Liebe Sabrina, liebe Jugendlichen und liebe
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Liebe Sabrina, liebe Jugendlichen und liebe
Liebe Sabrina, liebe Jugendlichen und liebe Erwachsene, dieses Lied spricht Menschen aus allen Generationen an. Es erreicht uns in unserem Innen. Und ich glaube, das kommt daher, weil es persönliche Fragen und Probleme aufnimmt, die wir schon lange mit uns herumtragen. Bin ich gut genug? Schön genug? Bin ich klug genug? Bin ich in Ordnung, so wie ich bin? Und das Lied bringt einen tiefen Wunsch zum Ausdruck, den wohl jeder und jede von uns hat: dass zu uns ja gesagt wird, und dass wir geliebt werden, so wie wir sind. Mal ganz ehrlich: wer von euch guckt öfter mal Germany´s next top model? Wer kennt das? Ich hab das auch schon gesehen. Oder „Deutschland sucht den Superstar“? In solchen Sendungen, dass sollte jetzt keine Empfehlung sein, in solchen Sendungen kann man das Wabern dieser sehr persönlichen Fragen und Sehnsüchte beobachten. Und man kann erleben, wie dabei ein großer Druck gemacht und ein großer Druck davon ausgeht auf die Persönlichkeit von Jugendlichen und wie gerade junge Menschen darauf getrimmt werden, sich selber mit Leib und Seele zu verkaufen. Wie jeder versucht, besonders schlank, besonders schön, besonders cool zu sein. Und spätestens, wenn so eine superschlanke 18jährige unter Tränen zu Heidi Klum sagt: „Ich weiß ja, dass ich viel zu fett bin…“ dann merkt man: hier stimmt etwas nicht. Hier werden Menschen in eine unrealistische Selbstwahrnehmung und oft in eine richtige Verzweiflung getrieben. Es war ja vielleicht nicht ganz zufällig, dass in eurem Jugendgottesdienst letzten Sonntag ein großes Foto von Dieter Bohlen vorkam, der wie kaum ein anderer Menschen abwertet und persönlich fertigmacht. Was mich erschreckt, ist übrigens nicht, dass es solche Menschen wie Dieter Bohlen gibt, das wusst ich auch schon vorher. Was mich erschreckt, ist viel mehr die Beobachtung, dass diese Art sozialer Rabiatheit um sich greift. Dass sie wie ein übles Vorbild wirkt. Als wäre es erstrebenswert, möglichst fies zu sein. Ätzende Bemerkungen über andere zu machen. Persönliche Verletzungen und Abwertungen, sei es in den asozialen Netzwerken oder im realen Leben. Und nun sag ich es ganz einfach. Der christliche Glaube setzt etwas dagegen. Das habt Ihr natürlich längst gewusst, aber wenn ihr für diesen Glauben morgen öffentlich eine Entscheidung trefft, dann sollte das noch einmal ganz klar gesagt sein. Und in dem Gottesdienst heute Abend erleben wir an zwei Stellen noch einmal ganz deutlich, wie wichtig in diesem Glauben der Respekt und die Wertschätzung voreinander ist und wie wertvoll die Zusammengehörigkeit. Das eine ist die Taufe. Du, liebe Sabrina, wolltest ja schon seit vielen Jahren getauft werden. Der Glaube an Gott bedeutet Dir viel. In deinem Taufspruch kommt das zum Ausdruck: in diesem Glauben ist Schutz. Und den brauchen wir alle immer wieder. Gottes Engel bewahren dich. Vor den Gefahren, die dir rein äußerlich begegnen. In den Konflikten, mit denen du zu tun hast. Aber sie schützen dich auch in deinem Innern. Sie wollen dich immer wieder auf den Weg zum Guten leiten. Mindestens ebenso wichtig ist dir die Gemeinschaft. Du bist nun getauft und du gehörst dazu. Natürlich: du gehörtest auch schon vorher dazu. Zu deiner Mutter und zu deinem Vater, auf jeweils eigene Weise. Zu deiner Patentante, zu deinen Angehörigen und deinen Freunden. Auch zu deiner Konfirmandengruppe und hier zur Gemeinde. Aber die Taufe macht das noch einmal ganz deutlich. Wie der Fisch mit deinem Namen jetzt an dieser Kerze heftet, so hast du deinen Platz in der Gemeinschaft all derer, die zu Jesus gehören. Schön, dass du jetzt getauft bist! Und das zweite ist das Abendmahl. Da wird uns dieser Schutz und diese Orientierung des Glaubens vor Augen geführt. Das wird uns ins Gedächtnis gerufen und sogar in unsere Sinne: wenn wir das Brot essen und aus dem Kelch trinken. Dann können wir schmecken, dass Gott uns persönlich meint. Dann können wir sehen, dass er uns an seinen Tisch einlädt. Uns ganz persönlich - auch mit unseren Macken. Aber eben auch die anderen – auch mit ihren Macken! Uns selber mit unseren Begabungen. Aber eben auch die Anderen mit ihren Gaben. Sehen wir die eigentlich? Haben wir einen Blick dafür? Der Glaube sucht nicht den Superstar und nicht das Top model. Aber in der Taufe und im Abendmahl zeigt sich der Glaube als Modell für eine Gemeinschaft, in der alle ihren Platz haben. Da werden wir erinnert: du bist du, und das ist gut so. Du musst nicht wie jemand anders sein. Andere gibt es schon genug. Aber du, du bist einzigartig. Ein Gedanke Gottes! Deine Augen, dein Lächeln, dein Wissen, deine Sichtweise – so wie wir es eben gesungen haben. Und so wie wir sind, werden wir auch gebraucht. Wir haben nämlich etwas ganz eigenes in die Gemeinschaft einzubringen. In unserer Familie, in unserem Freundeskreis, vielleicht auch in der Öffentlichkeit unserer Gesellschaft und auch in der Kirche und hier in der Gemeinde. Andreas Jörs hat euch ja einen Fragebogen gegeben, und ihr habt überlegt, wo ihr euch demnächst einbringen wollt, als Teamer oder in Gottesdiensten, in besonderen Aktionen oder in der Musik. Es wäre toll, wenn Ihr dabei seid. Sonst würde hier etwas fehlen. Und schließlich: Taufe und Abendmahl zeigen uns, dass die Anderen genauso dazugehören. Wir müssen nicht alle gleich gern haben. Aber wir können lernen, einander bei aller Verschiedenheit anzuerkennen. Noch einmal: im Glauben suchen wir nicht Top models oder Superstars. Aber da finden wir eine Gemeinschaft, die uns trägt und verbindet. Das schenke Gott Dir, liebe Sabrina, das schenke er uns allen. Amen