ein schwerer schritt?
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ein schwerer schritt?
interview Stabwechsel bei mauritius images EIN SCHWERER SCHRITT? Eine Nachricht, die aufhorchen ließ! Stefan Ploghaus hat die Bildagentur mauritius images in Mittenwald übernommen. Der bisherige Inhaber und Geschäftsführer Hans-Jörg Zwez geht nach 44 Berufsjahren in den Ruhestand. Er stieg ja bereits in jungen Jahren in die Agentur ein, die er in zweiter Generation führte. V ielen in der Bilderbranche dürfte Stefan Ploghaus noch von seinem Engagement bei der dpa Deutsche Presse-Agentur in Erinnerung sein. Danach wechselte der Diplom-Kaufmann in andere Bereiche der Medienbranche, war in Managementund Geschäftsführungspositionen bei internationalen Medienunternehmen und Financial Services Providern tätig, u.a. dpa-AFX GmbH, AFX News Ltd., DGAP mbH. Nun ist er wieder zurück bei den Bildern. Mit Hans-Jörg Zwez und Stefan Ploghaus sprach Stefan Hartmann: PICTORIAL: Herr Ploghaus, erstmal: Willkommen zurück in der Bilderbranche! Hatten Sie ab und an Sehnsucht? Stefan Ploghaus: Sagen wir mal so: Ich habe in meiner Zeit bei dpa spannende Dinge erlebt, im Bildbereich vieles mit anstoßen dürfen und im Umfeld eine Menge interessanter Leute kennenlernen können. Es macht nach wie vor Spaß, in diesem kreativ-visuellen Umfeld zu arbeiten, und es gibt sicherlich schlimmere Branchen…aber Sehnsucht? Die hat man vielleicht danach, mal persönlich nach Mauritius in den Urlaub zu fahren … PICTORIAL: Sie haben wahrscheinlich – kurzfristig? – einen klareren und unverstellteren Blick als wir alle. Sie waren in der Branche und kehren nun – gereist und erfahrener – wieder zurück. Was sind in Ihren Augen die 00 Pictorial 3/2015 gravierendsten Veränderungen? Im internationalen Bereich, aber auch in der deutschen Situation? Stefan Ploghaus: Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich alles gar nicht so sehr verändert. Auch zu Beginn der 2000er gab es einen harten Preiskampf, der durch die Einführung digitaler Angebote noch befeuert wurde, und jeder beäugte die Wettberber sehr genau – es ist eben eine kleine Branche. Insofern erscheinen mir die Markt-Mechanismen relativ unverändert. Allerdings ist der Preiskampf nun noch intensiver – besonders im StockBereich setzen die Microstock-Anbieter den Mittelständlern ordentlich zu. PICTORIAL: Darf ich Sie mit einem Zitat von Steve Davis, dem vormaligen CEO von Corbis, zum Widerspruch reizen? Er sagte zu mir bereits vor v.l. Georg Thanner, Anton Braun, Jessica Alsina-Zenz (Azubi), Michaela Steyerer, Dagmar Berchthold, Björn Pistauer, Stefan Ploghaus Jahren: „Im Stockbereich überleben werden die ganz großen Anbieter – und die Boutiquen, die kleinen Spezialagenturen. Die mittelgroßen Universal-Agenturen werden untergehen!“ Genau ein solches Unternehmen haben Sie mit Mauritius übernommen. Was würden Sie Steve Davis gerne antworten? Stefan Ploghaus: Es ist gerade spannend zu verfolgen, ob das Modell Microstock flächendeckend so erfolgreich bleibt. Da bröckelt es an der einen oder anderen Stelle doch schon signifikant. Insofern würde Steve Davis vielleicht heute sein Statement differenzieren? Aber bitte nicht falsch verstehen: Ich glaube eher an eine Koexistenz verschiedener Modelle als an das völlige Aussterben einer Spezies. PICTORIAL: Herr Zwez, war es ein schwerer Schritt, Ihre Agentur abzugeben? Immerhin steckt da Ihr persönliches Lebenswerk, Ihr gesamtes Berufsleben als Unternehmer, dahinter. Hans-Jörg Zwez: Ich bin nach wie vor stolz, dass ich von meiner Mutter eine 4-Mann-Firma (damals noch MauritiusVerlag) in über 40 Berufsjahren zu Größe und Ansehen gebracht habe. Stefan Ploghaus kenne ich noch aus seiner dpa-Zeit ,wir haben uns nie ganz aus Hans-Jörg Zwez: Der Deal war fair, beide Seiten können damit zufrieden sein. PICTORIAL: Stefan Ploghaus, wie wollen Sie als neuer Mann an der Spitze Mauritius künftig positionieren? Sie müssen in dieser Unternehmenssituation ja etwas tun. Geben Sie uns einige Andeutungen: Welche Strategie verfolgen Sie, eine der größten und mitarbeiterstärksten Agenturen Deutschlands in die Zukunft zu führen? Stefan Ploghaus: mauritius images besitzt auch heute noch einen exzellenten Ruf, eine tolle Infrastruktur und motivierte Kollegen. Zudem haben wir in den vergangenen Monaten verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um zunächst vor allem zwei Dinge zu erreichen: das Unternehmen noch marktorientierter und kundennäher aufzustellen und die Prozessgeschwindigkeit und Effizienz weiter zu verbessern. Beispiele hierfür sind die deutlich verbesserte Darstellungsweise unserer Bilder auf unserer Webseite www.mauritius-images.com oder der neu geschaffene Upload-Mechanismus für unsere Partnerfotografen. Es tut sich aktuell eine Menge in allen Abteilungen. Wir sehen bereits erste Erfolge, was uns sehr freut und Ansporn ist, weiter in diese Richtung zu gehen. PICTORIAL: Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang den Standort Mittenwald? Ihre neue Heimat ist ja nicht gerade der Nabel und der Brennpunkt der Medienbranche. Stefan Ploghaus: Ich habe mich dazu auch mit anderen Agenturinhabern, die ebenfalls nicht in den großen Metropolen arbeiten, unterhalten. Wir alle messen der Wahl des Standorts im Digitalzeitalter eher wenig Bedeutung bei. Kutschfahrten werden im schönen Mittenwald ausschließlich Touristen angeboten. Ansonsten nutzen auch wir Auto, Bahn und Flugzeug. Hans-Jörg Zwez den Augen verloren. Herr Ploghaus kam auf mich zu, um bei uns ca 6 Monate mehrer Tage der Woche die Agentur kennenzulernen. So kam eins zum anderen, ich schätze seine Ideen und seine Power. Da wusste ich, dass meine Firma mit all den Mitarbeitern in gute Hände kommt, was mir den Abschied von meinen geliebten mauritius-images erleichterte. PICTORIAL: Sie sind also mit sich im Reinen und zufrieden mit den Bedingungen der Übergabe? Stefan Ploghaus PICTORIAL: Deutschland ist ja leider eine Region, in der das Gros der verbleibenden Bildagenturen immer weniger selbst produziert, sondern zunehmend auf die Rolle einer Verkaufsplattform zurückgedrängt ist. Aber eine Agentur hat ja nicht nur eine Vermarktungsseite, sondern auch kreative Aspekte. Sehen Sie einen Sinn darin, verstärkt neue, eigene Produktionen zu initiieren? In welche Richtung kann Mauritius da gehen? Stefan Ploghaus: Sie haben Recht. Premiumagenturen wie mauritius images müssen sich durch eine gewisse Exklusivität abheben. Auch daran arbeiten wir zukünftig mit neuen, spannenden Partnerschaften, aber auch mit eigenen Produktionen – die wir unter anderem auch mit Partnern abwickeln werden. Ganz aktuell haben wir ein neues Projekt im Bereich Beauty und Frisuren abgeschlossen. Weitere sind bereits in der Pipeline. PICTORIAL: Herr Zwez: Und wie geht es weiter? Wie werden Sie ihren Ruhestand gestalten? Golfspielend am Kap? Umringt von Fässern köstlichsten roten Kap-Weines? Mit den „Bretterln“ unter den Füßen auf verschneiten Höhen? Hans-Jörg Zwez: Mit was verbringe ich meinen Ruhestand? Endlich hat man die Zeit, sich seinem Winter-und Sommer-Sport und den zahlreichen kulturellen Veranstaltungen, wie Konzerten und Ausstellungen, zu widmen. Oder gar Interviews zu beantworten! Aber nach wie vor lese ich die Bildnachweise in den Publikationen – und freue mich, dass „mauritius“ wieder zunimmt. PICTORIAL: Gibt es eine kurze Botschaft, die Sie der Bilderbranche zum Abschied zurufen wollen? Hans-Jörg Zwez: Nach meiner Einschätzung werden sich die Kleinen, Feinen gegen die „Multis“ durch Ihre aktive Ansprache an die Kunden – und deren Treue – gut behaupten. PICTORIAL: Vielen Dank, viel Glück!