenes Blatt. Schließlich kennt sie die Organisation schon aus deren Anfangsjahren und war nach ihrem agrarwissenschaftlichen Studium von 1999 bis 2002 dreieinhalb Jahre in der ISN-Geschäftsstelle tätig, wo sie unter anderem für Öffentlichkeitsarbeit zuständig war. Dann kehrte sie auf den elterlichen Betrieb in Havixbeck zurück, den sie 2001 voll übernommen hatte. Kritiker einbinden Dass nun erstmals eine Frau im ISN-Vorstand sitzt, ist für die Schweinemästerin nichts Ungewöhnliches. Schließlich seien Frauen in der Branche keine Besonderheit mehr. Zur inhaltlichen ISN-Ausrichtung betonte sie, Marktfragen seien der zentrale Aufgabenbereich. Man bewege sich in oligopolisierenden Abnehmermärkten. Gleichzeitig sei die Schlachtindustrie weiter auf Wachstumskurs. „Über Deutschlands Grenzen hinweg ist der Bedarf vorhanden, und den wollen wir bedienen. Wir haben eine tolle Infrastruktur und eine gute Logistik“, unterstrich Scharlau, die angesichts der Exportausrichtung der deutschen Fleischbranche das ISN-Netzwerk ausgebaut sehen möchte. Mit eingebunden wissen will sie bei diesen und anderen Initiativen auch Haskamp, der auf der Liste der Initiative Pro ISN in den Vorstand kam. „Differenzen sind dazu da, Chancen für neue Wege zu öffnen“, sagte Scharlau. Kurs für mehr Öffentlichkeitsarbeit Mit dem insgesamt unterstützenden Votum der Mitgliederversammlung haben Dierkes und Staack freie Bahn für ihren Kurs der stärkeren Öffnung gegenüber anderen Verbänden und gesellschaftlichen Strömungen. Der ISN-Vorsitzende hatte in Osnabrück noch einmal die „Branchenkommunikation Fleisch“ verteidigt und dabei Leitplanken wie „sehr schlanke Strukturen“ und befristete Laufzeiten von Projekten gesetzt. Die Gelder sollen der Imagewerbung für Schweinefleisch vorbehalten sein. Laut Dierkes sollen Agenturen viel Arbeit verrichten, die Geschäftsstelle soll hingegen klein sein. Beteiligt werden soll der Verein „Wir erzeugen Fleisch“, wo die ISN ebenso wie der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Verband der Fleischwirtschaft (VdF) im vergangenen Jahr zu den Gründungsmitgliedern gehörten. Dierkes gab das Ziel aus, auch EU-Mittel einzuwerben. Zudem sollen alle beteiligten Verbände gleichberechtigt Mitspracherecht haben. Andererseits warnte er: „Wenn wir nicht bereit sind, dem Verbraucher das zu zeigen, was wir tun und ihm zu sagen, warum wir das tun, werden wir den Weg der Käfigeier gehen, nämlich weg vom Fenster. Deshalb sagt die ISN ganz deutlich ‚Ja’ zur Branchenkommunikation.“ Forderungen an neue Masken Der Markt soll auch weiterhin inhaltlicher Schwerpunkt der ISN-Arbeit sein. Kritik übte Dierkes an Maskenänderungen durch die Schlachthöfe Ende vergangenen Jahres. Vor allem die kurzfristige Umstellung habe eher nach einem Ausnützen einer günstigen Marktposition als nach neuen Anforderungen durch den Markt ausgesehen, so Dierkes mit Blick auf die Umstellung der Klassifizierung einiger Schlachthöfe auf AutoFOM und die anschließende Änderung fast aller Masken für FOM und AutoFOM. Deutlich habe man dies gerügt. „Ob dies gefruchtet hat, werden wir in den nächsten Wochen sehen“, sagte der ISN-Vorsitzende. Mit der Änderung der Formeln für die Klassifizierungsgeräte in diesem Sommer werde man neue Masken bekommen. „Wir haben unsere Forderungen genannt“, unterstrich Dierkes. Zum Thema „Kopfabzug“ wurde auf der Versammlung das Stimmungsbild der Mitglieder eingefangen. Die eindeutige Ablehnung der „Kopfabzüge“ von Seiten der Schweinehalter unterstreicht laut Verbandsangaben die Stoßrichtung, die die ISN seit Beginn der Diskussion vertritt. Erste-Hilfe-Koffer angekündigt Einige Kritikpunkte der Initiative Pro ISN nahm Dierkes auf. Im letzten Jahr sei aufgrund der Personalwechsel und der Kursabstimmung sicherlich die Mitgliederinformation etwas zu kurz gekommen. Geschäftsführer Staack kündigte in seiner Rede an, hier in naher Zukunft verstärkt Flagge zu zeigen und beispielsweise Klönabende zu veranstalten. Zudem kündigte er Unterstützung bei Bauvorhaben an. Das soll über einen „Erste-Hilfe-Koffer“ im Sinne einer Erstberatung für den Umgang mit öffentlicher Kritik geschehen. Umgekehrt sehe man sich aber auch verstärkt in der Rolle, Informationen über die Landwirtschaft, speziell die Schweinehaltung, aktiv an die Öffentlichkeit bringen zu müssen. Dies sei beim Dioxinskandal sehr deutlich geworden. Schnell stehe man sonst mit dem Rücken zur Wand und werde medial vom Opfer zum Täter gemacht, so Staack. Massentierhaltung contra Bio: Die Systemfrage werde gestellt und das wiederum schlage im Handumdrehen nicht nur auf das Marktgeschehen, sondern auch auf politischer Ebene aus. Die Glaubwürdigkeit, die der Landwirt bei den Verbrauchern genieße, müsse dazu genutzt werden, um letztendlich ein weiteres Ziel der ISN-Arbeit zu erreichen, nämlich mehr Wertschätzung und damit auch Wertschöpfung für die Schweinehalter zu erzielen. AgE DEUTSCHLAND FLEISCH Westfleisch erwartet „Aktion Tierwohl“ ab Frühsommer im Handel MÜNSTER. Mit Produkten der Westfleisch, die das Label „Aktion Tierwohl“ tragen, ist ab Ende des ersten Halbjahres 2011 im Einzelhandel zu rechnen. Wie Deutschlands größter genossenschaftlicher Fleischkonzern vergangene Woche in einer Presseinformation erklärte, laufen erste Listungsgespräche erfolgreich und zielen auf den Frühsommer 2011. Kooperative Werbemaßnahmen begleiteten die Markteinführung. Vertriebsleiter Hubert K e l l i g e r zeigte sich überzeugt, dass das Angebot zur rechten Zeit kommt und den Nerv von Verbrauchern und Handel trifft. „Geht nicht - gibt’s nicht mehr“, erklärte die Westfleisch zu der Initiative. An der Aktion Tierwohl nehmen laut Unternehmensangaben zurzeit rund 60 Landwirte teil. Als Bestandteile der Initiative nennt der Konzern den Stopp der Ferkelkastration, den Westfleisch-Gesundheitsindex, abgeleitet aus Parametern des landwirtschaftlichen Betriebes und verdichtet auf drei Kriterien sowie als weiteren Bestandteil das Haltungsprofil. Dieses ist abgeleitet aus 16 Befunden der amtlichen Fleischuntersuchung und auf sechs Merkmale verdichtet. Zudem gehört eine laut Unternehmensangaben „technisch optimierte und überwachte Betäubung“ zu der Tierschutzinitiative. Ziel der Westfleisch sind zunächst 650 000 Schweine nach Tierwohlstandard; Ende vergangenen Jahres erfüllten bereits 350 000 Schweine den „Animal Welfare“-Standard, das heißt unter anderem Verzicht auf die Kastration (AGRA-EUROPE 52/12, LÄNDERBERICHTE 12). Geschlachtet werden die Tiere am Standort Coesfeld. AgE DEUTSCHLAND WWF kritisiert EEG-Biogasförderung Einspeisevergütungen „über das gesunde Maß hinaus“ kritisiert - Volkswirtschaftlicher Schaden und Probleme in der klassischen Landwirtschaft beklagt - Steigende Pachtpreise und Privilegierung im Außenbereich ein Dorn im Auge - Nachhaltigkeitskriterien à la Biosprit für den Maisanbau verlangt BERLIN. Gegen die aktuellen Einspeisevergütungen für Strom aus Biogas im ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) macht die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) Front. In einer am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Studie beziffert der WWF die von den Verbrauchern über den Strompreis zu zahlende EEG-Förderung je Hektar Biomasseanbau auf 3 000 Euro und mehr. Dem wird ein durchschnittliches Direktzahlungsniveau von 339 Euro/ha gegenübergestellt. Bei einer EEG-Vergütung von 21 Cent pro Kilowattstunde für eine 500 kW-Anlage mit einem Maisbedarf von 277 ha Anbaufläche und einer Betriebszeit von 8 000 Jahresstunden ergibt sich eine Vergütung von 3 032 Euro/ha. De facto werden nach dem 2009 novellierten EEG bei Ausnutzung mehrerer Boni noch deutlich höhere Vergütungen von bis zu 30 Cent/kWh gezahlt. Außer Acht lässt der WWF in seinen Berechnungen freilich die Erlöse, die Landwirte mit klassischen Agrarprodukten auf der Fläche erzielen könnten. Dem WWF ist neben der Vergütungshöhe im EEG auch das Baurecht ein Dorn im Auge, so die Privilegierung im Außenbereich für Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung bis 500 kW. BIOENERGIE Einsparquoten für Klimagasausstoß gefordert Sorgen machen den Umweltschützern vor dem Hintergrund steigender Pachtpreise Verdrängungseffekte zu Lasten der klassischen Landwirtschaft und insgesamt ein Schaden für die Volkswirtschaft dadurch, dass die Förderung „über das gesunde Maß“ hinausgehe. Auch mit Blick auf den Klimaschutz ist der WWF skeptisch. Mais als Gärsubstrat in Biogasanlagen könne eine negative Treibhausgasbilanz haben. Strom aus solchen Anlagen sei nicht besser als aus Anlagen, die mit fossilen Energien betrieben würden. In Anlehnung an die Regelungen für Biokraftstoffe fordert der WWF deshalb Nachhaltigkeitskriterien auch für Biogas. Die Treibhausgasminderung soll mindestens 35 % betragen müssen, ab 2017 wird eine Anhebung auf 50 % gefordert, die ein Jahr später auf 60 % steigt. In einem weiteren Schritt sollen Nachhaltigkeitskriterien laut WWF für alle Nutzungsarten der Biomasse gelten. Schultz: Hoher Beitrag zur CO2-Reduzierung Scharfe Kritik an der WWF-Studie kam vom Biogasrat. Die unterstellten EEG-Vergütungen seien nicht mit den Zuschüssen zur landwirtschaftlichen Produktion vergleichbar. Das EEG vergüte ausschließlich durchschnittliche Mehrkosten der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas gegenüber den Marktpreisen für Strom. Der Gewinn sei oft bescheiden und hänge von der Gesamteffizienz der Anlagen ab, gab der Biogasrat zu bedenken. Auf Unverständnis stoßen bei dem Verband, in dem unter anderem führende Energieversorger vertreten sind, Beschwerden über den Biogasboom aus der Veredlungswirtschaft. Für den Biogasrat ist die Veredlungsbranche der einzige Verursacher des Drucks auf Flächen- und Pachtpreise. Im Übrigen, so Biogas-Geschäftsführer Reinhard S c h u l t z , seien die WWF-Angaben zum Anstieg der Maisanbauflächen irreführend. Dass Umweltorganisationen wie der WWF jetzt Massentierhalter vor Biogas in Schutz nähmen, sei schon merkwürdig. Biogas leiste einen hohen Beitrag zur CO2-Reduzierung und Versorgungssicherheit. Schulz erwartet außerdem, dass Ölsaaten wie Raps für die Biodieselproduktion „wegen ihrer schlechten CO2-Bilanz Mitte des Jahrzehnts der Biogasproduktion weichen“. Auf mittlere Sicht werde Biogas auch nicht mehr überwiegend aus Mais erzeugt werden. Eine große Rolle werde die Zuckerrübe spielen. AgE DEUTSCHLAND BBK: Biogaspotential der Reststoffe völlig überschätzt Nur begrenzte Mengen verfügbar - Braune Tonne fehlt aber noch in vielen Kreisen und Städten - In Berlin soll das Aufkommen aus der braunen Tonne mit einer Kampagne erhöht werden - Neuer Technologie- und Speicherbonus gefordert BERLIN. Vor zu großen Erwartungen an die Nutzung von Reststoffen aus der Landwirtschaft und Abfällen in Biogasanlagen hat der Bundesverband Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe (BBK) gewarnt. Wie der Verband in einem Schreiben an Bundesumweltminister Norbert R ö t t g e n äußert, wird das Biogaspotential der Reststoffe derzeit völlig überschätzt. Als gering erachtet der BBK auch das Potential für die Nutzung landwirtschaftlicher Exkremente wie Gülle und Mist. An Bioabfall sind nach seinem Dafürhalten in Deutschland nennenswerte Ressourcen nicht vorhanden. In Deutschland fielen heute rund 3 Mio t biogene Abfälle an, die gemäß Bioabfallverordnung definiert seien. Nahezu die gesamte Bioabfallmenge werde heute in rund 200 Bioabfallvergärungsanlagen verarbeitet. Ein großes Restpotential, wie es politisch diskutiert werde, sei nicht vorhanden. Außer acht lässt der BBK dabei allerdings, dass derzeit noch viel Biomüll in den Restmüll wandert. Laut Schätzungen des Witzenhausen-Insituts haben derzeit die Haushalte in 31 % der Landkreise und 19 % der Städte keine Biotonne. In Städten, in denen die Biotonnen stehen, halten sich zudem nicht alle Verbraucher an die Mülltrennung. So hat in Berlin die BIOENGERGIE Stadtreinigung, die eine große Biogasanlage zur Vergärung von Biomüll plant, eine Kampagne gestartet, um die Verbraucher zur stärkeren Mülltrennung zu ermuntern und damit das Aufkommen aus der „braunen Tonne“ zu erhöhen. Leitsprüche der Kampagne sind unter anderem „Lola trennt“ und „Watt satt“. Ministerium zu Kurzgutachten aufgefordert Von einer Verwendung der Bioabfallstoffe in Anlagen für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Anlagen) sei dringend abzuraten, da die Gesetzeslage wegen Seuchen- und Krankheitsgefahr dies verbiete, so der BBK zum Unterschied zwischen Abfall- und landwirtschaftlichen Anlagen. Potential bestehe aber in der Aufbereitung von Biogas aus Abfällen zu Biomethan unter Einspeisung in das Gasnetz, da heute zahlreiche Anlagen kein vollständiges Wärmekonzept hätten und sich die Investition in die Biogasaufbereitung nicht lohne. Hier müsse die Gasaufbereitung mit Technologie- und Speicherbonus wie bei den Nawaro-Anlagen einen EEG-Bonus erhalten, der auskömmlich sei, meint der BBK. Er forderte das Bundesumweltministerium zu einem Kurzgutachten zur Vollkostenermittlung für Biogasanlagen verschiedener Größenklassen auf. Man werde die Biomethananlagenbetreiber bitten, hierfür die Bücher und Bilanzen einem neutralen Gutachter vorzulegen, der vom Bundesumweltministerium beauftragt werde. AgE DEUTSCHLAND Niedersachsens Biogasanlagenzubau am stärksten in der Lüneburger Heide Soltau-Fallingbostel und Celle führen laut Daten des Agrarministeriums bei der Anlagendichte - Dicht dahinter folgen die Veredlungsgebiete als Problemzonen für die Bioenergie - In den Milchviehregionen installierte Kilowattstunden pro Hektar noch relativ gering - Aber der Güllebonus sorgt für starken Ausbau BERLIN. Die größte Dichte an Biogasanlagen besteht in Niedersachsen nicht in den Veredlungsregionen im Westen des Bundeslandes, sondern in der Lüneburger Heide. Das hat Dr. Gerd H ö h e r vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium Mitte Februar bei einer Konferenz der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Berlin deutlich gemacht. Als Maßstab zog er die installierte Leistung pro Hektar Ackerfläche heran. Demnach führen die Landkreise Celle und Soltau-Fallingbostel als ackerbaulich geprägte Regionen die Rangliste mit einer Biogas-Anlagendichte von jeweils 0,53 kW/ha an; erfasst wurden nur Biogasanlagen, die den Bonus für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Bonus) erhalten, was für knapp 90 % der Anlagen gelten dürfte. Dicht dahinter folgen allerdings Oldenburg und Cloppenburg als Landkreise mit hoher Viehdichte und einer Biogasanlagenkonzentration von 0,48 kW/ha beziehungsweise 0,43 kW/ha. Welche Rolle die Haltung vor Ort für den Zubau der Bioenergie offenbar spielt, zeigt die Situation im Oldenburger Münsterland. Denn während in Cloppenburg das Biogasanlagenwachstum sehr stark ist, liegt die Anlagendichte im Landkreis Vechta mit 0,20 kW/ha nur halb so hoch. Biogaswachstum in Ackerbauregionen begrüßt Relativ niedrig ist die Anlagendichte laut Höher auch in typischen Milchviehregionen an der Nordseeküste. So wurde beispielsweise in den Landkreisen Cuxhaven und Wittmund eine Anlagenkonzentration von 0,12 kW/ha beziehungsweise 0,13 kW/ha für die Nawaro-Anlagen ermittelt. Für Höher zeigen diese Daten, dass es hier keine Flächenkonkurrenz gibt. Wohl aber habe der Güllebonus zu einem massiven Biogasausbau geführt. Das Wachstum der Biogasbranche in den Ackerbauregionen begrüßt er. Der Mais erweitere die Fruchtfolgen in den Ackerbauregionen Niedersachsens. Anders sieht es in den Veredlungszentren aus. Dort bringt es der Mais laut seinen Zahlen mittlerweile auf einen Anteil von 40 % an der Ackerfläche, wovon allerdings nur 8 % in die energetische Nutzung gehen. Noch höher, BIOENERGIE nämlich bei 50 % liegt laut Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums der Maisanteil in den Milchviehregionen. Davon entfallen 40 % auf Futtermais und 10 % auf Energiemais. Anders als in den Veredlungsregionen stellt sich laut Höher in den Milchviehgebieten aber nicht das Problem der Nährstoffüberschüsse. Gras für den Vergärer Im Hinblick auf das Grünland sieht der Experte aus dem Agrarressort die Entwicklung der Bioenergie in Niedersachsen recht gelassen und weist eine direkte Verbindung zwischen der Expansion des Biogassektors und dem Grünlandrückgang zurück. Vielmehr betonte er in Berlin die langfristigen Trends. Im Jahr 1960 habe man in Niedersachsen 1,2 Mio ha Grünland gehabt, mittlerweile seien es nur noch 700 000 ha. Der Grünlandverlust könne nicht ursächlich auf Biogas zurückgeführt werden. Auch regional lasse sich ein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Grünlandumwandlung und der Biogasnutzung nicht nachweisen. Laut Höher wandert Gras - technische Entwicklungen rund um Rührwerk und Vergärer machen es möglich - zunehmend in die Fermenter, und zwar im vergangenen Jahr der Aufwuchs von rund 20 000 ha. Weil Kühe und Biogasanlagen letztendlich mit denselben Rohstoffen gefüttert werden, sieht der Experte aus dem niedersächsischen Agrarressort starke Synergien für den Bau von Biogasanlagen in Milchviehregionen, gerade bei Betrieben mit 150 und mehr Kühen. Ausbau auf effiziente Standorte lenken Wegen der positiven Bewertung von Biogas in Ackerbauregionen einerseits und den Problemen in den Veredlungszentren andererseits befürwortet Niedersachsen für die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) einen einheitlichen Vergütungssatz für alle landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Dieser soll sich an den Grenzkosten in Ackerbauregionen orientieren. Mit der Vielzahl an Zuschlägen im aktuellen EEG soll es ein Ende haben, auf Boni optimierte Anlagenkonzepte (BoA) soll es nicht mehr geben (AGRAEUROPE 08/11, LÄNDERBERICHTE 26). Davon verspricht sich die Landesregierung, dass Biogas in den Regionen mit hoher Dichte wegen des Mangels an Wärmesenken und durch die Rohstoffpreise sich selbst durch den Markt ausbremst. Der Ausbau soll so auf effiziente Standorte gelenkt werden, lange Gülletransporte sollen der Vergangenheit angehören. Überhitzter Zubau auch in Milchviehregionen Dass der gekoppelte Güllebonus für Probleme in Veredlungsregionen gesorgt hat, bestreitet auch der Fachverband Biogas (FvB) nicht. Wie der FVB-Referatsleiter Politik, Bastian O l z e m , erklärt, wird in Gülleregionen der Energiepflanzenanbau durch den Güllebonus querfinanziert. Einen überhitzten Zubau durch das aktuelle EEG konstatiert er allerdings nicht nur in Veredlungs-, sondern auch in Milchviehregionen. Auf Basis von Zahlen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen prognostiziert der FvB bis Ende dieses Jahres beispielsweise im Landkreis Cuxhaven insgesamt 43 Biogasanlagen, nach 13 im Jahr 2008. Im Landkreis Stade erwartet der Verband bis dahin 34 Biogasanlagen, das entspricht fast einer Verfünffachung. Ähnlich dynamisch ist die Entwicklung in der Grafschaft Bentheim als Veredlungsregion, wo bis Ende 2011 mit mehr als 40 Anlagen gerechnet wird, nachdem es vor drei Jahren erst neun waren. Von einem sehr moderaten Zubau spricht Olzem hingegen mit Blick auf typische Ackerbauregionen wie den Landkreis Hildesheim. Nicht erfasst sind in diesen Zahlen allerdings die Anlagengröße und damit der Rohstoffbedarf. Anders als Niedersachsen plädiert der Fachverband Biogas für eine Fortsetzung der Gülleförderung im EEG, wenn auch in veränderter Form, nämlich nicht mehr an den Nawaro-Bonus gekoppelt. Zusammenhang mit steigenden Ackerpachtpreisen In die Kritik geraten ist die Biogasproduktion seit der Novelle des Jahres 2009 auch im Zusammenhang mit dem vielerorts beobachteten Pachtpreisanstieg. Eine bei der FNR-Tagung vorgestellte Studie der Universität Göttingen ist denn auch zu dem Ergebnis gekommen, dass die starke Flächenknappheit in den Veredlungsregionen durch Biogas noch verstärkt wurde. Aber auch in Regionen mit hoher Biogasdichte und stagnierenden beziehungsweise rückläufigen Viehdichten tangierten die Biogasanlagen die Pachtmärkte gegenwärtig stark und führten zu steigenden Ackerpachtpreisen, so Carsten Hermann E m m a n n von der Agrarfakultät der Hochschule mit Blick auf Rotenburg und Soltau-Fallingbostel. Die Biogaslandwirte sähen sich im Vergleich zu ihren Berufskollegen im Durchschnitt als wettbewerbsfähiger am Bodenmarkt, zukunftsfähiger und erfolgreicher an, bilanzierte der Wissenschaftler die Studie, für die die Entwicklung in fünf Landkreisen analysiert wurde. Olzem betont, die Studie komme zu dem Ergebnis, dass Biogasanlagenbetreiber nur in Gülleregionen bereit seien, mehr Pacht zu zahlen. Biogas dominiert Energiepflanzenanbau - anders als im Bund Eine Sonderstellung nimmt Niedersachsen laut den Zahlen aus dem Landwirtschaftsministerium in Hannover im Bundesvergleich bei der Verteilung des Energiepflanzenanbaus auf die verschiedenen Nutzungspfade ein. Während bundesweit der Rapsanbau für die Biodieselerzeugung beim Anbau nachwachsender Rohstoffe mit einem Flächenanteil von gut 50 % führend ist und es der Anbau für Biogas nur auf einen Anteil von gut einem Drittel bringt, dominiert in Niedersachsen der Anbau für die Vergärer mit einem Flächenanteil von 77 %, gefolgt von den Pflanzen für die Biodieselerzeugung mit 18 %. Dritte Komponente ist der Bioethanolanteil mit einem Flächenanteil von 13 % im Bundesmittel sowie 5 % zwischen Ems und Elbe. AgE Anteile des Maisanbaus an Niedersachsens Ackerfläche (2010; in v.H.) Futtermaisanteil Energiemaisanteil Mais insgesamt Veredlungsregionen 32 8 40 Milchviehregionen 40 10 50 Ackerbaugregionen in Südniedersachsen Ackerbauregionen Heide 2 4 6 6 9 15 Niedersachsen insgesamt 20 9 29 Biogasanlagenzubau in Niedersachsen nach Regionen und Landkreisen (2008 und 2011, in Stück) Landkreise in Ackerbauregionen Goslar Helmstedt Wolfenbüttel Region Hannover Hameln-Pyrmont Hildesheim Landkreise in 2008 20111) 8 4 7 14 17 14 10 5 9 23 18 22 2011:08 in v.H. + 25,0 + 25,0 + 28,6 + 64,3 + 5,9 + 57,1 Schweineregionen Diepholz südl. Rottenburg (Wümme) Cloppenburg Emsland Grafschaft Bentheim Oldenburg Osnabrück Vechta Landkreise in Milchviehregionen Cuxhaven Aurich Friesland Leer Wesermarsch Wittmund Stade 46 63 81 54 9 32 24 10 82 129 111 122 41 69 68 26 + 78,3 + 104,8 + 37,0 + 125,9 + 355,6 + 115,6 + 183,3 + 160,0 13 25 14 7 3 6 7 43 38 19 14 11 14 34 + 230,8 + 52,0 + 35,7 + 100,0 + 266,7 + 133,3 + 385,7 1) Prognose DEUTSCHLAND Welche Mikroorganismen schützen Bauernkinder vor Asthma und Allergien? ULM. Da Bauernkinder offensichtlich einer größeren Vielfalt an Mikroorganismen ausgesetzt sind als ihre Klassenkameraden und dadurch weniger Allergien und Asthma entwickeln, stellt sich für die Wissenschaftler der Universität Ulm nun die Frage, welche dieser Mikroorganismen einen besonders positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems haben. Diesem Aspekt gehen Forscher der „Multidisziplinären Studie zur Identifizierung der genetischen und umweltbedingten Ursachen von Asthma und Allergien in der Europäischen Gemeinschaft“ (GABRIEL-Projekt) nach, die die bei Hausbesuchen genommenen Staubproben aus den Kinderzimmern ausgewertet haben. „Bisher haben wir dafür Anhaltspunkte, bewegen uns aber noch auf der Ebene von Gruppen“, erklärte Dr. Jon G e n u n e i t vom Institut für Epidemiologie der Universität Ulm, der gemeinsam mit Dr. Gisela B ü c h e l e und Nikolaos S i t a r i d s kürzlich die neuen Resultate im New England Journal of Medicine publiziert hatte. Um die eigenen Aufschlüsse zu erhärten, beziehen sich die Wissenschaftler auch auf eine Untersuchung zur „Prävention von Allergierisikofaktoren für die Sensibilisierung bezogen auf den landwirtschaftlichen und anthroposophischen Lebensstil“, die sogenannte PARSIFAL-Studie, in der die Forscher mit ähnlichem Erkenntnisinteresse Staubproben aus Matratzen untersucht hatten. In einem nächsten Schritt wollen die Ulmer Epidemiologen nun die GABRIEL-Teilnehmer jährlich befragen - unter anderem dazu, wie sich Asthma und Allergien in der Pubertät entwickeln, ob der Schutz des bäuerlichen Umfeldes anhält und welchen Einfluss das Rauchen auf die Entwicklung von Asthma bei Bauernkindern und der übrigen Landbevölkerung hat. Auftakt dazu sei im vergangenen Sommer gewesen; bei mehr als 2 000 kontaktierten Familien sei die Bereitschaft, weiterhin an der Erhebung teilzunehmen, erfreulich hoch gewesen, berichtete FORSCHUNG Genuneit. Nur so könnten belastbare Forschungsergebnisse entstehen, die die Wissenschaft im Kampf gegen Asthma und Allergien weiterbrächten. AgE DEUTSCHLAND WWF kritisiert EEG-Biogasförderung Einspeisevergütungen „über das gesunde Maß hinaus“ kritisiert - Volkswirtschaftlicher Schaden und Probleme in der klassischen Landwirtschaft beklagt - Steigende Pachtpreise und Privilegierung im Außenbereich ein Dorn im Auge - Nachhaltigkeitskriterien à la Biosprit für den Maisanbau verlangt BERLIN. Gegen die aktuellen Einspeisevergütungen für Strom aus Biogas im ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) macht die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) Front. In einer am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Studie beziffert der WWF die von den Verbrauchern über den Strompreis zu zahlende EEG-Förderung je Hektar Biomasseanbau auf 3 000 Euro und mehr. Dem wird ein durchschnittliches Direktzahlungsniveau von 339 Euro/ha gegenübergestellt. Bei einer EEG-Vergütung von 21 Cent pro Kilowattstunde für eine 500 kW-Anlage mit einem Maisbedarf von 277 ha Anbaufläche und einer Betriebszeit von 8 000 Jahresstunden ergibt sich eine Vergütung von 3 032 Euro/ha. De facto werden nach dem 2009 novellierten EEG bei Ausnutzung mehrerer Boni noch deutlich höhere Vergütungen von bis zu 30 Cent/kWh gezahlt. Außer Acht lässt der WWF in seinen Berechnungen freilich die Erlöse, die Landwirte mit klassischen Agrarprodukten auf der Fläche erzielen könnten. Dem WWF ist neben der Vergütungshöhe im EEG auch das Baurecht ein Dorn im Auge, so die Privilegierung im Außenbereich für Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung bis 500 kW. Einsparquoten für Klimagasausstoß gefordert Sorgen machen den Umweltschützern vor dem Hintergrund steigender Pachtpreise Verdrängungseffekte zu Lasten der klassischen Landwirtschaft und insgesamt ein Schaden für die Volkswirtschaft dadurch, dass die Förderung „über das gesunde Maß“ hinausgehe. Auch mit Blick auf den Klimaschutz ist der WWF skeptisch. Mais als Gärsubstrat in Biogasanlagen könne eine negative Treibhausgasbilanz haben. Strom aus solchen Anlagen sei nicht besser als aus Anlagen, die mit fossilen Energien betrieben würden. In Anlehnung an die Regelungen für Biokraftstoffe fordert der WWF deshalb Nachhaltigkeitskriterien auch für Biogas. Die Treibhausgasminderung soll mindestens 35 % betragen müssen, ab 2017 wird eine Anhebung auf 50 % gefordert, die ein Jahr später auf 60 % steigt. In einem weiteren Schritt sollen Nachhaltigkeitskriterien laut WWF für alle Nutzungsarten der Biomasse gelten. Schultz: Hoher Beitrag zur CO2-Reduzierung Scharfe Kritik an der WWF-Studie kam vom Biogasrat. Die unterstellten EEG-Vergütungen seien nicht mit den Zuschüssen zur landwirtschaftlichen Produktion vergleichbar. Das EEG vergüte ausschließlich durchschnittliche Mehrkosten der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas gegenüber den Marktpreisen für Strom. Der Gewinn sei oft bescheiden und hänge von der Gesamteffizienz der Anlagen ab, gab der Biogasrat zu bedenken. Auf Unverständnis stoßen bei dem Verband, in dem unter anderem führende Energieversorger vertreten sind, Beschwerden über den Biogasboom aus der Veredlungswirtschaft. Für den Biogasrat ist die Veredlungsbranche der einzige Verursacher des Drucks auf Flächen- und Pachtpreise. Im Übrigen, so Biogas-Geschäftsführer Reinhard S c h u l t z , seien die WWF-Angaben zum Anstieg der Maisanbauflächen irreführend. Dass Umweltorganisationen wie der WWF jetzt Massentierhalter vor Biogas in Schutz nähmen, sei schon merkwürdig. Biogas leiste einen BIOENERGIE hohen Beitrag zur CO2-Reduzierung und Versorgungssicherheit. Schulz erwartet außerdem, dass Ölsaaten wie Raps für die Biodieselproduktion „wegen ihrer schlechten CO2-Bilanz Mitte des Jahrzehnts der Biogasproduktion weichen“. Auf mittlere Sicht werde Biogas auch nicht mehr überwiegend aus Mais erzeugt werden. Eine große Rolle werde die Zuckerrübe spielen. AgE AGE 8-2011 DEUTSCHLAND FLEISCHMARKT Fleischproduktion Deutschlands übertrifft bisherigen Rekord Seit mehr als fünf Jahren verzeichnet die Branche Zuwächse bei den Schlachtmengen Ingesamt wurden mehr als 8 Millionen Tonnen Fleisch im vergangenen Jahr erzeugt Geflügel und Schweine trugen maßgeblich zum höheren Aufkommen bei - Weniger, dafür aber schwerere Rinder geschlachtet WIESBADEN. Bereits seit mehr als fünf Jahren befindet sich die deutsche Fleischwirtschaft hinsichtlich ihrer Produktionsmengen auf ununterbrochener Rekordjagd. Auch 2010 wurden die Schlachtzahlen des Vorjahres wieder deutlich überboten. Wie das Statistische Bundesamt vergangene Woche mitteilte, stieg die gewerbliche Fleischproduktion einschließlich Geflügel auf insgesamt 8,03 Mio t, womit die Vorjahresmenge um 302 000 t oder 3,9 % übertroffen wurde. Für das Wachstum waren die Entwicklung der Schweinefleischerzeugung, die mit gut zwei Drittel den größten Anteil am gesamten Aufkommen hat, und der Geflügelfleischproduktion mit einem Anteil von gut 17 % maßgeblich. Rindfleisch trug zu knapp 15 % zur gewerblichen Fleischerzeugung bei, und der gemeinsame Anteil von Schaf-, Ziegen- und Pferdefleisch betrug 0,2 %. Die Schweinefleischproduktion übertraf mit 5,44 Mio t das Vorjahresergebnis um 200 300 t beziehungsweise 3,8 %. Dem lag ein Anstieg der Schlachtzahlen um fast 2,1 Millionen Tiere oder 3,7 % auf den Rekordumfang von annähernd 58,14 Millionen Schweinen zugrunde. Im vergangenen Jahrzehnt wurde die Zahl der Schweineschlachtungen in Deutschland damit um insgesamt fast 15 Millionen Stück gesteigert. Die Zunahme im vergangenen Kalenderjahr ist den Wiesbadener Statistikern zufolge vor allem auf die um 3,9 % höheren Schlachtzahlen inländischer Tiere zurückzuführen; an ausländischen Schweinen wurden 1,6 % mehr als im Jahr 2009 zerlegt. Auch wenn sich das Wachstum der Schweineschlachtungen im vierten Quartal 2010 auf 2,8 % abschwächte, wurde mit 14,98 Millionen Tieren ein neuer Vierteljahresrekord aufgestellt. Die meisten Schweine in Nordrhein-Westfalen verarbeitet Wie aus einer weiteren Übersicht der Wiesbadener Statistiker hervorgeht, konzentriert sich ein Großteil der gewerblichen Schweineschlachtungen in Deutschland auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, wo sich bekanntlich auch die Zentren der heimischen Veredlungswirtschaft befinden. Führender Verarbeitungsstandort ist dabei Nordrhein-Westfalen, wo 2010 insgesamt fast 19,45 Millionen Schweine zerlegt wurden, davon etwa 2,85 Millionen ausländische Tiere. In Niedersachsen belief sich das gewerbliche Schlachtaufkommen an Schweinen im vergangenen Jahr auf 17,51 Millionen Tiere, von denen 1,53 Millionen Stück aus dem Ausland stammten. Zusammen vereinigten NordrheinWestfalen und Niedersachsen im Berichtsjahr fast 64 % der gesamten Schweineschlachtungen in Deutschland auf sich. In Bayern wurden 2010 rund 5,8 Millionen Schweine zerlegt, in Baden-Württemberg 4,1 Millionen Stück. Gut 9 Prozent mehr Putenfleisch Erneut sehr dynamisch entwickelte sich die Geflügelfleischerzeugung. Das Jahresaufkommen 2010 lag laut Angaben des Statistischen Bundesamtes mit knapp 1,38 Mio t um 90 800 t beziehungsweise 7,0 % über der Menge von 2009. Seit dem „Vogelgrippenjahr 2006“, als sich die deutsche Geflügelfleischerzeugung leicht rückläufig entwickelte, wurde die Produktion insgesamt um fast 40 % gesteigert. Besonders kräftig Gas gaben 2010 die Putenmäster, die sich im Jahr zuvor nach einer äußerst dynamischen Entwicklung 2008 eine Verschnaufpause gegönnt hatten. Während die Putenfleischproduktion 2009 nur um 0,4 % gesteigert worden war, betrug das Plus im vergangenen Jahr mehr als 9 %; das Aufkommen erhöhte sich um 40 500 t auf 478 500 t. Wichtigstes Segment in der heimischen Mastgeflügelhaltung ist jedoch die Erzeugung von Jungmasthühnerfleisch: Hier legte das gewerbliche Aufkommen gemäß den Zahlen der Wiesbadener Statistiker um 53 300 t beziehungsweise 7,1 % auf 802 800 t zu. Im Gegensatz zum sehr positiven Trend der Gesamtbranche entwickelte sich die Entenfleischproduktion im vergangenen Jahr rückläufig; es wurden davon insgesamt 61 300 t produziert, das waren 1 100 t oder 1,8 % weniger als 2009. Die Erzeugung von Suppenhühnerfleisch verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 6 % auf 34 200 t. Eine nur sehr kleine Nische bildet in Deutschland die Gänseproduktion, wobei die meisten Tiere direkt vermarktet werden. Die gewerbliche Erzeugung fällt daher praktisch nicht ins Gewicht; sie belief sich 2010 auf lediglich 272 t, was jedoch verglichen mit 2009 einer Zunahme um 11,4 % entsprach. Deutlich weniger Kühe geschlachtet Die Rindfleischerzeugung entwickelte sich im vergangenen Jahr der amtlichen Statistik zufolge in den einzelnen Segmenten unterschiedlich. Insgesamt stieg die Produktion im Vergleich zum Ergebnis von 2009 um 11 000 t oder 0,9 % auf 1,19 Mio t. Ursache für das höhere Aufkommen war das im Durchschnitt höhere Schlachtgewicht der Tiere, denn die Zahl der geschlachteten Rinder verringerte sich geringfügig, und zwar um 1 100 Stück beziehungsweise 0,03 % auf rund 3,74 Millionen Tiere. So ging die Zahl der Ochsen- und Bullenschlachtungen 2010 verglichen mit dem Vorjahr um 0,2 % auf knapp 1,56 Millionen Tiere zurück; dennoch erhöhte sich die dabei gewonnene Fleischmenge um 0,9 % auf 582 900 t. Auch die zur Schlachtung angedienten Kühe waren 2010 spürbar schwerer als im Jahr zuvor. Hier konnten die im Mittel höheren Schlachtgewichte das kleinere Tierangebot allerdings nicht ausgleichen: Während sich die Kuhschlachtungen um 3,0 % auf rund 1,33 Millionen Stück verringerten, nahm die Kuhfleischproduktion um 1,7 % auf 405 900 t ab. Eine positive Tendenz gegenüber 2009 wiesen die Segmente Kälber und Färsen auf. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der in Deutschland zerlegten Färsen um 6,6 % auf 508 100 Stück, was in Verbindung mit den höheren Schlachtgewichten zu einem Anstieg der Fleischmenge um 8,0 % auf 148 600 t führte. An Kälbern wurden im Jahresvergleich 4,4 % mehr geschlachtet; die gewerbliche Kalbfleischerzeugung nahm bei 315 200 zerlegten Tieren um 5,0 % auf 43 000 t zu. Mehr Lämmer zerlegt Bei der gewerblichen Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch stellten die Wiesbadener Statistiker zum Berichtsjahr gegenüber 2009 eine gegenläufige Entwicklung fest. Während die Zahl der in Deutschland geschlachteten Lämmer im Jahresvergleich um 3,6 % auf 816 500 Tiere zulegte, verringerte sich das Schlachtaufkommen an älteren Schafen in der gleichen Zeit um 14,4 % auf 157 600 Stück. Insgesamt produzierte die deutsche Fleischindustrie im vergangenen Jahr 19 800 t Schaffleisch, darunter 15 000 t Lammfleisch. Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau verzeichnete die Ziegenfleischproduktion ein deutliches Wachstum: Der Statistik zufolge wurde eine Schlachtmenge von 417 t Ziegenfleisch realisiert, wobei sich die Ziegenschlachtungen um 5,6 % auf 23 200 Tiere erhöhte. An Pferdefleisch wurden zuletzt 2,4 t erzeugt; das waren 1,4 % mehr als 2009. AgE Gewerbliche Schlachtungen in Deutschland (4. Quartal und Gesamtjahr 2010) Einheit Ochsen und Bullen Kühe Färsen Kälber Jungrinder Schweine Lämmer Schafe Ziegen Pferde Ziegen und Pferde Insgesamt Geflügel darunter Jungmasthühner Enten Truthühner1) Insgesamt 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 Tiere 1 000 Tiere 1 000 t 1 000 t 1 000 t 1 000 t 1 000 t 1 000 t 4. Quartal Kalenderjahr Veränderung gegenüber dem Vorjahr in v.H. 2010 2010 4. Quartal 2010 Kalenderjahr 2010 437,3 164,3 363,2 110,2 145,3 42,2 87,6 11,9 7,6 1,3 14 979,5 1 405,1 248,2 4,6 53,3 1,6 6,5 3,0 0,9 1 742,0 357,8 206,1 17,0 124,3 2 099,8 1 555,0 582,9 1 331,4 405,9 508,1 148,6 315,2 43,0 28,2 4,8 58 138,9 5 441,6 816,5 15,0 157,6 4,8 23,2 9,2 2,8 6 649,4 1 379,6 802,8 61,3 478,5 8 029,0 + 0,2 + 0,6 - 0,3 + 1,3 + 3,7 + 4,6 + 1,2 + 0,8 - 2,4 - 18,3 + 2,8 + 3,2 + 5,9 + 6,0 - 6,7 - 6,2 + 19,5 + 8,7 + 10,0 + 2,8 + 5,8 + 6,3 - 4,4 + 7,9 + 3,3 - 0,2 + 0,9 - 3,0 - 1,7 + 6,6 + 8,0 + 4,4 + 5,0 - 2,4 - 3,4 + 3,7 + 3,8 + 3,6 + 3,8 - 14,4 - 14,1 + 5,6 + 1,4 + 2,0 + 3,3 + 7,0 + 7,1 - 1,8 + 9,2 + 3,9 1) einschließlich Perlhühner Tierproduktion in Deutschland (2000 bis 2010) Jahr Rinder1) insgesamt Ochsen und Bullen Schlachttier 2000 e in 1 000 2001 Stück 2002 2003 2004 2005 Kühe Kälber Schweine Schafe Färsen 3 866,7 1 724,9 1 504,1 637,7 419,1 43 244,1 1 045,8 3 974,3 1 922,4 1 461,3 590,5 382,7 44 032,0 1 130,6 3 922,6 3 631,1 3 765,9 3 413,9 1 792,4 1 653,6 1 716,5 1 519,6 1 526,5 1 446,5 1 514,4 1 420,3 603,6 530,9 535,0 474,0 349,5 338,0 378,3 358,9 44 173,3 45 372,9 46 320,6 48 251,6 996,4 981,2 1 017,8 1 106,7 2006 2007 2008 2009 2010 3 465,4 3 404,5 3 501,7 3 453,5 3 389,5 1 580,8 1 611,5 1 660,1 1 579,0 1 550,0 1 399,1 1 321,8 1 366,3 1 379,0 1 331,4 485,5 471,1 475,3 495,6 508,1 340,8 310,6 316,0 307,3 315,2 50 115,9 53 308,3 54 955,6 56 315,2 58 138,9 1 199,1 1 197,0 1 150,8 1 049,0 974,1 Fleischmen 2000 ge in 1 000 t 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1 251,1 621,1 447,1 182,9 52,4 3 981,9 21,4 1 315,3 1 275,1 1 186,0 1 217,5 1 122,0 1 149,7 1 145,9 1 159,4 1 142,7 1 137,4 696,8 640,4 598,5 613,9 557,0 585,9 604,6 610,5 584,9 582,9 445,3 461,2 436,0 453,4 428,4 422,9 403,3 412,1 414,9 405,9 173,2 173,5 151,5 150,2 136,6 140,9 138,0 136,8 142,9 148,6 46,1 41,1 40,3 25,6 44,8 43,2 39,8 40,1 41,6 43,0 4 074,3 4 110,2 4 239,3 4 308,0 4 500,0 4 662,5 4 985,2 5 121,6 5 264,5 5 441,6 23,8 21,2 21,1 22,2 24,2 23,8 25,6 24,4 21,8 19,8 1) ohne Kälber DEUTSCHLAND Bauernverband fordert ehrliche Tierschutzdebatte Landwirtschaftliche Tierhaltung nicht zum Gegenstand einer vordergründigen und populistischen Tierschutzdebatte machen - Verbraucher und Handel müssen Tierschutzmaßnahmen honorieren - Warnung vor Rückfall in Konfrontationen vergangener Jahrzehnte - Erklärung des DBV-Präsidiums BERLIN. Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat sein Unbehagen über die derzeit laufende Tierschutzdebatte bekräftigt. Zwar wolle man sich weiterhin kompromissbereit und sachverständig in die Diskussion einbringen. Man sei jedoch nicht bereit, „das Schicksal der deutschen Bauernfamilien, die über die Hälfte ihres Einkommens aus der Tierhaltung erwirtschaften, einer vordergründigen und populistischen Tierschutzdebatte zu opfern, ohne Rücksicht auf Praxisbezug sowie die Wettbewerbs- und Marktbedingungen inner- und außerhalb der EU“, heißt es in einer Erklärung, die das Verbandspräsidium vergangene Woche in Berlin beschlossen hat. Nachhaltiger und ehrlicher Tierschutz sei nur dann möglich, wenn auch Verbraucher und Handel die Tierschutzmaßnahmen der deutschen Landwirte entsprechend honorierten und die Wertschätzung von Lebensmitteln in Deutschland verbessert werde. Ausdrücklich warnt das DBV-Präsidium vor einem Rückfall in überholte und dem Tierschutz nicht förderliche Konfrontationen vergangener Jahrzehnte. Zumindest indirekt erneuert der Bauernverband seine zuletzt geäußerte Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r sowie an der Bundesratsinitiative von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Deren Absage an die Kleingruppenhaltung von Legehennen wird als unsinnig und unsachlich kritisiert. Deutschland sei bisher nicht in der Lage gewesen, hohe Tierschutzstandards auf europäischer Ebene und in den Internationalen TIERSCHUTZ Handelsabkommen durchzusetzen. Nur dort sei es jedoch wirklich erfolgreich möglich und erforderlich. Forschungsbedarf Das DBV-Präsidium erinnert in seiner Erklärung an die gemeinsam mit der gesamten Wertschöpfungskette eingegangene Verpflichtung, bis 2018 ganz aus der Ferkelkastration auszusteigen. Vor diesem Hintergrund sei es völlig unverständlich, erneut eine für die Ferkel sehr belastende Betäubungsstrategie in die Diskussion zu bringen, so das Gremium an die Adresse der Bundeslandwirtschaftsministerin. Ausdrücklich betont das DBV-Präsidium den Forschungsbedarf in Sachen Tierschutz. Im Rahmen der nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie habe man beantragt, durch Weiterentwicklung der Züchtungs- sowie Haltungsverfahren Eingriffe an den Tieren überflüssig zu machen. Experten seien sich einig, dass dieser Ausstieg eine regelrechte forschungspolitische Kraftanstrengung für die kommenden Jahre erfordere. „Deshalb bedarf es jetzt keiner Dramatisierung, sondern ganz gezielten Handelns“, stellt das Verbandspräsidium fest. AgE Erklärung des Präsidiums des Deutschen Bauernverbandes (DBV) vom 15. Februar 2011 Zu den tierschutzpolitischen Ankündigungen von Bundesministerin Aigner, der Bundesratsinitiative der Länder Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie dem Tierschutzplan Niedersachsen erklärt das Präsidium des Deutschen Bauernverbandes: Die Bauernfamilien in Deutschland stehen für eine tiergerechte und tierschutzfreundliche Haltung aller Nutztiere. Mit Nutztieren, die sich nicht wohlfühlen, können die Bauernfamilien kein nachhaltiges Einkommen erzielen. Insofern ist das Wohlbefinden der Nutztiere eine elementare Frage für die Bauern. Das Präsidium des Deutschen Bauernverbandes erinnert daran, dass sich die deutschen Bauernfamilien für eine Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz stark gemacht haben. Sie verwahren sich deshalb gegen eine populistische Debatte, die nicht anerkennt, dass der Tierschutz in der deutschen Landwirtschaft in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt hat und aus der Landwirtschaft heraus enorme Vorleistungen und Selbstverpflichtungen erbracht wurden. Die Deutschen Bauern erfüllen strenge Auflagen im Tierschutz, die weit über die EUVorgaben hinausgehen. Während in Brüssel zum Beispiel über eine mögliche Verlängerung der alten Käfighaltung über 2012 hinaus debattiert wird, ist diese in Deutschland längst verboten. Wenn jetzt völlig unsinnigerweise in Deutschland eine Debatte über die gemeinsam mit dem Tierschutz und der Wissenschaft entwickelte Kleingruppe für Legehennen losgetreten wird, dann muss man sich fragen lassen, ob es hierfür ausreichend sachliche Gründe gibt. Die Kleingruppenhaltung hat erhebliche Vorteile im Tierschutz und beim Gesundheitsschutz. Wenn heute der Selbstversorgungsgrad bei Eiern in Deutschland auf unter 60 Prozent gesunken ist, dann zeigt dies die fatalen Folgen eines geteilten Tierschutzes! Deutschland war bisher nicht in der Lage, hohe Tierschutzstandards dort durchzusetzen, wo es wirklich erfolgreich möglich und erforderlich ist, nämlich auf europäischer Ebene in Brüssel und in den Internationalen Handelsabkommen. Es nützt den Hühnern nichts, wenn wir auf Bodenhaltung setzen, die Eiprodukte für Kuchen und alle Fertiggerichte aber von Hennen stammen, die in alten Käfigen der anderen EU- oder Drittländer gehalten werden. Diese widersinnige Diskrepanz müssen Tierschutzorganisationen und Politik der deutschen Öffentlichkeit erklären. Der Deutsche Bauernverband hat sich zusammen mit der gesamten Produktionskette verpflichtet, bis 2018 ganz aus der Ferkelkastration auszusteigen. Auf Brüsseler Ebene haben diese Verpflichtung auch die europäischen Tierschutzverbände mitgetragen. Jetzt stattdessen erneut eine für die Ferkel sehr belastende Betäubungsstrategie in die Diskussion zu bringen, ist völlig unverständlich und führt nicht weiter. Im Rahmen der nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie hat der Deutsche Bauernverband beantragt, durch Weiterentwicklung der Züchtungs- sowie Haltungsverfahren Eingriffe an den Tieren überflüssig zu machen. Denn Experten sind sich einig, dass dieser Ausstieg eine regelrechte forschungspolitische Kraftanstrengung für die kommenden Jahre erfordert. Deshalb bedarf es jetzt keiner Dramatisierung, sondern ganz gezielten Handelns. Das historisch gewachsene Kulturgut des Pferdebrands durch elektronische Chips zu ersetzen, stößt Tausende Pferdezüchter und Millionen Menschen, die sich dem Pferd verpflichtet fühlen, vor den Kopf. Markenzeichen für weltweit führende Zuchtorganisationen wie für Holsteiner, Hannoveraner, Oldenburger, Westfalen, Mecklenburger und Trakehner sollten nicht opportunistisch und wider besseres Wissen dem Zeitgeist geopfert werden. Ehrlicher Tierschutz bedeutet aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes stattdessen beispielsweise die seit Jahren von der deutschen Schaf- und Ziegenwirtschaft vorgetragenen Tierschutz-Probleme bei der Kennzeichnung von Schafen und Ziegen (ausgerissene Ohrmarken mit massiven Blutungen) anzugehen und die von den Haltern vorgeschlagenen Lösungen umzusetzen. Der Deutsche Bauernverband wird sich weiterhin kompromissbereit und sachverständig in die Tierschutzdebatte einbringen. Er ist aber nicht bereit, das Schicksal der deutschen Bauernfamilien, die über die Hälfte ihres Einkommens aus der Tierhaltung erwirtschaften, einer vordergründigen und populistischen Tierschutzdebatte zu opfern, ohne Rücksicht auf Praxisbezug sowie die Wettbewerbs- und Marktbedingungen inner- und außerhalb der EU. Nachhaltiger und ehrlicher Tierschutz ist nur dann möglich, wenn auch Verbraucher und Handel die Tierschutzmaßnahmen der deutschen Landwirte entsprechend honorieren und die Wertschätzung von Lebensmitteln in Deutschland verbessert wird. Das Präsidium des Deutschen Bauernverbandes fordert auch die Politik in Bund und Ländern auf, diese Debatte über die Werthaltigkeit von Lebensmitteln offensiver zu führen und warnt vor einem Rückfall in überholte und dem Tierschutz nicht förderliche Konfrontationen vergangener Jahrzehnte. DEUTSCHLAND NieKE-Leiter Windhorst scheidet aus dem Amt VECHTA. Der Initiator und langjährige Wissenschaftliche Leiter des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Ernährungswirtschaft (NieKE), Prof. Hans-Wilhelm W i n d h o r s t , hat am vergangenen Mittwoch sein Amt an Prof. Christine T a m á s y übergeben. Tamásy ist auch die Nachfolgerin von Windhorst in der Abteilung „Vergleichende Strukturforschung“ am Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA). Windhorst hatte Mitte der neunziger Jahre in der Arbeitsgruppe „Zukunftsträchtige Ernährungswirtschaft“ an der Stärken-Schwächen-Analyse in Weser-Ems mitgearbeitet. Er war von Beginn an Wissenschaftlicher Leiter des RISKompetenzzentrums Ernährungswirtschaft Weser-Ems, das im Juli 1999 seine Arbeit aufnahm. Im Sommer 2001 entwickelte Windhorst mit großer Unterstützung von Branchenunternehmen die niedersachsenweite Ausdehnung des Kompetenzzentrums und ab 2002 dessen Ausbau zum PERSONALIEN heutigen NieKE. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft im Nordwesten beziehungsweise in der Region Südoldenburg ist heute unter dem Begriff „Silicon Valley der Ernährungswirtschaft“ untrennbar mit dem Namen Windhorst verbunden. Der Vorsitzende des NieKE-Steuerungsausschusses, Gert S t u k e , wurde am 25. Januar zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oldenburg gewählt. Aus diesem Grund stellte er vergangene Woche auf einer Sitzung des NieKE-Steuerungsausschusses sein Amt als Vorsitzender des Gremiums zur Verfügung. Als Nachfolger wurde Sven G u e r i c k e , Vorstandsmitglied der BigDutchman AG, einstimmig von den Mitgliedern gewählt. Bereits seit 1995 hat Guericke in der Arbeitsgruppe „Zukunftsträchtige Ernährungswirtschaft“ in Weser-Ems gemeinsam mit Unternehmensvertretern, Wissenschaftlern und kommunalen Vertretern an einer Stärken- und Schwächenanalyse der Branche mitgearbeitet. AgE DEUTSCHLAND Lindemann will Tierschutz in Niedersachsen aktiv voranbringen Niedersachsen als „Kerngebiet der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung“ in einer besonderen Verantwortung - Den bisher beschrittenen Weg geradlinig weitergehen - Lenkungsausschuss „Tierschutzstrategie“ gegründet - Handlungsbedarf ermitteln, Lösungswege skizzieren und Zeitplan erstellen - Landvolk bietet fachkundige Mitarbeit an HANNOVER. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n will in dem „Kerngebiet der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung“ den Tierschutz aktiv voranbringen und hat dazu erste Details eines entsprechenden Plans vorgestellt. Niedersachsen stehe in einer besonderen Verantwortung bei der Weiterentwicklung des Tierschutzes, erklärte Lindemann am Montag vergangener Woche vor Journalisten in Hannover und stellte ausdrücklich klar, dass er die Nutztierhaltung nicht abschaffen, sondern modifizieren möchte. Eine Tierhaltung, die wettbewerbsfähig sei, müsse dies auch bleiben können und zugleich den Ansprüchen des Tierschutzes gerecht werden. Das Landvolk Niedersachsen bekräftigte das grundsätzliche Interesse der Landwirte an tiergerechten Haltungssystemen. „Wir bieten Minister Lindemann unsere Fachkunde und Mitarbeit zur Entwicklung und Verbesserung tiergerechter Haltungsverfahren an“, kommentierte Landvolkpräsident Werner H i l s e den Vorstoß. Er erinnerte zugleich daran, dass Lindemanns Vorschläge auch in der Praxis umsetzbar sein müssten und Tierhalter einen angemessenen Planungshorizont benötigten. Niedersachsens SPD-Agrarsprecherin Andrea S c h r ö d e r - E h l e r s bezeichnete Lindemanns Pläne als „Einstieg“ und kritisierte den Zeithorizont bis 2018 als zu lang; sie möchte schneller zum Ziel kommen. Der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDPFraktion, Jan-Christoph O e t j e n , sieht in dem neuen Tierschutzplan genau den richtigen Weg für eine bessere Tierhaltung. Nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) enthält der Plan in wesentlichen Teilen keine konkreten Maßnahmen zur Änderung der hinlänglich bekannten „Qualzucht- und Qualhaltungsbedingungen in der agrarindustriellen Tierhaltung“; vielmehr wolle sich Lindemann offenbar durch zusätzliche Untersuchungsprogramme die Beendigung dieser nicht artgerechten Haltung verzögern und Zeit gewinnen. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landesverband Niedersachsen unterstützen Lindemanns Pläne, fordern aber eine zügige Umsetzung. Auf keinen Fall dürfe es dazu kommen, sich auf eventuelle EU-weit einheitliche Regelungen mit langen Übergangsfristen zurückzuziehen. Gesellschaftlichen Konsens erzielen Lindemann setzt bei seinem Tierschutzplan auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens: „Die Verbraucher sollen Produkte aus niedersächsischer Erzeugung gern genießen und ohne das Gefühl, dass diese moralisch anstößig sind.“ Die Gesellschaft erwarte zu Recht, dass TIERSCHUTZ Nutztiere tiergemäß gehalten würden und deren Wohlbefinden sichergestellt sei. Besonderen Wert legt Lindemann darauf, dass die Betroffenen in die Vorhaben einbezogen werden - in Fortsetzung des so genannten „niedersächsischen Weges“. Daher werde man aktiv das Gespräch mit den Tierhaltern suchen. Diese Vorgehensweise hält der Minister auch bei einem Verbot der Legehennen-Kleingruppenhaltung für den geeigneten Weg. Entscheidend bei der Erreichung von Tierschutzzielen sei in diesem speziellen Fall - wie auch bei vielen der anderen Handlungsfeldern - nicht allein das „Was“, sondern der Weg dahin, also das „Wie“. Dem Minister zufolge soll zunächst beschrieben werden, wo Handlungsbedarf besteht; anschließend würden Lösungswege skizziert und ein Zeitplan für Zwischenschritte und definitive Lösungen erstellt. Konkreter Handlungsbedarf bestehe derzeit bei zwölf Tierarten und in 38 Themenbereichen. Der Tierschutzplan solle in den kommenden sieben Jahren abgearbeitet werden, so das ehrgeizige Vorhaben. Allerdings warnte Lindemann vor zu hohen Erwartungen an schnelle Lösungen: „Wir brauchen mehr Zeit, um den Tierschutz zu fördern, und dürfen mit einer Maßnahme nicht andere Nachteile zulassen.“ Verzicht auf Amputationen Auf der Prioritätenliste ganz oben steht laut Lindemann der Verzicht auf Amputationen und Eingriffe bei Tieren wie das Schnabelkürzen bei Geflügel, die betäubungslose Kastration und das Schwänzekupieren bei Ferkeln. Außerdem sollte die Zucht stärker auf die Gesamtvitalität ausgerichtet und die Haltungsbedingungen weiter verbessert werden. Einen besonderen Handlungsbedarf sieht der Minister in der Geflügelhaltung. Man habe bereits im Osnabrücker Raum einen Pilotbetrieb mit Bodenhaltung ausgewählt, der bei Legehennen auf das Kürzen der Schnäbel verzichten wolle. Dabei werde der Betrieb von der Landwirtschaftskammer und dem Tierschutzdienst fachlich begleitet. Die betäubungslose Kastration bei Ferkeln will Lindemann bis 2015 zügig umgesetzt wissen. Die Überwachung neuer Standards im Tierschutz solle über sogenannte Tierschutzindikatoren sichergestellt werden. In den Schlachtstätten könnten beispielsweise über die Gesundheit der Füße konkrete Rückschlüsse auf die Haltungssysteme von Geflügel gezogen werden. Finanzielle Anreize verstärken Lindemanns Plan sieht vor, dass in Ergänzung für den bereits bestehenden Tierschutzbeirat dessen Arbeit der Minister ausdrücklich lobte - für einen bestimmten Zeitraum ein Lenkungsausschuss „Tierschutzstrategie“ eingerichtet werden soll. Diesem Gremium sollen Vertreter der Wirtschaft, der Tierschutz- und Verbraucherverbände, der Wissenschaft und des Einzelhandels angehören. So intensiv Lindemann bei seinem Tierschutzplan auf Dialog und Mitarbeit setzt, so sehr liegt ihm zugleich der Erfolg am Herzen. „Wenn sich jemand der Mitarbeit verweigert, heißt es nicht, dass wir die Bücher zuklappen“, sagte er dazu. Dennoch solle zunächst über freiwillige Anreize und Motivation ein Anreiz für mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung gesetzt werden, ehe der „gesetzliche Knüppel“ gezogen werde. Der Ressortchef will über die Vorgaben der guten fachlichen Praxis dem Tierschutz mehr Relevanz bei den Cross-Compliance-Regelungen verschaffen und damit die finanziellen Anreize verstärken. Da er aber zugleich weiß, dass die Gesetzgebungskompetenz zum Tierschutz auf Bundesebene angesiedelt ist, hat er sich bereits mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r über deren Tierschutzaktionsplan ausgetauscht. Es sei erfreulich, dass Aigner auch einige niedersächsische Ideen aufgegriffen habe, betonte Lindemann. Er selbst habe seine Tierschutzpläne allerdings zunächst den betroffenen Wirtschaftsverbänden vorgestellt und sei erst danach an die Presse gegangen. Über die Bundesministerin strebt er auf EU-Ebene gemeinsame Regelungen an, die allerdings zügig erfolgen sollten. So unterstützt Lindemann beispielsweise Aigners Bestrebungen um ein EU-Tierschutzlabel für besonders herausgehobene Haltungssysteme. Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht derartige Initiativen allerdings kritisch. Kleingruppenhaltung verbieten AbL-Sprecher Eckehard N i e m a n n hob hervor, dass es zu den Ursachen und zur Beseitigung des tierquälerischen Schnabelkürzens oder des Abschneidens der Ringelschwänze seit vielen Jahren ausreichende Untersuchungen und EU-Vorgaben gebe. Statt zusätzlich verzögernder Untersuchungen seien jetzt rasch Tierhaltungs-Vorgaben für mehr Platz, Auslauf, Einstreu und maximale Herdengrößen notwendig. Erfahrungen in Programmen artgerechter Tierhaltung zeigten, dass sich dadurch Probleme wie Federpicken, Kannibalismus und Schwanzbeißen weitgehend erübrigten und der Druck zu neuen Zuchtlinien erhöht werde. „Wir brauchen keinen Tierschutz-Ankündigungsplan, sondern rasch einen Tierschutz-Umsetzungsplan“, so Niemann. Dafür werde der wachsende gesellschaftliche Druck von Öffentlichkeit und Bürgerinitiativen sorgen. Nach Einschätzung des Tierschutzbundes drängt die Zeit besonders beim Thema LegehennenKleingruppenhaltung, wo im März die finale Entscheidung um ein Verbot im Bundesrat anstehe. Verbandspräsident Wolfgang A p e l forderte die Landesregierung in Hannover auf, Wort zu halten und ein umgehendes Verbot zu unterstützen. AgE DEUTSCHLAND Einigkeit über EEG-Reformbedarf beim Biogas Aigner sieht Fehlentwicklungen - Kritik an starkem Maisanbau erneuert - Niedersachsen wirbt für sein Einheitsmodell zur Biogasförderung - Komplizierte Bonistruktur von DBFZExpertin kritisiert - Vergütungen nahe 30 Cent pro Kilowattstunde möglich - Höher: Güllebonus war ein verkappter Maisbonus - Grundsatzkritik an Nawaro-Förderung vom vTI BERLIN. Politik und Fachwelt sind sich einig, dass die Biogasförderung im ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) verändert werden muss, um Fehlentwicklungen zu stoppen. Welche Instrumtente dazu angepackt werden sollen, ist allerdings strittig. Das wurde am vergangenen Donnerstag bei einer Konferenz der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Berlin deutlich. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r kündigte an, die Vergütungsregeln „mit Augenmaß“ anzupassen. Negative Entwicklungen stellte die Ministerin mit Blick auf Flächennutzung, Pachtpreise und Landschaftsbild fest. Die CSU-Politikerin kritisierte zudem die Entwicklung hin zu bonusoptimierten Anlagen (BOAs). Nachdem Bundeskanzlerin Angela M e r k e l kürzlich Mais-Monokulturen kritisiert hatte, schloss sich Aigner diesen Bedenken an. Mais-Monokulturen seien in Deutschland zudem nachteilig für die Artenvielfalt. Dr. Daniela T h r ä n vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) erklärte, dass Alternativen aufgrund geringerer Energieausbeuten kostspieliger schienen als der Mais. Thrän plädierte angesichts kaum noch zu durchschauender Zusammenhänge zwischen der Vielzahl der Boni im aktuellen EEG für Vereinfachungen. Durch die Kombination von Boni sei es momentan durchaus möglich, eine Biogas-Vergütung von knapp 30 Cent/kWh zu erzielen. „Relativ hohe Vergütungen sind die Regel“, bilanzierte Thrän die Entwicklung seit der letzten Novellierung, mit der eine Erhöhung des Bonus für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Bonus) um 1 Cent auf 7 Cent/kwh, die Einführung des an den Nawaro-Bonus gekoppelten Güllebonus sowie die Schaffung weiterer Spezialvergütungen einhergegangen war. An Grenzkosten in Ackerbauregionen orientieren Dass die durch das EEG 2009 entstandenen Verwerfungen vor allem regional, und zwar in den Veredlungsregionen zu Problemen führen, machte Dr. Gerd H ö h e r vom Landwirtschaftsministerium Niedersachsens geltend. Sein Bundesland plädiert wegen des komplizierten Bonisystems mit fehlenden Effizienzanreizen für einen einheitlichen, größenabhängigen Vergütungssatz bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Dieser soll sich an BIOENERGIE den Grenzkosten in Südniedersachsen oder anderen Teilen Deutschlands, nicht aber an Schweinehochburgen wie Vechta-Cloppenburg orientieren. Dort hat die Quersubventionierung des Nawaro-Bonus durch den Güllebonus zu Nährstoffkonkurrenz zwischen Gärresten und tierischen Exkremten geführt. „Der Güllebonus war nichts anderes als ein verkappter Maisbonus“, beurteilt Höher die geltende Rechtslage, wonach der Güllebonus in Höhe von 4 Cent/kWh bis 150 KW für den gesamten bis zu dieser Leistungsgrenze produzierten Strom gezahlt wird, obwohl nur ein Bruchteil der Energie aus der Gülle stammt, die mindestens 30 % der Masse im Vergärer ausmachen muss. Gleichzeitig machte Höher vor dem Hintergrund von Energiepolitik und Klimaschutz deutlich: „Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, ist das ohne Energiepflanzenanbau nicht darstellbar.“ Indirekte Landnutzungsänderungen ins Spiel gebracht Anders sieht es Dr. Yelto Z i m m e r vom Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut (vTI). Er plädiert für eine Begrenzung des Energiepflanzenanteils im Vergärer auf 5 %. Als Begründung führte er unter anderem relativ hohe CO2-Vermeidungskosten von 400 Euro bis 500 Euro pro Tonne bei hohem Nawaro-Einsatz im Vergärer an. Deutlich geringer sind die CO2-Vermeidungskosten dagegen bei starkem Gülleinsatz, den der vTI-Forscher daher bevorzugt. Wird das EEG in derzeitiger Form fortgeschrieben, befürchtet Zimmer, dass die landwirtschaftlichen Betriebe langfristig auf die Biogasproduktion umsteigen. Aufgrund steigender Pachten erwartet Zimmer unter den derzeitigen Rahmenbedingungen, dass Schweine- und Geflügelhalter Einbußen zu verkraften haben und wegen steigender Pachten in die gewerbliche Tierhaltung gedrängt werden. Mit Blick auf die Umweltpolitik übertrug Zimmer die im Biokraftstoffbereich heiß diskutierten „indirekten Landnutzungsänderungen“ auf die Biogasbranche. Bei Berücksichtigung solch indirekter Landnutzungsänderungen geht der vTI-Wissenschaftler von einem Aufschlag von 40 % auf die CO2-Emissionen aus. Für Zimmer sind die derzeitigen Ausbauziele bei der Bioenergie nicht realisierbar und klimapolitisch nicht sinnvoll. „Wir müssen die ganze Strategie auf den Prüfstand stellen“, verlangte Zimmer und knüpfte an Kritik an, die der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeslandwirtschaftsministerium schon in seinem Bioenergiegutachten gemacht hatte. Aigner will Anlagenbegriff präzisieren Dr. Claudius d a C o s t a G o m e z vom Fachverband Biogas (FvB) betonte hingegen, das größte energetische Potential der Biogasnutzung liege in der Verwendung von Energiepflanzen. Der FvB-Geschäftsführer betonte, kritische Diskussionen um Biogas beschränkten sich im Wesentlichen auf die Regionen mit intensiver Viehhaltung. Hauptursache für Fehlentwicklungen sei die fehlerhafte Ausgestaltung des Güllebonus und nicht der Nawaro-Bonus. Da Costa Gomez bekräftigte die FvB-Forderung nach einer Entkopplung des Gülle- vom Nawarobonus und sprach sich dafür aus, den Anlagenbegriff abschließend zu klären. Diese Forderung ist bei Ministerin Aigner auf offene Ohren gestoßen. Die CSU-Politikerin kündigte an, den Anlagenbegriff zu präzisieren, um Anlagensplitting zu verhindern. Dieses Thema - der im Gesetz geschaffene Anreiz zur Produktion von Strom in Kleinanlagen, für die höhere Vergütungen als für größere gezahlt werden - ist beim EEG ein Dauerbrenner. Eine Frage, die dabei Anlagenbetreiber und häufig auch Juristen beschäftigt, ist die, wie Satelliten-Blockheizkraftwerke (Satelliten-BHKW) zu sehen sind, als Erweiterung einer alten oder als neue Biogasanlage. „Keine erkennbaren Kostensenkungen durch Marktausbau“ Im Fachjargon werden solche Satelliten-BHKW auch Super-BOAs tituliert. Die Entwicklung hin zu BOAs wurde von Fachleuten wie Höher aus Niedersachsen wie auch von DBFZExpertin Thrän beklagt. Thrän konstatierte als eine Schwachstelle des aktuellen EEG eine Entwicklung hin zu Konzepten, die auf die Vergütung ausgerichtet, aber weder besonders kosteneffizient noch klimagaseinsparend seien. Als weitere Schwachstellen identifizierte Thrän eine teilweise fehlende Praxisnähe des Emissionsminderungsbonus und die Vergütung für die Gärresttrocknung. Diese war auf Drängen von Unions-Agrarpolitikern ins aktuelle EEG aufgenommen worden. Laut Thrän gibt es im Biogas- und Bioenergiebereich keine erkennbaren Kostensenkungen durch Marktausbau. Als Gründe nannte sie die hohen Rohstoffkosten in der Kalkulation einerseits und gestiegene Umweltanforderungen für Anlagenbauer andererseits. Angesichts hoher Anlagenpreise von rund 6 000 Euro pro KW für gängige kleinere Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 200 KW sehen andere Fachleute in der Branche aber Luft für niedrigere Anlagenpreise. Anders als beispielsweise im Solarstrombereich fehlt es aber an Konkurrenz durch Importdruck. NABU für Umweltbonus von 9 Cent Wasser auf die Mühlen von Umweltschützern sind Aigners Bedenken gegenüber dem Mais. So warnte Florian S c h ö n e vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), die Verengung von Fruchtfolgen durch den Anbau von Mais auf Mais bringe neue ökologische und pflanzenbauliche Probleme. Der NABU fordert einen Umweltbonus in Höhe von 9 Cent/kWh für Anlagen bis zu einer Größe von 500 KW und darüber hinausgehend eine degressive Ausgestaltung, um die Nutzung „naturverträglicher Anbaubiomasse“ wie Mischkulturen, Kleegras, Extensiv-Grünland und Dauerkulturen zu fördern. Nicht lösen lässt sich das Akzeptanzproblem in der Bevölkerung hingegen nach seiner Einschätzung mit Sudangras und Zuckerhirse, die im Erscheinungsbild dem Mais gleichen. Mais sei aus Naturschutzsicht nicht zwingend schlechter als der Raps, entscheidend sei die räumliche Konzentration. Der Widerstand gegen den Maisanbau für die Biogasnutzung kommt Schöne zufolge mittlerweile weniger aus dem Naturschutz als vielmehr aus den Branchen Tourismus, Veredlung, Wasserwirtschaft und Jagd. Sorgen macht dem NABU-Agrarexperten der Grünlandumbruch. „Wegen der Saldierungseffekte nützt uns hier Cross Compliance nicht“, sagte Schöne vor dem Hintergrund der EU-rechtlichen Vorschriften, wonach ein Umbruchverbot verhängt wird, wenn mehr als 5 % der Fläche zu Ackerland gemacht wurden. Die Saldierungseffekte haben laut Schöne negative Auswirkungen, weil tiefgründige, feuchte Böden umgebrochen, andere hingegen in Grünland umgewandelt werden. AgE DEUTSCHLAND Dierkes: „Wir müssen die Trends erkennen“ Gemeinsame Konzepte über Verbandsgrenzen hinweg verteidigt - Personelle Verstärkung bei Marktinformationen angekündigt - Persönliche Enttäuschung über „Initiative Pro ISN“ zum Kurswechsel - Neue Strategie war laut Dierkes in den Gremien unterstützt worden Branchenkommunikation für den ISN-Vorsitzenden „unbedingt notwendig“ BERLIN. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Heinrich D i e r k e s , verteidigt die neue Strategie seines Verbandes, sich verstärkt gesellschaftspolitischen Themen zu stellen, die Einfluss auf die Agrarproduktion haben. „Bei den Themen Tierschutz und Nachhaltigkeit müssen wir die Trends erkennen“, mahnte Dierkes am vergangenen Donnerstag gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRAEUROPE. „An der einen oder anderen Stelle“ lasse sich mit diesen Themen für die Landwirte auch ein Mehrwert erzielen. Gleichzeitig kündigte er Widerstand gegen die Tierschutzinitiative von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r an. Auf Unverständnis stößt bei Dierkes die „Initiative Pro ISN“, die für die Mitgliedersammlung am Dienstag in Osnabrück mit einer eigenen Wahlliste antritt, auf der auch das ISNVorstandsmitglied August R i e t f o r t steht. Die Kritik der Initiative am aktuellen ISN-Kurs ist für Dierkes „in keinster Weise nachvollziehbar“. Unter anderem hatte die Initiative zu wenig Einsatz während der Dioxinkrise beklagt. Dierkes machte hingegen geltend, die ISN ORGANISATION habe während der Krise „die besten und schnellsten Informationen“ geboten. Zur Wahl stehen in Osnabrück zwei der insgesamt sechs Posten im ISN-Vorstand. Außerdem steht die Neubesetzung zahlreicher Beiratsposten an. Regionale Ausgewogenheit angestrebt Über die „Initiative Pro ISN“ und den geforderten Richtungswechsel zeigte sich Dierkes auch persönlich enttäuscht, denn man habe die neue Strategie in allen zuständigen Gremien beraten und dort einhellige Unterstützung erhalten. Der „Initiative Pro ISN“ warf er vor, Inhalte aus der Verbandsstrategie einfach übernommen zu haben und vermisst in deren Wahlvorschlag die regionale Ausgewogenheit. Dierkes sprach von einem „Dammer Mästerverband“. Die Unruhe im Verband erklärt sich für ihn ein Stück weit aus dem Generationswechsel und den damit verbundenen Umstellungen in den ISN-Gremien sowie im Wechsel der Geschäftsführung. Vor knapp einem Jahr hatte sich die ISN überraschend von ihrem langjährigen Geschäftsführer Detlef B r e u e r getrennt. Zur Begründung waren unterschiedlichen Auffassungen über die weitere strategische Ausrichtung der ISN-Arbeit angegeben worden. Im Herbst übernahm dann Dr. Torsten S t a a c k den Geschäftsführerposten. Er wechselte von der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) zur ISN. Erst die Finanzierung, dann die Inhalte Bestandteil der neuen ISN-Strategie ist für Dierkes unter anderem, verbandsübergreifende Aktionen nicht zu scheuen. „In zentralen Fragen wie der Branchenkommunikation und der Schweinehaltung sind gemeinsame Konzepte gefragt“, sagte der Sauenhalter und Schweinemäster aus dem niedersächsischen Goldenstedt mit Blick auf die Abstimmung mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) und dem Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) zur Verbesserung der Imagepflege. „Die Branchenkommunikation wird sehr stark von uns gefordert, zusammen mit DBV und ZDS“, betonte Dierkes, für den ein solches Konzept zur Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit „unbedingt notwendig“ ist. Die angestrebte Branchenkommunikation hatte Anfang des Jahres für Wirbel gesorgt, nachdem in einem Schreiben der Westfleisch von einem Betrag von 20 Cent pro Schlachtschwein dafür die Rede war. Ob es tatsächlich auf solch einen Betrag hinausläuft, steht für den ISN-Vorsitzenden noch nicht fest. Jedenfalls sind 20 Cent für Dierkes kein Betrag „von dem man sagen könnte, die Welt geht unter“. Gleichzeitig bekannte er sich dazu, die Branchenkommunikation organisatorisch schlank zu halten. „Wenn die Finanzierung sichergestellt ist, steigen wir in die Sachdiskussion ein“, kündigte er an. Junge Landwirte als Sympathieträger Die Dioxinkrise hat für Dierkes den Handlungsbedarf gezeigt. „Dass jemand wie ExBundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz F u n k e in Fernsehdebatten den Part der Agrarwirtschaft abdeckt, ist nicht ‚up to date’. Wir haben gute, junge Landwirte, die das auch könnten“, so Dierkes mit Blick auf Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit. Eine wichtige Stoßrichtung soll die Aufklärung der Bevölkerung über die Landwirtschaft sein. Nach dem Ende der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) wird hier vielerorts eine Lücke gesehen. Für die CMA mussten die Tierhalter einst 51 Cent pro Schlachtschwein abführen. Gegen Zeitplan für Ausstieg aus Schwanzkupieren Dierkes machte deutlich, dass in der Nachhaltigkeits- und Tierschutzdebatte neben Chancen auch Gefahren lauern. So wandte er sich vor dem Hintergrund der jüngsten Vorschläge von Ministerin Aigner gegen Versuche, den Schweinehaltern neue Tierschutzauflagen aufzudrücken. Die Schweinehalter müssten ihren Sachverstand in die Debatte einbringen. Zu hinterfragen sei eine Abschaffung des Schwänzekupierens. „Das sehe ich ganz kritisch“, unterstrich Dierkes und wandte sich gegen einen konkreten Zeitplan zum Ausstieg. Auch warnte er vor Auflagen des Handels, die für den Landwirt mehr Kosten als Nutzen bringen. In diesem Zusammenhang erwähnte er die niederländische Kette Albert Heijn und deren Sternesystem für Fleischprodukte. Die Aktion Tierwohl der Westfleisch sieht er in erster Linie auf den englischen Markt ausgerichtet. Trotzdem zeigt sich Dierkes überzeugt, dass „in einem differenzierten Markt“ auch Platz für neue Vermarktungsinitiativen ist, die Mehrwert für die Schweinehalter abwerfen. Eine der wichtigsten Prioritäten ist für Dierkes unverändert die Marktinformation für die Mitglieder. „Wir wollen uns in diesem Bereich personell noch verstärken“, kündigte er an. Der Markt habe sich verändert. Der Export als Wachstumsmotor spiele mittlerweile eine wichtige Rolle. Auch in diesem Bereich würden Informationen gebraucht. Ob er diese vor allem intern oder auch durch Zukauf, so bei der Agrarmarkt Informations GmbH (AMI), beschaffen will, ließ Dierkes offen: „Wir werden da sicher mehrere und nicht nur einen Partner haben.“ AgE DEUTSCHLAND PERSONALIEN Bernd Terhalle führt DRV-Fachausschuss der Vieh- und Fleischwirtschaft BERLIN/MÜNSTER. An der Spitze des Fachausschusses für die genossenschaftliche Viehund Fleischwirtschaft im Deutschen Raiffeisenverband (DRV) hat ein Wechsel stattgefunden. Wie der DRV am vergangenen Mittwoch mitteilte, wurde Bernd T e r h a l l e , seit Jahresanfang geschäftsführender Vorstand der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling, zum neuen Vorsitzenden des Fachausschusses gewählt. Er ist Nachfolger von Martin W e s s e l m a n n , der sein Amt aus persönlichen Gründen niederlegte. Seit 2005 engagiert sich Terhalle im Fachausschuss Vieh- und Fleischwirtschaft des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems; seit 2007 ist er Mitglied des DRV-Fachausschusses. Von 2005 bis 2007 gehörte er darüber hinaus dem Arbeitskreis Viehvermarktung des Raiffeisenverbandes an. Von 2007 bis 2010 zählte die Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling zu den Partnern des Projektes „Allianzen für Informations- und DienstleistungsAgenturen“ (AIDA) der Gruppe West. AgE BRASILIEN/WELT GEFLÜGELMARKT Brasiliens Geflügelfleischexport trotzt starkem Real BRASÍLIA. Die brasilianische Geflügelwirtschaft hat ungeachtet der Aufwertung der Landeswährung Real im Export einen neuen Rekord aufstellen können. Wie der USAgrarattaché in Brasília unter Bezug auf die nationale Statistik berichtete, steigerte Brasilien 2010 die Ausfuhr von Hähnchenfleisch im Vergleich zum Vorjahr um 191 700 t oder fast 6 % auf 3,63 Mio t Produktgewicht. Die Erlöse erhöhten sich um fast 18 % auf rund 6,3 Mrd $ (4,7 Mrd Euro). Wichtigster Abnehmer war Saudi Arabien, das die Bezüge gegenüber dem Krisenjahr 2009 um 11 % auf 551 000 t steigerte. Die Lieferungen nach Japan nahmen um gut ein Viertel auf 386 500 t zu. Differenziert war die Entwicklung im Fall Chinas: Während Hongkong den Einkauf von brasilianischem Hähnchenfleisch um fast 23 % auf 331 500 t drosselte, verfünffachten sich die Bezüge der Volksrepublik auf 121 500 t. Die Ausfuhren in die EU-27 gingen um etwa ein Zehntel auf 281 900 t zurück, während sich die Lieferungen nach Russland verdoppelten, und zwar auf 144 300 t. Der Putenfleischexport Brasiliens fällt eher bescheiden aus und ging im Berichtsjahr gegenüber 2009 um etwa 4 % auf knapp 159 000 t zurück. Der mit Abstand wichtigste Bezieher war hier die EU mit 87 000 t. Neben der Dynamik im Exportgeschäft profitierte die brasilianische Geflügelwirtschaft im vergangenen Jahr auch von einer regen Inlandsnachfrage, die durch die positive konjunkturelle Entwicklung und die sehr hohen Rindfleischpreise gestützt wurde. Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Menschen mit mittlerem Einkommen in Brasilien während der letzten fünf Jahre um 30 Millionen erhöht hat. Die Hähnchenfleischerzeugung im Land belief sich 2010 auf rund 12,3 Mio t und dürfte nach der Vorhersage des USAgrarattachés im laufenden Jahr auf 12,9 Mio t steigen. Die Ausfuhr soll um 4 % zulegen. Gerechnet wird vor allem mit einem Anstieg der Lieferungen nach China und Hongkong. Derzeit verhandeln Vertreter beider Länder über die Zulassung weiterer brasilianischer Betriebe für den Export. Ein Veterinärabkommen mit Malaysia steht vor dem Abschluss. Sorge bereitete zuletzt die Entwicklung in Ägypten, das 2010 rund 124 500 t Hähnchenfleisch aus Brasilien bezog. AgE Brasiliens Export von Geflügelfleisch (2009 und 2010, in t Produktgewicht) 2009 2010 2010:09 in v.H. 3 437 928 496 401 307 856 428 397 311 762 212 039 160 766 204 975 164 810 72 814 54 134 23 989 3 629 601 550 969 386 476 331 466 281 878 208 333 181 445 174 670 164 408 144 328 124 451 121 522 + 5,6 + 11,0 + 25,5 - 22,6 - 9,6 - 1,7 + 12,9 - 14,8 - 0,2 + 98,2 + 129,9 + 406,6 163 574 95 643 157 820 87 241 - 3,5 - 8,8 Hähnchenfleisch insgesamt darunter nach Saudi Arabien Japan Hongkong EU-27 VAE Südafrika Kuwait Venezuela Russland Ägypten China Putenfleisch insgesamt darunter nach EU-27 AGE 7-2011 DEUTSCHLAND/WELT SITUATIONSBERICHTE „Teller oder Tank“-Diskussion greift zu kurz Die Konkurrenz um landwirtschaftliche Nutzfläche schließt nach Ansicht des BayerCropScience-Projektleiters Kern auch die Begriffe „Trog, Taille, Tonne und Tierfutter“ ein Credo der Zukunft muss lauten: „Mache mehr mit weniger - und besser“ - Globus steht vor einer Verschiebung der politischen und wirtschaftlichen Machtzentren KÖLN. Die effizienteste Nutzung der weltweit begrenzten landwirtschaftlichen Flächen dürfte angesichts des wachsenden Energiehungers der Welt zu einer Notwendigkeit werden. Davon ist Dr. Manfred K e r n , Projektleiter von „Landwirtschaft 2025“ bei Bayer CropScience, überzeugt. Die „Teller oder Tank“-Diskussion greift dabei nach seiner Ansicht viel zu kurz. Kern erweiterte bei der Bayer-Wintertagung 2011 am Dienstag vergangener Woche in Köln die Liste der Verwendungsalternativen um die Begriffe Trog, Taille, Tonne und Tierfutter. Da ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Müll landeten und rund 10 % der landwirtschaftlichen Fläche für die Produktion von Haustierfutter genutzt würden, seien das Bereiche, die nicht unter den Tisch fallen dürften, betonte der Projektleiter. Mit dem Begriff „Taille“ sprach Kern die Fettleibigkeit vieler Menschen in Industriestaaten und Schwellenländern an. Die Alternativen Teller und Trog stünden symbolisch für die Möglichkeiten, die Nahrungsenergie in der Form primärer oder sekundärer Kalorien zu sich zunehmen. Dazu stellte Kern fest, dass 2025 voraussichtlich rund 7 Milliarden Menschen auf der Welt leben dürften. Der Kalorienbedarf der Weltbevölkerung werde dann doppelt so hoch sein wie 1995. Auch im Energiebereich sind dem Projektleiter zufolge grundlegende Veränderungen zu erwarten. Der Verbrauch an fossilen Brennstoffen müsse drastisch verringert werden, so Kern, der in diese Forderung auch die Landwirtschaft ausdrücklich mit einbezog. Deren Energieanteil an der gesamten Lebensmittelkette einschließlich des Kühlschranks beim Verbraucher bezifferte der Bayer-CropScience-Projektleiter auf 20 %. In der Landwirtschaft selbst liege die Schnittstelle vor allem bei den Maschinen, was nach Ansicht des Fachmanns für die Verwendung größerer Einheiten spricht. Für die Zukunft kann sich Kern aber auch Roboter oder Traktoren mit Brennstoffzellen auf den Feldern vorstellen. Der Biokraftstoffnutzung komme ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Mehr mit gleichem Input zu wenig Die Reduzierung des fossilen Energieverbrauchs wird nach Einschätzung von Kern allein aber nicht reichen. Es werde auch nicht darum gehen, mit dem gleichen Input mehr zu erzeugen, sondern darum, „mit weniger mehr zu machen - und das besser“, betonte der BayerCropScience-Projektleiter. Als eine zentrale Aufgabe für die Zukunft sieht er deshalb den kontinuierlichen Vergleich zwischen energetischem In- und Output. Dabei dürfte nach Ansicht von Kern auch das Carbon-Footprint-Prinzip immer stärker an Bedeutung gewinnen. Beispielsweise habe afrikanischer Wein hierzulande trotz des Transportes eine bessere CO2Bilanz als Wein aus Frankreich und das könnte sich in der Zukunft zu einem „unschlagbaren Verkaufsargument“ entwickeln. Neuseeländische Äpfel wiesen ab Februar eine günstigere Energiebilanz als Äpfel aus deutschen Kühllagern auf. Kern verwies in dem Zusammenhang auf den britischen Lebensmitteleinzelhandel, wo das Thema CO2-Emissionen ganz oben auf der Agenda stehe. So habe die Kette „Tesco“ das Ziel angekündigt, den CO2-Fußabdruck für jedes Produkt anzugeben. Doch auch die gesamte Landwirtschaft sollte auf ihr CO2Bindungspotential aufmerksam machen, führte der Projektleiter aus. Im Jahr 2008 habe die deutsche Land- und Forstwirtschaft rund 168 Mio t CO2 gebunden, denen lediglich 133 Mio t freigesetztes CO2 gegenübergestanden hätten. Damit sei die Land- und Forstwirtschaft die einzige Branche mit einem Negativsaldo an CO2-Emissionen. Anbauzonen wandern in Richtung Pole Die steigende Weltbevölkerung und der wachsende Nahrungsenergiebedarf erforderten ein ebenso großes Wachstum des landwirtschaftlichen Ertrages, stellte Kern weiter fest. Dazu bedürfe es weiterer Verbesserungen beim Saatgut, denn ohne eine Erhöhung des genetischen Ertragspotentials der Pflanzen gebe es auch keinen Ertragsfortschritt. Bis 2025 sei eine Verdopplung der globalen Nahrungsmittelerzeugung erforderlich. Aber wer von ihnen könne in 15 Jahren den Ertrag auf seinen Flächen verdoppeln, fragte Kern die anwesenden Landwirte. Mit den heutigen Bausteinen sei dies nicht möglich. Nach Ansicht des Experten wird weltweit die Biotechnologie eine wichtige Rolle bei der Lebensmittelversorgung der Menschen spielen. Kern beklagte, dass Deutschland hier „gedeckelt“ sei. Die Politik dürfe aber die Augen vor der Notwendigkeit der Gentechnik nicht verschließen. Auch müsse intensiv an Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen geforscht werden, um das vorhandene Ertragspotential der Pflanzen voll auszuschöpfen. Der Ertrag werde jedoch auch maßgeblich von den klimatischen Bedingungen bestimmt. Durch die Erderwärmung dürften die Anbauzonen in Richtung Pole wandern. Zu den Gewinnern des Klimawandels werden dem Projektleiter zufolge deshalb der Norden der Vereinigten Staaten, Kanada, die EU, Russland, Kasachstan und China zählen. Verlierer seien der Süden der USA, Südostasien, Afrika, Australien und Südamerika mit Ausnahme von Argentinien. Es werde vor allem die Regionen treffen, wo schon heute eher schlechte Klimabedingungen für die Landwirtschaft herrschten. Es geht auch um Verlustminimierung Kern verwies mit Blick auf den wachsenden Nahrungsmittelbedarf und die Notwendigkeit der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft auch auf die Bedeutung der Verlustminimierung. Die weltweiten Ertragsverluste, die durch Unkräuter, Insekten, Pilzkrankheiten und Wirbeltiere verursacht würden, hätten sich im Jahr 2009 schätzungsweise auf einen Gesamtwert von fast 230 Mrd $ (170 Mrd Euro) summiert. Im Einzelnen beliefen sich die Schäden durch Unkräuter auf 95 Mrd $ (70 Mrd Euro), durch Pilze auf 85 Mrd $ (63 Mrd Euro) und durch Insekten und Säuger auf mehr als 48 Mrd $ (36 Mrd Euro). Dem habe 2009 ein globaler Pflanzenschutzmittelmarkt im Umfang von lediglich knapp 38 Mrd $ (28 Mrd Euro) gegenübergestanden, berichtete der Projektleiter von Bayer CropScience. Der globale Markt für Spritzgeräte habe 1,8 Mrd $ (1,3 Mrd Euro) betragen. Der weltweite Ertragsverlust durch Unkräuter entspricht nach Darstellung Kerns einer Erntemenge von 380 Mio t Weizen und damit gut der Hälfte der globalen Weizenerzeugung 2009. Der Projektleiter hob hervor, dass zum Beispiel beim Zuckerrübenanbau in Deutschland mit jährlichem Pflugeinsatz der Anteil des Pflanzenschutzes am Primärenergieeinsatz nur etwa 9 % betrage. Die Anwendung von Pflanzenschutzmittel sei ein „wichtiger Partner für den Klimaschutz“, denn die durch sie anfallenden Treibhausgasemissionen würden durch höhere Ernteerträge und Pflanzenmasse um ein Vielfaches aufgewogen. In Bezug auf den Klimaschutz sei der konventionelle Ackerbau drei Mal so effizient wie der ökologische. Nur gesunde Pflanzen könnten Ressourcen effizient nutzen, betonte Kern. Wer wird Chinas Schweine füttern? Der Bayer-CropScience-Mitarbeiter hält zwar theoretisch eine Erhöhung der landwirtschaftlichen Erträge und eine Reduzierung der Ernteverluste für möglich, um im Jahr 2025 die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern. Es gehe aber hierbei nicht nur um die potentielle Möglichkeit; vielmehr sei dies eine Frage der wirtschaftlichen und politischen Macht der einzelnen Länder, erklärte der Projektleiter. Europa dürfte an Einfluss verlieren und werde diesen an produktivere Schwellenländer abgeben müssen, prophezeite Kern. Deutschland werde voraussichtlich bis zum Jahr 2040 von Brasilien in der wirtschaftlichen Bedeutung überholt. Der mit der globalen Wohlstandsentwicklung einhergehende Wandel des Essverhaltens werde zu einer stetigen Erhöhung des Fleischbedarfs führen. Die Welt werde hier vorangehen; da wäre es dann selbst egal, wenn alle Bundesbürger zu Vegetariern würden, so Kern. Vielmehr werde in der Zukunft die Frage, „wer wird Chinas Schweine füttern“, im Mittelpunkt stehen. Chinas strategisches Ziel sei es, bis 2015 eine auf sieben Tage angelegte Fleischreserve für 500 Millionen Menschen anzulegen. Dies werde auch weiterhin den Boom des Sojaanbaus in Lateinamerika anheizen, gab sich der Fachmann überzeugt. Gleichzeitig planten die Vereinigten Staaten bis 2025 etwa ein Viertel ihres Energiebedarfs aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen. In Brasilien habe die Regierung kürzlich weitere 100 Mio ha für die Landbewirtschaftung freigegeben. Kern resümierte auch mit Blick auf die weltweit fortschreitende Anwendung der Biotechnologie: „Andere Länder entwickeln sich wir stehen still.“ Es bestehe eine strategische Notwendigkeit zum Fortschritt, unterstrich der Projektleiter. Die effizienteste Nutzung von Land, Energie und Ressourcen werde zum entscheidenden Parameter. AgE Umrechnungskurs: 1 US$ = 0,7398 Euro DEUTSCHLAND/EU/WELT „Erfolgsstory“ der deutschen Schweinewirtschaft geht weiter VIEH-/FLEISCHMARKT Marktexperte Hortmann-Scholten rechnet mit Überkapazitäten der Schlachtunternehmen in den nächsten Jahren - „Atemberaubende“ Entwicklung der Schweineschlachtungen in Deutschland - Danish-Crown-Geschäftsführer Sönnichsen beruhigt deutsche Landwirte Ferkeldefizit der Bundesrepublik wird weiter wachsen MÜNSTER. Die „Erfolgsstory“ der deutschen Fleischwirtschaft im Segment Schweine wird weiter gehen. Davon haben sich sämtliche Referenten bei der Veranstaltung „Fokus Schwein“ im Rahmen der „Agrar-Unternehmertage“ am vergangenen Mittwoch in Münster überzeugt gezeigt. Marktexperte Dr. Albert H o r t m a n n - S c h o l t e n von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeichnete dabei ein für die heimischen Mäster durchaus rosiges Bild, denn nach seiner Einschätzung dürfte sich deren Position gegenüber den Schlachtunternehmen in den nächsten Jahren verbessern. Dafür sprechen laut HortmannScholten trotz der stetigen Konzentration die Expansionspläne der Fleischunternehmen. So wolle beispielsweise der Marktführer Tönnies die wöchentlichen Schlachtkapazitäten für Schweine am Standort Rheda-Wiedenbrück von derzeit rund 130 000 auf 160 000 Tiere und in Weißenfels von bisher 50 000 auf 80 000 Tiere ausbauen. Insgesamt beabsichtigten die führenden Schlachtunternehmen in Deutschland, ihre Kapazitäten um rund ein Fünftel zu steigern; da stelle sich die Frage, wo die zusätzlichen Schlachtschweine herkommen sollten, so der Marktexperte. Er sieht sowohl in den Nachbarländern als auch in Deutschland nur noch wenig Spielraum für Produktionszuwächse. „Also werden wir Überhänge im Schlachtbereich sehen“, prognostizierte Hortmann-Scholten, der die Steigerung der deutschen Schweineschlachtungen um rund 20 Millionen Tiere in den vergangenen 13 Jahren als „atemberaubend“ skizzierte. Diese Dynamik in der Branche nannte Steen S ö n n i c h s e n , Geschäftsführer von Danish Crown Deutschland, als einen Grund für die Übernahme der D&S Fleisch in Essen und Oldenburg. „Wir sind nicht der böse Wolf“, betonte der Däne. Er versicherte gegenüber den etwa 600 Besuchern, „wir wollen ein deutscher Betrieb sein und deutsche Tiere schlachten beziehungsweise vermarkten“. Die Luft wird dünner Für 2011 rechnet Hortmann-Scholten mit bis zu 59,5 Millionen Schweineschlachtungen im Bundesgebiet. Er wies darauf hin, dass der Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch in Deutschland von 87 % im Jahr 2000 auf zuletzt 115 % gestiegen sei. Der Export falle aber zunehmend schwieriger. Die Luft werde dünner, denn die Weltmarktpreise für Schweine seien in der Regel niedriger als die in der Europäischen Union. Derzeit liefen die Notierungen im Export aber nach oben, führte Hortmann-Scholten aus. In Brasilien liegen die Schweinepreise laut seinen Angaben aktuell bei umgerechnet 1,62 Euro/kg Schlachtgewicht (SG). Gründe dafür seien die Aufwertung des Real und die rege Inlandsnachfrage. Das südamerikanische Land profitiere aber auch vom Dioxinskandal in Deutschland, durch den die hiesige Branche aus den Märkten in Asien „geschossen“ worden sei, stellte der Fachmann fest. In den USA deuteten die Terminmärkte auf einen Anstieg der Schweinenotierungen bis Mitte 2011 auf umgerechnet 1,60 Euro/kg SG. Trotz Dioxinskandals geht Hortmann-Scholten von einer weiteren Expansion der heimischen Branche aus. Die rote Seite setze auf Wachstum. Zu beachten sei die starke sektorale Konzentration. Tönnies, Vion und Westfleisch deckten zusammen mehr als die Hälfte des Gesamtmarktes ab. Dies führe zu einer wachsenden Abhängigkeit der Erzeugergemeinschaften von den einzelnen Schlachtunternehmen. Herausforderungen sieht Hortmann-Scholten unter anderem in der geplanten Änderung der Auto-Fom-Maske und der Ebermast. Die Ebermast werde schneller als erwartet kommen, da der Lebensmitteleinzelhandel und Nichtregierungsorganisationen Druck machten. Aldi Süd habe bereits angekündigt, in Zukunft nur noch unkastriertes Fleisch zu vermarkten. Dänen wollen Erfahrungen einbringen Sönnichsen erklärte, durch die Übernahme von D&S Fleisch wolle Danish Crown einen Zugang zum deutschen Markt erhalten. Der Konzern habe schon immer international agiert. Bei einem Schweinefleischexportanteil Dänemarks von mehr als 80 % sei dies auch nicht verwunderlich; anders hätte Danish Crown gar nicht überleben können, so der Däne. Bei den Aktivitäten in Deutschland gehe es auch darum, die vielfältigen Exporterfahrungen des Konzerns einzubringen und die Möglichkeit des Produktion-Benchmarking zu nutzen. „Wir wollen den Betrieb in Essen entwickeln und sichern“, sagte Sönnichsen. Für das laufende Kalenderjahr rechnet der Geschäftsführer mit einem im Jahresdurchschnitt nahezu unveränderten Schlachtschweinepreis in Deutschland. Allerdings verwies er auf zahlreiche Unsicherheitsfaktoren: Dazu gehörten unter anderem die Entwicklung der Futtermittelpreise, der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Russland beziehungsweise der Maulund Klauenseuche (MKS) in Südkorea sowie die private Lagerhaltung von Schweinefleisch in der EU. Insgesamt wertete Sönnichsen die Möglichkeiten als „gut“, gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand „Geld zu verdienen“. Unverständlicher Wunsch deutscher Ferkelbezieher Der Geschäftsführer der Danske Svineproducenter (LaDS), Hans A a r e s t r u p , berichtete, dass der Bestand an Schweinen in Dänemark im vergangenen Jahr um rund 580 000 auf 12,29 Millionen Tiere gesunken sei. Die Zahl der Sauen habe dabei um rund 51 000 Stück oder 5 % auf 1,06 Millionen Tiere abgenommen. Gemäß Modellrechnungen dürfte der Zuchtsauenbestand in Dänemark bis zum Jahr 2015 um 15 % zurückgehen, erklärte Aarestrup. Dieser Rückgang werde aber zu einem Großteil durch Produktivitätsfortschritte ausgeglichen. Zum deutschen Ferkelmarkt brachte der Däne die Vorhersage, dass die hiesige Importnachfrage bis zum Jahr 2015 noch um rund 5 Millionen Tiere wachsen werde. Im Jahr 2010 bezog die Bundesrepublik nach Angaben von Aarestrup etwa 6,2 Millionen Ferkel aus Dänemark und 3,2 Millionen Ferkel aus den Niederlanden. Deutschland selbst habe rund 1,6 Millionen Ferkel exportiert. Kritisch äußerte sich der LaDS-Geschäftsführer zu den Nachfragewünschen der deutschen Mäster. Diese wollten Duroc-Piétrain-Tiere, obwohl es sich laut Aarestrup bei Duroc um die weitaus besseren Zuchttiere handelt. „Das wäre so, als würde man einen Mercedes mit platten Reifen und Rostbeulen bestellen“, so der Däne wörtlich. Das Problem aus dänischer Sicht sei, wenn es mit dem Export nicht funktioniere, gebe es in Dänemark keinen Markt für Piétrain-Tiere. „Mega-Stall“ auch in Holland ein Thema Der Präsident des niederländischen Fachverbandes der Schweineproduzenten (NVV), Wyno Z w a n e n b u r g , stellte fest, dass sich der Schlachtschweinemarkt in den vergangenen zehn Jahren sehr internationalisiert habe. In den Niederlanden gebe es noch etwa 6 000 Betriebe mit Mastschweinen und rund 2 900 mit Sauen, wobei Gemischtbetriebe doppelt erfasst seien, berichtete Zwanenburg. Der durchschnittliche Bestand an Schweinen je Hof habe sich im Jahr 2010 auf 992 Tier und die mittlere Zahl an Sauen auf 380 Stück belaufen. Ein aktuelles Thema in den Niederlanden sei der „Mega-Stall“, führte der NVVPräsident aus. In der Provinz Brabant unterlägen Stallbauten bereits Beschränkungen. Etagenställe seien dort nicht mehr erlaubt. Diese Stalldiskussion treffe auch die Milchviehhaltung. Außerdem werde in den Niederlanden aktuell über die Ausgestaltung der Anlagen diskutiert. Der Schweinebestand in dem Nachbarland hat sich allerdings zuletzt laut Zwanenburg stabil entwickelt. Die Ausfuhr von Schweinen und Ferkeln wuchs in den vergangenen 15 Jahren nach Angaben des NVV-Präsidenten um rund 60 % auf 4,5 Millionen beziehungsweise fast 90 % auf 6,4 Millionen Tiere. Gut 80 % aller niederländischen Schweineexporte seien vergangenes Jahr nach Deutschland gegangen, etwa 10 % nach Ungarn und gut 3 % nach Polen. Zwanenburg geht davon aus, dass die Ausfuhren nach Deutschland weiter steigen und auch die Spezialisierung der Betriebe noch zunehmen wird. Durch die EU-Vorschrift zur Gruppenhaltung ab 2013 sieht er kein Problem für die Betriebe in Holland. Sehr ernst zu nehmen seien demgegenüber die Diskussionen um Transportzeiten, denn für die Schweinepreisbildung in den Niederlanden sei es sehr wichtig, dass „wir ganz Europa beliefern können“, betonte der NVV-Präsident. Er hob hervor, für das Tierwohl sei die Betreuung während des Transports erheblich wichtiger als die Transportzeit. AgE DEUTSCHLAND GEFLÜGELMARKT Gut 800 000 Tonnen Hähnchenfleisch in Deutschland erzeugt BONN. Die Hähnchen- und Putenschlachtungen in Deutschland haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Wie die die „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) unter Berufung auf das Statistische Bundesamt am Montag vergangener Woche berichtete, belief sich die deutsche Hähnchenfleischerzeugung 2010 auf 802 782 t, was gegenüber 2009 einen Zuwachs von 7 % und bezogen auf das Jahr 2000 nahezu eine Verdopplung der Menge bedeutete. Erstmals wurde im vergangenen Jahr laut MEG auch die Stückzahl der geschlachteten Tiere ermittelt: Erfasst wurden dabei 591,17 Millionen Hähnchen, woraus sich nach Angaben der Bonner Geflügelmarktexperten ein mittleres Schlachtgewicht von 1,4 kg errechnet. Noch dynamischer als bei den Hähnchen entwickelten sich die Schlachtungen von Puten, die sich im Berichtsjahr auf 478 469 t beliefen; das waren 9 % mehr als 2009. Die Menge des Jahres 2000 wurde damit um 65 % übertroffen. Es gelangten insgesamt 38,16 Millionen Puten zur Schlachtung. Eine Unterscheidung zwischen Hähnchen und Hennen findet hier nicht statt; das mittlere Schlachtgewicht pro Pute betrug 12,5 kg. An Enten wurden im vergangenen Jahr bundesweit insgesamt 28,81 Millionen Tiere mit einem Durchschnittsgewicht von 2,3 kg geschlachtet. Die Entenschlachtgesamtmenge verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 2 % auf 61 348 t; gemessen am Aufkommen von 2000 hat sich die Produktion allerdings um 94 % erhöht. Insgesamt wurden 2010 in den meldepflichtigen Schlachtereien in Deutschland 1,380 Mio t Geflügelfleisch erzeugt; das waren 7 % mehr als im Jahr zuvor. AgE DEUTSCHLAND Bundeslandwirtschaftsministerium tut sich schwer mit Nazi-Vergangenheit Gutachten zu personellen Verflechtungen liegt seit 2007 vor - Keine Veröffentlichung geplant - Kritik von Roth und Künast - Systematisches Vorgehen und Transparenz gefordert - Kleine Anfrage der Bündnisgrünen im Bundestag - Ausstellung zum „Generalplan Ost“ demnächst in Heidelberg BERLIN. Über den Bericht zur Nazi-Vergangenheit des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist ein Streit entbrannt. Während das Agrarressort das 2005 angeforderte Gutachten nur intern nutzen will, fordert die damalige Auftraggeberin Renate K ü n a s t die Veröffentlichung der Ergebnisse. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen war bereits 2006 der Teilbericht zur Rolle und zu Inhalten der Agrarpolitik und Agrarforschung des Reichslandwirtschaftsministeriums und Reichsnährstandes im Nationalsozialismus fertiggestellt worden. Ende 2007 war der Abschlussbericht für Kriterien zur Bewertung der Ehrwürdigkeit von ehemaligen Mitarbeitern an das Ministerium übergeben worden. Hier sollen detaillierte personenbezogene Daten ausgeschiedener Mitarbeiter aufgeführt sein, die beim Erstellen ehrender Nachrufe berücksichtigt werden. Auf die Absicht des Agrarressort, den Bericht zur Nazi-Vergangenheit im Gegensatz zum Vorgehen des Auswärtigen Amtes nicht freizugeben, reagierte die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia R o t h , mit Unverständnis. „Ilse A i g n e r muss hier umgehend für Transparenz sorgen“, verlangte Roth. Sie forderte eine systematische Beschäftigung mit dem Thema. Nötig sei ein Gesamtkonzept zur Aufarbeitung der Nazi- AGRARPOLITK Vergangenheit von Bundesministerien und -behörden mit nachvollziehbaren Kriterien und klaren Aufträgen zum weiteren Umgang mit dem Thema. Weitere Forschungen gewünscht Künast, zurzeit Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, betonte gegenüber der Berliner Zeitung, das Gutachten sei im Gegensatz zu den derzeitigen Aussagen des Agrarressorts „natürlich zur Veröffentlichung vorgesehen“ gewesen. Sie unterstütze deshalb die Forderung nach einer Freigabe mit Nachdruck. Auf Prostest traf auch die Aussage, dass keine Folgeuntersuchungen geplant seien. Der Verfasser des Gutachtens, Prof. Andreas D o r n h e i m von der Universität Bamberg, erklärte, er verstehe seine Arbeit als Grundlagenforschung. Die personellen Kontinuitäten der Agrarpolitik vor und nach 1945 sowie die Agrarpolitik des Nationalsozialismus sollten nun systematisch erforscht werden. Späte Entschuldigung der Agrarfakultät Nicht nur die Ministerien scheinen sich mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus schwer zu tun. So hat die Humboldt-Universität in Berlin erst nach intensivem Betreiben Einzelner 2002 eine öffentliche Erklärung zum dort erstellten sogenannten „Generalplan Ost“ abgegeben. Dieser war von Prof. Konrad M e y e r , Mitglied der SS und Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik an der Berliner Universität, unter aktiver Mitarbeit weiterer Wissenschaftler der landwirtschaftlichen Fakultät entstanden und 1942 an Heinrich H i m m l e r übergeben worden. Ziel des Plans war die Neuordnung und „Germanisierung“ der eroberten Gebiete durch Zwangsvertreibung und Umsiedlung von vielen Millionen Menschen. Nach ersten Räumungen in Polen verhinderte der Kriegsverlauf allerdings die weitere Umsetzung der Pläne. Anlässlich des 60-jährigen Jahrestages des Generalplans entschuldigte sich der Fakultätsrat „bei allen toten und noch lebenden Opfern, denen der verbrecherische Generalplan-Ost und seine Folgen unendliches Leid zugefügt haben“. Er räumte ein, dass die dazu gewonnenen Forschungsergebnisse im Bewusstsein der Fakultät und der Universität bisher nur eine relativ bescheidene Resonanz gefunden hätten. Die Ausstellung zum Generalplan Ost ist unter der Schirmherrschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit mehreren Jahren als Wanderausstellung unterwegs. Ab Ende April 2011 wird sie in Heidelberg zu sehen sein. AgE DEUTSCHLAND/EU Aigner kündigt Tierschutzoffensive an Ministerin will strengere Vorgaben für die Nutztierhaltung - Maßnahmenkatalog liegt im Ministerium vor - Plädoyer für europäisches Tierschutz-Label - Äußerungen lösen Irritationen in den eigenen Reihen und Zustimmung bei der Opposition aus - DBV reagiert mit scharfer Kritik BERLIN. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r geht in Sachen Tierschutz in die Offensive. In mehreren Zeitungsinterviews kündigte die CSU-Politikerin in der vergangenen Woche überraschend Initiativen für eine Verbesserung des Tierschutzes insbesondere in der Landwirtschaft an. Zu den in Aussicht gestellten Maßnahmen zählen ein Ausstieg aus der Kleingruppenhaltung von Legehennen, ein Verbot des Schenkelbrands bei Pferden, strengere Vorgaben für die Putenmast, Vorschriften für die Haltung von Mastkaninchen, ein Verbot von Qualzucht sowie eine zügige Abkehr von der betäubungslosen Ferkelkastration. Auch die Themen „Schwänzekupieren bei Ferkeln“ und „Schnabelkupieren“ stehen dem Vernehmen nach auf Aigners Liste. Mit Nachdruck will sie sich für die Einführung eines europäischen Tierschutz-Labels einsetzen. Obwohl die Ministerin mit ihren Äußerungen bereits politische Pflöcke eingeschlagen hat, hält sie an der in Aussicht gestellten „Charta für Landwirtschaft TIERSCHUTZ und Verbraucher“ fest, die im Herbst im Ergebnis einer breiten gesellschaftlichen Debatte vorliegen soll. In den eigenen Reihen sorgte Aigner mit ihren Verlautbarungen für erheblichen Unmut. Mehrere Abgeordnete von Union und FDP warfen der Ministerin eigenmächtiges und unabgestimmtes Vorgehen vor. Hingegen begrüßten Politiker der Opposition die Initiative, bezweifelten aber, dass sich Aigner in der Koalition durchsetzen wird. Als Indiz dafür wurde die ablehnende Haltung der Mehrheit von Union und FDP gegenüber einem Verbot des Schenkelbrands in der Sitzung des Ernährungsausschusses am letzten Mittwoch gewertet. Verärgert reagierte der Deutsche Bauernverband (DBV). Er hielt Aigner Populismus vor. Populistische Tierschutzdebatte DBV-Präsident Gerd S o n n l e i t n e r wandte sich in ungewöhnlich scharfen Worten gegen die Tierschutzpläne der Ministerin: „Wir verwahren uns gegen eine populistische Tierschutzdebatte, wie sie jetzt von Ministerin Aigner losgetreten wird, ohne Rücksicht auf die fatalen Folgen für die deutschen Bauernfamilien.“ Der Verbandspräsident verwies auf den Rückgang des Selbstversorgungsgrads bei Eiern in Deutschland auf 50 %. Die Ursache dafür liege allein darin, „dass Deutschland bisher nicht in der Lage war, hohe Tierschutzstandards dort durchzusetzen, wo es wirklich erfolgreich möglich ist, nämlich auf europäischer Ebene in Brüssel und in den internationalen Handelsabkommen“. Sonnleitner: „Es nützt den Hühnern nichts, wenn wir auf Bodenhaltung setzen, die Eiprodukte für Kuchen, Pizza und alle Fertiggerichte aber von Hennen stammen, die weiterhin in den alten, bei uns längst abgeschafften Käfigen sitzen.“ Diese Käfige stünden mittlerweile allerdings in Mittel- und Osteuropa, in Brasilien und in Thailand. Sonnleitner hob erneut die erheblichen Vorteile hervor, die die gemeinsam mit dem Tierschutz entwickelte Kleingruppe habe, und zwar sowohl im Tierschutz als auch im Gesundheitsschutz. Deshalb verrenne sich die Bundesministerin mit ihrer Kritik an der Kleingruppenhaltung. Dies gilt nach Ansicht Sonnleitners auch für andere Tierschutzfragen. So bringe Aigner mit ihrer Forderung nach einer für die Ferkel lebensgefährlichen Betäubungsstrategie auch die Abkehr von der Ferkelkastration völlig durcheinander. Ferner verstünden Millionen von Pferdeliebhabern in Deutschland nicht, „wieso ein historisch gewachsenes Kulturgut wie der Pferdebrand durch ein nicht ausgereiftes und für die Tiere schmerzhaftes Implantat eines elektronischen Chips ersetzt werden soll“. Tierschutz transparenter machen Unterdessen wies ein Sprecher der Ministerin die Kritik des Bauernverbandes als „unangemessen und unverständlich“ zurück. Er machte auf die in diesem Jahr anstehenden wichtigen Weichenstellungen in der europäischen Agrarpolitik aufmerksam. Dabei gehe es im Kern um die Zukunft der Landwirtschaft, die sich mit wachsenden Anforderungen konfrontiert sehe. Bereits heute erfülle die deutsche Landwirtschaft höchste Standards. Künftig werde neben dem Prinzip der Nachhaltigkeit die gesellschaftliche Akzeptanz ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Zwar müsse die Nutztierhaltung bereits heute höchsten Anforderungen genügen, unabhängig von der Größe eines Betriebes. Dennoch gehe es darum, die Tierhaltung „Schritt für Schritt weiter zu entwickeln und zu verbessern“. Ein Kernanliegen des Agrarressorts sei es, den Tierschutz für die Verbraucher transparenter zu machen. Diesem Ziel diene vor allem die Einführung eines europäischen Tierschutzsiegels. Im Rahmen der in Aussicht gestellten Charta-Diskussion plant das Ministerium eigenen Angaben zufolge in den kommenden Monaten Workshops zu den Themen Umwelt, Tierhaltung, Globalisierung und Lebensmittel. Im September soll es dann eine Abschlussveranstaltung geben. Gegen ungerechtfertigte Pauschalverurteilungen Mit deutlichen Worten ging die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene M o r t l e r auf Distanz zu ihrer Parteifreundin. Ihr sei unklar, „worauf die angefachte Debatte abzielen soll“, kritisierte Mortler in einer Presseverlautbarung. Mit Nachdruck warnte die fränkische Abgeordnete vor ungerechtfertigten Pauschalverurteilungen zu Lasten aller Tierhalter. Wichtig sei beispielsweise, klar zu definieren, was unter Massentierhaltung zu verstehen sei. „Solange dies nicht öffentlichkeitswirksam geschieht, erweisen wir uns mit der Diskussion einen Bärendienst", mahnte Mortler. Wenn in der Öffentlichkeit zuweilen bereits 180 Schweine als Massentierhaltung gewertet würden, zeige sich, wie groß der Aufklärungsbedarf sei. Mortler: „Wir sprechen von Nutztierhaltung, die den Menschen ihre gesunde Ernährung und den Bauernfamilien ihr Auskommen sichern soll, nicht über Kuscheltierhaltung." Die CSU-Politikerin zeigte sich ebenso wie andere Agrarier der Union irritiert über das Vorgehen der Ministerin und kritisierte ein „Vorpreschen“, ohne dass dieses Thema zuvor in der Arbeitsgruppe der Union hinreichend diskutiert worden sei. Kein Verständnis bei CDU-Agrariern Ähnlich kritisch äußerte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes R ö r i n g . „Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass sich ein Fachministerium auf eine populistische Tierschutzdebatte einlässt und damit den ganzen Berufsstand in ein schlechtes Licht rückt“, so der westfälische CDU-Abgeordnete. Der praktizierende Landwirt bezeichnete das Wohl der Tiere als „Grundlage für die Existenz der Bauern“. Tierschutz sei daher selbstverständlich für jeden Landwirt. Eine erfolgreiche Tierschutzstrategie gehe nur mit den Bauern. Deshalb, so Röring, könne er die aktuellen Vorschläge des Ministeriums nicht akzeptieren. Dies werde er auch in möglichen Gesetzgebungsverfahren „deutlich artikulieren“. Fraktionskollege FranzJosef H o l z e n k a m p mahnte zu umsichtigem Handeln. „Ich bin zurückhaltend, etwas zu verbieten, wenn ich nicht weiß, wie sich die Alternativen entwickeln“, sagte Holzenkamp zu einem möglichen Verbot der Kleingruppenhaltung. Gleichzeitig sprach sich der Schweinemäster aus dem Oldenburger Münsterland dafür aus, offensiv mit dem Thema Tierschutz umzugehen. „Tierschutz ist ein permanenter Prozess, den ich persönlich auch immer mit eingegangen bin“, sagte Holzenkamp. Gerade in Niedersachsen habe man gute Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht. Das zeigten freiwillige Vereinbarungen. Man müsse aufpassen, nicht den Eindruck zu vermitteln, in der Vergangenheit nichts getan zu haben. Erheblichen Gesprächsbedarf sieht der CDU-Politiker beim Thema Tierschutzsiegel, etwa zu Kriterien, Kosten und Nutzen. „Wir können nicht nur was für Reiche machen“, warnte Holzenkamp, für den Tier- und Verbraucherschutz nicht teilbar sind. Wasser auf die Mühlen der Opposition Der Vorsitzende des Ernährungsausschusses, Hans-Michael G o l d m a n n hielt Aigner vor, ihr Vorgehen in Sachen Tierschutz sei „Wasser auf die Mühlen der Opposition“. Der FDPPolitiker ließ keinen Zweifel an der Notwendigkeit eines effizienten Tierschutzes. „Aber das darf nicht als Luftballon steigen, sondern muss sich in konkreten Zielen und dann in Gesetzen niederschlagen.“ Die Debatte um Dioxin in Futtermitteln habe gezeigt, „man muss vor allem Lösungen präsentieren“. FDP-Agrarsprecherin Dr. Christel H a p p a c h - K a s a n erteilte unterdessen einem raschen Ausstieg aus der Kleingruppenhaltung eine Absage: „Die Kleingruppenhaltung ruckartig abzuschaffen, nutzt weder den Verbrauchern noch den Legehennen“, so die FDP-Politikerin. Ihrer Einschätzung nach würden dann noch mehr Produzenten ins europäische Ausland abwandern. Die im Ausland produzierten Eier würden aber wieder importiert und konsumiert. Die Haltungsbedingungen dort seien aber schlechter als hierzulande. Happach-Kasan: „Eine einseitige und erneute Verschärfung der Haltungsbedingungen allein in Deutschland würde so zu einer Verschlechterung der Lebensmittelqualität führen und den Legehennen nichts nützen.“ Das könne nicht im Sinn des Tier- und Verbraucherschutzes sein. Die FDP wolle eine gemeinsame europäische Tierschutz-Charta, „die nicht von Schnellschüssen bestimmt wird, sondern in die die Anliegen der Verbraucher und der Landwirte, aber auch die Ergebnisse von Forschung und technischer Entwicklung einfließen“. Ankündigungsministerin Für den Tierschutzbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion, Heinz P a u l a , erweist sich Aigner auch beim Thema Tierschutz als „Ankündigungsministerin“. Nur wenige Tage nach der „großspurig angekündigten Tierschutzoffensive“ habe die Bundesregierung im Ernährungsausschuss des Bundestages eingeräumt, dass ihr „Tierschutzpaket“ am Anfang stehe und sie über noch keine fertige Tierschutzkonzeption verfüge. Bei der ersten Nagelprobe - der Abstimmung über das Verbot von Schenkelbrand bei Pferden - habe sich zudem die Blockadehaltung der Regierungsparteien bestätigt. Paula: „Jede Initiative zur Verbesserung des Tierschutzes wurde bisher blockiert, beispielsweise die Verbesserung der Haltung von Kaninchen, Einführung eines Tierschutz-TÜV oder ein Verbot der Haltung von Wildtieren in Zirkussen.“ Die SPD fordere Bundesministerin Aigner auf, ihre Tierschutzoffensive zügig umzusetzen, das Tierschutzgesetz entsprechend zu ändern und dabei das Verbot der Ferkelkastration ohne Betäubung nicht zu vergessen. Aigner müsse endlich beweisen, dass sie mehr sei als ein weiblicher „Grüß-Gott-August“, forderte Paula. Schritt in die richtige Richtung Der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , begrüßte Aigners Initiative als Schritt in die richtige Richtung. Man werde allerdings genau verfolgen, ob die Ministerin ihren Worten auch Taten folgen lasse und ob sie mit dem Kupieren von Schwänzen bei Ferkeln ein weiteres, wirklich heißes Eisen anfasse, erklärte der Grünen-Politiker. Den Abgeordneten von Union und FDP hielt Ostendorff vor, die Ministerin „im Regen stehen zu lassen“. Den Beleg dafür sieht auch er in der Ablehnung eines Antrages seiner Fraktion, der ähnlich wie Aigner ein Verbot des Schenkelbrandes bei Pferden forderte. Verwundert zeigte sich Ostendorff über die scharfe Kritik des Bauernverbandes an der Ministerin. Dessen Warnung vor einer „lebensgefährlichen Betäubungsstrategie“ bei der Ferkelkastration sei an den Haaren herbeigezogen und in der Praxis längst widerlegt. Das Eintreten für die Kleingruppenhaltung wertet der GrünenPolitiker als „Schlagen einer Schlacht von gestern“, nachdem der Markt längst sein Urteil gegen diese Haltungsform gesprochen habe. Die Branche müsse endlich „nach vorne denken“ und offensiv die Tierschutzforderungen aufgreifen, mahnte Ostendorff. Linke will Taten sehen Der tierschutzpolitische Beauftragte der Linksfraktion, Alexander S ü ß m a i r , forderte Aigner auf, ihren „vollmundigen Ankündigungen“ Taten folgen zu lassen. Dazu gehören für den bayerischen Abgeordneten ein Verbot des Schenkelbrandes ohne Wenn und Aber, ein Verbot der Käfighaltung von Hühnern und anderem Geflügel, ein generelles Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2012, schärfere Haltungsregeln für Mastkaninchen, strengere Regeln für die Wildtierhaltung in Zoos und Gehegen sowie ein Wildtierverbot in Zirkussen und schließlich rechtsverbindliche Verordnungen für Tierhaltung und Tierhandel. Bundesratsforderungen als Vorbild Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till B a c k h a u s begrüßte, „dass die für Tierschutz zuständige Bundesministerin Aigner nun endlich auch Tierschutzfragen aufgreift“. Er empfahl seiner Amtskollegin, „sich mit den seit langem bestehenden Forderungen des Bundesrats auseinanderzusetzen“. Diese enthielten zum Teil weitergehende Forderungen als im Vorschlag der Ministerin enthalten seien. Backhaus forderte die Bundesministerin auf, nunmehr endlich das seit Jahren geforderte Prüf- und Zulassungsverfahren für serienmäßig hergestellte Haltungssysteme für Nutztiere einzuführen. Die umfassende Ermächtigungsgrundlage sei im Tierschutzgesetz schon seit 2009 verankert. „Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern bereits 2008 ein Eckpunktepapier zur Durchführung eines freiwilligen Prüfverfahrens oder eines obligatorischen Prüf- und Zulassungsverfahrens mit Vertretern aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Allianz für Tiere und Behörden erarbeitet.“ „Es ist nicht damit getan“, so Backhaus, „eine Haltungsform, in diesem Falle die Kleingruppenhaltung für Legehennen, nicht mehr zu zulassen, weil das Bundesverfassungsgericht formale Mängel im Verkündungsverfahren festgestellt hat.“ Zukunftsweisend für den Tierschutz sei es, Haltungseinrichtungen vor ihrer Anwendung auf Tiergerechtheit zu prüfen und nur dann zu zulassen, wenn die Funktionalität hinsichtlich des Tierverhaltens und der Tiergesundheit belegt sei. Tierschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe Zustimmend äußerte sich die Bundestierärztekammer. Deren Präsident Prof. Theo M a n t e l nannte die Vorschläge Aigners einen „Schritt in die richtige Richtung“. Mantel betonte die Bereitschaft der Tierärzte zur konstruktiven fachlichen Mitarbeit bei der Lösung von Tierschutzproblemen in der Nutztierhaltung. In Verbindung mit systematischer tierärztlicher Bestandsbetreuung werde der Tierschutz wesentlich zur Verbesserung der Tiergesundheit und damit zur Optimierung des Betriebsergebnisses beitragen. Gleichzeitig müsse die Gesellschaft jedoch erkennen, dass Tierschutz nicht zum Nulltarif zu haben sei. Mantel: „Artgemäße Haltungsbedingungen erfordern zunächst höhere Investitionen und damit mehr Einsatz von Finanzmitteln in der Landwirtschaft.“ Hier könne jeder Bürger einen Beitrag leisten und Lebensmittel bewusst einkaufen. Apel erwartet Maßnahmen auf nationaler Ebene „Wir sind froh, dass die drängenden Tierschutzfragen, für die wir seit Jahrzehnten kämpfen, angepackt werden“, erklärte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfg ang A p e l . Das angekündigte Tierschutzpaket müsse „eine Eilzustellung“ und zügig umgesetzt werden. Dabei müsse national gehandelt werden. Auf keinen Fall dürfe es dazu kommen, sich auf eventuelle EU-weit einheitliche Regelungen zurückzuziehen. Laut Apel „muss und kann“ die bisher betäubungslose und mit erheblichen Schmerzen für das Tier verbundene Ferkelkastration aus Tierschutzsicht umgehend verboten werden. Dringender Handlungsbedarf sei zudem überall da gegeben, „wo Haltungssysteme nicht tiergerecht sind und Tiere in diese nur unter qualvollen Methoden hineinmanipuliert werden können“. Das gelte für das schmerzhafte Kürzen der Schnäbel von Legehennen und Puten, aber auch für das Abkneifen von Ferkelschwänzen. Unverständnis bei Landwirten Kritisch äußerte sich hingegen der Präsident des Bauernverbandes MecklenburgVorpommern, Rainer T i e t b ö h l . Die Äußerungen von Ministerin Aigner zur Tierschutzdebatte stießen bei den Landwirten auf Unverständnis, teilte Tietböhl mit. Beispielsweise vermisse man ein klares Wort, „dass der rechtlich verankerte Tierschutz nicht öffentlich an den Pranger gestellt wird“. Völlig unakzeptabel sei eine Diskussion über Bestandsgrößen: „Wir Landwirte entscheiden selbst, wie viele Nutztiere wir auf Grundlage aller geltenden Rechtsvorschriften verantwortungsvoll halten“, so Tietböhl. Von ihrer Fachministerin erwarteten die Landwirte in Deutschland, „dass wir uns auf geltendes Recht verlassen können“. AgE DEUTSCHLAND SPD und IG BAU wollen bessere Bedingungen für Landarbeiter Sozialdemokraten und Gewerkschaft wollen Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft verbessern - Angemessene Entlohnung muss hinreichende LANDARBEITER Attraktivität sichern - Plädoyer für Mindestlohn - Maßnahmen zur Erhöhung von Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie zur Qualifizierung notwendig - Gemeinsame Erklärung BERLIN. Die SPD und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) besinnen sich auf ihre gemeinsamen Wurzeln. Beide Seiten wollen die Situation der Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft künftig stärker in den Fokus der Agrarpolitik rücken. Das geht aus einer Erklärung hervor, die die Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der SPD-Bundestagsfraktion und die Nachfolgeorganisation der früheren Landarbeitergewerkschaft in der vergangenen Woche verabschiedet haben. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen für die insgesamt rund 1 Million Arbeitnehmer im grünen Bereich. Vorrangig ist dabei für SPD und IG BAU eine angemessene Entlohnung. Benötigt werde eine Lohnuntergrenze auf tarifvertraglicher Basis. Gleichzeitig wird ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn befürwortet. Für Saisonarbeitskräfte müsse es grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten geben wie für heimische Arbeitnehmer. Hier müsse das Prinzip gelten „gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“. Weitere Schwerpunkte werden auf einen erhöhten Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie einen Ausbau der beruflichen Qualifikation gelegt. „Wir sehen sowohl die Tarifvertragsparteien als auch die Politik gefordert“, betonte IG BAUAbteilungsleiter Holger B a r t e l s in Berlin. Für SPD-Agrarsprecher Dr. Wilhelm P r i e s m e i e r entscheidet sich an der Situation der Arbeitnehmer die Zukunft der deutschen Landwirtschaft. Sozialstandards unverzichtbar „Ohne attraktive Arbeitsplätze bleibt die notwendige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft Makulatur“, so Priesmeier, der zugleich auf die steigende Bedeutung der Lohnarbeitskräfte in der Landwirtschaft verwies. Die wachsenden Anforderungen an die Tätigkeiten in der Landwirtschaft seien ohne qualifizierte Arbeitnehmer nicht zu erfüllen. Angesichts der sich bereits abzeichnenden Arbeitskräfteknappheit gerade in ländlichen Regionen seien die Betriebe gut beraten, sich der Diskussion um vernünftige Sozialstandards und angemessene Entlohnung zu stellen. Der SPD-Politiker kündigte an, das Thema Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft auf die politische Tagesordnung zu setzen. Seine Fraktion werde entsprechende Initiativen ergreifen. Dazu zähle ein Antrag der Fraktion ebenso wie eine Anhörung im Ernährungsausschuss. Der schwarz-gelben Regierungskoalition warf Priesmeier vor, die Situation der Arbeitnehmer zu ignorieren. Gegen Billiglöhne IG Bau-Vertreter Bartels warnte vor falschen Erwartungen an die künftige Beschäftigung in der Landwirtschaft: „Wer glaubt, mit Billiglöhnen den Herausforderungen begegnen zu können, liegt daneben.“ Während beispielsweise Frankreich mit einem gesetzlichen Mindestlohn die Richtung vorgebe, würden hierzulande im Agrarbereich vielfach Löhne gezahlt, die nicht einmal eine existenzsichernde Rente ermöglichten. Die Folge seien zum Teil gravierende Verzerrungen in grenznahen Regionen. Handlungsbedarf sieht Bartels im Hinblick auf die Saisonarbeitnehmer in der Landwirtschaft. Es sei bezeichnend, dass von Seiten der Arbeitgeber bislang keinerlei Signale zu erkennen seien, Verhandlungen über eine Neufassung der Ende dieses Jahres auslaufenden Tarifverträge aufzunehmen. Offenbar gingen die Arbeitgeber davon aus, ihren Arbeitskräftebedarf künftig mit Wanderarbeitern aus Drittstaaten wie der Ukraine und Weißrussland decken zu können. Diese Art von Lohndumping werde es mit der Gewerkschaft jedoch nicht geben. Verstärkte Anstrengungen von Tarifpartnern und Staat mahnt Bartels im Hinblick auf die Aus- und Weiterbildung an. Beispielsweise müsse darüber nachgedacht werden, wie die positiven Erfahrungen aus dem früheren Qualifizierungsfonds wieder nutzbar gemacht werden könnten. Nicht hinnehmbar ist, seiner Auffassung nach, die hohe Zahl von Arbeitsunfällen in der Land- und Forstwirtschaft. Auch eine Verbesserung in diesem Bereich sei eine wesentliche Voraussetzung für ein positives Image der Branche, das im Wettbewerb um gute Arbeitnehmer unverzichtbar sei. AgE Gemeinsame Erklärung Zu Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im deutschen Gartenbau und in der deutschen Land- und Forstwirtschaft (der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der SPDBundestagsfraktion und der IG BAU) Aufgrund des Strukturwandels und geänderter gesellschaftlicher Anforderungen haben sich die Ansprüche an das Wissen und Handeln der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gartenbau und in der Land- und Forstwirtschaft verändert. Für die insgesamt ca. 1 Million Vollzeitarbeitskräfte im Gartenbau und in der Land- und Forstwirtschaft bedeutet dieses zusätzliche Herausforderungen. Ein zukunftsfähiger Gartenbau und eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft auf gut qualifizierte, motivierte und sozial-ökologisch verantwortungsvolle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angewiesen. Der technologische Fortschritt aber auch die gesellschaftlichen Anforderungen an den deutschen Gartenbau und die deutsche Land- und Forstwirtschaft erfordern eine gute Ausbildung und eine lebenslange Fort- und Weiterbildung. Innovative und kreative Ideen werden nicht nur von den Unternehmerinnen und Unternehmern erwartet, sondern auch von deren Mitarbeitern. Die Förderung und der Erhalt sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze ist gerade im ländlichen Raum von besonderer Bedeutung. Hier muss der Gartenbau und die Land- und Forstwirtschaft im eigenen Interesse einen Beitrag leisten. Das Image einer Branche spielt bei der Berufswahl junger Menschen, aber auch bei der Bereitschaft zur Fort- und Weiterbildung bereits dort Beschäftigter eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt entscheiden die Arbeitsbedingungen und die Perspektiven zur persönlichen Weiterentwicklung über die Zukunftsfähigkeit unseres Gartenbaus und unserer Land- und Forstwirtschaft. Zu den Arbeitsbedingungen gehört nicht nur eine angemessene Entlohnung, die eine spätere existenzsichernde Rente ermöglichten. Die Arbeitsbedingungen müssen so ausgestaltet sein, dass die Arbeitskraft dauerhaft erhalten bleibt. Die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft gehört zu den gefährlichsten überhaupt. Mehr Prävention im Gesundheitsschutz und intensivere Arbeitsschutzmaßnahmen sind angesichts von durchschnittlich 200 Toten pro Jahr dringend erforderlich. Die Landwirtschaft ist in besonderen Spitzenzeiten (Ernte von Obst und Gemüse) darauf angewiesen, Saisonarbeitskräfte zu beschäftigen. Diese befristet eingestellten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen die gleichen Rechte und Pflichten wie deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben. Deshalb setzen wir uns ein für 1. vernünftige Sozialstandards mit einer Lohnuntergrenze auf tarifvertraglicher Basis (Entsendegesetz). Ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn als Lohnuntergrenze muss geschaffen werden. 2. verbesserten Arbeits- und Gesundheitsschutz, um tödliche Unfälle nachhaltig zu reduzieren. Die Arbeitsschutzprävention und die Gesundheitsvorsorge in den Betrieben muss gestärkt werden. 3. gleichen Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort. Die Land- und Forstwirtschaft muss in das Arbeitnehmerentsendegesetz aufgenommen werden, damit Mindestlohntarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden können. Der Arbeitskräftebedarf in saisonalen Spitzenzeiten kann problemlos durch Arbeitnehmer innerhalb der EU gedeckt werden. 4. Berufliche Qualifikation: Die berufliche Qualifikation ist Voraussetzung für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Betriebe und die Verbesserung der entlohnten Beschäftigung. RUSSLAND/EU GEFLÜGEL Moskau prüft Voraussetzungen für Geflügelfleischexporte nach Italien MOSKAU. Italien kann nach Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums demnächst Geflügelfleisch aus Russland importieren. Damit komme man dem Interesse italienischer Unternehmer entgegen, die Agrarminister Giancarlo G a l a n am Montag der vergangenen Woche bei einem Besuch in Moskau begleitet hätten, teilte das Ressort mit. Die Geschäftsleute hätten den Ministern vorgeschlagen, die Voraussetzungen für einen derartigen Handel zu prüfen. In Russland wurde die Erzeugung von Geflügelfleisch in den zurückliegenden fünf Jahren mehr als verdoppelt. Daher hatten Produzenten und offizielle Stellen trotz des noch bestehenden Importbedarfs schon mehrmals die Absicht erklärt, mit der Ausfuhr von Geflügelfleisch zu beginnen. Die russische Landwirtschaftsministerin Jelena S k r y n n i k machte Ressortangaben zufolge bei dem Treffen ferner deutlich, dass ihr Land daran interessiert sei, wenn sich die italienische Wirtschaft an der Modernisierung in der russischen Agrar- und Ernährungswirtschaft beteilige. Den gleichen Wunsch habe sie in der vergangenen Woche auch in Gesprächen mit den Landwirtschaftsministern von Dänemark und Ungarn, Henrik H ø e g h und Sandor F a z e k a s , geäußert. Russland unterstütze das Engagement dänischer Investoren im der Milch- und Getreideproduktion, betonte Skrynnik und ergänzte, dänische Unternehmen setzten derzeit bereits elf Investitionsprojekte im Bereich der Schweineerzeugung in Russland um. Darüber hinaus hob die Ministerin gemeinsame Vorhaben mit ungarischen Unternehmern hervor, beispielsweise in der Saatguterzeugung sowie weiteren Bereichen der pflanzlichen und tierischen Produktion. Schließlich begrüßte sie die wachsenden Lieferungen von Zuchtrindern aus Ungarn. AgE DEUTSCHLAND LÄNDLICHER RAUM Landvolk fordert Rechtsklarheit beim Stallbau HANNOVER. Das Landvolk Niedersachsen hat von der Landesregierung Rechtsklarheit in Bezug auf die Brand- und Immissionsschutzbestimmungen beim Stallbau gefordert. Verbandspräsident Werner H i l s e erklärte kürzlich in einem gleichlautenden Brief an Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n sowie die Ressortchefs für Umwelt und für Soziales, Hans-Heinrich S a n d e r und Aygül Ö z k a n , unter Niedersachsens Landwirten sei eine hohe Bereitschaft zu erkennen, in moderne, tiergerechte Stallgebäude zu investieren. Diese Vorhaben und die damit verbundenen Aufträge an heimische Handwerksbetriebe ließen sich aktuell aber häufig nicht realisieren, weil sich immer mehr Genehmigungsbehörden vor Ort mit der Auslegung von Brandschutz- oder Immissionsschutzbestimmungen überfordert fühlten. Inzwischen seien erhebliche Verzögerungen und nicht sachgerechte Entscheidungen mit negativen Folgen für die regionale Wirtschaft zu befürchten, betonte Hilse. Notwendig seien eindeutige und verhältnismäßige Vorgaben für die Brandschutzauflagen bei Stallgebäuden. Diese sollten durch das Sozialministerium als Erlass herausgegeben werden und für eine einheitliche Genehmigungspraxis in Niedersachsen sorgen. Daneben seien konkrete Regelungen zur Beurteilung der Gefahren durch die Stallabluft einzuführen, die von den Kritikern moderner Tierhaltung genannt würden. Der Landvolkpräsident zeigte sich besorgt über die Folgen unterschiedlicher Rechtsauslegungen, die auf öffentlichen Druck hin entstünden und die Investitionsbereitschaft von Landwirten erheblich beeinträchtigten. Der Verband biete den zuständigen Ressortchefs dazu das Gespräch an und sei auch mit dem Niedersächsischen Landkreistag in Kontakt, der sich ebenfalls um derartige Klarstellungen bei der Landesregierung bemühe. AgE DEUTSCHLAND MILCH Export für Milchbauern eine große Chance DÜSSELDORF. Für die Milchbauern in Nordrhein-Westfalen bietet der Absatz hochwertiger Produkte an den internationalen Märkten große Chancen. In dieser Einschätzung waren sich Mitglieder der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag und Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) vergangene Woche bei einem Treffen einig, in dessen Verlauf intensiv Fragen zur Gestaltung der zukünftigen Milchpolitik nach dem Ende der Milchquotenregelung diskutiert wurden. Der Milchexperte der CDU-Fraktion, Josef W i r t z , räumte ein, dass beim Ausfuhrgeschäft auch der Erlös stimmen müsse; Export um jeden Preis sei sicherlich nicht der richtige Weg. Laut Wirtz verfolgt die CDU für die zukünftige Agrarpolitik als Leitbild den landwirtschaftlichen Familienbetrieb sowie den Vorrang der Lebensmittelerzeugung. Am Ende des Meinungsaustauschs waren sich beide Seiten darin einig, den Dialog in Zukunft fortzusetzen. AgE DEUTSCHLAND EIWEISSPFLANZEN AbL will heimischen Eiweißfuttermittel zu einem Comeback verhelfen BAD SASSENDORF. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Nordrhein-Westfalen hat sich zum Ziel gesetzt, den Trend zu immer engeren Fruchtfolgen bis hin zu örtlichen Monokulturen von Mais zu stoppen. Dazu stellte der AbL-Landesvorsitzende Bernd S c h m i t z am vergangenen Donnerstag auf einer Versammlung des Verbandes an der Lehr- und Versuchsanstalt „Haus Düsse“ ein neues, zweijähriges Projekt vor. Dabei geht es laut Schmitz insbesondere darum, wieder verstärkt heimische Eiweißfuttermittel wie Ackerbohnen und Erbsen für die heimische Tierhaltung anzubauen. Man wolle die bisherigen Erfahrungen aus der Praxis zusammenbringen und auf Beispielbetrieben neue Wege beschreiten. Es gelte, Alternativen zu den immer weiter steigenden Importen von Futtersoja aus Süd- und Nordamerika zu schaffen, das zum Teil auf ehemaligen Regenwaldflächen angebaut werde und zudem nicht selten auch noch gentechnisch verändert sei. Die AbL will sich nach den Worten des Landesvorsitzenden in dieser Frage möglichst eng mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen austauschen. „Die heimische, gentechnikfreie Eiweißversorgung wird für uns Bauern immer mehr zu einem positiven Verkaufsargument im Markt; davon gehen wir fest aus“, so Schmitz, der selbst einen Milchviehbetrieb am Rande des Westerwaldes führt. Rückendeckung bekamen die Bauern vom nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsminister Johannes R e m m e l , der auf der Versammlung zu den Schwerpunkten der Landesagrarpolitik referierte. Remmel benannte als die großen Herausforderungen dieser Zeit den Klimawandel, den ebenfalls weiter fortschreitenden weltweiten Verlust an Artenvielfalt und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Zur Lösung dieser Probleme brauche man die Bauern, die allerdings auch soviel verdienen müssten, dass sie davon leben könnten. Nach den Worten des AbL-Bundesvorsitzenden Friedrich Wilhelm G r a e f e z u B a r i n g d o r f sollte die Agrarpolitik dahin kommen, dass die Betriebe eine vernünftige Fruchtfolge mit einem Leguminosenanteil einhalten müssten, wenn sie die Direktzahlungen aus Brüssel weiterhin voll bekommen wollten. Das sei eine einfache, aber sehr wirksame Antwort auf viele Anforderungen, denen sich die Landwirtschaft stellen müsse. AgE DEUTSCHLAND FIRMENNACHRICHTEN „Vereinigung der Norddeutschen Direktvermarkter“ gegründet Mehr als 70 Landwirte aus Niedersachsen, Bremen und Hamburg bilden den ersten landesübergreifenden Zusammenschluss dieser Art in Deutschland - Ziel ist die Vertretung der spezifischen Interessen gegenüber Politik, Verwaltung, Markt und Gesellschaft Mitglieder sind konventionell, extensiv und ökologisch wirtschaftende Betriebe SPRINGE. Mehr als 70 landwirtschaftliche Direktvermarkter aus Niedersachsen, Bremen und Hamburg haben die Vereinigung der Norddeutschen Direktvermarkter (VND) gegründet. Dies ist der erste landesübergreifende Zusammenschluss dieser Art in Deutschland. Auch eine weitere Ausdehnung auf Schleswig-Holstein oder auch Nordrhein-Westfalen schließt der erste Vorsitzende Carsten S u s t r a t e nicht aus. Erklärtes Ziel der VND ist es, eine Interessensvertretung für norddeutsche direktvermarktende Betriebe aufzubauen, die die spezifischen Interessen gegenüber der Politik, der Verwaltung, dem Markt und in der Gesellschaft vertritt. Dabei will die VND selbst nicht am Markt tätig werden, sieht es aber als ihre Aufgabe, die Mitglieder in Fragen der Verarbeitung und Vermarktung zu beraten und zu unterstützen sowie den gemeinschaftlichen Absatz zu fördern und dabei neue Wege, beispielsweise mit dem Lebensmitteleinzelhandel, zu initiieren. In diesem Zusammenhang soll das Vermarktungskonzept der „Vereinigung der hessischen Direktvermarkter e.V.“ mit der in Südniedersachsen bereits eingeführten hessischen Wort-Bild-Marke „Landmarkt“ übernommen werden. Deren Erfolg hatte den Anstoß zur der Gründung der VDN gegeben. Unabhängig von der Produktionsweise Wie die Vereinigung weiter mitteilte, wurde im Rahmen des von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und des Landvolks Niedersachsen begleiteten Gründungsprozesses die Definition der „Landwirtschaftlichen Direktvermarktung“ intensiv diskutiert. Die Mitglieder verstehen sie als die direkte und transparente Verbindung von Urproduktion, Be- und Verarbeitung sowie Vermarktung von Lebensmitteln, die in ihrer Ursprünglichkeit immer auf einen landwirtschaftlichen Betrieb zurückzuführen sind. Ferner sieht sich die VND als Dach für norddeutsche Direktvermarktungsbetriebe unabhängig von der Produktionsweise in der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ihr gehören sowohl konventionelle als auch extensiv und ökologisch wirtschaftende Betriebe an. Den VND-Vorstand bilden neben Sustrate aus Springe Andrea M u n d aus Coppenbrügge, Anika B e r n e r aus Kreiensen, Annegret D a l l m a n n aus Dohren, Dr. Holger H e n n i e s aus Uetze, Heike K e r g a ß n e r aus Bramsche und Carsten V o ß aus Inzmühlen. AgE RUMÄNIEN/EU Rumäniens Böden bleiben für Ausländer vorerst tabu Landwirtschaftsminister Tabara erteilt einer Öffnung des Bodenmarktes für Privatpersonen aus anderen EU-Mitgliedstaaten eine klare Absage - Im Rahmen von Kooperationsprojekten mit rumänischen Unternehmen dürfen Ausländer bereits Grund erwerben - Dänen „besonders aggressiv“ aktiv - Massive Anhebung der Steuer auf unbewirtschaftete Agrarflächen geplant BUKAREST. Der Bodenmarkt in Rumänien dürfte ungeachtet der Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union ausländischen Privatpersonen vorerst weitgehend verschlossen bleiben. Solange er im Amt sei, werde sich an den Beschränkungen, die der strategischen Lebensmittelsicherheit Rumäniens dienten, nichts ändern, stellte Landwirtschaftsminister Valeriu T a b a r a dazu kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur zf.ro klar. Der Ressortchef verwies gleichzeitig auf die für ausländische Investoren seit längerem bestehende Regelung hin, wonach diese über Kooperationsprojekte mit rumänischen Unternehmen Grund und Boden erwerben könnten. Davon werde bereits reichlich Gebrauch gemacht, „besonders aggressiv“ von den Dänen, die Hunderttausende Hektar an Ackerland und Waldflächen gekauft hätten und daran interessiert seien, gemeinsam mit rumänischen Partnern vor allem Getreide anzubauen, so Tabara. Nach Angaben der Landwirtschaftsdirektion werden in der ostrumänischen Provinz Tulcea bereits 22 000 ha beziehungsweise 6 % der gesamten Ackerfläche der Region von Agrarunternehmen aus Dänemark, Spanien und Frankreich bewirtschaftet. Die ausländischen Investoren würden die erworbenen Flächen vielfach auf die Weinproduktion oder auf den ökologischen Landbau umstellen. Die Europäische Kommission hatte kürzlich vorgeschlagen, dass Rumänien und Bulgarien den Aufkauf landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Ausländer wie geplant noch bis 2014 Auflagen unterwerfen dürfen. Das Recht zur Beschränkung des Bodenhandels war beiden Ländern im Rahmen der Beitrittsverhandlungen eingeräumt worden, um einen Ausverkauf an ausländische Investoren zu vermeiden (AGRA-EUROPE 51/10, EU-NACHRICHTEN 5). Unklarheit über Umfang des „Ödlands“ Mit seiner Stellungnahme zum Bodenrecht reagierte Landwirtschaftsminister Tabara politischen Beobachtern zufolge auch auf die Diskussionen um die Überlegung der Regierung, die „Strafsteuer“ auf landwirtschaftliche Flächen, die von ihren Eigentümern nicht bearbeitet werden beziehungsweise nicht bewirtschaftet werden lassen, kräftig anzuheben. Der bisherige Steuersatz beläuft sich auf nur 36 Lei (8,40 Euro) bis 43 Lei (10,04 Euro) pro Hektar und Jahr. Allerdings herrscht offenbar Unklarheit über den tatsächlichen Umfang der nicht bestellten Agrarflächen. Während Agrarstaatssekretär Adrian R a d u l e s c u die sogenannte „Ödlandfläche“ in Rumänien kürzlich mit 1,1 Mio ha bis 1,3 Mio ha angab, veranschlagte Staatspräsident Traian B a s e s c u den Umfang des „nicht bebauten“ Agrarlands auf rund 3 Mio ha. Im westrumänischen Landkreis Timis wurden im vergangenen Jahr nach einer Schätzung der dortigen Behörden von der Gesamtackerfläche von 530 000 ha rund 120 000 ha nicht bestellt. Um die Eigentümer solch unbebauter Areale dazu zu bringen, diese zu bewirtschaften oder zu verpachten beziehungsweise an Landwirte zu verkaufen, soll die Steuer nach dem Willen der Regierung in diesem Jahr auf 400 Lei/ha (93,36 Euro) angehoben werden. Kritiker warnen jedoch davor, dass die Steuer zu einem massenhaften Verkauf der Flächen führen könnte, und zwar möglicherweise über Strohmänner vielfach eben an EU-Ausländer. Vereinzelt wurde in der rumänischen Presse von Experten jedoch BODENRECHT gerade angeregt, die nicht bewirtschafteten Agrarflächen an Privatpersonen aus dem Ausland zu verkaufen. AgE Umrechnungskurs: 1 Lei = 0,2334 Euro EUROPÄISCHE UNION PREISE Grundstoffmärkte und Rohstoffe: Herausforderungen und Lösungsansätze Preisvolatilität auf Agrarmärkten mit nie dagewesenem Ausmaß - Verantwortlich sind kurzfristige wirtschaftliche und politische Einflusse, auch Exportbeschränkungen und finanzmarktspezifische Faktoren - Spekulation nicht ausdrücklich genannt - Zusammenhänge komplex - Mehr Transparenz entscheidend - Preise dürften weiter relativ hoch bleiben Mitteilung der Europäischen Kommission Nachfolgend veröffentlichen wir die Mitteilung der Europäischen Kommission „Grundstoffmärkte und Rohstoffe: Herausforderungen und Lösungsansätze“. Darin nimmt sich die Europäische Kommission neben der Verknappung von Bergbauprodukten und fossilen Energieträgern insbesondere der Zunahme der Volatilität auf den Agrarmärkten an. Die Brüsseler Behörde stellt einerseits fest, dass die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse bereits aufgrund der saisonalen Produktionsmuster gewissen Schwankungen unterliegen. Gleichzeitig wird jedoch unterstrichen, dass die Preisvolatilität in jüngster Zeit ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht habe. Das gelte sowohl für die EU als auch für internationale Märkte sowie für Kassa- und Terminmärkte. Als Gründe für die Preisexplosion 2007/08, unter der vor allem auch Entwicklungsländer zu leiden hatten, machen die Kommissionsexperten „kurzfristige wirtschaftliche und politische Faktoren“ aus, die zur Verschärfung bereits vorliegender Angebots- und Nachfrageentwicklungen beigetragen hätten. Als Beispiele genannt werden Exportbeschränkungen und „finanzmarktspezifische Faktoren“. Das Wort Spekulation taucht in der Mitteilung nicht auf. Gleichzeitig wird festgestellt, dass die Preise von Agrarderivaten und den zugrundeliegenden physischen Produkten miteinander verknüpft seien. Die Märkte könnten daher nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. „Herauszufinden, was beim Zusammenspiel von Finanz- und physischen Märkten wovon beeinflusst wird, ist allerdings eine komplexe Angelegenheit“, schreibt die Kommission. Verantwortlich sei eine Vielzahl von Faktoren, mit unterschiedlicher Dynamik in den verschiedenen Wirtschaftszweigen. Zwar korrelierten die Positionen auf Derivatemärkten und die Preise von Kassageschäften ganz offensichtlich stark, aber es sei nach wie vor schwierig, das Zusammenspiel und die Auswirkungen umfassend zu beurteilen. Für den entscheidenden Schritt auf europäischer Ebene hält die Kommission die Schaffung von mehr Transparenz. Dies soll mit einer Reihe von geplanten oder bereits angestoßenen Initiativen erreicht werden, insbesondere der Überarbeitung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente. Dabei wird auch die Einführung von Obergrenzen für Marktanteile nicht ausgeschlossen. Unter dem Strich erwartet die Kommission, dass die Preisvolatilität auf hohem Niveau verweilen dürfte, „obwohl es nach wie vor Unsicherheiten bezüglich ihrer Gründe und Dauer gibt“. Ferner sollen sich die Agrargüterpreise zumindest auf absehbare Zeit oberhalb des langjährigen Mittels bewegen - und damit auch die Kosten für Betriebsmittel. AgE EUROPÄISCHE UNION SCHWEINEFLEISCH Schweinemarkt kann nur mit Hilfe der Verbraucher stabilisiert werden Hoelgaard: Konsumenten sollen einen höheren Preis zahlen - Erzeuger durch hohe Kosten und niedrige Absatzpreise immer stärker unter Druck - Zum Glück rasche Erholung von der Dioxinkrise - Beihilfen für die Lagerhaltung rege genutzt - Erste Sitzung des Erweiterten Beirats - Sammelsurium von Vorschlägen - Einkommenssicherung für Schweinehalter gefordert BRÜSSEL. Um den Schweinemarkt mittelfristig zu stabilisieren, müssen die Verbraucher einen höheren Preis für Fleisch zahlen. Daran führt nach Ansicht des Spitzenbeamten Lars H o e l g a a r d von der Europäischen Kommission kein Weg vorbei. Zwar habe sich der Markt nach der Dioxinkrise in Deutschland - auch dank der Gewährung von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung - kurzfristig wieder stabilisiert, das grundlegende Problem bleibe jedoch bestehen: Die Erzeuger seien zwischen hohen Futterkosten einerseits und relativ niedrigen Absatzpreisen andererseits wie in einem Schraubstock gefangen, erklärte Hoelgaard am Montag vergangener Woche vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments. Nach Angaben der Kommission wurden seit der Wiedereinführung von Lagerbeihilfen bis Anfang der vergangenen Woche bereits Zuschüsse für 66 000 t Schweinefleisch gewährt. Der Markt benötige sowohl eine Verringerung des Angebots als auch Preiserhöhungen, so Hoelgaard. Andernfalls könnte sich die Lage dramatisch zuspitzen. Der Däne unterstrich, dass Landwirte, die ihr eigenes Futter anbauten, vom Kostendruck weniger betroffen seien als reine Tierproduzenten, die vollständig auf Zukäufe angewiesen seien. Hinsichtlich des Dioxinskandals bekräftigte er, dass in keinem Fall Fleisch gefunden worden sei, das die Grenzwerte überschritten habe, auch nicht auf den Betrieben unter Quarantäne. Hoelgaard war bis Ende vergangenen Monats stellvertretender Leiter der Generaldirektion Landwirtschaft. Er arbeitet für die Dienststelle bis zum Antritt seines Ruhestands noch einige Zeit außerhalb der Hierarchie. Dabei ist er Generaldirektor José Manuel S i l v a R o d r i g u e z direkt unterstellt. Schweinesektor als Pilotprojekt? Am Dienstag traf sich erstmals der von der Kommission eingerichtete erweiterte Beirat zum Schweinefleischmarkt. Teilnehmer waren neben Beamten aus der Kommission und den Mitgliedstaaten auch Vertreter der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), des Europäischen Rats der Junglandwirte (CEJA), der European Coordination Via Campesina (ECVC), sowie die EU-Dachorganisationen des Nahrungsmittelhandels (CELCAA), der Ernährungsindustrie (CIAA) und der Gewerkschaften Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus (EFFAT). In der Diskussion wurden zahlreiche Ideen aufgeworfen, unter anderem die Reservierung eines Teils der Direktzahlungen zur Abfederung von Einkommensverlusten der Schweinehalter über die Artikel-68-Regelung. Weitere Wünsche betrafen die Auslotung, inwieweit Terminmärkte zur Absicherung der Preise beitragen können, ob antizyklische Einkommensbeihilfen sinnvoll sind und ob Einkommensversicherungen mit anderen Versicherungen beispielsweise gegen klimatische oder tiergesundheitliche Risiken kombiniert werden können. Da im Rahmen der Reform der EU-Agrarpolitik ohnehin die Frage der Absicherung von Einkommensverlusten angegangen werden soll, wurde angeregt, den Schweinesektor als Pilotprojekt zu nutzen. Das nächste Treffen der Gruppe findet am 4. März statt. Dann soll es um Handel, Tierschutzstandards und Möglichkeiten zur Verbesserung der Futtermittelversorgung gehen. AgE DEUTSCHLAND Lindemann will sich für die Kleinvoliere nicht verkämpfen Minister trägt langfristig das Ende der alternativen Käfige mit - Gleichzeitig beharrt er auf dem „niedersächsischen Weg“ einer breiten Beteiligung der Wirtschaft, des Tierschutzes, des Verbraucherschutzes und der Wissenschaft im politischen Prozess - In der Geflügelmast Schnabelkürzen überflüssig machen - Für Tierschutzlabel zusätzliche Kriterien gefordert TIERSCHUTZ BERLIN. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n will die von Bundesagrarministerin Ilse A i g n e r befürwortete Abschaffung der Kleingruppenhaltung für Legehennen unter bestimmten Bedingungen mittragen. Wie der Minister am vergangenen Donnerstag gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE erklärte, lohnt es aus seiner Sicht nicht, sich „wegen der Kleinvoliere zu verkämpfen“. Ein Ende der Kleingruppenhaltung kommt für ihn in Frage, wenn - wie es scheint - diese Haltungsform in der Wirtschaft nicht nachgefragt wird und es Bestandsschutz für schon produzierende Anlagen gibt. Die Voliere war in Deutschland als tierschutzmäßig deutlich verbessertes Nachfolgesystem für den klassischen Käfig ab 2006 eingeführt worden, hat es aufgrund fehlender Akzeptanz bei den großen Einzelhändlern und Discountern und damit letztlich bei den Kunden aber nicht zum Durchbruch geschafft. In Reaktion auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Einführung der Kleingruppenhaltung wegen eines Formfehlers Ende vergangenen Jahres beanstandete, hat Aigner überraschend über die Medien das Ende des ausgestalteten Käfigs gefordert. Dieses Vorgehen klingt für Lindemann vor dem Hintergrund des überstandenen Dioxinskandals „so ein bisschen nach Entlastungsangriff“. Insgesamt kritisierte er am Tierschutzvorstoß Aigners, dass der Bund die „Keule des Gesetzes rausholt und vorprescht“, ohne die Betroffen befragt zu haben. „Das halte ich für den falschen Weg“, sagte der CDU-Politiker an die Adresse Aigners. „Wir wollen robustere Rassen haben“ Für Lindemann ist vor politischen Entscheidungen hingegen eine breite Beteiligung aller Akteure wichtig. „Wir als Niedersachsen bestehen darauf, den niedersächsischen Weg weiterzugehen und konsensual mit den Beteiligten zu Ergebnissen zu kommen“, betonte der Minister. Aigner habe in einem Gespräch zugestimmt, dieser Weg sei der richtigere und vernünftigere. Gleichzeitig machte Aigners ehemaliger Staatssekretär deutlich, dass man sich in diesem Sinne um eine Reihe von Tierschutzproblemen kümmern werde. In der Geflügelmast will Lindemann darauf hinarbeiten, das Schnabelkürzen überflüssig zu machen. Zudem will er Einfluss auf die Zucht genommen wissen. „Wir wollen robustere Rassen haben“, sagte der Minister vor dem Hintergrund eines Berichts der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo). Darin werden Besatzdichte, Einstreufeuchte und Fußballenkrankheit als Problembereiche eingestuft (AGRA-EUROPE 2/11, LÄNDERBERICHTE 8). Ein Tierschutzlabel, wie es Aigner anstrebt, muss laut Lindemann zusätzliche Kriterien erfüllen. Er lehnt hingegen eine Kennzeichnung ab, die lediglich das Erfüllen der gesetzlichen Mindeststandards bescheinigt, wie es auf EU-Ebene angedacht sei. Kein Tierschutz ohne wirtschaftlichen Erfolg Lindemann stimmt zu, dass im Tierschutzbereich einige Fragen zu lösen seien. Man dürfe aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. „Ein wirtschaftlich nicht erfolgreicher Agrarsektor hat auch wenig Möglichkeiten, für Verbesserungen im Tierschutz zu sorgen“, stellte der niedersächsische Landwirtschaftsminister fest. Dieser Grundsatz gilt für ihn nicht zuletzt auch in der Eierhaltung, wo sich Deutschlands Importbedarf seit dem Verbot des klassischen Käfigs stark erhöht hat. Die Kleingruppenhaltung ist für ihn aus Tierschutzsicht besser als die klassischen Käfige, die nach wie vor in EU-Mitgliedstaaten stehen, wo wichtige Konkurrenten deutscher Unternehmen auf dem Eiermarkt sitzen. Diese wehren sich aktuell dagegen, das ab Ende dieses Jahres EU-weit geltende Käfigverbot umzusetzen. Auch deshalb hat es die Kleingruppenhaltung in Deutschland bislang schwer gehabt. Den Marktanteil der Volieren beziffert die „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) auf 9 % bis 10 %, zählt dabei aber nur die Betriebe ab 3 000 Hennenplätzen. Der auch Kleinbetriebe einbeziehende Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) veranschlagt den Marktanteil hingegen auf nahezu 20 %. Mehr als 100 Betriebe haben die Volieren laut seinen Schätzungen aufgestellt. AgE EU/WELT ERNÄHRUNGSFRAGEN De Schutter: Ursachen für Nahrungsmittelkrisen beseitigen Selbstversorgung der Länder stärken - Kosten in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht Ausrichtung auf den Export macht arme Staaten abhängig - Nahrungsmittelreserven zur Marktregulierung - Erzeugerorganisationen stärken - Moratorium gegen „land grabbing“ Nachhaltige Landwirtschaft verwirklichen - Recht auf Nahrung durchsetzen Mindeststandards für Landarbeiter BRÜSSEL. Die Weltgemeinschaft sollte nicht die Symptome von Nahrungsmittelkrisen bekämpfen, sondern ihre Ursachen. Das hat der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Prof. Olivier D e S c h u t t e r , der G-20 mit auf den Weg gegeben. Vor dem Hintergrund der Diskussion über die Agrarpreisvolatilität stellte der Juraprofessor von der Katholischen Universität Löwen Ende Januar einen Katalog mit acht Forderungen auf. Zuvorderst hebt er die Notwendigkeit hervor, die Selbstversorgung der Staaten zu stärken. Seit den frühen neunziger Jahren hätten sich die Kosten vieler armer Länder für Nahrungsmittel verfünf- oder versechsfacht. Das liege nicht nur am Bevölkerungswachstum, sondern an der Förderung eines exportorientierten Agrarsektors. Durch das Fehlen von Investitionen in die Landwirtschaft seien diese Länder anfällig für Weltmarktpreisschocks und Wechselkursschwankungen. De Schutter bezifferte den Selbstversorgungsgrad Ägyptens mit Nahrungsmitteln auf gerade einmal 50 %. Mosambik wiederum importiere 60 % seines Weizenbedarfs. Daneben drängt der Sonderberichterstatter auf die Schaffung von Nahrungsmittelreserven, die ausdrücklich nicht nur für die Katastrophenhilfe zur Verfügung stehen, sondern auch zur Marktregulierung dienen sollen. „Nahrungsmittelreserven können ein wirksamer Weg sein, um die Marktmacht der Verkäufer zu erhöhen und der Spekulation von Händlern entgegenzuwirken“, so De Schutter. Dadurch könne die Preisvolatilität begrenzt werden. Ferner fordert er mehr Unterstützung für Bauernverbände und Genossenschaften dadurch könne die kleinbäuerliche Landwirtschaft sowohl innerhalb der Wertschöpfungskette als auch politisch gestärkt werden. Auflagen für Finanzmärkte verlangt Gleichzeitig tritt De Schutter für eine schärfere Regulierung der Finanzmärkte ein. Agrarderivate sollten qualifizierten und kenntnisreichen Investoren überlassen bleiben, die sich an den grundsätzlichen Marktdaten orientierten - nicht hauptsächlich oder ausschließlich am kurzfristigen Spekulationsgewinn. Entwicklungsländer wiederum sollten über ein globales Versicherungssystem davor bewahrt werden, dass ihre Sozialleistungsnetze im Krisenfall überlastet würden. Darüber hinaus prangert der UN-Sonderbeauftragte die als „land grabbing“ bekannte Praxis von Industrie- und Schwellenländern an, sich in armen, aber fruchtbaren Weltregionen den Zugang zu Boden zu sichern. Die G-20 solle dafür ein Moratorium beschließen. Jährlich werde eine Fläche größer als das Ackerland Frankreichs an ausländische Investoren oder Regierungen abgetreten. Jegliche Gewinne aus der Bewirtschaftung kämen ausländischen Märkten, nicht der Bevölkerung vor Ort zugute. Außerdem verlangt De Schutter die Verwirklichung einer nachhaltigen Landwirtschaft als Antwort auf den Klimawandel sowie insbesondere auch die Verteidigung des Menschenrechts auf Nahrung. „Menschen leiden Hunger, nicht weil zu wenig Nahrung produziert würde, sondern weil ihre Rechte ungestraft verletzt werden“, so der Jurist. Er forderte Mindestlöhne, eine angemessene Gesundheitsversorgung und sichere Arbeitsbedingungen für die weltweit schätzungsweise 450 Millionen Landarbeiter. AgE AGE 6-2011 EU/WELT EU wieder Nettoimporteur von Rindfleisch Die Ausfuhren von Rindfleisch und Lebendrindern nahmen im vergangenen Jahr um mehr als 80 Prozent zu - Türkei als neuer Absatzmarkt - Kräftige Steigerung auch der Schweinefleischlieferungen nach Drittstaaten - Russland mit Abstand wichtigster Importeur von Fleisch aus der Gemeinschaft BONN. Die Vieh- und Fleischwirtschaft der Europäischen Union hat im vergangenen Jahr einen kräftigen Aufschwung im Exportgeschäft verzeichnet. In besonderem Maße galt dies für den Außenhandel mit Rindfleisch. Erstmals seit Jahren übertraf hier die Ausfuhrmenge wieder das Importvolumen. So wurden von Januar bis November 2010 laut einer Übersicht der Europäischen Kommission umgerechnet in Schlachtgewicht (SG) rund 418 100 t Rindfleisch einschließlich lebender Tiere von der Gemeinschaft exportiert; das waren fast 191 100 t oder 84 % mehr als in der Vergleichsperiode von 2009. Maßgeblich hierfür waren im Wesentlichen die wieder kräftig erholte Nachfrage aus Russland und die Öffnung des türkischen Marktes für Schlachtrinder. Die Rindfleischeinfuhren der EU nahmen in Berichtszeitraum um 11 % auf 350 800 t ab; mithin ergab sich ein Nettoexportüberschuss von gut 67 000 t. Deutlich erholt hat sich im vergangenen Jahr auch der Schweinefleischexport aus der Gemeinschaft: Insgesamt wurden von Januar bis November 2010 gut 2,53 Mio t Schweinefleisch in Drittstaaten geliefert; das waren rund 337 000 t oder 15 % mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Damit wurde das Rekordausfuhrergebnis von 2008 in Höhe von fast 2,57 Mio t nur knapp verfehlt. Auch hier trug insbesondere Russland zur positiven Entwicklung bei. Daneben orderten aber auch Japan, China und die Philippinen deutlich mehr Schweinefleisch aus der EU als 2009. BSE-Sperre von Ankara aufgehoben Mit Abstand wichtigster Partner für die EU aus Sicht der Rindfleischexporteure ist Russland, das seine Bezüge von Januar bis November 2010 um 161 % auf 122 600 t steigerte. Im Krisenjahr 2009 hatte die Russische Föderation die Rindfleischeinfuhren aus der Gemeinschaft im Vergleich zu 2008 allerdings um mehr als die Hälfte auf knapp 51 000 t gedrosselt. Neuen Schwung ins Exportgeschäft der europäischen Vieh- und Fleischwirtschaft brachte im vorigen Jahr die Entscheidung der Regierung in Ankara, den jahrelang unter Verweis auf die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) für die EU gesperrten Schlachtrindermarkt wieder zu öffnen, nachdem die Fleischpreise in der Türkei zuvor stark gestiegen waren. Bis dato waren lediglich Zuchtrinder eingeführt worden. Bis einschließlich November wurden von der EU-27 nach Kleinasien fast 42 000 t Rindfleisch geliefert, verglichen mit weniger als 600 t im Gesamtjahr 2009. Auch die Ausfuhren in den Libanon legten deutlich zu, nämlich von rund 2 200 t auf mehr als 31 000 t. Kroatien und die Schweiz kauften in der Berichtsperiode jeweils rund 21 000 t Rindfleisch aus der EU. Brasilien über EU-Importauflagen verärgert Stabilisiert haben sich auf der Importseite der Europäischen Union die Rindfleischlieferungen aus Brasilien. Von Januar bis November 2010 exportierte der südamerikanische „Agrarriese“ 134 100 t Rindfleisch in die Gemeinschaft, was in etwa dem Vorjahresniveau entsprach. In den Jahren zuvor waren die Rindfleischbezüge der EU aus Brasilien allerdings stark gesunken, und zwar von 364 000 t im Jahr 2007 auf 149 000 t im Jahr 2009. Nach Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche (MKS) hatte die EU im Jahr 2008 für Brasilien zeitweise einen Lieferstopp und anschließend Auflagen zur Rückverfolgbarkeit des VIEH-/FLEISCH Rindfleischs verhängt, von dem sich die Branche im Land des Amazonas nach eigener Darstellung nie mehr richtig erholte. Laut Medienberichten bereitet die Regierung in Brasilia derzeit wegen der EU-Importauflagen eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) vor. Zu schaffen machte der Rinderwirtschaft in Brasilien in den letzten Jahren aber auch die Aufwertung der eigenen Währung. In Argentinien wirkte unterdessen noch die Dürre von vor zwei Jahren nach: Nachdem 2009 viele Tiere wegen der Trockenheit geschlachtet wurden, ging die Rindfleischproduktion im Land der „Gauchos“ 2010 stark zurück und parallel dazu auch die Ausfuhren. Der Export in die Gemeinschaft verringerte sich von Januar bis November 2010 gegenüber dem Vorjahr um gut ein Drittel auf 71 200 t. Auch aus Uruguay, das in den Jahren zuvor den Rindfleischexport in die EU spürbar steigern konnte, kam zuletzt weniger Ware. Die betreffende Liefermenge verminderte sich um 16 % auf 61 200 t. Deutlich höhere Bezüge Chinas Im Unterschied zum Rindfleischimport fallen die Schweinefleischbezüge der EU aus Drittstaaten kaum ins Gewicht. Im Berichtzeitraum wurde der Import um 16 % auf 42 800 t gedrosselt, wobei die Schweiz als wichtigstes Herkunftsland ihre Lieferungen um 4 % auf 15 900 t steigerte. Der Schweinefleischexport der Gemeinschaft ist primär auf Russland und Fernost ausgerichtet. Die Lieferungen in die Russische Föderation konnten 2010 den Kommissionsangaben zufolge im Elf-Monate-Vergleich um 88 100 t oder fast 13 % auf 776 100 t ausgebaut werden. Damit entfielen auf Russland rund 31 % der gesamten EUSchweinefleischexporte in diesem Zeitraum. Deutlich zugenommen haben auch die Lieferungen nach Fernost. Hongkong erhöhte die Bezüge zwar „nur“ um 5 % auf 335 900 t; die Verschiffungsmenge nach China wuchs aber um gut 21 % auf 194 900 t. Sehr rege entwickelte sich zuletzt auch wieder die Nachfrage Japans: Der asiatische Inselstaat steigerte seinen Einkauf um 17 % auf 232 800 t, nachdem er den Schweinefleischimport im Jahr 2009 stark gedrosselt hatte. Den Export auf die Philippinen konnte die EU-27 in der Berichtszeit sogar weit mehr als verdreifachen; bis November 2010 summierten sich die betreffenden Ausfuhren auf 83 100 t. Die Lieferungen nach Südkorea erhöhten sich um 3 % auf 97 200 t. Während die Exporte nach Kroatien um 5 % auf 59 300 t zurückgingen, stieg der Absatz in Richtung USA und Australien um 7 % beziehungsweise 10 % auf 57 500 t sowie 53 300 t. AgE Außenhandel der EU1) mit Rind- und Schweinefleisch (2006 bis 2008 sowie Januar bis November 2009 und 2010; in t Schlachtgewicht) Janaur bis November 2006 2007 2008 2009 2010 2010:09 in v.H. 318 927 145 383 974 4 823 10 162 513 160 331 762 82 865 247 722 87 277 214 3 647 14 457 556 024 363 839 97 656 291 601 102 347 504 5 619 25 968 395 063 171 454 92 924 226 985 46 907 417 2 228 17 930 394 005 134 539 112 553 418 054 122 636 41 785 31 070 21 009 350 763 134 112 74 164 + 84,2 + 161,4 + 17,2 - 11,0 - 0,3 - 34,1 45 350 39 544 66 402 72 899 61 184 - 16,1 2 089 400 687 400 138 600 1 910 500 647 000 243 200 2 569 100 769 000 462 300 2 197 269 687 992 365 937 2 534 092 776 128 385 884 + 15,3 + 12,8 + 5,5 249 400 53 800 142 600 233 000 86 300 137 400 236 600 148 000 115 800 198 513 160 508 94 187 232 845 194 890 97 201 + 17,3 + 21,4 + 3,2 - - - 23 700 83 146 + 250,8 62 190 53 793 38 968 48 335 59 313 57 488 36 468 53 303 - 4,6 + 6,9 - 6,4 + 10,3 Rindfleisch2) Exporte darunter nach Russland Türkei Libanon Schweiz Importe darunter aus Brasilien Argentinien Uruguay Schweinefleisch 2)3) Exporte darunter nach Russland Hongkong Japan China Südkorea Philippinen Kroatien USA Angola 56 800 67 000 40 800 29 600 56 200 66 500 48 600 34 600 63 400 61 500 49 000 45 600 Australien 1) Bis 2006 EU-25, ab 2007 EU-27; 2) einschließlich Lebendtiere; 3) bis 2008 gerundete Angaben EU/DEUTSCHLAND Cioloş-Pläne gleichen einem „Kauderwelschpapier“ Agrarökonom Schmitz sieht die „kleine Agrarpolitik“ mit den globalen Zielen wie Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität überfrachtet - Goldmann: „Wir blicken nicht durch“ - Steitz fordert zunächst einmal eine gemeinsame Marschrichtung aller EU-Mitgliedstaaten Sander kritisiert die Biogasförderung - Agrar- und Ernährungskongress der FDPBundestagfraktion in Bingen BINGEN. Die Pläne von EU-Agrarkommissar Dr. Dacian C i o l o ş zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik stoßen auch bei Agrarwissenschaftlern auf große Bedenken. Der Giessener Agrarökonom Prof. Peter Michael S c h m i t z sprach beim Kongress "Agrar- und Ernährungsstandort Deutschland stärken - Verbraucherschutz ausbauen" der FDPBundestagsfraktion am Montag voriger Woche in Bingen von einem „Kauderwelschpapier“. Cioloş habe versucht, es allen recht zu machen. Die Pläne seien ohne klare Ziele und AGRARPOLITIK Strukturen, bemängelte Schmitz. Die beiden Säulen der Agrarpolitik würden vermischt und überfrachtet: Globale Ziele wie Klimaschutz oder Erhalt der Biodiversität würden in die „kleine Agrarpolitik“ gepresst, monierte Schmitz. Auch der Vorsitzende des Ernährungsausschusses im Bundestag, Hans-Michael G o l d m a n n , kritisierte die CioloşPläne und sprach von einem Durcheinander. „Wir blicken alle nicht mehr ganz durch“, räumte der FDP-Politiker ein. Das Mitglied im Kabinett des EU-Agrarkommissars, Ico v o n W e d e l , habe bei einem Treffen in Berlin nicht ausgeschlossen, dass der EU-Agrarhaushalt um 10 Mrd Euro gekürzt werde. Außerdem müsse sich die deutsche Landwirtschaft laut von Wedel auf eine Angleichung der Prämien einstellen, sagte Goldmann, der eine Obergrenze für die Direktzahlungen ablehnt. Dies wäre nicht gerechtfertigt, weil ein 1 000 ha-Betrieb im Osten mehr Mitarbeiter zählen könne als zehn 100-ha-Höfe in Westdeutschland. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich S a n d e r warnte vor einem Vermischen der beiden Säulen. Damit würde den Junglandwirten die Zukunft genommen. Auch eine „Flatrate“ sei nicht akzeptabel. Der Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Ingo S t e i t z , verlangte mit Blick auf die Prämiengewährung zunächst einmal eine gemeinsame Marschrichtung aller Mitgliedstaaten in der Agrarpolitik. Ferner forderte er ein Festhalten am bestehenden EU-Finanzrahmen. „Kuckucksei“ Multifunktionalität Schmitz erklärte, ehrlich sei die Aussage des EU-Agrarkommissars, dass mit den Direktbeihilfen landwirtschaftliche Einkommen gesichert werden sollten. Aber dann brauche es dafür Kriterien: „Gerechtigkeit tritt nicht ein, weil man eine Flatrate festsetzt oder kleine Betriebe stärker fördert“, betonte der Agrarökonom. Ein „Kuckucksei ins Nest gelegt“ hat sich die EU-Agrarpolitik nach den Worten von Schmitz mit dem Begriff der „Multifunktionalität“ der Landwirtschaft als Begründung für die Direktbeihilfen. Würden nämlich die Direktzahlungen verdoppelt oder abgeschafft, würde das an den gesellschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft überhaupt nichts ändern. Ganz schnell abgeschafft gehören dem Agrarökonom zufolge die noch produktionsgekoppelten Prämien. Über diese finanziere Deutschland als Nettozahler in der EU beispielsweise die Rindfleischerzeugung in Frankreich. Im Hinblick auf den Klimaschutz sprach sich Schmitz dafür aus, die Effizienzen zu steigern. Die Bioenergieförderung in einzelnen Ländern habe wegen der fehlenden Preiselastizität des Angebots an fossilem Rohöl keine klimaschutzrelevanten Auswirkungen, da andere Staaten in die Nachfragelücke springen würden, stellte Schmitz fest. Er forderte, in Deutschland endlich mehr darüber nachzudenken, wie man sich dem Klimawandel anpassen könne. Auch warnte der Agrarwissenschaftler vor dem Glauben, mit einem Verzicht auf Fleischkonsum würde dem Klima geholfen. Schmitz hierzu wörtlich: „Das ist Unsinn“. Milch- und Fleischwaren seien die „Exportschlager“ der deutschen Landwirtschaft; ein Verzicht auf diese Produkte würde sie kaputt machen. Die Landwirtschaft müsse aber Gewinne erwirtschaften; nur dann gebe es auch den notwendigen Spielraum für umweltrelevante Maßnahmen. Intensivhaltung beim Tierschutz gefordert Goldmann verteidigte die Biogasförderung auch gegenüber Kritik aus dem Auditorium. Dem Biogasauswuchs müsse gegengesteuert werden, räumte der Liberale ein. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die jetzt in der Kritik stehende Biogasförderung viele Milchbauern gerettet habe, als der Milchpreis auf 18 Cent/kg gerutscht sei. Eine klare Absage erteilte Goldmann Tierbestandsobergrenzen. Diese hätten mit Ethik und Moral nichts zu tun. Würden viele Tiere gehalten und erhielten diese ausreichend Platz, Licht und Luft, sei es egal, ob das Tier die Nummer 231 oder die Nummer 1 236 sei, so der FDP-Agrarpolitiker. Allerdings sei die Landwirtschaft gut beraten, die Betreuung in den Intensivhaltungen zu verbessern. Unter Aspekten des Tierschutzes sei die Intensivlandwirtschaft an ihre Grenzen gestoßen. Als Stichworte nannte Goldmann hier die Endphase der Putenmast und das Schnabelkürzen. In der Eier- und Geflügelwirtschaft bestünden keine bäuerlichen Strukturen mehr. Hier sei eventuell über eine Flächenbindung wie bei Großtieren nachzudenken, meinte der Liberale. Bioenergie gefährdet Arbeitsplätze Steitz warnte mit Blick auf die Cioloş-Pläne vor Regelungen zur Fruchtfolge. Dies sei nicht kontrollierbar. Der BWV-Vizepräsident bekräftigte vielmehr die Forderung des landwirtschaftlichen Berufsstandes nach einem Abbau der Bürokratie. Er sei lieber auf dem Acker und im Weinberg als am Schreibtisch, brachte Steitz die Problematik auf den Punkt. Die Bioenergieförderung hält Steitz für richtig. „Ein Flugzeug fliegt nicht mit Strom; da brauchen wir Biokerosin“, rechtfertigte er insbesondere die Biokraftstoffpolitik. Sehr kritisch in Sachen Bioenergie äußerte sich dagegen Umweltminister Sander. Mit „Bio“ habe „Biogas“ nicht zu tun, sagte der FDP-Politiker, der auf die unter seiner Federführung von Niedersachsen eingebrachte Bundesratsinitiative verwies, die auf eine Reform des EEGVergütungssystems bei Absenkung der Einspeisevergütungen abzielt. Bekanntlich setzt sich Hannover dafür ein, die bisherigen Boni, beispielsweise den Zuschlag für nachwachsende Rohstoffe (Nawaro-Bonus), in einen einheitlichen Vergütungssatz für landwirtschaftliche Biogasanlagen zu integrieren. Das Gesamtniveau der Vergütung soll dabei sinken (AGRAEUROPE 50/10, LÄNDERBERICHTE 32). Sander warnte, die Bioenergieförderung bringe Arbeitsplätze in der Veredlungswirtschaft und in der Ernährungsindustrie in Gefahr. Auch aus Gründen der Biodiversität und wegen der Wasserproblematik seien möglichst schnell Änderungen vorzunehmen. Die Politik habe hier falsche Anreize gesetzt. AgE DEUTSCHLAND/WELT Blockadehaltung zur Biotechnologie in der Entwicklungshilfe kritisiert Nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft - Neue Pflanzensorten zur Hungerbekämpfung - EKD: Gentechnik sichert nicht die Welternährung - Eigenversorgung wichtiger als Lieferungen über den Weltmarkt - FNL-Veranstaltung auf der Grünen Woche BERLIN. Über den Nutzen der Grünen Gentechnik für die Sicherung der Welternährung ist auf dem ErlebnisBauernhof der Grünen Woche kontrovers diskutiert worden. Bei einer Podiumsdiskussion der Fördergemeinschaft nachhaltige Landwirtschaft (FNL) warb Prof. Matin Q a i m von der Universität Göttingen dafür, sich nicht grundsätzlich gegenüber den Möglichkeiten der Grünen Gentechnik zu verschließen. „In Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, heißt auch, den Kleinbauern moderne Produktionsmittel wie verbessertes Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel leichter zugänglich zu machen“, erklärte Qaim. Der Kampf gegen den Welthunger sei ein Kampf für eine nachhaltige Modernisierung der Landwirtschaft. Das gelte auch für die Züchtung neuer Pflanzen. Neue Pflanzensorten, die an das sich verändernde Klima und neue Schädlinge besser angepasst seien, könnten einen bedeutenden Beitrag zur Welternährung leisten. Die wirtschaftliche Bedeutung der Pflanzenzüchtung unterstrich der Monsanto-Experte Dr. Conrad v o n K a m e k e . Europa möge, anders als alle anderen Kontinente, noch mehr Zeit für sich beanspruchen, bevor auch hier die Einsicht zum Allgemeingut werde, dass eine wirklich nachhaltigere Landwirtschaft nicht ohne moderne Methoden einschließlich moderner Züchtung auskommen könne. Traditionelles Wissen vor Ort einbeziehen Der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens D i r s c h e r l , und die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel D i e c k m a n n , sprachen sich hingegen deutlich gegen den Einsatz der Gentechnik als Instrument der Ernährungssicherung aus. Dirscherl betonte, die nationale Ernährungssicherheit müsse durch GENTECHNIK die Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft in Anpassung an die Strukturen vor Ort erreicht werden und nicht durch „Scheinlösungen aus den Forschungslabors der Agrarkonzerne“. Die Eigenversorgung hat für Dirscherl gegenüber der Versorgung über Weltmärkte Vorrang. Es sei entscheidend, der Landbevölkerung politisch und ökonomisch Anreize zu geben, auf dem Land zu bleiben und so die anhaltende Landflucht zu verhindern. Als „wichtigsten Hebel zur Überwindung von Hunger und Armut“ bezeichnete Dieckmann die Förderung von armen Kleinbauern hin zu nachhaltig wirtschaftenden bäuerlichen Landwirten. Für Entwicklungsländer sei es besonders wichtig, dass Produktionstechniken auf traditionellem Wissen aufbauten, innovative Ansätze einbezogen und kontinuierlich an Umwelt- und Marktbedingungen angepasst würden. AgE DEUTSCHLAND ÖLSAATEN Forschungsprojekt zur Förderung des heimischen Sojaanbaus gestartet GROSS LÜSEWITZ. Mit dem Ziel, angepasste Soja-Sorten für den heimischen Anbau zu züchten sowie Anbaustrategien zu erproben und zu optimieren, um den Anbau dieser Kultur in Deutschland rentabler zu machen, ist Anfang des Jahres ein vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und anderer Formen der nachhaltigen Landwirtschaft (BÖLN) mit 600 000 Euro gefördertes Forschungsprojekt zur Soja-Züchtung gestartet. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Sojabohne als Nahrungs- und Futtermittel in Deutschland eine große Bedeutung hat, aufgrund des hiesigen Klimas in Mitteleuropa aber bisher kaum angebaut wird, sondern in großem Stil importiert werden muss. Zu den wesentlichen Zuchtzielen des Sojaprojekts gehört die Verbesserung der Toleranz gegenüber kühlen Temperaturen. Dieses Teilvorhaben wird vorrangig am Julius-Kühn-Institut (JKI) am Standort Groß Lüsewitz bearbeitet. Dort werden Screeningverfahren methodisch weiterentwickelt. Wie das JKI weiter mitteilte, sollen genetische Ressourcen sowie Zuchtmaterial im Hinblick auf verschiedene Merkmale der Kühletoleranz evaluiert werden. Dies gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu neuen kältetoleranten Sojasorten. Das Projekt soll dazu beitragen, dass die enorme Nachfrage nach lokal und nachhaltig angebautem Soja für die Lebensmittel- und Futterproduktion besser bedient werden kann. AgE DEUTSCHLAND/WELT Fütterungsverbote für Schlachtnebenprodukte überdenken Schweine- und Geflügelprodukte der Risikokategorie III wieder zur Fütterung von NichtWiederkäuern zulassen - Bisherige Regeln für Teile von Rindern unverändert beibehalten Schlachtnebenprodukte liefern laut Kamphues wichtiges Eiweiß für die wachsende Weltbevölkerung - Seminar Veterinary Public Health an der TiHo HANNOVER. Einige der Fütterungsverbote für Schlachtnebenprodukte, die vor zehn Jahren anlässlich des Ausbruchs der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) in Deutschland eingeführt worden waren, sollten laut Prof. Josef K a m p h u e s von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) „überdacht werden“. Es sei fraglich, ob die in Zukunft rasant wachsende Weltbevölkerung auf Schlachtnebenprodukte als Eiweißquelle verzichten könne, betonte der Wissenschaftler im Seminar Veterinary Public Health. Dieses fand am vergangenen Freitag unter dem Titel „Die (Wieder-)Nutzung von Schlachtnebenprodukten“ an der TiHo statt. Nebenprodukte aus der Schweine- und Geflügelschlachtung seien nicht von dem großen BSE-Risiko betroffen, so dass hier auch andere Maßstäbe gelten könnten als zum Beispiel für Nebenprodukte aus der Rinderschlachtung, unterstrich Kamphues. Darin wurde er laut TiHo von weiteren Referenten unterstützt. Schweine- und Geflügelnebenprodukte der Risikokategorie III wiesen ein FUTTERMITTEL besonders niedriges Risikopotential auf und sollten in Form von tierischen Fetten und Proteinen wieder zur Fütterung an Nicht-Wiederkäuer zugelassen werden. Für Teile von Rindern sei diese Art der Verwertung aber auszuschließen. Dr. Anne B a l k e m e B u s c h m a n n vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zeigte in einem Rückblick, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung von BSE sehr erfolgreich waren. Nachdem in Deutschland in den Jahren 2008 und 2009 noch jeweils zwei Fälle diagnostiziert worden seien, habe man 2010 erstmals seit Beginn der aktiven BSE-Überwachung keinen Fall mehr festgestellt. Wie Dr. Matthias G r e i n e r vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betonte, gibt es trotz der guten Entwicklung aber keine Entwarnung bei BSE. Prof. Ewald S c h n u g vom Julius-Kühn-Institut (JKI) erläuterte die Nutzung von Schlachtnebenprodukten für die Versorgung mit dem begrenzt verfügbaren Phosphor. Nur die Hälfte wird genutzt Laut Schnug gehen heute Unmengen an Phosphor ungenutzt verloren, die man in früheren Zeiten beispielsweise über Knochenmehl wieder in die Fütterung zurückgeführt hat. Zwar würden Schlachtnebenprodukte immer noch als Dünger ausgebracht, der darin enthaltene Phosphor sei in dieser Form aber nicht von den Pflanzen zu verwerten und werde somit vergeudet. Kamphues unterstrich, ein großer Teil des heute in Deutschland verfütterten Eiweißes stamme aus importiertem Soja. Dabei sei es sinnvoller, vor Ort zur Verfügung stehende Eiweißquellen zu nutzen. Hinzu komme, dass tierische Eiweiße hochwertiger seien, stellte Kamphues fest. In Deutschland stünden insgesamt rund 150 000 t tierisches Eiweiß in Schlachtnebenprodukten von Schweinen und Hühnern zur Verfügung. Das entspreche 300 000 t bis 350 000 t Soja. Derzeit bleiben laut TiHo große Teile der einzelnen Schlachttierkörper ungenutzt. So gehen zum Beispiel beim Schaf 52 % des Schlachttieres in die Lebensmittelkette und 48 % in die Entsorgung. AgE DEUTSCHLAND/USA Big Dutchman-Gründer begeht 100. Geburtstag VECHTA/ZEELAND. Jack D e W i t t , einer der legendären amerikanischen Gründungsväter der Firma Big Dutchman, ist am 30. Januar 100 Jahre alt geworden. Zu dem besonderen Ehrentag überbrachten Bernd M e e r p o h l , Vorstand der Big Dutchman AG mit Hauptsitz in Vechta- Calveslage, sowie Clovis R a y z e l , Geschäftsführer der Big Dutchman Inc., persönliche Glückwünsche im Namen der weltweiten Big DutchmanOrganisation an den Jubilar, der in Zeeland im US-Staat Michigan lebt. Der Gratulant aus Deutschland hatte neben schönen Präsenten die herzlichen Geburtstagsgrüße seines Vaters, des heutigen Big Dutchman-Aufsichtsratsvorsitzenden Josef M e e r p o h l , im Gepäck. Bereits 1938 hatten die beiden DeWitt-Brüder Jack und Dick mit der Gründung eines Unternehmens, das später in Anlehnung an ihre holländische Abstammung den Namen Big Dutchman tragen sollte, die Grundlage für eine faszinierende Firmengeschichte gelegt. Beiden gebührt der historische Verdienst, die weltweit erste professionelle automatische Fütterungsanlage für Legehennen erfunden und vermarktet zu haben. „Wir hatten eine richtig gute Idee, und wir waren uns sicher, dass sie dem Füttern von Hand weit überlegen sein würde. Wir mussten nur damit in die Welt hinausgehen“, erinnert sich Jack DeWitt. Schon früh baute er gemeinsam mit seinem Bruder das Unternehmen zum weltweit erfolgreichen Stalleinrichter für die Geflügel- und auch Schweinehaltung aus. Im Jahr 1968 veräußerten die DeWitts ihre Big Dutchman-Anteile; 1971 zogen sie sich schließlich ganz aus der Branche zurück. Josef Meerpohl startete 1958 als Big Dutchman-Handelsvertreter für Norddeutschland und übernahm 1985 durch einen Management-Buy-Out das gesamte Unternehmen mit weltweiten Verkaufsrechten, seinerzeit außer in Nord- und Südamerika. Heute befindet sich die Zentrale des reinen Familienunternehmens in Vechta-Calveslage. Unter dem Dach der PERSONALIEN Holding Big Dutchman AG und der Leitung von Bernd Meerpohl ist die innovative Unternehmensgruppe seit Jahren weltweit erfolgreich tätig. Big Dutchman gilt heute als internationaler Marktführer bei der Entwicklung und dem Vertrieb von Stalleinrichtungen und Fütterungsanlagen für die moderne Schweine- und Geflügelhaltung. Auf fünf Kontinenten in mehr als 100 Ländern der Erde steht der Name als Markenzeichen für dauerhafte Qualität, schnellen Service und unübertroffenes Know-how. Mittlerweile runden die Planung und der Bau von Biogasanlagen für die Landwirtschaft und die Industrie, IndoorFischfarmen und seit kurzem auch Anlagen für die Erzeugung von Energie aus Biomasse das Angebotsportfolio ab. AgE DEUTSCHLAND PUBLIKATIONEN Statistisches Jahrbuch im Internet veröffentlicht BERLIN. Das „Statistische Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2010“ ist vom Bundeslandwirtschaftsministerium im Internet veröffentlicht worden. Darin werden in 514 Tabellen, davon 77 über die EU-Mitgliedstaaten, alle wichtigen Kennzahlen und Eckdaten der Branchen dargestellt, beispielsweise Verbraucherpreise sowie Informationen zur Lebensmittelsicherheit, zur Rohstoffversorgung, zum Warenverkehr und zur Bodennutzung. Neben weiteren Aktualisierungen wurden in die aktuelle Ausgabe zusätzlich Daten über die Einnahmen und Ausgaben, die Wohnverhältnisse, das Vermögen und die Ausstattung privater Haushalte mit Gebrauchsgütern aufgenommen. Darüber hinaus weist eine neue Tabelle die Preise für ausgewählte Nahrungsmittel nach Geschäftstypen aus. (www.bmelv-statistik.de) AgE AGE 5-2011 DEUTSCHLAND VERANSTALTUNGEN Mehr als 20 000 Demonstranten für eine andere Agrarpolitik Unerwartet hohe Beteiligung an der Veranstaltung in Berlin - Kritik an der derzeitigen Agrarpolitik - Sehr heterogene Forderungen - Weiger fordert eine „nachhaltige und gerechte Agrarreform“ in Europa - Plädoyer für bäuerliche und ökologische Landwirtschaft statt Agrarindustrie BERLIN. Rund 22 000 Teilnehmer haben den Veranstaltern zufolge an der Demonstration gegen die derzeitige Agrarpolitik der Bundesregierung und in der Europäischen Union am vorletzten Samstag in Berlin teilgenommen. Damit seien die Erwartungen deutlich übertroffen worden, hieß es beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als einem der Initiatoren der Veranstaltung, die unter dem Motto „Wir haben es satt“ anlässlich des zeitgleich stattfindenden Internationalen Agrarministergipfels durchgeführt wurde. Die Liste der vorgebrachten Forderungen war entsprechend des heterogenen Trägerkreises sehr vielfältig und reichte von der Sicherung einer bäuerlichen Landwirtschaft und einer Absage an Formen der industriellen Landwirtschaft insbesondere in der Tierhaltung über eine Ökologisierung der Nahrungsmittelerzeugung und ein Verbot der Grünen Gentechnik bis zu einem Verzicht auf Agrarexporte sowie die Gewährleistung eines fairen Welthandels. Der BUND-Vorsitzende Prof. Hubert W e i g e r warf der Bundesregierung auf der Kundgebung eine Blockadehaltung gegen eine „nachhaltige und gerechte Agrarreform“ in Europa vor. Die Gesellschaft fordere die Umlenkung der Subventionen „weg von der Agrarindustrie hin zur bäuerlichen und ökologischen Landwirtschaft“. Der Parlamentarische Staatssekretär vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Gerd M ü l l e r , bezeichnete die Kritik an der gegenwärtigen Landwirtschaft als nicht nachvollziehbar. Gefährliche Sackgasse Für Maria H e u b u c h , Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), sind Massentierhaltung und Gentechnik „eine gefährliche Sackgasse für die Bauern und ein erhöhtes Risiko für die Verbraucher“. Agrarfabriken gehörten verboten „und nicht weiter mit Steuergeldern subventioniert“. Der Vorsitzende der internationalen Umweltorganisation Friends of the Earth und Träger des alternativen Nobelpreises, Nnimmo B a s s e y , sprach von verheerenden Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik für die Entwicklungsländer. Ein positives Fazit zog der Vorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix P r i n z zu L ö w e n s t e i n. Er wertete die Veranstaltung als eine „machtvolle Demonstration für die ökologische Landwirtschaft“. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r sieht Prinz Löwenstein gefordert, die Ökolandbau als Leitbild für eine „Ressourcenschonende, umwelt- und naturverträgliche Landwirtschaft“ zu nutzen. Breiter Konsens Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald S c h a b e r , wertet den großen Zuspruch als Indiz für einen breiten Konsens darüber, „dass Deutschland eine bessere Agrarpolitik braucht“. Bereits seit Jahren demonstrierten Milchbauern für eine Umkehr der Agrarpolitik, „weg von der einseitigen Orientierung auf die Interessen der Agroindustrie hin zur Orientierung an den Interessen von Bauern und Verbrauchern“. Umso mehr sei es zu begrüßen, „dass nun immer mehr Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ihre Stimme erheben und für das gemeinsame Ziel einer Veränderung der Agrarpolitik eintreten“. Damit seien die Zeiten vorbei, „in denen Agrarpolitik als reine Klientelpolitik betrieben werden konnte“. Die Menschen hätten erkannt, dass die Agrarpolitik alle angehe. Schaber forderte eine Abkehr von der Exportorientierung der Agrarwirtschaft. Raus aus den Insiderkreisen „Die deutschen Bauern produzieren nach weltweit höchsten Standards“, sagte Staatssekretär Müller beim Fachforum Milch des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Rahmen der Grünen Woche. Die massiven Vorwürfe, wie sie eine Reihe von Verbänden und Organisationen derzeit gegen die moderne Landwirtschaft erhöben, seien daher in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig berge die Entwicklung erhebliche Gefahren für die Branche. Müller rief die Agrar- und Ernährungswirtschaft auf, die Anwürfe nicht tatenlos hinzunehmen, sondern ihnen energisch entgegenzutreten. Die Landwirte und ihre Vertreter seien gefordert, sich offensiv mit ihren Kritikern auseinanderzusetzen und sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir müssen raus aus unseren Insiderkreisen“, mahnte der CSU-Politiker und regte neue Initiativen für die Öffentlichkeitsarbeit an. AgE Wiggering zum kommissarischen Sprecher der DAFA gewählt BERLIN. Der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg, Prof. Hubert W i g g e r i n g , ist kommissarischer Sprecher der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA). Auf der Gründungsversammlung der DAFA in Berlin wurden am vergangenen Mittwoch neben Wiggering vier weitere Vertreter der deutschen Agrar- und Ernährungsforschung in den Vorstand gewählt. Dabei handelt es sich um den Leiter des Fachgebiets Verfahrenstechnik der Tierhaltungssysteme der Universität Hohenheim, Prof. Thomas J u n g b l u t h , den Präsidenten des Max-Rubner-Instituts (MRI), Prof. Gerhard R e c h k e m m e r , den Leiter des Instituts für Tierzucht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Dr. Kay-Uwe G ö t z , sowie Prof. Jürgen B r a u n , Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Soest. Bislang beteiligen sich 53 Forschungseinrichtungen, Institute und Fachbereiche aus der Ressortforschung sowie der universitären und außeruniversitären Forschung an dem Verbund. Vertreten sind 26 Einrichtungen aus Universitäten und Hochschulen, 14 Einrichtungen der Bundes- und Länderressortforschung sowie 13 weitere außeruniversitäre Forschungsinstitute. Sie repräsentieren mehr als die Hälfte aller Wissenschaftler aus der gesamten Agrarforschungsszene von den Umwelt- und Geowissenschaften über den Forst- und Agrarbereich bis zur Tiermedizin und den Ernährungs- und Lebensmittelwissenswissenschaften. Die DAFA wird eigenen Angaben zufolge in Kürze zwei Fachforen durchführen. In einem Forum sollen Wissenschaftler die derzeitigen Tierhaltungssysteme auf den Prüfstand stellen und mögliche Alternativen erarbeiten. Konkreten Diskussionsbedarf sehen die Mitglieder der DAFA bei Ferkelkastration, Schnabelkürzen bei Hühnern und der Enthornung von Kälbern. Ein zweites Forum widmet sich dem Bereich der stickstoffbindenden Eiweißpflanzen. Das Thema soll lauten: „Hülsenfrüchte – Vom Anbau bis auf den Teller“. AgE WELT Bei der Ernährungssicherung nicht alte Fehler wiederholen Ex-EU-Spitzendiplomat Guth warnt vor erneuter Regulierung der Weltagrarmärkte zur Verbesserung der globalen Ernährungssituation - Erfahrungen aus der Vergangenheit berücksichtigen - Landwirte in Entwicklungsländern brauchen Zugang zu wichtigsten Produktionsfaktoren - Mindestmaß an Infrastruktur Voraussetzung für Steigerung der Agrarproduktion BERLIN. Vor falschen Weichenstellungen in der internationalen Agrarpolitik warnt der ehemalige Ständige Vertreter der EU-Kommission bei den internationalen Organisationen in Genf, Dr. Eckart G u t h . In einem Beitrag, den der frühere Spitzendiplomat im Hinblick auf die diesjährige Grüne Woche und das Internationale Agrarministertreffen verfasst hat, äußert er sich besorgt über Diskussionen zur Regulierung der Weltagrarmärkte mit Instrumenten, die sich bereits in der Vergangenheit als untauglich erwiesen hätten (vgl. DOKUMENTATION i.d.Ausg.). Dazu zählten ein Ausbau regionaler und globaler Vorratshaltung oder Warenabkommen zur Stabilisierung von einzelnen Rohstoffmärkten. Vor diesem Hintergrund kritisiert er Bestrebungen Frankreichs, im Rahmen der anstehenden G8-Treffen diese Instrumente wieder hoffähig zu machen. Um die Ernährungssicherheit auf globaler Ebene mittel- und langfristig zu erhöhen, muss nach Auffassung Guths stattdessen eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen erfüllt sein, die weitgehend dem Gestaltungsspielraum der betroffenen Regierungen und den Geberländern sowie der beteiligten Hilfsorganisationen unterliegen. Grundvoraussetzung sei allerdings Stabilität in den einzelnen Entwicklungsländern. Kleinbauernförderung keine ideologische Frage Guth unterstreicht die Notwendigkeit, die wichtigsten Produktionsfaktoren wie Land, Maschinen und Kapital den in der Landwirtschaft der Entwicklungsländer beschäftigten Menschen zugänglich zu machen. Zudem könne eine über eine reine Subsistenzwirtschaft hinausgehende Landbewirtschaftung nur funktionieren, wenn die notwendigsten Infrastrukturen wie Transportmöglichkeiten, lokale und regionale Märkte sowie Preisinformationen vorhanden seien. Andernfalls, so Guth, blieben die wirtschaftlichen und finanziellen Anreize für eine Steigerung der Agrarproduktion aus. Eine wesentliche Voraussetzung zur Überwindung der Armut sieht der Ex-Diplomat in der Förderung von AGRARPOLITIK Kleinbauern. Angesichts einer Zahl von 1,5 Milliarden Menschen, die weltweit in Haushalten mit kleinen landwirtschaftlichen Betrieben lebten, sei dies keine ideologische Frage, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Viele Beispiele zeigten nämlich, dass mit bereits bekannten agrartechnischen Maßnahmen gerade in kleineren Betrieben unter Einsatz der reichlich vorhandenen Arbeitskraft rasche Verbesserungen in der Produktion und der nachhaltigen Bewirtschaftung erzielt werden könnten. Eine sträfliche Vernachlässigung der Landwirtschaft hat es nach Einschätzung von Guth nicht nur in der internationalen Entwicklungshilfe, sondern auch bei den Regierungen in den Entwicklungsländern selbst gegeben. AgE Eiweißlücke wird zum Sicherheitsproblem für die europäische Landwirtschaft WIEN. Die Europaabgeordnete Elisabeth K ö s t i n g e r hält die Eiweißlücke der Europäischen Union im Futtermittelbereich für ein Sicherheitsproblem der Landwirtschaft. Die Eiweißlücke werde derzeit zu einem Großteil mit Importsoja geschlossen, was allerdings nicht dem Bestreben der EU-Agrarpolitik nach einer ökologischen und unabhängigen Landwirtschaft entspreche, erklärte Köstinger anlässlich einer Abstimmung im Agrarausschuss des Europäischen Parlaments zum Proteindefizit in der EU. Daher sei es an der Zeit, die Anbauflächen für Eiweißpflanzen zu erweitern, denn mit jeder zusätzlichen Tonne würde ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz geleistet und die Unabhängigkeit bei der Lebensmittelversorgung gesichert. Nach Köstingers Worten braucht es rechtliche Instrumente, durch die das Eiweißdefizit ausgeglichen werden kann. Um von Importen unabhängig zu werden, müssten alle Teilbereiche der Eiweißerzeugung mobilisiert werden. Derzeit würden nur 3 % der gesamten Ackerfläche in der EU dazu verwendet, um Eiweißpflanzen anzubauen. Angesichts der enormen Preisschwankungen auf den Weltmärkten schaffe dies eine besorgniserregende Abhängigkeit. „Regenwaldrodungen, lange und CO2-intensive Transporte und der steigende Einsatz von gentechnisch manipulierten Pflanzen können langfristig nur vermieden werden, wenn wir den Anbau von Soja, Getreide, und Ölsaaten in europäischen Regionen fördern“, so die EU-Parlamentarierin. Notwendig seien Maßnahmen im Rahmen der Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik. Wichtig sei auch die Förderung von Forschungsprojekten zur Kultivierung und Ertragsoptimierung, aber auch eine Verbesserung der Fruchtfolgesysteme. Nach Köstingers Ansicht erweist sich Österreich in dieser Problematik einmal mehr als Vorbild. Entgegen dem EU-Trend hätten die österreichischen Bauern 2010 die Anbaufläche von Sojabohnen gegenüber dem Vorjahr um rund 40 % ausgedehnt; im Biolandbau seien sogar Zuwächse um mehr als 100 % verzeichnet worden. In den letzten Jahren habe die österreichische Landwirtschaft eindrucksvoll gezeigt, dass die Eiweißversorgung langfristig über die regionale Produktion gesichert werden könne. Wer bei Soja über den Tellerrand schaue, sollte seinen Blick nicht mehr auf Südamerika richten. Das Bemühen der heimischen Landwirte um eine sichere, regionale Futtermittelqualität müsse aber auch fair abgegolten werden. AgE DEUTSCHLAND Deutsche Eierwirtschaft startet Kommunikationsoffensive BERLIN. Die deutsche Eierwirtschaft will mit aufmerksamkeitsstarken Maßnahmen das Vertrauen der Verbraucher in die heimische Eiererzeugung zurückgewinnen. Aus diesem Grund haben Vertreter dieses Produktionsbereichs vergangene Woche in Berlin die Informationsgemeinschaft Deutsches Ei (IDEi) gegründet, die als eigenständige Organisation für die Durchführung der gemeinsamen Branchenkommunikation zuständig sein soll. Die IDEi ist mit einem Etat ausgestattet, der kurzfristig von der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden konnte. Im Zuge des Dioxinfundes in Futtermitteln von Legehennen sei die Nachfrage EIER nach Eiern drastisch eingebrochen, erklärte Dr. Bernd D i e k m a n n , Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsches Ei, der dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) angeschlossen ist. Dem Verbraucher müsse jetzt vermittelt werden, dass er mit gutem Gefühl Eier aus deutscher Erzeugung kaufen könne, und zwar unabhängig von der Haltungsform. Laut Diekmann wurde im Zuge der Dioxinthematik von interessierter Seite vermittelt, lediglich Eier aus ökologischer Erzeugung seien genießbar. Dies sei schlichtweg falsch, ganz unabhängig von der Tatsache, dass der Verbraucher zu keiner Zeit durch den Verzehr von Eiern gesundheitlich gefährdet gewesen sei. Dies hätten unabhängige Stellen festgestellt, beispielsweise das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die dennoch starke Verunsicherung der Verbraucher habe sich enorm auf den Eiermarkt niedergeschlagen. So habe die Branche zeitweise Umsatzrückgänge von mehr als 20 % verzeichnet. Obwohl sich der Markt nun langsam wieder beruhigt, ist sich die Wirtschaft nach Angaben von Diekmann einig, dass es mehr Transparenz hinsichtlich der Eiererzeugung bedarf, um das Vertrauen des Verbrauchers langfristig wieder zurückzugewinnen. Die deutsche Eierbranche habe verstanden, dass der Verbraucher offensichtlich auch deswegen verunsichert gewesen sei, weil ihm die Umstände der modernen Legehennenhaltung und Eiererzeugung fremd geworden seien. Um hier Aufklärung zu schaffen, habe sein Verband bereits im vergangenen Jahr die Internetseite www.deutsche-eier.info ins Leben gerufen, so der Vorsitzende. Mit der Gründung der IDEi solle nun noch deutlicher kommuniziert werden. Die bereits geschaffenen Strukturen würden dabei helfen, das Ansehen und die Akzeptanz von in Deutschland erzeugten Eiern zu fördern, das Ei als hochwertiges Lebensmittel zu positionieren und dem Verbraucher zu vermitteln, dass deutsche Eier ausschließlich in tiergerechten und modernen Haltungsformen erzeugt würden, die weit über den EU-Standard hinausgingen. Das DE auf der Schale des Eies stehe nicht nur für die deutsche Erzeugung, sondern auch für Natürlichkeit, Sicherheit und Genuss. AgE DEUTSCHLAND „Deutsches Geflügel: Nachhaltig gut!“ geht in die dritte Runde Kampagne der deutschen Geflügelfleischwirtschaft auf der Grüne Woche in Berlin ins Jahr 2011 gestartet - Das Vertrauen der Verbraucher in die deutsche Erzeugung soll weiter gefestigt werden - Mit sachlich korrekten Argumenten über die Geflügelhaltung aufklären Haltungsstandards werden in die Kampagne integriert BERLIN. Mit neuen Impulsen ist im Rahmen der Grünen Woche in Berlin die Kampagne „Deutsches Geflügel: Nachhaltig gut!“ der Informationsgemeinschaft Deutsches Geflügel (IDEG) in das Jahr 2011 gestartet. Nach Angaben von IDEG-Geschäftsführer Dr. Thomas J a n n i n g werden ab Mitte Februar wieder Anzeigen in bundesweiten Medien mit der Zielgruppe „haushaltsführende Frauen“ geschaltet, mit denen für die kontrollierte Erzeugung von deutschem Geflügelfleisch geworben werden soll. Ziel der rund 2 Mio Euro teuren Kampagne sei es, das Vertrauen der Verbraucher in die deutsche Erzeugung weiter zu festigen. Der Zusammenschluss der Geflügelfleischwirtschaft zu einer gemeinsamen Branchenkommunikation hatte bereits im April 2010 eine Kommunikationsoffensive ins Leben gerufen, die mit aufmerksamkeitsstarken Anzeigenschaltungen und einem umfangreichen Internetauftritt über den „DDD-Herkunftsnachweis“ informiert und diesen um das aktuelle Thema der Nachhaltigkeit ergänzt. Der Verbraucher wünsche nicht nur sichere und hochwertige Lebensmittel, sondern interessiere sich auch für die Umstände der Erzeugung, erklärte Janning. Dies habe man bereits mit der offensiven Kommunikation des Themas Nachhaltigkeit aufgegriffen. Im angelaufenen Kampagnenjahr werde sich die IDEG zudem den in aktuellen Diskussionen häufig pauschal vorgetragenen Vorwürfen zum Thema GEFLÜGEL Geflügelhaltung mit sachlich korrekten Argumenten stellen, um noch mehr Nachvollziehbarkeit und Transparenz für den Verbraucher zu schaffen. Thema Bewegtbild nimmt größere Rolle ein Ab sofort ist auf der Internetseite www.deutsches-gefluegel.de ein neuer Film der IDEG zu sehen, der die Kampagneninhalte zum Thema Nachhaltigkeit visualisiert. Der Film lief auch am IDEG-Stand im Rahmen des Partnerauftritts der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und des Bundes für Lebensmittelrecht- und Lebensmittelkunde (BLL) auf der Grünen Woche. Auf der Berliner Messe vermittelte die IDEG zudem ausführliche Antworten auf die Fragen, welchen Einfluss die Geflügelfleischerzeugung beispielsweise auf die Treibhausgasemissionen hat oder wie hoch der Wasserverbrauch bei der Produktion ist. Auch das Thema der Haltungsstandards soll in diesem Jahr mit Hilfe von Bewegtbildern vermittelt werden. Um langfristig branchenweite Kommunikationsmaßnahmen im Inland realisieren zu können, hatte die deutsche Geflügelfleischwirtschaft auf Initiative des Bundesverbandes der Geflügelschlachtereien (BVG) die Initiative ergriffen und im April 2009 die IDEG gegründet. Die Gemeinschaft verfolgt das Ziel, deutsches Geflügelfleisch als qualitativ hochwertiges Erzeugnis zu kommunizieren und seine Marktposition - auch außerhalb der Grillsaison mit einer ohnehin starken Verbrauchernachfrage - weiter zu behaupten. Zudem widmet sich die IDEG der sachlichen Aufklärung über die in Deutschland geltenden hohen Erzeugungsstandards. AgE RUSSLAND TIERPRODUKTION Tierbestände werden in allen Nutzungsrichtungen abgestockt MOSKAU. Die landwirtschaftlichen Betriebe in Russland haben ihre Tierbestände im vergangenen Jahr in sämtlichen Nutzungsrichtungen abgestockt. Wie das Moskauer Landwirtschaftsministerium mitteilte, wurden Ende November 2010 landesweit insgesamt 20,5 Millionen Rinder gehalten, was im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme um 3,3 % bedeutete. Die Zahl der Kühe verringert sich dabei um 2,1 % auf 8,8 Millionen Tiere. Für die russische Schweinehaltung wurde ein Rückgang des Bestandes um 1,2 % auf rund 18 Millionen Stück ausgewiesen. Die Herden an Schafen und Ziegen waren mit 22,4 Millionen Tieren um insgesamt 3,1 % kleiner als Ende November 2009. Die sogenannten Hauswirtschaften der Bevölkerung stellen im Rahmen der Tierhaltung nach wie vor die dominierende Betriebsform dar: So entfielen auf sie 48,2 % aller Rinder, 51,9 % sämtlicher Schafe und Ziegen sowie 34,1 % der Schweine. Der Rückgang des Schweinebestandes wird von Moskauer Marktexperten unter anderem auf die starke Verteuerung der Futtermittel im zweiten Halbjahr 2010 und auf Tierverluste wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zurückgeführt. AgE Mecklenburg-Vorpommern von bedenklicher Tierkonzentration „meilenweit“ entfernt Backhaus: Mit einem Viehbesatz von 0,37 Großvieheinheiten je Hektar liegt das Land weit unter dem Bundesdurchschnitt - Anhebung auf den mittleren Wert Deutschlands würde rund 20 000 Arbeitsplätze schaffen - Emissionen der Anlagen belasten Umwelt nicht - Jährlich 15 Millionen Euro zur Unterstützung des ökologischen Landbaus - Tietböhl gegen pauschale Verurteilung unternehmerischer Landwirte - Bürgerinitiativen demonstrieren vor dem Schweriner Landtag gegen industrielle Tierhaltungsanlagen SCHWERIN. Angesichts der immer hitziger werdenden Demonstrationen gegen industrielle Tierhaltungsanlagen hat Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till B a c k h a u s die Landwirtschaft seines Bundeslandes in Schutz genommen. Gegenüber Demonstranten verschiedener Bürgerinitiativen und Parteien, die sich am vergangenen Mittwoch vor dem Schweriner Landtag getroffen hatten, um ihrer Wut auf die Förderung landwirtschaftlicher Großbetrieben Luft zu machen, wies Backhaus auf einige Fakten der heimischen Agrarbranche hin. So liege das Land mit einem Viehbesatz von 0,37 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar weit unter dem Bundesdurchschnitt. Von einer bedenklichen Tierkonzentration sei man meilenweit entfernt und die wolle auch keiner haben, beschwichtigte der Minister. Wenn man die durchschnittliche Viehbesatzdichte des gesamten Bundesgebietes zugrunde lege, könnten in Mecklenburg-Vorpommern 2 Millionen Schweine, 1 Million Rinder und 3,1 Millionen Legehennen gehalten werden. Aktuell betrage der Schweinebesatz des Landes aber gerade mal ein Drittel des Bundesdurchschnitts. Unterstützung erhielt Backhaus vom Präsidenten des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Rainer T i e t b ö h l , der sich für eine Versachlichung der Diskussionen und gegen eine pauschale Verurteilung jedes unternehmerisch denkenden Landwirts aussprach. Wer laut schreie, habe nicht immer Recht, gab Tietböhl zu bedenken. Darüber hinaus seien Arbeitsplätze in der produzierenden Wirtschaft in dem nicht gerade damit gesegneten Land ein starkes Argument. Dass gesetzliche Rahmenbedingungen sowohl von den konventionell als auch ökologisch arbeitenden Landwirten bei Investitionsvorhaben eingehalten würden, sei dabei selbstverständlich. Allerdings könne „Museumslandwirtschaft“ auch unter globalen Gesichtspunkten nicht Mecklenburg-Vorpommerns Antwort auf die Anforderungen der Zukunft sein, stellte Tietböhl klar. Wirtschaftskraft der Branche Auch der Landwirtschaftsminister stellte die Bedeutung der Land- und Ernährungswirtschaft als eine tragende Säule der Wirtschaftskraft Mecklenburg-Vorpommerns heraus. Die Landwirte hätten in den zurückliegenden Jahren insgesamt fast 2,5 Mrd Euro in ihre Betriebe investiert. Davon seien fast zwei Drittel für den Aufbau moderner, umwelt- und artgerechter Tierhaltungssysteme verwendet worden. Wenn der Viehbesatz auf den Bundesdurchschnitt angehoben würde, könnten rund 20 000 neue Arbeitsplätze entstehen, schätzte Backhaus. Etwa 4 000 entfielen dabei direkt auf die Produktion, weitere 16 000 auf den vor- und nachgelagerten Bereich. Derzeit seien in der gesamten Landwirtschaft des Landes 22 000 Menschen beschäftigt. Angesichts der Tatsache, dass sich die Menschen in MecklenburgVorpommern nach wie vor in erster Linie Sorge um ihren Arbeitsplatz machten, sollte man dieses Argument nicht in den Wind schlagen, riet der Minister. Er verwies außerdem auf die große Bedeutung der Landwirtschaft und der Verarbeitung für die Belebung des ländlichen Raumes und wandte sich entschieden gegen eine Diffamierung der Landwirte, wie sie in dem Aufruf zur Demonstration zum Ausdruck gekommen sei. Förderung Zudem unterstrich Backhaus, dass er Tierhaltungsanlagen von mehreren 100 000 Mastplätzen ablehne und eine flächengebunden Tierhaltung, die sich an dem Maßstab von 1 GV/ha orientiere, bevorzuge. Gleichzeit widersprach er der falschen Darstellung, dass die Landesregierung solche Anlagen durch Fördermittel unterstütze. Es würden nur Anlagen einer maximalen Investitionssumme von 2 Mio Euro mit bis zu 500 000 Euro gefördert. Ab einer Investitionssumme von 3,75 Mio Euro gebe es keine Förderung mehr. Damit sei eine staatliche Unterstützung überdimensionierter Anlagen ausgeschlossen. Ferner wolle er in der nächsten Legislaturperiode über eine Anpassung des Raumentwicklungsprogramms Instrumente einführen, um riesige Tierhaltungsanlagen zumindest in besonders sensiblen Gebieten hinsichtlich der Einwohner und der touristischen Bedeutung zu verhindern, kündigte Backhaus an. Umweltfolgen und ökologischer Landbau Für die Umwelt stellten die Emissionen aus den Tierhaltungsanlagen aufgrund der geringen Viehdichte keine Belastung dar, denn die dort anfallenden Nährstoffe könnten als Wirtschaftsdünger ausgebracht werden, so Backhaus weiter. Dies werde auch regelmäßig im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz geprüft. Selbst eine Viehdichte von 1 GV/ha, wie sie im Bundesdurchschnitt existiere, sei aus Umweltsicht unproblematisch. Über die anfallende Gülle würden dem Boden lediglich jene Nährstoffe wieder zugefügt, die ihm durch die landwirtschaftliche Nutzung vorher entzogen worden seien, argumentierte der Minister. Abschließend hob er die Anstrengungen der Landesregierung hervor, die artgerechte Tierhaltung und den ökologischen Landbau verstärkt zu fördern. Mecklenburg-Vorpommern habe die Förderung von Investitionen in besonders art-und umweltgerechte Tierhaltung auf 35 % angehoben. Daneben gebe das Land jährlich 15 Mio Euro zur Unterstützung des ökologischen Landbaus aus. Im Vergleich dazu seien es in Nordrhein-Westfalen, wo auch die Grünen mit in der Verantwortung stünden, nur 10 Mio Euro. AgE DEUTSCHLAND PUBLIKATIONEN UBA-Broschüre „Umwelt und Landwirtschaft“ erschienen DESSAU. Zahlen und Fakten für eine Diskussion über den Umweltschutz in der Landwirtschaft hat das Umweltbundesamt (UBA) mit seiner Broschüre „Umwelt und Landwirtschaft“ aus der Reihe „Daten zur Umwelt“ bereitgestellt. Darin kann unter anderem nachgelesen werden, dass 2009 deutschlandweit 52 % der Bodenfläche landwirtschaftlich genutzt wurde, davon allein wiederum 60 % für die Futtermittelproduktion. Den sinkenden Anteil von Grünland führen die Experten unter anderem auf den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen, beispielsweise Raps für Diesel und Mais für Biogas, zurück. Sie warnen in diesem Zusammenhang davor, dass eine so wichtige CO2-Senke zum Schutz des Klimas wegfalle und sich die biologische Vielfalt verringere. Zur Düngung halten die Autoren zunächst fest, dass eine moderne Landwirtschaft ohne sie undenkbar sei, merken dann aber an, dass zu viele Nährstoffe auf die Felder gelangten und Böden und Gewässer überdüngt und versauert würden. Die Folge seien Algenplagen oder Sauerstoffmangel in Flüssen und Seen, aber auch der Verlust von Lebensräumen für diejenigen Tiere und Pflanzen, die zuviel Dünger nicht vertrügen. Trotz eines Rückgangs um 20 % zwischen 1991 und 2007 liege der Stickstoffüberschuss mit 105 kg/ha immer noch weit über dem von der Bundesregierung angestrebten Ziel von 80 kg/ha. Vor diesem Hinergrund fordert das Umweltbundesamt wirksame Maßnahmen zu einer effizienteren Nutzung von Stickstoff. Auch die Zielvorgabe der Bundesregierung, 20 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch zu bewirtschaften, liege mit 5,6 % im Jahr 2009 in weiter Ferne, obwohl die Binnennachfrage die heimische Produktion übersteige, monierte das UBA. Eine attraktive Umstellungsförderung wäre nach Ansicht des Umweltbundesamtes eine Möglichkeit, die Nachfrage vermehrt aus heimischer Produktion zu befriedigen. „Landwirtschaft war und ist eine der wichtigsten Nutzungen unserer Umwelt“, stellte UBA-Präsident Jochen F l a s b a r t h in dem Hinweis auf die Publikation fest. Bei der für 2013 anstehenden Agrarreform der Europäischen Union werde es darauf ankommen, die Umweltanforderungen dort zu stärken, wo sie noch nicht ausreichend seien. Das werde auch eine Neuausrichtung der Agrarförderung erfordern, die die Honorierung konkreter zusätzlicher Dienstleistungen der Landwirtschaft für Umwelt und Ökosysteme stärker in den Vordergrund stellen sollte. (www.uba.de/uba-infomedien/4056.html) AgE Ungleichverteilung der Direktzahlungen bleibt bestehen BRÜSSEL. Die Direktbeihilfen der Europäischen Union waren zwischen Betriebsgrößen auch zuletzt äußerst ungleich verteilt. Wie aus einem Bericht hervorgeht, der am vergangenen Freitag von der EU-Kommission veröffentlicht wurde, entfielen im Haushaltsjahr 2009 auf rund 80 % der Betriebe lediglich 20 % der Zahlungen. Diese Relation gilt annähernd sowohl für die Summe der alten wie der neuen Mitgliedstaaten. Allerdings erhielten in der EU-12 etwa 97 % der Beihilfeempfänger - mehr als 3 Millionen Betriebe - weniger als 5 000 Euro. Der Durchschnitt lag sogar bei lediglich 1 291 Euro. In der EU-15 mussten immerhin 71 % der Betriebe mit Direktbeihilfen von weniger als 5 000 Euro auskommen. Trotzdem lag das Mittel der Zahlungen hier oberhalb dieser Schwelle, nämlich bei 7 441 Euro pro Betrieb. Die Kommission nahm diese Daten zum Anlass, ihre Forderung nach einer Begrenzung der Beihilfen für Großbetriebe zu bekräftigen. Man habe bereits bei vielen Gelegenheiten Bedenken wegen der Verteilung der Direktzahlungen zwischen Erzeugern und Mitgliedstaaten geäußert, heißt es in dem Papier. Die Kommission verweist auf frühere fehlgeschlagene - Versuche, eine absolute Kappung im EU-Recht zu verankern und erinnert an die im Health Check eingeführte zusätzliche Modulation in Höhe von 4 % für Betriebe, die mehr als 300 000 Euro jährlich erhalten. Von 39,1 Mrd Euro, die 2009 insgesamt als Direktbeihilfen ausgezahlt wurden, flossen laut Kommission knapp 44 % an Betriebe mit Ansprüchen zwischen 20 000 Euro bis weniger als 100 000 Euro. Annähernd 16 % der Zahlungen - rund 6,3 Mrd Euro - gingen an Empfänger mit Ansprüchen von mehr als 100 000 Euro. Der zusätzlichen Modulation unterworfen waren 5,5 % der Beihilfen. Immerhin 15 % der Mittel verteilten sich auf Beträge von weniger als 5 000 Euro. In Deutschland zeigt sich erwartungsgemäß eine andere Verteilung: Hier waren die Kleinbetriebe unterrepräsentiert. Von 5,5 Mrd Euro Direktzahlungen gingen im Haushaltsjahr 2009 lediglich 5 % an Empfänger mit Ansprüchen von weniger als 5 000 Euro, stattdessen aber fast 30 % an Großbetriebe mit einem Beihilfevolumen von mehr 100 000 Euro. Lediglich Tschechien weist eine höhere Konzentration der Beihilfen im oberen Segment auf. Im EUDurchschnitt liegt dagegen das deutsche Mittelfeld: Gut 43 % der Ansprüche beliefen sich auf 20 000 Euro bis weniger als 100 000 Euro. AgE DEUTSCHLAND PUBLIKATIONEN UBA veröffentlicht Broschüre „Stickstoff - Zuviel des Guten?“ auf der IGW BERLIN. Seine neue Broschüre „Stickstoff - Zuviel des Guten?“ hat das Umweltbundesamt (UBA) auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin vorgestellt. Darin werden in den sieben Kapiteln die Stickstoffformen und -vorräte, die Bedeutung und Auswirkungen von Einträgen auf Landwirtschaft, Mensch und Umwelt, Strategien zur Minderung von Stickstoffemissionen sowie weltweite Lösungsansätze behandelt. „Die Reduktion der Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft kommt zu langsam voran“, stellte UBA-Präsident Jochen F l a s b a r t h anlässlich der Präsentation des Heftes fest. Deshalb seien weitergehende Maßnahmen erforderlich, um die damit verbundenen Umwelt- und Gesundheitsgefahren zu reduzieren. Längerfristig müsse es das Ziel sein, regionale Stoffkreisläufe zu schließen. (www.uba.de) AgE DEUTSCHLAND TIERPRODUKTION Bestandsbetreuung als Qualitätsgarant in der Tierhaltung BERLIN. Die Integration der tierärztlichen Bestandsbetreuung in den Produktionsprozess des landwirtschaftlichen Betriebes sei ein zusätzlicher Garant für die Qualität und Sicherheit tierischer Lebensmittel. Das hat der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Hans-Joachim G ö t z , bei einer Podiumsdiskussion der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) auf dem ErlebnisBauernhof der Internationalen Grünen Woche betont. Mit Blick auf Deutschland und andere EU-Staaten erinnerte er an die wichtige Rolle der Veterinärmediziner im Produktionsprozess. Für den Vorsitzenden vom Ernährungsausschuss des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Michael G o l d m a n n , ist Tierschutz gleichbedeutend mit verantwortungsvoller Nutztierhaltung und damit die ethische Grundlage für die Landwirtschaft. Der Tierschutz habe hohen politischen Stellenwert und sollte auf fachlicher Grundlage diskutiert werden. „Dieses Ziel verfolgen wir konsequent weiter“, unterstrich der FDP-Politiker. Der Milchviehhalter Georg W i l s m a n n betonte bei der Diskussion zum Thema „Komfort im Kuhstall“, nur wenn die Kuh sich wohlfühle, sei sie auch in der Lage, hohe Leistung zu bringen. „Tiergerechte Haltung ist für mich nicht nur gesetzliche und ethische Pflicht, sondern auch ein zentrales Unternehmensziel“, so Wilsmann. Nur so gewönnen Mensch und Tier. AgE DEUTSCHLAND BETRIEBSWIRTSCHAFT KTBL sieht Investitionskosten in Milchviehhaltung und Schweinemast sinken Wenn neue Technik in hoher Stückzahl gefertigt wird, fallen die Kosten für die landwirtschaftlichen Betriebe - Relativ große Schwankungen bei den Stallkosten in den vergangenen Jahrzehnten - Abluftreinigung in der Schweinemast auf Mehrkosten von 12 Euro bis 26 Euro je Mastplatz beziffert BERLIN. In der Milchviehhaltung werden die Investitionskosten pro Tierplatz in den nächsten Jahren spürbar sinken. Davon geht jedenfalls das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) in einer am vergangenen Donnerstag auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellten Prognose aus. Bis 2020 rechnet das KTBL damit, dass der Investitionsbedarf je Tierplatz im Schnitt auf 5 098 Euro sinkt, nach 6 779 Euro im vergangenen Jahr und 6 240 Euro zehn Jahre zuvor. KTBL-Präsident Prof. Thomas J u n g b l u t h erklärte diese starken Schwankungen mit technischen Entwicklungen. So führt er die spürbare Kostenzunahme im vergangenen Jahrzehnt auf die Einführung von Melkrobotern auf den Betrieben zurück. In der laufenden Dekade sollen die Investitionskosten je Tierplatz hingegen im Zuge einer Verbilligung dieser Technik stark fallen. Ähnliche Trends beobachtete das KTBL auch schon in früheren Zeiten. So führte laut den Zahlen der Darmstädter Agrarexperten in den siebziger Jahren die Umstellung auf Laufställe zu einer sprunghaften Kostensteigerung. Waren 1970 in der Milchviehhaltung noch 6 966 Euro je Tierplatz anzulegen, waren es zehn Jahre später dann mehr als 9 300 Euro. Zu bedenken ist bei diesen Zahlen, dass die Kosten für den gesamten Stall einschließlich Melktechnik und Güllelagerung einbezogen wurden. Nicht berücksichtigt sind hingegen das Futterlager für das Grobfutter und die Kosten für den Architekten. Das KTBL ermittelt die Zahlen auf Grundlage von Gebäudemodellen, die in der Milchviehhaltung auf einem guten Dutzend praktischer Beispiele beruhen. Trend zu Großbetrieben dauert an Ähnliche Entwicklungen wie in der Milchvieh- beobachtet das KTBL in der Schweinehaltung. Hier rechnen die Darmstädter Agrarstatistiker bis 2020 mit einer leichten Abnahme der Investitionskosten je Mastplatz gegenüber 2010 um 7,5 % auf 360 Euro. Eine Spitze war laut den KTBL-Zahlen 1980 mit einem Investitionsbedarf von 606 Euro erreicht worden. Innovationsschübe in der Fütterungstechnik werden hier als einer von mehreren vorübergehenden Kostentreibern gesehen. Insgesamt geht das KTBL davon aus, dass die Stückkosten für landwirtschaftliche Produkte im Zuge weiterer Effizienzgewinne nochmals sinken werden. „Die Produktionskapazitäten werden dadurch auch bei einer zurückgehenden Zahl an landwirtschaftlichen Betrieben stabil bleiben“, heißt es in der KTBL-Prognose. Abluftreinigung nicht Stand der Technik Ein anderer Faktor für Kostensteigerungen, der aber nicht bei allen Betrieben zum Tragen kommt, ist der Einbau von Abluftfiltern. In den viehstarken Regionen im Nordwesten seien rund 15 % der Mastschweineplätze mit einem Abluftfilter ausgerüstet, erläuterte das KTBL. Bei Neuanträgen seien zwei von drei Ställen mit Abluftreinigung versehen. Zertifizierte Anlagen könnten Geruchs-, Ammoniak- und Staubemissionen um bis zu 90 % mindern. Sie seien für Ställe mit Zwangslüftung entwickelt worden und fast nur für die Schweinehaltung geeignet. Derzeit dürfe diese Innovation nicht als Stand der Technik bezeichnet werden. Mehrkosten von 12 Euro bis 26 Euro je Mastplatz durch Bau und Betrieb seien bei „nur“ durchschnittlicher Wirtschaftsweise am Markt nicht zu erwirtschaften. Lediglich erfolgreich wirtschaftende Schweinebetriebe könnten mit einer Abluftreinigung vorhandene Standorte weiterentwickeln. Die derzeitigen Systeme leisteten keinen Beitrag zum Klimaschutz, so das KTBL, da die Emissionsminderung mit einem erhöhten Energieaufwand verrechnet werden müsse. AgE Investitionsbedarf in der Milchviehhaltung und Schweinemast (1970 bis 2020) Einheit Milchviehhaltun Euro/Tierplatz g Schweinemast Euro/Tierplatz Milchviehhaltun Euro/1 000 kg Milch g Schweinemast Euro/100 kg Zuwachs 1) Prognose 1970 1980 1990 2000 2010 2020 1) 6 966 9 309 6 888 6 240 6 779 5 098 473 131 606 148 591 118 437 87 389 99 360 55 23 27 25 16 14 12 AGE 4-2011 DEUTSCHLAND AGRARPOLITIK Forderung nach Abkehr von der „agrarindustriellen Tierhaltung“ BERLIN . Eine Trendwende in der „agrarindustriellen Tierhaltung“ in Ostdeutschland haben der Deutsche Bauernbund (DBB) und Neuland gefordert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz sprachen sich der Bauernbund und der Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung für eine konsequente Bindung der Tierhaltung an die Fläche, eine Unterstützung der Produktion von Futtermitteln und deren Komponentenmischung im eigenen Betrieb im Rahmen der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik sowie Bestandsobergrenzen aus. Der gemeinsame Forderungskatalog umfasst ferner eine stärkere Förderung einheimischer Eiweißträger, die rasche Entwicklung und Etablierung tiergerechter Haltungssysteme sowie die Entwicklung geeigneter Strategien und eines rechtlichen Rahmens zur Standortsteuerung großer Tierhaltungsanlagen. DBB und Neuland beklagen eine immer stärkere Konzentration der Tierhaltung in den neuen Ländern an immer weniger Standorten. Das führe zwangsläufig zu einer Abkehr von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, zu der fast ausschließlichen Verfütterung von fertigem Mischfutter, zur Trennung von Tier- und Pflanzenproduktion sowie zu einem minimalen Einsatz von Arbeitskräften. Die Abhängigkeit der Landwirtschaftbetriebe von der Futtermittelindustrie und den Verarbeitern sei sehr groß und trage zu immer schlechteren wirtschaftlichen Ergebnissen in der Landwirtschaft bei. „Die gesamte Problematik lässt sich durch aktive Einflussnahme der Politik wieder vernünftig umgestalten“, erklärten DBB-Präsident KurtHenning K l a m r o t h und Neuland-Vorsitzender Wolfgang A p e l . AgE DEUTSCHLAND PUBLIKATIONEN „Gute fachliche Praxis“ in einer Broschüre erläutert OLDENBURG. Begriffe wie „gute fachliche Praxis“, „integrierter Landbau“ oder „nachhaltige Landwirtschaft“ hat die Landwirtschaftkammer Niedersachsen in ihrer Broschüre „Leitlinien zur ordnungsgemäßen Landwirtschaft“ definiert. Diese Begriffsbestimmungen, zu denen die Kammer gesetzlich verpflichtet ist, werden oft bei der Klärung juristischer Fragen herangezogen. Mit Hilfe der Leitlinien lasse sich ermitteln, inwieweit zielgerichtete Einschränkungen in der Bewirtschaftung, beispielsweise in Wasserschutzgebieten, über die Anforderungen einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft hinausgingen und damit auszugleichen seien, erläuterte die Kammer. Außerdem sei die Einhaltung der guten fachlichen Praxis Voraussetzung, um an Förderprogrammen oder Qualitätsprogrammen teilzunehmen. Hierbei sei ein durch verbindliche Standards gegebener Rahmen hilfreich. Konkrete Fälle seien aber immer individuell zu bewerten, da regionale und betriebliche Gegebenheiten zu berücksichtigen seien, schränkte die Kammer ein. Bereits im Jahr 1991 hatten die damals noch zwei Landwirtschaftskammern Hannover und Weser-Ems Leitlinien zur ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung und Tierhaltung herausgegeben. Beide Veröffentlichungen wurden nach Überarbeitung in der neuen Broschüre zusammengefasst. (Telefon 0441/801-781, www.lwk-niedersachsen.de) AgE EUROPÄISCHE UNION SCHWEINEFLEISCH Europäische Schweinebranche in Turbulenzen COPA/COGECA warnen vor dem Zusammenbruch der Märkte - Öffnung der privaten Lagerhaltung gefordert - FEFAC: Getreidezölle sollen ausgesetzt werden - Frankreich beschuldigt deutsche Schlachtbetriebe des Lohndumpings - Russland macht wegen Dioxin die Grenzen dicht - De-Facto-Importverbot Ungarns erregt Unmut der EU-Kommission BRÜSSEL. Angesichts zunehmender Marktprobleme wird der Ton im europäischen Schweinesektor schriller. Vergangene Woche gab es mehrere, nicht unmittelbar miteinander verbundene Entwicklungen, die zeigen, wie angespannt alle Beteiligten sind. Die EUAusschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) warnten am vergangenen Freitag vor einem totalen Zusammenbruch der Schweinefleischmärkte in Europa. Sie fordern Sofortmaßnahmen, namentlich die Gewährung von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung. Der EU-Dachverband der Mischfutterhersteller (FEFAC) rief die EU-Agrarminister im Vorfeld ihres Treffens an diesem Montag auf, die Importzölle für sämtliche Getreidearten auszusetzen und damit zur Kostensenkung beizutragen. Unterdessen wirft Frankreichs Vereinigung der Fleischindustrie und des Handels (SNIV-SNCP) den deutschen Schlachtbetrieben unlauteren Wettbewerb vor. Sie legte vergangene Woche in Brüssel formell Beschwerde ein. Der Vorwurf lautet „Sozialdumping“: Nach Ansicht der Franzosen greifen ihre deutschen Kollegen systematisch und illegal auf Billigarbeitskräfte aus Mittel- und Osteuropa zurück und untergraben damit die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in anderen EU-Ländern. Der deutsche Markt geriet darüber hinaus durch den Dioxinskandal weiter unter Druck: Russland kündigte an, die Importkontrollen für deutsches Schweinefleisch zu verschärfen. Bereits zuvor hatte Ungarn ein De-Facto-Einfuhrverbot angeordnet. Unangemessene Maßnahme Nach Auskunft des Bundeslandwirtschaftsministerium verlangte Moskau zuletzt, dass die deutschen Behörden die Kontrollen der für den russichen Markt bestimmten Schweinefleischprodukte verschärfen und vorerst keine Veterinärbescheinigungen für Tiere ausstellen, die auf einem wegen Dioxinverdacht gesperrten Betrieb gehalten wurden. Ungarn wiederum ordnete vergangene Woche die Untersuchung sämtlicher Schweinefleischlieferungen aus Deutschland an, was einem kompletten Importstopp gleichkommt. Die Europäische Kommission reagierte auf den Vorstoß aus Budapest gereizt: In einem Schreiben an die ungarische Regierung bezeichnet die Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher die Kontrollen als unangemessen. Besonders sauer stieß offenbar auf, dass Budapest eine solche Maßnahme ausgerecht als EU-Ratspräsidentschaft in die Wege leitet, ohne dass eine konkrete Gesundheitsgefahr bestünde und noch dazu wenige Tage, bevor das Thema ohnehin auf dem Agrarministerrat diskutiert wird. Dem EU-Ratsvorsitz kommt traditionell eine vermittelnde Rolle zu. Verstoß gegen Gemeinschaftsrecht In der Kampfansage an die deutsche Fleischwirtschaft stützen SNIV-SNCP ihre Argumentation auf das Gesetz zur Regelung der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung. Darin werde festgeschrieben, dass Saisonarbeitern die gleiche Behandlung wie Festangestellten zustehe. Das betreffe auch den Lohn. Die deutschen Behörden sorgten jedoch nicht dafür, dass dieses Gesetz wirksam umgesetzt werde. Damit werde gegen Gemeinschaftsrecht verstoßen. Nach Angaben von SNIV-SNCP sind die Saisonarbeiter aus Ländern wie Polen, Ungarn und Rumänien formell für Firmen in ihren eigenen Ländern angestellt und werden für eine bestimmte Zeit nach Deutschland geschickt. Tatsächlich handle es sich dabei jedoch um eine permanente Einrichtung: Die Arbeiter seien fester Bestandteil der Organisationsstruktur in den Schlachtbetrieben. Sie erhielten einen Stundenlohn von lediglich 3 Euro bis 7 Euro. Die nach deutschem Recht angestellten festen Mitarbeiter würden dagegen mit 9 Euro bis 15 Euro pro Stunde entlohnt. SNIV-SNCP schätzt, dass die deutschen Betriebe durch diese Praxis gegenüber der französischen Konkurrenz Kostenvorteile in Höhe von 5 Cent bis 10 Cent pro Kilogramm Fleisch herausschlagen könnten. Lagebesprechung im April Die Europäische Kommission will von konkreten Eingriffen am Schweinemarkt bislang nichts wissen: Im Sonderausschuss Landwirtschaft (SAL) argumentierte sie am Montag vergangener Woche, die Wirkung der Einlagerung von Schweinfleisch werde aufgrund des immer noch relativ hohen Marktpreisniveaus teilweise verpuffen. Auch Exporterstattungen könnten nicht weiterhelfen, da die EU auf einem schwierigen Weltmarkt noch immer wettbewerbsfähig sei. Sie kündigte an, im April ein Treffen mit Branchenvertretern und Experten der nationalen Ministerien zu organisieren. Gleichzeitig stellte sie klar, dass es sich bei der Plattform nicht um eine Hochrangige Gruppe handelt, wie sie zuletzt für den Milchsektor eingerichtet wurde. EU-Agrarkommissar Dr. Dacian C i o l o ş hatte bereits im Dezember davor gewarnt, bei Schweinehaltern falsche Hoffnungen zu wecken. Im SAL wurde eingeräumt, dass sich die Situation am Schweinefleischmarkt während der vergangenen Wochen zusätzlich verschlechtert habe, angeschürt durch weitere Getreidepreissteigerungen und den Dioxinskandal in Deutschland. Wie bereits berichtet, gerieten in der Bundesrepublik Mitte Januar sowohl der Kassa- als auch der Terminmarkt für Schlachtschweine unter massiven Druck (AGRA-EUROPE 03/11, MARKT+MEINUNG 11). Beihilfen jetzt COPA-/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n rief die Kommission zu sofortigem Handeln auf. Nach Einschätzung der Branchenvertreter befand sich der Schweinesektor in den vergangenen Jahren im permanenten Krisenzustand, teilweise infolge von Produktionskostensteigerungen. Insbesondere 2007 und 2008 hätten die Erzeuger schwere Verluste hinnehmen müssen. Eine leichte Verbesserung der Situation 2009 und in der ersten Hälfte von 2010 habe aber nicht ausgereicht, um die Ausfälle auszugleichen und wieder liquide zu werden. Ferner spreche auf weltweiter Ebene viel dafür, dass die Futtermittelkosten in naher Zukunft nicht zurückgehen würden. „Das gibt Anlass zu ganz besonderer Sorge“, so die Branchenvertreter. Länderabhängig liege der Anteil der Futtermittelkosten an den Produktionskosten nämlich zwischen 55 % und 65 %. Die Dioxinkrise trage ihren Teil zum Problem bei. COPA und COGECA befürchten, die Schweinehalter müssten angesichts des üblichen saisonalen Absinkens der Erzeugerpreise weitere Verluste hinnehmen. Getreidepreise auf historischem Niveau FEFAC-Präsident Patrick V a n d e n A v e n n e schloss sich der Forderung nach der Auszahlung von Beihilfen für die private Lagerhaltung von Schweinefleisch an. Er bezeichnete die aktuelle Lage in der EU-Nutztierhaltung insgesamt als besorgniserregend, der Schweinesektor stehe sogar kurz vor dem Kollaps. Ein wichtiger Grund liege in den gestiegenen Kosten für Futtergetreide. Die Preise hätten aufgrund eines globalen Nachfrageschubs mittlerweile das Niveau von 2007/08 wieder erreicht. Auch Vanden Avenne sieht eine zusätzliche Verschärfung durch den deutschen Dioxinskandal herbeigeführt, vor allem durch den dadurch bedingten Rückgang des Fleischverbrauchs. Der Kostendruck dürfte weiter steigen, denn Marktexperten erwarteten eine angespannte Versorgungslage mit Getreide bis zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres. AgE EU/WELT ERNÄHRUNGSFRAGEN Neue Wege zur Beseitigung des Welthungers Industrieländer sollen gezielter im Agrarbereich Hilfe leisten - Selbstversorgung der Bevölkerung in armen Ländern verbessern - Einfache Lösungen gefordert - Regionale Erzeugung stärken - Ernte besser schützen - Interesse für die Landwirtschaft wecken - Afrikas Problem ist der Bodenzustand - Bäume und Sträucher könnten die Fruchtbarkeit verbessern und das Klima schützen - Jahresbericht des Worldwatch Institute erschienen NEW YORK. Die EU und andere Industrienationen sollen ihre Entwicklungshilfe für Investitionen im Agrarbereich aufstocken. Diese Forderung hat das US-amerikanische Worldwatch Institute bekräftigt. Im Jahr 2008 seien 1,7 Mrd $ (1,3 Mrd Euro) an offizieller Entwicklungshilfe gezielt zur Förderung der afrikanischen Landwirtschaft geflossen - zu wenig, findet das Institut. In seinem aktuellen Jahresbericht „Innovationen zur Ernährung des Planeten“ werden insgesamt 15 Empfehlungen gegeben, um den Kampf gegen den Welthunger voranzubringen. Unterstrichen wird insbesondere die Notwendigkeit zur Auffindung einfacher Lösungen vor Ort. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsländer zahlten 2008 nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 49 Mrd Euro oder 0,4 % des gemeinsamen Bruttosozialprodukts (BSP) als Entwicklungshilfe. Für 2010 wurden 0,56 % des BSP angepeilt, für 2015 sind es 0,7 %. Lagerung von Überschüssen verbessern Die Entwicklungsexperten von Worldwatch rufen dazu auf, dem Hungerproblem durch die Verbesserung der Selbstversorgung zu begegnen. Den Autoren geht es weniger darum, per se mehr zu produzieren, sondern nach Möglichkeit die regionale Erzeugung - auch in Ballungsgebieten - zu stärken und vorhandene Nahrungsmittel besser zu nutzen. Beispielsweise wird darauf verwiesen, dass in manchen armen Ländern regelmäßig ein Viertel bis die Hälfte der Ernte verderbe, weil keine geeigneten Lagermöglichkeiten vorhanden seien. Hier könnten günstige Lösungen wie die Bereitstellung von Plastiktüten oder der Ausbau von Getreidespeichern bereits eine enorme Verbesserung darstellen. Ferner solle schon bei den Kindern der Landbevölkerung das Interesse für die Landwirtschaft geweckt werden, um eine weitere Abwanderung in die Städte zu verhindern. Die Forscher rufen zur Dezentralisierung des Anbaus von Feldfrüchten und insbesondere auch von Gemüse auf. Die Fixierung auf die Sortenneuzüchtung für wenige Getreidearten ist Worldwatch zu kurz gegriffen. Die wirklich wichtigen Investitionen müssten in den Bereichen Boden und Wasser vorgenommen werden. Fruchtbarkeit erhöhen Die Verschlechterung des Bodenzustands in Afrika wird von Worldwatch als ein besonders kritischer Punkt in den Fokus gerückt. Dadurch drohe eine Hungersnot, die den gesamten Kontinent betreffen könnte, warnen die Forscher. Als treibende Faktoren werden die geringe Verfügbarkeit von Mist als Wirtschaftsdünger, Beschränkungen der landwirtschaftlichen Fläche, Preiserhöhungen für Mineraldünger und die Unwägbarkeiten des Klimawandels genannt. Um die Fruchtbarkeit zu erhöhen, sollen Bauern ermutigt werden, Bäume, Sträucher und Zwischenfrüchte anzupflanzen. Dieser Aufbau von Biomasse trägt nach Ansicht von Worldwatch nicht nur zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, sondern auch zur Bindung von Kohlendioxyd aus der Atmosphäre bei: Die Rede ist von einem Fixierungspotential von bis zu 50 Mrd t über die nächsten 50 Jahre hinweg. (http://www.worldwatch.org/) AgE Umrechnungskurs: 1 $ = 0,7518 Euro AGE 3-2011 RUSSLAND GEFLÜGELMARKT Geflügelproduktion Russlands auf gutem Weg Branche denkt schon an Exporte - Aktuell machen den Betrieben allerdings die hohen Futtermittelkosten zu schaffen - Forderung nach staatlichen Beihilfen zum Ausgleich der Mehrbelastungen - Rosptizeprom rechnet mit einem Anstieg der Geflügelfleischerzeugung in diesem Jahr um 300 000 Tonnen MOSKAU. Die Nationale Fleischassoziation Russlands sieht die heimische Geflügelproduktion trotz des jüngsten Anstiegs der Futterkosten auf einem guten Weg. Zwar könne das derzeitige Aufkommen an Geflügelfleisch die Binnennachfrage in Höhe von rund 3,5 Mio t noch nicht voll decken, doch die Branche spiele schon jetzt mit dem ehrgeizigen Gedanken, ihre Ware auch zu exportieren, erklärte der Exekutivdirektor des Verbandes, Sergej J u s c h i n , in einem Interview. Nach Juschins Schätzung wurden im vergangenen Jahr in Russland insgesamt 2,9 Mio t Geflügelfleisch produziert; gemessen am Produktionsniveau des Jahres 2005 wäre das ein Zuwachs von 109 %. Nach einer Prognose des Geflügelproduzentenverbandes (Rosptizeprom) dürfte die Geflügelfleischproduktion in Russland in diesem Jahr wie schon 2010 um etwa 300 000 t steigen. Allerdings appellierte der Verband an die Regierung, Beihilfen für seine Mitgliedsbetriebe zu gewähren. RosptizepromGeschäftsführerin Galina B o b y l e w a begründete diese Forderung mit dem deutlichen Anstieg der Futtermittelkosten. Die Preise für Futtergetreide und Ölschrote und andere Mischfutterkomponenten haben sich laut Bobylewa gegenüber dem Niveau von 2009 mehr als verdoppelt. Darunter litten die Betriebe sehr. Pleitebetrieb war ein „Ausnahmefall“ Juschin hob hervor, dass die Einzelhandelspreise für heimisches Geflügelfleisch über das gesamte Jahr 2010 hinweg stabil geblieben seien. Deshalb werde Geflügelfleisch für immer mehr russische Verbraucher erschwinglich. Mit Blick auf die Tötung von mehr als 1 Million Hähnchen in einem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Mastunternehmen rief Juschin die Branche zu mehr wirtschaftlicher Selbstkontrolle auf. Nach seinen Worten handelt es sich bei dem Vorgehen aber um einen Ausnahmefall. Der Leiter des Betriebes in der südwestlichen Provinz Kursk hatte die Vernichtung der Tiere damit begründet, dass er angesichts leerer Kassen nicht in der Lage gewesen sei, Futtermittel zu kaufen. Zuvor habe er vergeblich versucht, einen Kredit bei der staatlichen Landwirtschaftsbank aufzunehmen. Der Vorfall hatte in Russland eine breite gesellschaftliche Resonanz ausgelöst. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft gegen den Betriebsleiter ein Verfahren wegen Tierquälerei eingeleitet. AgE EU/WELT EU könnte abhängiger von Fleischimporten werden Europäische Kommission legt Agrarmarktausblick bis 2020 vor - Anstieg der Fleischimporte um 14 Prozent möglich - Ausfuhren könnten um 23 Prozent schrumpfen - Feste Preise auch für Getreide, Ölsaaten und Milchprodukte erwartet - Berechnungen sind relevant für die Vorschläge zur Zukunft der Agrarpolitik - COPA und COGECA machen hohe Auflagen für Verschlechterung der Handelsposition verantwortlich BRÜSSEL. Die Handelsbilanz Europas im Fleischbereich dürfte sich in den kommenden zehn Jahren verschlechtern - auch ohne weitere Freihandelsabkommen mit Südamerika. Zu dieser Einschätzung gelangt die Europäische Kommission in einer aktuellen Prognose über die Entwicklung der wichtigsten Agrarmärkte bis 2020. Gegenüber 2009 sollen die Fleischimporte aus Drittstaaten insgesamt um 14 % steigen, während die Ausfuhren gleichzeitig um 23 % schrumpfen. Das würde dazu führen, dass der Handelsüberschuss 2020 netto lediglich noch 200 000 t betragen würde - 2009 waren es noch rund 1 Mio t. Ein Teil der prognostizierten Exporteinbußen kann darauf zurückgeführt werden, dass von einer kontinuierlichen Aufwertung des Euro ausgegangen wird: Das würde EU-Exporte am Weltmarkt verteuern und Importe verbilligen. Ansonsten wurde in den Schätzungen davon ausgegangen, dass alles beim alten bleibt: Die agrarpolitischen Maßnahmen funktionieren auf dem Stand des Health Check, die Beihilfen an die neuen Mitgliedstaaten werden wie vorgesehen angepasst, der Welthandel orientiert sich weiter am Ergebnis der Uruguay-Runde. Kommissionsexperten warnten anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse vor einer weiteren Zunahme der Preisvolatilität. Die Agrarmärkte seien zunehmend an die Entwicklung anderer Rohstoffe wie Metalle, Mineralien und Energie gekoppelt. Auch der wachsende Einfluss großer Finanzinvestoren spiele eine Rolle. Grundlage der Folgenabschätzung Die Zahlen sind Bestandteil des jährlichen Marktausblicks der Kommission. Die diesmal erfolgten Berechnungen sind jedoch besonders wichtig, weil sie die Grundlage der Szenarien für die Folgenabschätzung der Agrarreform nach 2013 bilden. Bekanntlich will EUAgrarkommissar Dr. Dacian C i o l o ş konkrete Vorschläge noch vor der Sommerpause veröffentlichen. Die Ökonomen in der Generaldirektion Landwirtschaft werden in den kommenden Monaten damit beschäftigt sein, die Schräubchen zu verstellen und gemäß den Ideen aus der Mitteilung vom vergangenen November ein „Was-wäre-wenn-Spiel“ durchzuführen. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) nahmen das Erscheinen der Studie zum Anlass, um ihre Forderungen nach mehr Auflagen für Importe aus Drittländern zu bekräftigen. Preisniveau hoch Insgesamt werden im Zeitraum 2009 bis 2020 wegen eines knappen Angebots bei vielen Produkten durchweg relativ hohe Preise erwartet. Unterstützt wird die Entwicklung nach Ansicht der Kommissionsexperten vom Wachstum der Weltbevölkerung, dem Ausbau des Biokraftstoffsektors und der langfristigen Abnahme der Produktivitätszuwächse in der Landwirtschaft. Aus den Prognosen ermitteln die Ökonomen, dass das landwirtschaftliche Einkommen pro Arbeitskraft 2020 das Durchschnittsniveau der Jahre 2005 bis 2009 um ein AGRARPOLITIK Fünftel übertreffen dürfte. Das käme allerdings hauptsächlich durch eine Erhöhung des Einkommens um 45 % in den neuen Mitgliedstaaten zustande. In der EU-15 würde der Durchschnittserlös um lediglich 10 % steigen, wenn auch auf deutlich höherem Niveau. Mehr Schwein und Geflügel Gemäß den Kommissionsschätzungen würde es im Fleischbereich allein bei Schwein bis 2020 eine positiven Handelsbilanz geben, obwohl auch hier ein Rückgang der Exporte veranschlagt wird. Der Sektor profitiert in diesem Szenario jedoch von verschwindend geringen Einfuhren aus dem Rest der Welt. Die Produktion dürfte nach dem spürbaren Anstieg der Kosten für Betriebsmittel 2007/08 erst ab 2012 wieder zulegen. Bis 2020 soll das Schweinefleischaufkommen gegenüber 2009 um 7 % auf 23,7 Mio t steigen, während die Verbraucher gleichzeitig 22,3 Mio t oder rund 8 % mehr nachfragen würden. Ab 2015/16 dürfte die EU mehr Geflügelfleisch importieren als exportieren. Grund ist ein Anstieg der Verbrauchernachfrage um annähernd ein Zehntel, die von der um 7 % wachsenden Produktion nicht vollständig gedeckt werden kann. Am Ende des Betrachtungszeitraums stünde der EU-Nachfrage von 12,7 Mio t Geflügelfleisch eine heimische Erzeugung von 12,5 Mio t gegenüber. Die Exporte sollen den Kommissionszahlen zufolge um 22 % auf 0,7 Mio t einbrechen, die Einfuhren um 8 % auf 0,9 Mio t klettern. Rindfleisch immer häufiger aus Drittländern Im Gegensatz zu Schweine- und Geflügelfleisch soll der Verbrauch von Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch weiter abnehmen. Die Nachfrage nach Rind dürfte bis 2020 EU-weit um 4 % auf 7,9 Mio t sinken, die Produktion um 7 % auf 7,4 Mio t. Die Lücke würde durch Importe aufgefangen: Sie sollen im Berichtszeitraum um 45 % auf gut 0,6 Mio t klettern. Gleichzeitig würden die Exporte um 37 % auf weniger als 0,1 Mio t schrumpfen. Der Außenhandel mit Schaf- und Ziegenfleisch bliebe bei einer deutlichen Nettoimportsituation auf niedrigem Niveau konstant. Die Nachfrage könnte laut Kommission um mehr als 11 % auf rund 1,0 Mio t sinken. Parallel dazu würde die Erzeugung um ebenfalls 11 % auf knapp 0,8 Mio t fallen. Auf Mehrwert setzen Die Milchanlieferungen sollen sich den Kommissionsschätzungen zufolge zwischen 2009 und 2020 um knapp 5 % auf rund 140 Mio t erhöhen. Damit bliebe die Molkereiproduktion noch immer um rund 10 Mio t unter der finalen Milchquote im Wirtschaftsjahr 2014/15. Gleichzeitig dürften die Herden EU-weit um fast 7 % auf etwa 22 Millionen Tiere verkleinert werden. Die europäische Durchschnittskuh soll es dann auf annähernd 7 000 kg Milch pro Jahr bringen. Chancen sieht die Kommission vor allem in der Produktion von Erzeugnissen mit hoher Wertschöpfung wie Frischprodukte und Käse - auch im Export. Während der Buttermarkt aufgrund einer festen Binnennachfrage als mittelfristig stabil betrachtet wird, drohen den Herstellern von Voll- und Magermilchpulver weitere Verluste von Weltmarktanteilen. Getreide knapp Die mittelfristigen Aussichten am EU-Getreidemarkt hält die Kommission für „relativ positiv“. Während die gesamte Anbaufläche von 2009 bis 2020 marginal sinken soll, wird mit einer moderaten Erhöhung der Erträge um durchschnittlich 0,5 % pro Jahr gerechnet. Dadurch könnte die Gesamtproduktion um rund 20 Mio t auf 310 Mio t aufgestockt werden. Der EUVerbrauch von Getreide dürfte auf mehr als 300 Mio t zunehmen. Diese Entwicklung wird hauptsächlich auf den Ausbau der Bioethanolerzeugung zurückgeführt: Allein dafür sollen 2020 etwa 26 Mio t Getreide verwendet werden. Es wird erwartet, dass die Vorräte über das gesamte Jahrzehnt hinweg knapp bleiben und damit für hohe Preise sorgen werden. Die EUÖlsaatenproduktion soll gegenüber 2009 um gut 3 Mio t auf 33 Mio t steigen. Zur Deckung des Bedarfs in Höhe von 50 Mio t am Ende der Periode - hauptsächlich ausgelöst durch die Ausdehnung der Biodieselproduktion - werden weitgehend konstante Importe in Höhe von etwa 17 Mio t jährlich veranschlagt. Kosten eindämmen COPA-/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n zeigte sich überzeugt, dass die prognostizierten Verluste von Marktanteilen bei Fleisch teilweise auf kostenverursachende EU-Vorschriften zurückzuführen seien. Er warf Erzeugern im lateinamerikanischen Mercosur-Handelsblock vor, Wachstumsförderer zu verwenden, die in der EU nicht genutzt würden. Ferner gebe es dort nur eine unzureichende Rückverfolgbarkeit der Tiere. Die EUAgrarerzeugung bleibe in allen Bereichen unterhalb ihrer Möglichkeiten, weil durch hohe Produktionskosten weiter die Rentabilität der Betriebe beschnitten werde. „Das ist nicht akzeptabel“, kritisierte Pesonen. Er wies auf die Bedeutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber im ländlichen Raum hin und bedauerte, dass die Beschäftigung zwischen 2000 und 2009 um ein Viertel zurückgegangen sei. Der Finne forderte eine stärkere Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rolle des Sektors in der EU-Agrarpolitik. Das EUAgrarbudget und die Höhe der Direktzahlungen müssten in der anstehenden Reform mindestens erhalten werden. AgE EUROPÄISCHE UNION Tiertransporte: Begleitumstände oft wichtiger als die reine Fahrzeit EFSA pocht auf Fitness der Tiere und die Ausstattung der Fahrzeuge - Schweine vor dem Verladen nicht mehr füttern - Stehen und Liegen muss möglich sein - Menschliche Zuwendung für Rinder - Geflügeltransporte so kurz wie möglich halten und die Temperatur beachten - Schafe vergleichsweise robust - Ziegen nicht aus der eigenen Herde trennen Einzelabteile für Pferde - Kommission will im Herbst einen umfassenden Bericht vorlegen Tierschützer entsetzt PARMA. Eine optimale Transportzeit für Schweine gibt es nicht. Zu diesem Schluss kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einem Gutachten über den Schutz von Nutztieren während des Transports. Nach der Auswertung einschlägiger, seit 2003 erschienener Studien hält die EFSA die den Schweinen zugemutete Reisedauer für keinen Risikofaktor auf das Wohlbefinden an sich. Wichtiger sind danach die Begleitumstände: Geachtet werden sollte beispielsweise auf die allgemeine Fitness der Tiere, auf die Fahrzeugausstattung, den Fahrstil, die Besatzdichte, die Witterung und die Belüftung. Ferner sollten Schweine vor dem Verladen ausreichend getränkt, aber nicht mehr gefüttert werden. Das EFSA-Gutachten dürfte in einen Bericht der Europäischen Kommission zur Lage der Tiertransporte einfließen, der für Oktober 2011 erwartet wird. EU-Gesundheitskommissar John D a l l i will nichts überstürzen und grenzt sich bei diesem Thema klar von seiner Vorgängerin Androulla V a s s i l i o u ab, die gerne bereits 2009 einen konkreten Rechtsvorschlag präsentiert hätte. Den damals kursierenden Entwürfen zufolge sollte die Transportzeit für Schlachttiere auf neun Stunden begrenzt werden. Das Papier kam jedoch wegen kommissionsinterner Widerstände über das Versuchsstadium nicht hinaus. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte den jetzt erschienenen EFSA-Bericht scharf. Genügend Platz für Schweine Die EFSA-Experten empfehlen, Schweine ihr Leben lang in derselben Gruppe zu belassen und beim Transport maximal sechs Tiere auf einmal zu verladen. Dadurch würden die Tiere nachweislich weniger gestresst. Insbesondere auf langen Strecken mit einer Reisedauer von mehr als acht Stunden solle darauf geachtet werden, dass die Schweine ausreichend Platz hätten, um sowohl liegen als auch stehen zu können. Das Dach sollte sich deutlich über den TIERSCHUTZ Köpfen stehender Tiere befinden. Der verfügbare Raum hat laut EFSA klare Auswirkungen auf Verluste während des Transports. Die Versorgung mit Wasser während der Fahrt halten die Fachleute für nicht notwendig, wohl aber während der Pausen. Rinder wiederum sollten während ihrer Haltung und insbesondere unmittelbar vor dem Transport menschliche Zuwendung erfahren. Die EFSA verspricht sich davon die Begrenzung möglicher Abwehrreaktionen auf ein Minimum. Darüber hinaus hält die Behörde die ausreichende Belüftung der Fahrzeuge und die Verringerung von Hitzestress allgemein besonders wichtig. Auf Reisen von mehr als acht Stunden sollten Rinder während der Fahrtpausen unbedingt getränkt werden; nach 29 Stunden sollte für einen vollen Tag gerastet werden, einschließlich Fütterung und Tränkung. Temperatur von Geflügel überwachen Auch das Wohlergehen von Geflügel ist laut EFSA stark an eine angemessene Temperatur geknüpft; für Masthähnchen wird ein Fenster von 5 °C bis 25 °C genannt. Die Dauer von Geflügeltransporten sollte so kurz wie möglich gehalten werden und angepasst an die Witterung erfolgen. Als Ausstattung der Fahrzeuge empfiehlt die EFSA für Reisen von mehr als vier Stunden die Möglichkeit zur Regulierung von Temperatur und Feuchtigkeit sowie eine automatische Überwachung der Vorgaben, einschließlich eines Alarmsystems für den Fahrer. Gesunde erwachsene Schafe sind nach Einschätzung der EFSA unter guten Bedingungen vergleichsweise widerstandsfähig gegenüber langen Reisezeiten; auf Futter und Wasser könnten sie bis zu 48 Stunden verzichten. Gewarnt wird allerdings vor einer möglichen Dehydrierung durch Hitzestress, der die Tiere gleichzeitig anfälliger gegen andere negative Einflüsse mache. Während der Fahrt sollten abruptes Beschleunigen und Abbremsen vermieden werden. Schlachtpferde oft verletzt Hinsichtlich Ziegen wird von einer Durchmischung der Herdentiere abgeraten, um die bekannte Hierarchie aufrechtzuerhalten. Pferde sollten nach Auffassung von EFSA aufgrund unberechenbarer Aggressivität grundsätzlich in Einzelabteilen transportiert werden, abgesehen von Stuten mit ihren Fohlen. Wie sich ein Transport auf ein Pferd auswirke, sei in hohem Maße von früheren Erfahrungen des Tieres und seinem Gesundheitszustand vor Reisebeginn abhängig, betont die EFSA. Studien belegten, dass Pferde auf dem Weg zum Schlachthof vor Transportbeginn oft in einem schlechten Zustand seien und relativ häufig Verletzungen aufwiesen. Reisen von mehr als zwölf Stunden auf der Straße könnten bei Pferden zu akuten Atemwegserkrankungen führen. EFSA verschließt die Augen Der Deutsche Tierschutzbund zeigt sich von dem EFSA-Gutachten entsetzt. Die Behörde verschweige bekannte Fakten. Als Beispiele werden Transportzeiten für Rinder von mehrmals bis zu 29 Stunden nacheinander, die Leiden von Pferden und Schweinen, überhöhte Ladedichten und extreme Temperaturen angeführt. „Wir appellieren an den zuständigen EUKommissar Dalli, den Bericht nicht als Alibi fürs Nichthandeln vorzuschieben“, betonte Verbandspräsident Wolfgang A p e l . Die geltende EU-Transportverordnung müsse dringend novelliert werden, „und zwar nicht aufgrund irgendwelcher Pseudo-Erkenntnisse lobbytreuer EU-Bürokraten, sondern auf Grundlage der katastrophalen Situation auf den Strassen“. Jährlich würden innerhalb Europas und über die Grenzen hinweg mehr als 360 Millionen Tiere transportiert, Geflügel nicht einmal eingerechnet. Apel: „Vielfach werden die Tiere über Tage hinweg durch die Welt gekarrt, anstatt vor Ort geschlachtet zu werden - nur damit die Industrie ein paar Cent mehr Profit pro Schlachttier einstreicht.“ AgE Millionenbetrag für Schweinefleischwerbung im Gespräch BERLIN. In der Schweinefleischbranche gibt es Strömungen, für eine verstärkte Branchenkommunikation einiges an Geld in die Hand zu nehmen. Wie aus einem Schreiben der Westfleisch hervorgeht, stellt der größte genossenschaftliche Fleischverarbeiter in Aussicht, ab der zweiten Jahreshälfte pro Schwein einen Betrag von 20 Cent einzubehalten, um damit eine solche Branchenkommunikation zu finanzieren. Angesprochen werden dabei auch Exportförderung und eine vom Berufsstand geforderte „Blackbox“. Mit mehr als 6 Millionen Schweineschlachtungen hatte die Westfleisch 2009 einen Marktanteil von mehr als 11 % und war damit in der Rangskala der Verarbeiter die Nummer drei. Auf dieser Grundlage könnte allein durch den Beitrag des größten genossenschaftlichen Verarbeiters ein Betrag von mehr als 1 Mio Euro zusammenkommen. Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit betont man auch bei der Nummer zwei auf dem deutschen Schlachtschweinemarkt, dem Konzern Vion. Dem Gedanken einer verstärkten Branchenkommunikation verschließe man sich nicht, so der Direktor Landwirtschaft von Vion in Deutschland, Dr. Heinz S c h w e e r . Gleichzeitig unterstrich er, dass Vereinbarungen schon aus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich seien. Konkrete Zusagen könne man nicht geben. Ende vergangenen Jahres hatte der Verein „Wir erzeugen Fleisch“ mit der Webseite www.fleischexperten.de seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, Medien und Verbrauchern ein realistisches Bild der Erzeugung von Fleisch und Fleischwaren zu verschaffen. Gründungsmitglieder bei „Wir erzeugen Fleisch“ sind unter anderem der Deutsche Bauernverband (DBV), der Verband der Fleischwirtschaft (VdF) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). AgE AGE ½ - 2011 DEUTSCHLAND/EU 35-Cent-Abzug je Schlachtschwein umstritten Vorkostenanhebung bei den Schlachtbetrieben wegen geänderter Schnittführung - Rechtliche Einwände geltend gemacht - Greshake: Entsorgungskosten dieser Art haben nichts mit Vorkosten zu tun BERLIN. Die von vielen Schlachtunternehmen seit 1. Januar in Rechnung gestellte „Korrektur Kopfgewicht“ in Höhe von 0,35 Euro je Schwein stößt bei zahlreichen Schweinemästern auf Kritik. So macht der Geschäftsführende Vorstand der Erzeugergemeinschaft Rheinland, Dr. Frank G r e s h a k e , in einer Reaktion auf dieses Vorgehen der Verarbeiter fachliche wie auch rechtliche Bedenken geltend. Bislang habe zwischen den Organisationen der Schweineproduktion - dem Berufsstand, dem Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) sowie der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften - Einigkeit bestanden, das Vorkosten-Wirrwarr möglichst zu begrenzen, erklärte Greshake. Dass die Schlachtunternehmen nun vorab die „Korrektur Kopfgewicht“ auf den Schlachtviehabrechnungen ausweisen und einbehalten, stößt bei ihm daher auf Unverständnis. Entsorgungskosten dieser Art hätten nichts mit Vorkosten zu tun. Der Eigentumsübergang finde an der Waage statt. Was nachher wie verwendet oder entsorgt werde, sei Angelegenheit der Schlachtbetriebe. Hintergrund des Problems ist die seit Jahresbeginn aufgrund von EU-Vorgaben vorgeschriebene Schnittführung, nach der Augen, Augenlider und Ohrmuscheln zum Schlachtgewicht gehören, andererseits aber nicht als verzehrsfähig gelten. Stark variierende Ausschlachtung Nicht einverstanden ist Greshake in Sachen „Korrektur Kopfgewicht“ mit dem Vorgehen des Deutschen Bauernverbandes (DBV), der den Betrag von 35 Cent je Schwein vorgeschlagen habe. Wie der jüngste Vermarktungswegevergleich der Interessengemeinschaft der FLEISCH Schweinehalter Deutschlands (ISN) zeige, variiere die Ausschlachtung zwischen einzelnen Schlachtbetrieben um bis zu 1,7 %. Diese Unterschiede seien im Grunde ein Dokument des Versagens der neutralen Klassifizierung wie der Aufsichtsbehörden, so der Geschäftsführende Vorstand der Erzeugergemeinschaft Rheinland. Der Vorschlag des DBV gehe aber davon aus, dass es identische Schnittführungen an den Schlachtbetrieben gebe. Der Bauernverband plädiert dafür, den Mehraufwand der Schlachthöfe zeitlich begrenzt durch einen entsprechenden Abzug auf den Schlachtabrechnungen transparent auszuweisen. Aus DBVSicht ist die Neuauslegung der Rechtsvorschriften zur Schnittführung nicht nachvollziehbar; wenn sie von Gesetzes wegen aber notwendig sei, dann sollten alle damit zusammenhängenden Vorgänge transparent und nachvollziehbar behandelt werden, argumentiert der Verband (AGRA-EUROPE 52/10, LÄNDERBERICHTE 19). Große Vorkostenunterschiede Der Festlegung eines konkreten Betrags von 35 Cent je Schwein hält Greshake entgegen, bei Vorkostenunterschieden zwischen Schlachtbetrieben von 0,50 Cent bis 3,00 Euro pro Schwein könne eine Empfehlung zur pauschalen Erhöhung der Vorkosten nicht gerechtfertigt sein. Jeder Landwirt sollte auf jeden Fall von seinem Schlachtbetrieb beziehungsweise seinem Schweinevermarkter verlangen, dass diese „Korrektur Kopfgewicht“ separat auf der Abrechnung ausgewiesen werde. Dann könne er bei Änderung der Klassifizierung in rund einem halben Jahr verlangen, dass dieser Kostenbeitrag definitiv zurückgenommen werde. Der Landwirt könne gleichzeitig schriftlich bei seinem Vermarkter oder Schlachtbetrieb Widerspruch einlegen. Ähnlich wie bei der Absatzfondsabgabe sei er dann auf der sicheren Seite, falls die Gerichte dieses Vorgehen beanstandeten, betonte Greshake. Der Landwirt könne dann versuchen, das Geld zurückzufordern. AgE Van Drie muss deutsches Kälbermastgeschäft verkaufen Auflagen des Bundeskartellamtes für geplante Fusion mit Alpuro - Es geht um rund 30 000 Mastplätze - Mundt: Es wäre eine marktbeherrschende Stellung entstanden - Vertikal integrierte Unternehmen sind die größten ihrer Art in Europa - Hoffnung auf mehr Wettbewerb BONN. Das Bundeskartellamt hat die Übernahme des Kalbfleischproduzenten Alpuro mit Sitz im niederländischen Uddel durch das ebenfalls holländische Unternehmen Van Drie unter Auflagen freigegeben. Die Entscheidung steht unter der Bedingung, dass Van Drie vor Vollzug des Zusammenschlusses seine deutschen Kälbermastaktivitäten veräußert. Dabei handelt es sich laut Angaben der Wettbewerbshüter um die Gesellschaften Van Drie Deutschland GmbH, Schils GmbH und Naturalys GmbH, die alle in Wettringen ansässig sind. „Auf dem deutschen Markt für den Vertrieb von Kalbfleisch wäre infolge des Zusammenschlusses eine marktbeherrschende Stellung entstanden“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas M u n d t . Durch die Verpflichtung, die Kälbermastkapazitäten von Van Drie in Deutschland zu veräußern, würden Chancen für mehr Wettbewerb durch konkurrierende Anbieter eröffnet. Van Drie und Alpuro sind die führenden europäischen Kalbfleischproduzenten. Ihre Geschäftsaktivitäten umfassen die gesamte Kalbfleischproduktionskette. Als sogenannte Integratoren kaufen sie junge Kälber für die Mast ein, mästen sie in eigenen oder Lohnmastbetrieben, schlachten die gemästeten Kälber und vertreiben das Kalbfleisch. Der Verkauf der Gesellschaften, in denen die deutschen Mastaktivitäten der Van Drie-Gruppe gebündelt sind, bedeutet laut Angaben des Kartellamtes die Abgabe von rund 30 000 Mastplätzen, entsprechend rund 20 % der deutschen Mastplätze. Verbesserter Zugang zu Beschaffungsmärkten Grenzüberschreitende Lieferungen von Kalbfleisch erfolgten im Wesentlichen nur durch die beiden niederländischen Kalbfleischhersteller, betonte das Bundeskartellamt, das Exporte nationaler Anbieter darüber hinaus nur in sehr geringem Umfang beobacht hat. In den bedeutendsten Absatzländern, nämlich Deutschland, Frankreich und Italien, reiche die inländische Produktion nicht aus, um der bestehenden Nachfrage zu entsprechen. Durch den Zusammenschluss hätte Van Drie seine führende Position auf dem deutschen Markt für den Vertrieb von Kalbfleisch an Großhandel, industrielle Weiterverarbeiter und die Gastronomie weiter ausgebaut. Mit der Übernahme von Alpuro verbessere Van Drie den Zugang zu den Beschaffungsmärkten im Hinblick auf den Zugriff auf Jungkälber, Mastplätze und gemästete Kälber, unterstrich das Bundeskartellamt. Aufgrund der europaweiten Engpässe beim Zugriff auf Mastplätze und gemästete Kälber sowie der im Wesentlichen bei Van Drie und Alpuro gebündelten Nachfrage wäre die Marktposition der Beteiligten von den nationalen Anbietern kaum anzugreifen gewesen. Hinzu komme, dass die deutschen Anbieter auf den Bezug von gemästeten Kälbern aus Van Dries deutschen Lohnmastbetrieben angewiesen seien, um ihre derzeitige Schlachtmenge überhaupt erreichen zu können. AgE DEUTSCHLAND Tierschutzdebatte bleibt Niedersachsen erhalten Besatzdichte, Einstreufeuchte und Fußballenkrankheit werden im Agrarministerium als Problembereiche eingestuft - Arbeitsgruppe wird eingerichtet - Sprecher: Keine Neuausrichtung, sondern Intensivierung des Bestehenden - Bekenntnis der Landesregierung zum TiHo-Gutachten - ZDG hält dagegen BERLIN. Mit dem für Mitte Januar vorgesehenen Amtsantritt von Gert L i n d e m a n n als Landwirtschaftsminister in Niedersachsen bleibt das Thema Tierschutz, das seiner zurückgetretenen Amtsvorgängerin Astrid G r o t e l ü s c h e n zu schaffen machte, auf der agrarpolitischen Tagesordnung. Wie ein Sprecher des Agrarressorts in Hannover vor dem Jahreswechsel gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE erklärte, wird sich Lindemann nach seiner Vereidigung am 19. Januar des Themas weiter annehmen. Er kündigte die Schaffung einer Arbeitsgruppe zum Thema Tierschutz an, in der Vertreter aus Tierhaltung und Verbänden ebenso vertreten sein sollen wie Wissenschaft und Tierschützer. Als Problem will man sich demzufolge den Themen Besatzdichte, Einstreufeuchte und Fußballenkrankheiten in der Geflügelmast annehmen. Gleichzeitig betonte der Sprecher, es handele sich nicht um eine Neuausrichtung, sondern um eine „Intensivierung dessen, was schon getan wird“. Er stellte sich hinter ein von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) verfasstes Gutachten. Dieses sei praxisnah durchgeführt worden. „Die Kritik an der Kommunikation des Gutachtens können wir nicht nachvollziehen“, unterstrich der Sprecher. Kritisch hatte der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) auf Interpretationen des Gutachtens reagiert. Breiten- statt Höhenwachstum In dem TiHo-Gutachten werden Verbesserungen beim Platzbedarf für Masthühner angeregt. So soll laut dem Dafürhalten der Forscher festgestellt werden, wie viel Bodenfläche ein Tier tatsächlich durch seinen Körper abdeckt. Die Tiere nähmen bei den derzeitigen Mastdauern bis zum Mastende an Breite zu und wüchsen nicht, wie bisher angenommen, gegen Mastende vornehmlich in die Höhe. Die Besatzdichte in der EU-Richtlinie, die unter bestimmten Haltungs- und Managementbedingungen zwischen 33 kg und 42 kg Körpermasse pro Quadratmeter am Ende der Mast erlaubt, sei ohne direkte Vermessung der Masthühner festgelegt worden, heißt es in der Untersuchung. Die Befunde ließen es angeraten erscheinen, TIERSCHUTZ die derzeit geltende Platzabmessung in der EU-Richtlinie „neu zu überdenken“. Kritische Anmerkungen enthält die Studie auch zum Thema Luft. Die im Verlauf der Mast als Momentaufnahmen erfassten gasförmigen Stallluftkomponenten Ammoniak und Kohlendioxid hätten gezeigt, dass diese besonders in der kalten Jahreszeit die nach der EURichtlinie vorgegebenen maximal tolerierbaren Konzentrationen erreicht und teilweise auch überschritten hätten. Ein Einfluss der Besatzdichte habe hier nicht eindeutig festgestellt werden können. Bei der Beurteilung der Einstreuqualität sei deutlich geworden, dass bereits zur Mitte der Mast insbesondere unterhalb der Tränkelinien pappig-matschige Einstreu und zwischen den Versorgungseinrichtungen verkrustete, feste Platten vorherrschten. Trockene, lockere Einstreubereiche seien nur noch begrenzt vorhanden. Am letzten Masttag überwiege dann eine aus festen Platten bestehende, pappige und matschige Einstreu, wobei die Kotanteile überwögen. ZDG: Keine Missstände belegt Der ZDG sieht aufgrund der Umsetzung der EU-Vorgaben in Deutschland durch die Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover keine Missstände in der Geflügelhaltung belegt. Die Studie sei vor der Umsetzung der EU-Richtlinien in deutsches Recht veranlasst und dementsprechend seien die Ergebnisse auf diese Richtlinienwerte bezogen worden. Hierzulande seien Besatzdichtewerte von mehr als 39 kg/qm nicht zugelassen, hob der ZDG hervor. Anders als bei den damaligen Untersuchungen auf dem Modellbetrieb, dem Lehr- und Forschungsgut in Ruthe, setze die Praxis heute verstärkt auf moderne und neu entwickelte Einstreumaterialien. Im Ergebnis sei damit die Einstreu trockener, was der Vermeidung von Fußballenveränderungen diene, betonte der ZDG. Weitere Managementmaßnahmen würden derzeit in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Bund, Ländern und Geflügelwirtschaft beraten, die aktuell bundeseinheitliche Leitlinien zur guten fachlichen Praxis entwickele. AgE ________________________________________________________________ Guten Tag, Herr Niemann, der Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken erfreut sich eines großen und breiten Verteilers, wie es aussieht. Ob es möglich ist, auch die folgende Sache hier publik zu machen - auch wenn die Zielgruppe nicht die klassische Landwirtschaft ist, sondern Menschen, die sich Nutztiere in sehr bescheidenem Rahmen selber halten möchten. Wer ein paar Hühner, Enten oder Schafe selbst hält, kann wohl am besten beurteilen, welche Arbeit damit zusammen hängt, und wird eher bereit sein, Produkte aus instinkt- und verhaltensgerechter Tierhaltung anderer Tiergattungen entsprechend zu honorieren. Ich schreibe die hier angeführten Büchlein selbst, stehe daher auch für Fragen zu Verfügung. Viele Grüße, Regina Jaeger, Diplom-Agraringenieurin Fachrichtung Tierproduktion und Autorin der Schriftenreihe "Artgerechte Tierhaltung" im verlag85, www.einfalle-statt-abfaelle.de Liebe Leute, es ist so weit. Das neue Heft aus der "Reihe" artgerechte Tierhaltung ist da. Schafe als Rasenmäher halten?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" /> Einen Rasenmäher zu betreiben kostet Zeit, verbraucht Benzin oder Strom, nervt durch Lärm und Gestank, und dann geht er auch noch ab und an kaputt … Welcher Besitzer größerer Grünflächen spielte da nicht schon mal mit der Idee, sanfte, stille, sich in das Naturbild harmonisch einpassende drei oder vier Schäfchen auf die Wiese zu stellen? Die Entscheidung, ob man bei diesen Träumen bleiben sollte oder sich der Versuch lohnt, es tatsächlich mit der Haltung von Schafen als Rasenmäher zu probieren, soll nach Lektüre dieser Broschüre einfacher zu treffen sein. Die Broschüre will Hilfestellung für Menschen bieten, die einige wenige Schafe mit möglichst wenig Aufwand auf ihren Grünflächen halten möchten, um den Pflanzenbewuchs kurz zu halten. Sie ist als Einstieg in die Thematik gedacht und kann nicht den Anspruch einer umfassenden Wissensvermittlung über sämtliche Details zur Schafhaltung erfüllen. Im Gegenteil versteht sich die Broschüre als Appetitmacher, um vertiefende Fachlektüre zum Beispiel zu Rassen, Fütterung, Gesundheitsvorsorge und Krankheiten, Stall- und Unterstandsbau, Fortpflanzung und Zucht usw. zu lesen. Zur besseren Verständlichkeit für Laien der Nutztierhaltung wurde auf Fachausdrücke weitgehend verzichtet, dem Aspekt der Unterhaltsamkeit wurde durch flüssigen Redestil und auflockernde Karikaturen Rechnung getragen. Grundsätzlich handelt es sich bei den vermittelten Informationen um gängiges Fachwissen, teilweise um Erfahrungen der Autorin, die mit den Erfahrungen anderer Schafhalter abgeglichen sind, gelegentlich äußert die Autorin auch einfach nur eine eigene Meinung. Unberücksichtigt bleibt in der vorliegenden Broschüre ausdrücklich der Aspekt eines möglichen finanziellen Profits aus der Schafhaltung. Viel Freude beim Lesen! 84 Seiten DIN A 5 Preis:8€ Bestellung unter www.einfaelle-statt-abfaelle.de Heft 1: Eigene Hühner im eigenen Garten Autorin: Regina Jaeger Es ist mir ein Anliegen, Leuten die Scheu davor zu nehmen, Nutztiere zur Selbstversorgung zu halten. Durch eigene Nutztierhaltung leistet man einen ethischen Beitrag am Mitgeschöpf. Denn jedes Nutztier, das seinen Bedürfnissen gemäß, ganz besonders seinen Verhaltensbedürfnissen, gehalten wird, erspart einem anderem Artgenossen die Quälerei in den Tierfabriken.. 44 Seiten, Preis: 7.00 €, ISBN Heft 2: Den eigenen Hundewelpen selbst erziehen Dieses Büchlein konzentriert sich auf die Erziehung von Welpen. Es greift dort an, wo die Anfänge liegen, damit möglichst wenig falsch läuft.. 64 Seiten, Preis: 8.00 €, ISBN Heft 3: Einstieg in die Kaninchenhaltung als Nutztier für Selbstversorger Diese Broschüre möchte Mut machen, es mal zu probieren, Kaninchen als Nutztiere im Garten zu halten. Denn so schwer ist es in der Tat nicht. Kaninchen brauchen nicht viel Raum, machen keinen Lärm und die Futterkosten sind niedrig. Autorin: Regina Jaeger, Diplom-Agraringenieurin Fachrichtung Tierproduktion. 52 Seiten, Preis: 7.00 €, ISBN Heft 4: Schneckenfressende Enten im Garten halten Sie scheinen praktisch zu sein, weil sie elegant und „biologisch“ das Schneckenproblem im Garten lösen einerseits und vermutlich leicht zu halten sind andererseits. Das hat sich der eine oder andere Gartenfreund schon öfters gedacht. Allerdings sind da auch die Bedenken, dass man eigentlich nicht wirklich weiß, wie diese Tiere denn zu halten wären. Man will ja auch nichts falsch machen. Aber eine Wissenschaft möchte man auch nicht gleich daraus machen. Autorin: Regina Jaeger, Diplom-Agraringenieurin Fachrichtung Tierproduktion. 52 Seiten, Preis: 7.00 €, ISBN Heft 5: Küken von Hühnern und Schneckenfresser-Enten selbst aufziehen Autorin: Regina Jaeger, Diplom-Agraringenieurin Fachrichtung Tierproduktion. 48 Seiten, Preis: 6.00 €, ISBN Heft 6: Schafe als Rasenmäher halten Einen Rasenmäher zu betreiben kostet Zeit, verbraucht Benzin oder Strom, nervt durch Lärm und Gestank, und dann geht er auch noch ab und zu kaputt. Dieses Buch ist für jeden Tierfreund eine Hilfe, der darüber nachdenkt sich einen Rasenmäher auf vier Beinen anzuschaffen. Autorin: Regina Jaeger, Diplom-Agraringenieurin Fachrichtung Tierproduktion. 84 Seiten, Preis: 8.00 €, ISBN www.einfaelle-statt-abfaelle.de Shop. www.einfaelle-statt-abfaelle.de Inh. Prosper Mathieu Linzer Weg 85 24147 Kiel Tel. 0431-7993583 Fax. 0431-7993584 Umsatzst. Nr. 20 081 03604