Hans Robert Jauß - konstanz|university press

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Hans Robert Jauß - konstanz|university press
Hans Robert Jauß
Jens Westemeier
hans Robert Jauss
Jugend, Krieg und Internierung
Konstanz University Press
Jens Westemeier, geboren 1966, wurde mit einer Arbeit über
Himmlers Krieger promoviert und lehrt am Historischen Institut
der Universität Potsdam.
Umschlagabbildung: SS-Unterscharführer Hans Robert Jauß in
Radolfzell 1941
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www.fink.de | www.k-up.de
Einbandgestaltung: Eddy Decembrino, Konstanz
Printed in Germany
Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn
ISBN 978-3-86253-082-3
Inhalt
Das Paradigma Hans Robert JauSS – Zur Einführung 7
Familie, Kindheit und Jugend 13
Die Familie im NS-Staat 18
Hitlerjugend 28
Der Zweite Weltkrieg 37
Freiwilligenmeldung zur SS-Verfügungstruppe 37
SS-Division Verfügungstruppe 41
Rekrut im Ersatzbataillon Deutschland 42
SS-Standarte Deutschland 47
1940 Operation »Gelb« – Der Angriff im Westen 48
Besatzungstruppe in den Niederlanden 52
4. Kriegs-Reserve-Führer-Anwärter-Lehrgang 55
SS-Totenkopf-Infanterie-Ersatz-Bataillon II 61
Freiwilligen-Legion Niederlande 62
1942 Ostfront Einsatz am Wolchow 72
1942–1943 Einsatz vor Leningrad 82
Exkurs: Antrag auf Studienurlaub 87
4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade Nederland 88
1943 Auf dem Weg zur Brigade Nederland 89
Exkurs: Fernimmatrikulations-Antrag an die
Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin 98
1943 »Bandenkampf« und Kriegsverbrechen in Kroatien 98
1944 Einsatz bei Narwa 117
Junkerschule Prosetschnitz / Kienschlag 130
Exkurs: Student an der Deutschen Karls-Universität Prag 134
33.Waffen-Grenadier-Division der SS Charlemagne 138
SS-Freiwilligen-Sturmbrigade Frankreich 139
Französische Freiwilligen-Legion LVF 145

Die Vichy-Miliz 148
Waffen-Grenadier-Brigade der SS Charlemagne 148
Inspektion der französischen SS-Verbände 151
Exkurs: Die Liste der Unerwünschten 153
1944/45 Ausbau und Ausbildung in Wildflecken 160
1945 Einsatz in Pommern 163
Kriegsende 167
Keine Stunde Null 177
Universität Bonn 180
1945–1948 Internierungslager Recklinghausen 184
SS-Schicksalsgemeinschaft 192
Spruchgerichtsverfahren 194
Neustart 1948 201
Entnazifizierung 201
Zulassung an der Universität Heidelberg 205
Eine Größe seines Fachs – Die zweite Karriere 208
Universität Konstanz 214
SS-Veteranen 215
Exkurs: Die Familie Jauß 223
»Hirngespinst eines Gartenzwergs«? Der Fall 227
2014 Die Liste der Unerwünschten und das Schweigen 256
Fazit 267
Anhang 279
Dank 279 | Quellenlage 281 | Dienstgradbezeichnungen in SS, Polizei
und Heer 283 | Abkürzungsverzeichnis 284 | Biografische Daten 285 |
Anmerkungen 287 | Quellen- und Literatur­verzeichnis 347
Namenregister 363
Das Paradigma Hans Robert Jauß – Zur Einführung
Hans Robert Jauß war Mitglied der Waffen-SS. Der Totenkopf prangte an
seiner Schirmmütze, auf der rechten Brusttasche seiner feldgrauen SS-Uniform glänzte im goldenen Lorbeerkranz des Deutschen Kreuzes das schwarz
emaillierte Hakenkreuz, 1945 trug er die silberleuchtenden Schulterstücke
eines SS-Hauptsturmführers. Wen interessiert das heute noch?
Jauß prägte wie kaum ein anderer Literaturwissenschaftler nicht nur die
deutsche Nachkriegs-Romanistik und ihren Wissenschaftsstil, kein Romanist des vergangenen Jahrhunderts war auf seinem akademischen Feld institutionell einflussreicher und wirkungsmächtiger als Jauß – der heute längst
nicht nur im wissenschaftspolitischen Sinne mit Konstanz verbundene
Rezeptionsästhetiker.1 Er war eine der wenigen herausragenden Gestalten
der deutschen Geisteswissenschaften nach 1945.2 Seine SS-Karriere hinderte
ihn nicht, »sein Fach offensiv in die eigenen Hände zu nehmen.«3
Jauß gehörte 1966 nicht nur zu den Gründungsprofessoren der Reform-­
Universität Konstanz, sondern, so der Literaturwissenschaftler Volker
Brei­decker, er zählte auch zu den Vaterfiguren bei der »zweiten Gründung«
dieser Republik in den Jahren des Aufbruchs. Mit der von ihm ins Leben
gerufenen Forschungsgruppe Poetik und Hermeneutik lieferten Jauß und
seine gelehrten Mitstreiter – darunter Clemens Heselhaus, Hans Blumenberg, Wolfgang Iser, Reinhart Koselleck, Wolfgang Preisendanz und Dieter
Henrich – »bedeutende Beiträge zur Wiedereinholung des in Deutschland
unter dem Nationalsozialismus Abgebrochenen und zur Wiederanbindung
der hiesigen Geisteswissenschaften an das im westlichen Europa und in
den USA erreichte Niveau.« Zugleich war Jauß »Stifter des lange Zeit einzig bedeutenden Exportguts deutschsprachiger Literaturwissenschaft, der
sogenannten Rezeptionsästhetik.«4
Den eigentlichen Beginn seiner Biografie verlegte Jauß ins Jahr 1948, ja
meist lieber noch ins Jahr 1952. In diesem Jahr schloss er seine Promotion
bei Gerhard Hess an der Universität Heidelberg über Zeit und Erinnerung in
Marcel Prousts À la recherche du temps perdu mit summa cum laude ab. Die
Zeit vor 1945 blieb in seiner Erinnerung eine Leerstelle; erst verschwiegen,
ausgeblendet und unterdrückt, dann verleugnet, schließlich marginalisiert,
beschönigt, zurechtgebogen und aktiv verleugnet.
Seit 1934 Mitglied der Hitler-Jugend, meldete sich der Oberjungzugführer Jauß 1939 freiwillig zum Dienst in der Waffen-SS, dem bewaffneten Arm
der Schutzstaffel (SS) der NSDAP. In der SS-Standarte Deutschland nahm
er 1940 am Angriff auf die Niederlande, Belgien und Frankreich teil. Seit
7
1941 gehörte er dem SS-Führerkorps an, kämpfte an der Ostfront und auf
dem Balkan mit niederländischen SS-Freiwilligen in der SS-Brigade Nederland. Zuletzt führte er als SS-Hauptsturmführer ein Bataillon französischer
SS-Männer in der SS-Division Charlemagne. Bei Kriegsende eignete er sich
falsche Papiere an und tauchte unter.
Unter falschen Angaben zu seiner Person begann Jauß im November 1945
an der Universität Bonn zu studieren, musste sich aber dann wegen seiner
Zugehörigkeit zur SS den Alliierten stellen. Er wurde von Ende 1945 bis
Anfang 1948 interniert. 1948 schrieb sich Jauß für ein Studium der Romanischen Philologie an der Universität Heidelberg ein – der Beginn einer
glänzenden, wissenschaftlichen Karriere. Am 26. März 1966 zählte Jauß zu
den ersten acht ordentlichen Professoren der Universität Konstanz, die im
Ratssaal der Stadt aus der Hand des damaligen Ministerpräsidenten Kurt
Georg Kiesinger ihre Ernennungsurkunde erhielten.5 Am 13. April 1967 hielt
er im großen Saal des Konstanzer Konzils seine Antrittsvorlesung »Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft«, die die sogenannte Konstanzer Schule mitbegründete. Bis 1987 hatte er den Lehrstuhl
für Romanische Literaturen und Allgemeine Literaturwissenschaft inne.
Seine Abschiedsvorlesung am 11. Februar 1987 trug den Titel: »Die Theorie
der Rezeption – Rückschau auf ihre unbekannte Vorgeschichte.« Die Jahre
von 1933 bis 1948, seine Zeit als Waffen-SS-Führer und Internierter, waren
nicht Gegenstand der Theorie oder Rückschau.
Zwar hatte der eine oder andere gerüchteweise davon gehört, dass Jauß
»Kriegsteilnehmer« war; auch auf den Fluren der Konstanzer Universität,
am Rande der Tagungen von Poetik und Hermeneutik und in Briefwechseln
kam manches zur Sprache. Aber Genaueres wusste niemand und im westdeutschen Wissenschafts- und Literaturbetrieb wollte wohl auch niemand
Genaueres wissen. Dabei wurde die SS-Vergangenheit von Jauß bereits seit
Mitte der 1980er Jahre in den USA öffentlich diskutiert, was nicht ohne Konsequenzen blieb: Die Modern Language Association of America verwarf den
Vorschlag, Jauß als Ehrenmitglied aufzunehmen.6 »Die schon erloschen
geglaubten Schatten der Hitlerzeit« traten wieder hervor, schrieb Jauß 1986
an Reinhart Koselleck: »Ein jüdischer Emigrant fragte mich, ob es wahr sei,
was man sich in Universitätskreisen über meine militärische Vergangenheit
erzähle.«7 »Jauss is now known to have served in the SS«, publizierte Jon
Wiener im Januar 1988 in The Nation.8 Das Paul Getty Center im kalifornischen Santa Monica zog eine bereits zugesagte Gastprofessur für das Jahr
1987/88 zurück.9
Erst 1996 wurde die SS-Vergangenheit des Professors auch einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland bekannt. »Alle, die es haben wissen wol8 Das Paradigma Hans Robert Jauß
len, haben natürlich über Jauß Bescheid gewusst«,10 meinte Earl Jeffrey
Richards, der mit seinem 1995 publizierten Aufsatz La conscience européenne
chez Curtius et chez ses détracteurs eine Diskussion über diese SS-Vergangenheit in Deutschland ausgelöst hatte. Jauß intervenierte – soweit nachweisbar – zwischen 1988 und 1996 dreimal öffentlich in der Diskussion über
seine Vergangenheit.11 Er tat dies im »Angriffsmodus.«12 und verwendete
eine planvoll zurechtgemachte, lückenhafte biografische Erzählung, an der
er seit 1945 gestrickt hatte und die bis 2015 wirkmächtig blieb.
Hans Robert Jauß starb 1997. Die Auseinandersetzung um seine SS-Vergangenheit war in der Öffentlichkeit kein Thema mehr. Eine klärende Sachdarstellung war unterblieben, wozu Jauß selbst beigetragen hatte. In den
Philologien kam eine Erforschung seiner Figur nicht in Gang, obwohl gerade
die Romanistik laut Albrecht Buschmann Grund gehabt hätte, sich nach den
Enthüllungen der 1990er Jahre mit Jauß und seinem Nachleben zu beschäftigen. Die Auseinandersetzung verlagerte sich und die Kunst nahm sich der
Leerstelle an.13
Im Oktober 2013 gab der Konstanzer Rechtsanwalt und Dramatiker Gerhard Zahner bekannt, er habe sich der SS-Vergangenheit von Jauß angenommen und darüber ein Bühnenstück geschrieben.14 Zahners Ankündigung löste eine neue Diskussion über die Rolle von Jauß in der SS aus, die
dieses Mal, anders als noch 1996, kein neuerliches »Schweigen der Konstanzer« zur Folge hatte.15 Trotz der massiven Kritik emeritierter Professoren
und ehemaliger Funktionsträger, deren Empörung sich nicht etwa gegen das
Verhalten des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Jauß, »sondern gegen jene
[richtete], die man verdächtigte, eine Kampagne gegen ein hochangesehenes
Mitglied der scientific community führen zu wollen«,16 stimmte Rektor Ulrich
Rüdiger der Aufführung des Stücks an der Universität zu.17 Am 19. November 2014 wurde Zahners szenische Lesung »Die Liste der Unerwünschten«
im Audimax der Universität Konstanz uraufgeführt.18 Der Südkurier schrieb
von einem denkwürdigen Abend: »Hatte es bisher interne Vorbehalte gegen
eine allzu lückenlose Aufarbeitung der politischen Vergangenheit des Emeritus [Jauß] gegeben, zeugt die Uraufführung in den Räumen der Universität
von einer neuen Souveränität gegenüber altem Denken.«19
Immer noch fehlte jedoch eine wissenschaftliche Darstellung, die Klarheit
in die SS-Zeit von Hans Robert Jauß brachte. Im Zuge von Zahners Ankündigung beauftragte die Universität Konstanz mich im April 2014, diese NS-Zeit
zu untersuchen. »Es geht hierbei um Wissen und Transparenz. Darauf hat
die Generation, die heute die Universität prägt, ein Anrecht«, erklärte Ulrich
Rüdiger in einem Interview mit dem Südkurier.20 Es ging also nicht um die
Erarbeitung eines moralisierenden Gutachtens mit Sensation heischenden
Zur Einführung 9
Enthüllungen, das ohnehin verkannt hätte, dass rückwärtsgerichtete moralische Empörung keinerlei Erklärungswert hat.
Eine angemessene Vergegenwärtigung der NS-Vergangenheit bleibt freilich auch im 21. Jahrhundert politisch-moralisches Gebot und intellektuelle
Herausforderung. »Nötig allerdings ist dazu Wissen, nicht nur die Bereitschaft zur Erinnerung«, mahnt Norbert Frei an.21 Alexandra Senfft, die sich,
ausgehend von ihrer NS-Familiengeschichte, seit vielen Jahren mit transgenerationellen Folgen des Nationalsozialismus beschäftigt, schreibt in ihrer
aktuellen Darstellung über die »langen Schatten der Täter«, dass eine lebendige und starke Demokratie auch von der Auseinandersetzung ihrer Gesellschaft mit der Vergangenheit lebt.22 Sich der Geschichte zu stellen, sich zu
erinnern, ist Auftrag der Gegenwart für die Zukunft.
Am 20. Mai 2015 wurden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Dokumentation über Jauß an der Universität Konstanz der Öffentlichkeit vorgestellt. Ausgearbeitet und deutlich erweitert liegt sie nun auch als Buch vor.
Mit dem militärgeschichtlichen Schwerpunkt auf die Zeit von 1939 bis 1945
ersetzt die Untersuchung keine Einzel- oder Kollektivbiografie, wie sie richtungsweisend mit Ulrich Herberts Best oder Michael Wildts Generation der
Unbedingten über SS-Angehörige vorgelegt wurde – Jauß bleibt weiterhin
seltsam fremd.
Für die Arbeit galt es, in einem ersten Schritt die SS-Dienstlaufbahn
von Jauß chronologisch zu rekonstruieren. Dazu waren die Verbände der
Waffen-SS auch organisationsgeschichtlich zu betrachten. Das führt dazu,
dass dem Leser häufig die militärische Gliederung, Umstrukturierung und
Umbenennung verschiedener SS-Einheiten aufgezeigt wird. Um Einsatz­
orte exakt zu bestimmen, konnte darauf nicht verzichtet werden. Über den
Nachweis von Einsatzorten konnte der Frage nachgegangen werden, ob
Jauß oder die Verbände während der Zeit seiner Zugehörigkeit an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Im juristischen Sprachgebrauch zeigt »Täter«
und »Verbrecher« eine rechtskräftige Verurteilung auf. Wie in meinen früheren Arbeiten, auf die ich bisweilen zurückgreife, folge ich diesem juristischen Sprachgebrauch nicht. Der vorliegende Text spricht daher auch ohne
rechtskräftige Verurteilung von Tätern, Verbrechern und Mördern. Da die
Kriegsverbrechen der Waffen-SS integraler Teil des NS-Vernichtungskrieges
waren, wird, wie seit einiger Zeit in der Forschung üblich, auch der Begriff
NS-Verbrechen gebraucht.23 Redundanzen ließen sich bisweilen nicht vermeiden, da bestimmte Abschnitte der NS-Zeit nach 1945 immer wieder diskutiert wurden.
Auf den folgenden Seiten konfrontiere ich nicht in jedem einzelnen
Abschnitt die Geschichtsklitterung, Fälschungen und unwahren Behaup10 Das Paradigma Hans Robert Jauß
tungen, die Hans Robert Jauß ab 1947 in die Welt setzte, mit den tatsächlichen, belegbaren Ereignissen und Umständen seiner SS-Karriere. Ich urteile
nicht, wie sich Jauß 1939 zu verhalten gehabt hätte, ich sehe aber, wie er sich
in der NS-Zeit, in der Internierung und nach 1948 verhalten hat und zeige
auch seine Handlungsspielräume auf. Ich stelle Jauß anhand einer dichten
Beschreibung der Kontexte in das Umfeld, in dem er sich damals bewegte.
Aus den vorhandenen Quellen ergibt sich in Umrissen das Bild eines überaus ehrgeizigen, opportunistischen, intelligenten, bis zur Verwegenheit
wagemutigen und hochdekorierten Waffen-SS-Führers, dessen Qualitäten
herausstachen und der seinen Untergebenen in militärischen wie in weltanschaulichen Dingen Lehrer und Vorbild gewesen sein muss.
Die Aufarbeitung von NS-Biografien in der Bundesrepublik ist fast immer
mit emotionalen Stürmen, mit Empörung, Erschütterung, Enttäuschung,
Klage und Anklage verbunden gewesen. Sie führte aber meist zu Erkenntnis, Erfahrungsbildung und politisch-historischer Urteilskraft.24 Die heutige
Generalverteidigung von Jauß wirkt irritierend.
Hans Robert Jauß war auch in seiner zweiten Karriere niemals Mitläufer.
Ob und in welcher Weise die Eigenschaften, die ihn im NS-System auszeichneten, für die zweite, bundesrepublikanische Karriere relevant gewesen
sind, ob er NS-Denk- und Verhaltensmuster, Traditionen und Weltbilder in
seine zweite Karriere mitnahm, sind Fragen, die über den Rahmen dieser
Überlegungen hinausgehen.
Familie, Kindheit und Jugend
Hans Robert Jauß kam am Abend des 12. Dezember 1921 in der Ziegelstraße
48 in Göppingen zur Welt.1 Ein Montag, unter Hochdruckeinfluss hatte der
Tag heiteres und trockenes Wetter gebracht, mit Temperaturen um den
Gefrierpunkt.2 Der Winter kündigte sich an, die Kohlepreise waren gestiegen, der Dollar kostete 165 Mark. Zeitungsanzeigen bewarben Schellackplatten des kürzlich verstorbenen Enrico Caruso, der VfB Stuttgart hatte am
Wochenende 5:1 gegen Tübingen gewonnen.
Für die Eltern Robert und Marianne war Hans Robert Jauß das erste
Kind, eine Hausgeburt in der eigenen Wohnung. Die Eltern waren noch im
Königreich Württemberg groß geworden, jetzt war Württemberg ein freier
Volksstaat, Teil des Deutschen Reichs. Die erste deutsche Demokratie, die
Weimarer Republik, versuchte sich zu etablieren. Reichskanzler war Josef
Wirth von der Zentrums-Partei.
Das Datum 12. Dezember 1921 verweist auf Krisen, die die junge Republik
destabilisierten: Das Reichsgericht in Leipzig verhandelte gegen Hauptbeteiligte am Kapp-Putsch, General Hans von Seeckt, Gustav Stresemann und
Gerhard Noske hatten gerade als Zeugen ausgesagt. In London verhandelte
Außenminister Walther von Rathenau über die Stundung von Reparationsleistungen. Drei Jahre waren seit Ausrufung der Republik am 9. November
1918, dem Waffenstillstand und der Abdankung Kaiser Wilhelms II. vergangen. Der Versailler Vertrag von 1919 beendete den Ersten Weltkrieg. Er verpflichtete nicht nur zu Reparationen an die Siegermächte, sondern wies dem
kaiserlichen Deutschen Reich die Alleinverantwortung für den Ersten Weltkrieg zu. Ganz Deutschland bebte vor Empörung,3 ein Gefühl der hundsgemeinen Ungerechtigkeit bemächtigte sich vieler Zeitgenossen, geprägt
durch das Kriegserlebnis und die »kollektive narzisstische Kränkung der
Niederlage.«4 Dazu bereiteten Massenarbeitslosigkeit und galoppierende
Inflation den Boden für radikale politische Anschauungen, geeint im Kampf
gegen die Republik. Auf der anderen Seite war die Weimarer Republik das
große Laboratorium der klassischen Moderne, eine Zeit des kulturellen Aufbruchs, der Goldenen 20er-Jahre, der Befreiung von Konventionen, der Triumphe einer künstlerischen und intellektuellen Avantgarde.5 Nirgends wurden diese Gegensätze sichtbarer als in Berlin, der pulsierenden Metropole.
In Göppingen war vom Aufbruch in die Moderne nicht viel zu spüren. Die
Stauferstadt war zwar mit der Industrialisierung, z. B. durch die Maschinenfabrik der Gebrüder Boehringer, auf etwa 20.000 Einwohner angewachsen
und hatte den Charakter einer Arbeiterstadt angenommen. Aber nach einer
13
Bohème sucht man hier vergeblich, das Bürgertum gab sich liberal, wählte
die Deutsche Demokratische Partei (DDP).
In München wurde am 29. Juli 1921 Adolf Hitler an die Spitze einer kleinen politischen Splittergruppierung gewählt, der NSDAP. Hitler sah in ihr
weniger eine Partei als vielmehr eine »Bewegung«. Deren Ideologie setzte
sich aus nationalistischem, alldeutschem, völkisch-antisemitischem, antimarxistischem und antiliberalem Gedankengut zusammen.6 Die NSDAP
machte sich in Göppingen erstmals im Dezember 1922 bemerkbar, als eine
erste öffentliche Versammlung der Ortsgruppe abgehalten werden sollte.
Aus München waren dazu um die 60 Parteianhänger mit Hakenkreuzarmbinde angereist, denen sich Sozialdemokraten und Kommunisten entgegenstellten. Die Polizei ging dazwischen, es fielen plötzlich von beiden Seiten
Schüsse. Ergebnis: vier verletzte Arbeiter, fünf verletzte SA-Männer. Die
NS-Propaganda stilisierte die Ereignisse später zur »Schlacht am Walfischkeller«, nach dem Namen des vorgesehenen Veranstaltungslokals.7 Es waren
bisweilen unruhige Zeiten.
Hans Robert Jauß erlebte eine behütete Kindheit, provinziell und kleinbürgerlich. Die Eltern Robert und Marianne waren evangelisch, ihre Vorfahren seit Generationen im Vorland der Schwäbischen Alb östlich von Stuttgart ansässig.
Vater Robert kam von einem kleinen Bauernhof in Uhingen bei Göppingen.8 Hier betrieb sein Großvater Johannes eine Käserei.9 Seine Großmutter
Anna Maria, geb. Schurr, hatte den Witwer 1886 geheiratet.10 Neben dem
Vater Robert hatte das Paar mit der Tochter Friedericke noch ein weiteres
Kind.11 Aus der ersten Ehe des Großvaters lebten um die Jahrhundertwende
noch acht Kinder, die zwischen 1866 und 1884 geboren waren.12
Jauß’ Vater Robert war Lehrer, ein Dorflehrer, wie man ihn sich vorstellen möchte. Nach dem Besuch der Oberrealschule in Göppingen und dem
Einjährigen (Mittlere Reife) absolvierte er ab 1908 eine dreijährige Lehre im
Verwaltungsdienst in den Rathäusern der umliegenden Gemeinden Faurn­
dau und Schlierbach. 1911 begann er eine Ausbildung am protestantischen
Lehrerseminar in Esslingen.
Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Robert vom Militärdienst befreit
und für den Schuldienst zurückgestellt, da er an einer schmerzlos verlaufenden Osteomyelitis13 beider Unterschenkel litt. 1916 legte Robert Jauß
die Volksschuldienstprüfung ab. Es folgten zwei Jahre als Unterlehrer am
Lehrerseminar. In dieser Zeit lernte er seine Frau Anna Maria kennen. Sie
bevorzugte den Namen Marianne und wurde auch so gerufen.14
Marianne, am 25. März 1899 in Neckartailfingen15 geboren, absolvierte
eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Ihr Vater, Reinhold Bührlen,16 war
Familie, Kindheit und Jugend 15
dort um die Jahrhundertwende Mittelschullehrer gewesen. Er hatte 1894
seine zweite Lehrdienstprüfung bestanden.17 Danach lebte er mit seiner
Frau Anna,18 geborene Koch, in Esslingen. Das Paar hatte mit Life, Reinhold
und Marianne drei Kinder. Reinhold Bührlen leitete als Professor die Präparandenanstalt und das Lehrerseminar in Esslingen, war somit Vorgesetzter
von Robert Jauß. Für den Bauernsohn wird es vermutlich zunächst nicht
leicht gewesen sein, von den Eltern Mariannes als zukünftiger Schwiegersohn akzeptiert zu werden.19 Seit Anfang Mai 1918 arbeitete Robert Jauß
an der Kinderrettungsanstalt Wilhelmshilfe in Göppingen, einem Fürsorgeheim, danach an der dortigen Mädchenvolksschule. 1919 legte er mit
der Note »gut« die zweite Volksschul-Dienstprüfung ab. Seine Tätigkeit als
Lehrer bescherte ihm ein sicheres Einkommen. Vorgesetzte beurteilten ihn
als »eigenwillige und willensstarke Persönlichkeit, die sich nicht leicht einfügt«,20 bescheinigten ihm mitunter sogar »Sonderlichkeiten«;21 sie hielten
ihn insgesamt aber für einen intellektuell über dem Durchschnitt stehenden
Lehrer, der in seinen Ansichten »eine gewisse Starrheit« und »Neigung zu
Eigenheiten«22 zeige. Gleichwohl muss er ein guter Lehrer gewesen sein, da
er das Interesse seiner Schüler wecken und erzieherisch ein kindgemäßes
und fruchtbares Verhältnis zu seinen Schülern herstellen konnte. Er pflegte
keinen autoritären Unterrichtsstil und Hans Robert Jauß erinnerte sich,
dass der Vater von seinen Schülern ein Leben lang verehrt wurde.23
Robert und Marianne heirateten am 5. Oktober 1920 in Esslingen.24 Aus
der Ehe gingen drei Kinder hervor. Außer Hans Robert sein Bruder Gerhard
(4. September 1924) und als Nachzügler Werner (8. August 1929).
Am 1. November 1923 erfolgte die Übernahme des Vaters Robert in eine
planmäßige Anstellung als Grundschullehrer. Damit war ein Umzug in den
Ort Wangen bei Göppingen verbunden, um an der dortigen Dorfschule zu
unterrichten.25 Man bezog ein kleines Häuschen. Der Vater, meist mit zu
großer Hose, die von Hosenträgern weit über dem Bauch oben gehalten
wurde, trug zum Unterricht eine Art weiße Drillichjacke, die allen Kreide­
staub verzieh.
Hans Robert Jauß war in Wangen mit den Nachbarjungen befreundet,
durfte zur Heuernte auf dem Leiterwagen mitausfahren. Ein »sehr angesehener Homöopath« wohnte in der Straße zur Turnhalle, in einem winzigen
Häuschen in der am Schulhaus nach oben führenden Gasse wohnte Frau Sieler, die als Haushaltshilfe der »dienstbare Geist« für die Lehrerfamilie war,
erinnerte sich Jauß mit fühlbarer Freude auch über 60 Jahre später noch an
kleinste Details.26 Eine unbeschwerte Zeit, eine heile Welt.
Die von der Weltwirtschaftskrise begleitete Massenarbeitslosigkeit
schwäch­te das politische System der Weimarer Republik. Die demokra16 Familie, Kindheit und Jugend
tischen Kräfte wurden mehr und mehr von republikfeindlichen Parteien
verdrängt. In Württemberg zogen die Nationalsozialisten 1928 erstmals
mit drei Abgeordneten in den Landtag ein. Aus den Landtagswahlen am
24. April 1932 ging die NSDAP mit 23 Mandaten (42 Prozent der Stimmen) als
stärkste Fraktion hervor und stellte mit dem Gymnasialprofessor Christian
Mergenthaler den Landtagspräsidenten.
Die Familie im NS-Staat
Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Bei der
Reichstagswahl im März 1933 erreichte die NSDAP in Württemberg einen
Stimmenanteil von knapp 42 Prozent und blieb damit nur wenig unter den
44 Prozent auf Reichsebene.
Hans Robert Jauß war gerade zwölf Jahre alt, was da in Berlin geschah,
war für den Dorfbuben weit weg, ohne jeglichen Bezug. Anders als z. B. Theodor Eschenburg (Jahrgang 1904) oder Werner Conze (Jahrgang 1910) teilte
er nicht die Generationserfahrung der Auflösung der Weimarer Republik
und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.
Vater Robert Jauß trat am 1. Januar 1933, also noch vor der sog. Machtergreifung, dem nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB, Mitgliedsnummer 180.289) bei, nachdem er den Nachweis der deutschblütigen Abstammung für sich und seine Frau erbracht hatte. Mitglied der NSDAP (Partei-Nr.
7.799.510) wurde er erst am 1. Januar 1940. Als verbeamteter Lehrer erhielt
er später für 25 Dienstjahre das Treudienst-Ehrenzeichen 2. Klasse, eine von
Hitler 1938 gestiftete NSDAP-Auszeichnung. Vater Jauß war begeisterter
Anhänger des Freiwirtschaftsbundes, der auf einer Finanztheorie des Kaufmanns Silvio Gesell beruhte.27 1937 nahm er an einem zweiwöchigen »welt­
anschaulichen Schulungskurs« des Gauamts für Erzieher in Waldsee teil.28
Mutter Marianne, die sich zunächst als Hausfrau um die drei Kinder kümmerte, trat 1934 in die NS-Frauenschaft ein und engagierte sich dabei in der
Dorfgemeinschaft.
Auch wenn die Eltern sich nicht in der NSDAP exponierten, so ist an der
frühzeitigen und freiwilligen Zugehörigkeit zum NSLB und zur NS-Frauenschaft nicht nur Opportunismus, sondern Sympathie für den Nationalsozialismus abzulesen. Auf Sympathien zur Weltanschauung der Nationalsozialisten deuten auch ihre Kirchenaustritte und das Bekenntnis zur »Gottgläubigkeit« hin. Marianne Jauß schloss sich den extrem rassistischen und
antisemitischen Deutschen Christen an. Später erklärte sie dazu, dieser
Schritt sei nicht aus politischen Gründen erfolgt, sondern weil sie sich »mit
18 Familie, Kindheit und Jugend
orchester. 1965 schrieb er an seinen Bruder Gerhard: »Im Radio klassische
Musik, hörte ich zu meiner Freude die Schubert’sche Sonate für Violine und
Klavier. Das machte die Erinnerung an vergangene Jugendzeiten lebendig, als Du noch den Ehrgeiz hattest, ein großer Geiger zu werden und wir
zusammen viele schöne Sachen spielten.«35
Mit der Versetzung des Vaters nach Kuchen wechselte Jauß vom Gymnasium in Esslingen auf das Reformrealgymnasium in Geislingen an der Steige.
Die Gemeinde Kuchen war quasi ein Vorort Geislingens (gehörte zum Oberamt Geislingen, nach der Verwaltungsreform ab 1. Oktober 1938 zum Kreis
Göppingen), den Schulweg legte Jauß meist mit der Bahn, eine Station vom
Bahnhof Geislingen, zurück.
Das Reformrealgymnasium war mit dem Unterrichtsfach Englisch neusprachlich ausgerichtet und auf acht Jahrgangsstufen bis zur Reifeprüfung
verkürzt. Durch die vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung
und Volksbildung (REM) angeordnete Neuordnung des Schulwesens wurde
die höhere Lehranstalt 1938 in Oberschule für Jungen umbenannt.36 Eine
Jahrgangsstufe hatte zwei Parallelklassen bei einer Klassenstärke von bis
zu 20 Schülern. Es war eine gemischte Schule und in manchen Klassen
betrug der Mädchenanteil 35 Prozent. Aus den Überlieferungen im Staatsarchiv Ludwigsburg lässt sich ablesen, wie sehr das Lehrerkollegium der NS-­
Bewegung anhing. Bis 1939 war Studiendirektor Otto Werner,37 der Vater
von Jauß’ Schulfreund Erich, Schuldirektor. Er wurde von Studiendirektor
Dr. Karl Großmann38 abgelöst. Die Ablösung hatte keinen politischen Hintergrund.39 1936 hatte das Amt für Erzieher in der NSDAP-Gauleitung Werner bescheinigt, dass er als Leiter der NS-Kulturgemeinde in Geislingen sehr
rührig sei: »Seit Jahren arbeitet er mit Eifer an der Wiedergeburt des deutschen Volkes und zeigt sich dabei als guter und charaktervoller Kamerad, der
allgemeines Ansehen genießt und dessen politische und weltanschauliche
Haltung als einwandfrei bezeichnet werden kann.«40 1941 merkte die Gauleitung jedoch kritisch an, dass er »konfessionell stark gebunden« sei.41 Aber
da hatte er bereits seit zwei Jahren die Leitung der Uhland-Oberschule in
Stuttgart inne.
Ein Großteil der Lehrer war NSDAP-Mitglied, einige seien auch fanatisch
gewesen.42 Zu den wohl aktivsten Nationalsozialisten im Lehrerkollegium
zählte der stellvertretende Direktor, Studienrat Dr. Friedrich Glück,43 der
sich vehement für den NS-Weltanschauungsunterricht einsetzte;44 vertretungsweise leitete er immer wieder die Schule. Seit 1917 dort tätig, unterrichtete er Deutsch, Geschichte, Philosophie und Französisch. Er war Jauß’
Klassenlehrer. Studienrat Dr. Karl Schmidt, selbst Absolvent der Geislinger
Oberschule und Schüler von Glück,45 unterrichtete Jauß in der letzten JahrDie Familie im NS-Staat 23
gangstufe in Geschichte. (Jauß schrieb ihm von der Front. Nach dem Krieg
stellte Schmidt Jauß und Glück »Persilscheine« aus.)46
Als der Religionsunterricht durch das Fach Weltanschauung ersetzt werden sollte, gab es eine vehemente Auseinandersetzung. Es standen sich der
evangelische und katholische Pfarrer auf der einen, unterstützt durch einige
Eltern und (etwas zurückhaltender) den Schulleiter Werner, und Teile der
Lehrer und die NSDAP-Ortsgruppenleitung auf der anderen Seite gegenüber.
Während besorgte Eltern auf dem Religionsunterricht bestanden, hatten
die meisten Schüler dafür nichts mehr übrig. Bereits durch die Hitlerjugend
sozialisiert, vielleicht auch durch pubertäres Aufgebehren gegen Autoritäten, hatten sie alles andere als Sympathien für die Geistlichen.47 Der weltanschauliche Unterricht wurde schließlich eingeführt. Wesentliches Prinzip
der NS-Weltanschauung war die rassische Überlegenheit des Ariers. In den
nach 1933 erlassenen Richtlinien für den schulischen Unterricht hatten die
Nationalsozialisten die ideologischen Rahmenbedingungen ohnehin bereits
vorgegeben. Vererbungs- und Rasselehre, »Lebensnähe« des Unterrichts und
vor allem das heranzüchten kerngesunder Körper war ihnen wichtig. Die körperliche Ertüchtigung müsse der geistigen vorangehen.48 Es sei noch angemerkt, dass in Geislingen 1936 die Bekenntnisschulen (Ev. und Kath. Volksschule) aufgelöst und zu einer Deutschen Schule vereinigt worden waren.49
Wie nahmen die Schüler diesen Weltanschauungsunterricht wahr? Nachkriegsaussagen von Jauß’ Schul- und Klassenkameraden zum Spruchkammerverfahren von Friedrich Glück zeigen, wie sehr die Schüler bereits nationalsozialistisch sozialisiert waren; denn Glück war fraglos ein Nationalsozialist und politischer Mensch, der großen Einfluss auf seine Klassen nahm.
Er hatte sich nachdrücklich für die Einführung des Weltanschauungsunterrichts eingesetzt.50 Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die folgenden Aussagen alle dazu gedacht waren, Glück zu entlasten: »Wir Achtzehnjährigen
waren kritisch genug um zu unterscheiden, ob ein Unterricht in Lebensfragen uns zu selbständigem Denken anregen oder uns durch eine bestimmte
Weltanschauung beeinflussen wollte. Beim Unterricht des Dr. Glück wurde
betont, dass der Lehrer zwar eine in langer Zeit erworbene Weltanschauung vertrete, dass diese Anschauung aber nur eine Grundlage zum Aufbau
des Unterrichts sein sollte. […] Rückblickend kann ich über den Unterricht
sagen, dass er geeignet war, uns von der Schule weg ins freie Leben hinüber zu führen.«51 Ein anderer Schüler führte aus, dass Glück ihnen im Welt­
anschauungsunterricht das Handwerkszeug beibrachte, das sie als spätere
Akademiker bräuchten, nämlich: »Vertretung eigener Anschauungen, Fähigkeit zum eigenen Handeln und eigenen Denken und freie Meinungsäußerung.« Der Unterricht habe dazu geführt, dass »wir oftmals noch während
24 Familie, Kindheit und Jugend
der Pausen auf dem Hofe aufs heftigste das Für und Wider [von aufgeworfenen Unterrichtsfragen] diskutierten. … Die Weltanschauungsstunde war
eben die Stunde, in der man alles besprach, sogar das Thema Mädchen wurde
gestreift. […] Als ich im Krieg war, trug ich in der linken Rocktasche das
Neue Testament, in der rechten Goethes Faust. Diese beiden Bücher zeigten
mir in den Gefahren und Nöten immer den richtigen Weg, sogar dann, wenn
man Befehle ausführen sollte, die man vor sich selber nicht verantworten
konnte. Schuld daran, dass ich als Soldat die beiden wertvollen Bücher bei
mir trug, war zum großen Teil der Weltanschauungsunterricht.«52 Welche
Befehle auszuführen waren, ist nicht bekannt. Ein Schüler, der 1939 sein Abitur gemacht hatte, also eine Klasse über Jauß war, schrieb über Glück: »Er
war der Lehrer, der auf uns Schüler den größten Eindruck machte und einen
Einfluss ausübte, der sich auf unsere ganze Erziehung bedeutend auswirkte.
Wir glaubten damals an die Richtigkeit des Nationalsozialismus.«53
Der Weltanschauungsunterricht war nur Teil des gesamtheitlichen nationalsozialistischen Erziehungskonzepts an der Geislinger Oberschule. Bereits
seit 1934 war der Unterricht auf Themen wie Rasse, Volksgemeinschaft,
Nationalbewusstsein, Kriegsschuldfrage und das Feindbild Marxismus ausgerichtet.54 Ziel war der rassebewusste und leistungsstarke Mensch.
Zudem war in Geislingen früh der Einfluss der Hitlerjugend auf den Schulbetrieb spürbar. Seit 1936 stellte die HJ den Abiturienten ein Dienstzeugnis
für die Schule aus, in dem u. a. »die Verleihung des Reifezeugnisses befürwortet wurde.« In den Gutachten der Schule für das Schulamt im Falle der
Erteilung des Reifezeugnisses wurde ab 1936 auch jeweils ein kurzer Absatz
über die HJ-Tätigkeit beigefügt.55
Jauß’ Engagement in der HJ soll seine Leistungen in der Schule nicht beeinflusst haben. Von allen Hans gerufen, habe er zu den Klassenbesten gehört,
so meint ein Schulfreund sich erinnern zu können. Der war eine Klasse unter
Jauß, aber seine Schwester ging in Jauß’ Parallelklasse. Tatsächlich weist das
Zeugnis Jauß als einen sehr guten, aber keineswegs umfassend brillanten
Schüler aus. Während er in Deutsch, Musik, Latein und Französisch sehr
gute Leistungen zeigte, waren seine Ergebnisse in Chemie, Physik, Mathematik und Kunsterziehung befriedigend.56 Jauß gehörte dem Schulorchester an und spielte Klavier. Seine Leidenschaft gehörte der klassischen Musik.
Jauß sei extrem ehrgeizig, jedoch kein unangenehmer Strebertyp gewesen,
insbesondere angespornt, die eigentlich beste Schülerin Adelheid Vollmar
zu übertrumpfen.57 Jauß war in »Heida« Vollmar, Tochter aus gutem Haus,
unsterblich verliebt. Heida war im Februar 1922 in Magdeburg geboren, die
Familie 1930 nach Geislingen umgezogen. Ihr Vater Dr. Friedrich Vollmar
war Chefarzt am Geislinger Krankenhaus mit dem schönen Jahresgehalt
Die Familie im NS-Staat 25
von 16.500 Reichsmark, das er bis 1943 auf etwa 37.500 Reichsmark steigern
konnte. Ab 1942 trug er zudem im eingerichteten Reserve-Lazarett Geislingen die Uniform eines Oberstabsarztes.58 Heidas jüngerer Bruder, eine
Klasse unter ihr, war der später bekannte Gefäßchirurg Prof. Dr. Jörg Friedrich Vollmar.59
Der Schüler Jauß soll bereits die Werke von Philosophen wie Plato, Kant,
Schopenhauer und Nietzsche gelesen und mit Schulfreunden diskutiert
haben – wie weit 13- bis 15-jährige Teenager auch immer eine derartige
Lektüre durchdrangen. Tatsächlich wurde Platos Staatsutopie an der Oberschule im Hinblick auf die Idee der NS-Volksgemeinschaft gelesen. Zudem
las Jauß Oswald Spenglers Der Untergang des Abendlandes. Die Lektüre habe
ihn vor einer nationalsozialistischen Indoktrination bewahrt – behauptete
Jauß nach dem Krieg bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit. Tatsächlich
kann das Werk Spenglers »mit seinen radikal antidemokratischen Thesen
und seinem Führerglauben« auch als wichtiger Vordenker des Nationalsozialismus gesehen werden.60 Jauß mag gar nicht überschaut haben, wie sehr
er bereits Vorstellungen der NS-Weltanschauung verinnerlicht hatte. Denn
es war sein Weltanschauungslehrer Dr. Friedrich Glück, der den Schülern
das Buch Spenglers schmackhaft gemacht hatte.61 Er hielt es für sie in seiner
eigenen Schülerbücherei bereit.62
Die Fragen der Abiturprüfungen aus dem Jahr 1934 liegen vor: Im Fach
Deutsch standen als Aufsatzthemen die Beantwortung der Fragen »Welche Rolle spielt heute die Rassefrage im deutschen Geschehen?« und »Das
Gemeinsame stützt den Staat, das Selbstsüchtige löst ihn auf. Deshalb ist es
nützlich, wenn das Gemeinsame den Einzelnen vorgestellt wird. So Plato vor
2.000 Jahren. Eben daran gebricht es den Deutschen. Beurteilen Sie diese
Klage des Fürsten von Bülow vom heutigen Geschehen aus?« zur Auswahl.
Im Fach Geschichte waren u. a. »die Kriegsschuldfrage im Versailler Friedensvertrag und ihre Widerlegung« sowie »Vom Marxismus zum Sozialismus. Kurze Gegenüberstellung der Gedanken von Karl Marx und Adolf Hitler zur Lösung der Arbeiterfrage« zu beantworten.63 Man darf getrost davon
ausgehen, dass sich die Prüfungsfragen bis 1939 keinesfalls wieder von der
nationalsozialistischen Weltanschauung entfernten, und dass die Unterrichtsinhalte zur Vorbereitung auf derartige Fragen wohl kaum zur Bildung
liberaler Menschen beitrugen.
Über die Schlussfeier von Jauß’ Abiturklasse 1940 liegt ein Zeitungs­
bericht vor.64 Selbst bei Berücksichtigung der Zwänge eines autoritären
Regimes erscheint die Feier betont nationalsozialistisch. Nach der Eröffnung mit Schuberts Militärmarsch Nr. 1 und der Begrüßung folgten nationalsozialistische Gedichte (Herbert Böhmer »Führer«) und weitere Musik26 Familie, Kindheit und Jugend
stücke (u. a. Das Landsknechts-Lied). Jauß’ Klassenkamerad und Freund
Robert Egelhof hielt die Abiturrede, die ihr »Thema aus dem Zeitgeschehen
entnahm und den ganzen Komplex der Ostraumfrage abhandelte.« Er habe
damit bewiesen, wie aufgeschlossen die Schule »für die Ereignisse der Zeit
und ihre Erfordernisse« sei.65 Mit der Reifeprüfung traten einige von Jauß’
ehemaligen Mitschülern in die NSDAP ein. Robert Egelhof erhielt die NSDAP-­
Parteinummer 7.773.009, Heida Vollmar war noch kurz vor ihm eingetreten,
sie erhielt die NSDAP-Parteinummer 7.764.518. Hans Robert Jauß trug zu
diesem Zeitpunkt bereits die SS-Uniform.
»Es handelte sich um eine hoch ideologisierte, politisierte Generation,
die den deutschen Sieg, den Sieg des nationalsozialistischen Deutschlands
wollte, weil sie ihn für richtig hielt«, urteilte Ulrich Herbert im Zusammenhang mit dem TV-Film »Unsere Väter und unsere Mütter« über diese deutschen Jahrgänge. Es waren eben nicht nur junge Leute, die einfach nur leben
wollten, es wegen des Krieges aber nicht konnten.66
1996 schrieb Jauß an Henning Ritter von der FAZ: »Aus den Schuljahren
an einem provinziellen Gymnasium wüsste ich nicht mehr zu berichten, als
über das von der NS-Ideologie wenig angefochtene private Leben im Alltag
der Diktatur schon vielfach dargestellt wurde. Ein emphatisches Bekenntnis
zu den Zielen der Partei war an dieser noch liberal geleiteten Schule selten; es
erwies sich für mich wie für meine Kameraden als hohl und sinnleer, sobald
die ersten an unserer Seite fielen und sich die heroischen Anzeigen ›gefallen
für Führer und Vaterland‹ mehrten.«67 Jauß’ Darstellung hatte mit dem nationalsozialistischen Schulalltag in Geislingen nichts gemein, lag aber punktgenau auf der Linie der von ihm verfolgten Strategie, alle Vorwürfe einer
nationalsozialistischen Erziehung und der eigenen NS-Überzeugung abzuwiegeln. Die Vertreter der politischen Parteien in Geislingen kamen 1947 zu
folgender Einschätzung: »Hans Robert ist im Zuge der Jugendbegeisterung
in die HJ eingetreten und durch die Erziehung und Belehrung in der Oberschule zur SS gekommen.«68
Jauß war aber nicht nur in der Schule, sondern insbesondere in der Hitlerjugend frühzeitig mit den Ideen des Nationalsozialismus vertraut gemacht
und nationalsozialistisch sozialisiert worden. Die Hitlerjugend war während
der NS-Zeit neben Familie und Schule die entscheidende Sozialisations­
instanz. Auf ein System von Führung und Gefolgschaft bauend galt sie dem
NS-Staat als »Garant der Zukunft« und der eigenen Herrschaftserhaltung.69
Die Familie im NS-Staat 27
Hitlerjugend
Die Nationalsozialisten waren seit 1922 sichtbar in Geislingen vertreten,
hier hatte am 10. Dezember 1922 der Gastwirt Jakob Scheible, getragen
von dem Textilfabrikanten und Gönner Hitlers, Heinrich Becker, die erste
NSDAP-­Ortsgruppe außerhalb Bayerns gegründet.70 Die NSDAP-Ortsgruppen bildeten das Fundament der Diktatur. Im vierstufigen Aufbau der
NSDAP unterstand die Ortsgruppe Geislingen der Kreisleitung Ulm im Gau
Württemberg-Hohenzollern. Auch die NSDAP-Kampforganisationen SA und
SS sowie die NS-Jugendorganisation Hitlerjugend bauten ihre Strukturen in
Geislingen auf.71
Mit zwölf Jahren, zu »Führers Geburtstag« am 20. April 1934, wurde Hans
Robert Jauß in die Hitlerjugend, die Jugendorganisation der NSDAP, aufgenommen. Neben der SA gehörte bisweilen auch die Hitlerjugend seit Anfang
der 1930er Jahre zum Straßenbild in deutschen Großstädten – auch wenn
die HJ selbst in Groß-Berlin keine 800 Mitglieder hatte.72 Bei Auseinandersetzungen und Saalschlachten mit politischen Gegnern starben bis Januar
1933 22 HJ-Mitglieder.73 Auf dem Lande und einer Stadt wie Geislingen
waren die Mitgliedszahlen gering. Dort hatten sich allenfalls Kameradschaften oder Scharen der HJ, also vereinzelte Gruppen von fünfzehn bis vierzig
Jungen gebildet.74 In Geislingen waren es vor 1933 gerade mal acht Mitglieder.75 Auf Reichsebene brachte erst das Jahr 1932 einen großen Mitgliederzuwachs. Betrug die Mitgliedszahl Anfang 1933 deutschlandweit etwas mehr
als 100.000 Mitglieder (das waren allerdings nur ein Prozent der im Reichs­
ausschuss der Deutschen Jugendverbände organisierten Jugendlichen76), so
stieg sie bis Ende des Jahres auf mehr als zwei Millionen. An der Spitze der
NS-Jugendorganisation stand Baldur von Schirach als sog. Reichsjugendführer (1940 in dieser Funktion von Artur Axmann abgelöst). Der Reichsjugendführer besaß die Stellung einer »Obersten Reichsbehörde.« Schirach
hatte klare Vorstellungen: »Die HJ ist eine weltanschauliche Erziehungsgemeinschaft. Wer in der HJ marschiert, ist keine Nummer unter Millionen,
sondern Soldat einer Idee. […] Der beste Hitlerjunge ist […] derjenige, der
ganz in der nationalsozialistischen Weltanschauung aufgeht.«77 Auch Jauß’
Bruder Gerhard wurde Mitglied in der HJ – ebenso frühzeitig im Deutschen
Jungvolk – und schlug im Musikzug die mit stilisierten rotweißen Flammen
lackierte kleine Landsknechttrommel. Der jüngste Bruder Werner folgte
später, war 1944 mit 15 Jahren Jungzugführer in Kuchen.
Das Regime verfolgte mit der Hitlerjugend mehrere Ziele, wobei nach
Hitlers Willen die Pflege einer »fanatischen Nationalbegeisterung« in der
Jugendarbeit an erster Stelle stand. Im Verlauf einer intensiven Charakter28 Familie, Kindheit und Jugend
schulung sollte ein Komplex von »Haltungen« aufgebaut werden. Zu diesem
NS-Tugendspiegel gehörten u. a. Willensstärke, Härte und Kampfbereitschaft, Entschlusskraft, Gefolgschaftstreue, Gehorsam und Pflichterfüllung,
Nation und Rasse, der Glaube an Zukunftsaufgaben im Rahmen eines heroischen Geschichtsbildes. Aus diesen Haltungen ragte die unabdingbare Loyalität gegenüber dem Nationalsozialismus hervor. Nur der uneingeschränkte
Glaube an den Führer war noch höherrangig. Diese Haltungen und Überzeugungen, davon ging die Führung aus, ließen sich durch politische Schulung,
körperliche Ertüchtigung und Bewährung an Aufgaben antrainieren.78
Altersbedingt gehörte Jauß zunächst dem Deutschen Jungvolk, den
sog. Pimpfen, an. Nach den NS-Vorstellungen sollten alle 10-Jährigen in
das Jungvolk, von dort mit 15 in die HJ überführt werden. Wie alle Pimpfe
hatte auch Jauß seine Verpflichtungsformel zu sprechen: »Ich verspreche,
in der Hitler-Jugend allzeit meine Pflicht zu tun in Liebe und Treue zum
Führer und unserer Fahne, so wahr mir Gott helfe.«79 Die HJ hatte den politischen Erziehungsauftrag, »die gesamte deutsche Jugend … in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum
Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.«80
Der Eintritt in die Hitlerjugend 1934 war für den zwölfjährigen Buben
wohl noch nicht politisch motiviert. Er geschah allerdings auch nicht zufällig
oder aus Versehen, denn es musste ein Aufnahmeantrag ausgefüllt werden,
den die Eltern mitzuunterschreiben hatten.81 Hans Robert Jauß’ Mutter
Marianne wird dabei keine unerhebliche Rolle gespielt haben. Die Deutschen Christen, denen sie anhing, hatten im November 1933 erklärt, dass
ihre »Glaubensbewegung auf dem Boden des Parteiprogramms stehe«, sprachen sich für die Hitlerjugend als Jugendorganisation aus.82 Hier lässt sich
erneut eine Affinität des Elternhauses zum NS-Staat, der sich 1934 zunehmend etablierte, ablesen. In den ländlichen Gegenden und überall dort, wo
sich die Bindekraft der kirchlichen Jugendverbände gelockert hatte, verzeichnete die staatlich geförderte HJ Zulauf.83 Der Beitritt zur HJ, bzw. dem
Deutschen Jungvolk, war zu diesem Zeitpunkt keineswegs Pflicht. Seiner
Leidenschaft fürs Wandern und die Natur der Alb hätte Jauß weiterhin auch
noch im Alb-Verein nachgehen können. Eine HJ-Dienstpflicht erfolgte erst
per Gesetz vom 25. März 1939: »Alle Jugendlichen vom 10. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr sind verpflichtet, in der Hitler-Jugend Dienst zu tun.«
Auch wenn bereits am 1. Dezember 1936 alle anderen Jugendverbände aufgelöst und die »gesamte deutsche Jugend« (Staatsjugend) in der Hitler-Jugend zusammengefasst werden sollte.
In der Vorstellung des Reichsjugendführers Schirach hatte der Dienst im
Jungvolk auf Spiel und Erlebnis ausgerichtet zu sein.84 Die Leibeserziehung
Hitlerjugend 29

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