"Porträt der Herzogin Charlotte Georgine von Sachsen

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"Porträt der Herzogin Charlotte Georgine von Sachsen
"Porträt der Herzogin Charlotte Georgine von Sachsen-Hildburghausen" von Johann
Friedrich August Tischbein
Das Lindenau-Museum besitzt ein Porträt der Herzogin Charlotte Georgine von SachsenHildburghausen, das dem berühmten Maler Johann Friedrich August Tischbein (1750–1821)
zugeschrieben werden kann. Wegen seines schlechten Zustands konnte das Gemälde bisher nicht
ausgestellt werden. Nun wurde es vom Oktober 2012 bis Juni 2013 an der Hochschule für Bildende
Künste Dresden im Studiengang "Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und
Kulturgut" von Theresa Herrmann im Rahmen ihrer Diplomarbeit umfassend untersucht, konserviert
und restauriert. Die Diplomarbeit wurde betreut von Prof. Dr. Ursula Haller, Prof. Dipl.-Rest. Ivo
Mohrmann und Dipl.-Rest. Nadja Glaser.
Das Gemälde war in der Vergangenheit in mehreren Phasen überarbeitet worden. Der wesentlichste
Eingriff war das Aufkleben des Originals auf ein Gemälde eines unbekannten Künstlers (Doublierung).
Die dabei stark verpresste Bildschicht war anschließend gekittet und großzügig "retuschiert" worden.
Die oberen Firnisschichten waren ungleichmäßig vergilbt. Die Wahrnehmbarkeit der Darstellung
wurde besonders stark durch die in Form zahlreicher schwarzer Flecken vorliegenden
Verschmutzungen beeinträchtigt. Offenbar bedingt durch den maltechnischen Aufbau war es zudem
zur Schichtentrennung innerhalb der Grundierung, verbunden mit partieller Aufwölbung, gekommen.
Durch die konservatorische und restauratorische Bearbeitung sollte das Gemälde in einen
ausstellungsfähigen Zustand versetzt werden. Die Wahrnehmung als künstlerische Einheit mit
dokumentarischem und ästhetischem Wert stand dabei im Vordergrund. Die Doublierung sollte
belassen werden. Die Oberfläche des Bildes wurde feucht gereinigt; die schwarzen Flecken konnten
entfernt werden. Hinsichtlich des Firnisses erfolgte eine Trennung der Schichten: die oberen,
vergilbten, konnten abgenommen, die untere Schicht hingegen belassen werden. Die Aufwölbungen
wurden reduziert. Alle alten Retuschen und Kittungen wurden entfernt, Fehlstellen neu gekittet und
ebenso wie die unter den Retuschen freigewordenen Verpressungen farblich mit beständigen
Kunstharzfarben integriert. Zum Glanzausgleich erfolgte der Auftrag eines Naturharzfirnisses mit dem
Baumwollballen.
Dank einem großzügigen Restaurierungspaten hat das Gemälde inzwischen auch einen
angemessenen Rahmen von dem Vergolder Kurt Petzenhammer aus München erhalten.
Die Dargestellte Charlotte Georgine wurde 1769 als Tochter des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz in
Hannover geboren. Nach dem frühen Tod der Mutter von Hofdamen großgezogen, erhielt sie eine
intensive Ausbildung in Gesang, Tanz und Klavierspiel. 1782 heiratete sie Herzog Friedrich von
Sachsen-Hildburghausen. Die Tochter Therese sollte später Königin von Bayern werden. Das
besondere Interesse der Herzogin lag in der Ausübung der schönen Künste und in deren Förderung,
wodurch sie das kulturelle Leben in Hildburghausen stark beeinflusste. Eine intensive Freundschaft
verband sie mit Jean Paul. Wie ihre Schwester Luise, Königin von Preußen, zählte Charlotte zu den
schönsten Frauen der damaligen Zeit. 1818 starb sie nach langer Krankheit im Alter von 48 Jahren.
Johann Friedrich August Tischbein, der sogenannte Leipziger Tischbein, war einer der bedeutendsten
Angehörigen der großen Malerfamilie Tischbein. Er war vor allem als Porträtist tätig und leitete ab
1800 die Kunstakademie in Leipzig.