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Beitrag_DrujininaAMIT2009
Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel1
Von Anjelina Drujinina
Schlagwörter:
Keywords:
˚ºß æº:
Mittelasien, Ausgrabungen, Tadz̆ikistan, Siedlung Taxt-i Sangı̄n, Oxos-Tempel (Oxus-Tempel)
Middle Asia, excavation, Tajikistan, Takht-i Sangin, Oxus-Temple
'' Ł', 挌Ł, ŁŒŁæ, ª
Łø ıŁ-ªŁ, ı ˛Œæ
Abb. 1
Siedlung Taxt-i Sangı̄n.
Ansicht von Nordosten
Im Herbst 2007 führte die Archäologische Taxt-i
Sangı̄n Gruppe des Instituts für Geschichte, Archäologie und Ethnographie der Akademie der Wissenschaften der Republik Tadz̆ikistan unter der Leitung
der Autorin reguläre Ausgrabungen in der Siedlung
Taxt-i Sangı̄n2 im Südwesten des Landes (Bezirk
Kubodijon) durch. Der wichtigste Fund dabei war eine
Gussform, die in Teilen in einer Grube auf dem
Tempelplatz des Oxos-Tempels freigelegt wurde.
Die Vorstellung und Beschreibung dieses einmaligen Fundes sind Gegenstand der vorliegenden Ausführung.
1
Die Siedlung und ihre Forschungsgeschichte
Der Aufsatz wurde von Burkhard Böttger aus dem Russischen ins
Deutsche übersetzt. Die Autorin bedankt sich bei ihm, sowie bei
den Zeichnerinnen Waltraudt Rust und Nina Ullrich für die kollegiale und freundliche Hilfe bei der Vorbereitung dieses Aufsatzes.
2
Die Ausgrabungen wurden von der ,,Maecenas Foundation for
Ancient Art‘‘ (Schweiz, Basel) und dem ,,Miho Museum‘‘ (Japan,
Shiga) finanziert. Ihnen und ihren Sponsoren gilt ein besonderer
Dank. An der Grabung haben sich Dr. T. Chudz̆ageldiev, Dipl.
Arch. R. Burchanov, Zeichner A. Saliev sowie die weiteren tadz̆ikische Mitarbeiter F. Aliev, G. Burchanov, Z. Gabel, D. Mirzos̆aripov, S. Pavlenko, K. Popov und M. Tagaev beteiligt, denen ich
an dieser Stelle für ihren Arbeitsbeitrag herzlich danken möchte.
2091448 AMIT Band 40/2008
Stand vom: 10.7.2009
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Die Siedlung Taxt-i Sangı̄n liegt am Westufer des
Amurdarja (in den griechischen Quellen: Oxos) unterhalb des Zusammenflusses von Vaxs̆ und Pândz̆.
Bei den letzten Untersuchungen wurde festgestellt,
dass das Siedlungsgebiet 82 ha groß ist und aus
sechs verschiedenen Bereichen besteht. In fünf von
ihnen wurden Schichten nur aus der hellenistischen
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Zeit festgestellt, woraus die Autorin schloss, dass es
sich bei der Siedlung um eine hellenistische Stadt
handeln müsse, und zwar um die Stadt Oxeiana am
Oxos, wie sie die Karte des Ptolemaios3 zeigt. Zentrum der Stadt bildete eine 170–210 240 m große
Anlage, die sich etwa 10 m über dem Niveau des in
der Antike befestigten Westufers des Oxos erhebt.
In der Mitte dieser Anlage befindet sich ein monumentales Bauwerk (Abb. 1). Im Zuge der Untersuchungen4 wurde festgestellt, dass das Bauwerk
Kultcharakter hatte und nach den vorhandenen Weihinschriften als Oxos-Tempel identifiziert werden
kann.5 Die laufenden archäologischen Untersuchungen der Taxt-i Sangı̄n Gruppe von 1998–20076 bestätigen, dass der Oxos-Tempel zusammen mit einem monumentalen Gebäude südöstlich davon und
dem Marktplatz südlich des Tempels das Zentrum
der Stadt bildeten.
Der Grabungsbefund
Die Wiederaufnahme der Ausgrabungen auf dem
Tempelplatz begannen 2001 mit der Untersuchung
des Steinpostaments (Altar Nr. 1 bei Pic̆ikjan) an
der Süd-Portikus des Platzes.7 Einen weiteren Anstoß zur Nachgrabung ging auf den Bericht des japanischen Kollegen H. Inagaki zurück, wonach I. Pic̆ikjan ihm schon im Jahre 1995 die Photographie
einer Grube aus dem Temenosgebiet gezeigt und
erklärt habe, dass in ihr sehr wahrscheinlich der
heilige Baum des Tempels stand. Da als Platz dafür
nur die Stelle neben dem Brunnen in Frage kam
(Abb. 2), entschloss sich die Autorin, die beiden bis
dahin bekannten Gruben einer erneuten Untersuchung zu unterziehen. Eine dieser Gruben wurde
3
Rapin 1998, 211; 215.
4
Mit seiner Freilegung war die archäologische Taxt-i Kubad Gruppe unter Leitung von I. R. Pic̆ikjan von 1976 bis 1991 befasst.
Die Forschungsgeschichte des Oxos-Tempels und seine Verbindung zum Oxos-Schatz sowie die Beschreibung der im Tempel
gefundenen Kunstwerke sind in den letzten 25 Jahren publiziert
worden: Pitschikjan 1992; ¸ŁŁæŒŁØ/ˇŁŁŒ' 2000; ¸ŁŁæŒ
ŁØ 2001; Litvinskij/Pic̆ikjan 2002.
5 ¸ŁŁæŒŁØ et al. 1985, 84–108; Drujinina 2001, 263–264. Es
muss hier angemerkt werden, dass im Gegensatz zu den Verbesserungen von Grenet (Grenet 2005) die Lesung der Autorin korrekt war. Unter den betreffenden Umständen (ca. 45 cm Abstand
zum Fund, das sich in einer geschlossenen Vitrine mit stark reflektierendem Glas befindet und einer bis heute im Museumsgebäude fehlenden Beleuchtungsanlage der einzelnen Vitrinen
usw.) war Grenet keine deutliche Lesung der schlecht erhaltenen
Buchstaben möglich.
6 ˜ŁŁ 2000, 240–261; Drujinina 2001; ˜ŁŁ 2004,
224–236; Druzhinina 2004, 98–105; ˜ŁŁ 2005, 86–105;
Drujinina et al. 2006, 57–69; ˜ŁŁ/
ªº
Ł 2008,
112–130.
7
Nach der Bergung und Dokumentation aller Blöcke und der Füllung wurde es nach Duschanbe gebracht und für die Ausstellung
des im Jahr 2008 neue eröffneten Antikenmuseums Tadz̆ikistans
zusammengesetzt.
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1984 nördlich des Brunnens an der Westseite des
Platzes gefunden,8 von Pic̆ikjan als Zisterne Nr. 2
bezeichnet und in seiner Publikation wie folgt beschrieben worden: ,,Zisterne Nr. 2 in das Niveau
0,15 m über dem Anstehenden9 eingetieft und nicht
vollständig ausgegraben: Breite 2,64 m, Länge des
freigelegten Teils 4,45 m. Die Aufschüttung bestand
aus Asche und vermodertem Lehm mit einigen Keramikscherben‘‘.10 Die östlich der Zisterne Nr. 2 befindliche zweite Grube misst 3 1,5 m, ist 3,2 m
tief und wurde 1985 ausgegraben. Sie ist jedoch in
den Publikationen nicht erwähnt. Im Verlaufe der
Kampagne 2004 wurde sie mit einem 5 6 m großen Schnitt erneut freigelegt, der die Bezeichnung
Quadrat Tempel 17 erhielt.11 Dieser Schnitt wurde
2006 und 2007 unter Einschluss des Abschnitts Zisterne Nr. 2 noch nach Westen erweitert. Im Verlaufe
der Arbeiten stellte sich heraus, dass diese Grube
wie auch die Zisterne Nr. 2 keine Pflanzgrube für einen Baum waren. Bei der ebenfalls 2004 durchgeführten Erweiterung des Grabungsschnittes nach
Osten wurden im Ostprofil der Grube ungestörte
Schichten vorgefunden. Dieselben Schichten finden
sich auch im gesamten Abschnitt des Quadrates
Tempel 18, der im Abstand von 0,5 m östlich des
Ostrandes des Quadrates Tempel 17 angelegt wurde (Abb. 3). Die in diesen beiden Quadraten freigelegte große Grube hat eine Gesamtlänge von 16 m
bei einer maximalen Breite von 5,80 m. Ihre vollständige Länge und ursprüngliche Form werden erst
nach Freilegung des Westteils des Quadrates Tempel 17 bestimmbar sein.
Immerhin steht fest, dass diese Grube fast
den gesamten Raum zwischen der West- und Ostmauer des Tempelplatzes einnahm. Im Süden wird
sie in ca. 4 m Abstand durch die Südmauer und die
Südportikus des Platzes begrenzt. Südwestlich kamen Reste der Brunnengrube zutage. Nordwestlich
der Grube befindet sich das Postament Nr. 2, auf
dem Pic̆ikjan eine Statue vermutete.12 Bei den
neueren Untersuchungen stellte sich dann heraus,
dass das Postament Nr. 2 nur der Rest eines umgebauten, ehemals bedeutend größeren Postaments
war, von dem noch zwei weitere Blöcke mit Resten
von Dübellöchern gefunden wurden.
Pic̆ikjan schlug anfänglich vor, dass die Zisterne Nr. 2 ein Bothros des Tempels war, dafür bestimmt, Weihgaben und Kultabfälle aufzunehmen.
Während der Arbeiten 2004 entstand die andersartige
Vorstellung, dass diese Grube möglicherweise eine
8
¸ŁŁæŒŁØ/ˇŁŁŒ' 2000, 124; Litvinskij/Pic̆ikjan 2002, Taf.
29,1.
Darunter ist das Niveau ca. 1,15 m unter dem Messpunkt zu
verstehen.
10
Litvinskij/Pic̆ikjan 2002, 63.
11
Drujinina et al. 2006, 61–62.
12
¸ŁŁæŒŁØ/ˇŁŁŒ' 2000, 123.
9
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Abb. 2
Oxos-Tempel.
Tempelplatz. Plan
(Stand 2007)
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Werkstatt zum Gießen von Statuen gewesen sein
könne.13 Zweifellos ist ihre gestreckt birnenförmige
Gestalt für solche Werkstätten in Griechenland im
4. Jh. v. Chr. typisch.14 Außerdem wurden Vorstellungen darüber erörtert, dass diese Grube der Rest
einer vor der Errichtung des Tempels zugeschütteten Senke sei15 oder dass sie infolge der Gewinnung von Baumaterial (Stein, Schotter, Kies und
Lehm) aus dem Anstehenden für die Errichtung der
Temenosmauer entstanden sei. Im Verlaufe der
Ausgrabungen 2006 und 2007 wurde klar, dass die
Grube im oberen Teil (die Schichten der Objekte
I–VII) als Werkstatt zum Gießen von Bronzegefäßen
diente und in ihrem mittleren Teil (die Schichten
der Objekte VIII–X) tatsächlich als eine Deponie für
Bauabfälle (Ziegelbruch, Stuckaturreste) und absichtlich zerbrochene Weihgaben aus Gold, Elfenbein sowie Keramik und Tierknochen gewesen war.
Die Vorstellung von einer ehemaligen Senke konnte
nach der Freilegung der westlichen Grubenwand widerlegt werden. Die Untersuchungen im Abschnitt
der dort gerundeten Grubenwand haben gezeigt,
dass die Grube erst nach der Errichtung der Temenosmauer mit ihrem Sockel aus Steinquadern angelegt wurde. Ihre ursprüngliche Bestimmung wird
allerdings bis zum Abschluss der Ausgrabungen ungeklärt bleiben.
2007 wurde im Mittelteil der Grube (Quadrat
Tempel 18) eine weitere, jedoch kleinere Grube (Objekt VI a) festgestellt (Abb. 4), in der Reste einer
Lehmkonstruktion lagen. Diese Grube war vom Nivellement von –1,70 bis –1,80 m in die Schicht IX
eingelassen und reichte bis –2,30 m, wobei sie die
Schicht X der großen Grube (Quadrat Tempel 17–18)
durchbrach (Abb. 5). In ihrem oberen Teil war diese
kleine tropfenförmige Grube von zwei Schichten
(Objekt VI und IV) überdeckt, verjüngte sich trichterförmig nach unten und endete in einem flachen Boden. Ihre maximale Länge beträgt im oberen Teil
3,2 m, im unteren Teil 2,6 m bei einer jeweils entsprechenden Breite von 2,1 m und 1,1 m. Die Fragmente der Lehmkonstruktion waren mit braunem
Lehm, Holzkohle und Schlackestücken bedeckt. Die
Grubenwände waren nicht verbrannt.
Von –1,76 bis –1,85 m bedeckte eine feste
Schicht (Objekt VI) aus sandigem Lehm (3,5 1,5 m)
die Grube. Im Westen grenzt eine Schicht aus
5–7 cm dickem Verputz aus rotem Lehm an die Fragmente der Lehmkonstruktion, die bis in diese Schicht
hineinragen. Die Schicht VI unterscheidet sich sehr
deutlich von der tiefer gelegenen Grube (Objekt
VI a).
Abb. 3
Oxos-Tempel.
Tempelplatz. Quadrate
Tempel 17 und 18.
Ansicht von Westen
Abb. 4
Oxos-Tempel. Tempelplatz. Quadrate Tempel
17 und 18. Objekt VI a.
Ansicht von Osten
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13
Persönliche Information N. Boroffka.
14
Zimmer 1990, 80; 92.
15
Persönliche Information T. Chudz̆ageldiev.
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Diese Grube VI a war auch von Schicht IV überdeckt. Die von –1,64 bis –1,74 m reichende unebene und im Schnitt konkav gewölbte Schicht bestand
aus sehr festem Lehm hellbrauner Färbung. In der
Schichtmitte fanden sich die oberen Teile von zwei
Fragmenten der Lehmkonstruktion, die aus der Grube VI a hierher gelangt waren. Außerdem enthielt
die Schicht Keramikfragmente und Knochen; im
Westteil kamen eine Bleiplatte und ein Goldfolienfragment zutage, im Mittelteil eine Perle und kleine
Schlackenstücke. In ihrem Südteil überdeckte die
Schicht IV die graugrüne Zunge der Schicht IX.
Schicht II ist unmittelbar in Schicht IV eingelassen. Die Schicht II ist eine Abfallgrube (Objekt II) mit
lockerer Lehmfüllung brauner Färbung und zahlreichen Keramik- und Knochenfragmenten. Im Ostteil
der großen Grube ragte diese Grube II in die Schichten der Objekte IV und VI, die teilweise in der Nordwestecke des Objekts II, im Mittelteil in Schicht IX
und 5 cm weit in Schicht X erscheinen. Außerdem war
Objekt II im Norden in die Schicht des Objekts VII und
auf der Süd- und Ostseite in Objekt VIII eingetieft. Die
Oberkante der Grube lag bei –1,64 m, ihr Boden im
Westen bei –1,80 m und im Osten bei –2,02 m.
Die Schicht IX (Objekt IX) bestand aus lockerem grünlichem Lehm. Sie wurde erstmals bei den
Grabungen im Jahre 2004 und 2006 festgestellt und
ließ sich im gesamten Quadrat Tempel 18 verfolgen. 2007 wurde sie vollständig ausgegraben, wobei sich in ihr außer 370 profilierten Keramikfragmenten Gegenstände aus Elfenbein, Goldfolie und
mehr als tausend Tierknochen fanden.
Die Schicht X (˛bjekt X) ist eine braun gefärbte Erdverfüllung mit Paxsastücken und Stuckfragmenten, wenigen Knochen und Keramikscherben
sowie Erzeugnissen aus Gold und Elfenbein. Sie ist
vor allem im Mittel- und Nordteil des Quadrats Tempel 18 zu finden. Ihre Untersuchung ist noch nicht
abgeschlossen.
Grube VI a. Funktionsbeschreibung
Nach Abtragung der Schicht VI stellte sich heraus,
dass in der Grube im Bereich zwischen –1,76 m bis
–2,30 m unter dem Messpunkt mehrere Fragmente
der Lehmkonstruktion lagen. Aus der Form der
Fragmente wurde klar, dass sie zum mittleren Teil
einer runden Konstruktion gehörten, die in Analogie
zu den 2004 und 2006 in den oberen Schichten der
großen Grube gefundenen Bruchstücke als Form
Nr. 2 für den Guss eines Gefäßes16 definiert werden
16
Drujinina et al. 2006, 64–68. Kleine Fragmente der Form Nr. 1
mit Resten einer griechischen Inschrift kamen bei den Arbeiten
2004, 2006 und 2007 zutage. Sie werden in einer gesonderten
Publikation und im Ausgrabungsbericht der ganzen Grube vorgelegt.
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können (Abb. 6). Den äußeren Ring bildeten Fragmente mit Wellenornament, die im südlichen Teil
der Form an der Außenseite mit dem Ornament
nach oben und im nördlichen Teil an der Innenseite
mit dem Ornament nach unten lagen.
Bei der Säuberung der Konstruktion war anfangs nicht klar, welcher Teil der Form sich in der
Grube befand: der untere oder der obere. Die Entfernung des in der Konstruktion liegenden Schutts
brachte dann nicht nur Wandfragmente gerundeter
Form zutage, die zum gewölbten Teil des Gefäßkörpers und zum abgerundeten Boden gehörten, sondern ließ auch erkennen, dass die Wände im unteren Grubenteil mit einem abgerundeten Rand
endeten. Daraus ergab sich, dass der obere Teil der
Form einschließlich der Mündung unbeschädigt geblieben war. Nach der Säuberung und Bergung aller
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Abb. 5
Oxos-Tempel. Tempelplatz. Quadrat Tempel
18. Plan und Profil
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Abb. 6
Oxos-Tempel. Quadrat
Tempel 18. Grube VI a.
Gussform Nr. 2. Ansicht
von Südosten
äußeren und inneren Formfragmente (Abb. 7) stand
fest, dass die Mündung in Schräglage positioniert
war, wobei das untere Nivellement unter dem Messpunkt im Osten –2,26 m, im Süden –2,20 m, im
Westen –2,18 m und im Norden –2,10 m betrug
(Abb. 8). Anfangs schien es, als habe sich der Grubenboden abgesetzt, was die Verschiebung der
Form erklären könnte. Die Grube VI a war in den
Abb. 7
Oxos-Tempel. Grube
VI a. Fragmente von
Gussform Nr. 2
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sandigen Lehmboden der Schichten IX und X eingetieft. Ein solcher Boden gilt als ideal für die Anlage
einer Gussgrube, weil er leicht auszuheben ist und
stabile Steilwände ermöglicht.17 Der Grubenboden
musste große Gewichte tragen: einerseits das Gewicht der Form selbst, andererseits auch das des
Metalls, wenn es zum Guss kam. Deshalb musste er
eine hohe Stabilität aufweisen. Zu diesem Zwecke
war dort eine Schicht aus Lehm und Paxsa aufgetragen worden, die auch noch den Außenperimeter und die Mündung der Form umfasste. Trotzdem war es zu der oben erwähnten Neigung der
Form gekommen. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder wusste man nicht, wie tief die
verschiedenen Schichten mit Müll in der großen
Grube waren, die jederzeit absinken konnten, oder
die Position der Form in der Grube spielte bei ihrer
Aufstellung schon keine Rolle mehr, weil die Form
wegen eines technischen Defekts nicht mehr zur
Einfüllung des Metalls geeignet war. Das schließt
nicht aus, dass die Grube selbst für den Produktionsvorgang angelegt worden war. Sie konnte wegen ihrer kleinen Ausmaße natürlich nicht als Arbeitsgrube dienen, da allein schon die Maße der
Form (Mündungsdurchmesser 1 m) ihre Anfertigung
in der Grube nicht zuließen. Die Form muss ursprünglich in einem anderen Werkstattbereich gefertigt und in schon getrocknetem Zustand in die Grube VI a eingelassen worden sein. Somit sollte die
Grube wohl dazu dienen, die Form zum Ausbrennen
aufzunehmen, wobei sie so auf dem eigentlichen
Werkstattboden fixiert werden musste, dass sich
die Schmelze bequem von oben her einfüllen ließ.
Die Ursachen, die trotzdem zum Aufstellen der Form
in der Grube geführt haben, werden in einem zweiten Teil dieser Arbeit behandelt. Hier soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass der für die
Gussarbeiten ausgewählte Platz für eine Werkstatt
sehr geeignet war, unabhängig davon, ob die Meister wussten, welche Funktion diese Stelle früher gehabt hatte. Der Werkplatz mit der Grube VI a hatte
den Vorteil, dass nur wenige Meter entfernt hohe
Mauern einen Schutz vor Wind und Wetter boten.
Auch ein Brunnen lag im Werkstattbereich. Wasser
in großen Mengen wurde bekanntlich gebraucht, um
dem Ton für die Form die notwendige Konsistenz zu
verleihen.18 Der in Turm Nr. 4 gelegene Ausgang
aus dem Tempelplatz19 erlaubte es, die Materialien
für die Werkstatt unter Umgehung des Haupteingangs separat anzuliefern. Somit kann die Grube
VI a als der Hauptteil der in der großen Grube eingerichteten Werkstatt gelten.
17
Zimmer 1990, 140.
18
Zimmer 1990, 36.
19
Litvinskij/Pic̆ikjan 2002, Abb. 5.
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Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel
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Auseinandernehmen und Behandlung
der Fragmente der Tonform aus Grube IV a
Nach der Reinigung der ersten großen Fragmente
der Form stellte sich heraus, dass viele von ihnen
zahlreiche Risse aufwiesen. Das hing vor allem damit zusammen, dass die Form aus stark organisch
gemagertem Ton bestand und teilweise nur kurzzeitig gebrannt worden war. Auch das Gewicht der aufliegenden Schichten hat zweifellos zu den starken
Beschädigungen der Formwände beigetragen, so
dass viele Bruchstücke bei der Reinigung und nach
der Entnahme mit Festigungsmitteln behandelt werden mussten.
Nach der Bergung der Hauptmasse der Fragmente aus der inneren Füllung wurde im NO-Viertel
an der Formwand das Fragment Nr. 0 mit sechs
griechischen Buchstaben in Spiegelschrift gefunden
(Abb. 9,1). Das ließ darauf schließen, dass auch
diese Form wie Form Nr. 1 auf ihren Wänden eine
Inschrift hatte, und stellte die ursprüngliche Absicht
in Frage, die Form als Ganzes zu konservieren, lediglich einige Schnitte zur Untersuchung ihrer Struktur anzulegen und sie nicht in Einzelteilen und nach
Schichten herauszunehmen. Als klar war, welche
große Bedeutung die Form für die Untersuchung
technologischer Fragen besaß, war die Autorin angesichts der bestehenden chronologischen und historisch-geographischen Probleme in der Geschichte
des Oxos-Tempels und der ganzen Stadt vor allem
vor die Aufgabe gestellt, die Inschrift als Ganzes zu
erhalten. Da anfangs nicht bekannt war, in welchem
Bereich der Form die Inschrift lag, entschloss sich
die Autorin zu einer schichtweisen Abtragung im
Uhrzeigersinn im am stärksten zerstörten SO-Teil
der Form, wobei die in der Form schon vorhandenen Risse und Sprünge berücksichtigt wurden. Das
Fragment Nr. 1 enthielt fünf sehr akkurat ausgeführte griechische Buchstaben (Abb. 9,2). Der Vergleich
der Fragmente Nr. 0 und Nr. 1 zeigte, dass Fragment Nr. 0 nicht zu dieser Form gehören konnte,
weil sein Scherben eine wesentlich schlechtere Fertigungsqualität hatte, aus hellerem Ton bestand
und weniger präzise ausgeführte, kleinere Buchstaben aufwies. Alle diese Merkmale des Fragments
Nr. 0 entsprechen den äußeren Kennzeichen der
Fragmente der Form Nr. 1. Somit war erwiesen,
dass die Buchstaben der Inschrift sich auf einem im
Zentrum des Formmantels eingeschlossenen Fragment befanden.
Nach der Freilegung und Bergung von allen
Fragmenten und Formteilen fand sich in der Mitte
des Grubenbodens ein stark verbrannter Fleck, der
sich nach der Reinigung als halbrunde, maximal
13 cm tiefe Vertiefung mit 45 cm Durchmesser herausstellte, deren Wände mit Ruß überzogen waren.
Außer verbranntem Lehm, Asche und Holzkohle
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wurden hier neun kalzinierte Knochen eines kleinen
Hornviehs gefunden.
Struktur der Form Nr. 2
Abb. 8
Oxos-Tempel. Grube
VI a. Wände mit dem
abgerundeten Rand.
Ansicht von Nordosten
Die in Grube VI gefundene Form Nr. 2 wurde aus
stark gemagertem Ton in übereinander aufgetragenen und getrockneten Schichten gefertigt. Bei der
Bergung der 13 Fragmente des oberen Formteils ergab sich folgende Struktur (Abb. 9,3–4):
Auf der Innen- und der Außenfläche der Form
lag eine feste, 0,5–0,7 cm dicke, sauber gearbeitete
und geglättete Schicht aus dunkel rotem Ton (Element Nr. 1). Sie überzog auf der Innenseite und im
oberen Teil der Mündung eine sehr feste, 4–5 cm
starke Schicht aus rotem Ton (Element Nr. 2). Diese
Schicht verändert beim Übergang zur Außenfläche,
d. h. dort, wo sie auf die Schicht Nr. 1 stößt, ihre
Farbe ins Gelbe. Diese Schicht bildet den Mantel für
die innere Hälfte des Grundkerns der Form (Element
Nr. 3). Der Kern besteht aus zwei Hälften: der inneren und der äußeren, zwischen die am Ende des
Produktionszyklus das Metall einzufüllen war. Die
innere Hälfte des Kerns war ein Scherben aus leicht
porösem Ton mit Beimischungen von organischem
Material pflanzlicher oder tierischer Herkunft. Der
terrakottarote Scherben war nur kurz gebrannt, was
sich nicht nur in der inneren Stabilität, sondern
auch im helleren Farbton der Oberfläche zeigte. Der
obere Teil der Außenfläche des Elements Nr. 3 weist
eine bis 9 cm hohe Profilierung auf, auf der 73 vollständig erhaltene Buchstaben einer Inschrift fixiert
werden konnten, die weiter unten ausführlicher beschrieben werden soll. Die äußere Hälfte des Grundkerns der Form (Element Nr. 4) besteht ebenfalls
aus porösem, gelblichem Ton mit organischen Bei-
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Abb. 9
Oxos-Tempel. Grube
VI a. 1. Fragment Nr. 0;
9,2. Fragment Nr. 1;
9,3 Struktur des oberen
Formteils. Schematische
Darstellung; 9,4.
Oberes Formteil.
Schnitt; 9,5. Formteil.
Element Nr. 4 mit der
Wellenlinie; 9,6.
Formteil. Henkel
mischungen. Es unterscheidet sich in seiner Fertigungsqualität etwas von Element Nr. 3, da sein
Ton weniger organisches Material enthält, was sich
in einer größeren Festigkeit im Vergleich zu Element
Nr. 3 zeigt. Auf der Innenfläche des Elements Nr. 4
befindet sich ein umlaufendes Ornamentband aus
zwei geraden und einer Wellenlinie mit Schnurstruktur. Die obere Rille liegt 14 cm unter der Mündungskante des Elements Nr. 4, die untere weitere 6 cm
tiefer. Zwischen ihnen verläuft die Wellenlinie, die
eine 9 cm breite und bis zu 5 cm hohe Amplitude
hat (Abb. 9,5). In dieselbe Tonwand von Element
Nr. 4 wurden acht ovale Öffnungen eingefügt, durch
die nach Abschluss der Arbeiten an der Form die
gesondert gefertigten Henkel angebracht worden
waren (Abb. 9,6). Die Feststellung, dass das Gefäß
vier große Henkel hatte, erlaubt seine Definition als
Kessel. Zwischen den beiden Hälften des Hauptkerns der Form (Element Nr. 3 und 4) wurde eine
lockere, lehmige Füllung festgestellt (Element Nr. 5),
die den Raum der ursprünglichen Wachsmatrize
markiert. Auf diese 1,5 bis 4,0 cm dicke Wachs-
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schicht wurden die schon zuvor auf Element Nr. 3
erwähnten Buchstaben montiert. Jeder Buchstabe
wurde aus einer Wachsstange geformt, die entweder einzeln oder in Form eines schon aus mehreren
Wachsstangen gebildeten Buchstabens auf der
Wachsschicht befestigt werden mussten.
Die Inschrift und ihre erste Lesung
Von der Gussform des Kessels mit vollständig erhaltener Mündung sind bis zu 40 cm des Oberteils inklusive der auf der Innenseite des Randes angebrachten
Inschrift erhalten. Der Durchmesser der Formmündung beträgt 1,1 m, der rekonstruierbare Durchmesser des Gefäßrandes ca. 1,0 m. Somit ist auch die Inschrift vollständig erhalten. Jedes Fragment wurde
sofort nach der Freilegung und Säuberung photographisch und zeichnerisch dokumentiert.20
20
Die inventarisierten Fragmente (Nr. 18055/1091–18078/1091)
und die Inschrift werden im Magazin des Antikenmuseums Tadz̆ikistans aufbewahrt.
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Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel
Alle Fragmente werden hier nach der Folge ihrer Auffindung vorgelegt, die Buchstaben in der Lesung von links nach rechts vorgestellt:
Fragment Nr. 1: (˝)21``˝(¯), maximale L an der
oberen Linie der Bordüre 19 cm, H 14,5 cm, Dicke
nicht gemessen, H der Bordüre 8,2 cm.22
Fragment Nr. 2: (Y)¯(N), 9 14 æm, Dicke nicht
gemessen, H der Bordüre 8,4 cm.
Fragment Nr. 3: ``˘(), 19,5 15,5 4,3 cm, H
der Bordüre 8,3 cm; das erste ` weist unten zwei
kleine Beschädigungen auf.
Fragment Nr. 4: ˇ˝˚`, 17,7 15,2 3,8 cm, H
der Bordüre 7,9 cm.
Fragment Nr. 5: ¯Cˇ˛, 19,5 16,4 4,0 cm, H
der Bordüre 8,0 cm; die Buchstaben sind besonders
sorgfältig ausgeführt.
Fragment Nr. 6: ohne Inschrift, 17 12,5 4 cm, H
der Bordüre 7,8 cm.
Fragment Nr. 7: ohne Inschrift, 16,5 14 4 cm, H
der Bordüre 7,6 cm.
Fragment Nr. 8: ¯—`, 20,3 15,8 4,4 cm, H der
Bordüre 7,7 cm, die Buchstaben sind wie auf Fragment Nr. 1 groß und sorgfältig ausgeführt.
Fragment Nr. 9: (N)¯ˆ`¸`˝ø˝, 41 15 4 cm,
H der Bordüre 7,6–8 cm.
Fragment Nr. 10: `¸˚ˇ(˝), 23,5 16 4 cm, H
der Bordüre 7,8–8,5 cm.
Fragment Nr. 11: (¸)—`¸˙(C), 33 16 3,8 cm, H der Bordüre 8–8,5 cm; bei der Verfestigung in zwei Teile zerbrochen.
Fragment Nr. 12: ˝¯C˚ˇˇ(¸), 46 16,5 3,5–3,8 cm, H der Bordüre 7,5–8 cm; bei der Reinigung in zwei Teile zerbrochen.
Fragment Nr. 13: (¯)¨¯C¯øˇ(C), 37 16 4 cm, H der Bordüre 8–8,7 cm; bei der Verfestigung
in zwei Stücke zerbrochen.
Nach dem Zusammensetzen aller Fragmente beträgt
die Gesamtlänge der Bordüre 3,19 m. Die von links
nach rechts gelesene Inschrift lautet ohne Worttrennung (Abb. 10):
¯Cˇ˛ˇ˝˚```˘()¯(˝)``˝(¯)¨¯C¯øˇC ˝¯C˚ˇˇ¸—`¸˙(C)`¸˚ˇ(˝)¯ˆ`¸`˝ø˝¯—`.
Die Inschrift ist sorgfältig ausgeführt; soweit
es dem Meister gelungen ist, halten die Buchstabenhasten eine Linie ein; rechteckige Buchstaben
sind zumeist geometrisch genau gezeichnet. Wie
oben erwähnt, wurden die Buchstaben mit abgerundeten Stücken von Wachsstäbchen geformt. Vorbereitend hatte man die 0,5–0,6 cm dicken Stäb21
In Klammern stehen die Buchstaben, die auf zwei Fragmente
verteilt oder bei der Bergung der Bruchstücke teilweise zerstört
worden sind.
22
Die Maße gelten für die Fragmente vor ihrem Überziehen mit
dem Festigungsmittel in mehreren Schichten; die Länge wurde
in allen Fällen an der oberen Linie der Bordüre gemessen, für
Höhe und Breite wird der Maximalwert angegeben.
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chen in einzelne 2,2 bis 4,5 cm lange Stücke
geteilt, wobei deren Länge von der Form des Buchstabens abhing. Für Buchstaben verschiedener Form
benutzte man nach ein und derselben Schablone
geschnittene Stäbchen. So zeigt die Stäbchenlänge
beim Buchstaben ,,‘‘ fast immer dieselbe Kombination 3,6 2,7 2,2 cm, beim Buchstaben ,,‘‘
3,7–3,9 3 cm, während die Bögen bei ,,‘‘ oder
,,‘‘ 2,6 cm lang sind. Die sich wiederholenden
Stäbchenkombinationen und die fast identischen
Maße der für die gleichen Buchstaben verwendeten
Stäbchen sprechen dafür, dass die Buchstaben
schon geformt worden sein müssen, bevor sie in
schon fertigem Zustand auf die Wachsunterlage gesetzt wurden. Ohne Zweifel hat der Meister die Befestigung der Buchstaben mit dem ersten Wort begonnen, das sich in der Ausführung durch höchste
Feinheit auszeichnet. Eine Worttrennung wurde mit
Ausnahme der Stelle zwischen den Worten an der
Grenze der Fragmente Nr. 13 und 12, was ungefähr
der Mitte der Inschrift entspricht, nicht vorgenommen. Ob das mit den Zweifeln des Meisters an der
Korrektheit der Worttrennung zusammenhängt oder
ob er sich nicht sicher war, ob der Platz für alle
Wörter auf der Bordüre ausreichen würde oder ob
es sich um eine Erscheinung der bis in die Kus̆anZeit reichenden hellenistischen Tradition – z. B. in
der Inschrift aus Rabatak23 – handelt, alle Wörter
zusammenzuschreiben, kann bisher nicht eindeutig
beantwortet werden.
Die Trennung der Wörter und eine erste Lesung der Inschrift erfolgte durch Dr. B. Böttger, dem
die Autorin für die mit diesem Beitrag zur vorliegenden Publikation erwiesene kollegiale Hilfe danken
möchte. Die aneinander gefügten Fragmente ergeben mit Worttrennung, nach den einzelnen Fragmenten geordnet, folgenden Text (Abb. 11):
¯C ˇ˛ˇ˝ ˚```˘¯˝` `˝¯¨¯ C¯øˇC ˝¯C˚ˇ ˇ¸—`¸˙C `¸˚ˇ˝
¯ˆ `¸`˝ø˝ ¯—`
In den Tempel des neu erstandenen Oxos hat
Seiromios (irrtümlich Seiromois), Sohn des Nemiskos, aus Molrpalres den Bronzekessel aus (im Gewicht von) sieben Talenten als Weihgabe gestellt.
Zu den einzelnen Inschriftenteilen sei folgendes bemerkt:
¯C ˇ˛ˇ˝ – im altgriechischen Wortgebrauch
wurde die Präposition ¯C häufig in Verbindung mit
der Bewegung ,,nach etwas hinein‘‘ gebraucht, z. B.
Hom. Il. 6, 379 – in den Tempel der Athene.24 In
Analogie dazu und unter Berücksichtigung dessen,
dass sich der Name Oxos als Name des Gottes
schon zweimal in anderen Inschriften findet,25 wur23
Sims-Williams/Cribb 1996, 128.
24
Pape 1914, 736.
25
¸ŁŁæŒŁØ et al. 1985, 84–108; Drujinina 2001, 263 Abb. 5,6.
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Abb. 10
Oxos-Tempel. Gussform Nr. 2. Inschrift ohne Worttrennung
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Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel
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Abb. 11
Oxos-Tempel. Gussform
Nr. 2. Inschrift mit
Worttrennung
de diese Phrase mit «in den Tempel des Oxos»
übersetzt.
Das Partizip perf. pass. ˚```˘¯˝`
ist ein unmittelbar hinter dem Namen der Gottheit
stehendes Attribut, das für die Interpretation größte
Schwierigkeit bereitet. Wenn man z. B. dieses Attribut als Wort «neu erstanden» oder «wiederbelebt»
auffasst, kann man diese Wendung mit Ereignissen
verbinden, die mit der Geschichte des Oxos-Tempels in Zusammenhang stehen. Das erste ist mit einer Legende verbunden, die in chinesischen Quellen überliefert ist und von einem Festtag des Neuen
Jahres im Fürstentum Kobadian handelt. Während
des Festes erscheint aus dem Fluss Voxu (Oxos) ein
goldfarbenes Pferd, das mit Wiehern dem göttlichen
Pferd antwortet, das als Statue auf dem Tempelplatz stand.26 In diesem Zusammenhang könnte die
Phrase «in den Tempel des Oxos, des wiedererstandenen» auf eine Weihgabe des Stifters zum Neuen
Jahr hinweisen. Ein anderes Ereignis könnte während der graeco-baktrischen Periode eine Umwandlung des Kultes in einen griechischen und später in
derselben Periode eine Rückkehr zum alten baktrischen Oxos-Kult gewesen sein. In diesem Fall wäre
diese Phrase mit «in den Tempel des Oxos, des wiederhergestellten» oder «erneut eingerichteten» zu
übersetzen. Als weitere Interpretation des Attributs
sei auch auf die häufige Veränderung des natürli26
Vgl. ¸ŁŁæŒŁØ/ˇŁŁŒ' 2000, 315
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chen Aussehens und der Grenzen des Flusses in
der Nähe des Tempels hingewiesen, die die Autorin
seit 1985 periodisch beobachtet hat: Der Fluss
konnte im Verlauf von zwei Jahren an der Stelle der
Vereinigung von Vaxs̆ und Pândz̆ praktisch vollständig unter einer Sandinsel verschwinden, die ihrerseits nach einer gewissen Zeit wieder weggespült
wurde und unter dem Wasserspiegel versank.27 Die
weitere Interpretation des Attributs sollte natürlich
Aufgabe von Philologen sein.
`˝¯¨¯ – verkürzte Verbform, die vielfach in
verschiedenen Inschriften auftritt.
C¯øˇC ˝¯C˚ˇ – Seiromios (irrtümlich Seiromois), Sohn des Nemiskos, ist als Kombination zweier Namen für die griechischsprachige
Bevölkerung typisch. Die Namen erweitern das Repertoire der in Baktrien begegnenden griechischen
Onomastik. Sie kommen auch in den Listen des hellenistischen Babylonien nicht vor.28 Parallelen lassen sich nur im Vergleich mit traditionellen griechischen Namen finden: Für Seiromios gibt es den
Namen Seiron (Eø˝), der für Lakonien in Sparta
im 4. Jh. v. Chr.29 und für das hellenistische Samo27 Der heutige Zustand des Flusses ohne seine natürlichen Hoch-
wasser kann wegen des im Mittellauf des Vachs̆ künstlich angelegten Nurek-Sees, in dessen Becken ein Großteil des mitgeführten Sandes zurückgehalten wird, natürlich nur sehr
bedingt die Situation in der Antike wiedergeben.
28
˜
1985, 168–170.
29
Fraser/Matthews 1997, 391.
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132
der Anfang des griechischen Wortes MO¸ˇC – Ufer,
Uferbereich sein. Daraus ließe sich nur sehr bedingt
folgern, dass es sich um einen Ort am Flussufer
handelt. Eine Analyse der im Süden Tadz̆ikistans
bekannten modernen geographischen Punkte ergibt
das Beispiel der heutigen Bezeichnung der Stadt
Parchor (Farchor), in deren Umkreis sich zahlreiche,
bisher schlecht erforschte antike Großsiedlungen
befinden. Möglicherweise hatte eine von ihnen in
Analogie zur modernen Bezeichnung den Namen
Mol-Palr(h)ēs. Andererseits könnte dieses Wort
auch mit der Berufsangabe des Weihenden zusammenhängen.34
`¸˚ˇ˝ – Bei diesem Wort ist es schwierig
zu unterscheiden, ob es sich um die Werkstatt eines Meisters für den Guss von Bronzeerzeugnissen
handelt oder ob darunter der Bronzegegenstand
selbst zu verstehen ist, was im vorliegenden Fall
wohl am Wahrscheinlichsten ist.
¯ˆ `¸`˝ø˝ ¯—` – TA¸ANTON – ein
Gewichtsmaß, das in Attika 26,2 kg betrug, in den
asiatischen Provinzen dagegen zwischen 25,9 und
36,2 kg variierte.
Datierung der Gussform
Abb. 12
Oxos-Tempel.
Tempelplatz. Quadrat
Tempel 18. Keramik
thrake30 belegt ist. Auch Nemiskos, der Name des
Vaters des Weihenden, hat keine direkten Parallelen. Bekannt ist nur die Form Nemios (˝¯ˇC) für
das archaische Rhodos.31
ˇ¸—`¸˙C – dieses Wort nichtgriechischer Herkunft ist das problematischste der
ganzen Inschrift. Bekannt sind Beispiele, dass in
einer Weihinschrift nach den Namen des Weihenden und seines Vaters der Name des Epistates der
Stadt (z. B. in Babylonien) oder die Bezeichnung
der Zugehörigkeit zu der Stadt steht, aus der der
Weihende stammt.32 So ist in Dura-Europos den
griechischen und nichtgriechischen Namen die Bezeichnung æøÆ – Bürger von Europos beigefügt.33 Das Wort ˇ¸—`¸˙C fasst die Autorin als Hinweis auf die Stadt oder Gegend auf, aus
der CEøˇC ˝¯C˚ˇ stammt. Wenn man
dieses Wort in zwei Teile aufgliedert, könnte ˛¸-
30
Fraser/Matthews 1987, 403.
31
Fraser/Matthews 1987, 325.
32
˜
1985, 163.
33
Welles et al. 1959 zitiert nach: ˜
1985, 164.
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Die wenigen Keramikfragmente aus den Schichten
IV, VI und VI a erwiesen sich als nicht besonders
aussagekräftig für eine Bestimmung der Datierungsobergrenze der Grube VI. Sichere Information liefert
dagegen der Keramikkomplex der Schicht II, die unmittelbar in die Schicht IV eingelassen ist. Für die
Datierung der Grube VI a mit der Form kann auch
der Keramikkomplex der Schicht IX herangezogen
werden.
Keramik
Schicht VI
In der Schicht wurden 74 Tierknochenfragmente
und drei Keramikfragmente gefunden:
Fragment eines Schalenrandes, mit roter Engobe innen
und bis zur Wandmitte außen;
Fragment eines Schalenrandes, beidseitig rote Engobe,
sehr leichte harte Tonmasse (Abb. 12,1);
Wandfragment einer Schale, innen schlecht anhaftende
und außen abschilfernde rote Engobe, sehr leichte, harte
Tonmasse (Abb. 12,1).
Rot engobierte Schalen dieser Form haben eine
sehr lange Laufzeit in der gesamten hellenistischen
Periode bis zur ersten Hälfte der Kus̆an-Zeit. Das
einzige und recht zuverlässige Merkmal für eine Datierung dieser Fragmente in hellenistische Zeit ist
34
Vgl. Davary 1982, 255.
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Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel
ihre sehr leichte und harte (dichtgebrannte) Tonmasse.
Schicht II
Hier kamen 13 Keramikfragmente zutage, die zu
Formen gehören, die für die gesamte hellenistische
Zeit, von der Periode Āi-Xānum I an, charakteristisch sind. Entscheidend für die Datierung des Komplexes sind nur vier Fragmente:
Wandfragment eines Vorratsgefäßes, harte graufarbige
Tonmasse (ab Āi-Xānum IV35);
Außenfragment der Mündung eines Kruges mit zwei Rillen,
harte terrakottafarbige Tonmasse (Āi-Xānum VII, Typ F2-3/
F4-336);
Wandfragment eines Vorratsgefäßes mit einem Ornamentband aus zwei Wellenlinien und zwei eingeritzten Rillen,
harte terrakottafarbige Tonmasse und gelbe Außenoberfläche (Āi-Xānum VII, Typ F437);
Wand- und Bodenfragment mit einem sehr akkurat hergestellten Fuß eines Dreifußtopfs; harte, leichte, terrakottafarbene Tonmasse mit hellterrakottafarbiger Oberfläche
(Abb. 12,2).
Alle Scherben sind dichtgebrannt und leicht, der
Ton ohne Zusätze, was sie der hellenistischen Zeit
zuweist, wobei die spätesten Datierungen von zwei
der oben angeführten Fragmente in die Zeit nicht
früher als Āi-Xānum VII reichen. Für jeden antiken
Keramikkomplex aus Baktrien galt bis vor kurzem
das Auftreten eines Topfes mit drei Füßchen als sicheres Kennzeichen der Yuezhi – und frühen Kus̆anZeit. Im Zusammenhang mit unserem aktuellen Fund
kann man jedoch mit Sicherheit davon ausgehen,
dass es sich hier um ein ganz anderes Erzeugnis
handelt, das sich vor allem dadurch auszeichnet,
dass es auf hohem töpferischen Niveau gefertigt
worden ist. Es lässt sich also sagen, dass am Ende
der hellenistischen Periode diese Töpfe als Nachahmungen der freihandgeformten oder nur auf der
Scheibe vorgeformten Töpfe der Nomaden auftreten. Bekanntlich siedelten sich Nomaden schon seit
dem 2. Viertel des 2. Jhs. v. Chr. an den Grenzen der
Landwirtschaft betreibenden Oasen am rechten Ufer
des Amudarja (d. h. in Nordost-Baktrien) an. Damit
kann der Komplex des Objektes II mit Sicherheit
nicht später als in die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. datiert
werden.
133
handenen Böden mindestens elf Exemplare feststellen ließen. Die Krüge haben einen diskusförmigen
Boden (zehn Exemplare) und im Bruch terrakottafarbenen oder grauen Scherben. Ein Exemplar ist sogar im unteren Bodenteil mit dichter schwarzer Engobe überzogen. Trotz des breiten Sortiments an
Tischgefäßen gibt es nur sehr wenige datierende
Fragmente. Da die Hauptmenge der Gefäße zudem
die gesamte hellenistische Periode hindurch existiert, können nur einzelne Fragmente für die Zeitbestimmung des Komplexes herangezogen werden:
Oberteilfragment einer Schale, Scherbenoberfläche außen
und innen rot engobiert, terrakottafarbener Scherben (ĀiXānum IV, Typ 2-d3) (Abb. 12,3);
Oberteilfragment einer Schale, Scherbenoberfläche außen
und innen rot engobiert, gelbefarbener Scherben (ab ĀiXānum VI, Typ 1-r1/2 mit roter Engobe)38 (Abb. 12,4);
Oberteilfragment einer Schale mit schwarzer Engobe (ab
Āi-Xānum IV, Typ o2-r1) (Abb. 12,6);
drei Fragmente von Pokaloberteilen mit roter Engobe (ĀiXānum VII, Typ 3-1/239) (Abb. 12,5);
Fragment vom Oberteil eines Topfes, Scherbenoberfläche
außen und innen mit braun-grauner Engobe und terrakottafarbenem Scherben (Āi-Xānum IV, Typ ˛6-1) (Abb. 12,7);
Oberteilfragment eines Tellers, außen und innen mit terrakottafarbener Engobe und terrakottafarbenem Scherben
(Āi-Xānum VI, Typ 1-t) (Abb. 12,8);
Schalenboden, Scherbenoberfläche außen und innen mit
schwarz-grauer Engobe und grauem Scherben (ab Āi-Xānum IV) (Abb. 12,9.10);
Mündungsfragment eines Pithos mit terrakottafarbenem
Scherben (Āi-Xānum IV, Typ F1-7 (Abb. 12,11).
Die Schicht IX erbrachte im Jahr 2007 insgesamt
645 Fragmente. Die meisten gehören zu kleinen Pithoi und Krügen, von denen sich aufgrund der vor-
Die Datierung des Komplexes von Objekt IX, in das
die Grube VI a mit der Form Nr. 2 eingelassen ist,
lässt sich vor allem nach dem dichtgebrannten
Scherben und dem leichten Ton aller Fragmente sicher in die hellenistische Periode setzen, genauer
in den Zeitraum zwischen Āi-Xānum VI und VII, d. h.
zwischen dem Ende des 3. Jhs. v. Chr. und dem Anfang des 2. Viertels des 2. Jhs. v. Chr.
Somit erlaubt das keramische Material eine
Datierung der Form mit der Inschrift aus der Grube
VI a zwischen den Zeitstellungen der beiden Komplexe des Objektes IX und II. Vor der abschließenden Untersuchung aller Funde aus der Schicht des
Objektes IX (Erzeugnisse aus Gold, Bronze und Elfenbein) wird vorläufig eine Datierung der Form in
das 2. Viertel des 2. Jhs. v. Chr. vorgeschlagen. Die
Form musste in dieser Zeit vor Ort angefertigt worden sein und war, nach ihrer hohen Qualität zu urteilen, von Anfang an für die Herstellung einer
Weihgabe für den Tempel bestimmt. Die Weihung
von Bronzekesseln in verschiedenen Heiligtümern,
z. B. in Olympia,40 ist recht gut bekannt.
35
Lyonnet 1998, 145.
36
Lyonnet 1998, 146.
37
38
Lyonnet 1998, 145.
39
Lyonnet 1998, 146.
40
Schicht IX
Lyonnet 1998, 146.
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Herrmann 1966, 3–4; Gauer 1991, Taf. 44 Le 294a.
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A. Drujinina
134
Die Untersuchung zur Abfolge der Formsetzung der Herstellungstechnik sowie die Beschreibung von mehreren Details und der Rekonstruktion
der Form sollen in einem zweiten Aufsatz vorgelegt
werden, den die Autorin auch in der AMIT zu publizieren beabsichtigt.
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Anjelina Drujinina
Institut für Prähistorische Archäologie
der Freien Universität Berlin
Altensteinstr. 15
14195 Berlin
Deutschland
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Bearb.: Ahlemann/Lier
Gussform mit griechischer Inschrift aus dem Oxos-Tempel
Zusammenfassung
Bei den Ausgrabungen auf dem Gebiet des Oxos-Tempels
(Taxt-i Sangı̄n, Süd-Tadz̆ikistan) wurden 2007 im Quadrat
,,Tempel 18‘‘ Reste einer tropfenförmigen Grube (Objekt
VI a) gefunden. In ihr kam eine Lehmkonstruktion zutage,
die sich als zerstörte Form zum Guss eines vierhenkeligen
Kessels erwies. Nach der Säuberung von mehr als 200
Fragmenten dieser Form stellte sich heraus, dass das Innere aus zwei Teilen (Element Nr. 3 und Nr. 4) besteht, zwischen denen sich anfangs die Wachsmatrize befunden haben muss. Außen auf der Mündung des Elements Nr. 3
des Lehmkerns der Form wurde eine spiegelschriftliche Inschrift aus 73 griechischen Buchstaben festgestellt.
«¯C ˇ˛ˇ˝ ˚```˘¯˝` `˝¯¨¯ C¯øˇC ˝¯C˚ˇ ˇ¸—`¸˙C `¸˚ˇ˝ ¯ˆ
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,,In den Tempel des neu erstandenen Oxos, hat
Seiromios (irrtümlich Seiromois), Sohn des Nemiskos,
aus Molrpalres den Bronzekessel aus (im Gewicht von)
sieben Talenten als Weihgabe gestellt.‘‘ Problematisch
bleibt die Interpretation der Wörter ˚```˘¯˝`
und ˇ¸—`¸˙C, die vom Autor als ,,neu erstanden‘‘
sowie als Bezeichnung des Ortes oder der Gegend, aus
der der Donator gebürtig war, aufgefasst werden. Die Untersuchung der Keramik aus der darunter und darüber liegenden Schicht ermöglichte es dem Autor, diese Inschrift
ans Ende der graeco-baktrischen Zeit, d. h. ins 2. Viertel
des 2. Jhs. v. Chr. zu datieren.
Summary
In 2007 in the area of the Oxus Temple (Square ‘Temple
18’), Takht-i Sangin settlement, southern Tajikistan, the
excavators opened a small pit which is drop-like in shape
(Object VI a). In the pit clay remains of a casting mould for
the casting of a vessel with four handles were found. Further excavation revealed more than 200 fragments of this
clay mould, suggesting that it originally consisted of two
layers (elements 3 and 4, respectively) which sandwiched
the bee-wax matrix between them. On the outer surface of
the upper rim of element 3 of the mould there was an
inscription made as a negative, consisting of 73 Greek letters:
2091448 AMIT Band 40/2008
Stand vom: 10.7.2009
in Universal CS3 bearbeitet
Satzprogramm:
135
«¯C ˇ˛ˇ˝ ˚```˘¯˝` `˝¯¨¯ C¯øˇC ˝¯C˚ˇ ˇ¸—`¸˙C `¸˚ˇ˝ ¯ˆ
`¸`˝ø˝ ¯—`».
The inscription reads as ‘‘Seiromois from Molrpalres,
the son of Nemiskos, presented this 7 talents bronze vessel
to the newly revived Oxus’’. However, the exact meaning of
the words ˚```˘¯˝` and ˇ¸—`¸˙C remains problematic. The author believes that they respectively mean ‘‘newly restored’’ and ‘‘Molrpalres’’ – the home
place of the presenter. Further investigation of the ceramics from the overlying and underlying layers helped to
date the casting mould to the end of the Graeco-Bactrian
period, i.e. the second quarter of the second century BC.
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Trennprogr.: DeutschNeu
insgesamt 16 Seiten
Verwendete Schrift: Meta (TrueType)
3B2
u:/p_1/ai/18ai_v2/008/18ai008r.3d
Bearb.: Ahlemann/Lier
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