pro ethik - Humanistischer Verband Deutschlands
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Zeitschrift des humanistischen verbandes A 59349; 23. Jahrgang; 2. Quartal, Nr. 87/2009; E 4,25 O R P IK H T E zeitschrift des humanistischen verbandes Nr. 87 2/2009 Inhalt Editorial Bruno Osuch Landauf/landab 1 2 Aus den Ländern Brandenburg: KiEZ Bollmansruh Berlin: Ossip-K.Flechtheim-Preis 2009 8 Thüringen: Humanistischer Verband Thüringen konstituiert Siegfried R. Krebs 8 Niedersachsen: Frühjahrstagung Lutz Renken 9 Berlin: Sanierung des Kinder- und Jugendgästehauses Ronny Vogler 11 Titel Sieg für Pro Ethik Jutta Kausch 13 Berlin hat abgestimmt Peter Adloff 14 Einblicke/Ausblicke Thesen für eine aufgeklärte Religionskritik Armin Pfahl-Traughber 17 Angesehen Religulous Gernoth Schmidt 18 Axel Krause NRW 6 I-IV Forum Schmerz und Glaube Gita Neumann 22 Selbstmordattentate und Evolution Thomas Junker 25 Magazin Das Leben der Hedwig Henrich-Wilhelmi Elke Gensler 28 Ewige Wahrheiten Evolutionstag Joachim Kahl 32 Kreuz/quer 34 Auslese 36 Aussprache 38 Adressen 40 Gedicht Determination Joachim Goetz 41 Humanisten im Internet: http://www.humanismus.de E-Mail: [email protected] Herausgeber: Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 030-613 904-41. Verantwortlich im Sinne des Berliner Pressegesetzes: Patricia Block. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Redaktion: Ralf Bachmann, Michael Bauer, Patricia Block, Gerd Eggers, Antje Henke, Christian John, Fiona Lorenz, Arne Lund, Florian Noack, Lutz Renken, Jürgen Springfeld. Anzeigenleitung/Verwaltung: Bettina Kebschull. Titelgestaltung/ Grafik/Layout: Jürgen Holtfreter, Berlin. Fotos: Titel Robert Michel; S. 6/7 Axel Krause; S. 12, S. 19/20 Jürgen Holtfreter; S. 16, S. 24 Bilderbox; S. 4 Dobisch; S. 9 Alexander Roßner; S. 13 Gerhard Weil. Zeichnungen: S. 34 Mayr; S. 38 Krauze; S. 42 Januszewski. diesseits erscheint vierteljährlich am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Redaktionsschluss ist sechs Wochen vor dem Erscheinen. Bezugspreise: Jahresabonnement 13,- E (inklusive Porto und Mehrwertsteuer), Ausland zuzüglich Portomehrkosten. Einzelexemplar 4,25 E. Satz/Reinzeichnung: Michael Pickardt, Berlin. Druck: H & P Druck, Körtestr. 10, 10967, Telefon 030-693 77 37. ISSN 0932-6162., diesseits wird auf umweltfreundlichem, zu 50 % chlorfrei gebleichtem Papier mit 50 % Recycling faseranteilen gedruckt. Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, – von den zahlreichen Kardinälen und Bischöfen gar nicht erst zu reden. Und es wurden alle Register gezogen: vom Maulkorb für innerkirchliche Kritiker bis zur Lüge, dass die Stimme „Pro Reli“ ein Votum für „die Freiheit“ sei. Als ob es in Berlin keinen Religionsunterricht gäbe, als ob der Staat dessen 90-prozentige Finanzierung in Frage stellen würde, als ob quasi das „christliche Abendland“ auf dem Spiel stünde. Der Gipfel dieser Zuspitzung war schließlich die von bestimmten Zeitungen lancierte perfide Kampagne gegen meine Person als Landesvorsitzendem des HVD mit dem Ziel, den Humanistischen Verband und damit das ganze Ethik-Bündnis zu beschädigen. Doch ging auch diese Rechnung nicht auf – im Gegenteil: Die Verleumdungen beförderten keine Pro-Reli-Stimmung, sondern hatten eine Solidarisierung mit dem Berliner HVD und seinem Vorsitzenden zur Folge. Von der Berliner Schulaufsicht (meinem obersten Dienstherren) über den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses und Schirmherren des Ethik-Bündnisses, Walter Momper, bis zum Innensenator, der den CDU-Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit meiner Person bzw. des ganzen HVD als absurd zurückwies. Damit hatten die Konservativen ebenfalls nicht gerechnet. Was bleibt, ist ein übler Nachgeschmack gegenüber dem christlich-konservativen Lager, dessen moralische Glaubwürdigkeit nun noch mehr Menschen anzweifeln werden. Evelin Frerk Der Berliner Volksentscheid über einen Wahlpflichtunterricht Religion Ende April 2009 war ein Paukenschlag, der weit über die Grenzen der Hauptstadt zu hören war und dessen Folgen noch gar nicht voll absehbar sind. Nicht nur, dass die Kirchen im Verein mit CDU und FDP das nötige Quorum von 25 Prozent der Wahlberechtigten mit gerade einmal 14 Prozent weit verfehlten. Sie verloren auch im direkten Vergleich mit 49 zu 51 Prozent. Das hatte selbst die säkulare Szene kaum erwartet. Somit bleibt der allgemeinverbindliche Ethikunterricht fester Bestandteil der Berliner Schule, Religion und Humanistische Lebenskunde bleiben weiter freiwillige Ergänzungen. Damit wird das jahrzehntelange Ankämpfen gegen die seit 1947 in Berlin existierende Trennung von Kirche und Schule – hoffentlich für lange Zeit – beendet sein. Mehr noch: Es ist zu erwarten, dass das Ergebnis die weitere Diskussion zur Werteerziehung der öffentlichen Schule und zur Stellung von konfessionellem Religionsunterricht auch in anderen Bundesländern befördern und das Selbstbewusstsein der säkularen Kräfte deutlich stärken wird. Die Bedeutung dieser Abstimmung geht jedoch noch weit darüber hinaus. Eine Berliner Tageszeitung brachte es auf den Punkt: Mit diesem erdrutschartigen Ergebnis wurde die schon lange anhaltende Entwicklung manifest, dass die Kirchen ihre Deutungshoheit in Sachen Ethik und Moral endgültig verloren haben. Nun könnte man einwenden, dass das Ganze lediglich eine regionale Bedeutung für Berlin hat und auch dort nur ein schulpolitisches Randproblem tangiert. Aber es waren die Kirchen und ihre politischen Bündnispartner selbst, die dieser Abstimmung eine geradezu historische Bedeutung beigemessen haben. Entsprechend zogen sie in die Auseinandersetzung: mit sehr viel Geld, den teuersten Werbeagenturen, stündlichen Radiospots, Promis wie Günter Jauch, politischen Repräsentanten wie Wolfgang Thierse und Kanzlerkandidat Steinmeier und am Schluss sogar der Bundeskanzlerin selbst Dr. Bruno Osuch Landesvorsitzender des HVD in Berlin 2/2009 1 Erziehung zu Freiheit und sozialer Verantwortung Berlin – Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Humanistischen Lebenskunde veranstaltet der Humanistische Verband in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und mit Unterstützung der Europäischen Humanistischen Föderation (EHF) und der Unie Vrijzinnige Verenigingen (UVV) in Belgien am 2. und 3. Juli einen internationalen Kongress zum Thema: „Humanismus – Erziehung zu Freiheit und sozialer Verantwortung“. An zwei Tagen werden in Diskussionen, Vorträgen und Arbeitsgruppen philosophische, pädagogische und politische Aspekte von Lernprozessen im Werteunterricht diskutiert. Dabei stehen folgende Schwerpunkte im Vordergrund: – Wie ergänzen sich Erkenntnis und Lebenshaltung? – Wie bekommen Rationalität, Emotionalität und Beziehungsfähigkeit einen angemessenen Stellenwert in Lernprozessen? – Wie können unterschiedliche gesellschaftliche Lebensbedingungen bei dem Streben nach Menschlichkeit berücksichtigt werden? – Warum leistet der Lebenskundeunterricht einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Berlin? Als Gesprächspartner sind u. a. eingeladen: Prof. Dr. Joachim Bauer, Neurobiologe und Psychotherapeut, Autor des Buches „Lob der Schule“, Prof. Dr. Micha Brumlik, Professor für Erziehungswissenschaften in Frankfurt/Main, Prof. Rob Buitenweg, Professor für Humanistische Studien an der Universität Utrecht, Prof. Dr. Julian NidaRümelin, Professor für Philosophie und ehemaliger Kulturstaatsminister, Prof. Dr. Herbert Schnädelbach, Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität, Berlin. Am Abend des 2. Juli findet eine Feier mit Live- Musik und Vorführungen aus dem Bereich Lebenskunde zum 25-jährigen Bestehen des Lebenskundeunterrichtes statt. Sie sind herzlich eingeladen, an dem Kongress teilzunehmen. Tagungsort: Friedrich-Ebert-Stiftung, Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin Anmeldung: Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin, Wallstr. 61-65, 10179 Berlin, Tel. 030 61390460, [email protected] 2 2/2009 Informationen zum geplanten Programm unter www.hvd-berlin.de/ aktuelles/internationaler-kongress2009-humanismus Begleitende Veranstaltungen: 1. Juli 9 bis 13 Uhr Fit für Kinderrechte Lebenskundegruppen präsentieren ihre Arbeitsergebnisse zum Thema Kinderrechte. Ort: Nachbarschaftsheim Urbanstraße Urbanstr. 21, 10961 Berlin Information und Anmeldung: [email protected] 2. Juli 10 bis 13 Uhr Lebenskundefilmfest 2009 Thema: „Erforschen und entdecken“ Ort: Filmtheater Hackesche Höfe, Berlin Mitte, Rosenthaler Str. 40/41 Information: [email protected] 4. Juli 10 Uhr Ausstellungseröffnung: „Humanismus in Frauenhänden“ Ort: Humanistischer Verband Deutschlands, Landesverband Berlin, Wallstr. 61 – 65,10179 Berlin, Abt. Lebenskunde Information: Dr. Ines Scheibe [email protected] 4. Juli 9 Uhr Internationaler Frauenkongress: „Humanismus und Gender“ Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin Information: Dr. Ines Scheibe [email protected] landauf Gemeinschaft und Partizipation Berlin – Am 19. Juni 2009 von 13 bis 18 Uhr lädt die Humanistische Akademie gemeinsam mit dem Bundesverband Junge HumanistInnen zu einem Kolloquium „Gemeinschaft und Partizipation – Jugendliche und ihre Verbände“ ein. Es sprechen u. a. Prof. Dr. Richard Münchmeier über Realität und Reichweite von Jugendverbänden, Dr. Katrin Valentin über Gemeinschaft aus der Sicht von Jugendli- chen und Prof. Dr. Helmut Richter über „Vereinspädagogik“ und demokratische Beteiligung von Jugendlichen in ihren Verbänden und Einrichtungen. Ort: GLS Campus Berlin „Die Schule“, Kastanienallee 82 – 10435 Berlin, Lounge Anmeldung erbeten: Humanistische Akademie, Wallstr. 65, 10179 Berlin-Mitte, Tel. 030 6139040 (Fax: -864), [email protected] Humanist Award für HVD-Nürnberg Würzburg – Der Humanist Award des HVD-Würzburg ging dieses Jahr an den HVD-Nürnberg für dessen Arbeit im praktischen Humanismus. „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung unserer Arbeit, die ja nicht immer in einem einfachen Umfeld stattfindet“, sagte HVDGeschäftsführer Michael Bauer anlässlich der Übergabe des Preises. Mit der Ehrung verbunden ist auch ein Scheck über 3.500 Euro, die für die Ausstattung des Werkraumes der Humanistischen Grundschule Fürth bestimmt sind. Von deren innovativem Konzept konnte sich der Vorsitzende des HVD-Würzburg, Frank Stössel, selbst ein erfahrener Pädagoge, bei der Preisübergabe ein Bild machen. Institut für Humanistischen Lebenskundeunterricht in Bayern Nürnberg – Im Februar wurde in Nürnberg unter der Trägerschaft des HVD ein Institut für Humanistischen Lebenskundeunterricht gegründet. Dessen Aufgabe liegt vor allem in der Ausbildung von Lehrern für das Schulfach Humanistische Lebenskunde. Zum Direktor wurde Prof. Dr. Thomas Mohrs, Universität Passau, berufen. Seine wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Praktischen Philosophie, der Philosophischen Anthropologie (mit einem Schwerpunkt auf Ansätzen der Evolutionären Anthropologie) sowie der Allgemeinen und Angewandten Ethik. Von links: Geschäftsführer Michael Bauer, Ulrike von Chossy (beide HVD Nürnberg), Frank Stössel, Vorsitzender des HVD Würzburg Bundeshauptausschuss einberufen Berlin – Das Präsidium des HVDBundesverbandes hat die Einberufung des Bundeshauptschusses (BHA) zum 20. Juni 2009 ab 14.00 Uhr in Berlin beschlossen. Der BHA ist das höchste ständige Organ zwischen den Bundesdelegiertenversammlungen. Er sichert die Kommunikation zwischen den Mitgliedsverbänden und kon trolliert das Präsidium des HVD zwischen den alle drei Jahre stattfindenden Bundesdelegiertenversammlungen (BDV). Er besteht aus dem Präsidium sowie je einer Vertreterin bzw. einem Vertreter pro Bundesland der Landesverbände und der Landesgemeinschaften. Die vorläufige Tagesordnung sieht u.a. die Aufnahme der Verbände Bremen und Thüringen als Mitglieder des Bundesverbandes vor. Ein Tagesordnungspunkt nimmt sich eine Bewertung der im Januar 2008 eingeleiteten Strukturreformen des HVD vor. Dort werden auch aktuelle Bündnisfragen (KORSO, Jugendweihe, Auswertung Pro Ethik) diskutiert und hinsichtlich der Perspektiven des Verbandes beraten. Es versteht sich, dass hier hinein auch Fragen der Theorie- und Akademiearbeit (Kurzfassung Humanistisches Selbstverständnis oder aktuelles programmatisches Manifest?), der Öffentlichkeitsarbeit (die eigenen Medien des HVD und das Verhältnis des HVD zum hpd) und der Finanzierbarkeit der Aktivitäten zählen. Im Mai führte das Präsidium zur Vorbereitung des BHA eine Klausurtagung durch. Dort wurden folgende vorbereitende Fragen formuliert werden, die eine angeregte Debatte versprechen: In welcher Lage sind wir? Was wollen wir? Mit wem können wir das (nicht)? Wie stellen wir dies öffentlich dar und wo? Welche finanziellen und personellen Mittel haben wir jetzt zur Verfügung, welche brauchen wir und wie bekommen wir sie? Was soll das Präsidium leisten? Bitte unterstützen Sie die Bundesakademie des HVD! Im März 2006 wurde die gemeinnützige Humanistische Akademie Deutschland (HAD) als Verein gegründet. Sie ist das Studien- und Bildungswerk des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD). Bisher allein auf Mitgliedsbeiträge angewiesen, stößt die Akademie inzwischen finanziell an ihre Grenzen. Das vorgesehene Programm der Akademie ist ebenso umfangreich wie spannend und zur Durchführung auf Ihre finanzielle Hilfe angewiesen. Konferenzen: – Humanistische Bestattungskultur (12./13. Juni 2009 in Hannover) – Konfessionsfreie und deutsches Verfassungsrecht (11./12. September 2009 in Berlin) – Politik der Menschenwürde und der Selbstbestimmung (14./15. November 2009 in Berlin) Bücher in der neuen „Schriftenreihe“ der Akademie: – Humanismus heute (Dokumentation der Konferenz vom November 2008) – Humanistische Bestattungskultur (Dokumentation der Konferenz vom Juni 2009) Diese Aktivitäten verdienen es, dass Sie der Bundesakademie finanziell helfen. Sie haben dazu folgende Unterstützungsmöglichkeiten: 1. Bitte überweisen Sie der Akademie eine Spende. Sie können dazu den beigefügten Überweisungsträger benutzen oder direkt auf das unten stehende Konto einzahlen. Spenden an die Akademie sind steuerabzugsfähig. 2. Sie können Mitglied bzw. Fördermitglied der Akademie werden. Wenden Sie sich wegen des Aufnahmeantrages bitte direkt an die Akademie oder nutzen das Formular auf der Homepage. Mitgliedsbeiträge an die Akademie sind steuerabzugsfähig. Humanistische Akademie Deutschland Wallstr. 65, 10179 Berlin www.humanistische-akademie-deutschland.de Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Kto 102 98 00 Initiative für Humanistische Grundschule Bremen – Die positiven Erfahrungen aus Berlin und Nürnberg nutzend, erarbeiteten interessierte und engagierte Bremer Eltern ein Konzept zur Gründung einer Hu- landab manistischen Grundschule. Bisher hatte die Bremer Bildungsbehörde alle Initiativen zur Gründung privater Grundschulen mit der Begründung abgewiesen, es läge kein „besonderes pädagogisches Interesse“ vor. Nur wenn dies nachgewiesen werden kann, können private Grundschulen gegründet werden. Allerdings sind „Bekenntnis- oder Weltanschauungsschulen“ von dieser Auflage frei. Bisher haben nur Religionsgemeinschaften davon Gebrauch gemacht. Die Schulbehörde hatte das „pädagogische Interesse“ sehr eng definiert, der Humanistische Verband hat daraufhin im Dezember 2008 mit einer Elterninitiative Körnerwall ein Konzept erarbeitet und einen Antrag erstellt. Der HVD als anerkannte Weltanschauungsgemeinschaft nahm nun die erste Hürde im Genehmigungsparcours: Der Prüfung zur Zulassung als Bekenntnisschule steht nichts im Wege. Gestartet werden soll mit 10 bis 12 Kindern in einer jahrgangsübergreifenden Gruppe bereits zum Schuljahr 2009/2010. Seitdem die Nachricht von diesem Erfolg es am 3. April in die Bremer Ausgabe der taz („Es wird doch eine private Grundschule geben“) und noch am selben Abend in die Fernsehnachrichten von Radio Bremen schaffte, häufen sich die Anfragen interessierter Eltern, die schon jetzt 2/2009 3 die vorgesehenen Plätze für das erste Schuljahr um ein Vielfaches übersteigen. Als weltliche Schule steht sie allen Kindern offen, die, unabhängig von ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft, eine nichtreligiöse, humanistische und wissenschaftlich fundierte Bildung und Erziehung erhalten sollen. Wer Interesse am Aufbau der Schule hat, kann sich gern an die Schulkoordinatorin, Frau Krebs, wenden: [email protected] Nach intensiver Vorbereitung und prima ausgestattet mit Trikots der schwedischen Humanisten ( „Team Humanisterna“) hatten alle viel Spaß bei dieser Premiere. Weitere Spiele folgen demnächst. Kontakt: [email protected] Hintergründen von echten Phänomenen auseinander: Die Marsoberfläche ist von Kanälen durchzogen, Felsformationen auf dem Mars formen ein weinendes Gesicht. Jeder erkennt im Mond unschwer ein Antlitz. Die Sternenkonstellation im Moment der Geburt beeinflusst den Charakter, am Himmel werden außerirdische Raumschiffe beobachtet. Worauf beruhen diese Täuschungen? Die neue Sonderausstellung stellt sich diesen Fragen und zeigt Wege auf, sie nach aktuellen Erkenntnissen zu entscheiden. Sie ist bis Ende des Jahres zu sehen: turmdersinne am Westtor der Nürnberger Stadtmauer, Spittlertorgraben Ecke Mohrengasse, Tel.: 0911 9443281, www.turmdersinne.de. Geistesblitz und Neuronendonner Nürnberg – Intuition, Kreativität und Phantasie sind die Themen des diesjährigen Symposiums, das der turmdersinne vom 9. bis 11. Oktober in Nürnberg ausrichtet. Im Mittelpunkt dieses populärwissenschaftlichen Symposiums stehen die kreativen Fähigkeiten des Menschen und ihre neuronale Grundlage. Mit Gerhard Roth aus Bremen hat einer der derzeit prominentesten Hirnforscher Deutschlands seine Teilnahme zugesagt. Fachleute tragen vor, Hörer fragen nach. Diskutieren Sie mit! Das Programm und weitere Informationen sind unter www.turmdersinne.de erhältlich – sichern Sie sich Ihre Plätze! Online-Anmeldung ist ab sofort möglich. Team Humanisterna Ulm – Am 26. April nahm ein Team der Humanisten Ulm/Bodensee am großen Volleyball-Mixed-Turnier in Blaustein teil. 2/2009 Emder Humanisten mit neuem Vorstand Emden – Auf der Jahreshauptversammlung des Humanistischen Verbandes Emden bestätigten und verstärkten am 28. März die anwesenden Mitglieder im Beisein des Landesgeschäftsführers Jürgen Steinecke ihren örtlichen Vorstand. Der alte und neue Vorsitzende Eckhard Kühl berichtete über die Aktivitäten des vergangenen Jahres und betonte die notwendige Öffentlichkeitsarbeit, wie z. B. über die gemeinsam mit der VHS Emden organisierte Vortragsveranstaltung mit dem Buchautor Carsten Frerk. Solche öffentlichen Aktivitäten, aber auch die monatlich stattfinden geselligen Nachmittage und Irrlichter: Sonderausstellung im turmdersinne Nürnberg – Zum Jahr der Astronomie setzt sich der turmdersinne in der Sonderausstellung „Des Himmels Irrlichter – Wahrnehmungsphänomene am Rande der Astronomie“ mit historischen Fehlinterpretationen von Himmelsbeobachtungen, irrigen Erklärungsmodellen von Himmelsphänomenen, phantasievollen Verschwörungstheorien und wahrnehmungspsychologische „Team Humanisterna“, v.l.n.r.: Hannah, Jürgen, Bianca, Aaron, Jürgen und Ferdinand stehen für Freundschaftsspiele auch außerhalb Schwabens zur Verfügung 4 landauf Neues Familienzentrum in Spandau Berlin – Der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin, eröffnete am 13. Februar das Familienzentrum FiZ West in der Humanistischen Kita „Wasserwerkstrasse“ in Berlin Spandau. „Das entstandene Familienzentrum soll der Knotenpunkt in einem Netzwerk werden, das Kinder individuell fördert und darüber hinaus Familien umfassend berät. Wir sind bestrebt, ein niedrigschwelliges Angebot möglichst in problematischen Sozialräumen zu eröffnen und die Familienzentren durch intensive Vernetzung und Kooperation mit anderen kommunalen Institutionen nachhaltig zu stärken“, betonte Dr. Bruno Osuch, Landesvorsitzender des HVD Berlin, in seiner Eröffnungs- rede. Ein Nachbarschaftscafé, ein Eltern-Kind-Frühstück, Krabbelgruppen und Gesundheitsangebote bietet das FiZ schon seit Februar. In Kürze werden im FiZ ein türkischarabischer Frauentreff und eine Russisch-Polnisch-Gruppe eingerichtet. Alle Angebote folgen dem Handlungsgrundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Dabei sollen Eltern gestärkt und in die Lage versetzt werden, Verantwortung für sich und ihre Kinder zu übernehmen. Mitarbeiter/-innen des Humanistischen Verbandes unterstützen Eltern vor allem auch in Fragen der Bildung und Erziehung. Neben dem Familienzentrum FiZ ist der HVD Berlin bereits Träger des Familienzentrums in der Kita Felix in Marzahn-Hellersdorf. der seit 2007 regelmäßig organisierte „Humanistische Gesprächskreis“, in dem nach Interesse der Teilnehmer alle Fragen von „Darwin bis Dawkins“ in gemütlicher Runde diskutiert werden, trügen zum Zusammenhalt der Mitglieder bei. Das sei notwendig, um das Bild des Verbandes als Organisation zur Interessenvertretung kirchenfreier Menschen zu stärken. Dies war das Stichwort für den Landesgeschäftsführer Jürgen Steinecke, der engagiert über die Aktivitäten des Bundes- und Landesverbandes berichtete und verdeutlichte, dass es nicht nur darum gehe, sich auf philosophischer Ebene mit humanistischen Fragen auseinanderzusetzen, sondern ein Weg aufgezeigt werde, den Menschen im Land auch „Humanismus zum Anfassen“ anzubieten. So seien die Humanisten gut im Gespräch auch mit den Entscheidungsträgern im Land Niedersachsen, um soziale Einrichtungen unter der Trägerschaft des Humanistischen Verbandes zu schaffen. Die Wahl der Vorstandmitglieder fiel einmütig aus, neu in den Vorstand wurde der Emder Hermann Bertus gewählt. Ganz nebenbei wurde von den anwesenden niederländischen Freunden aus Groningen, Daniel und Bep van Eck, eine Einladung zum Besuch ihrer Organisation und Stadt ausgesprochen, die die Emder noch vor dem Sommer in einem Tagesausflug gerne annehmen wollen. 150 Jahre BFGD – Freigeistiges Treffen in Mannheim Mannheim – Der Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD) wird 150 Jahre alt. Aus diesem Anlass findet im September in Mannheim ein Forum des Austauschs und der Diskussion statt. Es soll den Dialog zwischen den unterschiedlichen freigeistigen Gruppen in Deutschland und dem sie umgebenden Spektrum der säkularen Gesellschaft ermöglichen. Es umfasst die Bundesversammlung des BFGD, dessen Jubiläum aus Anlass seines 150-jährigen Bestehens und das Jubiläum des 60-jährigen Bestehens des Dachverbands Freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW). Auf dem Programm stehen Arbeitskreise zu aktuellen Themen aus Bioethik, Erziehung, Wirtschaft und Gesellschaft. Termin: 18. bis 20. September 2009, Informationen über Tel. 0621-126310. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ausbildungsinstituts v. l.: Prof. Dr. Frieder Otto Wolf, Dr. Martin Ganguly, Jaap Schilt, Dr. Petra Caysa, Norbert Böhnke, Wilfried Seiring, Dr. Brigitte Wieczorek, Heinz-Joachim de Vries,Werner Schultz Ausbildungsinstitut feiert 10-jähriges Bestehen Berlin – Das Ausbildungsinstitut für Humanistische Lebenskunde des Humanistischen Verbandes Deutschlands, Landesverband Berlin, beging am 25. März 2009 mit einem Festakt in der Technischen Universität Berlin sein zehnjähriges Bestehen. Das Ausbildungsinstitut ist durch einen Kooperationsvertrag mit der Technischen Universität verbunden. In der berufsbegleitenden Ausbildung erhielten seit 1999 bereits über 300 Lehrer eine wissenschaftliche Grundlage für den Unterricht von Lebenskunde. Mittlerweile besuchen über 47 200 Berliner Schüler diesen Unterricht. Gegenwärtig arbeitet das Ausbildungsinstitut an einem weiteren Ziel: der Begründung eines Grundständigen Studiums. Institutsleiter Wilfried Seiring: „Wir Humanisten sind auch in einer säkularisierten Welt aufgefordert, für die Ziele der Aufklärung täglich einzutreten. Mir ist klar, dass das nicht immer einfach ist, wir sind nicht nur von uns unterstützenden Freunden umgeben. Allerdings scheinen mir Gleichgültigkeit und Indifferenz noch immer die häufigsten hinderlichen Barrieren.“ Menschen im diesseits Jugendfeierteilnehmer pflanzten Baum Dortmund – Im Rahmen des Vorbereitungsprogramms auf die Humanistische Jugendfeier Dortmund 2009 pflanzten die beteiligten Jugendlichen einen Spenderbaum im Rahmen der Aktion „Baumwertes Dortmund“ im Stadewäldchen. Leider bei strömendem Regen wurde ein Gießring für den bereits gesetzten Tulpenbaum angelegt. Im vorderen Abschnitt des Stadewäldchen stehen fast ausschließlich von Jugendfeierteilnehmerinnen und –teilnehmern gepflanzte Bäume. Das Baumpflanzen ist eine symbolische Handlung für das Erwachsenwerden und traditioneller Bestandteil der Feiern in Dortmund. landab Jens Hebebrand ist der neue ehrenamtliche Landesgeschäftsführer des HVD in Nordrhein-Westfalen. Damit bleibt er den freigeistigen Traditionen seiner Familie treu. Bereits sein Urgroßvater war Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Lünen-Süd. 1967 geboren, studierte Jens Hebebrand zunächst Chemietechnik, Mathematik, Geschichte, Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Dortmund und Bochum. Später war er u. a. als Mitarbeiter bei den Bundestagsabgeordneten Wiefelspütz und Stöckel tätig. Verbandsarbeit ist ihm nicht neu. Seit Mitte der neunziger Jahre ist er als Lebensfeiersprecher aktiv und war seit 2005 Herr über die Finanzen des Verbandes. Sein Programm für die nächste Zeit fasst er folgendermaßen zusammen: „Wir waren ein großer Mitgliedsverband mit vielen Multiplikatoren. Da müssen wir wieder hin! Soziale Projekte können viele, humanistische Weltanschauung nur wir!“ 2/2009 5 Humanistischer Regionalverband Brandenburg/Belzig betreibt das KiEZ Bollmannsruh Brandenburg/Havel – Seit dem 1. Januar 2009 betreibt der Humanistische Regionalverband Brandenburg/Belzig e.V. das Kinder- und Jugenderholungszentrum (KiEZ) Bollmannsruh unweit der Stadt Brandenburg an der Havel. n Auf dem 10 Hektar großen Gelände befinden sich ein Gästehaus sowie 42 Bungalows mit einer Kapazität von 240 Betten. Das KiEZ Bollmannsruh verfügt aufgrund seiner bereits vorhandenen Infrastruktur über erstaunliche Möglichkeiten, die ein breites Spektrum von Aktivitäten im Bereich Kinder-, Jugend- und Familienerholung zulassen. Dazu gehören naturgemäß die vielfältigen Sportanlagen für Fußball, Basketball, 6 2/2009 Volleyball, Federball, Leichtathletik oder Tischtennis. Der angrenzende Beetzsee, samt eigenem Badestrand mit Steganlage, ist Garant für den Wassersport, zumal die Einrichtung Kanus, Ruderboote oder Surfbretter ausleiht. Auf dem Grundstück befindet sich außerdem eine Segelschule. Erlebnis- und bildungsorientierte Pädagogik sind die Schwerpunkte im KiEZ, denn eine Studio- und Freilichtbühne sind ebenso vorhanden wie Seminarräume, das Cafe Fritze, ein Kiosk sowie zwei Appartements, eine Kletterwand und eine einzigartige Wald- und Seenlandschaft. KiEZ-Leiterin Anja Erdmann und der Humanistische Regionalverband planen bereits weiter: So soll sich die Anlage in Bollmannsruh zu einer Drei-Sterne-Einrichtung unter der Dachmarke KiEZ entwickeln. Und für die kommende Saison steht den Gästen aus aller Welt ein neues Sanitärgebäude zur Verfügung, um die Nachfrage nach einem Jugendzeltplatz zu befriedigen. l Unter www.kiez-bollmannsruh gibt es alle Informationen zum Kinder- und Jugenderholungszentrum im Internet. Auf dieser Seite befindet sich auch das Anmeldeformular. Telefonisch ist die Einrichtung unter der Nummer 033838 30830 zu erreichen. Die Studiobühne lädt zum Mitmachen ein Viel Platz für Freizeitangebote 2/2009 7 Verleihung des Humanismus-Preises 2009 Berlin – Den Ossip-K.-Flechtheim-Preis des Humanistischen Verbandes Deutschlands, Landesverband Berlin, und der Humanismus Stiftung Berlin, erhielt am 15. März 2009 Dr. Michael de Ridder, Chefarzt der Rettungsstelle des Vivantes Klinikums Am Urban in Berlin-Kreuzberg. n Die Preisverleihung fand anlässlich des 100. Geburtstages von Ossip K. Flechtheim, dem 1998 verstorbenen Politologen und Zukunftsforscher, im Harnack-Haus, der Tagungsstätte der Max-Planck Gesellschaft, statt. Unter 15 Bewerbungen entschied sich die prominent zusammengesetzte Jury, das gesundheitspolitische Engagement de Ridders zu ehren. In öffentlichen Diskussionen ergreift er regelmäßig Partei für die Belange der Patienten und setzt sich dabei unter anderem für ein humanes und selbstbestimmtes Sterben ein. Er selbst sieht sich so in erster Linie als „Anwalt der Patienten“. Dr. Bruno Osuch, Landesvorsitzender des HVD Berlin, erklärte: „Mit dieser Veranstaltung werden gleich zwei Menschen, Dr. Michael de Ridder und Ossip K. Flechtheim, die sich der Förderung der Wissenschaft, von Aufklärung, Toleranz, Selbstbestimmung und der Einhaltung der Menschenrechte in der Gesellschaft verschrieben hatten bzw. haben und für die Verwirklichung humanistischer Werte und Ziele eintraten bzw. -treten, bedacht.“ Die Festrede für Flechtheim hielt der Politikwissenschaftler Prof. Theodor Ebert, die Laudatio Ingeborg Rürup, ehemalige stellv. Bundesvorsitzende der Humanistischen Union. De Ridder verband mit seiner Dankrede den Wunsch, dem Anliegen des HVD und vor allem einer seiner zentralen Botschaften, der Selbstbestimmung am Lebensende, in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Wörtlich betonte er: „Die Autonomie des Kranken am Lebensende ist zu einem Fokus leidenschaftlicher gesellschaftlicher Auseinandersetzung geworden. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass die verfassungsrechtlich so elementare Figur der Autonomie oder Selbstbestimmung, auch und gerade am Lebensende, zusehends in Rechtfertigungsnot gerät, einerseits aus prinzipiellen Erwägungen heraus, andererseits deshalb, weil sie mehr und mehr dem Druck so genannter Bereichsethiken ausgesetzt ist, also verschiedenen weltanschaulich oder religiös geprägten Vorstellungen vom Lebensende, einschließlich der ärztlichen Standesethik. Es muss nicht betont werden, dass es jeder weltanschaulichen oder Glaubensgemeinschaft zusteht, für ihre Vorstellungen vom „richtigen Sterben“ zu werben, aber in einem säkularen Staat wie dem unsrigen haben sie sich eine gewisse Zurückhaltung aufzuerlegen in dem Sinne, dass sie tunlichst darauf verzichten, die Öffentlichkeit mit Alleinvertretungsansprüchen oder mit in ihrem Besitz befindlichen vermeintlichen Königswegen hin zu einem guten Tod zu beglücken.“l Michael de Ridder 8 2/2009 Siegfried R. Krebs Humanistischer Verband Thüringen konstituiert Weimar – Am 29. März 2009 konstituierte sich in Weimar unter Leitung des Vorsitzenden, des Journalisten und Kulturwissenschaftlers Siegfried R. Krebs (55), der Thüringer Landesverband des Humanistischen Verbandes Deutschlands. Der HVD ging per einstimmigem Mitgliederbeschluss aus der am 12. Oktober 2008 ebenfalls in Weimar gegründeten „Humanistischen Landesgemeinschaft Thüringen (HLG)“ hervor. n Die Mitglieder bestätigten den bisherigen fünfköpfigen Vorstand in seinem Amt. Stellvertretende Vorsitzende ist die Weimarer Rechtsanwältin Yvonne Lautenschläger (33), Schatzmeister der selbständige Finanzberater Sven Wirzbowitz (36) aus Jena. Beisitzer sind der GmbH-Geschäftsführer und Dipl.-Ing. Frank Roßner (63) aus Magdala bei Jena und die Kulturwissenschaftlerin Kristin Müller-Wenzel (26) aus Greiz. Neben den notwendigen vereinsrechtlichen Formalien stand die Aussprache über das künftige Wirken des HVD Thüringen im Mittelpunkt der Versammlung. HVDPräsident Dr. Horst Groschopp führte mit einem öffentlichen Vortrag in die Thematik „Religions-, Ethik- und Weltanschauungsunterricht“ ein. Ausgehend von seinem Vortrag formulierten die Thüringer Humanisten in der von ihnen verabschiedeten „Politischen Erklärung“ die Forderung „Gemeinsamer Ethikunterricht für alle Thüringer Schüler ab Klasse 7.“ Und sie treten für einen zusätzlichen gleichberechtigten freiwilligen und wahlweisen Unterricht in Religion oder Humanistischer Lebenskunde ein. Sie begründen diese Forderung damit, dass drei Viertel aller Thüringer konfessionsfrei sind. Zu den weiteren Forderungen des HVD Thüringen gehört die Mitsprache in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen und des privaten Rundfunks, so wie es die Thüringer Landesverfassung verlangt. Bisher werden in den Aufsichtsgremien lediglich der evangelischen und der katholischen Kirche sowie den jüdischen Kultusgemeinschaften Sitze zubilligt. Und nicht zuletzt will der HVD Thüringen bald ein eigenes soziales und weltan- vordere Reihe, v.l.: Vorsitzender Siegfried Krebs, stellv. Vorsitzende Yvonne Lautenschläger, Schatzmeister Sven Wirzbowitz, Beisitzerin Kristin Müller-Wenzel, hintere Reihe, v.l.: Beisitzer Frank Roßner schaulich profiliertes Projekt in seiner Trägerschaft entwickeln. Hier haben die ersten Überlegungen bereits begonnen. Der Verband wird im Vorfeld der Landes- und Bundestagswahlen mit „Wahlprüfsteinen“ an die Öffentlichkeit gehen und das Gespräch mit demokratischen Parteien und der Landesregierung suchen. Auch über Bündnisse mit anderen Verbänden wurde ausgiebig gesprochen. Der anwesende Vorsitzende des Landesverbandes der Jugendweihe Deutschland erklärte sich unter Beifall zur Kooperation mit dem HVD bereit. Zählte der „nichtrechtsfähige Vorverein“, die Landesgemeinschaft, bei Gründung gerade mal drei Mitglieder, so wuchs diese Zahl bis Ende März auf 13 an. Einige Sympathisanten traten dem Verein unmittelbar vor der Landesmitgliederversammlung bei, so dass der HVD Thüringen seine praktische Tätigkeit nun mit 16 Mitgliedern aus allen Altersgruppen, neun Männern und sieben Frauen, aufnehmen kann. Derzeit bestehen zwei Kreisverbände in Weimar und Jena, zwei weitere sind in Gera und Südthüringen im Aufbau. l Lutz Renken Frühjahrstagung des Regionalverbandes Weser-Ems gegen Genitalverstümmelung Tossens – Zweimal im Jahr kommen Humanisten von Wilhelmshaven bis Osnabrück zu ihrer Arbeitstagung zusammen. Zum 90. Jubiläum, am 14./15. März, hatte der Humanistische Regionalverband Weser-Ems die Referentin Ines Laufer von der TaskForce zur effektiven Prävention von Genitalverstümmelung in das Nordseebad Tossens eingeladen. Die Teilnehmer wollten erfahren, was man tun kann, darf und muss, um von Genitalverstümmelung bedrohte Mädchen zu schützen. n Die Genitalverstümmelung von Minderjährigen stellt eine schwere Verletzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit dar und ist nach dem Strafrecht aller Staaten der Europäischen Union eine Straftat. Die Amputation weiblicher Geschlechtsteile erfolgt meist vor oder während der Pubertät ohne medizinische Indikation, geht oft mit starken Schmerzen einher und hat fatale körperliche und psychische Schäden zur Folge. Als Legitimation werden religiöse Traditionen, die Prinzipien Reinheit und Ästhetik sowie diverse Mythen angeführt. Die Beschäftigung mit einem uns so fremd erscheinenden, grausamen Ritual führt leicht zu einer lähmenden Betroffenheit. Man verdrängt das Thema mit der Begründung, es sei eine kulturell verankerte und somit vielleicht sogar zu respektierende Sitte. Humanisten können derlei kulturrelativistische oder gar rassistische Argumentationen nicht akzeptieren, die Mitgliedern anderer Kulturen grundlegende Menschenrechte absprechen und schwere Gewaltanwendungen als kulturelle oder religiöse Tradition rechtfertigen. Wir stehen in der Verantwortung, solches Unrecht zu verhindern. 2/2009 9 Schutz für Mädchen in Deutschland In Deutschland sind über 30.000 minderjährige Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht. 35 bis 80 Prozent trifft es tatsächlich. In neun von zehn Fällen geschieht dies im Herkunftsland der Eltern. Daher fordert die TaskForce vom Gesetzgeber: – Festlegung der Risikogruppe – regelmäßige, obligatorische Kontrolluntersuchungen durch Amtsärzte – gesetzliche ärztliche Meldepflicht bei drohender und erfolgter Verstümmelung – generelles Ausreiseverbot für Mädchen der Risikogruppe in die Heimatländer der Eltern bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Grundlage bilden Gerichtsbeschlüsse (z. B. des BGH), die das Aufenthaltsbestimmungsrecht der Eltern einschränken, wenn einem Kind allein aufgrund einer hohen Verstümmelungsrate im Herkunftsland eines der Elternteile diese schwere Menschenrechtsverletzung droht. Diese Maßnahmen stehen zwar zum Teil im Widerspruch zu anderen im Grundge- setz verankerten Rechten, wie z. B. der Reisefreiheit. Jedoch genießt das Recht auf körperliche Unversehrtheit eindeutig Vorrang. Derzeit ist die Verhinderung solcher Menschenrechtsverletzungen auf die Zivilcourage Einzelner angewiesen, die – von Gewissensbissen geplagt – sich oftmals in der Rolle eines Denunzianten wähnen. Um den Bürgern diese Last zu nehmen und die Einhaltung der Grundrechte zu gewähren, muss der Staat seiner Schutzfunktion gegenüber Kindern besser nachkommen. Schutz für Mädchen in betroffenen Entwicklungsländern Viele Länder, in denen Genitalverstümmelung weit verbreitet ist, sind Empfänger staatlicher wie nicht-staatlicher Entwicklungshilfe, die eine nachhaltige Entwicklung in den Nehmerländern fördern soll. Die Einhaltung fundamentaler Menschenrechte ist in der Praxis keine Voraussetzung für die Gewährung der Zahlungen. So bleiben mit Gewalt aufrecht erhaltene autoritäre Strukturen, die solche Gesellschaften maßgeblich in ihrer Entwicklung lähmen, praktisch unangetastet. Dies widerspricht den erklärten Zielen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als auch von vielen Hilfsorganisationen, die zwar damit werben, die Lebenssituation von Patenkindern zu verbessern. Dabei könnten diese Organisationen ohne großen Aufwand eine spürbare Verbesserung der Situation durchsetzen: indem sie nur solche Gemeinschaften unterstützen, die bereit sind, die Praxis der Genitalverstümmelung aufzugeben und so als gutes Beispiel auf andere Gemeinschaften ausstrahlen. Besonnenes, lösungsorientiertes Vorgehen gefragt Ines Laufer, Initiatorin der TaskForce zur effektiven Prävention von Genitalverstümmelung: „Im Gegensatz zu allen bisher diskutierten Ansätzen stellt die TaskForce den Schutz der Mädchen an die erste Stelle. Ohne wenn und aber. Ich nenne das Konsequenz ...“ 10 2/2009 Eine besonnene, undogmatische Beurteilung möglicher Präventionsmaßnahmen ist unumgänglich, besonders wenn sie mit anderen Grundrechten konkurrieren. Man muss ethische Entscheidungen treffen und verantwortlich handeln. Humanisten stellen sich den emotionalen Widerständen, sich derart konsequent für den Schutz einzusetzen. Für sie gibt es keine vorgegebenen dogmatischen Floskeln, in die man sich flüchten kann. So waren die offenen und leidenschaftlichen Diskussionen der Tagung dann auch kein Wunder. l Das Mädchenbad nimmt langsam Formen an. Ronny Vogler Sanierung des Kinderund Jugendgästehauses Heiligensee Berlin – Seit August 2008 ist das Kinder- und Jugendgästehaus Heiligensee in Trägerschaft des Berliner Verbandes – eine anspruchsvolle Aufgabe speziell für die Jungen HumanistInnen. n Bevor das Haus und das umliegende Gelände für Kinder- und Jugendfahrten genutzt werden konnte, galt es alte Ein- richtungen zu beseitigen, die sanitären Anlagen zu modernisieren, die Bungalows zu streichen und Neues an- und aufzubauen. Beim ersten Arbeitseinsatz im Oktober 2008 kämpften die freiwilligen Helfer noch mit der wild wuchernden Vegetation und wagten sich an erste dringende Reparaturen in den Sanitärtrakten. An vielen folgendenWochenenden und Abenden bekamen die Bäder dann schöne neue Fliesen. Zu einem weiteren großen Wochenendeinsatz Anfang März kamen wieder zahlreiche Unterstützer aus dem Verband sowie dem Freundes- und Bekanntenkreis der JuHus. Darunter Fliesenprofis und Flex- künstler, Kabelentwirrer und Pinselschwinger. Tammo Lampe, Koch in Heiligensee, sorgte für die Versorgung der arbeitenden Truppe. Die Räume rochen noch nach frischer Farbe, als im April die Teilnehmer des Jugendfeier-Camps einzogen. Inzwischen wurde bestätigt, dass dem Projekt Heiligensee umfangreiche Mittel aus dem Konjunkturpaket II zugesprochen wurden. Damit wird kurzfristig die energetische Sanierung des Hauses vorgenommen werden können. Mehr als 1000 Arbeitsstunden leisteten die freiwilligen Helfer in Heiligensee. Dafür gebührt ihnen großer Dank. l 2/2009 11 12 2/2009 titel Jutta Kausch Es hat sich gelohnt: Berlin entschied sich für Ethik n Die Initiative Pro Ethik, die sich schon seit langem für den gemeinsamen Ethikunterricht einsetzt, machte mobil, suchte Partner und bildete ein potentes Bündnis, bestehend aus gesellschaftlichen Organisationen, Initiativen, Verbänden und Parteien, um das zu stoppen, was sich Pro Reli vorgenommen hatte. Wir vom HVD Berlin waren sehr intensiv dabei, von der ersten Minute an, in trauter Eintracht mit der GEW und den Parteien SPD, LINKE und später auch den GRÜNEN, und mit Religiösen wie den “Christen Pro Ethik“ oder der Buddhistischen Gemeinde. Nicht unbedingt alltäglich, diese Koalition! Es war eine spannende, aufregende, arbeitsreiche und solidarische Zeit von Januar bis Ende April. Und das Gute war: Das einende Ziel war für alle das Wichtigste, Einzelinteressen und Eitelkeiten traten in den Hintergrund: Wir wollten erstens den gemeinsamen Ethikunterricht erhalten, der seit drei Jahren ein ordentliches Schulfach in den Klassen 7 bis 10 ist. Ein wichtiges Fach, in dem sich alle Schüler zusammen über Werte, Lebensentwürfe und Weltanschauungsfragen austauschen und verständigen müssen! Und zweitens wollten wir die Freiwilligkeit des Religions- und Lebenskundeunterrichts sichern. Gegen die Unwahrheiten („Religion soll aus den Schulen gedrängt werden!“) und Schlagworte („Es geht um die Freiheit“) von Pro Reli, gegen Werbeikonen wie Günter Jauch und Arne Friedrich mit platten Statements setzten wir in unserer Kampagne Argumente. Geld gab es zu Beginn kaum, die Parteien sahen keine großen Möglichkeiten, weil ja mehrere Wahlkämpfe ins Haus stehen. Die Initiativen besaßen außer Men- und Womanpower wenig finanzielle Ressourcen, und die Religiösen hatten sich ja gegen ihre Oberen gestellt, also war da auch kein Geld zu holen. Trotzdem konnte eine passable Plakatkampagne gestartet werden, mit gemeinsamem Logo und im Konsens getroffenen Slogans. Im Januar war klar: Pro Reli hatte tatsächlich genügend Unterschriften gesammelt, um einen Volksentscheid durchzuführen, der die Wahlpflicht zwischen Ethik und Religion an der Berliner Schule durchsetzen sollte. Für die Humanisten in Berlin begann eine mühevolle Kleinarbeit. Namhafte Interpreten gaben dem Anliegen von Pro Ethik eine Stimme. Die Folk-Band Miserlou auf der Kundgebung im Tempodrom Wöchentliche Sitzungen im Kampagnenrat oder im Plenum, auf denen Aufgaben verteilt und Absprachen getroffen wurden, raubten Zeit und gaben Energie. Ein Büro und ein funktionierender attraktiver Internetauftritt bildeten das Fundament, auf dem die Arbeit gedeihen konnte. Die einzelnen Gruppen organisierten Diskussionsveranstaltungen, Streitgespräche, druckten Flyer und Spuckis und starteten Umfragen. Die zwei Hauptaufgaben, die wir vom HVD in dieser Kampagne übernommen haben (neben der Dauerpräsenz auf allen Bündnissitzungen und Lobbyarbeit), waren die Herstellung einer ausgesprochen charmanten Werbepostkarte, die 60.000 mal in Berliner Kneipen und Veranstaltungsorten in Umlauf gebracht wurde, sowie die Durchführung einer gut besuchten Veranstaltung im Tempodrom vier Tage vor der Wahl. Lebenskundelehrerinnen verteilten Flyer, organisierten kreative Infostände, verteilten über 40.000 Elternbriefe, schrieben Leserbriefe, informierten auf Lehrerversammlungen an den Schulen, bezogen in InternetBlogs Stellung. Kurz: Wir haben uns eingemischt und mächtig gekämpft und das war gut so! Der Erfolg gab uns Recht. Nur 14 Prozent der Berliner Wähler stimmten für Pro Reli. Aber was wir nicht zu träumen gewagt hatten: wir fuhren mehr NEIN-Stimmen als JA-Stimmen ein! Die Analysten werden jetzt spekulieren, erklären, deuten: Wie war das möglich? Ich glaube, dass Pro Reli einmal zuviel das Wort „Freiheit“ benutzt hat, um noch glaubwürdig zu sein. Und quasi den aktiven Widerspruch mitprovoziert hat. Also Danke an Pro Reli! Nein, mal ernsthaft: Danke an alle, die mitgeholfen haben, zu verhindern, dass Berlin einen Schritt zurück macht in Richtung Kirchenstaat. l Jutta Kausch arbeitet im Lebenskundebereich der Berliner Humanisten. Sie organisierte die HVD-Aktionen im Bündnis Pro Ethik. 2/2009 13 titel Peter Adloff Berlin hat abgestimmt n Für Menschen, die nicht aus persönlichen oder politischen Gründen an Fragen des Religionsunterrichts und des Verhältnisses von Staat und Kirche interessiert sind, war die Fragestellung schwierig nachzuvollziehen und von geringer Bedeutung. Allerdings, so lässt sich vermuten, wäre die Beteiligung noch geringer gewesen, wenn nicht in den Wochen vor der Volksabstimmung die Kontrahenten, also die Initiative Pro Reli im Bündnis mit Kirchen und CDU und FDP einerseits und das breite Bündnis Pro Ethik andererseits für Aufmerksamkeit und Aufklärung gesorgt hätten. Letzteres gilt vor allem für die engagierte Öffentlichkeitsarbeit von Pro Ethik (siehe auch Artikel von J. Kausch) und zwar gegen die Tendenz vieler Medien, offen oder unterschwellig für das Anliegen von Pro Reli zu werben. Als sich das geringe Interesse in den letzten Wochen vor der Abstimmung abzeichnete, wurde auch deutlich, dass die Pro Reli Seite ihr Ziel vermutlich nicht erreichen würde. Denn nach dem Berliner Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid muss eine Initiative nicht nur die Mehrheit der Wähler für sich gewinnen, sondern diese müssen auch in absoluten Zahlen mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten (also 611 422) ausmachen. Deutliche Mehrheit für Status quo Im Januar 2009 hatte die Initiative Pro Reli, die in der Öffentlichkeit als eigenständige Gruppe agierte, 307 000 Unterschriften für ihr Anliegen gesammelt. Obwohl es in der Evangelischen Kirche auch Stimmen gab, die von der politischen Machtprobe abrieten, setzten die Führungen der christlichen Kirchen dann durch, mit viel Kirchensteuergeld, Werbeagentur und medialer Unterstützung den Volksentscheid zu ihrer Sache zu machen. Immerhin haben die beiden Kirchen in Berlin über 900 000 Kirchensteuerzahler, und vermutlich hat die Füh- 14 2/2009 Ganz Berlin? Für über 70 Prozent der abstimmungsberechtigten Berliner und Berlinerinnen war die Frage, mit welchem Status Religion an der Berliner Schule unterrichtet wird und ob Ethik ein verbindliches Fach in der Sekundarstufe I bleibt, kein Grund, sich an der Abstimmung zu beteiligen. Dennoch ist das Ergebnis großartig. rung auch darauf gesetzt, dass durch den Zuzug nach Berlin von jährlich etwa 40.000 Menschen, speziell aus den alten Bundesländern, genug Sympathisanten da sind, für die Religion als „ordentliches Unterrichtsfach“ zur selbstverständlichen Tradition gehört. Das Ergebnis ist bekannt. Was dann allerdings doch sehr überraschte, war eine Mehrheit von 51,3 Prozent Nein-Stimmen. Nein zu stimmen hieß in diesem Fall, für einen Ethikunterricht in den Klassen 7-10 zu stimmen und für freiwilligen Religionsunterricht in allen Jahrgangsstufen. Insofern war die Abstimmung keine Absage an Religionsunterricht überhaupt, sondern für ein Unterrichtsmodell, bei dem Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften die Möglichkeit behalten, im Rahmen der Schule ein freiwilliges Angebot zu machen, zugleich aber für die Altersgruppe, in der Identitätsfragen wichtig sind und massive Abgrenzungen untereinander in den Vordergrund treten, durch ein gemeinsames Fach zu ethischen Fragen einer Bedrohung des Zusammenlebens mit unterrichtlichen Mitteln zu begegnen. Andere Erwartungen an Kirche Im Bündnis Pro Ethik waren religiöse und nichtreligiöse Menschen, gesellschaftliche Organisationen und Parteien vereint. Das gemeinsame Ziel und die aktive Toleranz gegenüber den Unterschieden untereinander machte dieses Bündnis möglich. So kamen viele zusammen: Christen, die sich über das herrschaftliche Auftreten der Kirchenführung ärgerten und Bündnisse zwischen „Thron und Altar“ ablehnen, Lesben und Schwule, die im Fach Ethik die Möglichkeit haben, Unterrichtsprojekte gegen Homophobie zu initiieren, Parteienvertreter, die der Gefahr von Desintegration und Parallelgesellschaften entgegenarbeiten wollen, viele andere und nicht zuletzt der Humanistische Verband. Insofern wurde im Bündnis das praktiziert, was auch das Fach Ethik leisten soll: Unterschiede können bereichern und zugleich sind faire Bündnisse möglich. In „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ schreibt Theodor Fontane: „Sie wissen alles, sie lassen niemand zu Worte kommen und unterbrechen jeden. Die Berliner sind sehr witzig und haben bis zu einem hohen Grade die Fähigkeit ausgebildet, die lächerlichen Seiten einer Sache herauszufühlen. Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner.“ Nun, nach ihrer Niederlage, behaupten die Kirchenführungen, eine wichtige Diskussion angestoßen zu haben. In der Tat sind die in den letzten Monaten öffentlich diskutierten Fragen wichtig: In welchem Umfang ist die Schule in der Lage, auf Probleme, die zunächst durch soziale Konflikte, aber dann auch durch kulturelles Nebeneinander ausgelöst werden, mit ihren Mitteln zu reagieren? Gehören Religionen und Weltanschauungen zur Zivilgesellschaft, in der die Grundlagen demokratischen Handelns gelegt werden müssen, und ist eine Kooperation mit schulischer Werterzie- hung möglich, ohne die friedensstiftende Trennung von Staat und Religion zu unterlaufen? Wie kann in einer Einwanderungsgesellschaft die Religionsfreiheit auch für Menschen nichtchristlicher Religionen sichergestellt werden, ohne die Sorgen zu ignorieren, fundamentalistischen Richtungen z.B. im Islam Freiräume zu gewähren, in denen nicht die Grundwerte des Zusammenlebens, sondern die Verachtung Andersdenkender befördert werden? Die Behauptung allerdings, dass Pro Reli und die Kirchenführungen diese Diskussion produktiv initiiert hätten, ist lächerlich. „Mich ärgert“, schreibt der bekannte Schriftsteller und Rechtsprofessor Bernhard Schlink, „was Pro Reli macht, weniger als Juristen, denn als Christen. Mich ärgert, dass meine Kirche politischen Kampf auf diese Art und Weise führt. Ich erwarte von ihr etwas anderes. Ich hatte gehofft, die Kirchen würden für ihr politisches Engagement eine wahrhaftigere Sprache finden.“ Von Selbstkritik keine Spur Auch nach dem Abstimmungsergebnis ist von der Kirchenführung keinerlei Selbstkritik zu hören. Großspurig fordern sie mehr Einfluss auf die religionskundlichen Inhalte des Ethikunterrichts. Zwar war von Anfang an im Curriculum die Empfehlung zur Kooperation mit Religionen und Weltanschauungen enthalten; das ist aber etwas ganz anderes als die Behauptung der Kirchenführungen, dass über ihre Religion nur jemand den Schülern etwas erzählen könne und dürfe, der selbst gläubig ist. Unser Berliner Verband war mit seinem Fach „Humanistische Lebenskunde“ in alle Auseinandersetzungen involviert; Lebenskunde ist nach evangelischem Religionsunterricht das zweitgrößte freiwillige Angebot an den Berliner Schulen. Humanistische Lebenskunde ist nach ihrem Selbstverständnis nichts, was sich erübrigt, wenn es staatlichen Ethikunterricht gibt, und zieht seine Existenzberechtigung auch nicht aus der An- oder Abwesenheit von Religionsunterricht. Der HVD hat sich in den Auseinandersetzungen der letzten Monate mit einer eigenständigen Position profiliert: n Dass Humanistische Lebenskunde schulrechtlich ein Bekenntnisfach ist, heißt nicht, dass wir mit den anderen Bekenntnisfächern gemeinsame Sache machen, wenn unsere eigenen Überzeugungen dagegen stehen. Die klare Unterscheidung zwischen Schulpflicht und freiwilligen Angeboten muss für Schüler und Eltern immer deutlich sein; darüber hinaus sind wir der Überzeugung, dass die Eigenheiten eines „ordentlichen Unterrichtsfachs“ wie z.B. Noten, Versetzungsrelevanz, verbindliche Stoffpläne usw. für die Behandlung von Sinn- und Moralfragen nicht förderlich sind. Darum muss ein freiwilliges Angebot nicht weniger professionell sein. Die Rahmenlehrpläne aus Berlin und Brandenburg sind ein Indiz dafür. n Der HVD hat als engagierter Bündnispartner viel Ansehen gewonnen als eine gesellschaftliche Gruppe, die einerseits klare gemeinsame Überzeugungen hat, sich aber zugleich den Aufgaben, das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen zu fördern, stellt. Lebenskundelehrer, die den größten Teil der Aktivitäten des HVD getragen haben, haben gezeigt, dass ihnen nicht nur das Wohl des eigenen Fachs am Herzen liegt, sondern dass sie über den bildungspolitischen Tellerrand gucken – allen Klischees zum Trotz, dass Lehrer nur an Fragen des Gehalts und der Ferienregelung interessiert seien. Die Erfahrungen, die wir in dieser Auseinandersetzung gemacht haben, sind ermutigend. Das Potenzial sollten wir nicht verspielen, indem wir Gläubige zu „folgsamen Schafen“ und Atheisten zu „den Guten“ erklären. l Peter Adloff ist Bildungsreferent bei HVD Berlin. 2/2009 15 16 2/2009 Thesen für eine aufgeklärte Religionskritik Das Aufkommen der „Neuen Atheisten“ veränderte die öffentlich wahrnehmbare Religionskritik: Zum einen erhöhte sich deren Breitenwirkung leicht, zum anderen verschärfte sich deren Ton stark. Dazu die folgenden zwölf Thesen für eine aufgeklärte Religionskritik und gegen einen selbstgefälligen Atheismus. 1. Eine Auffassung, die Religion lediglich als „Gotteswahn“ (Richard Dawkins) versteht oder meint, sie „vergiftet alles“ (Christopher Hitchens), kann nicht deren soziale Bedeutung als Erkenntnis-, Identitäts-, Integrations- oder Orientierungsfaktor begreifen und fällt hinter den Stand der Religionskritik von Feuerbach, Marx, Darwin und Freud zurück. 2. Die Annahme, „eine Welt ... in der es keine Religion gibt“, kenne „keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinensern ... keine ‚Probleme‘ in Nordirland“ (Richard Dawkins), ignoriert, dass Religion nicht für alles Elend und Übel der Welt verantwortlich ist und häufig lediglich als ideologischer Deckmantel für anders motivierte Konflikte dient. im angeblichen Namen der Vernunft – auf die Repressionspraxis eines Staates stützen darf. 10. Die Behauptung, „Religionsfeindlichkeit und Menschenfreundlichkeit sind schließlich zwei Seiten der selben Medaille“ (Andreas Müller), verkennt in ihrer Einseitigkeit, dass in der historischen Rückschau sowohl Atheismus wie Religiosität je nach historisch-politischer Situation mit Menschenfreundlichkeit wie Verbrechen einhergehen konnten. 11. Atheismus steht für einen negativen Sammelbegriff, der alle Begründungen für die Ablehnung von Religion und somit auch totalitäre Bestrebungen wie den Stalinismus einschließt, wodurch nicht nur aus demokratischer und menschenrechtlicher Sicht eine positive Identifikation des säkularen Selbstverständnisses über den Humanismus nötig wird. 12. Die bedeutenden Konfliktlinien verlaufen heute nicht zwischen Atheisten und Gläubigen, sondern zwischen Demokraten und Extremisten, Menschenrechtlern und Unterdrückern – was eine Kooperation von atheistischen und religiösen Demokraten gegen Fanatiker der unterschiedlichsten Richtungen möglich und notwendig macht. l Diese Thesen wurden am 4. März 2009 im Humanistischen Pressedienst (hpd) veröffentlicht. ausblicke einblicke Armin Pfahl-Traughber 3. Die Behauptung, mit Darwin sei die Religion erledigt, verkennt zum einen, dass der sich als Agnostiker verstehende Naturforscher den Deismus für kompatibel mit seiner Evolutionstheorie hielt, und zum anderen, dass er eine überaus differenzierte Auffassung zu Entstehung, Funktion und Wertschätzung von Religion hatte. 4. Die Deutung, wonach die Religion „gewalttätig, irrational und intolerant“ (Christopher Hitchens) sei und „die Vernunft und die Intelligenz“ (Michel Onfray) hasse, verabsolutiert bestimmte Phänomene in spezifisch historisch-politischen Kontexten zu einem inhaltlichen Zerrbild, das andere und gegenteilige Tendenzen komplett ignoriert. 5. Der Umgang von Atheisten mit Religiösen sollte von den Prinzipien des Kantschen Kategorischen Imperativs geprägt sein. Oder: „Wenn Atheisten nicht von Theisten mit negativen Vorurteilen konfrontiert werden möchten, dann dürfen sie das auch nicht bei Theisten machen.“ (Michael Shermer) 6. Die Forderung, auch gegenüber den Gläubigen Toleranz zu üben, schließt keinen Verzicht auf inhaltliche Kritik ein, steht doch Toleranz als dialektischer Begriff entgegen einer weit verbreiteten Auffassung nicht für Indifferenz und Relativismus, sondern für die formale Akzeptanz einer abgelehnten Position als legitimer Meinung im Rahmen des Pluralismus. 7. Auch irrige Annahmen sind in einer offenen Gesellschaft zu dulden, denn: „So lange die Religion Wissenschaft und Freiheit nicht bedroht, sollten wir respektvoll und tolerant sein, weil unsere Freiheit, nicht zu glauben, untrennbar mit der Freiheit anderer, zu glauben, verbunden ist.“ (Michael Shermer) 8. Demnach können Absolutheitsansprüche und Dogmatismus in Teilbereichen der Gesellschaft – von der individuellen Ethik über den religiösen Glauben bis zur ostentativen Sportbegeisterung – als Ausdruck persönlicher Freiheit geduldet werden, solange sie keinen Anspruch auf die verbindliche Gestaltung des sozialen Mit einanders erheben. 9. In diesem Sinne mag auch ein Atheismus im Namen der Aufklärung öffentlich und vehement für die Überwindung des religiösen Glaubens eintreten, wobei sich sein Ansinnen auf die Überzeugungskraft der Argumente und nicht – wie eine Diktatur 2/2009 17 angesehen Gernoth Schmidt Micky Maus ist Mormone Am 2. April startete der neue Film „Religulous“ von „Borat“-Regisseur Larry Charles in den deutschen Kinos. Vier Tage vor dem offiziellen Start präsentierte die Giordano Bruno Stiftung (gbs) im Berliner Kino „Babylon“ die „Exklusive Preview“ des satirischen Dokumentarfilms, der in den USA für Aufregung und volle Kinosäle gesorgt hat. Unser Autor Gernoth Schmidt war dabei. n Es beginnt am Ende, am Weltenende in Megiddo (Armageddon), dem Ort der letzten Schlacht. Auf diesem heiligen Grund, an dem schon vor dieser finalen Schlacht alles kaputt ist, steht inmitten antiken Gerölls ein quirliger vorlauter Mann, der uns auf seine Pilgerreise in die bunte Glaubenswelt der Religionen einlädt. Er lächelt und wird auch fortan lächeln auf all seinen Wegen. Er ist Komiker. Er wird mit flinker Zunge sprechen und dabei seine Gesprächspartner nicht immer ausreden lassen. Er ist Talkmaster. Wir lernen Bill Maher als einen Mann auf Mission kennen. Er besucht neben Stein gewordenen Orten des Glaubens auch eine mobile Trucker-Kapelle, eine Cannabis-Kirche – deren zugekiffter Guru dem Nirvana bereits sehr nahe scheint -, Holyland, einen biblischen Disneypark, 18 2/2009 in dem (ein sehr attraktiver) Jesus jeden Tag gekreuzigt wird, nachdem er mit Maria vorher auf einer Bühne getanzt und gesungen hat, und sogar eine islamische Schwulenbar in der Diaspora Amsterdams. Maher outet sich als Skeptiker, als Spross geliebter abrahamitischer Ökumene (Vater Katholik, Mutter Jüdin), der vorgibt, den Glauben verstehen zu wollen. Man wird ja wohl fragen dürfen, was es mit sprechenden Schlangen auf sich hat und Menschen, die in einem Fischleib wie in einem U-Boot transportiert werden? Indem Maher Religionen beim Wort nimmt und ihren Repräsentanten an sich einfache Fragen stellt, wird seine Pilgerreise zur Ketzertour und zur Offenbarung zugleich, die logischerweise mit dem Song „Road To Nowhere“ der Talking Heads endet. Gefährlicher Unfug Religulous ist ein Thesenfilm im Geist der Aufklärung, dessen Titel – ein Wortspiel aus „religious“ (religiös) und „ridiculous“ (lächerlich) – Programm ist, eine Aufforderung, selbst zu denken und nicht devot nachzubeten, was immer Autoritäten als Glaubensgewissheit verkünden. Wobei auch Maher selbst der Wahrheit nie näher als in einem seiner ersten Sätze kommt: „Die Antwort kennen wir nicht!“ Die Fakten: Religionen verkaufen ein unsichtbares Produkt und verbreiten im Diesseits Angst vor dem Jenseits. Die sogenannten Gottesbeweise aller Religionen würden vor Gericht keinem einzigen Kreuzverhör standhalten – im Übrigen ein Grund für immer wieder neue Abspaltungen, die man auch als Varianten einer Evolution transzendentaler Bedürfnisse verstehen kann, die einerseits immer abstraktere und unverbindlichere Konstruktionen hervorbringen, andererseits aber wie seit vielen tausend Jahren in sklavische Unterwerfung und gefährlichen Unfug münden. Maher bietet vor allem Beispiele für Letzteres, weil er sich in seiner One-ManShow – präsent in jeder Szene und stets zu satanischen Kommentaren aufgelegt – auf Exzesse konzentriert. Offenbar ziehen ihn und seinen Regisseur Larry Charles („Borat“) Oberflächenreize besonders an. Leider wird Religulous so zeitweise zu einem Kuriositätenkabinett, bei dem das Kopfschütteln leicht fällt. Man mag kaum glauben, was Menschen zu glauben bereit sind, gerade in den USA. Nirgends in der westlichen Welt scheint Religion noch so einflussreich, blüht religiöser Eskapismus so fruchtbar. Wir erleben religiös „Erweckte“, die ernsthaft fürchten, Gott würde in ein anderes Land gehen (!), wenn wir, die Amerikaner, nicht tun, was ER will. Für die Mormonen ist Gott zwar nicht amerikanischer Staatsbürger (sie verorten IHN auf einem Planeten namens Kolob), aber der Garten Eden hätte sich schon in Gods own Country, irgendwo in Missouri, und nicht im Orient befunden. Sie taufen sogar Verstorbene und haben auf diese Weise beispielsweise Adolf Hitler, Micky Maus und Johannes Paul II. eingemeindet. Ob selbsternannter Nachfahre Christi – Jésus Miranda, der die Kirche „Growing in Grace“ gegründet hat -, ob regelrecht dummer Gospelprediger, der nicht einmal bibelfest ist, aber seine Anhänger schamlos auszubeuten versteht, ob sauertöpfisch blickende Evangelikale, die nicht erkennen lassen, dass sie die „frohe Botschaft“ froh macht – sie alle finden ihre Jüngerschar. Der erklärte Agnostiker Maher macht es sich einfach, indem er sich mit nicht sehr argumentationsstarken Vertretern einlässt. Außer dem bemerkenswerten Jesus-Darsteller in Holyland und zwei freundlichen katholischen Geistlichen, die bereitwillig in Mahers Klage über evangelikale Fundamentalisten einstimmen und über Raumfahrt als zeitgemäßen Aspekt der Missionierung witzeln (an beiden erkennt man den Wert einer guten Schulung), vermag ihm niemand rhetorisch Paroli zu bieten. Etwas mehr Struktur und Analyse hätten eine aufklärerischere Wirkung als der zehnte Gag auf Kosten überforderter Gesprächspartner, deren Antworten Maher manchmal gar nicht erst abwartet. Billige Polemik wie: „Warum bringen Sie sich nicht um, wenn es im Himmel so schön ist?“ hätte der Film nicht nötig; zudem könnte sie von jedem halbwegs wachen Gläubigen mit Hinweis auf das Suizidverbot leicht widerlegt werden. Reise durch Absurdistan Religulous ist immer dann stark, wenn die Szenen sich selbst kommentieren, wenn Profanes in das Heilige einbricht, als Staubsauger, der im Felsendom zwischen betenden Muslimen sein Reinigungswerk verrichtet, wenn ein Imam inmitten einer prächtigen Moschee auf eine in einer winzigen Nische kauernde betuchte Frau weist und gönnerhaft betont, dass „wir für Frauen besondere Ecken haben“ oder wenn sich Juden im Kaftan an der Klagemauer heftig wippend scheinbar die Köpfe einschlagen. Manchmal wähnt man sich auf einer Reise durch Absurdistan, etwa wenn jüdische Tüftler versuchen, die Sabbatruhe durch technische Tricks zu umgehen, um sie zu bewahren. Im besten Sinne Aufklärung leistet der Film mit verblüffenden, wenig bekannten Vergleichen, die Jesu Heilsgeschichte bis ins Detail als Nacherzählung der Legende des ägyptischen Hauptgottes Horus erscheinen lässt und zudem etliche Parallelen zu Mithras und Krishna zeigt. Danach ist nichts mehr einzigartig, nicht Jungfrauengeburt noch Bergpredigt, nicht Blindenheilung noch Überwasserlaufen, nicht Kreuzestod noch Himmelfahrt. Mit seinen unzähligen Anspielungen, der wilden, oft entlarvenden Montage, die viele Schnipsel aus Dokumentationen und Fernsehberichten kompiliert, ist der Film wie eine Rumpelkammer, die zum Wühlen anregt und nebenbei Nützliches, Heiteres, Geistreiches und vielleicht sogar einen Schatz entdecken lässt. Natürlich weiß man danach auch, warum sich Spott auf Gott reimt. Schwebende Lamas und verfilzte Sadhus kommen übrigens nicht vor. Der Film konzentriert sich auf die in Wüsten geborenen Buchreligionen, das bietet Stoff genug. Denn die Fragen sind endlos. Ich wollte immer schon wissen, wieso Gott nur delirierenden Exzentrikern in der Einöde erschien und nicht Zehntausenden inmitten einer Veranstaltung im römischen Kolosseum? Wie viel mehr Wirkung hätte ER erzielen können, wenn ER einen von Löwen zerfetzten Gladiator wohl präpariert auf Himmelfahrt schickte? Wenn es einen Gott geben sollte, ist ER jedenfalls ein miserabler Dramaturg, der seine Ghostwriter gegen Shakespeare oder wenigstens Sophokles hätte austauschen sollen. Plädoyer für den Zweifel Der Film ist ein packendes Plädoyer für den Zweifel, weil es der Zweifel ist, der den Menschen adelt, indem er automatistische Handlungen (Reflex & Instinkt, Gehorsam & Glaube) auf eine höhere Erkenntnisebene führt. Machen wir uns nichts vor. Menschen glauben ganz unabhängig von Religion an alles Mögliche, an Systemwetten beim Lotto, probiotische Joghurtkulturen, sogar an die Einlösung von Wahlversprechen. Auch wir müssen uns Fragen stellen. Wäre die Welt ohne Religionen besser? Sicher ist der Gott des Alten Testaments ein bösartiger Tyrann, der Genozide und Ökozide verübt – aber der Wahn ist nicht nur zwischen Buchdeckeln, in weihrauchgeschwängerten Kathedralen oder staubigen Teppichen der Moscheen zu Hause, sondern überall dort, wo Allmachtsphantasien und Absolutheitsansprüche aufblühen, auch in manch sterilem Laboratorium säkularer Wissenschaftler, die im Herzen nur die Maschine sehen. Findet mensch nicht immer einen Grund zu lügen, zu plündern, zu schänden und zu morden? Bleibt ohne höchste, spätestens beim Jüngsten Gericht strafende Instanz nicht jede Ethik unverbindliche Handelsware auf dem Markt aktueller Bedürfnisse? Was Atheisten – jedenfalls solche mit heilsgeschichtlichen Ambitionen – vermögen, hat das blutgebadete 20. Jahrhundert deutlich gezeigt. Religulous provoziert, stellt aber entscheidende Fragen und eignet sich gerade für den Religionsunterricht als Pflichtfilm – als Gradmesser echter Toleranz. Und sobald ein geistesverwandter Film aus Iran, Pakistan oder Saudi-Arabien kommt, dann, aber erst dann, bin ich bereit auch an die Toleranz des Islams zu glauben, ja zu glauben. l Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke Susi Neunmalklug erklärt die Evolution Ein Buch für kleine und große Besserwisser 40 Seiten, durchgängig vierfarbig illustriert, gebunden, Euro 13.ISBN 978-3-86569-053-1 Hat uns der „liebe Gott“ erschaffen oder sind wir ein zufälliges Ergebnis der Evolution? Keine Frage für Susi Neunmalklug. Denn Susi ist so schlau wie Superman stark ist und kann so gut denken, wie Spiderman klettern kann. Wie andere Superhelden versteckt auch Susi meist ihre Superkräfte. Nur manchmal, wenn sie etwas richtig Dummes hört, kann sie sich einfach nicht bremsen. So war es auch, als Herr Hempelmann eines Morgens das Klassenzimmer betrat und eine seltsame Geschichte von der Entstehung der Welt erzählte… Eine witzige, neunmalkluge Einführung in die Evolutionstheorie für Kinder ab 8 Jahren. Susi Neunmalklug erklärt die Evolution ist – nach dem „Ferkelbuch“ und der Geschichte vom frechen Hund – das dritte Gemeinschaftsprojekt des Teams Nyncke/SchmidtSalomon. Wer sich von Charme und Kompetenz der kleinen Besserwisserin überzeugen will, kann auf der Webseite www.susi-neunmalklug.de das Video zum Buch ansehen. www.alibri.de 2/2009 19 Forum Gita Neumann Schmerz und Glaube Kultursensible Ansätze mit oder ohne Humanismus? n Die häufigsten Schmerzen im Alter sind solche am Bewegungsapparat, Nervenschmerzen und Tumorschmerzen. Das Erleben und Empfinden von „aussichtslosem“ Leid berührt eine religiös-weltanschaulich geprägte Sinn- und Glaubensdimension. Sie überlappt sich zwar mit psycho-sozialen sowie ethischen Aspekten, ist mit diesen aber nicht deckungsgleich. So sehen es zumindest zeitgenössische Konzepte zur Leidlinderung. In einigen Veröffentlichungen werden die wichtigsten Religionen und Weltanschauungen in ihrem Bewältigungspotenzial und Ritus explizit behandelt. Dabei fällt auf: Der Humanismus kommt nirgends vor. Zu vermuten ist: Weil seine Vertreter dies auch gar nicht wollen. Aus (berechtigter?) Sorge, in die Nähe einer diffusen, auch dilettantischen Spiritualität zu geraten? Aus Ignoranz gegenüber ernsthaften philosophischen Ansätzen zu Gemütsruhe, Schmerzvermeidung oder auch trostspendender Transzendenz? Hier wären – als dezidiert nicht-religiöse Vertreter – zumindest zwei Namen zu nennen: Epikur (um 341-270 v.u.Z) und der zeitgenössische Philosoph Ernst Tugendhat. Wir leben in einer Zeit, in der neben der geriatrischen die palliative (lindernde) Medizin zunehmende Bedeutung erlangt. Ein Grund dafür: In den nächsten Jahren nimmt die Anzahl von alten Menschen stark zu. Bei bis zu 75 Prozent dieser Menschen ist andauernder Schmerz ein häufiges Symptom. Ethik-Charta betont Menschenrecht auf Schmerzbefreiung Chronischer Schmerz bedeutet Probleme beim Anziehen, Laufen, Treppensteigen, Einkaufen, Kochen und birgt damit die Gefahr der sozialen Isolation und des Verlustes der Selbstständigkeit. Bei alten Menschen ist Schmerzprävalenz bei Heimbewohnern mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz besonders hoch. Jeder Mensch hat ein Recht auf angemessene Schmerztherapie, auch Neugeborene, Kinder und einwilligungsunfähige Erwachsene. Dazu hat die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) im Oktober 2007 eine viel beachtete „Ethik-Charta“ vorgestellt. Schmerz wird in der modernen Wissenschaft längst nicht mehr klassisch als reine Empfindungsreaktion auf die Erregung 22 2/2009 schmerzvermittelnder Strukturen definiert. Vielmehr werden heute die Übergänge zu seelischem und existenziellem Leid hervorgehoben. Neben Kapiteln etwa zu „Schmerz messen“ oder „Umgang mit Sterbenden“ findet sich dort auch ein Unterkapitel zur „Selbsttötung“. Dieses stellt die diesbezüglichen Richtlinien der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) vor und schließt mit der Feststellung: „In Deutschland findet eine konstruktive, öffentliche Diskussion des Themas Beihilfe zum Suizid nur sehr zaghaft statt.“ Bewältigungspotenziale in religiösen und nicht-religiösen Lehren Neben der Selbstbestimmung wird in der Ethik-Charta der DGSS dem Komplex „Schmerz und Religion“ besondere Bedeutung eingeräumt. Betont werden die positiven Bewältigungs- und Behandlungseffekte des Glaubens. Dort heißt es: „Eine effektive Schmerz- und Symptomkontrolle respektiert nicht nur die individuelle Spiritualität des Patienten; sie erkennt zudem in dem gelebten Glauben des Einzelnen ein Potenzial, den gewählten, notwendigen Behandlungsweg in seinem Verlauf positiv zu beeinflussen.“ Es folgt eine diesbezügliche Darstellung der monotheistischen Weltreligionen (siehe Kasten). Deren traditionelles Verständnis von Schmerz als Gottesstrafe – auch für kollektive – Sünde scheint dabei heute völlig ausgeblendet. Doch ist gerade dies der verbindende Charakterzug zwischen den monotheistischen Religionen. Dies wird besonders deutlich im Kontrast zu den Lehren von Buddhisten, Hindus und auch Epikureern – wobei die nicht-religiöse Lebensphilosophie letzterer in einschlägigen Publikationen eben nie aufgeführt wird. Dabei hätte sie einiges beizutragen: Nach Lehre des griechischen Gelehrten Epikur gelten Freiheit von Schmerzen und von Angst sowie die Gemütsruhe als höchste Güter. Sie sind ein Glück, das gegen alle äußeren Widrigkeiten erreichbar sein kann. Weil Epikur das Streben nach wohlverstandener Lust (gr.: hedone) allem menschlichen Handelnd zugrundelegt, stand seine Lehre jahrhundertelang unter strengster Kirchenkritik. Im spirituellen Sinn beachtlich ist – gut 2000 Jahre nach Epikur – der Beitrag des Philosophen Ernst Tugendhat. Er hat – als Sprachanalytiker ein Verächter jeden Pseudotiefsinns – sein letztes Werk dem Umgang mit Lebensende und hohem Alter (auch dem eigenen) gewidmet. Es geht ihm um die – durch Reflexion – zurückdrängbare „Egozentrizität“, d. h. um eine zu gewinnende „Transzendenz“-Haltung, die sich selbst nicht mehr so wichtig nimmt. Überwindung von Todesangst und spiritueller Trost können durchaus teuer erkauft sein: nämlich damit, dass man keine Leidenschaften mehr hat. Gefragt wie nie: Weltanschauliche Angebote In einer Landesdrucksache aus NRW vom 28. April 2009 fordern alle im Parlament vertretenen Parteien einhellig in den Hospiz-, Alten- und Pflegeeinrichtungen eine „kultursensible Öffnung“ und die „Weiterentwicklungen der Angebote für Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen und Lebenseinstellungen“. Ob im Handbuch der Palliativmedizin, den Finanzierungsrichtlinien für Hospizarbeit oder einer aktuellen Broschüre zur Bestattungskultur: Wer sich heutzutage Themen wie Schmerzlinde- rung, Todesfurcht, Wahrheit am Krankenbett, Trost und Trauer widmet, kommt in Deutschland um eine pluralistische WertePerspektive nicht mehr herum. Das gilt auch für die jüngsten „Empfehlungen zum Umgang mit Sedierung am Lebensende“, die im Juni von der Akademie für Ethik in der Medizin herausgeben wer- den (neben Medizinern und Theologen hat eine Vertreterin des Humanistischen Verbandes mitgewirkt). Bei der palliativ oder auch terminal genannten Sedierung geht es darum, unerträgliches Leiden – auch seelischer und psychiatrischer Natur! – mit bewusstseinsdämpfenden Mitteln zu lindern, wenn dies anders nicht mehr möglich ist. chen. Eine Besonderheit stellt die rituelle Selbsttötung als „Lohn der Asketen“ dar. Die Leiden Christi, also der Kreuzestod Jesu, bilden für die Erlösung im Christentum die wesentliche Voraussetzung. Die „Ethik-Charta“ ergänzt die christliche Haltung zur Schmerztherapie wie folgt: „Das Potenzial der Wissenschaft, mit ihren Mitteln die Situation eines Patienten zu verbessern, stellt grundsätzlich einen Segen dar… Dort aber, wo die medizinische Leistungsfähigkeit Grenzen erreicht, ist es besonders wichtig, den Wunsch des gläubigen Patienten nach Seelsorge und Fürbitte zu respektieren... Der Patient darf, wenn er will, mittels der Möglichkeiten der Medizin eine weitgehende Schmerzlinderung auch dann beanspruchen, wenn diese mit dem Risiko der Lebensverkürzung verbunden ist. Gemäß dem Prinzip der ‚doppelten Wirkung’ darf dieses tödliche Risiko unter den gegebenen Umständen hingenommen werden, sofern das Eintreten des Todes nicht beabsichtigt ist.“ Judentum Islam Im alten Testament lautet die Antwort auf den Sinn des Leides: Leiden ist Gottes Strafe unserer Sünden wegen, Leiden ist Chance zu Läuterung und Buße, Leiden gilt als Prüfung und Glaubenszeugnis. Laut „Ethik-Charta“ der DGSS wird in der zeitgenössischen jüdischen Bioethik die besondere Bedeutung des Patientenwillens hervorgehoben: „Der Patient übernimmt bei der Entscheidungsfindung für die anstehende Behandlung eine aktive und verantwortungsbewusste Rolle. Schmerzen sollen unverzüglich behandelt werden, und in diesem Zusammenhang ist der Patient die entscheidende Instanz hinsichtlich der Frage, wie viel und welch großen Schmerz er ertragen kann.“ Allah prüft die Gläubigen durch das Leid. Bei den Sunniten hat das Leid keine Heilsbedeutung. Bei den schiitischen Passionsspielen können die Gläubigen jedoch durch ertragenes Leiden Sünden abbüßen. Die „Ethik-Charta“ erläutert die „Pflicht eines Gläubigen, sich medizinisch behandeln zu lassen... Erscheint eine Heilung als nicht möglich, ist es die vordringliche Aufgabe des behandelnden Arztes, dem betreffenden Patienten, ohne hierbei notwendigerweise zu lügen, eine positive Botschaft zu vermitteln… Ein früherer Tod darf nur als Nebenfolge der Schmerzbekämpfung hingenommen werden.“ Voraussetzung hierfür allerdings ist, dass eine Übereinstimmung mit Familie und Glaubensgemeinschaft besteht, denn gemäß der islamischen Ethik ist das Wohlbefinden des Einzelnen nicht isoliert zu sehen. Wie halten sie es jeweils mit Leid und Schmerzbekämpfung? Buddhismus Der Buddhismus erklärt die Weltzusammenhänge ohne Glauben an einen Gott oder mehrere Götter. Er wird daher eher als philosophische Lebenskunst statt als Religion angesehen. Bis der Mensch sich aus seiner Unkenntnis, seinem Nichtwissen, befreit, hält das Karma, also seine Taten, aber auch Gedanken, Absichten und Sehnsüchte, ihn in seinem Leid gefangen. Völlige Auslöschung der Gier kann zur Überwindung (Nirvana) führen. Mit Übungen der Meditation und der Methode der Achtsamkeit kann versucht werden, eine schmerz- und stressfreie innere Stille zu erzielen. Hinduismus Hindus glauben an eine Vielzahl von Gottheiten und an Wiedergeburt. Sie akzeptieren Schmerz als Folge eigener schuldhafter Taten. Ein schlechtes Karma lässt sich aufheben, wenn sie durch Leiden hindurchgehen oder es sogar in ekstatischen Schmerzprozessionen freiwillig su- Das Problem: Der vorweggenommene soziale Tod vor dem biologischen. In einem Entwurf zu diesen Empfehlungen heißt es: „Es ist damit zu rechnen, dass sich eine allgemeine Haltung dahingehend verstärkt, eine vermeintlich legitime Angebotsmöglichkeit des ‚schmerzlosen Sterbens im Schlaf’ für sich in Anspruch zu nehmen. Christentum Im Christentum gibt es Leiden als Strafe, als Märtyrererfahrung und als Mitleiden. 2/2009 23 Womöglich wird sogar als vermeintliches Recht von den Ärzten verlangt, in suizidaler Absicht unter Sedierung mit dem Essen und Trinken aufhören zu können.“ Ein Korrektiv gegen solche Zumutung könnte „die unverzichtbare Auseinandersetzung auch mit den existenziellen, spirituellen und religiösen Aspekten sein, die jeder Einzelne im Rahmen seiner selbstverantwortlichen Lebensführung zu leisten hat.“ Das Hospizkonzept geht ganz selbstverständlich von „vier Säulen“ (medizinisch, pflegerisch, psycho-sozial und spirituell) aus. An der Universität Köln ist 2008 ein palliativmedizinisches Forschungsprojekt angelaufen zur „Validierung eines deutschsprachigen Instruments zur Messung eines gesteigerten Todeswunsches“. Als Teilziel wird dabei genannt: Genaue Erfassung spiritueller Bedürfnisse und Ressourcen Schwerkranker und Sterbender anhand von Fallanalysen zu Sinndeutungssystemen und Lebensstrategien. Es soll dabei um eine anthropologische „Grundidee des Humanen“ 24 2/2009 gehen, um Kategorien wie Hilflosigkeit, Grenzerfahrung, Leid, Erlösung, Scheitern, Erduldung, Freiheit, Transzendenz, Angst, Hoffnung, Todesfurcht. Greift das Humanistische Selbstverständnis zu kurz? Die einschlägige Stelle im „Humanistischen Selbstverständnis“ lautet: „Humanistinnen und Humanisten wenden sich dagegen, Leid zu verklären und treten ein für das Recht auf Leidminderung und auf Hilfe zu einem selbst bestimmten Sterben. (...) Menschen [können] mit schmerzhaften, zum Teil unlösbaren Problemen zu leben lernen, ohne in Resignation zu verfallen... Der Angst vor Sinnleere und Bedeutungslosigkeit des individuellen Lebens kann durch ein bewusst humanes Leben begegnet werden. Auch verdrängte Ängste und Wünsche können individuell und gemeinschaftlich bearbeitet werden.“ Dies würde wohl erlauben, auch den Humanismus zumindest in die Reihe der relevanten Religionen und Weltanschauungen einzureihen (zumal er darüber hinaus medizin- und bioethisch Spezifisches beizutragen hat). Allerdings: Die hinter dem Selbstverständnis durchscheinende Haltung deutet nicht eben auf die Bereitschaft hin, das Phänomen Todesfurcht oder Todeswunsch zusammen mit einem kranken Menschen geduldig auszuhalten. Oder das Thema kultur- und geisteswissenschaftlich auszuloten. Vielmehr hört es sich so an, als möchte man lieber auf Rezepte zurückgreifen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dabei kann es bei der spirituellen Begleitung gerade darum gehen: Um das Zulassen oder gar aktive Befördern von Fragen, worauf sich Zweifel, Versagensangst, existenzielles Leid überhaupt beziehen. Und um die Frage nach dem ewig unbeantwortbar bleibenden „Warum?“ Dies scheint dem Humanistischen Selbstverständnis zumindest in der vorliegenden Fassung eher fremd zu sein. Förderlich wäre ein Blick in die hospizliche Praxis des Humanistischen Verbandes (was die dort von den Krankenkassen eingeforderte spirituelle bzw. „humanistisch-seelsorgerische“ Begleitung betrifft). Im jetzigen humanistischen Selbstverständnis bedient man sich einer Sprache, die besonders geeignet ist, um gesellschafts- und globalpolitische Denkkategorien und rational-ethische Urteilskriterien zu transportieren. Ob das aber für eine Weltanschauungsgemeinschaft reicht – sofern sie sich überhaupt zu ihrem positiven „spirituellen Potenzial“ bekennen möchte? Das Menschenrecht auf Schmerztherapie und wertorientierte Selbstbestimmung, das zeigt die Ethik-Charta der DGSS, ist zumindest auch von einer Position aus einzufordern, die sich für dezidiert weltanschaulich neutral ausgibt. l Humanistische Bestattungskultur Geschichte und Perspektiven weltlichen Abschiednehmens Konferenz 12. bis 13. Juni 2009 in Hannover Das Thesenpapier von Dr. Horst Groschopp zum Thema der Konferenz kann heruntergeladen werden unter www.humanismus.de. Informationen und Anmeldung: Humanistische Akademie Niedersachsen, c/o Ulrike Döhrel-Janßen Sollingstraße 49, 37081 Göttingen Tel. 0551 96574 Forum Thomas Junker Die evolutionäre Logik der Selbstmordattentate n Auf den ersten Blick scheinen die Selbstmordattentäter in ihrer Rücksichtslosigkeit und Brutalität aus einer fremden Welt zu stammen. Entsprechend weit verbreitet ist die Überzeugung, dass es sich um psychopathologische, kriminelle oder irrationale Aktionen handelt, die Ausdruck eines nur für Religionen charakteristischen Fanatismus sind. Auch das in den Medien gerne verwendete Schlagwort vom „islamistischen Terror“ suggeriert diese Sichtweise. Die Tatsachen sprechen aber eine andere Sprache: So verübten beispielsweise die hinduistischen Tamil Tigers, die im Norden von Sri Lanka für einen eigenen Staat kämpfen, in den 1990er-Jahren rund die Hälfte aller weltweit bekannt gewordenen Selbstmordattentate. Diese Aktionen erfuhren aber im Westen weniger Aufmerksamkeit, da die USA oder europäische Staaten nicht direkt in den Konflikt verwickelt waren und deshalb auch nicht zur Zielscheibe der Attentäter wurden. Verübt von den Schwächeren Bis auf wenige Ausnahmen werden Selbstmordattentate nicht von isolierten Einzeltätern begangen, sondern sie stellen eine militärische Option dar, die in längerfristigen Guerillakriegen zum Einsatz kommt. Und sie werden nur von der jeweils schwächeren Seite verübt. Der extreme persönliche Einsatz soll dabei den Mangel an moderner Waffentechnik ausgleichen. Bei den Konflikten, in denen Selbstmordattentate als Waffe dienen, handelt es sich ohne Ausnahme um nationale Befreiungsbewegungen gegen eine fremde militärische Besatzung und/oder gegen die eigene Regierung, wenn in der Bevölkerung der Eindruck besteht, dass diese fremden Interessen dient. Nationale Befreiungsbewegungen greifen aber in der Regel nur dann zu dem extremen Mittel des Selbstmordattentats, wenn große kulturelle, vor allem religiöse Unterschiede Selbstmordattentate haben eine lange Tradition und eine neuere Geschichte. Ihre Erklärung durch das Prinzip der natürlichen Auslese scheint zunächst ein Widerspruch zu sein. Dass es sich hier tatsächlich um einen biologischen Denkfehler handelt, wies der Autor als Referent auf der Tagung des Nürnberger Hands-on-Museum turmdersinne „Die Fruchtbarkeit der Evolution – Humanismus zwischen Zufall und Notwendigkeit“ nach. zu den Besatzungstruppen bestehen. Der entscheidende Faktor ist nicht die spezielle Religion an sich – beispielsweise der Islam –, sondern unterschiedliche religiöse Traditionen zwischen den Konfliktparteien. Offensichtlich lassen historische oder aktuelle religiöse Unterschiede eine fremde Militärmacht als besonders unerträglich erscheinen. Die Selbstmordattentate entstehen also nicht in erster Linie aus religiösem Fundamentalismus, sondern sie sind ein Ausdruck der asymmetrischen Kolonialkriege der Gegenwart. Inwiefern kann nun die Evolutionsbiologie etwas zum Verständnis der modernen Selbstmordattentate beitragen? Wie bei jeder anderen Verhaltensweise kommt es darauf an, zum einen die Umweltbedingungen zu beachten, unter denen sie auftritt. Ebenso wichtig aber ist es, die ererbten Anlagen in Betracht zu ziehen, die wesentlich mitbestimmen, wie ein Mensch seine Erfahrungen verarbeitet und in Handlungen umsetzt. Nach der Darwinschen Selektionstheorie existieren Lebewesen letztlich nur, um das Überleben und die Verbreitung ihrer Gene sicherzustellen, was normalerweise durch die Fortpflanzung erreicht wird. Auf den ersten Blick sind Selbstmordattentate also nicht mit der natürlichen Auslese erklärbar. Denn dies würde ja bedeuten, dass ein Individuum seine Fortpflanzungschancen dadurch verbessert, dass es sich nicht fortpflanzt. Entsprechende Gene dürfte es – von seltenen Neumutationen abgesehen – also gar nicht geben. Tatsächlich handelt es sich aber um einen scheinbaren Widerspruch und um einen biologisch bedingten Denkfehler. Wie die meisten Säugetiere sind Menschen in erster Linie darauf programmiert, eigene Kinder zu bekommen, und so übersieht man leicht, dass dies nur eine von verschiedenen Möglichkeiten ist, wie ein Organismus seine Gene verbreiten kann. Aufopferung für die Gruppe Wie sorgt beispielsweise eine sterile Arbeiterin bei den Ameisen für die Verbreitung ihrer Gene? Die Antwort ist, dass der reproduktive Erfolg eines Individuums sowohl davon abhängt, wie viel Nachwuchs es selbst produziert, als auch davon, wie viel seine Verwandten hervorbringen. Der entscheidende Punkt ist, dass ein Mensch nicht selbst Kinder zeugen oder austragen muss, da seine Gene auch in seinen Verwandten vorhanden sind und zwar umso mehr, je enger die Verwandtschaft ist. Im Prinzip ist diese indirekte Form der Fortpflanzung eine mögliche Strategie aller Lebewesen, sie führt aber nur dann zur Selbstaufopferung, wenn die Individuen in sozialen Verbänden mit ihren engsten Verwandten zusammenleben und diese als solche erkennen. Und sie führt zu Begleiterscheinungen, die auch für menschliche Selbstmordattentäter charakteristisch sind: zur Aufopferung der (sterilen) Individuen für die Gruppe und zu erhöhter Aggressivität nach außen. Die biologische Erklärung von Altruismus und Selbstaufopferung ist in sich schlüssig und wird durch eine ganze Reihe von Beobachtungen bestätigt. Und doch scheint sie für das Verständnis der modernen Selbstmordattentate kaum geeignet. Die Strategie der indirekten Fortpflanzung beruht ja darauf, dass ein Individuum seine Verwandten bei 2/2009 25 deren Reproduktion unterstützt. Die Selbstmordattentäter opfern sich aber nach ihrem Selbstverständnis für Nationen, für religiöse und politische Organisationen oder für die ganze Menschheit auf. Bedeutet dies, dass die evolutionäre Erklärung an ihre Grenzen stößt? – Nicht unbedingt, aber zwei wichtige Punkte müssen noch geklärt werden. 1) Inwiefern profitieren die Familien der Attentäter von deren Tod? Aus dem palästinensisch-israelischen Konflikt ist bekannt, dass die Familien von den ausführenden Organisationen und aus Spenden ganz beträchtliche Zuwendungen erhalten. Auf der anderen Seite zerstört die israelische Armee systematisch ihre Häuser. Beide Konfliktparteien erkennen also dadurch, dass sie die Familien in positive oder negative „Sippenhaft“ nehmen, die biologische Logik an. 2) Woran erkennt ein Individuum seine Verwandten? Der biologischen Forschung zufolge gehen Menschen instinktiv von genetischer Übereinstimmung aus, wenn sie folgende Situationen bzw. Merkmale antreffen: a) räumliche Nähe und persönliche Vertrautheit, b) Ähnlichkeit, c) an die FaAnzeige 26 2/2009 milie erinnernde Gruppenstrukturen und d) vielfältige Zeichen, die Verwandtschaft symbolisieren. Wenn eine Organisation ihre Mitglieder also zur Selbstaufopferung bewegen will, wird sie versuchen, diese Hinweise zu imitieren. Auf diese Weise wird es möglich, das nur im engsten Verwandtschaftskreis biologisch sinnvolle Verhalten auch in Gruppen aus nicht-verwandten Individuen abzurufen. Hochrisiko-Strategie Wie gut dieser Mechanismus funktioniert und wie vergleichsweise leicht es ist, Menschen auf diese Weise zur Identifikation mit einer Gruppe zu bewegen, kann man an Sportvereinen, Armeen, Firmen, Parteien, Staaten („Landesvater“) und Religionsgemeinschaften sehen. In diesen Verbänden werden dem Einzelnen oft beträchtliche Opfer für eine Gruppe aus nicht-verwandten Personen abverlangt, was durch die Herstellung einer Pseudofamilie erreicht wird. Darwins Selektionstheorie ist also nicht nur in der Lage zu erklären, warum und unter welchen Bedingungen sich Individu- en als Selbstmordattentäter oder Märtyrer für ihre Verwandten aufopfern, sondern sie zeigt auch, wie es zu biologisch kontraproduktivem Verhalten kommen kann – durch Manipulation der Verwandtenerkennung in Pseudofamilien. In der Literatur stößt man häufig auf die These, dass Menschen durch individuelle Belohnungen zu diesen Aktionen motiviert werden. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich in diesem Zusammenhang die blumigen Ausführungen im Koran. Die Märtyrer für den Islam, so heißt es dort, gehen unmittelbar nach ihrem Tod ins Paradies ein: Die Märtyrer werden in „wonnevollen Gärten“ wohnen „und Jungfrauen mit großen schwarzen Augen, gleich Perlen, die noch in ihren Muscheln verborgen sind, bekommen sie als Lohn ihres Tuns“ (Sure 56, Verse 12-25). Meist werden diese reichlich phantastischen Vorstellungen im Westen mit Spott bedacht, aber analoge Versprechungen finden sich auch in den christlichen Religionen und sollen auch hier die Gläubigen mit der Selbstaufopferung versöhnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Versprechungen tatsächlich eintreffen, mag eher gering einzuschätzen sein, aus Sicht eines Gläubigen ist sie aber wohl größer als Null. Insofern kann man ihr Verhalten als Hochrisiko-Strategie beschreiben. Welchen Vorteil hat ein Lebewesen davon, hohe Risiken einzugehen? Auf den ersten Blick sollte man vermuten, dass es sinnvoller ist, unnötige Risiken möglichst zu vermeiden und in den meisten Situationen tun Tiere dies auch. Es gibt aber interessante Ausnahmen von dieser Regel – die sexuellen Signale. So locken die Männchen vieler Tierarten mit lautem Gesang, bunten Farben oder auffälligen Präsentationen nicht nur die Weibchen, sondern auch Raubtiere an. Unter den Bedingungen der Zivilisation laufen die biologischen Tendenzen zur Selbstaufopferung für Verwandte und zu Hochrisiko-Verhalten nun vielfach ins Leere und werden von religiösen oder anderen Organisationen ausgenutzt. Indem diese sich als Pseudofamilien präsentieren, ist es möglich, Individuen zu einem Verhalten zu bewegen, das ihren Überlebens- und Fortpflanzungsinteressen objektiv schadet. Dies gilt aber nicht für die ausführenden Organisationen; für diese kann es sich um eine erfolgversprechende und rationale Kriegsstrategie handeln. Wie auch immer man Selbstmordattentate bewertet, eines ist deutlich: Es handelt sich um eine Verhaltensweise, die in der biologischen Natur der Menschen angelegt ist. Es erfordert aber außergewöhnliche Umstände, damit die psychische Disposition aller Menschen zu sozialem Verhalten sich bis zu diesem Ausmaß an Selbstaufopferung und Aggression steigert. bei der Verteidigung ihrer Verwandten bis zum Selbstmord. Nichtsdestoweniger sind Menschen in erster Linie Säugetiere und dieses evolutionäre Erbe hat zur Folge, dass sie die eigene Fortpflanzung und damit das persönliche Überleben und Wohlergehen bevorzugen. Dies erklärt, warum wir bei bedingungslosen Akten der Aufopferung für die Familie und ihre modernen Surrogate mit instinktivem Grauen und Abscheu auf die damit einhergehende Auslöschung des Individuums reagieren. Menschen sind altruistisch genug, um von militärischem Heldenmut, von Selbstmordattentaten und Märtyrertoden fasziniert zu sein, aber sie sind egoistisch genug, um die Schattenseiten dieser Aktionen zu sehen und sie tolerieren sie nur unter außergewöhnlichen Umständen. Die Religionen erzeugen dieses Verhalten mit ihren Paradies-Versprechungen nicht, aber sie nutzen die Macht der Phantasie und des Wunschdenkens und sie vertrauen auf die Unmöglichkeit, sich den eigenen Tod vorzustellen. Auf der anderen Seite verringern Aufklärung und eine attraktive säkulare Alternative die Bereitschaft zur Selbstzerstörung. Der Effekt lässt sich in Europa beobachten, wo die Religion viel von ihrem Einfluss auf die Menschen verloren hat; nicht weil ihre Versprechungen und Drohungen geringer geworden sind, sondern weil sie nicht mehr geglaubt werden. Dieser kulturelle Fortschritt ist in erster Linie eine Folge der verbesserten Lebensqualität (und kann mit ihr wieder verschwinden). Steigen die Chancen auf ein erfülltes Leben im Diesseits, dann verliert die extreme Hochrisiko-Strategie der Selbstmordattentäter und Märtyrer viel von ihrer Attraktivität. Ihr instinktiver, biologischer Anteil wiederum lässt sich in den immer noch gefährlichen, aber in ihren gesellschaftlichen Kosten akzeptablen Risikosportarten ausleben. l Prof. Dr. Thomas Junker lehrt Geschichte der Biowissenschaften an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Verändert und gekürzt nach dem Kapitel „Helden und Terroristen“ in: Thomas Junker & Sabine Paul. Der Darwin-Code: Die Evolution erklärt unser Leben. München: C. H. Beck Verlag, 2009 Religionen nutzen die Macht der Phantasie Wir betrachten Selbstmordattentate heute meist mit einer eigenartigen Ambivalenz aus Grauen und Faszination. Der Sinneswandel der letzten Jahrzehnte, weg von der Bewunderung der Helden, hin zur Verdammung der Terroristen, hat viel damit zu tun, dass wir in den modernen asymmetrischen Kriegen die potenziellen Opfer dieser Täter sind und nicht von ihrem Einsatz profitieren. Die Ambivalenz hat aber auch eine biologische Basis: Menschen ähneln in vielen Aspekten ihres Soziallebens den Ameisen und anderen sozialen Insekten. Wie jene führen sie Kriege, versklaven fremde Völker, domestizieren andere Tiere und gehen 2/2009 27 Magazin Elke Gensler Unglaube ist der erste Schritt zur Lebensweisheit n In ihren zahlreichen Schriften sowie in den spärlichen biografischen Notizen begegne ich einer klugen und engagierten Frau, die heute leider in Vergessenheit geraten ist. So sehr in Vergessenheit geraten, dass es keine neuere Literatur über sie gibt. Ich selber bin durch eine autobiografische Notiz in der Broschüre „ frei denkend selbstbestimmt – 22 Portraits freigeistiger Frauen“ (HVD Berlin 2007) auf sie aufmerksam geworden: darin ein Nachdruck aus den „Freidenker Biografien“ aus dem Jahr 1922, gesammelt von dem linken Sozialdemokraten und Freidenker Konrad Beißwanger. Mich interessiert weniger ihre literarische Bedeutung als vielmehr ihr freigeistiges Engagement, das sie bis in die USA gebracht hat. Hier war sie eine hoch gelobte Rednerin; sie publizierte im deutsch-amerikanischen „Freidenker“ und ihre Vorträge wurden in einer Sammlung im Jahr 1889 in Milwaukee/Wisconsin veröffentlicht. Erste Jahre Ihr Vater, der Arzt Dr. Henrich, ist zwar ein Freigeist, dennoch lässt er die Tochter im katholischen Mainz in diesem Glauben erziehen. Sie wird später von einer sehr „frommen Kindheit“ sprechen. Die Mutter Albertine Henrich, Tochter eines protestantischen Pfarrers, schriftstellert unter dem Pseudonym Paul Stein. Sie schreibt historische Romane über Johannes Gutenberg und über den letzten „Churfürst von Mainz“. Hedwig Henrich verfasst schon in ihrer Jugend Dramen und Lustspiele. Ihr erstes dramatisches Werk „Virginia“ wird zuerst in Mainz, später auf anderen Bühnen mit Erfolg aufgeführt. In ihrer Heimatstadt wird sie bald „zu der bekanntesten und aufgesuchtesten Persönlichkeit“ (Pataky, S.335). Mit 20 Jahren heiratet sie den Kaufmann, Fabrikanten und späteren Konsul Ferdi- 28 2/2009 Hedwig Henrich-Wilhelmi – geboren 1833 in Mainz, gestorben 1910 in Wiesbaden. Dazwischen liegen 77 turbulente Jahre als Schriftstellerin, Dichterin, Freidenkerin, Frauenrechtlerin und Sozialistin. Zu ihrer Zeit keine unbekannte Autorin – werden ihre Dramen und Lustspiele doch auf diversen Bühnen aufgeführt. Johannes Ronge nand Wilhelmi und zieht mit ihm ins pfälzische Schriesheim. Nach wirtschaftlichem Misserfolg zieht das Ehepaar nach Spanien. In der andalusischen Hauptstadt Granada erwirbt Ferdinand Wilhelmi eine neue Existenz. Die beiden Kinder Berta und Louis werden von Hedwig Henrich-Wilhelmi anfangs selber erzogen, später wird ein deutscher Hauslehrer angestellt. Die Wilhelmis unterhalten ein offenes Haus: In ihren Salon lädt Hedwig Henrich-Wilhemi spanische Dichter und Gelehrte ein. Sie übersetzt spanische Autoren ins Deutsche. Wegweisende Bekanntschaften Aus unbekannten Gründen verlässt sie 1866 Spanien und zieht nach Stuttgart, wo sie den Freidenker, Sozialisten und Schriftsteller Dr. Albert Dulk (1819-1884) trifft. Dulk erlebte bei der Gründungsversammlung der Deutsch-katholischen Gemeinde Leipzig sowohl Johannes Ronge als auch Robert Blum. Neben Blum hält er bei der Bestattung der Opfer der Leipziger Volkskrawalle eine Rede, wird deswegen 1846 ausgewiesen, verbringt ein turbulentes Le- Albert Dulk ben mit mehreren Frauen, stellt sich für die SPD als Reichstagskandidat zur Verfügung, wird 1878 wegen Volksverhetzung und Gotteslästerung verhaftet und gilt fortan bei den Sozialdemokraten als Märtyrer. 1882 gründet er in Stuttgart die erste deutsche Freidenkergemeinde. Albert Dulk macht Hedwig HenrichWilhelmi mit Freidenkern bekannt und sie taucht ein in einen Kreis freisinniger und demokratischer Schwaben. Zu diesen zählen der Schriftsteller, Journalist und Revolutionär Ludwig Pfau (1821-1894) und der Publizist und Schriftsteller Hermann Kurz (1813-1873). Nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870/71 geht Henrich-Wilhelmi nach Genf, wo sie den Republikaner Johann Philipp Becker (1809-1886) trifft. Der Pfälzer wurde bereits 1830 politisch aktiv, hielt eine radikale Rede beim „Hambacher Fest“, nahm am badischen Aufstand teil und ging nach Niederschlagung der 1848/49er Revolution in die Schweiz, wo er sich sozialistischen Ideen annäherte. So kam er in Kontakt mit Marx und Engels, mit denen sich eine Freundschaft entwickelte. Er war führendes Mitglied der 1. Internationale (1865) und Teilnehmer des Gründungskongresses der SPD in Eisenach. All diese Bekanntschaften machen aus Henrich-Wilhelmi eine Anhängerin sozialpolitischen Engagements. Ihr Leben ändert sich radikal: die bürgerliche „Frau Konsul“ interessiert sich für die soziale Frage, für den wissenschaftlichen Materialismus, stellt Fragen an Religion und herrschende Moral. Sie entdeckt die Notlage der Arbeiterinnen und setzt sich mutig für die Gleichberechtigung der Frau ein. Sie begrüßt die gerade entstehende Frauenbewegung mit den Worten: „Ebenso dürfen und müssen wir auch die Frauenbewegung unserer Tage als Vorbote einer im Sturme heranbrausenden neuen Zeit begrüßen – einer Zeit, in welcher der Unterschied der Geschlechter für die Beteiligung am Staats- und Gemeindeleben ein ebenso emphemer sein wird, wie dies heute zwischen Schwarzen und Weißen, Juden und Christen der Fall ist.“ (Vortragssammlung, S. 107) 2/2009 29 Hermann Kurz Vortragstätigkeit, Kritik und Inhaftierung Es war wohl vor allem Albert Dulk, der sie ermutigte, ihr rednerisches Talent zu nutzen, um über Freidenkertum und Frauenemanzipation aufzuklären. Zunächst tritt sie vor Freidenkervereinen auf, später wird sie auch von Arbeitervereinen als Rednerin eingeladen. Ihre Vortragstätigkeit führt sie bis nach Amerika, wo sie innerhalb kurzer Zeit eine bekannte und beliebte Rednerin ist, eine „geistreiche und hochbegabte Dolmetscherin der neuen Weltanschauung“ wie es im Vorwort ihrer Vortragssammlung heißt. Wieder zurück in Deutschland, wird sie mit dem Sozialistengesetz konfrontiert. Dennoch tritt sie in überfüllten Sälen auf. Die Zuhörer strömen zu ihren Veranstaltungen. In Berlin legt ihr Adolf Stöcker Steine in den Weg. Der Hofprediger des Kaisers am Berliner Dom machte den Antisemitismus populär und versuchte, das bestehende Bündnis zwischen Sozialdemokraten und Arbeiterschaft zu zerstören. Henrich-Wilhelmi greift er als „Predigerin des Unglaubens“ an und macht ihr besonders zum Vorwurf, dass sie Frauen aufhetze, „Religion, Kirche und den lieben Gott zu schmähen“. Schließlich erreicht er, dass Henrich-Wilhelmi nicht weiter in Berlin auftreten kann. Erneut in den USA hat sie leider Pech und bricht sich den Fuß. Durch eine missglückte Operation hat sie von nun an lebenslang orthopädische Probleme. Trotzdem setzt sie ihre Vortragstätigkeit fort, bereist Deutsch- 30 2/2009 land, Österreich und die Schweiz – weiterhin kritisch beäugt von Geistlichkeit und Polizei. Die freidenkerische Zeitschrift „Menschenthum – Sonntagsblatt für Freidenker“ wirbt 1886 für ihre Vorträge im Rheinland, Thüringen, Sachsen und Preußen. Das Spektrum ihrer Vorträge reicht von naturwissenschaftlichen, pädagogischen, sozialen, philosophischen bis hin zu historischen Themen. Sie redet als Frauenrechtlerin, Freidenkerin und Sozialistin. Im gemäßigten Freidenkerorgan „Menschenthum“ allerdings begegnet man ihren sozialdemokratisch gefärbten Forderungen zurückhaltend. In der Ausgabe Nr.36/1889 etwa belehrt die Zeitschrift die Rednerin, die gerade einen Vortrag über „Die Verhältnisse des Freidenkerthums zur sozialen Frage“ in Mannheim gehalten hat: „Mit Recht wies die Rednerin darauf hin, dass das Freidenkerthum sich freundlich zu den Bestrebungen der Arbeiter stellen müsse, sich ein menschenwürdigeres Dasein zu schaffen. Aber die Lösung der sozialen Frage kann nicht durch die Schlagworte einer bestimmten politischen Partei erfolgen, sondern muss durch a l l e Parteien bewerkstelligt werden, die es wohl mit ihren minder begüterten Mitmenschen meinen. Die soziale Frage ist – das mag sich die geschätzte Rednerin ein für alle Mal gesagt sein lassen – keine Partei- sondern eine Kulturfrage.“ Henrich-Wilhelmis Grundgedanke ist jeweils das Beharren auf der Vernunft als Grundlage der Humanität. In ihrer Religi- onskritik macht sie sich ein Wort Diderots zu eigen („Unglaube ist der erste Schritt zur Lebensweisheit“) und gerät prompt in Konflikt mit dem Strafgesetzbuch. Aufgrund des berüchtigten § 166 („Gotteslästerungsparagraf“) wird sie zunächst wie ein Schwerverbrecher per Steckbrief gesucht, um dann in einem Münchner Restaurant vom Platz weg verhaftet zu werden. Allerdings wird sie schnell wieder auf freien Fuß gesetzt. In weiteren deutschen Städten enden die Prozesse ebenfalls mit Freispruch. In Hagen allerdings wird sie zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, ohne dass man sie drängt, die Strafe anzutreten. In einem Vortrag „Der Begriff der Gotteslästerung“, gehalten in der Freireligiösen Gemeinde Berlin am 8. März 1891, erklärt sie die Umstände der Verurteilung und übergibt die Akte der Öffentlichkeit. Erst einige Monate später tritt sie die Strafe an und geht in das Gefängnis. Kurz nach dem Gefängnisaufenthalt in Hechingen – sie konnte sich den Ort selbst aussuchen – nimmt sie ihre Vortragstätigkeit wieder auf. Als begehrte Rednerin mietet ihr der Freidenkerverein Köln den berühmten Gürzenichsaal. 5000 Karten sind bereits verkauft, als die Stadtväter es mit der Angst zu tun bekommen: Unter dem Vorwand, es handele sich um eine sozialdemokratische Versammlung, wird den Freidenkern der Saal gekündigt, so dass der Vortrag nicht stattfinden kann. Letzte Jahre Allmählich wird das Reisen für sie beschwerlich. Sie lehnt auch das Angebot ab, ganz nach Amerika zu ziehen. Stattdessen lässt sie sich in Untertürkheim bei Else Dulk nieder. Sie widmet sich zunehmend ihrer Korrespondenz und nimmt wieder ihre schriftstellerische Arbeit auf. Es klingt nach Resignation wenn sie bemerkt „Zwar setzte ich, trotz vieler Mühen und Beschwerden, meine Agitationstätigkeit noch mehrere Jahre fort. Doch sie griff mich immer mehr an, und die Freude daran erlahmte. Das viele, oft anstrengende und hastige Reisen, die häufig recht späten nächtlichen Versammlungen, die endlosen polizeilichen Widerwärtigkeiten und Chikanen und – last not least – das Schwinden der Illusion, durch alle diese schon gebrachten Opfer und aufgewendeten Mühen etwas Erhebliches bewirkt, erreicht zu haben, ließ mich schließlich die Flinte ins Korn werfen mit der dringenden Mahnung, dass eine jüngere, stärkere Kraft sie dort aufheben und mutig, wie ich es getan, weiter führen möge.“ (Beißwanger, S. 18) Die letzten Lebensjahre verbringt sie in Wiesbaden. Trotz einer sich ankündigenden schweren Krankheit, die auch ihre geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt, hält sie hin und wieder Vorträge. Sie stirbt 77-jährig am 8. Februar 1910 in Wiesbaden. Ein amerikanischer Freidenker widmet ihr in dem in Milwaukee erscheinenden „Freidenker“ einen poetischen Nachruf, der ihr Leben und Wollen spiegelt: Der Frau, der nicht Kerker und Bande Den Geist, den freien, erdrückt, Die stolz von Lande zu Lande Das Wort, ihr Schwert, hat gezückt; Das Wort, das den Menschen verkündet Die erkenntnisgeborene Tat: „Wenn alle die Völker, verbündet, Einträchtig tagen im Rat. Wenn Dummheit und Aberglaube, Wenn Herrschsucht und Niedertracht Besiegt sich winden im Staube Der Himmel auf Erden lacht! Wenn frei von Vorurteilsketten Das Glück durchwandelt die Welt, Und Mann und Weib nicht mehr betten Die Lieb’ mit dem schmutzigen Geld! Wenn freundliche Nachsicht richtet Des Nebenmenschen Schuld Und, statt dem Hasse, errichtet Den Altar mit liebreicher Huld! Drum breitet mein Lied die Schwingen Und hebt sich empor zum Blau: Ein Memoriam will es bringen Der besten und edelsten Frau! Der Frau, die Tyrannen und Knechte Wohl schlugen in Bann und Acht, Weil feurig für Menschenrechte Die Herzen sie rings entfacht. Der Frau, der nicht Siechtum und Schmerzen Den stolzen Willen gebeugt, Und die mit liebreichem Herzen Des Geistes Kinder gezeugt! – Zum Weiterlesen: Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Berlin 1898 Gerling, Friedrich Wilhelm: Leben und Wirken der Frau Hedwig Henrich-Wilhelmi, München 1910 Vorträge von Hedwig Henrich-Wilhelmi – gehalten in Amerika in den Jahren 1887-1889», Milwaukee 1889 Der Diesseits -Gedanke Freilich ist es für den Staat sehr bedeutsam, dass jeder Staatsbürger eine Religion habe, die ihn seine Pflichten lieben lässt. Jean-Jacques Rousseau, 1712 bis 1778, Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist. Er gilt als einer der wichtigsten geistigen Wegbereiter der Französischen Revolution und hatte großen Einfluss auf die Pädagogik und die politischen Theorien des 19. und 20. Jahrhunderts. 2/2009 31 Ewige Wahrheiten Kampagne zur Änderung der Feiertagsgesetzgebung Am 25. Februar 2009 trat die Giordano Bruno Stiftung mit der Forderung an die Öffentlichkeit, aus Anlass des Darwin-Jahres den christlichen Feiertag Christi Himmelfahrt in einen Evolutionstag umzuwandeln. Diese Umbenennung wäre nach Ansicht ihres Sprechers Michael Schmidt-Salomon ein erstes Anzeichen dafür, dass der Staat in seiner Feierkultur auch die vielen Millionen Bundesbürger, die eine dezidiert säkulare Weltsicht vertreten, respektiert. In dem zur Kampagne erschienenen Video „Children of evolution“ (anzusehen auf www. youtube.com/watch?v=wbIa9fZuTFA) appelliert Darwin als Rockstar an die Menschen, sich endlich nicht mehr als Krone der Schöpfung zu betrachten und wahrzuhaben, dass auch wir nur „nackte Affen“ sind. Wenn Sie die Petition unterschreiben oder sich über den gegenwärtigen Stand der Unterschriftenaktion informieren möchten: http://giordano-bruno-stiftung.org/ p_eday/petitionbook.php Joachim Kahl Evolutionstag als gesetzlicher Feiertag?! Ja, bitte. Aber nicht willkürlich – um der antireligiösen Provokation willen – zu „Christi Himmelfahrt“, sondern mit kosmologischer Triftigkeit am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende. n Die Petition der Giordano Bruno Stiftung – aus der Feder ihres Sprechers Michael Schmidt-Salomon –, „Christi Himmelfahrt“ umzuwandeln in einen „Evolutionstag“, habe ich nicht unterzeichnet. Ihre Grundidee eines eigenständigen säkularen Feiertages im Hinblick auf die Evolution befürworte ich dennoch. Aber zur diskussionslosen Akzeptanz eines unausgereiften Projektes bin ich nicht bereit. Die Giordano Bruno Stiftung hätte besser daran getan, zunächst zu einer Beratung innerhalb des säkularen Spektrums einzuladen, statt am Aschermittwoch vorzupreschen und einen Text mit hanebüchenen Vereinfachungen und Vergröberungen der (vorwiegend virtuellen) Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine gute Idee braucht eine gute Begründung: eine, die in sich schlüssig und tragfähig ist. In diesem Fall muss sie zusätzlich noch politisch mehrheitsfähig sein, richtet sich die Petition doch an Landesregierungen und Landesparlamente, die gerne ihre Kirchennähe hervorkehren. Angesichts dieser Zielstellung erweisen sich die agitatorische Rhetorik von Petition und begleitendem Musikvideo als ausgesprochen kontraproduktiv. Darwin als Messias Gehen wir die Hauptirrtümer im Einzelnen durch. Als erstes springt die ahistorische Überhöhung Darwins zu einer messianischen Lichtgestalt ins Auge, vor deren Auftreten die Menschheit zum Umherirren in Finsternis und Unwissenheit verurteilt gewesen wäre: „Letztlich sind wir erst seit der Formulierung 32 2/2009 der Evolutionstheorie in der Lage, uns in dieser Welt zu verorten.“ Weit gefehlt, lässt sich dagegen einwenden, und zwar gerade im Sinne eines evolutionären Geschichtsdenkens. Schon ganz früh haben unsere Vorfahren aufklärerisch daran gearbeitet, sich „in dieser Welt zu verorten“ – unvermeidlich auf dem Niveau ihrer jeweiligen Erkenntnis und Erfahrung. In unseren europäischen Breiten stehen für diese Orientierungsversuche beispielsweise der Steinkreis von Stonehenge in Südengland sowie die bronzene Himmelsscheibe von Nebra in Sachsen-Anhalt. Beides sind herausragende Zeugnisse einer kosmologischen Verortung in dieser Welt, in denen sich astronomisches Wissen und priesterliche Mystifikation vermischen. In einem auffälligen Widerspruch zum verbalen Lobpreis des „enormen Erkenntnisgewinns“, den die Menschheit in der Tat Darwin verdankt, stehen zweitens die vulgär- und pseudodarwinistischen Behauptungen in der Petition und im begleitenden Musikvideo, die die herausgehobene Sonderstellung des Menschen im Reich des Lebendigen bestreiten. Programmatisch werden wir zu „Affen“ herabgestuft, und zwar zu „nackten Affen“. Und um uns jeden Rest von „kindlichem Narzissmus“ auszutreiben, werden wir wenig schmeichelhaft als die „Neandertaler von morgen“ angeredet. „Kinder der Evolution“ – ja, was denn sonst? Wie anders lautet es doch bei Charles Darwin selbst, der Kontinuität und Diskontinuität zwischen Tier und Mensch zusammenzuhalten wusste. In seinem zweiten Hauptwerk „Die Abstammung des Menschen“ (1871) heißt es: „Zweifellos ist der Unterschied zwischen der Seele des tiefststehenden Menschen und der des höchststehenden Tieres ganz ungeheuer groß. Ein anthropomorpher Affe würde bei objektiver Beurteilung seines eigenen Zustandes selbst zugeben müssen, dass er (…) nicht dazu imstande wäre, eine Reihe metaphysischer Vorstellungen nachzudenken, ein mathematisches Problem zu lösen, über die Gottheit nachzudenken, oder die Größe eines Naturvorganges zu bewundern.“ (160) Das ganze Werk schließt mit dem verhalten optimistischen Ausblick: „Es ist begreiflich, dass der Mensch einen gewissen Stolz empfindet darüber, dass er sich, wenn auch nicht durch seine eigenen Anstrengungen, auf den Gipfel der organischen Stufenleiter erhoben hat; und die Tatsache, dass er sich so erhoben hat, anstatt von Anfang an dorthin gestellt zu sein, mag in ihm die Hoffnung auf eine noch höhere Stellung in einer fernen Zukunft erwecken.“ (274, zitiert nach: Kröners Taschenausgabe Band 28, Stuttgart, 1966). Nach Darwin stammt der Mensch weder vom Affen ab noch ist er gar ein Affe, am allerwenigsten ein „nackter Affe“. Menschen und Affen haben gemeinsame Vorfahren und sind – als Primaten – eng miteinander verwandt, aber dennoch qualitativ verschieden. Schmidt-Salomon propagiert drittens einen Animalismus, keinen Humanismus. Natürlich sind wir „Kinder der Evolution“. Ja, was denn sonst? Aber wir sind Kinder der Evolution im Vollsinn des Begriffs, also nicht nur der kosmischen und biologischen Evolution, sondern auch der kulturellen Evolution, deren Subjekt wir selbst sind. Nackt werden wir zwar geboren, dann aber bedürfen wir sofort der wärmenden und schützenden Kleidung. Dass Schmidt-Salomon so penetrant auf un- sere kreatürliche Nacktheit pocht, enthüllt seinen reduktionistischen Ansatz, der die kulturelle Evolution nicht als konstitutiv für die menschliche Art wahrhaben will. Die Wunderwerke der menschlichen Kultur, die uns ebenso wie deren Gräueltaten qualitativ vom Neandertaler unterscheiden, bleiben außen vor. Im Homo sapiens hat die Natur ein Wesen hervorgebracht, das in der Tat, um mit Darwin zu sprechen, „auf dem Gipfel der organischen Stufenleiter“ steht. Kein anderes Lebewesen erforscht so gründlich die Natur im Kleinen wie im Großen und kann einen Newton, einen Darwin, einen Einstein feiern. Kein anderes Lebewesen wütet so grausam gegen seinesgleichen und hat einen Hitler und einen Stalin hervorgebracht. Sommersonnenwende am 21. Juni zum Tag der Evolution erweitern Ich plädiere dafür, den Tag der Sommersonnenwende am 21. Juni zum Tag der Evolution zu erweitern und zum gesetzlichen Feiertag zu erheben. Denn die Sonne ist der Motor, der alle terrestrische Evolution in Gang gesetzt hat und in Gang hält. Aus gutem Grund wird der 21. Juni bereits heute als „Welthumanistentag“ begangen, wenn auch von der Öffentlichkeit unbemerkt. Der Tag Christi Himmelfahrt ist kein ungeeigneter Kandidat, der kompensatorisch dafür geopfert werden könnte. Das ist durchaus zumutbar. Denn von allen kirchlichen Feiertagen ist er der am meisten entleerte. Anders als die kirchlichen Hauptfeste hat er keine natürliche Grundlage, sondern ist einzig aus der Systematik der christlichen Heilsmythologie heraus entstanden. Die naturgeschichtliche Grundlage von Weihnachten ist die Wintersonnenwende, von Ostern der Frühlingsbeginn, von Pfingsten der Sommerbeginn. Mit dem Sieg der kopernikanischen Kosmologie dagegen ist die Vorstellung einer körperlichen Himmelfahrt des christlichen Erlösers erledigt. Nehmen wir daher den kulturpolitischen Kampf für einen gesetzlichen Evolutionstag am 21. Juni auf, damit auch das säkulare Drittel der deutschen Gesellschaft einen fairen Anteil an der offiziellen Festkultur erhält. Damit wir Erfolg haben, darf dies nicht in sektiererischer Enge und mit provokativen Schmähungen geschehen. Es muss eingefädelt werden im klugen Bündnis mit aufgeklärten Christen, denen der Glaube an einen räumlichen Himmel längst abhanden gekommen ist und die auch sonst kein Problem mit der Evolution haben. l 2/2009 33 KREU Wohnkirche Rom – Auch für Italiens tausende Kirchen, Kapellen und Klöster gibt es nicht mehr genug Gläubige, und so tauchen auch heilige Orte in den Schaufenstern der Büros von Immobilienmaklern auf und werden dort als Wohn-, Arbeits- und sogar Verkaufsräume angepriesen. Der Online-Immobilien-Makler immobiliare.it hat durchschnittlich 50 heilige Schnäppchen im Im Anfang war das Spiel Eschborn – Der evangelische Pfarrer Markus Bomhard hat Ärger mit dem fränkischen Spielzeughersteller Geobra Brandstätter, weil er mit Playmobil-Figuren Szenen aus der Bibel nachstellt. Nun kann man ein Playmobil-Männchen nicht so einfach kreuzigen. Die Gelenke erlauben kein seitliches Ausbreiten der Arme. Bomhard röstet die Puppen daher erst in Kerzenflammen, damit das Material nachgibt. „Uns stört die totale Veränderung der Fi- Schlag unter die Gürtellinie San Francisco – Pastoren im Hawaiihemd, Gratiskaffee und Rockmusik gehören in vielen USKirchen zum Standardprogramm. Eine neue Methode, Gläubige anzulocken und sie zu Spenden zu animieren, versucht der 30-jährige Pastor der New Life Church in Sioux Falls (US-Bundesstaat South Dakota). Er will mit Boxkämpfen das Interesse junger Männer am Glauben wecken. Deshalb baut er an Samstagen einen Boxring in seinem Altarraum auf. Nach jeder der sechs Boxrunden steigt Pastor Alex Klimchuk in den Ring und hält eine Mini-Predigt, in der er den meist jüngeren Männern bildhaft die Religion nahebringt. 34 2/2009 guren“, sagt eine Firmensprecherin, „dadurch wird unser Urheberrecht verletzt.“ Der Christus am Kreuz sei ein Paradebeispiel dafür oder auch Adam und Eva, denen der kreative Pfarrer ein männliches Geschlechtsteil respektive weibliche Brüste anklebte. Inzwischen hat er beides auf Druck der Firma wieder abmontiert. „Solange jemand im Kleinen nur privat für sich Veränderungen an Figuren vornimmt, sind wir im Grunde recht tolerant“, sagt die Playmobil-Sprecherin. Aber Bomhard geht mit seinen Kreatio- nen in die Öffentlichkeit. Er hat für seine Internetseite „Klicky-Bibel“ sogar einen Innovationspreis der Evangelischen Kirche gewonnen. Nach eigenen Angaben diene diese Seite nur der christlichen Verkündigung. Playmobil-Figuren ließen sich nämlich „wunderbar zur religiösen Erziehung“ einsetzen. EUZ & QUER Angebot, von abgelegenen Kapellen im Grünen bis hin zu einem exklusiven barocken Anwesen im Zentrum von Asti, komplett mit neuen Böden. „Viele Italiener haben noch ein wenig Angst vor dem Leben in einer Kirche, aber immer mehr überwinden diese Skrupel, allen voran Künstler und Architekten“, sagt der Immobilienmakler Maurizio Manuzzi, der in der Nähe von Lucca eine Kapelle verkauft, die im Jahr 1050 erbaut wurde und nun „komplett saniert“ ist. Das Gebäude verfügt über vier Schlafzimmer, bietet Platz für einen Pool und kostet eine knappe Million Euro. Wer etwas Größeres sucht, kann sich bei italienischen Immobilienmaklern auch nach früheren Kapuzinerklöstern erkundigen. Die Anzahl der Klöster ist von 5.500 in den 1960ern auf unter 2.500 im Jahr 2007 gesunken. Der Orden muss Gebäude aufgeben, die über Jahrhunderte hinweg genutzt wurden. Allein zwischen 2003 und 2007 wurden 33 zum Verkauf angeboten. Scotland-Jedi Edinburgh – Die Ausstrahlung der Weltraumsaga „Star Wars“ macht auch vor der schottischen Polizei nicht halt. Auf Fragebögen haben acht Polizei-Beamte ihre Religion als „Jedi“ angegeben, wie die Zeitschrift „Jane‘s Police Review“ berichtete. Die Jedi-Ritter sind Figuren aus den Star-Wars-Filmen. Sie sind nicht nur für Kämpfe mit Lichtschwertern berühmt, sondern verfügen auch über übermenschliche Fähigkeiten. Inwieweit die Polizisten die freiwilligen Antworten ernst meinten, ist nicht bekannt. Allerdings befinden sie sich in bester Gesellschaft. Bei einer Volksbefragung im Jahr 2001 hatten rund 390 000 Menschen in England und Wales ihre Religion mit Jedi angegeben. Allerdings erkennt die offizielle Statistikbehörde dies nicht als gesonderte Religion an und führt die Befragten unter der Kategorie der Atheisten. Anstoß München – Jürgen Klinsmann hat schon wieder verloren – vor Gericht. Das Landgericht München wies einen Antrag des Fußballtrainers zurück, der taz die Veröffentlichung ihres Ostertitels vom 11. April zu untersagen. Dieser zeigt einen gekreuzigten Klinsmann. „Es liegt eine satirische Meinungsäußerung vor, deren Kernaussage sich nicht auf religiösem Gebiet bewegt, sondern den beruflichen Erfolg des Antragstellers als Fußballtrainer behandelt“, urteilte das Gericht. Klinsmann, ehemaliger Trainer des FC Bayern München, sieht sich durch die Abbildung in einer Monty Python-Parodie „in seiner religiösen Ausprägung auf das Massivste und Unerträglichste verletzt“. Klinsmann argumentierte, er als religiöser Mensch werde zum Objekt und Opfer blasphemischer Angriffe. Das Gericht sah das anders: „Eine reale Kreuzigung des Antragstellers steht nicht im Raum.“ Potz Blitz Jakarta – Für Aufruhr sorgt ein neunjähriger Junge auf der Insel Java in Indonesien. Er war von einem Blitz getroffen worden und hatte den Stromschlag wie durch ein Wunder überlebt. Nachdem er behauptete, einen Stein mit heilenden Eigenschaften zu besitzen, pilgern Kranke in Scharen zu sei- nem Elternhaus. Zwei Menschen starben bereits bei dem Versuch, gemeinsam mit hunderten anderer Kranker das Haus des Jungen zu stürmen und weitere, die auf Heilung hofften, überlebten das lange Warten vor dem Haus nicht. Inzwischen hat die Polizei eingegriffen und die „Klinik“ des Wunderheilers geschlossen. Auslese Biologische Voraussetzungen für Religiosität Wer sich für die naturgeschichtliche Dimension und die biologischen Voraussetzungen von Religiosität auch nur ein wenig interessiert, dem sei das Buch von Vaas und Blume „Gott, Gene und Gehirn“ nachdrücklich empfohlen. Es bietet einen aktuellen, materialreichen Überblick zu den Erklärungsansätzen für Entstehung, Erfolg und Verbreitung des Religiösen, wie sie in den letzten Jahren verstärkt von Evolutionsbiologen, Genetikern, Kognitionspsychologen und Hirnforschern erarbeitet werden. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob Religiosität als direkte evolutionäre Anpassung oder als Nebenprodukt verschiedener anderweitig nützlicher Anlagen des Menschen (indirekte Anpassung) oder aber nur als reines Kulturprodukt verstanden werden kann. Die große Stärke des Buches ist die unaufgeregte Berichterstattung über den wissenschaftlichen Kenntnisstand ohne ideologische Voreingenommenheiten proreligiöser oder antireligiöser Art. Ob Religiosität adaptiv erklärbar ist, wird als fruchtbares empirisches Forschungsprogramm geschildert, dessen Ergebnis noch offen ist. Trotz einiger journalistisch zugespitzter Abschnittsüberschriften gibt das Buch an keiner Stelle mehr vor, als es einlösen kann. Der komplexe Begriff der Religion wird differenziert betrachtet, Methodenfragen werden philosophisch reflektiert und die Frage nach dem Wahrheitsgehalt religiöser Inhalte wird nicht behandelt – denn sie kann weder durch Aufweis evolutionärer Mechanismen noch durch Untersuchung neuronaler Zustände entschieden werden. Gleichwohl rückt der Bezug auf Zähl- und Messbares das Phänomen der Religionsausübung ins Licht der Aufklärung. Die dargestellten Fakten, u.a. aus Demographie (etwa zum Kinderreichtum in verschiedenen religiösen Gemeinschaften), Soziobiologie und Neurotheologie werden pointiert erläutert und durch ein ausführliches Literaturverzeichnis ergänzt. Dass der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Vaas ein eher negatives und der Religionswissenschaftler Michael Blume ein eher positives Verhältnis zu religiösen Inhalten hat, merkt man dem Buch nicht an. 36 2/2009 Den beiden ist somit ein überzeugendes Beispiel für den Nutzen gelungen, der entstehen kann, wenn man die Geister nicht nach ihrer Weltanschauung scheidet, sondern auf ein gemeinsames Ziel konzentriert. Helmut Fink Vaas, Rüdiger; Blume, Michael: Warum Glaube nützt : Die Evolution der Religiosität. – Stuttgart : S. Hirzel Verlag, 2009. – 24 Euro Baustelle Körper Stammzellenforschung, Reproduktionsmedizin, Gentechnik, Organspende, Sterbehilfe heißen die Schlagworte, um die in der modernen Gesellschaft hitzige Debatten entbrannt sind. Ethisch stehen die Möglichkeiten moderner Forschung und Medizin unter Verdacht, das Leben nicht Wert zu schätzen und die Würde des Menschen zu verletzen. Ist der Körper zur Baustelle für Frankensteins Erben verkommen oder schaffen begnadete Wissenschaftler das unendliche, gesunde und glückliche Leben? „Baustelle Körper – Bioethik der Selbstachtung“ nennt Franz Josef Wetz sein aktuelles Buch, in dem der Professor für Philosophie umfassend den Stand der Diskussionen darstellt. Wetz stellt sich dabei weder auf die Seite der wertkonservativen, religiösen oder fundamentalistischen, noch auf die der linken, grünen oder feministischen Gruppen. Der Ethiker hat sich die Aufgabe gestellt, den Augiasstall der Debatte gründlich zu reinigen und zu entrümpeln. In leichtem, essayistischem Tonfall sammelt der Autor die Argumente, prüft sie auf ihre ideologische Vorbelastung und stellt sie einander abwägend gegenüber. Dabei gelingt Wetz das Kunststück, keine Gruppe zu diffamieren. Die Standpunkte werden allgemeinverständlich in den Raum gestellt und bilanzierend gibt Wetz am Ende jedes Kapitels eine behutsame Empfehlung, bei der er den menschlichen Freiheitsund Heilungsinteressen absoluten Vorrang einräumt. Ausgehend von einer Analyse der Belastbarkeit des Begriffs der Menschenwürde, führt Wetz die Leser durch die Welt der umfassenden Gesundheit, des zeitlos schönen Körpers, des vollkommenen Wunschkindes zum selbst bestimmten Todeszeitpunkt und der Sterbehilfe. Dabei räumt Wetz auf mit der Mär vom „schönen Tod“ und plädiert für eine Sozialpflicht des Körpers als Organ- und Gewebespender. Klaus Frahm Wetz, Franz Josef: Baustelle Körper – Bioethik der Selbstachtung. – Stuttgart : Klett-Cotta, 2009, – 24,90 Euro Flechtheim zum Gedenken Aus Anlass des 100. Geburtstags von Ossip K. Flechtheim hat der Berliner Landesverband des HVD ein Buch herausgebracht, um, wie es im Vorwort heißt, „den politischen Wissenschaftler, den unabhängigen Humanisten und den unermüdlich sich Engagierenden zu ehren“. Ehemalige Weggefährten, Schüler und Kollegen des 1998 verstorbenen Flechtheim erinnern in ihren Beiträgen an den Menschen, den Wissenschaftler und den Vordenker humanistischer Zukunftsvisionen. Flechtheims Biographie ist eng verwoben mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und deren Brüchen. Der Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer russisch-jüdischen Mutter begann 1927 Jura zu studieren. Im selben Jahr trat er aus der jüdischen Gemeinde aus und der KPD bei. Mit deren zunehmenden Linksruck entfremdete er sich schon bald von der KPD und arbeitete ab 1930 in der Gruppe „Neu Beginnen“ mit, die angesichts des aufkommenden Faschismus versuchen wollte, die beiden großen Arbeiterparteien für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten konnte er gerade noch promovieren, jedoch verweigerte sein ursprünglicher Doktorvater, der bekannte Staatsrechtler und politische Philosoph Carl Schmitt in der Folge jede weitere Zusammenarbeit mit ihm. 1935 geriet Flechtheim mit der gesamten Gruppe „Neu Beginnen“ ins Visier der Gestapo und musste Deutschland verlassen. 1946 arbeitete er für den US-Hauptankläger in den Nürnberger Nachfolge-Prozessen. Da die Hochschulkarriere des erklärten Sozialisten in den USA in den Jahren der McCarthy-Ära ins Stocken geriet, entschied sich Flechtheim 1952 endgültig nach Deutschland zurückzukehren. Er ging an die „Deutsche Hochschule für Politik“, das spätere Otto-SuhrInstitut der FU Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1974 verblieb. Als Parteien- und Kommunismusforscher machte er von sich reden und wurde schließlich zum Begründer der Futorologie in Deutschland. Zwischen 1952 und 1962 engagierte er sich in der SPD, dann im „Sozialistischen Bund“ und in dem von ihm mitbegründeten „Republikanischen Club e. V. Berlin“, schließlich seit 1980 in der Partei der Grünen. Als radikaler Demokrat kritisierte er die Entwicklung in der Bundesrepublik. Besorgt und enttäuscht musste er feststellen, dass alle Hoffnungen darauf, „dass zumindest eine radikale Reform aufs Dritte Reich folgen würde, angesichts der Restauration der fünfziger Jahre tief erschüttert waren“. Auch in der SPD waren seine linken Positionen nicht gefragt, so dass er 1962 die Partei verlassen musste. Darüber hinaus wirkte Flechtheim in vielen gesellschaftspolitischen Organisationen, u. a. der Internationalen Liga für Menschenrechte, der Humanistischen Union, dem Deutschen Freidenkerverband, der 1993 im HVD aufging, und dem PEN-Zentrum. Aus humanistischer Sicht besonders hervorzuheben ist Flechtheims Rolle als Vordenker humanistischer Zukunftsvisionen, mit denen er das Selbstverständnis des HVD entscheidend mitgeprägt hat. Aus diesem Grund hat der HVD, der bereits im Jahr 2003 zu seinen Ehren den Ossip K. Flechtheim-Preis ins Leben gerufen hat, den 100. Geburtstag Flechtheims zum Anlass genommen, dessen Lebenswerk mit der Herausgabe dieses Sammelbandes zu würdigen. Michael Schmidt Ossip K. Flechtheim. 100 Jahre / hrsg. von Siegfried Heimann im Auftrag des Humanistischen Verbandes Deutschlands, Landesverband Berlin. – Berlin, 2009, 12,50 Euro. Das Buch ist in der Geschäftsstelle des HVD erhältlich. Im festen Glauben: Gott ist tot! Eines hat der innige Atheist Peter Henkel mit seinem frommen Gegenüber gemeinsam: den unerschütterlichen Glauben an die Richtigkeit seiner Überzeugung. In seinem aktuellen Buch „Ach, der Himmel ist leer“ geht der politische Journalist Peter Henkel den „Gründen gegen Gott und Glauben“ nach und nimmt den Leser mit auf eine Reise, die geprägt ist von hartnäckigem Hinterfragen „gottgegebener“ Fakten. Ganz gleich, ob der Leser gläubig ist oder nicht, er profitiert davon, dass der Autor andernorts ausufernde Diskussionen zum Thema Gott auf ihren Kern reduziert. Dadurch ist die Thematik leichter verständlich, ohne den Anspruch auf berechtigte Kritik aufgeben zu müssen. Peter Henkel leitet über das altbekannte theologische und philosophische Problem ein, wie die Existenz eines solchen Gottes mit der Existenz des Übels und des Bösen in der Welt vereinbar sei. An dieser Frage orientiert sich der Einstieg in die Lektüre. Hierbei vergleicht er nachvollziehbar und mit scharfer Feder Allgemeinvorstellungen und theologische Ansätze und kommt stets aufs Neue zu dem Schluss, dass die Kernfrage: „Gibt es Gott?“ mit Entschiedenheit verneint werden muss. Peter Henkel hat mit seinem Werk ausdrücklich nicht die wissenschaftliche Leserschaft im Blick, es soll vielmehr „eine Streitschrift für das breite Publikum, eine Art Lesefibel für interessierte Laien“ sein. Er möchte damit auch Atheisten ein Handbuch für die Diskussion mit bibelfesten Gläubigen zur Verfügung stellen, auf dass ersteren angesichts der Größe dieses Themas nicht die Argumente ausgehen. Auch deswegen macht er vehement und konstant seine ablehnende Haltung gegenüber den „unüberwindlichen inneren Widersprüchen Gottes“ und damit gegenüber Gott selbst deutlich. Es ist dem engagierten Journalisten eine Herzensangelegenheit, dieses immer wieder aufgeworfene Thema mit frischem Zündstoff zu versorgen. Dieses Buch ist für Interessierte an dieser Diskussion ein Muss, zumal entsprechende anglo-amerikanische Titel nicht die spezielle deutsche Perspektive auf Gott, Papst und die Welt berücksichtigen. Treffenderweise erklärt Peter Henkel nach dem Philosophen William James, dass Religion eine Art Gefühl sei, und obwohl über Gefühle häufig nur geschwiegen wird, führt der bekennende Atheist einen he- rausfordernden Dialog mit Gott und dem Glauben. Wunderbare Konsequenz der Diskussion: Wenn sich die Existenz Gottes als unwahrscheinlich erweist, bleibt uns Menschen nichts anderes übrig, als unserem Leben selbst einen höheren Sinn zu geben! Sören Vogel Henkel, Peter: Ach, der Himmel ist leer : Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben. – Berlin : Frieling-Verlag, 2009. – 10,90 Euro Jahrelang dokumentierte die Zeitschrift „humanismus aktuell“ die Tagungen der Humanistischen Akademie Berlin. Mit Heft 23, welches das Verhältnis von Humanismus und „neuem Atheismus“ zum Thema hat, erschien zu Beginn des Jahres die letzte Ausgabe. Nachfolger ist eine Buchreihe, die fortan vom Alibri Verlag produziert wird. Den Auftakt macht das „Humanistische Sozialwort“. Der vorliegende Band eröffnet die Debatte, was im Humanitären das Humanistische sein könnte. Er widmet sich aus interdisziplinärer Perspektive und anhand soziologischer Befunde den Kriterien für ein humanistisches Sozialwort in Deutschland, das quer steht zu dem der christlichen Kirchen. Die Publikation gibt begründete Thesen und scheut sich nicht, etwa bezüglich des „bedingungslosen Grundeinkommens“, sich auch auf unsicheres Terrain zu wagen. In Abgrenzung zur Mildtätigkeit sucht humanistische Humanität nach selbstbestimmten Lösungen und strebt die Förderung und Entwicklung von Kompetenzen an, gekoppelt an die Verpflichtung zur solidarischen Unterstützung von Hilfebedürftigen, die dies aus eigener Kraft nicht vermögen. Mit Beiträgen von Frieder Otto Wolf, Dietrich Mühlberg, Christian Brütt, Christa Luft, Dieter Kramer, Lutz Brangsch, Viola Schubert-Lehnhardt und Andrea Käthner. Groschopp, Horst / Hrsg.: Humanistisches Sozialwort. – Aschaffenburg : Alibri, 2009. – 13 Euro 2/2009 37 Illusion Grundeinkommen Zum Grundeinkommen (diesseits 86/2009) Ich wundere mich etwas über diesen Beitrag… Wir sollten doch dem kritischen Durchdenken und Prüfen von Ideen und der Frage nach ihren Bedingungen und Möglichkeiten und den realen Folgen eines darauf gerichteten Handelns verpflichtet sein. Die Idee eines bedingunsglosen Grundeinkommens (BGE) ist aber nichts weiter als eine meist gut gemeinte – in diesem Sinne aber irreale – Utopie, deren Verfolgung im Hier und Jetzt leider ganz andere als die erhofften Folgen hat, nämlich sehr negative für den Sozialstaat. (…) Tatsächlich beruht die Idee eine BGE vollständig auf der Erwerbsarbeit, weil nur in Erwerbsarbeit die Güter und Dienstleistungen produziert werden, die für ein Geldeinkommen gekauft werden können. Es beruht also darauf, dass die ganz überwiegende Mehrzahl weiterhin Erwerbsarbeit leistet und einen extrem großen Anteil ihrer Erwerbseinkommen – viel höher als heute – dem Staat überlässt als Steuern, aus denen dann das BGE bezahlt wird. (…) Statt Befreiung von der Erwerbsarbeit wäre der reale Effekt nur die „Befreiung“ vom bisherigen Sozialstaat mit all seinen Vorteilen. Nämlich dass er nicht nur Armutsvermeidung durch Almosen – beim BGE dann für alle – ist, sondern – wenn auch bereits abgesenkt – Lebensstand sichernde Sozialversicherungsleistungen organisiert, dass das Arbeitsleben reguliert ist und der Willkür von Arbeitgebern damit Grenzen gesetzt und grundlegende Sicherheiten für Beschäftigte geschaffen werden, vielfältige soziale Dienste und Leistungen bedarfsorientiert organisiert werden, die vielfach weit höher sind als ein BGE wäre. Das alles soll weg. Freuen könnten sich darüber nur die privaten Versicherungskonzerne, die dann riesige neue Geschäftsfelder hätten, die Arbeitgeber, die endlich keine Sozialbeiträge mehr zahlen und auch keine sonstigen sozialen Rücksichten mehr nehmen müssten… Realistisch möglich wäre nur ein BGE in weit geringerer Höhe als die meisten Befürworter es gerne hätten… Damit [gäbe] es auch für die Einzelnen keine Befreiung von Erwerbszwang, sondern den Zwang, zusätzlich jeden noch so schlecht bezahlten Job anzunehmen, wenn man mehr möchte als auf BGE-Armutsniveau dahinvegetieren. BGE hätte eine enorme Lohndumpingwirkung, 38 2/2009 Aussprache weil jedes Einkommen den Charakter von Zusatzeinkommen hätte. Statt schlechte Arbeit abzulehnen, weil man sie nicht nötig hat, würde die Logik sein: zwei oder drei Euro die Stunde aufs BGE oben drauf, ist besser als nichts… Lohnpolitik, sei es gesetzliche Mindestlöhne oder Tariflöhne, würde damit unterlaufen… Und weniger Kontrolle als heute wäre auch nicht, sondern mehr, weil ein viel größerer Teil aller Erwerbseinkommen umverteilt werden müsste als heute. Es müsste also noch viel strenger als heute kontrolliert werden, dass jegliche gegen Entgelt geleistete Tätigkeit, ab der ersten Stunde und ohne Freibeträge, dem Staat gemeldet und von ihm erfasst und kontrolliert wird, weil der über die Hälfte jedes Einkommens wegsteuern müsste, um das BGE und die sonstigen staatlichen Aufgaben zu finanzieren – weil Polizei und Schulen usw. müsste es ja weiterhin geben. (…) Manche glauben an Götter und ein himmlisches Paradies, andere an die Erlösung von den sozialen Leiden durch ein BGE. Solange nur Texte geschrieben wie der von Ulla Runge, die Gedanken und Visionen zum Aus- druck bringen, meinetwegen. Aber so wie wir dagegen sind, wenn religiöse Kräfte unsere Gesellschaft an ihren Dogmen ausrichten wollen, habe ich sehr etwas dagegen, wenn die AnhängerInnen des BGE versuchen, Politik zu machen und Organisationen wie Gewerkschaften und linke Parteien zur Unterstützung ihrer Forderung zu gewinnen und sie dazu in heftige und teils spalterische Debatten verwickeln. (…) Ralf Krämer, per Mail Macht der HVD Sozialpolitik? Zum Grundeinkommen (diesseits 86/2009) Das Grundgesetz garantiert ja Meinungsfreiheit und danach hat jeder das Recht, auch Unsinniges zu behaupten und zu verbreiten. Allerdings sollte sich die Redaktion von diesseits nicht einfach zum Sprachrohr solcher utopischer sozial-romantischer Schnapsideen machen lassen, da man sonst meint, dieser Unsinn sei auch das offizielle Credo des HVD. Wäre er nämlich das, würde ich sofort aus dem HVD austreten. Ich jedenfalls möchte nicht in einer solchen Welt leben, – noch viel weiter links stehend als die gleichmacherischen Ziele der Partei „Die Linke“, was für Frau Ringe das Paradies auf Erden wäre, ganz davon abgesehen, dass dies gar nicht finanzierbar wäre. Bezeichnenderweise beschäftigt sich Frau Ringe auch gar nicht erst mit der Frage der Finanzierbarkeit ihrer angeblich idealen Welt, sondern behauptet dies einfach in einem einzigen Satz. (…) Ein Gedankenaustausch mit ihr wäre völlig sinnlos. Sie kann sich ja mit dem Sozialromantiker Heiner Geißler austauschen. Bitte nehmen Sie die Ihnen eingereichten Artikel künftig etwas besser unter die Lupe. Sozialpolitik zu betreiben, ist schließlich nicht Aufgabe des HVD. Dr. Wolfgang Weyell, Nürnberg Ein Humanist ist nicht konfessionslos Zu „Humanistische Lebensauffassungen“ (diesseits 86/2009) In dem Artikel über Werte und Ideale hieß es u.a.: „Wir sind nicht religiös“ sowie „ein gültiges Regelwerk dürfe man nicht erwarten, Dogmen, Lehrsätze und Sprachregelungen seien den Humanisten fremd.“ Hier klingt noch der alte abgrenzende Geist der Freidenker an, der – nicht zu Ende denkend – in dem Glauben beharrt, mit der Ablehnung von Worthülsen wie „religiös“ gleichzeitig auch deren missliebige Inhalte beseitigen zu können (siehe „religionsfreie Zone“ und „glaubst du noch oder denkst du schon“). Womit immer wieder die alte Sprachregelung verstärkt wird, nach der Religion nur mit einem jenseitigen Gott zu denken ist, was eine inhaltliche Aufklärung und Weiterentwicklung in diesen Bereichen eher behindert als fördert. Ein Humanist hat es nicht nötig, seine Identität durch Abgrenzungen zu sichern und wird eine neue, kritische und zugleich verbindlichere Auseinandersetzung mit seinen andersdenkenden Mitmenschen anstreben. Dazu braucht er neben Fairness auch anschauliche, überzeugende und durch wiederholten Gebrauch verinnerlichte Argumente zur inhaltlichen Darstellung der eigenen alternativen Angebote. Anstatt einem ernsthaften Gesprächspartner seinen Gott für nichtexistent zu erklären wird er fragen: „Was verstehst du unter Gott?“ und als seinen eigenen höchsten Wert „verantwortliche Menschlichkeit“ gegenüber stellen und diesen erläutern. So könnte aus einem bisher oft oberflächlichen Schlagabtausch endlich ein differenzierterer Dialog über alte und neue Begriffe und Inhalte ethischer Orientierungen entstehen. Was heißt denn eigentlich „nicht religiös“? Es heißt „nicht rückbindend“. Ein praktizierender Humanist aber bindet sich geistig und emotional zurück, z. B. an den Grund-, Lehr- oder Leitsatz oder -gedanken: „Humanismus ist ein Denken und Handeln, das sich an der Würde des Menschen orientiert und dem Ziel menschenwürdiger Lebensverhältnisse dient.“ Aus diesem Leit- oder Grundgedanken kann er alles Weitere entnehmen und entwickeln, was für eine Begriffsbestimmung des Humanismus als ethische Orientierung sowie für das entsprechende Umsetzen dieses Bekenntnisses erforderlich ist. Mit diesem ausdrücklichen Bekenntnis ist ein Humanist auch nicht konfessionslos und tritt seinem inhaltlichen Anspruch entsprechend in dieser seiner Gesellschaft – und auch global gültig – als Alternative deutlicher in Erscheinung. Bei einem Prozentsatz von etwa 0,12 der Bevölkerung gegenüber etwa 30% Konfessionslo- ser ist das besonders wichtig. Er ist auch kein Ungläubiger, weil er sagen kann: „Wenn es heute einen Glauben gibt, der vertretbar ist, dann ist es der Glaube an die Bildungsfähigkeit des Menschen zu einem sozial und ökologisch handelnden, mündigen Gemeinschaftswesen und daran, dass die Natur den Menschen nicht braucht, wohl aber der Mensch die Natur.“ Ohne diesen vernünftigen Glauben ist Stabilität und Weiterentwicklung in einer demokratischen Kultur schwer möglich. Ein weiterer wichtiger Leitgedanke für Humanisten lautet: „Mündigkeit bedeutet mehr als nur Volljährigkeit. Mündigkeit heißt, eine kritische Distanz nicht nur zu seiner Mitwelt, sondern auch zu sich selbst zu haben, für sich selbst voll- und für seine Mitwelt mitverantwortlich sein zu können und zu wollen.“ Dieser Lehrsatz ermöglicht bzw. erleichtert es, hinter die eigenen, ganz persönlichen Antriebe und auch Widerstände des Handelns zu schauen. Die Fußnote zu dem o.a. Artikel besagt, dass dieser Text aus einer NDRRadiosendung des HV Niedersachsen entstand. Hierin hieß es u. a.: „Einen gemeinsamen Sinn des Lebens, wie ihn die Religion vorgibt, erkennen sie nicht an. Nach humanistischem Selbstverständnis muss jeder Mensch seinem eigenen Leben einen Sinn geben.“ Ich denke, dass hier bei dieser grundsätzlichen philosophischen Frage aller Fragen durchaus ein konkreterer und zugleich allgemeingültiger Grundsatz formuliert werden kann und gerade von Humanisten angeboten werden sollte, nämlich: „Sinn unseres Lebens ist größtmögliche Entfaltung und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit zu unserer Mitwelt.“ (…) Rudolf Kuhr, Schöngeising Besser humanistisch tätig sein Zu „Korso auf Bergfahrt“ (diesseits 86/2009) Prof. Groschopp vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) behauptet…, dass man auch als Atheist Nazi sein kann. Das ist dummes Geschwätz. Ich verkenne nicht, dass es auch Nazis gibt, die sich zum Atheismus bekennen. Hier handelt es sich vor allem um Anhänger der germanischen oder nordischen Religion und Mythologie, die ihre Weltanschauung fälschlicherweise unter Heidentum einordnen. Tatsächlich ist Atheismus eine vorwiegend linke Sache. Ich will den Spieß umdrehen und behaupten, dass von sogenannten Humanisten auch Untaten, gar Verbrechen begangen werden können. Wie lässt sich das dann mit dem hohen Ideal Humanismus vereinbaren? Reklamieren Christen diesen Begriff nicht auch für sich? Wie will es ein atheistischer Humanist vermeiden, mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden? Ist es nicht eine christlich geprägte Unart, alles zu verdammen, was nicht in den Rahmen passt? Gerade diese Unart macht sich Prof. Groschopp in Bezug auf Atheisten, Freigeister und Freidenker zu eigen, statt über Grenzen hinwegzusehen. Ich bin lieber ein Atheist und gerade dadurch in dem (christlichen geprägten) Verruf, kann mich aber im Spiegel betrachten, ob ich schuldig geworden bin oder nicht. Ich bin lieber humanistisch tätig, als mich überheblich als einen Humanisten zu bezeichnen und vielleicht nichts oder nur wenig dazu beizutragen. Mit anderen Worten: mehr sein als scheinen. Heinz J. G. Gremer, Kulmbach Büchernarren am Werk: Besuch vom Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hatte diesseits-Autor Ralf Bachmann auf der Leipziger Buchmesse. Er stellte am Stand des Sax-Verlages seine Neuerscheinung „Ich habe alles doppelt gesehen: Erkenntnisse und Einsichten eines Jourmalisten“ vor. 2/2009 39 HUMANISTISCHER VERBAND DEUTSCHLANDS (HVD) Bundesvorstand Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-34, Fax 613 904-50 http://www.humanismus.de [email protected] Bundesverband Junge HumanistInnen Wallstraße 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613904-76, Fax 613904-50 [email protected], www.juhu-bund.de BADEN-WÜRTTEMBERG HVD Regionalgemeinschaft Ulm-Bodensee e.V. Postfach 2307, 89013 Ulm [email protected] Die Humanisten Württemberg K.d.ö.R Mörikestraße 14, 70178 Stuttgart Fon 0711-6493-780, Fax -886 [email protected], www.dhuw.de Bayern HVD Bayern e.V. ■ Landesgeschäftsstelle Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15 [email protected], www.hvd-bayern.de Humanistische Akademie Bayern e.V. Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax -15 www.humanistische-akademie-bayern.de [email protected] Humanistisches Sozialwerk Bayern gGmbH Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13 90489 Nürnberg Fon 0911 431040 Fax 0911 4310415 Projekt Schuldnercoaching: Fon 0911 43104-12 [email protected] www.hsw-bayern.de HVD Nürnberg K.d.ö.R. ■ Geschäftsstelle Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15 [email protected] www.hvd-nuernberg.de ■ Bestattungsreden: 0911-43104-14 ■ Service-Line 0180-11 123 11 ■ Jugendfeier-Team und Junge HumanistInnen: 0911-43104-11 [email protected] www.jugendfeier.net Stadtmauerturm der JuHus: Spittlertormauer 7, 90402 Nürnberg ■ Humanistischer Kindergarten Nbg.-St. Peter Burgerstr. 6, 90478 Nürnberg Fon 0911-42 45 68-0, Fax -3 [email protected] ■ Humanistischer Kindergarten Nbg.-Mögeldorf Ziegenstr. 28, 90482 Nürnberg Fon 0911-95 33 58-0, Fax -3 [email protected] ■ Humanistisches Haus für Kinder Am Südpark Dr. Meyer-Spreckels-Str. 5, 90763 Fürth Telefon 0911-97791013, Fax -17 [email protected] ■ turmdersinne gGmbH Büro: Spittlertorgraben 45 90429 Nürnberg Fon 0911-94432-81, Fax -69 [email protected] www.turmdersinne.de Adresse des Turms: Mohrenturm am Westtor, Nürnberg, Spittlertorgraben Ecke Mohrengasse HVD Fürth e.V. c/o Humanistische Grundschule Waldstraße 62 90763 Fürth [email protected] www.hvd-fuerth.de ■ Humanistische Grundschule Fürth Waldstraße 62 90763 Fürth Fon 0911 3766833-0 Fax 0911 3766833-9 [email protected] www.humanistische-schule.de HVD Würzburg Bukarester Str. 12, 97084 Würzburg www.hvd-wuerzburg.de.vu [email protected] BERLIN/BRANDENBURG Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-0, Fax 030-613 904-50 www.hvd-potsdam.de, www.hvbb-online.de BERLIN HVD Berlin Landesgeschäftsstelle Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-0 Fax 030-613 904-50 [email protected] Direkte Durchwahlnummern: ■ Abteilung Kitas -39 ■ Abteilung Gesundheit/Soziales -25 ■ Abteilung Lebenskunde -60 ■ Abteilung Jugend/Jugendfeier -74, Fax -89 ■ Patientenverfügungen/Trauergruppen -11, -19, Fax -36 www.patientenverfuegung.de [email protected] ■ V.I.S.I.T.E. Besuchs- und Hospizdienst -32 www.visite-hospiz.de, [email protected] ■ Kinderhospiz „Berliner Herz“ -80 ■ Öffentlichkeitsarbeit -26 ■ Kultur -23 ■ Fundraising -38 ■ Freiwilligenarbeit/Mitgliederbetreuung/ Seniorenkoordinatorin -15 ■ Junge HumanistInnen Berlin Danziger Str. 50, 10437 Berlin Fon 030-442 72 16, Fax 442 34 93 [email protected], [email protected] ■ Jugendtreff „PPZ“ der Jungen HumanistInnen, Marzahner Chaussee 9 10315 Berlin, Fon/Fax 030-510 17 76 ■ Jugendgästehaus Heiligensee [email protected] 030 43605470 ■ Schulklub Sakura-Grundschule Rochstraße 7, 10178 Berlin Fon 030-42 85 21 79 ■ Café Rix GmbH Karl-Marx-Straße 141, 12043 Berlin Fon/Fax 030-686 90 20 ■ Sozialstation „Die Brücke“ Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-93 /-97, Fax -91 ■ Mobilitätshilfedienst Berlin-Mitte Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-95 /-96, Fax -91 ■ Schwangerschaftskonflikt-beratungsstelle, Schönholzer Str. 6, 13187 Berlin Fon/Fax 030-441 79 92 [email protected] ■ Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) Nachbarschaftshaus Pfefferwerk Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin Fon 030-443 43 17, Fax 44 34 04 78 ■ Betreuungsverein Alt-Moabit 108 a, 2. Etg., 10559 Berlin Fon 030-441 30 57, Fax 441 30 59 [email protected] ■ Brückentreff Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Torstraße 158, 10115 Berlin Fon 030-280 74 42/ -43, Fax -44 Kitas: ■ Adlershofer Marktspatzen Helbigstr.31, 12489 Berlin Fon/Fax 030-677 42 09 ■ Am Park Engelhardtstr. 10, 12487 Berlin Fon/Fax 030-631 66 99 ■ Bornsdorfer Str. 14, 12053 Berlin Fon 030-56 82 86 63 ■ Dreikäsehoch Johanna-Tesch-Str. 20, 12439 Berlin Fon 030-671 70 33, Fax 67 89 45 28 [email protected] ■ Friedenauer Strolche Sponholzstraße 16, 12159 Berlin Fon/Fax 030-75 60 62 09 ■ Gartenstadtfrösche Zur Gartenstadt 239, 12526 Berlin Fon 030-67 82 45 03, Fax 67 82 45 04 [email protected] ■ General-Woyna-Str. 48 13403 Berlin, Fon/Fax 030-413 30 72 ■ Holtheimer Weg 6-8, 12207 Berlin Fon 030-712 49 30, Fax 71 09 74 92 ■ Hopsekäse Scharnweberstr. 60, 10247 Berlin Fon/Fax 030-291 61 64 ■ Kastanienallee 28/30, 12627 Berlin Fon/Fax 030-995 22 69 kastanienallee@ humanistischekitas.de ■ Kinderhaus Felix Zühlsdorfer Str. 16, 12679 Berlin Fon 030-935 80 35, Fax 93 02 78 16 [email protected] ■ Knirpsenstadt am Glitzerbach Geraer Ring 50/52, 12689 Berlin Fon/ Fax 030-933 91 98 ■ Landreiterweg 55, 12353 Berlin Fon 030-667 90 90, Fax 66 79 09 33 ■ Michel-Klinitz-Weg 18 12349 Berlin, Fon 030-743 10 14 ■ Mühlengeister Thomas-Mann-Str. 17/19, 10409 Berlin Fon 030-424 17 31, Fax 42 16 15 86 [email protected] ■ Pillnitzer Weg 6, 13593 Berlin Fon 030-20 91 48 90, Fax 209 14 89 20 [email protected] ■ PrenzlZwerge Stahlheimer Str. 27, 10439 Berlin Fon 030-445 71 94, Fax 40 00 30 61 [email protected] ■ Stadtfüchse Jablonskistr. 11, 10405 Berlin Fon/Fax 030-441 42 82 erzieherinnen. stadtfuechse @web.de ■ Wasserwerkstr. 3, 13589 Berlin Fon 030-37 49 90 30, Fax 374 99 03 24 [email protected] ■ Rappelkiste Alfred-Randt-Str.15/17, 12559 Berlin Fon 030-654 35 58, Fax 654 60 49 ■ Wirbelwind, Friedrich-EngelsStr. 45/47, 13156 Berlin Fon 030-916 51 24, Fax 47 03 68 69 [email protected] ■ Zum Hasenhügel Waldheimer Str. 10/12, 12627 Berlin Fon 030-994 28 49, Fax 99 28 50 79 zum. [email protected] ■ Konfliktberatung für Paare Fon über 030-613 904-15 ■ Neustart – Betreutes Wohnen für Obdachlose Alt Reinickendorf 7, 13407 Berlin Fon 030-4 14 68 74, Fax -75 [email protected] www.wp-neustart.de ■ Humanistische Akademie e.V. Redaktion „humanismus aktuell“ Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon/Fax 030-44 34 09 41 www.humanistische-akademie.de ■ Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation älterer Menschen in Neukölln Haus des älteren Bürgers Werbellinstraße 42, 12053 Berlin Fon 030-689 77 00, Fax 68 97 70 20 ■ Berliner Seniorentelefon Fehrbelliner Straße 92, 10119 Belin Fon 030-279 63 93, Fax 44 02 49 97 Sprechzeiten: Mo, Fr, So 14-16 Uhr, Mi 12-16 Uhr unter Fon 030-279 64 44 www.berliner-seniorentelefon.de [email protected] ■ HOTEL4YOUth Schönhauser Allee 103, 10439 Berlin Fon 030-446 77 -83, Fax -859 www.hotel4youth.de, [email protected] ■ Kinder- und Jugendbüro Marzahn Kastanienallee 55, 12627 Berlin Fon 030 9339466 [email protected] ■ Internetcafé für Senioren Weltenbummler, Werbellinstraße 42, 12053 Berlin-Neukölln Fon 030-68054287 ■ Gesundheitliche und soziale Dienste des HVD in Tempelhof, Friedrich-Wilhelm-Straße 59 12103 Berlin, Fon 030-71096852 BRANDENBURG Humanistischer Regionalverband Ostbrandenburg e.V. PF 1142, 15701 Königs Wusterhausen Fon 03375-29 77 78, Fax 29 33 35 [email protected] www.hro-kwh.de ■ Aktionskita „Knirpsenstadt“ Goethestr. 5, 15711 Königs Wusterhausen Fon 03375-87 28 45 ■ Jugend-Freizeit-Zentrum Scheederstr. 47, 15711 Königs Wusterhausen Fon 03375-29 67 69 HVD Regionalverband Brandenburg Nord e.V. Mühlenfeld 12, 16515 Oranienburg Fon 03301-83 41 11, Fax 83 41 20 ■ Humanistisches Musikzentrum ■ Feierkultur ■ Schuldnerberatung, Vermeidung von Obdachlosigkeit ■ Jugend- und Sozialwerk gGmbH Kanalstr. 20, 16515 Oranienburg Fon 03301-58 28 94 ■ Berufsbildungswerk Nordost gGmbH Albert-Buchmann-Str. 1, 16515 Oranienburg Fon 03301-53 54 40 ■ Betreutes Jugendwohnen Bernauer Str. 146, Haus 106, 16515 Oranienburg Fon 03301-80 70 56 Nebenstelle Neuruppin Fehrbelliner Str. 139, 16816 Neuruppin Fon 03391-50 38 42, Fax 35 05 13 ■ Feierkultur ■ Selbsthilfe-Kontaktstelle ■ Schulsozialarbeit Humanistischer Regionalverband Brandenburg/Belzig e.V. Willibald-Alexis-Str. 28 14772 Brandenburg Fon 03381-73 03 80, Fax 73 03 79 [email protected] Kinder- und Jugendclub, Jugendfeier, Seniorenarbeit, Junge Humanisten, Schulsozialarbeit, Bereich „Hilfe zur Erziehung“ Stadtteilbüro im Bürgerzentrum Große Gartenstraße 42a 14776 Brandenburg an der Havel Fon 03381-25 09-62, Fax -63 Humanistischer Regionalverband Potsdam/Potsdam-Mittelmark e.V. ■ Geschäftsstelle Potsdam Jägerstr. 36, 14467 Potsdam Büro und Patientenverfügung: Fon 0331-290 94 76 Jugendfeier: Fon 0331-270 98 04 Fax 0331-280 58 81 [email protected] [email protected] Humanistischer Regionalverband TeltowFläming e.V. Goethestr. 8, 14959 Trebbin Fon/Fax 033731-805 24 Humanistischer Regionalverband Märkisch-Oderland e.V. „Arche“, Carl-Schmäcke-Straße 33 15366 Neuenhagen Tel. 03342-21584, Fax 21586 Humanistisches Internationales Begegnungs- und Beratungszentrum (HIBBZ) Eisenbahnstr.14, 16225 Eberswalde Fon und Fax 03334-212491 www.hibbz.de, [email protected] Humanistischer Freidenkerbund Brandenburg e.V. Postfach 600 813, 14408 Potsdam Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47 Fon 03338-396 31, Fax 03338-396 32 Humanistischer Freidenkerbund Havelland e.V. ■ Geschäftsstelle Karl-Thon-Str. 42, 14641 Nauen Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47 [email protected] ■ Jugendtreff Miteinander, Frauen- und Selbsthilfetreff, Berliner Str. 41, 14712 Rathenow, Fon 03385-51 55 31 ■ Treff: Suchthilfe, Kleiderkammer, Obdachlosenarbeit, Suppenküche Ritterstr. 9, 1641 Nauen Fon 03321-45 07 46 Freidenker Barnim e.V. ■ Geschäftsstelle Rüdnitzer Chaussee 48-50, 16321 Bernau Fon 03338-3 96 31, Fax 3 96 32 ■ Informations- und Beratungspunkt Berliner Str. 48, 16321 Bernau Fon/Fax 03338-2416 Jugendarbeit, Jugendfeier, Senioren- und Rentenberatung, Patientenverfügung, Sozialberatung Metropolregion HAMBURG HVD Metropolregion Hamburg e.V. Beim Schlump 23, 20144 Hamburg Fon/Fax 040 67379076 [email protected] Mecklenburg-Vorpommern Ziegeleiweg 12, 19057 Schwerin Fon: 3861 2471, [email protected] www.humanisten-in-mv.de Niedersachsen Humanistischer Verband Niedersachen K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle Otto-Brenner-Str.20- 22, 30159 Hannover Fon 0511-167691-60, Fax -78 [email protected] www.humanisten.de ■ Feierservice für weltliche Familienfeiern Fon 0511-167691-63 ■ Junge Humanisten Hannover Landeskoordination JugendFEIER Fon 0511–18561 www.juhus-hannover.de [email protected] ■ Humanistisches Sozialwerk Norddeutschland GmbH Otto Brenner Str.20-22, 30159 Hannover Haus Humanitas, Fon 0511-167691-61 Humanistischer Verband Bremen Ursel Leitzow, Prager Str. 41, 28211 Bremen Fon 0421-243 96 35 [email protected] Ortsgemeinschaften und Verbände Freie Humanisten Grünenplan-Delligsen c/o Bodo Hage, Hinter den Höfen 16, 31073 Delligsen Fon + Fax: 05187-24 86 Mobil: 0160-950 28 139 [email protected] HV Emden Ortsverband Emden An der Sporthalle 1, 26759 Hinte Fon: 04925 8725, 0176-96603435 [email protected] HVN Ortsverband Hannover Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover Fon 0511-1 61 4012, Fax 16 76 91 78 [email protected] HV Oldenburg c/o Grünberger Str. 7, 26127 Oldenburg Fon 0441-882943 [email protected] Freie Humanisten Osnabrück [email protected] Humanistischer Verband Wesermarsch Postfach 1125, 26926 Elsfleth Fon 04401-695817 wesermarsch@ humanisten.de NORDRHEIN-WESTFALEN HVD Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle Küpferstr. 1, 44135 Dortmund Fon 0231-52 72 48, Fax 57 20 72 [email protected] www.hvd-nrw.de Ortsgruppen in vielen Städten! Tel. erfragen! ■ Humanitas-Verlag www.humanitas-verlag.de ■ Junge HumanistInnen NRW Fon 0231-5 86 15 70 HVD Bergisches Land Chlodwigstr. 28 42119 Wuppertal-Elberfeld Fon 0202-46 04 555 HVD Bielefeld Fon 0521-9824762 [email protected] HVD Duisburg Fon 0203-29 82 440 Rheinland-Pfalz Fon 0173-3436714 [email protected], www.hvd-rlp.de SACHSEN HVD Sachsen Großenhainer Straße 88 01127 Dresden, Fon 0351-2198100 [email protected] Thüringen Humanistische Landesgemeinschaft Thüringen fon 03643 900744 www.humanisten-in-thueringen.de [email protected] SACHSEN-ANHALT Humanisten Sachsen-Anhalt c/o Junge Humanisten Magdeburg e.V. 39128 Magdeburg Johannes-R.-Becher-Straße 57 Fon 0391-2515938, Fax 2516338 humanisten.sachsen-anhalt@ juhu-magdeburg.de Humanistischer Regionalverb. Halle-Saalkreis e.V. Bürgerhaus „alternativE“ Gustav-Bachmann-Straße 33 06130 Halle Fon 0345-1 31 94 73 Fax 0345-1 31 94 75 [email protected] ■ Frauen Kommunikationszentrum ■ Offener Kinder- und Jugendtreff ■ Trauerberatung, Patientenverfügungen, Fon 0345-2023168 ■ Begegnungsstätte Fon 0345-12 26 90 22 ■ Schuldnerberatung Fon 0345-1319053 ■ Musikinstrumentenkabinett ■ Jugendfeier Fon 0345-1319473 Humanistischer Regionalverb. Südliches Sachsen-Anhalt e.V. ■ Bürger und Jugendhaus/Herberge Huttenstraße 12, 06217 Merseburg Fon 03461-21 35 19 [email protected] ■ Jugendlub „Die Hütte“ Unter den Eichen, 06217 Merseburg Fon/Fax 03461-50 28 75 ■ Jugendfeier Fon 03461-213519 ■ Jugendclub „Elofant“ Häuerstraße 33, 06242 Braunsbedra Fon 0177-2115619 ■ Projekt Schulsozialarbeit Sekundarschule „Unteres Geiseltal“ Häuerstr. 39, 06242 Braunsbedra Fon 034633-2 26 09 Junge Humanisten Magdeburg e.V. ■ KJFE „Kannenstieg“ Johannes-R.-Becher-Straße 57 39128 Magdeburg Fon 0391-2 51 59 38, Fax -63 38 [email protected] ■ Schülertreff „Rothensee“ Badeteichstraße, 39126 Magdeburg Fon 0391-5 05 00 44 ■ Jugendfeier Fon 0391-2515938 Humanistischer Regionalverb. Mansfelder Land e.V. ■ Jugendclub „Die Leuchte“ Beethovenstraße 1, 06333 Hettstedt Fon 03476-85 11 49 ■ Jugendtreff „Bombastic“ Friedenstraße 1, 06456 Sandersleben Fon 034785-2 02 59 Joachim Goetz determination spielt nicht die beleidigten der alte freud hat es uns längst gesagt dass wir nicht herren im eigenen haus sind jetzt setzen die hirnforscher noch eins drauf und zeigen dass unsere willensfreiheit eine illusion ist und darum freut euch und frohlocket kein lohn im himmel keine strafe in der hölle für gute rechts und böse links freuet euch und frohlocket wir müssen unseren job machen mit unserer evolutionserbmasse und unserer soziozivilisation freuet euch und frohlocket wir müssen menschen sein zu vereinbarungen gezwungen für unser gemeinsames wohl freuet euch und frohlocket wer unter aufsicht gestellt werden muss hat nicht verachtung verdient freuet euch und frohlocket den schwarzen peter hat jetzt der auf unsere kosten zum unendlich guten ernannte der allerbarmer den wir anflehten damit er uns bösewichtern vielleicht gnädig verzeiht Joachim Goetz, Jahrgang 1934, war nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Germanistik hauptsächlich im Lehramt tätig. Er ist Vorstandsmitglied der LudwigFeuerbach-Gesellschaft Nürnberg e.V., der Gesellschaft für kritische Philosophie sowie Redakteur der Zeitschrift Aufklärung und Kritik. Datum Anschrift Name, Vorname Datum Selbst denken – Gemeinsam leben Humanistinnen und Humanisten gestalten ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich, frei von Religion. Es liegt am Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu treffen. Diese Freiheit haben wir den Gedanken der Aufklärung zu verdanken, in deren Tradition der Humanistische Verband Deutschlands steht. Unterschrift Als Humanistinnen und Humanisten stehen wir zu unserer Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Natur. Über die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg setzen wir auf den friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen. Dabei achten und respektieren wir alle weltanschaulichen und religiösen Lebensauffassungen. Toleranz hat jedoch dort Grenzen, wo Menschenrechte missachtet und Positionen der Intoleranz vertreten werden. Unterschrift ● Ich bin über die Garantie informiert, dass ich diesen Abonnementauftrag innerhalb von 10 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen kann. A b o n n e m e n t- c o u p o n für ein Jahr und zwar für ● Ich abonniere hiermit die Zeitschrift diesseits zum Jahrespreis von E 13,- inkl. Porto und Mehrwertsteuer (Ausland zuzüglich Portomehrkosten). diesseits erscheint vierteljährlich, jeweils am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, sofern es nicht spätestens 6 Wochen vor Ende des Kalenderjahres schriftlich gekündigt wird. Name, Vorname Anschrift Das Geschenkabonnement läuft automatisch aus, sofern es nicht schriftlich verlängert wird. ● Ich bestelle ein Geschenkabonnement ab Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin Humanistischer Verband Deutschlands Wallstraße 61-65,10179 Berlin Anschrift Name, Vorname Unterschrift ● Ich möchte diesseits – Zeitschrift des Humanistischen Verbandes kennenlernen. Bitte senden Sie mir ein kostenfreies Probe exemplar zu Datum i n f o r m at i o n s - c o u p o n ● Ich bin konfessionsfrei und fühle mich einer humanistischen Lebensauffassung verbunden. ● Ich möchte Mitglied im Humanistischen Verband Deutschlands werden. ● Ich möchte im Humanistischen Verband Deutschlands mitarbeiten. Meine Interessen liegen im Bereich Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin Wir arbeiten eng mit unseren Partnerverbänden in der ganzen Welt zusammen, die wie wir der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) angehören. Der Humanistische Verband Deutschlands ist eine überparteiliche, demokratische Organisation, die sich in allen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens engagiert, in denen weltanschauliche Fragen berührt sind. Humanistinnen und Humanisten beziehen Stellung in den ethischen Debatten unserer Zeit. Der Humanistische Verband Deutschlands organisiert Kulturund Bildungsangebote und bietet soziale Unterstützung und humanistische Beratung für Menschen in allen individuellen Lebenslagen. Wir richten weltliche Namens-, Jugend-, Hochzeitsund Trauerfeiern aus. In Berlin ist der Humanistische Verband Träger des Schulfaches Lebenskunde und bundesweit von vielen Kindertagestätten. Besonders gefragt ist das Angebot der Patientenverfügung. Die „Jungen HumanistInnen“ unterstützen Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Bundesweit werden zirka 250.000 Menschen pro Jahr durch die Dienstleistungen des Verbandes erreicht.