Jugendgewalt - Schulpsychologie
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Jugendgewalt - Schulpsychologie
Jugendgewalt Dr. Anton Schmid Statistik Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PSK) Hellfeld Dunkelfeld Summe der Kriminalität These: Dunkelfeld wird kleiner: mehr Anzeigen Dunkelfeld wird größer: weniger Anzeigen Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 2 1 Hans MELLINGER, geschäftsführender Jugendanwalt im Kanton Aargau: „Die Zahl der tatsächlich eingeleiteten Strafverfahren gegen Jugendliche nahm 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent auf 2.493 zu. Der Anstieg auf hohem Niveau hängt größtenteils von polizeitaktischen Einsätzen und Kontrollen ab“, sagte Melliger. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 3 Eine große deutsche Zeitung schreibt am 30. Mai 1992: „2.555 Morde in 1991“ Tatsache: von diesen 2.555 „Ermordeten“ waren noch 1.635 am Leben (= versuchte Tötungsdelikte) 891 Morde und Mordversuche 1.692 Tötungsdelikte ohne Mord Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 4 2 Deutsche PKS – Verdächtige - 2006 Kinder bis unter 6 Jahren: 1.004 (!!!) (z.B. Brandstiftung) 6 bis unter 8 Jahre: 3.817 8 bis unter 10 Jahre: 10.597 10 bis unter 12 Jahre: 22.934 12 bis unter 14 Jahre: 62.135 Summe: 100.487 Kinder 44% der Kinder wurden wegen Ladendiebstahls angezeigt Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 5 Wir sind alle mit zwei Wirklichkeiten konfrontiert: - eine mediale Welt, in der ständig von einer Gewaltzunahme gesprochen wird - eine gesellschaftliche, meist subjektiv gefärbte Wirklichkeit Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 6 3 Kriminalitätsentwicklung aus der Sicht der Bevölkerung Beispiel: Medienberichterstattung USA Zeitraum 1991 bis 1995, leichter Rückgang von schweren Gewaltdelikten. Analyse der Abendnachrichten großer TVSender zeigte: Vervierfachung der Medienberichterstattung über diese Gewalttaten. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 7 Kriminalitätsentwicklung aus der Sicht der Bevölkerung Die meisten Menschen haben das subjektive Empfinden von steigender Jugendgewalt. Wahrscheinlich: der Wandel der Medienberichterstattung hängt mit der Fehleinschätzungsentwicklung der Bevölkerung zusammen. 60 % von den Personen, die die Kriminalitätsentwicklung sehr falsch einschätzen, fordern auch höhere Strafen. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 8 4 Kriminalitätsentwicklung aus der Sicht der Bevölkerung Deutschland 2006: • 54% der Befragten glauben, dass die Verbrechen in Deutschland steigen • 52% glauben härtere Strafen reduzieren Kriminalität • 2/3 meinen man müsse Kinder strenger erziehen als jetzt • 2/3 meinen die Strafmündigkeit gehört von 14 auf 12 Jahre abgesenkt Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 9 PKS Österreich 2007 Vergleich Erwachsene - Jugendliche Anzeigen Kriminalstatistik 2007 33.068 (+15,3%) 594.240 (+0,8%) (+ = Vergleich zu 2006) Gesamt davon Jugendliche Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien Quelle: BMI 10 5 Anzeigen gegen Jugendliche – Veränderung 2007 2001 2006 Sachbeschädigung 4.625 + 139,0 % + 28,6 % Körperverletzung 4.539 + 96,9 % + 17,2 % Diebstahl d. Einbruch/m. Waffen 3.305 + 148,7 % + 9,9 % Fahrlässige Körperverletzung 1.477 + 64,5 % + 21,8 % Raufhandel 1.178 + 150,6 % + 12,5 % Gefährliche Drohung 1.042 + 117,5 % + 25,1 % Raub 566 + 267,5 % - 9,1 % Schwere Körperverletzung 559 + 124,5 % + 24,8 % Schwerer Raub 224 + 151,7 % - 23,3 % Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 11 Veränderungen in der Kriminalitätsstatistik: • 1975: Mit 1.1.1975 neues Strafgesetzbuch • 1989: JGG in Kraft getreten und damit Verschiebung der Jugendstrafmündigkeit von 18 auf 19 Jahre • 2000: Die Anzahl der Verdächtigten stieg aufgrund einer geänderten Erfassungsmethode des BMI • 2000: Zahl der Verurteilten sank, nachdem die Diversion eingeführt wurde (Verurteiltenstatistik des BMJ) • 2001: mit 1.7.2001 wurde das Alter der Jugendstrafmündigkeit von 19 auf 18 Jahre herabgesetzt Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 12 6 ermittelte tatverdächtigte Jugendliche (BMI) 19.164 1990 28.683 2006 2007 13,4% aller ermittelten Tatverdächtigten = 33.068 Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 13 Verurteilungen Jugendliche (BMJ) 7.751 1975 2004 2005 2006 3.336 2.953 2.889 Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 14 7 Strafbare Handlungen von Jugendlichen gegen... 644 624 541 314 367 296 2004 2005 ...Leib und Leben 2006 davon Körperverletzung ca 10% aller Delikte (Erw. + Jug.) sind gegen „Leib und Leben“ ca 90% sind keine Gewaltdelikte 15 ..frem des Verm ögen 760 983 821 1.334 1.331 1.489 Strafbare Handlungen von Jugendlichen gegen... davon Diebstahl 2004 2005 152 141 162 davon Sachbeschädigung 2006 Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 16 8 Strafbare Handlungen von Jugendlichen gegen... 809 656 458 2004 2005 2006 ...das Suchtmittelgesetz Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 17 Verschiedene Altersgruppen haben unterschiedliche Entwicklungen z.B.: ermittelte tatverdächtige Jugendliche in Wien von 2004 auf 2005 10-14 Jahre: + 5,5% 14-18 Jahre: - 4,1% Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 18 9 Anzeigenquote (Schülerbefragungen) in Deutschland Täter gegen Opfer der Gewalttaten werden angezeigt Max Moritz 22% Ahmet Max 30% Ahmet 1 Ahmet 2 14% Ahmet Igor 24% Max Ahmet 28% Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 19 Jugenddelinquenz - große Mehrheit (90-95%): spätestens mit frühem Erwachsenenalter endend = Begleitphänomen beim Erwachsen werden - kleine Minderheit (5-10%): langfristig delinquent = zu viele Risikofaktoren um aussteigen zu können Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 20 10 Lebenswelten von Jugendlichen sind bestimmt durch: Familie Peer-Group J Schule/Arbeit Medien Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 21 Risiko Jugendgewalt anhand von Faktoren: Gewalt in der Familie soziale Benachteiligung der Familie niedriges Bildungsniveau = schlechte Zukunftschancen Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 22 11 Gesellschaftliche Ziele: Ansehen, Wohlstand, soziale Teilhabe • keine Delinquenz: wenn ausreichend verfügbare Mittel für Jugendliche vorhanden sind (finanzielle Mittel, soziale Möglichkeiten, Bildung etc.) • wenn keine verfügbaren Mittel vorhanden sind, steigt die Wahrscheinlichkeit von delinquenten Handeln Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 23 Jugendgewalt – was hat sich verändert? • • • • mehr Anzeigenverhalten mehr Gruppengewalt weniger Einfluss durch Elternhaus weniger informelle Kontrolle durch die Gesellschaft • Aufeinanderprallen von Kulturen erhöht Gewaltpotential bei Jugendlichen • Erweiterung d. Gewaltwahrnehmung/definition/-handelns - früher „hänseln“ - jetzt „Mobbing“ Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 24 12 Jugendgewalt – was hat sich verändert? • Leistungskrise bei Burschen im Vergleich zu Mädchen. In der Schule sind Burschen in fast allen Belangen leistungsschwächer als Mädchen (Noten, Schulempfehlungen, Matura...). • Rückzug von männlichen Jugendlichen in Wohnungen, Medienwelten, Drogenwelten und auch in Gewaltszenarien. Kids sind daher oft hyperaktiv und depressiv. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 25 Jugendgewalt – was hat sich verändert? • Burschen sind weniger bindungsbereit -> wir wissen, dass gute Bindungen sich eher gewaltreduzierend auswirken • Burschen sind häufiger krank • Immer weniger Spiel- und später Bewegungsraum Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 26 13 Jugendgewalt – was hat sich verändert? • Medien sind nach Sensationen orientiert und nicht nach Solidarität oder ethischen Gesichtspunkten. („Schau, jetzt sind wir berühmt“ 16 jähriges Mädchen zu 21 jährigem Burschen nach Straftat bei der Einvernahme) • Wir leben in einer Erlebnisgesellschaft. -> wir haben Hunger nach Sensationen und daher ist auch der Kick zur Gewalt gefragt. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 27 Jugendgewalt – was hat sich verändert? • Jugendliche haben keine Zeit für ihr Erwachsen werden, weil niemand Zeit für sie hat oder auch keine Zeit zur Verfügung steht • Annäherungsarbeit fehlt: weil Zeit kurz sein muss, um ein Ziel zu erreichen. Im Ziel ist nächstes Ziel schon wieder definiert.. weiter geht’s zum nächsten Ziel • 2 falsche Erziehungsansätze: - extrem überbehütet und überreagierend - extrem vernachlässigend Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 28 14 Unklarheiten • Es gibt Jugendliche, die unter gleichen Entwicklungs- und Sozialisationsbedingungen aufwachsen, aber unterschiedlich handeln (delinquent oder nicht delinquent). • Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob Gewalt in der Gesellschaft zunimmt. Wenn ja, dann natürlich auch bei Jugendlichen. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 29 Positive Einstellungsänderungen (Schülerbefragung) • gewaltbefürwortende Äußerungen haben abgenommen • wahrgenommene Gewaltablehnung bei gleichaltrigen Freunden hat zugenommen Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 30 15 Etikettierungstheorie Wenn Jugendliche ständig hören, wie schlecht und abweichend sie sich verhalten (entweder jeder Einzelne persönlich oder Jugendliche als Gesamtes) werden sie es schlussendlich auch umsetzen. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 31 Tätersituation PEER-GROUP/ CLIQUEN • ca. 50% aller Jugendlichen bekennen sich zu keiner Clique • ca. 40% zählen sich zu nicht gewaltbereiten Cliquen • ca. 10% zählen sich zu gewaltbereiten Cliquen Diese 10% der Jugendlichen in gewaltbereiten Cliquen verüben ca. 60% der Jugendgewaltdelikte Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 32 16 gewaltbereite Cliquen • Haupteinflussfaktor für Jugendliche • beeinflusst auch delinquente Verhaltenseinstellungen von Jugendlichen • Fazit: hat die Peer-Group delinquente Einstellungen und Verhaltensweisen, ist das auch für Jugendliche sehr prägend • Gleichaltrigengruppe vermittelt Gefühl von Stärke und sie senkt die persönliche Hemmschwelle • Jugendliche, die innerfamiliäre Gewalt erfahren, schließen sich signifikant häufiger gewaltbereiten Cliquen an Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 33 gewaltbereite Cliquen gewaltbereite Jugendcliquen entstehen u.a. (nach: Stefan Borrmann) • kulturelle Auslöser: Geschlechterrollenbilder lösen sich auf • soziale Auslöser: Ausgrenzung der Jugendlichen aus Arbeits- und Schulbereich • psychische Auslöser: Unfähigkeit zur Empathie aufgrund oft autoritärer Familiensituationen Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 34 17 gewaltfördernd ist: Kreislauf von problematischen Eltern-Kind Interaktionen negative Verhaltensweise der Jugendlichen falsche Erziehungspraktiken der Eltern (Gewalt, Inkonsequenz) Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 35 gewaltfördernd ist: • Gefühl vermittelt zu bekommen nicht gebraucht zu werden, fast ausschließlich nur negative Kritik an Verhalten etc. • Ausgrenzungserfahrungen von ausländischen Jugendlichen: misslungene Integration führt erst später zu Jugendgewalt. • Je mehr Macho-Einstellung und dementsprechendes Verhalten auftritt, umso größer ist die Gewaltbereitschaft. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 36 18 Bindungsstörungen als Ursache von Gewalt • Bindungsforschung Bowlby, Brisch etc. • Bindungsmuster: sicher, unsicher-vermeidend, unsicher-ambivalent, desorganisiert • bei Jugendlichen – bei Burschen: körperliche Gewalt gegen andere – bei Mädchen: gegen sich selbst gerichtet Gewalt (Ess-Störungen etc.) Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 37 Happy-Slapping: warum machen Kids das? • es ist für sie unverständlich, warum sich andere darüber aufregen – „es ist ja nur Spaß“ • wenn man als Jugendlicher viele Jahre nicht gespürt hat was Vertrauen und Liebe ist, kann man auch nicht spüren, was Ungerechtigkeit und Brutalität ist • sie wissen zwar, dass es strafbar ist andere brutal zu schlagen, aber sie verstehen es nicht • jahrelange Gewöhnung an Gewalt macht sie frei von Wertekonflikten und schlechtem Gewissen • geänderte Medienwelten als Vorbild (Jackass - TV, PC und Videospiele, Filme) Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 38 19 Durchschnittliches Täterprofil eines gewaltbereiten Jugendlichen: • ca. 12-15 Jahre alt bei Beginn der Gewaltbereitschaft • männlich • aggressive, dominante und impulsive Persönlichkeitsstruktur • Identitäts- (Selbstwert-) problem – es entwickelt sich ein emotionaler Druck, der über Gewalt abgebaut wird • versucht über Gewalt Respekt zu gewinnen • ängstlicher und unsicherer Konfliktausweichler, der das nur über Gewalt verbergen kann Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 39 Durchschnittliches Täterprofil eines gewaltbereiten Jugendlichen: • kein Vertrauen zu anderen Menschen • schlechte Schulleistungen/ Arbeitsleistungen • konfliktreiches Familienleben zu Hause • gehört zu einer gewaltbereiten Clique • lebt in Armut oder an der Armutsgrenze Gewalt kostet (vorerst) nichts • gehört zur Gruppe der ca. 6% stets Gewaltbereiten, deren Aggressivitätspotential in den letzten Jahren gestiegen ist Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 40 20 Medien und Gewalt Manche Formen der Mediengewalt sind für manche Jugendliche unter manchen Bedingungen negativ. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 41 Wechselwirkende Faktoren • Persönlichkeit des Jugendlichen • Umfeld des Jugendlichen • Mediengewaltkonsum P U M Gewalthandlung tritt dann auf, wenn zumindest zwei von drei Faktoren bei einem Jugendlichen negativ sind Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 42 21 Warum spielen männliche Jugendliche soviel gewalthaltige PC-Spiele? Durch enorm vieles üben stellt sich Erfolg und Souveränität im Spiel ein, die aber in der Realität fehlen. Ein mangelndes Selbstwertgefühl wird durch den Erfolg im Spiel kompensiert, da man im Spiel besser ist als in der Realität. Was die Realität also nicht bieten kann (Selbstwert, Gefahren meistern können, Aufregendes und Abwechslungsreiches erleben), wird in den PC-Spielen gesucht und gefunden. Macht, Kontrolle, Stärke etc. wird erlebt ohne gesellschaftliche Normverletzungen. Im Spiel ist das ICH sehr gut, daher wird immer wieder in diese Welt eingestiegen um das Gefühl zu haben, gut43 zu sein. Unterschied zwischen • Gewaltvideokonsum ist Mutprobe und sichert den Rang in der Peer-Group • Gewaltausübung ist strafrechtlich zu verfolgen Zusammenhang: • exzessiver Mediengewaltkonsum <-> schlechte Noten • schlechte Noten <-> mehr Gewalt • bei Jugendlichen mit normaler Mediennutzung: geringer Beleg für Gewaltverhalten Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 44 22 Unterschiede in lernpsychologischer Hinsicht zwischen: • Filme/Videos: rein passives Konsumieren – geringster Lerneffekt • (interaktive) PC-Spiele: schon aktives Eingreifen vorhanden – mittlerer Lerneffekt • Gotcha/Paintball: Spielverhalten wird selbst real gestaltet – höchster Lerneffekt Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 45 Kurzfristige Wirkungen nach Gewaltmedienkonsum • gut erforscht • kognitive Prozesse - verzerrte Wahrnehmung von feindseligen Absichten (z.B. Stoßen im Gedränge) - verzerrte Erwartung von Reaktionen bei Konflikten (Annahme andere reagieren mit Gewalt) - feindliches Selbstkonzept: ich definiere mich selbst aggressiver - erweiterte aggressive Zugänglichkeit von aggressiven Gedanken Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 46 23 Kurzfristige Wirkungen nach Gewaltmedienkonsum - vermehrte aggressive Emotionen (wie Ärger, Wut) – „Neuronaler Aggressionszustand“ - latent aggressive Tendenzen werden dabei früher ausgelebt • Verhalten - kurzfristige Steigerung des aggressiven Verhaltens - Hemmung des prosozialen Verhaltens Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 47 Langfristige Wirkungen nach Gewaltmedienkonsum • nicht gut erforscht • Annahme: allgemeine Steigerung von aggressivem Verhalten bei intensivem Medienkonsum mit gewalthaltigen Inhalten: nur Befragungsstudien von verschiedensten Zielgruppen (Eltern, Jugendliche, die viele aggressive Spiele spielen oder Filme sehen) sind vorhanden Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 48 24 General Aggression Modell Wiederholtes gewalthaltiges Konsumieren führt zu erhöhter Aggressivität (Vorstellungen, Erwartungen, Verhaltensabläufe) und gleichzeitig nimmt die eigentliche defensive Reaktion auf Aggressivität (von außen) ab. Dies führt zu einem aggressiven Charakter. Daher wendet man sich auch wieder vermehrt den gewalthaltigen Medien zu und in Form einer Spirale schaukelt sich die Zunahme von Aggressionen auf. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 49 Gewalt und Schule • Gewalt wird von außen durch die SchülerInnen in die Schule mitgenommen • gewaltbereite Cliquen außerhalb der Schule tragen über einen kleinen Teil der Schüler Gewalt in die Schule • Gewalt durch schulimmanente Strukturen (z.B. fehlende Partizipation von Jugendlichen bei Schulentscheidungen, Lehrerversagen, etc.) Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 50 25 Gewalt und Schule • Ständig gewaltbereite Schüler sind ein Fall für das HelferInnensystem (SchulpsychologInnen, Jugendamt, Beratungsstellen, etc.) und letztlich für die Polizei (wenn SchülerInnen schon strafmündig sind). LehrerInnen allein sind macht- und daher hilflos. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 51 Gewalt und Schule • physische Gewalt: hauptsächlich 13-16 jährige Burschen • bei verbaler Gewalt sind aber auch Mädchen beteiligt • physische Aggressionen nehmen eher ab, verbale Aggressionen hingegen zu. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 52 26 Gewalt und Schule Gewaltprävention: • Die Johannes-Kepler-Universität Linz wies nach, dass Partizipation in der Schule zu einer Reduktion der Gewalterfahrung von SchülerInnen führte. • Bei 11-12 Jährigen: mit überdurchschnittlichen Partizipationsmöglichkeiten berichteten nur lediglich 7%, dass sie Opfer von Gewalt wurden. • Hingegen berichteten 29% der Kinder mit unterdurchschnittlichen Partizipationsmöglichkeiten von Gewalterfahrungen. Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 53 Gewalt und Schule „ Etliche Studien zeigen: wenn Schüler gleichberechtigt an der Setzung und Kontrolle der Regeln des Zusammenlebens und an fairer Konfliktschlichtung beteiligt werden, fühlen sie sich stärker als in herkömmlichen Schulen füreinander verantwortlich und handeln entsprechend. Auch Gewalt und Vandalismus gehen deutlich zurück“. (G. Nummer-Winkler, Soziologin) Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 54 27 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien 55 28