Deutscher erkrankt an Lepra

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Deutscher erkrankt an Lepra
Informationen und Hintergründe
Deutscher erkrankt an Lepra
Reisender hatte sich in Brasilien angesteckt
Anfang Januar wurde in der Uniklinik Münster bei einem Patienten Lepra diagnostiziert. Der Mann hatte sich vermutlich bei einer Reise nach Brasilien angesteckt. Inzwischen konnte er die Klinik verlassen. Er ist nicht mehr ansteckend
und muss noch sechs Monate Medikamente einnehmen.
Aus diesem Anlass klärt Dr. Adolf Diefenhardt über Lepra auf. Er leitet die medizinisch-soziale Arbeit der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Das
Hilfswerk fördert seit über 50 Jahren Hilfsprogramme für Menschen, die von Lepra betroffen sind. Zu den Schwerpunktländern gehören Indien, Brasilien und
Äthiopien.
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Wie oft kommt Lepra heute in Deutschland vor?
Es gab in den letzten sechs Jahren zwischen null und vier diagnostizierte neue
Leprafälle pro Jahr in Deutschland. Im vergangenen Jahr waren es zwei. Immer
hatten sich die Patienten, die in Deutschland diagnostiziert wurden, im Ausland
angesteckt. Wichtig ist, zu betonen, dass diese Patienten niemanden in Deutschland angesteckt haben. Eine in Deutschland erworbene Lepra-Erkrankung gab
es schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr.
Wie kann es zu einer Ansteckung mit Lepra kommen?
Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch Tröpfcheninfektion. Um sich anzustecken, muss man sehr lange und ausgeprägt mit dem Leprakranken oder Träger
der Erreger zusammen sein.
Kann man sich gegen Lepra impfen lassen?
Die Tuberkulose-Impfung (BCG) kann einen Teilschutz bieten. Eine LepraImpfung gibt es nicht.
Wann ist ein Tourist, der nach Brasilien oder Indien reist, gefährdet?
In der Regel nur, wenn er sich mit nicht behandelten, infektiösen Leprakranken
über Wochen in engem Kontakt und einfachen hygienischen Verhältnissen aufhält.
Wie äußert sich eine Lepra-Erkrankung?
Sie zeigt sich in nicht-juckenden, rötlichen, berührungsunempfindlichen Hautflecken oder Nervenausfällen.
Sparkasse Mainfranken
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Ehrenamtlicher Vorstand /
Hon. Board of Directors
Gudrun Freifrau von Wiedersperg,
Präsidentin
Franz Barthel, Vizepräsident
Peter Hofmann, Schatzmeister
Jürgen Jakobs, stv. Schatzmeister
Monika Huesmann
Jochen Schroeren
PD Dr. August Stich
Dirk Weicke
Geschäftsführer /
Chief Executive Officer
Burkard Kömm
Stellvertreter /
Deputy Chief Executive Officer
Dr. Adolf Diefenhardt
Mitglied der ILEP
(Internationale Vereinigung
der Leprahilfswerke)
Member of ILEP
(International Federation
of Anti-Leprosy Associations)
Was sollte man bei Verdacht tun?
In Deutschland sollte man zu einem guten Hautarzt gehen und ihm von diesem
Verdacht erzählen. Ansonsten stellt man sich am Besten in einer Tropenmedizinischen Ambulanz vor.
Hinweis an die Redaktionen: Druckfähige Bilder und sendefähige O-Töne können Sie gern anfordern,
auch für Rückfragen steht Ihnen unsere Pressestelle gern zur Verfügung.
Kontakt: Renate Vacker, Tel: (0 93 1) 79 48-132, mobil: (0 16 0) 97 33 35 70
Jochen Hövekenmeier, Tel: (0 93 1) 79 48-130, mobil: (0 17 2) 54 53 014, [email protected]
Deutsche Lepra- und
Tuberkulosehilfe e.V.
German Leprosy and
TB Relief Association
Wann ist man nicht mehr ansteckend?
Man ist in der Regel nur bei der schweren Form ansteckend. Und auch nur dann,
wenn man sich nicht behandeln lässt. Auch bei Patienten mit der leichten Form,
d.h. ein bis fünf Hautflecken, kann es ab drei Hautläsionen dazu kommen, dass
sie unbehandelt andere anstecken können. Spätestens 24 bis 48 Stunden nach
Beginn der Therapie ist man jedoch nicht mehr ansteckend.
Muss man in Quarantäne?
Nein! Auf keinen Fall.
Wie wird Lepra behandelt?
Mit einer Therapie aus drei Antibiotika, die nach einem festen Schema einzunehmen sind, ist Lepra in sechs bis zwölf Monaten heilbar.
Behält man bleibende Schäden zurück?
Wenn Lepra frühzeitig behandelt wird und die Medikamente bis zu Ende genommen werden – nein.
Noch vor hundert Jahren gab es Lepra auch in Deutschland.
Wie wurde die Krankheit besiegt?
Historisch ging die Lepra in Europa und Deutschland nach einem Höhepunkt im
14. Jahrhundert immer mehr zurück. Welche Faktoren dazu ursächlich und entscheidend beigetragen haben, sind nicht bekannt oder bewiesen, auch wenn es
dazu verschiedene Spekulationen und Hypothesen gibt.
Wichtig ist aber festzuhalten, dass mit einer verbesserten Hygiene, Ventilation in
Häusern, allgemein besseren Lebensbedingungen und besserem Ernährungsstatus die Lepra in Europa – auch ohne Medikamente – Anfang des letzten Jahrhunderts ausgerottet wurde.
Gibt es ähnlich wie bei der Tuberkulose Resistenzen gegen die Medikamente?
Natürlich gibt es Resistenzen. Bisher haben sie aber kein relevantes Gewicht.
Und das ist nach 30 Jahren MDT, das Kürzel steht für die Multi Drug Therapy,
schon ein großer Erfolg. Das heißt aber nicht, dass man nicht nach Resistenzen
schauen sollte.
Leider hat die Nippon Foundation das Geld für eine internationale mehrjährig
angelegte Resistenzüberwachung vor kurzem ohne Angabe von Gründen gekappt.
Was raten Sie Angehörigen und Menschen, die mit einem Erkrankten in
Kontakt gekommen sind?
Wichtig ist es, nüchtern eine Risikoeinschätzung vorzunehmen und nicht in Panik
zu geraten, wenn man einmal oder häufiger mit Leprapatienten gesprochen, die
Hände geschüttelt oder gemeinsam gegessen hat. Das Risiko sich zu infizieren
ist minimal.
Selbst bei einem wie oben geschilderten längeren Zusammenleben mit einem
Leprakranken kommt es nach erfolgter Infektion nur bei fünf Menschen von 100
auch wirklich zum Ausbruch der Erkrankung.
Wie werden Leprapatienten in Entwicklungsländern behandelt?
Die Therapie ist standardisiert, d. h. überall auf der Welt gleich. Eine Kombination
aus drei Antibiotika muss je nach Schwere der Erkrankung über einen längeren
Zeitraum eingenommen werden. Wichtig ist auch, bereits aufgetretene Störungen
zu behandeln, also z. B. Wunden zu versorgen, die entstehen, wenn man sich an
einer gefühllosen Stelle, meist an Händen oder Füßen, verletzt hat.

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