Die App für alle Karten
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Die App für alle Karten
28 E-COMMERCE Internet World BUSINESS 26. November 2012 24/12 APPLE PASSBOOK Die App für alle Karten Mit Passbook, der digitalen Brieftasche für Tickets oder Coupons, mischt Apple den mobilen Payment-Markt auf. Viele Unternehmen sind begeistert, aber das neue Angebot des Internet-Giganten wird auch kritisiert K Bonusstempel als Belohnung. Zum Start von Apples iOS 6 hat 10stamps seinen „Friendpass“ direkt in „Passbook“ integriert. René Weyhofen, Betreiber des Cafés Crazy Bean an der Technischen Universität in München, ist bereits nach kurzer Einsatzzeit überzeugt: „Seit wir als 10stamps-Partner die Friendpass-Funktion für Facebook freigeschaltet haben, kommen immer wieder neue Kunden zu uns ins Café, die von ihren Freunden einen ersten digitalen Stempel bekommen haben.“ (Siehe auch Anwenderbeispiel im InfoKasten unten.) Firmen sind optimistisch Foto: Lufthansa inokarten, Kundenkarten, Coupons oder Bordkarten – alle gesammelt an einem Ort –, das ist die Idee hinter der Apple-App Passbook. Mit der aktuellsten Version seines Betriebssystems, iOS 6, hat der Computer-Riese Apple im September eine Anwendung auf den Markt gebracht, in der sich QR-Code-basierte Dokumente zentral sammeln und mit einer zeit- und ortsabhängigen Erinnerungsfunktion ausstatten lassen. Beispielsweise können Reisende Flugtickets ablegen. Wenn sie sich dem Flughafen nähern, informiert sie ihr iPhone über die Abflugzeit und erklärt, zu welchem Terminal sie müssen. Als eine der ersten Fluggesellschaften weltweit stellt Lufthansa die PassbookFunktionalität ihren Kunden zur Verfügung. Die bisherigen Erfahrungen mit der Anwendung seien sehr gut, sagt Jan Bärwalde, der bei Lufthansa für den Bereich Produktkommunikation zuständig ist: „Gerade die für Lufthansa wichtigen Geschäftskunden sind für technologische Innovation sehr aufgeschlossen. Das gilt insbesondere für Smartphone-Anwendungen.“ Die Lufthansa-App beinhalte schon länger eine vergleichbare Speicherfunktion: „Mit der Passbook-App ergänzen wir diese Funktionalität.“ Lufthansa-Passagiere können seit dem 19. September die mobile Bordkarte über die Passbook-Funktion auf ihrem iPhone Lufthansa-Passagiere können mit „Passbook“ die mobile Boarding-Karte auf dem iPhone nutzen gesellschaft noch im laufenden Jahr die Update-Funktion integrieren: Wenn sich etwa der Abflugsteig ändert, sollen die Daten automatisch in den unter „Passbook“ abgelegten Bordkarten angepasst werden, der User erhält dann eine Mitteilung. Wichtige Apple-Neuerung Passbook sei eine der wichtigsten Neuerungen des Apple-Betriebssystems iOS 6, ist Joachim Bader, Executive Director DACH „Pro Woche kommen 25 bis 30 bei der Agentur Sapient Nitro, überzeugt: „Das neue Kunden über die FriendThema Mobile Payment pass-Empfehlung ins Café.“ und Ticketing bekommt wohl dadurch einen RENÉ WEYHOFEN Schub.“ Sapient Nitro Betreiber des Cafés Crazy Bean entwickelt mobile Anwendungen für Lufthansa nutzen. Diese wird nach erfolgtem mobi- und hat auch die Anbindung der Fluggelem Check-in an das iPhone übermittelt sellschaft an Passbook übernommen. Um und in der neuen Passbook-App hinter- eine eigene Passbook-Anwendung aufsetlegt. So steht die mobile Bordkarte auch zen zu können, benötigohne Internet-Zugang zur Verfügung und ten Unternehmen keine rückt zeit- und ortsgebunden in den Vor- eigene App. Entscheidergrund des Startbildschirms, wenn der dend für die Nutzung sei Abflug für den Reisenden ansteht. In einem lediglich, dass man digizweiten Entwicklungsschritt will die Flug- tale Dienste anbietet, die einen Orts- oder Zeitbezug besitzen oder einen Barcode nutzen, also zum Beispiel ein Datum bei einem Konzertticket oder eine digitale Bonuskarte mit ortsbasierten Funktionen, erklärt Felix Baaken, Mitgründer des Unternehmens Contigua, das mit seinem Produkt 10stamps eine Loyality-Lösung für Mobilgeräte anbietet. Die Passbook-Funktion könne im einfachsten Fall nur aus einer Datei bestehen, die der Anbieter über seine Website zur Verfügung stellt. Mit etwas Kreativität lässt sich Passbook nicht nur als Kundenservice, sondern auch zur Kundengewinnung einsetzen. Mit seiner Stempelkarten-App „Friendpass“ bietet 10stamps seinen Nutzern die Möglichkeit, Empfehlungsstempel ihrer Lieblingsgeschäfte an Freunde zu schicken: Die Weiterempfehlungsfunktion kommt über Facebook oder direkt von Smartphone zu Smartphone zum Einsatz. Für jede Empfehlung gibt es einen Anwenderbeispiel: Die Passbook-Funktion Friendpass Die Passbook-Funktion Friendpass von 10stamps wird derzeit von den Ketten Black Bean, Sushi Circle und Bäckerei Trendle genutzt. Neben diesen Partnern gibt es auch einzelne Läden, die bereits auf die FriendpassFunktion setzen. Dazu gehören Crazy Bean, IO Lounge und Deli Star in München, das Café Perfect Day in Wiesbaden und das Café & Bistro Amadeus in Mannheim. Wer in diesen Läden via 10stamps stempelt, kann an Freunde einen Friendpass mit Gratis-Startstempel weitergeben, der dann in der Passbook App angezeigt wird und daran erinnert, dass er genutzt werden kann. „So können Kunden eines 10stamps-Partners eine Empfehlung aussprechen und Neukunden haben einen attraktiven Start bei dem empfohlenen Geschäft“, sagt 10stamps-Mitgründer Arash Houshmand. Da die Funktion noch sehr neu ist, seien die nachhaltigen Effekte bislang nicht wirklich sichtbar. Besonders positiv habe sich aber die Nutzung bei Crazy Bean, einem Café an der TU München, entwickelt: In das Café kommen pro Woche etwa 25 bis 30 neue Kunden direkt über die Empfehlung. Gratisstempel mit Friendpass Inzwischen setzen neben Lufthansa auch etliche weitere große Unternehmen auf Apples Passbook. Zum Beispiel die Fluggesellschaft American Airlines, die amerikanische Kaffeekette Starbucks, die Elektronikkette Euronics, das Hotelbuchungsportal HRS oder der Autovermieter Sixt. „Sixt ist die erste Autovermietung weltweit, die ihren Kunden Apple Passbook anbietet“, sagt Konstantin Sixt, Leiter Internet bei Sixt. Das habe mehrere Gründe: „Passbook ermöglicht Kunden zum Beispiel eine zentrale Verwaltung der gesamten Reise inklusive Organisation von Auto, Flug und Hotel und den Zugriff auf Übernahmeuhrzeiten und Stationen.“ Zudem ermögliche die Funktion Kunden einen leichten Zugang zum QR-Code, mit dem sich der Anmieteprozess deutlich beschleunigen lasse. Bislang seien die Erfahrungen mit Passbook sehr positiv. Kunden würden darin „eine moderne und innovative Dienstleistung von Sixt“ sehen. Auch Björn Krämer, Director Mobile & New Passbook im Überblick ■ Die App ist seit Start des Apple-Betriebssystems iOS 6 auf dem iPhone verfügbar. ■ Bordkarten, Kinokarten, Coupons, Kundenkarten und Ähnliches können an einem Ort gesammelt und verwaltet werden. ■ Der Barcode auf den Karten wird von Passbook digitalisiert. ■ Große Unternehmen wie Lufthansa, American Airlines, Starbucks, Sixt oder HRS nutzen Passbook bereits. Auch Gutscheinportale wie Coupies sind dabei. 24/12 E-COMMERCE 26. November 2012 Media bei HRS, zeigt sich zufrieden: „Gerade Geschäftsreisende, die viel unterwegs sind und ihre Hotels häufig über unsere App buchen, schätzen den neuen Service, der ihnen die Verwaltung ihrer Hotelbuchungen signifikant erleichtert. Die Erfahrungen der letzten Wochen zeigen, dass die neue Passbook-Funktion von unseren Kunden sehr gut angenommen wird und die Nutzung der neuen Anwendung kontinuierlich steigt.“ Dem User wird die gespeicherte Hotelreservierung automatisch auf seinem iPhone Display angezeigt, wenn er sich dem gebuchten Hotel nähert. Wie sich die App noch nutzen lässt, zeigt das Technologie-Start-up Bonusmagnet Networks mit seiner Plattform Passmagnet.com. Nutzer können damit Passbook um persönliche Pässe erweitern. Die Website bietet zum Beispiel die Möglichkeit, einen persönlichen Geschenkgutschein, einen Merkzettel oder eine private Nachricht mit Foto in der digitalen Brieftasche zu speichern. Inzwischen können Kunden mit Passmagnet auch eigene Plastikkundenkarten in digitaler Form in der Passbook App speichern. Passmagnet nimmt die Kundendaten und erstellt daraus einen „Passbook“-Pass samt Barcode, der entweder gescannt oder dessen Kartennummer an der Kasse vorgezeigt wird. „Im Markt der digitalen Wallets auf dem Smartphone hat Apple mit Passbook einmal mehr seine Vorreiterstellung im Mobile Markt bewiesen“, konstatiert Patrick Setzer, Geschäftsführer von Bonusmagnet Networks. „War of Platforms“ Hans J. Even, Geschäftsführer der Düsseldorfer FullserviceInternet-Agentur TWT Interactive, steht dem Angebot von Apple kritischer gegenüber. Das Ziel von Unternehmen müsse es sein, sensible Daten in ihrem eigenen Ökosystem zu halten: „Reiseunternehmen und Event-Anbieter sollten also lieber eine eigene App programmieren lassen, anstatt vertrauliche Zahlen und Inhalte an einen Internet-Giganten wie Apple auszulagern.“ Oftmals sei eine Individuallösung besser für den Kunden. „Seit der mobilen Revolution greift ein regelrechter War of Platforms um sich. Egal ob Apple, Android, Google oder Microsoft – jeder ist sich selbst der Nächste“, meint Even. So seien beispielsweise die Basisfunktionen von Google oftmals darauf ausgelegt, möglichst viele Daten zu generieren, „um ein Informationsmonopol aufzubauen“. Apple wolle dem in nichts nachstehen und seine Geschäftsmodelle immer stärker monetari- sieren: „Da bietet sich ein Bezahlsystem, das auf Informationen großer Konzerne basiert, natürlich an.“ Even rät Unternehmen, genau zu prüfen, inwiefern sich die Zusammenarbeit mit Apples Passbook tatsächlich lohne und welche Vorteile die Applikation im Gegensatz zu einer eigenen Anwendung biete. Nach genauer Analyse blieben meist nicht viele Vorteile üb■ rig, so das Fazit des Beraters. tdz Internet World BUSINESS 29 „Reiseunternehmen oder Event-Anbieter sollten lieber eine eigene App programmieren, anstatt vertrauliche Zahlen und Inhalte an einen Internet-Giganten wie Apple herauszugeben.“ HANS J. EVEN Geschäftsführer TWT Interactive Fashion online verkaufen ist ein 24-Stunden-Job. Ich kann trotzdem super schlafen. E-Commerce-Shops haben 24 Stunden am Tag geöffnet, an 365 Tagen im Jahr. Das eröffnet Chancen – und birgt Risiken. Mit den automatisierten Fraud-Protection-Systemen von Wirecard haben Händler hochwirksame Lösungen zur Betrugsprävention an der Hand – rund um die Uhr und immer auf dem neuesten Stand der Technik. Unser Portfolio www.wirecard.de Zahlungssysteme Risikomanagement Bankservices Unsere Keyfacts 15,5 Milliarden Euro Transaktionsvolumen 85 Services für Payment und Risikomanagement 13.000 Kunden