Margot Pilz: Keck, widerständig, feministisch

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Margot Pilz: Keck, widerständig, feministisch
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Margot Pilz: Keck, widerständig, feministisch
ANNE KATRI N FESSLER
25. November 2015, 17:21
1 POSTING
Das Musa hat das Werk der 79-jährigen Künstlerin aus der Versenkung geholt
und zeigt ihre performativen Fotografieserien sowie Medienarbeiten
foto: margot pilz
"The White Cell Project" war ein
herausragendes Projekt der
Künstlerin, das sie zwischen 1983
und 1985 verfolgte: Sie baute eine
Box, deren Seitenlängen ihrer
Körpergröße entsprachen, die
(Selbst-)Inszenierungen diente.
Später lud sie auch andere Künstler
und Künstlerinnen (Bodo Hell, Renate
Kordon, Linda Cristanell u. a.) zu
Performances in die beengten Zelle
ein.
Wien – Ruck, zuck hatte man Margot Pilz 1978 zur Rädelsführerin erklärt.
Dabei, so erinnert sich die Künstlerin in ihrer Retrospektive "Meilensteine" im
Musa, habe sie die bei einer Versammlung des Frauenfests recht rabiat für
"Ordnung" sorgenden Polizisten lediglich wissen lassen, dass sie ihre
Aggressionen woanders abreagieren sollen. Man kann sich das wunderbar
vorstellen, denn keck, resolut und leidenschaftlich wirkt die 79-Jährige noch
heute. Was damals folgte? Pilz wurde abgeführt: eine wenig zimperliche Aktion.
Das traumatische Erlebnis wurde für Pilz, die bis dahin als Werbefotografin
gearbeitet hatte, zur Initiation ihrer künstlerischen Arbeit. Eine Fotoserie aus
jenem Jahr zeigt ihre im Schoß liegenden Hände: zu Fäusten geballt,
verkrampft, angespannt. Gesten, die die Gefühlslagen der Verletzung und
verzweifelter Wut in eindringliche Bilder übersetzen. Ähnlich Intensives gelang
ihr in der Serie der "Sekundenskulpturen".
foto: margot pilz
Psychische Befindlichkeiten mit dem eigenen Körper in Bilder übersetzen: Margot Pilz’ performative
Fotografieserie "Sekundenskulpturen" entstand 1978.
Eine Reaktion, die sich wohl nicht nur auf das Ausgeliefertsein als Frau
angesichts einer männerdominierten Staatsgewalt bezog, sondern auch auf
seelische Erschütterungen der Kindheit. 1939 floh die gebürtige Niederländerin
gemeinsam mit den Eltern vor den Nationalsozialisten, später folgten zwei Jahre
in einem Konzentrationslager auf Java. Eine Zeit, von der die Performance
"Once Upon My Time", aufgeführt 2014 im Künstlerhaus, erzählt. Dabei sang
Pilz etwa auf einem Stockbett sitzend sarkastisch-ironische holländische
Kinderlieder. Jenes, das Lager vergegenwärtigende Möbel, dient in der jetzigen
Schau als Stellvertreter.
Es sind aber vor allem Pilz’ frühe, performative oder ihre den feministischen
Körper- und Mediendiskursen verpflichteten Fotoserien, die zu überzeugen
wissen. Entstanden ihre Medienarbeiten damals zu früh, um als Kunst begriffen
zu werden, erleiden sie nun leider das "Zu spät"-Schicksal jener Ästhetiken, die
kaum mehr nachvollziehbar sind.
17.12.2015 17:53
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CELEBRATION
from Margot Pilz GOTO MP
margot pilz goto mp
Margot Pilz: "Celebration", 2011.
Aber zum Glück werden genug ihrer frecheren Werke erinnert: Ihr
"Hausfrauendenkmal" für den Steirischen Herbst 1979 oder die auf
bürokratische Widerstände stoßende Aktion "Kaorle am Karlsplatz" 1982. Um
das urbane Strandhappening doch noch zu realisieren, marschierte sie
schnurstracks in Helmut Zilks Büro. (Anne Katrin Feßler, 25.11.2015)
Weiterlesen
Interview mit Margot Pilz: "Wir wissen nicht, ob es Kunst ist"
Ausstellung: "Margot Pilz. Meilensteine", bis 5. 3. 2016, Musa
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