Liebe Spender,

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Liebe Spender,
Liebe Spender,
mein Name ist Attila, aber eigentlich werde ich immer nur „Atti“ gerufen. Finde ich
eigentlich auch schöner als den Namen vom Hunnenkönig.
Ich bin der stürmische, aber lustige Geselle, der auf dem Gelände vom Tierschutzverein Barsinghausen im letzten Jahr für einige Monate sein Zuhause hatte, bevor
er in eine neue Familie einzog.
Ich weiß, dass Ihr mich schon in Euer Herz geschlossen habt in der Zeit, in der ich
in Barsinghausen war. Ich habe Euch auch vermisst, aber - ehrlich gesagt - nur ein
bisschen.
Bei meiner neuen Familie fühle ich mich nämlich pudel- (ähm) dobermannwohl.
Wenn nur nicht immer diese schrecklichen Piekser wären, von denen ich regelmäßig
einschlafe. Wenn ich dann später wieder aufwache, ist mir immer ganz schummrig
und ich stelle jedes Mal irgendetwas Neues fest. Mal blute ich aus der Schnauze,
mal ist ein Teil von meinem Kopf kahlrasiert, aber naja, ich bin ein Stehaufmännchen.
Ich bekomme dann ganz besonders deliziöse Speisen kredenzt, häufig sogar
selbstgekocht. Mein Herrchen ist besonders neidisch auf die leckeren Wildgerichte.
Aber ich kann so schnell fressen, so schnell kann der gar nicht gucken!
Aber das mit dem Fressen ist ja bei mir so eine Sache. Deshalb ist dieses ganze
Theater schließlich überhaupt erst passiert.
Aber ich glaube, ich erzähle lieber alles der Reihe nach:
24.11.2012 Meine „Eltern“ gehen abends einfach zum Essen fort. Ohne mich!
Da muss ich doch auch mal etwas anderes probieren als mein
Hundefutter. Und im Flur steht diese braune Aktentasche
aus dem leckeren weichen Rindsleder...
25.11.2012 Was für eine Nacht! Der ganze Bauch voll mit dieser Aktentasche!
Ich habe kein Auge zubekommen. Meine Eltern bringen mich in die
Tierklinik Hannover-Wülfel. Und dann passiert das, was man
aus den Märchen der Gebrüder Grimm kennt. Ich meine das,
was mit dem Wolf passiert ist, der die Oma gefressen hatte...
Na gut. Am 28.11.2012 komme ich wieder nach Hause, der Bauch
ist wieder leer und meine Eltern sind viel Geld los.
Aber jetzt muss ich immer mächtiger schnauben,
um genug Luft zu bekommen.
Und dann stellen die Ärzte so eine komische Diagnose:
Ich soll angeblich „DCM“ haben, eine Herzschwäche
mit mittelfristiger Todesfolge!
24.01.2013 Das mit dem Atmen ist echt lästig, aber dass ich herzkrank sein soll,
daran will bei uns niemand glauben. Deshalb bin ich heute beim Tierherzspezialisten, Herrn Dr. Tobias, der die Diagnose überprüfen soll.
19.02.2013 Und richtig! Seit heute ist es amtlich: Ich habe kein DCM! Hurra!
Nur leider sind die Herzklappen etwas schwach.
Aber der Arzt sagt, dass ich damit steinalt werden kann,
wenn ich ein Medikament dagegen einnehme.
01.03.2013 Aber das mit dem Atmen...
Ich bin heute bei Herrn Dr. Lüerssen in Hiddestorf. Die Atemwege sind
so sehr verengt, dass der Arzt per Endoskopie nicht hineinsehen kann!
01.04.2013 Heute wird es spannend: Wir haben einen Termin in einer Spezialklinik
in Leipzig bei Herrn Prof. Oechtering und fahren hin.
02.04.2013 Die ernüchternde Auskunft: Es gebe nur zwei Möglichkeiten, entweder
mein Todesurteil, oder eine aufwendige Operation und weitere Kosten
von mehreren tausend Euro. Der Familienrat tagt nicht lange.
Allen ist sofort klar: „Atti darf nicht sterben!“
03.04.2013 OP-Tag: Die Verengung im Nasen-Rachen-Raum wird freigelegt.
Ein Stück Haut wird aus der Lefze entnommen und in den Rachenraum
eingepflanzt. Anschließend wird ein Platzhalter eingesetzt.
06.04.2013 Heute darf ich endlich wieder nach Hause!
25.04.2013 Erster Kontrolltermin in Leipzig. Das Transplantat ist gut angewachsen
und der Platzhalter wird entfernt.
08.05.2013 Zweiter Kontrolltermin in Leipzig. Nachdem es mir in den letzten
Wochen schon deutlich besser ging, bekomme ich nun wieder
schlechter Luft. Mir wird heute wieder ein Platzhalter eingesetzt.
10.06.2013 Dritter Kontrolltermin in Leipzig. Der Platzhalter kann wieder entfernt
werden, mir wird aber viel Eiter aus der Stirnhöhle abgesaugt.
29.06.2013 Ich freue mich auf das große Wiedersehen mit ganz vielen
alten Freunden. Heute ist Tag der Offenen Tür in Barsinghausen!
Das ist richtig toll. Wenn nur das schwere Atmen nicht wäre.
Seit zwei Tagen ist es wieder besonders schlimm.
01.07.2013 Vierter Kontrolltermin in Leipzig. Obwohl ich wirklich viel zu fressen
bekomme, wiege ich nur noch 32,7 Kilo, also mindestens sechs Kilo
zu wenig. Die Stirnhöhlenvereiterung ist einfach nicht zu bändigen.
Herr Prof. Oechtering will aber nicht aufgeben. Seine Worte:
„Es kann doch nicht sein, dass Atti eingeschläfert werden muss,
weil wir die Stirnhöhlenvereiterung nicht in den Griff bekommen!“
04.07.2013 Heute nun die erlösende E-Mail: Das Ärzteteam wird verstärkt mit
einem Spezialisten aus der Humanmedizin. Meine Stirnhöhle soll noch
umfangreicher ausgeschabt werden als bisher, und ich werde einen
neuen Platzhalter bekommen, damit ich wieder besser atmen kann.
09.07.2013 Nun bin ich das sechste Mal in Leipzig. Heute wird die Stirnhöhle
ausgeräumt.
10.07.2013 Das habe ich mir wirklich nicht so vorgestellt:
Meinen fünften Geburtstag feiere ich heute mit den Ärzten in Leipzig!
Aber alle sind richtig nett zu mir und mittags kann ich wieder
nach Hause.
Nun geht es mir von Tag zu Tag besser. Ich bin zwar noch lange nicht durch,
und der nächste Kontrolltermin ist Anfang September, aber ich habe auch viele
schöne Momente in meinem Leben, und vor allem habe ich so viele liebe Menschen,
die für mich da sind!
Für diese gezeigte Zuneigung und für die überwältigend hohen Geldspenden
bin ich unendlich dankbar! Und meine ganze Familie natürlich auch.
Ich kämpfe weiter, versprochen!
Und spätestens beim nächsten Tag der Offenen Tür
sehen wir uns bestimmt alle wieder!
Bis bald also,
Euer
Atti