"Fjellvettreglene" - komplette Fassung

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"Fjellvettreglene" - komplette Fassung
"Fjellvettreglene"
Die „Fjellvettreglene“ sind ein Klassiker in den Augen vieler Norweger. Das Rote Kreuz in Norwegen
und der norwegische Touristenverein veröffentlichen sie bereits seit Jahrzehnten. Lesen Sie hier eine
Übersetzung der „fjellvettregler“:
1. Mach keine langen Touren ohne vorheriges Training
Du solltest gut trainiert sein, wenn du zu einer langen Tour ins Gebirge aufbrichst. Trainiere vorher
mitsamt deinem Rucksack außerhalb der Loipe und führe selbst bei schlechtem Wetter und vereisten
Straßen Übungstouren durch. Vielleicht sammelst du ja gerade dort Erfahrungen, die du für Ausflüge
im Gebirge brauchen wirst. Die Länge der Tour soll deiner physischen und psychischen Verfassung,
deiner Erfahrung und deiner mitgebrachten Ausrüstung angepasst sein.
2. Sag Bescheid, wohin du gehst
Viele Touristenunterkünfte, Hotels und Pensionen verfügen über spezielle Kisten, in die du eine
schriftliche Notiz über dein Ausflugsziel legen kannst. Dies ist zur Not hilfreich für
Rettungsmannschaften. Das Wichtigste ist aber, die Tour so zu planen, dass du nicht von anderen
gerettet werden musst.
3. Nimm das Wetter und die Wettermeldungen ernst
Eine alte Regel besagt, dass man eine schlechte Wettervorhersage immer respektieren, sich auf eine
gute Wettervorhersage jedoch nicht unbedingt verlassen sollte. Ungeachtet der Wettervorhersage
solltest du stets für jedes nur mögliche Wetter gerüstet sein. Merke dir, dass selbst eine leichte Brise,
zusammen mit Schneeregen oder Kälte, zu Erfrierungen führen kann. Die Wettervorschau gibt keine
detaillierten Warnungen zu allen lokalen Wettervariationen im Gebirge. Berücksichtige daher ebenfalls
die angrenzenden Gebiete und folge den Entwicklungen des Wetters äußerst genau.
4. Sei selbst bei kurzen Touren gegen Unwetter und Kälte gerüstet
Nimm immer einen Rucksack und die notwendige Ausrüstung mit. Wenn du ein Unwetter
heraufziehen siehst, oder es an Kälte zunimmt, solltest du dir zu deinem eigenen Schutz sofort
Kleidung überziehen (Mindestens eine weitere bequeme Windjacke, lange windabweisende Hosen,
winddichte Fausthandschuhe sowie eine warme Kopfbedeckung.) Es ist wichtig, dass du dies
rechtzeitig machst! Steh mit dem Rücken gegen den Wind und hilf auch den Anderen beim Anlegen
der Kleidung. Ein Notwindsack* kann eine große Hilfe sein.
5. Höre auf Leute mit Erfahrung
Erfahrene Gebirgsleute können dir oft Auskünfte über lawinengefährdete Stellen geben, über Windund Schneeverhältnisse informieren, sowie Vorschläge für Touren machen.
6. Benutze Karte und Kompass
Habe immer eine Karte sowie einen Kompass dabei und lerne beizeiten, sie zu gebrauchen. Wenn du
die Wanderkarte studierst und deine Route darin farbig markierst, hast du bereits die Grundlage für
eine sichere Durchführung deiner Tour geschaffen. Verfolge die Tour auf der Karte, auch wenn das
Wetter gut und die Sicht klar ist, so weißt du zu jeder Zeit, wo du dich gerade befindest. Lese die Karte
im Voraus und merke dir Punkte, die du wiedererkennen könntest. Vertraue deinem Kompass.
Gebrauche eine Kartenmappe, die um deinen Hals oder um deine Taille gebunden ist. Eine lose Karte
kann leicht vom Wind weggeweht werden. Wähle die Richtung durch Details in der Landschaft, die
dich zum Ziel leiten können. Achte aber darauf, dass du die Richtung, die du von einem bekannten
Punkt genommen hast, nicht verlierst.
7. Geh nicht alleine
Wenn du alleine unterwegs bist, kann niemand dir spontan helfen oder der Rettungsmannschaft
melden, dass du in Schwierigkeiten geraten bist. Das bedeutet nicht, dass du dich ohne weiteres
sicher fühlen kannst, wenn du in Begleitung bist. Du solltest große Gruppen vermeiden, vor allem,
wenn die Voraussetzungen der Teilnehmer sehr unterschiedlich sind. Eine Gruppe ist nie stärker, als
das schwächste Glied.
8. Kehre rechtzeitig um, es ist keine Schande zurückzugehen
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du dein Ziel aufgrund von schlechtem Wetter oder der
Schneeverhältnisse erreichen wirst, wende und gehe zurück. Versuche nie, dem Wetter zu trotzen,
andere könnten ihr Leben aufs Spiel setzen bei dem Versuch, deines zu retten. Wenn du die Tour
veränderst, erinnere dich daran, der Hütte Bescheid zu geben, wo man auf dich wartet. Wenn du bei
lebhaftem und wechselhaftem Wetter zu einer Tour aufbrichst, bewege dich am Besten gegen den
Wind. Auf diese Weise ist der Rückweg leichter.
9. Spare deine Kräfte und grabe dich, wenn notwendig, ein
Starker Wind zehrt sehr an den Kräften. Richte deine Geschwindigkeit nach der des schwächsten
Mitglieds der Gruppe und vermeide es, ins Schwitzen zu geraten. Wenn ihr direkt nach einander geht,
solltest du dich immer vergewissern, dass die anderen mitkommen. Bei Unwettern ist es schwierig zu
hören, dass jemand ruft. Esse und trinke oft. Bei Anstrengungen braucht der Körper viel Flüssigkeit.
Einige Stunden schaffst du leicht in einer Schneehöhle. Warte aber nicht damit, dich in den Schnee
einzugraben, bis du erschöpft bist. Versuche stattdessen dich dann einzugraben, wenn du
Überschuss an Kräften hast. Ein Notwindsack* kann auch ein guter Notschutz sein.
*Notwindsack oder Biwaksack: ein etwa 2 x 2 Meter großer Rettungssack aus zeltähnlichem, windund teils wasserundurchdringlichem Stoff.