Die App für alle Karten

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Die App für alle Karten
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E-COMMERCE
Internet World BUSINESS
26. November 2012
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APPLE PASSBOOK
Die App für alle Karten
Mit Passbook, der digitalen Brieftasche für Tickets oder Coupons, mischt Apple den mobilen Payment-Markt auf.
Viele Unternehmen sind begeistert, aber das neue Angebot des Internet-Giganten wird auch kritisiert
K
Bonusstempel als Belohnung. Zum Start
von Apples iOS 6 hat 10stamps seinen
„Friendpass“ direkt in „Passbook“ integriert. René Weyhofen, Betreiber des
Cafés Crazy Bean an der Technischen
Universität in München, ist bereits nach
kurzer Einsatzzeit überzeugt: „Seit wir als
10stamps-Partner die Friendpass-Funktion für Facebook freigeschaltet haben,
kommen immer wieder neue Kunden zu
uns ins Café, die von ihren Freunden
einen ersten digitalen Stempel bekommen haben.“ (Siehe auch
Anwenderbeispiel im InfoKasten unten.)
Firmen sind optimistisch
Foto: Lufthansa
inokarten, Kundenkarten, Coupons
oder Bordkarten – alle gesammelt an
einem Ort –, das ist die Idee hinter der
Apple-App Passbook. Mit der aktuellsten
Version seines Betriebssystems, iOS 6, hat
der Computer-Riese Apple im September
eine Anwendung auf den Markt gebracht,
in der sich QR-Code-basierte Dokumente
zentral sammeln und mit einer zeit- und
ortsabhängigen Erinnerungsfunktion ausstatten lassen. Beispielsweise können Reisende Flugtickets ablegen. Wenn sie sich
dem Flughafen nähern, informiert sie ihr
iPhone über die Abflugzeit und erklärt, zu
welchem Terminal sie müssen.
Als eine der ersten Fluggesellschaften
weltweit stellt Lufthansa die PassbookFunktionalität ihren Kunden zur Verfügung. Die bisherigen Erfahrungen mit der
Anwendung seien sehr gut, sagt Jan Bärwalde, der bei Lufthansa für den Bereich
Produktkommunikation zuständig ist:
„Gerade die für Lufthansa wichtigen Geschäftskunden sind für technologische
Innovation sehr aufgeschlossen. Das gilt
insbesondere für Smartphone-Anwendungen.“ Die Lufthansa-App beinhalte
schon länger eine vergleichbare Speicherfunktion: „Mit der Passbook-App ergänzen wir diese Funktionalität.“
Lufthansa-Passagiere können seit dem
19. September die mobile Bordkarte über
die Passbook-Funktion auf ihrem iPhone
Lufthansa-Passagiere können mit „Passbook“ die mobile Boarding-Karte auf dem iPhone nutzen
gesellschaft noch im laufenden Jahr die
Update-Funktion integrieren: Wenn sich
etwa der Abflugsteig ändert, sollen die Daten automatisch in den unter „Passbook“
abgelegten Bordkarten angepasst werden,
der User erhält dann eine Mitteilung.
Wichtige Apple-Neuerung
Passbook sei eine der wichtigsten Neuerungen des Apple-Betriebssystems iOS 6,
ist Joachim Bader, Executive Director DACH
„Pro Woche kommen 25 bis 30
bei der Agentur Sapient
Nitro, überzeugt: „Das
neue Kunden über die FriendThema Mobile Payment
pass-Empfehlung ins Café.“
und Ticketing bekommt
wohl dadurch einen
RENÉ WEYHOFEN
Schub.“ Sapient Nitro
Betreiber des Cafés Crazy Bean
entwickelt mobile Anwendungen für Lufthansa
nutzen. Diese wird nach erfolgtem mobi- und hat auch die Anbindung der Fluggelem Check-in an das iPhone übermittelt sellschaft an Passbook übernommen. Um
und in der neuen Passbook-App hinter- eine eigene Passbook-Anwendung aufsetlegt. So steht die mobile Bordkarte auch zen zu können, benötigohne Internet-Zugang zur Verfügung und ten Unternehmen keine
rückt zeit- und ortsgebunden in den Vor- eigene App. Entscheidergrund des Startbildschirms, wenn der dend für die Nutzung sei
Abflug für den Reisenden ansteht. In einem lediglich, dass man digizweiten Entwicklungsschritt will die Flug- tale Dienste anbietet, die
einen Orts- oder Zeitbezug besitzen oder
einen Barcode nutzen, also zum Beispiel
ein Datum bei einem Konzertticket oder
eine digitale Bonuskarte mit ortsbasierten
Funktionen, erklärt Felix Baaken, Mitgründer des Unternehmens Contigua, das
mit seinem Produkt 10stamps eine
Loyality-Lösung für Mobilgeräte anbietet.
Die Passbook-Funktion könne im einfachsten Fall nur aus einer Datei bestehen,
die der Anbieter über seine Website zur
Verfügung stellt.
Mit etwas Kreativität lässt sich Passbook nicht nur als Kundenservice, sondern auch zur Kundengewinnung einsetzen. Mit seiner Stempelkarten-App
„Friendpass“ bietet 10stamps seinen Nutzern die Möglichkeit, Empfehlungsstempel ihrer Lieblingsgeschäfte an Freunde zu
schicken: Die Weiterempfehlungsfunktion kommt über Facebook oder direkt
von Smartphone zu Smartphone zum
Einsatz. Für jede Empfehlung gibt es einen
Anwenderbeispiel: Die Passbook-Funktion Friendpass
Die Passbook-Funktion Friendpass von
10stamps wird derzeit von den Ketten Black
Bean, Sushi Circle und Bäckerei Trendle genutzt. Neben diesen Partnern gibt es auch einzelne Läden, die bereits auf die FriendpassFunktion setzen. Dazu gehören Crazy Bean,
IO Lounge und Deli Star in München, das Café
Perfect Day in Wiesbaden und das Café &
Bistro Amadeus in Mannheim. Wer in diesen
Läden via 10stamps stempelt, kann an Freunde
einen Friendpass mit Gratis-Startstempel weitergeben, der dann in der Passbook App angezeigt wird und daran erinnert, dass er genutzt
werden kann. „So können Kunden eines
10stamps-Partners eine
Empfehlung aussprechen
und Neukunden haben
einen attraktiven Start bei
dem empfohlenen Geschäft“, sagt 10stamps-Mitgründer Arash Houshmand.
Da die Funktion noch sehr
neu ist, seien die nachhaltigen Effekte bislang
nicht wirklich sichtbar. Besonders positiv habe
sich aber die Nutzung bei Crazy Bean, einem
Café an der TU München, entwickelt: In das
Café kommen pro Woche etwa 25 bis 30 neue
Kunden direkt über die Empfehlung.
Gratisstempel mit Friendpass
Inzwischen setzen neben Lufthansa auch
etliche weitere große Unternehmen auf
Apples Passbook. Zum Beispiel die Fluggesellschaft American Airlines, die amerikanische Kaffeekette Starbucks, die Elektronikkette Euronics, das Hotelbuchungsportal HRS oder der Autovermieter Sixt.
„Sixt ist die erste Autovermietung weltweit, die ihren Kunden Apple Passbook
anbietet“, sagt Konstantin Sixt, Leiter Internet bei Sixt. Das habe mehrere Gründe:
„Passbook ermöglicht Kunden zum Beispiel eine zentrale Verwaltung der gesamten Reise inklusive Organisation von Auto,
Flug und Hotel und den Zugriff auf Übernahmeuhrzeiten und Stationen.“ Zudem
ermögliche die Funktion Kunden einen
leichten Zugang zum QR-Code, mit dem
sich der Anmieteprozess deutlich beschleunigen lasse. Bislang seien die Erfahrungen mit Passbook sehr positiv. Kunden
würden darin „eine moderne und innovative Dienstleistung von Sixt“ sehen. Auch
Björn Krämer, Director Mobile & New
Passbook im Überblick
■
Die App ist seit Start des Apple-Betriebssystems iOS 6 auf dem iPhone verfügbar.
■ Bordkarten, Kinokarten, Coupons, Kundenkarten und Ähnliches können an einem Ort
gesammelt und verwaltet werden.
■ Der Barcode auf den Karten wird von Passbook digitalisiert.
■ Große Unternehmen wie Lufthansa, American Airlines, Starbucks, Sixt oder HRS nutzen Passbook bereits. Auch Gutscheinportale wie Coupies sind dabei.
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26. November 2012
Media bei HRS, zeigt sich zufrieden: „Gerade Geschäftsreisende, die viel unterwegs
sind und ihre Hotels häufig über unsere
App buchen, schätzen den neuen Service,
der ihnen die Verwaltung ihrer Hotelbuchungen signifikant erleichtert. Die Erfahrungen der letzten Wochen zeigen, dass
die neue Passbook-Funktion von unseren
Kunden sehr gut angenommen wird und
die Nutzung der neuen Anwendung kontinuierlich steigt.“ Dem User
wird die gespeicherte Hotelreservierung automatisch auf
seinem iPhone Display angezeigt, wenn er sich dem gebuchten Hotel nähert.
Wie sich die App noch nutzen lässt, zeigt das Technologie-Start-up
Bonusmagnet
Networks mit seiner Plattform
Passmagnet.com. Nutzer können damit Passbook um persönliche Pässe erweitern. Die
Website bietet zum Beispiel
die Möglichkeit, einen persönlichen
Geschenkgutschein,
einen Merkzettel oder eine private Nachricht mit Foto in der
digitalen Brieftasche zu speichern. Inzwischen können
Kunden mit Passmagnet auch
eigene Plastikkundenkarten
in digitaler Form in der Passbook App speichern. Passmagnet nimmt die Kundendaten
und erstellt daraus einen
„Passbook“-Pass samt Barcode, der entweder gescannt
oder dessen Kartennummer
an der Kasse vorgezeigt wird.
„Im Markt der digitalen Wallets auf dem Smartphone hat
Apple mit Passbook einmal
mehr seine Vorreiterstellung
im Mobile Markt bewiesen“,
konstatiert Patrick Setzer, Geschäftsführer von Bonusmagnet Networks.
„War of Platforms“
Hans J. Even, Geschäftsführer
der Düsseldorfer FullserviceInternet-Agentur TWT Interactive, steht dem Angebot von
Apple kritischer gegenüber.
Das Ziel von Unternehmen
müsse es sein, sensible Daten
in ihrem eigenen Ökosystem
zu halten: „Reiseunternehmen und Event-Anbieter sollten also lieber eine eigene App
programmieren lassen, anstatt
vertrauliche Zahlen und Inhalte an einen Internet-Giganten wie Apple auszulagern.“
Oftmals sei eine Individuallösung besser für den Kunden.
„Seit der mobilen Revolution
greift ein regelrechter War of
Platforms um sich. Egal ob
Apple, Android, Google oder
Microsoft – jeder ist sich selbst
der Nächste“, meint Even. So
seien beispielsweise die Basisfunktionen von Google oftmals darauf ausgelegt, möglichst viele Daten zu generieren, „um ein Informationsmonopol aufzubauen“. Apple
wolle dem in nichts nachstehen und seine Geschäftsmodelle immer stärker monetari-
sieren: „Da bietet sich ein Bezahlsystem,
das auf Informationen großer Konzerne
basiert, natürlich an.“ Even rät Unternehmen, genau zu prüfen, inwiefern sich die
Zusammenarbeit mit Apples Passbook
tatsächlich lohne und welche Vorteile die
Applikation im Gegensatz zu einer eigenen Anwendung biete. Nach genauer Analyse blieben meist nicht viele Vorteile üb■
rig, so das Fazit des Beraters. tdz
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„Reiseunternehmen oder Event-Anbieter sollten
lieber eine eigene App programmieren, anstatt
vertrauliche Zahlen und Inhalte an einen
Internet-Giganten wie Apple herauszugeben.“
HANS J. EVEN
Geschäftsführer TWT Interactive
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